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Full text of "Martin Luther : eine Biographie"

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Cr JU>  \i  \  5 »1 V»      (S,^.  Cf-v7  J~^?S. 


I^arbarti  College  I,ttirars. 


FROM   THE    BE<^EST  OF 


JAMES   WALKER,   D.D.,   LL.D., 

(Glttsa  of  1S14), 

FOKMER  PRESIDENT  OF   HARVARD   COLLEGE; 

"  Preference  being  given  to  works  in  the 
Inteliectual  and  Moral  Sciences." 


♦  .  * 


I* 


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mattin  gutjei*/ 


€ine  ^togropl^ie 


t>on 


D.  8|e0lr0r  Jofte, 

otbentl.  ^rofcffot  an  bet  Unltoetptfit  Ctlanflcn. 


II.  ^anb. 


gricbtic^  «nbrca«  ipcrtl^eg. 
1889_^j', 


!  —  i^^fjCS.  4^0  /r^s. 


9/aMuAj  <£^-^/. 


J:2r. 


VIIc   9t(d»t(   »oriiclialtcti. 


ftuf  ber  SBottbwrg  unb  in  SBtttcnbcrg  Kö  jum 
flitögang  bc8  ©auenrfricg«. 


tolkt,  8iit(«t.  n. 


L  9{aptfeC 
IKe  IDartImrinilie  titiil  itt  ütttmn  in  Wiütnhttq. 


SRitten  aui  ben  äßitten  l^erauS,  aud  bem  %üx  unb  Sßibet 
ber  fiteitenben  Parteien,  me  att$  feinet  gemol^nten  taftlofen 
flxfKxt,  l^tte  ber  gutft  feinen  ^tofeffor  an  einen  ftiHen,  fidleren, 
»albumfd^Ioffenen  Ott  bringen  laßen.  8tö  Runter  (Keotg  l^tte 
man  Sutl^er  bafelbfi  eingefnl^tt  Suf^et  bem  ©d^loftl^auptmann, 
bem  ^enn  t>.  Setlepfd^  unb  feinet  @emapn,  bie  i§m  balb  ]^etj= 
Ud^  100^  moQten  unb  benen  et  fein  ßeben  lang  ein  banibated 
UnbenCen  bemal^tte,  »aten  nut  »enige  ind  Sßetttauen  gejogen. 
S)en  Übtigen  gegenübet  mu^te  et  nun  ben  9iittetiSmann  fpielen. 
9n  bie  ©teUe  bet  ftutte  unb  bet  ftapttje  ttat  je^t  ein  l^öfifd^eS 
iSemanb  unb  ein  »eltlidgeiS  Satett.  S)et,  »ie  bie  filteften  Gilbet 
jeigen,  nie  fonbetlic^  glatttafiette  83att,  loie  bad  bid^te  ^auptl^at, 
btttften  je^t  ftei  »ad^fen.  (Sine  golbene  Stette,  bie  man  il^m 
jtt  ttagen  gab,  mie  baiS  @d^mett,  meld^eS  et  umjugfitten  l^tte, 
wenn  et,  in  bet  Sftegel  Don  einem  Detttauten  Stned^te  begleitet,  bie 
Slfiume  beS  @d§loffed  betliei  foUte  bie  Xfiufd^ung  betboQftfinbigen. 
äRan  leitete  il^n  an,  mt  et  fic^  benel^men  mfiffe,  unb  et  fanb  fi^ 
fo  gut  obet  fo  fd^led^t  eS  ging,  in  biefe  gänjlid^  anbeten  aSet= 
l^ltniffe  unb  tonnte  übet  fein  9iittettum  f(^et}en.  (St  etfteute 
^d^  an  SBalb  unb  glut,  bon  bet  et  auftet  auf  feinen  9R6nd§8s 
teifen  in  ben  legten  fünfje^n  S^l^ten  nid^t  biel  gefeiten  l^aben 
mod^te.  S)a  laufd^te  et  bem  (i^efang  bet  Sßdgel,  »ie  fie  ®ott 
loben  >£ag  unb  92ad^t,  pfludte  mol^l  aud^  JBeeten  im  SBalbe.   %bet 

1* 


4  luf  ber  ffiartbutfl. 

au^  an  ber  ^ctfi^  ^^W  ^  ^^U'  einmal  jmei  Zage  leintet  einanber, 
um  baS  „ffifes bittere"  SJergnugen  ber  gtofeen  O^^n  ^«««1  8^ 
lernen.  «äBir  fingen  jmei  ^fen  unb  ein  paar  armfelige  9le6s 
l^fil^ner,  furwal^r  eine  »ürbige  93ef(i^fiftigun9  für  Seute,  bie  nid^tiS 
}u  tl^un  l^a&en.''  S)ie  ©ad^e  l^tte  il^m,  mie  er  an  Spalatin 
fd^reibt,  Vergnügen  gemad^t,  aber  feine  tl^eologifd^en  ®eban{en 
mar  er  barflber  nid^t  loS  geworben.  Sfiger,  ^unbe  unb  ^afen 
erinnerten  il^n  an  ben  @atan  ober  ben  $apft,  mie  er  burd^  feine 
^unbe,  bie  Sifd^öfe  unb  ^^eologen,  ben  einf&ltigen  unb  gl&ubigen 
©eelen  nad^fteUt.  Unb  tok  l^tte  er  Dergeffen  tdnnen,  toai  ba 
brauf^en  Ddrging!  SRan  foQte  meinen,  ba^  bie  Stille  unb  Se= 
l^glid^teit  mä)  ben  fd^meren  Stumpfen  ber  legten  ^a^^xt  unb  ben 
aufreibenben  ^agen  in  SBormd  il^m  befonberd  »ol^lgetl^an  l^tte, 
aber  er  vi>ax  (eine  9latur,  bie  baran  (Kefaüen  fanb*  S)a$  ritter= 
lid^e  SBol^lleben,  in  ba$  er  fi(^  t)on  ber  fc^makn  Stloftertofi  auf 
einmal  oerfe^t  fanb,  tl^at  feinem  Störper  aud^  nid^t  gut.  93iS  in 
ben  ^erbft  l^tte  er  über  l^eftige  Unterleibdbefd^merben  ju  (tagen. 
3m  3uni  »ollte  er  fogar  beSl^lb  nad^  Erfurt  reifen,  um  bie 
bortigen  ärjte  jurate  ju  jicl^en. 

Steinen  XugenblidC  Dermod^te  er  bie  fc^mere  93erantmortung  }u 
öergeffen,  bie  auf  il^m  laftete,  unb  bie  ^flld^t,  auc^  femer  benen 
ein  Berater  ju  fein,  bie  il^m  bisl^er  gefolgt  waren.  (5r  burfte 
ft(^  fagen,  ia^  er  nur  mibermillig  nachgegeben,  aber  bod^  qu&lte 
il^n  immer  wieber  ber  (Sebante,  man  tonne  il^m  Dormerfen,  ia^ 
er  im  «ugenblide  ber  ©efal^r  gerabe  jeftt,  wo  man  gegen  feine 
Unl^nger  wüte,  fi(^  jurüd^iel^e,  wfil^renb  er  bo(^  Diel  lieber,  wie 
er  bem  Sielanc^tl^on  Derftcbert,  mit  bargebotenem  Fladen  ben  wüten:: 
ben  ®egnern  entgegen  getreten  wfire. 

„5)a  fifte  ic^  nun*",  fd^reibt  er,  «unb  ftelle  mir  ben  ganjen 
Xag  bad  Sudfel^en  ber  Stirere  Dor  Sugen  unb  fd^aue  jened  SBort 
beS  ^falmiften  (89,  48):  Söarum  willft  bu  alle  3Renfd^en  um= 
fonfi  gefd^^en  l^ben?  O  @ott,  wie  erfd^redlid^  ift  ber  Xnblidt 
beS  Qoxnt^  (Sottet  unb  wie  abfc^eulid^  ba^  9leid^  be$  römifd^en 
Sntic^riftS.  Unb  \ä)  oerwünfd^e  meine  ^&xtt,  bag  id^  nic^t  ganj 
in  Jrfinen  serfKefee,  bafe  id^  mit  ben  Srunnen  meiner  Irfinen 
beweinte  Die   erfd^lagenen  Söl^ne   meinet  93ol(e$.     Sber  e^  ift 


(StPe  9(tBeitett.  6 

feiner,  ber  ftd^  etl^ebc  unb  (Kott  fe^l^alte  ober  fid^  entgegen  fieQe 
ald  a^auet  für  baS  l^auS  3^rael  an  biefem  legten  Xage  feines 
3ornS.  O  über  baS  9ieid^  beS  $at>fteS,  »firbig  bed  (SnbeS  unb 
ber  C^^f^  i>^t  Seiten.    ®ott  erbarme  fid^  unfer." 

^ber  er  begnügt  fid^  nid^t  mit  Stlagen.  ®ogleid^  in  feinem  erfien 
©riefe  üon  ber  SBartburg  ermal&nt  er  mit  fefiftigem  SBorte  bie 
SBittenberger  greunbe,  8lmSborf,  ben  jungen  SRagifter  S^^'^««« 
llgricola  aus  (SiSleben,  unb  t>ox  aUen  SReland^tl^on,  baS  SSßort 
®otteS  unbetfimmert  um  ben  ^a\i  ber  geinbe  ju  prebigen  unb 
auf  ber  SBarte  ju  fielen;  er  tooüc  inbeffen  beten.  Sber  eS  brangte 
il^n  aud^  jur  llrbeit.  S)ie  tlöfterlid^e  Steigung  jur  ftiUen  Kontemplation, 
»oju  er  jje^t  bie  befte  (Selegenl^eit  gel^abt  l^tte,  »ar  Ifingft  t>ou 
über.  äRel^r  als  jje  l^atte  er  aud^  je^t  mieber  bie  ganje  grof)e 
@efa]^r  beS  ^QeinfeinS  burd^iufoften.  ©d^mere  (SlaubenSanfed^ 
tungen  unb  fünblid^e  Biegungen  mad^ten  il^m  t)iel  ju  f(^affen.  ^Qen 
(SrnfteS  vermeinte  er  in  feiner  Don  ber  Sinfamteit  enegten  $l^an= 
tafie,  es  mit  allerlei  Xeufelsfput  ju  t§un  ju  l^aben,  »enn  aud^ 
mand^eS,  »aS  bie  greunbe  fpdter  barüber  oon  il^m  gel^ört  l^aben 
n^oUten,  auSgef(^müd(t  fein  mag. 

SSon  Anfang  an  feinte  er  fic^  nad^  feinen  ©üd^ern,  nad^  ben 
bereits  begonnenen  litterarifd^en  arbeiten,  bie  feiner  l^rrten.  Qroax 
fleißig  ftubierte  er  je^t  mieber  ben  |ebr&ifd^en  unb  gried^ifd^en  %qi 
ber  Schrift,  aber  baS  nannte  er  SRüfeiggang.  Unb  nod^  el^e  feine 
SRanuflripte  eingetroffen,  mad^te  er  fid^  an  neue  Arbeiten.  ©aS 
erfte,  »aS  er  fd^rieb,  mar  eine  erbauliche  ®r!lfirung  beS  68.  ^falm. 
S)ann  oeranla^te  il^n  bie  Shinbe,  ba^  man  bie  JBeid^te  baju  benu^e, 
um  bie  kommen  Dom  (Soangelium  abiumenben  unb  fie  nad^  feinen 
Sudlern  auSjuforfd^en,  ju  einer  neuen  ©d^rift  (Dgl.  oben  I,  318) 
über  bie  Seid^te.  ©d^on  ber  Jitel:  „SSon  ber  Seid^te,  ob 
bie  ber  «ßapp  SRac^t  l^abe  ju  gebieten",  läfet  erfennen, 
»orauf  er  l^inauS  »iß.  @r  beult  nid^t  baran,  bie  ©eid^te  ju  Der= 
werfen,  aud^  nid^t  bie  „l^eimlid&e  Seilte",  man  foU  fie  Diel  mel^r 
preifen  als  eine  ®abe  ®otteS.  ©ie  ift  „ein  töftlid^  ©tüd  Dom 
l^eiligen  areuj".  „D,  »enn  »ir  »üfeten,  »eld^  gndbigen  (Sott  eS 
mad^t,  bafe  ber  SRenfd^  il^m  ju  @$ren  fic^  |elbft  Dernic^tet  unb 
bemütigt,  »ir  »ürben  bie  Seilte  aus  ber  (grben  graben  unb  über 


6  9^00  bet  Seilte. 

tattfenb  SReilen  Idolen.''  WKt  falfd^  ifi  c»,  bem  ^apfte  unb  feinen 
^tiefletn  allein  ba^  Äed^t  bet  Äbfolution  jujuf einreiben,  ate  ob 
man  nid^t  aud^  ®ott  adein  bie  @ünben  beCennen,  ober  im  9loU 
faUe  einem  JBtuber  ftd^  anüettrauen  unb  bon  il^m  ben  3ufP^u<^ 
bei  ©ünbenbetgebung  empfangen  bfitfe,  ba  bo(^  aOein  bie  Stirere, 
bie  Sßetfammiung  bet  (Slfiubigen,  bie  @d^lüffelgemalt  etl^atten.  %bet 
me  l^od^  aud^  bie  JBeid^te  ju  pteifen,  fo  l^at  fte  boc^  nut  SBett  ffit 
ben,  bet  pd^  fteiwiHig  il^t  untet^iel^t  unb  nic^t  mit  „gejmungenem 
C^etjen"  unb  um  SKenfd^engeboteS  willen,  ©atum  tdt  et,  getabe 
ju  Dftetn  liebet  nid^t  ju  beid^ten,  »eil  bet  ^apft  ein  feelenüet« 
betbetifcftes  ©efeft  batauS  gemad^t  l^at  „3«  ^^  ®ett)ijfen  m\ü 
©Ott  allein  fein,  unb  fein  äßott  aUein  tcgieten  laffen,  ba  foK 
Steilheit  fein  bon  aßen  SRenfd^engefc^en.''  ©eutlid^et  l^at  et  wol^l 
laum  itgenbtoo  ben  eüangelifc^cn  ©afe  t)on  bet  ®e»iffen§ftei]^eit 
auSgefptod^en  al$  l^iet,  unb  man  ettennt  batauS  ben  unmittelbaten 
Sla^tlang  bet  äBotmfet  Sßetl^anblungen,  »enn  et  fic^  in  langen 
JluSful^tungen  gegen  baS  SBerbetblidde  bet  SRenfd^enlc^ten  »enbet, 
gegen  ba«  falfd^e  ^od^en  auf  bie  Ronjilien,  bie  bodd  feine  feien, 
unb  gegen  allen  3wöng  in  litd^lid^cn  unb  teligißfen  ©ingen,  fo  auc^ 
inbejug  auf  laufe  unb  Äbenbmal^l.  ^3<ä^  ^<^öt  ptebigen  ben 
(Stauben  obet  bie  laufe,  abet  niemanb  baju  smingen.''  „©taube 
fid^etlic^,  »eld^e  bu  ^ietmit  nic^t  l^etjubtingft ,  bie  »itfl  bu  mit 
©eboten  unb  SRötigen  nic^t  feligUdd  J^etjubtingen." 

©iefc  ©c^tift,  „feine  8lpotal^j)fe,  bie  et  in  feinem  ^atmoS 
gefd^tieben",  »ibmete  et  gtanj  üon  ©itfingen,  als  ©anl  ^filt  feine 
üielfÄltige  Jtöftung  unb  fein  ©tbieten''.  3^fct  bcenbete  et  aud^  bie 
fd^on  ftul^et  ettoäl^nte  8luSlegung  beS  „SRagnifilatä",  be5  8ob= 
gefangen  bet  SRatia,  in  bet  et  fie  nod^  ganj  unbefangen  als  fünb= 
los  bcjeid^net  unb  il^te  ^Jütbitte  antuft.  Unb  in  getabeju  etpaun= 
liefet  ©d^neHigleit,  in  nod^  nid^t  14  Jagen  (8.  bis  20.  3uni)  fd^tieb 
et  feine  auSfül^tlid^e  ©tteitfc^tift  gegen  ben  ßöwenet  Jl^eologen 
ßatomuS,  bet  eS  übet  fu^  genommen  l^atte,  feinet  galultät  SSet-' 
bammungSutteil  übet  ßutl^etS  Sudlet  unb  il^te  SSetbtennung  ju 
ted^tfettigen.  öutl^et  l^atte  feine  anbeten  SBud^et  bei  pd^  als  bie 
l^eilige  ©c^tift,  abet  »otauf  eS  il^m  l^auptffid^lic^  anlam,  baS  loal^te 
äföejen  Don  ©unbe,  Sufee  unb  ©nabe  gegen  bie  abjd^iofid^enben 


Segtiffdbeftimmungen  f^olafttf(^et  ®t>iftfi>(^i9l^ten  fid^  ju  fteQen, 
boju  bebutfte  et  nut  feiner  JBibel,  unb  mit  fold^er  (Bntfd^iebenlfteit 
betonte  et  l^iet  bie  @<^tift  atö  aOieinige  JQueOie  ^tiftlic^  Stfennt^ 
WS,  bafi  et  fogat  bad  Zl^un  bet  fon^  t)on  il^m  fo  l^od^efd^ten 
@^nobe  ju  92icfia,  ba«  äSetl^ltiftd  (Sj^tifti  sunt  SSatet  mit  einem 
ni^t  bet  Sd^rift  entnommenen  föotte  sn  be^eid^nen,  ffit  anmaftenb 
et{ifitte. 

@ein  gleift  n^at  in  bet  2J^at  ein  ganj  aufietotbentlid^et.  S>enn 
neben  ben  fd^on  etw&l^nten  ©d^tiften  unb  einigen  anbeten,  auf 
bie  nod^  sutud}uf0mmen  fein  koitb,  atbeitete  et  an  bet  ^ottfelung 
feines  gtof^en  ftommentatS  )um  ^faltet,  ben  et  übrigen«  nut  bis 
3um  22.  $falm  fottful^tte,  Dot  aUem  abet  an  einet  tooffi  fd^n  bot 
bem  9iei(^tage  begonnenen  beutfd^eit  ^oftiQe.  S)ie  leitete 
Stbeit  toai  f o  ted^t  feine  gteube.  gut  fie  mfinf d^te  et  aud^  f ^Sne 
2;^{)en  unb  eine  balbige  £)tud(egung.  ^ielt  et  bod^  eine  betftfinbige 
Untet»eifung  bes  93olteS  nad^  bem  lauteten  (Soangelium,  in  ein» 
fädlet,  atten  betftfinblid^et  ©ptad^e,  in  biefet  fd^weten  S^\t  fut 
bas  ^detnottoenbigfte.  ^%ixx  meine  S)eutf(^en  bin  id^  geboten, 
il^nen  miQ  iä)  aud^  btenen'',  fd^rieb  et  einmal  im  C^etbft  untet 
Hinweis  auf  biefe  unb  anbete  beutfd^e  ©d^riften.  Unb  tto^  il^tet 
nid^t  abjuleugnenben  JBteite,  bem  oft  betben  %ont  unb  bet  untet 
bet  S3efel^bung  t)onfeiten  bet  ®egnet  fel^t  fd^atfen  ^olemil  i^  biefe 
Sitc^enpoftille  fid^et  2;aufenben  biegü^terin  in  bie  S6ibel  unb 
ju  eDangelifd^et  SttenntniS  gemotben.  ^UetbingS  fd^ritt  baS  ä&ett 
nut  fel^t  langfam  ootmätts.  d^  etfd^ien  btud^flädts»eife,  juetfi 
bie  Auslegung  bet  ^bbentspetilopen,  bann  im  gtäl^jal^t  1522  als 
etftet  Slbfd^nitt  bie  Auslegung  bet  ^oangelien  unb  (Spifteln  bis 
jum  Sptpl^antenfefte,  bie  et  bem  ®tafen  SUbted^t  bon  SRanSfelb 
»ibmete.  ®ie  anbeten  Icile  fmb  etfl  in  fpfiteten  3ö^ten  untet 
äRitatbeitetfd^aft  bon  Sutl^etS  @d^ületn  juftanbe  getommen,  bie 
feine  jum  Xeil  nad^gefd^tiebenen,  jum  jteil  in  (^injelbtudCen  auSge= 
gebenen  ^tebigten  fammelten.  @t  felbft  l^atte  anbeteS  }u  tl^un. 
Smmet  »iebet  routbe  et  bon  bet  frieblid^en  «tbeit  aufgeftött. 
®o  aud^  ie^t.  SB&l^tenb  et  fetn  bon  SBittenbetg  in  piet  ä&alb- 
einfamfeit  feine  ganje  Rtaft  batauf  betujenben  wollte,  baS  83oll 
in  bie  l^eilige  @d^tift  ein^ufül^ten,  bal^nten  fid^  Sßetmidtelungen  an. 


S  2)ie  ^timtmtng  im  SoOe. 

^ie  aüc^,  mai  IbiSl^t  gemcnnen  mx,  toiebet  in  t$tage  fteUten  unb 
bie  gtd|te  SSerminung  anrid^teten. 

S)ie  S3etUTteUung  Sutl^erS  unb  feinet  Slnl^nget  butd^  baä  fd^atfe 
(Sbilt  mar  nunmel^t  eine  betannte  ^l^tfod^e.  dtio&gt  man,  meldte 
Hoffnungen  fid^  an  baS  Somnftn  beiS  ftaiferä  unD  Sutljferd  (Sr= 
fd^einen  bot  bem  Steid^dtage  gelnu))ft  l^atten,  fo  begteift  fid^,  baf) 
e$  eine  gto|e  Q^ntt&ufd^ung  l^etDottufen  muffte,  ba|  aud^  mand^e 
but(^  ben  ®))tud^  bet  §öd^ften  meltlid^en  ®emalt  auf  (Stben  an 
i|tet  ftu^eten  Übetjeugung  bon  bet  äS^al^tl^eit  bet  Seilte  Sutl^etS 
itte  ju  »etben  anfingen.  S^^effen  üon  bem  ©d^tedten,  ben  bie 
etfte  Sunbe  Don  feinem  geJ^eimni^boUen  aSetfd^mtnben,  bon  feinet 
tt)a]^tfd^einUd^en  (Stmotbung,  unb  bie  ^uSfid^t  ba|  ba§  (Seti^t  fid^ 
nun  balb  übet  feine  Sln^Altget  etfttedten  tt)etbe,  oetanlagte,  etlgolte 
man  ftd^  gat  balb.  92eland^t§oniS  äRitteilunganäßenjedlauS  SinI: 
,rtlnfet  teuetftet  SSatet  lebt",  fanb  jubelnben  SBiebet^aU,  mol^in  fie 
btang.  ©ie  «Jtagßbie'',  fo  beliebte  befonbet«  (StaömuS  ben  ganjen 
^anbel  ju  nennen,  bat  teineSmegd  au§,  mie  ^leanbet  unb  ®e= 
noffen  gel^offt  l^atten.  äBenn  man  geglaubt  l^tte,  baf}  e^  nut 
beS  faifetlu^en  Siegeln  untet  bem  tSmifd^en  ^ann  bebutfte,  um 
ba^  beutfd^e  SSoU  ju  übetjeugen,  baf}  Sutl^et  ein  fiud^mutbiget 
Se^et,  fo  mat  bieS  ein  S^tum.  SSkiS  aud^  tommen  foUte,  bet 
blo|e  ^utotit&tiSglaube,  bet  felbft  mibet  baS  (Semiffen  fid^  untet 
baS  SEBott  bet  titd^lid^en  (Setoalten  beugte,  mat  füt  immet  bal^in. 
^  mat  nid^t  unbead^tet  geblieben,  baf}  Sutl^et  ftd^  etboten,  ju 
mibettufen,  faQs  man  i|n  mibetlege,  unb  baf}  man  batauf  bet= 
jid^tet  l^tte.  äBatum  l^at  man  il^n  ntd^t  übetmunben?  mat  bie 
gtage  beS  gemeinen  92anneS.  äßan  bel^anbelte  fte  in  mannigfad^en 
^atiationen  in  ben  jal^lteid^en  f^lugfd^tiften,  bie  tto^  bet  neuen 
Senfut  übetaU  auftaud^ten.  „SBenn  bie  8e§te  Stattin  Sutl^etS'', 
.|ei|t  es  in  einet  fold^en  ^lugfd^tift,  „t§nen  nid^t  ©d^aben  btdd^te 
an  bemalt,  Q^§ten,  im  ©fidtel,  Seilet  nnb  in  bet  Studie,  fie  u>üt= 
ben  nid^t  btel  bamibet  teben,  mutben  aud^  uns  nid^t  üetbieten, 
beutfd^e  Sandtet  }u  lefen.  3§nen  mutbe  gleid^  gelten,  ob  mit 
nimmet  beid^ten,  SRejf'  obet  ^tebigt  l^ötten.  ©et  $apft  nel^me 
®tli>  unb  liege  aUeS,  als  et  bisset  getl^an  l^at.''  ©aS  leud^tete 
t>cm  Sutget  unb  SSauetSmann  ein.   Sine  bet  mettmätbigften  |$lug= 


glttgfd^riftm  über  Sutl^er^  «etnrtcUung.  9 

fd^riften  aus  jenen  Xagen  ift  »o§l  «Dr.  SRartin  ßut^ctl  ?}afrton\ 
in  bet  bet  ^etgleid^  t)on  Sutl^etd  93et]^dr  in  SBotmS  mit  bem 
S3et]^dte  (Sl^tifti  bid  in§  Ueinfle  butd^gefül^tt  t^^iebrid^  }>m  SBeifen, 
r>on  bem  man  ein  entfd^iebeneted  Eintreten  fut  Sutl^et  ermattet 
l^tte,  bie  9lo(le  beä  t)etleugnenben  $ettud  jugemiefen  mitb.  ^ilatuS^ 
bet  ungeteilte  Richtet,  ift  bet  (Stjbijd^of  oon  Jtiet.  ©ein  SBeib, 
bie  beutfd^e  Station,  etmal^nt  il^n:  „S)it  foU  nichts  fein  mit  biefem 
©eted^ten  — ,  mutbe  et  Detbtannt.  »ütbe  ia§  ganje  beutjd^e  8anb 
t)on  feinetmegen  leiben  muffen.''  (&x  miU  i^n  loiSlaffen,  abet  et 
mitb  übetfd^tieen:  „(St  metbe  DetbtanntI  mette  bu,  laffeft  bu  ben 
lebig,  fo  bift  bu  nid^t  ein^eunb  beS  tömifd^enS9if(|ofS;  et  mitb 
bit  ^ilfe  tl^un  mibet  ^anfteid^.''  QSnblid^  mitb  et  oetutteilt  unb 
im  Silbe  Detbtannt.  »©ie  metben  feigen*,  fd^lie|t  bie  ^affion, 
„in  meldten  fie  geftod^en  l^ben." 

3u  biefet  btaftifd^en,  nid^t  miS}ut)etfte]^enben  SBeife,  untettid^tete 
man  baS  S3oU  übet  bie  93otgange  in  SBotmS  unb  befeftigte  bie 
CotfteUung  üon  bem  ungeted^ten  Utteil,  an  beffen  SSeftanb  bie 
entfd^iebenften  (Segnet  be§  StefotmatotS  balb  nid^t  mel^t  ju  glauben 
n>agten.  „S^ftt  gel^t  ein  gtofjet  O^gel  übet  Sutl^et  unb  feine  9ln= 
l^änget,  abet  wenn  bie  ted^te  ^txt  fommen  mitb,  »o  bie  ftomme 
d^tiftlid^e  (Semalt  baö  ©d^mett  etgteift  bann  mitb  eS  anbetS  gelten'', 
l^eifit  es  in  einem  (Sef))t&(^e  jmift^en  ^^i^  unb  Stun^.  %bet  mel^t 
nod^  befd^ftigte  bod^  bie  (Semütet  bie  anbete  äßSglid^teit,  bafs 
geiftlid^e  mie  meltlid|e  Dbtigfeit  fottful^ten,  mtel^tten  ©inneS  mibet 
9ied^t  unb  S3illig{eit  gegen  bie  offenbate  SBal^tl^eit  beS  (S^angeliumS 
3U  l^anbeln,  unb  eS  ifl  bejeid^nenb,  bag  faft  aUe  et)angelifd^  ge:: 
laltenen  e^lugfd^tiften  bie  gtage  aufmatfen,  maS  bann  ju  tl^un, 
unb  übet  Sutl^S  ©tanb))unft  l^inauägel^enb,  nid^t  nut  baS  Siedet 
füt  ben  ßaien  in  ?lnfj}tud^  nahmen,  bie  Dbtigleit,  geifttid^e  mie 
meltUd^e,  aus  (SotteS  SSSott  „ju  fttafen",  b.  1^.  tabelnb  ju  Det= 
matnen,  fonbetn  aud^  gegen  il^ten  SßiUen  felbft&nbig,  menn  eS 
fein  mul  mit  ®emalt  bie  nctmenbigen  SSetbeffetungen  üotjune^men. 
„gutma^t,  es  feiltet  aUein  batan,  ba|  mit  bet  ©ad^en  einen 
£Kiu))tmann  l^&tten,  fo  mfitbe  eS  gelten",  I5|t  ein  ©d^tiftfteUet  ben 
©auet  „ftatpl^anS''  ju  ©idfingen  fagen.  ©iefet  meint,  man  foüe 
es  auf  ftieblid^em  SBege  t)etfud^en,  abet  et  tül^mt  bod^  beS  SBeiteten 


tO  Solgen  be9  Sormfer  QSbift9. 

boS  93etfal^ett  beä  3idbi-  »©oQ  bie  ®eifilid^teit  tefotmitt  toetben, 
jo  mu|  man  (mie  in  Söl&men  gefd^el^en)  ben  meinen  %^  bet 
itttd^n  abbred^en,  benn  bie  biemeil  fte  fiel^,  bleibt  oQeiDege  eine 
f[ntei5ung  bes  pffiffifd^en  (Seijed  unb  ber  S^idglaube  mag  ni(^t 
<iu$  bem  gemeinen  83oU  gebrad^t  metben,  man  nel^me  benn  biefen 
Überffug  l^inmeg  unb  tilge  ab  aUe  SRdnd^Sotben.''  SSeffer  tofite 
^  fteitid^,  tDenn  man  fte  butd^  (Srmal^nung  baju  bringen  fdnnte, 
ben  Sl^tiften  ben  (Sl^rißenglauben  mebetjugeben,  ben  bie  %oftel 
^el^bt,  ba  fie  ed  aber  nid^t  moQen,  wirb  man  fie  bap  jmingen 
muffen,  unb  menn  bie  3^fiStung  ber  ftldfter  nid^t  balb  lommt, 
„mufi  bie  d^riftUd^e  SBclt  burd^  fie  üerarmen!"  ,,©afi  fie  fi(^  auf 
il^re  ^ei^eit  berufen,  mürbe  atöbann  menig  angefel^en  merben,  benn 
mir  merben  uns  an  @an(t  $aulu§  l^alten,  ber  fprid^t  ju  ben 
Äorintljern:  ,»0  ber  ®eifi  ®ottc§  ift,  ba  ift  greil^eit.'"  'S)ai 
waren  bebenllid^e  9tu|erungen  unb  eine  nod^  bebentlic^ere  %rt  ber 
©d^riftbenuftung,  bie  aber,  »ie  fie  bem  gemeinen  Slannc,  bem 
©firger  unb  Sauer  in  ben  SRunb  gelegt  mürbe,  nur  ju  gern  gerabe 
toon  il^m  aufgegriffen  mürbe,  unb  jene  fleifd^lid^en  greiljeitsgebanlen 
näl^rtc,  bie  im  SSauernlriege  jum  Äusbrud^  famen. 

Unb  mer  jene  gemalttl^dtigen  Steigungen  nid^t  billigte,  ber  furd^tete 
fie  bod^.  3n  nid^t  menigen  Territorien  mürbe  nad^  einigem  35g^ni 
ba§  SBormfcr  Sbift  üerlunbet,  aber  an  eine  rfidtfid^tölofe  ?luS= 
ffil^rung  beSfelben  mar  nid^t  ^u  beuten,  menigftenS  nid^t  ol^ne  bie 
®efa§r  eine«  allgemeinen  JumultS.  ©aruber  mar  fid^  aud^  ßutl^er 
ßttt.  „^c  fd^neller  e3  ber  ?ßaj}ft  berfud^t,  um  fo  fd^neller  merben 
er  unb  bie  ©einen  untergel^cn^  unb  id^  merbe  jurudttel^ren*',  fd^rieb 
tx  am  26.  3Rai  an  SReland^tl^on.  ^ier  unb  ba  berbrannte  man 
ßutl^erS  Sudler  ober  befd^rdnlte  iljren  freien  SBertauf,  forfd&te  nad^ 
Sutberanern,  in  ber  erften  Qcxt  befonberd  im  (Sebiete  ®eorg§  bon 
©ad^fen  — ,  ba§  mar  fo  jiemlid^  alle^.  ®ie  SSemegung,  bie  gerabe 
leftt  nad^  ben  SJorgdngen  in  Sßormö  mcl^r  nod^  all  frül^er  in  bie 
untcrften  ©d^id^ten  be§  Collen  brang,  mar  mit  ®emalt  nid^t  ju 
bfimpfen,    ©0  urteilten  balb  aud^  bie  ®egncr. 

„®cn  Sutl^er  l^abcn  mir  berloren*,  fiufeerte,  mie  man  fi(^  er= 
jal^lte,  ein  Somanift  gegen  ben  SRainjcr  fturfurften,  „aber  baS 
Sßoll  ip  fo  erregt,  ba|  id^  beforge,  mir  merben  taum  unfer  ßeben 


2)ie  XBittettberger  ^od^fd^ttle.  li 

tctten,  wenn  toit  il^n  nid^t  flfectaU  mit  Sieötctn  fud^cn  «nb  juru(f= 
tttfcn.* 

S(m  menigften  badete  man  natfitUd^  in  Stutfad^fen  batan,  bem 
^ilte  nad^)tt(ommen.  ^n  SBittenbetger  Sheifen  f)}tad^  man  bat)on, 
man  UKitte  nut,  6id  bet  Staifer  S)eutf(|tanb  berlajfen  l^aben  metbe, 
um  Sutl^  fofott  aud  feiner  SSetbannung  jutfitfjurufen.  ©ie« 
mx  v>o^  faum  bie  «bfid^t  bet  ^enen  in  iorgau^.aber  es  ift 
be^eid^nenb  baffir,  mel(|e  geringe  SSebeutung  man  bem  8ieid|§tag^ 
bej(^lu|  beilegte,  ©ie  C^od^fd^ule  ful^tte  fid^  taum  irgenbmie  babut(| 
bebtol^t.  Sßol^l  fel^lte  bet  ^l^tet,  aber  feine  Seilte  unb  feine 
@tunbf%  maten  fd^on  ju  feft  gemutjelt,  ald  baf;  es  nid^t  eine 
Seit  lang  aud^  ol^ne  il^n  gegangen  ti>ate.  S)aS  meinte  aud^  Sutl^ 
felbfl.  SReland^tl^on  feufjte  »ol^l  übet  feinet  ©etlajfenl^eit,  abet  et 
l^tte  anfangs  nur  Q^tfteulid^eS  ju  berid^ten.  Stad^  mie  t)ot  fttdmten 
bie  @d^olaten  auS  allen  S&nbetn  in  bem  unfd^einbaten  SS^ittenbetg 
jufammen.  Um  bie  92affen  ju  bel^etbetgen,  entfaltete  fid^  bott 
je^t  eine  tege  Säautl^tigfeit.  S)a  toax  faum  eine  euto)}&ifd^e 
Station,  bie  nid^t  bertteten  geiuefen  »fite.  S)et  g^embe,  bet  in 
bie  ®tabt  (am  unb  bie  2aufenbe  \)on  jjungen  Seuten  fo  Detfd^iebenet 
9tt  unb  ^bfiammung  beobad^tete,  munbette  fid^,  ba|  aQeS  fo  ftieb:: 
lid^  l^etging,  unb  fanb  eS  auffaOenb,  ba|  bie  ©tubenten  teine  Slkiffen 
ttugen.  ®et  Ort  fei  l^äfeli^  fo  berid^tet  ein  ©d&meijet  in  feinet 
^mat,  bas  93olt  ungebilbet,  au(|  bie  Soft  nid^t  gl&njenb,  abet 
es  gfibe  aud^  nid^tS,  maS  bie  @tubenten  bon  ben  fd^önen  äBiffen= 
f duften  abj%,  unb  baS  bebeute  l^iet  alles,  äßand^et  mag  mit 
l^eimlid^em  (Stauen  in  bie  Ste^etftabt  gebogen  fein,  abet  eS  ftanb 
feft,  nut  in  SBittenbetg  fonnte  man  jjeftt  otbentlid^  gelel^tt  »etben. 
®o  utteilten  nid§t  nut  bie  Jl^eologen,  fonbetn  nic^t  minbet  bie 
3ttriften  unb  SRebijinet.  8Rit  bet  3<i^l  ^^  ©tubenten  »at  aud^ 
bie  3#  bet  Seiltet  gemad^fen.  (Sine  Sleil^e  junget  (Selel^tten  l^atte 
fid^  in  SBittenbetg  niebetgelaffen.  SRufite  fo  mand^et  aud^  balb 
koiebet  meitet  manbetn,  fo  mat  eS  bod^  immet  eine  gute  dm- 
pfel^lung,  eine  Seit  lang  an  bet  l^ol^en  @d^ule  ju  SBittenbetg  gelel^tt 
JU  l^aben.  Unb  bet  ftutfutfl  fd^eute  lein  Dpfet  fut  biefelbe. 
Unmittelbat  nad^  bem  SBotmfet  Steid^Stag  mutbe  nad^  bem  9iate 
fitttl^etS  eine  SJeuorbnung  bet  UniDetfitätSoetl^filtniffc  butd^  ©palatin 


12  9le«c  Scl^m.    aRcland^tl^on^  LocL 

vorgenommen,  erlebigte  SeJörftul^le  neu  bcfe^t,  neue,  fo  für  3Ratl^c= 
matit  unb  SRebijin,  emd^tet.  Hn  ©teUe  bed  t)etfiot&enen  Sted^tö^ 
lel^tetd  Henning  ®dbe,  bet  aud^  $topft  bed  XUetl^eUigenftiftd 
ge»efen  roax,  »utbe  ßutl^ctö  begeiftcrtet  anlanget  SufluS  3ona§ 
betttfen.  S3on  bet  ^^riftetei  »oute  er  aber  nid^tö  mel^r  miffen, 
unb  Sutl^er  münfd^te  il^m  ®(ud,  ba|  er  aud  bem  fiürmifd^en  Speere 
ber  menfd^lid^n  9led^t^elel^rfam(eit  in  bem  {)aten  ber  l^eiligen 
®<^tift  gelanbet  fei.  SBoQte  man  il^n  fefil^Uen,  mugte  man  bad 
üerl^aBte  {anonifd^e  Sted^t  i^on  einem  anberen  lefen  laffen,  Sonad 
moOte  nur  nod^  X^eologie  teuren.  3n  SlurogaQuiS  gemann  man 
enblid^  einmal  einen  fef^l^aften  Seigrer  ber  l^ebrfiifc^en  @))rad^e,  ber 
5uglei(^  ein  tebl^afteS  ^ntereffe  an  ber  @d^rifter((&rung  l^atte  unb 
in  ber  golge  l^utl^erd  ®e§Ufe  bei  ber  Sibeluberfe^ung  mürbe,  ^n 
biefer  ^txt,  im  ^pril  1521,  tam  aud^  ^^l^ann  S3ugenl^gen  nad^ 
SBittenberg,  bejfcn  SBirfJamleit  für  bie  (Sntwidtelung  euangclifd^en 
Stird^entumä  fo  bebeutfam  merben  foQte. 

93or  aOem  mar  e$  freilid^  bie  Seigre  Sut^erS  unb  ber  Stuf 
bed  jungen  9Reland^t§on,  ber  bie  äRaffen  anjog.  „2>er  Heine 
©rieche",  ober  »ie  ö^jog  ®eorg  f|)öttelnb  il^n  nannte,  ba§  Heine 
äRcinnlein,  l^atte  fic^  mirtlid^  äberrafd^enb  fd^ineO  in  bie  2:^eoIogie 
l^ineingelebt.  @ben  je^t  lie^  er  eine  ®d^rift  brudCen,  in  ber 
jum  erftenmale  baä  ?ßofitiöe  ber  eöangelifd^en  ^rebigt  in  lel^r= 
^after  äS^eife  5ufammengefa|t  mürbe:  auiS  feinen  93orlefungen  über 
^t\x  Siömerbrief  ermad^fen,  finb  biefe  nad^mal^  meltberul^mten  Loci 
communes  theologici  „bie  tl^eologif(^en  ^au))tbegriffe''  ber  erfte 
SSerfud^  einer  ebangelifd^en  ©ogmatil,  für  lange  Qcxt  baS  ^aupU 
unb  SRufterbud^  berfelben,  menn  t^  \\(S)  aud^  in  9!(arl^eit  unb  ©d^ärfe 
beö  ©enfenS,  mie  in  ber  ©^ftematit  ber  ©toffbel^cnfd^ung  mit 
bem  f|)äteren  „d^riftlid^en  Unterricht''  (Salöinö  nid^t  meffen  lann. 
ßut^er  freute  fi(^  über  icbcn  ©rudtbogen,  ben  er  crl^ielt. 

?lbcr  lonntc  man  mirllid^  bei  ber  Seigre  flel^en  bleiben?  SBenn 
e«  crmiefen,  bafe  bie  ftirc^e  in  ber  bab^lonifd&en  (Sefangcnfd^aft 
fd^mad^te,  foUte  man,  nad^bem  alle  C)of[nung  auf  ben  äteid^dtag, 
auf  $(aifer  Starl  vergeblich  gemefen,  nac^bem  bie  ®t&nbe  in  SBormS 
baS  @vangelium  Verleugnet,  nid^t  baS  8ted^t  l^aben,  bie  Letten  ju 
bred^en?   @(bon  mar  ein  ganje§3al^r  in§  ßanb  gegangen,  feitbem 


$rie9erel^(.    fbtbreaS  Cariflabt.  18 

bad  ffiott  t)on  bet  greil^t  eined  (S^ftenmenf(|en,  ber  SRad^t 
l^bc  übet  aOc  ©ittgc,  jum  ctftcnmol  »icbet  crf^oUen,  —  foUtc 
bicfe  (^rifllic^e  gteil^cit  nur  eine  Jl^eotie  fein?  Dbet  foDte 
man  nid^t  enbti^  nad|  fobiel  ©d^teiben  unb  Sieben  einmal  jut 
Xl^t  fd^reiten  unb  bon  itc  ebangelifd^en  ^eil^t  ^ebtaud^  mac^n 
bfitfen? 

(£d  war  menfd^Udl,  baj}  bie  fattif(^e  Stefotm  mit  bem  StQer- 
menfd^Ud^ften  anfing.  @(^on  (Snbe  9Rai  mutbe  t9  rud|6at,  baj} 
©ernl^tb  gdbfirc^en,  bet  ^T0t)ft  öon  aemberg,  unb  batb  batauf 
}Wei  anbete  ®eifUid|e  aud  bet  (Kegenb  t)on  ffiittenbetg  jut  (Sl^e 
flefd^titten  feien,  unb  Sutl^et  billigte  biefe  ftonfequenj  feinet  Seilte 
unb  bewunbette  ben  Wut  jener  ^tieftet,  in  fo  unrul^iger  geit  ein 
fol(^e$  äßagni^  ju  unternel^men.  Unb  ein  groj}e$  SBagnid  war 
^5  gewife.  ®ie  Aufregung  über  biefen  ©d^ritt  mar  teine  geringe. 
S3ar  au(^  gelbürd^en  in  bed  fturfurften  Sanben  gefd|u|t,  fo  traf 
bo(^  bie  beiben  anbem  atöbatb  l^arte  Cerfotgung. 

^arnit  war  bad  (Sid  gebrochen.  (&i  lag  auf  ber  ^ani,  baf) 
es  babei  nic^t  bleiben  würbe,  unb  fel^r  jum  ©d^aben  einer  rul^igen 
iSntwidelung  berftanb  ed  je^t  ein  92ann,  ftd^  jum  Seiter  ber  ^e^ 
Regung  itt  mad^en,  bem  eS  nic^t  ungelegen  fam,  in  Sut^rd  Xbwefen= 
i^eit  einmal  bie  erfte  9loUe  ju  fpieten  —  Snbrea^  Sobenfiein  bon 
fiarlftabt.  83on  niemanbem  geliebt,  bon  tiefen  öerbammt,  ifl  biefer 
]^o(^begabte  Vtam,  ber  ed  freilid^  bei  aQer  iSelel^rfamleit  niemals  ju 
einer  witftid^en  Qurd^bilbung  gebracht  l^t,  eine  ber  mertwfirbigften  (Sr= 
fd^einungen  ber  Steformationdjeit.  @eit  ben  Sagen  in  Seip^ig,  wo  wir 
il^m  iule^t  begegnet,  l^atte  er  fxi)  eigenartig  entwidCelt.  Obwol^l  er  ju- 
etft,  wie  wir  l^örten,  wenn  aud^  noc^  ol^ne  9Serftänbni3  für  bie  2;rag= 
weite  bed  @a^ed,  bie  Sinerfennung  ber  ®d^rift  ald  alleiniger  ®lauben^ 
queQe  geforbert  l^tte,  blieb  er  jun&d^ft  weit  l^inter  Sutl^er  juräd(. 
3n  fingftlid^er  ®orge  für  feinen  9tuf  unb  feinen  Sinf[uf(  auf  bie 
©tubentenfc^ft  öermieb  er  in  feinen  ©treitfc^riften  jeben  Angriff 
auf  9tom.  Qann  trat  im  @ommer  1520  eine  offenbare  (Spannung 
in  bem  aSerl&ältni«  mit  Sutl^er  ein.  ©cjfen  8lrt,  in  ber  SBäfe 
ber  alten  ftird^e  eine  terfc^iebenartige  SBertfc^^ung  ber  bibtifc^en 
Sucher  anjune^men,  war  i^m  im  ^öd^ften  9!af)e  bebenUid^.  ®er= 
felbe  92ann,  ber  mit  al^nung^boQem  Slidf,  ber  biblifd^en  Sbritit  auf 


14  Cartpabt«  (Snüoicfclimg. 

3a^Tl|unbette  ffxn  üorgreifenb,  etnfte  3tt)eifel  an  bet  mofaifd^en  flb^ 
faffung  beS  ^entateud^d  unb  fonftige  l^od^inteteffante  tritifd^e  Sebenteti 
laut  »erben  lte|,  moQte  l^infid^tlic^  bed  Umfange«  beS  StanonS 
an  be(  überaus  bagen  tir(^Ud|ett  Sirabitton  feftgel^ten  miffen.  (Sine 
^uletung  Sutl^etd  übet  ben  il^m  unf^mpatl^ifclen  ^(^(obudbriet,  bie 
er  gelegentUd^  ber  93etteibigung  fetner  Seipjiger  ®&|e  getl^an  l^tte, 
n&mlid^,  baj}  ber  ®tU  bedfelf^en  „l^inter  ber  apoftoltfd^en  Staiefifit 
»ett  jurüdfi&nbe  unb  mit  bem  ))aulinifd^en  in  feiner  SSkife  ju 
bergleid&en  fei",  fd^eint  ber  «inlafe  ju  feiner  ®(^rift  „über  bie 
canonifd^en  ©duften"  gewefen  ju  fein.  S)a5u  (am  freilid^  nod^ 
ein  anberer  Seweggrunb  l^lUd^er  llrt,  ben  er  in  feiner  Seiben? 
fdgaft  nid^t  einmal  ju  verbergen  bermo(^te.  92i«gunß  gegen  beti 
SoQegen,  „jenen  guten  ^riefter'',  ber  DieUei(^t  nur  aud  ^a%  gegen 
il^n  f 0  übel  über  ben  ^alobudbrief  geft)rod^en,  um  il^m,  ber  bamal» 
barüber  la«,  bie  2\x^ixix  ju  entjiel^en.  ®er  SBormurf  be«  SReibe* 
UKir  mo^l  JU  plump,  bie  ^l^r=  unb  fKibfui^t  bed  92anneS,  Don  ber 
man  in  Uniöerfitat3=  unb  C>öffreifen  fd^on  jo  mand^e  ^robe  gefeiten,, 
mar  mol^l  ju  betannt,  ald  baf)  biefer  Angriff  grofien  (SinbrudC  ge» 
mad|t  l^&tte.  Unb  Sutl^er  felbfi  mar  bamald  (Huguft  1520)  mit 
größeren  2>ingen  bef(^ftigt,  ald  ba{(  er  auf  fold^e  (leine  Stobet 
ftid^e,  mie  Derle^enb  fie  aud^  maren,  fonberlid^  geachtet  l^tte.  ^x 
ermfil^nt  fie  mit  (einem  SBorte.  Unb  menn  man  au^  in  einjelnen 
Sbreifen  baDon  muffte,  fo  nannte  man  bod^,  mo  man  bie  Bitten^ 
berger  Selber  feierte,  ßutl^er  unb  Sarlftabt  jufammen.  (5rfl  als 
il^m  bie  geinbfc^ft  SdtS  ben  rSmifc^en  S3ann  eingetragen,  manbte 
aud^  er  ju  Sutl^erd  greube  feine  Sßaffen  gegen  Stom.  (Sr  batte 
bereu  Diele  unb  liebte  ed,  aud^  jje^t  feine  ®elbft5nbig(eit  gegenüber 
Sutl^er  JU  betonen,  unb  mie  Dielfad^  er  fid^  an^  mit  Sutl^  begegnete, 
fein  SBeg  mar  ein  anberer.  ftonnte  ed  jumeilen  fdgeinen,  als  moOte 
er  fid^  mit  anbad^tSDoUer  ®lut  in  bie  2:iefen  m^ftifd^er  ^dmmig= 
(eit  Derfen(en,  für  feiner  @eelen  @elig(eit  alles  bal^ingeben,  fo  trat 
fogleid^  bie  uuDertennbare  ®ud^t  l^erDor,  bur(^  9leueS  bie  8lufmer(s 
fam(eit  ju  erregen.  (Sine  munberlid^e,  unl^rmonifd^e  92atur,  mit 
ber  Steigung,  immer  ben  jmeiten  @d|ritt  Dor  bem  erften  ju  t§un, 
marf  er  in  fid^  felbß  fiberftürjenber  ^ft  feine  neuen  ^een  in  bie 

ft€. 


^äl^rung  in  SSittenberg.    ittofletgelübbe.  1fr 

9}oc^  mar  man  in  SBittenberg  (dngft  nid^t  batubet  einig,  olb 
bie  ^riefiere^  au(^  witflid^  gerechtfertigt  fei,  al8  Sarlfiabt  im 
3uni  1521  bie  SSel^uptung  aufmarf,  baf)  nunmel^r  aud^  bie  S^Snd^e 
unb  92onnen  bad  9!lofter  t)erlaffen  unb  l^raten  bürften.  S)er  @a| 
UKir  täl^ner,  ald  ed  und  l^eute  erfd^nen  möd^te.  SBurbe  et  befolgt 
fo  muffte  6d  ber  mel^rfa^  betonten  S3ebeutung  bed  SRdnc^tumd  für 
bad  religidfe  Seben  eine  Umn)&ljung  aller  (itdglid^en  unb  religififen 
SBerl^ltniffe  entftel^en.  Sad,  n»ad  ben  Sldnd^en  im  (Segenfa^  ju 
ben  9klt)>rieftern  il^e  l^ol^e  äRac^t  über  bie  (Semüter  berfd^ffte,  mar 
bod^  t)or  aQen  Singen  ber  ®eru(|  ber  befonberen  C^iligfeit  unb 
il^er  Strenge,  ben  bie  Stlofterreformattonen  ber  legten  fünf jig  Sal^e 
nod^  erl^d^t  litten,  fo  ba|  man  gern  über  einzelne  ^rgemiffe  ]|intt>egfa]^. 
S>aran  litten  bie  (Sreigniffe  ber  legten  Sal^e  aud^  in  Wittenberg 
nid^tS  ju  dnbern  bermod^t.  Qaf)  8ut§er  "Stinä)  nKir,  l^t  ol^nt 
3tt>etfel  in  mand^  frommen  Sheifen  t)xd  ju  feiner  Popularität 
beigetragen,  örtannte  man  in  feiner  ^rebigt  ^^8  reine  ®otte«= 
»ort,  fo  war  bied  in  ben  Sugen  bed  %iolUi  bod^  jugleid^  eint 
neue  ®lorie  für  ben  gottbegnabeten  l&eiligen  @tanb,  bem  er.an= 
gehörte.  Unb  mit  biefem  @tanb  foQte  ed  je^t  nichts  fein.  3^ne 
f^eiligleit,  bie  toi)  für  fo  manche  tro|  Sutl^erd  ^rebigt  nod^  bie 
^tm&fyc  eines  befonberd  mirtungdtr&ftigen  @egend  mar,  foQte  nun 
ein  2rugbilb  fein  unb  —  bad  iBolf  pflegt  berlei  prattif(^e  Ston- 
fequenjen  immer  juerft  }u  jie^en  — ,  menn  bad  Unglaublich  ge» 
fd^al^,  menn  bie  S^dnd^e  unb  9ionnen  i|r  ®elübbe  brad^  unb  bie 
ftlöfter  Derlief^en,  mad  mürbe  ba  au§  ben  Sinnioerfarien,  ben 
(Seelenmeffen  unb  anberen  gunbationen,  bie  il^re  9$orfa§ren  um 
il^rer  Seelenrul^e  miflen  mit  fd^merem  (Selbe  »für  emige  Seiten ** 
geftiftet  litten? 

SRan  begreift,  baj}  fid^  eine  ungel^re  Aufregung  ber  Gemüter 
bemfid^tigte.  ISd  begann  in  ber  SBittenberger  eet)dlferung  ju 
g%en.  ®(^on  mar  ed  }u  Unrul^en  gelommen,  bie  mol^l  bamit 
jufammen  l^ingen.  9}fid^tli(^ermeile  litten,  mie  bie  UniDerfit&t  am 
24.  3uni  beim  fturfürften  flagte,  mehrere  Angriffe  auf  ^riefler» 
l^ufer  flattgefunben.  «ud^  benen,  bie  ben  ®ang  ber  (Sreigniffe 
mit  Hufmertfamteit  t)erfolgt  ober  gar  felbft  an  bem  biiSl^er  nur 
mel^r  tl^eoretifd^en  Stampf  gegen  bie  ^apfttird^e  beteiligt  gemefen 


16  iHüftergdüBbe.    Saienfel«. 

toaren,  tarn  bie  neue  ffietibuttg  ubetrafd^enbr  felbß  Sutl^er  mat 
loeit  entfernt  bat)on,  in  SarlftabtS  @fi^en  lebtgUd^  eine  Stonfequenj 
bet  Billigung  bet  ^tieftetel^e  ober  anbetet  friil^et  Sel^uptungen 
ju  feigen.  ^(Butet  ®otf,  fc^teibt  et  an  ©patatin,  „unfete  aBitten= 
betger  moQen  nun  aud^  nod^  ben  S92dnd|en  SBeibet  geben.  9ber 
mit  foOen  fte  leinS  aufbringen.''  Sie  @ad^e  mad^te  il^m  t)iele 
@otge.  Unb  fie  wat  mitflic^  fd^wietig  genug.  Sie  Sl^eloftgfeit 
bet  ^tieftet  betul&te  nut  auf  einem  ®ebote  bet  ftit(^e,  übet  beffen 
UnfittUc^teit  bie  (Soangelifd^gefinnten  einig  maten,  bie  bet  SR0n<i§e 
unb  9{onnett  auf  einem  fteimiQig  übernommenen  (Kelübbe.  @oIIte 
man  fo  ol^ne  meitered  (Selübbe  bred^en  bürfen?  Sad  toot  bie 
meitete  umfaffenbete  grage,  bie  baraud  erioud^d. 

Sarlftabt  mar  nid^t  bet  SRann  baju,  lange  ju  überlegen,  ob 
etmal  frommte  ober  nid§t.  ^e  parabo}:et  befto  bcffet,  befto  mel^ 
fpta(^  man  babon.  3«  2:]^efcn  übet  feine  neuen  (Sttenntniffe,  bie 
et  füt  eine  am  21.  ^mx  abjul^altenbe  ©isputation  auffteflte, 
fotbette  et  nic^t  nut  füt  SRönd^e  unb  Spönnen  baS  9ied^t,  untet 
Aufgabe  il^te^  (Selübbe«  bie  ftlöftet  ju  Detlaffen,  fonbetn  machte 
ben  ®eifHid|en  fd|on  ba«  O^iraten  jur  ^fli(^t,  fo  follte  ba«, 
HDa^  geftem  blog  erlaubt  mar,  l^eute  fc^on  i3efe|  fein.  3^^^ 
nannte  au(^  er  eS  @ünbe,  ba$  Siönc^dgelübbe  ju  bred^en,  aber 
me  tleinete  al$  aul  SZangel  an  Sntl^altfamfeit  in  Unteufd^l^it 
JU  Derf allen.  Unb  in  fäner  luftigen  SBeifc  liefe  er  nid^t  ab,  bie 
®a(^e  JU  öerfolgen.  3n  mel^reren  ©d&riftcn  fud^te  er  in  m^ftifd^ 
xillegorifd^er  Siu^legung  feine  @fi^e  au^  ber  @d^rift,  jumal  be^ 
Sllten  ^Zeftamente^,  ju  bemel^ren  — ,  ein  munberlid^e^  ®emifd^  ton 
ffial^rem  unb  galfd^em,  oofler  SBiberfprüd&e,  aus  bem  ber  Un= 
funbige  nur  entnehmen  tonnte,  bafe  alles  unfid^er  fei. 

®enn  fd^on  ging  er  weiter  unb  eiferte  gegen  ©ilbcrbienfl  unb 
^eiligenüerel^rung,  unb  l^atte  Sutl^er  jmar  längft  bie  Äeftitution 
beS  Caienleld^eS  geforbert,  aber  bie  SSerantwortlid^teit  für  bie 
SSerftfimmelung  beS  ©atraments  ben  lird&lid^en  Oberen  jugefc^oben, 
fo  ertlärte  eS  (Sarlftabt  im  3uli  gerabeju  für  eine  ©ünbe,  baS 
Sbenbmal^l  o^ne  ben  Stelc^  ju  genießen.  @o  tilgte  immer  eine 
grage  bie  anbere,  ol^ne  bafe  man  jur  ftlarl^eit  getommen  m&re. 
3eber  Sag  mufete  bie  allgemeine  Verwirrung  et^ö^en,   ber  ju 


Sut^er  über  bie  fttoftergelilbbe.  17 

feuern,  SReland^tl^on  unb  bie  iitnri^en  Sinologen  nid^t  gctoad^fen 
waten.  SRan  mod^te  gej^jannt  fein,  »ie  Sutl^et  fic^  baju  flellcn 
würbe. 

yiaä^  bem,  was  jwifd^en  ben  Reiben  i^otgefaQen,  l^tte  et  tDO^ 
übet  (Satlfiabtö  tafd^ed  S^fal^^en,  bad  man  bod^  auf  feine  %ed^ 
nung  fd^teiben  wfitbe,  jutnen  mögen.  ©a§  tl^t  et  anfangt  boc^ 
nid^t.  <St  bemunbette  üielmel^t  ben  mac^fenben  SRut  bet  SBitten= 
betget,  menn  et  aud^  meit  entfetnt  mat,  il^t  %^mx  fo  o$ne  meitete^ 
)u  billigen  obet  ftd|  Sattfiabt^  Sctoeidffil^tung  anjuctgnen,  bie  ben 
&pott  bet  ®egnet  l^etauSfotbetn,  unb  m%enb  fie  bie  iobendmette 
Äbfid^t  IJabe,  bie  (Sewiffen  ju  bcfteien,  pe  in  neue  ©elummetnlffe 
ffil^en  muffe.  „D  ia%  @atlfiabtö  @d^tiften,  in  benen  fo  biel 
®eifl  unb  ®elel^tfam!eit  ift,  mel^t  Sid^t  litten',  fd^teibt  et  an 
©palatin.  ,rUnfet  Sßott  muf(  ol^ne  Xabel  fein.  9{id^tö  foQ  an^ 
gelten,  ma$  nid^t  fo  Hat  fic^  auf  bie  @(^tift  gtflnbet,  baj}  ed  J^Qet 
ift  als  Sonne  unb  SRonb." 

^eilic^,  bie  @elfibbe  legen  unetttfiglic^e  Saften  auf,  baS  be:: 
jmeifelt  er  leinen  Äugenblidf.  „SBenn  bet  f)ett,  bet  Ocil^^^b  unb 
S3ifd^of  bet  Seelen  ba  mfite,  mütbe  et  mol^l  aud^  biefe  ^effeln 
fj)tenflcn",  meint  et.  Äbet  batf  man  benn  ftei  gegebene  ®elübbe 
bted^en?  S)ieS  toollte  SReland^tl^on  befallen,  fei  eS  bod^  unmöglid^ 
fie  iu  Italien.  Slbet,  bemettte  Sutl^et  bagegen,  bamit  Ifife  man 
aud^  bie  Gebote  ®otte$  auf.  Um  bie  i6emel^tung  butd^  bie 
Sd^tift  l^anbelt  ed  fic^,  nid^t  batum,  ma^  bet  SSetnunft  ein= 
leuchtet. 

Seit  jenem  fingen  um  ba§  3SetftfinbniS  bet  göttlichen  iSe= 
tec^tigteit  unb  bet  Sted^tfettigung  beS  SunbetiS  Dot  (Sott,  ^atte 
il^n  wol^l  teine  gtage  fo  befc^äftigt  al5  biefe.  3wmet  unb  immet 
wiebet  etwog  et  fie,  wie  »it  auö  feinen  ©tiefen  etfel^en,  abet 
au{)et  ©(^tiftgtunben  miQ  et  nid^ts  gelten  laffen.  UnD  gegenubet 
ben  Sd^m&^ungen  bet  ®egnet,  meldte  bie  Sad^e  fo  l^infteUen 
möd^ten,  als  ob  es  Sutl^et  nut  batum  ju  tl^un  gemefen,  möglic^ft 
fc^neU  bie  Ififtige  Shttte  abjumerfen,  lann  nid^t  genug  betont  mer= 
ben,  \>a^  bie  gtage,  ob  bie  ®elübbe  eine  ftned^tfc^aft  finb  ober 
nid^t,  Don  i^m  als  bebeutungSloS  jutiicfgemiefen  toitb,  unb  mal^t- 
l^ft  gtofeattig  ift  bet  Saft:  ^?ludf|  bas  ift  ein  Icil  bet  d^tiftlid^ea 

ftoUe,  Sntl^.    II.  2 


18  SBert  btr  ©etübbe. 

^ei^eit  ^  (Kelübben  unb  (Sefe^en  untoorbnen  ju  bflrfen."  ®inb 
tttd^t  aud^  Diele,  »ie  bet  l^eilige  Oetnl^tb,  atö  SRönd^e  glucflic^ 
gemefen?  SHe  gtage  ift  lebigUd^  bte,  ob  bie  @^elubbe  felbft  unb 
bcT  ^w^d,  bcn  jie  verfolgen,  mit  bcm  (Süangelium  üetcinbar  finb. 
$aulu$'  äßerl^alten  ben  ®alatern  gegenäber  mu|  il^m  ben  ©d^lfiffet 
liefern.  S)er  8(pofiel  tabelt  bie  @atatet  ob  i^ret  ®efe|li(i^Ieit. 
Slber  nid^t,  »eil  fie  fid^  bent  ®efe^  untertootfen,  tabelt  er  fie, 
fonbern  meil  fte  e$  mit  einem  fned^tifc^en  ^emiffen  getl^an.  S)ad:= 
felbe  ift  nun  bei  benen  ber  galt,  bie  ba§  SRdnd^Sgelübbe  auf  fid^ 
genommen  l^ben,  um  eben  baburd^  ^eil  unb  (Sered^tigteit  ju  er= 
»erben,  »oburd^  fie  t^atfäc^lic^  ®ottlofig(eit  unb  ®ö^enbienft  ge= 
lobt  l^aben.  Senn  ol^ne  aud^  nur  an  ben  rec^tfertigenben  Glauben 
ju  benfen,  gelobten  fie  burd&  il^re  SBerte  baö  f)eil  erwerben  ju 
»ollen.  ®in  fold^eS  ®elubbe  barf  man  aufgeben,  ja  muf)  ed 
t)ielme]^,  benn  ed  ift  ®ünbe.  Sßer  aber  ba$  ®elübbe  mit  freiem 
unb  euangelifd^em  Sinne  geleiftet  ^t,  ober  nac^bem  er  fein 
SBefen  erfannt,  c§  in  biefem  Sinne  erneuern  »iH,  ber  mag  e§ 
l^alten,  »ie  ed  billig  unb  red^t  ift,  »enn  bieS  ol^ne  ©elbfttäufd^ung 
möglid^  fein  biirfte.  SBie  üiele  »ürben  »o^l,  fragt  er,  baS  ®e= 
lubbe  abgelegt  l^aben,  l^dtten  fie  ge»uf(t,  bag  fie  baburd^  »eber 
^eil  nod^  (Sered^tigteit  erringen  tonnten!  ®r  felbft,  bezeugt  er, 
»firbe  es  ge»ig  nid^t  getl^an  l^aben. 

£)iefe  ®ebanfen  fül^rte  er  »eiter  aus  in  einer  langen  9leil^e 
bon  £)if))utationSt^efen,  bie  er  am  9.  September  1521,  alfo  na(| 
langer,  langer  Überlegung  nad^  SBittenberg  fd^idlte.  Sie  finb  ein 
SReifterftudf  tiarer  uberjeugenber  S3e»eiSfü^rung,  baS  bie  ftlöfter 
als  ©tfitten  beS  Unglaubens  unb  ber  93erffil^rung  baju  fd^on  bem 
Untergange  »eil^te.  tlber  »ie  beftimmt  er  aud^  bie  ®elubbe  als 
und^riftlid^  uermarf  unb  fie  als  fold^e  er»ieS,  fo  quälte  il^n  bod^ 
bie  Sorge,  baf)  mand^e  nid^t  geniigenb  belel^rt,  i^ieHeid^t  um  anberer 
Überlegungen  »iCen,  mit  einem  Stad^el  im  ®c»iffen  oon  il^rer 
d^riftli^en  greil^eit  ®ebraud^  mad^en  »urben,  unb  »aS  er  Don  ben 
fogleid^  ju  er»&]^nenben  Unrul^en  Dernal^m,  mu|te  il^n  in  biefer 
Vermutung  nur  beft&rlen.  S)eSl^lb  fc^rieb  er  feine  umfangreid^e 
lateinifd^e  Sd^rift:  „SBon  ben  aioftcrgelubben".  3u  ben 
fd^on  er»äl^nten  ®runben  gegen  bie  (Sl^riftlic^leit  ber  ®elübbe  lam 


Seitete  Slenerungen.    Gabriel  Bmifling.  19 

l^iet  ber  fr%r  nut  leife  inix^ttt  ®ebanlc  Iginju,  ba^  bie  ^nd^e 
ben  ^fiid^ten  bet  Siebe  entjo^en  tofitben,  \o  baf)  fie  in  entfe^Ud^er 
©elbftfud^t  eben  ba$,  motin  il^r  Sl^tiftentum  ftd^  jeigen  foQe,  in 
bet  bienenbcn  Siebe  geßenüber  bem  Släd^ften,  »etad^teten  unb  fo 
ben  felbftgetoäl^lten  gotttofen  (Sel^otfam  gegen  bie  Dbeten  an  bie 
@teae  beS  ^eJ^oifamS  gegen  ®ott  unb  ben  äS^unfd^  unb  Sßiden 
bet  Sltetn  festen.  ®a  jie^t  aud^  bie  ®efd^i(^te  feines  eigenen 
Sßdnd^tumS  an  il^m  Dotübet,  mie  ed  angefangen  fyit  mit  Unge= 
l^otfam  gegen  bie  ©tetn  unb  bem  3otn  be5  SSatetS.  83oß  gteube 
batübet,  ftei  t)on  bem  ®elübbe,  nunmel^t  miebet  ein  gel^otfamet 
@ol^n  gemotben  ju  fein  unb  anbeten  miebet  ju  il^ten  ©dienen  ju 
betl^elfen,  wibmet  et  mit  einem  fd^önen  el&tetbietigen  ©d^teiben 
(21.  5Robembet  1521)  biefe  ©d^tift  feinem  alten  83atet:  „mein 
©clubbe  »at  nid^t  einet  ©d&le^cn  mett;  benn  id^  50g  micft  bamit 
aus  (Semalt  unb  SBiUen  bet  ®tetn,  bie  mit  oon  ®ott  geboten 
maten.'' 

2Bie  toid^tig  biefe  ©c^tift  nun  auc^  fut  bie  golge  mutbc,  auf 
ben  ®ang  bet  SSct^ltniffe  in  SBittenbetg  fclbft  l^atte  fie  leinen 
@influf(.  ©palatin  l^atte  mit  il^tet  93et5ffentlid^ung  gejögett.  ®^e 
fie  etf^ien  —  eS  »itb  ®nbe  gebtuat  1522  gewefen  fein  — , 
l^atte  man  bie  gtage  in  SBittenbctg  langft  ptaftifd^  entfd^ieben. 
Unb  nid^t  biefe  allein.  83on  nid^t  getingctct  SScbeutung  »aten 
bie  gotbetungen  nad^  S^etänbetung  im  S(ultuS. 

%ud^  ^iet  tpat,  mie  gefagt  ßatlftabt  bet  inteOettueQe  Utl^ebet 
gemefen.  8lbet  feine  tafd^  jufal^tenben  öuSlaffungen  fanben  ben 
ftud^tbatflen  SBoben  untet  Sut^etS  DtbenSgenoffen  im  8luguftinet= 
flofiet.  ©Ott  mat  eS  ein  gewiffet  ®abtiel  S^iöi^Sr  ^«^f  ol^ne 
bafe  et  totl^et  eine  fonbetlid^e  Sloüe  im  Dtben  gefpielt,  jeftt  bon 
fid^  teben  mad^te.  8lllem  «nfd^eine  nad^  ol^ne  Äufttag  bettat 
et  bie  Jlanjel  in  bet  8luguftinettitd^e,  um,  ganj  etgtiffen  bom 
®eifte  SatlftqbtS,  in  beffen  ©inne  gegen  bie  SRflnc^Sgelfibbe  unb 
gegen  ben  ®teuel  bet  Sieffe  ju  ptebigen.  ©enn  eben  gegen  biefe 
richtete  fid^  jeftt,  nad^bem  il^te  83etwetflid^teit  Idngft  aus  bet  ©d^tift 
ettoiefen,  bet  etfte  tlnftutm.  Unb  bet  fleine,  unanfcl^nlid^e,  ein= 
äugige  SRann  betpanb  eS,  feine  3ul^8tet  mit  ftd&  fottinteifeen  unb 
fie  fut  ben  ®ebanten  ju  begeiftetn,  alles  auf  bie  @infeftung  (S^tifti 


aO  Btoillutg  fiegen  bie  SReffe. 

jutud^ufül^ten.  Sefonbetd  fielen  bie  bamaU  in  etl^fbli(l|et  %nial^l 
in  Sßittenberg  fhtbietenben  KugufHnet  aud  ben  Stiebeclonben  bem 
^jmeitcn  ßut^''  bei,  unter  il^nen  bie  Ifingft  fut  ßut^er  gcioottnenen, 
Safob  ^täpofttuS,  bet  ft)ätere  »lefotmatoT  öon  ©remen,  unb  C)«in= 
ni)  Don  3ött)l^^Wr  bie  in  jenen  g^l^ren  fid^  bie  erften  t^eologifd^en 
ffifitben  etmatben. 

SRit  bem  «ngriff  gegen  bie  SReffe  »ar  Sut^r  DoDIommen  ein= 
))erftanben.  Sltö  il^m  SRe(an(^tl^on  bai)on  Slitteilung  mad^te,  ant= 
mottete  et,  bafe  et  il^te  Äbft^affung  ju  fotbetn,  fid|  für  ben  %aU 
feinet  Sludttel^t  öot  allen  ©ingcn  öotflenommen  l^be.  .3(^  »etbe 
in  (Smigleit  (eine  ^tibatmeffen  mel^t  lefen.'' 

3laäi  audm&tt^  betid^tete  man  beteitd,  ba|  SReland^tl^on  am 
92t(^aeUdtage  mit  aQen  feinen  ©dgületn  bad  Kbenbmal^l  unter 
beibetlei  ®eftalt  genommen  l^be.  &cmit  mat  man  nodg  nic^t. 
Slbet  in  S&lbe  l^offte  SmiQing  biefed  3^^'  P  ettrid^en.  91m  ®onn= 
tag,  ben  6.  Dltobet,  t)tebigte  et  in  bet  «uguflinctfitd^e  jwei  ®tun= 
ben  lang,  unb  nad^  (aum  einfifinbiget  SRittag^paufe  nod^  einmal 
luftiger  atö  )e  gegen  ben  ®teuel  bet  S92effe.  S)ie  Anbetung  be$ 
©altaments  fei  äbgöttetei,  cttlfitte  et;  e«  fei  ©ünbe,  in  bet 
biSl^etigen  Seife  bie  Steffe  ju  l^alten;  ade,  meldte  jugegen  feien, 
mfifiten  bad  Slbenbmal^l  unb  ^mat  in  beibetlei  (Seftalt  emt}fangen, 
niemanb  bütfe  l^infott  als  blofeet  S^ffbxct  bet  9Ke|fe  bcimol^nen. 
Unb  um  fie  möglic^ft  bet  etften  Slbenbmal^töfeiet  aniu|)affen,  mollte 
et,  ba|  ftc^  immet  je  jmölf  um  ben  ^tieftet  ^um  ®enujfe  bed 
®attament$  t^eteinigten. 

ttntet  bem  (Sinbtudt  biefet  $tebigt  l^Stten  bie  Sluguftinet  an 
biefem  Sage  auf,  bie  tfiglid^e  SReffe  ju  lefen.  ®et  $tiot,  eS 
mat  Sfontab  ^elb,  moUte  bie  Don  ibnen  gemunfc^te  ^benbma]&tö= 
feiet  nic^t  geftatten,  ba  Detjic^teten  fie  liebet  ganj  batauf.  ©a« 
enegte  bod^  gtof^e  S3eftutjung  auc^  bei  benen,  bie  tl^eotetifc^  f(^on 
5ugeftimmt  l^atten.  ®ic  SBittenbetget  Xl^cologcn,  SRcland^tl^on, 
^onaS,  ^elb(it(6en  unb  (Satlftabt  fud^ten  bie  SRönd^e  manlenb  ju 
matten,  abet  fie  blieben  fcft. 

2|n  dngftlic^et  @otge  Dot  etma  au4^btec^enben  Untul^en  fanbte 
^ietauf  bet  Jhitfütft  am  10.  DItobct  feinen  Ranjlet  SBtucf  nac^ 
ffitttenbetg.  um  oon  Rapitel  unb  Unioetfität  SSetid^t  ju  ctfotbetn. 


^erl^btungen  borfiber.  21 

£)et  Stanjlet  meinte  noä^,  baf(  bie  SRSnd^e  ed  balb  in  ftud^e  unb 
Reflex  entpfinben  »utben,  menn  fie  nic^t  SReffe  lefen  mürben,  tlbet 
jolc^e  ptalttfd^e  S3eben!en  (amen  bamald  nid|t  in  Setxad^t.  Sine 
Z)uSputation,  mel(^e  (Eatlftabt  am  17.  Dttobtt  oetanfialtete,  gab 
®elegenl^eit,  baS  ^t  unb  SBibet  nad^  allen  Seiten  ju  prüfen,  ^n 
gefc^idter  Sßeife  brad^te  er  fetbft  afle^  Dor,  mad  für  bie  bisherige 
9Ref(e  auSgefagt  merben  tonnte.  %m  ©d^luf;  war  man  bod^  t^on 
il^rer  93erberbli(|Ieit  überjeugt,  nur  münjd^te  man,  ba|  nod^  me^r 
bai)on  geprebigt  merbe,  unb  bie  Sbfd^affung  auf  ®emeinbebej(^luf( 
erfolgen  foQe.  Sal^in  \}fxa^  ficb  befonber^  (Sarlftabt  aus,  inbem 
er  bamit  mol^l  einen  Zabel  gegen  bie  Kuguftiner  Derbanb,  wfil^renb 
SRelan(^tl^on  meinte,  baf)  biefe  in  il^rer  Stirere  mad^en  tdnnten,  n>a$ 
fie  moflten ,  unb  bie  @tubenten  in  ber  93orlefung  auf  bie  balbige 
Stnfül^rung  beS  Slbenbmal^tö  unter  beiberlei  ®eftalt  i^erlrdftete. 

ffiie  wenig  man  fd^on  einig  mar,  scigt  ber  ©erid^t  ber  Unis 
Derfität,  ben  fie  unter  bem  20.  Dftober  an  ben  fturfürften  abgelten 
lief(.  Stan  fanb,  ba|  bie  SRSnc^e,  mit  benen  man  au^fül^rlid^ 
Derl^anbelte,  i^re  (Sac^e  im  ganjen  trefflich  5u  begrünben  müßten. 
SMI  bie  biSl^erige  ^rt,  bie  iReffe  ju  begel^en,  ndmlic^  atö  ein  Opfer, 
ein  äRi|brau(^  unb  barum  eine  ber  grdgten  ®ünben  auf  @rben 
fei,  marb  il^nen  rucf^attSlOiS  jugeftanben,  ebenfo  ba|  fie  red^t  träten, 
fid^  nic^t  baju  jmingen  ju  laffen.  ©amit  fei  aber  nod^  nicbt  bar= 
getl^n,  ba|  bie  ^rii^atmejfe  nun  überl^aupt  nic^t  me^r  gebulbet 
merben  burfe.  Um  ber  @d|ma(^en  miQen  muffe  man  92ad^fid^t 
üben.  9lvix  bie  @penbung  be^  Hbenbmal^tö  unter  bdberlei  @^eftalt, 
a\ä  auf  6§rifti  (Sinfe^ung  fuf^enb,  l^ielt  man  für  bringenb  geboten. 
^m  Übrigen  befd^eibet  man  fid^,  an  ben  Shirfürften  bie  Sitte  ju 
rid^ten,  feinerfeits  als  ein  c^riftlid^er  gürft,  ol^ne  Slüdffic^t  barauf, 
ba|  man  il^n  einen  fte^er  fi^elten  mürbe,  ben  äßigbrauc^  ber  SReffe 
in  feinem  Sanbe  abjut^un. 

Dl^ne  3»>^if€l  »ö^  biefer  ®ebanfe  nur  eine  Folgerung  au« 
Sutberfd^en  ®&^en,  aber  mie  menig  (annte  man  bod^  ben  Stur- 
fürften,  menn  man  geglaubt  l^atte,  folci)e  g^tberungen  an  ibn  mit 
Crfolg  fteßen  ju  lönnen.  SRit  einer  großartigen  ffieit^erjiglcit  ^atte 
er  aOed  gelten  laffen,  fo  meit  er  nic^t  Unrul^n  baüon  befürchtete, 
©elbft  einjugreifen  in  biefe  tl&eologif(^en  unb  firt^lic^en  f)änbel 


22  2)er  ^rfürf}.    %u9ttitt  ber  Slugu^er. 

l^iclt  et  fid^  ttic^t  für  berufen,  baju  meinte  et  aud^  ju  »enig  untet= 
tid^tet  ju  fein.  Ü&tigcnS  gab  et  ben  SBittenbetgetn  ju  bebenten,  bai 
fie  nur  ein  tteinet  Jeil  bet  Sl^tiftenl^eit  feien,  »äl^tcnb  bie  ®ad^, 
um  bie  es  f4  l^anble,  bie  ganje  Sl^tifienl^eit  angelte.  SßaS  foQe 
nod^  batauS  metben,  menn  man  bie  SReffen  faQen  laffe,  mfil^tenb 
bod^  bie  meiften  ftitd^en  unb  ftlöftet  batauf  geftiftet  feien?  „9Ü^ 
ein  ßaie,  bet  bet  ©d^tift  nid^t  betid^t'',  tat  et,  bie  ©ad^e  weitet 
JU  betaten,  bod^  nichts  üotjunel^men,  wotauS  S^i^frölt  unb  Äuf= 
tul^t  entfte^ien  fönnte. 

Auf  ben  ©tteit  im  Äuguftinetttoftet  liefe  et  fid&  nid^t  ein. 
8Uä  bet  ^tiot  bei  il^m  JWage  ful^tte,  üetwieS  et  il^n  an  bie  Uni= 
Detfttat,  bie  in  fid^  uneinS,  il^m  leine  ^ilfe  gegen  bie  ungel^ot- 
famen  Stübet  gewällte  unb  in  bem  83et]^alten  beS  ftutfutflen  jum 
minbeften  eine  l^lbe  S9iIIigung  bet  fßeuetung  feigen  lonnte.  Unb 
»%enb  bet  ftampf  um  bie  SReffe  einen  ?lugenblidf  jutudtttat, 
menigftenS  bie  beabfid^tigte  (Sinfu^tung  Don  beibetlei  @>eftalt  aQem 
Sinfc^eine  nad^  nod^  untetblieb  unb  man  fid^  bamit  begnügte,  gegen 
il^te  „Äbgöttetei''  ju  ptebigen,  wotin  fid^  ganj  bejonbetö  nod^  "^om^ 
l^etüüttl^at,  »utbe  bie  SKönd^Sftage  immet  btennenbet.  SBal^t= 
fd^einlid^  mar  bie$  bet  @inf(u|  Don  Sutl^etS  2)§efen,  meldte,  menn 
and)  fpät,  boc^  am  18.  Dltobet  bafclbft  fd^on  befannt  maten.  3n= 
bem  man  feine  Gebauten  auf  bie  ©pi^e  trieb,  jum  Z^i  aud^ 
miSDetftanb,  l^iefe  ed  jje^t,  niemanb  im  Stiofiet  l^alte  bie  Gebote 
(Sotteö,  lein  SRönc^  »etbe  in  bet  Rappe  feiig;  met  im  ftloftet  fei, 
fei  in  SieufelS  Flamen  eingegangen,  bie  ®elubbe  feien  mibet  baS 
@üangelium.  ^a  nad^  bem  äSetic^te  beS  $tiot^  fud^te  man  aud^ 
bie  Saien  gegen  bie  SRönd^e  aufjuftad^eln,  unb  tiet  fc^on  baju,  fie 
mit  bemalt  au^jutteiben  unb  bie  Stloftetgeb&ube  ju  Detnid^ten. 

3n  ben  etften  Jagen  beö  fßoöcmbct  legten  nid^t  meniget  al§ 
bteije^n  Äuguftinetbtubet  bie  SRönc^Stutte  ab  unb  oetliefeen  baö 
Stlo^et.  @^  lafet  ftd^  etmeffen,  bafe  bieS  nid^t  ol^ne  2;umult  oot 
fid^  ging.  Untet  Sütgetn  unb  ©tubenten  ttieben  fie  il^t  SBSefen, 
bie  allgemeine  (Sfil^tung  in  bet  ©tabt  nod^  etl^öl^enb.  Sinet,  ein 
ßaienbtubet  unb  Sifd^let,  wollte  ficb  öetl^eitaten  unb  bat  ben  Slat 
um  baS  Sütgettec^t,  »a^  il^m  biefet  gewfil^tte,  unb  t)etgeb= 
lid^  fud^te  bet  ^tiot  ben  weltlid^en  ?ltm  ju  i^tet  Swi^dföl^^ws 


,,t$om  W^ihxavLöf  ber  Tlt^t."  2$ 

jtt  geipinnen.  9äemanb  im  ftlofier  geJ^otd^te  il^m  mel^t.  SBon  ben 
etoa  t)ier)tg  SRönd^en,  bie  bamals  barin  maten,  mad^te  jeber,  ma^ 
et  moOte.    SBaS  joQte  bataud  merben? 

SZatutlid^  toutbe  Sutl^  k^on  oUebem  unterrichtet,  unb  baft 
feine  Sugufttner  eS  toaren,  bie  juerfi  ben  (Sreuel  ber  9le{fe  ab= 
5uf (Raffen  anfingen,  erfuQte  il^n  mit  ©tolj,  maS  er  besorgte,  mar 
nur  bie^,  ba|  fie  nid^t  ade  ein  gutes  ^emifjen  babei  l^&tten,  unb 
ob  fie  ^art  genug  fein  mürben,  bie  barauf  folgenbe  Sd^mad^  ju 
ertragen.  3§nen  babei  ju  bienen,  f^rieb  er  fogleid^  auf  bie  er^e 
Shinbe  k^on  itn  93orgdngen  in  SBittenberg  nod^  Dor  ber  ®(^rift 
„Über  bie  ©elübbe''  eine  anbcre  umfangreiche,  „SBom  SRife= 
brau^  ber  äßeffe'',  beren  lateinifc^e  Stejenfton  im  SBibmung$= 
fd^reiben  ia^  S)atum  beS  i.  9bbember  tr&gt. 

®a  belennt  er,  »ic  oft  il^m  fein  ^tti  erjittert,  mie  oft  er 
fid^  bie  ^age  vorgelegt,  ob  er  benn  allein  meife,  ob  benn  fo  biele 
^al^rl^unberte  geirrt,  aber  Sl^riftuS  l^abe  il^n  immer  ge^drft  mit 
feinem  ©ort.  ®(^on  jittere  fein  ^erj  nic^t  mel^,  fonbem 
fpotte  ber  papiftifc^en  Argumente.  Unb  mit  bcm  9iad&»ei§  be§ 
falfd^  ertr&umten  ^rieftertumS,  meld^eS  mit  ber  biblifd^en  Seigre 
Dom  ^rieftertum  oder  ®(&ubigen  in  SBiberfprud^  fielet,  jerfc^l&gt 
er  jugleic^  k)on  neuem  mit  oQem,  mad  fid^  barauf  erbaut,  mie  bem 
Jeufelstrug  \)om  gegefeuer,  bie  römifd^e  Dpfert^eorie:  beruht  fie 
bo(^  auf  litm  feelengef&l^rlid^en ,  beunrul^igenben  Gebauten,  baft 
(Sott  nod^  nid^t  öerföl^nt  fei,  bafe  er  erft  oerjöl^nt  »erben  unb 
burd^  Opfer  befänftigt  »erben  muffe,  alfo  im  tiefinnerften  ®runbe 
auf  f(^merem  Unglauben,  meSl^lb  ade,  bie  ba  Sänften  fein  moden, 
fold^e  9leffe  ab^utl^un  l^elfen  fodten.  ^mit  oerbinbet  er  in  oft  maj)= 
loS  fd^arfer  ®pra^e  eine  auSfu^rli^e  gurudboeifung  beS  päpftlid^en, 
antid^riftif(^en  Sl^riftentumS  unb  ader  feiner  9Renf(^enfa^ungen,  bie 
gerabe  immer  baS  Gegenteil  Don  bem  geböten,  maS  ®ott  in  ber 
l^eUigen  ®^rift  als  feinen  Saiden  funbget^n.  9m  @(^lu|  menbet 
er  fi^  mieber  fpejied  ju  ben  SBittenberger  Sßer^filtniffen,  um  ber 
{»Öffnung  ^uSbrudC  ju  geben,  ba|  menigfienS  bort  bie  Steffen  balb 
faden,  baS  „$ldnen  unb  SSrüden"  in  ben  Stireren  aufl^ören  möd^te, 
ob  aud&  ber  ^apiftenl^aufe  fpräc^e:  „©ie^e  1>a,  ju  SBittenberg  ifl 
lein  ^otteSbienfi  mel^r,  man  l^lt  (eine  SRe^e  mel^r,  man  orgelt  nid^t 


unb  ftnb  aQe  fte^et  unb  unfinnig  motben.''  Unb  er  f^eut  fid^  nid^t 
meQeid^t  auf  bie  Shinbe  baoon,  ba|  ftutfurft  ^iebttd^,  bet  fromme, 
bibellefenbe  e^ütft,  tro^  aQebem,  toad  gefd^el^en,  feine  gro|e  äteliquien^ 
fammlung  in  SSittenberg  no(^  immer  neu  audjuftatten  fud^e,  Dor 
allen  Singen  auf  baS  SSetl^aben  (ba$  fyiVL^  ber  2lbg9tterei),  bie 
SQer^eiligentir^e  in  SBittenberg  l^injumeifen:  „Sßiebiel  armeSeute 
l^tte  man  baoon  in  @ad^fen  ernähren  tSnnen!''  ^ber  man  muji 
bo^  rul^men,  bafe  „ber  gfirft  fein  J^rann  no^  S^iarr''  ift,  ber  bie 
Sßal^rl^it  gerne  ^öret  unb  leiben  mag,  me^l^alb  bad  angefangene  S&ert 
unter  il^m  befto  beffer  boObrad^t  werben  tann.  ^bei  erinnert  er  an 
bie  SSSeidfagung  bom  ffaifer  ^iebric^,  ber  ba  (ommen  merbe,  ba^ 
l^ilige  ®rab  ffi  erlöfen.  Sollte  bamit  oieUeii^t  ber  Shirfurft  ^iebrid^ 
gemeint  fein,  ber  ja  ju  ^antfurt  menigften^  jum  ftaifer  gewfil^lt 
morben,  unter  bem  bie  lebenbige  SSal^rl^eit  bed  (Eoangelii  ift 
l^erfärgefommen.  ,,äßie,  n^enn.ic^  mid^  rühmte,  ia%  id^  ein  (Sngel 
ober  äRagbalena  bei  bem  ®rabe  gemefen  m&re?''  ^ebenfaQd  ift 
ed  ben  äßittenbergern  bor  anberen  gegeben,  ia^  reitte  unb  erfte 
9lngefid^t  bed  (ibangelii  5U  feigen,  barum  foUen  fie  es  nur  fur^t= 
lod  ausbreiten,  aber  fo  bafi  man  bie  ©d^nnid^en  f(^one. 

3n  biefen  legten  Sudfäl^rungen  tritt  bei  aller  93emü]^ung, 
oieUeid^t  ben  fturfurften  bur^  fold^e  ^ufierungen  ju  einem  ent= 
f^iebeneren  auftreten  für  ba$  (Ebangelium  5U  oeranlaffen,  bod^ 
aud^  ein  nur  mul^fam  jurudCgel^altener  S^^^  baruber  l^erbor,  baft 
felbft  in  feinem  äßittenberg  nod^  ber  fd^m&l^li^e  Unfug  beS  8tes 
liquienmefenS  mit  bem  baran  l^aftenben  Sblaf)  fortbeftel^e.  Unb 
mfi^renb  er  bied  f^rieb,  l^atte  er  aQe  Urfa^e,  me§r  aU  je  über 
biefen  Xeil  bed  rdmifc^en  UnmefenS  ^ornig  5U  fein.  (Erjbif(^of 
Slbre^t  bon  äRainj  l^tte,  n>o}u  il^n  eine  ))&))ftlid^e  SuUe  bom 
Saläre  1519  ermfid^tigte,  im  September  jugunflen  feiner  ®tiftä= 
tird^e  unb  feines  ftetS  leeren  93eutelS  bie  ^nb&d^tigen  jum  Sefud^e 
feines  reid^en  9ieliquienfd^a^eS  in  fyiüt  einlaben  laffen.  S)erfelbe 
toar  nod^  grof^artiger  als  ber  5U  äßittenberg  unb  entl^ielt  neben 
t0ftli(^fien  Shtnftfd^d^en  bie  munberbarften  S)inge:  tonnte  man 
bod^  bort  u.  a.  etn^aS  fe§en,  beffen  fid^  fonft  mol^l  (aum  eine 
Sammlung  rül^men  burfte:  „n&mlidg  ben  maleren  Fronleichnam 
(Sl^rifti,  melden  er  im  Zobe  feinem  l^immlifc^en  93ater  geopfert.'' 


2)er  9(bgott  in  ^oHe.  2b 

2)em  entf))ta^  bie  SRenge  ber  Sbtfiffe,  bie  mit  bem  Sefud^  ))er= 
bunben  maten,  n&mltd^  39540120  j^a'^xt  unb  220  Zage  (!)  — 
y  feiig  bie  fid^  beffen  teill^aftig  mad^en''. 

Ö^  tonnte  nid^t  anbete  fein,  auf  bie  ftunbe  baüon,  baf)  getabe 
biefet  SRann  ben  Sbla|  miebec  aufrundeten  mage,  aU  ob  in  ben 
leisten  Sollten  gar  nid^ts  gefd^e^en  fei,  loberte  Sutl^etS  3^^n  in 
l^eUen  flammen  auf.  ©ofott  toat  et  entfd^loffen  unb  ^ielt  bo? 
mit  aud^  nic^t  leintet  bem  Setge,  baS  treiben  beS  Stainjetd  in 
tudCfi^tSlofeftet  SBeife  aufjubedten.  Sabon  loat  man  am  ^ofe  be$ 
ftutfürften,  mo  eben  je^t,  mie  fiut^er  erfuhr,  0)0)^1  unter  bem  (Sin= 
brudt  ber  SBittenberger  ©orgfinge  berfc^iebene  ?ßarteien  fid^  geltenb 
mad^ten,  menig  erbaut.  3^  ^^^  aOgemeinen  (Srtofigung,  meieren 
Sarm  eS  erregen  »urbe,  »enn  ber  gebannte  ©d^ü^ling  beö  ftur= 
fiirflen  gegen  ben  erften  gurften  beS  Sleid^S  feine  f^arfe  gebet 
richten  toürbe,  tam  bie  oon  ^Ibred^t  gefliffentlid^  gendl^rte  93orfteflung, 
ia^  er  eS  gar  nid^t  fo  fd^limm  meine,  bafs  er  felbft,  ber  Semunberet 
bed  (SraSmuS,  gemiffen  äieformen  ^Sd^ft  juget^an,  auc^  mit  Sutl^er^ 
SSorgel^en  gegen  ben  rßmifd^en  ©tul^l  nic^t  fo  unjufrieben  wäre. 
Chatte  bod^  ber  ftarbinat  bem  SRinoriten)>robinjial  gemehrt,  al^ 
biefer  in  feiner  ©iöcefe  gegen  ßutl^er  prebigen  wollte,  weil  gegen= 
feitigeS  @c§m%n  nid^t  ber  SBeg  jur  Süul^e  fei,  fonbem  bie  ein= 
fac^e  unb  reiite  ^rebigt  bed  (Soangelium^.  So  berid^teten  feine 
State,  befonbers  ber  fd^on  früher  (I,  170)  erwäl^nte  SB.  gabr. 
Sapito,  beffen  reformatorif^e  ®efinnung  il^n  nid^t  ge^inbert,  erft 
Som))rebiger  ^Ibrei^tS  unb  f))äter  fein  ftanjler  )u  werben.  (Sx 
gefiel  fid&  feitbem  in  ber  Slofle  be8  SSermittlerö,  ber  nichts  liebet 
woQte  als  eine  tul^ige  tefotmatotifc^e  (SntwidCelung,  warnte  bot 
Sutl^erS,  bie  SSilbung  gefäl^rbenber  unoorfid^tiger  ftul^nl^eit,  bie  ben 
Umfturj  aller  Sßerl^ltniffe  anbal^ne,  unb  pries  bie  (Sl^riftlid^teit  feines 
^errn  unb  feine  „unf&glid^e  greube  am  (Soangelium'',  fo  ba^ 
felbft  (Sarlftabt  in  jenen  2:agen  l^offnungSboH  „ben  Primaten  ®er= 
manienS''  Sffentltd^  als  ben  Siräger  nationaler  SteformationSgebanfen 
bejeic^nen  tonnte,  ^ud^  auf  Sut^er  §atte  er  einpwirten  gefud^t, 
wenn  aud^  bergeblid^.  S)a  erfd^ien  im  September  1521  eine 
„(Sloffe'' ,  bie  ben  ^Oifd^en  Slbla|  berfpottete  unb  ben  ftarbinat 
felbft  bebrol^te.    3«  ^«  SReinung,  bafs  Sutl^er  ber  Url^eber  fei. 


26  Siber  ben  9(6gott  }u  ^atte. 

teifie  ^pito  nad^  SBittenberg,  um  butd^  93etmittlung  3Rüani)(fyon^ 
ßutl^et  jut  ®d^onung  feines  $^etrn  ju  ermal^nen  unb  »eiteren 
@turm,  Don  beffen  Snjug  man  DieUeid^t  fc^on  gel^dtt,  ju  6ef(!^ioöten. 
iRelan^tl^Qn  Detl^ielt  fi(^  ablel^nenb,  befio  größeren  (Sinbrud  machten 
feine  Sßorfleflungen  am  fäc^fifd^en  ^ofe.  ©palattn  erl^iett  ben  Äuf= 
trag,  ßutl^etö  Angriff  auf  ben  Ratbinal  ju  öctl^inbern.  3nbeffen 
Sut^er  ermibette  auf  feine  S^al^nung:  „^d)  n)etbe  ed  nid^t  über 
mid&  gcminnen  tonnen,  nic^t  gegen  ben  SRainjer  Abgott  —  bamit 
meinte  er  ben  W)la%  mit  feinem  ®d^anbl^aud  priDatim  unb  öffent= 
lic§  oorsugel^en."  ®o  fd^rieb  er  am  7.  Dltober.  ^m  1.  3lo:^ 
üember  »ar  feine  ©d^rift  fertig,  ©palatin  »urbe  bringenber 
unb  brol^te  mit  bem  ffirftli^en  ßorne.  SBa5  »ar  baS  für  ßutl^r! 
©Palatino  Siebe,  bafe  ber  gurft  eine  S^rift  gegen  ben  SKainjer  unb 
eine  Störung  be§  öffentlid^en  griebenö  nid^t  bulben  »erbe,  erttdrte 
er  für  unerträglid^.  ßieber  »ofle  er  il^n  felbft  unb  ben  gurften  unb 
bie  ganje  SBelt  ju  ®runbe  gelten  lajfen.  ,,C>öbe  id&  bem  ?ßapfte 
»iberftanben ,  »arum  foflte  id^  feiner  Rreatur  »eid^en?"  „Qvim 
SSeflen  ber  Schafe  (Sl^rifli  mufe  man  biefcm  firgften  ®olfe  mit 
aßen  Ärfiften  wiberftreben."  ©palatinS  (Srmal^nungen,  feine  ^xn= 
»eife  auf  bie  äuöfd&reitungcn,  bie  ba  unb  bort  oorgelommen,  oer= 
mod^ten  il^n  nid^t,  eine  ®ilbe  ^u  finbern ;  f o  toie  fie  mar,  foHte  feine 
©d^rift  allen  ben  feinen  unb  »elttlugen  äiatfd^ldgen  jum  Iro^  au§= 
gelten,  faßS  nic^t  äReland^tl^on,  bem  er  bieS  DertrauenSooD  über= 
liefi,  etmaö  ju  Änbern  fänbe.  3«  ^^  %^^i^  fl^b  er  menigftens 
JU,  bafe  man  bie  ^erauögabe  einft»eilen  oerfd^iebe. 

3n  feinem  SSorl^aben  aber,  ben  Rarbinal  ju  äüd^tigen,  liefe  er 
fid^  nid^t  l^inbern,  weber  burd§  baö,  ma^  ©palatin  aus  (SapitoS  3Ser= 
fid^erungen  über  beS  ftarbinalS  ebangelifd^e  Steigungen  mitteilte,  nod^ 
burc^  bie  SRad^rid^t,  bafe  berfelbe  einen  um  feiner  (Sl&e  willen  ge= 
fangenen  ®ei^lid^en  freigegeben  l^abe.  Unter  bem  l.  ©ejembet 
fanbte  er  ein  ©(^reiben  an  il^n,  mie  el  mol^l  nod^  nie  ein  fold^er 
Äird^cnfurft  erl^alten  l^atte.  S^^eimal,  baran  erinnert  er  ben  ftar= 
binal,  l^abe  er  frül^er  in  lateinifd&er  ©prad^e  an  il^n  gefd^rieben: 
eö  l^abc  nid^tS  gel^olfen,  je^t  motte  er  e§  auf  ©eutfd^  tl^un,  „ob's 
l^elfen  moDt,  fo  überflfiffigeS,  unbeipflid^teteS  ©amen  unb  gleiten. 
@S  l^at  i^t  ®n).  fturfurftl.  ®naben  ju  Chatte  mieber   aufgerichtet 


«tief  an  fabxtä)t  t>on  Wtaxni,  37 

bcn  ?lbgott,  bct  bic  atmen,  einfältigen  ß^ri^cn  um  ®elb  unb 
@ectc  bringet;  bamit  frei  öffentli^  belennt,  wie  atteS  ungefd^idtte 
burd^  ben  Jejel  gefd^cl^en,  nic^t  fein  oDein,  fonbetn  beö  Sif^ofS 
öon  äRainj  SOtoitmiU  geaejen.  —  (fe  benit  üieUeid^t  @».  fturfutftl. 
€5naDett,  16)  fei  nun  üon  bem  ^lan,  »iD  nun  bor  mit  fielet  fein, 
unb  but(i^  bie  »aifctl.  SKaicftät  ben  Wind)  m^  bdm))fen.  ®aS 
laffe  id^  gefd^el^en,  abet  nod^  fofl  (gm.  »urfütfll.  ®naben  »ifjen, 
bafe  id^  »ill  t^un,  »aS  d^riftlid^e  Siebe  forbett,  nid^t  angefe^en 
aud^  ber  l^öflifd^en  Pforten,  gefd^meige  benn  ungeklärte  ^opfte, 
ftarbindle  unb  Sifd^öfc.  31*  berl^alben  meine  untert^dnige  SSitte, 
(S».  fturfürftl.  ®naben  tooüc  ba§  arme  ©oll  unüerful^rt  unb 
unberaubt  lafjen,  fid^  einen  ©ifd^of  nid^t  einen  SBolf  erjeigen." 
©ann  erinnert  er  baran,  meld^  ein  greulid^eS  geuer  auö  bem  ber= 
ad^teten  günllein  geworben,  bafe  man  ®otte§  SBort  baran  greifen 
tonn.  ..©erfelbige  ®ott  lebt  nod^,  tonn  aud^  bie  Sunft,  bafe  er 
einem  ©arbinal  üon  SJiainj  »iberftel^e,  wenn  gleid^  toier  Raijer 
über  il^m  l^ielten.  (gr  l^at  aud^  befonbere  ßuft,  bie  l&ol^en  (S^titxn 
ju  bre^en  unb  bie  l^oc^mutl^igen,  berftodCten  ^l^araone«  ju  be= 
mutigen.  —  Sro.  Rurfürftl.  ®naben  beulen  nur  nid^t,  bafe  gütiger 
tobt  fei,  er  wirb  auf  ben  ®ott,  ber  ben  ^apft  gebemütigt  l^t, 
fo  frei  unb  fröl^lii^  pod^en,  unb  ein  ®piel  mit  bem  Sarbinal  toon 
SKains  anfangen,  Defe  fid^  nid^t  üiele  öerfel^en.*'  SBerbe  ber  Abgott 
nid^t  abgetl^an,  muffe  er,  lünftiger  göttlid^er  ßel&re  unb  d^rifllid^er 
©eligteit  jugut,  ben  Sifd^of  »ie  ben  ?ßapft  „öffentlid^  antaften'' 
unb  aller  SBSelt  anjeigen  ben  Unterfd^ieb  jtoifc^en  einem  Sifi^of 
unb  8Bolf.  ©obann  l^dlt  er  il^m  feine  I^rannei  gegen  bie 
^riefter  üor,  bie,  um  Unleufd^^eit  ju  öermeiben,  jur  ©l^e  gegriffen 
litten,  unb  brol^t,  faflö  biefe  nid^t  abgefteflt  mfirbe,  unter  beut= 
lid^em  ^in»ei§  auf  baS  nur  ju  betonnte  unfittlid^e  geben  8lbred^t§, 
feine  eigene  ©c^anbc  oor  aller  SBSelt  aufjubedten.  SBierjel^n  Sage 
^ft  gab  er  bem  ftarbinal,  tommc  big  bal^in  leine  Antwort,  bann 
»erbe  er  feine  ©d^rift  wiber  ben  äibgott  ju  ^aüc  auSgel^en  laffen. 
Unb  ba§  Unglaublid^e  gefd^al^.  ®er  ^ol^e  SKrd^enfürft  bemutigte 
fid^  üor  bem  gebannten  Slönc^e,  betonnte  fxä)  al§  einen  armen, 
fünbigen  SRenfd^en  j|a  „unnu^en  ftinfenben  Rot"  unb  lieg  ftd^  miliig 
ftrafen.    „Srüberlic^e  unb  d^riftlic^e  ©träfe  tonn  id^  »ol^l  leiben". 


28  mbxiäft»  Snttoort.    »eife  mäf  ffiittenBerg. 

fc^ricb  et  in  feinet  Äntroort  oom  21.  ©cjembex,  meinte  inbeffen,  bie 
ttrfad^e  t)on  Sutl^d  Sd^teiben  fei  l&ng^  abgetl^n,  unb  betf))ta(^  mit 
(Sottet  C)ilf^  fi(^  tut  bie  3ufunft  fo  ju  leiten,  atö  einem  ftommen^ 
geiftlic^en  unb  (^tiftli(^en  ^tften  iuUme.  Sutl^  vm  taum 
baoon  übetjeugt,  baf(  t^  bem  ftatbinol  bamit  etnft  fei,  unb  bied 
um  fo  meniget,  atö  jugleid^  ein  Stief  Sapitod  einlief,  bei  Don 
neuem  feinen  güxften  in  @^u|  nal^m  unb  in  feinet  leifettetenbea 
Seife  eto^mifc^en  Gebauten  bad  SBott  tebete.  S^mel^t  unb  mel^x 
toax  et  geneigt,  bed  Statbinatö  93etl^lten  nut  als  eine  finge  8i^ 
anjufe^en,  tpad  et  feinem  State  in  fc^atfen  ^utcd^tfe^enben  Sßottett 
aud^  audfptad^.  äReland^tl^on  foUte  einftmeilen  bie  ®(^ft  auf- 
bemalten.  @ie  ift  nie  and  Xagedlid^t  gefommen.  (Stöbere,  mid^ 
tigete  JSufgaben  btfingten  ben  (Gebauten  batan  }utüd. 

äß&^tenb  jene  Sßetl^anblungen  fpielten,  in  ben  etften  Sagen 
bes  £)eiembet,  etfd^ien  Sutl^et  plö^lid^  in  SSittenbetg.  (Sd  l^ielt 
i^n  nic^t  (finget  in  feinem  $atmo^.  St  mu|te  felbft  iufel^en,  mie 
bie  "Dinge  lagen,  t)on  benen  oft  nut  buntle,  nid^t  feiten  mol^l  au(^ 
entfteOenbe  Säetic^te  in  feine  ®infam{eit  btangen.  (&^  loat  ein 
gef&l^tli^et  SBeg,  jum  2eil  but^  bad  Gebiet  beS  C^etjogS  ®eotg, 
üon  bem  et  fi(^  bed  @d^limmfien  Detfel^en  tonnte.  fLm  3.  Cejembet 
teifte  et  butd^  Seip}tg,  wo  eine  ^au  i^n  tto(  feinet  Slittetttad^t 
unb  bed  Satted  fpatet  ettannt  l^ben  moflte.  ^eimlic^  (am  et  in 
fein  SBittenbetg.  S9ei  92i(olaud  ^mdbotf  flieg  et  ab,  benn  ind 
Rloftet  ju  gelten  »agte  et  nic^t.  ®ott  etfd^ienen  bie  gteunbe,-  unb 
et  l^atte  feinen  ®pa|  batan,  mcnn  üe  ben  ftemben  SUttetdmann 
nic^t  tannten.  ®o  §at  et  fic^  au(^  oon  Sutad  Sttanad^  malen 
lafjen.  gto^  bed  langentbel^iten  Swföwmenfeind  mit  ben  gteunben 
k)ot  allem  mit  feinem  9Relanc§t§on  Detbta^te  et  bafelbft  meistere 
Sage,  um  fo  ^eimlid^,  mie  et  gefommen,  »iebet  ^utuctjufe^ten. 

Unmittelbat  t)ot  feinem  ä3efud^e  mat  ed  in  Sßittenbetg  fc^limm 
jugegangen.  S)ie  ftiil^e  ^od^ad^tung  oot  ben  l^eiligen  SRönd^en 
mat  nad^  beii  neuen  (Stfenntniffen  nut  ju  balb  einet  gtünbli(^en 
9ßeta(^tttng  gewid^en,  unb  fd^on  jeigte  fi^  bie  Steigung,  aUenfaUd 
bie  etfel^nten  9ieuetungen  mit  bemalt  but^jufe^en  obet  bod^  bad 
aite  nid^t  mel^t  ju  bulbcn.  ©etattige  ©efttebungen  in  bet  ®tubentcn= 
f(^aft  wutben  noc^  öetftfitft  butc§  „8Rattinianet\  anlanget  Sut^etd 


etubenttfc^e  Unruhen  in  SHttettberg.  29 

<tttS  (StfuYt,  XDo  bal^  nai)  SutJ^erS  Wxitt^x  aud  Sßormd,  ju  beffett 
nid^t  geringem  Seibmefen,  bie  ^Bannung  eines  \^m  ergebenen  S)oms 
i^errn  ju  einem  auftül^rexifi^en  ©türm  gegen  bie  (Seiftlid^feit  ge= 
fu^t  ^tte.  ^nli(^e$,  menn  au^  in  üeinetem  9ßa|ftabe  ooUjog 
fid^  ie^t  l^iet.  %m  3.  Cejembet  btattgen  junge  Seute,  meiften^ 
<3tubenten,  mit  SReffem  unter  ben  9ld(ten  in  bie  ^fanlird^e  ein, 
nal^men  bie  äßelbüd^er  fort  unb  trieben  ben  ^riefter  bom  8ltar. 
SRel^reren  (Seiftlid^en  mürben  bie  ^enfter  eingemorfen.  £)aS  93ar- 
fufeerltofter  geriet  in  ernftlid&e  (Sefal^r.  3«  «i^em  an  bie  Stird^tl^ure 
flel^efteten  S^tel  brol^ten  iStubenten,  ba«  ftlofter  ju  ftürmen.  Sin 
l^ölserner  »Itar  fiel  i§nen  aui)  »irtlid^  jum  Dpfer.  ®er  9iat 
mufite  ben  S3rubem  eine  SBSac^e  geben,  Unb  aU  er  bie  ©(^ulDigen 
jur  ^erantmortttng  jiel^en  moQte,  wagte  ed  bie  ®emeinbe,  mit 
Ungeflum  bie  greilaffung  berfelben  ju  oerlangen,  ja  fie  forberte 
jugleii^  bom  Sftate  in  mo§I  formulierten  ärtiteln  ^eigebung  bcr 
«oangelifc^en  ^rebigt,  «bfd^affung  ber  SBinlclmejfen ,  93igilien, 
Sruberfd^aften,  bie  Srlaubni^  jur  Kommunion  unter  beiberlei 
<8eftalt  unb  anbere  ©inge,  bie  (Suteö  für  bie  gulunft  öerfprad^cn, 
mie  Sbfd^affung  ber  C^äufer  ber  Unjud^t  unb  ber  ©d^entl^dufer. 
SRan  fielet,  in  meld^er  SSeife  bie  Sewcgung  um  fid^  gegriffen  l^atte. 
SBfil&rcnb  bie  Uniberfitfit,  ol^ne  fi^  einigen  ju  Wnnen,  noc^  über 
SBJert  unb  Unwert  ber  9ReJfe  ober  »enigftenS  über  baS  9led^t  il^rer 
tlbfd^affung  bebattierte,  mar  bie  Sürgerfc^aft  Idngft  auf  bie  Seite 
ber  Sßeuerer  getreten.  ®rft  nad^  längeren  Sßerl^anblungen  gelang 
es  bem  Shirfürften,  bie  Slube  miebcr  ^erjuftellen.  Sian  foüe, 
betretierte  er  fd^licfelid^  in  jeiner  SBeiSl^eit,  barüber  f(^reiben,  lefen, 
bisputieren  aber  injmifc^eu  beim  alten  SSraud^e  bleiben. 

Sutl^er,  ber  freilidg  bis  bal^in  ^öd^ftenS  oon  jenem  treiben  ber 
©tubenten  am  3.  ©ejember  ftunbe  l^atte,  legte  feinen  befonberen 
SBert  barauf.  ®t  mod^te  barin  Stnabenftrei^e  feigen.  ®o  l^tte 
er  fi^  aud^  einige  JBod^en  frül^er  geäufeert,  als  ©tubierenbe  einem 
bettelnben  Äntonitermönd^e  übel  mitgespielt  l^atten.  5Roc^  oon 
SS^ittenberg  auS  fd^rieb  er  an  ©palatin,  ba|  il^n  baS,  »aS  er  bort 
l^öre  unb  fe^e,  mit  grofeer  grcube  erfülle.  SlllerbingS  fe^te  er  ^inju: 
„©Ott  ftärle  ben  ©eift  bercr,  bie  rool^l  gejinnt  finbl"  ®enn 
fc^on  untermegS  ^atte  er  manches  l^artc  Urteil  über  bie  3Bittcn= 


80  ^^Sermal^nttng  t>or  Slnftul^t  unb  (Sm^9rttitg/' 

betger  93etl^tniffe  l^dren  muffen,  befonberd  äuf^etungen  bet  %vixä)t, 
ba|  man  ie^t  jenem  aQgemetnen  Slufrul^t  entgegen  gel^e,  ben  bie 
früher  erwäl^nten  SBoIföfc^riften  atö  notoenbige  golge  bet  unerttäg= 
ticken  Si^rannet  in  Sudftd^t  gefteUt  l^atten.  Sad  toax  tein  SSSunber, 
wenn  felbft  ein  "^o^.  ßang  in  ffitfurt  meinte,  man  muffe  leibet 
fd^ier  bad  (Soangelium  mit  bem  ©d^mett  erl^alten. 

S)a))on  beuntul^igt  fd^rieb  Sutl^er  gleid^  na^  feiner  Mdk^x  auf  bie 
SBattburg  feine  @^tift:  „(&\nt  treue  93er ma Innung  ju  allen 
Sl^riften,  fi^  ju  oerl^uten  Dor  Sufrul^r  unb  (Sm))örung.'' 

SlderbingS,  eine  balbige  93emi(^tung  bed  $a))fttumS  unb  feines 
Snl^anged  l^ielt  auc^  er  für  nal^e  beoorfiel^enb,  aber  ni^t  bie  gelinbe 
©träfe,  ber  rr?5w<^M^»>ön5  beS  leiblid^en  JobeS"  mirb  fte  treffen, 
^bie  ©d^rift  gicbt  bem  ?ßapft  unb  ben  ©einen  gar  üiel  ein  an  ber 
(gnbe  benn  leiblij^  Job  unb  Äufrul^r.  ©aniel  8,  25  fprid^t:  @r 
foQ  ol^ne  ^ani  jerlnirfc^t  merben,  bad  ift  nic^t  mit  bem  ©d^mert  unb 
leiblid&er  (Semalt *,  fonbern  mie  ?ßauluS  fc^reibt  (2il^eff.  2,  8):  ber 
^en  »irb  fie  umbringen  mit  bem  ®eift  feines  SKunbeS  unb  burd^ 
bie  ffirfi^einung  feiner  Sufunft.  (Sbcn  beSl^alb  furd^tet  ßutl^er  nid^t 
mie  anbere  ein  „allgemeines  Äntaften",  möd)te  aber  bod^  bie  ©einen 
über  baS  SBefen  beS  äufrul^rS  belel&ren.  ©a  ftel^t  il^m  als  oberfter 
©runbfafe  fe^,  bafe  lein  ?lufrul^r  rec^t  ift,  „mie  redete  ©ad^e  er 
auc§  immer  l^aben  mag,  unb  jumal  in  biefer  ©ad^e  ifi  eS  Sin^^ 
gebung  beS  ©atanS,  unfere  Seigre  ju  fd^impfiercn".  S)ie  Dbrigkit 
nid&t  „ber  C^err  DmneS",  baS  betont  er  mie  früher,  ift  baju  berufen, 
jmifc^en  ®utem  unb  SBöfem  ju  unterfc^eiben  unb  einjugreifen.  Unb 
menn  fie  eS  nid^t  tl^ut,  fo  foll  man  bußfertigen  ^erjenS  in  ber 
(SrIenntniS,  fol^eS  berbient  5u  l^aben,  »iber  baS  pfi))ftlid^e  Stegiment 
beten  unb  fortfal^ren,  bamiber  ju  fd^reiben  unb  ju  reben.  SRid^t  mit 
®emalt  — ,  „mit  bem  ßi^tc  ber  SBa^r^eit,  menn  man  il^n  gegen 
(S^rifto  unb  feine  ßel^re  gegen  baS  @oangelium  l^&lt,  ba  f&llt  ber 
$apfi  unb  mirb  junic^te  ol^ne  aüt  SRul^e  unb  Arbeit.  —  (Sr  foll  mit 
bem  äRunbe  (S^rifti  jerftört  merben.''  Unb  maS  biSl^er  gefd^el^en,  ift 
ja  ni(^t  unfer  äOSerf.  „@S  ift  nid^t  mSglid^,  baf)  ein  äRenfi^  allein 
foUte  fold^  ein  SBefen  aufaßen  unb  führen.  —  ffiin  anberer  ^ann 
ifl'S,  ber  baS  Stäble  treibt."  Unfere  aufgäbe  ift,  baS  l^ilige 
@t)angelium  ju  treiben:  „ßel^re,  rebe,  fd^reibe  unb  prebige  mie 


äRenfd^engefe^e  nid^td  fein.  SBel^e  unb  tätige,  bal  niemanb  $faff, 
"SRinäi,  9!onne  mctbe,  unb  xocx  btinnen  ifi,  l^eraudge^e.  ®kb 
ni(S)t  mel^r  ®elb  ju  Süden,  ftet^en,  (Slocfen,  Zafeln,  Stitd^en, 
fonbetn  fage,  ba|  ein  d^tiflH^  Seben  ftel^e  im  Glauben  unb  Siebe 
unb  Ia|  und  bad  noi)  jmei  ^a^te  treiben,  fo  foQft  bu  toofjlL 
feigen,  mo  ^apfl,  33if<^of,  SKön^e,  Spönnen  k.  unb  ba«  ganje 
(Sefd^mütm  unb  Setoütm  pd))ftlic^en  ätegimentd  bleiben,  mie  ber 
9iaui)  foQ  ed  üerfd^toinben.' 

aber  au(^  biejenigen  betmarnt  er,  bie  „menn  fie  faum  ein  paar 
Slätter  gelefen  ober  eine  ^rebigt  gel^Srt,  ripö,  raps  J^erauSmifc^en" 
unb  anbere  ald  nid^t  eoangelifd^  audfd^reien,  ol^ne  auf  il^re  (Sinfalt 
Slfidfid^t  5U  nel^men,  blofe  um  gut  lutl^erifd^  ju  fein,  ©arauf 
etflart  er:  „jum  erften  bitte  id^,  man  wollt  meinet  3iamenS  f^»eigen, 
unb  fi^  nid^t  lutl^erif(^,  fonbern  Sl^ften  beif^en.  3^  ^^^  unb 
min  leined  äReifter  fein,  ^d^  l^abe  mit  ber  (Semeine  bie  einige, 
gemeine  Seigre  (Sl^rifti,  ber  allein  unfer  SReifter  ift/  Unb  jum 
anbern  foQe  man  auc^  bie  $erfon  ad^ten,  bie  @d^ma(^en  nid^t 
uberpoltern  unb  übenumpeln,  fonbern  il^nen  ®runb  unb  Urfad^ 
anjeigen  ber  cbriftlid^en  greil^eit,  beren  man  fid^  felbft  bebiene, 
fonft  »erbe  man  mel^r  fd^aben  al§  nü^en,  ^ben  jffidlfen  lannft  bu 
nid^t  5U  l^rt,  bcn  ©d^afen  nii^t  ju  meid&  fein''. 

®aS  »ar  feine  erfte,  in  wenigen  Sagen  l^ingefd^riebene  Arbeit 
nad^  feinem  SBefud^e  in  Wittenberg.  3Bi(^tiger  »ar  ein  (Sntfc^lujj, 
ber  gerabc  bort  5ur  Steife  fam,  fein  geliebte^  SBort  ®otteS  feinen 
lieben  ©eutfc^en  in  äner  aßen  oerftanblid^en  unb  lesbaren  gorm 
in  bie  ^anb  ju  geben. 

SRan  lann  nid^t  fagen,  r>a%  bamaU  erft  ber  $lan  baju  attf= 
getaud^t  »fire.  ©i^on  ßutl^erö  erfle  felbftanbige  ©d^rift,  bie  Aus- 
legung ber  fieben  Sufepfalmen,  burfte  al5  ein  erfler  Anfang  einer 
neuen  ©ibeluberfe^ung  bejeid^net  »erben.  3^  ^^¥  ^^"^^  ^^^ 
l^eilige  ©d^rift  als  allein  geltenbe  92orm  in  ben  Sßorbergrunb  trat, 
unb  bie  ®emeinbe  aufgerufen  »urbe,  barauS  fid^  il^r  Urteil  über 
Sal^rl^eit  ober  Unmal^rl^eit  Don  Sutl^erS  Seigre  }u  bilben,  um  fo 
mel^r  mufete  ber  ©unfd^  fi^  geltenb  mad^en,  beutfd&e  ©ibeln  üer= 
breiten  ju  (önnen.  (Ss  gab  beren  längft,  jSl^lte  man  bo(!^  bis 
jum  (Srfd^einen  üon  Sutl^erS  Überfe^ung  nid^t  meniger  als  bierjel^n 


82  2)eutf4e  mUln. 

beutf^e  Sibelaudgaben.  Sber  nur  mit  Unted^t  l^at  man  batauf- 
l^in  auf  eine  gto|e  Setbteitung  unb  ein  oielfa^eiS  Sibelftubium 
gefd^Ioffen,  tooUStümlid^  finb  fte  niegemefen,  in  Saienfreife  finb  fie 
nur  feiten  getommen.  Cad  üetl^inberte  fc^on  ber  l^ol^e  $reid  unb 
bie  toiclfa^  unDerft&nblid^e,  gtSItenteiU  bem  14.  ^al^rl^unbett  an- 
ge^fitenbe  @pia^e,  bie  ben  Ze^t  in  mögtid^ft  n)örtli(^em  Snfd^lufi 
an  bie  lateinifd^e  Übecfe^ung  gab.  2luc§  in  SBittenberg  l^t  man 
fie  fid^et  gefannt,  aber  man  (ann  fie  nur  menig  benu^t  ober  ge^ 
fd^ä^t  l^aben.  SRitc^enbiS  mirb  il^rer  bafelbft  ober  aui)  in  Sutl^er^ 
austoärtigem  greunbeSfreife  (Srtofil^nung  getl^an,  gef^meige  benn  bajj 
man  bad  93olt  barauf  ^ermiefen  l(>£tte. 

Um  gegen  bie  römifc^e  SRenfd^enlel^re  bamit  }u  (fimpfen,  be= 
burfte  ed  einer  neuen  beutfd^en  SBibel.  Z)at)on  mar  man  in  SBitten= 
berg  Ifingft  überzeugt.  (S^  entfprac^  ben  33erl^&ltniffen,  menn  man 
na4  einem  Seric^te  Sarlftabts  mitten  im  fd^drfften  Stampfe  gegen 
Slom  im  C>erbft  1520  jucrft  ernftlit^  baran  badete,  neue  beutfc^e 
SSibeln  ausgeben  }u  laffen.  Unb  auc^  anbermärt^  mürbe  bad  S9e= 
bürfnis  geful^lt.  bereits  im  Sommer  1521  gab  Sang  in  Erfurt 
eine  Überfeftung  beö  3Rattl^äu§  l^erauö,  ber  er  bann  eine  8ßer= 
beutfd^ung  beS  Slarlu^  unb  fiuta^  folgen  liejj. 

Unb  ßutl^er  ^atte  ja  feit  3öl^ren  leinen  fel^ntic^eren  SBunfd^, 
aU  ba§  (Süangelium  unter  ba§  93olt  ju  bringen  unb  e5  ju  einer 
baS  ganje  geben  be^errfd^enben  ^tai^t  ^u  mad^en.  Saraud  ent= 
fprangen  au(^  faft  alle  feine  Arbeiten  auf  ber  SBartburg.  ©em 
galt  feine  fortmä^rcnbe  Sorge  für  ba§  ?ßrebigtamt,  »obei  mir 
mand^en  eigentämlic^en  ®eban(en  begegnen.  S)a  r&t  er  aQen 
(SrnfieS,  3Relanc^tl^on  foUe  im  Slnfc^lufi  an  alttirc^lid^e  formen 
ober  ma^  er  bafür  l^lt,  an  gefttagen,  um  Srinigelagen  mt>  bem 
Spielen  Dorjubeugen,  bem  9Solfe  ,,irgenbu)0  in  ber  Stabt''  prebigen. 
SBaö  tl^ut'ö,  bafe  er  „ni(^t  gefalbt,  nid^t  rafiert  unb  »erheiratet 
tft".  ®r  ift  bo(^  ein  rechter  ^riefter,  benn  ^riefter  fein  l^eifet 
baS  (Soangelium  leieren,  ©ie  ganje  ®emeinbe  foüe  i^n  nur  be= 
rufen  unb  bringenb  bitten,  bann  tann  er  nic^t  ausweichen.  SBäre 
er  in  Wittenberg,  fo  mürbe  er  9lat  unb  ©ürgerfd^aft  beranlaffen, 
^elanc^t^on  ju  crfud^en,  über  ia^  (Süangelium  beutfc^  ju  lefen, 
bafe  aud^  ha§  SBol!  unb  bie  grauen  i^n  l^flren  tonnen,    ^at  bod^ 


beginn  btx  eibetüberfeftitng.  SS 

mä)  DtigeneS  ptibatim  grauen  untenid^tet.  .»tttib  t)ot  aQen 
S)ingen  tft  bem  SBoUe  bad  SBort  ®otte$  toonnöten/  S)aj^  au(^ 
bie  $o^Qe  baju  no^  nid^t  genügte,  mürbe  il^m  bei  ber  Sfrbeit 
baran  immer  tiarer.  Sei  bem  93efu^e  in  Sittenberg  tam  bie 
Slotmenbigfcit  einer  neuen  ©ibelfiberfcftung  jur  ®pxaift.  ©ie 
greunbe,  befonberd  SReland^tl^on ,  brdngten  il^n  ba)u,  bie  Aufgabe 
felbft  ju  übernel^men.  Unb  fo  entf(^lof)  er  fid^  benn.  @o  fd^rieb 
er  am  18.  S)eiember  an  ^ol^.  Sang.  ©a|  biefer  eine  Überfe^ung 
angefangen,  tonnte  il^n  nid^t  abgalten,  fein  IBunfd^  mar,  ba|  jebe 
@tabt  einen  Überfe^er  l^ben  möchte. 

Sofort  ma^te  er  \\d)  an  bie  Arbeit  in  ber  C^offnung,  „feinem 
©eutfc^lanb"  eine  beffere  Überfe^ung  liefern  ju  tonnen,  atö  fte 
bie  Sateiner  litten,  eine  Überfe^ung,  mert  bon  (Sl^riften  gelefen 
)u  »erben,  greili^  bie  ®d^n)ierigfeiten  berl^el^lte  er  fic^  nid^t. 
®ogleid^  bei  beginn  erlldrte  er,  ba|  bie  Aufgabe  mol^l  über  jeine 
Shrfifte  ge^e.  3^^t  merte  er,  maS  uberfe^en  l^ei^e,  unb  marum 
bie  frül^eren  Überfcftcr  fic§  nid^t  genannt  SKit  bem  aiten  2;e^a= 
ment  »oUte  er  [id^  gar  nid^t  ol^ne.  Slit^ilfe  ber  greunbe  bef äffen. 
CeSl^alb  l^tte  er  fid^  am  liebften  in  2lm§borfS  C^aufe  berborgen 
geleiten,  jebenfaQd  mar  biefe  Arbeit  ein  ®runb  mel^r,  fi(^  nad^ 
SBittenberg  jurudC^ufel^nen ,  mo^in  er  Oftern  jurfidtjute^ren  Der^ 
f)}ra(^.  (5^  ift  möglid^,  ia  fogar  fel^r  ma^rf(^einU(^,  baf^  er  fpdter 
dltere  Überfejjungen  oerglid^en  l^at,  auf  ber  SBartburg  felbft  fehlten 
il^m  baju  bie  ^Hilfsmittel.  SebigUd^  ben  griec^ifd^en  Urtqct,  mie  er 
il^m  in  ber  Ausgabe  bed  (SradmuS  5ur  ^nb  mar,  legte  er  ju 
<^runbe,  einjig  unb  allein  beftrebt,  bie  emige  IBal^rl^eit  aOen 
öerftanblic^  5u  mad^en.  Unb  troft  aller  Arbeit,  bie  fonfl  auf  i^m 
laftete,  ben  mand^erlei  Slnfec^tungen,  bie  il^m  ju  fd^affen  mai^Un, 
ben  üielen  (Sorgen  unb  Setümmerniffen ,  meiere  bie  Siad^rid^ten 
öon  na^  unb  fern  in  il^m  mad^riefen,  oollbrad^te  er  baS  SBerl 
mit  einer  erftaunlid^en  ©c^nclligteit.  3n  meniger  als  brei  SRo= 
naten  l^atte  er  bie  Überfe^ung  beS  ^euen  S^eftamentS,  üon  ber 
mir  nod^  ^ören  merben,  in  il^ren  ®runbjugen  beenbet.  S>aS 
tonnte  nur  jemanb  leiften,  ber  feit  ^al^ren  gemo^nt  mar,  im 
©i^riftmort  ju  leben.  — 

®ie  3w^anbc  in  Miltenberg  geftalteten  fi(^   inbeffen  immet 

Äotbe,  «littet.    II.  3 


84  (EartftabtS  Steuerungen. 

Bebenllid^er.  ®ie  fucfürfllic^c  SKal^nung,  über  bic  obmaltcnbcn 
Streitfragen  jtoat  ju  btöputteren,  ju  ptebigen  unb  ju  fc^teiben^ 
aber  nichts  }u  finbem,  Ue|  \\i)  nid^t  einl^alten.  3^^^^  (Saxlftabt, 
no(!^  gcreijt  burd^  bcn  SBibcrjprud^  jeincr  ftoflegen  am  Stift,  l^ielt 
bei  ber  in  bet  ©tabt  l&eufc^enben  Stimmung  bie  ^tit  für  ge= 
lommen,  bie  eoangelifd^e  greil^eit  but^}ufu§ren.  92a(i^bem  er 
I&ngere  3^^^  ni^t  geptebigt,  etfl&tte  et  am  22.  S)e)ember  1522, 
auf  bet  Jtanjel  bet  Stiftötitd^e,  er  »erbe  ju  SReujal^r,  an  tpelc^em 
2age  et  baS  ^od^amt  ju  l^alten  l^atte,  baS  Äbenbma^l  o§ne  ptie|tet= 
lic^e  äbjeic^en  in  beibetlei  ®eftalt  teilen.  Aber  et  mattete  nid^t 
einmal  jo  lange:  auf  bie  ftunbe,  baft  bie  Siegietung  il^n  l^inbetn 
molle,  fü^tte  et  fein  Soil^aben  {d^on  am  Sßeil^nacbtdfefte  au^. 
9!ad^  einet  $tebigt,  in  meldtet  et  bie  ®emeinbe  )um  ted^ten  @m= 
pfang  be$  Saltamentd  nac^  ß^tifti  (Sinfe^ung  etmal^nte,  ttat  et 
üot  ben  ?lltat  unb  teilte  untet  gottlaffung  bet  auf  ba§  Dpfet 
bejüglid^en  SBotte,  aQen  bie  e3  bege^tten,  baS  Äbenbma^l  auS, 
ol^ne  bafe  eine  ©eid^te,  bie  et  ffit  unnötig  etflfitte,  üotangegangen. 
©benfo  am  SReuja^tStage,  an  bem  an  taufenb  ^etfonen  baS  8lbenb= 
mal^l  nal^men,  unb  an  ben  folgenden  Sonntagen.  Unb  jebet  Sag 
btad^te  SReueö.  Untet  bem  5.  ^amai  lünbigte  et  an,  bafe  et  fid^ 
üetlobt  l^abe  —  feine  Staut  mat  ?lnna  ö.  SKod^au,  bie  l^fibfd^e 
nod^  junge  Zocktet  eine§  ^»atmen''  (SbelmanneS,  mie  aüe  SBe= 
tid^te  mo^l  i^m  jjum  Sobe  l^insufugen.  am  19.  ^amax  fcictte 
et  mit  unnötig  gtofeem  ßdtmen  feine  Oöc^jeit.  3ona§  folgte 
feinem  S3eifpiele  na^  toon  aßen  Seiten  l^ötte  man,  bafe  ©eifllic^e 
Öeitateten.  Untet  ben  Jtugen  be§  Sutfutftcn  butfte  fogat  bet 
^fattet  üon  Sod^au  ein  SBSeib  nel^men. 

äl^nlid^e  SRcuetungen  mie  Satlftabt  nal^m  ju  gleid^et  ^zxt, 
bieHeid^t  nad§  üotl^etiget  33etabtebung,  ©tubet  ®abtiel  in  bet  Um= 
gegenb  öot.  ?lm  ffiei^nac^töabenb  etfc^ien  et  in  bem  nal^cgclegenen 
©ilenbutg,  bcmäd^tigte  fid§  bafelbft  bet  Jtanjel  in  bet  ^fantitd^e 
unb  ptebigte  ol^ne  ptieftetUt^c  Slbjeic^en,  mit  betmac^fenet  2onfut, 
in  einem  langen  fc^matjen  Stubententodf,  auf  bem  ftopfe  ein  $e(5= 
batett.  Unb  »a§  et  bafelbft  btei  Jage  leintet  einanbet  gegen  ben 
©teuel  öon  SKeffe,  Pfaffen  unb  SRönc^tum  unb  bie  pfipftli^e 
SSette^tung  d^tiftlic^et  grei^eit  üetttat,  fanb  aud^  l^iet  izn  Seifaß 


StDiUiiig  in  (Sitenbntg,    2)ie  SCugufHner.  S5 

bct  SJicngc.  ®ct  ?ßfartcr,  bcr  üon  bct  Sicffc  nid^t  laficn  wollte, 
rourbc  fccbtol^t.  3Ran  warf  il^m  bic  genftct  ein.  ®ie  fürftlid^en 
Beamten  leiteten  ber  Sfieuerung  S3orfd^u6.  ©er  Stcntmeifter  ^anS 
b.  Xaubenl^eim  exöätte  bcm  ^anet,  et  moüe  gut  fic^n  für 
allen  ®^aben;  maS  frage  ber^urfürft  nad^  bem  Srjbifd^of !  9Rtt 
Dftentation  übertrat  man  bie  gaftengebote.  Slm  SReuja^rStage 
{penbete  aud^  S^i^ti^S  ba^  ^benbmal^l  unter  beiber  ®eftalt.  ^n 
jwei  C^unbert  ^erfonen,  SRfinner,  grauen  unb  Sinber,  nal^men 
in  einer  Meinen  Sfird^e  am  ©d^lofeberge  baran  teil.  Seber  niufete 
babei  bie  C^oftie  in  bie  ^anb  nel^men.  ©en  äSein  go|  er,  fo 
crjäl^lte  man  )ii}  menlgften^,  in  einen  „^ofbec^er",  unb  einer 
teid^te  il^n  bem  anbern.  ®o  mar  au(^  §ier  ein  Anfang  mit 
JtuUuöänberungen  gemad^t.  Unb  bie  SJeroegung  ergriff  alle  Rreife. 
Sieben  ^an§  D.  lauben^eim  ftanb  obenan  ein  ©d^ufter  S^^fl^ 
©d^önid^en,  ber  feine  neue  @rfenntni§  in  ber  golge  aud^  in  ©rudt= 
fc^riften  öffentlich  ju  berfed&ten  oerftanb.  Unb  ä^nlid^eS  wie  oon 
@ilenburg  l^örte  man  aUbalb  auc^  üon  ©c^miebeberg  in  ©ac^fen, 
wo  ber  Pfarrer  bie  Sonfelration  mit  lauter  ©timme  oerlünbete  unb 
fid^  weigerte,  fortan  bie  SReffe  ol^ne  ftommunilanten  ju  feiern. 

3l\d)t  minber  bebeutfam  waren  bie  9Ra|nal^men,  §u  benen  bie 
SKuguftinereremiten  in  biefen  Sagen  ju  SBittenberg  fc^ritten.  ®er 
®eneraloi(ar  ber  beutfd^en  Sluguftiner,  SJenjeSlaud  Sin(,  tonnte 
bem  treiben  ber  SBittenberger  S3ruber  ni(^t  länger  mel^r  äufel^en. 
®afe  bariiber  ber  Drben  in  ©d^mad^  unb  ©d^anbc  getommen, 
baran  war  fein  ßw'^if^'f  ebenfo,  bafe  bie  ©c^ulbigen,  bie  wiber  ben 
®ib,  ben  fie  ®ott  unb  bem  Drben  gefd^woren,  baö  Rleib  be0 
Drben^  abgeworfen,  ben  l^ärtejten  ©trafen  berfaüen  waren.  Aber 
wer  würbe  fie  ooUjiel^en,  etwa  wie  frul^er  bie  weltliche  ©ewalt? 
3n  ©ac^fen  wenigfteng  fal^  es  nic^t  banad^  au^.  Unb  war  ber 
Drbenöobere  auc§  in  feinem  ©ewiffen  bered^tigt,  fie  ju  f orbern? 
©aS  waren  fd^were  gragen.  ©er  ftrenge  Drbenömann,  ber  nun= 
me^r  baju  gebrängt  werben  fotlte,  ^a^,  wofür  er  getämpft,  al^ 
eine  gro^e  Sl^orl^eit,  \a  al^  eine  ©unbe  anjuertennen,  fam  ba  in 
Irrten  Sonflitt  mit  bem  ©elenner  beS  (gbangelium^,  im  greunbe 
Sutl^erS.  ©c^liefelic^  fiegte  ber  le^tere.  8ut§er  felbft  follte  raten, 
©eine  äintwort  war  flar.    SBie  8inl  fd^on  längft  bie  Sled^tfertigung 

s* 


86  Bcf^tüffe  M  9ttgtt|Hnert<M)iteU. 

allein  aud  bem  Glauben  geprebigt  tt>uf|te  er.  S)atan  erinnert  er 
il^n  unb  l&|t  tl^n  felbfi  bte  Folgerungen  jie^:  ^3<^  bin  fid^, 
baf)  bu  nichts,  tpaS  bem  (SDangelium  juwiber  ift,  tl^n  ober  bulben 
tpirft,  att(^  wenn  baruber  aUe  $tl5fter  jugrunbe  gel^n  mufiten.'' 
Z)ad  tumultuarifd^  SSerlaffen  ber  ftlfifier,  loie  ed  in  IBittenberg 
gefd^el^en,  mif)billigt  er  bur^auiS.  ^n  ^eben  unb  unter  gegen^ 
feitiger  ÜbereinfHmmung  l^fitten  bie  Srüber  fd^iben  foUen.  Slber 
auc^  menn  fie  nid^t  red^t  gel^nbelt,  barf  man  fie  bod^  nid^t  iuxnd^ 
rufen ;  baS  Sefte  mürbe  fein,  nad^  bem  Seifpiele  beiS  S^ruS  in 
einem  öffentlichen  (Ebitte,  benen,  bie  bad  ftlofter  oerlaffen  mollten, 
bie  ^eil^eit  ju  fd^enfen,  (einen  l^inaudiuftoften,  (einen  mit  bemalt 
jurudCju^alten.  Sint  felbft  möge  immerl^in  mit  ^eremiaS  im 
S>ienfte  Labels  bleiben,  mie  er  au^  felbft  ftloflermeife  unb  =trad^t 
beizubehalten  geben{e. 

Unb  l^iema^  l^anbelte  Sint.  9luf  einem  ftapitel,  bad  er  um 
Spipl^anien  1522  in  S&ittenberg  abl^ielt,  ju  bem  aber  nur  menige 
auSm&rtige  S6rüber  erfd^ienen  maren,  mürben  folgenfc^mere  (Snt= 
jd^lfiffe  gefafit.  Z)em  XSorte  (Sottet  muffen  aOe  ftreaturen 
meieren  — ,  bad  ift  ber  ®runbfa^,  ber  an  bie  ®pi^e  gefteUt  mirb. 
,,®eil  »ir  ber  Sd^rift  folgen,  moUen  mir  unS  nid^t  bur(^  irgenb= 
eine  menfc^lid^e  Autorität  ober  menf^lid^e  Xrabitipnen  brudCen 
laffen.""  S)anad^  mirb  jebem  geftattet,  ba§  SHo^er  ju  Derlajfen, 
ober  in  bemfelben  ju  bleiben,  ©ie  ba  bleiben,  werben  ermahnt, 
SRönd^Sgemanb  unb  bie  l^ergebrac^ten  ®emo^nl^eiten  beijubel^alten, 
bo(^  fo,  baf(  niemanb  Derle^t  unb  ba^  ®ebot  ber  Siebe  gemalert 
bleibe,  ©er  SBettel  mirb  aU  fd^riftmibrig  gfinjlid^  oerboten,  ebenfo 
bie  SSotiomeRen.  ©er  ni(^t  baju  gefd&idft,  baS  ©ort  ®otte§  ju 
leieren,  foll  mit  feiner  ^finbe  Arbeit  bie  Srüber  ernfil^ren  Reifen. 
Unb  ba  nun  (ein  emigeS  ®elubbe  me^r  oerbdnbe,  merben  ade 
ermal^nt,  aus  freier  Siebe  1>tn  Oberen  ^u  gel^orc^en  unb  in  i^rem 
SSanbel  bafür  }u  forgen,  ba^  bad  (Soangelium  nid^t  oerlaftert 
»erbe. 

@o  meit  mar  man  aber  noc^  nic^t  in  ber  d^riftlid^en  (&xttmU 
niS  üorgebrungen.  3wtt&<^fl  fö^tte  bie  neuermorbene  greil^eit  ju 
offenbaren  Spcefien.  Saum  l^atle  ber  ®eneralbi(ar  baS  Sitten:^ 
berger  ftlofter  oerlaffen,   al3  bie  Äuguftiner  in  il^rer  ftird^e  bie 


Satiflabt«  (Semdiibeorbiinng.  87 

flit&xt  bem  (Stbboben  gleid^mad^ten  unb  bie  ^cUigenbUber  Det^ 
nieteten,  \a  foflat  ba«  l^ciUgc  @a\bil  üerbtannteit.  5)et  «nffil^ter 
mar  wieber  ®abricl  3»iÖW9-  ^  W^^^  «l^  ^^  ^^  nicmartb 
bcm  ©inbtudt  feiner  ^tebiflt  entjieJ^n  fdnnte.  5Kan  berid^tete 
nad^  aufwärts,  bafe  SReland^tl^on  feine  feiner  ^rebigten  Derjdume. 
Unb  ber  (Erfolg  machte  i^n  immer  tfil^ner.  ®egen  (Snbe  Januar 
fing  er  fogar  an,  t>on  ber  Ranset  l^erab  ^om^  unb  »möborf, 
ob  il^er  Saui^eit  in  ber  ^rebigt  bed  Soangeliumd ,  öffentlich  )u 
tabeln.  Unb  Sarlflabt  blieb  nid^t  jurfidf.  Um  feiner  amtlid&en 
Stellung  willen  al§  Ärt^ibialonuS  unb  ^rofeffor  mar  fein  8uf= 
treten  nod^  gemid^tiger,  unb  n)fil^renb  er  frfil^er  bielfad^  fein  %mt 
k)erffiumt  l^atte,  tonnte  er  fid^  \z%t  in  agitatorifc^r  $rebigt  nid^t 
genug  tl^un.  (5^  mar  nid^t^  ®eringerc$  ald  eine  ooQftdnbige 
Umfinberung  nid^t  nur  ber  tirt^lid^en  fonbern  aud^  ber  fojialen  ?Jer= 
l^ltniffe,  bie  er  anftrebte.  Unb  ma$  l^atte  er  nic^t  aüt^  für  ®es 
bauten I  S)a  foQte  Dor  aQen  £)ingen  ein  ,, gemeiner  Saften'  ges 
bilbet  merben,  in  ben  nad^  SSbjug  aQed  beffen,  maS  bie  {ewigen 
ftird^enbiener  bis  ju  il^rem  Xob  ober  austritt  bejdgen,  alle  (irc^s 
li(^en  (Sintfinfte  }u  fliegen  l^&tten.  hieraus  foUten  neben  ben 
SSaifen  bie  ^ur  Srbeit  untü^tigen  %rmen  unterl^alten,  il^ren  Sinbern 
bie  Glittet  jum  ©tubium  ober  ju  (Srlemung  eines  ^anbmertS  ge= 
geben,  au(^  armen  ^anbmertern  burd^  Carlel^n  um  einen  m&^igen 
3indfufe  oon  üier  ^rojent  gcl^olfen  »erben,  ©agegen  fei  jjebe 
%rt  k)on  SSettel  }u  oerbieten,  folc^e,  bie  nic^t  arbeiten  moUten, 
mu|ten  auSgemiefen  merben.  Steid^ten  bie  (Sintfinfte  ni(^t  auS,  fo 
fei  bas  listige  burd^  eine  nad^  bem  93ermdgen  ju  bered^nenbe 
©teuer  auf  Einbringen ,  ju  meld^er  auc^  bie  ^riefter  l^erangejogen 
»erben  foUten. 

3u  biefen  tief  eingreifenben  fojialen  93eftimmungen  (amen  bie 
lirc^lic^en  gorberungen.  ®le  längfl  »erlangte  (Sinffil^rung  einer 
»irtlid^  d^riftlid^en  SReffe  nad^  ber  Sinfe^ung  (Sl^rifli,  für  bie 
(Sarlftabt  im  einjelnen  S5orfd^riften  gab,  follte  enblid^  jur  SBa]^r= 
l^it  »erben,  gur  SSermeibung  ber  Abgötterei  »urbe  baS  Sbt^un 
ber  Silber  unb  ber  Altäre  geforbert.  C>8<^P««^  i>^«i  «iltäre, 
aber  o^ne  bie  ©ilber,  ^bie  Ölgö^en",  foßtcn  befielen  bleiben 
burfen. 


88  B^fiSntng  ber  8ttber.    ^tat  ^xop^tm. 

Unb  biefe  SS^ittenberget  ®emetnbeotbnung,  beten  ®runbjuge 
ffir  mand^e  anbete  \p&ttt  aU  93ot6ilb  bienten,  mutbe  am  24.  2lanuar 
t)om  Slate  untet  Swpiinwwnfl  ^^  Uniüetfttfit  angenommen.  Unter 
bem  ffiinpufe  beS  balb  batauf  jum  Sütgetmeiftet  gewfil^lten  Dr.  Sl^ti= 
ftian  aSe^ct  betfd^ob  man  iebod^  bic  Hbfd^offung  bet  33ilbet;  bie 
Dbtigteit  moQe  fie  felbft  fottnel^men,  l^iefi  ed.  W>tx  bet  ®ttom 
mat  nid^t  mel^t  ju  l^emmen.  Unbetufene  griffen  ju  unb  riffen 
»ie  bei  bcn  Äuguftinetn  nunmel^t  aud^  in  bet  ^fatrlitd^e  bie 
SSilbet  l^etuntet.  ©et  Rutffitft  mad^te  fd|»ad^e  53etfu(^e,  bem 
2;teiben  @inl^alt  ju  tl^un.  @t  etteid^te  bod^  nut,  ba|  man  il^n 
bon  neuem  bejeugte,  n)0tan  il^m  nac^  au^en  l^in  biel  gelegen  mat, 
bafe  et  in  bie  SReuetungen  nid^t  gewilligt  l^abc,  unb  bet  JRat  bes 
l^ante  auf  feinem  9ied^te,  bie  SUbet  felbft  abt^un  ju  bütfen.  Äbet 
ttoft  bet  angefttebten  litd^Ud^en  Dtbnung  ging  aÖeS  btuntet  unb 
btubet,  tl^at  jebet  ®eift(id^et,  maS  et  moQte.  Datubet  l^ötte  aQe 
©eelfotge  auf.  9liemanb  Ifimmette  fid^  mel^t  um  bie  Jttanlen  unb 
©tetbenben.  Dl^ne  Seid&tüetmal^nung  gingen  ^unbctte  jum  ?lbenb= 
wal^U  gefliffentlid^  übetttat  man  bie  gaftengebote.  83etgeben§ 
»utbe  SReland&tl^on  angetufen,  gegen  bie  aufteijenben  ^tebigct 
feinen  (Sinfiufi  geltenb  ju  mad^en.  S)a  t)etlie|  ®abtiel  3tt>iDing 
SKitte  gebtuat  SBittenbetg,  unb  Satlftabt,  bet  nod^  bot  futjem 
eine  lutfutftUd^e  SRal^nung  mit  ttoftigen  SBotten  5Utüd(ge»iefen 
l^atte,  etlWtte  um  biefetbe  Qtxt,  wiUig  ©ttafe  ju  leiben,  faö5  et 
fid^  nid^t  fetnet  aufteijenbet  ^tebigten  entl^ieltc. 

(S§  wat  ol^ne  QmciHl  ein  neuet  ®eift  übet  il^n  gelommen,  bet 
®eift  eined  neuen  ^topl^etentumd,  ba§  fd^on  feit  SBod^en  t)on  fid^ 
teben  mad&te,  ol^ne  bafe  ubtigend  ein  ©nflufe  bedfelben  auf  bie 
etjäl^Iten  Untul^en  nad^tt)ei5li(^  »äte. 

©d^on  am  27.  ©ejembet  1521,  alfo  mitten  in  jenen  bewegten 
SBeil^nadötdtagen,  »aten  btei  SRännet  in  SBittenbetg  etfd^ienen, 
bie  ben  Slnfptud^  ctl^oben,  unmittelbat  butd^  (Sott  betufene,  neue 
^toj)]^eten  ju  fein.  Qtotx  batjon  waten  Sud^webet,  öon  benen  bet 
eine  9?ifolau§  @totd^  l^iefe,  bet  btitte,  SRatlud  I^omä  ©tubnet, 
wat  ein  nod^  junget  3Rann,  bet  in  SBittenbetg  im  C^aufe  SReIand6= 
tl^ond  betfel^tt  §atte.  ®ie  tamcn  aus  3»^*^«,  bet  gewetbteid^ften 
ffid^fifd^en  ©tabt,  wo  ©anl  bet  ^tebigt  beS  S^^cinn  SgtanuS  unb 


2>ie  Bkoidauer  $to))]^ten.  89 

bed  ^l^omaS  äRunjer,  bie  fic^  freiitd^  in  Uetnlici^em  (Sl^tgei)  aufd 
§efttgfte  befel^beten,  ZaÜftt  (angfi  jal^lteidge  ^nl^anger  gcfunben  l^tte. 
92amentU(i^  l^tte  bis  r>ox  (utiem  2:]^oma^  9)2üniet,  ein  unrul^iget, 
nid^t  unbebeutenber  Stopf,  mit  grofiet  äRac^t  gegen  SRflnd^e  unb 
Pfaffen  geeifert,  unb  angeregt  burd^  bie  m^^ifd^en  Schriften  eine^ 
Jauler  unb  ^einrid^  ©ufo,  ©ebanfen  vorgetragen,  bie  unter  ®e= 
ringfc^&^ung  aller  aufjeren  formen  toie  ber  @d§rift  ben  unmittelbar 
im  ^erj^en  ber  (Staubigen  f))rec^enben  ®eift  ®otteS  aUein  ju  Sßorte 
fommen  lafjen  »oflten.  3n  einer  ©eüfllferung,  bie,  na§e  an  ber 
bdl^mifd^en  (Srenje,  mol^l  nie  ganj  ol^ne  taboritifd^e  Sejiel^ungen 
geblieben  »ar,  fanb  feine  9iebe  ben  frud^tbarften  SSoben.  SBefonberS 
fiel  baö  crfte  ®e»erbe  ber  Stabt,  bie  3unft  ber  lud^mad^er  il^m  ju. 
©ie  Saien  muffen  unfere  ^rfilaten  »erben,  l^atte  er  geprebigt,  unb 
balb  fanben  fid^  fold^e,  aQen  Doran  jener  obengenannte  92ifolau$ 
@tord^,  bem  Zi)oma^  ^ünjer  bad  B^^Sni^  ^^^  l^eiligen  ®eifte§  gab. 
®inb  mir  red^t  berid^tet,  fo  f(^lo|  man  fic^  balb  in  Stonbentiteln 
€nger  jufammen,  mäl^lte  jtoölf  ju  Slpofteln  unb  ^meiunbfiebiig  ju 
Jüngern,  um  für  eine  wal^Tl^afte  Sieformation  im  ®eifte  ju  mirten. 
3n  bem,  wa^  fie  oerfunbeten,  mifd^tc  fid^  älteä  unb  5Reue5.  3^ 
ben  längft  befannten  $ro))l^ejeiungen  bon  ber  Eroberung  S)eutfd^= 
lanbs  burd^  ben  2;ür(en,  bem  balbigen  @trafgerid^t  über  aQe 
^ricfter,  Unfrommen  unb  @ünber,  fam  bie  SSel^auptung  öon  ber 
Uujulanglid^Ieit  ber  ©d^rift  unb  bie  Berufung  auf  bie  unmitteU 
bare  innere  S3elel^rung  burc^  ben  @eift,  auf  Offenbarungen  unb 
®efid^te.  ^t  öolfötumlid^er  baS  eine  mar,  fobafe  man  laum  ba= 
öon  äufl^eben^  mad^te,  um  fo  mel^r  erfd^redfte  ba5  anbere,  Inupften 
fid^  baran  bod^  nad§  lurjer  ^zxt,  für  ade  berftänbUc^e,  praltifd^c 
golgcrungen,  »ie  bie  SSermerfung  ber  SKnbertaufe.  8ll§  SRünjer 
um  feinet  3:reibend  miUen  meid^en  mugte,  fam  ed  baruber  ju  einem 
äufftanbe,  bei  bem  me§r  al§  fünfjig  Jud^fnappen  oerl^aftet  »urben. 
3nbeffen  bauerte  bie  Semegung  fort.  ®rft  alö  ber  greunb  ßutl^er§, 
92itolau$  O^^u^niann,  als  Pfarrer  bal^in  gefommen,  mad^te  man 
crnfilid^e  Änftalten,  ben  unrul^igen  Röpfen  beijufommen.  Um  einer 
Unterfud^ung  ju  entgelten  unb  il^r  ^ropl^etentum  aud^  bort  5ur 
Geltung  ju  bringen,  tamen  bie  gfi^rer  nad^  SBittenberg. 

C)ier  machten  fie  jundd^ft  grofeeö  Auffeilen.    SReland^tl^on,  oor 


40  2nt^  Aber  bie  „fxop^ttti''. 

bem  fie  juerft  etfd^ienen  unb  ft(^  auf  Sutl^  beriefen,  tou^k  i^nen 
ntc^t  mel  ju  entgegnen.  SRel^r  atö  il^te  ^immlifd^e  ftefid^te,  übet 
bie  ex  fid^  balb  beruhigte,  befc^ftigte  i§n  bie  ^tage  Don  bet 
2:aufe,  meldte  befonberd  @tubner  betonte,  m&^enb  @tOT<l^  batauf 
leinen  fonberUc^en  jföett  legte.  SoQte  jjener  nic^t  etma  red^t 
§aben  mit  jeinet  S3el^auptung,  ba|  bet  (Staube  bet  ^ten,  auf 
ben  man  bie  Shnbet  taufe,  il^nen  nichts  l^elfe?  (Sofort  melbete  et 
bie  neue  SBenbung  bet  ©inge  bem  Jhitfütften  unb  tief  fingftlid^ 
nac^  Sut^.  ®d^(ie|)U(^  betul^igte  er  fic^:  mie  ed  auc^  um  SS^ett 
obet  Unwett  bet  Joufe  ftel^e,  bie  Cwwptfad^e,  bie  ^täbeftination, 
»etbe  baüon  nid^t  betul^tt. 

SBie  anbetä  boc^  8ut§et!  Sie  Jlotfd^teie  bet  SBittenbetget, 
bie  il^n  oon  feinet  Übetfefeung  bet  ©d^tift,  in  bie  et  fid^  foeben 
üettieft,  auffd^euc^en  joQten,  mad^ten  il^m  toenig  @inbtud(.  (St 
fd^alt  bie  e$ut(^tfamteit  beS  ^eunbed.  S)a|  jene  fut  baS  "Sttiit, 
dffentlid^  ju  (elften,  fid§  auf  il^te  Offenbatungen  unb  ®efi(^te 
betiefen,  lie|)  et  nid^t  gelten.  ®ott  fd^idft  feinen  ®efanbten,  ol^ne 
bafe  et  üon  SKenfd^en  betufen  obet  butd^  offenbate  göttlit^e  3«id^«n 
bejeugt  fei.  SRan  ftage,  »et  fie  betufen?  SRan  muf(  bie  (Seiftet 
ptufen.  SBiffen  fte  nut  oon  fd^önen,  l^enlid^en  S)ingen  }u  etjfi^ten, 
tuft  et  bem  Stelanc^tl^on  ju,  fo  ettenne  fie  nid^t  an,  aud^  »enn 
fie  bi^  in  ben  btitten  ^io^w^^l  ^^^¥  f^i^i  looHen.  ©anac^  foDe 
et  fotfd^en,  ob  fie  aud^  etma^  etfal^ten  l^ben  oon  ben  ängften  be$ 
5tobe$  unb  bet  ^iüc,  o§ne  meldte  fid^  (Sott  nid^t  offenbate.  S)a^ 
blieb  fein  ftanon  gegen  alle  ungefunbe  ©d^mdtmetei  unb  geiftUd^e 
^^ntafieen. 

®af|  bet  @atan  ben  $un(t  oon  bet  Stinbettaufe  betiil^ten 
»etbe,  etflätte  et,  längft  etmattet  ju  l^aben,  unb  et  etfannte  bie 
gtoj^e  (Sefal^t  fut  bie  93etennet  be$  SoangeliumS.  Die  (Sinmütfe 
bet  (Segnet  fod^ten  il^n  abet  nid^t  an.  £)af|  eignet  (Staube  jum 
(Empfang  beS  ©altaments  notmenbig  fei,  l^atte  et  (dngft  bel^uptet. 
Unb  ful^n  genug  fagt  et,  jene  foüten  boc^  etft  einmal  beweifen, 
ba|  bie  ftinbet  ben  (Stauben  nid^t  l^fitten;  bie  ^auptfad^e  ifi  il^m 
abet  bod^  bie  ^utbitte  bet  ®emeinbe  um  ben  (Stauben  unb  bie 
(Sabe  beS  ®a(tamcnt$  fut  bie  Täuflinge,  bet  (Sott  nid^td  abfd^tagen 
»etbe.   ®o  »enig  biefe  (Stöttetung  aud§  ben  ftetnpunft  bet  ©ad^e 


Solgen  M  $ro))]^tttm«.    (Eatlpabt.  41 

traf,  fo  f(|eint  fie  bod^  bamaU  genügt  ju  l^ben.  ®e»aU  anju= 
toenben  gegen  bie  bleuerer,  moju  anf  SSetanlaffung  Oetjog  ®eoTg» 
bie  lutfutftlid^en  Mtt  nid^t  üble  Suft  litten,  nid^t  aber  ber  Shit^^ 
fürft,  bet  aud^  il^nen  ^ulbung  gemfi^ten  moQte,  faQ$  fte  feine 
Unrul^en  enegten,  »ibcmet  er,  »ie  er  bo^  immer  ben  fte^em  nnb 
@eftierern  gegenüber  getl^an  l^t. 

(SiS  roax  ani)  (eine  Sßeranlaffung  ba,  bon  Dbrigfeitd  »egen  ein» 
^ufd^reiten.  ®tor(^  l^ielt  fid^  nur  borüberge^enb  in  SS^ittenberg 
auf,  unb  ®tubner,  ben  SReland^tl^on  atö  ©d^fttenner  fd^fi^te,  fo^ 
bafi  er  il^n  in  feinem  {Kiuje  bel^erbergte,  mar  offenbar  (ein  Agitator, 
»enn  er  auc^  für  feine  Sinfd^auungen  ju  »erben  fuc^te.  9?ur  burc^ 
feine  m^ftifd^en  ®eban(en  mirfte  er  in  weiteren  Sheifen.  Surd^ 
ba«,  »a^  er  bon  ber  böDigen  (Belaffenl^eit  ber  Seele,  öon  ber 
Söfung  bon  aQem  @innlid^en  unb  Sublimen  unb  ber  bamit  gege= 
benen  SBerad^tung  aller  realen  SSerl&dltniffe,  al5  bem  Skk  alle^ 
d^iftlid^en  Strebend  rebete,  toirb  er  aud^  @arlftabt  getoonnen  l^aben, 
inbcm  er  beffcn  unö  fd^on  be(annten,  früheren  m^ftifd^en  Steigungen 
bon  neuem  erwedtte  unb  bertiefte.  ©er  geleierte  unb  wiffenöftolje 
SRann  toarb  plfl^Uc^  ein  ganj  anberer.  9Rit  ©taunen  erfuhr  man, 
wie  er  in  bie  ^fiufer  ber  ©urger  ging,  um  fie  ju  fragen,  wie 
fie  biefen  ober  jenen  @prud^  Derfi&nben,  unb  fid^  barauf  berief, 
ba|  e$  in  ber  Schrift  l^eifie,  bafi  (Sott  ben  Sßeifen  unb  ftlugen 
berberge,  was  er  ben  Unmünbigen  offenbart  l^be.  ®tanb  e$ 
aber  fo,  bafi  aQe  (SrtenntniS  unmittelbar  burc^  ben  ®eifi  eingegeben 
werbe,  woju  brauchte  man  bann  nod^  (Schulen?  Chatte  ber  O^r 
nid^t  feinen  Sängern  berboten,  fid^  SKcifier  nennen  ju  laffenl  ®aran 
erinnerte  man  fid^  je^t.  JBoju  bie  afabemifd^en  (Srabe  unb 
Stürben?  92ar(ud  Stubner  i^tte  er(lärt,  Sudler  ju  fd^reiben,  l^abe 
il^m  ®ott  oerboten.  Sollte  nid^t  aQe  ®ele^rfam(eit  unnötig,  ja 
bieHeid^t  jur  Seligfeit  fd^fiblid^  fein?  ®ewif|,  fo  war  eö,  bas  war 
bie  neue  ®r(cnntni§,  bie  Sarlftabt  jefet  in  feinen  SBorlefungen  offen= 
barte,  nod^  ))ad(enber  unb  unmittelbarer  ber  Sc^ulmeifter  ®eorg  SRore, 
ber  bom  Sd^ulfenfier  aud  bie  Seute  auf  ber  Straj^e  um  (Sottet 
wiQen  bat,  bie  Stinber  aud  ber  Sd^ule  5U  nel^men.  Unb  ber  (Seift 
griff  um  fid^.  ®ie  Sd^ule  löfte  fidd  auf,  il^re  Säume  würben  in 
eine  Srotban(  berwanbelt.    3n  Scharen  berliefien  bie  Stubenten 


42  (Satlffabt 

bie  Uniüetfit&t,  um  iti  bie  ^eimat  bie  ftunbe  ju  bringen,  matt 
bürfc  nid&t  mcl^r  pubietcn,  bejjct  »fite  c§,  ein  C>anb»etl  ju  lernen. 
&6)on  §drte  man  aud§,  baf)  einjelne  ^rofefforen  bie  ®tfitte,  too 
fie  mit  jebem  Zage  unnSttger  mürben,  ju  üerlaffen  gebadeten. 
S)et  Sekret  beS  ^ebrfiifd^en,  SturogaQud,  moQte  nad^  $rag  gelten, 
flud^  SRetand^tl^on  (onnte  bie  mad^fenbe  Sßermilberung  nic^t  mel^r 
mit  anfeilen.  Um  Oftern,  fo  erjfil^lte  man  ftd^,  moflte  auc^  et 
fottjie^en.  3«  SBittenberg  l^enfd^te  je^t  nur  nod^  bet  (Seift,  ftei= 
lid^  bet  (Seift  bet  Unorbnung  unb  ber  SBiOfär. 


2.  9{Qptte(. 
€itt^er0  Httdtkel^r  mi  bie  anfange  hts  tdmitlxfiftnAxtäitnmtftm. 


(Ss  »aten  fd^Umme  £)inge,  bte  gütiger  in  feinem  ^atmo^  üon 

jeiner  ®emeinbe  unb  ber  Uniüerfit&t  ju  ^öten  befam.    S)a$  grofie 

33ertrauen,  ba§  et  ju  feinen  glaubenSftatfen  SBittenbergern  gelabt, 

»id^  jje^t  ber  fd^metften  ©orge.    SlHeS,  »a^  man  il^m  bi^^et  5U= 

leibe  getl^n,  etlldrte  er,  fei  bagegen  ein  ©d^erj.    „aUe  meine 

geinbe  famt  aQen  Teufeln,  mie  nal^e  fie  mir  gefommen  finb  Diels 

mal,   l^aben  fie  mid^  bod^  nid^t  troffen,   mie  id^  je^t  getroffen 

bin  Don  ben  Unfern,  unb  mufi  befennen,  baf(  mid^  ber  9taud^ 

übel  in  bie  fingen  beigt  unb  fi^elt  midg  fafi  im  ^ttf^tn."     „Um 

ber  3ö>itfauer  »iUen  fomme  id^  nid^t",  $atte  er  nod^  am  17.  "^anmx 

gefd^rieben.   ^e^t  beburfte  eS  faum  nod§  eines  neuen  9lufeS  feiten^ 

ber  SBittenberger  greunbe.  ©d^riftUd^e  ©rmal^nungen  tonnten  l^ier 

nid^ts  l^elfen,  barüber  mar  er  \xi)  fofort  öar,  er  mufete  felbft  bem 

©türm  entgegentreten.    Slber  würbe  er  eä  aud^  üermögen?    SBer 

bürgte  bafür,  bafe  feine  geifterfutlten  fflittenberger  f4  aud^  mürben 

t)on  il^m  firafen  laffen.    £ßaS  foQte  bann  merben,  menn  ed  il^m 

tiid^t  gelang,  ben  ausgetretenen  ©trom  in  rul^ige  S3al^nen  jurüdfs 

iulenlen?   ©iefer  ®ebanle  eines  3KifeerfolgeS  fd^eint  i^m  gar  nic^t 

gelommen  ju  fein.    ®ie  ftiUen  SBartburgtage  mit  il^rem  immer 

*^«  gel^enben  ©d^riftflubium,  l^atten  ol^ne  ^mx\tl  in  il^m  baS 

SBcmufetfein  feiner  ©enbung  erl^öl^t.    3Kan  tann  beobadftten,  bafe 

«  niemals  fo  oft  bon  feinem  il^m  burd^  (Sott  geworbenen  ^toj)l^eten= 

tum  fjjrid^t  als  um  bie  3eit  feiner  Slfidffel^r  na(§  SBittenberg.  ©aS 


44  ^nffinbtgung  bet  Mdttf^t  t>on  bet  SartButg. 

Sßort  (Sottet,  tootauf  er  fid^  gxunbete,  mu|te  aud^  feine  Sßitten- 
berget  jur  Vernunft  bringen.  ©a8  »ar  feine  felfenfefle  äber= 
jeugung.  ©aS  jeigt  auc^  fein  legtet  ©rief,  ben  er  auf  ber  SBart= 
bürg  fd^rieb.  (8r  »ar  an  ben  Jhirfurften  gerid^tet.  ,,®nabe  unb 
®lud(*,  fo  begann  er,  „jum  neuen  Heiligtum."  @r  »unfd^t  iJ^m 
®IM  baju,  ba^  i§m  (Sott,  nad^bem  er  in  allen  Sanben  nad^ 
Heiligtümern  §abe  fuc^en  (äffen,  in  ben  SBittenberger  SBinen  nun 
,,ol^ne  aUe  Stoßen  unb  SRül^e  ein  ganjed  Sheuj  mit  9lfigeln,  Speeren 
unb  ®eifeeln*  gefd^idtt  l^abe.  (Sr  möge  nur  tlug  unb  »eife  fein 
unb  nid^t  nad^  SBernunft  unb  Anfeilen  ber  ^erfon  rid^ten.  ^8afet 
SBelt  fc^reien  unb  urteilen,  Iaf)t  faden,  i»er  ba  fällt,  aud^  ©t.  ^eter 
unb  bie  ?lpoftel,  fn  werben  »ol^I  »iebertommcn  am  britten  Jage, 
menn  Sl^riftuS  wicber  aufcrftel^t."  3lur  nebenbei  fünbigt  er  an, 
bafi  er  balb  felbft  ba  fein  merbe.  „dto.  ®naben  nel^me  fic^  meiner 
nur  ni(^t  an.*'  gur  ben  il^m  aufgebrungenen  @d^u^,  ben  er  ftet^ 
aU  eine  Saft  empfunben,  b^tte  er  naturlid^  lein  SBort  beS  ©anfe^. 
©ie  ironifc^e  änfpielung  auf  bie  äleliquienfuc^t  beö  JJurfürften  »ie 
ber  ganje  felbftbemu|te  Jon  be^  @(^reiben^  litten  biefen  mol^l 
beriefen  fönnen.  3n  feiner  Antwort  »erteibigt  er  fic^  boc^  nur 
gegen  ben  etmaigen  Sßormurf,  nic^t  rec^t  unb  gegen  ®otteS  SBort 
gel^nbelt  ju  l^aben.  S&ü|te  er  eigentUd^  unb  grunblic^,  mad  red^t 
unb  gut  wäre,  fo  fei  er  gern  bereit,  ba5  il^m  baruber  auferlegte 
Streuj  5u  leiben.  Sber  in  äßittenberg  ging  e^  fo  ju,  ba|  niemanb 
toüf^te,  mer  Stod^  ober  Redner  märe.  Unb  unter  f)inmeid  auf  bie 
ernfte  ®efal^r  für  il^n  unb  anbete  »arnt  er  ?utl^er  bringenb  oor 
ber  beabfid^tigten  Slüdttel^r  nad^  Wittenberg. 

Unb  bie  ©efal^r  mar  nic^t  ju  unterfc^äften. 

©ie  Steigung,  ba5  SBormfet  dbift  fo  oiel  al§  möglid^  auö= 
Sufül^ten,  »utbe  natutgemäfe  gtöfeet,  aU  ia^  3Ri«bel^gen  über 
feine  ©ntftel^ung  burd^  bie  Jhinbe  oon  ben  ©ittenberger  aSorgängen 
Surüdtgebtängt  »utbe.  SBar  e^  bodft  no(^  leidster  als  l^eute,  barau§ 
bie  SBerberblid^tcit  ber  gefamten  ßel^re  ßutl^erS  abjuleiten.  ^tUn 
nid^t  bie  böl^mifd^en  Steuer,  oor  benen  man  fid^  noc^  immer  be= 
freujtc,  ebenfo  angefangen? 

$on  nid^t  geringer  Sebeutung  toar  e$  auc^,  baj^  in  benfelben 
Jagen  um  ^{ic^aelis,  ald  bie  Steuerungen  in  SBittenberg  begannen. 


2)a9  9tei(i9tegimetit  in  9{üniBtrg.    ^sog  (Seora.  45 

baS  neugegtunbete  9ieid|)dtegiment  jum  etftenmal  in  92fitn6cT0  ju» 
fammenttat.  %ud^  bet  Stat  biefer  ®tabt  mu|}te  fic^  je^t  baju 
bequemen,  bie  fibei  Sutl^et  ettannte  Sld^t  betonnt  ju  geben  unb 
Sutl^etS  ©ud^er  ju  »erbieten.  Unb  niemanb  max  eifriger,  gegen 
ben  ®efi(i^teten  ju  fd^firen,  als  Oerjog  ®eorg  Don  (Sad^fen,  ber 
feit  SBeil^nad^ten  in  Mmbetg  mar  unb  überall  feine  @))fil^er  l^iett. 
©tetS  tonnte  er  mit  bem  Sleueften  bienen,  unb  er  üerftanb  ed, 
feine  SRitteilungen  feinen  ^vo^tn  bienftbar  }u  mad^en.  !(0e$ 
Unl^eil,  auc^  ben  fRiebergang  be^  Sergbaued  in  feinem  eigenen 
Sanbe,  fc^ob  er  auf  Sut^er.  ®r  mar  feft  entfd^loffcn,  bie  3ieuerungen 
mit  (Semalt  ffi  unterbrudten.  !(ud  ben  oerfc^iebenften  Drten  feinet 
®ebieteö  l^örte  man  oon  ftrengem  83orge§en  gegen  bie  Übertreter 
ber  gafiengebote,  nic^t  menige  maren  ob  il^rer  Sutl^erei  in  ben 
Xurm  gemorfen  morben.  (gleiches  münfc^te  er  aQentl^alben  getl^n 
ju  fe§en.  SS^oQe  fturfac^fen  auf  feine  oermanbtfd^aftUc^en  dt- 
mal^nungen,  an  benen  er  e3  nid^t  feilten  liej^,  nic^t  l^Sren,  muffe 
man  Don  Steid^^  megen  oorge^en.  S)er  furfurftlid^e  (Sefanbte  beim 
^eid^regiment,  ^and  Don  ber  $tani^,  gab  fid^  bie  gröj^te  SRul^e, 
bie  fio^alitfit  feinet  C^errn  barjut^un.  ^  ^alf  nid^td,  bafi  e$rieb^ 
rid^,  al^  man  über  baS  auslaufen  ber  SRSnd^e  Qagte,  ertlären  Iie|, 
er  l^abe  bie  SRdnd^e  nic^t  fontroUiert,  aU  fie  ind  ftlofter  §inein= 
liefen,  er  lönne  aud^  leine  5Rotij  baDon  nel^mcn,  »enn  fie  mieber 
l^inauöliefen.  ®ie§,  mie  bie  grage  Don  ber  SKeffe  unb  ber  ^riefter= 
el^c,  feien  geiftlid^e  Dinge,  über  bie  er  atö  8aie  lein  Urteil  ^abe, 
man  mad^te  il^n  bod^  für  ia^,  ma^  in  feinem  Öanbe  fic^  ereignete, 
Derantmortlid^.  ^eilid^  $lani^  ging  auc^  no(^  meiter.  SS^enn  er 
barauf  l^inmied,  ba|  Stönc^dorben,  ^rieftercölibat  unb  bie  ftelc^= 
entjie^ung  teinedmeg^  Don  Anfang  an  in  ber  Si^riften^eit  gemefen, 
fonbern  auf  ))ä))ftli(j^er  Einrichtung  berul^ten,  alfo  auc^  Dom  $apft 
ober  „gemeiner  SBerfammlung"  mieber  abgeftellt  merben  lönntcn,  fo 
mar  ber  Sßittenberger  (5influ|  unDertennbar,  unb  man  entfette  ficb 
baDor.  fturfürft  ^^ci^itn  Don  Sranbenburg  unb  0^^$^9  &einric^ 
Don  Sraunfd^meig  riefen  i^re  <Stubenten  ^urüdC,  nic^t  menige  Sanbed= 
l^erren  erliefeen  jje^t  ftrenge  SJanbate  gegen  8ut§er  unb  feine  8lns 
langer.  Auf  »eranlaffung  bed  C^crjog«  ®eorg  forberte  aud^  baä 
8lei(^«regiment  fc^on  unter  bem  20.  3önuar  nii)t  nur  bie  um= 


46  Sut^et9  Stüdteife.    «ufetit^alt  in  3ena. 

»ol^ncnben  SBifd^öfc  fonbcm  aud^  bcn  SJurffitflen  fclbft  auf,  j|cg= 
lid^c  SfJeuctung  ju  üct^inbern  unb  üorfommcnbenfafls  ju  ftrafcn. 
SBeitereS  foQte  auf  bem  ^cid^Stage  befc^loffen  merben,  ber  auf 
SRittfaften  nac^  Sßurnbcrg  au^gcjc^ricben  »ar. 

SBie  nun,  »cnn  fogar  Sutl^cr  fclbft,  unter  SfJic^tac^tung  allcö 
beffcn,  »aö  borgctommcn  »at,  micbet  auf  bem  ^la»  ctfd^icn 
S)eut(i(^  genug  lic|  bet  ftutfütft  bürc^bliden,  ba|  et  il^n  bann 
nid^t  tticl^t  »urbe  idduften  tonnen,    (Sewif),  bie  (Sefal^t  für  8cib 
unb  8eben  »ar  gtofe.    aibet  Sutl^er  ad^tete  fie  gering.    f)ier  mufete 
gel^anbelt  merben  ol^ne  langet  SSebenten.    (Sr  mu|te  feine  ®efangen= 
fc^aft  jerreifeen.    8lm  28.  gebruar  mad^t  er  fid^  auf  ben  2Beg. 
^m  3.  äRät},  es  mar  gaftnad^t,  übernachtete  er  im  „©c^marjen 
Sdren''  ju  3ena.  ©ort  trafen  jwei  @d^»eijer  ©tubenten,  bic  nad^ 
äBittenberg  moOten,  einen   äleiterSmann,  mie  er   am  £ifd^  ]a%, 
bic  ^anb  auf  bem  ©d^mertlnauf,  oor  fit^  ben  l^ebrfiifd^en  ^faltcr. 
®r  nal^m  \\i)  ber  armen  (Sejeden  freunblic^  an  unb  führte  mit 
i^nen   gottjelige   unb   geleierte  ©efpräd^e.     @ie   hielten   il^n   für 
^utten.    Unter  ben  Slnmejenben  l^atte  einer,    es  war  ein  ftauf= 
mann,  baS  eben  erfd^ienene  ®tüdf  Don  Sutl^erS  ^oftiQe  bei  ftt^. 
®o    fam   man  aud^   auf   Sutl^er   ju   fpred^en,   unb   eS   mad^te 
biefem  ^eube  ju  l^ören,  maS  man  üon  il^m  badete.    @iner  äu|erte, 
ber  Sut^er   mä|te   entmeber   ein  @ngel  Dom  ^immet   ober   ein 
leufel  aus  ber  C^öfle  fein,   aber  er  gäbe  je^n  ®ulben  barum, 
toenn  er  bem  ßutl^er  beid^ten  tonnte,     ©ie  8ieben  beS  fremben 
SRitterS,   bie   fo   wenig  ju   feiner   Jrad^t   pafeten,    erregten  bie 
allgemeine  ?lufmertfamleit.     ®er  SGBirt   fagte   i^m  gerabeju,   er 
m&re  Sutl^er,  waS  er  mit  einem  @c^erje  ^urücfwies.     9l\xi  mit 
SRül^e  tonnte  er  fein  ©el^eimniS  magren.    ®en  ©tubenten  trug 
er  auf,  wenn  fie  nad^  SBittenberg  tämen,  Dr.  ^ieron^muS  ©d^urf 
5U  gtüfeen.     ®ie  fragten,    mie  fie  i^n  nennen  follten.    ©arauf 
antwortete  er:  ^®agt  il^m  nic^t  mel^r  benn  bieS:  ber  ba  lommen 
fod,  läfet  Suc^  grüfeen**.    @S  mar  eine  ©cene,  bie  fie  nie  oer= 
gafeen.    ®er  eine  öon  i^nen,  Äcfeler  oon  ©t.  ©allen,  l^at  fie  in 
feiner  S^ronit  befc^rieben. 

^m  5.  SRdr$  mar  er  in  S3orna,  nid^t  meit  Don  Seipjig.    (Srft 
oon  l^ier  aus,  als  bie  ©ad^e  nic^t  mel^r  ju  finbern  mar,  beant^:: 


Sutl^er  an  ben  tnrfüt|len.  47 

»ortete  er  ^ie  furfurftlic^en  Tarnungen  fo  befiimmt  unb  juüerfid^t^ 
\x^,  tok  eS  eben  nur  Sutl^er  tonnte,  flud^  menn  eS  neun  Sage 
eitel  O^ä^g  ©eorge  regnete,  fd^rieb  er  in  feiner  braftijd^en  SBcife, 
unb  ein  ieglid^er  neunfa(j^  mütenber  »äre  benn  biefer,  »ollte  er 
fid^  nic^t  abl^alten  taffen,  fogar  menn  e^  fein  mu|te,  mi)  iÄp^x^ 
cinjureiten.  „(&to.  ßurf.  ®naben  wifjc,  ic^  tomme  gen  Witten- 
berg in  gar  biet  einem  l^ö^eren  &i)\x%  benn  beS  fturfürften.  ^d^ 
l^ab'^  aud^  nid^t  im  @inn,  oon  (&.  9.  %.  ®.  @d^u^  }u  begel^ren. 
^a  id^  §alte,  i^  moQte  @.  ft.  g.  ®.  mel^r  fc^fi^cn,  benn  fie  mid^ 
fd^ugen  fönnten.  Saju,  menn  id^  muffte,  baf(  mic^  (S.  &.  %.  ®. 
tonnte  unb  moQte  f^ü^en,  fo  moOte  xi)  nid^t  fommen.  S)iefe 
Sachen  foB,  nod^  tann  tein  ©d^wert  raten  ober  l^elfen ;  (Sott  muf^ 
l^ie  adein  fd^affen,  o§ne  aQe^  menfd^lic^e  ®orgen  unb  3^^^^^* 
S)arum  mer  am  meiften  glaubt,  ber  mirb  l^ier  am  meiften  fc^ugen. 
S)ien)eil  id^  benn  nun  fpure,  bafi  @.  S.  %.  ®.  nod^  gar  fdbmad^ 
ift  an  (Stauben,  tann  id^  fcinerleiwegc  (g.  ft.  g.  ®.  für  ben  SRann 
anfeilen,  ber  mid^  fd^ü^en  ober  retten  tonnte.'' 

S)er  fiurfürft  §atte  aud^  miffen  moUen,  mie  er  jtd^  nac^  Sutl^er^ 
SRat  nunmehr  oer^lten  foüe.  ©arauf  antwortet  er:  „@.  R.  %.  (S. 
^at  fd^on  aQju  biel  getl^n  unb  foQt  gamid^tS  t§un.  S)enn  (Sott 
roin  unb  tann  nid^t  leiben  @.  ft.  %.  (S.  ober  mein  ©orgen  unl^ 
treiben.  6r  toiü'ö  il^m  gelaffen  l^abcn  — ,  ba  mag  fic^  g.  <S. 
na(^  rid^ten.  —  ©ieweil  benn  id^  nic^t  »iO  (S.  9.  %.  (S.  folgen^ 
fo  ift  @.  Ä.  g.  ®.  für  ®ott  entfc^ulbiget,  fo  id^  gefangen  ober 
getöbtet  »urbe,  oor  ben  SKenfd^en  fott  (g.  ».  g.  ®.  aljo  fi(^  galten: 
ndmlic^  ber  Obrigteit  aU  ein  Sturfurft  ge^orfam  fein,  unb  fta^f. 
SRajefldt  laffen  »alten  in  (5.  ft.  g.  ®.  ©tdbtcn  unb  ßdnbern,  unb 
Seib  unb  ®ut,  mie  fic^'d  gebul^ret  nad^  9leid^^orbnung,  unb  ja 
nic^t  meieren  unb  miberfe^en  ber  ®e)oalt,  fo  fie  mic^  fallen  ober 
tdbten  mü.  S)enn  bie  ®en)alt  foQ  niemanb  bred^en  noc^  toiber^ 
fielen,  benn  afleine  ber,  ber  fie  eingcfefet  l^t,  fonft  ift'5  Smpörung 
unb  »iber  ®ott.  3<^  l^offe  aber,  bafe  fie  »erben  ber  SBernunft 
braud^en,  bafi  fie  @.  St.  g.  ®.  ertennen  merben,  atö  in  einer 
^öl^eren  SBiegen  geboren,  benn  bafe  fie  felbft  f outen  ©todfmcifter 
über  mir  werben,  ffienn  @.  ».  g.  ®.  bie  Sl^ore  offen  Ififet,  unb- 
baS  freie  furfurftl.  ®eleit  ^&lt,  menn  fie  felbft  tdmen,  mid^  ju 


48  Sieber  in  Wittenberg. 

I^len,  ober  i§re  (Befanbten:  fo  l^t  (S.  ft.  %.  ®.  bem  (Be§orfam 
gnufl  getl^n-'' 

£)a§  mar  jetn  9lat  an  ben  Stuifürften,  bet  und  jugleid^  üon 
neuem  einen  (Sinblid  gem&l^tt  in  feine  naiüe  aSorfteOung  t)on  bem 
ftaatdted^tlid^en  SSerl^ltnid  jwifd^en  bem  ftaifet  unb  bem  fianbed^ 
fütflen. 

Sei  Shtrfurft  mar  bamit  im  aflgemeinen  jufrieben,  nur  ȟnjc^te 
er  ein  @d^teiben  Don  Sutl^er  ju  l^aben,  meld^ed  bie  ®rünbe  feinet 
Wxdttfyc  »ibet  bcn  lanbedl^enlid^en  SBiQen  bejeugte  unb  fo  abge= 
fajjt  mfite,  baf)  ber  fturffirft  fic^  barauf  berufen  Wnnte.  ßut^et 
mar  bereit  baju,  mu|te  jebod^  einige  SteQen  audmerjen,  wobei 
^d  i§m  bef onberd  unangenel^m  toax ,  ooit  bem  Staifer  atö  feinem 
aOergnfibigften  ^errn  reben  ju  foUen,  ba  bo(J^  ade  8BeU  miffe, 
toie  feinbfeüg  i^m  ber  Raifer  fei.  dx  tröftete  fid^  bamit,  bafe  bied 
»ol^l  fo  Stil  fei.  Unb  biefe§  ©d&reiben  »urbe  in  ber  Jl^t  jur 
<Sntlaftung  be§  Shtrfüiften  bem  9lei(]^dregiment  mitgeteilt.  — 

lim  6.  SRdrj  mar  er  mieber  in  SSittenberg.  Sie  erften  Sage 
maren  bem  Sßetlel^r  mit  ben  alten  greunben  gemibmet.  ^m  ^c^ufe 
bed  ig^ieron^mud  Sd^urf  trafen  il^n  jene  Sd^meijer  ®tubenten, 
tok  er  fid^  oou  ben  t^reunben  er^al^len  lief(.  äßad  §atten  fte  il^m 
nic^t  alled  mitjuteilenl  (5r  mochte  ed  bodb  fd^Ummer  ftnben,  atö 
er  gebac^t  §atte.  ^^iijt^'* ,  fc^rieb  er  balb  batauf  an  9{i(olaud 
^auSmann,  „mad^t  mir  me^r  ®orge  atö  unfer  93ol(,  mt  ed  ol^ne 
9iudf|id^t  auf  baS  SBort  ®otte9,  ol^ne  (Staube  unb  Siebe,  fid^  baburd^ 
mit  feinem  (Sl^riftentum  brüftet,  ba|)  eS  oor  ben  @d^mac^en  t^leifd^, 
^et,  VtUdi  effe,  beiberlei  (Seftalt  genie|en  fann  unb  nic^t  fafte 
unb  ntd^t  bete.**  Und)  üon  bem  SSuten  bet  ^einbe  in  ber  Uni- 
gegenb,  oon  ^tx^o^  ®eorg  unb  ber  Stimmung  in  9lurnberg  l^örte 
^r  §ier  mel^r.  Saju  fam  bie  fingftlid^e  ®orge  bed  ^o\t^,  bie  il^m 
ju  f (Raffen  mad^te,  nic^t  um  feinetmillen,  fonbern  um  beS  $}ol(e§ 
toiüzn,  mcil  er  mit  <Sid^erl^eit  bei  ber  aQgemeinen  Hufregung  beS 
Golfes,  „bad  offene  9uge  l^abe  unb  nid^t  mit  ®emalt  gebrängt 
merben  moUe  noc^  fönne'',  ein  aQgemeineS  Slutbab  über  ganj 
Seutfddlanb,  wie  ed  ftleanbet  üotauSgefagt,  ^cteinbted^en  fal^,  »enn 
man  fid^  einfallen  liefee  ju  (Semaltmitteln  ju  gteifen.  „^ene", 
fc^teibt  er  an  Sint,  „trad^tcn  banad^  ben  Sut^er  }u  berberben,  aber 


(Srßed  Slttftteten  in  SBittenberq.  41^ 

bct  ßut^cr  trad^tct  banad^  fic  ju  tettcn."  ®r  »ar  fid^  üoll  unb 
flanj  bcwufet,  »ic  üiel  je^t  öon  feinem  änfttetcn  abging,  unb  bafe 
it  augenblidlid^  inmitten  ber  tatlofen  greunbe  fo  aQetn  ftanb  mie 
niemals  ^uDor. 

8lm  ©onntag  giibocaoit,  eS  war  ber  9.  SRdrj,  beftieg  er  jum 
erftenmale  mieber  feine  Ranjel  in  ber  ^farrlirdf^e,  um  nad^  »ol^U 
überlegtem  $lane  an  8  £agen  l^intereinanber  ju  prebigen.  9l\^t 
üU  ftrafenber,  sorniger  Äid^t«^»  fonbern  »ie  ein  Uebenbcr  Sßater, 
boc^  auc^  im  SSoQbemultfein  feiner  Autorität  als  Pfarrer,  ber 
nid^t  ju  fem  gemefen,  als  bafe  man  il^n  l^tte  um  feinen  8lat 
fragen  tonnen,  »ollte  er  bie  il^m  anvertraute  €)crbe  auf  ben  redeten 
SBBeg  juriidtfül^ren. 

SRit  ben  mid^tigften  C^ciuptftudten  beS  d^riftlid&en  (SlaubenS,  bie 
■er  feiner  (Semeinbe  fo  oft  geprebigt,  ber  ffirfenntnis  ber  eigenen 
©ünbl^aftigteit  unb  ber  (Snabe  ®otteS  in  Sl^rifto  3^fu  beginnt  er 
unb  fann  nid^t  uml^in,  bie  SBittenbcrger  ju  loben,  ba|  fie  eS  im 
v^®lauben  über  alles  Erwarten  in  furjer  3eit  fo  weit  gebrad^t  l^ätten. 
Iber  5u  jenen  beiben  ©tfidfen  d^riftlid^er  ©rlenntnis  lommt  als 
bijS  britte  bie  ßiebe  unb  bie  (Sebulb,  bie  SRudffid^t  nimmt  auf  bie 
^mac^en  unb  „fid^  fc^idft  nad^  bes  5Räd^ften  3lotburft".  ®aran 
feflt  es*  »ie  an  ber  Drbnung,  bie  fid^  nid^t  überfturjt  unb  nid^tS 
t^t,  ol^nt  ben  redeten  SSeruf  baju  ju  l^aben:  ,,bie  ©ad^e  ift  »ol^l 
flut  an  i§r  fclbft;  aber  baS  ©len  \\t  ju  fd^nelle.  ®enn  auf  jener 
©eite  finb  auc^  nod^  Srüber  unb  ©d^meftern,  bie  ju  uns  gel^ören; 
bie  muffen  nod^  l^erjugebrad^t  »erben.  —  ®er  ®laube  mufe  allejeit 
unbe»eglid^  in  unfcren  C^^tjen  bleiben,  unb  mufe  nid^t  babon  »eichen 
nod^  manfen:  bie  ßiebe  aber  beweget  unb  lenlet  fid^,  nad&  bem  eS 
unfer  Släd^fter  begreifen  unb  folgen  mag.  SS  finb  etlid^e,  bie 
Wnnen  rennen,  etlid^e  »o^l  laufen,  etlid^e  aber  taum  tried^en. 
Darum  muffen  wir  nic^t  unfer  SSermögen,  fonbern  unfereS  SruberS 
©d^wad^l^eit  unb  Unbodlommenl^eit  bctrad^ten,  auf  ^a^  ber,  ber 
ba  fd^wac^  im  ®lauben  ift,  fo  er  bem  ©tarten  folgen  wollte,  nid^t 
Dom  leufel  äerriffen  werbe."  Unb  ®ott  werbe  ben  jur  8led^en= 
fd^ft  jic^en,  ber  einen  ©d^wad^en  herleitete,  etwas  wiber  fein 
®ewiffen  ju  t^un,  waS  i^n  bann  in  feiner  lobesflunbe  anfechten, 
würbe. 

«olbe,8tt%r.    H.  4 


60  2)te  $rebigt  n>tber  bie  ©dfttoSrmer. 

aSon  Mcfcn  ®runbfaftcn  au5  untcrfd^eibct  et  in  »cifcr  un^ 
Ttüd^tcrnct  ©atlcgung  jroifd^cn  bcm,  mag  ber  ®laube  nottöcnbij 
forbctt,  tüoju  aber  bo^  bic  Siebe  ben  (Sinjelnen  nid^t  smingt  unb 
bem  tt)a§  frei  ift,  „ba§  man  l^alten  mag  ober  nid^t,  o^ne  ®efal^r 
bc5  ®lauben§  unb  bei  ©eelen  ©cligteit",  unb  fafet  jeinc  SRcinunj 
bal^in  jufammcn,  bafe  er  fagt:  „(Summa  fummarum!  prebigcn  »itt 
ic^'§,  jagen  mitl  id^'§,  fd^reiben  »itl  ic^'ö,  aber  jmingen,  bringen 
mit  ber  ®emalt  will  id^  nicmaub;  benn  ber  ®(aube  miüi  willig, 
ungenötigt  angezogen  metben." 

^iernad^  beurteilt  er  ba§  Sl^un  ber  ©ittenberger  unb  befprid^t 
bie  äbfd^affung  ber  SSBintelmeffen,  bie  miber  ®otteö  SBiÜien  feien, 
unb  bie  Singe,  bie  ®ott  frei  gelaffen  l^abe,  mie  bie  (Sl^e  ber  ®eift- 
lid^en,  ba^  Älofterleben ,  bie  grage  üom  gaften,  \>o\x  ber  Seid^te 
unb  ben  Silbern  in  ber  Rirc^e,  »obei  er  ba^  Ungered^tfertigte 
ber  Silberftiirmerei  flar  barlegt,  übrigens  feinerfeits  auc^  feine 
Abneigung  gegen  bie  Silber  um  ber  üielfad^  bamit  getriebenen  8lb= 
götterei  mitlen  nic^t  üer^el^lt.  Slber  mu|  man  beS^alb,  ober  barf 
man  beSl^alb  bie  Silber  herunterreißen  unb  üerbrennen?  „©et 
SBein  unb  bie  Söeiber  bringen  mand^en  in  gammer  unb  C)crjeleib, 
mad^en  üiel  ju  Starren  unb  ma^nfinnigen  Seuten;  wollen  mir 
barum  ben  SBein  megfd^ütten  unb  bie  SBeiber  umbringen?''  Sc= 
beutfam  ift  babei  bie  Schärfe,  mit  ber  er  eine  ba§  ?l6enbmal&l 
betreffenbe  grage  bcl^anbelt.  |)atten  bie  ^ajjiften  auf  bic  Serül^= 
rung  beö  gemeinten  Srote§  unb  SBeineS  üonfeiten  eines  ßaien 
fd^mere  ©trafen  gefegt,  fo  meinten  bie  SBittenberger  il^re  ^eil^eit 
nic^t  beffer  bejeugen  ju  fönnen,  als  "t^a^  fie  bie  gorberung  auf= 
fteUten,  jeber  müfete  Srot  unb  Jfeld^  anrül^ren.  Safe  man  gerabe 
in  biefem  ^unft  einen  3^a^9  aufgerichtet,  ber  allentl^alben  Srger= 
nis  erregen  mufete,  obwohl  man  ja  au^  SJtad^t  ^abc  fo  ju  l^anbeln, 
barin  fab  Sutl^er  einen  fd^weren  greüel.  „SBerbet  il^r  t)on  biefem 
©tiidC  nid^t  abftel^en,  fo  barf  mid^  fein  ^aifer  no^  Sfönig,  noc^ 
jonft  jemanb  bon  Irinnen  jagen;  i^  miti  »ol^l  ungetrieben  üon 
cud^  felbs  laufen.  3^^  i^^^f  ^^¥  wnb  frei  fagen,  bafe  mir  meinet 
geinbe  feiner,  mie  tt)o^l  fie  mir  biel  SöfeS  faeibrad^t,  fo  üiel  8eibe§ 
getrau  l^at  als  eben  il^r,  meine  greunbe,  mit  biefem  einigen  ©tüdEe. 
2^t  l^abt  mid^  l^ierinnc  re4)t  troffen.  —  SBolIt  il^r  bamit  gute 


S)ie  Shil^c  totrb  toicbct  l^ctgepellt.  51 

Sl^riften  fein  unb  cud^  barin  rfil^mcn,  bafe  il^r  ba§  ©alrament, 
bcn  Scib  Sl^rifti  mit  ben  ^änbcn  angreift,  fo  mären  bie  S^ben, 
C)erobe$  unb  ^ilatu§,  bie  beften  Sl&riften  gemefen;  id^  meine  ja, 
fie  l^aben  ben  Seib  Sl^rifti  angetaftet.  9iein,  lieben  greunbe,  nein! 
aUo  gel^t*^  nid^t  an,  baS  Sleic^  (Sottet  [teilet  nid^t  in  äufeerlid^em 
Singe,  ba§  man  greifen  unb  füllen  !ann;  fonbern  im  ®lauben 
unb  in  ber  ^aft."  Unb  niemanb  l^at  an  fold^em  Jl^un  einen 
SfJu^en,  biele  aber  ©d^aben.  SBa§  foüi'^  alfo?  „®arumb  mu| 
man  fid^  mol^l  borfel^en,  bafe  man  feilte  9?euigleit  miber  alte 
löbliche  (Semol^nl^eiten  aufrid^te,  e§  fei  benn  ba§  Sbangelium  jutjor 
burc^  unb  burc^  mo^l  geprebigt  unb  getrieben/  „Söenn  man 
ia^  SBort  frei  gelten  Idfet  unb  binbet  e§  an  fein  SBcrf,  fo  rül^rt 
e§  l^eute  ben,  morgen  einen  anberen;  faßt  alfo  in§  ^erj,  unb 
nimmt  bie  ^zxizn  gefangen.  Sll^bann  gel^ets  fort,  ia%  man^ 
aud^  nid^t  gemal^r  mirb,  »ie  e§  ift  angefangen.  —  SBol^Ian,  ®ott 
»irb  nod^  atle§  jum  S3eften  fd^idCen,  »o  il^r  nur  folgen  wollt  unb 
bon  biefem  üRifebraud^  unb  ©türmen  abftel^en,  mie  id^  mid^  benn 
ganjlid^  üerfel^e,  bafe  il^r  e§  tl^un  werbet." 

Unb  biefe  C)offnung  l^at  il^n  nid^t  jufd^anben  werben  laffen. 
©ein  (Erfolg  war  ein  jweifellofer.  @^  mar  nid^t  bie  l^inreifeenbe 
(Semalt  feiner  Serebfamteit,  —  bcrgteid^t  man  biefe  ^rebigten,  bie 
mir  freiließ  faum  mortgetreu  befi^en,  mit  anbern,  fo  fann  man 
fie  nüd^tern  finben  — ,  e^  mar  feine  eigenartige  ^erfönlid^teit,  ba§ 
in  fid^  fefte  unb  gemiffe  SBefen,  bie  rul^ige  Älar^eit  unb  bie  Über= 
jeugtl^eit  feiner  Slu^fül^rung  gegenüber  ben  l^immelftürmerifd^en 
SBerf^mommenl^eiten  Sarlflabt§  unb  ®enoffen,  bie  il^m  ben  ©ieg 
errang,  ©iejenigen,  bie  il^n  bi^l^er  nur  au§  feinen  ©d^riften  tannten 
unb  il^n  nun  jum  erftenmale  fallen,  bie  neuen  ©tubenten  maren 
erftaunt  über  bie  milbe,  jum  ^cxitn  fpred^enbe  greunblic^feit  be§ 
gemaltigen  9Ranne§.  „SBer  il^n  einmal  gel^ört  l^at,  ber  müfete 
ein  ©tein  fein,  menn  er  i^n  nid^t  mieber  unb  immer  mieber  ju 
l^ören  münfd^te",  fc^rieb  ein  ©c^meijer  in  feine  C)ßintat.  Site  menn 
e§  [\ä)  Don  felbft  Derftänbe,  untermarf  fid6  bie  erregte  ©tabt  bem 
Sfanne,  ber  il^r  ba§  Süangelium  gebra(^t.  ?lud^  nid^t  einer  miber= 
fprac^.  ®er  SRat  eierte  il^n,  fo  gut  er  fonnte,  fc^idtte  il^m  Jud^ 
5u  einem  neuen  SRßnc^^gemanbe,  berel^rte  il^m  ©ier  unb  SBein 

4* 


52  ^fßon  Bdber  (^cit  M  @altament9  )u  nel^tnen  2c." 

unb  janbte  einige  3^it  barauf  eine  gleiche  (Babe  auc^  feinem  SSatet 
nad^  SKanSfelb.  ©atlftabt  moi)U  im  gel^eimen  grollen  —  üo» 
Anfang  an  l^ielt  Sutl^er  eine  mitUid^e  ®inned&uf(etung  bei  i§m  für 
fel^r  unmal^rfd^einlid^,  aber  er  fd^mieg  ^unfid^ft.  SBon  dkibriel  3u>iQing 
tonnte  Sutl^er  balb  berichten,  baf)  er  in  fid^  gegangen  unb  ein 
anberer  SRenfd^  gemorben.  SReland^tl^on  badete  nid^t  mel^  baran, 
SBittenberg  ju  berlaffen.  ^^^^^nann  l^atte  bad  ®eful^l  unb  fprad^ 
cS  aus,  baf(  nun  aQed  lieber  gut  merben  mäf(te.  ®tabt  unb  Unis 
üerfität  l^atten  il^en  gul^rer  »ieber  gewonnen,  unb  alsbalb  trat 
Sutl^er  mieber  in  feine  getool^nte  Xl^&tigfeit.  Sßor  ber  ®emeinbe 
))rebigte  er  ie^t  mieber  über  bie  je§n  Gebote.  S)ad  alabemifd^e 
ßel^ramt  burfte  er  anfangs  nur  in  befd^ränltem  SKafee  »ieber  attf= 
genommen  l^aben,  menigftenS  ful^rte  9i{eland^t§on  bie  üon  fiutl^er 
bei  beffen  Fortgang  übernommenen  SSorlefungen  meiter.  S)ie  erfte 
3Sorlefung,  oon  ber  mir  nad^  feiner  äifidfel^r  fidlere  SJunbe  l^ben, 
ift  eine  !(uSlegung  beS  S)euteronomium  Dor  ben  noc^  oorl^nbenen 
ftlofterbrfibern.  (Sx  begann  fie  am  23.  ^^^tuar  1523.  @ie  erfd^ien 
im  "^a^xt  1525  im  ®rud(. 

@el^r  balb  nad^  feiner  StucKel^r  lieg  er  eine  Schrift  auSgel^en 
unter  bcm  Jitel:  „5}on  beiber  ®eftalt  beS  ©alramentd 
ju  nel^men  unb  anberer  SReuerung. "  Sie  bel^anbeltc  bie 
im  2,itel  bezeichneten  ^agen  unb  maS  bamit  jufammenl^ing, 
iPoUte  aber  aufeerbem  aud^  bie  (Srünbe  öor  aUer  SBelt  Ilor  legen, 
»arum  er  einftroeilen  ju  ber  alten  Drbnung  jurudtgefel^rt  fei, 
n&mlid^  um  bie  ©d^mad^en  ju  fd^onen,  unb  niemanbeS  (Semiffen, 
ber  nod^  nid^t  feft  geworben,  ju  befd^weren. 

®o  foQte  benn  einftmeilen  aQeS  beim  ^Iten  bleiben,  ober  t)ieU 
mel^r  man  fül^rte,  was  überl^aftig  abgefd^afft  worben  war,  wicber 
ein.  SBieber  fal^  man  bie  geweiften  ®ewänber,  l^ielt  man  bie 
SReffe  in  lateinifc^er  Sprache,  nur  würben  bie  (Seiftlid^en  ange= 
ttiefen,  bie  auf  bas  Opfer  bejuglid^en  SBorte  wegjulaffen,  xoa^  um 
fo  el^er,  ol^ne  Ärgernis  ju  enegen,  gefc^e^en  tonnte,  als  ber  gemeine 
äRann  üon  bem  SBortlaute  gar  nid^ts  oemal^m.  S)ie  ^auptfac^e 
fei  bod^,  ba|  bie  JBorte  bes  @atramenteS  fieifiig  geprebigt  würben 
unb  baburd^  bie  ®ewiffen  erflartten.  ^©er  gemeine  SKann  wirb 
nid^t  mit  ber  2;i^at  nod^  mit  ber  Drbnung,   fonbern  mit  bem 


Sieberl^etfieKung  ber  ür^Uci^n  3u|l&iibe.  58 

(SDangcUo  geleiert,  bafe  bcibc  ®cftalt  tcd^t  fei."  ©cSl^ölb  mutbc 
aud^  ba^  ^benbmal^l  mie  frül^et  in  eina  (Seftalt  angeboten,  »er 
es  aba  unter  beiberlei  (Seftalt  em))fangen  moQte,  tonnte  es  au(^ 
fo  l^aben,  aber  bann  ju  einer  anberen  3^^*/  ^^«^^t  ^i^  ©d^wad^en 
nic^t  ge&rgert  mürben.  0ud^  bie  t&glid^e  SReffe  l^ätte  Sutl^er  gern 
abgetl^an  unb  nur  eine  »irflid^e  Äbenbrnal^lSfeier,  wenn  ia^  S5eburf= 
nis  bafur  üorl^nben,  jebe  SBod^e  ober  jeben  SRonat  eingerid^tet 
gefeiten,  aber  „^^  ift  ^u  frul^e,  fold^eS  anjufal^cn'',  eröfirte  er  in 
jener  ©dftrift.  ©ie  gemeil^te  C^oftie  blieb  in  ber  SRonftranj  — 
für  bie  ftrantentommunion,  bie  8utl^er  übrigens  bamals  für  un= 
nötig  erßfirte,  inbem  eS  genug  fei,  bafe  man  gefunb  baS  ®atra= 
ment  nel^me  ober  eS  nid^t  berad^te  im  Sterben,  ©ie  SBinfelmeffen 
blieben  offijieU  abgetl^an,  bod^  »urbe  ein  ^ricfter,  ber  fie  ©ewiffenS 
l^alber  l^alten  ^u  muffen  glaubte,  baran  nic^t  gel^inbert.  Unb  maS 
Sutl^er  immer  mieber  bamarf,  mar  jebe  ?lrt  bon  S^Jangr  ciud& 
bann,  menn  man  glaubte,  fid^  aufs  (Sbangelium  berufen  ju  tonnen. 
„Seber  mag  nad^  feinem  (Semiffen  jufel^en,  mie  er  bem  ©Dangelium 
cntfprid^t,  bis  alle  junel^mcn  unb  alle  eöangclifd^  merben."  3«= 
beffen  mu|  man  bie,  meldte  baS  (Sbangelium  nod^  nic^t  f äffen, 
tragen.  ®o  l^offte  er,  bafe  fic^  lebiglic^  auf  ®runb  ber  eban= 
gelifc^en  ^rebigt  aUcS  Sufeere  bon  felbft  ergeben  merbe.  Unb 
gleiches  SSerfal^ren  riet  er  aud^  ben  auSmfirtigen  greunbcn.  ®ic 
©d^mierigteiten,  bie  ber  ÄuSfül^rung  feines  frommen  aber  bo(^ 
rec^t  naioen  ®ebantenS  entgegenftel^en  mußten,  finb  il^m  gar  nid^t 
5um  S3emu|tfein  getommen.  Unb  bie  ®ad^e  lieg  fid^  ganj  gut 
an.  ^reilic^,  ganj  bas  alte  ©eprfige  befam  ber  ®otteSbienft  nid^t 
mel^r.  SRand^eS,  maS  (Sarlftabt  eingerichtet,  lief(  man  befleißen. 
®o  blieb  bie  parrtird^e  in  ber  Siegel  gefd^loffen  unb  mürbe  nur 
5um  ®otteSbienft  geöffnet.  (Sinige  ®d^mierigfeit  bereitete  ber 
inimifd^cn  eingetretene  SRangel  an  ®eiftlic^en  unb  an  Sl^orffingem, 
bie  burd^  bie  ^ufl^ebung  ber  ftnabenfd^ule  in'  Slbgang  getommen 
maren.  ©ie  beiben  nod^  üorl^anbenen  ©iatonen  mußten  mit 
bem  ftüfter  neben  bem  öltar  ftcl^enb  bie  8tef})onforien  fingen, 
unb  bis  SBugenl^agen  1523  jum  orbentlid^en  ^Pfarrer  berufen 
»orben  mar,  laftete  bie  ^rebigtarbeit  fo  jiemlid^  allein  auf  ßutl^er. 
%vix  gemCl^nlid^  ))rebigte  er  am  ®onntag  jun&(|ft  in  feinem  ftloßer, 


54  £ut^er  unb  bU  dioidauer  ^to^^etea. 

lieft  fi(i^  hierauf  mit  ben  übrigen  Srül>ern  bon  bem  ^xxox,  ber 
bie  Hbenbmal^lSmorte  je^t  in  üernel^mUci^er  SBeife  oorttug,  baS 
Slbcnbmal^l  reichen  unb  begab  fic^  bann  in  bie  ^farrfiic^e,  um 
aud^  boxt  ju  prebigen.  !Z)aju  tarn  mittag^  12  U^t  noc^  eine 
jweite  ^tebigt  oot  bei  ©tabtgemcinbe. 

%u(l^  bet  (Sinfiuft  ba  Qwidavi^  ®(^m&rmet  mar  aldbalb 
öorübcr.  äU  ßutljier  oon  ber  SBartburg  jurüdtfe^rte,  waren  i^rc 
gü^rer  in  ber  ©tabt  nic^t  anmefenb,  unb  erft  einige  Socken  fpdter 
l^atten  S^lartuS  ®tubner  unb  ein  gewiffer  SRartin  (SeOariuS  au$ 
®d)wabtn  eine  Unterrebung  mit  Sutl^er,  ber  ftd^  nur  ungern  mit 
il^nen  einliefe,  ffiie  früher  bie  SOiittcilungen  ber  greunbc  über 
il^re  Offenbarungen,  fo  machte  auc^  jc^t,  wa^  jene  äR&nner  t>er= 
fönlic^  Cutter  oortrugen,  leinen  (ginbrucf  auf  i^n,  ober  beftdrtten 
il^n  Dielme^r  nur  in  feiner  Überjeugung,  baß  i^re  ße^re  wiber  ba^ 
@üangelium  fei  unb  auf  einer  Sanierung  be^  ®atan«$  berul^e. 
Über  baS  ©c^riftmort  ^inauS  moQte  er  oon  Offenbarungen  nichts 
wiffen,  eS  fei  benn,  bafe  fic  i^re  barüber  ^inauSgel^enbe  ßcl^re  unb 
i^r  ^rop^etentum  burc^  SBunber  bejeugtcn.  Sr  würbe  i^nen  fc^on 
nod§  glauben  muffen  unb  würbe  ßt\(i)cn  genug  je^en,  erwiberten 
jene  burd^  öutl^ers  8lble^nung  gercijt,  aber  biefer  antwortete  ooü 
3uüerfi(^t:  „SRein  (Sott  wirb'ö  beinem  ®ott  wo^l  oer bieten,  bafe 
bu  fein  ^ii(i)^n  t^uft."  3ö^"^^ffiÜt  oerlicfeen  fie  fogleic^  ©tabt 
unb  ßanb.  Kuc^  JlitolauS  ©tord^  wie  fein  nicbt  unbebeutenbcr 
änl^ängcr,  ber  3urift  Dr.  ©erwarb  SBcfterburg  auö  fföln,  bie  im 
^erbft  nad^  SBittenberg  (amen,  oerfu(^ten  oergeblic^,  Sut^er  für 
fic^  ju  gewinnen.  ®er  aftere,  ber  wie  ein  ßanbötned^t  auftrat, 
mad^te  auf  ibn  nur  ben  ©inbrudC  eineä  leichtfertigen  Sienfc^en,  ber 
auf  fein  (Serebe  felbft  nic^t  oiel  gebe.  ^®o  jpielt  ber  Satan 
mit  bem  äRenfc^en'',  fd^rieb  fiutl^er  an  ©palatin,  unb  oon  i^ren 
Anhängern  war  nid^t  me^r  bie  Siebe.  — 

älber  auc^  anberwärtS  galt  es,  bie  9iu§e  wieber  l^eriufteOen 
unb  eine  gewiffe  (ird^lic^e  Orbnung  ein jurid^ten ,  benn  an  nic^t 
wenigen  Orten  ^atte  fic^  bie  Steigung  gejeigt,  in  ä^nlic^er  Seife 
wie  in  äßittenberg  borjuge^en;  befonberS  war  eS  ber  oft  über= 
l^aftete  Austritt  ber  SKönc^e  unb  i^r  nid^t  feiten  fieifd^lic^eS  ^oc^en 
auf  i§re  c^riftlid^e  greil^eit,  weld^eS  bie  @emüter  berwinte.    aSo 


tt  nur  tonnte,  fud^te  Sut^et  burd^  briefliche  äRal^nungen  unb 
SBarnungen  ju  berul^igen,  l^attc  aber  jel^r  balb  öerj^jred^en  muffen, 
iine  8lrt  üon  „SSifitation"  oorjune^men.  ®ie  mar  gewiffermafecn 
ba^  (SegenftüdC  ju  ben  äJifitationen ,  bie  gerabe  um  bie  3cit  üon 
fiutl^er^  SliicKe^r  auf  jpeäieUe  ^lufforberunfl  bc^  SReic^Srcflimcntö 
bie  ©ifd^öfe  üon  SRerfeburg  unb  3Reifeen  in  i^ren  ©prengeln 
öornal^men.  JDer  Untere,  ber  üon  8utl&cri5  altem  (Segner,  bem 
Dr.  Dd^fenfart^  oon  Seipjig,  begleitet  mürbe,  liefe  fid^  babei  fogar 
i^erab,  ju  prebigcn. 

Salb  nad^  Dftern,  grcitag  ben  25.  äpril,  machte  fic^  ßutl^er 
<iuf  bie  äleife,  um  33orna,  Stltenburg,  3">i*öu  unb  ©ilenburg  ju 
befuc^en.  ©ie  mar  nic^t  ungefährlich,  benn  er  mufete  mieber 
Sllbertinifd^eö  (Sebiet  berül^ren.  Überallhin  mar  er  bef^nberö  ein= 
gelaben.  ^n  Slltenburg  ^anbelle  eö  fic^  mefentlid^  um  bie  @in= 
feftung  eine3  coangelifc^en  '»^farrer^.  ®ie  ©tabt  münfc^te  einen 
jolc^en,  aber  ber  ^ropft  unb  baS  (Sl^or^errenftift ,  bem  baö  33e= 
fe^ung^red^t  juftanb,  moUte  i^n  nic^t  julaffen.  Sut^er  beft&rtte 
bie  8lltenburger  in  i^rer  SReinung,  bafe  e3  baö  Sed^t  ber  ®e= 
meinbe  fei  ober  be§  3lateö,  itn  man  o§ne  meitereö  aU  3le|)räfen= 
tauten  ber  ©emeinbe  an  bereu  ©teile  feftte,  falfc^en  ?ßrebigern  ju 
wehren  unb  fid^  eöangelifc^e  ^^rebiger  ju  beftetlen.  @r  §atte  il^nen 
(Sabriel  S^^iUittfl  öorgefc^lagen.  Aber  tro%  feiner  Smpfe^lung 
«rllärte  fic^  ber  Surfärft  in  Srinnerung  an  beffen  Umtriebe  mit 
aSeftimmt^cit  gegen  i^n.  Änftatt  feiner  mürbe  Anfang  1523 
SBBenjeölau^  ßint,  ber  fein  Drbenöoitariat  nieberlegte  unb  balb 
barauf  l^eiratete,  ber  erfte  eoangelifc^e  ^rebiger  8lltenbuxg§. 

Unter  ganj  befonberem  3ulauf  prebigte  ßut^er  oiermal  in  bem 
nod^  immer  aufgeregten  3ö>i*ttw-  ®^  *>i^  Sirenen  bie  laufenbe, 
bie  oon  allen  ©eiten,  um  il^n  ju  l^ören,  jufammenftrömten ,  nic^t 
ju  faffen  oermod^ten,  fprac^  er  einmal  oon  einem  genfter  beS 
Slatl^aufe^,  ein  anbere^  3»al  oom  ©c^loffe  au§.  ^kx  l^offte  er 
für  ba^  (Soangelium  ben  beften  gortgang.  ©enn  in  S^^^^^ 
loirlte,  mie  bereite  ermäl^nt,  mit  jmei  anberen  eoangelifc^  gefinnten 
^rebigern  fein  greunb  SRifolauö  C^ciuSmann,  ein  ®eiftli(^er,  ber 
ob  feinet  fittlid^en  Srnfteö,  ber  Sleinl^eit  feines  S^aratterS  unb 
feiner  fonftigen  2ü(^tigteit  Un  beften  SKännem  ber  Sleformation 


96  ^iBoniinenfd^enUl^teptneibett.''  ^03ibet  bnt  folfd^  genannten  gei|lt  @tanb.'* 

bcijujdl^cn  ifl.  ?luf  bet  Studtteife  ptebigtc  er  wie  bctcitt  auf  bcr 
{)tnfal^tt  nod^  jmeimal  in  Sotna,  wo  inbeffen  bet  16ifd^of  oijttiert 
l^tte,  ebenfo  in  (Silenburg,  an  weld^em  Orte  fid^  feit  bem  Vuf:: 
treten  3tt>ißiii9^  We  Parteien  befel^beten.  ©er  fturfurft  follte,  fo 
fd^eb  er  bon  l^ier  and  an  @))alatin,  aU  Obrigfeit  unb  au^ 
(5l^flett})flid^t  l&ier  felbft  eingreifen,  ,,ben  SBölfen  meieren'*,  un^ 
jum  ereile  feinet  SBoIted  ben  9lat  )ur  ^nfledung  eines  eüangelifd^en 
$rebigerd  beranlaffen. 

SRel^rere  ber  auf  ber  Äeife  gel^altenen  ^rebigten  finb  uns  er= 
leiten.  @ie  geigen,  wie  er  ed  meinte,  wenn  er  verlangte,  baft 
man  bor  aßen  ©ingen  bas  (Sbangelium  prebigen  unb  aßeS  anbere 
ftd^  entwideln  lajfen  foQe.  Überaß  bejweden  fie  bie  innaUd^e 
geftigung  feiner  3u^örer  in  ber  d^riftli^en  (grtenntni«  befonbcrS 
au(^  l^infid^tlic^  beS  aßgemetnen  ^rieflertumS  aßer  (S^riften  unb 
ber  barauS  l^erborgel^enben  9ted^te  unb  ^flid^ten,  aud^  bie  ®tfir- 
tung  ber  noc^  fd^wanfenben  (Sewiffen,  bie  er  über  bie  wal^ren  unb 
falfd^en  S3ifc^Sfe  unb  beren  unbered^ttgte  ©a^ungen  belel^rt.  ©em- 
felben  Qmdt  bientcn  aud^  jwei  Schriften,  bie  er  im  ©ommer 
ausgeben  lieg,  eine  tleinere:  i,SBon  Slenfc^enlel^re  ju  meiben'' 
unb  eine  gröfeere:  „SBiber  ben  falfd^  genannten  geiftli(^en 
©tanb  beS  ^apfteS  unb  ber  Sifc^öfe".  Sefttere,  wol^l 
l^erüorgerufen  burd^  bie  mel^r  als  biSl^er  l^erbortretenbe  Slbfic^t  ber 
SSifd^öfe,  bie  eoangelifc^e  ^rebigt  ju  üerfolgen,  ift  jugleid^  eine  ber 
fd^ärfften  unb  jornigften  ©d^riften,  bie  ßutl^er  je  gef (^rieben  l^t. 
3}m  SSoflgefu^le  feines  göttlid^en  »erufeS,  als  „(ScclefiafteS  Don 
®otteS  (Snaben*',  bedfte  er  barin  mit  einer  faft  berle^enben  Offenl^eit 
baS  Und^riftentum  unb  bie  Safter  beS  ftleruS  unb  ber  ftlofterleute 
auf,  um  fie  bamit  ber  aßgemeinen  93erac^tung  preiSjugeben.  ©ie 
oft  gel^örte  Siebe,  ^a%  er  burd^  fein  ftrafenbeS  SBort  Aufruhr  wibcr 
bie  geiftlic^e  Obrigteit  enegen  tonnte,  fi(|t  il^n  wenig  an:  ,,®oQ 
barum  (SotteS  SBort  nad^  bleiben  unb  aße  SBelt  Derberben?  —  (5S 
wäre  beffer,  ia^  aße  Sifd^öfe  crmorbet,  aße  (Stifter  unb  ftlöfter 
auSgewurjelt  warben,  benn  ba|  (Sine  ®eele  berberben  foßt.** 
„föenn  ^e  nid^t  l^dren  woßen  Ü^otteS  Sort,  fonbern  wüten  unb 
toben  mit  Sattnen,  brennen,  SRorben  unb  aßem  Übel,  waS  be? 
gegnet  il^nen  bißig,  benn  ein  fiarter  Sufrul^r,  ber  fie  bon  bet 


2>te  Biiß^nbe  in  (Srfurt  67 

SBcIt  ausrotte. '^  gteilid^,  ,,(SottcS  SBott  mad^t  nid^t  auftul^t, 
fonbcrn  bcr  öetftodttc  Ungcl^otfam,  Der  fid^  bamiber  aufkl^net*'. 
(Sl^rifti  SBort  ftürmet  mit  nicmanb  leibKd^;  e5  öerfünbigt  aber 
letblid^eS  ©türmen  ben  J^rannen  unb  löfet  fänftlic^  bie  ©eelen 
von  il^ren  S3anben,  ia%  fte  berad^tet  »erben:  meld^eS  ift  baS  aQer» 
befte  ©türmen."  Unb  fo  bie  in  il^rem  ©ewiffen  bebrfingten  ftlailer 
unb  ftlofterleute  bur(^  flare  unb  l^eQe  ©c^riftworte  aud  benen  il^nen 
oft  »iber  SBiflen  auferlegten  ©anben  ju  löfen,  ift  ein  ^aujjtjiocdt 
feiner  ©d^rift.  Sabei  bead^tet  er  aud^  bie  mirtfd^aftlic^e  ©eite 
ber  grage.  ®r  weife,  bafe  fel^r  biele  nur,  um  baS  bäterlid^e  @rb= 
gut  nid^t  adjufel^r  5U  jerfplittern,  bem  ftlofter  übergeben  würben. 
^SBarum  tl^ut  man  nid^t",  fragt  er  ba,  ^»ie  im  Solle  33rael 
gef(^l^,  ba  nur  immer  einer  ftSitig  blieb,  ©einen  S3rübern  gab 
man  etwas  unb  liefe  fie  ben  anbern  im  93olf  gleid^  fein.  3Rüffen 
aOe  e^ürfien  unb  @ble  bleiben,  bie  dürften  unb  (Sble  geboren  fmbi 
8BaS  fd^abet  eS,  ein  gurft  ne^me  eine  Bürgerin  unb  liefee  il^m 
genügen  an  eines  jiemlid^en  Bürgers  ®ut?  Sieberum  eine  eble 
^agb  n&l^me  auc^  einen  Bürger.  (Ss  wirb'S  boc^  bie  Sdnge  nic^t 
tragen  eitel  Slbel  mit  ^bel  l^eiraten,  ob  wir  üor  ber  3Belt  ungleich 
finb,  fo  finb  wir  boc^  bor  (Sott  äße  glei(^,  ?lbamS  ftinber,  ®otteS 
ftreatur  unb  je  ein  3Renf(^  beS  anbern  wert.''  — 

92od^  mel^r  als  in  ben  obengenannten  Orten  wunfd^te  man 
ßut^erS  Änwefenl^it  in  (grfurt.  ©ort  war  es,  wie  wir  fc^on  l^flrten, 
ju  Sut^erS  grofeem  ßeibwefen,  bereits  im  ?lpril  1521  ju  bem  unfeligen 
^faffenftürmen  getommen.  Jffienn  auc^  bie  aufeere  Stulpe  wieber 
flergefteüt  war,  fo  gdl^rte  eS  bod^  weiter.  Unb  was  Sut^er  aud^  bort 
betlagen  mufete,  war  ber  SRangel  an  Sefonnen^eit,  an  äSßeisl^eit 
unb  (^riftlid^er  Siebe,  bie  fic^  um  ber  ©d) wachen  willen  auc^  eine 
©efd&ränfung  ber  c^riftlid^en  grci^eit  aufjulegen  öermoc^te.  ©(^on 
im  ©ejemba  1521  I^Srte  man  bon  tumultuarifc^en  Austritten  ber 
SRdnc^e.  Als  baS  Auguftinertapitel  bann  allen  bie  ^eil^eit  jurfidt 
gegeben,  unb  aud^  Sang,  ber  $rior,  fein  OrbenSgewanb  abgelegt 
l^ttc,  war  fein  C>cilten  me^r.  ßutl^er  fc^rieb  baruber  an  ßang: 
m^^  fel^e,  bafe  unfere  SRönc^e  jum  grofeen  2;eil  auS  teinem  anbern 
(Brunbe  austreten,  als  aus  welchem  fie  eingetreten  finb,  nfimlid^ 
bem  ©aud^e  unb  menfd^Ud^er  greil^eit  ju  fröl^nen."    SBie  urteilten 


58       Unrul^en  in  Sifutt.    ©enbfci^teibtn  t>on  bet  $eitigent>eu]^rung. 

bann  crft  bic  ©cgncr!  ®ic  anbeten  Drben  folgten  bem  ©eifpiel 
ber  äuguftiner,  unb  Don  biejen  blieb  nur  ein  einiiget,  8ut^3  alter 
öel^ret  Ufingen,  bem  Drben  treu  unb  l^atte,  als  er  mit  Überjeugung 
für  bie  alte  ßel^re  eintrat,  Schimpf  unb  ©pott  bon  ben  früheren 
(Senoffen  ju  erfal^ren.  SÄud^  ßutl^er  liefe  fid^  balb  ju  l^arten  unb 
ungered^ten  Urteilen  über  i^n  Einreißen,  menigftenö  in  ©riefen. 
®elang  eS  anä)  ben  frül^eren  äRSnc^en,  in  ben  meiften  ^rc^en  ber 
®tabt  baS  Soangelium  ju  oertünbigen,  fo  gefd^a^  bieS  tod)  nic^t 
o^ne  ben  ^eftigften  SBiberfprud^.  S3alb  befdmpfte  man  fic^  auf 
ben  Äanjeln  unb  in  grober  litterarifd^er  gelobe,  S^ftanbe,  welche 
bie  ^eblic^en  oerfc^euc^ten  unb  bie  Unioerfität  aufd  ernftlidjfte 
fc^Sbigten.  ^uc^  ^ier  l^enfc^te  unter  ben  @oangelif(6gefinnten,  beren 
c^riftlid^e  @r(enntniS  l^inter  i^r«m  polternben  @ifer  fel^r  jurü(f= 
ftanb,  bie  Sieigung,  furjer  ipanb  in  Sarlftabtfc^er  ©eije  ju  refor= 
mieren,  ferner  ein  aus  bafelben  SBurjel  entftammenber  gejeftlid^cr 
3ug,  ber  auc^  bie  bürgerliche  (SefcftespPege  nac^  SRofeS  SSorfc^riften 
regeln  ju  muffen  glaubte.  Sut^er  tonnte  ni(^t  genug  baoor  n)arnen, 
fic^  5u  überftütjen,  ,,bef (Reiben  unb  ru^ig  ju  leieren  bei  ben  SJien= 
fd^en,  um  befto  tü^ner  unb  gefeftigter  gegen  ben  Satan  ju  fein". 
SBenn  irgenbroo,  fo  lag  in  ©rfurt  bie  (Sefa^r  cor,  bafe  gerabe  bie 
eoangelijc^en  ^rebiger  baS  (goangelium  in  ©c^anbe  unb  SScrad^tung 
biäd^ten.  ®c^on  am  29.  SRai  1622  tünbigte  er  ein  ©enbfd^reiben 
an  bie  ®emeinbe  an,  tam  aber  erft  am  10.  S^^li  baju,  eS  auS= 
gelten  ju  laffen.  @S  war  oon  allgemeinem  Sntereffe,  ba  eS  neben 
ber  fpejieflen  (Srma^nuug  ju  griebe  unb  ©ntrac^t,  ber  ernften 
äBarnung  oor  gen^altfamer  Steuerung  unb  @mp5rung  eine  ^age 
bel^anbelte,  bie  nid^t  nur  ju  Srfurt,  fonbern  aud^  anbermärtä  ge= 
rabe  bamaU  unter  ben  Soangelifc^gefinnten  oielfac^  erörtert  würbe, 
bie  grage  nad^  SBefen  unb  SBert  ber  ^eiligenoere^rung.  ®S  tonnte 
faft  befremben,  aber  eS  ift  c^aralteriftifd^  für  ßut^erS  ®laubenS= 
leben,  mie  fern  i^m  felbft  um  jene  3cit  biefe  grage  lag.  ®r  tann 
fid^  gar  nid^t  öorftellen,  mie  jemanb,  ber  fein  |)eil  allein  auf  ®ott 
unb  (5§riftuS  grünbe,  fic^  mit  fo  unnötigen  ©ingen  quälen  fönne, 
unb  fo  l^at  bei  i^m  felbft,  wie  er  fc^reibt,  ber  ^eiligentultuS  roie 
oon  felbft  aufgel^ört,  obne  bafe  er  einen  S^itpwJ^tt  bafür  angeben 
fönne.     ®o  muffe  eS  bei  aUen  fein,  unb  fo  rät  er  benn  ben 


$rebigtcn  in  Erfurt  unb  SÖcimat.  59 

^rfurtetn,  fidg  let)iglt(^  an  baS  ®emiffe  ju  galten,  ben  einigen 
SRittIcr  3efum  S^tiftum,  übrigen^  bie  ©d^wac^en  ju  fc^onen,  bcnn 
fagt  er,  „xok  voo^l  eS  o^ne  3lot  ift,  bie  C)eiligen  ju  üexel^ten,  ad^tc 
id)  ioi),  ben  nic^t  ju  Dcrbammen,  bet  fie  noc^  eieret,  )o  et  nid^t 
fein  aSertrauen  auf  fie  feftt*.  3Rit  dl^nlit^et  SBatnung  bor  t^ßric^tcn, 
unnötigen  fragen,  bie  ber  ®atan  nur  jum  ®(^aben  beS  @bangeUumS 
l^crauffü^re,  antwortete  er,  »ie  in  äSora^nung  fünftigen  Unl^eUä, 
auc^  ben  SBalbenfem,  bie  im  Sommer  1522  jum  erftenmal  mit 
il^m  aSerbinbungen  antnü))ften.  äRitte  Oftober  lieg  a  fic^  bann 
bod^  noc^  tro^  ber  bro^enben  (äefa^r  beftimmen,  felbft  nac^  Srfurt 
ju  fommen,  wo  bie  greunbe  i§n  freubig  begrüßten,  aber  ber  Slat 
unb  bie  Unioerfitfit  jeben  offijieüen  ©mpfang  oermieben.  3Relanc^= 
tl^on,  8lgricola  unb  ber  frühere  SÄuguftinerprior  ^alob  ^^Jrdpofitu^  be= 
gleiteten  i^n.  SBaä  er  bort  über  bie  Steuerung  ber  S)inge  beiprad^, 
miffen  »ir  nic^t.  5Rur  feine  ^rebigten  finb  unö  erhalten.  3Rit  ber 
offenbaren  W]xi)t,  beru^igenb  ju  mirten,  be^anbelte  er  bar  in  fein 
f>aupttl&cma  bon  bem  aSer^ältniö  Don  ©tauben  unb  guten  Söerfen, 
unb  mie  fc^on  anbermärtö  fteüt  er  im  übrigen  al^  mafegebenben 
(Srunbfa^  auf:  „®a§  Soangelium  bebarf  unjerer  ^ilfe  nic^t,  e§  ift 
für  fic^  jelb^J  genugiam,  man  fott  e§  prebigen  unb  atteö  anbere  (Sott 
überlaffen."  ©ri^eblid^  polemifc^er  gegen  ben  ^^Japft  unb  fein  älegiment, 
gegen  bie  ocrmeintlic^e  SJerbienftlic^feit  beä  SRönd^tumS  unb  anbereS 
mel^r,  maren  feine  ^rebigten,  fec^ö  an  ber  Qafjil  bie  er  auf  ber  |)in«» 
unb  Südfreife  in  ©egenmart  beö  ^^h^Sß  Sol^ann  unb  feineä  ®ol^ne§ 
in  ©eimar  ^ielt.  3m  übrigen  finb  fie  bemerfenefroert  burc^  feine 
©arlegungen  über  ba^  atigemeine  ^rieftertum  in  feinem  S3erl^ciltni5 
jum  ämt  unb  über  bie  Aufgaben  ber  rocltlid^en  Dbrigteit,  ©ebanten, 
bie  i§n  bamalö  oiel  befc^äftigten  unb  balb  in  eigenen  ©c^riften  be= 
l^anbelt  werben  foHten.  2)em  ©palatin  fc^einen  über  jene  ^rebigten 
unb  bie  33orgänge  auf  ber  Steife  allerlei  ©erüc^te  ju  Dl^ren  gefommen 
ju  fein,  ßuti^er  unb  4Reland^t§on  tonnten  il^n  beruhigen,  ©er  treue 
greunb  am  |)ofe  ^atte  jeftt  mieber  einen  fd^meren  Staub.  8lÜent= 
leiben  fotlte  er  oermitteln,  1:>a  l^emmenb,  bort  förbernb  mirfen  unb 
Dor  allen  ©ingen  tm  ängftlic^en  »urfüiften,  bei  bem  Cutter  balb 
für  bie{en,  balb  für  jenen  Sc^u^befol^lenen  etwas  ju  bitten  l^atte, 
bei  guter  ßaune  erl^lten.    ©aS  war  jeftt  fc^wieriger  alö  je. 


60  streit  mit  ^inrtd^  VIII.  bon  ^glanb. 

3u  ßutl^etS  alten  (Scgnctn  »at  nod^  ein  neuer  getommen,  fein 
getingerex  als  bet  ftönig  ^einric^  VIII.  t)on  Snglanb.  Obmcl^l 
bieget  autottatifc^e  ^m\(iia  fid^  barin  gefiel,  bet  (Sonnet.  bc5 
(StaSmuS  ju  fein,  unb  ftd^  Don  ben  C>umaniften  üetl^ettlic^en  lief(, 
toax  er  bo(^  nid^t  minber  ein  aSere^rer  beö  Jl^oma«  bon  tlquine. 
®emtg  toar  ed  jum  großen  Steil  ))erffinlt(|e  (Siteltett  unb  ber 
föunfc^,  ben  Sani  beS  $a))fted  ju  ernten,  toenn  er  befd^log,  gegen 
Sutöer  als  ©(^riftftetlcr  aufjutreten,  aber  fd^on  frul^er  l^atte  et 
groben  feiner  ?5erel^rung  be«  infallibeln  ^apfttumS  gegeben  unb 
Ȋl^renb  beS  SBormfer  8leic^StageS  ben  ftaifer  jur  SBernic^tung  bes 
SBittenberger  fte^erS  aufgeforbcrt.  ©alb  barauf  fd^rieb  er  feine 
„Segrunbung  ber  fieben  ©atramente"  gegen  ßutl^er,  bie  nic^t  fo 
fel^r  ben  ßmedt  ^tte,  gütiger  wirttid^  5U  miberlegen,  als  feine  9%ud^= 
lofigfeit  barjutl^un  unb  bie  9{otn)enbig{eit  feiner  SBerbrennung,  bie 
er  mit  offenen  ©orten  forberte,  ju  erweifen.  Jroft  ber  für  einen 
ftönig  immerl&in  auffalleuben  RenntniS  ber  ©c^olafHl  mar  eS  ein 
elenbes  SKad^wert,  baS  in  SSerbrel^ung  beffen,  »aS  ßut^er  gefagt, 
©ro^eS  leiftete  unb  in  unflätigen  @c^mäl^ungen  ins  SRa^lofe  ging, 
(grft  fpät,  im  ©ommer  1522,  betam  ßut^er  bie  ©d^rift  ju  ®efi(^t. 
3n  wenigen  lagen  l^attc  er  eine  ge^arnifc^tc  beutfc^e  unb  eine 
lateinifd^e  Entgegnung  gefd^rteben.  Sie  ©ad^e  mad^te  il^m  teine 
©d^mierigleiten,  ju  offen  ^atte  ^dmxii  VIII.  feinen  ©(^riftbemei^ 
berfpottet  unb  alles  unb  jjebeS  auf  baS  Stecht  ber  ftirc^e,  fo  ju 
l^nbeln,  wie  fie  getl^an,  unb  bie  8luSfpruc^e  ber  SSäter  gegrünbet. 
Jlaturlid^  mar  nun  auc^  ßutl&er  nic^t  fein.  Unb  wol^l  niemals 
»ar  biSl^er  ein  ftönig  in  fo  oerfid&tlic^er  SBeifc  bel^anbelt  »orben, 
als  biejer  ©c^olaftifer  auf  bem  ÄönigStl^rone  üon  bem  SBittenberger 
äßönc^e,  unb  freiließ  l^atte  mo^l  auc^  niemals  bisl^er  ein  ftönig 
untöniglid^er  gefd^rieben  als  biefer.  Unb  »enn  irgenb  etmaS  feinen 
3orn  nod^  exl^ö^en  tonnte,  fo  mar  eS  ber  Umftanb,  bafe  ßeo  X. 
bem  ftSnige  t)tn  noc^  l^eute  bon  ben  englifc^en  ^errfc^ern  geführten 
litel  eines  SSerteibigerS  beS  ©laubenS  beilegte  unb  öen  ßefem 
feines  S3uc^eS  einen  ^e^nt&gigen  96laf(  gemährte.  9BaS  mar  il^m 
aud^  ber  ftönig!  SRertmurbig  übrigens,  mie  Diel  er  bon  i^m  unb 
feiner  ?ßolitit  mufete.  (gs  mar  il&m  nid^t  unbetannt,  mie  bie  luborS 
burd^  SBlutbergiefeen  auf  ben  l^ron  gelangt.    ®aran  erinnert  a 


UrteUe  bet  gteunbe  barüber.    ^tbetüberfe^ung.  61 

in  ber  populär  gcl^altcncn  beutfd^cn  Sluögabc  feines  ©ud^cS,  bie  et 
für  nötig  l^ielt,  roeil  ®eotg  t)on  @ad^fen  eine  beutfd^e  Übetfe^ung 
^ct  fönifllid^en  ©d^rift  beranlafet  ^atte:  ^(Sr  fütd^tet  feine  ^aut, 
baS  S31ut  möd^te  an  il^m  getod^en  toerben.  S)arum  gebentt  et  ftd^ 
<in  ben  $apft  ju  l^dngen  unb  tl^m  ju  l^eud^eln,  auf  ba^  et  feft 
ftften  möge.  ®o  l&ing  et  fic^  aud^  »eilanb  an  ben  ßaifet,  jeftt 
<in  ben  Sönig  bon  gtantteid^,  »ie  benn  pflegen  bie  t^tannif^en 
unb  böfen  ©ewiffen  ju  tl^un.  (Sie  finb  ted^t  jufammen,  ^apft 
unb  ^einj  t)on  (Sngellanb.  ^enet  l^at  fein  ^apfttum  tooffl  mit  fo 
gutem  ®e»iffen,  als  biefet  fein  ftönigteic^  etetbet.  ®atum  judtet 
einet  ben  anbetn,  wie  bie  SRaulefel  einanbet  judten." 

©eine  fd^atfe  ©ptad^e  ettegte  auc^  bei  ben  gteunben,  bon 
benen  mol^l  nut  toenige  (mie  aud^  ]^eut}utage)  bie  ®4ltift  beS  SönigS 
gelefen  l^aben  mod^ten,  peinlid^eö  Auffeilen.  Slbet  ßutl^et  füllte  fid^ 
in  feinem  Siechte.  „3<^  §abe  eö  au§  »ol^lbebad^tem  3Rute  getrau", 
fd^tieb  et,  aU  man  il^m  SBotfteUungen  mad^te.  Unb  ,,n)et  meine 
Seilte  mit  ted^tem  ^tq^tn  auffafet,  mitb  fid|  an  meinem  ©ekelten 
ni^t  ätgetn".  ÜbtigenS  l^ielt  et  fic^  mit  bet  löniglid^en  Seifiung 
nic^t  lange  auf,  nut  bie  aHgemeinen  ^rinjipien  unb  bie  äuölaffung 
übet  ba§  ©aftament  be5  JlltatS  »ibetlegt  et  auSfu^tlid^,  fonft 
bettoeift  et  auf  feine  ftül^eten  ©c^tiften.  „(&^  liegt  mit  bie  SSibel 
}u  Detbeutfd^en  auf  bem  ^al^  neben  anbeten,  ia%  x6)  je^t  nic^t 
länget  in  ^einjenS  ®tedt  mälzten  tann.''    ®o  »at  c^. 

©ie  aSetbeutfd^ung  bet  SSibel  na^m  jeftt  feine  meifte  3^it  in 
ättfptud^.  Qtoax  l^atte  et,  wie  fc^on  etjäl^lt,  bie  Übetfe^ung  beS 
3ieuen  2eftamentä  nod^  auf  bet  SBattbutg  beenbet.  ?lbet  im  S3e= 
mufetfein  bet  ©d^toietigfeit  beS  SBetteS  »oUte  et  fie  nid^t  auSgel^n 
laffen,  o^ne  bie  gteunbe  babei  jutate  ju  jiel^en.  SBäl^tenb  bie 
etften  Sogen  fic^  fd^on  im  ®tudC  befanben,  mutbe  bie  ganje  Sltbeit 
nod§  einmal  mit  SReland^tl^on  butd^gcfptod^en,  unb  fein  unb  3Relanc^= 
tl^onS  ©tiefmed^fel  laffen  etfennen,  »ie  et  bis  ins  ©injelnfte  nac^ 
©enauigteit  fttebte  unb  fic^  leine  3Rfil^e  betbtiefeen  liefe,  um  ben 
tid^tigen  unb  ben  allen  betftänblid^en  ?luSbtudt  ju  finben.  8lb= 
ftammung  unb  (gntmidfelung  befähigten  il^n  baju  in  befonbetem 
SRafee.  SBon  ^etfommcn  ein  SRittelbeutfd^et,  beffen  ©ptad^e  auS 
mand^etlei  Utfad^en  fid^  längft  als  bie  ®emeinfptad^e  auSjubilben 


62  »tSetü6etfe^ung. 

angefangen,  l^atte  et  auf  feinen  Steifen  mic  butd^  ben  SSetfel^r  mit 
ßeuten  au§  allen  ©egenben,  bie  anbeten  SKunbatten  jut  ®enüge 
fennen  geletnt,  um  il^te  (Sigenatt  mctten  ju  fönnen.  @t  l^at  f|)ätcr 
in  feinem  „ ©tiefe  üom  ©oUmetfc^en''  e§  als  eine  Hauptaufgabe 
beö  Übetfe%et§  bejeidinet,  bafe  et  ben  ßeuten  aufö  SKaul  fd^auc. 
®a§  l^at  et  fc^on  bamals  getl^an.  SJiit  feinem  butd^  jal^ttei(^c 
Seifpielc  ju  belegenbem  feinen  SSetftänbniö  füt  bie  Slebeipeife  bc^ 
8Solfev,  il^te  fttaft  mieil^te  ©d^önl^eit,  unb  bet  gteube  am  ®ptid^= 
»Ott,  l^at  et  manchen  bräftigen  obet  finnigen  SSolteauöbtucf  in 
feine  mittelbeutfdöe  ©ptad^e  mit  aufgenommen,  üetmod&te  et  e§, 
mie  laum  ein  anbetet  untet  feinen  ßcitgenoffen,  ju  beutteilen,  mic 
weit  eine  SBSenbung  obet  ©a^fleflung  aüen  üetftänblid^ ,  beutfd^ 
obet  „unbcutfci^"  mäte  obet  nid^t.  3öie  laum  ein  anbetet  lebte 
et  abet  auc^  in  bet  ©d^tift,  roat  fie  il^m  ju  eigen  gewotben  —  fie 
unb  fie  allein  ju  oettünben  wat  ja  feit  g^l^ten  fein  Seftteben 
gemefen.  ®aS  mat  eS,  toaS  il^n  befähigte,  bie  ©ibcl  nid^t  nur 
5U  übetfe^en,  fonbetn,  fo  batf  man  mol^l  fagen,  fie  ins  ©eutfd^e 
umjugiefecn,  eine  beutjdöe  SBibel  ju  fd^affen. 

®et  S)rudf  wutbe  möglid^ft  beschleunigt.  ®tei  ^^Jteffen  atbeiteten 
batan.  Jioc^  Ȋl^tenb  beSfelben  mutben  bie  einzelnen  leile  an 
©palatin  unb  C^^ä^g  3ol^ann  üetfanbt.  ^m  übtigen  l^ielt  man 
bie  @ad)e,  mol^l  um  Jiad^btudt  ju  üetl^fiten,  möglid^ft  gel^eim. 
©leid^tDO^l  l^atte  fid^  bie  Sunbe  baoon  fc^netl  bctbteitet.  SJiit 
Spannung  mattete  man  übetall,  »o  bie  eoangelifd^e  ßel^te  (Singang 
gefunben,  auf  baS  ©tfd^einen  beS  SBetteS.  Am  21.  ©eptembet 
mat  bet  ®tudf  öollenbet,  unb  fiutl^et  tonnte  ooll  ®antbatfeit 
eines  bet  etften  S):cmplatc  an  feinen  ^Jfieget  auf  bet  SBattbutg, 
C)ettn  bon  Sctlepfc^,  Jenben.  ®ie  Übetfe^ung  etfc^icn  in  golio  unb 
ttug  ben  Jitel:  „®aS  9teue  Jeftament,  ©eutfd^.  SBitten.- 
betg."  C>an^  Sufft  in  SBBittenbetg  l^atte  fie  gebtudCt.  Sutl^etS 
5Rame  »at  webet  auf  bem  Jitel  nod^  fonft  itgenbmo  genannt, 
tlbet  feine  ©igenatt,  mie  fte  fid^  lunbtl^at  in  ben  Itäftigen  anti= 
tömifd^en  Sftanbbemetfungen  unb  ben  SSotteben,  bie  et  ju  einzelnen 
Jeilen  gefd^ticben,  roat  nid^t  ju  üettennen.  Obenan  ftel^t  ba 
feine  3Sottebe  jum  Stömetbtiefe.  3^  il^t  entwicfelt  et  in  gtofeen 
3ügcn  l>a^  ©anje  feines  ^eilSberftfinbuiffeS  unb  giebt  jugleic^  eine 


Urteite  ü6er  ben  Sert  ber  etn^etnen  Bibtifd^en  ©d^riften.  63 

Übctfid^t  über  ^en  3*^l^alt  bicfcr  (Spiftel,  bie  il^m  felbft  erft  ben 
maleren  ©inblidf  in  ben  ®nabenmiüen  ®otteö  gemdl^tt  l^atte,  unb 
beten  f)am)t9ebanfen  fid^  einjuprdgen,  er  barum  ganj  befonbcr^  ben 
©Ifiubigen  empfal^l.  ®ie  Sleil^enfolge,  bie  er  ben  einzelnen  SBüd^ern 
gab,  —  e§  ift  biefelbe,  bie  wir  nod^  l^eutigen  Sageö  in  unferen 
SBibeln  Rnben,  mar  nic^t  bie  gen)öl^nli(6e,  aber  fie  war  feine  tt)iü= 
furüc^e.  SBie  fc^on  frul^er  ermäl^nt,  lenlte  Sutl^er  in  ber  ©e= 
trac^tung^mcifc  ber  einjelnen  Schriften  ju  bev  Überlieferung  ber 
alten  Äird^e  jurücf  unb  machte  mie  biefe  SBertunterjc^iebe.  8ltler= 
bingä  »aren  bie  il^n  leitenben  ©efid^töpunfte  ganj  anbere,  taum 
allgemeingültige,  üielfad^  fogar  rec^t  fubjettiüe.  35Sa5  Sl^riftum 
prebigt,  ift  il^m  in  erfter  fiinie  'ba^  Äanonijdje.  S)arum  giebt  er 
bem  mel^r  reficftierenben  3öi&cinni§cüangelium  ben  SBorjug  oor  ben 
übrigen,  beren  angeblid^e  C)erüorl^ebung  ber  SBunbertl^aten  ^z\}x 
il^m  minber  mertüoU  ift.  ®en  SBrief  an  bie  Hebräer,  ben  er  ent= 
gegen  ber  bamalö  l^errfd^enben  SReinung  nic^t  bem  Jlpoftel  ^auluö, 
fonbern  einem  Slpoftclfd^üler  sufd^reibt,  bie  Spiftel  beö  ^^tobuö, 
bie  beS  3wba§,  in  ber  er  nur  einen  8lu§jug  auö  bem  ^meiten 
^etruSbriefe  fie^t,  unb  bie  Offenbarung  be§  gö^^anneö  ftel^en  il^m 
Ipinter  ben  fonftigen  ©d^riften  beö  9^euen  ieftament^,  ,,bie  bir 
©l^riftum  geigen  unD  afle§  leieren,  bafe  bir  ju  miffcn  not  unb  feiig 
ift",  weit  jurüdt.  ®ie  Spiftel  3atübi,  für  beren  2iefe  er  nie 
ein  33erftänbni§  gel^abt  Bat,  wenn  er  fie  auc^  fpäter  weniger  ab= 
fd&ä^ig  beurteilt,  nennt  er,  ^weil  fie  gar  feine  eoangelifc^e  8lrt  an 
fid^  l^abe",  im  SSergleic^  ju  ben  anberen,  „eine  rechte  ftrol^erne 
Spiftel".  33ead^ten§wert  ift  aud^  feine  Beurteilung  ber  Dffen= 
barung  3*>^ötini§,  beren  3nl^alt  eine  änjal^l  freilid^  jiemtid^  rober 
unb  gefd^madflofer  ^oljfd^nitte  üeranfd^aulid^en  foUten.  ®a  finbet 
er,  „bafe  weber  S^riftuä  nod^  bie  Jlpoftel,  noij  bie  altteftamentlid&en 
^rop^eten,  fo  burc^  unb  burd^  mit  ®efid^ten  unb  SBilbern  ^anbeln", 
fonbern  „mit  flaren  unb  bürren  SBorten  weiöfagen,  wie  eö  auc^ 
Dem  apoftolif(^em  <lmt  gebül^rt*.  9Kan  lefe  barin,  bafe  feiig  fein 
foüen,  bie  t)a  galten,  wa5  brinnen  fte^t,  „fo  bod^  niemanb  weife, 
toa^  e§  ift".  Sr  will  Reinen  an  fein  Urteil  binben,  aber  er  mufe 
befennen,  bafe  er  fid^  in  \)a^  S3uc^,  ,M^  fcfeon  üiele  üon  ben 
Sßätem  öorjeiten  oerworfen",  nid^t  f (Riefen  fann,  „unb  ift  mir  bie 


64  iBebetttung  bet  ÜSetfe^ttng  itttb  i^re  Xttfnal^tnt 

Urfad^  genug,  bad  i<i^  fein  nid^t  l^od^ad^te,  ba^  Sl^riftud  btinnen 
mebet  getel^ret  noc^  erfannt  tottb,  »eld^eS  bod^  }u  tl^un  bor  aQen 
©ingcn  ein  ?l))ofteI  fc^ulbig  ift,  »ie  er  fagt  «ct.  i:  3^r  foUt 
meine  Stn^tn  fein.  ®arum  bleibe  td^  bei  ben  Suchern,  bic  mir 
S^riftum  l^cU  unb  rein  bargeben/  ®ad  waren  Äußerungen  frei= 
mutiger  Dffenl^eit,  bie  Sutl^er  ol^ne  S3ebenten  in  bie  ®emeinbe 
l^ineinmarf.  SRoc^ten  fie  aud^  l^in  unb  »ieber  befrembenb  »irfcn, 
fo  l^aben  fie  bod^  ber  äufnal^me  fcina  Arbeit  nid)t  gef(^abct. 
91^  wenn  e$  bisl^er  noc^  (eine  Überfe^ungen  gegeben  ptte,  unb 
bie  äRel^rjal^l  l^atte  ja  freiließ  nie  eine  ju  ®efi(^t  be{ommen,  er^^ 
griff  man  biefc  neue,  unb  troft  bes  üer^ältniämäfeig  l^o§en  ^rcifc^ 
öon  li  ®ulben  war  bic  ganje  aufläge  in  fürjefter  Seit  »ergriffen, 
©d^on  im  S)ejember  tonnte  eine  neue  ausgegeben  »erben,  bic 
bereits  einige  ^erbefferungen  aufmieS. 

Snbeffen  galt  bie  Segeiftcrung  unb  bie  greube,  mit  ber  man 
baS  S3ud&  aufnal^m,  nic^t  fo  fe§r,  wie  man  oielfac^  annimmt, 
ber  SReifterfd)aft  in  ber  Überfeftung,  als  bem  SBorte  ®otte5. 
SBaS  ßutl^cr  nad&  l^eutigcm  Urteil  jum  anertannten  SReifter  bib= 
lifd^er  Überfe^ung  gemad^t  l^at,  baS  berftänbnisinnige  SBerfenten  in 
ben  Urtext,  bie  gemaltige  ^aft  feiner  tluSbrudtSmeifc,  bie  Dolte= 
tümlic^e  aflgemeinberftfinblid^c  ©jjrac^e,  bie  rounberbare  ©el^err= 
fc^ung  bcs  SBortfc^afteS,  bie  faum  bon  irgenbeinem  je  »ieber  in 
biefem  SRafee  eneic^te  ®abe,  im  ed^teften  Deutfc^  bod^  bie  gärbung 
beS  biblifc^en  Originals  mieberjugeben,  bicS  alles  unb  anbereS 
mel^r,  woburd^  bie  ßutl^erbibel  eines  ber  l^errlid^ften  ©prac^benfmale 
unfereS  SolIeS  unb  bie  ßel^rmeifterin  oon  S^l^rl^unberten  geworben, 
l^at  bod^  erft  eine  fpätere  Qät  erfannt,  bie  ju  SSergleic^en  8lnlafi 
unb  ®elegenl^eit  l^atte.  S)ie  ßeitgenoffen ,  fotoeit  fie  auf  8ut§erS 
Seite  ftanben,  fallen  in  il^r  lebiglidf)  baS  SBort  ®otteS,  beffen 
unenblid^en  Söcrt  man  in  ben  legten  ^aX^xcn  burc^  beSfelben 
SRanneS  SRunb  erfahren,  beffen  treue  Arbeit  je^t  bic  SSibel  »ie 
bon  neuem  ju  f dienten  fd^ien.  ®afe  ßut^er,  an  beffen  SBort 
man  l^ing,  biefe  Überfeftung  geliefert,  mar  bon  eben  fold^er  )8c= 
beutung  für  i^re  SSerbreitung,  wie  burc^  biefe  ber  ®ang  ber 
cbangelifd^en  S3e»egüng  unb  bie  gefamte  fid^  baran  anfd^licfeenbe 
®eifteSenttt)idtelung    einen    neuen    Jluffc^mung    nal^m.     ßutl^erS 


äßunfd^,  baS  äßort  (Sottet  in  aUec  C^ättbe  ju  miffen,  festen  fid^ 
in  Salbe  erffiUen  ju  moUen.  @ein  (Segner  @od^leu#  mu^  e^ 
mit  Unmillen  rul^men,  „ia^  aud^  ©c^ufter,  ©eiber  unb  überl^am)j 
jebioebc  Saien,  »eld^e  cinigermafeen  beutfc^  lefen  gelernt  ^aben, 
ba§  !Keue  Jeftament,  al3  ob  e3  bie  CtucDe  aller  SBeiel&eit  mfire, 
<iuf§  begierigfte  Icfen.  ®ie  trugen  baS  S3ud^  in  ber  2af4e  mit 
fic^  nnb  prägten  feinen  3nl^alt  burc^  l^äufigeö  Öefen  bem  ®ebä(i^t= 
niffe  ein,  anf  biefe  Seife  erlangten  fie  in  ©cnig  3)ionaten  fo  öiele 
ÄenntniS,  bafe  fie  fid^  Herausnahmen,  nid^t  nur  mit  ßaien  oon 
ber  fatJ^olifc^en  Partei,  fonbern  aud§  mit  ^rieftern  unb  Siönc^en 
unb  fogar  mit  SRagiftern  unb  ©oftoren  ber  Jl^eologie  über  ben 
Glauben  unb  \ia^  (goangelium  ju  bi§})utieren.''  ©ine  glugfc^rift 
amal^nte  bic  Saien,  fid^  eine  ©ibel  ju  laufen,  mcnn  fie  etmaS 
®elb  übrig  l^ätten,  l^ätten  fie  feinet,  fo  fotlten  fie  fid^'S  erbetteln, 
unb  tonnten  fie  nid^t  lefen,  fo  foUten  fie'5  lernen.  Unb  biefc 
<grmal^nungen  maren  nid^t  üergeblid^.  @§  gab  roirllic^  Seute,  bie, 
um  fid^  in  ba§  (Sc^riftmort  vertiefen  ju  tonnen,  no(H  fpät  bie 
Äunft  beS  8efen§  lernten,  unb  noc^  gegen  @nbe  beS  Sa^rjel^ntS 
begrfinbeten  beutfc^e  ®rammatifer  mit  ber  ßuft  am  ßefcn  ber 
33ibel  il^r  Unterfangen,  5ur  (Erlernung  ber  ßefetunft  bienlic^e 
SSud^er  l&crau§jugeben. 

Unter  biefen  Umftänben  mar  e§  nid^t  ju  üermunbern,  menn 
bie  ®egner  alle  SRittel  in  8emegung  festen,  bic  95erbreitung 
bcS  beutfc^en  3ieuen  leftamentS  ju  üerl^inbern.  ^n  ©ac^fen, 
in  ber  SRarf,  in  Bauern  crfd^ienen  aläbalb  Slanbate,  bie 
feinen  SSetlauf  mie  feinen  S3efi^  unterfagten.  @eorg  üon 
©ac^fen  liefe  bie  S^emplarc  auffud^en,  gab  übrigen^  Srfaft  bafftr. 
<Sbenfo  3öttd)i^^  ^^^  SBranbenburg.  ®er  ©reöbener  f)oftl^eologc 
@mfer  griff  bon  neuem  jur  geber.  @r  fd^rieb  änmerfungen  ju 
Sutl^erö  Übcrfeftung,  eine  grofee  Arbeit,  in  ber  er  i^m  ni^t 
weniger  al^  „bierjel^nl^unbert  feierlicher  S^rtumer  unb  ßügen" 
nat^juroeifen  unb  bamit  ba§  SSibeloerbot  beö  ^erjogö  ^u  red^t=;; 
fertigen  fud^t.  ^Ibgefe^en  oon  Öutl^erS  SSorrcben  unD  8lanb=? 
bcmerfungen  fül^rt  er  babei  mefentlic^  feine  Äbmeid^ungen  oon  beit 
gebrdud^lid^en  lateinif(^en  Überfe^ungen  in^  gelb.  Safe  biefelben 
faft  immer  barauf  berul^ten,  bafe  ßut^er  auf  ben  gried^ifc^en  Ur^ 

«olbe,  «Mt<>et.    II.  5 


iift  jutudgriff,  loar  (Smfer  natürlich  »i^t  unbefannt,  abn  ber 
Menflt)e{jii[fene  SKann  )og  ed  Doc,  Sut^et  ^  einen  t)Uatbif(^en,  l^uf^ 
filmen  %q:t'  unter^ufd^ieben,  and  bem  et  fein  {e^etifd^ed  ®ift  ge^^ 
fogen.  S)iefed  ^exfa^ten,  ben  Gegner  ald  Kpofiel  bed  Detbajtten 
bd^ifd^n  fte^erd  l^injufteQen,  l^atte  et  f(^on  ftu^et  eingefc^lagen. 
(Sd  machte  feinen  (Sinbtutf  me^.  SSä^tenb  fiutl^td  Übetfe^ung,  für 
bie  et,  mie  ubetl^upt  immet,  fein  Sd^tiftfteQetl^onotat  annal^m, 
teij^nben  tlbfa|  fanb,  unb  btefe  fteubige  Suftimmung  feinen  Slfer 
etl^l^te,  mit  ber  fd^mietigen  Übetfejjung  beS  Xlten  Xeftamentö,  bie 
et  unüetroeilt  in  bie  fyxnt  genommen,  mutig  fortjufiil^rcn,  —  bc= 
teitS  im  Januar  1523  gebadete  et,  bie  Übetfefeung  bet  fünf  ©uc^ 
SRofid  in  bie  ^rudCerei  ju  fd^idten,  beilegte  fi(^  bet  SBetleget  (Smfer^ 
bittet  batfibet,  ba^  niemanb  nad^  beffen  (Schriften  verlange. 

®leid^mol^l  ful^lten  fic^  bo<4  Diele  burcb  jene  93ibeloetbote  bet 
weltlid^en  Dbtigkit  in  il^tem  ©emiffen  bebtfingt.  3^  ^^^  ^= 
lel^tung  unb  .^u  einem  S^wß^i^  tt)ibet  bie  ungetec^te  J^tannei  ber 
meltlic^en  ^enf(iet  fc^tieb  ßutl^et  bedl^alb  eine  eigene  ©c^tift,  bie 
et  bem  ^^x^o^  "^o^mn  uon  ©oc^fcn  ju  Sfieujal^t  1523  mibmetc. 
Sie  ttägt  ben  iitel:  rrSSon  weltlid^ct  Obtigfeit,  mie  mcit 
man  il^t  ®e§otfam  fd^ulbig  fei".  SBäl^rcnb  bet  ctfte  leil 
gemiffetmafeen  cinlcitcnb  bie  ©elbftänbigfeit  unb  göttliche  Dtbnunj 
bet  weltlichen  Dbtigfeit,  wie  auc^  bie  SRotwenbigleit  beS  ©c^mette^ 
gegenübet  fc^toärmctifc^en  ®ebanfen,  wie  fie  fpätet  üon  ben  läufem 
in  Umlauf  gefegt  »utben,  eröttctt,  bel^anbclt  Sut^ct  im  jweiten 
bie  ®tenjen  ber  meltUd^en  ®cmalt,  wie  bed  weltlichen  9tegiment^ 
(Scfcft  fid^  nic^t  weitet  ctfttedfe,  „benn  übet  Seib  unb  ®ut  unb 
was  äu|etlid^  ift  auf  Stben.  S)enn  übet  bie  ©eele  tann  unb 
wiü  ®ott  niemanb  laffen  tegicten,  benn  fic^  felbö  aüeine,  batumb 
wo  weltlich  ®ewalt  fidf)  bctmiffet,  ben  Seelen  ®efe^  ju  geben, 
ba  gtetft  fie  ®ott  in  fein  Regiment  unb  oetfü^tet  unb  öcrberbet 
nur  bie  Seelen."  Db  |emanb  glaube  ober  nidbt  glaube,  fei  ®es 
wiffenSfacbe,  woburc^  ber  weltlichen  ®ewalt  fein  Slbbiud^  gefc^el^e^ 
barum  „foll  fie  auc^  jufrieben  fein  unb  il^reS  ®ing«  warten,  unb 
laffen  glauben  fonft  ober  fo,  wie  man  fann  unb  will  unb  niemanb 
mit  ®ewalt  brängen".  Sion  biefem  ©tanbpunfte  aus  ertlärt  et 
fi^  wie  fc^on  ftü^et  nid^t  nut  gegen  jebe  SSefttafung  bet  fte|et 


tottfeiten  beiS  weltlichen  ttrmeiS,  bie  nur  mit  bem  IBotte  Sotten 
bejtoungen  metben  tonnen,  fonbem  übtt^vipt  gegen  jjebe  Sin;: 
mtfd^ung  bet  Dbngtdt  in  Slanbendfad^en  unb  t&t  mit  <intfd^ieben= 
l^it,  bem  t^tanntfd^en  Gebote,  bie  9{euen  Xeftamente  auSjuliefem, 
nus^t  }u  gel^oTd^en.  Stimmt  man  baS  ^ab  unb  <Knt  mit  (Sematt, 
fo  foU  man  ft(^  jelig  pteifen,  um  be§  Glaubend  »illen  }u  bulben, 
aber  „nid^t  ein  16(ättlein,  nid^t  einen  SSud^ftaben  foOen  fie  über» 
antworten,  bei  93etluft  i^tet  Seligteit'.  Samit  oetbinbet  ev  emfie 
ffiomungen  bon  bem  „^bhd  unb  bem  gemeinen  SRann,  bet  je^t 
k)etft&nbig  werbe  unb  biel  Don  ber  $lage  ber  dürften  rebe'',  unb 
f))ri(^t  bie  SeforgniS  aud,  baf(  i^m  ni^t  ju  meieren  fein  würbe, 
wenn  bie  durften  nid^t  wieber  anfingen,  „f&uberlic^  unb  mit  SSer» 
nunft  iu  regieren.  SRan  wirb  nid^t,  man  tann  nid^t,  man  wiS 
ni^t  euer  Si^rannei  unb  äRutwiUen  bie  Sdnge  leiben.  Sieben 
^rften  unb  £)enen,  ba  wiffet  eud^  nad^  ju  rid^ten,  (9ott  wiQ'« 
nic^t  länger  §aben.  ^  ift  ]e|it  nid^t  mel^r  eine  IBelt  wie  oor 
Seiten,  ba  il^r  bie  fieute  wie  ia^  Sßilb  jagtet.''  Unb  im  britten 
Xeile,  ber  bem  3lai)rod^  bienen  foQ,  ba^  auc^  dn  gfirft  ein 
Sl^ft  fein  fönne,  wenn  e$  au(^  feiten  Dorfomme,  benn  ein  S^rift 
fei  ein  SKilbbret  im  £)immel,  giebt  er  eine  fht  gurftenfpiegel, 
reic^  an  weifen  Seigren  aber  auc^  Doli  fic^tlid^er  Abneigung  gegen 
bod  Seben  unb  abreiben  an  ben  C^dfen,  weld^ei^  er  fein  ganjeS 
Seben  lang  mit  großem  SRiStrauen  beobat^tet.  Übrigen^  war  eiS 
gewife  nic^t  nur  ber  ©rtrag  l)erfönlid^er  Sebenöerfal^rung,  fonbem 
me§r  ein  92ac^{lang  auguftinifd^ » mittelalterlid^er  Stuffaffung,  bie 
in  ben  weltlid^en  SRad^t^abern  bie  92imrobdfS^ne  fal^,  wenn  er 
in  biefer  ©d^rift  entgegen  fonftigen  ^ui^laffungen  l^ö(^ft  abfd^&^g 
aber  bie  prften  urteilt.  (Selegentlid^  ge^t  er  fo  weit,  i^re  geift« 
lic^  J^rannei  baoon  abjuleiten,  bafe  fte  eben  „wcltlid^e''  gürften 
feien:  „®ie  muffen  il^rem  2:itel  unb  9!amen  genug  tl^un.  Unb  foQt 
»iffen,  ba|  oon  8lnbeginn  ber  Sßelt  gar  ein  feltfam  Sßogel  ift  um 
dnen  fingen  gürftcn,  nod^  ein  fdtfamer  um  einen  frommen  gutften. 
®ie  finb  gemeiniglich  bie  gröfeten  3iarren  oba  bie  firgften  »üben 
auf  (Srben:  barum  man  fid^  allejdt  bd  i^nen  bed  ^rgften  Der« 
feigen  unb  wenig  iSutd  Don  il^nen  gewarten  mu|,  fonberlid^  in 
gtttltd^en  Sachen,  bie  ber  @eden  ^eil  belangen.    S)enn  ^  ftnb 

5* 


68  Srieftoeil^fel  ndt  ^)0g  i^org. 

®otted  @to(fmeifter  unb  ^en{et  unb  fein  gflttlic^et  3otn  gebraucht 
fic,  ju  ftrafen  unb  fiufierUc^ctt  gtieben  ju  l^alten.'' 

®ad  maten  £u|erungen,  bie  iii(^t  nur  l^cute  fonbetn  no(^  me§r 
bamald,  ju  einet  ^At,  mo  bie  mittelaltetli(^e  ^uffaffung  oon  bct 
$fli(^t  unb  bem  Siedete  ber  dürften,  aud^  in  teligiöfe  Singe 
einjugteifen,  natürlich  no(^  in  »eiten  ©d^id^ten  ber  SeDdUerung 
murjelte,  bequem  atö  aufrul^retifc^  gebeutet  merben  tonnten. 

®ie  maren  ol^ne  ßn^eifel  l^uptffiii^lic^  gegen  ®eorg  oon  @ad^fen 
gerichtet,  ben  Sutl^er  atö  ben  größten  ®egner  beS  (SüangeliumS 
anfal^,  unb  eben  al^  er  jene  @(i^rift  fd^rieb,  mar  er  in  eine  neue 
perfönlic^e  gelobe  mit  bem  ©erjog  geraten,  ©er  lefttere  l^ttc 
atten  ®runb,  fid&  öon  Sutl^er  beleibigt  ju  füllen.  3^  einem 
©enbfd^reiben,  »eld^$  er  balb  na^  feiner  Siueffe^r  üon  ber  SBart= 
bürg  an  ^artmut  D.  Stronberg,  einen  93ermanbten  ©idingen^,  bet 
ffir  bie  ®ad^e  Sut^er^  in  mehreren  ©(l^riften  aufgetreten  mar, 
gerid^tet,  l^atte  er  l^arte  SBorte  gegen  bie  ^o^erne  unb  papieme 
2t)rannet  gebrandet,  üon  ber  man  fid^  nic^t  feige  machen  laffen 
foQe,  yber  eine  ift  fümemlid^  bie  SSSafferblafe  N,  tro^t  bem  ^immel 
mit  i^rem  ^ol^en  Saud^  unb  l^t  bem  (Soangetio  entfagt,  §at'$ 
aud^  im  Sinn,  er  möfle  S^riftum  freffen,  wie  ber  SJolf  bie 
IRucfen  k."  ©id^er  mar  C^^tjog  ®corg  bamit  gemeint,  unb  ein 
©rudt  nannte  aud^  auSbrücflid^  feinen  92amen.  ig)ieruber  fef^te 
C)er50g  ®eorg  (&r(t)c  ©ejembcr  1522  ben  SSriefftefler  ju  Äebe, 
ßut^er  antmortete  fo  grob  alö  möglid^.  SBd^rcnb  er  fonft  ^iSotteö 
(Snab  unb  grieb"  unb  feine  „untertl^änigen  ©ienfte"  ober  fein 
„arme§  ©ebet"  im  Singang  ju  entbieten  ppegte,  begann  er  bie«= 
mal:  „Äufl^örcn  ju  toben  unb  ju  muten  miber  ®ott  unb  feinen 
Sl^rip  anftatt  meinet  ©ienft'^  juüor.  Ungnabigcr  giirft  unb  ^en:." 
®er*gurft  ^atte  miffen  moDen,  meffen  er  „gcftänbig''  fein  moße. 
©arauf  ermibcrt  er:  ^3ft  ^i^t  gleid^  meine  Äntmort,  bafe  mir'5 
gleid^  gilt  üor  ®.  g.  ®.,  c^  mcrbe  für  geftanben,  gelegen,  gefeffen 
ober  gelaufen  genommen."  (gr  marf  il^m  bor,  e^  fei  nid^t  ba5 
erfte  SRal,  bafe  er  oon  i^m  belogen  fei  unb  meiter  unten:  „a!^ 
merbe  mi(§  brum  öor  leiner  äöafferblafcn  jutob  furchten".  ©a= 
mit  l^atte  er  ben  tlu^bruef  anerfannt.  ©er  gurft,  ber  in  feinem 
Iatl^olifd§  =  (trd^lid^en  (Sifer  ftc^  befonber^  aud^  burd^  ben  ^ormurf, 


bie  d^TiftIt(|e  SBal^tl^eit  ju  fd^&nben  unb  ju  oetififtem,  in  feinet 
(g§re  fd^mer  berieft  ffil^lte,  bat  barauf  in  einem  btingenben  ©riefe 
an  feinen  SSetter  ben  Rutfurpcn  um  Sbl^ilfe  unD  wie^  babei  auf 
bie  bem  ganzen  ^aufe  angetl^ane  &(l^mai)  ^in.  2)amit  l^atte  e$ 
gute  SBege.  ©et  Rutfutft,  bet  feinet  SJettetS  ©eftnnung  gegen 
fi(^  lannte,  braud^te  in  biefem  fc^mietigen  f>anbel  fel^t  biel  ^txt 
jur  ©etatung.  SRan  f(^tieb  l^in  unb  §et,  ol^ne  bod^  ju  einem 
Siele  5u  lommen.  Sutl^et,  auf  ben  aud^  bet  ®taf  *llbted)t  Don 
SRan^felb  betgeblic^  einjumirlen  fuc^te,  etllfitte  jwar,  bafe  et  bem 
C)etjog  nid^t  l^abe  an  bie  (Sl^te  gteifen  »oBen,  blieb  abet  babei 
befielen,  gute  ®tunbe  ju  feinem  @d^teiben  gelabt  ju  l^aben.  ^tö 
feine  ©c^tift  „SSon  bet  »eltlid^en  Dbrigleit"  ctfd^ienen  »at,  fotbettc 
bet  ^txr^oi  btingenbet  Sutl^t^  ©eftrafung,  »otauf  ber  Rutfutft 
etn)ibette,  bei  feinet  ®emol^nl^eit,  fic^  in  Sutl^tS  Sngelegenl^eiten 
nid^t  5u  mengen,  bevl^atten  ju  mo0en.  äRel^t  bemfil^ten  fid^  um 
einen  ftiebtid^en  Jlu^gleii^  O^^tjog  go^ann  unb  fein  ©(^waget,  bet 
^urft  Sßolfgang  t^on  Slnl^alt,  obmol^l  bet  ftutfurft  ben  erfteten 
baüor  »atnte,  fid^  bo<^  nic^t  jum  „©rie^w&ttet"  obet  Rampf= 
tid^ter  l^ctjugeben.  ©ic  Untetl^anblungen  bauetten  bi§  in  ben 
^onat  S^li.  ©d^Iie^lid^  foUte  eine  munbU(|e  SSetl^nblung  ftatt- 
finbcn,  JU  bet  jebe  ^attei  btei  Äfite  ju  fc^idfen  l^tte.  3tti>€ff^*i 
fc^eint  e$  nid^t  baju  getommen  ju  fein,  ©er  C)erjog  gab  eS  U)o§t 
auf,  bie  ®a(|e  meitet  5U  betfolgen,  unb  anbete  ©inge,  bie  ftd^ 
im  Sieid^e  abspielten,  ttaten  in  ben  Sotbetgtunb. 


3.  XapM 
fttHer  «nl  Ite  üfftMüätm  •nmiltnt. 


SRit  bem  $a)>f)tttm  mat  Sutl^  l&ngfi  fettig.  (5r  l^tte  für 
badfelbe  nur  nod^  beifienben  @pott  unb  ^ol^n.  (Sin  »enig  fd^dned 
Seifpiel  baDon  ift  eine  @(^ft,  bie  (Snbe  1521  ober  Anfang  1522 
oiidgegangen  fein  mitb.  @(^on  bei  2;itel  Denfit  il^ren  (Sfyixattet. 
„Bulla  coenae  Domini,  b.  i.  bie  S3ulle  tom  Sbenb» 
treffen  beS  aUerl^eiügften  ^ettn  beS  ^apfte^,  öet= 
beutfc^t  butd^  9Rattitt  Sut^et.  S)em  «Uet^eilig^eR 
KSmifd^en  @tul^(  jum  neuen  S^l^t.''  '^n  bie  fogenannte 
Xbenbmal^tebuQe,  meldte  bie  Steuer  am  (Srunbonnerdtage  öffentlid^ 
)>eiflud^te,  mar  Dftern  1521  aud^  Sutl^er  aU  fteger  aufgenommen 
morben.  %uf  bie  Sunbe  l^tetDon  gab  Sutl^er  biefe  grobe,  cm 
@d^tmpfmorten  reid^e  ®loffe  ^erauS,  ber  er  eine  ^udlegung  bed 
jel^nten  $falm  mit  aQfeitiger  Deutung  beSfeiben  auf  ba$  $apfttum 
beiffigte. 

Unterbeffen  mar  Seo  X.  am  l.  S>eiember  1521  geftorben. 
Unb  in  ben  £agen,  in  benen  man  in  Sßittenberg  unter  mand^erlei 
<8er&ufd^  baju  fd^ritt,  aud^  im  Seben  mit  bem  äßittelalter  }u 
bred^en,  mdl^lte  man  in  9iom  einen  neuen  $a))ft,  ber,  eine  burd^ 
unb  burd^  mittelalterßd^e  Statur,  erfuUt  mar  t^on  bem  Gebauten, 
bad  ftird^entum  nad^  ben  Sbealen  bed  15.  ^al^r^unbertd  ju  ge= 
fialten. 

(Sd  mar  ^brian  oon  Utred^t,  ein  geleierter  2;ieeologe,  ben  auc^ 
(SraSmuiS  Derel^rte,  ein  SRann  Don  reinen  (Sitten  unb  ^finben  mit 


«bdati  VI.  7t 

)>eii  ^burfntffen  em<d  Sinflcblerd,  fe^  unb  ftatr  in  feinen  ®tun^ 
ti^jctt,  M<w  uti4  jiel&wufet  in  feinem  aßoßen.  Slit  bteifeig  Sö^^ten, 
€tiöa  1488,  »at  et  ^rofefjor  in  8&wetr  gewi^tböi.  »bet;  l&»gH 
latte  man  ben  angefel^enen  SKann  ju  ükdfierem  berufen.  @r  l^tte 
Me  ®tjie|utig  be«  pngen  ftatt,  bed  fp&tern  ftaifet^  5U  leiten,  mtb 
ilm  Detbantte  bet  junge  gfltft  mol^l  nid^t  }um  »enigfteu  bie 
fitenge,  am  {»ergebrad^ten  unDetbtud^Hil^  l^&ngenbe  gorm  feineiS 
€^rifietttum$.  ®eit  1515  finben  mit  %brian  attd|  in  bi))lomütif(|et 
®enbung  in  ®))anien*tl|&tig.  tdd  Sif^of  ton  2:0tr0fa,  bann  ati 
Snquifitot  unb  in  aiibeten  ©teaungcn,  »uube  et,  butd^  bas  uUp 
feebingtefte  SSetttauen  feine«  Söäftng*  fl^^^^t  i^^^^  ^^^  ^^  ^^^ 
getbinanbs  be«  ftatl^oUfd^en  iteben  bem  Staxbinal  £imened,  bem 
^tima«  Don  ©ponien,  eine  bet  einflu^teid^ften  ^erfönlid^Ieiten 
be5  Sanbe«.  ^m  3al^te  1518  etl^ielt  et  üon  Öeo  X.  ben  ^ttmt. 
^l«  Statl  fid^  1520  nad^  £)eutfd^(anb  manbte,  übernahm  Sbtian 
bie  aiegeutfd^aft.  ^oä)  befanb  et  fid^  in  bicfet  ©teHung,  als  il^n 
bie  92ad^ric^t  oon  feinet  am  9.  Januar  1522  etfotgten  S^al^l  jum 
fJa|}ftc  erreichte.  ®ie  fam  i^m  ebenfo  unctwattet  »ie  itx  ge= 
famten  Sl^riften^eit.  ISS  maten  meniget  feine  nal|eh  Sejiel^ungen 
jum  Äaifet^aufc,  benen  et  bie  bteifac^e  Jftone  öetbanlte,  benn  bet 
Staifer  begunftigte  bielme^t  SBolfe^,  ben  {tatbina(  Don  ^ott,  alS 
bie  @ifetfuc^t  bet  tömifc^en  ftatbinaldfamilien,  tyon  benen  leine  bet 
anbeten  tia^  ^apfttum  gönnte.  (Sinige  untet  ben  {tatbin&len,  bie 
eine  9tefotm  munfd^ten,  mie  bet  ftu^et  etmfi^nte  Sluguftinet 
%ibiuS  Don  S3itetbo,  mod^ten  auc^  mitflic^  ®uteS  üon  i^m  et? 
matten.  Unb  ftc^et  ^atte  feit  langet  3^^^  ^^^^  SRann  Don  fo 
gutem  Äufe  unb  fo  gutem  S3eftteben  ouf  bem  pfipftlid^en  ©tul^e 
gcfeffen. 

C)&tte  bie«  allein  genügt,  fo  l^fitte  man  fid^  Don  biefem  legten 
«rbeutfc^en"  ^apfte,  mie  man  il^n  mit  jmeifell^ftem  Siechte  ge= 
nannt  l^at,  ®to^e«  üetfpted^en  tonnen.  Untet  benen,  mel<i^e  bie 
SSetl^ältniffe  tannten,  maten  bod^  nut  menige,  bie  i§m  jujubelten. 
©en  8i5metn  mat  unb  blieb  et  ein  S3atbat.  ®afe  et  mie  ein 
tilget,  batfu^  feinen  Sinjug  in  9lom  §ielt,  mar  in  ben  %ugen 
bet  bamaligen  ©ebölfetung  eine  fd^led^te  (8m})fe]^lung.  ®ie  gteunbe 
SWlJet«  mußten,  ma«  r)on  bem-  entfc^iebenen  anlanget  be«  Wim, 


72  ^abtian.    2)a9  fltt\6ßxt^xmmt  in  iRümberg. 

im  SSetfed^tet  ber  tömif(|en  SaframentöUl^te,  bet  in  Sutl^er^ 
SSerutteilung  butd^  bie  Söipenet  gatultfit  eingeflimmt,  ald  (&xo^ 
iaquifitot  in  Spanien  25000  SKcn|(^en  ücrutteitt,  au(i&  bcn  Iaifct= 
Ii(!^en  (Sifet  auf  bem  legten  9iei(^dta(|e  gefd^utt  l^atte,  ju  etmarten 
war.  S)atan  finbette  ni^tö,  n^a^  etma  k^on  feinen  SleformDetfud^en 
ober  feinen  9lbfid^ten,  in  ba$  Slbla^mefen  eine  Anbetung  ju 
bringen,  bid  nad^  S)eutf(|lanb  gebtungen  n^ar.  Übrigen^  nal^m 
man  in  ben  Steifen  ber  (Soangelifc^en  bon  ben  S)ingen  in  Stom 
fe^r  »enig  9lotxi,  3*^  ßutl^cr«  ©riefmed^fel  wirb  anfangt  ber 
92ame  beiS  neuen  ^apfted  taum  ermdl^nt.  9ian  §atte  über  bem 
(Söangelium  ben  ©tatt^lter  S^rifti  auc^  fc^on  in  »eiteren  »reifen 
entbel&ren  gelernt.  Srft  alö  Sut^er  im  ©ommer  1523  erfüllt, 
bafe  man  aud&  unter  biefem  ^apft  bie  @rlaubni5,  innerl^alb  ber 
fogenannten  geiftlid^eu  SSermanbtjc^aft  ju  l^eiraten,  nur  um  ®elb 
erteilen  »olle,  liefe  er  feinen  3orn  auö  gegen  ben  SKeifter  Äbrian, 
ben  „magister  noster  bon  Sd»en,  »o  man  fold^e  (Sfel  trönt''^ 
ber  üiefleic^t,  »eil  ber  ^blafe  geringer  »erbe,  nunmehr  beabfid^tige, 
„grauenleiber  befto  teurer  ju  üerlaufen".  3"^»ncrl^in  (am  bod^ 
fel^r  biel  für  ben  Fortgang  ber  ®aö)c  Sut^erS  barauf  an,  ob  e^ 
biefem  ^apfte  gelingen  »ürbe,  größeren  ©influfe  in  ©eutfd^lanb 
5u  eningen,  aB  baä  bei  Seo  X.  ber  %aü  ge»cfen  »ar. 

gur  baS  ^Jrul^ial^r  1522  »ar  »ie  gcfagt  ein  8leic^3tag  nad^ 
9lürnbetg  auSgefd^rieben  »orben.  @ben  beSl^alb  l^atte  man  am 
Iurffitfili(^en  ^ofe  grofee  ©orge  »cgen  8utl^er§  9iucHel^r  gelabt. 
Snbeffen  ging  ber  Sleic^^tag,  ber  ftd^  »ef entließ  mit  ber  Jurfen^ 
frage  befd^äftigte,  na<^  fel^r  (urjer  ^txt  au^einanber.  S^ax  »urben 
bie  Riagen  C>^jog§  ®eorg  über  bie  Umtriebe  ber  SReuerer  unb 
über  ßutl^er^  angeblid^e  ©d^mäl^ungeu  beS  Sleid^SregimentS  immer 
bringenber,  aber  fie  fanben,  al§  er  nid()t  mel^r  felbft  in  5Rurn= 
berg  anmefenb  »ar,  nid^t  bie  gleiche  ?lufmert|amleit  »ie  frui^er* 
SRan  l^atte  teine  3^it  ober  leine  ßuft,  barauf  einsugel^en,  »enn 
nid&t  et»a  bie  Überlegung  babei  mitipielte,  ia^  ein  »irtUc^er  83cr= 
fud^  jur  Unterbrudfung  bon  Sutl^erö  Se^re  ben  inneren  grieben 
aufs  ernftlid()fte  gefä^rben  lönnte.  3m  ©ommer  traf  bann  grieb= 
rid^  ben  Seifen  bie  Äeil^e,  feinen  ©ife  im  Sleid^Sregiment  einju* 
nel^men.    SBir  finb  über  biefe  aSerl^filtniffe  fe^r  »enig  unterrid^tet, 


9ü((ett>et6ote.    Verfolgung  in  ben  9hebet{anben.    Aldingen.        78 

f>oä}  l^at  bic  annähme  toicl  SBal&rfc^einlic^tclt  für  fid^,  bafe  bie 
9laä)xx6)t,  wie  e^  Sutl^er  alSbalb  gelungen,  bie  Stulpe  in  bem  auf= 
geregten  Sittenbetg  mieber  J^erjufieUen,  bie  etma  k^or^anbenen  ^tx^ 
jporne  befanftigte.  9?itgenb§  finbet  man,  bafe  man  etnflUd^  batan 
gebadet  l^&tte,  bad  Dor^erermfi^nte  SRanbat  be$  ^eic^^regimentö 
üon  "Stixä)^  megen  }ur  Studfü^rung  ju  bringen,  loenn  aud^  einzelne 
Regierungen,  »ie  bie  ba^erifd^c,  erneuerte  ©bitte  gegen  bie  ftefter 
etUef^en,  unb  im  ig^erjogtum  ©ac^fen  bie  ^nl^nger  üiutl^er^  in 
fortmfil^renber  ®efa^r  maten.  SBä^renb  bie  SSuc^erDerbote  ben 
xeijjenben  %bfa^  bon  Sutl^erd  ®d^riften  ntd[)t  l^inbern  tonnten, 
unb  i^r  (Srfolg  jid^  baburc^  jeigte,  baf(  man  faft  aOentl^alben,  ^um 
Seil  fturmifd^  bie  $rebigt  be^  ©DangeliumS  forbette,  magten  bie 
Obrigteiten  faum  irgenbmo  eine  f^ftematifd^e  93erfolgung  einjuletten. 
^ur  in  beS  Slaifetd  Stblanben  glaubte  man  baju  ((^reiten  ju 
burfen.  Sangft  mufete  man,  bafe  bie  gefäl^rlic^ften  SSerbreiter  ber 
eoangelifd^en  ßel^re,  Sut^er^  OtbenSgeno{fen,  bie  Hugufiinercremiten 
maren.  SBon  Wittenberg,  wo  ni(^t  toenige  eine  ßcit  lang  ftubierten, 
trugen  fie  il^r  neue^  ®laubenSbemuf(tfeiu  in  bie  l^eimifd^en  Slöfter. 
(Siner  ber  etften  Äonbente,  in  bem  SutJ^etö  Se^rc  auc^  bem  ?3olfe 
»erlunbet  »urbe,  »at  ber  ju  Slntmerpen  gcmefen.  SBon  bort  ^er 
l^örte  man  au(^  im  ©pätfommer  1522  oon  jc^meren  93erfolgungen, 
bic  über  bie  ©ruber  l^ereinbtac^en.  ®ö  mirb  ipäter  nod)  baoon 
ju  erjdi^len  fein. 

3m  C)crbfle  beö  S^l^teS  fc^ien  e^,  alö  ob  etwaö  anbcrct^  ba« 
allgemeine  Sntereffe  an  ber  Sad^e  Sut^er^  in  ben  ^intergrunb 
brfingen  foflte.  granj  bon  ©idtingen  ^atte  @nbe  Äuguft  bem  »ur= 
furften  8iic^arb  bon  Jtier  abgejagt,  unb  balb  erfuhr  man,  bafe 
bieS  bod^  mcl^r  bebeutete  atö  eine  gemö^nlic^c  ge^be  }mii(^en  jmei 
mäd^tigen  ^zxxtw,  wie  fie  aüe  Sanbftieben^gefe^e  ni(^t  Ratten 
ausrotten  tonnen.  Sdngft  mar  ©iefingen  baS  anerfannte  C>öupt 
ber  beutfc^en  Äitterpartei.  ®d()on  früher  hörten  mir,  mie  feiner 
il^re  »lagen  über  ben  9iiebergang  i^reö  ©tanbe«,  über  feine 
öebrudung  burd)  bie  prftengemalt,  über  bie  baS  Stecht  ber 
©(^mäc^eren  beugenben  ©eric^te,  fo  trefflich  inS  8anb  ju  rufen 
öerftanb,  als  Ulrid^  bon  C>utten.  ©ocbcn  ^atte  er  fie  erneuert, 
»urj,  nad^bem  ber  ftaifer  im  3Rai  bie  Slieberlanbe  berlaffen,  um 


74  ^ittten  an  bie  et&bte.    ^idlngeit. 

mi)  @panm  jntudjutel^ten,  richtete  ^utten  ein  beutfd^eä  (Bebtet 
<in  bie  greift&bte  beutfd^et  Station,  um  fte  5U  einem  S3uitbnt« 
^en  bie  SBergenKiUigung  burc^  bie  gütftenma^t  crafjufotbern^ 
Unb  »enn  er  nic^t  unbeutlid^  auf  bie  Sbfd^affung  be^  9lei^^ 
xegimentd,  bed  äteid^d  bei  S^rannen,  bie  ben  ^bei  auiSgefc^offetiv 
atö  ben  nä(^ften  Sieg  jut  Unbol^nung  befjerer  3uftönbe  l^inmie^, 
fx}  fpra(^  er  nur  aud,  mad  feine  Stonbedgenoffen  betoegte.  Hkx 
anbers  xoax  aber  ber  SRann,  fo  ®ro^ed  audjuful^ren,  atö  ©idingen ! 
©abott  war  er  felbft  Ifingft  uberjeugt.  Unb  wenn  er  fid^  je^t  gegen 
einen  ber  erften  Sfleid^Sfürften  erl^ob,  um  alte  ^änbel  auSjufec^en, 
to  »u^te  man  im  Steid^,  ba^  biefer  ®(^(ag  gegen  bie  gfirfiettt: 
gemalt  fiberl^aupt  U)ie  gegen  bie  ganje  Drbnung  be$  9iei(^d  geric^t^t 
»ar.  ®d  »ar  »o^l  unoergeffen,  baf(  C)utten  fc^on  anbertl^tib 
Salute  frül&er  bem  greunbe  ben  ^reis  be§  ©öl^men  3*^^  in  ben 
^unb  gelegt:  „O^tte  er  nid^t  fein  SSaterlanb  bon  ber  S^inif^ttt^ 
fd^aft  befreit,  au^  ganj  ©öl^men  bie  nic^tSmurbigen  SKenfc^en,  bie 
faulen  Pfaffen  unb  unnuften  SRönd^e  bertrieben,  il^re  ®üter  bem 
allgemeinen  heften  jurudCgefteUt  unb  ben  rSmifc^en  Angriffen  unb 
ben  Sfläubercien  ber  ^äpfte  iaS  Sanb  berfd^loffen!"  ©er  biel  geJ^afete 
SSöl^me,  ben  nur  feine  geinbe  bcrfc^rieen,  fing  an,  in  ge»iffen  Greifen 
^opul&r  ju  merben,  menn  e$  aud^  mand()em  babei  ni^t  XDof)l  jumute 
»ar.  äBie  bereite  ermäl^nt  lie^  aud^  eine  bielgelefene  ^lugfc^rift 
„Slcularfll^anS"  ©iefingen  bie  ll^aten  be§  S3ö^men  rul^men. 

Sßad  fo  biete  in  tcn  legten  ^al^ren  bon  9aifer  unb  9ieid^ 
erl^offt,  fteflten  jcfet  bie  SRanifefie  be^  turnen  9iitter§  in  «uSfic^t. 
©en  Untertl^anen  bon  irier  berfprad^  er,  „fie  bon  bem  fc^meren 
«ntid^rifllid^en  ®e{eft  ber  Pfaffen  ju  erlöfcn  unb  fie  jur  ebangelifd^cn 
greil^eit  ju  bringen''.  C^^^mut  b.  Jtronberg  melbete  an  ©palatin, 
@idftngen  moOe  bem  (Sbangelium  eine  %f)üx  öf[nen.  ©aS  mar 
leine  Slebenöart  in  feinem  SKunbe.  @^  mar  il^m  ernft  bamit. 
<Sr  l^atte  groben  babon  gegeben.  Unter  ber  ^ul^rung  Dtolampabd 
§atte  man  fic^  mit  juerft.  auf  feiner  tiefte  @bernburg  bon  ben 
alten  Krd^lid()en  gormcn  loSgeriffen,  feierte  man  bort  in  beutfd^er 
®prad^e  "üa^  l^eilige  ^benbmal^l  in  beiberiet  (Seftalt.  DColampab, 
%ucer  unb  anbere  um  ibres  (Staubend  miOen  berjagte  iSeiftlid^, 
bie  er  bei  fid^  aufnal^m,  förberten  feinen  (Sifer  um  bie  ebangelif^ 


Sian)  1».  ©itfitigen.  75 

®ai^^-  3^^  ^^^^^  ^^  fi^  batan,  fein  ®(l^»ert  bafüt  em;ttfe|eH, 
mit  SBaffcngematt  bie  eiKingelifc^e  Seigre  einjuful^ett.  S)ad  f d^ien  nm 
fo  geted^tfettiater,  atö  man,  toie  Dtolampab  beri(^tete,  fc^on  im  tipvi 
auf  ber  Sbentbutg  miffen  moOte,  ba{|  fic^  ffimtlic^e  gutfkn  jur 
Sßetnid^tung  ber  lutl^etifd^en  Partei  Derfc^todren  moQten.  „SReine 
ftitter",  fd^rieb  Sucer,  „finb  mit  fold^em  (Eifer  für  boS  Sbangettum 
entflammt,  ba{|  fte  mit  ^reuben  für  bie  Sel^auptung  berfelben  ^i 
unb  ®ut,  8eib  nnb  Seben  laxan  ju  geben  bereit  fmb." 

^nbejfen  l^iefie  eS  ©idingen  fd^led^t  lennen,  moQte  tmn  üfm, 
iebiglic^  ibeate  9R(>tik)e  jufc^reiben.  93enn  er  aviä)  in  ber  iffot 
ber  eüangeltfd^en  ®aiit  bienen  moflte,  fa  freute  ed  il^n  bo(^  nid^t 
minder,  bag  mit  bem  S^^foinmenbruc^  beS  alten  ftirc^entumd,  ben 
Pfaffen,  Die  er  l^afete,  ein  ©d^abernod  gefpielt,  ben  ©omftiften 
ber  il^nen  fo  {c^bltd^e  9iei(^tum  unb  Sefi^  entzogen  merben  u^firbe. 
£)er  ftreitbare  bitter  mu^te,  maS  i^m  frommte,  »ad  feine  SRad^t 
vergrößerte  unb  fein  Slnfel^en  meierte.  (Ss  mcire  fc^mer  ju  fagen, 
melc^er  ®eban(e  bei  il^m  überipog.  SBad  er  für  beS  Sieid^ed  SBol^k 
fal^rt  unb  bie  c^riftlid^c  greil^cit  unternal^m  —  e§  mufete,  mie 
*ucer  üoraudfagte,  auf  eine  grofee  unb  attgemeine  Umgeftaltung  ber 
Singe  hinauslaufen  — ,  fc^ien  il^m  fidler  auc^  baS  eigene  S^o^t 
am  ©eften  ju  fördern. 

9iit  feinen  lilbfic^ten  ^ielt  er  nic^t  l^inter  bem  äSerge.  92ad^ 
ber  ©roberung  ber  erflen  Irierfd^en  ©tabt,  eS  mar  ©t.  SBenbel, 
lieft  ^^  i^^  bernel^men,  aU  moQe  er  felbft  fturfürft  merben.  X)a$ 
äSeid^Sregiment  baS  i^n  fofort  nac^  ber  Sunbe  Don  bem  Su$bru(§ 
ber  ge^be  auf  ben  äiec^tSmeg  bermiei^,  erl^ielt  fd^nöbe  üntmort: 
($r  moUe  ein  beffered  9ie(^t  machen  als  jene,  ©o  gut  mie  fte  fei  auc^ 
er  ein  ©iener  bc5  Jtaifcrd,  ber  werbe  il^m  nid[)t  jurnen,  wenn  er  bem 
83if(^of  bie  Jtronen,  bie  er  Dom  ftönig  granj  (Dor  ber  ftaifermal^l) 
angenommen,  ein  menig  eintrdnte.  ä&enn  man  i^m  folgen  moOe,  merbe 
ber  ftaifer  nic^t  mel^r  mie  bidl^er  aus  äRangel  an  @(elb  baS  Sanb 
Derlaffen  muffen.  9ian  üerftanb,  ba|  eS  babei  auf  bie  geiftli(^en 
@ifiter  abgefe^en  mar.  Sßom  ftammergeric^t  mollte  er  nid^tS  miffen, 
mit  %U(^fen  unb  ftartl^aunen  moOe  er  ))ro5ebieren.  £)abei  glaubten 
mirtlid^  manche,  ba|  ber  9{itter,  mie  er  geJ^eimnißPoU  burd^blidten 
liefj,  im  ©inne  beS  ftaiferS  |anble.    ©elbft  Seute,  bie  ben  politifd^en 


76  eitfingen.    2>er  9{ei4«tag  gu  9Nimberg. 

SBerl^ltniffen  jo  nol^e  ftanben,  mie  ^lant^,  bet  tut{fi(^fi{(^€  ®e= 
fanbtc  beim  aici(|«tc8iment ,  »aren  in  3n>«ifrfr  »^^  ^<^'^^^  ^ja^t 
lodte. 

S5Mc  fünf jig  Salute  früher  in  bcn  lagen  Ratl«  Don  ©utgunb 
»aten  bie  Xugen  ber  gongen  Station  toiebetum  auf  einen  tfil^nen 
C>elben  gerid^tet,  ber  ber  ganjen  JBelt  Zxoti  ju  bieten  fd^ien.  S)er 
k)olI$tumli(|e  Slitter,  bem  bisher  aUed  geglüdt,  mar  in  aQer  SRunbe. 
(Sro|  mar  fein  Unterfangen,  bie  ^§antafie  bed  SBolte^  l^ob  e^ 
ind  Ungemeffene.  @elbft  SJelanc^tl^on  meinte,  bafi  er  fic^  ^vAin^ 
Cfijar  jum  93orbilb  genommen.  Unb  ed  gab  Seute,  bie  feine 
turnen  Sieben  ernft  nal^men  unb  i^m  bie  ^bfid^t  unterf(^oben,  fic^ 
jum  ^aupt  ber  beutfd^en  Station  )u  mad^en. 

f)flrte  man  il^n  reben  unb  erinnerte  man  fi(|,  mie  8ut|er  in 
jenem  frul^er  ermfil^nten  ®enbf(|reiben  an  ftronberg  „^tnn  granj. 
unb  C^errn  Utric^  bon  C^uttcn''  aU  feine  f^reunbe  im  Glauben 
bejeidinet  l^atte,  fo  mar  ed  fein  SBunber,  baf(  man  aldbalb  feine 
unb  fiutl^erS  ©ad^e  5ufammenmarf.  ^a  ber  fturfurft  oon  Xrici 
mad^te  auSbrucflid^  Sutl^er  für  ben  ÜberfaO  ©icfingenS  berant= 
mortlic^. 

S)a§  mar  bie  Sage  ber  S)inge,  aU  man  fid)  im  C^erbft  1522> 
jum  91eic^stage  in  92urnberg  üerfammelte.  %tö  ftaiferlic^er  ®tatt= 
^Iter  mattete  (Srjl^erjog  ^erbinanb.  ^m  Steic^^regiment  l^atte 
Soac^im  oon  S3ranbenburg  feinen  iSi^  eingenommen,  unb  be? 
^apft  l^atte,  nad^bem  er  fic^  in  fpejiellen  ©reoen  an  bie  einjelnen 
(Bt&nbe,  aui)  an  griebri(^  ben  Sßeifen  gemanbt,  ben  9arbina( 
S^ierigati  na(^  9?urnberg  gefd^icft. 

(Srft  fpät,  @nbe  Stobember,  mar  ber  äteid^Stag  fo  meit  ooO}5l^lig, 
um  bie  äSeratungen  beginnen  )u  (önnen.  %6er  ba  mar  menig 
(Sinigfeit  ju  fpuren:  bie  fc^on  längft  oorl^anbenen  ©egenffifte  unter 
ben  einjelnen  ©tfinben  l^atten  fid^  crl^eblid^  Dcrfc^ärft.  Seber  ©tanb 
l^attc  fid^  über  bcn  anberen  ju  beflagcn  unb  füllte  fic^  burd^  il^n 
in  feinen  3tttcrefjen  oerleftt.  ®ic  ©täbtebotcn  erhoben  bittere  ©e-- 
fd^merbe  über  il^ren  8(u§fd^lufe  oom  8lcic^äregiment,  bie  Sangfamfeit 
ber  8le(^tf|)rcd^ung,  bie  Unfid^crl^eit  im  ßanbe,  bie  SBifltür  ber 
fürftti(|en  380^  w«^  4>ic  geiftlic^en  ®cricl)tc.  ©ic  Äitter  nic^t 
minber,  nur  bafe  fie  in  bcn  reid^en  ©tfibtcrn  nid^t  mcniger  i^re 


Der  Sldd^tctg  ju  «RütnBerg.  77 

"gcittbe  fallen  aU  in  bcn  Pfaffen  unb  bct  »ad^fcnben  gurftcn= 
gemalt,  ^ie  durften  tlagten  über  beibe  unb  tonnten,  morein 
iDteber  bie  l^o^e  ®etftlid^teit  mit  einftimmte,  auf  bie  bebrol^Uc^en 
SSotgänge  am  9ll^ein  l^inmeifen.  Sie  Sefd^wetben  über  bie  seift= 
lid^en  Otanbe  waren  natürlid^  am  allerwenigften  üerflummt,  aber 
bie  Äird^enfurften  l^atten  ®runb  barauf  ju  Dcrweifen,  mie  menig 
fie  in  bcr  ?luöubung  il^rer  Siedete  gefd^iiftt  miirben,  unb  bie  aß= 
gemeinfte  ftiage  rid^tete  ftd^  gegen  bie  großen  ftaufmannsgefeO^ 
fd^aften,  bie  bie  Seben^beburfniffe  verteuerten,  burc^  (Sinful^rung 
frember  SBaren  ba§  ®elb  aus  bem  öonbe  ful^rten  unb  bie  ®enufe= 
fud^t  er^ö^ten,  ben  Slittcr  »ie  ben  SRinbermol&l^obenben  unb  ben 
{leinen  ®efc^&ftSmann  burd^  il^re  ftapitaltoirtfd^aft  jugrunbe  richteten. 
^I^re  jd^on  mel^r  als  einmal  beratene  ^ufl^ebung  märe  ol^ne  ßtoeifel 
Dolfötfimlid^  gemefem  (Sinftmeilen  befc^lofe  man,  fie  nur  mel^r  in 
geringerem  Umfange  ju  bulben,  unb,  maS  ben  ftabtifc^en  ^anbel  in 
feiner  ®e|amtl^eit  nod^  mel^r  traf,  um  baS  9leid^Sregiment,  mie  baS 
Rammergeriii^t  felbftänbiger  unb  bamit  mirfungStrdftiger  ju  machen, 
eine  allgemeine  S^ögtenje  gegen  baS  äuSlanb  feftjufe^en.  greilic^ 
tarn  man  über  bie  erften  Sntmurfe  nic^t  ^inauS,  aber  mie  viele 
3ntereffen  maren  fd^on  baburd^  bebrol^t!  SJoH  Unmut  barüber, 
bei  einer  fie  fo  unmittelbar  betreffenben  Angelegenheit  teine  Stimme 
JU  l^aben,  verfagten  bie  @täbte  fogar  bie  fo  bringenb  erbetene 
Jurlen^ilfe.  SSonfeiten  ber  Übrigen  mufete  fic^  bcr  päpftlid^e  Segat 
mit  geringfügigen  ^erfpre^ungen  begnügen,  von  benen  eS  jmeifeU 
l^aft  blieb,  mie  meit  fie  jur  Äusful^rung  fommen  mürben,  ^on 
irgenbroel(^cm  gemeinfamen  ^anbcln  tonnte  leine  SRebe  me^r  fein. 
®aS  gegcnfeitige  3RiStrauen  mud^S  von  lag  ju  Jag.  ®er  ßegat 
§atte  gemunfc^t,  man  möd^te  bie  bem  ftaifer  jur  Siomfal^ri  be= 
wiüigte  SRannfcbaft  nunmel^r  jum  Sw  ^^^^  ^^^  Jfitten  ber= 
menben.  SaS  lel^nte  man  ab,  inbem  man  barauf  l^inmies,  ba| 
unter  ben  obmaltenben  Umftfinben  leidet  ein  grofeer  Sranb  im 
3nnern  entftel^en  tonnte,  menn  man  fo  viele  Jruppen  aufeer  ^ßanbeS 
gelten  liefe.  ®i^f^  @orge  vor  einer  faum  abjumenbenben  inneren 
Ummdljung  bilbet  ben  C>intergrunb  bei  aßen  SJerl^anblungen,  aucb 
über  bie  tird^lid^e  grage.  ®er  Segat  l^atte  natürlicb  ben  Auftrag,  bie 
tlttSffi^rung  beS  SJormfer  DetretS  ju  forbem.  Jlber  feine  ^nfttultion 


IS  eutl^«  @o4e  an  beut  ttri^tag. 

ettautte  bod^  aud^  offen  ba^  Serbctben  an  ber  Shtrie  unb  int 
Slerud  an,  t>ct\pxai)  etnftUd^e  Kefotmen  unb  erbat  fid^  baju  bie 
SRitiotTbtng  ber  ®t&nbe.  SRit  biejen  (Srtlarungen  l^ielt  ber  Segot 
einfltoeilen  jurudt.  9lld  er  jum  erftenmal  in  biefer  ®ai)c  üor  ben 
®tönben  baiS  SBort  ergriff,  tl^at  er  ed,  um  aDed,  »ad  Sutl^er  ge^ 
ti^n,  auf  bad  fc^ärffte  ju  oerurteilen.  ^n  ben  oer&d^tlic^ften 
tluSbrüdtcn  fprad^  er  bon  feiner  ^erfon.  ®r  tonne  ed  nid^t  •be= 
greifen,  mie  eine  fo  ftreitbare  unb  anbfid^tige  Station  fid^  burcl 
ein  „lügenl^afted  Stflnd^lein''  oerffil^ren  laffen  tSnne.  (Sr  Dergleic^t 
il^n  mit  SRol^ammeb,  ben  er  freilid^  noc^  überbiete,  inbem  er  ben 
fieifd^U^en  Suften  naii^gebe  unb  Pfarrern  unb  l^eiligen  ftlofterleuten 
bie  Sl^e  geftatte.  ^n  bemeglidben  Sßorten  ermahnte  er,  bem  (&in= 
l^alt  ju  tl^un,  inbem  er  ju  i^eigen  fud^te,  mie  bie  Untergrabung 
ber  tird^lid^en  ^utorit&t  ben  Umftui^  aud^  aller  »eltUd^en  Drbnung 
^erbciful^ren  muffe. 

S)iefe  Sludlaffungen  fielen  auf  guten  ä3oben.  2)ie  geiftli(^en 
^rfien  l^atten  auf  bem  äteid^Stag  bie  Dberl^nb,  aber  aud^  bie 
meltlid^en  loaren  Sutl^er  faft  ade  entgegen,  ^m  9tegiment  trat 
allein  ^(ani^  für  i^n  ein.  ^m  war  eö  S^ad^im  bon  a3ranben= 
bürg,  ber  e§  allen  jubortl&at  fturfürft  gricbrid^  muffe  ßutl^er  ettt= 
fernen,  mar  feine  C>auptforberung.  Sr  lönne  fonft  leid&t  bie  ftui 
verlieren,  ^lani^  fal^  bie  S)inge  ^eitmeilig  fel^r  fd^timm  an.  (St 
tonnte  ernftlid^  in  Srmdgung  jiel^en,  ob  e§  nid^t  gut  m&re,  menn 
„Sutl^er  e§  an  einem  anberen  Drte  eine  SGBeile  berfuc^te'',  l^abc 
boc^  Sl^riftuS  felbft  oft  öor  feinen  geinben  fiiel^en  muffen,  be^ 
gleichen  auc^  ^aulud  unb  anbere  mel^r.  dt  fd^rieb  felbft  an  Sutl^, 
um  i^n  ju  größerer  SRfifeigung  ju  üermögen,  unb  riet  bem  ftur= 
fürften  ju  einer  SBerfiigung,  meiere  ben  ©rudf  Don  ©d^mäl^buc^lein 
in  SBittenberg  verbiete. 

®ie  äieligiondangelegenl^eit  fc^ien  )u  einer  unmittelbaren  dnU 
fd^eibung  ju  brängen,  al§  ber  fiegat  am  4.  Januar  1623  Dor 
9teid^^tag  unb  9legiment  oon  neuem  im  92amen  beS  ^apfteS  bie 
93oüfiredtung  bed  ä&ormfer  (Sbilted  verlangte  unb  jugleicb  gemiffers 
ma^en  ald  Anfang  feinet  ^oQjugeS  forberte,  oier  Stfirnberger 
$rebiger,  benen  er  auf  falfd^e  SRdnd^^erud^te  l^n  gotteSldfterlid^e 
SReben  üorioarf,  barunter  ben  jungen  geleiten  Vnbread  Dftanbei:, 


©timmnng  in  iH^ümberg.  7^ 

2^  )9eT§aften  unb  jur  Stbutteilung  nac^  'Stom  ju  ((Riefen.  Soac^im 
k)on  Sranbenbutg,  ber  im  92amen  bed  Siegimentö  ba$  SBott  ets 
griff,  ettldtte  fid^  fofort  für  Semidigung  ber  p&pfttid^en  giTtberung. 
3lii)t  \c  bie  übrigen  ®tänbe.  ^n  ^nfei^ung  be§  ((^meren  C^anbcli^ 
»oOten  fie  bie  Slngelegeitl^eit  einem  Su^fc^uj}  übergeben  miffen. 
@eine  Sufammenfe^ung  mar  eine  berartige,  ba^  man  baS  @(|Ummfte 
ermarten  tonnte,  ^ber  ber  <Segenfa^  unter  ben  ®tanben,  fobann 
bie  9^ot»enbigteit,  welche  bie  ^eifefpornc  jmar  immer  üon  fic^  al):= 
toiefen,  bie  \\ä)  aber  boc^  immer  mieber  aufbrfingte,  n&mlic^  fid^ 
bie  grage  Dorjulegen,  »ie  »eit  man  o^ne  ©efal^r  für  bie  öffent= 
Ud^e  Stulpe  gelten  fdnne,  l^atte  auf  bie  (Sntfc^Kefiung  mel^r  (Sinflu{(, 
aU  man  ftd^  jugeftanb.  ^on  allen  @eiten  (amen  bebro^lid^e  Stades 
tickten.  Slu$  bem  S(fa|  l^örte  man  gerabe  je^t  mieber  Don  einer 
SSauernbemegung.  Unb  ni^t  am  menigften  fc^wierig  mar  bie  ®tim= 
niung  in  SJiirnberg  felbft. 

®cö  Segaten  Änöage  gegen  bie  beliebten  ^rebigcr  l^atte  grofee 
(Erbitterung  l^eroorgerufen.  „^iemanb",  fdirieb  ^irfl^eimer  an  ®xa^^ 
ttiuS,  „i(|  fage-niemanb  mfirbigt  il^n  ber  geringften  ®^rc.  @r  ge^ 
reicht  üielmel^r  ber  gefamten  SSeüSUerung  jum  Spott  unb  jur 
Sßerad^tung.''  Sber  aud^  ber  9iat  mar  entfd^loffen,  über  feinen 
^rebigern  ju  mad^en,  unb  faQ^  man  ed  magen  foUte,  fte  ^u  Der^ 
^ften,  fie  mit  ®emalt  burd^  feine  ftnec^te  ju  befreien.  9tan  traf 
umfaffenbe  SRaferegeln  jur  Slufrei^tcrl^attung  ber  Siul^e,  bejen  Störung 
leben  Slugenbliit  }u  befürd^ten  mar,  aber  aud^  jur  eigenen  ©id^er:: 
^eit.  SBie  menig  ®uteS  man  einanber  zutraute  unb  mie  meit  bie 
(Segenffi^e  f(^on  gebiel^en  maren,  jeigt  bie  X^atfac^e,  bag  ber 
9lat  Sßortel^rungen  traf,  monad^  niemals  aOe  StatSmitglieber  ober 
au(^  nur  bie  Älteren,  fidd  bereDen  laffen  foflten,  gemeinfam  ju 
(Sri^erjog  gcrbinanb  ober  in  bie  ö^^bcrgc  eine^  anberen  gfirften 
)u  ge^en.  Unter  biefen  Umftanben  fd^rtcb  ber  Segat  feiner  (Sönnerin, 
ber  gurftin  Don  @fte,  ßut^crS  ©ac^e  l^abe  fo  Diele  SBurjeln,  ba|( 
taufenb  SRenfc^en  fie  nic^t  ausreißen  fönnten,  gef(|»eige  bcnn  er, 
ber  aOein  fei,  tröftete  fic^  aber  bamit,  ba^  alled,  maS  er  leibe,  i^m 
atö  SRartt)rium  angerechnet  merben  mfiffe. 

3u  bem  leiteten  gehörte  mol^l  auc^,  ba^  man  im  tludf(|u{|  bai( 
))£|)ftlid^e  ^eCenntnid  be$  in  ber  römifc^en  Stirere  ^errfc^enben  S3er^ 


80  9teic!^9ta896efc!^(fiffe.    äßan  berlangi  ein  J^ott^U. 

betbenS,  bantbar  anertannte  unb  baraud  S(n(af)  nal^m,  bie  bem  ^apftt 
in  Äuöfi^t  flcftcHtc  SBefferung  bcr  l^cn|c^cnbcn  S^ftänbc,  »ic  bic 
^Ibftcßung  bet  bcutfd^en  ©cf(|toctbcn,  bic  man  üon  neuem  überreichte, 
bringenb  5U  bcgel^ren :  o§ne  bem  fei  fein  ^tebe  jwtfdien  ®eifili(^en 
unb  ffieltüd^en  ju  ^offcn.  3m  übrigen  l^iefe  eS  im  Statfd^lag  be§ 
äuäfd^uffed,  "ba^  ben  lutl^erifc^en  Errungen  o^ne  ein  c^rifllit^eö, 
in  einer  beutfd^en  9teic^Sftabt  ab^u^altenbes  9on}U  niAt  ab^ul^elfen 
wdre.  Unb  ipunbcrbar  genug  Derlaugte  man  e$  in  formen,  mie 
fic  Sut^er  nic^t  eüangclifc^er  l^fittc  forbern  fönnen.  S)a§  ftonjil 
fei  fo  auSjufc^reiben,  "ta^  {ebermann,  ®etftlic^e  mie  SBeltlic^e,  unr 
ge^inbcrt  feien,  „göttliche  unb  eüangelifd^c  ©al&rl^eit  ju  reben",  ja 
üiclme^r  beim  ^dl  i^rer  Seelen  baju  ücrpflic^tet.  3"  ^i^^nt  '^a^xt 
mfiffc  e§  jufammentretcn.  ?lDein  auf  biefem  ffiege,  burd^  ttjirtlidbe 
äbfteüung  ber  beutfd^en  SSefd^merben  unb  burc^  ©erufung  eine^ 
fol(^en  Ronjilg  ^offe  man,  „bafe  biefe  Smpörung,  '^wxwz  unb  Un= 
»iüe  bc§  gemeinen  SRanne^  faft  gefüllt  »erben  fofl."  Unb  eben 
biefe  le^te  SSemertung  tann  allein  alö  ©c^luffel  bienen  für  bic 
))öllig  unüetftänblid^e  C^^ltung  be$  9iatfci^lageS ,  bcr  fc^on  am 
19.  3oi«war  \>txi  (Stäuben  borgelcgt  würbe. 

S3ei  biefen  »ic  im  9ieic^Sregiment  fanb  er  lebhaften  SBibcrf^jruc^. 
gerbinanb  erlanntc  »ol^l,  »ic  tief  ^ic  lutl^crifc^e  Bewegung  ging,  — 
an  feinen  SSruber  fcbrieb  er  bamal^:  „55ie  ßel^re  Sut^erS  ift  im 
ganjen  SReid^e  fo  cingewurjclt,  bafe  unter  taufenb  ^erfonen  ^eutc 
n\d)t  einer  ganj  frei  baüon  ift",  —  aber  auf  biefe  Sl^atfac^e  9iüdt= 
fid()t  JU  nc^en,  fanb  er  feinen  änlafe,  nod^  weniger  bie  wie  gcfagt 
in  ber  SRcl^rja^l  befinblid^en  geiftlid^en  Stäube.  Seid^ten  C)er5enS 
leugneten  fic  ben  ermähnten  93auernaufftanb  unb,  bafe  e§  ju  ^f^n- 
lid^cm  tommeu  fönnte,  „wo  man  ju  benen  griffe,  bic  bem  Cutter 
anl^ingen''.  ?ßlani§  bemettt  baju:  „3<^  beforge,  fic  ^aben  ben 
redeten  nod)  nic^t  angegriffen,  fic  werben  eö  wol^l  nod^  gewal^r 
werben." 

®ic  Sinfid^tigen  tonnten  fic^  jumal  im  ^inblidt  auf  bic  brol^enbe 
Haltung,  bie  ber  frdnfifd^e  Abel  noc^  immer  cinnal^m,  bem  bod^ 
nic^t  üerfc^tiefeen.  ©urd^fd^lagcnber  war  üielleic^t  bei  bem  Siegiment 
aud^  für  biefe  grage  bie  brüdfenbe  ginanjnot,  brol^tcn  boc^  bic 
Stäbte,  bic  Söl^'wngen  für  ba§  SRcid^  gan^  einjuftellen.    So  tam 


„teibet  bic  «cttc^ter  unb  J^äJf^cr  faifcrli^cn  aWanbat«."  8l 

es,  bag  man  ben  9iatfd^lQg  beS  Slud{(i^uffeS  im  großen  unb  gaujen 
annahm.  %xcH\i)  Don  einem  ©timmted^t  ber  fiaien  auf  bem  be= 
abfid^tigten  ftonjil  xoax  nid^it  mel^r  bie  Siebe.  Slnftatt  bcs  utfprunä= 
li(^en  Sotfd^laflS,  bafe  nid^tö  gebrudft  unb  feilgeboten  werben  folle, 
voa^  ju  Empörung  unb  ^ufrul^r  unb  anbeten  unc^riftUd^en  Ortungen 
bienen  lönnc,  l^iefe  e§  jefet  fogat,  ßutl^er  joUe  uberl^aupt  nid^ts  fc^teiben. 
^Dagegen  tonnten  bie  ^ömifd^=ge)innten  nid^t  eneid^en,  woran  i§nen 
befonbetS  oiel  lag,  bafe  bis  jum  Stonjil  bie  „oier  ©ottoren"  ber 
römifd^cn  Jfird^e,  ^kxo\\\)mvi^,  Stuguftin,  ?lmbrofiuS  -unb  ®regor 
namentUd^  als  ßel^rautoritäten  aufgefteüt  mürben.  Sian  beftimmte, 
unb  fo  würbe  eS  im  9iei(^e  oertunbet,  es  )oUte  nid^tS  geleiert 
»erben  als  baS  redete  lautere  (SoangcUum  nad)  ber  Seigre  unb 
Auslegung  ber  bewahrten  unb  Don  ber  c^iiftlict)en  S^ir^e  ange= 
nommenen  ©(^riften. 

©amit  eine  SJiüiguug  ber  eoangelijc^en  Seigre  auSjujprec^cn, 
war  nun  kineSwegS  bie  ^b[ic^t  ber  3Rcl^rl^eit,  auSbrücfli^  ertanntc 
man  oiclmtl^r  bie  §Bevpfli(^tung  an,  bem  ?ßapfte  5U  gcl^orjamen^unb 
trug  ben  ©ifd^öfen  auf,  über  bie  ?ßrebigcr  ju  wad;en;  aber  wenn 
man  il^n  mit  ber  StbleJ^uung,  baS  SBormfer  @bitt  auSjufu^ren,  ju= 
fammen  na^m,  fo  lieg  biejer  laoicrenbe  äleic^StagSbefc^luf^  a\xä) 
eine  für  bie  Slni^anger  Suti^erS  Jünftigc  StuSlcgung  5U,  unb  ßutl^er 
erfldrte  fid^  bamit  ganj  jufrieben.  greilid^  fal^  er  fic^  f(^on  im 
©ommer  genötigt,  „wiber  bie  3ßerle^rer  unb  gfitfd^er 
laiferüc^en  SRanbatS''  an  bie  Statthalter  unb  ©tfinbe  beS 
Sicid^SregimentS  ein  ©enbfc^reiben  auSgel^en  ju  laffen.  S'^^^iw  er 
ba  ben  ®ebanfen  l^erborl^ebt,  \)a^  baS  taiferlic^e  SRanbat  bie 
Itbftc^t  l^abe,  bis  ju  einem  Sloniil  ein  weiteres  Umfid^greifen  beS 
StoiefpaltS  JU  l^inbern,  tritt  er  anberen  ©eutungen  entgegen  unb 
meint,  wie  er  bieS  fd^on  gegenüber  bem  S^urfurften  getl^an,  jiem- 
tid^  tttl^n,  es  wolle  ol^ne  S^^^if^^  «^^fe  '^^  SBiberpart  fein  ®(^ul= 
gejani  unb  l^eibnijc^e  ftunft,  bie  eben  }u  nid^tS  als  C^aber  biene, 
beifeite  laffen  unb  nur  baS  lautere  @Dangelium  prebigen  folle.  ®o 
fjabz  er  eS  bem  SSolte  erllfirt.  5Bon  biefem  SSerftanbe  auS  »olle 
er  es  l^alten,  nur  finbe  er  ben  Jlrtilel,  ber  bie  ^rieftet,  weld^c 
heiraten,  wie  bie,  weld^e  auS  ben  Drben  treten,  ber  ©träfe  beS 
gciftUd^en  Sled^tS  unterftetit,  ju  l^rt,  auc^  ift  er  ber  SKeinung,  bafj 


82  „i>ai  3efu9  C^rißu9  ein  gehonter  3abe  fei.'' 

e^  biUig  fei,  ba|  feine  ^etfon  6iS  jum  ftonjil  auS  Sann  unb 
addt  entlaffen  merbe. 

©UT<^  ben  SJurnbctaer  Sleid^^tag  bctantafet  mar  noc^  eine  anbete 
©c^rift.  Dl^nc  S^^^if^l  <iwf  Änfliften  be«  päpfllic^en  Öegaten,  ber 
bcnjielben  aSormurf  Dem  Dfianber  mad^te,  l^atte  gcrbinanb  öerbreitet, 
bafe  ßut^et  bie  gwngftaufc^aft  ber  SRaria  leugne,  bafe  et  3^fum 
al5  (natutUd^en)  abfßmmling  äbra^amS  bejeidine,  au^  bel^aupte, 
bafe  SRatia  fpdtet  nodd  anbete  Äinbet  gel^abt.  "^of^am  üon  änl^alt 
fotbette  il^H  aufr  \\^  batfibct  ju  teinigen.  ®r  l^iett  e^  eigentUd^ 
füt  fel^t  übeifläffig,  auf  folc^eS  tl^ötic^teS  (Setebe  einjugel^en.  SDann 
jc^tieb  et  bo<^,  inbem  et  bct  ®ad§e  eine  ptaftifd^e  äöenbung  gab 
unb  nut  an  jene  Sieben  antnüpfte,  eine  Heine,  tul^ige  iSd^tift:  »®afe 
3efu§  ®l^tiftu5  ein  gebotnet  3wbe  fei'',  ©eine  äbfid^t  i|t, 
womöglich  ben  einen  obet  anbetn  ber  S^ben,  bie  Don  ben  S3if(^öfen 
bi^l^et  fo  übel  t)etnad§ldffigt  motbeu/  babutd^  ju  gewinnen.  ^SBenn 
bie  aipoftel,  bie  auc^  3uben  maten,  alfo  l^dtten  mit  un§  Reiben 
gel^anbelt,  mie  wit  C)eiben  mit  ben  S^ben,  e§  »ätc  nie  ein  S^tift 
untet  ben  Reiben  »otben."  3"^^  etftcnmale  feit  langet  Qcxt  cr= 
innett  et  miebet  an  bie  l^eilige  ^flid^t,  bie  3«^^«^  ^^^  ^oi)  ba§ 
SBolt  ®otte§,  Don  bem  ©eblüte  S^tifti  »fiten,  »äl^tenb  mit  Don 
ben  Reiben  ftammenb  nut  gtemblitige  feien,  bem  Söangelium  suju^ 
füllten.  9Jut  auf  bem  SBege  bet  SSelel^tung,  bie  et  il^nen  butc^  ben 
SRad^weiS  bet  ©tfüllung  bet  mcffianijd^ien  Sßeiöfagungen  ju  geben 
betfud^t,  lönne  bie§  gefd^el^en.  ©eine  anficht  übet  il^te  S5e]^anb= 
lung  fafet  et  am  ©c^lufe  jujammen,  inbem  et  fagt:/„©atum  »fite 
mein  ©itt  unb  Slat,  bafe  man  fäubetUc^  mit  il^nen  umging,  unb 
au§  bet  ©d^tift  fie  untettid&tet,  fo  möd^ten  i^t  etli^e  ]^etbei= 
lommen.  ^bet  nu  mit  fie  nut  mit  ©emalt  tteiben  unb  gelten 
mit  ßfigentl^eibingen  um,  geben  il^nen  ©d^ulb,  fie  muffen  ®l^tiften= 
blut  l^abcn,  bafe  fie  nic^t  ftinten,  unb  »eife  nid^t  »efe  be§  3iatten= 
metl^  mel^t  ift,  ba|  man  fie  gleid^  fut  ^ur(i>t  l^filt;  maS  foQten 
ipit  gut§  an  il^nen  fd^affen.  3teöt,  bafe  man  il^nen  öetbeut  unter 
uns  ju  atbeiten,  l^anbtieten  unb  anbete  menfd[)lic§e  ©emeinfd^aft 
ju  l^aben,  bamit  man  fie  su  »uc^etn  tteibt;  wie  follten  fie  baS 
beffetn?  SBiU  man  il^nen  Reifen,  fo  mufe  man-nic^t  be§  ^apfieg, 
fonbetn  d^tifttic^et  fiiebc  (Sefe^  an  il^nen  üben,  unb  fie  fteunblid^ 


SidingenS  unb  ^uttend  ^lu^Aang.  83 

anncl^mcn,  mit  laffcn  werben  unb  arbeiten,  bamit  fte  Urfat^e  unb 
Slauni  geminncn,  bei  unb  um  un§  ju  fein,  unfere  d^riftlid^c  ßel^re 
unb  2eben  ju  l^öten  unb  ju  fc^en.  Db  etlid^e  l^afeftarrig  finb, 
was  liegt  baran?  finb  »ir  bod^  aud^  nid^t  alle  gute  S^riften.'' 

Sin  bem,  was  fonft  auf  bem  9ieid^§tage  üerl^anbelt  muibc, 
nal^m  er  nur  geringen  Slnteil.  @§  mirb  taum  in  feinen  SSriefen 
ermäl^nt.  8lu^  öon  ©idtingen  fprid^t  er  nur  feiten.  33on  ®i)m= 
patl^ieen  für  feine  Sr^ebung  finbet  fid^  feine  ©pur.  ®afe  nur 
Unl^eil  babei  ^erau^tommen  mürbe,  fal^  er  fogleid)  oorauS.  2Re= 
land^tl^on,  ber  fid^  auf  baS  fd^cirffte  bagegen  au^fpric^t,  bejeugt, 
roie  Diel  ©d^merj  ©idfingenS  Stufrul^r  Sut^er  üerurfac^e. 

©ie  wed^felöoflen  ©d^idffale  besfelben  tonnen  l^ier  nicf)t  »erfolgt 
werben.  3^  mel^r  unb  me^r  mürbe  er  ju  einem  Kampfe  jroifd^cn 
bcr  gürftengemalt  unb  ber  Sicic^Sritterfd^aft.  Sßie  weit  aui) 
©idtingen  feine  gäben  gejponnen,  fie  reid^ten  bis  na^  Söhnten, 
in  ber  ©tunbe  ber  ©ntfcbeibung  ftanb  er  aHein.  Sinjeln  l^atten 
bie  ©egner  feine  getreuftcn  greunbc  üernid^tet,  anbere  Dom  S^J^S 
fern  gcl^alten.  Sßon  ber  Übermad^t  unterbrüdft,  töblid^  öcrmunbet 
mufete  er  feine  gefte  ßanbflul^l  'iitn  ©iegern  übergeben.  Soor 
il^rcn  ?lugen  ftarb  er  am  7.  3Rai  1523,  ungebeugt,  auc^  im  Sobe 
ein  treuer  SBetenner  beS  döangeliumS. 

SBeld^e  Söebeutung  fein  Job  fo  wie  feine  unb  feiner  greunbe 
9Zicberlage  für  bie  allgemeine  politifc^e  ©ntmidCelung  l^atte,  l^aben 
bamalS  mol^l  nur  wenige  ertannt,  mit  ber  fird^lid^en  Snttoidtelung 
brad^ten  il^n  bie  mciften  in  SSerbinbung.  ®ie  SRömer  frol^lodCten : 
,,©er  afterJaifer  ift  tot,  balb  wirb  cS  au(^  mit  bem  Slfterpapft 
5u  ^nit  fein",  worunter  man  2ut^er  üerftanb.  änbere,  wie 
aSucer  unb  ber  ^umanift  Dtto  o.  S3runfelS,  bie  wirflid^  auf 
©idCingenS  3wg  gtofee  C^offnung  für  bie  ©ac^e  beS  SöangeliumS 
gefefet,  erl&obcn  grofee  Slage  barüber.  SlnberS  ftanb  fiutl^er  felbft. 
®aS  (Snbe  be§  tül^nen,  oon  S'^ealen  erfüllten  ritterlichen  gelben 
erfd^fitterte  i^n,  aber  in  feiner  ©d^arfe  gegen  jebc  äiuflel^nung  fal^ 
er  barin  nur  baS  SBalten  bcr  göttlid^en  ©ere^tigteit. 

SBenige  SKonate  fpfiter,  Snbe  Sluguft,  würbe  au(^  ©idCingenS 
greunb  unb  Sfitatgeber,  Ulrid^  o.  |)utten,  bal^ingerafft.  Unftät  unb 
pd^tig,  in  ber  bürftigften  Sage,  an  fd^redflic^er  Rranfl^eit  leibcnb, 

6* 


84  KtbctMIa^    6otgc  fftr  fMndft  ttnb  Stomteit. 

blieb  et  boc^  bi^  jum  legten  Sugenblid,  —  et  ftatb  auf  ber 
3nfel  Ufnau  im  Qüxiä^tx^tt,  bet  mutige  Stufet  im  ©ttcit.  3n 
fiutl^etS  lettefen  finbet  fid^  tein  SBott  batubet,  mie  auc^  anbeces, 
Don  bem  man  glauben  möd^te,  ed  l^tte  il^n  bewegen  müfjen,  (einen 
SBiebetl^U  in  feinen  ^u^etungen  finbet. 

S)a«f  (ann  auffallen,  ^nm  %t\i  »at  ed  mol^l,  mie  man  mit 
äUec^t  bemettt  ^at,  eine  gemifje  etl^bene  (Sleic^gultigteit  gegenüber 
ben  Singen,  bie  ba  brausen  Dorgingen  unb  nid^t  unmittelbar  bie 
Sad^e  be^  Soangeliumsf  betül^rten,  bie  fid^  f(!^on  bamal^  geltenb 
mad^te,  aber  et  l^atte  auc^  feine  3^itr  fid^  batum  ju  fumment. 
©eitbem  et  miebet  in  SBittenbetg  mat,  §&tte  et  eine  bteifac^e 
^tbett^traft  ^aben  muffen,  menn  er  allen  Slnforbetungen,  bie  man 
an  i^n  (teilte,  l^ätte  genügen  moUen.  SBie  Diele  felbftänbig  bentenbe, 
l^etDorragenbe  Seute  fic^  aud^  fd^on  Sutl^et  angefd^loffen,  unb  mie 
Diele  anbretfeit^,  bie  badfelbe  betannten,  SBett  batauf  legten,  nic^t 
feine  ^nl^anger  ju  fein,  fonbern  92a(^folget  be$  (SDangeliumS, 
fo  ift  es  iod)  nut  ju  begreiflich,  ba^  faft  Unjfi^lige,  bie  burd^ 
feine  (Sd^riften  jur  ®rtenntniö  il^reS  £)eil5  gelommen  maren,  nun 
ber  SReinung  lebten,  im  SBiberftreit  ber  Jlnfic^ten  ober  bei  auf= 
fteigenben  ä^^if^l^  "wr  bei  öutl^er  })erfönlid^  Äat  unb  €)ilfe  finbcn 
ju  lönnen.  ©er  ©riefe  unb  ilnfragen  tonnte  er  fu^  taum  cr= 
meieren.  S)a  maren  nid^t  nur  einzelne,  meiere  feine  ^ilfe  unb 
feine  3^^^  ^^  Slnfpruc^  nal^men,  fonbern  aud^  ftdr))erfd^ften, 
SRagiftrate  u.  f.  f.  @o  wollte  5.  8.  ber  Slat  oon  Stettin  an= 
fang  1523  miffen,  ob  bie  ©oml^euen  oerpfUc^tet  feien,  an  ben 
öffentlichen  Saften  teiliunel^men,  ma^  ßutl^er  in  einem  offenen 
©enbfc^reiben  bejal^te. 

S)ie  meifte  ißül^e  unb  ®orge  oerurfad^ten  i^m  mol^l  bie  aus 
bem  ftlofter  entwid^enen  äKönd^e  unb  9tonnen.  2)a  mar  ja,  mie 
fd^on  ernjfil^nt,  Don  Anfang  an  feine  grage,  bafe  neben  Dielen, 
bie  (SemiffenSangft  unb  religiöfe  Überjeugung  aus  bem  ftlofter 
getrieben,  aud^  nid^t  wenige  waren,  bereu  (Srünbe  fittlic^  betrad^tet 
fel^r  niebrige  waren,  unb  nid^t  minber  Derwunberlid^  ift  eS,  ba^ 
fo  mand^e,  bie  nun  nid^ts  ^u  leben  l^atten,  ober  gern  il^r  bem 
ftlofter  ^ingebrad^teS  jurudC  erhalten  wollten,  ftd^  nad^  Sittenberg 
unb  an  öutl^er  um  feinen  3lat  wanbten.    ©er  war  leichter  iu 


erbitten  atö  )u  geben,  ttnb  ma$  Sutl^et  an  SSiQigteitägtfinben  )u 
il^ten  ®unften  geltenb  mad^te,  um  baS  93etmögen  jutüd^ufotbetn, 
ober  eine  2;eilung  be§  üorl^anbenen  Äloftergute^  Dotjunel^men,  fanb 
bod^  nur  feiten  bie  SBifligung  bcr  SBittenbctget  Suriften,  gegen  bie 
^x(S)  bei  ßutl^ct  jum  Jeil  infolge  beffen  jiemlid^  ftfl]^  eine  gemiffe 
Abneigung  enttoidteltc. 

3eitweilig  tarnen  bie  ^ilfefud^enben  in  ©d^aren.  ©o  erfd^ienen 
am  7.  8lj)til  nid^t  weniger  al§  neun  5Ronnen  aus  bem  ßlofler 
92iem))tfc^en  bei  Sutl^er.  ©ie  gel^drten  ben  beften  XbeUgefd^led^tem 
beS  SanbeS  an.  Unter  il^nen  befanben  ftd§  jmei  gräulein  ü.  ©d^ön= 
felb,  eine  D.  S^ff^^r  ^i"^  ©d^mefter  beS  ©taupi^  unb  Satbarina 
ö.  S3ora.  SReift  waren  fie  in  frfil^er  "^n^tnh  wie  fo  Diele  bem  Rlofter 
übergeben  worben.  S^ftt  war  aud^  ju  il^nen  baS  äSort  Don  ber 
d^riftUt^en  greil^eit  gcbrungen.  9Kit  öilfe  mel^rerer  SBfirger  Don 
Storgau,  bie  Sutl^er  Dorl^er  Don  il^rem  83orl^aben  Dcrftfinbigt  ju  l^aben 
fd^einen,  gelang  eS  il^nen,  au§  bem  ßlofter  ju  entfliel^en.  %m  fie 
foüte  er  nun  forgen.  3«  f^i«^  großartigen  SJertrauenöfeligteit  war 
er  barum  nid^t  Derlegen.  „(Srft  wifl  id^  il^ren  3Serwanbten  3Rit= 
teilung  mad^en,  bamit  fie  fie  aufnel^men'',  fd^rieb  er  an  ©palatin, 
„wollen  fie  nidftt,  werbe  id^  bafür  forgen,  bafe  fie  anberöwo  auf= 
genommen  werben.''  3"beffen  follte  ©})alatin  bei  ben  ^ofleuten 
für  pe  betteln,  ©ie  auc^  nur  wfil^renb*  ber  näd^ften  läge  ju 
unterl^alten,  l^atte  feine  ©d^wierigfeit.  ßutl^er  felbft  l^atte  nid&t§. 
©ein  Älofter  war  ärmer  als  je.  ®aS  ftörte  il§n  für  feine  ^erfon 
wenig.  ^SBir  leben  Don  einem  2;ag  jum  anbern.''  Siie  $auluS 
feinen  Rorintl^ern  wollte  er  gern  ben  SBittenbergern  umfonft  bienen. 
aber  in  bemfelben  Briefe,  in  bem  er  ©palatin  um  §ilfc  für  bie 
9?onnen  bittet,  Dergleid^t  er  bie  SBittenbergcr  bod^  mit  ben  9apct= 
naiten,  bie  wol^l  ob  ber  Äeid^l^altigleit  ber  eDangelifc^en  ^rebigt  fo 
weit  getommen  wfiren,  bafe  er  Dor  furjem  auf  feinen  Siamen  für 
einen  armen  SSürger  nid||t  jel^n  (Sulben  bätte  leil^weife  aufbringen 
lönnen.  Aber  jeftt  gelang  eS  il^m.  ®ie  Don  il^m  Derfuc^te  „Rollelte" 
für  bie  armen  SRonnen,  ju  ber  ber  fturfürfl  aud^  l^eimlid&  beifteuem 
fönte,  tam  juftanbe;  bie  meiften  fanben  balb  ein  Unterlommen 
ober  Der^eirateten  fid^,  woDon  nod||  ju  fjjrec^en  fein  wirb.  Unb 
il^r  SSeifpiel,   weld^eS  Sutl^er  in  einem  an  il^ren  ^auptbefreier, 


86  Serbtettung  M  (Süangeliutnd  burd^  bte  9[ugnfHner. 

ßeonl^atb  Ro))pe,  gerichteten  Senbfd^teiben  („Utfad^e  unb  ^nt= 
»ort,  bafeSwngfrauenftlöflcr  göttlid^  üerlajfen  mögen*') 
Dot  aller  Äugen  fteüte,  fanb  üielfac^  iRad^al^mung.  Um  ^fingftcn 
würben  fogar  au$  bemfclben  Stlofter  mel^rcre  Jungfrauen  bon  il^rcn 
aSerwanbtcn  felbft  gel^olt,  ®o  rdfc^  brac^  fid^  ba,  »ol^in  baö 
Soangelium  gebrungen  mar,  bie  Überjeugung  Sal^n,  bafe  biefcr 
gepriefenfte  ®tanb  ber  mittelalterlid^en  Rirc^e  eine  äbfel^r  öom 
gottgewollten  ßeben  fei. 

Unb  wol^in  war  um  baS  ^af^t  1523  in  beutfd^en  ßanben  baS 
(goangelium  nod^  nid^t  gebrungen  f 

SRiemaU  bat  man  in  SBittenberg  baran  gebadet,  etwa  bcfonberc 
^rebiger  be§  SüangeliumS  au^iufenben.  <Sic  ergaben  ftd^  öon 
jelbft,  e3  waren  bie  ausgetretenen  SKönd^e,  bie  Don  SBittenberg 
lommenben  ©tubenten,  bie  93ud^fül^rer  mit  il^ren  Irattaten,  aflen 
Doran,  wie  fc^on  erwdl^nt,  ßutl^erä  Drbengenoffen.  ®a  fic  fd^on 
frül^er  als  ^rebiger  betannt  unb  beliebt  waren,  gelang  e§  il^nen 
faft  überall,  wo  fie  auftraten,  befonberS  wenn  fid^  mit  ber  ^rebigt 
oom  ©tauben  nid^t  ju  oertcnnenber  fittüd^er  Srnft  oerbanb,  bie 
(Semeinben  für  fic^  ju  gewinnen.  5)a  waren  neben  ben  un3  fd^on 
belannten,  Sint,  ©abriet  3»^iöitt9»  SKänner  wie  Silemann  ©d^nabel 
aus  i&effen,  Jo^^i^neS  SKantel  üon  Stuttgart,  bie  9fiiebertänbet 
3atob  ^rdpofituS,  i^einrid^  t).  Sütpl^cn,  Don  benen  wir  nod^  6e= 
fonberS  l^ören  werben,  SRattl^iaS  Stiefel  t)on  Sfelingen  unb  ÄaSpar 
®üttel  Don  SiSleben.  2Der  lefttere,  gleid^gewanbt  als  Sleöner  wie 
als  ©d^riftfteller,  erwarb  fid^  namentlich  in  Springen  unb  im 
SRanSfelbifc^en  grofee  SSerbienfte  um  bie  ^Verbreitung  ber  eoangc= 
Uferen  Seigre;  bagegen  war  ber  l^od^begabtc  SRattl^iaS  ©tiefet,  bct 
fpdter  in  mand^erlei  wunberlid^e  ©petulationen  Derfiel,  ju  jener  ^t\t 
neben  ^o'^.  SRantel  ber  eifrigfte  SßorJämpfer  Sut^erS  im  ©d^waben= 
lanb.  SBereitS  im  grül^jal^r  1522  liefe  er  unbefümmert  um  bie 
brol^enbe  ©efal^r  in  Sfelingen  „ein  überaus  fd^ön  fünftUd^  Sieb  \)on 
ber  d^riftförmigen  red^t  gegrfinbeten  Seigre  ©oftor  SRartin  Sutl^erS" 
auSgel^en.  ?ln  eine  ber  betannteften  3SoltSweifen  fid^  anfd||liefeenb 
fanb  es  lebl^aften  SBieberl^atl.  ©tiefet  war  eS  aud^,  ber  juerft 
^en  Sngel  ber  Offenbarung  3«?]^anniS  (14,  6)  auf  ßutl^er,  ben 
„anbern  SliaS''  beutete. 


9(ud5reitung  be9  (S^angetiuntS  in  aUtn  Itreifen.  87 

SRid^t  tttinbct  Ifil^n  traten  bic  gtaniiSJancr  Sbcrlcin  ü.  (Sunjbutg 
unb  i^cinxid^  D.  Scttcnbac^  in  SBort  unb  ©d^tift  für  ba§  (SdangcUum 
unb  feine  (Seltenbmad^ung  im  Seben  ein,  unb  mel^t  ober  minber 
»ädere  Eampfer  fteflten  bie  übrigen  Drben.  ©aju  lamen  bie  aus 
aüer  €>erren  ßänber  ftammenben  jungen  Zl^eologcn,  bie  in  ben  legten 
Salären  in  SBittenberg  auSgebilbet  »orben,  unb  in  bie  ^eimat  jurü(f= 
gefeiert,  feft  entfc^loffen  maren,  bie  Seigre  fiutl^erö,  beren  SBal^rl^eit 
fie  f elbft  erfal^ren,  nun  auä)  anbern  ju  bertünben.  SRid^t  immer  ftanben 
i^nen  ftird^en  ju  ®ebote.  Slber  ganj  im  ©inne  ßutl§er§  fragte  man 
in  biefen  grul^UngStagen  ber  Sieformation  nid^t  oiel  nad^  Slaum  ober 
3eit.  ©a  mar  iebet  Drt  gut  genug,  wo  man  l^offen  fonnte,  bie 
ßeute  ju  erreid^en,  bic  ©trafee,  ber  SRar!tt)laft,  ber  Rird^l^of,  ober 
100  eS  immer  mar.  geleite  eS  an  ebangelifd^  gefinntcn  ©eiftlid^en, 
ober  jSgerten  biefe  nocfe,  offen  l^eroorjutreten,  fo  fammelte  ein 
Saie,  nid&t  feiten  ein  |)anbioerfömann,  bie  ^eilsbeburftigen  um  bie 
SBibel.  Unb  eS  giebt  fein  flarereS  S^ugniS  für  bie  Unbetannt= 
fd^aft  mit  ber  SBibel,  in  »eld^er  bic  römifd^e  Stird^e  ba§  SSoll  ju 
erl^alten  oerftanben  l^atte,  als  ber  @ifer,  mit'bem  man  jje^t  baS 
SBort  ®otte§  ergriff.  (SS  ift  fd^on  bai?on  bie  3lebe  gewefen,  in 
»eld^er  SBeife  Sod^leuS  bieS  bejeugen  mufete.  Unb  mertourbig,  wie 
f^neQ  man  fid^  baran  gewöl^nte,  in  ber  ©d^rift  bie  allein  untrüg^ 
lid^e  Duelle  ber  äBa^rl^eit  ju  feigen.  S)aS  92eue  Zeftament  war, 
wie  erjfil^U,  in  golio  gebrucft.  (Sleid^wol^l  nal^m  man  eS  bod^  mit 
in  ben  ©otteSbienft,  um  bie  ber  ^rebigt  jugrunbe  gelegten  iejcteSs 
Worte  nad^julefen  unb  ju  feigen,  ^.ob  eS  fic^  alfo  oerl^ielte*' ,  wie 
ber  ^rebiger  barlegte,  ©ie  frül^er  fo  fd^arf  gejogenen  ®renjen 
jwifd^en  ©eiftlid^en  unb  öaien  waren  burd^  bie  ^rebigt  be§  aBt 
gemeinen  ^rieftertums  fel^r  balb  üerwifd^t.  ©d^on  l^atten  aud^ 
bie  Saien  jur  geber  gegriffen,  um  in  oolfötumlid^en  Jraltaten, 
überall  auf  baS  ©d^riftwort  fid^  berufenb,  bie  SBal^rl^eit  ber  eDan= 
gelifd^en  ^rebigt  ju  erweifen.  Unter  ben  neuen  religiöfen  ©d^rifts 
ftellern  finben  wir  öeute  auS  aüen  ©tfinben.  Unb  natürlich  mad^te 
es  ben  gröfeten  SinbrudC,  wenn  einfädle  ^anbwerfer,  wie  ber  fi^on 
erwähnte  ©d^ufter  ®eorge  ©c^önic^en  Don  Silenburg,  ber  ßürfd^ner 
©ebaftian  So^er  oon  SRemmingen,  ber  Partner  Siemens  SW^ 
Don  ©trafiburg,  ben  äRagiftern  baS  ©d^riftwort  entgegenl^ielten, 


88  2)tt  neue  Sitterotttr. 

ober  gat  ^auen  toxt  bic  ttefflid^e  Utfula  Sßetbin,  bic  @(^dfferin 
}u  (StfcnbetQ,  kocld^c  bie  Unioifjenl^it  bed  Sbtd  toon  $egau  an 
ben  pranget  ftedte,  ober  bie  ffil^ne  9TQu(a  t)on  ®Tum6a(^@tauffen, 
bie  ed  fogat  mit  bet  Unitetfitfit  Sngolftabt  aufnal^m.  Unb  ber 
Sud^fü^rer  verbreitete  biefe  (Srjeugnifje  einer  neuen  Sitteratur  btd 
in  ben  Heinften  Drt.  @ein  ®en)er6e  u>ar  in  biefen  3<^§ren  eine« 
ber  mid^tigften.  Selten  toax  er  jul^ufe.  überall  f(!^lug  er  feinen 
Stauen  auf,  auf  ber  8anbftraf)e,  auf  bem  SRartte,  in  ben  ^öfen, 
um  feine  ©d^riften  anjupreifen,  bie  oft  fc^on  burd^  il^re  mit  ben 
munberlic^ften  ®eftaUen  versierten  Zitelblfitter  bie  Sufmertfamteit 
erregen  mußten,  ^attt  er  unter  feinen  9{euigfeiten  etma  ein 
„fd^öneö  Sieb",  fo  fing  er  »ol^l  an,  bie  gemöl^nlid^  betannte  SSE^eife 
ju  fingen.  9{atür(i(^  fel^lte  ed  au(^  nid^t  an  ^lugfd^riften  aud 
bem  gegnerif(^en  Sager.  ^uf^er  (Smfer,  bem  Sarfufter  Sd^a^ger 
au§  SRünd^en  »arf  in  ben  S^l^ren  1522—1524  namentlich 
Sod^leu«  teitö  eigene  ^(ugfc^riften ,  teild  fold^e  feined  ^eunbe« 
©ietenberger  auf  ben  SRarlt.  Aber,  mie  f(^on  erwfil^nt,  bie  9Jad^= 
frage  mi)  il^nen  »urbe  immer  geringer,  dagegen  mürben  bie 
Dielen  Keinen  ©d^riften  8utl^cr5  unb  feiner  greunbe  um  ein 
billiges  jtt  Vielen  Xaufenben  verbreitet.  ®lücflid^,  mer  ba  mit  bem 
Sfeueften  bienen  tonnte!  (Sben  bed^alb  mürben  aud^  fo  viele 
einzelne  ^rebigten  Sutl^erd,  beren  man  l^bl^aft  merben  lonnte, 
nid^t  feiten  miber  feinen  SBillen  unb  nad^  ungenauen  Slad^fc^riften 
in  ben  Drudt  gegeben. 

3laii  allebem  tonnte  e§  nid||t  fel^len,  ba|(  baS  (Evangelium 
ftd^  über  alle  beutfd^en  Sanbe,  unb  »eit  bariiber  l^inauS  nad^ 
C&nemart,  @(^tt)eben,  $olen,  Ungarn  Verbreitete,  befonberd  aud^ 
tro^  aller  ®egenma^regeln  in  ben  öfterreid||ifd^en  (Srblanben.  SBenn 
®^^^^i  gerbinanb  feinem  S3ruber  von  Siürnberg  auS  gefd&rieben 
l^atte,  ba^  unter  taufenb  9Renf(^en  in  S)eutf(^lanb  laum  einer 
ganj  frei  von  ber  ße§re  fiutl^erS  fei,  fo  mar  bies  tcine  Über= 
treibung.  SBo  man  immer  bie  beutfc^e  @{)rad^e  rebete,  von  Xirol 
bis  nac^  SiVlanb,  begegnen  »ir  ber  gleid^en  93ewegung.  ^n  erfter 
Sinie  »aren  eS  bie  8lei(^8ftfibte,  bie  mit  ber  SKel^rjal^l  il^rer  SBe= 
tvol^ner,  tro^bem  fie  jum  2;eil  Sifd^ofSfi^e  maren,  ber  evangelifc^en 
Seigre  }ufielen.    S&ir  brauchen  bad  (Sinjelne  nic^t  ju  verfolgen: 


2)et  ®attg  ber  ^u^Srettung.    2)te  Surften  unb  $enen.  89 

bet  ®an8  ber  (Steigitiffe  mar  fo  jtemlid^  uberad  ber  gleid^e. 
®er  eine  ober  ber  anberc  ^rebiger,  oft  war  e«  ein  grember, 
etwa  ein  frül^erer  SKönd^,  prebigte  gegen  ben  römifd^en  a6er= 
glauben,  ben  S^^otonieenbienfi  unb  bie  SReffe.  darüber  tarn  es 
ju  Sefel^buttgen  mit  ben  Slnl^fingem  beS  Sllten,  oft  ju  firgerlid^en 
Äanjelgejfinlen,  in  benen  bie",8ürger  in  ber  Äeget  für  ben  eDan= 
ge(if(^en  ^rebiger  Partei  nal^men.  £)ier  unb  ba  mu|(te  berfelbe 
aud^  »eid&en,  um  nad^  lurjer  ^tit  jurüdfgerufcn  ju  »erben,  ober 
es  trat  fe§r  6alb  ein  anberer  an  feine  @te(Ie.  (Sd  fanben  fid^ 
®enoffen;  bie  ftlöfter  »urben  Derlaffen,  bie  etwa  barin  bleiben 
»oUten,  fielen  ber  S3erac§tung  anl^eim.  S)er  9luf  nad^  ber  freien 
$rcbtgt  beS  (SüangeliumS  würbe  immer  bringlid^er.  2;ro^  emft= 
li(^er  SSerwarnung  ober  SSebrol^ung  öonjciten  ber  lird^tid^en 
Oberen,  bie  bod&  feine  3Ra(^t  batten,  mufete  ber  Äat  fie  fd§lie6= 
lid^  geftatten.  äßenn  eS  nötig  war,  tonnte  er  \\^  barauf  be= 
rufen,  baf)  bieS  ber  einjige  S&eg  fei,  um  etwaigem  Slufrul^r  t)or- 
iubeugen. 

(Sinjelne  Heine  ^men  unb  ®rafen  traten  au(^  fd^on  birelt 
an  bie  ©pi^e  il^reS  Sird^enwefenS  unb  erbaten  fic^  Don  Sutl^er 
ebangelifd^e  $rebiger.  Con  nic^t  wenigen  durften  wufite  man 
fd^on,  ba|>  fte  reges  3«*^^  am^Sbangelium  l^atten.  Sold^eS 
jeigte  unter  anbern  ber  auS  feinem  ßanbe  vertriebene  Äönig  S^riftian 
t)on  2)finemart,  ber  ftd^  t^ielfac^  in  @ad^fen  aufl^ielt,  unb  feiner 
befud^te  ben  alten  Rurfürften  ober  tarn  burd^  SSittenberg,  ol^ne 
eine  $rebigt  Sutl^erS  ju  1^5ren.  SRel^rmalS  mu^te  Sutl^er  ju  btefem 
3wedl  nac^  ber  furffirftlid^en  Surg  S^weinife  tommen.  Aber  bis  jjefet 
mu^te  man  fid^  auf  bie  C^^ffnung  befd^r&nten,  ba^,  wie  bie  k)or]^in 
erw&l^nte  Urfula  SBeibin  fi(^  auSbrücfte,  aud^  bie  „Surften  einmal 
Sl^rifien  werben" ;  ein  offenes  SSetenntniS  l^tte  nod^  feiner  gewagt. 
Unb  bie  S3ifd^öfe  unb  fonftigen  l^ol^en  äBürbentrdger  ber  Jlird^e>er= 
Rieften  pd^  burd^auS  ablel^nenb.  S^^ar  wollte  man  auc^^öon  bem 
einen  ober  anbern  SBifd^of  wiffen,  bafe  er  bem^Soangelium  nid^t 
abgeneigt,  aber  wo  etwoige  reformatorifd^e  Steigungen  üorl^anben 
waren,  fo  gingen  fie  im  beften  galle  nid^t  über  (SraSmuS  l^inauS. 
ßut^er  fe^te  feine  Hoffnungen  auf  fie.  Um  fo  erfreulid^er  war 
es,  als  er  im  ^ofyct  1523  auS  bem  fernen  Storboften  bie  Sunbe 


90  fltbxt^t  toon  eranbenbnvg.    2)er  l&ctttfd^otbeit. 

ctl^idt,  bafe  ®cotg  Don  ^olcnj,  bcr  S3ifc^of  Don  ©amlanb  im 
prcugif(^en  DrbenSlanb,  nid^t  nur  ba$  (Süangelium  gemfil^tett  lieg, 
fonbcTu  butd^  Scxufung  cüangclifd^cr  ^rcbigct  offen  ffit  bic  SBcr= 
breitung  besfclben  »irfte.  Sin  2<^f)X  ftjätct  tl^t  ber  anbete 
))reugif(^e  SSifd^of,  (Stl^atb  £tuei|,  baä  ®(eid§e.  Unb  fd^on  l^tte 
man  üon  bort  au$  anbete  äSexbinbungen  angetnupft,  bie  fut  bie 
ganje  SntmidCelung  bet  Slefotmation  üon  bet  aüetgtöfetcn  S3ebeu= 
tung  fein  follten. 

@ube  1510  mat  ein  ^ol^enjoHet,  Slbted^t  toon  93tanben6utg, 
bet  Srubet  be5  SKaifgrafen  (Seotg  üon  83tanbenburg=?ln§bad^,  jum 
^o(^mci|iet  bc§  beutfd^en  Dtben«  gewfil^lt  worbcn.  ©aä  öon  i^m 
ererbte  S3eftreben  be§  Drbenö,  fid)  öon  bet  brfidtenben  polnifd^en 
Scl^n^l^o^eit  freisumac^en ,  l^atte  ju  einem  unglüÄüd^en ,  baS  Sanb 
ücrl^eerenbcn  Ärieg  geführt,  auf  ben  im  3^l^re  1521  ein  Dier= 
jähriger  SBaffcnftiDflanb  folgte.  S^w^^li^  «^b  fiufeerlid^  l^erab- 
getommen,  nid^t  mel^r  getragen  oon  l^ol^en  teligidfen  ^bealen  tüie 
in  ben  Jagen  be^  erften  JtampfeS,  öon  ber  allmfil&lid^  jum 
®el6ftben)uf(tfein  gelangten  einl^eimifd^en  S3et)öIIerung  gesagt  unb 
jum  Jeil  an  bie  ^olen  öerraten,  tonnte  ber  Drben  laum  nod^ 
barauf  rechnen,  auö  eigener  Straft  fic^  bor  bem  Untergange  ju 
retten.  SSergebenS  fc^aute  ber  i^od^meifter  nad^  §Ufe  au5,  bei  ben 
beutf^en  gürften,  ben  Gittern  im  SReid^,  bie  fo  eben  ben  legten 
Sampf  um  i^re  Unabl^&ngigteit  (ampften,  auf  bem  9leid^$tage  ^u 
SRurnberg.  ©ort  würbe  er  mit  ber  Seigre  fiutl^erö  belannt,  ®ie 
?ßrebigt  beö  jungen  feurigen  Dfianber  mad^tc  grofeen  (Sinbrud 
auf  i^n.  ßutl^er  erfuhr,  bafe  er  bem  pfipftlid^en  ßegaten  erllfitt 
l^abe,  um  ber  Jtird^e  aufjul^elfen  fei  e§  nid^t  ber  redete  3Beg,  bie 
offenbare  SBal^rl^cit  ju  Derbammen  unb  Sudler  ju  berbrenncn. 
aSieüeid^t  mar  bie§  ber  fiufecre  anlafe  für  fiutl^cr,  bem  beutfc^cn 
Drben  feine  befonbere  Slufmertfamleit  jujuwcnben  unb  il^m  unter 
bem  28.  9D?drj%  1523  eine  ©d^rift  ju  »ibmen:  „^n  bie  Qzxxtn 
bcutfc^en  Drbenö,  bafj  fie  falfd^e  Eeufd^l^eit  meibcn 
unb  jur  redeten  el^elid^en  Reufd^l^eit  greifen.  @r= 
ma Innung.'*  SBie  bie  SSerl&filtniffe  im  Drben  lagen,  wufetc 
ßutl^er  ganj  genau:  „@r  ift  weber  ®ott  nod^  ber  SBelt  etwa§ 
nuftc"  —  ftud^  ^apft  Äbrian  forberte  bamate  eine  Jieformation 


intfytt  unb  ber  beutfd(ie  Orbett.  91 

bcSjclbcn.  gut  fiutl^cr  fd^icn  nur  bie  eine  mögüd^,  bic  un(i&rift= 
Ud^en  DrbenSgelubbe  überl^aupt  aufjugeben,  unb  er  roax  übetseugt, 
»enn  ber  beutfd^e  Drbcn  fid^  baju  entfd^löffe,  »ürbe  er  ein  grofeeS 
tref[üd^eS  83eift)icl  für  aflc  anbcxn  fein.  S5er  ®Töfec  feiner  gorbe= 
rung  ifi  et  fid^  mol^l  bemufet,  aber  mit  mettwürbigem  politifd^en 
SBeitblidC  tocx%  et  aud^  fcfeon  ben  SBeg  ju  jeigen,  »ie  bie  ent= 
gegenftcl^enben  ©d^toierigfeiten  ju  löfen.  ©ein  reid^et  S3efi§  et= 
leid^tett  bcm  Drben  ba§  Untetne^men.  SKan  tann  il^n  untet  bie 
fetten  verteilen,  „Sanbfaffen,  Ämtteute  obct  fonftige  nüftlid^e  ßeutc 
batau§  mad^en''.  ®a5  mitb  ben  Untertl^anen  liebet  fein  ate  bet 
biöl^etige  Suftanb,  bcfonbetS  menn  bic  83eränbetung  mit  il^tet 
3uftimmung  gefd^icl^t.  Slbet  ba^  finb,  obmol^l  fel^t  bead^tenSwette, 
bod&  nut  ,,menfd)lid^e  Urfad[)en",  gtöfscren  SBett  muffe  man  auf 
bie  ©TÜnbe  legen,  bie  et,  ftiil^et  au§gefptod)ene  (Sebanlen  »iebet= 
l^olenb,  aus  ®otteS  SBott  gegen  bie  ©elübbe  ins  gelb  fül^tt. 

®utc^  einen  Detttauten  88at  liefe  bet  ^od^meiftet  bie  OtbcnS= 
regel  fiutl^et  Vorlegen,  um  feine  8inftd^t  übet  etwaige  Anbetungen 
JU  l^öten.  SBit  lennen  feine  Slntroort  nid[)t,  dietleic^t  l^at  et  nut 
auf  jenes  ©enbfd^teiben  oettoiefen.  S3ei  feinem  Slufentl^att  in 
©od^fen,  im  C>^tbfl  1523,  jog  ^tlbted^t  bann  ßutl^et  petfönlid^  jutate. 
ftutjet  ^anb  tiet  biefet  il^m  ba,  bie  „bumme  unb  üetle^tte''  Siegel 
falzten  ju  laffen,  ein  SBeib  ju  nel^men  unb  auS  ^teufeen  ein 
gutftens  obet  ^zx}^o^\\xm  ju  mad^en.  SRatfgraf  ?llbted^t  l^atte 
batauf  gelächelt  unb  gefd^wiegen.  ©et  finge  9tat  bcS  SBittens 
betget  ?ßtofeffotS  fc^ien  i^m  »ol^l  ubetful^n,  abet  et  Dergafe  il^n 
nid^t  unb  liefe  fic^  weitet  \)on  ßutl^et  betaten.  3loä)  mufete  et 
fic^  jutudf^altcn,  abet  feine  el^angelifd^en  Steigungen  waten  bod^ 
im  Sanbe  bcfannt,  unb  ba  bet  SBunfd^  nad§  eüangelifd^et  ^tebigt 
bcfonbetS  in  ben  ©täbten  immet  lautet  »utbe,  bie  polnifd^e  8le= 
gietung  bem  abet  entgegen  atbeitete,  fo  et»ud[)fen  bem  Drben 
batauS  neue  ©^mpatl^ieen.  fiutl^et  l^offte,  eS  wetbe  baju  lommen, 
bafe  baS  35olI  felbft  ben  Dtben  btangen  »etbe,  feinet  „§etma= 
pl^tobitifd^en  i^etrfd^aft",  bie  webet  geiftlic^  nod^  weltlich  fei,  ein 
Snbe  JU  mad^en.  ®afut  ju  Witten,  etmal^nte  et  ben  fd^on  als 
eöangelifd^en  ^tebiget  bewfi^tten  ^aul  i?.  ©Jjtetten  (©petatuS),  bet 
im  ©ommet  1524  nad^  ftdnigSbetg  betufen  wutbe,  um  neben 


92  Setfolginig  in  bot  92Ubertanben. 

einem  anbem  ^eunbe  Sutl^erd,  bem  ftfil^en  grattiislanet  Solenn 
SrieSmann,  bafelbft  bet  @a(^e  beö  (Süangeliumd  ju  bienen. 

Unb  no(^  bebeutfamer  für  bie  3tt(unft  foUte  ed  »erben,  ba^ 
bet  junge  Sanbgtaf  ^^ilipp  bon  Reffen  feit  bem  @ommer  1524 
ein  tiefeted  S^teteffe  ffit  bie  edangelifd^e  Seilte  jeigte.  SRetand^tl^on, 
ben  et  auf  bet  Steife  gettoffen,  l^atte  il^n  nfil^et  bamit  betannt 
gemad^t.  9laif  (utjet  ^At  fodte  et  bet  entf^iebenfte  Snl^nget 
beSfelben  fein.  — 

Sod^l  teilten  mit  jum  ^Jftt  1523  jutud. 

%nii  bie  (Segnet  legten  bie  ^finbe  nid^t  in  ben  @(i^o|.  Sßo 
fte  bie  SRad^t  litten,  ^ögetten  fie  nid^t,  fte  füllten  ju  lafjen.  £>aS 
l^atten  bcfonbetS  Sutl^etd  Dtbendgenoffen  in  ben  9liebetlanben  ^u 
etfal^ten.  SBit  miffen,  meldten  tegen  Slnteil  einjelne  »fil^tenb 
il^te^  SBittenberget  Slufentl^ltd  an  ben  bottigen  9teuetungen  ge^ 
nommen  l^atten.  ^n  il^te  ^eimat  jutfidtgelel^tt,  »aten  fie  ntd^t 
meniget  eifrig,  bad  (SüangeUum  ju  ptebigen,  l>a^  t)om  Softe  mit 
gteuben  etgrif[en  »utbe.  Übet  bie  ©tattl^altetin  SKatgatete,  eine 
lante  be5  »aifetö,  »at  entfd(|loffen,  ben  taifetlid^en  ffiitten  jut 
«u^ful^tung  ju  bringen.  92o(^  1521  l^atte  fi^  ^atob  ^tfipofituS, 
bet  ^tiot  be5  Huguftinetßoftetd  ju  Unttoctpen,  üot  bem  ^w: 
quifitionSgetid^t  ju  Detantmotten.  3u  nid^t  geringem  ©dornet} 
Sutl^etS  leiftete  et  in  einet  fc^wad^en  ©tunbe,  butd^  SRife= 
l^anblung  gebeugt,  feierüd^en  SBibettuf.  Äbet  bie  ®egnet  l^atten 
ju  ftul^  ttiumpl^iett.  ^m  SSefift  feinet  gteil^cit  ptebigte  et  »ie 
}ut)ot.  93on  neuem  mit  bem  ^euettobe  bebtol^t,  gelang  e$  il^m, 
na(^  SBittenbetg  ju  entlommen.  Sbet  fein  9{ad^foIget  in  bet 
Seitung  be§  Rloftet«,  ^txnnä)  ö.  Swtpl^en,  Hefe  fid^  butd^  ba«  85ot= 
gefallene  ^nid^trfd^tedfen.  SRel^t  nod^  ald  juDot  fammelte  ftd^  bie 
l^eilsbegierige  SRenge  um  feine  ftan}el.  2;aglid^  U)ud^ö!^fein  9n= 
l^ang  in  bet  @tabt,  namentlid^  untet  ben  ^auen.  S)a  enblid^ 
im~@et)tembet*"l522,  ©fil^tenb  bie  ©tattl^lterin  in  llnttt)ett)ett 
anmefenb  mat,  glaubte  man  ben  @(^lag  gegen  ben  beliebten  ^xt- 
bigct  »agen  ju  fönnen.  SKitten  in  bet  ^tebigt  etgriff  man  il^n, 
um  il^n  in  ben  ftettet  ju  fc^leppen.  Datubet  tam  ed  ju  einem 
gtofeen  2;umult.  ®elbft  bie  SBeibet  bewaffneten  fid^.  S)et  ®e= 
fangene  wutbe  befteit.    ffit  entflog  naii^  SStemen,  beffen  »at  il^n 


atö  $tebiaer  bei  fic^  bel^ielt  unb  a0en  ^ufforbetungcn  jum  2;to^ 
pd^  weigerte,  ben  SSeifel^mten  au^juliefetn. 

Um  fo  mel^r  mutete  man  gegen  bie  3utüdFgeblie6enen.  Sioftet 
unb  JKtd^e  »utben  jexftött.  ©en  ©rfibetn  würbe  ber  ^rojefe  8e= 
mad^t.  3«  ber  Xobeäangft  leiftete  bie  SRe^rja^l  ben  geforberten 
SS^iberruf.  %ix  brei  waren  nid^t  baju  ju  bewegen:  O^inrid^  SßoeS, 
Solenn  0.  (Sfjen  (ober  (5{d^),  beibe  nod^  jung  an  S^^l^ren,  unb 
Lambert  SJ^orn.  SBeber  bie  Su^fid^t  auf  ben  geuertob  noc^  bie 
ÜbenebungSffinfte  ber  ®egner  tonnten  fie  irre  machen.  Samberl 
Xl^om  würbe  aud  ®rünben,  bie  wir  nic^t  tennen,  gefc^ont;  au^ 
einem  Säriefe,  ben  Sutl^er  ein  ^a^x  fp&ter  an  il^n  rid^tet,  erfe^en 
wir,  bafc  er  bamatö  nod^  im  Gefängnis  war.  S)ie  beiben  anberen 
ftarben  für  il^ren  Glauben.  93or  bem  9latl^au^  ju  Särüffel  wur» 
ben  fie  am  i.  S^li  1523  oerbrannt.  92od^  unter  ben  glammen 
beS  ©c^eiterl^aufend  fangen  fie  ba^  Sob  il^red  ^tnn.  S)aS  war 
eine  erfd^fitternbe  ftunbe,  bie  il^reS  ®inbruct$  in  beutfc^en  Sanben 
nic^t  oerfel^lte  unb  Sutl^er  tief  bewegte.  Xber  nid^t  nur  bieS,  ber 
%db  biefer  glaubenäftarleu  äRfirt^rer  war  für  i^n  bod^  Dor  adem 
ein  ftarter  (Srwei^  ber  ®otteätraft  beS  (Soangelium^.  S)aoon 
fd^rieb  er  in  einem  turjen  ,,  ©enbbrief  an  bie  (Sl^riften  }u 
Oollanb,  äärabant  unb  glanbern'',  baoon  fang  er  in 
einem  fd^dnen  Slage::  unb  ©iegeälieb,  bem  erften  Srjeugnid  feiner 
©id^ttunft,  welc^ed  wir  tennen: 

„(Sin  neued  Sieb  wir  lieben  an, 
S)ai3  walt  ®ott  unfer  $erte, 
3u  fingen,  xoa^  ®ott  f^at  getl^an 
3tt  feinem  Sob  unb  ^l^re: 

3u  Trüffel  in  bem  9liebeclanb 

aBo^I  burd^  )n)een  junge  ftnaben 

^at  et  fein  SBunbetmad^t  betannt, 

2)ie  er  mit  feinen  ©aben 

6o  reid^Kd^  bat  gelieret. 

^S)er  erft  ted^t  mobi  So^anned  b^i^t, 
6o  rei^  an  ®otted  Bulben; 
Sein  Sruber  ^einrid^  nac^  bem  ®etft, 
@in  red^ter  (E^nft  o^n  6d^ulben: 


Ü  Ht^tx9  Sieb  i9on  ben  ä)i5rt)^rettt. 

Son  btefet  Sßelt  gefd^ieben  T^nb, 
Sie  l^an  bie  ffton  ttxo^xhtn, 
SRed^t  wie  bie  frommen  ®ottedltnb, 
5ür  fein  3Bott  finb  gcftotbcn, 
Sein  Ttaxtxn  ftnb  fte  motben  ic." 

®o  fingt  er  ganj  in  ber  SBeifc  bc3  fßolU^,  crjfi^lt  bie  aSor= 
gänge  im  einjelnen,  bie  üergeblid^en  SSemu^ungcn  bcr  ©opl^iften, 
fie  jum  ?tbfatt  ju  bringen,  »ic  man  fie  auö  bem  ^ricflerftanbc 
geftofeen,  unb  fie  bamit  erft  rechte  ^rieftcr  geworben,  unb  roie  fie 
mutig  bem  geuertob  entgcgcnfa^cn: 

„3roei  grofee  geuet  fie  jünbten  an, 
^te  Knaben  fie  l^erbrad^ten. 
6d  nal^m  gro^  SBunber  jebermann, 
S)ag  fie  fold^'  $etn  vttaä^tm: 

ÜJlit  greuben  fie  fidj  gaben  b'rein, 

SJltt  ®otted  Sob  unb  fingen; 

S)er  9Rut  marb  ben  6opl^iften  !letn 

gut  bicfen  neuen  Singen, 

S)a^  ft4  ©Ott  lie^  fo  merlen.'' 

„S)ie  ©d^anb  im  ^tx^tti  belfeet  fie",  be^l^alb  läftern  fie,  aU 
litten  jene  in  ber  legten  5ßot  nod§  il^ren  ®Iauben  miberrufen: 

„Sie  la^  man  lügen  immerl^in, 
Sie  l^abenS  !einen  gtommen. 
SGÖit  foücn  banfcn  ®ott  barin, 
Sein  SGÖort  ift  roiebet  fommen: 

2)er  Sommer  ift  l^art  für  ber  2;^ür, 

S)er  2Biutcr  ift  ©ergangen, 

Sie  garten  iBlümlein  ge^n  l^erfür! 

Ser  ba^  ^at  angefangen, 

Ser  wirb  eg  wol^l  ©oücnben/' 

©pdter  fd^ob  Sutl^er  nod^  bie  fd^öne  ©tropl^e  ein: 

„Sie  Slfd^en  wiH  nid^t  laffen  ab, 
Sie  ft&ubt  in  aQen  Sanben: 
$ie  l^tlft  !ein  Sad^,  Sod^,  ©rub  nod^  ®rab, 
Sie  mad^t  ben  getnb  ju  Sd^anben: 


Äarbinat  (^am^m-    ?^JSttc  gegen  griebrt^  öön  (Ba6f\tn,  % 

S)te  et  im  Seben  but(i^  ben  SRorb 
3u  fd^ioetgen  l^at  gebtungen^ 
S)te  mu^  er  tot  an  aßem  Ort 
Ttit  aller  ©ttmm  unb  Bungen 
®ar  frö^Uc^  laffen  fingen.'' 

Unb  fo  mar  c§  aud^.  SBic  in  bcn  lagen  bct  erftcn  (£§riften= 
l^cit  bienten  bie  SJerfoIgungcn  nur  bcr  äuSbreitung  bcr  eüangclifd^en 
Semegung.  Sutl^ct  jprad^  einmal  bie  i&offnung  aus,  bie  törid^ten 
gfitften  unb  Sifd^öfc  werben  barauS  entnel^men,  bafe  baS  nid)t 
„ber  SRenjd^  ßut^er,  fonbcrn  bet  aUmäd^tige  S^riftuS  wirfe\ 
®aju  war  ftcilic^  nod§  toenig  ?lug[id^t.  ©rjl^erjog  gerbinanb,  bcr 
laiferlid^e  ©tattl^alter,  bet  aus  feinem  ^afe  gegen  fiutl^er  tcinen 
^el^(  mad^te,  muffte  aber  bod^  in  einem  an  ben  $a))ft  gerid^teten 
Briefe  eingeftel^en,  bafe  et  bcr  ©ad^e  nid^t  mcl^t  gemad^fcn  fei. 
Unb  l^tcr  unb  ba  tonnte  eS  fc^einen,  als  fei  man  in  beutfd^cn 
ßanbcn  mit  bem  ^apft  ebcnfo  fertig,  als  ßutl^cr  fclbfl.  ®er 
Sarbinal  Sampeggi,  ben  ftlemcnS  VII.,  auS  bcm  ^aufe  SRebici, 
bcr  3?ad^folget  bcS  am  14.  ©eptembct  1523  berftorbenen  Slbrian, 
im  Stü^jal^t  1524  jum  8icid§Stag  nad^  9?utnbctg  entfanbtc,  mad&tc 
fd^limmc  (Srfal^tungcn.  ÄlS  et  bei  feinem  @injug  in  ^tugSburg 
mit  fegnenbet  C^^nb  baS  ftteuj  fd^lug,  berfpottetc  man  i§n.  Unb 
noeld^en  Sinbtucf  mu^tc  cS  auf  ben  tömif^cn  Sarbinal,  iitn  un= 
mittelbaren  SSctttetet  beS  ?ßaj)fteS,  mad^cn,  als  i^m  baS  8leid^S= 
tegimcnt  fagen  liefe,  in  Änbcttad^t  bct  einmal  obroaltenben  SBct= 
l^ältniffc  biefe  Singe  in  5ßfirnberg  lieber  ju  laffen. 

(5s  »atcn  eigentümlid^c  Jfonpctiationen  gcwefen,  »etd^e  mibcr 
(gtroarten  auf  bem  legten  äieic^Stagc  einen  für  bie  ©ad^c  fiutl^ctS 
Dcrl^ältniSmäfeig  günfttgen  Slbfd^ieb  ju  SBege  gebrad^t  l^atten.  SRid&t 
mit  Unred)t  fonnten  bie  ?lnpnger  bcS  Sllten  barauf  l&inmeifen, 
bafe  es  im  legten  ®tunbe  bie  Haltung  Sturfad^fenS  fei,  bie  alle 
SRafenal^men  gegen  i^n  mirtungSloS  mad^e.  (Segen  grieörid^  ben 
SBeifen  rid^teten  fid^  bal^er  aud^  allerlei  ^läne.  3m  Sommer 
1523  melbete  ^lani^,  bafe  man  bon  neuem,  wie  fd^on  im,3auuat, 
ernftlid^  babon  fptäc^c,  i^m  bie  Rutwürbe  ju  entteifeen,  fie  ^erjog 
®eorg  ju  ubetttagen  ober  gat  an  baS  i^auS  Öftetreid^  5u  bringen. 
@t  l^ielt  eS  füt  wal^rfd^einlid^,    bafe    man  Sutl^etS  $luSliefetung 


forbetn,  unb  U)omdgli(^  ben  ftaifer  felbfi  baju  Deranlajfen  werbe, 
an  ben  Shitfürften  biefed  Snfinnen  ju  (teilen.  SBaS  foQte  bann 
gefd^el^enf  $lant^  riet,  bem  juDor5utommen  unb  Sutl^et  eine 
Seit  lang  au|er  SanbeS  ju  tl^un,  bi^  man  \S^t,  too  bie  &a^t 
l^inauSlaufe.  Slbet  et  ermog  boc^  auc^  ben  %aü,  ba|(  bet  ShiT= 
fur|t  einer  etwaigen  faiferlid^en  aufforberung  ni(^t  §olge  leiften, 
Jonbern  „el^cr  etmaS  baruber  leiben  ©ofle",  unb  l^ielt  e3  bann  für 
geraten,  an  ©unbeägenoffen  ju  benkn,  „ob  eS  bie  SRot  erf orbern 
moQt,  ma^  bod^  (S^riftud  gnfibiglici^  Derl^ute,  ba^  (S.  S.  ®.  aud^ 
»fifetc,  bei  wem  fie  nad^  (Sott  au(^  C^Ufe  unb  Jroft  fu(^en  foQte''. 
Z)iefe  SReinung,  griebric^  tonnte  um  Sutl^er^  mtUen  etma  gar  an 
einen  bewaffneten  SBiberftanb  bcnfen,  war  ein  mufeiger  (Sebante 
beS  Sutl^er  ganj  ergebenen  $lani^.  %6er  wir  wiffen  nid^t,  ma^ 
ber  fturfürft  barauf  geantwortet  ^t.  SBa]^rf(^einli(^  ungefähr 
baöfelbe,  toa^  fein  frommer  ©ruber,  C>etjog  Sol^ann,  auf  bie 
Äunbe  oon  bem  „erfd^redflid^en  ^anbel"  am  29.  3wli  cm  griebtic^ 
fd^rieb:  „^^  wi0  ®ott  oom  ^immel  vertrauen,  er  werbe  bie 
®ad||e  unb  alle  @a^en  nad§  feinem  gdttlid^en  SBiUen  wol^l  fc^idten, 
benn  @.  8.  I^aben  ja  niemanb  (eine  Urfad^e  5U  fold^em  gegeben'', 
fiutl^er  fd^eint  oon  ben  planen,  bie  ^lanift  mit  il^m  l^atte,  nid^tö 
erfal^ren  ju  l^ben. 

?latürli(^  mufete  auf  bem  neuen  äieit^ötage  wieber  über  bie 
religidfe  t^rage  t^erl^anbelt  werben.  Seine^wegS  aber  ftanb  fie  oben 
an.  SnbereS  überwog  für  ben  Slnfang.  S)ie  bur^  bie  ftänbifd^e 
Sntereffcnpolitit  fc^arf  gefonberten  Parteien  mafeen  fid^  nod§  mel^r 
aU  ba$  le^te  9Ral.  ^urc^  eine  ®efanbtfd||aft  an  ben  taiferli(!^en 
C)of  l^atten  e$  bie  @täbte  burd^gefe^t,  bafc  bie  beabfid^tigten  Qoü^ 
maßregeln  aufgegeben  würben.  Äud^  il^ren  fonftigen  SBünfc^en 
würbe  für  bie  gulwiift  äßerüdCfid^tigung  in  ?lu5fi(^t  geftellt.  ©iefer 
@icg  ber  ftfibtifd^en  C)anbeUintere{fen  bebeutete  jugleid^  eine  9lieber= 
läge  be5  3lei(^5regiment5,  beffen  Shcaftfiufeerungen  jene  ju  t)er= 
bfid^tigen  berftanben  l^atten.  ©em  ftimmten  anbere  bei,  bie  mit 
ber  C)altung  beS  StegimentS  in  ber  ®a(^e  @idfingenS  unjufrieben 
waren.  9Ran  oerlangte  eine  anbere  8efe^ung  bedfelben.  S)a9 
wollte  aud^  ber  ftaifer.  äßieber  anbere  wünfc^ten  ed  äber]^au{)t 
abgetl^an  ju  feigen.    SKan  fprad||  üon  ber  SBal^l  eine§  tömifd^en 


2)ie  ^x<Sfix(ftt  grage  auf  bem  dieid^^tag.  97 

RönigS.  ®abei  l^attc  bcr  ftönig  Don  %xatdxixä)  feine  §anb  im 
©piele.  UnDct^ol^len  fud^te  er  gegen  ben  ftaifet  unb  feinen^SBrubct 
ju  toetben  unb  ermedte  bei  me^t  als  einem  beutfti^en  dürften 
el^rgetjtge  ®ebanten.  ©d^Ue^lid^  mürbe  baS  9lei(^Sregiment  nad^ 
(SflUngen  t)erlegt.  Set  aUebem  griff  bod^  auc^  bte  tirc^lid^e 
grage  ein.  @injelne  ®egner  mad^ten  bem  9leic^Sregiment  ganj 
offen  SSegünftigung  ber  lutl^erfd^en  SBinen  jum  SBorrourf. 

®anj  anberS  gruppierten  fid^  jeboc^  bie  Parteien,  aU  man 
bie  tird^lid^e  Slngelcgenl^eit  fpejieU  bornal^m.  greilid^  für  ßut^cr 
tooQte  nicmanb  Partei  nel^men,  aber  für  feine  Sac^e.  ®ie  ©tfibte 
»iefen  baraufl^in,  mie  ber  gemeine  äRann  nai)  bem  (Soangelium  unb 
ber  Sibel  burfte.  SßoIIe  man  il^m  baS  SBort  ®otteS  nel^men,  fo 
würbe  es  barüber  ju  »ufrul^r  unb  SBlutbergicfeen  fommen. 

Unb  wie  tief  bie  ebangelifc^e  ßel^re  bereits  bie  (Semuter  er= 
griffen  unb  fie  Don  bem  papiftifd^en  ftird[)enu)efen  loSgelöft,  tonnte 
man  DieQeid^t  am  befieu  in  97ürnberg  felbft  feigen.  SlnbreaS 
Dfianber  unb  anbere  prebigten  fd^cirfer  als  je  gegen  baS  8lnti= 
c^riftentum  beS  ^apfteS.  83or  ben  klugen  beS  RarbinalS  unb  beS 
(Srjl^erjogS  gerbinanb  büüjogen  fid^  gerabe  bamals  tief  einf(^neibenbe 
93erfinberungen  im  ftultuS.  ^n  ber  ftartpoc^e  nal^men  taufenbe 
baS  Sbeubmal^l  unter  beiberlei  ®eftalt,  barunter  nic^t  nur  WU 
glicber  beS  3lei(^SregimenteS,  fonbern  auc^  bie  ftönigin  bon  ©ane= 
marl,  bie  ©(^»efter  beS  RaiferS  unb  Srjl^erjog  gerbinanbS. 
äRac^tloS  ftanb  ber  päpftUd^e  Segat  bem  allen  gegenüber,  ©ein 
perfSnlic^eS  Sluftreten,  feine  fdbmu^ige  C^cibfuc^t  waren  nic^t  baju 
angetl^an,  bie  ©ac^c  ju  förbern,  bie  er  bertrat.  SRit  feinen  8reun= 
bei,  3o5-  ®od^leuS  unb  2l^omaS  SKurncr  bon  ©trafeburg,  bie  fic^ 
gleid^faOs  in  92üruberg  eingefunben  l^atten,  l^atte  er  bie  ganje 
93erad^tung  beS  ^apfttumS  ju  empfinben,  welche  weite  ©c^id^ten 
ber  ©eböllerung  ergriffen  l^tte.  »uf  bie  (Srinnerung  an  bie  auf 
bem  legten  Sleic^Stag  bon  ben  ©tdnben  eingebrachte  unb  nod^ 
immer  unerlebigte  93efd^werbefd^rift  erwiberte  er  mit  ber  SluSrebe, 
bafc  eine  amtliche  SRitteilung  berfetben  nid^t  erfolgt  fei,  wol^l  ^be 
er  einen  2)rud(  berfelben  gefeiten,  aber,  fo  wagte  er  ju  fagen,  er 
l^be  nic^t  glauben  lönnen,  ba|  bie  9teid^Sft5nbe  eine  folc^e  „aber- 
malig ungefc^idCte  ©d^riff'  bef(^loffen  Ratten,  ^ie  Slnwefenl^eit 
Stent,  8ut^.  u.  7 


98  2)ie  mäfitatflbtWmt. 

bc§  faifctlid^cn  ®c?anbtcn,  bcr  ba«  SBormfcr  (Sbitt  aufredet  ju 
ctl^ltcn,  auf  baö  bcftimmtcftc  angcwicfcn  mar,  ba5  ©tangcn  bcr 
gciftlid^cn  gfitften  unb  bcr  ba^etijd^cn  O^Söfl«  ^^^  anbrcrjcitö  bic 
Slucf|id^tna§mc  auf  bic  Sßclteftiminuttg,  brachte  cS  bann  ju  einem 
fcl^t  eigentümlichen  S3cfcf)lufe.  ®ic  ©tdnbe  öctfptad^en,  bem  SBotmfer 
Sbitt  na(^5utommcn  fo  üiel  aU  möglid^.  S)amtt  »utbe  t>a^^ 
felbc  jmar  als  ju  9ieci^t  beftel^enb  anettannt,  unb  bad  mar  ol^ne 
Sweifcl  für  bic  3Raj|orität  bie  ^avipt\aä)t,  aber  feine  a3erbinbli(^= 
feit  bod^  auf^  l^öd)ftc  befc^r&ntt.  S)ie  ^n^&nger  be$  ^Iten  l^atten 
c§  nid^t  buTd^jc^cn  tonnen,  bafe  man  bamit  bie  gtage  al§  etlebigt 
anfal^.  Sie  gotDctung  cinc^  ftonjils  »urbe  erneuert,  unb  bic 
S3orbereitung  eines  feieren  »cQte  man  felbft  in  bie  ^anb  nel^men. 
®ie  einjelnen  ©tänbe  foflten  burc!^  geleierte,  erfal^rene  unb  t)er= 
ftfinbige  9iäte  ,,  einen  SluSjug  aller  neuen  ßel^ren  unb  83ud§er, 
maS  barin  bisputicrlic!^  befunben"  anfertigen  laffen  unb  einer  ju 
SRartini  in  Speier  abjul^altenben  ,,  gemeinen  93erfammlung  beutf(^er 
Jiation"  üorlegen.  ©ort  »oüte  man  feftftetlen,  »ie  es  bis  ju 
einem  Ronjil  gel^altcn  werben  folle.  gur  bie  S^if^^^näcit  bis  ju 
jenem  2agc  warb  »ie  fd^on  frül^cr  geboten,  baS  l^eilige  ®ban= 
gelium  unb  ®otteS  SBort  nad^  red^tem  majorem  SSerftanb  unb  ber 
Auslegung  ber  öon  gemeiner  ftird^c  angenommenen  Seigrer  ol^ne 
Slufrul^r  unb  Ärgernis  ju  prcbigen. 

Sutl^er  l^atte  aud§  an  biefem  SReid^Stag  fein  grofecS  3*itereffe. 
„Um  ben  SHeit^Stag",  fd^rieb  er  an  ©palatin,  ber  ben  ffurfürftcn 
bortl^in  begleitet  l^atte,  ^forge  id^  mid^  nid^t  biel,  ba  ic^  mi^, 
was  ®atan  bebeutet.  SRöd^te  ber  9ieid^Stag  wenigftenS  baS  bc= 
forgen,  was  baS  öffentlid^e  SBol^l  angelet,  um  Don  ber  ©ac^c  bes 
®öangeliumS  ju  fc^weigen,  er  würbe  bamit  genug  ju  tl^un  l^aben." 
(Sr  fal^  eine  neue  S3erbammung  beS  (SüangeliumS  oorauS.  S>ie 
furfllit^en  Seid&tddter  würben  wol^l,  meinte  er,  bei  ber  öfterüd^n 
S3eid^te  bieS  il^ren  ©eid^tfinbern  als  ©enugtl^uung  für  il^re  ©ünbcn 
auflegen,  als  bann  baS  neue  @bitt  in  beS  ÄaiferS  Sßamen  auS= 
ging,  brad^  er  in  mafelofen  3orn  aus.  SBie  biel  SKfil^e  eS  gcs. 
loftet  l^atte,  bem  faiferlid^cn  Söillen  entgegen  aud^  nur  fo  öiel 
burd^jufeften,  als  eS  bot,  wufete  er  natürli^  nid^t.  ®S  würbe  fein 
Urteil  aud^  faum  geänbert  l^aben.    SBaS  i^n  fo  tief  berichte,  war 


„S^tx  faifcrtt^e  uneinige  nnb  toibettofirtige  (SeBote  jc."  9% 

bic  fittlid^c  ^altfojtgfcit  unb  bic  S5oj)prfjungigIcit,  mit  bcr  man 
auf  bcr  einen  ©eite  ia^  SBormjet  ®bift  aufredet  etl^iclt,  il^n  alfo 
tjctbammte,  unb  auf  bcr  anbcrcn  ein  cnbguUigcS  Urteil  über  feine 
Seigre  ioä)  erft  in  «uäfid^t  fteüte.  Sßod^  mel^r  al§  in  bem  8lei(i^§= 
tagSabfd^ieb  felbft,  ben  Sutl^cr  wal^rfd^einlid^  gar  nic^t  ju  ©efid^t 
belommen,  trat  bic§  l^erüor  in  bem  SRanbat,  ba§  gerbinanb  bon 
Dfterreic^  auf  ®runb  be^felben  am  18.  Slpril  erliefe.  @§  mieber= 
l^oltc  ben  ^«'^fllt  be5  Sieid^^abfd^ieb^ ,  um  bann  auf  ia^  fci^arffte 
bie  33eobad^tung  be§  SBormfer  SbiltS  ju  forbern.  ®iefe§  SBer= 
fal&ren  foBte  gebranbmartt  »erben.  Sebermann  foüte  ba5  SQ3iber= 
fprud^^bofle  be^felben  erlennen.  Unter  bem  Jitel:  „S^^ei  Iaifer= 
lid^e  uneinige  unb  mibermartige  ®ebote  ßutl^ern 
betreffenb",  gab  er  ba§  SBormfer  wie  ia^  Sßurnberger  ®bitt 
mit  Slanbbemertungen  unb  einer  a3or=  unb  iRad^rebe  l^erau^.  S^ 
»ar  in  ber  Il^at  eine  biöl^er  unerl^örte  ©Jjrac^e,  bie  ber  gebannte 
unb  gead)tete  SBittenberger  ^rofeffor  ba  gegen  bie  (Srofeen  ber 
(Srbe  ful^rte.  3Ran  mufe  fie  lejen,  um  bie  ®ntruftung  ber  ®egner 
ju  »urbigen.  „©c^cinblid^  lautet^",  fo  fd^reibt  er  in  ber  SSonebe, 
„bafe  Äaifer  unb  gurften  öffentlich  mit  Sugen  umgel^en;  aber 
fd^änblid^er  lautete,  bafe  fie  auf  einmal  juglcid^  »iberwärtige 
®ebot  laffen  auggel^en;  »ie  bu  l^ierinnen  fiel^eft,  bafe  geboten  wirb, 
man  foüe  mit  mir  l^anbeln  nad^  ber  äd^t,  ju  SQ3orm§  ausgegangen 
unb  baSfelbige  ®ebot  ernftlid^  üoQfül^ren  unb  bod^  baneben  and) 
ba§  SBibergebot  annel^men,  ia^  man  auf  Ißnftigen  9iei(^§tag  ju 
®J)eier  fofl  aflererft  l^anbeln,  xoa^  gut  unb  böfe  fei  in  meiner 
ßel^re.  ®a  bin  id^  jugleid^  Dcrbammt  unb  aufs  Ifinftige  ®erid^t 
gefj)art,  unb  foHen  mid^  bie  ©eutfd^en  juglei(^  al§  einen  33er- 
bammten  l^alten  unb  verfolgen  unb  bod^  »arten,  »ie  id^  ber= 
bammt  »erben  foü.  ®aS  muffen  mir  ja  truntene  unb  toHe 
gürften  fein." 

SBie  eine  buftere  8(§nung  beffcn,  »a§  ia  lommen  foHte,  Hingt  c5, 
»enn  er  fortfdl^rt:  ,,SBo$lan,  »ir  ©eutfd^en  muffen  ©eutfd^e  unb  beS 
^apftS  (gfel  unb  SKärt^.rer  bleiben ;  ob  man  uns  gleid^  im  SRörfer 
jerfliefee  (als  ©alomon  fprid^t)  »ie  eine  ®rü§e,  nod^  »iß  bie 
X^orl^eit  nid^t  üon  uns  laffen."  ©ie  giirften  unb  Ferren  eilten 
mit  il^m  jum  Xobe,  in  ber  SReinung,  baburd^  ge»onnen  ju  l^ben, 

7* 


100  teilte  ffiarnung  an  bie  gürßen. 

aber  c^  töiiae  gaaj  anbcr^  fomnicn.  3«^  SBoQgcfül^l  feiner  )öc= 
beutung  unb  im  ©craufetfein  babon,  wa^  fein  wamcnbe^  SBort 
gegenüber  ben  immer  fc^micriger  merbenben  unteren  SSoltefc^id^ten 
bebeute,  mirft  er  bie  grage  auf:  «SBie,  wenn  be§  Sut^erö  ßeben 
fo  üiel  t)or  ®ott  gälte,  bafe,  »o  er  nic^t  lebte,  euer  leiner  feinet 
SebenS  ober  ^errfc^aft  fic^cr  »fire  unb  bafe  fein  Job  euer  aUet 
Unglucf  fein  würbe.  (£5  ift  nid^t  ju  fd^erjen  mit  ®ott.  gal^rct 
nur  frifd^  fort,  würget  unb  brennt!  3^  wiU  nid^t  »eichen,  oh 
(Sott  miß.  C^ie  bin  ic^!  Unb  bitte  euc!^  gar  freunblid^,  wenn 
i^r  mic^  getötet  ^abt,  ba^  i^r  mid^  ja  nid^t  lieber  aufmedet  unb 
nod^  einmal  tötet.  ®ott  ^at  mir  (wie  id^  fel^e)  nid^t  mit  öer^ 
nünftigen  ßeuten  ju  fd^affen  gegeben,  fonbern»  beutfd^e  S3eftien 
foDen  mi(^  töten  (bin  id^'S  mürbig),  gerabe  al^  wenn  mid^  SBSlfc 
ober  ®due  jeniffen." 

@r  bittet  bie  gürften  bringenb,  bie  ©ad^e  anber§  anjufaffcn 
unb  fic^  ein  wenig  ju  fürd^ten  üor  ber  Sflugl^eit  (Sottet,  bafe  er 
uid^t  Dietleic^t  i§rc  ©ebanfen  au»  Ungnaben  alfo  geftellet  ^a6c, 
auf  bafe  fie  anliefen,  um  feine  SRad^t  an  il^nen  ju  ertoeifen. 
„(gg  ift  wal^rlid^,  mal^rlid)  ein  Ungludf  borl^anben,  unb  ®otte5 
3orn  geltet  an,  bem  i^r  nid^t  entfliel^en  werbet,  wo  i^r  fo  fort= 
fahret." 

gaft  nod^  fd^drfer  ift  fein  SRad^wort.  ©a  warnt  er  baüor, 
wie  er  unb  anbere  mel^r  bie§  fd^on  im  "^a^xc  1518  getl^an,  ja 
nid^t  wiber  ben  2firten  ju  jiel^en  ober  für  ben  Jürfenjug  ju 
geben:  „SBaö  foflte  fold^en  Darren  wiber  ben  lürfen  gelingen, 
bie  ®ott  fo  1^0^  Derfud^en  unb  Ififtern?"  ©old^e  ßdfterung  fielet 
er  üor  aüem  barin,  bafj  ber  „arme  fterblid^e  SRabenfadt,  ber  ftaifet'', 
ber  feinet  ßebenö  nid^t  einen  StugenbUdf  fieser,  fid^  rül^me,  ber 
wal^re  oberfte  ©efd^irmer  beg  d^riftlid^en  ®(auben5  ju  fein,  beg= 
felben  ®tauben3,  bon  bem  bie  @d§rift  fage,  er  fei  eine  göttlid^c 
Rraft  unb  ein  gel3,  ber  bem  leufel,  2ob  unb  aller  SRat^t  ju 
ftarf  fei.  So  finb  rafenbe,  wal^nfinnige  Starren.  ®^  ift  il^r  t)cr= 
bienter  ßol^n,  bafj  fie  ba§  SBort  ®ottc§  Verfolgen.  „®ott  erlöfe 
un3  bon  il^nen  unb  gebe  un$  au^  ®naben  anbere  8iegenten.  Amen." 

SRan  fielet,  bie  l^arte  SRebe  entfprang  bem  S^tn  über  bie  ?ln= 
mafeung,  göttUi^e  Singe  meifteru  ju  wollen.    C^iergegen  $u  eifern  fal^ 


2)€r  ?ap|l  über  bcn  9lürnberger  «eldj^tag.  101 

et  als  fein  Siedet  unb  feine  ^flid^t  an.  ©arnit  gegen  bie  DBrigleit 
ju  ypred^cn,  lam  i^m  nid^t  in  ben  ®inn.  S)afj  man  aud^  ben  böfen 
X^rannen  untettl^an  fein  muffe,  l^atte  er  oft=  unb  üielmatö  geleiert, 
unb  bei  ber  ©teile  be5  SBormfer  SbiltS,  in  bet  man  il^n  be§  an= 
taftenS  bed  weltlid^en  8ied^teä  befd^ulbigen  »oute,  bermeift  er  aud^ 
Jier  auf  fein  Sud^  ^83on  ber  »eltUd^en  Dbrigfeit".  ®k\ijtoofjll  max 
es  leidet  f^wcn  ÄuSlaffungen  aufrül^rerifd^e  ?lbfi(^ten  unterjufc^ieben. 
Übrigens  ftimmte  ber  ^ap\t  mit  ßutl^erS  SBerurteilung  beS 
Slurnberger  SRanbatS  merlmurbig  übercin.  ©d^on  fein  ßegat  l^atte, 
n)enn  aud^  üergeblid§,  bagegen  ^ermal^rung  eingelegt,  namentlid^ 
gegen  bie  beabfid^tigte  SSerfammtung  ju  ©peier.  SBfil^renb  fie  üon 
ben  ©täuben  bod^  nur  als  eine  Art  Sieid^Stag  gebadet  mar,  malte 
er  fid^  baS  ©d^recfbitb  aus,  bafj  man  bie  3wtoffung  bon  jebermann 
forbere,  unb  r,baS  gemeine  SSolI  jufammen  mit  bcn  gürften  unb 
Prälaten  fifeen  unb  entfd^eiben  werbe".  Als  fflemenS  Vn.  babon 
crful^r,  tl^at  er  fein  3R5glid^fteS,  um  aller  SBelt  baS  Unerl^örte 
ber  ?lfimberger  ©efd^lüffe  barjutl^un.  SBie  ßutl^er  fanb  er  cS 
unbegreiflid^,  bafi  man  baS  SBormfer  (Sbilt  ju  l^alten  berfpred^e, 
um  weiterhin  nod^  bon  ben  Seigren,  bie  bereits  längft  berurteilt, 
als  bon  bisj)utablen  ©ingen  ju  fpred^en.  „©amit  berfpotte  man 
ben  apoftolifd^en  ©tul^l  nid^t  minber  als  ben  JEaifer'',  fd^rieb  er 
an  ©rjl^erjog  gerbinanb.  ®ie  ©eutfd^en  reben  bom  SJonsil,  flagte 
er  bem  »arbinal  SBolfet),  als  wären  |k  bie  ^mcn  ber  SBelt,  unb 
als  ob  bie  (Sl^rifienl^eit  aus  bem  einzigen  S)eutfd^lanb  beftfinbe. 
S)en  Äaifer  ermal^nte  er  auf  baS  bringenbfte,  bie  beabfid^tigten 
SKafenal^men  ju  ber^inbern.  ©er  ffurfürft  bon  ©ad^fen  l^bc  Idngft 
feine  ßurwürbe  berwirlt.  S^n  nod^  länger  ungeftraft  ju  laffen, 
werbe  aud^  bcn  ©cl^orfam  ber  übrigen  gurften  untergraben.  6inen 
befonberen  ^afi  l^atte  aber  biefer  ^apft  gegen  bie  SReid^Sfläbte, 
bie,  wie  er  an  ben  Äaifer  fd^rieb,  fid^  ominöfer  SBeife  ^SteiC 
nannten.  SßenigftenS  an  einer  berfelben  mfi^te  ein  (§>j:tmpd  ftatuicrt 
werben.  (Sr  riet,  fie  in  bie  Sleid^Sad^t  ju  erltären,  unb  atter 
Drten  il^ren  ^anbel  ju  unterbriicfcn.  ©aS  entfprad^  aUeS  ben 
eigenen  SBünf(^en  beS  ftaiferS.  @r  ad^tete  bie  fird^tid^e  ^age 
nic^t  gering.  ®en  SBittenberger  SJefeer  l^afjte  er  nid^t  weniger  als 
ber  ^apft.    Ratten  il^n  feine  anberen  Aufgaben  nid^t  gel^inbert. 


102  ^r  J^aifer  gegen  ba«  IRÜtnberBet  <8bift. 

l^tfe  ni^t  b€t  faft  ununtetbtO(^cne  {trieg  mit  grantreid^,  ^ie  Se» 
tul^iguna  jeiner  anbctn,  feinen  jntereffcn  nS^rliegenbcn  ^robinjcn 
feine  Jhaft  unb  feine  Jlnmefenl^eit  geforbert,  Ifing^  l^ätte  et  feinem 
SBiflen  Ächtung  öerfd^afft.  ®o  t§at  et,  »aä  et  tonnte.  3"  einem 
(Stlaife  Dom  15.  3^^  annullierte  et  baS  iRütnbetget  Sbift  unb 
üetbot  bie  ®peteret  äSetfammlung.  S>en  ®ebanten  an  ein  Konjit 
nal^m  au^  et  auf,  abet  bie  Sbfic^t  bet  beutfd^en  (Staube,  i^tet- 
feit5  ju  befd^Uefeen,  »ie  e3  bi§  jum  ftonjit  gel^alten  merben  fofle, 
etflätte  et  für  eine  unet^ötte  9nmaf)ung  unb  fal^  batin  bad  S3e= 
ftteben,  löblid^e  d^tiftlic^e  Dtbnung  ju  üettBetfen  unb  abjut^un. 
®et  „unmcnfd^üd^e  unb  unci^tifllid^e  Sutl^et"  Detmeinte  jwat,  „mit 
feinem  unfeügcn  böfen  (Siff  fo  Diel  il^m  möglid^  an  Seib  unb 
Seele  ju  Detbetben  unb  fi^  butd^  feine  „atgliflige  ©osl^eit",  toie 
einjt  bet  gtofee  SJetful^tet  SRol^ommeb,  Dot  ben  SKenfd^en  gtofe 
unb  anfel^nlic^  5U  mad^en,  abet  ba^  metbe  et  ni<i^t  bulben.  Untet 
Änbto^ung  bet  fd^werpen  ©ttafen  »utbe  allen  ©tdnben  geboten, 
Don  bem  äBotm|et  Sbifte  in  {einet  äBeife  abjumeid^en. 

Untetbeffen  l^atte  bie  pdpfllici^e  ^oliti!  nod^  einen  anbetn 
@rfolg  ettungen,  bet  ffit  bie  ganje  Sntmicfelung  !E)eutf(^lanbd 
Detl^ngni^Doll  »etben  follte.  ^o6)  in  Jiürnbetg  ^atte  bet  pdpft= 
lid^e  üJegat,  atfet  xömifd^et  Übung  gemäfe,  bie  Sßeifung  crJ^alten, 
wenn  eS  mit  bet  ®efamtl^t  nid^t  möglich,  fid^  mit  einjelnen  ju 
Detftfinbigen  unb  nötigenfalls  il^ncn  ^^ßattifulatteformationen"  ju= 
jugeffel^en.  ®aju  »at  cä  in  Jiütnberg  nid^t  gefommen,  ?lbct 
fd^on  bott  plante  bet  Segat  eine  lleinete  aSetfammlung  bem  tÖ= 
mifd^n  ©tul^le  etgebnet  Staube,  bie  bann  6nbe  ^\xnx  ju  8iegen5= 
bUtg  ftofttfanb.  ?lufeet  Sampeggi  l^atten  fid^  Srjl^etjog  getbinanb, 
bie  ^jöge  Don  ©a^ctn,  mehrere  Sifc^öfe,  »ie  bet  Don  ©al5= 
butg«  ttnb  bet  Don  iticnt,  eingcfunben.  Sine  Snjal^l  fübbeUtfc^ct 
ffitd&enfutfien  l^atten  Sßetttetet  gefanbt.  abet  auc^  bie  Utteratifc^en 
(Segnet  8ut^r«,  3ol^.  gäbet  Don  ftonffanj,  3ö§.  ®df  unb  ^o^. 
(Sod^eu^,  maten  zugegen. 

SBaä  l^iet  im  ©egenfaft  ju  bem  SBitlen  bet  beulfd&en  Sleid^Ss 
Detttetung  befd^loffen  mutbe,  wat  nid^ts  ©etingeteS  al5  ein  ®onbet= 
bunb  jut  ÄuStottung  bet  lutl^etifd^en  Sfeftetei  unb  jut  aufte(^t= 
etl^ltUTtg  bet  pfipftlid^en  «nf^tfid^e.    SRid^t  bie  getingfte  Anbetung 


2)a9  9tegen9Burger  i6ünbm9.  103 

in  Äultuö,  Äitd&c,  ©ittc  unb  Seigre  foflte  gcbulbct  werben,  ©et 
in  bem  einen  (Sebiete  SSetfolgte  foüte  au(i&  in  ben  anbem  feiner 
(Strafe  nid^t  entgelten,  ©aneben  fefttc  man  unter  wefentlic^er 
SSeil^ilfe  be§  Sod^leu^  eine  SieformationSorbnung  auf,  bie  jwar 
cittjclnc,  bem  beutfd^en  33oUc  ganj  befonberS  Derl^afete  utateriette 
SBebrudCungen  abjufteHen  oerfjjrad^,  aber  fonft  nur  auf  (Erneuerung 
älterer  ürd^Iid^er  Seftlmmungen  l^inau^Uef,  bie  ftd^  immer  als 
unauSffil^rbar  ermiefen  l^atten.  Sie  »ar  nid^t  ber  Äebe  wert,  nur 
bie  Satire  |at  fid^  il^rer  bemäd^tigt. 

©d^on  früher  l^atte  ber  ^apft  ben  Söa^ern  fowol^l  wie  bem 
Srjl^erjog  gerbinanb  eine  bebeutenbe  ©d^a^ung  il^reS  ftterud  etn= 
geräumt,  erfteren  fogar  eine  ?lrt  Sluffid^tSred^t  über  bie  faumfeligen 
^ifd^öfe.  ©a5  war  baö  S^tereffe,  welches  bie  Sägern  unb  ben 
Dflcneid6er,  bie  fonft  in  il^rer  $oliti(  fo  öerfd^iebene  SBege 
gingen,  mit  einanber  üerbanb.  ^lud^  jeftt  mufeten  fid^  bie  S3ifd^öfe, 
bie  bem  SSunbniffe  beitraten,  baju  bequemen,  minbeftenS  ben  fünften 
«Pfennig  ber  geiftlid^en  Sinlunfte  an  bie  SBeltlid^en  ju  jal^len. 
®ie  ll^aten'ö,  um  gröfecre  SBertufte  ju  üermeiben.  gerbinanb  burfte 
triumpl^ierenb  nad^  9lom  bcrid^ten,  waö  in  SRurnberg  nid^t  möglid^ 
gewefen,  fei  jcftt  in  SRegcnSburg  erreid^t  worben.  Aber  nod^  mel^r. 
®iefer  üon  bem  ?ßapft  angejettelte  erfte  Anfang  ber  ©paltung 
ber  beutfd^en  Station  üoUsog  ftd^  aud^  unter  bem  Subel  beS 
ftaiferS.  ®o  wenig  93erftänbniS  l^atte  er  für  baS  (Sebeil^en  unb 
bie  SBol^lfal^rt  be5  9ieid§e3. 

äRan  l^at  bieS  in  beutfd^en  Sanben  bamatö  nid^t  fo  fel^r 
cmpfunben.  An  ber  ©tfirfung  ber  laiferlid^en  S^^tralgewalt,  wie 
fie  im  Sleid^§rcgiment  üerförpert  fein  foHte,  l^tte  Dießeid^t  nur 
einer  unter  ben  beutfd^en  ©tdnben  ein  reges  S^tercffe.  ©aS  war 
griebrid^  ber  SBeife.  ÄlS  man  in  5Rürnberg  baran  ging,  bem 
Sfteid^Sregimente  ttn  ©nabenftofi  ju  geben,  ba  reifte  er  ab.  Sr 
woQte  mit  biefen  ©ingen  nid^ts  mel^r  5U  tl^un  ^aben. 

Unb  bie  guftänbe  tonnten  laum  üerwintcr  fein,  als  fie  woren. 
3Kan  mufj  fid^  nod&  einmal  baran  erinnern.  SRitte  ^Ipril  eröffnete 
ber  9iei(^Stag  im  9!amen  beS  SaiferS  ber  beutfd^en  Station  bie 
ausfielt,  bie  religiöfe  grage  auf  ®runb  berftcinbiger  d^riftt  d^er 
(Sutad^ten  in  einer  il^ren  SBünfd^en  entfpred^enben  SBeife  Dorge:: 


IM  !2)a9  9{egeQ96ttrget  8ünbni«. 

nommen  ju  feigen.  @ofort  fe^te  man  ft(|  an  bie  S(tbeit.  9{od^ 
befi^en  mx  eine  Stetige  fotd^et  ®uta(^ten,  bie  befümmt  maten,  in 
@ptxcx  Dotgelegt  }u  merben.  ^bet  {aum  mar  bet  Steid^dtag  aus^ 
einanbet  gegangen,  ald  eine  Heine  ^rtei  unter  bem  Sßorfi|  bed 
faiferlid^en  ®tattl^altetd  bem  entgegenarbeitete  unb  entg^engefe^te 
Sefd^Iü^e  faf)te.  ^o^  mar  baüon  taum  ettoad  in  bie  D{fentlid^= 
feit  gebtungen,  als  ber  ftaifet  bie  unter  feinem  fßamen  au^e^ 
gangenen  92ürnberger  S3ef(^(üffe  umftieft.  JESaS  befianb  ba  nod^ 
ju  ated^t?  SBad  bebeuteten  bie  8tei(|Stagdebifte?  fiutl^  l^tte 
nidgt  nStig  gel^abt,  fie  Der&d^tlid^  ju  mad^en:  Die  SffentUd^en  ®e= 
malten  forgten  fd^on  felbft  bafär. 


4.  KapiteC. 

HU  Mfm^t  >e0  netten  etiangeltf4ien  £eben0.    Hie  Jtfßt 
nttt  dtasrnw. 


3tn  groften  unb  gansen  ^atte  Sutl^et,  tote  mir  Rotten,  ben 
iSotteSbienfi  na(|  feinet  MUc'^x  mit  tfuSnal^me  bet  SReffe  auf  feine 
alten  dornten  jutüdgefü^tt.  S3id  ju  befferet  (Sttenntnid  fodte  e$ 
aud^  um  bet  @d^mad^en  toiQen  geftattet  fein,  benen,  bie  eS  be= 
gelitten,  baS  S(6enbnta]^t  unter  einer  ®efta(t  ju  reid^en.  ®aS 
fd^eint  mon  in  ber  ©tabtflemeinbe  fel^r  balb  nid^t  mel^r  »erlangt  ju 
l^aben.  ?lnbere5,  »aö  ebcnfaüg  freigelaffen  »urbe,  biirfte  aud^  batb 
in  Abgang  getommen  fein,  fo  Dor  aQem  bie  93eid^te.  ^t  länger 
je  mel^r  mad^te  ftd^  ber  SBunfd^  nad^  einer  gemiffen  Drbnung  geltenb. 
®an)  befonberS  )?on  auSmdrtS,  mo  bie  aSer^ältniffe  fid^  ä^nlid^ 
enttoidfelten,  e^  aber  an  autoritativen  ^erfSnlid^feiten  fehlte,  bie  mie 
Sut^er  baS  ganje  in  ber  ^anb  l^atten,  brängte  man  baju.  aber 
mer  foUte  nun,  nad^bem  man  fid^  bem  Jalfd^en  geiftlid^en  ®tanb 
ber  SBifd^öfe'',  »eil  pe  baö  ©üangelium  Verleugnet,  entjogen,  bie 
notmenbige  SIeuorbnung  üornel^men? 

©d^on  in  jenen  SBeimarer  ^rebigten  l&atte  Sutl^er  biefe  grage 
bel^anbelt,  je^t  ful^rte  er  biefelben  Gebauten  in  einer  Diedeid^t  Oftern 
1523  crfd^ienenen  Sd&rift  aus:  „®afe  eine  d^riftUd^e  a3erfamm= 
lung  ober  @emeinbe  Siedet  unb  SRad^t  |abe,  alle  Seigre 
ju  urteilen  unb  Seigrer  ju  berufen,  ein=  unb  abjufefeen. 
®runb  unb  Urfad^e  auö  ber  ©d^rift".  SBaS  er  ^ier  barlegt, 
finb  nur  bie  praltifd^en  gorberungen  au5  bem,  »ad  er  fc^on  in  ber 
@(^rift  an  ben  llbel  auS  bem  allgemeinen  ^riefiertum  aQer  ®l&ubigen 


106     „^ag  eine  d^tifilid^e  Serfatnmtung  dttäft  unb  SRad^t  ^abe  :c.'' 

abgeleitet  l^atte:  „S)et  ^en  etmttet  Don  ben  @(!^afen,  baf)  fte 
bie  ©timme  be^  guten  Ritten  t)on  ber  be$  SRietUngd  untetfd^eiben 
lönncn.^  (3ol^.  10.)  An  aHe  gel^t  bie  apoflolifd^e  Äufforbcrung: 
^^rüfet  aüc^  ic.**  (1.  I^eff.  5,  21.)  «Ile  foflen  bon  ®ott  ge= 
leiert  fein.  S)aTau$  folgt  t^m  Sted^t  unb  ^flid^t  einet  dgriftlid^en 
©emeinbc,  fid)  il^ten  bi^l^erigcn  Stegenten,  aö  bie  „wiitt  ®ott 
unb  fein  SBort  klaren  unb  regieren",  ju  entjiel^en,  unb  weit  fie  um 
ber  Drbnung  »illen  nid^t  ol^ne  Seigrer  unb  ^rebiger  fein  fann, 
fid^  felbft  fold)c  ju  fcften.  greilid^  l^at  jeber  um  feinet  Sl^riften= 
ftanbe^  miQen  9ied^t  unb  9?ad^t,  bad  SBort  ®otteS  ju  leieren,  unb 
mag,  wo  feine  S^riften  fmb,  ol^ne  »eiteret  Don  biefem  Siedete 
®c6raud)  madien,  ebenfo  unter  93erufung  auf  1  Stör.  14,  30  im 
SRotfalle,  wenn  ber  ?ßrcbiger  irrt,  aber  in  einer  ®cmcinbe  Uon 
Sl^riften  bebaxf  e§  bod^  einer  orbcntüd^en  Berufung,  ©old^e 
fommt  ber  ®emeinbe  ju,  unb  lein  ©ifd^of  foQ  einen  ^rebiget 
„ol^ne  ber  ©emeine  SBa^l,  SBill  unb  Serufen  einfeften*.  Äud^  bie 
jerufalemitifd^e  ®emeinbe  l^at  bie  „fieben  äR&nner''  felbft  gemfil^lt 
unb  fie  nur  oon  ben  tl))ofteln  beftfittgen  laffen.  Sßad  man  etwa 
aus  ^auU  ?(nweifungcn  in  ben  ^aftoralbriefen  bagegen  geltenb 
mad^en  lönne,  paffe  nid^t  auf  biefe  ^zxt  ber  Slot,  in  ber  man, 
weil  bie  geiftlid^en  SSe^örben  eitel  2;9rannen  unb  SBSlfe,  aud^  ol^ne 
©eftdtigung  berfelben  redete  ^Pfarrer  einfeften  Knne  unb  müjfe,  wie 
bieg  ja  aud^  fd^on  frul^er  Dielfad^  don  weltlid^er  Dbrigfeit,  StatS» 
l^erren  unb  gürften  gefd^el^en.  3n  berfelben  ©eife  fprad^  er  fi(ft 
aud^  in  einem  (lateinifd^en)  an  bie  ^rager  cali):tintfd^e  ®emetnbe 
gerid^tcten  ©enbfd^reiben  „Über  ©infeftung  ber  Äit^enbieneT" 
au5.  Unter  Scrucffid^tigung  il^rer  befonberen  Sßerl^filtniffe  empfieljlt 
er  ba  fogar,  fc^limmftenfaüs,  wenn  man  feinen  orbentlid^en  ^riefter 
baben  fönnc,  bie  C)au€üfiter  in  il^ren  gamilien  bas  Soangelium 
treiben  ju  laffen  unb  allem  anbercn  ju  entfagen,  aud^  bem  Äbenbs 
mal^t,  fei  )>o^  jur  ©eligfeit  nur  bie  taufe,  bie  nad^  altem  Craudje 
jcber  üenid^ten  fönne,  unb  baS  ©öangelium  bonnöten. 

3cne  Änweifungen  würben  bann  in  ber  "iJ^t  bie  Srunblage 
für  bie  9Jeuorbnung"ber  ©inge  an  Dielen  Drten,  xoo  bie®emeinbe 
in  i^rer  SReJ^rjal^l  bem  ©bangelium  beigepflid^tet  war,  unb  ba 
man  einen  Unterfd^ieb  jwifd^en  lird^lid^er  unb  poUtifd^er  ®emetnbe 


^farrtoai^t  in  SBittenBerg.    leugenl^agett.  107 

ttid^t  tarnte,  mad^te  ed  fid^  Dort  felbft  unb  jmar,  ol^ne  bafe  fid&  ein 
SBibetyjjrud^  erl^ob,  bafe  ber  SRat  bet  ©tabt  al§  bie  gcorbnctc  S3er= 
ttctung  bct  ®emeinbe  bcn  ^faxtet  einfette.  @o  l&attc  c3  Sutl^cr 
aud^  \i)on  in  Briefen  feit  1522  in  ^uSftc^t  genommen,  ^oi)  ifi 
eS  aud^  Dorgefommen,  ba|  ®emeinben  toixtiii),  mte  Sutl^er  eS  für 
ben  9?otfatt  al^  geted^tfettigt  l^ingefteflt,  au5  fid^  felbft  einen  et= 
»aalten,  bem  fie  ba^  ^tebigtamt  üöerttugen. 

9?od^  im  C)erbft  1523,  nad^bem  bet  SBittenberger  ^Pfarrer 
Simon  ^dn^t,  ben  Sutl^et  fo  lange  at^  ^ßrebiget  öertteten,  um 
SRid^aeli^  geftotben  war,  na§m  man  aud^  in  SBittenberg  felbfl  im 
Snfd^lufe  an  jene  ®tunbföftc  eine  ^farrmal^l  üor.  ©ort  l^atte 
bisl^er  ba^  Äapitel  an  ber  aflerl^eiügenfirc^e  ba§  ©efefeungSred^t. 
6^  trug  juerft  bem  SlmSborf  bie  Pfarrei  an,  bann  ßutl^er,  unb 
al5  au4  biefcr  megen  Überlabung  mit  ®efd^äften  ablel^nte,  fdölug 
man  ben  2BenjeSlau§  ßinl  bor,  »ic  e§  fc^eint,  um  bie  ®ad^e  ^in= 
jul^alten.  SBenigftenö  »urbe  Dermutet,  bie  ©tiflöl^erren  »ufeten 
fel^r  tool^l,  bafe  Sinf,  ber  in  Jlltenburg  üiel  beffer  gefteUt  war, 
ebenfo  »ie  bie  bciben  anbeten  ablel^nen  n?urbe.  ®a  ging  man 
felbftdnbtg  üor.  ©er  Slat  lüfi^lte,  »ie  er  bem  aurfürflen  fjjatcr 
au^einanberfeftte,  ^  neben  ber  gemei)n  nac!^  ber  ebangclifd^en  lere 
®anct  ^auli"  Sol^ann  Sugenl^agen  jum  Pfarrer.  @r  l^atte  »ol^l 
no<^  bie  »bfid^t,  be^l^alb  mit  bem  Kapitel  ju  üerl^anbeln.  SRic^t 
fo  ßutl&er.  3ene  SBa§l  genügte  i^m,  um  ben  S3ugcn^agen  bon 
ber  ftanjel  ate  ^Pfarrer  ju  prollamieren,  wogegen  alle  ^rotefte  beö 
Kapitell  toirfung^loS  maren. 

©d^on  Dotier  l^atte  man,  unb  bei  aßen  biefen  ©ingen  befd^tänlte 
fid^  bie  SKitioittung  ber  ©emcinbe  in  SBittenberg  »o^l  nur  auf 
eine  gemiffe  3wftimmung,  »id^tige  Snberungen  im  gotte^bienftlid^en 
ßeben  Dotgeuommen.  ®in  ganj  Keinem  ©c^tiftc^en:  „33 on  ber 
Drbnung  be§  ®otte§bienfte5  in  ber  ©emeinbe",  mel^r 
ein  Flugblatt  unb  fid^erlid^  jundc^ft  für  bie  SBittenbetger  ©emeinbc 
beftimmt,  funbigte  fie  an.  SRontag,  ben  23.  SKätj,  begann  man 
baraufl^in  mit  neuen  SBod^engotteSbienften.  ©ie  beftanben  »efent= 
lic^  au§  ©(^riftoerlefung  unb  einer  türjeren  Auslegung,  bie  ein 
anbercr  üorjuncl^men  l^atte,  um  fo  mögli(^ft  apoftolifc^en  SBorbilbern 
nal^ejufommen.     Um  SRorgen  wollte  man  baS  SRcue  Jeflament 


108       „^cn  ber  Orbnung  be8  ®otte8bienfl9.''    Vbcnbntapbetl^SY. 

betiefen,  mfil^tenb  be9  86enbd,  toofüt  ed  anfangt  nod^  an  ben 
nötiflen  ftrdften  fel^lte,  bie  ßeltion  auS  bem  Ätten  Jeftamente  9C= 
nommen  n^etben  fodte.  @o  l^offte  Sutl^er,  nad^  unb  mii  baS  93oH 
mit  ber  ganjen  @(^nft  befannt  )u  mad^en.  S)ie  tfigtid^en  SReffen 
fielen  ie^t  für  immer,  mie  tool^l  bie  Sbenbrnal^töfeiet  nid^t  auf  ben 
©onntag  bef(|r&ntt  blieb.  ®benfo  mutben  je^t  auc^  bie  meifien 
Oeiligentage  abgef<j^afft.  S>abei  übte  Sutl^er  bod§  »iebet  bie  gtöftte 
@d^onung.  äRel^tere  9!atienfefte,  fogat  ba$  geft  SRariä  ^immel? 
fa|tt,  f Otiten  um  bet  ©d&mad^en  willen  nod^  eine  3^it  lang  be= 
flel^en  bleiben,  ©ne  weitere  Steuerung  fteflt  ßutl^er  einftweilen  erft 
in  SluSftd^t.  92ad^  alter  ^ewol^nl^eit  gingen  bie  meiften  um  Dftem 
jum  ©aframent.  ©eitbem  ber  Seid^tswang  gefallen,  l^atte  man 
angefangen,  jeben  o|ne  Unterfd^ieb  jum  Äbenbmal^l  jujulaffen. 
©arin  fal^  Sutl^er  einen  SRangel. 

am  2.  Slpril  1523  lünbigte  er  in  feiner  ©runbonner^tagprebigt 
an,  bafe,  wenn  eä  aud^  bie^mal  nod^  geftattet  fein  foUe,  bie«  für 
bie  golgcseit  nid^t  anginge.  SBie  man  tjon  bem  Ifinfling  ben 
®tauben  unb  bie  Äbfage  Don  bem  Jeufel  forbere,  fo  mfiffe  man 
aud^  beim  ©alrament  beS  ältarS  feben  fragen,  xoa^  baS  *[bettb= 
mal^t  wSre  unb  warum  er  e§  näl^me.  8Rit  bem  blofeen  ©lauben, 
bafj  unter  bem  Srot  unb  SBcin  gleifd^  unb  S3lut  ©l^rifti  bargeboten 
würbe,  unb  mit  ber  blofjen  93er[id^erung,  baf)  man  \>a^  ©atrament 
begel^re,  wa§  man  im  ^apfttum  gef orber t,  Wnne  man  fid&  nid^t 
begnügen.  3^  bem  erfteren  lönne  man  fid^  leidet  überreben,  unb 
ju  bem  anbcren  (önne  ber  SBunfd^,  ein  gute«  SBerl  ju  Derrid&tcn, 
ber  eigcntlid^e  S3ewcggrunb  fein.  SBorauf  bie  aSemel^mung  bei  ber 
Slnmelbung  jum  Slbenbmal^l  ju  rid^ten,  beutete  er  fd^on  lurj  an. 
Salb  barauf  ftellte  er  fünf  einfaci^e  gragen  mit  Antwort,  bie  SBert 
unb  ©ebeutung  be§  ©alrament«  in  fc^lic^ter  SBcife  beftimmen,  als 
frei  JU  gebraud^enbe«  ©d^ema  für  ein  fold^e«  ?lbenbmal^l«t)erl^5r  5U= 
fammen.  SRit  einer  Sßorrcbe  SSugenl^agenS  Derfcl^en,  ber  fie  t)iellei(^t 
junäc^ft  für  feine  ®emeinbe  l^erauSgcgcben,  fanben  fie  fpfiter  in  ben 
berfd^iebcnften  ©egenben  SSerbreitung  unb  Änwenbung.  9Kan  wirb 
fie  aud^  als  aSorarbcit  für^ba«  fünfte  ^auptftüdf  im  ftated^iSmuS 
betrad^ten  fönncn.  Übrigen«  war  öutl^er«  Äbfid^t  babei  Ieine«= 
weg«  etwa,  eine  ^Prüfung  ber  SRed^tgläubigfeit  borjunel^men,  fonbem 


Soufbüt^teut.    Wlan  bdngt  gu  weiteren  S^eformen.  109 

bic  innere  ©ewifel^eit  ju  ftdrlen,  »ie  et  Jagt:  „bamit  bu  (önnteft 
®Tunb  unb  Uxfad^  anjeigen,  bafe  bu  red^t  batan  tl^ueft,  auf  bafe  bu 
gerüftet  feiefl,  wenn  man  bid^  angreifen  mürbe'',  ©arum  foflte  aud^  ein 
jold^eg  aSer^ör  bei  benen,  bei  meldten  man  ein  rid^tigeg  SJerftdnbniS 
erwarten  burfte,  ober  bie  ein  fotd^eS  gejeigt  l^atten,  unterlaffen  »erben. 

©leid^em  3"?^*^/  w)ie  jene  fünf  fragen,  follte  ba§  Don  ßutl^er 
in  bemfelben  '^a^xt  l^erau^gegebene  „laufbud^lein"  bienen,  eine 
faft  »örtlid^e  Überfeftung  bcö  rßmifc^en  3litual5,  bem  er  nad^  turjer 
3eit  ein  eigene^  SRitual  folgen  liefe:  „SBie  man  xtä)t  unb 
üerftdnblid^  einen  SRenfd^en  jum  (S^riftenglauben 
taufen  foir.  S^  ift  erl^eblid^  lurjer,  Idfet  einige  ber  bei  ben 
8iömern  üWid^en  S^^^ntonieen,  »ie  bie  ©atbung  fort,  bel^dlt  aber 
anbere  römifc^e  Suffixe  »ic  baö  Salj  unb  bie  Anlegung  be§ 
SGBefterl^embS  noc!^  bei.  — 

Sßon  ben  berfd^iebenften  ©eitcn  brfingte  man  ju  weiteren  Sles 
formen.  ?lber  nur  jögernb  f(^ritt  ßutl^er  baju,  »ufete  er  bod^, 
bafe  cö  Diele  gab,  meldte  biefe  Steuerungen  au3  5Reuerung$fud^t  be= 
ge^rten,  um  beö  5Reuen  balb  ebenfo  uberbrujftg  ju  fein  wie  be^ 
?Üten.  3^1  feinem  fünfte  war  er  geneigter,  bie  ©inge  fid§  ent= 
»idteln  unb  ausreifen  ju  laffen.  SBie  entfd[)ieben  er  fein  (onnte 
in  aSerwerfung  gotte^läfterlid^er  ©inrid^tungen,  fo  wenig  SBert  legte 
er  im  übrigen  für  feine  ^erfon  auf  bie  gotteöbienftUd^en  gormen. 
Unb  immer  wieber  betonte  er  bie  ^flid^t,  bie  ©d^wad^en  ju  fd^onen, 
unb  warnte  bie,  weld^e  einen  fd^nelleren  ©c^ritt  wfinfd^ten,  „bie 
alten  ©d^ul^e  fortjuwerfen,  el^e  man  neue  l^abe".  ®abei  war  bod^ 
nid^t  JU  berfennen,  ia%  fid^  bei  längerem  Sög^tn  in  ©emeinben,  in 
benen  man  bie  SBerwerflid^teit  ober  bod^  Unangemeffenl^eit  ber  alten 
gormen  erfannt  l^tte,  ein  ernftlid^er  ?lotftanb  ^erauöfteHte.  ©o 
war  es  j.  33.  in  3wi*^w,  wo  burc^  bie  Jl^ätigteit  be§  mel^r= 
erwähnten  ^ßrebigerö  5Ri(olaul  C^^w^JW^i^^  föp  bie  ganje  a3urger= 
fd^aft  bem  ©bangelium  jugefallen  war.  ^auSmann^  bringenbe 
83itten  fd^einen  Sut^er  aud^  beranlafet  ju  ^aben,  auf  weitere  gotte^= 
bienftlid^e  SSeränberungen  ju  beuten. 

3m  C)erbft  1523  finben  wir  i§n  bamit  befc^dftigt.  SBa^  er 
jundc^ft  al$  perjönlid^en  JRat  für  ö^u^mann  im  ?tuge  ^atte,  be= 
jd^lofe  er  bann  bod§  ber  Dffentlid^feit  ju  übergeben.    So  entftanb 


110  w6i>tm  bet  SReffe  ttnb  ftMnnrnttiott." 

yemcnateinif(^c  ©d^rift:  „%oxm  bcraJicffc  unb  Römmunion 
f  fit  bie  SBittcnbetfler  ©emcinbc".  »m  4.  ©cjembcr  1523 
lonnte  er  fte  an  ^audmann,  bem  fte  anä)  getDibmet  mar,  berfenben. 
SBcit  entfernt  baüon,  eine  allgemein  gültige  (SotteSbienftotbnung 
fein  ju  »oHen,  gab  fie  nur  ÄuSlunft  über  baS,  wa«  in  biefer  83e= 
}iel^ung  befonberS  l^infic^tlic^  bet  !(beitbma^Ufeier  in  äßittenberg 
bereite  geft^el^en  ober  nodg  im  SBette  n^ar.  S)en  ®eban(en,  aU 
muffte  man  nun  aQentl^atben,  mo  man  bem  (Süangelium  jugefaQen, 
aud^  bie  SBittenberger  formen  beS  gotteSbienftlic^en  icbtn^  annehmen, 
»cift  er  mit  ©cftimmtl^cit  jurüd.  SBenn  nur  bie  ©infeftung^ 
roorte  in  ibrer  3"t<^9^ität  beibehalten  unb  für  ba5  SBolf  üemel^m= 
l\ä)  üertünbet  »erben,  ift  ia^  Übrige  üon  geringer  Sebeutung.  6r 
marnt  bator,  eS  l^ierin  jum  3K>öngc  lommen  ju  lafjen  ober  be§= 
l^alb  Spaltung  J^erüorjurufen.  Sfeiner  foUe  barum  ben  anbercn  bcr= 
ad^ten.  5iid^t  bie  Sliten  machen  ba§  SReid^  (Sottcö,  fonbern  ber  (Slaube. 
®en  ®otte§bienft  nad^  einer  beftimmten  I^eorie  aufjubauen, 
baran  l^at  Sutl^er  meber  bamals  noc!^  fpfiter  gebadet.  Dbtt}o]^l  il^m 
bod^  längft  bie  ^rebigt  ba^  SBid^tigfte  mar,  legt  er  l^icr  leinen 
S38ert  barauf,  in  »eld^cm  Jeile  be§  ®otte§bienfte5  fie  5u  ftel^en 
lomme.  S5on  bem  l^iftorifd^  ©eworbenen  gel^t  er  aus.  ®r  »eife, 
wie  frfil^  gerabe  bie  einfädle  geier  beS  ^cxtcnmoijilc^  burd^  liturgtf(^e 
3ufäfee  erweitert  »oiben  fei.  3ft  i^^rin  nid^ts  Unbiblifd^e§,  will 
er  e§  nid^t  gerabeju  tabeln.  „SBir  tootlen  aflc§  prüfen  unb  ia^ 
®ute  bellten",  ba§  »ar  fein  ®runt)faft,  ber  aud^  bem  eüangelifd^ 
wcrbenbcn  ®otte§bienft  wenigftenS  im  S3ercid^c  ber  lutl^erifc^cn 
8leformation  jein  ®epräge  gegeben  l^at.  Sine  rabitale  5Reugeftaltung 
be§  ®otteäbicnfle§  üorjunel^men,  baran  bentt  er  nid^t  unb  l&at  er 
niemals  gebadet.  5Rur  baS  Uneüangelifd^c  unb  baS  etwaige  3ubicl 
in  ®effingen  unb  9icfponJorien  u.  bgl.,  waS  ermübet  unb  bie 
^avipt\aä)c,  bie  ^rebigt  beS  (SoangeliumS,  nid^t  }u  il^rem  Siedete 
lommen  laffen  »iH,  foß  abget^an  werben,  ©o  lafet  er  benn 
aud^  baS  meiftc  üon  ©ejängen  unb  aUeJponforien  unb  anbete 
Sliten  beftel^en,  giebt  aber  babei  jal^lreic^e  SBinfe,  wo  dwa  fpdter 
aSeranberungen  einjutreten  l^ötten,  jo  g.  S3.  in  ber  ÄuSwal^I 
ber  epiftolifd^cn  ^eritopen,  auf  bie  er  fd^led^t  ju  fpred^en  ip, 
ba  fie  fo  biel  bie  äßerte  treiben.    @leid^wol^l  will  er  fie  nod^ 


iDttttmrfuiig  bet  (Btmmbt  Im  ^otteSbienfl.    j^trd^enlieb.         111 

weiter  beftcl^ett  lafjeit,  ba  ja  bie  ^beutjd^e  ^tcbigt"  etjanjcnb  cin= 
treten  !önnc. 

®ic  grage,  ob  ber  SBein  mit  SQ3a{jer  5U  mifd^en  fei  ober  nid^t, 
l^dlt  er  nid^t  bc§  Streitend  für  wert,  entfd^eibet  fi^  aber  für  ba§ 
le^tere.  dagegen  forbcrt  er  aflentJ^alben,  »0  ba§  ®t)angelium  ge= 
tiügenb  geprcbigt  fei,  bie  ©arreid^ung  be§  äbenbmal^l^  unter  beiberlci 
iSeftalt.  ®en  ©nmurf,  man  »oüe  »arten,  bi§  ba§  Sfonjil  bcn 
ßeld^  »ieber  frei  gegeben,  Icifet  er  nid^t  mel^r  gelten.  SBa^  al5 
©infcfeung  ©l^rifti  au§  bem  ©bangelium  offenbar  fei,  baruber  l^abe 
lein  Sonjil  ju  entfd^eiben. 

%nx  bie  golgejcit  toar  üielleid^t  bas  SBid^tigfte,  »aö  ßull^er 
in  biefer  ©c^rift  über  bie  SRitwirfung  ber  ©emeinbe  am  ®otte§= 
bienfl  dufeerte.  @r  ift  überjeugt  Datoon,  bafe  bie  bamal§  nur 
Dom  (S^or  gefungenen  Slcfponforien  urfj)runglid^  bie  Antwort  ber 
ganjen  ©emeinbe  gemefen  feien.  S)a§  wunfd^t  er  mieber  ein= 
geful^rt  ju  feigen,  bor  allem  aber  beutfd^c  ©efänge.  Sie  l^aben 
ber  beutfd^en  Rird^e  nie  ganj  gefel^lt.  aber  bon  ben  t)or= 
l^anbenen  finben  bod^  nur  wenige,  bie,  wie  frul^er  erwfil^nt,  il^m 
fd^on  in  ber  ^n^^n))  lieb  unb  wert  waren,  feinen  Seifaß,  unb  er 
crl^ebt  bie  ff  läge,  bafe  e«  an  beutfd^en  ©ängern  geiftlid^er  ßieber 
fel^le  ober  fic  nid^t  befannt  feien,  ^m  übrigen  bejeid^net  bie  ©d^rift 
in  ber  ©efci^id^te  be§  ebangelift^en  ®otteöbienfte§,  Don  beffen  a[u§= 
geftaltung  fpfiter  au§ful^rli(^er  ju  fpred^en  fein  wirb,  nur  eine  Keine 
dtappt.  Sutl^rd  Sßunfd^  war  wol^l  ein  boUftänbig  beutfd^er  ®otteS= 
bienft.  ©amit  l^atte  e^  aber  nod^  gute  3Begc,  unb  ba§  Suffallenbfte 
war  gewifi  bieS,  bafe  nici^t  nur  bie  meinen  ®ebete  unb  ©efänge 
cinflweilen  lateinifd^  blieben,  fonbern  fogar  nod^  Diele  g^l^re  lang 
bie  biblifd^en  ^eritopen  lateinifd^  beriefen  würben. 

©afiir  etflang  benn  bo(^  fel^r  balb  ba§  beutfd^e  ebangelifd^e 
Rird^enlieb.  ?ltlcrbing§  bie  Slufforbcrungcn  an  biefen  ober  jenen 
greunb,  fid^  in  biefer  SSejiel^ung  ju  Derfud^en,  etwa  in  Übertragung 
eines  beftimmten  ?ßfalm§,  waren  nur  Don  geringem  ©rfolge  gefrönt. 
aber  fd^on  l^tte  ßutl^er  fid^  felbft  baran  gemad^t;  unb  wenn  man 
feine  ßieber  mit  anbcren  (Srjeugniffcn  beutfd^er  S)id^tlunft  jener 
Seit  Dergleid&t,  möd^te  man  glauben,  eS  müfetcn  bem  SBorl^anbenen 
ältere  SSerfuc^e  üorangegangen  fein,  bie  un§  nid^t  erl^alten  fmb. 


112  ^Qtl^r«  txftt  Siebet.    2>ie  et^  ®efangbfi<!^. 

S)ad  erfte  geiftUd^e  Sieb,  loeld^ed  mit  üon  i^mbefi^en:  ^fflun 
fteut  eu(^  liebe  (S^tiftengemein",  bad  no(^  aus  bem  3^l^re  1523 
ftammen  mitb,  fd^lug  fogleid^  einen  eigenartigen  Xon  an.  @inb  mandle 
üon  Sutl^etd  (Senoffen  unter  ben  Sieberbid^tern  voxt  $aul  b.  @pretten 
(Speratud)  bei  ber  bamaligen  ftunftpoefte,  ben  SReifterfingem,  in 
bie  @(^ule  gegangen,  \o  ift  baS  bei  Sutl^er  ni<j^t  ber  gall.  SSie 
bei  feiner  SSerbeutfd^ung  ber  a3ibel  l^at  er  aud^  bei  feinem  fär  ba§ 
^olt  beftimmten  geift(i<^en  Sieb  bem  93oUe  auf  bie  Sippen  gefel^n, 
unb  babei  bod^  mieber  ben  redeten  SKrd^enton  getroffen.  SSiCl  man 
an  Sßorbilber  beuten,  fo  (dnnte  man  an  bad  l^iftorifd^e  S^oUsUeb 
erinnern.  SBie  biefed  miß  es  nid^ts  ©ubjettibeS  auSfpred^en,  fon= 
bem  nur  baS,  »aS  bie  ®efamtl^eit  bewegt  in  gurc^t  unb  C^^^ff^^n 
unb  freubiger  3ut)erft(!^t  Unb  eben  n^eil  ed  nid^ts  92eued  ausfagt, 
fonbern  nur  bas,  »as  ade  wufeten  unb  belannten,  »urbe  eS  fofort 
5um  (Semeinbelieb. 

Xro^  ber  bieten  S)inge,  auc^  äußerlicher  9rt,  bie  bamals  gerabe 
»ieber  auf  il^m  lafteten,  fobaß  er  einmal  bem  @palattn  tlagt,  er 
»erbe  baruber  beS  Sebenö  überbruffig,  entmidfclte  er  auf  biefem  ®ebiete 
eine  gerabeju  erftaunlid^e  ^ud^tbarfeit.  Stnfang  1524  ^ören  mir 
bereits  bon  einem  jmeiten  Siebe:  ^8luS  tiefer  3lot  fd^rei*  iä)  ju  bir." 
(i^in  {(eines  ®efangbäd^lein,  mcld^eS  im  beginn  beS  ^^^reS  1524  ju 
SBittenberg  erfc^ien,  eS  ifi  baS  erfte  eDangelifd^e,  melc^eS  loir  überhaupt 
knnen,  bringt  unter  feinen  ot^t  Siebern  öier  bon  Sut^er.  Darunter 
finbet  fid^  neben  ben  genannten  unb  mel^reren  Don  ^aul  ©peratus, 
au(^  baS  fd^Öne:  ,,S(d^  ®ott  bom  ^immel  ftel^  barein ''.  ®ine 
anbere,  ebenfalls  ol^nc  fein  ßutl^un  berßffentlic^te  Sammlung  (Erfurter 
UrfprungS  brad^te  »eitere  Dierje^n  ®efänge,  unb  nod^  t)or  Snbe  beS 
3al&reS  lannte  man  bereu  bereits  nid^t  menigcr  als  üierunbjmanjifl. 
Sie  finben  fid^  in  ber  erftcn  Don  Sutl^er  felbft  unter  bem  Jitel: 
„(Seijtlid^  (Sefangbüd^lein"  l^erauSgegebeuen  Sammlung.  5iad^  gorm 
unb  ^n^aÜ  finb  fie  bon  fel^r  üerfd^iebener  Art  unb  toerfd^iebenem 
SBert:  teils  Überfeftungen  altlirc^Ud^er  ^^mnen  (j.  83.  SRitten  wir 
im  Seben  finb  bon  bem  Job  umfangen),  beren  Übertragung  uic^t 
immer  gludflid^,  teils  SBerbefferungen  unb  Erweiterungen  fd^on  be= 
lannter  beutfd^er  (Sefänge,  enblid^  freie  SBiebergabc  öon  $falm= 
»orten,  »orin  feine  bid^terifd^c  Segabung  am  reic^ften  jur  Entfaltung 


^ie  TltXohxtm.   (^emdnbcgefang.  HS 

lam.  An  eine  t)oflflänbige  SJetbtängung  be^  lateinifd^en  JKt(i^en= 
gefangen  badete  er  übrigen^  nid^t.  Sud^  lateint|(^e  (Seffinge,  beten 
teilttjcife  Seibel^altung  ex  um  bct  lieben  '^UQtn'b  »illen  für  einige 
®otte§bienfte  »unfd^te,  finben  \\^  in  jenem  ®efangbu(^. 

Unb  im  ®otte§bien[te,  mofur  fte  beftimmt  waren,  finb  Sutl^er« 
löieber  atebalb  gefangen  worben.  ©a§  »ar  bod^  nur  babutc^ 
mßglid^,  bafe  fte  \\^  an  altl^crgebrad^te  SKelobieen  anfd^toffen.  33ei 
jenen  bierunbjiüanjig  Siebern  miib  bie  SRclobie  faum  eines,  aud^ 
Tiid^t,  wie  man  lange  gemeint  l^at,  bie  ber  Überfe^ung  beS  Srebo : 
„SBir  glauben  aW  an  einen  ®ott"  auf  ßutl^er  jurudfjufül^ren  fein. 
S3ei  Icn  nur  ücrbcfferten,  ubcrfe^tcn  ober  umgebid^teten  (Seffingen 
ergab  fid^  bie  ©eibel^ltung  ber  alten  SBeife  bon  felbft.  ^r  anbere 
griff  er  mit  einer  Unbefangenheit,  bie  bamals  niemanb  üerle^te 
unb  bie  bis  tief  in§  17.  3^^""^^^  beobachtet  »erben  fann,  jum 
Sßoltelieb.  Die  ißne,  bie  bem  SJolfe  lieb  unb  wert  unb  bor  aüem 
geläufig  maren,  entlel^nte  er  ol^ne  ©d^eu  für  bie  neuen  geiftlid^en 
(Sefdnge,  mochten  pe  aui)  urfpTunglid&  l^öd^ft  mcttlid^en  ßiebern 
gebient  l^aben  — ,  rootite  er  boc^,  mie  er  in  ber  ?Jonebe  feines 
(Sefangbuc^eS  fagt,  ,,ba6  bie  "^w^zrCb  etwas  l^tte,  bamit  fie  ber 
^ul^llieber  unb  fleifc^lid^en  @ef finge  loS  werbe".  ®aS  war  aud^ 
ber  ®runb,  weSl^alb  er  bie  3Retobieen  in  üicrftimmigem  ®afte,  "bm 
3ol^.  SBalter,  ber  turfütftlic^e  ©angcmciflcr,  geliefert,  l^injuffigte. 

®iefe  prinjipicfle  Sinfül^rung  beS  ®emcinbcgcfangS  in  ben 
®otteSbienft,  ber  fid^  balb  überaö  SSal^n  brad^  unb  }^u  neuen 
ßieberbic^tungen  unb  -fammlungcn  5Hnlafe  gab,  benn  ßutl^er  wollte 
auc^  in  biefem  ^unttc  nur  angeregt  l^abcn,  war  nä(^ft  ber  Äb= 
fd^affung  ber  3Reffe  wol^l  bie  wid)tigfte  Snberung  im  gotteSbienft= 
lid^en  Scben.  ®ie  liefe  erlennen,  welche  anbere  ©teflung  je^t  bie 
©cmeinbe  einnal^m.  ®aS  trat  nirgenbs  beutlid^er  l^erbor,  als 
wenn  fie  jcftt  felbfl,  wie  cS  früher  nur  ber  ^riefter  getrau,  in 
bem  Siebe:  ^SBir  glauben  all*  an  einen  @ott",  il^ren  ®lauben 
unb  il^re  3wö^tfi(^t  bclannte.  — 

aber  äße  biefe  SSerfinberungen,  bie  Sutl^er  in  Wittenberg  öor= 
nal^m,  bejogen  fi(^  nur  auf  bie  ©tabtgcmeinbe.  3^  ber  @tiftS= 
fird^e  blieb  einftweilen  aDeS  beim  tllten.  SBie  oft  aud^  ber  Rurfürfl 
feine  Siebe  jum  göttlichen  SBort  bejeugt  l^atte  unb  afleS  gewfi^rea 

Jtolbe,  8tttl^er.    n.  8 


114  2)a«  OUtcnBnget  etift  irab  ber  Ihtrfütff. 

ttei  mai^  ol^ne  (S^effil^tbung  ber  Otbnung  oot  fi(^  ging,  feinerfeit^ 
badete  et  niii^t  batan,  mit  ben  alten  3^^>nonteen  obet  mit  bem 
il^m  an^  O^S  gemad^fenen  %eliquienbienft  5U  brechen.  92o(^  bi$ 
ins  ^l^r  1622  hinein  mußten  ®palatin  unb  feine  Agenten  neue 
XeKquien  auffud^n.  ^n  feine  Stiftung  lief)  et  fi(^  nic^t  ]^tnein= 
teben,  ©arfiber  »utbe  öutl^et  immet  dtgetUc^er.  3eme^  ber 
Steliquienbienft  unb  baS  ganje  Unmefen  ber  äReffe  burd^  ben  durften 
fonttioniert  ju  »erben  fc^icn,  um  fo  ungeflfimer  forberte  Sut^er, 
»ie  er  bied  in  ber  ®(^rift  bom  SRif(6rauc^  ber  SReffe  getl^n,  feine 
Xbfd^affung.  Sr  tonnte  aud^  barauf  bermeifen,  bafc  mit  »enigen 
«uönal^men  bie  ®tif t«l^erren ,  »ofur  er  3^"S««  'Ö^^e,  burc^  ttn= 
fittlic^ed  Seben  8ffentlid()e3  Ärgernis  erregten.  IBenn  man  fie  aud^ 
bulben  muffe,  prebigte  er,  fo  fei  ei$  bo(^  $fli(^t  >ed  SiateS,  gegen 
il^e  Unjttd()t  einjufd^reiten  ober  fte  jur  (Sl^e  ju  jwingen.  ®a  n)at 
e§  fein  SSBunber,  »enn  fie  ber  C^ol^n  ber  ©tubentenfd^ft  traf, 
unb  biefe  bann  unb  wann  loie  bei  ber  (Sl^riftmeffe  1522  ftd^  ju 
groben  S^jeffen  ]^inrei|en  lie{(.  Sad  SRinbefte  fei,  mie  Sutl^et  an 
©palatin  fd^rieb,  bafe  bie  öon  ber  furfurftUd^en  Jfammer  bejal^lten 
SReffen  eingefteUt  würben.  ^aS  moDte  fc^on  etwad  fagen.  SRan 
benfe,  bag  nad^  ®pa(atin^  SSered^nung  im  SBittenberger  ®tift  mel^r 
aU  9901  Steffen  im  3<^^re  gelefen  würben,  bafe  bie  Qaffl  ber 
ftleriter,  beren  (SteQen  bamatö  freilid^  nid^t  mel^r  aUe  befe^t  waren, 
bur(^  bie  SRunificenj  beS  Rutfurften  nac^  unb  nac^  auf  83  geftiegen 
war  unb  mel^r  atö  36000  ^funb  2Bad()§  ju  (g^ren  ber  lieben 
^eiligen  im  3^^  bcrbrannt  würben. 

3n  aflebem  war  ber  alte  ^err  aber  fel^r  fcftwierig.  ®erabe 
jeftt  ffird()tete  er  wieber  jeben  ©d^cin  einer  ^arteinal^me.  Um  bem 
Vorwurf  5u  entgegen,  bie  ^rieftcrl^eiraten  ju  begunftigen,  l)er= 
weigerte  er  baS  für  Sugenl^agenS  ^od^jeit  erbetene  SBilbbret. 
©palatin  lieferte  e§  flatt  beffen. 

Älö  bann  im  gebruar  1523  ber  ©tift^bec^ant  geftorben,  nal^m 
Sutl^er  ®elegenl^eit,  ba5  ftapitel  in  einem  privaten  ©(^reiben  ju 
ermahnen,  nunmel^r  ba$  öffentliche  Ärgernis  abjuftellen.  SRad&gerabe 
fei  baS  (Sbangelium  burc^  SBort  unb  ©d^rift  lange  genug  geprebigt 
worben.  £)ie  Uniberfit&t  (am  feinen  3Bfinf(^en  entgegen,  inbem  fie 
?lm3borf  jum  ©ed^anten  wäl^lte.   ©erfelbe  trat  aber  jurfidt.   ©a  er 


Sutljet  fotbett  bie  abfd^affong  ber  SKeffe  hn  ©tift.  116 

mit  Scftimmtl^cit  ctflättc,  bic  SKeffcn  nid^t  biilbcn  ju  Wnncn,  wfitbe 
er  aud^  faum  bic  futffitftlic^c  ©cftfittguitg  etl^ltcn  l^aben.  ®o 
»urbc  ein  anbetet  gewäl^lt  unb  eö  blieb  alleö  beim  aiten. 

»ibet  Sutl&et  tul^te  nid^t.  «m  11.  3uli  fanbte  et  ein  jweite« 
SKal^nfd&teiben  an  bie  »apiteföl^tten.  ®af|  bicfe  pd^  auf  beu  SBillett 
be§  Jhirfutften  betiefen,  mad^te  il^m  leinen  (ginbtudf:  „3d&  tebe 
iftunb  mit  eutem  (Sewiffen,  waö  gel^t  un«  bet  ftutffltjt  in  fold&en 
&aä)tix  an?  3l^t  »iffet,  »a5  @t.  ^ettu§  faget  «pofitelgefd^.  5,  25 : 
3Kan  mufe  ®ott  mel^t  gel^otd^en  atö  ben  SKenfc^en."  ^anbele  t» 
fi(^  bod^  nicbt  um  menfd^lid^e  ®ebtäu(^e,  fonbetn  um  (gintic^tungen, 
»eld^e  mibet  bie  lautre  Seilte  S^rijii  unb  ben  ®Iauben  ftteben. 
„(S^  ifl  lang  genugfam  gebulbet  um  bet  ©c^mac^en  unb  Unwiffenben 
»iOen;  »a^  mit  länget  bulben,  »ifl  auf  un3  fommen  unb  mit 
ftemben  ©finben  un§  befd^meten."  (St  ging  jefet  fo  weit,  il^nen 
bie  (^tiftlic^e  ®emeinjd^aft  aufjulfinbigen,  unb  bto^te  in  einet 
fd^atfen  ^tebigt  üom  2.  «uguft,  l^infott  »ibet  fie  beten  ju  moUen, 
wie  et  bi^l^et  füt  fie  gebetet  l^abe.  ©atubet  befd^metten  fic^  bie 
©tiftäl^etten  jofott  am  nfid^ften  läge  beim  Shitfutften.  ®a5  @etud&t 
l^atte  8ut^et§  ©tol^ungen  nod^  öetgtöfeett.  ®ie  »oUten  glaublidj 
hmö)Ut  jein,  Sutl^et  woDe  fie  mit  bem  SSanne  befd^weten,  „(&^ 
meinfd^aft  bet  ^^wonet,  alsi  gemeinen  fauff,  bit,  btot,  fleifc^e^ 
unb  anbete  ju  öetbieten''.  ©atübet  liefe  bet  ftutfötfl  Sutl^et  etnft 
lic^e  SSotftettungen  mad^en,  etinnette  an  baS  nal^e  bebotftel^enbe 
ftonjil,  aud^  baf(  Sut^et  feine  SSeteitfd^aft  etll&tt  |abe,  ftd^  nad^ 
bem  taifetlid^en  äRanbate  Detl^alten  ^u  noUen.  (Sin  betattiged  SSep» 
falzten  l^abe  et  batum  nic^t  etwattet.  S^^^ff^w  glaubte  8ut|et  in 
feinem  Siechte  ju  fein  unb  etflätte,  afle  @ewalt  üetl^inbetn  abet  au(§ 
in  feinet  ^tebigtweife  fottfal^ten  ju  »oflen.  ©ietbutd^  eingefc^üd^tett 
fd^ienen  bie  ©tiftsl^etten  jeftt  ju  Anbetungen  beteit.  Hbet  eS  fam 
nid^t  baju.  ®utd^  ßutl^et^  SSotgel&en  bei  bet  SSefeftung  bet  ^fattei 
Detfd^&tfte  fid^  mol^l  bie  ©timmung  bet  ftapitel^l^enen  gegen  il^n, 
unb  fie  l^atten  einen  9ludl^alt  an  bem  ftutfütften,  bet  Don  bem, 
»aö  et  unb  feine  SSotfal^tcn  geftiftet,  nid^t  lafjen  wollte.  9t 
untetfagte  jebe  Anbetung  unb  betätigte  btei  neuettt)ä|lte  ©tift3= 
geifilidge,  benen  et  nid^t  ttaute,  nut  auf  il^t  a3etf))ted^en,  il^en 
litd^lid^en  Dbliegenl^eiten  nac^fommen  ju  moUen. 

8* 


116  int^x9  ftom^f  gegen  ba«  fOIei^igctt^ft. 

S)ad  glaubte  Sutl^ec  nic^t  bulben  ju  büxfen.  OffentUd^  utib 
)>n)>atim  belfimpfte  et  bad  Unmefen  im  HDexl^eUigenftifte  unb 
forbettc  befonbetd  burd^  ©palatin  feine  Äufljebung.  3ene  brci 
@tiftdl^enen  Dermoc^ten  au(^  il^t  S3eTf))tec^en  nid^t  ju  leiten.  @te 
gaben  besl^lb  il^re  ®teQen  auf,  freiließ  in  bet  O^pung,  ber  StuT= 
fuift  »erbe  fie,  wie  Sutl^r  il^m  am  8.  ^^li  1524  oorfc^lug,  als 
Seigrer  an  bet  Unibetfitfit  bie  ftul^eten  ^tdbenben  genicfeen  lafjen, 
Übetl^aupt  ging  fein  äBunf(^  bal^in,  "ba^  Don  ben  ©tiftsl^etten  unnü^ 
betgeubete  ftapital  bet  Unibetfitfit  jujuwenben. 

(Sin  (leinet  ®tfolg  mat  ed,  aU  biefelben  untet  bet  O^nb  bet= 
\pxaä)m,  ba«  Jlbenbma^l  nut  untet  beibetlei  (Seftalt  aufteilen  ju 
tDotten.  ©a  bie  ®emeinbe  fo  befd^loffen,  fd^ien  eg  baS  SRinbefte  ju 
fein,  tt)a§  Sutl^et  je^t  glaubte  fotbetn  ju  muffen,  ©ie  Jhinbe,  bie 
il^m  bann  im  92obembet  jutam,  baf(  man  bo(^  gelegentlich  nad^ 
bet  alten  SBeife  üetfal^te,  betfeftte  il^n  in  ben  ^eftigften  S^tn. 
S)af(  bem  etma  ®emiffenSbeben{en  ju  @tunbe  liegen  fönnten,  ^ielt 
et  in  ^nbettad^t  bed  fonftigen  Setl^altenS  bet  ®egnet  unb  bet  fo 
oft  gel^ötten  ^tebigt  bed  (SbangeliumS  \üx  auSgefd^loffen.  (St  fal^ 
barin  nut  bie  Slbfid^t,  bie  (Sinigteit  bet  ®emeinbe  ju  ftdten,  Flotten 
unb  @e(ten  aufjutic^ten,  ©aS  enblid^  ju  Äuftu^t  füllten  »ctbe. 
„©cSl^alb  »etbe  id^  gebtungen",  fc^xieb  et  an  bie  ©tiftsl^ettcn,  ,,al§ 
ein  Setufenet  biefet  ®emeine,  mit  (Spottes  (Snaben,  ^t  unb  äßittel 
bamibet  futjunel^men,  bamit  id^  meinem  (Semiffen  genug  tl^ue,  unb 
baS  Seuet,  »eil  e^  nodd  im  gunbet  glimmet,  ju  bfimpfen,  fo  biel 
an  mit  ift."  ®o  ft^tieb  et  ©onnetftag,  ben  17.  5llobembet,  mit 
bet  beftimmteften  «uffotbetung,  bis  jum  näd^flen  Sonntag  eine 
tlate  äntmott,  ja  obct  ndn,  abjugeben.  ©d^on  am  fotgenben 
Jage  baten  bie  ©tifts^etten  mn  (gntfd^ulbigung;  abet  Sutl^et  bet= 
langte  ungeffiumte  HbfteHung  aUet  SReffen,  btol^te,  beSl^lb  beibe 
©ütgetmeiftet  an  fie  abjufd^idfen,  auc^  ben  ^tebigtftu^l  ju  bet= 
laffen  unb  einen  anbeten  batauf  ju  fteUen,  bet  fo  ptebigen  foUe, 
bafi  bie  SReffen  geioi^  abgetl^an  mutben.  Unb  bai  mitllid^  bei 
Mngetet  SBeigetung  »uftu^t  unb  lumult  ju  etwatten  »at,  jeigte 
ft($  nut  }u  balb.  9Die  Stubenten  lief)en  ftd^  gtobe  VuSfd^teitungen 
befonbetS  gegen  ben  ©ed^anten  S3e|(au  jufd^ulben  fommen,  unb 
nut  mit  3Rfi^e  lonnte  ßutl^et  ©d^limmete«  betl^uten. 


,,$oit  bem  (Greuel  ber  ^ixüm^t."  117 

S)eT  fturfürft  mar  im  f^Mj^itn  äßa^e  ungel^alten.  (St  Ue| 
Sutl^ct  batan  erinnern,  bafe  er  ja  jclbft  ptebigc,  ^ba|  man  baS 
SBort  ®otte§  foBe  fcd^ten  laffen,  baö  »erbe  5u  feiner  S^it  wenn 
ed  ©Ott  l^aben  »oUt,  »ol^l  wirten".  ©od&  ßut^et  liefe  fi(^  nic^t 
beirren. 

9lo(i^  nid^t  am  nfic^ften,  aber  am  barauffolgenben  ©onntag, 
am  27.  Siooember  1524,  brad^te  er  bie  ©ad^c  »ieber  auf  bic 
ftansel,  erläuterte  baS  ®otteSlfiflerlid|e  be§  3Refetanon§  unb  forberte 
jum  ©d^lufe  alle,  durften,  S3urgermeifter  unb  Slid^ter  auf,  fold^e 
(Sotteöldftcrung  nit^t  ju  bulben.  „3ft  eud^  erlaubt  üon  ®ott,  einen 
üermegenen  ©üben,  ber  ba  tfiftert  auf  bem  SKarlt,  ju  ftrafen,  ei! 
fo  lafet  eudd  erlaubt  fein,  biefe  greuliche,  grofee  anti(^riftlid^e  ®otU^: 
Idftcrung  auSjurcuten."  Unter  biefem  ©epc^töpunltc  ber  8ffcnt= 
liefen  ®ütte^läfterung,  baran  mufe  man  \\i)  erinnern,  um  fein 
fd^roffeö  SJorgel^en  ^u  üerftel^en,  fafete  er  ben  gortbeftanb  bcö  SRefes 
lultuö  auf.  2)ie§  fül^rte  er  ani)  in  einer  gleichzeitigen,  »efentlii^ 
für  bie  äBittenberger  beftimmten  ©c^rift:  „85on  bem  ®reuel 
ber  ©tillmeffe"  auö,  in  ber  er  ben  SRefefanon  burd^nimmt. 
Sicd^tlid^  mar  nac^  feiner  ^uffaffung  burd^  „allgemeinen  Äonfenfud'', 
morauf  er,  »ie  er  fc^on  am  30.  Sidtj  1522  fc^rieb,  l&atte  martcn 
»ollen,  bie  SReffe  gefallen.  ?lufecrbcm  mar  nad)  feiner  Überjeugung 
nun  genug  geprebigt:  jene  Ififterten  miffentlid),  mc^l^alb  bic  ®es 
meinbe,  ol^ne  eine  3Ritfd^ulb  auf  fid^  ju  laben,  fte  nid^t  mel^r  mit 
®ebulb  tragen  bürfe.  Un§  SKoberne  tann  bie^  bcfremben.  Sin 
SBiberfpvu(^  mit  Sutl^erS  frul^eren  ?lu§laffungcn  lag  bod^  nid^t  barin. 
SBie  oft  er  früher  ober  fpäter  bic  ©cmiffcnSfrei^eit  unb  für  ben 
einjelncn  aud^  \>a^  9ted^t,  ungläubig  ju  fein,  betont:  baS  Siedet 
eine§  bon  ber  ®emeinbe  fid^  abfonbernben  ftultu§  ^at  meber  er 
no^  irgenbeiner  ber  Sleformatoren  barauö  abgeleitet.  ®er  ®ebanlc 
ber  Slcligionöfrei^cit  »ar  jener  ^dt  ein  gänäli(^  frember. 

®ie  SBittenbergor  ®emcinbe  l^atte  ßut^er  oötlig  auf  feiner 
Seite.  S3alb  mä)  jener  ^rebigt  forberten  9lat,  ®cmeinbe  unb 
Uniüerfität  il^rerfeitö  bic  ?l6fc^affung  be§  ®reuel5,  ben  fie  nid^t 
mel^r  bulben  tonnten.  ®a§  mirfte.  Unter  bem  ®rudt  ber  83er= 
§ättniffe  gab  man  nad§.  SBeil^nad^ten  1524  jeigten  bic  ®tiftS= 
Irenen  an,  bafe  fie  fi(^  überjeugt  l^ätten,  bafe  bic  3Reffe  ni^t  attf= 


118    Sbf^affmig  ber  STOcffe.    2)er  fturfttrll.    (Sbertut  Mtt  ®ün)bttrg. 

tec^t  5U  erl^lten  fei.  Unb  ber  Shitfut^  tief)  es  gefc^e^en,  »enn 
aud^  mit  fii^toerem  Oetjen  unb  üoQ  UnmiQen^  über  ßutl^.  ®o 
fittfierte  er  ftd^  gegen  feinen  Sruber  Solenn,  ber  il^n  fd^on  im 
Sommer  1623,  aU  man  in  Z^iiringen  unb  fogar  in  Xorgau  bie 
grol^nlei(l^namd)>ro}effion  unterlaffen  l^tte,  barfiber  getröftet  l^tte. 
3e^t  f))ra(l^  er  fein  SSebauern  barüber  aud,  baj)  Sutl^er  bem  Ihtrffirften 
»entgegen  l^nbele".  (Sin  paax  Xage  fp&ter  aber,  am  27.  S^nuar 
1525,  fii^rieb  er  boQ  ^eube  über  ba^,  toQ&  er  ju  Sßittenberg  ge= 
fe|en  unb  gel^ört,  unb  mie  ,,ein  grof(e$  SSoU  in  ber  Stireren  ju 
Sßittenberg''  bei  ßutl^erg  ^rebigt  gemefen,  unb  er  baDon  geprebigt, 
oie  man  beten  unb  mad  man  beten  foUe  unb  aUemeg  bas  %^tu 
trauen  ju  ®ott  l^aben,  baf)  ed  il^m  gefaUe. 

daneben  bef(^fiftigte  Sutl^er  nid^t  minber  bie  @orge  um  bie 
gefiigung  d^riftlid^en  Sebenö  unb  bie  SReucrbnung  beö  ®emcinbe= 
lebend  in  jeber  ©ejiel^ung.  ^ier  waren  bie  ©d^wierigteiten  vod^l 
ttod^  größer  atö  auf  anberen  ®ebieten.  äBie  bie  neuen  @rtennt= 
niffe  überall  ju  einer  üoUftänbigen  Snberung  afler  öebendüer]^lt= 
niffe  brängten,  ift  fd^on  beobachtet  worben.  Unb  je  »eitcr  8ut|er3 
®ebanfen  burc^  SBort  unb  ©c^rift  in  bie  SRenge  getragen  »urben, 
je  mel^r  jeigte  pd^  l^ier  unb  ba  bie  Steigung,  relatio  Siebenfäcblid^eS, 
meil  ed  in  bem  eigenen  ®efid^t§treid  lag,  als  ba$  92äd^ftliegenbe 
anjufel^en.  S)aS  gilt  }.  S3.  üon  bem  trcfflid^en  (Sberlin  Oon  ®un}= 
bürg,  einem  granjistaner  bon  Ulm.  3^^  f^i^^w  ooltstümlid^en 
Schriften  warf  er  eine  güfle  praltifd^er  ®ebanlen  in  bie  SKenge, 
bie  jum  2;eil  nic^t  audfül^rbar  waren,  ober  bod^  erft  in  ferner 
Seit.  Caju  lam,  woüon  fpfiter  in  anberem  Sufammenl^ang  ju 
fpred^en  fein  wirb,  »ad  man  oon  ben  SReformationöanfängen  in 
ber  ©d^meij  unb  ben  bamit  oerbunbenen  politifd^en  Sßorg&ngen  t)er= 
nal^m,  eine  ftunbe,  bie  auf  manche  fubbeutfc^e  ®egenben  ni^t  ol^ne 
(ginflufi  fein  tonnte.  S3ei  ben  fi^  fo  oielfad^  heujenben  g^tcr- 
effen  wirb  ba  tein  Serftänbiger  eine  gerablinige  ®nt»idfelung  cr= 
UKirten.  ®ab  es  bod^  au(^  abgefe^en  üon  Sarlftabt  unttare  ftdpfe 
genug,  bie  fid^  barin  gefielen,  Den  einen  ober  anberen  ®ebattfcn 
aufjugreifen  unb  gerabe  üon  feiner  Änertcnnung  unb  ©urc^fuJ^rung 
baS  ^eil  abl^&ngig  i\x  mad^en. 

©al^in  gel^örte  3af.  ©traufe,  ein  geleierter  SRann,  ber  frul&  öon 


3aIob  @ttau6  unb  feine  X^xxt  t>om  ®efe^  unb  i9om  Sudler.    119 

ßutl^ctS  2c|tc  ergriffen,  bereite  im  grül^ia^r  1521  ju  ^afl  im  3nn= 
tl^ale  ba^  (Soangelium  geprebigt,  unb  Don  bort  bertrieben  nad^  mancherlei 
Srrfal^rten  im  ^a^xt  1623  ^rebtger  in  ©fenad^  würbe,  ^in  seigte 
er  p(^  ate  einen  rul^rigen,  tl^atfräftigen  SKann,  ber  mit  toielem  ©fer, 
für  Sutl^er  allerbing«  ju  l^aftig,  reformierte  unb  bei  ^erjog  3öl^Änn, 
ber  gemö^nüd^  in  SBeimar  reftbierte,  in  großen  Knaben  ftanb.  ®e|r 
balb  beobachtete  man  bei  il§m  eine  gewiffe  @efeftlid§teit.  ©ie  SBert« 
fc^&ftung  ber  ®c|rif t  fteigerte  er  bi§  jur  gorberung,  unter  Äbfd^ffung 
ber  gettenben  Sled^t^orbnungen  ba«  mofaifd^e  ®efeft,  befjen  ewiflen 
SSeftanb  er  leierte,  wieber  auf jutid^ten.  SBon  biefem  (Sebanfen  au8 
belampfte  er  nid^t  nur  wie  Sutl^er  unb  anbere  ubermäfeigeö  ^in^« 
nel^men,  fonbcrn  wollte  e§  fd()on  für  SBuc^er  angefel^en  wtffen,  wenn 
jemanb  auc^  nur  einen  Pfennig  über  bie  geliel^ene  (Summe  forberte; 
ja  e§  fd^ien  il^m  nic^t  minber  funblid^,  3i«f^w  i^  i^^^  ^"^  jw 
nel^men.  ©old&e  Sufeetungen,  mit  benen  er  fd^arfe  auöffiöe  gegen 
Abel  unb  ^faffentum  ocrbanb,  bie  jum  SSerberben  be§  armen 
^anne^  eben  auS  bem  äßud^erjin^  bie  Mittel  ju  i^rem  9Ru|iggang 
gewannen,  fielen  auf  nur  ju  guten  Soben.  SRid^t  mit  Unrecht  l^at 
man  il^mr  fpfiter  oorgeworfcn,  ben  SSauern  bie  Äöpfe  oerbrel^t  ju 
JU  l^aben.  ©d^on  bamalö  nannte  man  feine  Sieben  aufrul^rerif^. 
^reilid^  aud^  SReland^tl^on  l^atte  in  feinen  loci  theologici  Dom 
Saläre  1521  bie  ©nfül^rung  be§  mofaifd^en  ®efefte§  unb  fogar 
„ber  meiften  3ctemonieen"  für  wunfc^enöwert  ertlärt,  weil  ba3 
SBort  ®otteö  allen  mcnfc^lid^en  Sinrid^tungen  üorjujicl^en  fei,  l^atte 
aber  feitbem  Ifingft  ertannt,  baf(  ba§  (Soangelium  mit  ben  S)ingen 
biefer  SBelt  nid^t^  ju  tl^un,  unb  ber  S^rift,  foweit  e§  ol^ne  ©finbe 
möglid^,  fi(^  nad^  ®efe^  unb  £)rbnung  bed  Sanbe^  ju  rid^ten  l^abe. 
®aüon  fud^te  er  ©traufe  im  grü^ial^r  1524  bei  einer  Änwefenl^eit 
in  (Stfenad^  ju  überzeugen.  ®o  \pxa(l)  fid^  aud^  8ut§er  an  oielen 
©teQen  au$,  u.  a.  gegenüber  bem  ^erjog  S^l^ann  Don  ©ad^fen, 
auf  ben  bie  (Brunbe  beS  ©traufe  nid§t  o§ne  (ginflufe  geblieben 
waren.  Über  beffen  Seigre  üom  IBud^er  l^atte  ßutl^er  fd^on  im 
Dttober  1528  auf  ben  Sßunfd^  bed  Stanjlerd  S3rüd(  ein  miSbiUigenbefS 
®utad^ten  abgegeben.  SBel(^e§  Unl^il  bie  Siebe,  e^  fei  fünblid^ 
3ittfen  JU  bejal^len,  bei  bem  ^gemeinem  ^öfel,  ber  folc^eö  nid^t 
anberd  benn  um  feinet  92u^en8  wiQen  gerne  l^öret  unb  tl^ut",  an« 


120  ^rmott  Mm  f&uäftx  unb  llauffti^aitbluttg. 

tid^ten  muffte,  tonnte  i^m  natüt(i(^  nic^t  entgelten,  di  n)unj(|te, 
ba{(  ^etjog  3<^'^it>i  V^^^  anl^teltc,  Jolä^t^  bem  93o{te  miebet  attd= 
juteben''.  9Dad  eneid^te  er  bei  bem  fel^r  felbft&nbigen  (Eifenac^er 
^tebiger,  bet  Öutl^et  feinedweg«  ate  Äutoritfit  anertannte  —  ßutl&erä 
jlame  »itb  in  feiner  feiner  ©d^riften  genannt  —  freilid^  nic^t- 
SBenn  ®trauf(  auc^  etmaS  einlenfte,  {o  nal^m  er  bod^  ni^td  jurüdC; 
ol^ne  irgenbmie  auf  ®egengrunbe  ju  ad^ten,  moQte  er  fogat  bad 
3u6el)al^r,  »onad^  ade  funfjig  S^l^re  bie  t)ertauften  ®üter  an  ben 
urfprunglid^en  SSefi^er  jurüdtfaUen  feilten,  eingeful^rt  fe|en,  unb  e^ 
gab  t)ie(e,  bie  bem  Dom  ^erjog  S^^^^ti^  gef^fi^ten  SRanne,  bem 
bod^  audd  ßutl^er  in  Dielen  SDingen  feine  Snertcnnung  nid^t  oerfagen 
tonnte,  jum  93erberben  ber  ganzen  Sanbfd^aft  gl&ubig  laufc^ten. 

®ie§  unb  bie  immer  »icbcr  Don  neuem  erörterte  gtage  nac^ 
ber  SSerec^tigung  ber  großen  ftaufmannSgefeUfd^aften,  fomie  birette 
Slnfragcn  Deranla^ten  Sutl^er,  im  ^<x})Xt  1524  feinen  »großen 
©ermon  Dom  SBud^er"  neu  l^erauSjugeben  unb  bamit  eine  Schrift 
Don  „  Ä  a  u  f  5 1  a  n  b  l  u  n  g  •  ju  Derbinben.  SRit  fid^tlid^er  Slbneigung 
gegen  ben  ®ro|>l&anbel  überl^aupt,  für  beffcn  ßeben^bebingungen 
bei  aUer  fonftigen  ftlarl^eit  in  \>tn  fragen  beS  öffentlid^en  SebenS 
er  lein  rechtes  SJerftänbniö  ^at,  etörtert  er  bie  il^m  befannt  ge= 
worbenen  Jfniffc  unb  SDiittelcben  ber  Raufleutc,  einen  größeren  S3ot= 
teil  JU  erjielen,  al5  bie  mittelalterlid^c  ftnfd^auung  julicfe.  ©anj 
befonberS  Derurteilt  er  aud^  ba§  93firgf(^aft^tt)efen.  S3urgc  »erben 
unb  SBütgfd^aft  annel^men  ift  il^m  ein  falfc^ciS  85ertrauen  auf  SRenf^en 
unb  ein  ungemeffeneö  ©ingreifen  in  ®otteS  SBert.  3Rit  gutem 
®e»iffen  in  ftaufmannSgefeUfc^aftcn  ju  bleiben,  l^ielt  er  für  un= 
möglich :  rf Sollen  bie  ©efeUfd^aften  bleiben,  fo  mu^  S^led^t  unb 
8lebli(^teit  untergel^en.  ©oll  älec^t  unb  SRcblid^feit  bleiben,  fo 
muffen  bie  ®cfeflf(^aften  untergel^cn.''  3Rit  biefen  Siu^laffungen 
ftellte  fic^  ßutl^er  auf  ben  ©tanbpunft  cine§  gtofeen  Seils  ber 
beutfd^en  9lation,  ber  Don  ber  8lbfc^affung  ober  »enigflenS  S3c= 
fc^ränlung  jener  ®efetlfd^aftcn  unb  il^rer  SRonopolmirtfd^aft  eine 
»efcntlid^e  ©efferung  ber  »irtfd^aftlid^en  ßage  erwartete.  Sbenfp 
fidler  Derlefete  er  bamit  in  ben  ftreifen  ber  Äaufmannfd^aft,  unb 
man  tann  bie  S3eobad^tung  mad^en,  bafe  man  in  einjelncn  ©tdbten 
}.  S3,  in  SlugSburg  ju  Seiten  bie  tird^li^e  grage  mit  ber  SKonot)oU 


2)ic  toad^fcnbc  i«ot  bct  W6n6ft.  121 

»ittjd^aft  in  bic  cngfle  aSctbinbung  bra(^tc  unb,  weil  man  fid^  1>\xx6) 
gutl^cT^  gcwid^tigcö  SBort  in  feinen  2«teteffen  bebrol^t  fal^,  aud^ 
gegen  il^n  übetl^aujjt  etllätte.  — 

anbetet  al5  ba§  ©twäl^nte  berül^rte  Sutl^er  in  biejer  ^cxt  nod^ 
nnmittelbatet. 

®a5  abfd^äftige  Urteil  über  bic  Älöfter  befonberä  Die  »etteU 
Ilöftcx  |atte  fel^t  balb  bie  SBittung,  bafe  bie  SJönd^e,  bie  nod^ 
nic^t  gettiflt  »aten,  bie  Shitte  au^ju^iel^en ,  nid^tö  mel^r  ju  leben 
l^atten.  ©er  S3ettel  war  bcrboten,  ia^  Jlid^tStl^un  geächtet,  unb 
es  mar  menfd^lid^,  bag  bie  freiwilligen  Siebeggaben  abnahmen  ober 
aufl^örten,  nad^bem  man  ertannt,  bag  man  ftc^  baburd^  nid()t  ben 
^immel  erwerben  fönne.  S)iefer  materielle  Umjd^lag  DoQjog  [id^, 
nod§  el^e  man  auf  Kbl^ilfe  l^atte  benfen  (önnen,  fo  bajj  bie  SRönc^e 
barfiber  in  3lot  famen.  S3ereitö  im  Slpril  1522  fa^  fic^  ßutl^er 
gejwungen,  5U  prebigen,  man  miiffe  entweber  ben  ©ettel  wieber  jus 
laffen  ober  für  bie  Smäl^rung  ber  ßeute  jorgen.  ®en  SBerluft,  ben 
fein  eigenes  ftlofter  burd^  ben  gortfall  beS  ©ettclS  crfal^ren,  fc^dftte 
Sutl^er  fc^on  im  3Rai  1522  auf  300  ©ulben.  ©aju  fam,  bafe  beim 
SRangel  an  tird^lid^en  (Strafmitteln  bic  ®infünfte  aus  S^nfen  unb 
liegenben  (Srünben  nur  fpärlid)  eingingen.  @in  C)au))tf(^ulbner  beS 
ftlofterS,  (Sünt^er  b.  ©taupi^,  fcbien  fic^  nunmehr  jeber  ä^l^lwng 
entiiel^en  ju  woüen.  SRan  lebte  üon  ber  ^anb  in  ben  SRunb,  oft  ol^ne 
ju  wiffcn,  roa§  ber  nä(^fte  iag  bringen  werbe.  3^i^"^^i'i9  »«^  ^i^ 
5Rot  fo  grofe,  bafe  Sutl^er  baran  badete,  ob  i^n  biefe  Unban£bar£eit 
ber  SBittenberger,  bie  il^m  mand^e  trübe  ©tunbc  mad^te,  ja  ben 
lob  erfel^nen  liefe,  nic^t  jwingen  würbe,  „ben  ^apiften  unb  ftaife= 
rifc^en  ju  ®ef allen"  üon  SBittenberg  ju  wei(^cn.  ®o  ftanb  eS  in 
SBittenberg  unb  nic^t  minber  an  anberen  Drten  in  biefer  fc^wexen 
3eit  beS  Übergangs. 

SBer  l^attc  eigentlich  baS  ©gentumSred^t  an  ^ab  unb  ®ut  ber 
ftlöfter^  ®S  lag  nabe,  bafe  bie  einjelnen  in  Sluflöjung  begriffenen 
ftonoente  baSfelbe  für  fid^  in  Änfprud^  nal^men.  Unb  ßutl^er  billigte 
es,  als  bie  8lugufliner  in  ^^x^bttg,  in  ©ac^fen  im  SRai  1522 
baran  badeten,  i§re  Jfleinobicn  ju  üerfaufen  unb  ben  @rlös  unter 
fid^  JU  öerteilen,  „bamit  fie  nid^t  fo  baar  aus  bem  Rlofter  gingen". 
®ieS  würbe  aber  üon  ber  Dbrigleit  nic^t  gelitten. 


122  2>ie  (frage  na4  bem  ffttä^t  auf  Ue  etlftttngftgelbn. 

(Sine  meitere  ^age  mar,  mie  ed  mit  ben  fitii^Ud^eti  Stiftungen 
ju  leiten.  (Sollten  mit  ben  äReffen  m^  bie  Stiftungen  feI6ft 
faden?  (Satiftabt  l^tte  in  ber  Don  il^m  l^enfil^renben  IBittenberger 
SKtd^enorbnung  bie  ^age  bol^in  gelAft,  baf(  bie  ^rieftet  nad^  bem 
Kuf§5ten  ber  SReffe  für  bie  il^nen  jufaQenben  ©tiftungdgelber  bie 
armen,  tränten  ßeute  befud^en  unb  in  il^ren  92ftten  trfiften  fodten. 
Sutl^er  riet,  faQd  bie  no(^  lebenben  (Stifter  nid^t  mit  ber  S3eis 
bel^ltuug  ber  Stiftungen  ju  anberen  S^i'eden  einDerftanben  mfiren, 
batauf  ju  Derjic^ten.  (Sbenfo  fd^ien  e$  i|m  bie  93inig(eit  }u  forbem, 
aSerioanbten  früherer  (Stifter,  bereu  Cegate  nun  bem  tömifc^en 
(Bfi^enbienfte  bienten,  bad  (Selb  jurfidTjugeben. 

Kber  angefic^t^  ber  2:l^tfad^e,  ba{(  bie  meiften  (Seiftlic^en 
auf  biefc  (Sinfünfte  angemiefen  maren,  erl^ob  fi(^  immer  mieber 
bie  praltifd^e  ^rage,  tt)obon  bann  leben?  8Bot)on  foQten  aud| 
bie  alten,  trauten  Wtini)t,  bie  nic^t  me^r  arbeiten  tonnten,  bie  il^r 
S3ermögen  bem  ftlofier  eingebrad^t,  moüon  follten  bie  Dielen  9lonnen 
leben,  bie  nunmehr  t)on  il^rer  d^riftlid^en  greil^eit  (Sebraud^  gemad^t 
litten?  9Ran  lann  fid^  ben  ®egen{a^  beS  fid^  erft  entmidelnben 
neuen  ®cmeinbetcben§,  baö  unter  ben  fc^imerigften  SSer^filtniffen 
erft  nac^  neuen  f^ormen  fud^te,  nid^t  greO  genug  Dorftellen,  unb  ed 
ift  bcgrciflidd,  bafe  manche  nid^t§  ate  Verwirrung  ju  feigen  meinten. 

SBie  ia  Drbnung  ^ineinjubringen,  war  für  ßutl^cr  ein  (Segen= 
ftanb  fortwäl^renber  ©orge. 

Sm  3ufammen^ang  fi^  baruber  auS}uf))re(^en,  Deranla^te  il^n, 
ba$  SSorgel^en  einer  Keinen  jfid^fifc^en  (Stabt,  8eif(nid(  an  ber 
SRulbe.  Sie  l^at  ben  9iul^m,  wenn  audd  unter  SSenu^ung  ber 
fc^ott  erwähnten  (Sarlftabtjcben  Drbnung  für  SBittenberg,  ben  erften 
S3erfu(^  gemacht  ju  l^aben,  bad  ganje  (Semeinbewefen  einf(^lie|lid^ 
ber  SSerf orgung  ber  ©eiftlid^en,  ber  arment)flege,  ber  öffentUd^en 
3ud^t  unb  bed  Untenid^td  nad^  äßaf(gabe  ber  Der&nberten  ®ad^ 
läge  neu  ju  orbnen.  ®er  ®runbgebante  war  ber,  alle  (Suter  ber 
ftird^e  unb  ber  gciftlid^en  ©rfiberfd^af ten,  ber  StiftungSgclber  unb  wa« 
fonft  etwa  an  (Selb  unb  ®aben  bie  d^riftlid^e  Siebe  ju  fpenben 
bereit  war,  in  eine  allgemeine  $!affe,  ben  gemeinen  fta^en,  fliefien 
ju  laffen.  SertrauenSmänner,  bie  nad^  flänbifd^en  Slfidtrtd^ten  ju 
wfi^len  wfiren,  foQten  bie  aSerwaltung  berfelben  fibernel^men  unb 


Seignidet  Kafienorbnung.  128 

baDoti  nid^t  mx  bie  SKtc^ens  unb  ©d^ulbienec  auf  eine  beftimmte 
»efolbunfl  fcften,  fonbem  aud^  bie  öffentUd^e  ätmetis  unb  SBaifens 
pflege  u.  a.  m.  befreiten.  ®iefe  Drbnung,  bie  ol^ne  S^üfzl  unter 
gul^rung  mel^retet  fetten  Dom  Kbel,  mie  bed  ®eb.  t>.  $(5tteri^fd^ 
unb  gelegentlichem  93eitat  Sutl^etd,  bet  im  (September  1522  in 
1Beif(nid  gemefen,  juftanbe  gelommen  toax,  gab  Sutl^er,  bamit  fie 
anbeten  Drten  jum  SSotbilbe  bienen  lönnte,  im  g^l^ial^t  1523 
l^erau^.  Sr  f(^rieb  baju  eine  93otrebe,  beten  S3ebeutung  tt)eit  übet 
jene  ftafienotbnung  l^inauSgel^t. 

£)iet  fafite  et  bie  @a(^e  im  gtofien  an.  @o  Diel  l^at  il^m  fd^on 
bie  @tfa^tung  getel^tt,  M%  etlid^e  geijige  S&nfte  fold^e  geiftlid^ 
®utet  an  fic^  teilen''  unb  ftd^  bann  auf  il&n  betufen  »erben.  @o 
Diel  et  fann,  »ill  et  bem  Dotbeugen  unb  Sßotfd^l&ge  machen,  mie  mit 
ben  (Sfitetn  5U  berfal^ren,  ^o^ne  ))a^  fie  in  bie  Äopufe  lommen''. 

S)a|  bie  ftlöfter  abgetl^n  »erben  muffen,  gilt  i^m  atö  et^ 
tt)iefen,  aud^  baf|  bie  Obtigteit  bafut  fotgen  foHc,  nid^t  nut  babutd^, 
bafe  fie  bie  ftloftetleute  frei  ^erauögel^en  laffe,  fonbem  aud^  neue 
aufjunel^men  Der^inbere.  Tillen  ®iferern  gegenüber  erlldrte  er  fid^ 
aber  fofort  bagegen,  aüe  biejcnigen,  „welche,  fei  eä  8iltetS=,  SSaud^ös 
ober  (Sewiffend^lber"  bleiben  moQten,  au^jutreiben  ober  fie  un= 
freunblic^  ju  be^anbeln.  ^m  ®cgenteil  riet  er,  fie  bcffer  5U  Der* 
forgen,  ^bamit  man  ja  fpürc,  bafe  nid^t  ber  ®eij  bem  geiftlid^en 
(Sut,  fonbern  d^riftUd^er  ®laube  ben  Sllöflern  ein  geinb  fei". 

©ie  ©inigleit  forbert  aber  aud^,  bie  Äu^tretenben  auö  bem 
ftloftergut  ju  unterftu^en,  bamit  fie  etmaS  92eueS  anfangen  (dnnen, 
geben  fie  bocb  mit  il^rem  austritt  aud^  il^ren  Unterl^lt  auf.  ^aS 
SBid^tigfte  fei  aber,  aus  ben  übrigen  fird^lid^en  ®intfinften,  bie,  mie 
gefagt,  in  einen  gemeinen  ftafien  fliefecn  foUen,  allen  ©ürftigen  im 
Sanbe  auc^  burd^  Carle^en  auf^ul^elfen.  S)abur(^  merbe  man  bem 
SBiöen  ber  Stifter  entfprcd^en,  bie,  menn  fie  aud^  geint,  bod^ 
immerl^in  mit  il^ren  ®abtn  ®ott  litten  eieren  »oOien.  Unb  mo 
gebe  eö  einen  grö|eren  ®otte«bienft  als  bie  d^riftlid^e  Siebe!  ©a« 
bei  maö)t  er  ani)  l^ier  ben  93orfd^lag,  ben  92ad^tommen  ber  (Stifter 
ju  geftatten^  bie  (Stiftung  ber  ^l^nen  ganj  ober  teitoeife  jurfidts 
itt^iel^en.  (gr  mad^t  fid^  felbft  ben  (Sinmurf,  baf(  ba  »o^l  nid^t 
öid  übrig  bleiben  »erbe,    aber  baS  beint  il^n  nid^t.    ®r  l^at  e« 


124  2)ie  ^ignider  Jlaflenorbnung. 

nur  „mit  bet  d^riftUd^cn  ßicbe"  ju  t^un,  Der  et  a\x^  nur  8»at 
geben  »iß,  @cfe%e  Uefeen  fic^  barübcr  ni(^t  auffleDen.  SBa§  aber 
Don  ben  (Sütetn  „auf  SBud^et  ftel^e",  foüe  Don  üotnl^erein  au§= 
gefonbett  »erben  unb  ben  tec^tmäfeigen  ©cfi^ern  sufallen. 

®ie  SScttelflöfter  »iti  er,  »ie  er  eS  fd^on  in  ber  ©d^rift  an 
ben  «bei  au^gcfprod^en,  ju  ftnaben=  unb  SRfibd^enf(^ulcn  üerwenöct 
»ificn,  bic  übrigen  Jtlö^cr  mögen  bie  ©tfibte  nad()  il^rem  SBebarf 
einjiel^en.  ©urdd  f^^^ft^  SSorlcl^rungcn  l^offt  er,  bem  S5ettel  »ie 
bem  SBuc^er  unb  aud^  bem  SRifebraud^  be§  S3anne3  ju  »el^rcn, 
ber  \o  häufig  um  ber  ^faffenguter  »iflen  öerlängt  »orben.  ©a§ 
S3cbeutjamftc,  unb  »a§  für  bic  ^olge  berl^fingni^boll  »erben  foHte, 
»ar  aber,  bafe  er  bic  XtuSfül^rung  tiefer  SSorfc^läge  unb  befonberö 
bie  (Sinjiel^ung  be§  Rirc^enguteä  jum  S^Jcdfc  ber  8Scr»enbung  für 
allgemeine  tirc^lit^e  unb  »irtf(^aftlid()c  ©ebürfniffc  bertrauenöüoD 
in  bie  |)finbe  ber  Dbrigfeit  legte.  S5cad&ten§»crt  ift  aud^  bie 
SRa^nung,  jene  S3isitum§inl^abcr,  bie  über  2ani  unb  ßcute  ju  ge= 
bieten  l^aben  unb,  ^bie  im  ®runbc  ber  SBal^rl^eit  »eltlic^c  ^cncn 
mit  einem  »eltlid^en  SRamen  finb**,  aud)  »irflid)  ju  meltli^en 
^enen  ju  machen. 

©aö  »aren  ge»if>  aCieä  me^r  ober  minber  Folgerungen  ober 
aud^  nur  SBieberbolungen  befjcn,  »a§  er  bereite  1520  au§gcf|)rod^en, 
aber  fie  »aren  je^t,  al§  beim  3ufammenbrud^  bcö  Alten  bie  3R8g= 
lid^feit  üorlag,  fie  jur  ?lu§ful^rung  ju  bringen,  boc^  üon  ganj 
anberer  SBebeutung.  ©ie  »urben,  »cnigftenS  nad^  ber  Siid^tung, 
bafe  bie  Dbrigfeiten  bie  Äird^cngüter  in  Scfi^  nal^men,  bie  8iid^t= 
fd^nur  für  bie  allmähliche  SReuorbnung  ber  Singe,  greilid^,  bie 
Hoffnung,  bafe  babci  „bie  d^riftli^e  Siebe''  bie  Hauptrolle  fpielen 
»ürbe,  erfüllte  fic^  nid^t. 

Übrigen^  lam  fd^on  in  Scifenicf  felbft  jene  ftaftenorbnung  nie 
ofiUig  5ur  XluSfü^rung,  »o§l  be^l^alb,  »eil  bie  SRittel  nic^t  l^in= 
reid^ten,  um  alle  Sebürfniffc  ju  befriebigcn;  bieUeid^t  aud^  barum, 
»eil  bem  9iate  in  ber  au§  ©tabt  unb  Sanb  gemifd^ten  (Scmeinbe 
nid^t  biejenigc  ^errfd^enbc  ©tellung  jugcbilligt  »ar,  bie  er  bean= 
fprud^te.  33ergeblid^  erfud^te  ßut^er  ben  Rurfürften,  bic  ©urd^= 
fül^rung  in  bie  ^anb  ju  nel^mcn,  unb  nad^  lurjer  ^Ät  ]pxaä)  er 
bie  SSeforgniö  au§,  bie  ®emeinbe  üon  öeifenidf  »erbe  i|ren  tud^ 


2)eflbettu9  (Sta9inu9.  125 

ttgen  $faner,  ed  war  bet  fxül^ete  Slugufttner  Xilemann  Sd^nabel, 
burd^  Qmi^  Dettteiben,  unb  mit  tiefem  Sc^metj  fal^  Sutl^et,  baf) 
iener  fo  Diel  toetfptec^ettbe  Anfang  fo  wenig  l^ielt.  — 

S)te  Dielen  alten  unb  neuen  ®egner,  bie  Smfet,  Sod^leuS,  ^abet, 
©d^a^ger,  ^ietenberget  unb  wie  fie  aQe  Igeif^en  mod^ten,  bie  ftd^ 
in^ber  Set&mpfung  Sut^ö  üerjud^ten,  liefe  biefet  grofeenteil^  ganj 
unbcat^tet,  ober  trug  ben  jüngeren  (Senofjen  il^re  SBiebertegung 
auf.  SRan  finbet  aud^  nic^t,  bafe  fie  im  eigenen  Sager  grofee 
«nertennung  erful^ren,  bie  ®a(^e  war  Diel  ju  weit  gebieten,  bie 
®egenf&^e  ju  grog  geworben,  al^  bafe  burd^  bie  Erörterung  bed 
einen  ober  anberen  ^untted  etwas  §dtte  enei(^t  werben  tonnen. 
änberS  würbe  bieS,  als  enblid^  ber  grofee  (SraSmuS  in  ben  ftampf 
eintrat,  ©c^on  ju  einer  3^^,  in  ber  man  im  beutfd^en  SSoUe 
feinen  92amen  no4  DertrauenSDoU  neben  bem  ^uttenS  unb  Sutl^erS 
nannte,  bereits  im  ^uguft  1522  wollte  man  in  ä&ittenberg  wijfen, 
bafe  (SraSmuS  bamit  umgel^e,  gegen  Sutl^er  }u  ((^reiben.  ®aS 
war  ein  ^ntum.  @r  badete  bamalS  nid^t  baran,  wiewol^l  er  feit 
©elanntwerben  ber  Sannbuße  feine  ®elegenl^eit  unbenu^t  liefe, 
iebe  ®emeinf(^aft  mit  Sutl^er  abzuleugnen,  unb  Don  il^m  unb  feinen 
Snl^ngern  in  ber  Deräd^tlid()ften  äSeife  ju  fpred^en.  ®aS  ^alf  il^m 
bo4  nid^t.  3Ran  warf  i^n  immer  wieber  mit  Sutl^er  jujammen. 
®ie  SBaffe  lag  ju  nal^e  unb  war  ju  bequem,  als  bafe  bie  alten 
mönd^ifd^en  ®egner  fie  nid^t  immer  wieber  gegen  il^n  gebrandet 
lottert,  auf  ber  anbem  Seite  fuc^te  man  il^n  5um  Stampfe  ju 
br&ngen.  äSaS  fe^te  man  nid^t  für  Hoffnungen  auf  il^n!  3Ran 
Derfprad^  fid^  einen  entfd^eibenben  (Srfolg.  ©raSmuS  tonnte  ftd^ 
rül^men,  Don  jwei  topften,  bem  Saifer,  bem  Sönige  Don  (Snglanb 
unb  nid^t  wenigen  anberen  l^od^gefteUten  $er{önlid^{eiten  unb  ®e= 
leisten,  }um  Jeil  bie  bringcnbften  Äufforberungen  erhalten  ju 
l^ben.  Hber  wie  fel^r  bieS  aud^  feiner  (Sitelleit  fd^meic^eln  mocbte, 
fo  jögerte  er  bod^.  ®r  wufete,  waS  für  il^n  auf  bem  ©piele 
fianb.  (Snblid^  war  eS  wol^l  mel^r  bie  (Sorge  für  ben  9iuf  feiner 
Slec^tgläubigfeit  unb  Sirc^lic^teit,  als  bie  ^uSfid^t  auf  einen 
neuen  8iu|m,  bie  ben  äuSf^lag  gab  — ,  fd^on  im  3^re  1521 
l^tte  er  Dom  ^apfte  bie  Erlaubnis  erbeten,  Sutl^erS  Sudler  lefen 
ju  bfirfen. 


126  tot^  nnb  <5ra9mu«. 

Sutl^er  fa§  bied  aUed  tommen.  S)a{i  er  bed  (Sra^mus  9Reifter= 
fd^ft  ni(^t  furd^te,  unb  faQd  er  angegriffen  merbe,  „bem  berebten 
(Sra^muS  ol^ne  9ifi(tft(^t  auf  Unfeinen,  ^tarnen  unb  (Sunft  entgegen- 
treten werbe",  l^atte  er  bereits  in  einem  Briefe  Dom  28.  SRoi 
1622  audgefprod^en,  ben  aQ^ueifrige  B^eunbe  aud^  t)er5ffent(t(^t 
l^atten.  (Siti^voo^l  l^tte  er  ben  unerquidClid^en  unb  fid^erlid^  un= 
frud^tbaren  ftampf  gern  Demtieben  gefeiten.  Sie  ^{abel^tc^e,  mit 
benen  (gra3mu§  il^n  unb  bie  ©einen  fortwdl^renb  bebac^te,  »ar  er 
entfd^Ioffen  nid^t  }u  beachten,  mie  fel^r  il^n  an^  bad  l^eud^terifi^e 
IBefen,  bem  er  bie  unrfil^mlidde  Stedt^eit  eines  (SdC  borjog,  inner= 
li(^  tturmte.  SBa«  jener  gcleiftet,  erfannte  er  »ittig  an.  ®o 
fd^rieb  er  am  20.  ^uni  1523  an  £>(oIampab  in  S3afel:  „(6x  l^at 
getl^n,  moju  er  beftimmt  mar.  (Sr  l^t  bie  Sprachen  eingeführt 
unb  üon  ben  »ibergöttlid^en  @tubien  abgelenft.  SSielleid^t  mirb 
aud^  er  wie  SKofeS  in  ben  (Sefilben  SRoabS  fterben.  ®enn  ju 
ben  bcfferen  ©tubien,  bie  auf  bie  grömmigteit  abjielen,  ffil^rt  er 
nid^t.  @r  l^t  genug  getl^an,  baf(  er  baS  Sdfe  gejeigt,  aber  baS 
®ute  JU  jeigen  unb  inS  Sanb  ber  S3er^eij}ung  ju  ful^reu,  baS 
üermag  er  nid^t,  fo  meit  ic^  fel^e."  ®ieS  bejog  ftd^,  »ie  er  es 
au(^  etßärte,  auf  beS  (SraSmuS  ©d^rifterßärung,  beten  Dberfldc^ 
lic^teit  er  je  länger  je  mel^r  erfannt  l^atte.  3^  ber  neuen  ?luf= 
läge  feines  ftommcntarS  jum  ®alaterbrief,  tilgte  er  besl^alb  alle 
©teilen,  in  benen  et  bie  Auslegung  beS  (SraSmuS  gelobt  l^attc. 

Untctbeffen  lauteten  bie  SRac^ti(^ten  Don  bem  beabfid^tigtcn  8[n= 
gtiffe  immet  beflimmter.  8lud^  beuteten  bie  fc^atfen  ausfälle  in 
ber  ©d^rift  gegen  ben  toten  ^utten  fc^on  barauf  l^in.  Unter 
ßutl^etS  gtcunben  fütd()tete  man,  biefet  lönute  nod^  üotl^et  losbrechen. 
@r  betul^igte  fie.  SBenn  et  il^n  einmal  fad^lid^  angtiffe,  »erbe  er 
bereit  fein ;  auf  bie  petfönlid^en  ©d^mäl^ungcn  unb  SSerbäc^tigungen 
»erbe  er  nic^t  ad^ten,  ertlätt  et  öon  neuem  in  einem  (»al^tfc^eins 
lid^  an  Äontab  ^ellitanuS  getid^teten)  ©tiefe  Dom  1.  Dttober  1523. 
rrS^  ^abe  jemanben,  ber  meine  ©ad^e  üctteibigt,  ob  au(^  bie  ganje 
Sßelt  gegen  mid^  muten  mag.''  ^m  t^ül^jal^t  1524  \6)xxtb  Sutbet 
felbft  an  CtaSmuS,  um  womöglich  butd^  offene  SluSfptad^e  ben  ?lus= 
btud^  beS  ©träteS  ju  üermeiben.  ©er  Srief  mar  gut  gemeint,  baS 
l^t  au(^  (SraSmuS  anettannt;  abet  bie  9uSbtud(e  maren  nid^t  immet 


^uti^er  itnb  (Stammst«.  ^  127 

gut  gem&^lt.  Sutl^er  l^tte  (eine  gute  ®tunbe,  aU  et  il^n  fd^tieb. 
SBenn  et  ba  ju  bed  (Stadmud  Sntfc^ulbigung  anful^tt,  baf)  il^m 
eben  bie  ®abc  bet  lapfetleit  nid^t  üetliel^en  fei,  unb  man  üon 
niemanbem  me^t  üetlangen  butfe,  atö  et  ju  (eiften  imftanbe  fei, 
fo  l^fitten  biefe  Äufeetungen,  obwol^l  et  bamit  eine  lebl^fte  Änets 
fennung  beffen  Detbanb,  roa^  (Sta^mu^  auf  bem  il^m  eigenen  ®ebiete 
geteiftet,  aud^  einen  weniget  eitlen  SRann  Detlefen  tonnen.  %u<i^ 
fonft  fehlte  v$  nid^t  an  HuSbtud(en  eined  auf  ben  ®egnet  l^etab- 
fel^nben  @elbftben)uf|tfein3,  »ie  es  Sutl^et  fonft  nid^t  eigen  wat. 
Unb  bie  äRal^nung,  fid^  boc^  ja  nic^t  butd^  bie  (Segnet  Detleiten 
ju  laffen,  gegen  ßut^et  ju  fd^teiben,  in  »elc^em  gafle  et  bann 
au(^  auf  feine  Dielen  ^oS^eiten  fd^ioeigen  U)oQe,  tonnte  aud^  atö 
C)etau0fotbetung  gebeutet  wetben. 

9bet  einet  folc^en  ^etauSfotbetung  bebutfte  ed  ni(^t  me§t.  ®et 
$feil  mat  (fingft  gefd^ni^t  unb  tag  f(^on  auf  bem  Sogen.  SSeteitd 
im  Salute  1523  ^atte  StadmuS  bem  Stönige  t)on  (Snglanb  unb 
®eotg  oon  ©ac^fen  einen  Seil  feinet  ©d^tift  }ut  ®infi(|t  gef(^idtt 
unb  nid^t  untctlaffen,  Don  bet  gtofeen  ©efal^t,  bie  i^m  brol^c,  ju 
etjäl^len.  ffit  fütd()tet  gefteinigt  ju  »etben.  ftein  ©tudfet  wetbe 
feine  äibeit  btudten.  ®ie  etfd^ien  bann  boeb  bei  feinem  gemöl^ns 
lid^en  93etleget  ^oben  in  Safel.  ^m  ©cptembet  1524  tonnte 
et  fie  an  bie  ®tofeen  bet  (8tbe  üetfenben. 

®ie  l^anbelte  ,,t)om  fteien  SBillen''.  SaS  2:i^ema  mat 
infofetn  gefc^idtt  gewählt,  alö  eS  eine  3«wttalftage  bel^anbelte  unb 
fiutl^et  babei  }u  betampfen  mat,  ol^ne  baf(  (StaSmuS  in  ®efal^t 
tarn,  in  offenbaten  äßibetfptudd  mit  ftu^eten  tluSfagen  ju  tommen, 
wie  eS  nid()t  ju  üermeiben  gewefen,  »enn  et  einen  bet  gewöbnlid^en 
©tteitpuntte  aufgegtiffen  l^fitte.  (Sin  englif(^et  (Sonnet  fd^eint  il^n 
auf  biefen  (Sebanten  gebtad^t  ju  l^aben.  Sutl^et  l^atte  in  feinet 
lateinifd^en  83etteibigung  bet  Don  bet  SäannbuUe  Detbammten 
Xttitel  in  abftd^tlid^et  S^fP^^u^S  f^ü^et  auSgefptod^enet  (Sebanten 
bie  Unfteil^eit  beS  menfd^lid^en  SBiUenS  in  bet  Steife  behauptet,  baf) 
et  ubetl^upt  nut  ®ott  einen  SBillcn  jufc^tieb,  batum,  weil  als  oon 
®ott  gewollt,  aUeS  »a§  ba  ift,  al5  notwenbig  ausuferen  wate.  ®ie8 
gefc^al^  fid^et  im  3nteteffe;  alle§  ^eil  allein  Don  bet  götflid^en  ®nabe 
abl^ngig  ju  machen,  abet  biefe  bialeftifd^e  Übettteibung,  bie  f^liefelid^ 


128  (Sradmue'  ®4nft  «>Dm  freien  Sitten. 

baju  ful^ren  mü|te,  ®ott  jum  Utl^eber  bed  Sdfen  }u  mad^en,  mar 
aue§  Don  fiutl^erd  Slnl^ngetn  üielfac^  atö  anftö|ig  empfunben  iDorben. 
@o  ettl&tt  e$  ti<^,  ba|  felbft  einem  S^^eland^tl^on,  ber  mit  (SraSmu^ 
no(^  immer  in  freunbfd^afttid^em  SBtiefmec^fcl  ftanb,  beffcn  Angriff 
nid^t  ungelegen  tarn.  ®d^on  l&ngfi,  f(^rieb  er  an  (Spalatin,  l^be 
er  gemunfc^t,  bafj  in  biefer  fo  überaus  wid^tlgcn  ©ac^e,  „fid^ettic^ 
ber  fyLVipt\a^z  in  ber  d^tiftlit^cn  Sicligion",  Cutter  ein  lluger  (Segner 
crmuc^fe.  Unb  einen  fol(^en  glaubte  er  in  @cadmu^  ju  ertennen. 
©aö  wax  freili(^  ein  3ntum.  Auf  eine  mifjenf(i^aftlid^e  SMarfteflung 
unb  ßöfung  beS  fc^roierigen  Problem«  fommt  cS  il^m  gar  md)t 
an.  (5r  l^abe,  fo  erfldtt  er  fogleic^  im  ®iiigang  feiner  Schrift, 
eine  libnetgung  gegen  fefte  ®ä^e,  be^^alb  f(^lage  er  ft(^  leicht  auf 
bie  Seite  ber  ©teptiter.  SBie  üiel  au^  über  ben  betreffenben  8el^r= 
punft  üerl^anbelt  »orbcn,  fo  l^abe  er  boc^,  wie  er  5ugeftel^t,  noi) 
feine  fiebere  Überjeugung  baoon,  aufeer  ber,  bafe  e§  eine  gewiffe 
Äraft  be§  freien  SBillenö  gebe,  ©ie  ganje  grage  gel^ört  il^m  ju 
ben  Dielen  ©ingen,  bie  (Sott  in  ber  l^eiligen  Schrift  in  tiefet  (Sc- 
^eimni^  gefüllt  l^abe,  mogegen  er  einiget  jur  allgemeinften  StenntniS 
bringen  mollte  — ,  bie  SSorfc^riften  ju  einem  guten  ßeben.  ©a^ 
ift  il^m  ba§  offenbare  äBort  ®otteS,  M^  toeber  Dom  l^ol^en  ^immel 
^erab,  noc^  aud  bem  meiten  äReer  l^eraufge^olt  merben  mu|,  \>a^ 
oielme^r  beinal^e  in  unferem  SRunbe  unb  in  unferem  f)er5en  ift". 
©aö  foUc  man  leieren,  alleö  anbete  aber  ®ott  überlaffen.  ©ie 
Erörterung  folc^er  bunller  ©inge,  mie  ber  Seigre  oon  ben  beiben 
5Raturen ,  ber  Jrinität  u.  f.  w.  gebiert  nur  Unl^eil.  3ebenfall5 
bürfe  baö  SBa^re  barüber,  aud^  menn  e§  erforfd^t  werben  tonnte, 
nid^t  in  bie  grofee  SRenge  gcbrad^t  »erben..  SRanc^eS  ift  fd^on 
be^balb  fc^äblic^,  roeil  e§  n\6)t  angemeffen  ift,  wie  SBein  für  ben 
gieberfranten. 

®o  erörtert  er  aud^  nur  notgebrungen  bie  grage  üom  freien 
SBillen.  Sin  innere^  3^tcreffe  an  il^rer  ööfung  ^atte  er  nic^t. 
ßutl^erö  Abfielt,  mit  feiner  S3el^auptung  bem  SRenfd&en  aüe^  Slül^mett 
JU  nel^men,  erlennt  er  gelegentlich  an ;  welche  tiefe  religiöfe  ©ebeutung 
fie  für  i^n  l^atte,  öermoc^te  er  nid^t  ju  würbigen,  ©ei  feiner  um= 
fangreid^en  ©efpred^ung  mel^r  ober  minber  paffenber  ©c^riftfteflen 
tommt  e§  il^m  barauf  an,  burd^  eine  Ipi^finbige  ©ialeftit,  aber 


(SraSttmd  gegen  Sutl^.  12i^ 

aud§  unter  wol^l  berechnetem  C^inmeid  auf  ben  gefunben  äRenfc^en- 
oerßanb,  Sutl^er^  f<i^toffe  ^uffteQungen  al$  ungereimt  l^injufieaen, 
ütel  weniger  il^nen  etmaS  SefÜimmteS  entgegenjufe^en.  Sr  toiü  bie 
(S^treme  üermeiben.  Sßan  mujs  bie  rechte  äRitte  galten.  ®d  foU 
beibed  5U  feinem  Sted^te  fommen,  —  bie  gSttlid^e  ®nabe  unb  ber 
menfd^lid^e  SBille,  aber  ®nobe  ift  fd^on,  bafe  »Ir  fmb  unb  leben 
unb  einen  SBiUen  l^ben.  Cerfelbe  ifi  jmar  burd^  bie  @ünbe 
gefd^mac^t,  aber  (eine^megd  oernic^tet.  @d  bebarf  barum  leiner 
DoQftdnbigen  92eubelebung,  fonbern  nur  einer  Unterftü^ung  burc^  bie 
göttliche  ®nabe,  unb  berfelben  (ann  man  ftd^  mürbig  machen.  Saö 
ift  etma  feine  äReinung.  %n  mand^en  Stellen  rfiumt  er  aQerbingd 
in  ber  SBeife  be$  ^elagiud  ber  ©elbfltl^tigteit  bed  SRenfd^en  einen 
n^eit  grSJseren  9{aum  ein,  m&l^renb  er  an  anberen  bod^  mieber  ed  fär 
fromm  erttört,  allen  Siu^m  Sbrifto  jujufc^reiben.  ftlar  ift  nur 
baö  eine  in  feiner  fd&iHernben  ©arftefliung,  ba|  er  ein  berartigeS 
3ufammen»irfen  üon  (Snabe  unb  menfd^lic^er  grei^eit  „ptohabtl** 
ju  mad^en  fud&t,  baö  ber  römifc^en  SBerfc  unb  SSerbienftfreubigfeit, 
an  bereu  formen  er  bod^  manches  auSjufe^en  l^at,  ein  genügenb 
meiteS  gelb  ld|t.  S)a$  mar  es  aud^,  was  il^m  bei  Sut^erS  Gegnern 
befonbem  S3eifaII  eintrug,  ©er  Übelmollenbe  tonnte  freiließ  ^Sxt^t^ 
genug  finben.  Slber  fie  maren  nur  bebingungSmeife  auSgeft)rod^en. 
SBenn  er  bie  eine  ober  anbere,  üon  ber  lird^lid^en  Sebre  ober 
^rajciS  abmei(^enbe  SReinung  als  üieQeid^t  ri^tig  |infiellt,  er= 
Ilfirt  er  eS  boc^  immer  für  pc^erer,  ber  Autorität  ber  ftird^e  ju 
folgen.  ®o  üerftanb  er  eS,  fein  fird&lic^eS  unb  fein  n)if{en|cöaft= 
lid^eS  ®emiffen  }u  fabieren.  Unb  an  tlnertennung,  fiobfpruc^en 
unb  S3clol^nung  für  feine  grofee  Jl^at  fel^lte  eS  nic^t.  ©elbft  er= 
bitterte  geinbe  reichten  il^m  je^t  bie  $anb.  ®eorg  Don  @ad^fen 
erinnerte  aUerbingS  baran,  bafe  bie  ©d^rift  einige  ^af^u  ju  fpät 
Ifime.  (Sr  »oUte  in  biefer  Arbeit,  mit  ber  ©raSmuS  bod&  glaubte 
baS  ©eine  getrau  ^u  l^ben,  erft  einen  Anfang  bes  oon  il^m  ju 
erwartenben  ftampfeS  fe^en. 

Sutl^er  empfanb  einen  »al^ren  ®lel  bei  ber  Selture  beS  ©ud^eS. 
(5S  war  i^m  lebiglic^  eine  Erneuerung  l&ngft  wiberlegter  S3e- 
l^uptungen.  «nfang  SRooember  l^attc  er  laum  jwei  Sogen  baüon 
gelefen.    ©arauf  antworten  ju  f ollen,  war  i^m  überaus  Ififtig. 

irolbe,  entVet.    n.  9 


180  Snt^te  Q^egenfc^rift:  ^«om  getne^teten  XBiaen". 

%üx  feine  $erfon  ful^lte  et  (ein  Seburfnid  baju.  92ut  um  anbetet 
miUen,  bie  ben  Sta^muS  atö  Sutotitfit  anfallen,  moQte  et  e§  tl^un. 
©ie  gteunbc  btdngten  oft  genufl.  ©ie  ©ttafebutget,  bie  tro% 
il^tet  alten  gteunbfc^aft  mit  Stasmud  nac^  biefet  Seifiung  bod^ 
aud^  nxi)U  mel^t  i^on  il^m  miffen  moUten,  etfuc^ten  Sutl^et,  ja  feine 
®(^onuns  ju  üben.  ®t  l^atte  ed  nic^t  eilig.  (Stft  nac^bem  bie 
gto^en  Rdmpfe  bed  ^al^teS  1525,  t7on  benen  fpfitet  bie  S^ebe  fein 
»itb,  öotubet,  anbete  »id^tigetc  SItbeiten,  »ie  bie  ^etauSgabe  feines 
ftommentatS  5um  ©eutetoncmium,  DcQenbet  maten,  mad^te  et  fid§ 
an  bie  unangenel^me  Aufgabe.  ®tft  im  ©ejembet  1525  etfd^ien 
feine  lateinifc^  gefc^ticbenc,  iibtigenS  alsbalD  üon  gi^ftuS  SonaS 
ins  ©eutfd^e  übetfe^te  Entgegnung:  „S3om  getnec^teten 
SBillen\ 

^{eland^tl^on  ^atte  bem  @taSmuS  gegenübet  bie  C^^^ffnung  au§ge= 
f<)tod^en,  Sutl^ct  »etbe  mafeboQ  fc^teiben,  »ie  jenet  in  bet  gotm 
»enigftenS  bie  i^m  eigene  Utbanitfit  ge»al^tt  l^atte.  ©iefc  iluöfid^t 
üetfe^te  (gtaSmuö  in  Untul^e.  @t  f fiteste tc,  man  lönnte  meinen, 
bas  ®anje  fei  eine  abgefattete  ©ac^e.  ©iefc  ©otge  »at  unnötig. 
3»at  blieb  aud^  Sutl^et  l^öfUc^,  befleißigte  fid^  aud^  im  ^inblidt  auf 
ben  (Segnet  eines  SatcinS,  baS  bcS  ©taSmuS  Staunen  ettegte,  tel^tte 
abet  bie  ©c^ätfe  beS  (SegenfafteS  um  fo  entfc^lebenet  l^etoot.  ©atübet 
belel^tten  fd^on  bie  etften  ©eitcn.  ©ie  J)tinji))iellc  ©teUung  beS 
StaSmuS  JU  bet  ganjen,  Don  il^m  fut  ben  fö^tiften  als  un»cfent= 
li(^  bejeic^neten  §tage,  feine  Abneigung  gegen  fc^atfe,  llate  ©fi^e, 
»ctben  ba  einet  fd^atfen  ^itif  untetjogen.  ©einem  ^a  unb  Siein, 
baS  fid^  fd^liefelic^  um  bet  ©ic^etl^eit  »itlen,  aud^  »ibet  bie  eigene 
Übetjeugung,  bet  Jlutotitat  bet  Jfitc^e  untet»itft,  ftetlt  et  bie  5iot= 
»enbigfeit  d^tiftlid^et  ®e»ifel^eit  gegenübet.  Sine  feftc,  in  fid^  ge= 
»iffe  Übetjeugung  l^infid^tlic^  beffen,  »aS  unS  bie  §1.  ©d^tift  übet= 
liefett  l^at,  ge^ött  il§m  fo  fe^t  jum  SBefen  beS  S^tiftentumS,  ia^ 
man  ol^ne  fie  übetl^aupt  (ein  (S^tift  fein  tonne,  „©et  1^1.  ®eift 
ifi  (ein  ©teptitet.  SZic^tS  3tt>^ifcll&afteS  obet  blofje  SReinungen  l^t 
et  in  unfete  ^^i^n  gefd^tieben,  fonbetn  beftimmte  Söal^tl^eiten,  bie 
fid^ctet  finb  als  baS  Seben  felbft  unb  jebe  Stfal^tung.**  Unb  »enn 
es  wit(li(^  füt  ben  S^tiften  un»efentlid^  »fite,  ju  »iffen,  »aS  eS 
um  ben  fteien  SBiUen  fei,  »oju  mad^e  et  benn  bon  bet  ©ad^e 


^9otn  gefne^teten  Sitten/'  131 

jo  Diel  tlufl^ebenS?  ^n  feinet  Dialeltil,  met^e  bet  bed  (StaStnud 
nici^t^  nad^gtebt  bedCt  et  bie  ^toteu^natut  bed  ®egnetd  auf,  jeigt 
et  bie  ftonfequenjen  feinet  flcptifd^en  Steigungen  unb  bie  ganje 
i^altloftgteit  feines  @tanbpuntted:  lauteten  bod^  feine  SBotte  fo,  ds 
ob  es  gleid^gultig  mfite,  loas  man  glaube,  „menn  bie  Sßelt  nur 
babei  gtteben  l^be,  unb  man  ol^ne  (Befallt  füt  ßeben  unb  Auf, 
®ut  unb  ®unfl  eS  fo'  mad^en  bfitfe  »ie  jenet,  bet  ba  fage: 
man  bel^auptet'S,  folglid^  bel^aupte  x^  es  au(|;  man  leugnet'S,  fo 
leugne  id^'S  aud^*'.  ®t  »ill  nut  fagen,  baf(  bie  ffiotte  fo  lauten, 
abet  etinnett  batan,  baf(  ®ott  $^5^  «nb  5Rieten  ptüft  unb  pd^ 
butd^  fd^ön  geycftte  ffiotte  nic^t  täufd^en  Ififet.  S3ctuft  ftd§  CtaSmuS 
auf  bie  ©unklbeit  bet  ©d^tift,  fo  etflatt  ßutl^et:  fie  ift  nid^t 
bunfel,  Sl^tifhtS  l^t  unS  il^ten  ®inn  etöf[net;  aQeS,  maS  gef daneben 
ifl,  ifl  uns  jut  Seilte  gejd^tieben.  Sßid^t  an  bet  ©unleli^eit  bet 
©d^tift  liegt  eS,  bafe  oielen  bieleS  »ibetfmnig  etfd^eint,  fonbetn 
an  il^tet  Slinbl^eit  unb  3lad^lfiffigleit:  »eil  jte  fid^  ni(^t  bemül^en, 
baS  fo  ^eöe  Sid^t  ju  feigen. 

©aS  Unetttfiglid^fte  ift  abet,  bafe  (gtaSmuS  bie  gtage  bom  fteien 
SßiQen  untet  biejenigen  sfil^lt,  meiere  unnu^  unb  unnötig  feien,  baf) 
et  an  il^ret  ©teile  als  jut  (^tiftltd^en  gtßmmtgleit  genugenb  eine 
gotm  beS  d^tiftlid&en  ßebenS  befd^teibe,  »ie  fie  aud^  ein  3ube  obet 
ein  C>cibe,  bet  üon  Sl^tiftuS  gat  nid^ts  »eif(,  batftellen  Wnnte.  Als 
ob  d^tiftlid^e  gtömmigleit  ol^ne  S^tiftuS  fein  fönntel  ©amit  tl^ut 
fid§  il^m  bet  tieffte,  unübetbtudffiatc  ®egenfaft  jmifd^en  beS  (StaSmuS 
unb  feinet  J^eologie  auf:  „ffienn  bu  biefe  gtage  als  fut  Sl^tiflen 
unnötig  ettldtft,  bann  tritt  ab  bom  Rampfplaft,  »it  l^aben  nid^tS 
mit  einanbet  gemein:  id^  l^alte  fie  fut  notwenbig".  Unb  et  l^filt  fie 
ffit  notmenbig,  »eil  fte  eine  C)eUSftage  ift.  ®enn  um  ®otteS  ®naben= 
»itlung,  feine  SKajeftdt  unb  ®nabe  oöQig  ju  etfennen,  mufe  id^ 
etft  etfennen,  »aS  i^  betmag  obet  nid^t  oetmag.  ©o  gilt  eS  il^m 
bie  (Sfyxt  ®otteS,  eine  e»ige  ©ad^e,  bie  et  —  im  ®egenfaft  $u 
beS  @taSmuS  griebenSbebütfniS  —  oetteibigen  unb  bel^aupten 
mfiffe,  aud^  »enn  bie  ganje  SBelt  batübet  ni(^t  nut  in  ftampf  unb 
©tteit  getaten,  fonbetn  aud^  jugtunbe  gelten  foUte.  ©ie  Stfa^tung, 
bie  il^n  »ie  «uguflin  fo  ganj  be^ettfd^t,  feine  Ctlöfung  als  ein 
teineS  ®efd^enf  ®otteS  ju  befi^en  unb  fie  um  fo  »eniget  gefunben 

9* 


Stt  ^ben,  jje  md^  er  fic  gefugt  ^t,  l&|t  il^n  ^tb  itonifi^  anet^ 
lennen,  ba|  (iradmud  aOein  t)on  aOen  (Bkgnem  ben  Srenn))ttn(t  bed 
flkgenfoted  ecfa|t  ^t  n&mlul^  ob  bet  SRenf^  }tt  feiner  ®eligtett 
mittoirlen  ttnnt  ober  nU^L  S)ad  gtebt  ben  @d§lfip  ffir  bte 
fietbenfd^ft,  mit  ber  er  feine  Zl^e  ,Som  getnec^teten  SBiDen" 
Derfid^t  unb  in  fiberraf d^enber  Cialeltif  t)ot  feiner  Folgerung  jutwt 
fd^edt,  mo  ed  gilt,  ^e  ju  fi(^em.  ,,3^  @umma'',  fagt  er  am 
®(i^ltt|,  ^menn  mir  glauben,  ba|  (S^rifiud  bie  SRenfd^  bur^ 
fein  Slut  erl5ß  ffot,  fo  merben  mir  }U  bem  (Beft&nbniS  ge^mungen, 
ba|  ber  gan^e  SRenfd^  Derberbt  gemefen  ifi,  fonfi  mad^en  mir 
(S^rifhtm  fiberPffig  ober  jum  (irlSfer  bed  geringften  Xeitö  an  und, 
mad  gottedtöfterlid^  unb  bladp^emifd^  iß.  (Sd  ifi  entmeber  falf4 
ba|  mir  (Bnabe  um  (Bnabe  empfangen  l^en,  ober  ed  ifi  öffentlich, 
ba|  ber  freie  SBiOe  ni(^td  ift,  benn  ed  lann  nid^t  beibed  bei 
dnanber  ftel^.'' 

Sie  @d^rift  ift  f o  fpebtlatio  mie  läne  anbere  Sutl^d,  aber  bod^ 
bürdend  Dom  ))raltifd^en  3ntereffe  eingegeben,  ^i^mer  lommt  ed  i§m 
barauf  an,  burd^  %ner(ennung  bed  DSQigen  fittUd^en  Unoermögend  ^ur 
S>emut  jtt  fül^ren  unb  babur(^,  ba{)  er  ®ott  allein  XBiden  juf d^reibt 
unb  aQed,  mad  gefcbiel^t  burd^  il^n,  bei  bem  XBiOen  unb  C^inbdn 
}ufammenf5nt,  bebingt  fdn  15f)t,  baiS  fomit  lebiglid^  auf  ®ott  be^ 
rul^enbe  ^il  befto  fefter  unb  gemiffer  ju  mad^en.  S)ad  fu^rt  il^n 
jur  Sel^uptung  einer  unbebingten  ^rfibeflination,  na(^  meld^ 
(Bott  in  feinem  unabfinberlid^en,  unmiberfie^Iid^en  S&iQen  bie 
einen  jur  @eligteit  beftimmt,  bie  anbeten  il^rem  SJerberben  unb 
ber  @finbe,  aud  Der  fein  Entrinnen,  überlfi^t.  Unb  nod^  mel^r. 
8bam  fonnte  nur  Dermöge  ber  güttlid^en  ®nabe  ®otted  ®ebot 
erffiOen,  aber  ®ott  überliefe  il^n  pd^  felbfl,  um  il^m  ju  jeigen,  ba| 
er  felbfl  nid^tö  Dermöge,  bofe  ®ott  fei  afles  in  aOem:  fo  mirb 
®ott  le^tlid^  aud^  jum  Urheber  be$  SünbenfaUd,  unb  im  Seftreben, 
ba$  il^n,  mie  gefagt,  bei  aUen  biefen  ©pefulationen  befeelt,  bie 
(Bnabe  ®otted  ate  ben  aUeinigen  ®runb  beö  ^eils  ju  ermeifen, 
gelangt  Sutl^er  fd^liefelid^  bei  einem  DöUigen  S)eterminidmu$  an,  ber 
aOei^  unb  febed  au(^  innerl^lb  ber  ®\l^xt  bed  ftreatfirlid^en  auf 
®otte$  SBiQen  unb  Zl^un  surudffiil^rt.  S&enn  man  auf  i^n  fielet, 
gefd^ie^t  aUeS  nur  oud  Slotmenbigfeit,  nicbt  jmar  fo,  boft  ber 


Jßom  getnci^tetot  SBiflen."  18S 

SRenfd^  (mit  SSemujstfdn)  gejtoungen  l^nble:  er  l^nble  bielmel^, 
oi  er  iux^  bie  (Snabe  bad  ®ttte  tl^ue,  ober  menn  er  im  S)ienße 
bed  ®atan$  ba$  SSdfe  tl^ue,  mit  8uft  unb  Steigung,  aber  infolge 
jener  inneren  Jiotwenbigleit,  bie  il^n  an  ben  einjig  ejnftierenben 
JBiOen  binbet.  ®ott  ift  eS  barum,  ber  oud^  im  S5fen  »irlt  unb 
im  ®atan,  o^ne  ba|  bamit  bie  (Sd^ulb  bed  SRenf^en  geleugnet 
»erben  foU.  ®ott  fe^t  nid^t  ba$  Sdfe,  er  mirtt  nur  bermittelft 
beS  bereits  S95fen,  mie  menn  j|emanb,  bad  ift  fein  Seifpiel,  mit 
einer  fd^rtigen  @fige  fd^lec^t  fdgt.  S)a  ift  ed  ber  @figenbe  jUKir, 
ber  bad  SBert  vollbringt,  aber  baft  er  fd^led^t  f&gt,  ift  nid^t  feine 
@d^u(b,  fonbern  bie  bed  SBer^euge^.  SRertmärbig  ifi  babei,  mie 
Sutl^  ftd^  mit  jjenen  Sd^ftfteden  au^dnanberfe^t,  bie  babon 
reben,  bajs  <Bott  nic^t  ben  Xob  beS  @unberd  »oUe,  unb  bon  ber 
Snnal^me  ber  gSttlid^en  (Snabe  bad  ^  abl^ngig  mad^en.  3n 
il^nen  fielet  er  ben  offenbaren  SBUIen  (Sottet,  ben  er  in  feinem 
JBorte  Dettünbigen  ld|t.  an  ben  man  fid^  aud^  l^alten  foQ,  aber 
baDon  ift  )u  unterfd^eiben  ber  verborgene,  l^eimli(^e  SBiQe  ber 
SRajefldt  ®otted,  monac^  er  aUerbing^  n)ie  bad  Seben  biefer  fo  ben 
Xob  jener  toid:  ®in  unerforfd^lid^er  S&iQe,  nad^  beffen  (Srünben 
»ir  nid^t  ju  fragen  l^aben,  er  ifi  nur  ein  ®egenfianb  ber  tlnbetung. 
8ud^  mürben  mir  bie  (Srunbe  gSttlid^en  X^uniS  fd^lec^tl^in  ni^t 
berflel^en.  Unb  nur  bedl^lb  nimmt  bie  Ufigelnbe  Vernunft  baran 
Snftoft,  meil  fte  ®otteiS  ^anbeln  nad^  bem  SRaJse  unb  ben  Kegeln 
unfered  ^anbelnd  meffen  mid.  Sber  beffi|e  fein  SBiUe  %egel, 
SRajs,  Urfad^e,  fo  mdre  er  l^iermit  nid^t  mel^r  ber  göttliche  SBide. 
S)er  Glaube  meijs,  '^^^  ®ott  gut  fei,  aud^  »enn  er  alle  äRenfd^en 
berberbe,  unb  bie  Smigteit  merbe  au(^  l^ier,  bad  mar  feine  ^offs 
nung,  aüt€  ind  tlare  Sid^t  fe^en. 

ßut|er  |at  biefe  S^rift  für  eine  fdner  beften  Arbeiten  ge= 
leiten,  bon  ber  er  münfd^te,  baft  fie  erlitten  bliebe,  aud^  menn 
aUed  anbere  sugrunbe  ginge.  Unb  ftd^erlid^  nimmt  fie  na^  gorm 
unb  Stt^alt  eine  l^erborragenbe  (Stellung  ein,  mie  meleS  barin 
aud^  befremben  muf)  unb  nur  au$  bem  frül^er  auSeinanbergefe^ten 
Sufammenl^nge  berftdnblid^  mirb.  S)ie  eigentümlid^e  Siebe  von 
bem  gel^eimen  SBiUen  ®otte$,  für  bie  er  fid^  bod^  nid^t  auf  bie 
®(^ft  berufen  tonnte,  ^at  er  niemals  jurüdTgenommen,  au^  nid^t 


184  9ebeutong  be8  4tamt>fe9  mit  (Srodmnf. 

jene  betetminiftifc^n  ^ujsetungen,  fi(i^etlt(^  bedl^lb,  meil  er  ba= 
mit  aud^  feine  Überzeugung  bom  bSQigen  Unbetmögen  bed  eigenen 
jßidend  unb  ber  alleinigen  XBirffamteit  ber  ®nabe  aufjugeben 
glaubte.  Sber  mie  emft  et  ed  auäi  meinte,  jene  ®%  maren  ge= 
toiffetmalen  ioäi  nur  Hilfslinien  in  feinem  Semeife«  Sie  Ratten 
ni^t  bie  grofte  IBic^tigleit  fut  fein  eigenes  ®laubenSleben,  wie  eS 
an  einigen  ©teilen  fd^einen  Wnnte,  fonfl  l^tte  er  in  feiner  ^rcbigt 
nid^t  fo  ganj  babon  abfeilen  tonnen,  mit  er  es  bod^  tl^t,  inbem 
er  immer  nur  auf  bas  in  S^riflo  offenbar  gemorbene  Erbarmen 
®otteS  l^inmieS,  ber  ni(^t  ben  %o\>  beS  ®ünbetS  moQe,  fonbem 
baf)  er  ftd^  beleihe  unb  lebe.  Unb  ber  nebenl^etgel^enbe  Stampf 
um  baS  Satrament  ging  bon  93orauSfe^ungen  aus,  mit  benen  bie 
l^ier  bertretene  ^räbiftinationsle^re  nic^t  üereinbar  »ar.  '  ©o  bes 
rul^t  benn  aud^  bie  Sebeutung  btefer  ©d^rift  nid^t  fo  fel^r  auf 
il^ren  tl^eologifc^en  (Srgebniffen,  fonbem  barauf,  \>a%  fie  tlarlegte, 
auf  weld^em  prinjipieQ  anberen  ©tanbpuntte  (SraSmuS  unb  Sutl^ 
fianben.  (SraSmuS  l^atte  nic^t  me^r  ju  fürchten,  für  einen  Sutl^eranet 
5tt  gelten.  S)aS  l^atte  er  u^enig^enS  eneic^t.  e^ortan  t)olljog  fxii 
au(^  offen  ein  ©(^eibungSprojef^  jmifd^en  Humanismus  unb  9le= 
formation,  üon  )^tm  mir  no(^  ^ören  »erben.  Äuc^  baS  golgenbe 
mar  bafür  öon  ©ebcutung.  — 

©em  ^rcbigcr  bon  (gifenad^,  ^atob  ©traufj,  l&atte  ßutl^er  in 
ber  Slbfic^t,  il^n  üon  feinem  fosialiftifd^cn  Ireiben  abiulenten,  ge= 
raten,  fid^  lieber  ber  ®räic§ung  ber  Swgenb  ju  mibmen.  gl^r 
l^tte  bon  S3eginn  feiner  reformatorifc^n  Xl&ätigteit  feine  ©orge 
gegolten.  SBir  erinnern  uns,  mie  er  fd^on  in  ber  ©d^rift  an  ben 
Abel  nid^t  nur  für  eine  Slcform  ber  l^o^en  ©d^ulcn,  fonbern  aud^ 
ffir  bie  Srrid^tung  oon  Snaben=  unb  äRdbc^enfd^ulen  eingetreten 
mar.  Jlber  nichts  in  feinem  Sleformationöprogramm  war,  mie  oft 
er  aud^  feitbem  ®elegen]^eit  genommen,  baran  ju  erinnern,  bielleid^t 
fo  menig  bead^tet  morben  als  bieS.  Unb  jjeber,  ber  offene  Hugen 
l^atte,  mu|te  feitbem  nod^  einen  erl^eblid^en  9iudgang  im  ©^uk 
mefen  ertennen.  SefonberS  (lagten  bie  Oumaniften  unb  jmar  mit 
Stecht.  Hatten  nod^  bis  bor  turjem  bie  l^umantftifd^en  ©tubien 
im  l^öd^^en  Slnfe^en  geftanben,  bie  gul^rer  beS  Humanismus 
ftd^  il^reS  immer  billigeren  ©iegeS  über  bie  „©opl^iften''   ge= 


^etfaQ  be9  @4ulmef«n9.  135 

Tui^mt,  fo  ging  jefet  ftd^tlid^  ein  3w8  ^^  ®eringfd^fi^ung  bcr  Öaf» 
fifd^cn  ©tubicn,  ja  bet  geleierten  ©tubien  uberl^aupt  burd^  bas  Sanb. 
©a§  trat  nirgenbs  fo  l^ettjor  al3  in  (Stfurt,  befjen  nod^  üor  lurjcm 
fo  blül^enbe  Uniüetfitdt  einem  rafd^en  SSerfaU  entgegen  eilte.  äl§n= 
Ud^  ftanb  cö  an  ben  meiften  ^od^jd^ulen,  au(§  SBittenberg  ging 
jurudE,  unb  aud^  l^ier  »axen  c3  uor  allem  bie  p]^ilologif(^en  S5or= 
Icfungcn  felbft  eine^  SReland^tl&on,  bie  in  SSerad^tung  gerieten. 

^an  (ann  fid^  barüber  nic^t  n^unbern,  lam  boc^  gcir  Dielet 

jufammen,  um  biefe  traurigen  S^ftänbe  §erüor5urufen.    3^^^^^ 

bie  Tcligiöfe  g^age  unb  alles,  waS  mit  il^r  jufammenl^ing,  bie 

(Scmüter  bel^errfc^te,  um  fo  mc^r'fanl  bie  Steigung  für  bie  ^ro= 

buftc  ber  neuen  ^oeten.    ober  aud^  ber  alten  glaubte  man  ent= 

raten  ju  fönnen  unb  meinte  gute  ©rünbe  bafür  ju  l^oben.    Söenn 

Saxlftabt  unb  (Senoffen  bie  äBittenberger  ©c^ule  auflöften,  weil 

man  im  S3efi^e  beS  ®eifteö  fie  nid^t  beburfe,  fo  ftanb  er  nid&t  fo 

allein,  aU  eS  anfangt  fc^einen  mod^tc.    SBaren  bie  (Srfinbe  aud^ 

nid^t  biefelben,  in  ben  Folgerungen,  ber  ©eringfd^dftung  geleierter 

Söilbung  überi^aupt,   berührten  fi(^  mit  ii^m  weite  Rreife.    ^m 

ftolsen  ©efüi^le,  baS  Sßeue  Jeftament,  balb  bie  ganje  l^eilige  ©d^rift 

in  beutfd^er  ©prad^e  ju  befiften,  fonnte  bei  ber  f^on  beobachteten 

92eigung,  aUeS  auf  baS  9Za(^ftliegenbe  ju  bejiei^en,  felbft  bei  ge» 

leierten  ©eiftlid^en  bie  f^rage  entftel^en,   ob  man  benn  bie  alten 

©prac^cn  noc^  braud^e,  unb  fd^on  gab  cö  Siferer,  jumal  unter 

ben  ^rebigern  ©rfurtS,  bie,  »eil  (IraSmuS  nic^t  mit  il^nen  ging, 

anbere  ^umaniften  an  ii^rem  ftürmifd^en  SBefen  änftofe  nahmen, 

auö)  bie  ©tubien,  bie  fie  vertraten,  bermarfen,  lurjer  ^ar(i>  bie 

l^umaniftifc^en  ®egner  Suti^erS  mit  ben  geinben  Steud^linS,  ben 

©o<)ieiftcn,  auf  eine  ßinie  ftellten,  ober  and)  alles,  maS  nid^t  un= 

mittelbar  bem  ©üangelium  biente,  üeräd^tUde  ju  mad^en  fud^ten. 

?lus  Aberglauben,  tlagte  3Relanc^t§on ,   geben  fie  bie  SBiffeufd^aft 

auf  unb  mad^en  bie  SReligion  jum  ©edtmantel  ii^rer  gaul^eit.    ®aju 

i^tten  moi^l  aud^  —  freilid^  fei^r  gegen  feinen  Söillen  — ,  Sut^erS 

i^arte  SBorte  gegen  bie  Unidcrfitfiten,  wie  fie  bamals  waren,  bie 

„SRörbergruben  unb  ©t)nagogen  beS  SSerbcrbenS''  beigetragen.   S5afe 

er  eben  beS^alb  eine  üollftÄnbige  3ieformation  berfelben  geforbert, 

trat  felbft  bei  Suti^erS  greunben  bielfad^  bagegen  jurudt. 


186  Sevfon  beS  e^nM««. 

fSbtt  au^  mit  ben  nieberen  ©deuten  ftatib  ed  fc^limm.  SUd^t 
wenige  loaten  mit  ben  ftUftetn,  bei  benen  fie  beftanben,  ju  <Srunbe 
gegangen.  3^^  Z^l  ^^f  ^^^  Slmofen  mei^erec^tet  Siebedtl^tig^ 
teit  gegtänbetr  l^Arten  fie  auf  toie  man(^ed  anbete,  butd^  beffen 
Unterftfi^ung  man  bie  @eligfeit  }u  eningen  gel^offt  l^tte.  Unb 
eS  ft^ien  niemanb  batan  ju  benfen,  Stened  }u  fd^affen;  9tat  unb 
Sfitgetf(l^ft  liefen  jetfaQen,  ma^  ba  jetfieL  9u(^  ffil^tte  bie  93e= 
tmtung  bed  ffietted  ber  Arbeit,  bad  (Spelten  auf  ben  äRflffiggang 
ber  SRSnd^e  unb  SRe^tiefter,  mie  bie  ganje  Detfinbette  Sachlage 
bajtt,  ben  geiftlic^en  @tanb,  »ie  ben  ber  Seiltet,  nic^t  fonbetUc^ 
begel^renStoett  etf(|einen  ju  laffen.  SBoju  foQte  man  nod^  fiubieren? 
«@oa  ber  geifiltd^e  @tanb  nWi  fein,  fo  moUen  mir  auii^  bad 
Seilten  laffen  anfielen  unb  mi)ti  baju  tl^un",  fagte  man,  mie 
Sutl^er  nagte.  S&ad  foQte  baraud  metben?  Sie  ®orge,  baft  dSV 
bie  geleimte  Silbung,  bie  fo  eben  etft  il^ren  fiegreid^en  (Sin^ug  in 
bie  beutfd^en  Sanbe  gel^alten,  in  Sfilbe  mieber  oetloten  ge§en 
I0nnte,  mar  eine  aUgemeine.  SRetan^tl^on,  ber  tief  barunter  litt, 
glaubte  fd^on  eine  Barbarei  l^ereinbred^en  ju  feigen,  „mie  ^u  ben 
Seiten  ber  Sngeln  unb  ©coten",  unb  bie  Gegner  maren  gef^dftig 
mie  l^eute,  biefe  Sudmüd^fe  ber  neuen  Semegung  ald  notmenbige 
Siefultate  ber  ^rebigt  be$  (Soangeliumi^  l^injufteden,  unb  man^ 
unter  ben  ^umaniften,  ber  Sutl^  jugejjubelt  l^atte,  jog  fid§  je^t 
t)erßimmt  jurudf. 

Su(^  Sutl^er  fal^  bie  @ad^e  fel^r  ernft  an,  aber  bod^  boU  3^ 
»erficht  für  bie  3wtuttft.  SJor  einer  Überfd^^ung  ber  l^umaniffc 
f(^en  ®tubien  l^atte  er  immer  gemarnt,  unb  er  tonnte  in  einem 
Sriefe  an  ben  fturfürflen,  ^eland^tl^ond  p^ilologifd^e  SSorlefungen 
im  SSergleid^  ju  ben  biblifd^en,  ju  benen  er  il^n  mel^r  herangezogen 
miffen  moQte,  ,,Iinbifd^e  Setlionen"  nennen,  unb  bod^  fd^^te  er 
fie  fel^r  l^oc^.  @r  mar  feft  babon  überzeugt,  bafs  ol^ne  ftenntni^ 
ber  Sprad^en  eine  ed^te  Xl^eologie  nid^t  befielen  lönne,  unb  ben 
ernfien  Setrieb  l^umaniftifc^er  ®tubien  ertlfirte  er  für  eine  not= 
menbige  Sebingung  ber  tl^eologifd^en.  S)amit  fud^te  er  ben 
(EobanuS  {>effu$  unb  beffen  Seforgniffe  im  B^l^]al^r  1523  ju  be^ 


S)ie  X&i(^tig{eit  ber  ©ac^e  Deranlaftte  il^n  bann  boc^  im  Saufe 


„fixt  bie  ^at9!^mta  ofler  et&bte  btutfcM  Sonbefl.''  187 

bed  Sal^ed  1624,  eine  befonbete  &ifti\t  au^gel^en  ju  laffen:  ,,%n 
bie  %at$]^etten  aller  ®t5bte  beutfd^ed  Sanbed,  baft 
fte  (^tifilid^e  Sd^ulen  aufti(i^ten  unb  l^alten  follen". 
S)a  fpri(^t  et  ein  entfiel  SBott  mit  bem  „fleifd^lid^en  Raufen", 
bet  feine  ftinbet  nid^t  mel^  ftubieten  laifen  moüt,  n^eil  man  fie 
mäjjt  mzfyc  „in  ftlöfter  vivi>  Stifte  Detftoften  unb  in  frembeiS  (Bat 
fe|en  (önne":  um  fo  mel^t  foQten  fte  |e^t  lernen,  bamit  fie  fi(^ 
felbft  etn&l^ten  (Snnten.  X&a$  tl^ut  man  nid^t  aQed,  um  bem 
Xtttten,  bem  Strieg  ober  bem  SBaffer  ju  welken!  „Ca  betfte^t 
man,  mad  ©d^aben  unb  frommen  fei,  aber  maS  l^ier  bet  Xeufel 
im  ©inne  l^t,  fielet  niemanb,  futd^tet  aud^  niemanb.  Unb  boc§ 
ift  e^  eine  gtoge  etnfie  ©ac^e,  ba  Sl^tifto  unb  allet  SBelt  t7iel 
anliegt,  baft  toit  bem  jungen  93oU  l^elfen  unb  taten/  SBenn 
man  nut  einen  2eil  beffen,  toa^  man  ftubet  auf  %blaf(,  Steffen 
u.  f.  m.  Detmanbt  nunmel^t  }ut  (Stjiel^ung  bet  ^^genb  üetmenben 
mollte,  mfite  ed  ein  leidstes,  neue  Spulen  ju  enid^ten  unb  bie 
alten  ju  beffetn.  Dtingenb  mal^nt  et,  bie  je^ige  ^nabenjeit  nid^t 
iu  Detffiumen:  niemals  l^be  £)eutfd^lanb  fo  tüchtige  Seiltet  gel^abt, 
niemals  bidl^  baS  SBott  ®otteS  fo  teic^lic^  gel^ött.  ^ud^  biefe 
Seit  mitb  Detgcl^n:  „®otteS  SBott  ift  ein  ^l^tenbet  pa^tegen, 
bet  nid^t  miebetlommt,  wo  et  einmal  gemefen  ift."  ®S  ift  l^eilige 
^fii(bt,  unfete  ftinbet  unb  bad  jjunge  93oU  ju  etjiel^en.  DaS 
gilt  nun  fteilid^  junfic^ft  bcn  (Sltetn,  bann  abet,  ba  bie  meiften 
(Sltetn  baju  ungef(^id(t  ftnb,  bem  8tat  unb  bet  SDbtigteit,  bet  bie 
ganje  @tabt  befohlen  ift.  „Unb  einet  @tabt  befteS  unb  aUet» 
teid^fieS  (Sebeil^en,  ^eil  unb  Sttaft  ift,  baf(  fie  oiel  feinet,  gelel^ttet, 
k>etnunftiget,  el^tbatet  unb  modlet jogenet  Sutget  l^abe."  Sie 
(Sintebe,  moiu  bie  ftemben  ©ptad^en  unb  bie  fteien  ftunfle,  ba 
man  boc^  Sibel  unb  @otteS  IBott  beutfd^  leiste,  üetmitft  et  untet 
£)inmeiS  auf  bie  auSlfinbifd^en  SBaten,  bie  boc^  unnu^  unb  un- 
nötig feien,  beten  man  fid^  abet  bod^  nic^t  entfc^lagen  moQe  — 
unb  „bie  Sänfte  unb  ©ptac^en,  bie  uns  o^ne  ©d^aben,  )a  gtoftet 
@d^mudt,  92u^,  (Sl^te  unb  gtommen  finb,  beibeS,  bie  l^eilige 
@d^tift  itt  betftel^en  unb  meltlic^  Siegiment  }u  füllten,  mollen  mit 
Detad^tenl''  (Ss  ift  i^m  eine  tolle  %ebe  beutfd^et  Statten.  Unb 
benen,  bie  im  aSoQbefi^  bes  SbangeliumS  bet  ©ptac^en  nic^t  me^t 


188  9{ottoettbigIdt  bet  ©^ta^ftubten. 

}u  beburfen  glauben,  ruft  Sutl^er  ju:  „®o  lieb  und  ba$  @t)an= 
gelium  ift,  fo  l^tt  Ia|t  und  über  ben  ©ptad^en  ^Iten.  —  Sa|t 
und  bad  gefagt  fein,  bajs  toxi  bad  @DangeUum  nid^t  wo^  »erben 
erbalten  ol^ne  bie  Sprachen.  Die  Sprachen  ftnb  bie  Sd^eiben, 
barin  bad  SKeffer  bed  ®eifted  ftedtt.  Sie  fmb  ber  ©darein,  barin 
man  biefed  ftleinob  tr&gt.''  (Sin  ft^lid^ter  ^rebiger  l^be  mol^l 
aud^  in  ber  beutfd^en  Sibel  l^eQe  ©prud^e  unb  %q:U  genug, 
(S^rifium  ju  Derfiel^en  unb  ju  leieren,  „wenn  ed  aud^  faul  unb 
fd^»ad^  ge|it  unb  man'd  jule^t  mübe  unb  überbrufftg  wirb",  aber 
jum  »irftid^en  Jludlegen  ber  ©d&rift  unb  jur  Sejtreituug  ber 
(Segner  ift  bie  ftenntnid  ber  ©prac^en  unentbel^rlid^.  %ud^  gegen 
bie  loenbet  er  fid^,  bie  fic^  bed  (Seifted  rül^men  unb  barum  ©c^rift 
unb  ©prad^e  gering  ad^ten,  unb  beruft  fid^  barauf,  bafe  il^m 
felbft,  beffen  ®eift  fid^  ioä)  tl^atfräftig  ermiefen,  erfl  bie  ©prac^cn 
gel^olfen  unb  il^m  bie  ©c^rift  fieser  unb  gemil  gemacht  l^aben. 

?lber  aud^  nic^t  minber  um  bed  jeitlic^en  Slegimentd  miflen 
braucht  man  bie  Schulen,  älud^  wenn  ed  feine  ©eele,  leinen 
^immel  ober  ^iüz  gebe,  l^dtten  mir  Urfac^e  genug,  Rnaben=  unb 
SR&bd^enfc^ulen  ju  errichten,  um  ben  meltlid^en  ©tanb  aud^  du|er- 
lid^  JU  galten.  „SBenn  id^  Stinber  l^fitte",  fagt  er,  „unb  üer= 
möd^t'd,  fie  mußten  mir  nic^t  allein  bie  ©prac^en  unb  C>tftorien 
IJören,  fonbern  aud^  fingen  unb  bie  SRufifa  mit  ber  3Rat§e= 
matita  lernen.''  Unb  ein  ober  jmci  ©tunben  täglich  liefeen  ft^ 
für  jebed  ftinb  aud^  neben  bem  C>anb^^t  ^^^  ber  O^u^c^^'^^t 
für  bie  ©d^ule  erübrigen,  ben  ,,Äudbunb*  aber,  bie  Seigrer  unb 
^rebiger  ju  werben  gefd^idtt  fein,  foüe  man  »eiter  förbern.  ©enn 
mo  wollen  wir  bie  ßeute  l^ernel^men,  bie  und  SBort  unb  ©alra= 
ment  reid^en,  wenn  man  bie  ©deuten  eingel^cn  läf)t?  äßal^rlid^ 
®runb  genug,  aller  Drten  ©d^ulen  ju  enid^ten,  unb  —  bad  m3d^te 
er  wenigftend  für  bie  größeren  ©tdbte  oorf (plagen,  „Sibrareien 
ober  Süd^erl^äufer"  anjulegen.  ©arin  foüten  fid^  aufeer  ber  S3ibel 
in  allen  Sangen  bie  beften  Sudler  aud  allen  SBiffenfc^aften  finben, 
t)ome]^mli(^  aber  bie  (Sl^ronilen  unb  ^iftorien,  an  benen  wir 
©eutfd^en  fo  arm  wfiren,  unb  bie  bod^  fo  überaud  nfifelid^  feien, 
„ber  Söett  Sauf  ju  erfennen  unb  ju  regieren,  ja  aud^  @otted 
SBunber  unb  SBerl  ju  feigen". 


®tfo(g  feiner  iE^al^nungen.  189 

8ltö  einet,  bet  nid^t  ba$  feine,  „fonbexn  aQein  beS  ganzen 
beutfc^en  ßanbeö  ®lud(  unb  ^dl  fud^t",  »oQte  ßutl^et  feinen 
SanbSleuten  ins  ®emi[fen  gerebet  §aben,  unb  fein  gerabed,  offene^ 
SBort,  fein  äuftuf,  glcid^  l^exbotragenb  burd^  bie  aller  Orten  ]^er= 
t^orbtec^enbe  Siebe  für  feine  Station,  ber  er  o§ne  S)an{  mand^en 
%at  gegeben,  mie  burd^  ben  weiten  SUdC  unb  baS  Qare  93ers 
ftcinbnis  für  ben  S^fammen^ang  ber  SBiffenfd^aften  IJat  feine 
SBirlung  nid^t  üerfe^lt,  wenn  fie  aud^  nic^t  fo  gleid^  }u  bemerten 
»ar.  3Rand§e  ®d^ule  ifl  eingegangen,  »eil  fie  auf  anberen 
(Shiinblagen  erbaut  unter  ben  neuen  ^erl^dltniffen  nid^t  befleißen 
tonnte.  W>ct  eS  erl^oben  fid^  neue,  bie  balb  ben  alten  nid^t  nad^ 
ftanben  unb  unter  ber  ^ü^rung  92eland^t^on$  unb  feiner  ©d^üler 
bie  beutfd^e  ®d^ule  unb  bie  beutf(^e  S&iffenf(^aft  ju  l^ol^en  (Sl^ren 
brad^ten. 


ö.  XapiteC 
l^tt  Hfttnyf  mit  itu  SUfwikünttu. 


Stttl^et  fyittt  Satlftabt  mä)  SRffglid^teit  gefd^ont,  aber  toax  es 
ein  ffiunber,  wenn  bet  eitle  SRann,  ber  bod^  auii^  feine  SBerbienfte 
^tte,  einen  tiefen  (&xoü  gegen  Sutl^er  im  O^en  behielt,  nad^bem 
er  auf  einmal  in  ben  ^intergrunb  gebrfingt  morben?  S>ie  er^en 
SBod^en  nad^  Suti^d  KudRel^r  ^ielt  er  fid^  ftiU,  aber  biefer  traute 
il^m  nid^t.  Unb  er  bel^ielt  Siedet,  ^eimlid^  bereitete  er  eine  @d^rtft 
gegen  8ut|er  bor,  beren  Sor^anbenfein  er  nod^  Sutl^er  vxi  ®eftd^t 
ableugnete,  atö  bie  S)rudbogen  bereites  in  ben  C^nben  ber  Senfur^ 
bel^drbe  »aren.  ®ie  mürbe  unterbrudtt  — ,  eine  neue  SSefd^fimung 
für  ben  unrul^igen  Slann.  3^^t  muffte  er  fc^metgen.  Offenbar 
mar  i^m  Slufentl^lt  unb  %mt  in  SBittenberg  berleibet.  Sie  ©tu: 
beuten  I^Srten  il^n  gern,  aber  ju  Sutl^erd  großem  Säebauem  l^ielt 
er  nur  fel^r  unregelmfifeig  SSorlefungen.  ©a3  mar  bod^  nid^t  blofe 
^ffid^tüergeffenljcit  fonbern  grunbffiftlic^e  SSerac^tung  geleierter  S3il= 
bung,  mie  fie  für  ben  ©Triften  fi(^  jieme.  !ltö  er  als  S)efan  ber 
t|eologijc^en  gatultfit  am  3.  gebruar  1523  jmei  tluguftinermönd^e, 
SSefiermann  unb  Stropp,  promooiert  |atte,  erfl&rte  er,  bieS  femer 
nid^t  me|r  tl^un  }U  moDen,  l^abe  bod^  ber  C^err  ben  e^einen  ber- 
boten,  fid^  SReifier  nennen  gu  laffen.  SSon  feinen  eignen  atabemifc^en 
(Braben  moQte  er  leinen  ^ebraud^  mel^r  machen.  Suf  einigen  feiner 
©d^riften,  mit  benen  er  i^om  B^u^ia|r  1523  an  mieber  an  bie 
£)ffentlic^(eit  trat,  bejeid^nete  er  fid^  atö  „neuen  Sa^en".  9Ran  fie^, 
t&  bel^errfd^en  i|n  noc^  bie  alten  Gebauten,  bie  ^d^  nur  ^eitmeilig 


dcaifiaM  m^W  @(^rtfteit.  141 

in  ein  anbetet  ®emanb  lleiben.  @etne  neuen  ©(i^riften  in  biefer 
^eriobe  ftnb  aftetifd^etbauUc^en  ^nl^altö.  @ie  entl^alten  bed  Zx^^ 
liii^en  üieled,  aber  i^re  ©ptad^e  gef&Qt  fid^  j|e  (finget  je  ntel^t  in 
bunflen,  m^ftifd^en  ^udbtüden,  bie  t|t  SetfifinbniS  unb  bie  (Erfaffung 
bet  »al^ten  äReinung  beS  @(i^nftfienetd  etfd^meren.  3tax  fo  üiel 
tonnte  iebet  etlennen,  bafe  e«  mit  jenem  ©rängen  „auf  ©elajfenl^eit'', 
i^auf  93etgottung  burd^  äSeteinigung  mit  (Sfya^to" ,  „auf  bie  lang» 
»eilige  @el^nlid^(eit  ober  93erlangli(^feit  nad^  ^otf*,  femer  bei  bet 
Siebe  Don  bet  Sßannigfaltigleit  bed  einf&ltigen,  einjigen  SBillen 
@otte^  u.  bgl.  barauf  abgefel^en  war,  eine  l^dl^ere  @t(enntnid  ju 
t)ermitteln  unb  yix  einem  I^SI^eren  (Sl^riftenfianb  ju  erl^eben.  ©ad 
filierte  me  immer  jur  ®eringf(^fi^ung  be^  tird^lid^en  gebend  unb 
feiner  l[uf)erungen,  bie  @arlfiabt  lebiglic^  unter  bem  begriff  ber 
dufterlid^teit,  bie  mit  (Sott  nid^t  bereinige,  «jufammenfajst.  Sßon 
bem  @a^e  auS:  ^Ser  geiftti(^e  äßenfd^  ift  an  £u|erUd^e  Singe 
nid^t  gebunben''  unb  bem  anberen:  „SQed  ift  jeitlid^,  Derg&ngUd^ 
unb  Keinfd^fi^ig,  bad  ®ott  fiujserlid^  forbert,  gebeut  unb  xM**, 
mu|te  er  baju  (ommen,  bie  @alramente  ju  entwerten.  SBer  fid^ 
taufen  Ifijst,  ber  miQ  5uf(erlid^  ))or  jebermann  anzeigen,  baft  er  ben 
^eifaltigen  betennt.  Sßon  ba  auS  Dermirft  er  bie  Sel^e  Don  ber 
in  ber  £aufe  jugefid^erten  ®nabe,  ber  fid^  auc^  bie  tUten  getrSfien 
ISnnen,  „benn  mit  finnlid^er  ober  fiu|(erlid^er  ^njeige  gewinnt  man 
nid^td.  —  SBaS  fein  mujs  unb  unDerfinberlid^  ifi  unb  ewig  foQ 
bleiben,  baö  fd^uf  ®ott  inwenbig  in  ber  blofen  ©eele.''  SRur  burd^ 
ben  ®eift  lann  man  fid^  mit  Sl^riftuS  Dereinigen.  „S)em  ®eifte 
ber  @(^ift  b.  i.  bem  ewigen  ®otte^SBitIen  mujst  bu  na(^fud^en 
unb  banad^  tl^un  ober  laffen,  wad  ber  SSud^ftab  gebeut  ober  Der= 
beut,  nid^t  nad^  bem  SSud^ftaben  fonbern  nad^  bem  befc^loffen  ober 
öerbetften  @eift.^  (Sottet  SBillen  finbet  man  in  ber  ©d&rift,  aber  — 
unb  l^ierin  jeigt  fid^  wieber  eine  erl^eblid^e  Sbweid^ung  Don  Sutl^- 
f(§en  (Srunbgebankn,  —  in  Dielen  gragen  Ififet  fie  un§  im  bun= 
fein  über  baS,  waö  wir  t|un  follen  ober  nid^t.  gur  folc^e  gdtte 
em))fiel^lt  nun  Sarlfiabt  ben  @ebraud^  beS  SoofeS  unter  ber  Sitte, 
ba|  (Bott  feinen  SBiQen  offenbaren  mdge,  wad  infofem  mit  feinen 
fonfügen  Gebauten  jufammenfümmt,  atö  ber  9Renfd§  bei  fold^em 
VfxvL  ganj  auf  feinen  eigenen  Sßillen  De^id^tet 


142  (Eatlflabt  in  Ottom&ttbe. 

Untcrbcffen  »at  bct  unrul^igc  3Rann  immer  fcttcnct  in  SBittcn= 
betg.  Seteitö  im  ^erbfi  1522  l^atte  et  fid^  ein  Sanbgut  in 
Segtena  bei  SBittenberg  getauft.  S)ott  lebte  et  nun  ani)  auf^ettid^ 
aU  ^neuet  2a\)\  nal^m  Xtad^t  unb  SebeniSmeife  bet  Sauetn  an. 
(gr  »at  bet  „9iad&bat  anbteö\  SKan  etsfil^lte  ficb,  bafe  er  eS 
fid^  gefaQen  lie|,  aU  jungftet  Sauet  in  bet  @emeinbe,  menn  man 
„ba«  gemeine  ©iet  ttanf'',  ben  anbetn  baS  S3iet  ju  Idolen,  ©aö 
»at  uut  eine  futje  Spifobe.  Auf  bie  S^t  bet  Slul^e  unb  beö 
m^flifc^en  ©tifllebenö  folgte  bie  Qüt  bet  ptaftifd^en  jR^ftil  unb 
be$  Slabilali^mud. 

3m  C^etbfte  1523  begab  fi(^  Satlßabt  nad^  Dtlamünbe.  £)ie 
bottige  ^fanei  gehörte  ju  benen,  bon  beten  ©tttägen  et  at§  |[rd^i= 
bialonuS  bet  ®tiffS(it(^e  fein  Sinfommen  bejog.  S)a$  mat  bie  einzige 
S3ejiel^ung,  bie  et  juil^t  l^atte;  benn  e§  beftanb  bie  Sefiimmung, 
bafe  bie  ?ßfattei  butd^  feftangefteHte  SSitate,  bie  ©enat  unb  ftut= 
fütft  ju  etnennen  l^atten,  detfel^en  »ütbe.  älU  nun  butd^  ^ottgang 
be^  bamaligen  SSifatS,  bet  fid^  mit  feinen  (Semeinbegliebetn  nid^t 
uetttug,  bie  (Stelle  üatant  »utbe,  liefe  Satlftabt,  übtigeng,  ol^ne 
bamit  auf  fein  SBittenbetgct  älmt  ju  öetjic^ten,  fid^  öon  bet  ®e^ 
meinbe  ^u  beten  otbentlic^em  ?ßfattet  etmäl^len.  ©ott  wat  et  in 
feinem  Elemente:  in  Dtlamünbe  foHte  eine  SKufletgemeinbe  ent= 
flel^en,  unbefummett  batum,  »a«  anbete  tl^aten,  üot  allem  o^ne 
8iudfii(^t  auf  bie  SBittenbetget.  SKit  einem  S3ilbet^tm  begann 
et,  in  gtofeet  ©c^neüigfeit  »utbe  bet  ganje  Rultuä  gcftütjt:  „S35it 
finb  nid^t  fd^ulbig,  ftiHe  ju  leiten  in  bet  SBoDbtingung  bet  göttlid^en 
®ebote,  bi§  unfete  SRac^batn  unb  bie  ©d^lemmet  ju  SBittenbetg 
nachfolgen."  ®o  begtünbete  et  fein  Jl^un  unb  belampfte  in  einet 
eigenen  ©d^tift  bie  tjon  ßutl^et  gefotbette  Sfiudffid^tna^me  auf  bie 
©d^mad^en.  Sutl^etS  Übetjeugung,  bafe  Re^etei  unb  ^bgöttetei  nid^t 
butd^  baö  ©d^mctt  fonbetn  nut  butd^  ba§  SBott  (Sotteö  bejtegt 
»etben  lönne,  ift  iljm  ein  ©egen^anb  ubetmütigcn  ©potteS. 
«2ßo  mit  l^enfd^en,  bie  ®ott  befennen  unb  ®ö%en  finben,  foQen 
mit  fie  megnel^men  unb  mit  il^nen  bctfal^ten,  al^  ®ott  geboten 
(im  alten  leftament)."  3Ran  fttafe  ben  leiblichen  Cl^ebtuc^, 
abet  ben  öiel  fd^limmeten  geifilid^en  laffe  man  ungefttaft.  @t  bet^ 
fieigt  fid^  bis  ju  bem  @a^e:  „ätgetnis  unb  Siebe  bed  925d^ßen 


Sergeblid^e  S3etl^anblungen  mit  il^m.  148 

tft  ein  tcufclifd^er  SRantel  aßet  ©oäl^cit",  unb  fprid^t  t)on  bcn 
neuen  ^apifien  unb  (Sö^enpatronen.  (Sl^tiftu^  l^abe  niemals  ge=: 
boten,  mit  ben  ärgetniffen  gernad^  ju  falzten,  fonbetn  „\(!^mt> 
ab,  l^au  ai,  »etf  üon  bit!  ^fui,  eud^  SSetwüftet  ber  ©d^rift 
unb  Seelenl^afd^et!'' 

3n  biefem  Jone  »aren  SarlftabtS  ©d^riften  geschrieben,  ^n 
3ena,  »o  SRattin  Sleinl^arb,  ein  greunb  üon  il^m,  Pfarrer  war, 
liefe  er  fie  btudten.  Unb  feine  SluSlaffungen  fauben  SSeifall.  ®a§ 
93ol(  l^ing  il^m  an.  äRan  l^örte  bereite  bie  fd^limmften  S)inge  oon 
bem  (Srfolgc  feiner  einfeitigen  ^Betonung  be§  eilten  leftaments. 
5Kut  feinen  3tat  »anbte  fic^  ein  SRann  mit  ber  grage  an  ben  $lur= 
furflen,  ob  er  ein  gmeiteS  SBeib  nel^mcn  bürfe.  3^  ^^^^  ©d^rift 
i}om  ©abbat  bejog  er  ba§  altteftamcntlid^e  ©abbatgebot  ol&ne 
weiteres  auf  ben  ©onntag;  er  fei  eingefe^t,  ia\i  ber  ®eift  in 
ßangweiligleit  fomme  unb  etmaS  in  feiner  langen  3^it  Ictne  u.  f.  ». 
ßutl^er  fpottete,  üietleid^t  merben  fid^  bie  Seute  in  Drlamunbe  nod^ 
bcf(^neiben  laffcn.  ©einer  ©d^riftfteBerei  fd^enfte  er  übrigens  an= 
fangS  »enig  Äufmertfamteit,  nur  berlangte  er  (Einfang  Januar  1524), 
es  mdge  Sarlftabt  nid^t  geftattet  fein,  toaS  anbern  verboten  mar, 
in  feiner  SBinlelbrudterei  ol^ne  ^zn\\xx  ju  brudfen,  fonft  würbe  ber 
Uniberfität  üble  Jlad^rebe  barauS  ent^el^en.  8BaS  er  bann  im 
SRarj  1524  üon  feinem  treiben  burc^  ©palatin  erful^r,  betrübte 
il^n  mel^r,  als  bafe  er  barüber  in  Qoxn  geriet.  6r  fal^  eS  fommen 
unb  fprad^  eS  aus,  bafe  feine  ungejcil^mte  ®itelleit  il^n  ins  S3er= 
bcrben  ftürjen  würbe,  ©palatin  möge  für  il^n  beten.  SSerl^anbs 
lungen  mit  Sarlftabt  üonfeiten  ber  Uniberfitat,  bie  il^n  nid^t  nur 
5ur  Slüdttel^r  nad^  SBittenberg  fonbern  aud^  jur  Aufgabe  beS  Dr= 
lamünber  Pfarramts  nötigen  mollten,  blieben  erfolglos.  SBaS  er 
an  einem  Jage  oerfprod^en,  »iberrief  er  am  näd^ften.  ®em 
3»ange  folgenb  war  er  SRitte  3uni  üon  ber  ^fanei  jurüdtgetreten. 
ßutl^er  l^offte,  eS  »erbe  jeftt  nod^  aUeS  gut  »erben.  ^TaS  »ar  ein 
Strtum.  Sarlftabt,  ber  fid^  in  Drlamünbe  angelauft  unb  Sürger 
geworben,  blieb  bafelbft,  geftüftt  auf  bie  ©emeinbe,  bie  an  i|m 
feftl^ielt  unb  ganj  auf  feine  fd^Ȋrmerifc^en  ^mn  einging.  ?lud^ 
in  ber  Umgegcnb,  j.  S3.  in  ßal^la,  »urben  je^t  bie  Silber  5er= 
brod^en. 


144  t:^msA  mbtscr. 

Unb  »ad  ^ter  Don  Sarlftabtd  Zreiben  berichtet  »utbe,  ftanh 
m(^t  t^ereinselt.   flloäi  ^Umtnere  fhtnbe  (am  aud  anbeten  Orten. 

(Sd  ifi  frfil^  bed  3tt)idauer  $re^igetd  Zl&omad  IRunjet  gebadet 
»orben.    ©eitbem  et  im  ^J^jal^t  1621  aud  8»i(Iau  l^atte  »eid^ 
mufjen,  »at  et  nid^t  muffig  gemefen.   (Stft  f^attt  et  ^i^  nad^  $tag 
geioanbt,  in  bet  SReinung,  untet  ben  SSI^men  be«  f)ud  fein  Det= 
meintlid^ed  ^etftedd^ttftentum  aufrichten  ju  tonnen.    Stö  et  bott 
(einen  (Stfolg  gelabt,  ittte  et  eine  Qdt  lang  uml^et,  bis  et  Dftetn 
1523  stattet  in  SQftebt  in  X^ütingen  »utbe.     ftutjet  ^nb 
mutbe  biet  tefotmiett  unb  atöbalb,  alfo  getaume  Qtxt  ftül^et,  el^ 
Sutl^et  ed  magte,  beutfd^e  SRefje  eingefül^tt.    S)adi  mat  febod^  nut 
bet  Anfang.    (Sxö^eted  l^atte  et  Dot.    ^®d  bebatf  eined  neuen 
Solennes,  bet  im  ®etfte  (Sli&  aufttete/    S)a}u  ful^lte  et  ftd^  felbfi 
betufen,  —  ,bie  lautbaten  bemeglid^en  ^ofaunen  ju  blafen,  ba| 
fte  etfd^aden  mit  bem  (Sifet  bet  ftunft  (Sotted,  (einen  SRenfd^en 
auf  biefet  (Stbe  ju  Detfd^onen,  bet  bem  SBotte  (Sottet  »ibetfttebe", 
unb  t)on  bem  teinen  SBotte  ®otted  ben  ®(^effel  ab^unel^men,  bet 
ed  nod^  immet  bebede.    Cad  galt  ben  9R5nnetn  Don  Sßittenberg. 
2>et  ted^tfettigenbe  (Slaube,  »ie  il^n  Sutl^et  )}tebigte,  mat  il^m  ein 
betgiftetet,  betief  man  fid^  bo(^  baffit  auf  bie  ©d^rift.    f)ietin  fal^ 
et  baS  gtögte  Sktbetben.    „9^  ift  fo  meit  getommen,  bafi  man 
t)on  ®ott  nid^t  mel^t  l^anbeln  (ann,  als  maS  man  aud  bem  S3u(^ 
geftol^len  bat.    äßan  ift  geffittigt  an  bet  ®d^rift,  man  »ill  (einet 
Dffenbatung  glauben.''     %bet  „bet  XuiSetmdl^lte  mu^  bie  ftun^ 
®0tte$,  ben  ted^ten  l^eiligen  (Sl^tiftenglauben,  übettommen  aud  bem 
SKunbe  (BotteS,  —  et  mufe  feinen  etftol^lenen,  etbid^teten  d^rifl= 
liefen  Glauben  megtl^un  butd^  l^ol^e  SSettübnid  unb  Sßetmunbetn*. 
(gtft  menn  bie  fttdfte  bet  ®eele  entblöft  finb  unb  bet  Sbgtunb  bet 
©eele  etfcbeint",  (ann  bet  ®eift  in  i§t  »it(en:  ,in  bem  »it  Sl^ri|lo 
gleid^fötmig  toetben  im  Seiben  unb  Seben,  butd^  Umfd^attung  bed 
l^eiligen  ®eifte$  etlangen  mit  ben  teerten  S^riftenglauben''.    ffiie 
nod^  ade  ©d^wdtmet,  jmei  ^a^tl^unbette  fpdtet  befonbetd  bie  9{e= 
tl^obiften,  fotbett  et  eine  ®emeinbe  bet  O^iKfl^«»  ^^  ^^  ^^^  ^^ 
etmd^lten  angeben  (dnnen,  mie  fte  jum  ®lauben  getommen  finb: 
„bad  mad^t  atöbann  eine  ted^te  d^tiftlid^e  ftitd^e,  ben  ®ottlofen 
an  ben  ^uSetu^dl^lten  ju  ettennen''.     Unb  mit  bet  Kufrid^tung 


Sl^omad  affiniere  ^rebigt.  Itf 

einer  (Semeinbe  bet  f)eiUgen,  einet  fd^rfen  ©onberung  ber  ®uten 
Don  ben  SSfen  unter  SSernt(^tung  alled  (intgegenftel^enben,  war  eil 
il^m  furchtbarer  (Srnft.  3n  einer  ^rebigt,  bic  er  ju  SUftebt  »or 
ien  fäc^fifd^en  gurften  l^ielt,  forberte  er  mit  ben  fd^ärfften  SBortcn 
bie  anwenbung  üon  ©ctoalt  »i^er  bie  ®ottlofen  unb  biejenigen, 
bie  Abgötterei  treiben.  SOentl^alben  in  ber  Umgegenb  lieg  ber 
nSSerflörer  beS  Unglauben^'',  mie  er  jid^  nennt  bie  Sludern)fi^lten 
fic^  ju  ©unbnijjen  oereinigen.  ©ürfen  mir  il^m  ©lauben  fd^enlen, 
fo  fonnte  er  im  3uli  1524  bereite  auf  30  folc^cr  Änfd^ldge  jdl^lcn: 
^3n  allen  Sanben  mill  )i(^  ta^  Spiel  machen.''  ^n  furd^tbaren 
Srol^ungen  erging  fic^  jeine  Siebe  gegen  bie  e^fitften.  Siu^  f)ofea 
13,  11  entnal^m  er  tü^n  bie  SBeiSfagung:  @ott  ^at  bie  ^enen  unb 
durften  in  feinem  ®rimm  ber  S&elt  gegeben,  unb  er  rniH  fie  in 
ber  (Erbitterung  lieber  megtl^un.  9Udbt  minber  oeräd^tlid^  fprad^ 
er  Don  ben  ebangelifc^en  ^rebigern.  ©aS  23.  Rapitcl  beS  3«^^ 
miaS  mit  feiner  ©trafrebe  gegen  bie  böfen  ^irten  unb  bie  falfc^cn 
^rop^eten,  bie  baS  Sßort  bed  ^enn  ftel^len,  unb  bie  ber  ^en 
l^inmegtl^un  mirb  famt  i^ter  @tabt,  ift  ber  ftete  Stefrain  feiner 
^rebigt.  „SRiemalö  l^at  ber  ^txx  ju  il^nen  gefproc^en,  unb  fie 
tnagen  fi(^  feine  föorte  an.  D,  meine  Siebften,  fd^affet,  baf(  ^f)x 
loeidfaget,  fonft  mirb  @ure  Xl^eologie  nic^t  einen  geller  mert  fein"*, 
fc^rieb  er  an  SRelanc^t^on.  Sutl^er^  forglic^e  Studfjic^tnal^me  auf 
bic  @(^n)a(^en  mar  i^m  natürlich  aud)  ein  (Sreuel:  „Sieben  S3ruber, 
lagt  (Suer  SR&^ren,  cd  ift  Seit,  —  bie  Schale  bed  britten  (Sngetö 
ift  bereits  ausigegoffen  in  bie  SBaffcrbrunnen''  (Dffenb.  16,4). 
®einc  9{ebe,  ein  buntem  ®cmifc^  aus  m^ftifc^cn,  attteftamentlic^en 
unb  apotal^ptifc^en  (äcbanten,  mürbe  immer  bunfler  unb  oermor» 
tener.  SRur  menige  mögen  imftanbe  gemefen  fein,  i^ren  3ngSngen 
)u  folgen,  maS  aber  alle  baoon  oerftanben  unb  maS  bic  unteren 
©c^icbten  ber  ^eoölferung  begrüßten,  mar  ber  ^a^  gegen  bie  %t)* 
rannen  unb  bic  «grofecn  Raufen",  unb  maS  ben  ^olfsrebncr  über 
alle  anberen  cr^ob  unö  il^m  in  ben  Augen  93ieler  bie  l^öd^fte  S3c= 
glaubigung  gab,  ia^  maren  bie  Offenbarungen,  (Scficbte  unb  Xrfiume, 
bie  er  empfing  unb  fel^r  balb  bei  feinen  @etreuen§eroorjurufcn  berftanb. 
®cin  treiben  mar  nid^t  unbeachtet  geblieben.  ®d^on  im 
©ommer  1523  meinte  Öutl^er,  feine  abgefc^madtte  Äebemcife  fei 

ftfflbe,  Snt^.    n.  10 


i46  SRfin)er9  XuiUn  in  «llfUbt. 

fo,  bog  man  glauben  fönne,  einen  SBal^ntti^igen  ober  2.rttn(enen 
t)or  fi(^  )u  l^ben.  (Er  fal^  ed  lommen,  baf)  fic^  balb  bie  fd^Ummften 
^(^te  biefe^  (Seifted  geigen  mürben,  unb  l^&tte  ed  gern  gefeiten, 
»enn  SRünjer  nac^  SBittenberg  getommen  xdSxc,  um  ft(^  mit  il^m 
ju  Derfifinbigen.  S)a)u  mar  aber  biefer  ni(^t  ju  bemegen.  £)ur(| 
@)Kilatin  fu(^te  Sutl^er  ben  fturfurften  ju  Deranlaffen,  bem  SUl^ 
ftebtif(^en  ®eifte  ju  meieren,  aber  oergeblic^.  (Sd  fei  il^m  bef^mer^ 
U(^,  fid^  in  fold)e  ®ad^en  einjulajfen,  ^atte  ^iebric^  bem  ®tafen 
(Ernft  Don  SRandfelb  auf  feine  ftlage  über  SRftnjer  geantmortet. 

SereitS  im  ^l^jal^r  l^fitte  man  feigen  (Annen,  m  bie  ©ac^e 
l^inaud  xDoük.  Um  Dftern  1524  [türmten  SlQftebter  SSürger  eine 
nal^egelegene  SBadfal^rtdtapeUe,  ftedten  fie  in  SSranb  unb  trugen 
il^re  ftoftbarteiten  atö  gute  8eute  babon.  Sttö  bie  @(i^ulDigen  jur 
Stec^enfd^aft  gejogen  merben  f outen,  mürbe  bie  ®pra(i^e  SRünjerd 
unb  feinet  ^rebigtgel^ilfen  Simon  C^aferift,  eine«  frühen  Sarme= 
litermönc^S,  immer  brol^enber.  3mmer  feien  c«  bie  gurften  unb 
^enen  gemefcn,  meiere  bie  ftlöfter  unb  ftirc^en  —  „moUt  fagen 
8Rorbgruben''  —  geftiftct  ^dtten  unb  fie  je^t  f(!^fi<iten.  (Seborne 
^rften  tl^un  nimmer  gut.  SRan  mug  ben  gürften  abfagen.  Sßenn 
bie  Siegenten  miber  ben  Glauben  unb  baS  naturli(^e  Stecht  |anbeln, 
mufe  man  fie  ermürgen  mie  C)wnbe.  ^n  furjer  3^it,  prebigte 
3Runjer,  merbe  bie  (Semalt  an  ba§  gemeine  SSolf  gegeben  »erben: 
bie  SSeränberung  ber  ganjen  SBelt  ftel^c  üor  ber  Jl^ur. 

©er  furfurftlid^e  (Sc^öffer  Qtx^,  ber  jenen  ©d^ulbigen  nac^ 
forfd^en  foQte,  aber  eine  Qtxt  lang  mit  SRünjer  f^mpatl^ificrte, 
jeigte  fid^  l&ffig.  ?lld  er,  nac^brudflic^  an  feine  ^flid^t  erinnert, 
entfd^icbener  auftreten  moflte,  mar  il^m  bie  ©emegung  bereits  über 
ben  ftopf  gemad^fen.  ©djiultl^eife  unb  8lat  meigerten  il^m  ben  (Se= 
l^orfam.  Unjufriebene  oon  audmärtS,  namentlid^  Sergleute  au« 
bem  SKandfclbifd^en,  fanben  fic^  in  ber  ©tabt  ein,  um  ju  erlunben, 
ob  äRünjer  ober  bie  ^Uftebter  „um  beS  SoangeliumS  miQen  be:: 
trübt  mürben".  8ltö  megcn  Jeilnal^me  an  jenem  ftaj)ellenfturm  ein 
SRitglieb  beS  Slatö  berl^aftet  morben  mar,  liefe  SOWlnjer  bie  ®turm= 
glodfe  Muten.  ©aS  aSolf  rottete  fid&  jufammen,  alles  griff  jur 
SBel^r ,  SBciber  griffen  ju  SRiftgabeln ,  um  9iat  unb  ^rebiger  oor 
einem  etmaigen  ^nf daläge  ju  fd^ü^en.    Xro^  allebem  f (^ritten  bie 


SDer  beginnenbe  Stufrul^r.    Sutl^rd  @enbf(^rei6en.  147 

gfirftcn  nid^t  ein.  SRan  jc^ticfe  ^in  unb  l^ct,  ctmal^ntc  unb  ücr= 
tDaxnte,  abet  tl^at  nic^t^.  Unb  e^  mad^te  mentg  (Sinbrud,  ali 
bcx  Äutfütft  feiner  SBatnung  bor  SRutwiflen  unb  grebcl  bie  il^n 
bejeic^nenbe  SBenierlung  beiffifltc:  „3ft  bic  Seigre  unb  Unterweifung 
bei  eud^  au^  (Sott,  fo  mirb  baS,  fo  tl^r  mit  bemalt  ju  bdmpfen 
itnb  nieberjubruden  meint,  au§  ®otte^  Knaben  unb  ftraft,  bon 
il^m  felbfi  ol^ne  menfc^lid^e  ®eioaIt,  C^anb  unb  Unterbruden  mol^l 
untergel^en.''  ®ie  (Enegung  »ud^ö  in  ber  ®tabt,  ate  ber  ©c^öffer 
Seute,  bie  angeblich  um  be§  (Soangeliumd  toiQen  aus  bem  l^erjog^ 
lid^en  (Sangerl^aufen  gepd^tet  maren,  ausliefern  toodte,  unb  ein 
bena4)barter  3?itter,  griebrid^  bon  SBiftleben,  feine  eigenen  ^inter= 
fa^en  überfiel  unb  branbfd^a^te.  SRan  mad^e  eS  bem  Sßi^leben 
na(^,  fagten  bie,  meldte  jur  SSe^r  griffen  unb  nad^  SRünjerS  9lat 
fid^  enger  iufammenfd^loffen.  SBenn  bie  ®ett)alt  ba§  Sd^mert  jie^e, 
prebigte  er  am  24.  ^uli,  muffe  man  il^r'  mit  bem  ®d^merte  be= 
gegnen.  Unb  \i)on  maren  feine  (Slfiubigen  uberjeugt,  ba|  il^nen 
in  einem  etwaigen  ftampfe  nichts  »iberfal^ren  Iflnne:  einer  foß 
taufenb  unb  jmeen  jel^ntaufenb  fc^lagen;  baS  O^rj  ber  X^rannen  fei 
frtwarj  DoU  geigl^eit  unb  erfc^rodten.  ®o  l^atte  eS  ein  gotteSfürd^= 
tiger  Siann  im  (Sefid^t  gefeiten  unb  bem  ^rebiger  oerlunbigt. 

SSon  allebem  l^atte  8ut§er  nur  bunfle  Äunbe.  SRur  fo  biel 
roufete  er,  bafe  es  fid^  um  aufrül^rerifd^eS  beginnen  l^anble,  unb  bie 
SDbrigleit,  in  fic^tlid^er  Unflar^eit  barüber,  wie  weit  il^re  ^ffid^t 
ginge,  einjugreifen  jögerte.  ©a  griff  er  ein.  SBal^rfd^einlid^  noc^ 
im  3wli  1524  erft^ien  fein  „©enbbrief  an  bie  gürften  ju 
©ad^fen  bom  aufrul^rerifd^en  ®eift".  ®S  ift  ©atanS 
»unftgriff  feit  alter  ^txt,  f o  fii^rt  er  auS,  es  mit  falfd^en  (Seiftem 
unb  Selten  ju  berfud^en,  wenn  er  merlt,  bafe  er  bem  Soangelium 
mit  (Semalt  nid^ts  anl^aben  (ann.  S)aS  barf  unS  nid^t  befremben. 
(Ss  muffen  wo^l  ©etten  fein,  fagt  ber  «poflel,  auf  bafe  bie,  fo 
bewährt  finb,  offenbar  werben,  ©obann  fd^ilbert  er  mit  furjen 
SBorten  baS  SBefen  ber  neuen  ^ro)}l&eten.  (SS  freut  il^n,  bafe  fte 
nid^t  5U  ben  ©einen  gel^ören  unb  nichts  bon  il^m  gelernt  l^ben 
woQen,  wie  fie  fid^  benn  rul^men,  aUeS  unmittelbar  bon  ®ott  unb 
burc^  ^immlifd^e  Sinfprad^e  ju  erhalten.  SRun  woUen  fie  aber  bei 
bem  SBorte  nic^t  flehen  bleiben,  ,,fonbern  mit  ®ewalt  fid^  feften 

10* 


148  €knbf4Teibcst  Mut  anfrfil^retif^  iBetfi. 

»ibet  bie  Dbrigtät  unb  ftradd  ba^  einen  let6li(!^n  Sufrul^r  an:: 
tid^ten."  £ad  brfingt  il^n,  ber  Obtigteit  nod^  einmal  il^re  ^flxäft 
ins  (Seb&d^tnid  jutud^utufen,  fold^em  Unfuge  ju  toel^en.  ^nbem 
et  an  feine  Unfänge  erinnert,  »ie  et  ol^ne  fol(^e  ^immlifc^e  Stimmen 
unb  nii^t  mit  l^ol^en  SBorten,  fonbem  mit  ^urd^t  unb  Sittem  unb 
in  aQet  Cemut  feine  ©ad^e  begonnen  l^abe,  mal^nt  et  bie  ^rften, 
ftd^  bod^  ja  nid^t  butd^  ben  i^etmeintltd^en  ®eift  ine  ffil^ten  ju 
laffen.  ®eine  gtüt^te  l&gen  offen  jutage:  ^Sr  miQ  bie  ©d^tift 
unb  bad  munblid^  (Sottet  SBott  aufl^eben  unb  bie  @altamente  ber 
2aufe  unb  beS  kltatd  auiStitgen,  unb  und  l^inein  in  ben  Seift 
füllten,  ba  »it  mit  eignen  IBetlen  unb  fteiem  SQiQen  ®ott  t)er= 
fud^en  unb  feinet  SBetIed  matten  foden,  unb  ®ott  3^ten,  ®tfitte 
unb  92af(  fe^en,  wenn  et  mit  und  mitten  motte.''  Dad  ifl  il^m 
fotton  bie  ©umme  bet  Seilte  bct  ©d^mfitmet.  Äbet  et  ifl  meit  ettt= 
fetnt  baoon,  um  biefet  Seilte  mitten  bad  (Sinft^teiten  bet  Obng= 
leit  ju  fotbetn.  „8Ran  laffc  fie  nut  gettoft  unb  ftifd^  ptebigen, 
mad  fie  (önnen  unb  mibet  men  fie  motten.  —  Sad  SBott  ®0tted 
muf(  }u  e^etbe  liegen  nnb  l&mp^tn.*'  Unb  an  biefet  ©tette  fptad^ 
Sutl^et  bad  il^m  fo  oielfad^  na(^gefpto(^ene  fd^öne  äßott  aud: 
,,3Jian  laffe  bie  ®eiftet  aufeinanbetplofeen  unb  tteffen. 
SQetben  etlid^e  inbed  betful^tet,  mol^lan,  fo  gel^t'd  nad^  ted^tem 
fttiegdlauf ;  mo  ein  ©tteit  unb  ©d^lad^t  ift,  ba  muffen  etlid^e  fatten 
unb  munb  metben,  met  abet  tebli(!^  fic^t,  mitb  geltSnt  metben.'' 
©en  tjürften  tat  et  ju  etlldten:  „JBir  motten  getne  leiben  unb 
jufe^en,  bafj  i^t  mit  bcm  ffiott  fed^tet,  ia^  bie  ted^te  Sd^re  be= 
mälztet  metbe,  aber  bie  gauft  l^altet  ftitte  obet  l^ebt  eud^  jum 
ßanbe  l^inau«.''  ©o  fd^tieb  et  untet  ttatet  Untetfd^eibung  jmifd^en 
®eiftUd^em  unb  ffieltlic^em  unb  öott  feftem  Sctttauen  auf  ben  enb= 
lid^en  ©ieg  bet  SBal^tl^eit. 

Salb  batauf,  am  i.  Äuguft,  l^attc  SKunjct  oot  ©ctjog  Sol^ann 
unb  feinen  Stdten  in  2Beimat  ein  äSetl^öt  ju  befleißen.  Obmol^l 
et  bieled  leugnete,  mutbe  et  bod^  butd§  bie  Äudfagen  bet  Ättftebtet 
feined  auftfil^tetifd^en  Iteibend  flbetfu^tt.  SRan  entliefe  ü^n  mit  bem 
Sefd^eibe,  bafe  bet  ftutfütft,  bem  betid^tet  metben  fotte,  meiteted 
betffigen  metbe.  Sem  mottte  et  juüottommen.  Qts)Ä  Xage  f)}&tet 
bdlagte  et  fid^  in  einem  ©tiefe  an  ben  ftutfutften  übet  ben  „öet= 


är^iinjet  unb  Satl^abt.  119 

logencn  Sut^cc"  unD  ctbot  fid^  ju  einem  SSexl^ör  „\)oi  bet  Sl^riftens 
l^eit"  —  natütlid^  nid^t  in  SBittenbetg  üor  benen,  bic  be§  l^eiUgen 
®eifte5  jpotten  — ,  ju  biefem  ^md  mufeten  üielmc^r  au3  allen 
^Rationen  biejenigen  entboten  »exben,  ^bie  im  ®lauben  unubet»inb= 
Uc^e  Jlnfed^tung  erbulbet  anb  jur  35erä»eipnng  il^teS  ^etjenö  ge= 
lommen  finb".  Sl^nlid^  l^atte  er  am  13.  3wli  an  O^xjog  S^l^ann 
gefc^rieben:  ^3<ft  will  bie  3tömer,  lurlcn,  bic  Reiben  babei  l^aben. 
^i)  tabele  bie  untjerftfinbigc  SJ^tiftenl^eit  ju  ©oben,  ic^  weife 
meinet  ®lauben§  Jlbfunft  (^erlommen)  ju  Derantwotten."  ®ic 
lutffitftlid^e  tlntwott  mattete  er  jcbod§  ni^t  ab.  3^  f^i"^"  ^farr= 
(inbern  ^urüdgetel^rt  mufete  er,  als  er  enblid^  @rnft  machen  moQte 
ober,  mie  er  fid^  auSbrüdte,  ba§  ernfte  SBort  (Sottet  ju  prebigen 
gebac^te,  ecJ  erleben,  bafe  ber  ^Dftebter  Sftat  i§m  miberftrebte.  „Sie 
ad^ten",  mie  er  fid^  bellagt,  „i^ren  ®ib  unb  ^flid^t  l^ö§er  atö 
®otteS  SBort."  ®a  aufeerbem  ba3  ©rjd^einen  furfürftli^er  ftom= 
mifiare  in  ?lu6fic^t  ftanb,  machte  er  R(^  bereits  am  7.  tluguft 
l^eimlid^  baüon  — ,  für  8ut§cr  ein  neuer  öemeiö  öon  bem  8ugen= 
geift,  ber  il^n  befeelte. 

©ie  ?lbfid^t,  aud^  bie  ®emeinbe  Sarlttabts ,  mit  bem  aRünjer 
feit  längerem  in  ©ejiel^ung  ftanb,  in  feine  Sunbniffe  mit  §ineitt= 
5Uäiel^en,  mar  miSgludtt.  Sarlftabt  moßte  jjeftt  nid^tS  üon  an= 
wenbung  Don  ®emalt  roiffen.  ^n  einem  offenen  ©riefe  ^ber  toon 
Drlamünbc  an  bie  5U  Äflftebt,  mie  man  d^riftlid^  fed^ten  fofl'', 
liefe  er  bie§  ertlären.  Sutl^er  glaubte  nid^tSbeftomeniger,  bafe  et 
mit  SRünjer  f^mpatl^ifiere,  beriefen  fid^  bod^  beibe  auf  ben  ®eift, 
üerad^teten  bie  ©d^rift  unb  gingen  barauf  auS,  bie  ©aframente  ju 
entwerten. 

®o  urteilte  Sutl^er  fd^on  im  S^li  1524.  Unb  er  mar  jum 
Seil  menigftenS  rec^t  berichtet.  SliemaU  mar  SarlftabtS  gebet 
gefc^äftiger  als  in  biefem  Sommer.  C^i^ter  einanber  fd^rieb  er 
bamalS  fünf  bis  fec^S  ©d^riften  über  ia^  ©aframent  beS  SltarS, 
üon  benen  mel^rere  bereits  im  3uli  betannt  geroefen  fein  muffen, 
©erfelbe  SRann,  ber  fo  eben  nic^t  m^ftifdb  genug  reben  tonnte, 
l^anbelte  l&ier  teilmeife  in  ben  rol^eften  Söorten  Dom  ©aframent. 
3u  allen  Seiten  l^at  eS  üerfc^iebene  äuffaffungen  ber  8lbenbma]^lS= 
»orte  gegeben,  bie,   meldte  Sarlftabt  jeftt  bortrug,  l^otte  »enig= 


160  (Satl^btt  ®a(ramentdte^Tc. 

ftcnd,  fomeit  mir  fhtnbe  l^aben,  bie  92eu]^it  für  fid^.  (St  tonnte 
fid^  Sutl^t  gegenüber  rul^men,  baf(  feit  ber  Hpoftel  Qtittn  btefe 
(Srtl&rung  niemals  vorgebracht  »orben  mfire.  SSenn  (Sl^riftuS  fagt, 
bied  ift  mein  fieib  sc,  fo  l^abe  er  bamit  nid^t  ba$  Srot  gemeint, 
fonbem  auf  feinen  eigenen  Seib  gemiefen.  S)ad  moQte  er  aud^ 
auö  bem  gried^ifd^en  ©runbtejcte  erweifcn.  ©ort  flel^e  üor  ben 
©orten:  ^©aö  ift  mein  8eib",  ein  ^unlt,  fie  fingen  mit  einem 
großen  Snfang^bud^ftaben  an,  Semeid  genug,  ba|  biefer  @a|  für 
fid^  beftel^e  ol^ne  Sej^iel^ung  auf  ben  Dorl^ergel^nben.  ©er  gelehrte 
SRann  gab  ftd^  bie  8Id|e,  nid^t  ju  miffen,  ba|  gro^e  Suc^ftaben 
unb  Snterpunftion  baS  SBert  bes  Herausgebers  maren.  3Ud^t  mel 
bcffcr  mar  eS,  menn  er  fid^  barauf  berief,  baS  gried^ifd^e  SBort 
äörot  fei  männlichen  (Sefc^lec^tS,  „ba«"  aber  fei  fdd^lic^.  ©aö  roar 
albernes  ®erebe,  mie  ernft^aft  unb  mit  mie  tJielen  SBieberl^olungen 
eS  aud§  i^orgebrad^t  mürbe.  @d^mermiegenber  mar,  ba|  nic^t  nur 
bie  ®egenmart  Sl^rifti  im  ®a(ramente  geleugnet,  fonbem  fiberl^aupt 
ber  religiöfe  SBert  bcS  Slbcnbmal^lSgenuffeS  unb  baS  3urc(^tbeftcl^en 
ber  Äbenbmal^lSfcier  in  grage  gcfteflt  mutbc.  .,®S  ift  nicmanb 
gejmungen,  ju  trinten,  fo  mirb  au(^  ber  äufecrlid^e  ftclc^)  abgeben 
unb  eine  neue  SBeife  tommen.''  „3m  Oiiw*n^l  unb  am  Äreuj", 
fagt  er,  «muffen  mir  S^riftum  fud^cn  ni(^t  im  ©alrament,  l^immlifc^e 
(Bebanfcn  l^abcn  unb  nic^t  falramcntifc^e."  ©aS  Slbenbmal&l  ift 
il^m  nur  ein  ®cbfid^tnis  beS  JobeS  Sl^rifti.  3ebeS  SRel^r,  mie  ber 
®laube,  bafe  burd^  baS  ©alramcnt  SJergebung  ber  ©ünbc  erlangt 
mirb,  gilt  i§m  als  ein  (Singriff  in  ®ottcS  ®l^re,  inbem  bamit  bem 
©alrament  etmaS  jugelegt  merbe,  maS  bielmcl^r  ber  (SrfenntniS  beS 
5tobeS  (Sl^xifti  juläme.  ßutl^erS  ?luffaffung  Dom  Jlbenbmal^l  ift 
ü^m  nur  ein  ®egenftanb  beS  ©Jjottes,  befonberS  feine  S3etonung 
beS  ®laubenS  an  bie  S^fofl«  ^«^  göttlichen  ®nabcngabe  im  ®atra= 
ment.  ©ie  SBittenberger  finb  bie  neuen  ^apiften,  (Satraments= 
Inec^te,  ©alramentierer,  —  biefcS  Schimpf mort  fc^eint  (Sarlftabt 
aufgebrad^t  ju  §abcn.  (Ss  Ififet  fid&  beuten,  bafe  man  baraufl^in 
in  SBittenberg  nid^t  gut  auf  il^n  ju  fprec^en  mar.  ®r  mollte  ge= 
l^ört  l^aben,  bafe  Sutl^er  bie  Drlamünber  Steuer  unb  ©c^märmer 
fc^elte.  ©aS  üeranlaf^te  biefe  ju  einem  mel^r  als  felbftbemu|ten 
©d^reiben  (16.  Äugufl)  an  Sutl^er.    ®r  l^abe  fie  gelfiftert,  ol^ne  fie 


2vLt^x  in  Z^Maoat.  151 

ju  prüfen  unb  baburd^  s^S^ist  baf(  er  (ein  ®Ueb  bed  mal^tl^fttgen 
®ol^ned  (SotteS  fei.  (Sr  möge  nur  nad^  Orlamunbe  (ommen,  ba 
wfiren  fie  bereit,  üon  il^rem  ®Iauben  unb  SBerfen  3le(l^en|(^aft  ab« 
jttlegen.  Unb  Sutl^er  mar  f(^on  untermegS,  ber  Siluftrag  ^erjog 
Sol^annS,  ju  bem  ^ol^ann  ^iebrtd^  bie  Slnregung  gegeben  ju  l^ben 
fc^eint,  führte  il^n  md)  Sl^üringen.  iSeine  «nttefenl^eit  fd^ien  brin= 
genb  nötig.  Sie  Aufregung  l^atte  meite  Sheife  ergriffen.  9?ament= 
Itc^  mar  ed  bie  fc^on  frfil^er  berul^rte  ^age  nad^  ber  ®ultig(eit 
ber  mofaifc^en  (Sefe^e  im  bürgerlichen  Seben,  meiere  bie  (Semuter 
bemegte.  Selbft  ber  l^erjogtid^e  ^ofprebiger  äBolfgang  ®tein  moQtte 
eine  S^it  lang  nur  not^  oom  mofaifcben  Siechte  etmad  miffen. 

^m  14.  ^uguft  mar  Sutl^er  in  S&eimar.  9m  21.  tarn  er  nad^ 
S^ena.  £)ort  mirtte,  mie  fcbon  ermähnt,  ein  greunb  (Sarlftabtd, 
ber  ^rebiger  SRartin  Äcin^arb,  ein  nic^t  unbegabter  SRann,  ber 
btei  Salute  frül^er  auf  Sutl^erS  (Empfehlung  l^in  in  ftopenl^gen 
in  bem  S)ienfie  be$  ftönigd  Don  D&nemarf  geftanben  l^atte.  %ud^ 
Sarlftabt  mar  nad^  ^ena  gefommen  unb  l^örte  ed  mit  an,  atö 
Sutl^er  am  folgenben  SRorgen  in  einer  langen  ^rebigt  miber  ben 
®cift  eiferte,  ber  fic^  ju  3ö>i*au,  tlUftcbt  unb  anberen  Orten  ge= 
jetgt,  unb  ber,  mie  man  au^  feinen  grfic^ten  erfel^en  tdnne,  ein  teuf= 
lifc^er  (Seift  fei.  SReben  ber  S^ftöi^wnfl  ber  ftirc^en,  Silber  ic  be= 
fprac^  er  namentlid^  a\x6)  bie  ^bficbt  2:aufe  unb  Sbenbmal^l  junic^te 
jit  machen.  Sarlftabtd  92ame  mürbe  ni(bt  genannt,  glei(^mol^l 
glaubte  er  Sut^erS  ^udfäl^rungen  auc^  auf  fic^  bejiel^en  ^u  muffen. 
®r  munfc^te  eine  Unterrebung  mit  Sutl^er.  ©iefer  mar  nic^t  ba- 
gegen,  menn  er  il^n  aud^  nid^t  baju  ermunterte.  SB&l^enb  Sutl^er 
im  fc^marjen  Sdren,  mo  er  mieber  abgeftiegen  mar,  bei  ^ifd^ 
fajg,  erfd^ien  bann  @arlftabt  in  Segleitung  feinet  ®d^magerd,  bed 
Dr.  ®er^rb  äBefterburg  Don  Söln,  ber  fi(^  bamaU  ebenfalls 
in  3^nci  aufl^ielt.  Sutl^er  liefe  il^n  fogleic^  eintreten,  öor  ber  ganjen 
grofeen  2:ifd^gefellf(^aft  moUte  er  mit  il^m  Derl^nbeln.  (S4  tarn 
mie  }u  ermarten  ju  einer  unerquidflic^en  (Scene.  Über  ba§  Sinjelne 
§aben  mir  nur  einen  Seric^t  auS  bem  ftreife  (Sarlftabtd. 

©afe  man  i^n  mit  bem  aufrul^rerifd^en  (Seifte  öon  «llftebt  $u= 
fammenmerfe  unb  feine  ©ahamentslel^re  bamit  in  Serbinbung  bringe, 
bagegen  legte  er  entfd^iebenfte  Sermal^rung  ein.    ®abei  belannte  et 


162  Snt^  nnb  Catlltobt  in  3ena. 

fi(^  offen  ju  feiner  @attamentdle^Te,  bie  et  mit  ber  ®(^ft  beiDeifen 
»Ode,  unb  »atf  Sutl^et  bor,  bad  (Soangelium  falf(^  se))rebigt  ju 
l^ben.    SHefer  berief  fi(^  barauf,  bag  er  Garl^abt  nic^t  genannt 
l^be;  fadd  fi(^  jener  getroffen  fül^e,  fo  fei  ed  i^m  rec^t.     ^m 
»eiteren  Serlauf  bed  @efprfi(^d,  in  bem  Sut^r  eine  mettoutbige 
%ul^  bemal^rte,  »fil^renb  Sarlftabt  immer  l^i^iger  mürbe,  (am  man 
avii  auf  bie  ^fid^te  bed  (Sarlftabtfc^n  dkifted,  im  3a^re  1531, 
)u  fpred^en,  auf  Sarlftabtö  (Sitelteit  bei  Gelegenheit  ber  Seipjiger 
Disputation  unb  manches  anbere,  nnid  fi(^  iw]ifyin  ben  beiben 
SRfinnem  absef))ielt.    Sitter  betlagte  \xdf  Sarlftabt,  ba|  man  il^m 
feine  Sucher  aud  ber  Srucferei  genommen  unb  il^n  ^inbere,  frei 
gegen  Sutl^er  ju  f(^reiben,  mogegen  biefer  erft  ^eute  mieber  in  feiner 
^rebigt  ben  fyi^  beS  Solted  gegen  i^n  ermecft  ^be.    ®(^lief|li(^ 
rief  Sutl^r  i^m  ju:  »grifc^  IJer,  ^bt  i^r  etwa«,  fo  fc^reibfö  frei 
l^aud  — ,  id^  miU  eud^  einen  (Sulben  baju  fd^enten."    Sarlftabt 
mar  bereit,  il^n  ju  nel^men,   unb  Sut^er  jog  einen  @olbgu(ben 
^auiS  unb  gab  i§n  bem  Gegner:   „9{el^mt  ^in  unb  greifet  mic^ 
nur  tapfer  an:  %xx]ä)  auf  mid^"*,  fagte  er  babei.    @arlftabt  jeigte 
il^n  ben  ^nmefenben  unb  forberte  fie  auf,  beffen  3^uge  ^u  fein, 
bag  gütiger  il^m  mit  biefem  Gulben  SRad^t  gegeben  ^be,  wiber 
fl^n  )u  fd^reiben.    Sut§er  mugte  il^m  nod^  einmal  berfid^ern,  ba|{ 
er'd  fo  meine  unb  il^n  ntc^t  l^inbern  moQe.    Sann  gaben  fie  fi(| 
bie  C>anb,  tränten  einanber  ju,  Sarlftabt  oerlie^  bie  Serfammlung, 
unb  Sutl^er  ging  in  bie  ftird^e,  um,  mie  er  e«  (Sarlflabt  oorau^ 
»eiter  gegen  bie  neuen  ^ropl^eten  ju  prebigen. 
Über  ftal^la,  wo  auf  ber  Stan^el,  als  Sutl^er  [ie  beftieg,  no«^ 
bie  Xrümmer  eines  ^erbrod^enen  ftru)ifi)ceS  lagen,  (am  Sut^er  am 
24.  nadi  Drlamünbe.    ®urd^  ben  Surgermeifter  liefe  er  ber  ®e= 
meinbe,  bie  jum  Jeil  etft  oom  gelbe  juf ammengerufen  »erben 
mufjte,  anjeigen,  bafj  er  getommen  fei,  auf  i^ren  ©rief  $u  ant= 
Worten.    Sor  il^nen  ju  prebigen  lel^ute  er  ab.    ©ann  fing  er  an, 
(Saft  für  @aft  beS  SriefeS  ju  befprec^en.    aber  bie  Seute  waren 
gut  gef(^u(t  unb  wußten  auf  aUeS  ju  antworten.    (Eben  war  er 
baran,  über  baS  3^f^ören  ber  Silber  ju  fprec^en,  als  (Sarlftabt 
erfc^icn.    Aber  Sut^er  bulbete  feine  Änwefen^eit  nid^t.    „3§t  feib 
mein  geinb,  unb  ic^  f^V  eud§  einen  Bulben  barauf  gegeben'',  rief 


Sut^cr  in  Ortomünt)^.  15S 

et  i^m  ju  unb  brol^te  alsbalb  abjuxeifen,  menn  Sarlftabt  bie 
93etfammlung  nid^t  üerliefie. 

Sie  Dtlamunbet  auf  bet  ftanjel  befc^ulbigt  ju  ^ben,  leugnete 
Sut^er:  fie  ^tten  in  äßittenberg  me^t  ^u  t^un,  ald  an  ]ie  j^u 
beulen,  „^ii  l^ab  insgemein  gerebet,  —  ^abz  xd)  euc^  getroffen, 
n>a§  fann  id^  baju.''  Über  bie  ^Überfrage  tarn  e§  ju  einer  f leinen 
©isputation.  33or  allen  tl^at  fid^  ein  ©d^uftcr  l^erüor.  Siic^t 
bio%  SarlftabtS  SSeroeidfüi^rung,  aud^  feine  m^ftifc^e  Stebemeife 
^tte  er  in  fi(^  aufgenommen.  92it  ben  mufteften  93ergletc^en 
mittelalterlicher  SR^ftit  fuc^te  er  ein  abjolute«  ©ilbcrüerbot  ju  bes 
gtunben.  Sut^erd  92ac^U)etS,  baf(  ^afe^  nur  abgöttifc^e  SSilber 
berboten  |iabe,  liefe  man  nic^t  gelten.  Snblic^  erllärtc  ber  S3ürger= 
mcifter:  „2öit  galten  unö  ftradtö  nad^  bcm  SBorte  (Sottet,  benn 
eS  fielet  gef (^rieben:  il^r  follt  »eber  bajufeften  noc^  baöonne^men." 
Saran  erlannte  Sut^er,  bafe  man  i§n  unb  feine  Seigre  oerbamme. 
®a§  beftätigte  il^m  ber  ©c^ufter,  inbem  er  exflcirte:  „®o  bu  je 
oerbammt  roiUft  fein,  ^Ite  ic^  btd^  unb  einen  jeglichen  oerbammt, 
So  lang  er  »ibcr  ®ott  unb  ®otte^  Sßal^r|ieit  rebct  ober  lieft." 
©ine  weitere  SBerl^anblung  märe  jmcdloö  gemefen.  Sutl^er  eilte  mit 
ben  ©einen  jum  Sagen;  unter  ben  ^JUermünfc^ungen  be3  ^öbel5 
verliefe  er  ba^  ®tabt(^en.  9ie§r  als  je  n^ar  er  bauon  über= 
5eugt,  bafe  aud^  baS  treiben  SaxlftabtS  jum  Äufrul^r  führen 
muffe. 

(St  berichtete  über  biefe  ^^^ragöbie"  nac^  Seimar,  aber  auc^ 
Sarlftabt  wanbte  ftd^  bort^in  mit  grofeer  Sflagc  über  ßut^erS  auf= 
treten,  unb  ebenfo  bie  Drlamünber.  Sarlfiabt  moQte  je^t  noc^ 
feine  „c^riftUc^c,  flöttlid^e,  erweisliche  unb  gegrünbete  Seigre*'  in 
einer  öffentlid^en  Disputation  gegen  Sutl^er  oerteibtgen.  Unb  noc^ 
oor  (urjem  l^atte  man  wirflid^  baran  gebac^t,  toie  ^atob  ©traufe 
Don  (Sifenac^  eS  i^orgefc^lagen,  ein  allgemeines  ®efpräc^  jmifc^en 
Sut^er,  9!elai<d^t|ion,  Sarlftabt,  Straufe  unb  momSglid^  auc^ 
äßünjer  ju  oeranftalten ,  um  niemanbem  Unrecht  ju  t^un.  ttuf 
Sutl^ers  9lat  moUte  man  aber  baoon  je^t  nichts  toiffen,  (Sarlftabt 
fei  oft  genug  aufgcforbert  morben,  na^  SBittenberg  ju  tommen 
unb  fein  ^mt  mit  Sefen  unb  S)iSputieren  auSjurid^ten.  ®in  Ses 
fel^l  beS  fturfurften  oom  17.  September  üerwieS  i§n  beS  SanbeS. 


154  (Sattflabtd  Vufivcifttng.    (SiitbnKf  feiner  €(infte!t. 

<IUei(^ed  8od  traf  SRattin  Stetn^rb  unb  (Setl^tb  Skfiet&utg. 
<£atlfiabt  mat  ungebeugt.  9lad^bem  er  tl^rfinenreid^en  Sbfc^ieb  oon 
feiner  @emetnbe  genommen,  }og  er  ffibmfittö,  um  in  ben  oer= 
fd^iebenften  @egenben  bei  aQerlei  Seuten  für  fi(i^  unb  gegen  Sut^er 
©timmung  }u  machen  unb  iai  Unred^t,  bad  man  il^m  angetl^n, 
ind  greQfte  Sic^t  }u  fteden.  Sine  SRenge  teitö  mirtltc^  neuer,  teil^ 
nur  »iebcr  aufgelegter  Iraftate,  bie  wieber  neue  ©t^riftcn  in 
Sludfid^t  fteQten,  marf  er  ind  S3ol(. 

(Sd  mar  bo(^  eine  munberüd^e  3^it.  Sßad  mürbe  nic^t  aUeS 
gefd^rieben,  aber  maS  me^r  fagen  miU,  mad  mutbe  ni(^t  aUed  ger 
lefen!  (2^  l^at  feiten  eine  lefeluftigete  ^txt  gegeben.  Unb  {e 
reicher  bei  SSud^ermartt  in  ben  legten  Salären  geworben  mar,  um 
fo  mel^r  mud^S  natürlich  bie  Steigung,  92eue$,  Ungemöl^nlid^eS  ju 
l^dren  unb  ju  lefen.  Ceffen  boten  bie  Sd^tiften  ^rlftabts  je^t 
mel^r  atö  bie  Sut^er^.  @eine  eigentümli(^e  %rt,  balb  in  buntein 
SBortcn  bie  l^öc^ften  Probleme  m^ftifii^er  grömmigfeit  ju  berül^tcn, 
für  bie  bad  beutfd^e  ®emüt  Don  jel^r  fo  empf&nglid^,  balb  an 
ben  gefunben  ^enfc^enoetftanb  ber  neuerung^füdbtigen  SRenge  ju 
appellieren,  fanb  größeren  Seifall,  al5  man  bei  ber  Unflarl^eit 
feiner  äUebemeife  erwarten  foUte.  92amentli(^  waren  eS  aber  feine 
prattifd^en  Senbenjen,  feine  ®runbf%  über  bie  92euorbnung  be^ 
Jhrc^enwefenS ,  bie  Dielen,  benen  ed  mit  ber  ^Reformation  ber 
ftird^e  nid^t  fd^nell  genug  ging,  einleuchteten,  fo  befonberS  in  ben 
fübbeutfc^en  ®täbten,  bie  Sarlftabt  je^t  auf  feinen  SBanberungen 
befudfete,  in  SRotl^enburg,  ^eibelberg,  ©trafebutg  unb  anberen.  9lad^ 
wenigen  äBoc^en  erful^r  Sutl^er,  l^a^  (krlftabts  ^^ogma  Dom 
©alrament"  bie  weitefte  Verbreitung  erfal^ren.  ©ereit^  am 
12.  5Roöember  wollte  er  wiffen,  bafe  aucb  Ulric^  3»>ittgli  i^m 
beiftimmc. 

3lvix  gelegentlich  finb  wir  biSl^er  biefem  Siamen  begegnet.  (Srft 
je^t  gewinnt  er  eine  Söebeutung  für  Sutl^er^  ^erfon  unb  äJBetf. 
3^n  neben  Sutl^er  ju  fiellen,  baran  bacbte  wo^l  noc^  niemanb. 
aber  welche  ©ebeutung  l^atte  er  nic^t  fc^on  gewonnen! 

äBenige  SBoc^en  nac^  Sutl^er,  am  i.  Januar  1484,  war  er 
JU  SBilbl^u^  in  Soggenburg  geboren.  8lu(^  er  entflammte  bem 
SSauetnftanbe,  aber  feine  (Sntwidtelung  war  eine  ganj  anbere  ges 


t  3»ingft.    @cinc  (gnttoidctuiifl.  165 

»efcn.     D§nc  Siot  ftubicttc  er  in  8Bicn  unb  in  ©afcl.     SBon 

innctn  Rämpfcn  murtc  et  nid^t  butd^fd^üttcrt    3Rit  einem  fd^atfen 

5ßcxfianbe  begabt,  fül^l  unb  fiberlegt,  eine  offene,  gerabe  3Iatut, 

nid&t  unempfängli(!^  für  ba§,  »a§  i§m  ba§  ßebcn  ju  bieten  ücr= 

tnod^te,  ging  er  rul^ig  feinen  SBeg.    grfi^  machte  er  bie  S3etannt= 

fd^aft  ber  alten  ftlafi'ifer,  aber  erft  als  ^Ißfarrer  in  ®laru§  (feit 

1506)  mürbe  er  ein  begeifterter  |)umanift,  ein  eifriger  Anhänger 

unb   (Schüler  beS  @raSmu^.    92ur  Don  il^m  aus  ift  feine  tl^eo= 

logifc^e  Eigenart  ju  oerftel^en.    an  fetner  Oöni>  vertiefte  er  ]xi)  in 

bic   l^cilige  ©c^rift.    ®e§  (Sra^muS  Äbnotationen  erfc^loffen  il^m 

il^rc  tiefen,  lenften  feine  Äufmerlfamfeit  auf  bie  grofeen  ©c^äben 

be§  Rird^entumS.    Unb  obwol^l  tiefer  unb  religiöfer  angelegt   als 

fein  SReifter,  füllte  er  anfangs  bocfe  ebenfo  wenig  als  jener  bie 

Sleigung,  feine  (grtenntntffe  in  pofitioer  SBeife  jur  ©eltung  ju 

bringen.     3?ic^t   feine  fird^lic^e,   feine  politifc^e   i^atigleit,   baS 

mannl^afte  auftreten  bes  fc^weiserifd^en  ^Patrioten,  ber  gegen  baS 

fogenannte  3leiSlaufen  feiner  SanbSleute,  ben  6^re  unb  SBo^lfal^rt 

unb  g^ei^eit  oernic^tcnben  SfriegSbienft  in  frembcm  ©olbe  unb  baS 

baburc^   ^eruorgernfcne   sßarteitrciben   feine  Stimme   et^ob,    ^at 

feinen  SRamen  juerft  weiteren  Greifen  feiner  $>eimat  befannt  ge= 

macl)t.    Unb  baS  politijc^e  3»^l^^#^  öie  SReiguug  für  baS  ällge= 

meine  ^at  i^n  feitbem   nic^t   oerlaffen   unb  feiner  ganjen  $erfön= 

Ud^Icit  ein  d^aratteriftif4)eS  (Seprägc  gegeben. 

?ln  feiner  roiffenfc^aftlic^en  gortbilbung  arbeitete  er  unaufl^örlic^. 
Unb  je  me^r  unb  me^r  trat  baS  ©tubium  ber  ©c^rift,  befonberS 
beS  5Reuen  teftaments,  in  ben  Sßorbergrunb.  ©d^on  war  fie  i^m 
nid^t  mel^r  blofe  eine  ClueÜe  ber  (SrtenntniS,  fonbcrn  auc^  beS 
fiebenS.  @r  blieb  ber  ^umaiitft,  aber  ber  i^eologe  fing  an  ju 
übermiegen.  S)ie  ©erec^tigleit  allein  auS  bem  ®lauben  »ar  il^m 
Ifingft  jur  ©emifeb^it  geworben,  ©eit  1516  mirlte  er  in  3Raria 
©nfiebeln.  ^n  bicfem  oielbefuc^ten  SBallfa^rtSort  tonnte  er  er= 
fal^ren,  wie  eS  ftanb  mit  ber  SBerberbtl^eit  beS  rflmifc^en  Sl^riften= 
tums  unb  feiner  Abgötterei,  aber  erft  in  S^xiij,  wo  er  am 
1.  S^nuar  1519  fein  ömt  als  Seutpriefter  am  ®rofemünfter 
antrat,  begann  er  feine  ebangelifd^e  ^rebigt. 

Stid^t  burd^  Sut^er  war  er  jum  @oangelium  getommen.    9{od^ 


166  3»tnftU9  etptf  Vufttetcn. 

^tte  er  fi(^  (aum  mit  Sut^S  ®(^nften  befc^dftigt.  Seine  eigent^^ 
lid^en  ©tteitfc^riften  intereffietten  i^n  nid^t.  Siut^  in  ber  golge 
t^etntieb  et,  fo  gut  er  tonnte,  feine  ®(i^riften  ju  lefen,  um  ben 
(Begnern  bie  bequeme  SBaffe  }u  nel^men,  i^n  leid^tl^in  als  Sut^ 
ranet  ju  oerle^ern.  IBie  gefagt,  burd^  bie  Sd^tift  unb  (&xa§ma^ 
mar  er  ju  feiner  Xl^ologte  getommen,  freiließ,  baf(  er  fte  geltenb 
machen  tonnte,  war  lieber  ber  (Erfolg  ber  lut^erifd^en  Bewegung. 

(Erft  moDte  er  nur  ba$  (Soangelium  prebtgen,  ni(^t  mel^  unb 
ni(^t  meniger.  !ln  irgenbmelc^e  9ieformen  backte  er  mo^I  nic^t 
Den  greunben  gegenüber  pried  er  bie  S&ittenbcrger  al3  bie  Ser= 
treter  einer  fc^riftgemfif^en  tl^eologie,  gteid^mol^l  ftanb  ex  mit 
il^ren  geinben  im  beften  (Sinoerne^men  unb  erfreute  fic^  ber  S(ner= 
tennung  »brianä  VI.  (8rft  nac^  brei  34ren  50g  er  bie  golge= 
rungen  feiner  ^rebigt  3"^  ^^il  1522  erfd^ien  feine  crfle  rcfor= 
matorifd^e  ©c^rift:  ,83on  (grliefcn  unb  grei^eit  ber  ©peifcn". 
SB&^renb  fie  einen  jo  nebenfäc^lic^en  $untt  mie  bie  tir(^tt(^en 
gafterigcbote  angriff,  betraf  fie  bod^  fc^on  ba«  3^ntrum,  inbem 
3n)ingli  mit  ebenfo  großer  Stlar^eit  als  Sntfd^iebenl^eit  aus  ber 
Schrift  \}a^  Äec^t  ber  rSmifc^en  ©ifc^Öfe,  bem  freien  S^riften= 
menfc^en  ©aftungen  aufjulcgen,  beftritt.  anbete  bcbeutungSDoUcrc 
Xrattate,  bie  bereits  nichts  gelten  laffen  rooQten,  als  n)aS  fid^  auS 
göttlicher  Schrift  erioeifen  laffe,  folgten  nocb  im  Saufe  beSfelben 
3a^reS.  ©ie  (Scgenja^e  fül^rten  ju  ber  am  29.  3anuar  1523 
erfolgten  ©iöputation  über  3®ittgliS  „Sc^lufereben*',  einer  Äei^e 
oon  67  liefen,  meldte  ben  ®ieg  ber  8leformation  im  ftanton 
3ürid^  entfd^ieb.  ®ie  »ar  lein  langfameS  äbbrödteln  beffcn,  roaS 
unbraud^bar  gemorben  mar,  fonbern  ein  fc^neOeS,  jielbemu^teS 
^bbtec^en  oon  allem,  maS  man  nid^t  mel^r  braud^en  mollte,  meil 
es  teinen  ®d^riftgrunb  ^abe  unb  ®ott  bie  (g|ire  raube.  Si^n^^^^l^ 
weniger  SRouate  oerfc^roanben  bie  Silber,  bie  Altäre,  bie  3Rcffe, 
bie  Drgel  unb  alle  ^zxcmomcn,  bie  an  baS  ?llte  erinnern 
tonnten.  — 

3J{it  bem,  maS  unter  8ut|iers  gül^rung  in  ©ac^fen  unb  anberSwo 
k)or  fid^  ging,  ^tte  biefe  @ntmi(Ielung  bod^  weniger  gemein,  als 
es  ben  3^itgenoffen  anfangs  fc^einen  tonnte.  3ö'i"9'i  burfte  feine 
©c^öpfung  mit  Siecht  als  eine  oon  Sut^er  unabl^cingige,  felbflänbige 


bc§cid^nctt.  Unb  et  legte  SBert  barauf.  anbete  loaten  bie  SRotibe, 
anbete  bie  Qitlc,  bie  bet  ©d^weijet  üetfolgte,  in  bem  bet  bibeU 
gläubige  ®d^ület  be$  @taSmud  unb  bet  mettblidenbe  ^olitilet  nid^t 
feiten  um  bie  Dbet^anb  fttitten. 

SRan  tann  beobad^ten,  »ie  ftul^  fid^  bet  fpätete  ®egenfafe  an= 

bal^ttte.  3ö>ingU  empfanb  il^n  ftül^et  aU  Öutl^et.  SBeteitS  in  bet  8lu5= 

leßung  feinet  67  Jl^efen  pnbet  et,  bafe  ßutl^et  in  einigen  ©tüdten 

el^et  5u  wenig  als  ju  üiel  getebet  unb  ben  SBlöben  ju  Diel  nad^r 

gegeben.    ?lnftofe  nimmt  et  an  feinet  Äuffaffung  bet  33eid^te,  an  bet 

SSeibel^altung  be§  SBotteä  ©attament,  übetl&aupt  an  ßut^etö  geft= 

l^alten  an  bem  j^iftotijd^  begebenen,  mofetn  e5  bem  SBotte  ®otteS 

nic^t  mibctftteite.    ^ietin  fal^  et  eine  falfc^c  SJac^giebigteit,  ein 

^attieten,  eine  ®etingfd^5%ung  bet  @l^te  ®otte§.    Unb  mdl^tenb 

bie  SBittenbetget,  bie  fteilic^  wenig  bon  ben  SSotgfingen  in  QM^ 

ctful^ten,  il^n  ju  ben  3^tigen  tec^neten,  ging  3"^i«9^i  ^ud^  fc^on 

in  wichtigen  Se^tpunlten  anbete  SBege.    SReland^t^on  ift  e§  gewefen, 

bet  suetft  ben  Sta^muS  füt  ben  ©tteit   jmijd^en  SB^i^flli  w^^ 

Stttl^et  Detantmottlid^  gemad^t.    Unb  »et  wollte  leugnen,  bafe  bie 

meiften  Sel^tpuntte,  in  benen  ä^i^^S^i  ^^"  Sutl^et  abweicht,  fid^ 

auf  eta^mifc^e  ?lntegungen  jutiidtful^ten  lafjen?    ©a§  gilt  aud^ 

Dorn  aibenbmal^l.     SBie  (£ta§mu§  legte  Qmnili  fc^on  ftul^  ben 

4)aui)twett  babei  auf  baö  ,,SBiebetgebäd^tni§  befjen,  wa§  einft  ge= 

fc^el^en".     ÄUetbing«   feine   jpfitete  ©tfWtung   bet  ?lbenbma§l5= 

wotte,  wonod^  fie  j^mbolifd^  ju  üetftel^en,  r^a^  „i^i"  fo  Diel  fei 

als  bebeutet,  entnal^m  et  ben  Catlegungen  eines  niebetlänbifd^en 

3utiften  RotneliuS  ^otn  obet  ^oniuS,  bie  bctfelbe  fd^on  1521  geltenb 

gemad^t.    (Sin  gewifjet  Sll^obiuS  l^atte  fie  auc^  an  Sutl^et  gebtad^t, 

wat  abet  üon  biefem  jutudfgewicfen  wotben.   ©agegen  fanb  Sw'iwgli, 

mit  bem  Sll^obiuS  1523  in  SSetbinbung  getteten,  batin  bie  gotmu^ 

lietung  bet  Äbenbmal^Slel^te,  bie  et  felbfl  fut  bie  tid^tige  l^ielt. 

Slud^  fonft  wat  baS  93etl^altnis  S^i^gliS  ^u  (StaSmuS  bon 
nid^t  geringet  Sebeutung,  wat  boc^  bie  Die^tja^l  bet  ttefflid^en 
äRfinnet,  bie  in  ben  Dbetlanben  an  bet  ©pi^e  bet  Bewegung 
ftanben,  ebenfalls  aus  bet  ©d^ule  beS  ©taSmuS  l^etüotgegangen. 
Ifin  teget  briefUd^et  SSetlel^t  l^ielt  fie  jufammen.  S^^nfl'i*  S^^me 
ftanb  untct  il^nen  obenan.    X)aS   wat  bie  nfic^fte  SSetanlaffung 


158  2>ie  fflbbctttf^cn  et&bte.    Bivlitgtt  unb  (Sarlflabt. 

baju,  ba|  3®inflli^  Deformation  eine  SBittung  ^tte,  bie  über 
i^en  Snfang^punlt  l^inaudging.  (Sid^tlid^  gtabitierten  aud^  bie 
fubbeutfc^en  Steid^dftfibte  um  jene  3^it  ntel^  atö  friil^  nad^  ber 
@(^meij,  beten  anertanntet  Sorort  Qmi)  mar.  Unb  bie  %ici^U 
niffe  biefet  Keinen  (Semeintoefen  Annetten  ju  \tfft  ben  fd^toeije^ 
tifi^en  Kepubliten.  So  maten  bie  Sßotgfinge  in  ßutid^  auc^  in 
tiT(^U(^en  Singen  ffit  t)iele  Dorbilblic^.  D^ne  ba^  man  ftd^  eine^ 
(Begeuja^ed  ju  Sutl^et  bemuf^t  mar,  ben  man  oielmel^r  aDent^lben 
au(^  ^ier  al$  C^erolb  bed  (Eoangeliumd  anerlannte,  oerfotgte  man 
Ifingft  meit  anbere  Qitk. 

Unb  nun  tarn  Sarlftabt  nad^  bem  ®uben  unb  fanb  Suftimmung. 
greilic^,  man  bellagte  ben  Bn'i^fpalt  unb  a^nte  bie  ®efal^r  für  bie 
Sudbreitung  be^  (EDangeliumd,  aber  e$  gab  auc^  Seute,  bie  nie 
ber  ^rebiger  äRarttn  ^ecbt  in  Ulm,  bei  aller  Sßere^rung  für  8ut^ 
baoon  ®eminn  erhofften:  man  »erbe  aufhören  ,,an  bem  SRunbe 
bed  ^eroen  ju  ^ngen  mie  am  Dralel".  SBorber^anb  tonnten  bar= 
aud  nur  ^arteiungen  entftel^en.  Ser  erfte,  ber  gegen  Sarlftabt  jur 
geber  griff,  mar  Urban  9il^egiud,  bamatö  ^faner  ju  SugSburg. 
@(^on  im  92oDember  1524  fc^rieb  er  eine  Sßarnung  ,,miber  ben 
neuen  S^rfal*'  Sarlftabt«  unb  beftritt  auf  baö  lebl^ftefte  beffen 
(Satramentdlel^re.  Unb  ju  berfelben  QAt  richtete  d^i^flli  ^^n  erfl 
fpfiter  betannt  gemorbenen  S3rief  an  (Sra^mud  ^Iberud  in  9teut= 
lingen,  in  bem  er  auS  Änlaf)  ber  entftanbencn  3rrungen  feine 
Slbenbma^l^lel^re  barlegte.  3^(^^  ^i^  (Srfl&rung  SarlftabtS  im  ein= 
seinen  billigt  er  nic^t,  mo^l  aber,  bafe  er  bie  Äuffaffung  Sutl^er«, 
ben  er  tnbeffen  nid^t  nennt,  jurficfmeift.  £)ie  Kbenbmal^t^morte 
muffen  einen  anberen  @inn  l^aben:  „S)a$  SBort  ift  fein  Slu^e*. 
©iefe  ©teile  ift  für  il^n  ebenfo  entfc^eibenb  als  für  Sarlftabt.  ®ie 
mörtlic^e  Auslegung  gilt  il^m  ald  eine  abgefc^madte  Üeberlteferung, 
menn  nic^t  als  ®ottlofig(eit.  8Btr(li(^  geglaubt,  fagt  er,  ^be 
überl^aupt  niemanb  an  bie  mirtlic^e  ®egenmart  im  ^benbmal^l,  menn 
man  eS  auc^  b^uc^lerift^ermeife  gelehrt  unb  vorgegeben  l^be,  ober 
man  ^obc  auf  ben  93erftanb  Derji(^tet.  S)ie  (Segner  finb  il^m 
Xl^oren,  rol^er  als  St^tl^en.  Sutl^er  mar  alfo  im  allgemeinen 
über  feine  Stellung  rec^t  berid^tet.  S&ie  tiefge^enb  bie  ®egenf% 
maren,  al^nte  er  freilid^  nid^t. 


etragburg  nnb  (Sart^bt.  15> 

3n  ©trafeburg  mar  cg,  mo  bcr  eigentliche  Streit  ausbrechen 
foßtc.  ^ier,  »o  bomel^mlic^  SRartin  Sucer  unb  Der  frfil^ere  ^at 
bcö  fturfürften  üon  SRainj,  SBolfgang  Sapito,  für  bie  Sieformation 
n>irtten,  »o  alleö  nod^  in  ®a§rung  begriffen,  l^atte  (Sarlftabt,  o^ne 
mit  ben  ^rebigern  gu^lung  ju  fud^en,  gerabe  in  ben  unteren 
Saienfreifen  9Serbinbungen  angelnupft.  ^wax  mu|te  er  balb  weiter 
loanbern,  aber  er  Derftanb  es,  aud^  Don  S3afel  auS  feine  neuen 
@(l^riften  ju  Derbreiten  unb  bie  aQgemeinfte  äeilnal^me  für  fic^, 
ben  mit  SBeib  unb  ftinb  oertriebenen,  ju  ertoecfen.  Unter  bem 
€)ol^n  unb  ©pott  ber  ^apiften  erl^ob  man  bie  §rage,  an  n>en  man 
pc^  5u  ^Iten  l^bc,  an  gütiger  ober  ffiarlftabt.  SSergeben«  fuc^ten 
bie  ebangelifd&en  ^rebiger  ju  beruhigen,  äud^  fie  famen  in  8ßer- 
legenl^eit.  Stimmte  aud^  taum  einer  oon  il^nen  gerabe  SarlftabtS 
Auslegung  ber  ^benbmal^tömorte  bei,  unb  maren  bie  93erft&nbigen 
aud§  entruftet  über  beffen  unrul^mlic^eS  Auftreten  gegen  ßutl^er, 
fo  fanben  boc^  bie,  meldte  i^rer  ganjen  tl^eologifc^en  (SntmidCelung 
nac^  auf  (SraSmuS  fugten,  nid^t  menigeS  in  feinen  SluSful^rungen, 
was  i^nen  einleuchtete,  ^ie  @^rfurcbt  bor  Sutl^er,  bie  Unrul^e  in 
ber  (Semeinbe,  bie  Sorge  um  bie  gefä^rbete  Sac|ie  beS  SoangeliumS 
t)eranla|ten  ben  Sßunfd^  nac^  einer  93erftfinbigung.  3^  biefem 
3toedfe  fanbte  man  (Enbe  92oDember  1624  einen  ^iafonuS  mit  einem 
e^rfurc^tSDoHen  Sct)reiben  nac^  Sßittenberg,  moritt  ber  Staub  ber 
®inge,  wie  bie  ©ebenfen  ber  Strafjburger  bargelegt  »urben. 

(Es  l^t  fic^tlid^  ben  ^mi,  ein  3ufammenge^en  ju  ermöglichen, 
aber  eS  bejeugt  mit  jebem  SBorte,  wie  ^ier  jmei  (Sntmidtelungen 
aufeinanber  ftief^en,  bie,  menn  i^re  beiberfeitigen  @igentümlid^teiten 
fefige^lten  »urben,  fc^merlic^  ol^ne  ftampf  nebeneinanber  l&er= 
ge^en  tonnten,  ^ie  grage  bom  ^benbmal^l  l^at  ben  3^^^fpAtt 
ni^t  gefd^affen,  fie  l^at  il^n  nur  offenbart.  SBaS  bie  Strafen 
burger  baruber  ju  fagen  »iffen,  ift  lebiglic^  bie  Äuffaffung  beS 
(EraSmuS.  92an  legt  SBert  barauf,  mit  Sut^er  ju  prebigen,  baS 
Crot  fei  ber  8eib  S^rifti,  ber  SBein  fein  S3lut,  fielet  aber  ben  ein= 
jigen  3?uften  ber  (gud^ariftie  in  ber  (Erinnerung  an  ben  tob  (Sl^rifti. 
Das  äbrige,  fo  fagen  fie  mörtlic^  mit  (EraSmuS,  tbut  nichts  jum 
C)eil,  benn  baS  ^leifc^  ift  (ein  Ü^ä^e,  auc^  wenn  S^riftuS  fo  DoQ^ 
^finbig  ba  wäre  unb  in  berfelben  ®eftalt  mie  am  ftreuje.    S)aS 


IM  2)le  6tra6btttger  ^rebiger  an  Sutl^. 

ift  bamatö  tote  fpfiter  ber  Cmuptgeftd^töpuntt.  Sein  unb  S3tot 
finb  fiujjerlid^e  "Dinge.  SRan  ntu|  bad  SBolt  mel^t  batauf  ]^üi= 
meifen,  too^u  man  bad  tlbenbmal^I  genief^e,  atö  mad  man  effe 
unb  ttinle.  S)ad  toiO  aber  nic^t  aOen  genügen,  äßan  Detlangt 
eine  Ilate  ©atlegung  bcffen,  »a«  nun  ©tot  unb  SBcin  fei,  bie 
man  mit  oöQiger  ©ic^etl^eit  ju  geben  ftc^  noc^  nid^t  getraue ;  besl^alb 
erfud^en  fie  Sutl^er  unter  Übeiienbung  ber  Sarlftabtfc^en  @(^rtften 
unb  unter  ^inmeis  auf  getoiffe  midjttge  Semeidgrunbc  (Sarlftabt^, 
ju  il^rer  ®tärfung  barjulegen,  »aS  mit  ber  Sd^rift  auc^  gegen 
ben  Satan  beftel^en  tonne. 

Sud^  bie  2auf§anblung  ift  tl^nen  etmad  ^ujjerlid^ed.  Dbmol^l 
c9  f<!^riftgemfif)er  märe,  nur  bie  (^rmad^fenen  ^u  taufen,  l^&tten  fie 
bie  Stinbertaufe  dod^  beibehalten ,  nur  muffe  man  bann  eine  ^txt 
feftfe^en  jum  Unterrichte  berer,  bie  ol^ne  benfelben  getauft  mürben 
»firen,  ein  auc^  f(^on  üon  3«>wflli  auögefproc^ener  ®ebanfe,  ber 
fpfiter  5ur  Sinfü^rung  ber  ftonfirmation  geführt  l^t.  ©er  für  ben 
fpäteren  ®egenfa^  in  Sfultu^  unb  Sitte  \o  mi(^ttge  ®runDfa^  ber 
Dberlanber,  baf}  im  tirc^lid^en  unb  religiösen  ^anbeln  nichts  5U 
bulben  fei,  maS  man  nid^t  mit  Sd^riftmorten  atö  berechtigt  ermeifen 
fönne,  »irb  ^ier  fc^on  mit  aDer  Schärfe  au^gefproc^n.  ®ben 
be^^alb  empfinbet  man  bie  9Serfd^iebenl^eit  ber  3^^«wonieen  bei 
gleicher  Betonung  ber  Stormatioitdt  beS  Sc^riftmorted  atö  etmaS 
Un^UbareS,  fei  er  boc^  \>m  ®egnern  ein  SBemei«  für  bie  Unbe= 
ftdnbigleit  unb  Unfic^er^eit  et)angelifd^er  ße^re.  Unb  aUerbingö 
ber  ®otteSbienft  in  Strasburg,  beffen  SSerlauf  bie  ^rebiger  bar= 
legen,  unterfd^ieb  fid^  Don  öem  in  aSittenberg  fd&on  fcl^r  er^eblic^. 
3}or  aDem  mar  er  ganj  beutfc^.  C)ier  unb  ba  erinnerte  nod^ 
cinjelne^,  maS  man  um  ber  Sc^mac^en  mtUen  nic^t  abgefc^afft 
^atte,  an  bie  SSergangen^eit,  aber  man  mar  fic^  baruber  dar, 
bafe  e§  faDen  mfiffc.  ©er  innerlid^en  Trennung  oon  ber  alten 
ffird^e,  mit  ber  im  3"f^»i»"^»i^fl"9  ä«  ft^^^n  für  Sut^er  Don  fo 
mefentlic^er  SSebeutung  mar,  mar  man  fid)  l^ier  oollftanbig  be= 
mufet:  „S&d^  bflben  bie  Sl^rlften  mit  ben  ^opiften  gemein?'' 
fragen  fte  jur  ©egrunbung  i^reS  ©tanbpunttcS. 

3Ran  tann  nid^t  fagen,  \ia%  ßutl^er  bie  ganje  SSerfc^iebenl^eit 
bcSfelben  in  ber  gleid&en  ©eife  erfannte,  mie  fie  ^eute  ju  überfe^en 


©enbf^reiSen  an  bte  ©tragSurfter.  161 

ift.  ®cm  aScrttaucn  bcr  ®tta|burget  tarn  et  mit  gleichem  SBct= 
trauen  entgegen.  Dbwo^l  et  f(^on  eine  gtöfeete  ©d&tift  plante, 
beeilte  et  \xä),  in  einem  tutjen  ©enbfc^tciben  üom  15.  ©ejembet 
auf  baö  SBid^tigfte  ju  etwibetn,  „b\^  (S^tiftuS  e§  i^m  geben  »etbe, 
auf  baö  ©anje  ju  antmottcn''. 

©a  ttöftet  et  bie  ©ttafebutget,  inbem  et  ben  f(^on  öftet 
auögefptoc^enen  ©ebanfen  micbetl^olt ,  bafe  e§  bie  SBeife  beS 
®Dangelium$  fei,  93exfotgung  bon  aujjen,  3^^^^^^^^  i^n  ^nnetn 
l^etDotjutufen:  „(&^  muffen  fte^eteien  fein,  auf  ba|  biejenigen, 
fo  betod^tt  fein,  offenbat  metben.  Sl^tiftu^  m\x%  ni(^t  aQein 
(Saipl^am  l^aben  untet  feinen  >$einben,  fonbetn  auc^  ^ubam  untet 
feinen  gteunben."  ®ann  miß  et  fie  betmatnen,  nic^t  als  jemanb, 
bem  fie  ju  glauben  fc^ulbig  feien,  et  jei  ja  auc^  nic^t  i^t  $te= 
biget;  abet  in  bet  Hoffnung,  bafe  fie  i^n  in  feinen  ©d^tiften 
als  einen  jolc^en  ettannt  Ratten ,  bet  ta^  Soangelium ,  bie 
®nabe  S^tifti,  baS  ®efe^,  ben  ®lauben,  bie  fiiebe,  baS  ftteuj 
unb  übet^aupt  alle  C^^uptltude ,  bie  einem  (S^tiften  )u  toiffen 
not  ift,  lautet  unb  gewife  gel^anbelt  ^abe,  etwas,  was  man  öon 
^atlftabt  nic^t  fagen  tonne,  ©iefet  betfalle,  wie  man  miebet  aus 
feinen  neueften  ©(^tiften  etfel^cn  fönne,  auf  bie  äufeetlit^en  ©inge, 
als  läge  baS  teerte  c^tiftlic^e  SBefen  an  „Silbftütmen,  ®a(tament= 
leugnen  unb  laufefttafen''.  (St,  Öut^et,  l^abe  mo^l  butc^  fein 
©c^teiben  ben  93ilbetn  mel^t  Sbbtud^  getrau  als  Satlftabt  butd^  fein 
©tütmen.  ?lbet  was  liegt  batan?  Sie  C)auptfa(i^e  bleibe  S^tiftuS, 
nic^t  wie  @atlftabt  eS  ^infleßt,  (S^tiftuS  als  Sjcempel,  „weld^eS 
baS  getingfte  ©tuet  an  Sl^tifto  ift,  batin  et  anbeten  O^ilig^n  gleid^ 
ift,  fonbetn  wie  et  ein  ®efc^enf  ®otteS,  obet  wie  ^auluS  fagt, 
®otteS  Sh:aft,  SBeiS^eit,  (Seted^tigfeit,  (Stlöfung,  C^eiligung",  wobon 
bie  neuen  ^topl^eten  mit  il^ten  „Sutgtöbungen"  unb  fonftigen  fc^wuU 
ftigen  SGBotten  nie  etwas  gefd^medt  l^aben.  ®ie  gtage  t)om  ?lbenb= 
mal^l  ge^ött  i^m  ol^ne  3weifel  l^iet  aud^  noc^  ni(i^t  ju  ben  ^anpu 
ftücfen,  jonbetn  jufammen  mit  jenen  anbeten  äufeetlid^en  ©ingen, 
Silbetn,  ©abbatfeiet  u.  bgl.,  beten  auSfü^tlic^e  ©töttetung  et  etft 
anfunbigt.  ffit  etwfi^nt  fie  nut  (utj.  ©abei  mac^t  et  baS  metl= 
wütbige  ®eftänbnis,  wie  bet  (Sebante,  bafe  im  SSbenbma^l  nut  SStot 
unb  SBein  fei,  il^m  f(^on  oot  fünf  3al^ten  biele  «nfed^tung  beteitet 

irolbc,  ^ui^tn.    IL  11 


168    £ttt^  Wkt  ba9  Xtobmal^l  gegenüber  ben  bS^mtf^en  8rfibent. 

l^abe,  benn  er  l^be  too^l  geouf^t  bamit  bem  $a))fttum  ben  grö|ten 
„^uft"  geben  ju  tdnnen.  (5d  ^fitten  au(^  lernet  Seute,  tool^l  fener 
{)oniud  unb  t)ieOei(^t  (StaSmud,  oeit  gefd^icttet  aU  Sariftabt  in 
biefem  @inne  Dom  @attament  gefc^tieben,  „aber  id^  bin  gefangen, 
lann  nid^t  l^etau^:  bei  %tft  ift  ju  gewaltig  ba,  unb  »iQ  ft(^  mit 
Sßotten  nid^t  laffen  au$  bem  Sinn  reiften  \  SBie  Sariftabt  mit 
feinen  lofen,  lahmen  ^ofjen  bat)on  tebe,  ol^ne  ade  @(^tift  lebigli(^ 
aud  Sßemunft  unb  (Butbunten,  bad  fechte  il^n  nic^t  an,  oielme^i 
beftdtte  i§n  bad  in  feiner  S^einung.  SBol^l  aber  muffe  er  betennen, 
ba|  fein  alter  äbam  nur  ju  lei(i^t  geneigt  fei,  nur  8rot  unb  SBein 
im  Äbenbmal^l  ju  fe^en  — ,  eine  äufeerung,  an  bie  man  fid^  er= 
innern  mufj,  um  Sutl^erd  f))&tere  ©d^&rfc  im  Sbenbmal^l^ftreit  ju 
öerftel^en. 

Unb  feitbem  er  in  ber  Schrift  Don  ber  bab^lonifc^en  @efangen= 
fc^aft  bie  Seigre  Don  ber  SBanblung  jerfc^lagen,  l^atte  er  fid&  fd^on 
me^rfac^  mit  ber  grage  ju  befc^äftigen  gel^abt,  »aS  bann  alö  3n= 
l^alt  be$  ©aframents  anjune^men  fei.  (&x  t^at  e^  ungern.  ^I^m 
genügte,  baf(  man  fid^  an  baS  SBort  beS  ^errn  ^alte,  wonach  er 
unö  im  Saframente  feinen  8eib  unb  fein  8lut  ju  geniejsen  gebe, 
alled  übrige,  maS  ba^  für  ein  Seib  fei,  mie  bad  jugel^e,  fmb  il^m 
müfeige  g^agen,  bie  ben  ®laubcn  nic^t  meieren,  fonbern  nur  ©frupeln 
unb  ©paltungen  ^erDorrufen.  ,,S)ringe  auf  ba§,  ma^  notroenbig  ift, 
ben  ®laubcn  unb  bie  ßiebe.  Ibötid^t  ift  eö,  um  folc^c  »ertlofe 
®inge  3\u  ftreiten  unb  barüber  baS  SBertDoUe  unb  C^^ilbringenbe 
bei  ©eite  ju  feftcn."  ®o  fd^rieb  er  am  13.  Swi^i  15^2  an  ?ßaul 
©peratuS,  ber  bei  feiner  Sßirlfamleit  in  3glflw  in  SRfil^ren  mit  ben 
„bö^mifc^en  ©rübern''  betannt  geworben  mar  unb  il^m,  meit  er  an 
beren  »uffaffung  Jlnflofe  nal^m,  aflerlei  ba§  ©atrament  betreffenbe 
fragen  Dorgelegt  l^atte.  S&eitere  perfönlid^e  93erl^anblungen  mit  ben 
trübem  Deranlaf(ten  i^n  bann  boc^,  felbft  näl^er  auf  bie  ©alra= 
mentsfrage  einjuge^en.  ®nbe  1523  »ibmete  er  il^nen  bie  ©c^rift: 
,y93om  anbeten  beg  ©aframents  bed  ^eiligen  Seid^nam^ 
S]^rifti^  ©ie  betfimpft  nic^t  nur  bie  SReinung  ber  Säruber,  bie 
in  etmad  unf larer  S&eife  jmar  (E^rifti  Seib  im  C)itnmel^  eingefc^loffen 
backten,  aber  boc^  Don  einer  gciftlic^en  ®egenmart  fpräd^en,  fonbern 
auc^  fc^on  anbere  ^uffaffungen  wie  bie,  baf)  93rot  unb  Sßein  nur 


fieib  unb  S31ut  bebeuteten.  S)enn  einem  S&otte  „ol^ne  au^ 
gcbtudte  Date  ©d^rift  ein  anbet  ©euten  ju  geben"  gilt  il^m  aU 
ein  ^eüel  an  ®otte§  Sßott.  Sßenn  man  bieS  an  einem  SBotte 
tl^ue,  »0  tomme  man  bann  l^in,  benn  toad  l^inbette  batan,  ed 
übetaa  ju  tl^un?  ©agcgen  »in  et  pd^  an  bie  SBorte  l^alten,  »ie 
fie  lauten. 

@t  §fitte  fid&  ben  ©tralburgetn  gegenüber  je^t  auf  biefe  ©(^tift 
berufen  Wnnen,  bie  bei  aller  ©ntfc^iebenl^eit  bo(^  einen  fe^r  milben 
2on  anfc^lug  unb  auc^  ba,  »o  bie  Unterfd^iebe  fd|on  leine  geringen 
»aren,  nod^  ber  C>offnung  ^uSbrucf  gab,  burd^  gegenfeitige  SSelel^rung 
au5  ber  ©c^rift  einanber  nfi^er  ju  lommen.  ^ber  er  bat^te  je^jt 
anber^.  (^  l^anbelte  fic^  für  il^n  nic^t  mel^r  b(of(  um  eine  ®injel= 
frage,  ©ie  ßeugnung  ber  ®egen»art  Sl^rifti  im  äbenbmal^l  mar 
il^m  bereite  bad  offentunbigfte  ©^mptom  eines  bad  ©(i^riftmort 
meifternben  fttugelnd. 

Unmittelbar  nad^  jenem  ©enbfd^reiben  an  bie  ®tra|burger  fe^jte 
er  fi(^  an  bie  bereits  angefünbigte  ©c^rift.  Sängft  l^tte  er  ba« 
SRaterial  jufammen.  9Ran  br&ngte  aud^  Don  auSro&rtS.  SäefonberS 
i^uSmann  in  Sw^W^w  Ue|  e§  an  3Ra^nungen  nid^t  fel^len.  über 
Sut^er  l^atte  erft  abioarten  moDen,  bis  Sarlftabt  fid^  nod^  mel^ 
geoffenbart,  ^n  ben  ©d^riften,  bie  il^m  bann  nad^  befjen  llb^uge  in 
bie  C^Anbe  famen,  mar  bieS  jur  Genüge  gef(^e§en.  ^n  ber  ma{)= 
lofeften  SBeife  mar  er  gegen  Sut^er,  ber  i§n  auS  ©ad^fen  üertrieben, 
aufgetreten,  ^e^t  lief)  aud^  biefer  aQe  ©d^onung  fal^ren.  Unter 
bem  ©rudt  faft  ubermenfc^lid^er  Arbeit,  ben  ©orgen  in  ber  3?dl^ 
unb  gerne,  ben  ©efc^merben  lörperlid^en  ßeibenS,  —  bamalS  begann 
er  an  einem  offenen  ©d^aben  am  ©d^enlel  ju  leiben,  aud^  muffte 
er  bereits  eine  ©ritte  benu^en  — ,  entftanb  feine  ©d^rift:  „©iber 
bie  l^immlifc^en  ^rop^eten  t)on  ben  Silbern  unb  ©alra  = 
ment''.  ©ie  gel^ört  j^u  bem  fternigften,  maS  Sutl^er  gefd^rieben 
l^t,  befonberS  im  erften  Xeil,  beffen  ©rudC  bereits  (Snbe  1624 
beenbet  mar. 

„Da  ge^t  ein  neu  S&etter  l^er'',  fo  beginnt  er.  (Ss  Derftel^t 
fi(^  bei  ü^m  t^on  felbft,  baf(  er  bie  t^tage  nad^  ben  Silbern  nid^t 
in  il^er  Sereinjelung  bel^anbelt.  ©ie  |at  nur  SBert  im  3^= 
fammenl^ng  mit  ber  gro|en  ^age  nad^  bem  C^eil.    ©a  untere: 

11* 


164  8en  bm  »Ubern. 

f(^ibet  et  fünf  C^u))tftude  d^tiftlic^er  Sd^re:  bte  ^rebigt  be^ 
<Befe|ed  jut  Qttenntnid  bet  @finbe,  banad^  bad  trdftUcbe  SBott 
ber  ^gebung,  jum  btitten  bad  (Keric^t  an  bem  alten  92enf(j^n, 
bei  getdtet  »etben  muf^  otertend  bie  aud  bem  (Klauben  »frei  unb 
umfonft''  ^etDorge^nben  fEkik  bet  Siebe,  enblid^,  nid^t  für  bie 
S^riften  fonbetn  ffir  bie  Sto^n  unb  Unglfiubigen,  bad  Xreiben  be^ 
0efe|e$,  um  fie  fiu|etti(^  in  Drbnung  ju  leiten,  moju  bie  melt= 
lic^e  Cbrigteit  geotbnet  ift. 

Sßad  et  nun  Satlftabt  unb  (Kenoffen  in  etftet  Sinie  Dotiottft, 
ift,  bad  fie  bad  le^te  juetft  fe^en,  unb  mie  et  fc^on  frill^  bemetft, 
eine  fo  nebenf&d^lid^e  ^age,  ^mie  man  Silbet  bted^en  obet  bulben, 
@peife,  ftleibet,  @t&tte,  $etfon  unb  aUetlei  äuf)etli(|e  S>tn9e 
leiten  foU'',  in  ben  93otbetgtunb  btängen  unb  batubet  bie  ^avipU 
fac^e  auf)eta(^t  laffen.  92ut  ungetn  betliett  et  bamit  feine  3^it 
batum  foU  auf  ^ttftabt^  Diele  Sudlet  mit  biefem  einen  SSuc^ 
geantwottet  »erben.  S&ie  ftu^et  fe^t  et  bann  audeinanbet,  mie 
ed  il^m  Don  Anfang  an  batauf  angefommen  fei,  bie  S3ilber  aus 
bem  ^txitn  ju  tcif^en;  w&te  bieS  etteic^t,  bann  f(^abeten  fie 
nichts  mel^t.  (Sarlftabt  mad^e  eö  umgefel^tt,  inbem  et  fie  buti^ 
ein  S^ett  beS  S^^nged  unb  ®efe^e$  aud  ben  Sugen  t>ctbanm, 
in  bet  SReinung,  ®ott  bamit  einen  (SefaOen  ju  tl^un,  »obet  ber 
„teerte  tlbgott"  unb  falfc^ed  Sßettrauen  im  ^ct^tn  befielen  bleibe. 
äBenn  bie  S3Ubet  butd^  bie  otbentlid^e  Dbtigfeit  abgenommen 
mütben,  fo  l^abe  et  niemals  ettoad  bagegen  ge^bt.  Sed  längeren 
etöttett  et  bann  ben  Untetfc^ieb  bon  ©ilbetmad^n  obet  ©ilbetl^aben 
unb  =anbetcn.  Siit  feinem  ©pott  ftagt  et,  »ie  eö  benn  bie 
,,iübif(^en  (^eiligen'',  bie  fo  fteif  am  ®efe^  äRortS  ^dngen  mit 
ü^ten  3oA<^iinStl^let  (Bulben  mad^en,  auf  bem  bet  fjii.  ^oaä^m 
geplagt  ftdnbe.  (S4  »fite  mol^l  gut,  i§nen  jul^ilfe  ju  lommen, 
fte  Don  ben  (Sulben  unb  ftlbetnen  ©tofd^en  unb  Säec^etn  ju  be= 
fteien  unb  fo  i§nen  bon  ben  @ünben  ju  l^elfen;  benn  obmo^l  fie 
ben  Silbern  feinb  fmb,  fei  ju  befolgen,  fie  feien  nod^  nii^t  fo 
weit  „entgtßbet  noc^  in  bie  ©tubietung  unb  SBetmunbetung  unb 
SSefptengung  tommen,  baf(  fie  biefelbigen  bon  fi(^  felbft  fottmerfen 
Wnnten".  SRit  »ec^t  bemeilt  et,  bafe,  wenn  jebet  nac^  feinem 
belieben  bie  SSitbet  jeibtedgen  bütfe,  bann  au^  jebet,  »ie  eS 


2)te  ^ebeittunft  M  (^efe^eS  für  bie  (Sl^tiflen.  166 

9?ofeS  ia  au(^  geboten  l^abe,  jufal^ten  bürfe,  um  bie  (Sf)cbtzi)tt 
unb  SKörber  ju  töten,    ©al^in  füllte  bet  (Satlftabtifd^e  (Seift. 

93on  ptinjipteOer  SBid^tigfeit  finb  feine  Siudlaffungen  inbejug 
auf  baS  attteftamentUd^e  ®efe^.  Sie  l^eute  miebet  beliebte  Untex- 
fd^eibung  jiDifd^en  ßctemonialgefe^  unb  bem  !Delalog,  monad^  jctte« 
für  und  abgetl^an,  bad  leitete  aber  in  feinem  DoQen  Umfange  be= 
ftel^e,  wirb  üon  il^m  fo  beftimmt  ate  möglid^  oetmotfen.  ,3Rofe5 
ift  aflein  bem  jübifcben  SBolle  gegeben  unb  gcl^t  und  Reiben  unb 
©l^riften  nid^t«  an",  aud^  bet  ©elalog  nid^t.  ©efteben  bleibt  aber 
%ad  natÜTÜcbe  ®efe^,  bad  ®ott  in  bie  ^tt^tn  gefd^rieben.  „^u^ 
ßl^riftud  felbft  faf^t  aDe  ^ropl^eten  unb  ®efe^e  in  bied  natütlid^ 
®efe^:  SßaS  i^r  moUet,  ba|  euc^  bie  Seute  ti^un  fotlen,  bad  tl^ut 
ibr  auc^  il^nen,  benn  ba§  ift  ba§  ®efeft  unb  bie  ^ropl^eten.''  2Bo 
nun  92ofed'  ®efe^  unb  bad  92aturgefe^  ubereinftimmen,  ba  bleibt 
baö  ®efeft  unb  »irb  nid^t  aufgel^oben.  ®o  beantwortet  fic^  il^m 
avLÖi  bie  §rage,  marum  man  benn  nun  bie  jel^n  ®ebote  l^lte  unb 
leiere,  einfach  bal^in,  baf(  er  fagt:  ^S)arum  baf(  bie  naturlid^en 
iSefefte  nirgenbd  fo  fein  unb  orbentlid^  öerfafet  fmb  als  im  SRofe," 
ßarlftabt  l^atte  eine  neue  ©abbatfeier  geforbert.  aber  Sut^er  mied 
i^m  nad^,  ba|  bie  Sl^riften  mit  bem  ©abbatl^  nichts  ju  tl^un  l^ben, 
toie  benn  auc^  ber  (briftlid^e  (Sonntag  in  gar  feinem  3ufammen= 
l^ang  mit  bem  altteftamentUd^en  ©abbat  fielet.  SBotle  Sarlftabt 
ein  ®ebot  leiten,  fo  fei  er  nad^  ®al.  5,  2,  baS  ganje  ®efe^ 
ju  l^alten  verpflichtet.  Ser  ©onntag  ift  nur  beSl^alb  ju  galten, 
weil  eS  ber  menfd^lid^en  5Ratur  entfpric^t,  „je  jumeilen  ju  rul^en"  — , 
man  fann  eS  auc^  an  einem  anberen  2:age  tl^un,  unb  meil  man 
einen  2:ag  l^aben  mn^,  ba|  man  prebige  unb  ®otted  SBort  l^öre. 
Sanac^  erftärt  ed  fid^,  »ie  Sutl^er  baju  lam,  fp&ter  im  ftatec^i^ 
muS  bem  britten  ®ebote  bie  gorm  ju  geben:  „in  foflft  ben  geiep: 
tag  l^eiligen." 

2)ann  menbet  er  fid^  ju  Sarlftabt^  Slage  über  feine  Slu^ 
weifung.  Sie  fei  gefd^el^en,  meil  er  unb  bie  ©einen  gegen  ben 
äßillen  ber  Dbrigteit  ben  $öbel  an  fid^  jögen  unb  fo  9lotten= 
wefen  machten.  ®§  ift  ni(bt  ju  fd^erjen  mit  bem  hC^^^w  DmneS". 
®lauben  fie,  baf;  baS  ®ebot,  bie  SSilber  ju  berni(^ten,  il^nen  gilt, 
unb  lefen  fie  bann,  mie  fie  bad  ja  je^t  in  ber  beutfc^en  S3ibel 


166  80111  ®aframetit  bct  tUott. 

(önnen,  t)on  beut  (Bebote  (Sottet  toibet  bie  (Sottlofen,  bann 
l^ftt  e«:  „(Sottet  S^ort,  mit  muffen  btan!"  Satiftabt  möge 
leinen  Sufrul^r  im  Sinne  l^ben,  abet  et  l^be  boc^  dnen  auf= 
rfil^erifi^en,  mStberif(^n  ®ei{t.  ttnb  fiberoQ  lomme  ed  bei  il^m 
auf  baS  ^ufierlid^e,  auf  bad  S^ett,  an  unb  ooOe  er  S^^^g  an= 
koenben.  ^tin  fei  et  eben  fo  fd^Hmm  atö  bet  $a))fi,  fo  j.  &  in  ber 
^age  bet  (EleDation  bet  !lbenbma§Uelemente.  i>ct  $a)>ft  gebiete, 
(Satlftabt  k)etbiete  fie  ebenfo  beftimmt,  aber  fie  fei  frei,  ba  fie  in 
bet  Sd^tift  »eber  geboten  nod)  k^erboten  fei,  unb,  um  bem  Satt 
fiabtfd^en  Serlangen  gegenüber  ba^  %e(^t  ber  c^riftlit^en  ^ei^t 
ium  ^udbrud  }u  bringen,  erllfirte  8ut^,  fie  in  ber  ^fattfirc^ 
einftmeilen  beibe^lten  ju  moUen,  mad  aud^  gefd^el^n  ift. 

Cer  jmeite  teil  l^nbett  wefentlid^  Dom  Satrament  bed  "Ultax^, 
übrigen^  in  einer  fel^r  l^eftigen  unb  berben,  bem  (Segenftanbe  oft 
»entg  angemeffenen  Sprache,  bie  fid^  »eniger  aud  ber  begreiflichen 
perfönlid^en  ^ereijtl^eit  atö  aud  ber  inneren  (Entruftung  über  ba^ 
freoell^fte  %ufmerfen  ber  ganjen  bie  ®emüter  Derwinenben  ^age 
Donfeiten  Sarlfiabtd  ertldren  I&f(t;  benn  ber  Zragocite  bes  ganjen 
Streitet  ift  er  ftd^  je^t  doU  bemu|t,  (ennt  au(^  ba^  ^ol^lctfen  ber 
giften  — ,  aber  er  l^t  boc^  aud^  biefem  „ftatten  ^uff  gegenr 
über  einen  frd^li(^en  Xroft  unb  guten  92ut. 

a^  finb  ganj  beftimmte  ®run^geban(en,  Don  bcnen  er  au^e^t: 
(Bott  Rubelt  auf  jmeierlei  SBeife  mit  ben  9!enfc^en,  au|ierli(^ 
burd^  baS  münblic^e  äßort  be^  (SoangeliumS  unb  burc^  leibliche 
Seiten,  bie  @atramente;  innerlich  burd^  ben  l^eiligen  ®etft  famt 
anbern  (gaben,  aber  nac^  feiner  Orbnung  in  ber  Steife,  ba|  bie 
innerlichen  ®aben,  ®eift  unb  stauben,  nid^t  gegeben  werben  ol^ne 
bad  fiu^erltd^e  äßort  unb  3^^^^»  ^i^^  Dielme^r  immer  Dorangel^. 
Son  biefer  $ofition,  bie  il^m  au§  ber  @(^rift  feft  fielet,  fei  Sarb 
ftabt^  Seigre  ju  beurteilen. 

tiefer  wolle  immer  ben  ®eift,  aber  nid^t  burc^  Sßort  unb 
Saframent,  fonbern  burd^  Stellen  in  ber  Sangweile,  oon  ber  et 
felber  nt(^t  wiffe,  wa^  fte  fei,  burd^  äßarten  auf  §immlifd^e  Stimmen. 
8(ber  too  fte^e  baoon  etwas  in  ber  Sd^rift?  So  breite  er  alles 
um:  bie  X5tung  be§  alten  SRenfd^en,  bie  baS  le^te  auf  bem 
C^eitöwege  fei,  weil  nur  ein  Sl^rift,  ber  (Sl^riftum  l^be  burd^  ben 


!93om  ©aftament  ht»  9tUat9.  167 

Glauben  im  ^etjen,  baju  imftanbe  fei,  bad  fei  bei  il^m  ba$  erfie: 
Unb  biefen  (S^ti^um  erhalte  man  nic^t  but(^  eigene^  SS^ert,  fonbettt 
tnxij  bad  @bangelium.  S)ann  menbet  er  fid^  jum  Sbenbma^l,  um 
(Satlftabtö  SSel^auptungen  im  (Einzelnen  ju  miberlegen,  unb  baiS 
tl^ut  ex  namentlid()  l^infic^tlit^  feinet  (fid^erlidben  ®)pegefe  mit  gtoftet 
^(udful^tlid^teit,  aber  auf  ba§  @inje(ne  (ommt  ed  il^m  bod^  nic^t  an. 
^tlftabtS  SefenntniS,  et  tonne  ed  nic^t  glauben,  ba|  Sl^tiftus  im 
©aftament  fei,  ift  il^m  Semei^  genug,  tpie  et  feine  Steinung  ni(^t 
au§  bet  ©c^tift  gel^olt,  fonbetn  fie  l^ineingettagen ,  um  fie  nad^ 
feinem  ©inne  ju  beugen.  Unb  fold^e  Sftebe  l^öte  bic  SSetnunft  unb 
bet  ^öbel  fo  getn,  bafe  eö  mittUc^  nic^t  nötig  gewefen  »ate,  fic^  ba= 
fut  auf  l^immlifc^e  ^ropl^eten  ju  betufen.  SRit  biefet  33etnunft= 
xebc  lönne  man  alle  Sttilel  be§  (glaubend  betwetfen.  S)a^  ift 
bie  ffieife  bet  tJ^au  ^vitta,  bet  natutlid^en  aSetnunft,  bet  Ieufel«= 
btaut,  bie  fid^  übet  baö  ffiott  ^inmegfe^e.  „(g«  ift  bet  (Seiftet 
Sltt,  mie  ic^  gefagt  l^abe.  Slm  &u|etlid^en  SBott  ®otte$  unb 
3eic^en  liegt  i^m  nichts.  ©aS  gteift  et  ftif(^  an,  unb  mac^t'5  ba= 
mit  mt  et  will  unb  fagt  un5  banad&  einen  eigenen  Janb  au« 
feinem  ftopf  etbic^tet,  ol^ne  aßen  ®tunb  bet  ©c^tift.  ©aS  mufe 
benn  bet  teerte  ®eift  l^eifeen."  3^m  bagegen  fte^t  eS  feft:  „SBo 
bic  C>«ilige  ©d&tift  etwa«  getebet  ju  glauben,  ba  foll  man  nid^t 
»eid^en  üon  ben  Söotten,  wie  fie  lauten"  —  «id^  fe^e  ^iet  büne 
l^eQe  gemaltige  SBotte  ®otte«,  bie  mid^  jmingen  )u  befennen,  baf) 
S^tifti  öeib  unb  Slut  im  ©altament  fei.**  Unb  mefentlid^  gtünbet 
et  fid^  ba  auf  l  9ox.  10,  16,  meldte  ©teile  in  ^etbinbung  mit 
1  Rot.  11,  27—29  il^m  bie  I^atfad^e  oetbfitgt,  bafe  bie  ®emein= 
f(^aft  bed  Seibe«  unb  ^Stute«  (S^tifti  nid^t  wie  Satlftabt  moUe, 
nut  ®emeinfc^aft  begßeiben«  S^tifti,  weil  an  bem  leiteten  nut 
n)itlli(^  gtomme  unb  ®lfiubige  teilnel^men  tSnnen,  m&^tenb  nad^ 
1  ftot.  11,  29  auc^  bie  Unmutbigen  bet  (8emeinf(^aft  be«  ßeibe« 
teill^aftig  metben.  Sinen  Sewei«  bet  ^Sglid^teit  will  et  nid^t 
füllten:  „Un«  ift  nid&t  befolgten  ju  fotfd^en,  wie  eS  jugel^e,  bafe  unfet 
«tot  %ifti  ßeib  witb  unb  fei.  ®otteS  SBott  ift  ba,  ba«  fagt«: 
®a  bleiben  mit  bei  unb  glauben«*',  abet  al«  «nalogon  fu^tt  et, 
toie  fd^on  ftul^et  ba«  S^f^tnmenfein  Don  t^euet  unb  (Sifen  im 
feurigen  ffiifen  unb  bie  Äebefigut  bet  fogenannten  ©^necboc^e  an. 


Itt  (Satlfiabt  ttnb  feine  Vn^nger. 

bei  bet  man  ein  0anje9  nenne  unb  bo(^  nur  einen  Xei(  meine, 
nne  menn  eine  SRuttet  auf  eine  SBiege  beute,  in  bet  i^r  Stinb  liege, 
unb  fage,  ba$  ift  mein  SKnb  u.  f.  0.  Unb  fefi  überzeugt,  ba| 
bie  Steigung,  (Sottet  IBott,  burd^  bie  Sßemunft  ju  meiftem,  balb 
aud^  baju  fortfd^reiten  werbe,  mie  bad  3ufammenfein  t)on  Seib  unb 
Slut,  jo  bad  Sufammenfein  bon  (Sottl^eit  unb  Slenfc^l^eit  in  S^tifto 
jtt  leugnen,  fptid^t  et  am  ®(^(uf(  nix^  eine  emfte  S&atnung  Dot 
biefen  $topl^eten  aud,  welche  com  ^auptftücf  (^tiftlic^et  Seilte 
fd^weigen:  „\>ttin  fie  legten  an  feinem  Ott,  wie  man  bod^  foQe 
bet  @ünben  lo§  wetben,  gut  (Sewiffen  (riegen,  unb  ein  friebfam 
ftdl^lid^  {)et}  JU  ®ott  gewinnen'',  lootan  bod^  aUed  liege. 

3n  biefet  @(^tift  liegt  Sutl^etd  !lbenbma§töle^te  beteits  DfiHig 
audgept&gt  Dot.  Sd  ift  in  bet  golge  laum  ein  neues  Sloment 
^inaugetommen,  nut  baf}  bad  eine  ober  anbete,  wie  j.  S3.  bie  Seilte 
bon  bet  SQentl^lbenl^eit  beS  etl^d^ten  S^tifiud,  bie  auc^  l^iet  fd^on 
tlat  audgefptod^en  witb,  fp&tet  mel^t  in  ben  SBotbetgtunb  ttat. 

9^od^  el^e  bet  etfte  ieil  biefet  ©c^tift  ausgegeben  wat,  erfüllt 
Sutl^et,  ba|  Satlftabt  untet  bem  2)rudfe  bet  ^etbannung  tiefe 
Keue  empfinbe  unb  geneigt  fei,  fid|  mit  il^m  ju  oetftfinbigen.  (St 
wat  fofott  beteit  baju,  fc^lug  il^m  untet  bem  23.  £)eiembet  bereits 
eine  Bufantmenlunft  bot,  etbat  auc^  auf  SatlftabtS  SBunfd^  fut  il^n 
fteieS  (Seleit.  äbet  bieS  wutbe  il^m  oetweigett.  Unb  Sutl^et  mat 
bieS  f(^liefili(^  ganj  te(^t.  ®S  ^tte  avid)  ju  nid^tS  geful^tt.  Un= 
mittelbat,  nad^bem  et  ben  ^weiten  Xetl  oon  Sut^etS  Sd^tift  wibet 
bie  l^immlifd&en  ^topl^eten  etl^alten,  am  26.  gebtuat  fam  et  in 
feine  ^finbe,  jd^tieb  ffiatlftabt  jwei  neue  ©tteitfc^tiften  wibet  fiutl^et, 
ben  neuen  $apft,  unb  gegen  Xl^eobalb  S3iQicanuS,  ben  ^tebiget 
bon  5Rötblingen,  bet  inbeffcn  fut  ßut^et  eingetteten  wat,  unb 
Sutl^et  fa^  il^n  als  einen  93etlotenen  an,  bet  wibec  beffeteS  3Q&iffen 
tebe.  Slbet  aud^  wenn  eine  Setftfinbigung  jwifd^en  ben  beiben 
äRfinnetn  nod^  mdglid^  gewefen  w&te,  fo  w&re  bamit  (SatlftabtS 
8ti(^tung  nod^  nid^t  aus  bet  SBelt  gefd^afft  gewefen.  ®ie  fc^ien  ftc^ 
bielmel^t  aflet  Dtten  ju  ei^eben.  aSon  33afel  fd^ticb  man  Sutl^et, 
baf(  aud^  Dtolampab  unb  ^eDican  bem  Satlftabt  bei|)fltd^teten,  unb 
bafk  man  il^n  beteitS  mit  ©tteitfd^tiften  bebtol^e.  Sßon  So'ingliS 
©d^tift  an  UlbetuS  ift  fd^on  bie  Siebe  gewefen.    3"  3iotenbutg 


$an9  jDent  unb  bie  gotttofen  Wlcdtx  bon  iRütnbetg.  169 

an  ber  Sauber  toax  c5  butd^  ©atlflabtö  Umtriebe  f(^on  ju  bebcnfc 
lid^en  Unruhen  gefommen,  bie  ßeute  bon  Drlamfinbe  trieben  mit 
2utl^er§  ©d^rift  ©d^impf  unb  ©pott,  ©asu  tarn,  ma§  ßutl^er 
SInfang  beS  neuen  ^afycc^  bon  92ürnberg  l^örte.  ^ier  l^atten  nad^ 
il^rer  aSertreibung  aus  ©ad^jen,  SRünjer,  SRartin  Sleinl^rb  unb 
anberc  fc^tt)ärmerif(^c  Sanbfa^rer  \\i)  futje  3^it  aufgel^alten.  SRel^r 
noc^  »irlten  il^re  unb  Sarlftabt^  ©c^riften,  beren  JluSlaffungen  in 
bem  lefeeifrigen  ^ublifum  mel^rfac^  äinflang  fanben  unb  fid()  mit 
längjt  borl^nbenen  auful^rerifd^en  unb  fojialiftifc^en  (Sebanfen  ber? 
banben.  ©c^on  feit  bem  Dttober  1524  l^atte  ber  8lat  mel^r  ate 
einmal  läfterlic^er  Sieben  l^alber,  bie  gegen  ba§  ©alrament  ge= 
faflen  »aren,  einfd^reiten  muffen.  Unb  bie  ?3emegung  ging  tiefer, 
al§  man  badete.  aSor  allem  unter  ben  jungen  SRalern  gäl^rte  e§. 
S)a  maren  unter  anberen  brei  l^crborragenbc  ftunftler,  ©d^üler 
©firerS,  bie  Srüber  ©ebalb  unb  ©artl^el  SSel^aim  unb  ®eorg 
^enj,  bie  mit  bisher  unerl^örter  ftu^nl^eit  bi§  jum  S^^^ifel 
an  bem  ©afein  ®otte^  unb  S^rifli  fortfd^ritten ,  leine  Dbrigfeit 
anerfennen  wollten  unb  babon  rebeten,  man  mfiffe  einmal  teilen 
u.  f.  w.  Unb  nid^t  geringeres  auffeilen  machte  es ,  als  ju 
gleicher  S^xt  befannt  tburbe,  bafe  ber  geleierte  ©d&ulmeiftei:  bon 
®t.  ©ebalb,  3ö^ann  ©enf,  ein  SRann,  ber  bon  \>tm  ©tepti= 
jiSmuS  beS  (SraSmuS  ausgegangen  mar  unb  fic^  bann  an  ber 
SR^ftif  genäl^rt  l^atte,  ebenfalls  ben  SBert  ber  ©atramente  unb  bie 
Autorität  ber  ©d^rift  leugnete  unb  in  oft  tieffinniger  SRcbe  aDeS 
auf  innere  @ingebung  grünben  moUte. 

Offenbar  »aren  bie  »uSgangSpuntte  aller  biefer  oon  Sutl^er 
abtoeid^enben  Slid^tungen  fe^r  berfd^ieben,  baS  ift  mol^l  aud^  Sut^er 
nici^t  ganj  entgangen,  aber  fie  liefen  für  il^n  alle  auf  baSfelbe 
l^inauS:  ®S  ift  aQeS  eitel  ©d^mfirmerei,  @igenbun{el,  ber  fid^  über 
®otteS  SBort  erl^ebt,  ein  Seben  bon  ®eift  unb  ein  3wf^l^9^"  ^it 
ber  gauft,  unb  er  »ufete,  bafe  eS  ba  noc^  manchen  ftampf  foften 
merbe. 

©al^inter  traten  je^t  bie  litterarifd^en  SBiberfac^er  aus  bem 
römifc^en  Sager,  ju  benen  manche  neue,  auc^  aufeerl^lb  ®eutf(^ 
lanbS  gelommen  maren,  bod^  fe^r  jurüdt.  Stit  i^nen  mad^te  er 
fid^  nid^t  mel^r  biel  ju  fd^affen.   ^um  Seil  überliefe  er  es  anberen. 


170  «iiM^fttkfte  €M»nften. 

92uT  atö  ber  $apft,  ed  mar  noc^  Sibxian,  bem  langen  Srdngen 
(Keotgd  Don  @a(^fcn  unb  bed  eifrigen  (Emfet  enbUd^  miHfal^rte  unb 
ben  1106  Detftotbenen  9if(^of  Senno  Don  92ei{jen,  bet  fi(^  bux4 
feine  entfc^iebene  ^atteinal^me  ffit  $apft  ®tegot  YII.  gegen  ba^ 
ftaifertunt  auiSgeiei(^net  l^tte,  l^eilig  fprad^,  fd^rieb  er  gegen  ia^ 
„teufelifd^  ffieti  bed  ^apfti^",  ber  freili^i  einen  fold^en  ntfirbe:: 
rifd^en  Sifc^of  l^eilig  fpred^en  muffe,  na(^bem  er  jene  recj^ten  ^eiligen 
ju  Srüfjel  Derbrannt  l^be,  bie  @(^rift:  »ffiiber  ben  neuen 
Abgott  unb  alten  Xeufel,  ber  }u9!ei{jen  foll  erl^oben 
»erben.''  Sd^&rfer  mar  er  nod|  in  bem  ebenfalls  im  ^^l^re 
1524  erfd^ienenen  Sd^riftd^en:  ,,8Biber  bad  blinb  toll  9^et= 
bammnis  ber  fiebjel^n  Strtitel  Don  ber  elenben  f(^£nb= 
üd^en  Uniüerfität  ju  3ngolftabt.''  (Es  mar  gerichtet  gegen 
bie  Verurteilung  Don  %rtifeln  eined  ®(^filer$  äReland^tl^onS,  be§ 
SRagifter  arfaciuS  ©eel^ofer,  ju  beren  ©iberruf  man  biefcn  in 
^ngolftabt  gesmungen  l^tte.  ^abei  fielen  au(^  fd^arfe  Sßorte  gegen 
bie  ^erj5ge  Don  Sägern,  bie  e$  fic^  ganj  befonber^  angelegen 
fein  liefen,  bie  eDangelifd^e  Se^e  mit  ®emalt  ju  unterbriicfen. 
©en  du|eren  änlafj  jur  ^eraudgabe  jener  ©c^rift  burftc  ärgula 
D.  ®tauffen  gegeben  l^aben,  bie  bereits  ermd^nte  mutige,  bem  (EDan- 
gelium  treuergebene  grau  eincd  ^erjoglid^  ba^rifc^en  Beamten,  bie 
in  mcl^reren  ©(^riftcn  gegen  baS  treiben  ber  3n9ölpä^t^  geeifert 
l^atte  unb  mit  Cutter  in  SSriefmec^fel  getreten  mar. 

ais  bann  ^apft  ftlcmen«  VII.,  atö  ob  injmifd&en  gar  nichts 
DorgefaDcn  märe,  für  ba«  3a^r  1525  mieber  einen  Subeljal^r  au^ 
fc^rieb  unb  ganj  in  ber  alten  SBeife  ber  ®^riftenl^eit  feinen  tlblafe 
anpries,  gab  Sutl^er  bie  beiben  barauf  bejüglid^en  pdpftlic^en  S3uIIen 
mit  fel^r  trciftigen  ®loffen  l^erauS.  ^em  erlogenen  Sblaf)  beS 
^apfteS  unb  feinem  3w6eljal^r  ftetlt  er  baS  emige  3tt6«liö^t  gegen= 
über,  meld^eS  S^riftuS  geftiftet,  ben  einjigen  SBeg  jur  (Seligfeit, 
unb  Dermamt  fel^r  ernft  ben  gro|en  Raufen  berjcnigen,  bie  in 
Unbanfbarfeit  beS  SoangeliumS  nid^t  achten,  ben  Siantel  nac^  bem 
SBinbe  l^fingen,  bie  ©ad^e  gelten  laffen,  „bie  pfeife  cinjiel^en  unb 
ben  gud^S  nid^t  beifjen  moOeu",  bie,  um  in  ^rieben  unb  ol^ne 
ftreuj  JU  leben,  fi(^  mit  ben  rSmifc^en  Sdrmölfen  unb  92ef(bif(^5fen 
Dergleid^en.    ©old^er  gab  e§  fd|on  bamatö  nid^t  menige,  aber  eS 


®tau^i^  unb  Sutl^er.  171 

ift  »a§tf(i^einUd^,  bafj  ßutl^cr  hierbei  an  feinen  futj  üorl^cr  üer= 
ftorbencn  alten  Seiltet  unb  alten  gteunb  g^^ann  o.  ©taupift  ge= 
bad^t  l^t. 

@eitbem  biefet  auf  bem  Kapitel  ju  (Si^teben  im  '^affic  1620  feine 
@te0e  atö  ©eneralüitat  niebetgelegt  ^tten  fu^  bie  beiben  Slfinner 
nid^t  »icbet  gefe^n.  "Slai)  bem  ffiunfc^e  feines  ®8nnerS,  bed  (grs= 
bifd^ofs  Don  ©aljburg,  ^tte  (Staupi^  feinen  Dtben  mit  bem  bet 
Senebittiner  Dettaufc^t  unb  mar  Slbt  oon  ®t.  $eter  in  @aijbuTg 
gen)0rben.  8bet  biefe  neue  l^ol^e  ©teQung  gem&^rte  il^m  nid^t  ben 
^eben,  nad^  bem  er  fic^  feinte.  @ein  93eTl^&ltmS  ju  Sut^et  oar 
JU  belannt,  als  baf(  er  beffen  f^einben  nid^t  Derbdc^tig  gemefen 
loäre.  9hir  burd^  eine  l^lbe  Sßetleugnung  Sutl^erS,  bie  i^n  bod^ 
uinetUc^  quälte  unb  über  feine  @(^mad^^eit  tlagen  lief),  tonnte  er 
fO)  fiu^erlic^  9iul^e  Derfc^affen.  Vergebens  fud^te  Sutl^er  il^n  auf= 
jurid^ten  unb  baju  }u  bemegen,  baS,  maS  er  als  red^t  ertannt,  nun 
auc^  mann^ft  ju  oertreten.  SaS  mar  nid^t  feine  ®ad^e.  ^ffvx 
genügte,  feines  ®laubenS  fic^  innerlid^  bemufjt  ju  fein.  9(u(^  in 
feinen  ^rebigten  aus  jener  S^xt  tonnte  er  bie  il^m  anoertrauten 
®eelen  allein  auf  (S^riftum  l^inmeifen.  daraus  aber  bie  §olge= 
rungen  ju  jie^en,  nun  mit  bem  Zapfte,  bem  SRdnd^tum  unb 
bem  ganjen  römifd^en  ©efen  ju  brechen,  toibcrfprac^  feiner  aufS 
S3efc^autic^e  gerichteten  92atur.  %nx  bie  92otmenbtgteit  ber  92eue= 
rungen,  bie  au(^  feine  geliebte  ?luguftinerfongregation,  bie  er  mit 
Aufbietung  aller  feiner  ftrfifte  ^ur  alten  DrbenSftrenge  l^ttc  jurudt= 
führen  moQen,  in  Xrummer  fc^lug,  fel^lte  bem  alternben  925nd^e 
baS  Serft&nbniS.  ^^^bem  er  einzelne  SuSfc^reitungen,  bie  man 
\\)m  mo^l  im  f^limmften  Sid^te  barfteUte,  verallgemeinerte,  mar 
er  geneigt,  in  i^nen  überhaupt  baS  SS^efen  ber  neuen  cbangelifd^en 
^teil^eit  ju  fe^en,  unb  boc^  tonnte  er  jugleid^  mit  Sut^er  bie 
bab^lonif^e  ®efangenf(^aft  ber  SKrd^e  betlagen,  beffen  92ut  be^ 
munbern  unb  fid^  felbft  als  Vorläufer  beS  @oangeliumS  bejeic^nen. 
8ut§er  empfanb  es  tief  fd^merjlid^,  baf)  ber  33ater  unb  Se^rer, 
bem  er  fo  gern  mie  ftul^er  fein  ^erj  auSgefd&flttet  §ätte,  i^m 
entriffen  fein  follte,  aber  ©taupift  fd^mieg  be^rrlid^  auf  feine 
©riefe.  3«  banlbarer  (Srinnerung  baran,  bafe  ©taupift  eS  ge= 
mefen,  burc^  ben  für  i^n  juerfl  baS  Sic^t  beS  öüangeliumS  auf= 


172  ©tau^it'  Vnfgang.    ita]pat  Xanber. 

gegangen,  fuc^te  Sut^  nod^  in  feinem  legten  und  er^ltenen 
Stiefe  an  ü^n  (Dom  17.  September  1523),  il^m  baiS  SBiberfptuc^ 
DoUe  feineiS  ®tanbpuntted  dar  i^u  mad^en.  (Sd  mar  üergeben^. 
3 war  antmottete  ®taupi|  am  l.  %pni  1524,  bezeugte  fein  ent= 
fc^iebened  t^efi^lten  am  (Soangelium  unb  feine  treue  Siebe  i^u 
Sut^er,  beffen  ®(^ü(et  et  fi(^  nennt,  aber  er  betlagte  nid^t  minber, 
»enn  au(^  im  (Sefu^le  eigener  ©(^mfid^e,  baj}  man  fo  Dielet  Der= 
toerfe,  ba$,  xoit  bad  9iön(^tum,  fo  gut  mit  bem  (Stauben  beftel^n 
Unne.  Drei  Sierteljal^re  fpfiter,  am  28.  Dejember  1524,  ift  er 
geftorben.  Seteitd  am  18.  Januar  1525  mujtte  Sutl^et  baDon. 
ffiir  l^ören  feine  Slage  aud  feinem  92unbe.  3^m  »ar  aUe  ^Ib^ 
l^eit  jumiber.  Wel^r  alö  je  ftanb  e«  il^m  feft,  toaS  er  in  jener 
®(^rift  über  bie  p&))ftli(l^en  Süden  au^fprad^:  „(S^  ift  furtoa^ 
l^ier  nid^t  ju  fc^erjen,  fonbern  gilt  entmeber  ewige  Seligteit  ober 
en)ige  SBerbammni^.  Der^alben  fonbere  fi(^  ein  jeglicher,  ber  ein 
redetet  (S^iift  fein  unb  feiig  werben  mxü,  eilenbd  oom  $apft  unb 
feinem  Snl^ang,  alten  unb  neuen,  ganj  unb  gar  ab  mit  Seigre  unb 
Seben,  mit  fieib  unb  ®eelc,  bafk  er  nic^t  teiil^aftig  »erbe  il^rer 
@unben.''  @o  erd&rt  ed  fic^,  baf(  Sutber,  mdl^renb  er  fonft  bem 
(Staupi^  fo  gro|e  S)an{bar(eit  bejeugte,  bod^  einmal  fiuf)em  tonnte: 
^(Sott  l^at  i^n  ermürgt".  Saf)  er  Don  ^apfted  ®naben,  ber  il^m 
erft  bie  (Erlaubnis  5um  Drbendmec^fel  geben  mu|te,  ein  S(irc^en= 
furft  geworben,  tonnte  er  il^m  nic^t  üergefjen. 

Unb  aUerbing^  auc^  fonft  l^tte  Sut^r  über  Saul^eit  ju  flagen, 
aud^  bag  manche  fic^  jum  SBibertuf  bewegen  lief^en,  anbere  leidet- 
fertige  Seute  „fic^  coangelifc^  räumen  unb  ed  bod)  nid^t  finb'',  unb 
wieber  anbere  fo  wenig  Danfbarteit  gegen  ba^  (Evangelium  unb 
feine  ?ßrebiger  bejeigten.  Aber  in  jenen  Seiten  jc^werfter  Sorge,  man 
wollte  in  SBittenberg  aud^  oon  ^Srbern  wiffen,  bie  gegen  Sutl^er 
gebungen  feien  — ,  ^örte  Sutber  boc^  au(^  wieberum  oon  l^err= 
liefen  (Slaubendtl^aten.  Surci^  ©palatin  erful^r  er,  (Enbe  Ottobet 
1524,  baf)  ein  SBiener  Sürger,  ftafpar  lauber,  gum  SBiberruf  auf= 
geforbert,  lieber  ben  SRfirt^rertob  erlitten,  unb  ein  SSuc^ful^rer  in 
$eft  jugletd^  mit  feinen  S9ä(^ern  um  feinet  eDangelijcben  ®laubend 
wiUen  berbrannt  wotben  fei.  SefonberS  ergriff  il&n  aber  unb  ftfirfte 
i§n   }ugleic^,   wa§   er  t)on   bem   rul^mrei(^en  2;obe  eines  feiner 


anSrtVtertob  ^etntic^9  t>.  3üt^]^en.    9n  bie  (S^rifUn  }u  9ltga.      178 

©deutet  unb  OtbenSgenoffen,  ^einxid^S  D.  3ätpl^en  betnal^m. 
%etettö  im  S^^^^^  1522,  mte  frul^et  etja^lt,  mar  btefer  nut  mit 
92ül^e  fc^meret  aSerfolgüng  in  Slntmeipen  entgangen.  Sann  ^atte 
er  jmei  S^i^te  in  Sftemen  alö  ?ßtebiger  gemittt.  ®ie  Sitte  from= 
met  (Sl^tiften  fu^xte  i^n  ®nbe  92ot)ember  1524  nad^  S)it^matfen, 
um  bott  "iia^  @bangelium  ju  prebigen.  W)tt  fd^on  nad^  ad^t 
Sagen  mürbe  et  gefangen  genommen  unb  nac^  unfdgtid^en  Martern 
am  10.  S)ejembet  )u  ^eibe  in  C)olftein  berbxannt. 

„®iefe  unb  i^xeögleid^en  finb*5\  fd^xieb  Sut^ex,  ,,bie  mit  il^xem 
SJlut  t)a^  ^apjttum  iamt  feinem  (Sott  bem  2eufel  exffiufcn  mexöcn. 
@ie  finb'S  aud^,  bie  baS  SBoxt  ®otteS  mibex  bie  unxeinen  @(^an= 
bex,  bie  neuen  falf^en  ^xopl^eten,  fo  [id^  i^t  aDentl^alben  xegen 
unb  einxeifeen,  xein  unb  lautex  ex^altcn  »exben.  ®enn  ®ott  aus 
(Snaben  ol^ne  Qmti^ü  fie  baxum  fo  l&|t  ftexben  unb  i^x  93lut 
üexgiefeen  ju  biefex  ^tit,  ba  fid^  fo  mand^exlei  gtxtum  unb  Slotten 
exl^eben,  ba^  ex  uns  maxne  unb  buxd^  fie  bezeuge,  ba|  baS  bie 
re^te  Sel^xc  fei,  ba  bex  xec^te  (Seift  innen  geben  ©ixb,  meldte  fie 
gelel^xt,  gel^alten  unb  bxubex  geftoxben,  unb  mit  i^xex  SKaxtex  be= 
jeugt  l^aben.''  Sie  SeibenS=  unb  ©texbenSgefc^id^te  ^einxid^S  t)ex= 
öffentU^te  ex  mit  einex  txöftlid^en  SxHdxung  be«  9.  ?ßfalm,  bie 
ex  ben  (S^xiften  ju  Sxemen  jueignete. 

Unb  obmol^t  ex  fid^  üox  Slxbeit  nid^t  laffen  tonnte,  nic^t  feiten 
baxübex  feufjte  unb  felbft  am  meiften  Ixoft  bebuxfte,  fanb  ex  nod^ 
immex  ^zxt  ju  foldgen  (Sxmal^nungSfc^xiften.  C^exooxju^eben  ift: 
„Sex  ^unbextunbfiebenunbjmanjigfte  ^falm  au5ge= 
legt  an  bie  Sl^xiften  ju  9tiga  unb  Sieflanb'',  aus  bem 
3a^xe  1524.  (Sx  l^at  biefen  ^falm  ausgewählt,  »eil  ex  bie  C^cxjen 
fxei  bon  ©eij  unb  bex  ®oxge  seitli^ex  92a]^xung  ju  ®ott  jiel^e, 
unb  meil  ex  annimmt,  eS  mexbe  in  Sieflanb  ni^t  beffex  fein  als 
anbexmäxts ;  man  mexbe  aud^  boxt,  mie  f^on  jux  Seit  bex  Äpoftel, 
JU  tlagen  l^aben,  ba|  bex  ®eij  unb  bie  ®oxge  um  jeitlid^eS  ®ut 
bie  gxud^t  beS  ®bangeliumS  l^inbexe.  Sa  ^immt  ex  ju  Anfang 
gxo|e  ftlage  an,  mie  feine  ^xebigt,  gute  ®d^ulen  auf juxid^ten,  um 
d^xiftli(^e  $fanex  ju  exl^alten,  in  ben  äßinb  gefc^lagen  mexbe,  unb 
mie  fd^on  fxül^ex  meift  ex  baxauf  l^in,  mie  biet  man  boxbem  füx 
Settelmönd^e  unb  Sifd^fife  gegeben  l^abe,  unb  mas  bex  fteigenbe 


174  %a  Me  C^tipea  }it  9ttg<u 

Sujcttd  tüfte,  unb  mte  man  baneben  bie  ^tebiget  unb  @<l^uliitetftei 
batben  laffe.  «ffiaS  witb  abet  Gott  jute^t  baju  fagen?  (5r 
witb  bad  fagen:  SSkid  bet  (Sottlofe  füt^tet,  baS  mitb  il^m  fommen 
(@pt.  @al.  10,  14).  ()ungeT  fürchten  tott,  {junger  mttb  und 
treffen  unb  bafur  tetne  @otfle  l^lfen.  —  (Sin  5tgete§  ^opfttum 
toitb  auftommen,  baS  und  gteuUd^et  oetbetbe  benn  bad  ftül^e, 
wenn  nid^t  ber  jüngfte  Zag  batein  fd^Ifigt.''  Hber  bieQeid^t  möd^ten 
bod^  no(^  einige  ertoedt  toerben.  S)arum  miU  et  noc§  ^ein  &ieb= 
lein  fingen  folc^em  (Beij  jubienft",  bad  foQ  bet  127.  $falm  fein. 
Unb  bie  Auslegung,  bie  et  biefem  $falm  giebt,  eine  bet  fd^finften, 
bie  mi  bon  ü^m  befi^en,  a^ebt  fid^  »ittlid^  ju  einem  SobUeb  auf 
(Sottet  (Bnabe,  an  beffen  ©egen  aQein  aQeS  gelegen,  tok  biel  aud^ 
bet  SRenfd^  atbeite,  jc^affe  unb  focge,  unb  ju  einem  Steife  bet 
ftiQen,  ftd^  nid^t  abfocgenben,  aQein  auf  (Sott  oetttauenben  Stbeit. 
(Sd  finb  bie  ®ebanten,  bie  aud^  il^n  in  jenen  fd^toeten  Zagen 
immet  toiebet  auftid^teten  unb  bed  enblid^en  ®iege$  gen)ig  mad^ten. 
Unb  et  bebutfte  fold^en  Jtoftc«  mel^t  ate  je.  SBa«  et  ffltc^tcte, 
ba$  3ufd^lagen  mit  bet  gauft,  foQte  nut  )u  balb  eintteten. 


6.  }(aptter. 
f  nt^rr  im  ^anemkrieg  ttitb  feine  Der^eiratniis* 


3la6)  feiner  gMt  aus  «Oftebt  ^atte  pc^  Stomas  »eünjct 
nad^  bet  SReid^Sftabt  SRu^ll^aufen  in  Jl^ütingen  begeben.  SJetgebenS 
toarnte  Suti^et  in  einem  eignen  ©einreiben  bie  ©tabt  üor  bem  Äuf= 
rül^rer.  S)et  9lat  ^atte  faum  nod^  bie  ®emalt  in  ben  lg)anben. 
Sänger  als  ein  3^^^  ^^tte  l^ier  ein  ©eftnnungSgenoffe  SRunjerS, 
ber  frühere  SRönd^i  ^einrid^  Pfeiffer,  i§m  vorgearbeitet.  5Rur  ju 
gern  l^örte  bie  aufgeregte  SBürgerfd^aft  auf  bie  Siebe  beS  „JlflftebterS'' : 
man  muffe  „aus  ^flicj&t  göttlid^en  SBorteS''  bie  bieten  ©unben  ber 
Dbrigteit  burd^  ben  ©rud  befannt  geben  unb  fie  bann  abfegen. 
^ber  nod^  einmal  gelang  eS  bem  SHat,  bie  3%l  fefter  ju  faffen. 
Snbe  @e)}tember  1524  mu|te  SRünjer  bie  ©tabt  berlaffen.  9Zun 
mad^te  er  einen  ©treifjug  nad^  ©übbeutfd^lahb.  Sßie  »ir  fc^on 
]^5rten,  tam  er  aud^  nad^  9{ürnberg.  ^eimlid^  lieg  er  ba  eine, 
bem  „®rftgebornen  gürfteu  unb  aßmdd^tigen  ^errn  gef»  S^rifto'' 
gcmibmete  ©d^mäl^fd^rift  gegen  gütiger  brudten,  an  berer  ©(^impf= 
reben  bie  S3oS§eit-  feines  römifd^en  ®egnerS  l^eranreid^t.  S)aS  l&|t 
fd^on  ber  litel  erwarten:  „€>^d[|üerurfad^te  ©d[|uftrebe  unb  ?(nt= 
»ort  miber  baS  geiftloje  fanftlebenbe  gleifd^  ju  äöittenberg,  »eld^ieS 
mit  ertlfirter  SBeife  burd^  ben  ©iebftal^l  ber  l^eiligen  ©^rift  bie 
Irbdrmlid^e  S^riftenl^eit  alfo  ganj  jÄmmerlid^  befubelt  i^at''  ©ie 
gij)felt  barin,  ßut^er  als  einen  neibifd^en  C^eud^ler  ^injufteQen,  ber 
»0^1  bie  armen  SR8nd[|e,  Pfaffen  unb  ftaufleute,  bie  fid^  ni^t 
»eieren  tonnen,  f dielte,  aber  ben  gottlojen  älegenten,  ob  fie  f^on 


176  2)ie  «nffinge  ba  Z&nHx  in  3ttri4. 

(S^ti^um  mit  §uj)en  treten,  fc^meid^le,  unb  wenn  et  fie  einmal 
fc^elte,  fte  leicht  »iebet  gut  mac^e:  „^u  neuer  ^pfl  fc^enleft  i^nen 
Rlöfter  unb  Rirc^en,  ba  fmb  fie  mit  bir  jufrieben."  ßutl^  §at 
biefe  ®(^rift  tDoJ)l  taum  ju  ®eft(^t  belommen.  Der  SZümberget 
9iat  ^t  fie  unterbrüdt.  Stfinj^er  muf)te  weiterjiel^en.  ^n  ®(^va= 
6en,  mo  fc^on  aded  g&l^rte,  im  fflettgau  6i$  in  bie  ©(^toeij  trieb 
er  fein  SBefen. 

^ier  fanb  er,  menn  nid^t  ®ejiunung^genoffen,  jo  boc^  gute 
greunbe,  namentlich  in  ^mii^.  öfingft  gab  e5  bort  ßeute,  benen 
äwingli  ju  langfam  vorwärts  ging.  ®a  mar  ®rebel,  ein  ^unUx, 
ber  nac^  einem  mfiften  ^ugenbleben  in  $ari$  nunmel^  unter  ben 
bleuerem  einer  ber  eifrigften  »ar.  3^»"  W^%  ^^  SKanj  an,  ber 
©ob"  ^iwe5  Qüxiiitx  S^or^errn,  wie  jener  nic^t  ungelel^rt,  ein 
ftenner  be^  ^eOrdifc^en,  au(^  ein  Pfarrer,  ©irnon  ©tumpf.  S)aiu 
famen  Öeute  aus  bem  SBolte,  unter  i^nen  ÄnbreaS  (Saftclberger, 
ein  SSud^fül^rcr  au«  ®raubünben,  ein  SRann  üon  boltetümlic^ 
Serebfamteit.  S^^^gli  gehörte  für  fie  nid^t  nur  ju  benen,  bie  mit 
ber  Sieformation  nid^t  @rnft  mad^en  moQten,  auc^  baran  nal^men 
fie  Slnftol,  bag  er  bie  enbgultige  (Sntfd^eibung  in  aüzn  fird^lic^en 
^^ragcn  bem  3tat  juroieS.  „3^r  §abt  beS  nid^t  (Semalf,  eröarte 
Stumpf,  „meinen  ^errn  ba«  Urteil  in  bie  ^anb  ju  geben.  ®a§ 
Urteil  ift  fd^on  gegeben,  ber  ®eift  ®otte«  urteilt."  SBa§  fie 
beab|id)tigten,  war,  mit  „gröfeerem  ©rnft*'  eine  ®eifteStird^c  ju 
errid^ten,  eine  ®emeinbe  ber  lg)eiligen  nad^  apoftolifd^em  äRufter, 
bie  fid^  in  allem  uiib  jcbem  nad^  bem  äöortlaut  ber  ©d^rift  ju 
richten  ^abe.  SRan  fpracb  "oon  apoftolifd^er  ®utergemeinfd^aft,  aber 
aud^  oon  ber  ^flic^t  ju  teilen,  oon  bem  Unred^t,  mel^r  ju  befiften, 
als  man  brauche.  ?lu(^  fonft  plante  man  eine  3ieuorbnung  ber 
®inge.  SRit  ber  ?ßrebigt  gegen  ben  S^^wten,  gegen  bie  Überl^ebung 
ber  Oberen  ^atte  man  begonnen. 

?llS  Sö^inflli  öott  biefer  ®emeinbe  ber  C>^iligen  nit^ts  miffen 
wollte,  lam  e§  jur  ©onberung.  Jiäc^tlic^erweilc  lamen  bie 
„SSrüber"  jufammen,  um  fid&  ju  ftdrten  unb  fic^  bie  ©d^rift  ausi 
julegen. 

©eit  bem  grü^ja^r  1524  l^atte  man  ein  ©(^lagwort:  3Rit 
ber  Rinbertaufe  ift  eS  nid^tS,  wer  in  bie  l^eilige  ®emeinbe  ®otteS 


3)ic  Sürld^er  Xäuf«  unb  aKünjer.    Unraljen  m  SWülJtlJaitfcit.      177 

«inge^ctt  will,  mu|  üon  neuem  getauft  werben.  Unö  alsbalb 
begannen  fie  mit  bex  SBiebertaufe,  bie  f^)ätet  ba§  gemein|ame 
SBal^tseic^en  für  fo  üielc  üon  einanbet  abmeic^enbe  ©eltieret  mer= 
bcn  foßte. 

SRic^t  weniges  werben  biefe  SRänner  Don  SRünjer  gelernt 
i^abcn.  ©Icid^  bei  bcn  erften  SSerl^anblungen  mit  il^nen  mufete 
3wingli  fid^  fagen  lajfen,  SRünjer  fei  ein  wal^rer  ^ropl^et.  Hber 
aud^  (Sarlftabt  unb  ^atob  ©traufe  ftanben  bei  i^nen  in  l^ol^en 
(gieren.  83on  biefen  brei  SRdnnern  erwarteten  fie  ba§  S3efle  für 
bie  3wtunft.  Slamentlid^  waren  fie  burd^  bie  legten  ©d^riften 
3Rünjer3  über  ben  erbi^teten  ©tauben  unb  bie  unberftanbene 
Saufe  unb  burd^  bie  ®egncrfd&aft  Sutl^erS  für  ben  neuen  ^ro= 
^pl^cten  gewonnen  worben.  ©araufl^in  rid^teten  fie  am  5.  ®ej)tember 
1524  ein  gemeinfamcS  ©enbfd^reiben  an  i^n.  @S  ermunterte 
il^n,  mutig  mit  feiner  ^rebigt  fort^ufal&ren,  bagegen  mahnte  e§ 
fcl^r  bcftimmt  baoon  ab,  ia^  weltli^e  ©d^wert  ju  gebraud^cn. 
®abon  wollten  jene  3"^^^  Käufer  nid^tä  wiffen:  ftriege  unb 
iöten  feien  bei  ben  S^riften  abgetl^an;  aud^  fonft  tabelten  fie 
inand^eS,  namentlid^  bafe  SRunjer,  obwohl  er  il^re  Unc^rift= 
Uc^teit  längft  erwiefen,  mit  bem  Hbtl^un  ber  ftinbertaufe  nid^t 
(Srnft  mad^e.  ©iefer  SSrief  l^at  SRünjer  faum  erreid^t,  baffir  l^at 
er  münbli^  mit  ®rebel  unb  anberen  berlel^rt,  al3  er  in  ®rieffen 
an  ber  ©d^weijer  ©renje  fid^  auffielt.  Söie  weit  er  fi^  mit 
il^nen  geeinigt,  wiffen  wir  nid^t.  ?lm  13.  ©ejember  war  er  mit 
Pfeiffer  wieber  in  3Rü^l^au?en.  SBo  er  ging  unb  ftanb,  prebigte 
er  gegen  Dbrigteit  unb  8lbel.  Unb  ber  SHat  mufete  il^n  gewäl^ren 
laffen,  aUju  grofe  war  bereits  fein  ansang.  Um  SöeiJ^nad^ten  be= 
gann  man  bie  ftlöfter  ju  ftiirmen  unb  bie  SSilber  ju  jcrfd^lagen. 
Sßad^  wenigen  SBod^cn  war  SRunjer  ^m  ber  ©tabt,  jtürjte  ben 
^at  unb  feftte  einen  neuen  ewigen  8iat  ein.  5Run  foDte  baS  Sfteid^ 
<Sotteä  feinen  Jlnfang  ncl^men.  Unb  alSbalb  begann  er  aud^  in 
ber  Umgegenb  mit  feinen  ©etreuen,  Rird^en  unb  Älöfter  ju  bes 
brol^en.  Unter  jeiner  gül^rung,  ober  bod^  öon  i^m  aufgeftad^elt, 
rotteten  fid^  Sauern  unb  ©tfibter  jufammen.  ®in  Äufrul^r  ber 
ganjen  (Segenb  flanb  bebor.  ßanbgraf  ^^ilipp  öon  ^t^tn  unb 
(Seorg  bon  Sad^fen  berieten  bereit«,  wie  il^m  ju  begegnen  wäre. 


178  Sorgef^^tc  be8  8aitenttri€g€. 

5Da  Tudte  anä)  fd^on  oon  ®uben  l^er,  aQed  mit  fid^  fottteiftenb, 
bie  gtojte  IßauetnbetDegung  l^eran.  Siuf  fie  baute  92ün)er  fdne 
$I5ne.    3^^  ^^Otc  er  bie  ^nb  reichen. 

93on  Sufftfinben  unb  S^f^^^^^^^^^i^S^^  ^^  Sauern  ^ben 
iDtt  fd^on  fifil^  gel^Stt.  @eit  einem  S^l^rl^unbert  tDaten  fie  nid^t^ 
Seltenes  geiDefen.  JföaS  fte  bet^toedKen,  mat  im  ®tunbe  immer  ba^ 
felbe:  ^ei^eit  in  SBetbe,  jföaffer  unb  SBalb,  maS  ni(^td  ®eringete§ 
bebeutete  al$  bic  SBiebereinfül^ruug  ber  alten  SRarfgenoffenfc^aft 
mit  il^ren  gemeinfamen  92u^ungdre(^ten  an  gemiffen  unbebauten 
Siegenfc^aften.  CaS  mürbe  baS  ®tid^mort,  bad  ftc^  üon  (Sefc^ec^t 
}u  ®efd^led^t  fortpflanzte.  S)amit  t)erbanb  fic^  bie  gorberung,  aQe^ 
na(6  göttlichem  (Sefe^c  ju  regeln,  bie.  meiere  S^riftuS  erlauft,  nic^t 
5U  ffned^ten  5U  mad^en.  Sud^  bad  mar  ni^td  92eue$.  ®(^on  bie 
2;aboriten  l^atten  bie  altteftamentlid^en  Ißeftimmungen  bem  rdmifd^en 
unb  bcutfd^en  Siedet  entgcgcngefteHt.  Unb  bie  feltjame  SSerquidfung 
religiöfet  unb  fojialer  gorberungen,  bie  fc^on  allen  ©auern- 
bemegungen  im  15.  3ol&tbunbett  eignete,  wirb  man  ju  grofeem 
Jcile  auf  taboritifc^e  Anregung  jurucfful^cn  burfcn.  Äud^  finb  e§ 
immer  bic  gciftlic^en  dürften,  benen  ber  ^afe  ber  ©auern  infonbcr= 
l^eit  gilt.  S)a}u  tam  bie  aus  franjidtanift^en  Shetfen  ftammenbe 
^Öffnung  auf  eine  l^crrlic^e  3^it  nad&  völliger  gcmaltfamer  Umfd^r 
aller  fojialen  SBcrl^filtniffe.  SöaS  ber  Pfeiffer  üon  SRiflaöl^ufen 
barfiber  oerWnbet,  mar  nid^t  ücrgeffcn  morben.  Unb  es  fonnte 
laum  unbemertt  bleiben,  menn  ein  fo  angef eigener  il^eotoge  mie 
(Sabriel  Siel  (geftotben  liSb"»  eS  für  eine  Ungered^tigfeit  erflärtc, 
ba«  Siedet  ber  Untcrtl^nen  an  ffialb  unb  ©afjer  unö  föeibe  ju 
üerlürjen  unb  ben  Säuern  ba§  Siedet  jujpra^,  Vergütung  ffir 
ffiilbfd^aben  ju  fotbern  unb  baS  il^re  gelber  öermüftenbe  SBilb  ju 
erlegen.  „Siic^tS  benn  bie  ®ered^tigleit  ®otte5"  l^atten  bie  Sauern, 
bie  fid^  im  Salute  1501  im  SiStum  Speyer  erl^oben,  auf  il^re 
ga^ne  gcfd&rieben.  Unb  gleid^c  Jenbenj  tjerfolgten  bie  fpciteren 
Stufftänbe  be§  „Sunbfd^ul^",  unb  enblic^  ber  „arme  Ronrab"  üom 
Saläre  1514.  (Sie  mürben  unterbrfidtt,  blutig  niebergefd^lagen, 
aber  bod^  nur  bieS.  ^m  geheimen  gfil^rte  bie  (gmpörung,  um  jo 
tiefer  murmelte  ber  jurfidtgel^altene  ^ai  ®a$  mar  nid^t  unbelannt 
(Ss  fel^lte  aud^  nic^t  an  mamenben  Stimmen.    (Ss  gefd^al^  bod^ 


2)ie  Utfad^en  be9  Sauemftieg9.  179 

nid&ts,  um  bcn  3wftfi«i>^n/  öu§  bcnen  bct  \viX(S)thaxc  Jtlaffcnl^afe 
jcinc  5Ra]^rung  nal^m,  irflcnbwic  abjul^clfcn. 

SRod^tc  es  ßeici^tfinn  jein  unb  bic  SReigung  jur  SSetfc^iPcnbung 
ober  bie  ?lbfid^t,  bie  fd^on  ©törrigen  in  befto  feftete  geffeln  ju 
fc^Iagen,  roenn  man  bie  S3auern  je^t  fogat  mel^r  no6  al§  ftül^er 
bebriidtc,  —  bie  Jl^atfad^e  felbft  wirb  nirgenbs  in  ?l6rebe  gcftcUt. 
3cbcr  Sag  lonntc  bie  alten  Jlufftdnbe  erneuen.  ®a5  besorgte  man 
bereits  auf  bem  SReid^Stag  ju  SRainj  im  '^af)xt  1517. 

®ann  tam  bie  grofee  religiöfe  SSemegung.  5Rur  ^a%  ober 
UntenntniS  lann  Sutl^er  5um  unmittelbaren  ober  mittelbaren  Ur= 
lieber  be§  S3auernlriege§  mad^en.  ?lber  mer  molltc  leugnen,  ba| 
gar  mand^eS,  roa§  an  bie  religiöfe  SSeioegung  fid^  anfeile  ober  in 
il^rem  ©efolge  auftrat,  auc^  auf  ben  ®ang  ber  fojialcn  S3eroegung 
oon  (ginflufe  genjefen?  SBiS  in  bie  unterften  ©d^id^ten  »aren 
Sutl^erS  ©d^riften  gebrungen,  mel^r  nod§,  was  man  nid^t  feiten 
aus  bem  S^f^i^^^^'^ö^fl  S^nffen,  barauS  entnal^m  ober  barauS 
las  unb  in  jal^lreid^en  ^ampl^teten,  bie  nid^t  immer  felbftlofe  Qmdt 
verfolgten,  in  bie  gäl^renbe  SRenge  l^ineinwarf.  ®ing  nid^t  baS 
eine  aus  allem  l^erüor,  bafe  bie  oerl^afetcn  geifllid^en  ^errn  baS 
©oangelium  gefdlfd^t  unb  bie  Seelen  in  fc^nöber  geiftlid^er  ftned^t= 
fd^aft  gel^alten?  Sollte  bann  baS  anbere  nic^t  eben  fo  »al^r  fein, 
toofur  fd^on  i^re  SSäter  geftritten,  bafe  bie  Sauern  wiber  göttlid^eS 
unb  mcnf^lid^eS  SHec^t  ju  ßeibeigenen  gemad^t  »orben?  3"^»^^^ 
eignet  eS  ber  SRenge,  fic^  an  einjelneS  ju  l^alten,  ©d^lagwörter 
finb  es,  bie  fie  bel^etrfd^en.  ©ewife  l^at  eS  biele  gegeben,  bie  bon 
Sutl^erS  berül^mten  ©ä^en  in  feiner  Schrift  bon  ber  ^eil^eit  eines 
©l^riftenmenfd^en  nur  ben  einen  bernal^men,  bafe  ein  Sl^ri^enmenfd^ 
jei  ein  j^cn  aller  Singe  unb  niemanb  untertl^an,  nid§t  aber  ben 
anbern,  ba^  ein  (Sl^riftenmenfc^  fei  ein  ftned^t  aQer  Dinge  unb 
jebermann  untertl^an,  ober  menn  fie  babon  erful^ren,  boc^  bie  barin 
liegenbe  ^araboyie  nid^t  bcrftanben  unb  fid^  einjig  an  baS  l^ielten, 
was  fie  barin  ju  finben  üermeinten,  toeil  fte  barauf  l^offten,  —  bie 
greil^eit  bom  brüdtenben  ^oi)c,  bie  fie  unb  il^re  ©fiter,  nur  üom 
3toange  jurildfgel^alten,  mit  Icibenfd^aftlid^er  ®lut  fid^  felbft  ju  er= 
ringen  fo  lange  begel^rt  l^atten.  Unb  menn  nun  bie  Dbrigteit  bie 
$rebigt  beS  SüangeliumS  nid^t  bulben  woOte,  was  lag  bem  93oltS= 

12* 


üetfianbe  n&^er  als  ju  glauben,  ba|  fte  fo  l^nbelte,  »eil  baS 
(St)angelium  eben  ben  Htmen  unb  Unteibrudten  bie  gtei^  ))et= 
(jinbete?  ^n  btefem  (Sebanfenjufantmenl^nse  l^tte  man  alsbalb 
nac^  bem  Stetd^dtage  )u  JföormS  in  einet  fd^on  fru^  enofi^nten 
glugfd^tift  an  bie  ®elbftl^i(fe  bed  93olted  unter  3i^I<^  erinnert, 
©itfingcn,  an  ben  man  badete,  mar  gefallen,  nid^t  aber  bie  C>off= 
nungen,  bie  man  in  weiten  Sheifen  auf  i^n  gefegt. 

(S6  ift  bemetit  wotben,  meldte  93ebeutung  bie  gutc^t  toor  9ut= 
tul^r  auf  bem  legten  Steid^Stag  gel^abt.  ®ett  lange  ermartete  man 
aud^  ffit  baS  ^ofyc  1524  eine  groj)e  e^lut  ober  fonfiigeS  Unl^eil. 
®o  litten  es  bie  Äftrologen  üorl^er  öerWnbet.  ©ie  Surd&t,  bie 
ft(^  barüber  meiter  @d^i(^ten  bem&d^tigte,  mar  fo  gro|,  baf)  im 
3a]^rc  1524  „ju  Iröftung  ber  ©c^wad^gtäubigen,  bamit  fie  fit^ 
mögen  fd^fi^en  »iber  bie  ^ftrologoS''  ein  2:ra{tat  erfd^ien,  ber  aus 
ber  ®(^rift  ben  ?laä)toti^  fül^rte,  baf(  leine  Sintflut  ju  erwarten 
fei.  aber  maö  l^alf  8,  meierten  fi(^  bod^  für  bie  (Slfiubigen  bie  bc= 
bro]^li(^en  Qtx(i)m.  SBaS  man  Don  SRiSgeburten,  92ebenfonnen, 
näc^tUd^en  Regenbogen  unb  fonftigen  feltfamen  ©ingen  l^örte,  fcbien 
bas  92al^en  einer  ftataftropl^e  nur  ju  beutlid^  ju  k)ertunbigen.  S)a§ 
l^at  bei  manchen  gemi|  auc^  bie  C^offnung  auf  eine  fold[|e  beftartt. 
e$fir(^terli(^e$  laS  auc^  ^elanc^t^on  au^  ben  I^immlifd^en-Seid^en. 

%xüi),  feit  ben  Zagen  oon  SBormS,  bemäd^tigte  fid^  aud^  Sutl^d 
eine  Sbnung  tommenben  Unl^eilS,  be§  na^enben  Slntid^riftS.  i)a^ 
»ar  feine  SBeife,  bie  ®inge  ju  betrad^ten.  ®leid^»ol^l  l^atte  er 
nid^t  aufgel^ört,  Dot  Äufrul^r  ju  marnen  unb  üor  ben  (Sefal^ren, 
meiere  bie  Unterbrücfung  beS  St^angeliumd  mit  ftc^  bringen  muffe. 
(Ss  mar  Dergeblic^. 

SRit  ben  alten  taboritifc^en  ©ebanfen  tjerbanben  fit^  bie  neuen 
auä  ber  Schule  Sarlftabts  unb  äRfinjerS  unb  mad^ten  um  fo  mel^r 
©inbrudt,  a(6  man  fic^  bafür  auf  bie  Od^rift  berief,  bie  nun  in 
jebermannS  ^anb  mar.  ffiaö  leud^tcte  ben  SSebrüdtten  mel^r  ein  ate 
ber  C)inmeiö  auf  bie  Sßotmenbigtcit  ber  Subelja^re  mit  il^rem  3iad^a| 
aller  iSd^ulb  unb  ber  Aufhebung  aDer  aSerppid^tungen!  ©aneben  ent= 
\pxa6)  e$  ni^t  minber  ben  Steigungen  berfelben,  wenn  anbere,  wie 
mir  f^on  l^örten,  auf  ®runb  ber  entgegengefe^ten  Xl^orie,  mona^ 
bad  Site  Zeftament  abgetl^an  fei,  aud^  alle  angeblich  auf  bemfelbe« 


Anfänge  ber  i^auentbemegung.  18i 

bctul&enbctt  3^^ntcn  unb  fonftige  ßapcn  um  bc§  (güangclium^  miücn 
abgcft^afft  feigen  wollten.  SKfinnct  wie  Satob  ©traufe,  SSrunfcU, 
©ticfcl  unb  SRantcl  ücrwirttcn  mit  i^tet  üOerprscnben  ^rcbigt 
bic  ftöpfc.  äRcl^T  alö  8ut§ct  c§  al^ntc,  waren  bereits  il^re  ®(^ö)ar= 
mereien  ing  83oU  jebrungen.  Überaß  Unjutriebenl^eit,  unllarc 
f)offnungen,  aüeö  in  ®dl^rung  begriffen.  SS3a§  foüte  barauö  »erben.? 
9?iemalS  wäre  eine  jiclbewufete,  ftarte  3^*itralgewalt  nötiger  ge= 
tt)efen  als  in  jenen  Sagen.  Saoon  war  feine  9lebe  mel^r.  ^ie 
fi(^  wiberfprec^enben  Sefd^lüffe  ber  legten  S^^te  l^atten  i§r  bie 
le^te  Sld^tung  genommen. 

bereits  im  ^oc^fommer  1524  §örte  man  wieber  oon  neuen 
SBauernbewegungen.  Um  Dberr^ein,  in  ber  ©tu^linger  8anbfd&aft 
tt)aren  [ie  auSgebrod^en.  ^m  Slettgau,  in  unb  um  äßalbSl^ut, 
im  (Sebiete  beS  SSifd^ofS  Don  Äonftanj,  ba  wo  SRünjer  im  C^^^ft 
gewühlt,  waren  bie  SSauern  Anfang  1525  fc^on  bie  SSel^errfd^er 
bcS  ÖanbeS.  3lo6)  jd^ien  biefer  Äufftanb  nur  oon  örtlicher  83ebeu= 
tung  ju  fein.  3)ian  finbet  ni^t,  bafe  man  bemfelbfen  in  weiteren 
Greifen  gröfeetc  Slufmertfamteit  gefd^entt  l^ätte.  Sei  bem  SJiangel 
an  ®emeingefü§l  unter  ber  Unjal^l  beutfc^er  SRcid^äftänbe  war  bieS 
begreipid^.  Überraf(^enb  jc^nell  na§m  bann  bie  ©ewegung  größeren 
Umfang  an.  ^n  bie  weiten  ©ebiete  beS  SlbteS  üon  ßempten,  ber 
troft  aller  erft  oor  turjem  gegebenen  ^erfpred^ungen  bie  fc^ier  uner= 
trägli(^en  grol^nbienfte  unb  Saften  feiner  Untertl^anen  nod^  fteigerte, 
fd^lug  fic  suerft  hinüber.  3«  ^^W^  3«it  §atte  |i(^  bie  ©auern= 
f(iaft  öon  ganj  Schwaben  jufammengerottet.  3^r  folgten  bie 
SJad^barn  in  granfen.  ©ort  war  3?otl^enburg  an  ber  laubcr  ber 
3Rittelpuntt  ber  Bewegung.  Stein  SBunbcr,  benn  bort  ^atte  fid^ 
(Sarlftabt  wieber  eingefunben  unb  fpielte  eine  l^öd^ft  sweifell^fte 
SftoUe.  SRan  muffe  bem  Sbangelium  freie  Sal^n  mad^en;  prebigte 
er,  es  gdbe  teine  alteren  ©oftoren  als  SRofeS  unb  bie  ^ropl&eten. 
8lu(^  fonft  fc^loffen  fid^  wie  fd^on  frül^er  niebere  ©eiftlid^e  tizn 
aBauern  an.  SRid^t  ol^ne  il^r  S^t^un  lam  eS  nac^  längeren  SJer- 
l^anblungen  jur  Formulierung  bon  jwölf  örtiteln,  in  benen  bie  Un= 
jufriebenen  i^re  SBefc^werben  unb  SBünfd^e  jufammenfafeten.  5Rad^ 
lurjer  3^t  waren  fie  baS  gemeinfame  ?ßanier,  wenn  auc^  je 
na(^  ben  örtlichen  SBerl^ältniffen,  ber  eine  ^untt  mel^r  als  ber  an= 


182  2>ie  )iD01f  «Ttild. 

bete  betont  toutbe.  Offenbat  mat  bet  SRel^tja^l  bte  mateiicQen 
gotbetungen  bie  ^uptfad^e,  abet  gefc^idt  l^tte  man  ed  k)etftanben, 
bie  teltgidfen  in  ben  Sotbetgtunb  ju  fteflen  unb  bem  ganjen  butc^ 
biblifc^e  Sitate  ben  ®(^etn  eoangelifi!^  ^egtünbung  ^u  geben. 
Dbenan  ftc^t  bte  gotbetung  fteiet  ^tebigt  bed  (SDangeliumd  unb 
be^  Slec^ted,  butc^  (Scmeinbemal^l  ben  ^tebiget  ju  betufen  unb 
i^n  aud^  abjufc^en,  menn  et  fid^  ungebul^tlic^  l^ielte.  Datauf  folgen 
bie  {d^on  betannten  2(nfptä(^e  inbejug  auf  Sßalb,  SBaffet  unb  SBeibe 
unb  SSilbfc^abenetfa^.  Snblid^  mat  nic^t  bie  getingfte  gotbetung, 
^angefel^en,  ba|  Sl^tiftud  un^  ^üe  mit  feinem  toftbatlid^en  Slute 
etldft  unb  ettauft  l^t,  2)en  Ritten  gleich  atö  auc^  ben  l^öc^flen", 
bie  Seibeigetifd^aft  aufju^eben.  2(u(^  foßen  gemiffe  S^^^iten  abge= 
fd^afft,  bie  ubiigen  ^vlx  Untet^altung  be^  ^fatterS  unb  gemeinem 
92u^en  Detmanbt,  unb  eine  Steige  anbetet  gegen  göttlid^eS  Stecht 
aufgefommenet  fd^wctct  Saften  unb  gtobnbienfle  abgcjc^afft  »etben, 
aUeS  mel^t  obet  meniget  ^otbetungen,  bie  uns  ^eute  nid^t  mcl^i 
als  biUig  et{d^einen  mutben,  beten  S)ut(^ful^tung  jeboc^  nid^t  nur 
einen  DoUftdnbigen  ^tu(^  mit  bet  gejamten  geubalmittfc^aft  be= 
beutete,  fonbetn  auc^  teilmeife  bie  fetten  jugtunbe  tid^ten  mufete. 
S)abei  Detmal^tte  man  fic^  in  ben  im  Dtud  ausgegebenen  Sttifeln, 
bamit  irgenbmie  bem  Ungel^otfam  obet  ^uftu^t  bas  äBott  teben 
ju  moüen  unb  ettl&tte  fid^  beieit,  oon  benjenigen  %tti(cln  ab}u= 
fte^en,  beten  Und()tiftlid^feit  aus  bet  ©d^tift  nai^gemiefen  »etbcn 
foflte.  ®in  bejonbetet  3^ttel,  bet  SRitte  SKätj  ausgegangen  fein 
mitb,  mad^te  eine  äteil^e  angefel^enet  ^tebiget  naml^aft,  ,,bie  baS 
göttliche  aUed^t  auSfpted^en  foÜten'S  beten  Utteil  man  l^öten  motte. 
(S4  toax  Sutl^et  unb  äßeland^t^on,  S^t^^^  Sttauf),  Dfianbet,  ^o^. 
»tenj  Don  ©d^mäbifd^  ^aü,  SRatt^iaS  ßeü  in  ©ttafebutg,  3tt>in9li 
unb  einige  anbete. 

(Ss  bauette  lange,  e^e  man  in  äßittenbetg  oon  aUebem  etmaS  et= 
ful^t.  3lviX  bag  äRunjet  in  SRu^ll^aufen  nid^t  nut  Dottot  fei,  fonbetn 
ben  ftönig  unb  ftaifet  fpiele,  n)u^te  fiutl^et.  Sm  16.  ^til  madjtt 
et  fi(^  mit  SReland[|tl^on  unb  %gticola  auf  bie  9ieife  na(^  SiSleben, 
um  bott  eine  neue  ©d^ule  einjutid^ten,  bet  Sigticola  öotftel^ett 
foDte.  ®tft  bott  fd^einen  il^m  bie  Ättifel  bet  Sauetn  betannt  ge= 
lootben  5U  fein.    ®S  »at  eine  bet  fd^metften  aufgaben,  bot  bie 


^^Srma^nungen  auf  bie  j»8lf  «rtilcl  bcr  »auernf(!^aft."  188 

et  )i(^  geftedt  fal^.  ®a|  feine  ^ntmort  mebet  ben  einen  nod^  ben 
anbeten  Xeil  beftiebigen  unb  i^m  nur  C^aft  eintragen  mtt>t,  bad 
^at  er  öorauSgeje^en.  tlber  ma§  tümmerte  il^n  baS?  „3^ 
weife  einen,  ber  ift  gröfeer  unb  mfid^tiger,  al5  fie  finb",  jagte  er. 
®ie  Sauern  l^atten  um  fein  Urteil  gebeten,  fie  l^atten  erflfirt,  »ftc^ 
weifen  ju  laffen,  fofern  baSfelbe  burd^  öffentlid^e,  unleugbare 
©prac^e  ber  ©d^rift  gefd^dl^e".  ®afe  e5  nid^t  ade  fo  meinen, 
wie  fie  Dorgaben,  ba^  ift  il^m  jn^ar  fel^r  ma^rfd^einlit^,  aber  nod^ 
l^at  er  nic^t^  oon  il^rem  treiben  gehört,  unb  fo  l^lt  er  fid^  nod^ 
nic^t  für  bered^tigt,  an  bem  @rnft  ber  83auern  ju  jmeifeln.  SRod^ 
in  (Si^leben,  alter  '^aä)X\i)t  jufolge  im  ®arten  beS  man^felbifd^en 
RanslerS  3ö§.  2:^ür,  begann  er  feine  ©d^rift:  „(grmal^nungen 
5um  grieben  auf  bie  jwölf  ?lrtitel  ber  ©auernfc^aft 
in  ©d^maben."  ®en  gurften  unb  Ferren  gilt  ba  junfidöft  feine 
3Jial^nung.  ©afe  baö  3"fciwmenrotten  ber  ©auern  fd^on  Äufruljr 
ift,  ba^  fte^t  i^m  obenan,  tlufru^r  ift'«,  aber  »er  l^at'S  ber= 
fd^ulbet^  J)ie  gürften  unb  ^enen,  bie  nid^t  aufhören,  »iber  ba« 
(Soangelium  ju  toben,  unb  in  i^rem  meltlid^en  Regiment  nid^tS  t§un 
r,al«  ©c^inben  unb  ©c^a^en'',  bis  eS  ber  arme,  gemeine  äßann  nic^t 
länger  ertragen  fann.  Unb  wä|renb  fie  meinen,  noc^  feft  im 
©attel  JU  fi^en,  ba  §at  ber  3^^"  ®otteS  bereits  93erad^tung  über 
fie  auSgegoffen.  ©ein  S^rn  l^at  bereits  angefangen,  baS  bemeift 
baS  Äuftommen  fo  Dieler  falf(^er  Seigrer  unb  ^ropl^eten.  Siun 
lommt  baS  anbere,  äRorb  unb  93lutDergiegen,  menn  (Sott  nic^t, 
burc^  unfere  SSufee  bewogen,  bem  mc^rt.  „3§r  müfet  anberS  mer= 
ben  unb  ®otteS  SBort  ©eichen."  —  ^ffiS  finb  nic^t  Säuern,  liebe 
f)erren,  bie  fic^  mieber  eud^  fe^en;  ®ott  iffS  f eiber,  ber  feftt  fic^ 
»iber  euc^,  ^eimjufu^en  eure  SButerei.  ®S  finb  etliche  unter 
eu(^,  bie  l^aben  gefagt,  fie  moßten  Sanb  unb  Seute  baran  fe^en, 
bie  lutl^erifc^e  ße^re  auSjurotten.  SBie  büntt  euc^,  wenn  il^r  eure 
eigenen  ^ropl^eten  märet  gemefen  unb  wäret  oon  Sanb  unb  ßeuten 
§intangefe^t?''  3l\xn  fange  man  au^  nod^  an,  feinem  ^oangelium 
bie  ©d^ulb  }u  geben,  ^ber  iebermann  muffe  i^m  baS  3^ugniS> 
geben,  bafe  er  immer  gegen  ben  ^ufrul^r  geprebigt  unb  gegen  jjene 
3Rorbprop^eten,  bie  unter  ben  $dbel  getommen,  unb  wie  er  aud^ 
fie,  biegürften,  immer  berwamt.    Sluc^  je^t  mal^nt  er,  ben  ^uf^^ 


184  Sm^  üJbtK  Me  »»dlf  «rtttd. 

tul^t  nic^t  ju  betagten,  aber  nii^t  aud  gut(|t  t)i)t  ben  a3aueni, 
fonbem  bor  (Sott,  barum  m&te  i^nen  um  (Sottedmißen  ein  toenig 
JU  toeid^en:  „(Sinem  ttunfenen  3Rann  foQ  ein  ^bet  ^vl  toeic^en; 
mie  biet  nteJ^x  foQt  il^t  bad  stoben  unb  ftdnige  X^tannei  lajfen 
unb  mit  Semunft  an  ben  Sauern  l^nbeln  al^  an  ben  Xrunlenen 
ober  gtrigen."  (8t  rfit,  juetft  gütli^  mit  i^nen  ju  l^nbcln,  benn 
man  wiffe  nic^t,  mad  (Sott  moQe,  ed  tonnte  fonft  ein  ^nte 
aufge^  unb  ganj  Deutfd^lanb  anjänben,  bag  niemanb  löf^en 
lönnte. 

Dann  fommt  er  auf  bie  jtoölf  ^rtttel  ju  {preisen  unb  erinnert 
mit  einer  gemiffen  SBel^mut  an  bie  ^rtitel,  bie  er  felbft  „gemein 
S)eutf(^lanb  unb  9{egtment  betreffenb''  im  Sud^  an  ben  beutfc^en 
9[bel  gefteßt  l^be.  Die  litten  fie  in  ben  SBinb  gefc^lagen,  bafur 
müjjten  fie  nun  folc^e  eigennüftige  Ärtifel  l^ören  unb  leiben,  ©enn 
eigennü^ig  mären  fie,  obmo^l  etliche  unter  il^nen  biOig  unb  rec^t 
feien,  namentlich  bie  gorberung,  fid^  ebangelifd^c  Pfarrer  felbft 
»fielen  JU  burfen.  Sßa«  bie  materiellen  Jlrtilel  anbelangt,  fo 
befd^räntt  er  fid^  barauf,  baran  ju  erinnern,  bajj  bie  Dbrigleit 
nic^t  ba^u  eingelegt  fei,  9ht^  unb  SRutmiUen  an  ben  Untertl^anen 
JU  fud^en,  fonbem  üielmel^r  beren  Sinken  unb  SefteS  ju  fd^affen. 

©ann  wenbet  er  fid^  an  bie  ©auern.  ^f^xt  SRad^t  f(^uftt  fie 
nic^t,  auc^  nid^t  bag  Unred^t  ber  Surften  unb  Ferren;  barauf 
lommt  es  an,  ba|  fie  gutes  Ste^t  unb  ®e»ifjen  l^aben.  ®ie 
nennen  fid^  eine  ^riftlid^e  äiotte  unb  Sereinigung,  nun  liegt  aber 
am  Jage,  bafe  fie  ben  5Ramen  ®otte5  unnuftlic^  filieren,  benn  fie 
lel^nen  fid^  auf  »iber  bie  Dbrigleit  unb  greifen  jum  ©d^wert; 
aber  ift  bie  Dbrigteit  noc^  fo  böfe  unb  ungered^t,  Jo  ift  ber  Äuf= 
rul^r  bamit  nid^t  entf4)ulbigt.  SBol^l  ift  eS  mal^r,  ba|  bie  Dbrig= 
feit  bem  (Sbangelium  »e§rt,  aber  inbem  fie,  bie  Sauern,  fid^  cr= 
lieben  unb  nid^t  Unrecht  leiben  moUen,  meieren  fie  nic^t  nur  ®otteS 
SBort,  fonbern  treten  eS  mit  gufeen.  Damit  finb  fie  ärger  ge= 
morben  als  Xürten  unb  ^zxizn.  Das  tann  er  nid^t  einbrüdflic^ 
genug  barlegen,  burd^  Seifpiele  aus  ber  Schrift,  aud^  burd^  ^in= 
meiS  auf  fein  eigenes  Seifpiel,  ber  nie  baS  ©c^toert  gejfidCt  ober 
Mad^e  begel^rt,  unb  beffen  ®Dangelium  um  fo  mel^r  fortgegangen 
fei,  jemel^r  ftaifer  unb  ^ajjft  getobt  l^aben:  „9lun  faßt  3^^  i»« 


Ü6er  bie  )tt>ö(f  ^ttitel.  185 

brein  unb  woUct  bcm  ©öangelium  Reifen  unb  feilet  nic^t,  bafe  ^f^i*§ 
bamit  aufä  afletl^öc^ft  ^inbcrt  unb  üctbcrbt."  —  ^®cn  d^riftUc^cn 
Jiamcn,  bcn  d^riftli^cn  SRamcn  fagc  id^,  bcn  lafet  ftcl^en. 
2)en  miU  ic^  @u(^  nid^t  (äffen.''  Unb  toenn  fie  boc^  babei  begatten 
unb  jugleic^  an  i^rem  Untetfangen  feft^alten  moUen,  muj}te  er  fie 
als  ^einbe  anfeilen,  bie  unter  beS  @bangelii  9{amen  miber  boS 
<SDangelium  l^anbeln.  Sßo^l  foQ  freiließ  baS  (iDangelium  fic^  nie= 
manb  wehren  laffen,  aber  eS  tann  auc^  niemanbem  gemehrt  werben, 
benn  eS  ift  meber  an  Qdt  noc^  Drt  gebunben,  unb  niemanb  l^at 
baö  Stecht,  bie  freie  ^rebigt  beö  ©DangeliumS  erjwingen  ju 
iDoüen. 

S)ur(^  biefe  allgemeinen  Ausführungen  l^aben  auc^  bie  Artitel 
fd^on  i§re  S3eurteilung  gefunben;  einjelne  bef priest  er  noc^,  inbem  er 
mit  bcm  (Sigennu^  ber  SSauern  fc^arf  ins  ®eri(^t  gel^t,  bie  Art, 
U)ie  fie  bie  ©d^rift  benu^en  unb  bie  d^riftlic^e  greil^eit  ju  einer 
fieifc^lid^en  mad^en  motlen,  fd^onungSloS  aufbecft  unb  Dor  ben 
falfc^en  ^rop^eten  warnt,  bie  fie  öerfül^ren  wollen,  um  burc^  fie 
5u  ®ut  unb  @§ren  }u  fommen,  unb  bie  bann  jamt  il^nen  jur 
^öüt  fal^ren  mußten.  S)ann  richtet  er  fic^  ncd)  einmal  an  beibe 
Parteien.  S3eibe  l^aben  Unrecht,  auc^  fc^webt  jwifc^en  i^nen  feine 
d^riftlic^e  ®a(^e,  es  l^anbelt  fic^  nur  um  weltlid^eS  äied^t  unb 
jeitlic^eS  ®ut,  bieS  will  er  auf  baS  beftimmtefte  l^eroor^eben.  Xl^un 
fie  ni(^t  33uj§e,  fo  muffen  beibe  Seile,  wer  auc^  ben  ®ieg  baüon= 
tragen  mag,  jugrunbe  gelten.  „@e§et  eud^  für  lieben  Ferren  unb 
feib  weife,  es  gilt  euc^  allen  beiben.  —  SRit  äroft  unb  ©tceit 
werbet  3^r  nichts  auSri^ten."  ©o  rät  er  benn  ju  friebfamer  83er= 
§anblung,  auf  ba^  bie  ®a(^e,  „ob  fie  nic^t  mag  in  c^r  ift  lieber 
SBeife  ge^anbelt  werben,  \ia^  fie  bocb  nac^  menfc^Uc^en  Steckten 
unb  Sßertrdgen  geftidet  werbe.'' 

SRan  l^t  in  biefer  ©c^rift  S^mpat^ieen  mit  ben  93auern  finben 
wollen,  unb  weite  Streife,  namentlicb  aud^  in  itn  ©täbten  unb  unter 
ben  ®eifilic^en,  Änl^ngern  beS  Alten  wie  beS  9?euen,  waren  bon  folc^er 
leilna^me  für  bie  dauern  ergriffen.  ®er  unbefangene  ßefer  finbet 
bei  ßut^er  feine  ©pur  babon:  eS  mag  wieber^olt  fein  —  bie 
SSauern  mögen  in  einigen  ^^untten  ätec^t  ^aben,  bie  dürften  t§un 
in  oieler  S5ejie§ung  grofeeS  Unred^t  gegen   fie,  aber  il^r  ©trcit 


186  Sut^er«  @tanbpuntt.    Steife  in  X^fttingen. 

betrifft  meltlid^e  S)inge;  mit  bem  ©^riftentum  l^t  er  eigentUd^  nic^t^ 
ju  t^un,  unb  fiut^et  bejc^äftigt  ^^  bamit  nur,  loeil  jene  aud  (Sottet 
ffioct  Don  il^m  belel^tt  toetben  XDoütn,  unb  bieg  funbigt  beiben 
(Sottet  Soxn  an,  ben  )6auern,  um  i^red  (Sigennu^ed  miUcn  unb  meil 
fie  jum  ©(^mett  greifen,  ben  durften  unb  Ferren,  meil  fte  gtaufame 
Zuraunen  fmb  unb  ®otted  Sßort  meieren  »oDen;  aber  ntd^t  einmal 
bie  (ir(^li(^engorberungen  billigt  er  DoÜtommen,  ha,  mit 
gejagt  baS  äBort  (Sottet  auc^  o§ne  bie  freie  ^rebigt  be^  Soangeliums 
feine  XBege  ge^e,  unb  fie  nic^t  erjtpungen  merben  burfe.  Unter  biefen 
Umft&nben  (ann  er  nur  raten  unb  ®ott  bitten,  baf)  fie  fi(^  bur($ 
gegenfeitigcä  SRa(^gcben  einigen  möchten,  —  aflerbingö  ein  ©tanbpunft, 
fo  ffoi)  ergaben  über  ba$,  wa^  beibe  Parteien  atö  il^te  Seben^ 
interejfen  aufaßen,  ba|  man  fic^  nic^t  munbern  tann,  bag  nur 
menige  i§n  oerftanben.  ®roj)en  (Srfolg  Derfprac^  er  fic^  faum. 
,,£^enn  ed  allen  Srnft  m&xt,  fid^  Dom  (Süangelium  meiien  ju  laffen, 
tonnte  cd  noc^  gut  werben'',  meinte  er,  „aber  mie  unwal^rfc^cinli^ 
bajj  ein  fo  grofeer  ^aufe  allefampt  rechte  (S^riften  feien".  Unö  „bie 
fc^redtlic^en  Qiii)in  unb  ffiunber,  fo  biefe  3^it  ^er  gefd^el^en  finb, 
machen  il^m  einen  jc^wercn  SRut"  unb  lafjen  i^n  Jörgen,  ®otte§ 
3orn  fei  fc^on  ju  ftart  angegangen.  S)ad  mu^te  er  aud^  erfal^ren, 
atö  er,  um  bie  aufgeregten  S3auern  momöglic^  ju  berul^igen,  meiter 
nad^  bem  C)atj  unb  nac^  Jl&üringen  reifte.  SBir  Igoren  oon  ^rebigten, 
bie  er  in  ®tolberg,  ^orb^aufen  unb  in  äBall^aufen  §ielt.  Sm 
3.  ^ai  mar  er  in  äßeimar.  „bitten  unter  i^nen  bin  ic^  ge= 
©efen",  erjd^lt  er  ein  "^a^x  jpdter,  „unb  bur(^  fie  gejogen  mit 
gal^re  SeibS  unb  Sebend*. 

(gr  war  erfolglos.  Siod^  e^c  ßut^er  jene  ©c^rift  gefd^rieben, 
mar  eö  bereits  jum  blutigen  »ampfe  getommen.  Sänge  l^atte  man 
bie  fc^mabifd^en  S3auern  l^ingejogen  unb  mit  i^nen  oerl^anbelt, 
Dom  ilnfang  an  boc^  nur  mit  ber  Abfielt,  inbeffen  bie  ©treitträfte 
bcd  fc^mdbifd^en  Sunbed  ju  fammeln.  Um  fo  furd^tbarer  muteten 
nun  bie  ®etdufc^ten,  bie  fic^  nur  mül^fam  bisher  bur(^  einzelne 
gu^rer  l^atten  jurücf^alten  laffen.  ^f)xt  älac^gier  tannte  (eine 
®(^onung.  @ntfc^lid^  mar  )ia^  93lutbab,  baS  fie  u.  a.  in  Sein^ 
berg  anrid[|teten,  mobei  eine  grofje  3<i§'  ^^^^^  C^^^^  i§^^  ®^ö"= 
fomteit  jum  Dpfer  fielen.    SBad  fic^  an  |)ajj  gegen  bie  ®e»alt= 


2)a8  Sac^^fcn  bcr  ©cacflung.    Söcitctfle^cnbc  ^läne.  187 

l^a&cr  jeit  ©cäcnnicn  in  bcm  nicbergettctencn  SSoltc  angesammelt 

l^tte,  entlub  [id^  in  biefen  fd^idfalsfc^meten  Zagen.    Unb  je  meitet 

bie  äSauexn  nac^  3loxt>tn  xüdten,  um  ]o  offener  ftanb  i^nen  ba^  Sanb. 

gaft  aüet  Orten  gerieten  bie  gurften  in  grojje  Sebrängni^.   aUer= 

jcits  fanbte  man  um  ^ilfe  unb  SWi-    ^^  niemanb  burfte  fein 

©ebiet  üexlafjen.    Saminenartig  mud^^  bie  93emegung.    äßer  nid^t 

»oute,  mürbe  gejmungen  fi^  ansuf^liefeen.  ®ie  SReJ^rjal^l  ber  Ferren 

fiefonberö  im  ©übmeften  l^atte  fic^  bereite  jur  Snerlennung  ber  swölf 

Srtitel  bequemen  muffen,  j|a  auc^  5U  meiteren  Sieformen,  meiere  bie 

99auern  noc^  befd^lie^en  mürben.    ^I^re  S3urgen  maren  gebrod^en, 

i§re  äieifige  jerfprengt  ober  ju  ben  Sauern  übergegangen,  ba  mar 

leine  äßa^l,   menn  fie  i^r  Seben  erhalten  moQten.     Unb  ebenfo 

ftanb  es  mit  ben  ©tabten.    S^ic^t  menige  öffneten  Un  93auern 

bie  !ll^ore,  meil  fie  ju  fc^mac^  maren,  fid^  ju  oerteibtgen  ober  meil 

bie  mittleren  unb  unteren  ®d[|id^ten  mit  il^nen  j^mpatl^ifierten  unb 

mit  i^rer  ^ilfe  bie  ^enfd^aft  ber  (Sefc^led^ter   ftürjen   mofltcn. 

UnbermärtS  wie  in  SRainj  unb  granffurt  benufete  man  boc^  bie 

®elegenl^eit ,    |d&mcrmiegenbe   SBctfaffungSdnberungen  burc^jufcften. 

(Sine  bemo{rati!(^e  S3emegung,  bie  auf  äl^nlid^en  SRotioen  beruhte 

mie  bie  bäuerifd^e,  ging  burd^  Diele,  nic^t  unbebeutenbe  ®emeinmefen 

in  ganj  ©eutjd^lanb.  SRit  jebem  läge  mürbe  bie  ©efamtlage  bebrol^ 

lieber.    3loi)  l^anbelte  eS  ftc^  jmar  um  mel^r  ober  meniger  jügel= 

lofe  €)aufen,  bie  nur  üon  ber  Autorität  einselner  gül^rer  jufammen= 

gehalten  mürben,  aber  eS  fel^lte  aud^  nid^t  an  meitblicfenben  Äöpfcn, 

bie  an  eine  umfaffenbe  ä'^euorbnung  ber  Singe  im  Steic^e  backten. 

®a  ift  fein  S^d^^l,  bafe  ßut^erj^e  ®ebanten  eine  grofee  Sflofle 

barin  fpielten,  aber  in  jener  müften,  pl^antaftifd^en  Umformung,  mic 

fie  burd^  mand^e  33ol($)(^riften  ber  legten  3<^l^re  in  Umlauf  getonte 

men  maren.    Siid^tS  ®cringereö  nal^m  man  in  ausfielt  al§  eine 

@&tularijation  ber  geiftlic^en  ®üter,  auf  ®runb  beren  bie  %bf(^affung 

aDer  3öfle  unb  (Steuern,  eine  \)tn  alten  SJolteüberlieferungen  ent= 

fpred^enbe  Umbilbung  ber  ©erid&te,  ja  eine  »rt  ©nl^eitsftaat,  in 

bem  ber  Saifer  allein  etmad  )u  fagen  l^aben  foOte  — ,  fprad^  bo(§ 

k)on  il^m  allein  baS  3ltvit  Ze^ament. 

^nbeffen  l^atten  einzelne  C^aufen  im  ®üben  fd^on  manche  9lieber= 
lagen  erlitten.  ®leid^mo^l  mar  binnen  tur jem  aQed  bis  nac^  Xl^üringen 


188  ^ct)Ofl  3o^]t.    !^r  Xob  gtiebri^«  M  Seifen. 

unb  ®a<^fen  l^inauf  in  SSevegung.  9u(^  l^iet  fyitttn  einzelne  C>^nen 
beteitö  mit  ben  Sauetn  )>a(tieTen  muffen.  £aju  loat  auc^  ^et^og 
Solenn  noc^  bem  SBunfi^e  feinet  Stuberd  bereit,  fogar  bann  noc^, 
atö  ber  ^uftul^r  l&ngft  offenbar  mar  unb  meite  Stretfen  beS 
Zl^uringerlanbed  ergriffen  ^tte.  9ber  mad  mar  ju  ma(^en?  ©tabte 
mie  @al}ungen  unb  (Srfurt  ^tten  ben  S3auern  bie  Xl^ore  geöffnet 
3n  ber  Unteren  ®tabt  muf|te  )i(^  ber  9iat  eine  ganj  neue  9ßer= 
faffung  gefaUen  laffen.  ®ern  l^tte  ber  gurft  geruftet.  S)ie 
SRannen,  bie  er  entboten,  blieben  5um  Seil  au^,  jum  Xeil  ^tte 
ber  Slbel,  um  Seib  unb  Seben  ju  retten,  ju  ben  Säauern  fc^mören 
muffen.  ®o  erliefe  er  benn  einen  grofeen  Jcil  ber  ^^cffnttn,  ob= 
mol^l  bamit  feine  unb  feinet  !6ruberd  Sinfünfte  aufd  äufeerfte  ge: 
fd^mälert  muxben,  unb  er  fürd^ten  mufete,  (aum  noc^  feinen  Srebit 
aufrecht  erhalten  ju  tonnen.  „3^  l^abe  Sorge,  ®.  l.  unb  \^ 
finb  nun  üerberbte  gürften,  eS  ift  ol^ne  3weifcl  ber  SBUIc  ©otteö.** 
®o  fc^ricb  er  bem  fturfurjten. 

S^  mar  ber  le^te  ©rief,  ben  berfelbc  oon  bem  ©ruber 
erl^iclt.  ©iefe  Sorgen  befc^aftigten  ben  Jobfranten  in  feinen 
legten  Xagen.  ^riebliebenb  mie  immer,  l^atte  er  feinen  größeren 
ffiunfc^,  alö  aüe^  in  gutem  ju  ftitlen.  ©al^in  ging  fein  (Sebet 
5u  ®ott:  „®er  ift  ber  rechte  ^auöoater",  liefj  er  bem  ©ruber 
{(^reiben,  „ber  eö  o^ne  S^^^U^  ^^^  feinem  SBiÜen,  bamit  ©lut= 
t>ergiefeen  unb  bergleic^en  Übel  oorjutommen,  jum  beften  f Riefen 
»irb*.  Mc  SRenfc^en  moUte  er  um  ©erjeil^ung  gebeten  ^aben, 
in  ©tinncrung  baran,  mie  oiel  bie  gürften  bie  armen  ßeutc  be= 
fc^merten  unb  i^nen  ^rgeiS  traten.  Sluc^  Sutl^erS  gebac^te  er  in 
feinen  legten  ©tunben  mit  freunblic^en  ©orten,  ffiie  fc^on  früher 
erjäblt,  ^atte  er  i^n  nie  gefproc^en.  S^^t  fc^idte  man  nac^  ibm. 
Aber  ßut^er  mar  noc^  in  Jpringcn.  ®afür  mar  ©palatin  mit 
tröftenbem  S^^W^«^  um  feinen  gürften.  Seit  bem  legten  ^alm- 
fonntag  l^atte  er  beutfd^en  (Sotte^öienft  unb  beutf(^c  SFieffe  in  ßo(^au 
gebulbet.  3^fet  na^m  er  auf  ©palatinö  3iat  baö  ^eilige  ?lbenb= 
mal^l  unter  beiberlei  ©eftalt.  @o  betannte  er  fic^  noc^  im  SoDe 
al^  ber  erftc  unter  ben  beutfc^en  gürften  jur  eoangclift^cn  8e|re. 
?lm  5.  aJJai,  JU  berfelben  ©tunbe,  al3  ber  (Sraf  t)on  SRansfelb 
ben  I^üringer  ©auern  bie  erfte  ®(t)lac^t  lieferte,  entfd^lief  er  ooll 


Sropriefe.    int^tt^  (Sntfdf^toffenl^eit  gegenüber  ben  Slufrül^rem 

Olaubcnö  an  feinen  (grlöfet.     gaft   afljeitig  l^atte   man 
beutfd&en  Station  baS  SBeioufetfein,  in  il&m  nid^t  nut  einen 
bc§  f^iebenö,  fonbern  einen  feltcnen  gutften  üon  ed^ter  gröm 
SU  ®tabe  5U  tragen,    ©em  gaben  aud^  Sutl^et  unb  SRelat 
in  il^ren  Seid^enteben  bett>egüd^en  Sluöbrudf,  üofl  Jtauer  auc 
über,  bafe  ber  ^err  biefen  gürften  gerabe  jeftt,  »0  ba§  ganje  £ 
lanb  in  äufrul^r  ftel^e,  ^intoeggenontmen  l^abe.    ©aran  eri 
ßutl^er  aud^  in  feinen  SSeileibfd^reiben  an  ben  ^rffirften  2 
unb  feinen  ©ol^n,  l^errlid^en  Jroftbriefen,  bie  beutlid^  genug  et 
liefeen,  »ie  er  felbft  feinen  Jroft  in  biefen  lagen  nur  im 
aSertraucn  auf  ®ott  fanb.     „S)a§  ift  bie  ©c^ule'',  fd^ricb 
ben  fturfurften,  „barinnen  unö  ®ott  jü^tiget,  unb  leieret  a 
trouen,  auf  bafe  ber  ©laube  nic^t  immer  auf  ber  Swngei 
in  ben  Dl^ren  fd^webe,  fonbem  au^  im  ®runbe  be§  O^^J^"^ 
fd^affen  werbe.* 

Unb  Sutl^er  felbft  »ar,  »ie  üiele  ©orgen  audb  auf  il& 
fturmten,  leinen  Äugenblidt  mutlos.  SRit  bem  SRoment,  ii 
er  fid^  fiberjeugte,  bafe  e§  auf  äufrul^r  abgefel^en,  'ba^  „aflei 
erlogen  ©ing  gewefen,  aaS  fie  unter  bem  Flamen  beS  (Söang< 
geforbert",  finb  il^m  bie  Sauern  nur  äläuber  unb  SRörber.  9 
lommen,  maö  ba  »oHte,  mod^ten  bie  ©auern  unterliegen  obc 
®otteö  SBillen  ju  ^enen  »erben,  »aö  er  gar  nic^t  für  unn 
l^ielt,  —  l^ier  galt  eö,  nac^  bem  (Söangelium  ju  l^anbeln. 
toei^  er,  baj}  bad  afle^  aud^  ibn  perfönlid^  angelet,  er  em) 
ben  ganjen  Äufftanb  als  einen  Äampf  beö  ©atanS  geget 
(Soangelium,  gegen  il^n  felbft,  aber  »ie  immer,  in  ber  ( 
tt)ä#  il^m  ber  troftige  SRut:  „(Sl^e  ic^  »oflt  billigen  unl 
^ptti^m  tt)a§  fte  tl^un,  wollte  id^  el^e  l^unbert  ^dlfe  öerlierer 
mir  ®ott  l^elfe  mit  ®naben.  Unb  fann  ic^'S  fc^idten,  il^net 
Jroft,  will  id^  meine  ftätl^e  nod^  jur  @^e  nel^men,  el^e  bei 
fterbe,  »0  id^  l^öre,  bafe  fie  fortfal^ren.  '^i)  l^offe,  fie  foHe 
bo<i^  nid^t  meinen  SRut  unb  greube  nehmen.''  ©0  fd^rieb  e 
bem  et  baS  S(lIer))erf5nUd^fie  l^ineinjog,  am  4.  SRai,  nod^  a\ 
«eife,  auf  bie  3iac^rid^t,  bafe  ber  ®raf  Ulbted^t  bon  SRa 
ber  Übermad^t  toeic^enb,  ben  Säuern  nad^geben  moUe:  ber 
foQe  ftd^  nid^t  loeid^  mad^en  laffen,   fonbern  im  Sertrauei 


190  ^fBtbcr  bie  mStbetif^en  mib  r5nBenf<^  Spotten  ic" 

®ott€d  ffioTt,  monac^  bic  Cbrigfeit  ba$  Qä^tDctt  nidit  utnfonft 
fü^tc,  feine  ©ac^e  gegen  bie  Äfiubcr  unb  SRötbet  fül^Tcn  bi§  in 
ben  Zob.  Unb  unntittelbat  barauf  fd^rieb  er,  um  il^t  ^iteiben 
}u  branbmatfen,  gegen  fie  felbft:  ^SBibet  bie  mörberifc^eit 
unb  täubctifc^en  Slotten  ber  ©auern*'.  ©en  Job  l^ben 
fie  oerbienl  al5  bie  Ungel^orfamen ,  bie  Aufruhrer  unb  öffentlichen 
©trafeentäubct,  unb  nid^t  am  »enigftcn,  »eil  fie  folcfte  greuliche 
@unbiu  nod)  mit  bcm  (Soangelium  beden  unb  bie  Seute  buT(i^ 
©be  jwingcn,  5U  i^nen  ju  l^alten.  Äufrul^tct  fofl  aber  ücmicl^ten 
met  ba  tann,  ^  gleich  al^  menn  man  einen  toQen  ^unb  totf erlagen 
muft.  ©c^lägft  bu  nid&t,  fo  f dalägt  et  bi(6  unb  ein  ganje«  8anb 
mit  bitV  SBifl  bie  Dbtigfeit  ballet  fold^e  S3uben  firafen  o^nc 
üotJ^crige«  Srbietcn  ju  8ic(^t  unb  ©iUigfcit,  fo  l^at  fie  gutes  Siedet 
baju.  Slber  eine  ^tiftlid^e  Dbrigfeit,  bie  ia^  (SDangeltum  (eibet 
(liegen  bic  bie  Säuern  aucb  nid^t  einen  ©d^cin  ^ben),  wirb  babei 
in  fic!^  gel&cn  unb  ben  Aufruft  als  eine  »ol^lüerDiente  Strafe  an= 
feigen  unb  »ibcr  ben  Jeufcl  um  ^ilfc  bitten.  3ft  bann  MS  C^erj 
fo  gegen  ®ott  gerid^tet,  fo  rät  er  jum  Überflu|  ftd^  „gegen  bic 
toUcn  Sauern  ju  Äcd^t  unb  ®lei(^em  ju  erbieten*',  l^ilft  baS  aber 
nid^t,  bann  ermahnt  er,  flugS  jum  ©c^merte  ju  greifen.  ®a§  ift 
bie  ^flic^t  bcr  Dbrigtcit,  ba§  ift  il^r  üon  ®ott  übertragene^  «mt, 
feine«  3^^*^^^  ©iencr  ju  fein.  S)effcn  foU  fie  malten  ol^nc  ®cbulb 
unb  Sarml^crjigfcit.  Unb  mer  auf  il^rer  ©cite  in  fold^em  Äampfe 
barfiber  erf dalagen  mirb,  ift  ein  red^ter  SRfirt^rer  unb  fofl  mit 
gutem  ®ett)iffcn  fterben,  ob  aud^,  »aS  ®ott  berl^üten  »oQe,  bic 
83auern  fiepten,  ^©olcbe  munberlic^e  Seiten  fmb  je^t",  fagt  er 
in  biefcm  3ufammenl^ange,  ,,ba|  ein  gürft  ben  |)immcl  mit  83lut= 
bergiefecn  beffer  oerbienen  tann,  benn  mit  Seten."  Unb  l^fitte  bic 
Dbrigfeit  fonft  leinen  ®runb,  ßeib  unb  ®ut  baran  ju  fe^en,  fo 
mufite  fte  eS  tl^un,  um  ber  %rmen  toiflen,  meldte  bie  Säuern  ge= 
jmungen,  fid^  il^nen  anjufd^lie|en.  S)eren  gilt  cd  fid^  5U  erbarmen. 
,S)arum  ftec^e,  fd^lage,  mürge  toer  i>a  tann!  Sieibft  bu  baruber 
tot,  mol^l  bir,  feiigeren  Zob  fannft  bu  nimmermel^r  übertommen,  benn 
bu  ftirbft  im  ®el^orfam  göitUd^en  8Borte$  unb  Sefel^l«,  9iömer  13,  1, 
unb  im  ©ienft  ber  Siebe,  beinen  Slfid^ften  ju  retten  au«  ber  ^Sflen 
unb  Zeufels  Sanben.''    Senn  ia^  femanb  ju  l^art  fd^iene,  ber 


3[u8gatig  M  2:i^oma9  SRün^n.  191 

foQc  bcbcntcn,  bafe  Jlufrul^r  unerträglid^  fei,  unb  jcbc  ©tunbc  bic 
aßctftörunfl  bcr  S33cU  ju  ctioattcn  fei.  — 

3ni»ifd^en  l^atten  bie  §utften  fd^on  il^reS  ämteS  gemattet.  3« 
©übbeutfd&Ianb  trat  man  ben  S3auern  fajt  iiberafl  fiegreid^  entgegen, 
»enn  aud^  ber  9an\\>f  jumal  in  §ranfcn  nod^  forttobtc.  ®efäl^r= 
lid^er  liefe  fid^  bie  ©ac^e  in  Il^utingen  an.  SSom  ^cnnebergifd^en 
]^cr  betbanb  ]\6)  ein  ftatfer  |)aufe  mit  ben  bortigen  Sauern,  mit 
bcn  Unjufrieöcnen  im  Ipringcilanb  unb  am  ^atj.  ÄDer  Dvt  ging 
jcftt  bie  ®aat  auf,  bie  SRunjer  in  ben  legten  S^l^ren  auögeftreut 
l^attc.  SBo  feine  ©d^aren  l^auften,  —  unb  er  bel^enfc^te  bereits 
burd^  SBort  unb  ©d^rift  bie  ganje  ®cgenb,  »ar  e§  lebiglid^  auf 
3erftßrung  bcS  S3eftel^enben  abgefel^en.  SBranbftätten  unb  35er= 
»üftung  bejcid^neten  feine  SBege.  „Z^oma^  SRunjer  mit  bem 
®d^tt)erte  ®ibeonS**,  unterfd^rieb  er  feine  blutbürftigen  ©riefe,  in 
benen  er  ben  gürften  ben  Untergang  üerfünbete  unb  feine  ®etreuen 
crmal^nte,  il^r  ©d&mert  nid&t  falt  »erben  ju  laffen  oom  S3lute.  an 
SHuftungen  l^atte  er  e§  nid^t  feilten  laffen.  Unter  feiner  Anleitung 
gofe  man  Jlanonen  Don  ungemöl^nlid^er  ©röfee,  unb  er  forgtc  bafur, 
bie  Runbe  baüon  möglid^ft  meit  ju  üexbreiten.  Unb  bie  ©einen 
erfüllten  fid^  mit  ber  ©iegeSjuberfid^t  il^reS  üerl^eifeung§frol^en 
^ßtop^cten.  SRan  ftanb  l^ier  unter  einer  bon  ben  maJ^nwiftigften 
Hoffnungen  getragenen  S3ebßlferung  üor  einer  @mj)örung,  fo  tief= 
gel^enb,  fo  geroaltig,  bafe  ein  üöttiger  Umfturj  afleö  l^iftorifd^  ge= 
»orbenen  nid^t  au|er  grage  mar.  S)aS  l^at  niemanb  fo  flar 
ertannt  afö  Sutl^er. 

?lber  fd^neller,  atö  e§  anfangt  ben  Änfd^ein  l^atte,  traf  bic 
Slufrül^rer  baS  Serberben.  S)em  tapfctn  ßanbgrafen  ju  Reffen 
mar  e5  juerft  gelungen,  »iebcr  feft  im  ©attel  ju  fiften.  9lm 
tarn  er  feinem  ©d^miegeroater  ®eorg  oon  ©ad^fen,  »ie  fturfürft 
3ol^nn  unb  ben  mittelbeutfd^en  ®rafen,  bie  injmifd^en  längfl  er= 
lannt  litten,  »ie  il^r  ®ingel^en  auf  bie  anffinglid^en  §orberungen 
ber  SSauern  ben  Jlufftanb  nid^t  }u  bämpfen  t)ermo(^te,  mit  feinen 
SRannen  ^ul^ilfe.  S(m  15.  SRai  tarn  ed  bei  ^anlenl^aufen  ju 
blutiger  ©c^lad^t.  ®ie  SBunber,  bie  ber  §ül^rer  ben  ©einen  nod^ 
in  bcr  legten  3?ot  propl^ejeit  l^atte,  traten  nid^t  ein.  ®ie  S3c= 
tl^öttcn  erlitten  eine  böüige  3?ieberlage.    SRfinjer  »urbc  gefangen, 


192  tihttOft  mh  Vrettgen.    8ut^r  <ut  Stbrc^t  Don  SRoin}. 

noc^  im  Saget  t)or  ^anlen^ufen  mutbe  er  l^ingerid^tet.  Sutl^r 
öet8ffentU(l)te  feine  flotteSlfiftetUd^en  ©riefe  an  bie  ®rafctt  üon 
SRandfelb  unb  warnte  noc^  einmal  unter  ^inmeis  auf  baS  farci^t= 
bare  ®eri(^t  ®otted  ))or  Sufrul^r. 

©aneben  ba(^te  er  aud^  auf  anbere  SRittel,  bem  Suftul^t  ben 
©oben  ju  entjicl^en.  3wei  SKonate  frül^er  war  e5  in  ^rcufeen 
SU  grollen  SSeränberungen  getommen.  ©er  ^od^meifter  SUbrec^t 
i>on  ©ranbenburg,  ber  C^öl^^njoüer  §atte  ben  grofeen  Schritt  ge= 
magt,  l^atte  ba^  geiftlic^e  gürftentum  abgefd^uttett  unb  fic^  jum 
^erjog  in  $reu|en  gemacht.  92ad^  langen  ^erl^anblungen  empfing 
er  Dom  RSnige  üon  $olen  ba^  ©eutfd^orbendlanb  atö  meltlic^eS 
fielen.  ?lm  9.  SRai  ^ielt  er  feinen  ©njug  in  R6nig«6erg  al§ 
|)erjog  in  ^reu^en.  ®§  mar  eine  gemaltige  ^l^at,  bie  nac^  allem, 
ma§  Dorangcgangen ,  auc^  ®ute§  für  baS  Süangclium  Dcrfprat^. 
(g§  mar  ein  entfd^icbencr  ©ruc^  mit  ben  Überlieferungen  be§ 
SRittelalterö.  Unb  mer  fold^eS  magte,  mufetc  aud&  mit  bem  ^apft= 
tum  DoQft&nbig  gebrochen  ^aben.  Sm  26.  SRai  beglucfmünfc^te 
ßutl^er  ben  ^zx^o^  baju.  ©a  tam  il^m  ber  ®ebanfe,  niij^t  ol^ne 
älnregung  be^  Dertrauten  SRainjifd^en  3lat§,  Äü^el,  feines  eigenen 
aScrmanbtcn:  SBie,  menn  ein  anberer  ^oJ^enjoDer,  menn  aibrc(^t 
üon  SRainj  jcftt  baSfelbe  tl^äte,  menn  aud^  er  fein  meiteS  ®ebiet 
jum  mcltlid^en  gürflentum  erl&Öbe?  gaft  alle  bie  ßanbfd&aften,  in 
benen  bie  ©auern  ju  ben  ©äffen  gegriffen,  gel^örten  jur  (Srjbiöcefe 
SRainj.  ÄDentl^alben  rid^teten  fid^  bie  klagen  ber  Äufftänbifc^en 
gegen  bie  geiftlicl)e  C)errfc^aft,  unb  bafe  bie  geiftU(^en  gürften 
bem  (Süangelium  gemehrt  Ratten,  barin  fal^  auc^  fiutl^er  eine  ber 
€)aupturfad^en  ber  ©auernempörung.  SBenn  ber  JEurfurft  Doran= 
ginge,  „ber  mitten  in  beutfd^en  ßanben  eines  ber  gröfeten  Rauptet 
fei'',  fo  mürbe  fein  Seifpiel  oicle  anbere  SSift^öfe  nac^  fid^  gießen, 
„©a  mürbe  ®ott  ftc^  feigen  lajfen  in  ö^ren,  meil  fid^  @.  fturf. 
®n.  gegen  il^m  gebemütigt  unb  feinen  ©oangelio  unb  SRamen  »id^e 
unb  Slaum  liefee."  @o  fc^rieb  ßutl^er  an  ben  Jhirfürften  am 
2.  3uni,  inbem  er  i^n  juglcid^  aud^  auS  anbern  ®rfinben  bringend 
ermal^nte,  ein  SBeib  ju  ncl^men.  Unb  gemife,  menn  es  gelang, 
aud^  biefen  C^öl^enjoflern  ju  bem  gtcid^en  ©d^ritte  ju  bewegen, 
bann  märe  aud^  ganj  äRittelbeutfd^lanb  für  bie  ebangelifd^  <Sa(^e 


UrteUe  über  bie  ^xx\t  gegen  bie  Sauern.  19S 

gewonnen,  ftutfutft  ^llbrcd^t  l^at  bie  ©ad&c  »ol^l  aud&  inbetrac^t 
gcjogcn,  aber  il^m  fel^ltc  bcr  SRnt  unb  bie  fittUd^e  Jhaft  jti  fold^em 
SBagniö.  — 

Um  biefelbc  3cit  »urbe  ben  Sanetn  im  ®lfa|  unb  Schwaben 
ba^felbe  Sd^idfal  juteil,  mie  im  mittleren  S)eutfd^lanb,  nad^  nid^t 
geringen,  Ifingeten  Jlämt)fen  aud^  in  gtanfen.  Überall  »urben 
bie  bereinjelten  Raufen  gejd^lagen,  jerftteut  unb  bemic^tet. 

Sutl^etS  fd^arfe  Sd^rift  gegen  bie  Sauern  ^atte  inbeffen  baS 
gröfete  äuffel^n  enegt.  ©icjenigen,  bie  il^n  jum  Url^eber  beö  auf= 
rul^r^  l^atten  ftempeln  mollen,  l^öl^nten,  baj}  er  bie  S3auern  im 
®tid&  gelaufen  unb  fie  blutiger,  unbarml^erjiger  Slad^e  preisgebe, 
nad^bem  il^re  Sac^e  oerloren.  ^ber,  bejeid^nenb  genug  für  bie 
einfame  ^öl^e  üon  Sut^erS  ftttlid^er  Änfd^iauung ,  a\xi)  in  eüange= 
lifc^cn  Jheijen  fonnte  man  fid^  in  feine  ®ebanfen  mä)t  finben, 
üermod^te  man  es  nid^t  einjufel^en,  »ie  Äufrul^r  auä)  bie  befte 
@ad^e  }u  @d^anben  mad^e,  unb  nannte  feine  gorberungen,  inbem 
man  fie  aus  bem  3ufammenl^ange  ri|,  miberfprud^SDoU  unb  un= 
(^riftlic^.  greilid^  fam  baju  bie  fd^on  frul^er  erwähnte,  »citgel^enbe 
®^mpatl^ie  mit  ben  Sauern,  namentlich  in  ben  ®t&bten.  Sarauf 
wirb  man  es  jum  leil  »enigftenS  jurudCjufül^ren  l^aben,  menn 
man  aud^  in  ßutl^erS  greunbestreifen  fein  auftreten  mit  l^arten 
SBorten  tabelte  unb  »eitge^enben  Sefürd^tungen  ?luSbrudC  gab. 
®er  Surgermeifler  ^ermann  SRul^lpfort  öon  3»^i*<^w,  berfelbe, 
bem  8ut§er  bie  ©c^rift  ^?5on  ber  greil^eit  eines  Sl^riftenmenfc^en" 
gewibmet,  meinte,  „jeftt  merbe  niemanb  ben  SRut  l^aben,  feine 
SRotburft  anjugeben''.  3«  «i^^i«  Briefe  üom  4.  3wni  will  er 
fd^on  »iffen,  bafe  man  auf  SutberS  ©d^reiben  l^in  ber  Armut  fogar 
me§r  auflege  als  juüor  unb  fage:  „®u  bift'S  fd^ulbig.  iJ^uft 
bu'S  nid^t,  fo  bifl  bu  »iber  mi(§,  ber  bein  ^crr  ift."  ©er  Abel 
merbe  nur  noc^  übermütiger.  Sßer  bon  ben  Sauern  nid^t  tl^un 
motte,  mas  man  oon  il^m  verlange,  ben  morbe  man.  fteiner  rebe 
jum  ®uten  ober  laffe  etmaS  nac^. 

äl^nlid^  unb  nod^  fc^firfer  urteilten  anbcre,  fogar  ©eifttic^e, 
bie  ben  äufrul^r  in  ber  31S^  gefeiten  l^atten,  wie  Sucer  unb 
3o^.  Srenji  in  @d^tt)dbifd^=C)aII.  C^auSmann  in  ^tDiiau  glaubte 
fid^  bei  ßutl^er  entfd^ulbigen  ju  foHen,  baf>  er  für  einige  gefangene 

ftolbe,  8nf(^n.    ir.  13 


194  ^©enbbticf  Dom  ^rtctt  8fi(^Uin  »ibcr  bie  eoxuxn.'' 

Säuern  gütbitte  get^n.  ^ud^  %mdborf  berid^tete  oon  Slagbeburg 
au$  über  tabeinbe  Stimmen.  Sinen  ©d^meid^Ier  ber  gütften 
nannte  man  Sut^er  unb  marf  tl^m  ))ot,  ba|  et  entgegen  ®otte^ 
JBott  (eine  Sarml^erjigfeit  gefibt  miffen  »oUte. 

anfangs  moUte  gütiger  barauf  f(i^weigen.  3^^^^^  ^^^^  '^tte 
et  Don  {ol(^en  Singen  in  ben  legten  ^affxtn  etfal^ren.  (SnbUc^ 
griff  et  bod^  jut  gebet  unb  antaottete  auf  bie  il^m  gemalten 
93otmutfe  in  einem  an  ben  iRandfelbifd^en  Stanztet  ftafpat 
Stallet  getid^teten  «,@enbbtief  ))om  Ratten  Sud^lein  loibet 
bieSauetn".  SRit  betfelben  ©d^fitfe  »ie  ftu^  fe^t  et  l^ier 
feinen  @tanb))un(t  noc^  einmal  audeinanbet  unb  jeigt  benen,  meiere 
aus  falfc^et  auftül^tetifd^  S^eilnal^me  fut  bie  iBauetn  je^t  ä3atm= 
l^etjigteit  fotbetten,  mie  bad  meltlii^e  ®d^n?ext  aus  gtoler  S3atm= 
l^etjigteit  unbarmJ^et^ig  fein  unb  aus  eitel  ®ute  St'^n  unb  (Stuft 
üben  muffe  gegen  ben  ^uftul^t,  um  bie  frommen  ju  fd^u^n^  ^ebe 
unb  ®idi)etl^eit  ju  etl^alten.  @t  tonnte  fid^  batauf  betufen,  ba| 
et  (in  jcnet  Schrift,  in  bet  et  SRunjetS  ©tiefe  öetöffentlit^te) 
auSbtfidtlic^  bie  §otbetung  geftellt,  ben  Sleuigen  ®nabe  ju  et= 
weifen,  unb  et  überl^upt  nut  Dom  „  Xotfc^lagen  im  ftam))f'' 
fpted&e,  abet  angefit^ts  bet  Dielfac^  futd^tbaten  (Btaufamteit  „bet 
wütcnben,  tafenben,  unfmnigen  l^tanncn,  bie  aud6  nac^  bet 
©d^lad^t  nic^t  mögen  ©luteS  fatt  wetben*',  toie  Sutl&et  felbft  fagt, 
unb  bie  man  il^m  boc^  ®(^ulb  gab,  mad^te  bie  @d^tift  loenig 
(SinbtudC. 

®a  ift  teine  gtage,  bafe  Diele,  f el^t  üiele  an  ßut^et  ittc  mutben. 
9li(^t  wenige,  bie  ol^ne  oon  ßut^etS  O^ilSgebanfen  innetU(^  ets 
griffen  ju  fein,  il^m  nut  jugcjubelt  l^atten,  aU  bem,  bet  bie  lle= 
fotmation'^plfine  il^teS  StaSmuS  jut  «uSfül^tung  btingen  unb 
®eutf(^lanb  ju  SRad^t  unb  ®§te  füllten  »etbe,  befteujten  fic^  jeftt 
bot  Sutl^et  unb  riefen  in  il^tet  «ng^  bot  bem  Umftutj  allet  SJet^ts 
niffe  nac^  bet  feften  Autorität  bet  tömifd^en  ftitd^e.  Unb  ßeute  bon 
bem  Schlage  beS  ßod^leuS  unb  ®mfet  betfianben  eS,  bie  (Stimmung 
JU  benu^en,  nid^t  minbet  (StaSmuS.  t^eili(^  bie  gtof^en  Hoffnungen 
bet  (Begnet  etfullten  ftd^  nic^t.  ®et  ^a|)ft  ttiump^iette  ju  ftulj, 
»enn  et  ben  ßanbgtafen  beglüdtmunfc^te,  »eil  et  fo  ftanbl^ft  gegen 
bie  gottlofen  ßutl&etanet  getÄm|)ft.    SKan  tonnte  batauf  betweif 


golgctt  bc8  ©auctnfricgc«.  i% 

tt)ic  gcxabc  ba,  »o  man  bcm  SbaitflcUum  freien  Sauf  gelaffen, 
ä-  33.  im  idd^fifd^en  Äutfreife,  öon  ?lufrul^r  am  aDetwenigftett  ju 
fpfiren  gewcfen,  unb  Sanbgtaf  ^l^ilip))  ge^ötte^  fogat  ju  ben  tDenigen, 
bic  ßutl^eT  »itflid^  üetflanbett/ unb  fud^te  »enn  aud^  tjetgeblid^ 
feinen  ©d^wicgeiDater  baöon  ju  übetjeugen,  bafe  baö  (gbangelium 
mit  bem  Sauetnaufrul&r  nid^ts  5U  tl^un  l^abc.  Sbet  ba§  ift  bod^ 
nid^t  minbet  richtig:  nad&  bem  Sauernftiege  war  bie  Sleformation 
nic^t  mel^t  »ic  ftul^er  ^Ingelegenl^eit  be§  beutf(§en  SBolteö,  »at 
Saliner  nic^t  mel^r  ber  ^txo^,  auf  t>^n  bie  ganje  Station  ate  auf 
il^ten  äiettet  l^inbltdttc.  @§  »itb  in  ber  golge  Don  ber.  politif(§en 
©ntoidtetung  biel  weniger  ju  berid^ten  fein,  meil  Sutl^erö  ^erföns 
lic^Ieit  bafur  jurüäftritt.  @in  SKel^ltau  war  in  bie  junge  SSlute  ge= 
faden,  überall  SRiStrauen  ermedCcnb,  namentlid^  aud^  bei  Sutl^er  felbft 
gegenüber  im  „C^errn  Dmneö''.  ®ie  ®egner  ber  Sieformation 
badeten  jeftt  erp  red^t  nid^t  baran,  bem  ©rangen  il^rer  Untertl^anen 
nad^  bem  reinen  ©oangelium  nad^jugeben.  ©eutfd^lanb  war  in  biefem 
fd^redtlid&en  3a^te  faft  jur  SBüfle  geworben.  SSiele,  oiele  laufenbe 
maren  erfd^lagen,  nid^t  weniger  berjagt  unb  bem  SSerberben  prei5= 
gegeben.  ®ie  Jrummcrl^aufen  einer  Unjal^l  oon  ftlöftern  unb 
^errenfiften  bebedCten  baS  8anb,  in  ben  bon  bem  ftriege  betroffenen 
Sanbfdgaften  war  ber  äBol^lftanb  auf  ^al^r^el^nte  l^in  Dernid^tet;  in 
üielen  ®egenben  würbe  ba§  8o§  ber  wenigen  übrig  gebliebenen 
SSauern,  bie  nun  bem  2'^nU^  baSfelbe  leiflen  follten,  nod^  trauriger 
als  frfil^er  unb  »erbitterte  bie  ®emüter.  Unb  nod^  im  göi^te  1530 
glaubte  ßutl^er  bei  ben  Sauern  fo  berl^|t  ju  fein,  i>a%  er  e5 
nid^t  wagen  bürfe,  ins  SKansfelbifc^e  ju  gelten.  S)aran,  bafe  er 
eS  gew'efen,  ber  o^ne  nad^  rechts  unb  linl«  ju  blidten,  lebiglid^  auf 
bas  SBort  ®otte§  geftüftt,  burd^  fein  mutiges  ©ort,  in  ben  gurften 
bie  fittlid^e  Rraft  gewedit,  bem  ^lufrul^r  entgegenzutreten,  unb  ber 
baburd^  nid^t  geringes  jur  Rettung  ©eutfd^lanbS  getl^an,  backten 
nur  wenige,  ffir  ftanb  wieber  einmal  aßein,  furd^tbar  aUeir.  Unb 
gerabe  je^t  glaubte  er  -einen  ©d^ritt  tl^un  ju  fotten,  ber  feinen 
3Jomen  nod^  mel^r  als  frfil^er  bei  Dielen  berl^afet  mad^en  mufete: 
er  berl^eitatete  fi^ 


13" 


m  tteecbie  ei^ 

93on  bei  (Sl^  l^tte  et  in  legten  ^a^tn  oft  ge^nbelt,  unb 
jje  1^5^  bie  <Skgner  bie  (S^elofigleit  priefeit  nnb  bie  (S^  tmaäfU 
lid^  iu  maäfcn  fuc^ten,  um  f o  me^  fal^  er  fi(^  in  feinem  ®emiffen 
gebunben,  getabe  aud^  benen,  bie  aud  bem  IHofter  getreten  maren, 
»eil  fte  bad  Iteufd^l^itdgelübbe  ni^t  jn  leiten  Dermo(^ten,  5U  bei 
feften  guDerfu^t  ju  oer^elfen ,  bafi  bie  (S§e  ®otteS  JBiae  fei.  Saet= 
bing^,  bafi  bie  <Sa6e  ber  (Snt^ltfamleit  ein  töftU^e«  ®ut  unb  eine 
Sj^ojigteit,  bie  batauf  fid^  grunbe,  au4  »irllid^  in  ben  ®tanb 
fe^en  tonne,  mel^r  am  SBorte  ®otted  ju  ^ngen  unb  mel^r  ju 
leiften,  „im  tfiglic^en  Sefen,  S3eten  unb  ^rebigen",  bad  ftel^t  il^m  fo 
fefi  »ie  bem  Slpo^el  $aulud.  „tibtt  biefe  ®abe  gel^ött  ju  @otte^ 
befonbexen  SBunbermerten.''  S)ie  allgemeine  (Erfal^ung  leiert  e^, 
unter  Xaufenb  l^t  fie  laum  einer,  barum  foQ  man  ftd^  nid^t  t)er= 
meffen  unb  ®ott  ni^t  berfud^en,  ber  eben  um  beSmiden  bie  ^ 
eingefe^t  l^at.  Dad  ffil^rt  i^n  baju,  fie  ^ier  unb  ba  gerabeju  al^ 
$flic^t  J^injufteQen,  aud^  beS^lb,  »eil  oiele,  bie  unDeregelid^t 
blieben,  fi(^  nid^t  nur  gtSf(erer  ®efal^r  ber  ®ünbe  miber  baS  fec^fie 
®ebot  ausfegten,  fonbern  ed  auc^  aud  meltfinniger  Serec^nung 
unb  ftlfigelei  tl^äten,  um  ben  SRü^en,  (Sorgen  unb  plagen  be^ 
(Sl^eftanbeS  entl^oben  ju  fein.  Sutl^er  m\%  biefelben  in  i^rer  ®(^mere 
gar  mol^l  ju  murbigen,  aber  fie  finb  il^m  jugleid^  l^enlic^e  ®üter, 
meil  fic^  in  il^nen  ber  S^rißenftanb  bemal^ren  foU  in  Demut,  (&ott^ 
oertrauen  unb  bienenber  Siebe. 

£)a))on  l^anbelt  er  u.  a.  nic^t  o^ne  mdnc^ifd^e  Derbl^eit  unb 
Dffenl^eit  in  feiner  ^rebigt  öom  el^elid^en  Seben  Dom 
^a^re  1522  unb  in  feiner  1523  herausgegebenen  ©d^rift:  „S)aS 
fiebente  aa|)itel  @t.  ^auli  ju  ben  »orintl^ern  auS= 
gelegt".  ®5  brandet  laum  gefagt  ju  »erben,  »ie  anberS 
er  ia  Don  ber  ffi^e  rebet  aU  bie  mittelalterlid^en  Autoritäten. 
SRan  Dergleid^  feine  ^u^laffungen  }.  S3.  mit  bem,  maS  ber  9Belt= 
fd^merj  unb  ber  priefterlid^e  ^odgmut  eined  ^^nocen}  IIL  auS 
il^r  gemacht  l^aben!  Sber  auc^  bei  Sutl^er-unb,  mu^  man  l^inju? 
fe^en,  bei  aQen  9teformatoren  blieb  in  biefer  Sejiel^ung  etnniS 
Don  ber  mittelalterlid^en  ttnfc^auung  lüften.  ^  i^  in  jener 
3eit  »enigftenS  immer  bie  finnlid^e  Seite  ber  ®l^e,  ju  ber  bie 
Statur  brdngt,  bie  feine  S3etrad^tung3»eife  befiimmt.   ©a|(  bie  (S^ 


Scbcn  im  StUfttt.  197 

wcfcnrtid^  inniflftc  ©cmeinfd^aft  üon  ^etfon  ju  ^erfon  ift,  unb 
fd^on  botum  il^tem  Sßefen  naä)  jebe  SJel^tl^eit  au$fc^lie|t,  ift  webet 
i^m  nod^  ben  übrigen  Steformatoten  DoCltoimnen  tiat  gemotben. 
SJaju  tarn,  ba|  er  bie  ^ol^gamie  in  ber  ©d^rift  nirgenb^ 
auSbrudlic^  üetboten,  Dielfad^  aber  bei  ben  altteftamentlid^en 
grommcn  jugelaffen  fal^.  ®o  befd^ranlte  er  fid^  benn  aud^  barauf, 
i)or  fold^em  Ärgernis  nur  bringenb  ju  warnen,  ate  bie  gragc 
tt)ie  erwfil^nt  burd^  (Sariftabt  bereite  im  S^^l^re  1524  jur  ©prac^e 
lam.  ®a§  war  ein  f(§wer  wicgenber  SRangel,  ber  aber  nid^t  wie 
bie  ®egner  Don  bamal^  unb  l^eute  fo  gern  üerleuntben,  mit  bem 
,,  neuen  (güangclium"  jufammenl^ing,  fonbem  wie  gefagt  auf  ber 
mittelalterlichen  Slnfd^auung  öom  SBe?en  ber  ®l^e  bciul^te,  l^ttc 
bod^  aud^  ein  Jluguflin  bie  ^ol^gamie  unter  Umfldnben  für  er= 
laubt  ertlärt  weil  fie  ni(§t  „gegen  bie  3latur  ber  (Sf)c  fei". 

3n  ben  erften  jwei  3«^^^^  «^^  f^i"^  Sludttel^r  bon  ber 
SBartburg  l^atte  ßutl^er  wo^l  laum  baran  gebadet,  felbft  in  bie 
iSS^  JU  treten.  SBfil^rcnb  ringSuml^er  aflcS  anberS  geworben,  war 
feine  ßebcnSweifc  fo  jicmlid^  biefelbc  geblieben.  ?ll^  man  braufeen 
fd^on  nidbt  mcl^r  baran  badete,  fid^  an  bie  alten  gaftenorbnungen  ju 
leiten,  würbe  in  ßutl^erS  Rlofter  rul^ig  weiter  gefaftet.  @ö  ift 
bejeic^nenb,  toa^  Sutl^er  fpäter  erjdl^lte,  bafe.  fein  greunb  unb 
Rlofterbruber  ^atob  ^räpojituö  einmal  am  ^almfonntage  eine  ^enne 
auf  ben  2:if(^  gebrad^t  l^abc,  bamit  fie  felbft  fo  l^anbetten,  wie  fie 
leierten.  Rubere  l^ielten  baö  für  wid^tig.  §ür  Sutl^er  Ratten  biefe 
Singe  leine  ©ebeutung.  (Bleid^erweife  l^iclt  er  e«  mit  ber  ftlofter= 
trad^t.  SSBie  er  fd^on  früher  geäufeert,  gel^örte  e$  nad^  feinet 
Überjeugung  aud^  jum  SBefen  ber  ^riftlid^en  greil^eit,  bon  il^r 
feinen  (Sebraud^  machen  ju  muffen.  SBercitS  im  ^affxt  1523  trug 
er  im  ^aufe  ein  bürgerlid^eS  ®ewanb,  weld^e^  einem  Serid^terftatter 
„faft  l^öfif^"  erfd&ien.  «ufeer^lb  beS  RlofterS  bel^ielt  er  »um  ber 
@d^ wachen  willen  unb  jum  ®pott  beS  ^apfie^''  bie  ftutte  nod^ 
eine  S^t  lang  bei.  ?lm  9.  Dftobcr  beSfelben  ^a^xt^  prebigte  er  bann 
ba^  erfte  92al  oi^ne  biefelbe.  SBie  wenig  äßert  er  barauf  legte, 
bezeugte  er  baburd^,  ba|  er  fie  am  nfid^ften  ©onntag  bei  ber  %tS^= 
prebigt  wieber  anjog,  nad^mittagS  aber  weglief.  92atürli(^  würbe 
i>a^  fel^r  befproj^en,  wie  atteö,  toa^  er  tl^at.    ßeute  wie  Sarlftabt 


196  0erü(^te  fibec  feine  S^^t  )u  l^raten. 

nol^men  baran  8nfio|,  ba|  et  Silber  in  feiner  3^0^  l^be  (ma^ 
aQerbingS  au(^  bie  ftloftenegel  Verbot),  baf)  er  ^embf n  mit  Sdnb= 
ä)cn  trage  unb  bie  Saute  f(!^lage,  au<^  mit  anbeten  S)oftoren  beim 
(Slaje  Sier  fdf)t,  »o  bod^  foDiel  92ötigereiS  ju  tl^un  n>£re.  ®o 
Idfterte  ein  f))&ter  um  bie  beutfd^e  ®rammatit  oerbient  gemorbener 
Unländer  Sarlftabts  namens  S^^If^iner.  (Eradmud  bagegen  fpdttelte 
fd^on,  Sutl^  erlaube  anberen,  moüon  et  bod^  felbft  teinen  ®ebtau(^ 
mac^e.  Statürlid^  litten  auc^  fold^e,  beren  ®emiffenSbebenfen  er 
inbetreff  ber  Wfz  ju  befd^mid^tigen  fud^te,  il^n  felbft  gern  k)ere^U(^t 
gejel^n.  Slnbere  meinten,  ba^  er  bamit  Seugnid  ablegen  foQe,  unb 
modten  bann  aud^  fc^on  Don  beftimmten  ^eirat$))Iänen  ge^5tt 
l^ben.  Das  mad^te  i^m  (einen  SinbrudC:  „Sie  Dielet  »erbe  ni(^t 
gefd^ma^t/  Surc^  9rgula  o.  Stauffen,  ber  mutigen  Setfet^terin 
bes  (SüangeliumS  in  ißa^ern,  lam  il^m  eine  folc^e  £uf(etung  ju 
Diäten,  dx  lief)  i^r  fagen,  er  ftel|)e  in  @otteS  C^nb,  ber  fein 
^et)  toc^jH  dnbern  (önne.  SBie  eS  aber  bidl^er  bamit  befteOt  ge= 
wefen  unb  nod^  fei,  werbe  er  nic^t  l^eiratcn,  ni(^t,  weil  er  ^ol^ 
ober  Stein  »firc,  fonbern  weil  fein  Sinn  bem  C^ciraten  fern  ftcl^, 
inbem  er  täglich  ben  %ot^  unb  bie  »ol^lDerbiente  @trafe  beS  fte^er^ 
erwarte.  Unb  fo  wolle  er,  feftt  er  ^inju,  (Sott  für  fein  SBcrt  an 
il^m  fein  ßi^l  U^^}^  ^^^  fi<^  öwf  fein  ^zxi  üerlaffen.  ®aS  war 
am  30.  SioDember  1524.  äRan  fie^t,  er  benft  ffir  je^t  nic^t  baran, 
will  aber  ani)  bie  3Kögli(^teit  einer  ^eirat  nid^t  jurudtgewiefen 
l^ben. 

3unäd^ft  l^tte  er  C^^itat^pl&ne  nur  für  anbere.  SefonberS  wunfc^te 
er  jene  aus  bem  Sliemptfc^er  Stlofter  entronnenen  !Ronnen  burd^ 
bie  (5l^e  üerforgt  ju  feigen.  3«  ii^ncn  gel^örte  ßatl^arina  ö.  83ora. 
(Sinem  alten  aber  nid^t  fel^r  bemittelten  ®ef(^lec^te  entfiammenb 
war  fie  fd^on  frül^,  in  il^rcm  10.  3<i^re,  bem  ftlofter  übergeben 
worbcn.  .  @eit  il^rer  Befreiung  lebte  ftc  im  ^aufe  be§  aBittcn= 
berger  ©tabtfd^reiberS  Steid^enbac^.  ®ie  war  teineSwegS  fd^Sn  ju 
nennen:  iljre  frul^eften  Silber  weifen  ein  runbeS,  bcrbeä  ®cfi^t 
auf,  aus  bem  ein  paar  finge  9ugen  l^erauSfc^auen,  aber  fie  mu^ 
bod^  eine  Srfd^einung  gewefen  fein,  weld^e  bie  Slufmerffamfeit  auf 
fi^  sog.  ©er  Rönig  üon  ©dnemarf,  ber  im  Sommer  1523  in 
SBittenberg  war  unb  fie  bei  SufaS  Stranad^  gefeiten  l^aben  mod^te, 


^etc^nete  fte  butd^  einen  golbenen  9ling  au$,  motin  niemanb  ttxoa^ 
ilnpaffenbe^  fal^.  ^n  Unii^erfitätötreifen  nannte  man  fte  ftat^tina 
to.  ©iena.  SSBat  ba§  nid^t  ein  bcbeutunfl^lofet  ©d^erj,  fo  mar  e§ 
tielleid^t  bie  Dffenl^eit  il^teS  SBefenS,  bie  il&r  biefcn  SRanten  ein= 
trug,  bie  ©eftimmtl^eit ,  mit  ber  pe  il^re  SReinung  laut  werben 
lieg,  ba^felbe,  maS  fie  bei  Qutl^er  eine  ^txt  lang  in  ben  Sßerbad^t 
brad^te,  l^od^mutig  ju  jein.  allgemein  l^atte  man  geglaubt,  C^ieron^= 
mu§  SSaumgartner ,  ein  junger  ^atrijier  auö  3?ürnberg,  ber  ^e 
im  Sommer  1523  in  SBittenberg  lennen  gelernt  l^atte,  »urbe  fie 
l^eimfü^ren.  ©a§  ©erficht  bejeid^nete  fie  bereite  al§  SSerlobte. 
©id^er  beftanb  eine  gegenseitige  Steigung,  bie  freilid^  bei  ftatl^arina 
tiefer  gegangen  ju  fein  fd^eint  alö  bei  Saumgartner.  Als  biejer 
bann  gegen  alle  @rmartung  nid^td  Don  fid^  l^ören  lieg,  brad^ten  bie 
^eunbe  eine  f(^n)ere  Srfrantung  ftatl^rinad  bamit  in  93erbinbung. 
fiutl^er  mod^te  je^t  um  fo  mel^r  il^re  93erl^eiratung  münfd^en.  %m 
12.  Dltober  1524  fd^rieb  er  bem  befreunbeten  jungen  SRann, 
tDenn  er  feine  Statine  bel^alten  moQe,  möge  er  fid^  beeilen,  meil 
fonft  ein  anbcrer  ba  tofire.  Späterer  Irabition  sufolge,  bie  ftd^ 
auf  ÄmSborf  beruft,  wäre  bie^  ber  bamal3  neu  ernannte  ^faner 
toon  Drtamunbe  gewefen,  Dr.  ®laft.  ©iefen  l^be  aber  ftatl^arina 
nid^t  l^aben  mollen,  unb  man  moßte  fpäter  aiffen,  fie  ^be  fic^  bei 
?lm§borf  beßagt,  bafe  Öutl^er  fie  miber  il^ren  SBiUen  berl^eiraten 
tDoUe ;  babei  l^abe  fie  mit  offenem  greimute  betannt,  menn  er  ober 
Sutl^er  fie  l^ben  wollten,  fo  fei  fte  bereit,  eine  el^rlic^e  Sl^e  eins 
jugel^n,  mit  ®la^  aber  nimmermel^r.  S)al  l^abe  bann  Sutl^er 
bur(^  Ämöborf  erfahren. 

@$  ift  mdglid^,  \>a%  man  ftd^  bie§  nur  fo  jurec^t  gelegt,  um  bie 
iiberrafd^enbe  SSenbung  ^u  ertlfiren.  @id^er  miffen  wir,  bag  fiutl^er 
in  jenen  SRonaten  »ieber  mand^erlei  Seranlaffung  l^atte,  fid^  mit  ber 
grage  öon  ber  ®]^e  unb  namentlid^  ber  ^rieflerel^e  ju  befc^äftigen. 
äu(^  bei  ben  (Sbangelifd^gefinnten  waren  bie  Sebenten  bagegen  no^ 
nid^t  oerftummt.  3tt^mer  Don  neuem  mufete  er  fie  bef^wic^tigen. 
3n  einem  ©riefe  bom  10.  «pril  1525  fc^reibt  er  an  ©palatin: 
;,SBarum  fd^reiteft  bu  nid^t  jur  (S^t,  wfi^renb  id^  anbere  burd^  fo 
biele  ®runbe  baju  brfinge,  bag  id6  beinal^  felbfi  baju  bewogen 
werbe,  ba  bie  geinbe  nic^t  aufhören,  biefe  SebenSart  ju  berbammen 


200       2)ic  Mbibe  feiner  ^rat.    (^e  eiMingetifc^  Orbination.) 

unb  unfere  toetfen  ^miftn  fte  tfigli<^  Detfpotten."  Sid^Hc^  retjte 
i^n  liefet  ®pott,  unb  bet  JBtbetfptud^  ber  geinbe  gerabe  in 
biefetn  fünfte  »urbe  einet  bet  mfic^tigften  Semeggtünbe  für  feine 
taf^e  Xl^t.  Ca^u  tarn,  toie  et  felbft  angiebt,  bet  ffiunf(!b  feinet 
aittxn,  \fyx  oetl^itatet  ju  fe^en.  S)ad  fc^lieftt  bo(^  nic^t  au^, 
baft  i^n  eine  gewiffe  9leigung  )u  SFat^tina  etgtiff.  flbet  beffen 
toat  et  fid^  (aum  bemuftt.  „(Sott  l^t  ed  dfo  gen)oat^  etjAl^lt  er 
einmal  f))fitet,  »baf(  id^  mi(^  bet  93etlaffenen  etbatme.'  Sߣ§renb 
et  fid^  ben  S3auetn  entgegenmatf,  aOeS  gegen  il^n  unb  ba$  (St7Qn= 
gelium  ft(^  auftfltmte,  teifte  fein  (Sntfd^Iuf).  (Es  mat  nie  feine 
SBeife  gemefen,  ft(§  but<^  entgegenfiel^nbe  ^inbetniffe  ober  bie 
Seitumftdnbe  jutucf^iten  .)u  laffcn.  3^ftt  in  biefem  SRoment,  m 
bie  ganje  Seit  ft(^  mibet  bad  (SDangelium  Detfc^moten  ju  l^ben 
fd^ien,  voo  felbft  bie  ^immetöjeic^en  nut  UngIfldC  übet  Unglucf  t^er^ 
lunbeten,  mo  fut  Zaufenbe  unb  ^bettaufenbe  ba$  SBott  t}on  ber 
d^tiftlid^en  ^eil^eit  jum  futc^tbatften  Sd^tedgefpenft  ober  jum  (Segen= 
ftanb  l^d^nenben  Spotted  gemotben,  getabe  je^t  moQte  er  feigen, 
bag  ed  bod^  etmad  fei  um  bie  ^teil^eit  eines  Sl^tiftenmenfc^en. 

Stitten  im  S^xn  übet  bie  S3auetn,  bie  il^m  fein  (Soangetium 
betunglimpften,  üon  benen  et  ben  Zob  etu^attet,  fd^tieb  et  am 
4.  3Rai  an  ben  mandfelbifc^en  Stat  9iul^el  bie  fd^on  ftul^et  er= 
»dienten  SBotte:  „Unb  tann  id^*d  fd^idten,  i§m  (bem  Zeufel)  jum 
Xto^  mid  ii)  meine  ftdtl^e  noc^  jut  (S^e  nel^men,  el^e  benn  id^ 
fterbe,  »o  id^  l^ötc,  bafe  fie  fottfa^ren.  3d^  l^offe,  fie  foQen  mir 
bod&  nic^t  meinen  SRut  unb  grcube  nel^men.*'  iagS  batauf 
ftatb,  mie  fd^on  etjd^It,  t^iebric^  bet  äßeife.  S)aS  etl^ö^te  no(^ 
bie  ©c^mietigteit  bet  Sage,  unb  ßutl^et  »utbe  bon  biefem  iobeSs 
faß  tief  etgtiffen.  SBon  feinet  8ieife  jutüdtgekl^rt  fanb  et  alle 
^dnbe  boU  ju  tl^un.  äßaS  fam  ba  nid^t  aOeS  ^ufammen!  %m 
10.  unb  11.  3Kai  befiattcte  man  gtiebtid^  ben  SBeifen  in  ber 
Sdetl^eiligen  ftitd^e  jut  Siul^e.  S)tei  Sage  fpdtet,  am  14.  Siai, 
fd^titt  man  butc^  bie  3lot  gejmungen  ju  einet  übctauS  lül^nen 
%fyxt.  Sßad^  otbentlid^et  Setufung  mutbe  (Seorg  äiötet  butd^ 
^anbauflegung  jum  £)ia{onuS  bet  Sßittenbetget  (Semeinbe  gemeint, 
©a«  loat  bie  etfte  eüangelifc^e  Drbination.  Untet  bet  güöe  ber 
ft(^  btdngenben  (Steigniffe  ift  biefe  ll^atfac^e   mettwütbig  »enig 


Beirat  unb  ^od^jeitsfeiet.  201 

bead^tet  »erben.  Cafur  waren  Sutl^erS  f^reunbe  nur  aUju  ge= 
^d^fiftig,  il^m  aQeS  Söfe  ju  l^interbrtngen,  »a^  man  in  ber 
Sauern jad^e  über  il^n  fagte,  unb  baten  um  ^ufR&rung.  92a^ 
allen  Seiten  foöte  er  ftc^  berteibigen,  bie  ©d^mfil^enben  »iber= 
legen,  bie  (Srfd^rodenen  aufrid^ten.  S)ad  aQeS  tonnte  feinen  SRut 
ttii^t  bfim^fen.  ^erfelbe  »ud^S  t)ielme^r  mit  bem  ß^nel^tnen  ber 
®efal^r,  bem  „SBüten  be^  ®atan$'',  baS  il^m  bad  ^ama^n  bed 
jüngften  ^ageS  ju  Verbürgen  fd^ien.  @r  tonnte  aud^  meinen,  unb 
bas  mar  aderbing«  ein  3^tum,  feine  C^eirat  »urbe  manchen  nod^ 
Sd^mad^en  ^u  gleid^em  ®d^ritte  ermutigen.  @d^on  frül^er  ift  be$ 
(fpfiter  gebrudtten)  ©d^reiben^  an  ben  fturfürften  Don  SKainj  gebadet 
worben,  in  bem  er  il^n  am  2.  3uni  ermal^nte,  ia^  Scifpiel  be5 
beutfd^en  C^od^meifierS  nac^jual^men,  fein  SiStum  }u  Dermeltlid^en 
unb  ein  SBeib  ju  nel^men.  Unb  burd^  ^^^ann  Äül^el  liefe  er 
il^m  fagen,  er  fei  bereit,  »enn  e3  il^m  eine  ©tdrtung  fei,  mit  ber 
(5§e  üoranjugel^en,  unb  to&re  eS  au^  nur  eine  oerlobte  ^o^tp'fy^c^t. 
®a§  war  leine  ^^raje,  wenn  aud^  oiettetc^t  nur  ber  auöbrudt 
augenblidHid^er  Stimmung,  übrigen^  SSeweiS  genug  bafur,  wie  bie 
allgemeineren  S3e»eggrfinbe  jur  @^e  ju  fc^reiten,  pd^  für  il^n  felbfl 
in  ben  SBorbergrunb  fd^oben. 

©eine  jiemlid^  offen  audgef))rod^nen  9[b[i(^ten  tonnten  natür= 
lid^  nid^t  Verborgen  bleiben,  ^z  weniger  bie  92dl^erftel^enben 
baran  glaubten,  um  fo  mel^r  würbe  bie  ©ad^e  bon  ben  anberen 
befprod^en.  ®(^on  üor  äRonaten  l^atte  man  i^n,  wie  er  fd^erjenb 
berichtete,  mit  mel^reren  ber  92orinen  inS  ®erebe  gebrad^t,  je^t 
.  fing  man  an,  allerlei  mel^r  ober  minbcr  SöSwilligeS  über  feinen 
^ertel^r  mit  ßat^rina  }u  verbreiten.  S)a  befd^lofe  er,  bem  allen 
ein  rafc^e^  ®nbe  5U  mad^en.  SSie  er  fi(^  baju  Vorbereitete,  jeigt 
ein  Äat,  ben  er  f|)fiter  einmal  gab:  „Sieber  ®efell  tl^u  wie  id^; 
ia  id^  meine  ftiStl^e  wollt  nel^men,  ba  bat  ic^  unfern  ^err  ®ott 
mit  (Erhfi,  bad  tl^ue  bu  au(^.'' 

«m  «benb  beö  13.  3uni  fc^ritt  er  jur  %fyxt.  3n  aUer  ©tiUe 
batte  er  ein  ))aar  greunbe  ju  fid^  gelaben.  ©a  waren  bie  beiben 
erften  ®eifllid^en  ber  ©tabt,  ber  ^faner  »ugenl^agen  unb  ber  ©tiftS= 
ptopft  ^omS,  ber  ^m\t  «pel  unb  ber  SRaler  fiuca«  Jhanac^,  wie 
beffen  grau.    3«  ^w««  Begleitung  mag  ftatl^arina  getommen  fein. 


a02  ^od^seittfeter.    Vltlan^t^mt  fiber  Sutl^  betrat. 

Sßot  il^nen  ertlfitte  &ut§et  feine  (Sl^e  mit  SFatl^tina,  unb  %ttgen= 
l^gen  wirb  unter  ben  ublid^en  gomtetn  il^re  C^nbe  ^ufammen^ 
gegeben  l^ben.  ®o  »ar  eö  Sitte,  »enn,  »ad  nid^t  unbebingt 
etfotberli^  ein  (SeiftUd^et  jugegen  mar,  benn  aud^  bie  gegenseitige 
Suftimmung  ber  Brautleute,  ob  Dor  3^ugen  ober  nid^t,  genügte, 
um  eine  gültige  (El^e  ju  fd^Iie^  — ,  unb  SReland^tl^on  berid^tet 
auSbrüddid^,  baf)  bie  fiblid^en  ^eiligen  Sr&ud^e  in  %ntt)enbung  ge= 
lommen  feien.    S)amit  mar  ftat^rina  Sutl^d  el^Iid^  ffieib. 

9m  läge  barauf  ^tte  er  bie  ^eunbe  ju  einem  Keinen  SRa^le 
bei  fi(^.  S)ie  eigentlid^e  £)0(^}eitdfeier  fanb  aber,  unb  aud^  bie$ 
mar  nid^t«  Ungemöl^nlid^eö  — ,  erft  oierjel^n  läge  fpöter  patt. 
S)aju  moQte  er  bie  Uebften  ^reunbe  Don  nal^  unb  fern  um  ^ 
berfammmeln,  bamit  fie  il^m  l^lfen  möd^ten,  „ben  ®egen  über 
bie  (E^e  ju  fprec^en'.  9u(^  bie  alten  Sltern  moQten  baju  lommen. 
%m  Uebften  l^tte  er  au(b  feine  frül^eren  Sanbe^l^erren,  bie  trafen 
(Sebl^arb  unb  %lbre(^t  üon  92andfelb  baju  eingelaben,  begnügte 
fid^  inbeffen  mit  il^ren  8l4ten,  feinen  greunben.  ©palatin  burfte 
natürlid^  ebenfo  menig  feilten  ate  9mSborf  unb  Seonl^atb  Stoppt 
aus  2;orgau,  ber  ftatl^arina  mit  ben  anberen  Spönnen  aus  bem 
ftlofter  gerettet,  (gbenfo  ber  furfurftli(^e  SRarfd^all  b.  Doljig,  ben 
er  }uglei(^  mie  ublid^,  barum  erfuc^te,  baS  nötige  IBilbbret  ju  be= 
forgen.  ?tn  fie  alle  unb  anberc  mel^  erging  bie  Äufforberung, 
am  27.  ^mi  jum  grü^mal^l  fid^  einjufinben  unb  feiner  SSerel^ 
Ud^ung  M^  ®icgcl  aufjubrüdten''.  3«ätt>if^^n  mirb  Sutl^cr  au^ 
mas  SRattl^efiuS  berichtet,  ben  öffentUd^en  ftirc^gang  mit  feiner  ftfitl^ 
vorgenommen  §aben,  bei  bem,  mie  eS  Sutl^er  aud^  fpfiter  in  feinem 
2:raubü(^lein  üorfd^rieb,  ber  ®eiftlid^e  über  ben  jungen  @§eleuten 
ben  Segen  \pxa(i). 

Unterbcffen  ^tte  fic^  bie  S^iad^rid^t  bon  ßutl^erS  SBcrl^eiratung 
mit  grojjer  ©d^nefligfeit  toerbreitet.  3önaS  fd^idtte  fogleid^  am 
SRorgen  bes  14.  einen  eigenen  Soten  mit  ber  mid^tigen  ftunbe 
an  ®))alatin.  Sie  enegte  ungel^eureS  Auffeilen.  Jro^  ber  man(^er= 
lei  Änbeutungen,  bie  oorangegangen,  maren  bie  greunbe  aufS 
l^öd^fle  überrafd^t,  jum  Jeil  fogar  cntfe^t.  SRelanc^t^on,  ben 
Sutl^er  feiner  ^ngftlic^feit  megen  mol^l  abfid^tlid^  an  jenem  13. 
nid^t  jugejogcn,  mar  aufeer  fi(^.   3n  einem  gried^ifc^  gefdftriebenen. 


mäf  ber  ^oö^itxt  203 

l^äfeUd^en  ©tiefe,  tjon  bem  et  fteilid^  nid^t  geal^nt,  bafe  et  nad^ 

350  Saluten  nad^  feinem  boHen  S^^^^lt  belannt  wetben  mutbe, 

fd^ticb  et  batubet  an  feinen  ^etjenSfteunb  ©ametatiuö.    SBie  »enig 

t>ctftanb  et  bod^  öutl^etö  SRotibe !  S§  voax  il^m  unfafeHd^,  wie  Sutl^et 

gcrabe  ju  biefet  Qdt,  in  bet  „aße  ©utgefmnten  ttauetten,  unb 

©eutfd^lanb  ganj  befonbetö  feinet  ©infid^t  unb  Jl^atttaft  bebutfte", 

einen   fold^en  ©d^titt   tl^un   lonnte,   bet   feinen   Stuf  l^etabfeften 

müfete.    ®ie  Sionnen  l^ätten  ben  ttefflid^en  unb  fonfl  jo  l^od^g^ 

muten  SKann,  bet  abet  leidet  l^etuntjubtingen  fei,  wol^l  umgatnt 

unb  l^ätten  il^n  betmeid^üd^t.    3Rit  biefen  unb  anbeten  ©emetlungen, 

neben  benen  et  bod^  8utl^et§  3lcc()t,  ju  l^eitaten,  anetlannte  unb 

boüon  ®ute§  füt  bie  SBetfeinetung  feinet  betben  SBefcnö  etwattete, 

^pxaö)  et  nut  au§,  »as  fel^t  üiele  anbete  backten.    Unb  gemife,  bet 

3citpuntt,  ben  Sutl^et  ju  feinet  ^mat  gewal^lt,  »at  bet  benlbat 

ungünftigfte.    SBenn  ein  SReland^tl^on  unb  wate  e§  aud^  nut  füt 

einen  Slugenblidt  batübet  bie  gaffung  oetlot,  lann  man  fid^  nid^t 

»unbetn,  bafe  bei  fold^en,  bie  längft  bie  Und^tiftlid^teit  be^  ^apft^ 

tumS  unb  feinet  fd&einl^eiligen  Sl^elofigleit  anettannten,  abet  übet 

bie  il^eotie  nid^t  l^inau^getommen  waten,  bie  C^^i^jeit  be§  ftül^eten 

SKönd^eö  mit  bet  ftül^eten  5ßonne  jum  minbeften  eine  gewiffe  8e= 

ftütjung  l^etbottief.     ®ie   ©el^auptung,   ia^  bie  ganje   ^tebigt 

toon  bet  d^tiftlid^en  gteil^eit  nut  bet  gleifd^eöluft  bienen  foüte,  mochte 

bei  mand^en  jc^t  mel^t  SinbtudE  mad&en  al§  ftü^et.    Söfe  3ungen 

waten  aud^  atebalb  gefd^aftig,  fd^limme  ©etüd^te  übet  Öutl^et  unb 

feine  gtau  auSjufptengen,  bie  bi§  in  bie  neuefte  3^it  üon  üet= 

leumbetifcfcen  gebetn   üetbteitet   wutben.     ®d^on   am   16.  2^m 

mufete  SRelan(^t§on  bem  entgegentteten. 

®a5  aße§  l^at  Sut^et  nii^t  übettaf(^t,  et  l§at  e§  jum  Jeil 
üotau^gefel^en.  „SBol^lan",  f(^teibt  et  in  feinem  (Sinlabung§= 
fd^teiben  an  bie  gteunbe  in  3Ran«felb  untet  ©ejugnal^me  auf  ben 
C)afe,  ben  et  fid^  butd^  feine  ®(^tift  gegen  bie  SBauetn  jugejogen: 
„SBol^lan,  weil  fie  benn  tott  unb  t]^8ti(^t  fmb,  wiü  ic^  mic^ 
au(^  fc^idten,  bafe  i(^  üot  meinem  ®nbe  im  ©tanbe  oon  ®ott 
gcf(|affen,  etfunben  wetbe  unb  nid^ts  meine§  öotigen  j)fipftlid^ctt 
ßebenö  an  mit  behalten  wetbe,  foöiel  ic^  tann,  unb  fie  noc^  tollet 
unb  tl^ötid^tet  mai^en."    aRcland^t^on  woUtc  balb  nac^  bet  ^od^^ 


2M  ^ie  llitfSnge  be9  neitat  {^oisfnxfenf. 

jett  eine  geoiffe  SKebergefc^taaenl^eit  an  Sutl^  beobachtet  ^ben. 
2>aDon  laffen  fäne  Sriefe  nic^t  ba4  SRinbefte  bemerfen.  (5^  ftnb 
niij^t  bie  (Srgfiffc  eined  fibergluctlic^en,  jungen  dffmann^,  übet  {te 
atmen  bie  bode  unetfc^fitterlic^e  3ubetfi(^t,  bad  Siedete  unb  ®ott 
SBol^lgeffiQige  get^n  ju  ^ben,  ob  gteunb  unb  getnb  unb  bie 
ganje  SBelt  fic^  batfibet  entfe^en  mSc^ten. 

^eiltd^  fam  e$  i^m  anfangt  fiftetd  wie  ein  Xraum  üor,  ba| 
et  nun  auf  einmal  (Ehemann  gemotben  »at,  unb  über  ber  Arbeit 
tonnte  er  eS  ju  Seiten  üetgeffcn.  SBic  er  fpfiter  launig  ctjäljlt, 
mu|te  i^n  bie  junge  grau  S)ottor  bisweilen,  menn  er  in  fi(^ 
oerjunfen  bei  Xifd^e  fa|,  baran  erinnern,  ba|  fie  aud^  no(| 
ba  mfire. 

®ie  ubernal^m  (eine  (leine  Slufgabe.  Slrm,  aüeinftel^enb,  oon 
Sutl^erS  (Segnern  atö  eine  verworfene  gelegt  unb  gefc^mfi^t,  in 
ber  n&d^flen  Umgebung  Dielfad^  mit  f(^eelen  Slugen  angefel^en, 
mürbe  bie  fed^^unb^manjigjal^rige  bie  ^au  eined  berul^mten  äRanneS, 
ber  fe(^iel^n  ^al^re  Alter  mar.  ®ie  brachte  i^m  ni(^ts  mit,  unb 
mad  er  il^r  ju  bieten  l^atte,  mar  nic^t  Diel  mel^r.  ®r  ful^rte  fie 
nid^t  in  ein  mol^leingerid^teteS  ^auS,  fonbern  in  ein  Derlaffene^ 
SRannSdofter,  Don  bem  er  nic^t  mu|te,  mie  lange  e^  no(^  feine 
Sßol^nftätte  bleiben  mürbe. 

©ie  frül^er  gefd^ilbertcn  ötotlomifd^en  aSerl^ltniffc  be§  ftlofter« 
maren  immer  trauriger  gemorben.  SQen  (Srnfted  backte  Sutl^et 
f(^on  einmal  im  ^al^re  1523  fortjugel^en,  um  ben  au^fid^tslofen 
ftampf  mit  ber  Siiot  nid^t  weiter  ful^rcn  ju  muffen.  Siad^  feinet 
Snfid^t  fiel  bann  ba^  ftlofter  aU  ^errenlofe^  ®ut  an  ben  Sanbe^ 
l^enn.  ©ie§  fe^te  er  ©palatin  au^einanber,  inbem  er  bie  SSittc 
l^injufugte,  ber  fturfütft  möge  il^m  für  bie  turje  Spanne  feinet 
gebend  ftillf(^meigenb  einen  Siaum,  ben  ba§  ftlofter  l^injugetauft 
^atte,  jur  äßol^nung  überlaffen.  S)aju  tam  e^  bamatö  nic^t 
®rfl  je^t,  unmittelbar  nad^  ber  ^oi)iAt^\txtx  fibergab  ßutl^ 
baS  Jflofter  mit  aller  feiner  ^aU  unb  feinen  ^flic^tcn  an  ben 
Jlurfütften.  Sr  burfte  barin  mol^nen  bleiben,  ßutl^er  unb  ber 
©ruber  ©berl^arb  S3riöger,  ber  je^t  nad^  Slltenburg  ging,  maren 
mit  Sutl^erS  ^ünbd^en,  ba§  il^m,  mie  er  an  ©palatin  berid^tct, 
biSmeilen   über  feine  SBrieffd^aften  geriet   unb   fie  auffrafe,    feine 


2)ie  borgen  bed  (S^emannd.  205 

legten  Scttjol^ricr  gcwcjcn.     S§    »itb  ubcl  genug  batin  au§ge= 

feigen  l^abctt.    Seit  einem  ^af)xt,  etjäl^lte  Sutl^et  fj)ätet,  l^atte  il§m 

ttiemanb  fein  SBett  gemad^t.    ®lucfli(i^er»eife  fanb  bie  junge  grau 

nod^  einiges  JWoftetgerfit  öot,  »a§  ebenfalls  ßutl^cr  berblieb.    3iic^t 

äSenigeS  mar  fteilid^  in  ben  legten  unrul^igen  ^al^ten  jugtunbe 

gegangen,  anbetet  mürbe  noc^  \p&kx  Don  unlauteren  ®dften,  bie 

Sutl^er  in  feiner  ®utmutigleit  aufnal^m,    geftol^len.     SBertboIIer 

waren  bie  SRefegemanber,  bie  il§m  jupelen  unb  bie  er  fpÄtcr  Der» 

laufte,    ^erjog  3öl^cinn  fd^enlte  il^m  100  (Sulben  jur  C>flu§^altung. 

@igentümiid^  mar  ein  ®ef(^en(  Don  20  ®olbgulben,  bie  ber  @rj- 

bifd^of  Don  SRainj  burd^  älül^el  feiner  grau,  bie  biefe  fel^r  »iber 

Sutl^erS  SiQen  aud^  annal^m,  übergeben  lieg.    9ud^  fonfi  fehlte  eS 

nid^t  an  freunbUd^er  Unterftfi^ung.     S)en  SSein  jum  C^od^jeitS^ 

mal^l  l^atte  ber  SBittenberger  3lat  geliefert,  unb  er  liefe  eö  gern 

gef^el^en,  bafe  ßutl^er  aud^  ferner  mäl^renb  beö  erften  ^oXjn^  feiner 

(^^  feinen  SBeinbebarf  aus  bem  ftäbtif(^en  fteßer  bejog.    ©ort 

bud^te  man  gemiffenl^aft,  maS  er  entnal^m,  badete  aber  nic^t  baran, 

il^n  an  bie  Sesal^lung  ju  mal^nen,  toa^  Sutl^er,  mie  f))äter  noc^ 

öfter,  rul^ig  glaubte  annel^men  ju  tonnen,  ba  er  für  feine  H5ätig= 

leit  als  ^rebiger  bon  ber  ®tabt  feinen  ©el^alt  bejog.    ?lls  er 

fogleid^  baran  gelten  mugte  }u  bauen,  meil  baS  niemals  fertig  ge= 

fteUte  ftlofter  baufällig  gemorben  mar,  fd^entte  il^m  ber  9lat  jmei 

Sonnen  ftall  unb  feiner  grau  Derel^rte  er  jum  SReuen  S^l^r  ein 

@tüdt  fd^mfibifd^er  Seinmanb,  bie  bamalS  in  l^ol^er  ®(^a^ung  ftanb. 

®leid§mo]^l  ennjfanb  ber  junge  ©bemann  bie  SBal^tl^eit  beffen,  roa^ 

er  einmal  frül^er  gedufeert:  „Siimmft  bu  ein  SBeib  unb  mirfl  cl^lid^, 

fo  ift  baS  ber  erfte  ©tofe:  mo  millft  bu  nun  bid^,  bein  SBeib  unb 

^nb  ern&l^ren.''    Ob  man  i^m  um  beS  SSorteS  miden  ia^  ju= 

lommen  laffen  mürbe,  maS  er  brandete,  mar  il^m  bei  ber  Unbant 

borfeit  ber  SBelt  jumeilen  fel^r  jmeifell^aft,  unb  boHen  (SrnfteS 

fafete  er  bie  SKöglit^Ieit  ins  Äuge,  fic§  etma  burd^  feiner  C>änbe 

Slxbeit  ernfil^ren  ju  muffen.    SBie  Jturfürft  griebrid^  übte  er  fid^ 

im  Sred^feln,  jun&d^ft  mol^l  auS  Siebl^aberei,  aber  boc^  mit  bem 

auSgcfprod^enen  (Sebanlen,  fd^limmftenfalleS  fi(^  bamit  feinen  Unter= 

l^lt  }u  ermerben.  SSenjeSlauS  Sint  mufete  il^m  baju  aus  92ütnberg 

feinere  (Serätfd^aften  unb  ©d^rauben  beforgen.    Aber  grau  ftatl^e 


206  ^e  e^otgeit  beS  (5^anii9. 

ri(^tete  ft(^  ein  unb  jeigte  balb  eine  nic^t  geringe  SReiftetfd^ft 
im  SBittfc^aften.  Unb  ba$  ffio^lgeful^l,  bad  bet  eigene  C^auSftonb 
betleiljt,  jpiegelt  fid^  fe^r  balb  in  Sutl^et«  ©riefen,  in  benen  er  fo 
gern  bon  jeiner  ^ftette*  fc^erjt  unb  ben  greunben  öon  ben  greiu 
ben  unb  Hoffnungen  feines  neuen  Sebend  berid^tet 

aber  nur  fiufierlic^  mad^te  bie  (Sl^e  einen  @inf(^nitt  in  feinem 
Seben.  SRan  (ann  ni(^t  fagen,  ba|  fie  auf  feine  (Sntoidelung 
bon  befonberen  (Sinfluf)  gemefen  ofire.  S)afür  mar  er  nid^t  mel^r 
jung  genug.  3»^  f^in^^^  SBirlfamfeit  ging  aUeS  feinen  Seg  »eiter. 
®d^oerli(^  l^aben  feine  arbeiten  irgenbmeld^e  Unterbred^ung  er= 
fal^ren. 


1.  KoptteL 
ttad^  im  fiattentkrteg  Vis  yxm  Hn^stas  1101t  üpeier. 


S)er  S3auemtrteg  mar  Doru6er.  S^^'^t  1^5rte  man  no(|  lange, 
aud^  in  ben  nfid^ften  Sc^^^ren  nod^,  üon  einjelnen  S3erfu(^ett  bec 
SSaucm  fid^  ju  ctl^ebcn,  unb  ju  3«ten  mx  bic  gurd^t  öor  einet 
SSßiebetl^olung  bet  (Sreuel  beS  legten  ©ommerd  eine  fel^r  gro|e, 
aber  t>on  ballet  war  für  Sutl^crS  ©ad^e  nid^ts  mcljr  ju  furd^ten, 
SBol&l  aber  üon  ben  Siegern.  ®er  anfänglid^en  SKutlofigleit  mar 
l^ier  unb  ba  bei  ben  altgl&ubigen  Ferren  ein  ©iegeätaumel  gefolgt 
Sßo  man  bie  SRad^t  l^atte,  menbete  man  fie  gegen  Slufrfil^er  unb 
Sutl^eraner  jugleid^.  fßon  neuem  er^ob  ftd^  bie  rSmifc^e  Partei. 
3e%t  au(^  in  92orbbeutfd^Ianb.  81m  19.  3uU  1626  t)ereimgtett 
fid^  (Seorg  bon  ®ad§fen,  Soad^im  Don  93ranbenburg,  Sllbred^t  Don 
SRainj  mit  ben  beiben  S3raunfc^meiger  ^tx^ii^n  ^einrid^  unb  (Srid^ 
5u  einem  Sunbe  in  Seffau.  9Ran  oerft)ra(^  fid^  gegenseitige 
C>ilfe  gegen  jeben  Sufrul^r  ber  Untertl^nen,  ertlfirte  aber  jugleid^ 
bie  S^otmenbigleit,  bie  äBurjel  beS  Xufrul^rd,  „bie  Derbammte 
lutl^erifd^e  ©ette'',  audjurotten.  S)at)on  fprad§  man  in  ber  JDffentlid^ 
teit  nod^  nid^t,  aber  8ut§er  mar  gut  unterrid^tet.  (Sr  mugte,  ba| 
biefed  „Sonciliabulum"  gegen  tai  ®t)angelium  gerid^tet  war.  Unb 
nod^  üor  ber  ©effauer  S.ulöiKwenfunft  mar  in  SBittenberg  ba« 
®erud^t  Derbreitet,  C^erjog  (Seorg  mode,  fiegeStrunlen  mie  er  fei, 
8ut§er  bon  Wittenberg  felbft  Idolen;  nac^  griebrid^«  lobe  glaube 
man  alle^  magen  ju  bürfen. 

X&ie  Diel  fam  ba  auf  Sutl^er^  SanbeSl^errn  anl    fUcif  bot 

ftoUe,«tt^.  n.  14 


210    ititrfütft  30^11  nnb  Sanbgtaf  W^P-    VinfOftt^  bcr  Sage. 

wenig  ffio(^en  litten  bic  ^cxt  bcr  gütflcn  äufammcngcftatibcn. 
a^  lag  na^,  barauf  ju  benten,  »ie  man  gemeinfam  für  bie  3^= 
(unft  fi^nlid^em  Slufru^r  entgegentreten  (Snne.  S)atüber  ^tte  man 
nod^  Dot  SRul^ll^ufen  Serl^nblungen  gepflogen,  bie  eine  Sinigung 
in  9[u$ft(^t  fteOten.  Unb  eine  3^^^  (o<i0  tomtt  ®eoTg  mirtlic^ 
glauben,  angeftd^t^  bed  Oauemtrieged  ^tte  auc^  Shitfurft  S^^^^^n 
ftd^  Don  bet  aSetbetblicI^feit  be^  ^^Soangeliumd''  überzeugt.  Salb 
mutbe  et  eine§  Seffeten  belel^rt.  Huä)  bei  Sanbgtaf  ^i^iltpp  Ratten 
aQe  Übenebungelfinfte  feinet  ©c^nHegetDaterd  feinen  Sinbrucf  ge= 
mad^t.  (Sine  gemeinsame  ®rtl&rung  beibet  (durften  com  15.  @e))= 
tembet  mied  bie  Xeilna^me  an  ]ebem  Sunbntffe,  baS  barauf  au^= 
ge^e,  bad  iBort  ®otted  auszurotten,  mit  ®ntf(!^iebenl^eit  jurficf. 
®aS  l^tte  ßut^er  oon  bem  fturfürften  laum  anbcrS  erioartct. 
5Ran  weife,  mit  welchem  3"tereffe  er  feit  Sabren  bie  ©ewegung 
verfolgt  unb  wie  er  aud  feiner  Siebe  ^um  eoangelifc^en  SBort 
feinen  ^t^l  gemacht  l^atte.  Sber  bie  Slnf orberungen ,  bie  man  in 
biefer  Sejiel^ung  je^t  an  il^n  fteüte,  waren  fel^r  grofj.  (Sin  grofect 
(SlaubenSeifer,  üiel  ©elbftöerUugnung  gel^örte  baju,  il^nen  gerecht 
ju  werben. 

fturj  üor  bem  lobe  griebricb^  be3  ffieifen  waren  bie  äuftfinbe 
in  unb-um  SBittcnberg  in  lir(^li(^er  unb  religiöfer  ©ejiel^ung  na(^= 
grabe  unl^ltbar  geworben.  S)aS  blofee  ®ewäl^renlaffen,  wie  es  grieb= 
ric^d  92eigung  gewefen,  l^atte  bei  ber  gerabe  bamalS  überl^anb= 
ne^menben  ©ubjeftioität  ju  mand^erlei  Sinen  gefül^rt,  bie  eine 
fefte  triftige  C)flnb,  bie  l^ier  orbnenb  eingriffe,  immer  bringend 
wlinfc^en  Uefeen.  SBenn  man  aud^  in  SBittenbcrg  mcl^r  ober  minbct 
willig  ßutl^er«  äutoritfit  fid^  ffigtc,  fo  tl^aten  bod^  an  anberen  Drtcn 
®eiftlid^c,  SKagiftrate,  ®ut3^crren,  wa«  fie  gerabe  wollten.  SSielc^ 
ging  ba  ^ugrunbe,  wad,  wenn  aud^  in  änberer  gorm,  boc^  noi) 
l^tte  üon  ©egcn  fein  fönnen.  ®a  ^errfd^te  l^icr  ju  üielcr  ärgcr= 
nid  noc^  ber  ganje  römifc^e  ftultud,  wdl^renb  man  im  nd(^ften 
Drte  blinbling«  in  fc^neUem  Qvi^af^xcn  mit  bem  Ölten  aufgerdumt 
l^atte,  pl^ne  fc^on  etwas  gefl^«  ju  l^aben,  was  an  feine  ©teile  ju 
fc^cn  wdre.  ©d^wer  empfanb  man  befonbeiS  bie  Unfi(^er§eit  in 
«ngclegenl^eiten,  in  benen  bie  bifd^öflic^e  3uriSbiftion  früher  bic 
©ntfc^eibung  gegeben,  5.  83.  in  ©^efad^en.    IBanbte  man  fic^  auc| 


(Spalatin9  Sorbentngen  an  ben  gflrßen.    Siüdgang  ber  Unit)erfit5t    211 

in  fold^cn  gtagcn  fd^on  piA\ai^  an  Sutl^et  unb  bie  ©ittcnbergct 
il^cologcn,  jo  mufstcn  bicfc  fic^  boc^  immer  nur  auf  einen  8iat 
befc^tänten,  unb  ba  fie  mit  bem  tanonifd^en  died^t  i^oQftänbig  brad^en, 
baS  bei  ben  3wriften  nod^  in  l^ol^  ®eltung  ftanb,  \o  tarn  e$  nic^t 
Jetten  ju  unangenehmen  SReinungööerfd^icbenl^iten.  SRel^r  al«  je 
erl^ob  man  bie  gotbetung,  bafe  bet  gürft  eingteifen  muffe.  3lo(i) 
am  1.  9Rai  1525  fuc^te  ®palatin  bemfelben  dar  ju  machen,  baf( 
ba«  nac^  (SotteS  SBort  feine  ^flic^t  fei.  (St  möge,  um  jein 
®croiffen  Don  biefen  ©ingen  ju  entlaflen,  on  alle  ®eiftlid^cn  im 
ganjen  gütftentum  bie  Slufforbetung  ergeben  lajfen,  allen  Qzxt= 
momeenbienft  abjut^un  unb  ben  ®ottedbienft  in  ®ema|l^eit  be« 
(^Dangeliumd  einjuiid^ten.  Sad  nannte  @))alatin  „ben  ®eiftli({)en 
"ba^  c^tiftlid^e  ®ebif(  einlegen".  ®t  Derfptad^  fid^  baS  ^efte 
baDon,  auc^  ge'geniiber  bem  beginnenben  ?lufru^t.  (gö  ift  fraglid^, 
ob  bet  {hitfuT^  biefe«f  Schreiben  no(^  ju  ®efi(^t  betommen  ^at. 
Siier  Sage  batauf  ift  er  geftorben.  ?lber  jene  gotberungen  ge= 
l^örten  jum  ®rbe,  lia^  fturffirft  S^^cinn  in  jenen  fc^roeren  Sagen 
ubernal^m. 

%u(^  mit  ber  UniDerfitfit  ftanb  e$  übel.  ®ie  ging  fid^tlic^ 
juriidt.  55ie  ga^l  ber  SReuimmatritulierten  mar  im  SJinterfemefter 
1524  auf  1525  bis  auf  40  gefunlen.  ®ie  fd^on  früher  ermähnte 
SRiäac^tung  ber.  ©tubien  überl^aupt,  bie  fid^  in  gemiffen  Streifen 
breit  mai)U,  trug  fc^ulb  baran,  aber  aui)  bie  geringe  ieilnabme, 
bie  bie  ^of^fc^ule  in  ben  legten  3^^^^"  ^^  &öfc  gefunben. 

3^r  wieber  aufju^elfen,  ^iclt  Cutter  für  eine  ber  bringenbften 
Aufgaben  beS  neuen  Siegenten.  3^'  (^aratteriftijd^  für  il^n,  biefe 
Jlngclegenl^eit  ftanb  i^m  obenan.  Sßodb  lag  ber  neue  Jfurfürft  ju 
gelbe,  als  ßut^er  jc^on  am  20.  3)iai  feine  DrganifationSpläne 
einfanbte  unb  bem  jungen  Äurprinjen  mit  »armen  SBorten  bie 
©ac^e  ans  ^erj  legte,  ©ort  fanb  er  für  alles,  maS.er  münfc^te, 
williges  ®e§ör.  „Unjere  gurflen  belennen  unb  befolgen  baS  ®üan= 
gelium  öffentlich* ,  burfte  er  rühmen.  Aber  ben  ßeuten  am  O^fe 
traute  er  no4  weniger  als  in  früherer  3^it,  in  ber  er  fd)on  mel^r= 
fac^  über  bie  fc^lcc^te  SBirtfc^aft  am  ©eimarer  C)ofe  gellagt  ^atte.  ^3^ 
eifriger  unjer  gurft  gegenüber  bem  ©oangelium  ift,  um  jo  weniger 
ift  er  ben  ©einen  furchtbar",  jc^reibt  er  jc^t  einmal.     Unb  Don 

14* 


218    8tttl^  ttnb  bn  SbcL    StenfniiMennifl  bec  UniberfUfit    etiftöftr^e. 

ben  Sunfetn  argod^nte  er  fogar,  ba|  fie  oielfai^  i^m  unb  bem 
(SDangelium  feinbU(|  gerinnt  geworben  »firen.  O^ne  3»>eifet  tarnen 
ba  finanjieQe  Slngelegenl^eiten  in  ^age.  (Sd  fd^nt  flbeldfamäten 
gegeben  ju  l^ben,  bie  gar  niAt  baoon  erbaut  waren,  als  bie,  nne 
man  l^offte,  für«  Seben  im  ftlofter  berforgten  Xdd^ter  toieber  a= 
fd^ienen  unb  bon  neuem  Serforgung  beanfpruij^ten.  S^tmetl^in 
l^tte  ftd^  Sutl^er  wol^l  bur(^  bie  (Sinpfterungen  Sm^borfd  in  feinem 
Slrgmo^n  ju  weit  treiben  Ia(fen,  wenn  er  auS  @orge  bor  bem  „wup 
abeligen  S3oIfe  ber  Slbeligen'',  ben  X^r&nen  feiner  ft&tl^  nad^gebenb, 
e$  nic^t  wagte,  im  92oDember  jur  C>^(^ieit  feinet  ®)>alatin  nai^ 
Xltenburg  f^u  reifen.  S>ort^in  War  biefer  ie^t  atö  Pfarrer  ge= 
tommen.  S)abet  blieb  er  bod^  no(^  immer  ber  Serater  be$  dürften; 
au(^  je^t  würbe  er  mit  ber  Uniberfitfitäangelegen^eit  betraut.  ®ie 
ging  Sut^er  biel  ju  langfam  Dorwfirtd,  fo  ba|  er  }u  Seiten  rec^t 
ungebulbig  würbe.  Unb  bo(^  tam  fc^on  im  September  untei 
(Sinjiel^ung  ber  erlebigten  ©tiftdfteden  eine  S'leufunbierung  bet 
Uniöcrfitfit  juftanbe.  ®urd&  äne  beffere  Sefolbung  ber  biöl^ 
5iemlid6  Ifirglid^  botierten  Seigrer  ^offte  man  ber  SBanberluft  ber= 
felben  ein  Qid  fe^en  ju  fSnnen.  S3on  Sut^er  ift  babei  ni^t 
bie  9tebe.  S>0(i^  erhielt  SRelanc^tl^on  auf  feinen  SSorfc^lag  ba§ 
boppelte  feines  fr  filteren  (Sel^alted,  nfimlid^  200  (Sulben,  ma^,  ba 
bad  nfid^ftl^öd^fie  ®e]^alt  80  ®ulben  betrug,  {c^on  eine  jiemlic^  §o]^ 
®umme  war. 

Sugleid^  würbe  nun  ba5  aUerl^eiligenftift  gättjU(^  reformiert. 
3ona5  unb.  Sugenl^agen  l^atten  bafür  unter  ßut^er«  SSeirat  ein 
(Sutac^ten  aufgefegt.  Sie  ®ci^to|tirci^e  würbe  je^t  wefentlic^  Qo\= 
tirc^e.  Wlt  (Sinwol^ner  SBittenberg^  l^atten  fid^  an  bie  ^farrtird^ 
JU  galten.  92ur  bort  foQte,  um  aUe  SBinfelgotteSbienfte  unb  äBin(e(= 
meffen  ju  berl^uten,  ba§  ^Ibenbmal^l  gefpcnbet  werben,  in  ber  ©d^lofes 
fird^e  nur  auf  Änfud^en  beS  etwa  anwefenben  §ofe§.  ^m  übrigen 
öerfud^te  man  im  3nt^^cff^  einiger  alter  ®tif5|enen,  eine  eüangelifd^e 
Umformung  ber  alten  ®ebet$ftunben  unb  Übungen  bprjunel^men. 
IBie  weit  man  bamit  Erfolg  l^tte,  wiffen  wir  nid^t.  @$  wat 
wol^l  balb  {ein  S3eburfniS  mel^r  bafür  Dor^anben,  waren  bod§  bon 
83  ^erfonen,  bie  frül^er  im  ©tift  angeftellt  gewefen,  nur  no^ 
15  übrig  geblieben. 


2)ie  9^ottDenbig{eit  einer  Iir(!^Ud(eit  92euotbnung.  218 

Sei  mettem  mic^tiget  mar  naturlid^  bte  9{euotbnung  bet  tiK^s 

Ud^cn  SSetl^filtniffe  im  Sanbc  übetl^aupt.    ßutl^cr^  gotbetung  war 

c§  gcttjcfen,  wenn  ©palattn  gtiebric^  ben  SBcifcn  lurj  bor  feinem 

Sobc  ermal&nte,  nun  enblic^  mit  ber  Äbfd^affung  be«  ganjen  3^^ 

monieentoefenS  5U  beginnen.    @in  fold^e^  Eingreifen  in  bie  (ird^- 

lid^en  SSerl^dltniffe  l^ielt  er  nid^t  nur  für  gerecj^tfertigt  fonbern  für' 

lan^e^l^enlic^e  ^flid^t.    (fe  l^anble  fic§  bobei  nic^t,  »ie  man  il^m 

cntgegenl^ielt,  um  ein  3w>ii^9^tt  jum  ®lauben  — ,  wa3  jemanb 

glaubt,  banac^  ju  fragen,  ift  nid^t  ©ad^e  bc§  gurften:  „in  il^ren 

Kammern  mögen  fie  anbeten  unb  bienen,  wem  fie  moQen  unb  mie 

Diele  (Sötter  fie  »oUen",  aber  bie  öffentlid^e  ©otteSlfifterung,  wie 

fie  8utl|ier  aud^  im  römifd^en  JlultuS  fielet,  barf  bie  Dbrigfeit  ebenfo 

»enig  bulben,  wie  öffentUd^e  Safter.    Äud^  bat  ber  gürfl  ju  üer= 

lauten,  t>a%  feine  Untertl^anen  burd^  fid^  wiberfpret^enbe  ^rebiger  in 

Uneinigleit  unb  3t»iefpalt,  jule^t  in  Äufrul^r  unb  8lotterei  geful|irt 

werben.    An  einem  unb  bemfelben  Drt  barf  nur  einerlei  ^rebigt 

fein.    Slu^  biefem  (Srunbe  ^dtten,  barauf  berwte^  Sutl^er,  aud^ 

bie  JU  3ifirnberg  il^re  ftlöfter  gef(^loffen.    Unb  biefe  Sufd^auung, 

bie,  wie  bereits  frul^er  angebeutet,  jwar  ©lauben^s  unb  ®ewiffen3= 

freil^eit,    aber  teine  ÄultuSfrei^eit   gewäl^irt,    l^t   auc§    ßutl^erg 

SSerl^alten  ju  ben  Äeftern  geregelt. 

fturfür^  3o^cinn  ging  fel^r  balb  auf  feine  ®ebanten  ein.  Unb 
ed  war  angefi(^ts  ber  politifc^en  Sage  etwas  ®rogeS,  wenn  er 
no(^  im  2^f)xz  1525,  wie  ©palatin  berichtet,  Diele  ®eiftli(^e  er= 
mol^nen  liefe,  üon  il^rem  unjüd^tigen  Seben  objulaffen,  baS  ®ban= 
gelium  rein  ju  prebigen  unb  bie  ©atramente  na6)  (Sl^rifti  ©ins 
fe^ung  ju  oerwalten. 

©aju  beburfte  eS  aber  einer  neuen  ®otte§bienftorbnung.  Sutl^er 
l^tte  fie  nur  öerfc^oben.  SBfire  nic^t  ber  itamp\  mit  ben  ©d^wdrmern 
unb  il^r  gefeftlid^ed  treiben  bajwif(^en  getommen,  fo  l^dtte  er,  obwol^l 
er  perjönlid^  fe^r  wenig  Steigung  baju  empfanb,  bem  ©rängen  feiner 
greunbe  wol^l  frül^cr  nad^gegeben.  ®enn  in  immer  «eiteren  Sreifen 
machte  fid^  baS  SJebürfniS  lirc^li(^er  3Jeuorbnung  geltenb,  unb  bie 
(grinnerung  an  bie  römifd^e  Uniformität  unb  ber  ©pott  ber  ®egner 
über  bie  SJerfd^iebenl^eit  ber  StultuSformen  war  ju  grofe,  um  nid^t 
eine  gewiffe  ©nl^eitlit^Ieit  wenigftenS  in  einer  unb  berfelben  ©tabt 


2t4  9ut^  fl6er  Qm^igtät  be9  ftnUn«. 

ald  btingcnb  tDänfc^en^tDett  ju  empfinben.  8n  Sicrfuc^en  fd^lte 
ed  nic^t,  aud^  nic^t  an  trefflichen.  Sie  in  ©tralburg,  fo  ^tte 
man  au(^  in  S^umberg  feit  bem  (Sommer  1524  eine  einfache,  aber 
angemeffene  (Sottedbienftotbnung.  8)on  ben  »erfc^iebenften  Seiten 
gingen  Sutl^et  folc^e  (Sntmürfe  ju,  Don  benen  il^tc  Ur^ber  nut 
}u  fel^t  uberjeugt  waren,  baf)  ^e  für  ade  brauchbar  toaren,  unb 
fie  womöglich  aöein  eingeffll^rt  fel^n  woQten.  Cor  folc^er  Uni= 
formit&tdfu(^t  mu|te  Sutl^er  fortmfil^renb  warnen.  Slud^  er  tounft^te 
ein  gewiffe^  SRaf)  ber  (Sinl^eit,  bad  fd^lof)  für  il^n  aber  Die  93erud= 
fid^tigung  befonberer  Serl^filtniffe  unb  bed  l^iftorifd^  gegebenen  nic^t 
au$.  92itolaud  ^audmann,  ber  ni(^t  mübe  warb,  Cutter  immei 
wieber  an  bie  grof)e  Slufgabe  )u  erinnern,  l^tte  einmal  im  ^affxt 
1624  ein  ftonjil  ber  Soangelifd^efinnten  oorgefc^lagen,  toel(^e§ 
über  einl^eitlic^e  ^txitnomtn  SSeftimmungen  treffen  foflte.  Aber 
Sutl^er  mad^te  bagegen  geltenb,  ba^  man  bamit  ein  fc^limmed  S9ei= 
fpiel  geben  würbe,  d^  werbe  bamit  gelten  wie  mit  ben  früheren 
fton}ilen  aud^.  @ogleid^  auf  bem  erfien,  bem  ^ofteKonjit,  ffafa 
man  mel^r  Don  ben  Sßorten  unb  Xrabitionen  gel^anbelt  al$  bom 
®lauben,  in  ben  fp&teren  gar  nic^t  mel^r  Dom  (Stauben  unb  nur 
Don  SReinungen  unb  Streitfragen,  bed^alb  fei  i^m  baS  ffiort 
„ftonjiC"  fo  Derbficbtig  unb  t7erl^a|t  wie  baS  SBort  üom  „freien 
XBiUen''.  ,,Unb  wenn  eine  (Semeinbe  bie  anbere  nid^t  freiwillig  in 
biefen  äufserlid^en  S)ingen  nad^al^men  wiQ,  wa$  nü^t  eS  ba,  fie 
mit  ftonjildbefc^lüffen  jwingen  fiU  woQen,  bie  balb  ju  ®efe|en  unb 
t^aOftriden  für  bie  (Seelen  werben,  (ii  folge  alfo  bie  eine  ®emeinbe 
ber  anberen  freiwillig,  ober  man  lajfe  fie  il^re  eigenen  ©räud^e 
Italien.  SBenn  nur  bie  @inigleit  be^  ®eifte$  im  ®lauben  unb  im 
Sßort  üorl^anben  ift,  bann  mag  bie  S3erfcbiebenl^eit  unb  92annig= 
faltigteit  in  ben  fleifd^lid^en  unb  elementaren  Singen  fo  grof(  fein, 
wie  fie  will.''  ®o  wollte  er  aUed  auf  bie  greiwiHigteit  unb  bie 
Siebe  geflellt  fel^n  unb  ^tte  eine  gewiffe  ©c^eu  baoor,  feinerfeits 
etwa  burd^  Jlufftcllen  oon  3iormen  baju  bcijutragen,  biefe  wfiu|er= 
liefen  ©inge**  aU  ®efe^  aufjubrängen.  Unb  fo  jögerte  er  immer 
wieber,  wie  fel^r  il||n  aud^  bie  ®adge  befc^dftigte.  Unb  war  bie 
(Semeinbe  für  eine  ,,beutfcl^e  SKeffe",  wol^in  ba§  ©rängen  oor- 
nel^mlid^  ging,  aud^  fd^on  reif?    JBar  bad  eDangelifc^e  SBewugtfein 


,S)etttf4e  aReffe."  216 

bcrfclbcn  fd^on  \o  mcit  gebicl^cn,  bafj  cd  »ic  Don  felbft,  in  ut= 
eiflcnflen  formen  fxd)  barjuftcUen,  innctlid^  btängte?  SBir  werben 
no(^  l^ören,  wie  Sutl^et  baDon  burc^auS  nic^t  überzeugt  toax,  liebet 
erft  no(^  bie  einfad^ften  @tucfe  bed  d^rifUic^en  (Glaubend  bel^nbelt 
wiflen  wollte,  aber  um  gtöfeetet  SSetwittung  öorjubeugen,  gab  et 
enblid^  nad^  unb  entwarf  eine  ^ottedbienftotbnung  füt  bie  äßitten^ 
betget  ?ßfanlird&e,  bie  er  bann  auc^  am  Anfang  beS  nä(^ften  ^af)xt^ 
Dctöffentlic^te:  „©eutfc^e  SKeffe  unb  Drbnung  beS  ®otteS= 
bienfleS  ju  SBittenbetg  vorgenommen".  Sie  war  bad  SBerf 
teiflic^et  Übetlegung  unb  forgfältiger  ?lrbeit.  ^^n  mufilaüfd^er  8e= 
jie^ung  waren  ber  turfurftlid^e  ©angmeifter  ftonrab  9tupf  oon 
lorgau  unb  ber  fc^on  früher  erwfi^nte  3ol^.  SBalter  feine  S3eratet. 
äßit  il^nen  fptad^  et  ben  Sionfa^  burd^,  fang  il^nen  bie  eigenen 
SBeifen,  bie  er  ben  liturgifd^en  ©tudten  unterlegte,  üor  unb  liefe 
fid^  bann  oon  il^nen  belehren. 

%m  29.  Ottober  1525  würbe  biefe  neue  Orbnung,  bie  auc^ 
bem  Surfürften  vorgelegen  l^iatte,  ^um  erftenmal  in  ber  $farr(ird^e 
ju  SBittenberg  berfud^t.  ®en  Slnfang  beS  fonntfiglid^en  QaupU 
gottedbienfteS  machte  je^t  ein  geiftlid^ed  Sieb  ober  ein  beutfd^er 
^falm,  wofür  ßutl^er  bie  IBeiJe  lieferte,  bann  ebenfalls  bom  (E^or 
gefungen,  bem  anftatt  ber  nod^  ungeübten  ®emeinbe  in  ber  Siegel 
aud^  ber  (Sefang  }ufiel,  ein  breimaligeS  ft^rie.  hierauf  folgte  bie 
ftoUelte,  ein  allgemeine^  turjed  ®ebet  um  ®otteS  ®nabenbeiftanb 
unb  in  l|ialb  fingenbem,  redtierenbem  ftird^cnton  bie  SSerlefung 
ber  ©piftel.  (Sin  jweiteS  Sieb  bilbete  itn  Übergang  jur  SSerlefung 
be$  (Soangeliumd.  3^^  erft  trat  bie  eigentliche  ®emeinbe  in  bie 
Slttion,  inbem  fie  mit  bem  ®efange:  ^Sßit  glauben  aü*  an  einen 
(Sott*,  antwottete.  ^ietan  f(^lofe  fid^  bie  ^rebigt  über  baS  ®t)an= 
gelium  unb  l^ierauf  eine  erdfirenbe  Umfd^reibung  beS  93aterunferd, 
berbunben  mit  einer  Slbenbmal^lSoermal^nung.  e^ür  beibed  wünfc^te 
Sut^er,  bamit  bie  (Semeinbe  nid^t  oerwint  würbe,  eine  jum  wenigften 
für  jebe  (Semeinbe  feftftel^enbe  gorm.  Sßun  folgte  bie  geier  beö 
Sbenbmal^lS.  Um  biefelbe  möglid^ft  ber  erflen  anjupaffen,  riet 
Sutl^er  —  \oai  inbeffen  wie  mand^eö  anbere  nur  üorüberge^enb 
im  ®ebrauc^  gewefen  fein  wirb,  fogleid^  nac^  ber  ©egnung  be« 
S3roteS  biefe«  auSjuteilen,  erft  an  bie  SRänner,  bann  an  bie  grauen. 


unb  bann  erft  bie  Segnung  US  9tlä^  Dc»t)ttne|men.  Sn^nnfi^ 
inSge  bie  (Semeinbe  bas  beutfd^e  ®anltu4  fingen,  eine  bon  Sutl^  \ttbfl 
toniponiette  Umbic^tung  bon  3^.  6,  1—4  Qt\a\a,  bem  ^xcp^eUn 
ba«  gef(§a§)r  ba4  alte  Slbenbmal^telieb  „(Sott  fei  gebenebeief,  obet 
oud^  iai  Sieb  beS  S^l^nn  0^6  »3^fnd  (Sl^tiftuS  unfer  C^tlanb", 
unb  U)fi]^enb  ber  Slu^teilung  be«  ftel(^e9  baS  „beutfd^e  Sgnud  bei", 
eine  ^rojaübetfe^ung:  »(S^tifte,  bu  fiamm  (Sotted".  Slad^  einem 
tutjen  ftodeltengebet  würbe  bann  bie  Semeinbe  mit  bem  aatonitifc^en 
@egen  entlaffen.  ®o  Derltef  etwa  bei  ^uptgotteSbienft  mit  ftd^t^ 
(i<|em  9[nf(^lu|  an  baS  O^gebtad^te.  8lud^  jje^t  no(|  lourbe  bie 
Stebation  beibel^lten,  ali  @innbUb  be«  (Sebanlend  an  (SfyA^  2ob, 
ni(^t  minbet  bie  SRelgemänbet,  Wtat,  Sichtet,  „bis  fie  ade  werben", 
fagt  Sutl^cr,  „ober  ti  uns  geffiHt  ju  finbem".  3»  ^^w  Cwuj)t* 
gotteSbienft  traten  bann  am  ©onntag  no(6  ein  SRorgengotte^bienft, 
in  bem  übet  bie  ®piftel,  unb  ein  anberer  am  ^lad^mittag,  in 
welchem  über  fortlaufenbe  ®tuc(e  an»  bem  SlUen  Xeftament  get)rebi8t 
würbe. 

®o  war  tS  in  SSittenbetg,  unb  fil^nlid^  wunfd^te  Sutl^  bie  ®a^ 
au(^  anberw5ttd  gel^nbl^bt  ju  feigen,  ^^genbweld^e  S3orf<^rift 
woQte  er  nid^t  gegeben  l^aben  unb  warnte  baDor,  etwa  eine  gute 
Drbnung  um  ber  feinigen  wiQen  auf jugeben.  SIuc^  l^iet  wiberfprid^t 
et  ber  SReinung,  bafe  nun  ganj  ©eutfd^lanb  bie  SBittenbetger  Drb= 
nung  annel^men  muffe,  il^m  genügte,  unb  banad^  ju  ftreben  fei 
aUetbingS  ^flicftt,  um  Ärgernis  ^u  Dermeiben  — ,  wenn  eine  iebe 
@tabt  ober  Sanbfd^aft  gleiche  SBeife  l^ielte.  Unb  nid^t  im  entfemteflen 
badete  er  baran,  etwa  burc^  biefe  (SotteSbienftorbnung  bem  et)an= 
gelif(^en  ®(aubenjSbewu|tfein  ju  bem  aßein  rid^tigen  SultuSau^rudf 
berl^olfen  ju  l^ben.  X)a$  ftnb  il^m  aUeä  fiufierUd^e  S)inge.  „@nt= 
ftel^t  ein  9Ki$braud§  barauS,  fo  foQ  man  fie  flugd  abtl^un",  erßfirt 
er  am  ©d^lufe,  ja,  er  fagt,  bafe  bie  bereits  Sl^riflen  finb,  feinet 
folc^en  Drbttung  bebfirfen.  Sie  l^aben  il^ren  (SotteSbienft  im  ®eip. 
grcilid^  wirb  biefer  quietiftifd^e  ®ebanfe  fofort  wicber  babur^ 
eingefd^rfinft,  ba^  er  fid^  unb  bie  ©einen  nod^  nid^t  ju  biefen 
Sl^riften  jfil^lt,  bie  bes  öffentlid^en  ®otte5bienfteS  entraten  fönnen, 
fonbem  ju  benen,  bie  no(^  erft  im  Sl^tiftentum  ju  wad^fen  l^aben. 
©enn,  unb  l^iet  dingen  ®eban(en  ans  bet  ©d^tift  bon  bet  gtei^dt 


„^>tnt\äft  a»ef|e.-'  217 


eine§  (Sl^riflenmenfc^en  miebet,  als  Sl^ift  ^t  jmat  bet 
fc^on  aded,  er  bebarf  ntc^t  bec  Xaufe,  bed  SBotted  unb  be$  @a(ra= 
tticnW,  »ol^l  aber  ate  ©ünbcr.  »m  mciflcn  bcbötfen  ober  be* 
®otteöbienfte«  bie  (Sinfältigcn  unb  bie  S^fl^nb,  um  im  ©orte 
®otteö  geübt  unb  flefc^idtt  ju  werben,  il^ren  ®lauben  ju  vertreten 
unb  anbere  mit  ber  3^it  ju  leieren  unb  baS  9tei(^  (Sottet  5u 
melden.  Unb  biefe  SRütffic^t  auf  bie  3wflcnb  überwiegt  fo  fel^r, 
t>a%  Sutl^er  leine^megS  t?on  einer  DoOfianbigen  (Sntfemung  bed 
ßateinifd^en  au«  bem  ®otte3bienfl  etwa«  wiffen  will;  lateinifd^ 
blieb  Dielfac^  ber  @:^orgefang,  lateinifc^  blieb  wenigfien«  bi«  in  bie 
jweite  ^filfte  ber  breifeiger  ^a^xt  jumeift  bie  SSerlefung  ber  ^eri= 
lopen,  folgte  il^r  bod^  bie  beutfc^e  8[u«legung,  \a,  wenn  e«  mögltd^ 
gewefen,  l^fitte  Sutl^er  am  liebflen  aui)  ba«  ^tMx\iit  unb  (Bried^ifd^e 
im  ®otte5bienft  jur  änwenbung  gebrad^t.  ©inen  Äugenblidt  tauchten 
ba  aud^  3Riffion«gebanfen  auf,  wenn  nic^t  unter  ben  4)eiben,  fo  bot^ 
unter  ben  ®egnern  be«  ßüangelium«.  ©enn  er  tabelt  bie  SBalbcnfer 
in  S30^men,  bie  il^ren  ®lauben  in  il^re  eigene  @prad^e  fo  gefangen 
l^ben,  bafi  man  fi(^  mit  il^nen  nic^t  Derftänbigen  fönne,  unb  wunfd^t 
fold^e  Seute  aufjujiel^en,  „bie  aud^  in  fremoen  Sanben  fSnnten  Sl^rifto 
ttuft  fein  unb  mit  ben  ßeuten  reben",  aber  biefer  ®ebante  ifl  nur 
l^ingeworfen ,  wie  fo  manche  anbere  aud^  in  ber  inl^ltreid^en  (Sin= 
leitung  ju  ber  ©efd^reibung  beö  SBittenberger  ®otteSbienfte5,  ber 
^bcutft^en  SReffe**.  ©iefe,  ber  beiitfc^e  ®otte3bienfl,  ift  wie  gefagt, 
wefentlid^  ffir  bie  (Sinfdltigen  nötig,  ,,eine  Sffentlid^e  Steigung  5um 
©tauben  unb  jum  Cl^riftentum*',  bal^er  aud^  ba«  Stttüdttreten  be« 
'anbetenben  SRoment«. 

3nbeffen  fc^webte  ßutl^er  bod^  baneben  ein  3bealgotte«bienft  Dor, 
eine  „redete  «rt"  ecangelifc^en  ®otte«bienfle«:  bie  „müfete  nic^t  fo 
öffentlid^  auf  bem  ^la%  gefc^el^en  unter  allerlei  83oll,  fonbern  bie= 
jenigen,  fo  mit  (Srnfi  S^riften  wollen  fein  unb  ba«  (Sbangelium  mit 
C)anb  unb  9Runb  belennen,  mfifeten  mit  iRamen  ftc^  einjeid^nen 
unb  etwa  in  einem  ^aufe  alleine  fid^  berfammeln  jum  ®ebet,  ju 
lefen,  ju  taufen,  ba«  ©aframent  ju  empfal^en  unb  anbere  (^rift» 
lid^e  SBerfe  ju  fiben.  3^  biefer  Drbnung  tonnte  man  bie,  fo  fic^ 
ni^t  d^riftlid^  l^ielten,  bannen,  ftrafcn,  beffern,  au«ftofeen,  ober  in 
ben  «ann  t^un  nad^  ber  »legel  S^ifli.''    8r  beult  ba,  wie  fc^on 


218  Itatc4i«mn«. 

fräßet  einmal  in  einet  ^rcbigt  Dom  ^a^te  1523  an  eine  aeine 
®emeinf(4aft  oa^r^ft  (Slfiubiger,  »ad  man  {pdtet  ecdesiola  in 
eoclesia  genannt  ^t,  bie  in  mannen  (Sinjell^iten  auf  Md  fßot- 
bilb  ber  a^^ofiolifc^en  3^it  jurficfge^en  Unnte,  o^ne  übrigen^  Dielet 
gönnen  ju  bebutfen,  aber  er  fe|t  ^inju:  ,,id^  lann  ober  mag 
no(^  nic^t  eine  fo((^  (Semeine  ober  Serfammlung  oxbnen  ober 
anrid^ten.  Denn  ic^  l^be  noc^  nic^t  Seute  unb^erfonen  baju;  fo 
fe^  icb  auc^  nic^t  Diel,  bie  ba)u  brfingen\  Sßie  bie  X)inge  liegen, 
l^lt  er  ed  für  bad  Sßic^tigfte,  juerft  burc^  bad  treiben  eine^  groben, 
fd^lic^ten,  einf&ltigen  beutfc^en  ftatec^idmud  in  (SotteSbienft  unb 
fyiu^  ju  magren  S^rifien  }u  erjie^.  Unter  einem  folc^en  State^i^ 
mud  Derfte^t  8ut^  eine  in  ^age  unb  flntmort  gefteüte  @rttdruns 
ber  brei  hergebrachten  ^uptfiude  c^riftlic^en  Se^runterric^td,  ®laube, 
}el^n  (Sebote,  Vaterunfer,  bidmeilen  auc^  biefe  @tu(fe  felbft.  ^n= 
lic^ed  l^atte  man  in  eDangelifc^en  Rreifen  fc^on  Derfuc^t.  %ber  biefe 
Sßerfuc^e  l^atten  Sut^er  nic^t  genügt.  @(^on  im  ^^]al^r  1525 
litten  ^uftu^  ^ona^  unb  3^^-  %gricola  ben  Sluftrag  erl^lten, 
einen  ftinbertatec^idmud  ju  fc^reiben.  SBad  baraud  geworben,  miffen 
mir  nic^t.  Sc^lie^lic^  ubemal^m  Cutter,  mie  er  Snbe  ©eptembet 
fc^reibt,  bie  Slrbeit  felbft,  in  ber  Abfielt,  fie  gemeinfam  mit  bet 
(SotteSbienftorbnung  oorjunel^men.  ftber  er  ermahnt  nur,  mie  fie 
geartet  fein  muffe ,  unb  begnügt  fic^  einfimeilen  bamit ,  bie 
Sßoc^engottedbienfte  am  äRontag  unb  S)tendtag  ffir  ben  Sate(l^id= 
mud  ju  beftimmen.  ^^^n  benfelben  gefc^ie^et",  fcbreibt  er  in  ber 
beutfd^en  SReffe,  ,,etne  beutfc^e  Settion  Don  ben  }e^n  Geboten 
Dom  (Stauben  unb  93ater  Unfer,  Don  ber  Xauf  unb  ©atrament 
ba^  biefe  jtoeen  2;age  ben  ftatec^idmum  erl^lten  unb  ftarten  in 
feinem  rechten  93erftanb.''  Der  Stittmoc^  mar  ber  SSerlefung 
unb  ftuiSlegung  bed  SRattl^fiud,  ber  @onnabenb  bem  3^(>Anne^ 
eoangelium  gemibmet,  bagegen  mürben  bie  täglichen  SBoc^enleltionen 
am  Donnerstag  unb  greitag  ben  (Spifteln  unb  fonftigen  Steilen  beS 
92euen  2;eftamentS  entnommen.  ®o  mar  benn  in  ber  2:^at  aufs 
reid^lid^fte  bafür  geforgt,  Söittenberg-  mit  ber  l^eiligen  ©d^rift  be= 
lannt  ju  machen,  unb  bei  ©eginn  ber  gaftenjeit  befahl  ein  ge= 
brucftes  SRanbat  beS  »urffirften,  bie  geier  ber  SReffe  nadi  Sut^S 
Einrichtung  für  fein  ganjeS  (Sebiet. 


2)ic  Sage  bet  Pfarreien.    ?Rottt)cnbigCelt  einet  «ifltattoji.         219 

®a$  toax,  tt)t€  mit  mtffen,  nid^t  ganj  im  @tnne  Sutl^etd.    ®t 

tt)u|te  aud^  nut  ju  gut,  bag  in  ben  meiften  .^dden  bie  etfte  i3e= 

bingung  einet  fttd^lic^en  ißeuotbnung,  mie  et  fid^  auSbtüdft,   eine 

tapfere  Dtbnung   unb  ftattlid^e  ©t^ltung  bet  ^fatteien   »at. 

©ie  »ittfd^aftüc^e  ßage  betfelben  mar,  »ie  fd^on  ftül^et  etiofil^nt, 

butc^  ben  SudfaQ  an  SReggelbetn  unb  fonfiigen,  mit  bem  alten 

Shtltud  Detbunbenen  (Sinna^men  eine  Uäglic^e  gemotben.    S)ie  ®e= 

meinbegliebet  maten  ftol^,  bet  fru^ieten  titc^li^en  Saften  enthoben 

}u  fein  unb  bafut,  }u  Sutl^etS  Stlage,  nid^t  banfbat  genug,  um 

nun  au5  freien  ©tfidten  bem  ©öangelium  ju  Siebe  füt  ben  ^faner 

ju  forgen.    Unb  mer  l^alf  il^m  ju  feinem  Stecht,  nad^bem  ber  93ann 

gefallen  unb  lein  bifd^öflid^er  Dffijial  l^intcr  il^m  ftanb  ?    ^ier  mar 

ein  ernftlid^et,  in  feine  e^olgen  auc^  l^a^  ganje  teligiöfe  geben  fd^met 

gefSl^tbenbet  9?otftanb,  bem  nut  bie  „d^tiftlid^e"  Dbtigleit  abl^elfen 

lonnte.    ©ringenb '  »ünfc^te  ßut^er  f(^on  am  31.  DItober  1625 

ba«  (Sinfd^reiten  berfelben  auf  (Srunb  einer  SBiptation,  bie  in  erfter 

ßinie  bie  »irtfd^aftUd^e  8age  ber  ^fatteien,   öann  abet  auc^  bie 

Suc^tigteit  bet  einzelnen  $fattet  untetfuc^en  fodte.    Sabei  mar 

Don  Dotnl^etein  in  Hu^fid^t  genommen,  bag  ba,  mo  bad  ootl^anbene 

SKtc^ens  unb  ftloftetgut  jut  (Sr^altung  bed  $fanetd  nid^t  au^teic^e, 

bie  Ottfd^ften,  bet  9tat,  le^tli^  bie  tutfutftlid^e  Stammet  eintteten 

muffe. 

©et  ®ebanle  mat  bem  lutfutftlic^en  C)ofe  nid^t  ftemb.  ©d^oh 
im  ©ommet  1624,  in  bet  Qtxt  bet  etften  fc^wdtmetifd^en  Unrul^en 
in  Xl^uringen,  ^dtte  es  ber  fturprinj  ^^l^nn  griebric^  gern  gefe^en, 
loenn  Sutl^er  einmal  üon  ©tabt  ju  ©tabt  jöge,  um  ju  feigen,  «mit 
»a«  ^rebigem  bie  ©tfibte  üerfel&en  »aren*.  9?amentlid^  l^atte  aber 
mieber  iRitolaud  C)audmann  bie  SJotmenbigteit  einer  fold^en  SSifitation 
am  Oofe  betont.  Unb  nod^  ju  Seiten  griebtic^d  batte  ^atob  ©ttaug 
im  Hufttage  be5  Rutprinjen  in  @ifena(^  fc^on  einen  Ileinen  Cet= 
fud^  gemacht.  Unb  Jhitfutft  ^of)ann  toai  beteit,  au(^  biefe  ©ad^e 
in  bie  C)anb  ju  nebmen.  Sbet  ed  md^tte  lange,  bis  e$  baju  tam. 
©ie  futfütftlid^en  Sldte  mod^ten  manche  geted^tfettigte  ©ebenlen  gegen 
biefe  neue  fd^mete  Aufgabe  unb  fc^mete  ©elaftung  beö  lutfütftlic^en 
©ficfelS  ^ben.  3^^^  ^^^  f^^<^  mand^e^  betfadene  ftloftetgut  in 
bie  lutfutftlid^e  Cetioaltung  gelommen,  unb  noc^  bem  ©auetnttiege 


220  9oItaf4e  8agt. 

gab  a  in  ben  ffidififd^en  Sanben  nur  nod^  toenige  IHoßerleute,  aber 
man  tonnte  bie  ©ad^e  boc^  Uingft  ni(^t  uberfe^en.  S)a}tt  lam, 
baj)  au(^  bie  meltUc^e  Setnmltung  in  ben  legten  Saluten  ütelfa(^ 
in  SetfaQ  geraten  mar.  ^n  bemfelben  Briefe,  in  welchem  Sut^ 
bie  ätotmenbigteit  einer  tirc^Uc^en  Sifitation  bartl^ut,  erinnert  er 
}uglei(^  an  eine  frühere,  munblid^  gegebene  Anregung,  aud^  eine 
Sifitation  bed  oeltlic^en  Kegimentd  in  ben  einjelnen  Smtetn  unb 
Ortfc^aften  Dorjunel^men,  über  beren  Sermattung  groj)e  ftlage 
burc^d  Sanb  ge^e.  Unb  ber  Shtrfurft  muj)te  bie^S  anertennen,  unb 
t^t,  nmd  er  tonnte.  SRe^r  no(^  ald  biefe  S3er§&ltniffe  mußten 
bie  politifd^en  Serl^filtniffe  auf  lange  ^At  l^in  bie  unmittelbare 
I^ätigteit  be«  Rurfurften  für  bie  tir(^li(^e  Äeuorbnung  beräögem. 

9lo^  mar  er  taum  imftanbe  gemefen,  aUentl^lben  bie  geftSrte 
ober  bod^  menigftend  bebro^te  Drbnung  J^er^ufiellen,  atö  er  batauf 
benten  mugte,  bie  einmal  eingenommene  Stellung  in  ber  religiöfen 
^age  }u  fd^u^en.  S)ie  O^ltung  ber  S>ef{auer  Sunbedgenoffen 
brfingte  baju,  nic^t  minber  ber  brol^enbe  2on,  mit  bem  ftd^  ber 
ftaijer  au$  ber  t^^tne  oemel^men  liej),  atö  er  ju  einem  neuen 
Keid^^tag  nac^  Slug^burg  einlub.  ®er  unerwartete  ®ieg  über 
feinen  franjöfifd^en  ®egner  ju  $aoia,  bie  (Sefangennal^me  bemfelben, 
l^atte  bie  92ad^t  be$  jungen  SRonard^en,  fo  fc^ien  e$  menigften^, 
JU  ungeme(fencr  0^^^^  erl^oben.  SBa^  foQte  il^n  l^inbem,  mie  er 
Idngft  gebrol^t  fie  jur  Sl^re  (Sottet  gegen  bie  Ungel^orfamen  in 
S)eutfd^lanl)  }u  menben?  9n  pfipftlic^er  SRal^nung  baju  l^tte  e^ 
nic^t  gefehlt.  SBa«  fein  ©ruber  gerbinanb  in  Qoxn  unb  ftlage 
über  bie  beutfd^en  S^ft&nbe  berichtete,  tonnte  biefen  ®ebanten  nur 
beftfirten,  menn  auc^  baS  l^eilige  S)eutfd^e  9teid^  in  ben  politifc^en 
(Srm&gungen  biefen  SRel^rer^  bed  9iei(^d  Ifingfi  nic^t  bie  Uoüt 
fpielte,  atö  man  in  £)eutfc^lanb  glaubte.  @(^on  §örte  man  oon 
^böfcn  fd^minben  ^rattiten*",  bie  oon  (gelingen  au3,  Donfeiten 
beö  Sleic^Srcgimentö  auf  ber  Sal^n  feien. 

©ereit«  ein  3a^r  frul^er,  im  3?oüember  1624,  al«  ber  lag 
üon  @peier  burc^  be^  ftaiferS  ©erbot  nid^t  juftanbe  getommen, 
l^atte  ®raf  älbred^t  üon  SKan^felb  in  ©et^anblungen  mit  ^o^m 
Don  ©ac^fen  auf  bie  ißotmenbigleit  eine§  3wfammengcl^en3  aller 
eDangelijc^  (Sefinnten  l^ingemiefen,  um  il^c  Untertl^anen  ju  f(^ufeen 


Setji&tbigttttg  i\oi\äfttt  Reffen  «nb  ©a^fen.  221 

unb  Strieg  ju  üetpten.  3^^t  nal^m  ^^ilipp  oon  Reffen  bett  (Se^ 
banlen  auf.  %bet  es  mar  f dornet  ju  jagen,  totx  ju  ben  eüange^ 
lifd^en  ®tanben  ju  ted^nen  fei.  (Segnet  beS  $apfttum$  unb 
namentl^  bet  geiftUc^en  guxften  gab  eS  überall.  Unb  felbfi  fo 
cntf(^iebene  geinbe  8utl&erö  »ie  bie  C^^tjöge  bon  S3a^etn  unb 
(Stil^etjog  getbinanb  tonnten  fid^  bem  (Stnflug  mand^er  (Sebanfen 
bedfelben  nid^t  entfd^lagen:  fd^miebeten  fie  bo(^  Ifingft  $(ane,  mie 
bie  geiftlid^en  t^utften  il^tet  (Semalt  )u  entUetben  m&ten,  unb  maren 
bie  elften  baran,  baS  ftitd^engut  fic^  aud^  mirflid^  nu^bat  ju 
tnad^en. 

%bet  auc^  ba,  mo  baS  ©bangeltum  ben  ®ieg  baoon  getragen, 
n>ie  in  einer  nid^t  geringen  Slnjal^l  beutfd^er  ®tdbte,  ober  mo  bie 
Surften  unb  Qmtn  ber  eüangcüfc^en  «el^re  jugetl^an  waren,  »ar 
bie  Krc^lid^e  Stellung  l&ngft  nic^t  ber  entfc^eibenbe  polttifd^e  t^altor, 
ber  aQe  bie  anberen  Slüdffid^ten,  bie  b^naftifc^en  ober  bie  ^anbetö:: 
intereffen  jurudCgebrfingt  l^&tte.  äßie  tief  bie  religiöfe  ^age  auc^ 
in  alle  SSerl^filtniffe  eingriff,  ju  einer  Döüigen  ©onberung  in  jmei 
flare  Parteien  l^atte  fie  nod^  nid^t  geful^rt. 

am  8.  SRoüember  1526  tarn  eö  ju  einer  SSerftänbigung  jwifc^en 
Reffen  unb  ©ac^fen.  äRan  nal^m  bereite  eine  öffentliche  ftunb:: 
gebung  für  ben  Steid^Stag  in  Slu^fic^t,  bie  beutlic^  genug  auSfprad^, 
ba|  man  in  fingen  beS  (SlaubenS  fi(^  bem  äBillen  be§  Saiferd 
nid^t  unterjuorbnen  gebente  unb  für  einen  äRann  ftel^en  »oQe. 
S)affir  fuc^te  man  je^t  ju  merben.  9luf  bem  äieid^dtage  follte 
la^  SBeitere  befd^loffen  werben.  Snbeffen  lam  berfelbe  toum  ju= 
ftanbe.  SRo^  el^e  er  eröffnet,  würbe  er  nad^  ©peier  üerlegt,  wo 
man  am  l.  9Rai  wieber  jufammen  treffen  wollte.  ®ort  wollte 
man  bie  SleligionSangelegen^eit  in  erfter  fiinie  üomel^men  unb  ben 
ftaifer  erfud^en,  fobalb  atö  möglid^  baS  ^uSfd^reiben  eines  gemeinen 
freien  ftonjils  ju  beranlaffen. 

Sluffeiten  ber  (Sbangelifd^en  war  man  bamit  jufrieben;  bie 
Hoffnung  ber  «C>^iligen'',  urteilte  ©palatin,  bie  ben  ganjen  S3aalS= 
bienft  auf  biefem  8ieid&Stage  wieber  ^erjuftellen  gebac^ten,  war  in 
ben  Staub  gefunten.  Unb  biefe  Hoffnung  war  teilweife  fel^r  grog 
gewefen.  ®inb  wir  red^t  berichtet,  fo  plante  man  um  SBeil^nad^tcn 
auf  einer  in  Seipjig  abgel^altenen  S^fammentunft  ber  S)effauer 


222  2)CT  aRainter  ttatfAIag.    2)a9  i^tlfwc  8fliibni8. 

Sktbun^ten  fc^on  9iuftungcn  gegen  ®a(^fen.  Sorbet^nb  be= 
gnugte  man  fic^  bamit,  eine  Sorfiedung  an  ben  ftaifet  5U  be= 
fc^lief^en,  in  »eichet  betfelbe  unter  fc^atfen  SlnUagen  gegen  bie 
Ittt^etifc^en  dürften  unb  ®tdbte  aufgeforbert  »uxbe,  beut  ange= 
meinen  abfall  entgegenjutreten.  O^jog  ^mnii  Don  S3raun= 
f^meig  flbema^m  ed,  fie  perfdnlic^  }u  übermitteln. 

Slu(4  bet  ^öl^ete  Stletud,  bet  im  Sauetntriege  fo  Diel  ein= 
gebüßt  ^tte,  l^ielt  jc^t  bie  Qtit  für  gelommen,  ba$  Verlorene 
mieber  einzubringen  unb  an  ben  (Segnern  Stacke  ju  nel^men. 
3Babrf(l^einli4  noc^  im  Spdt^erbft  bed  "^afftt^  1525  berief  )>a^ 
Stainjer  ^omtapitel  Slbgeorbnete  ber  fta))itel  feiner  ©uffraganfi^e 
nad^  9iainj,  um  über  ein  gemeinfameS  Sßorge^en  jur  Ausrottung 
ber  fiut^eraner  ju  beraten,  iftud^  ^ier  befc^lol  man  neben  einer 
folc^en  an  )>tn  ^apft  eine  Sefanbtfd^aft  an  ben  ftaifer,  atö  ben 
oberften  S^ogt  unb  ®(^irmer  ber  Stirere,  ^n  einer  audfüJ^rlic^en 
^nftruttion  für  biefelbe  Raufte  man  Sntlagen  über  flntlagen  megen 
Erregung  Don  Slufrui^r,  Unterbrücfung  beS  geiftlic^en  @tanbeS  unb 
feiner  Steckte  burc^  bie  meltlic^e  bemalten  unb  forberte  gegen  ge= 
miffe  meltlic^e  Obrigteiten  (Deren  92amen  bie  (Sefanbten  no(b  an= 
geben  f oßten)  bie  {d^merften  Strafen,  Serluft  ber  Stegalien ,  Selben 
unb  Steckte,  ^d^t  unb  Sbera(^t,  ja  man  bezeichnete  fc^on  eine 
Slnja^l  Don  dürften,  barunter  @rjl^erjog  gerbinanb,  bie  ba^erifc^en 
^erjöge.  ben  3)ranbenburger  fturfürften  unb  ®eorg  Don  @a(^fen 
als  Spetutoren  beS  gemünfc^tcn  fc^arfen  SWanbateS.  ©iefeS  8Sor= 
ge^en  blieb  nid^t  oerborgen.  ®d^on  (Snbe  S)ejember  l^tte  ber 
ßanbgraf  Äunbe  baoon.  Unb  gcrabe  in  biefen  Umtrieben  ber 
®eiftlic^en  fa^  er  mit  9te4it  bie  ^öc^fte  ®efal^r.  ^  mugte  etmaS 
jur  ftbmel^r  gefc^el^en.  Sparen  bie  anberen  ®t&nbe  auS  biefen 
ober  jenen  ®rünben,  wk  es  fic^  fc^on  in  SlugSburg  gezeigt,  f(^lief)= 
lic^  Dor  bem  (Sebanten  eines  engeren  ^änbniffeS  iurücfgefd^recft, 
aud^  92ärnberg,  auf  U)el(^eS  man  grofce  O^ff^^^S  8^f^6t  fo  moUten 
bod^  ^t\\tn  unb  ©achten  jufammenge^en.  ^n  ®otf)a  mar  eS,  mo 
Die  beiben  gürften  fid^  @nbe  gebruar  1525  Derbanben,  um  mit 
ßeib  unb  ®ut,  ßanb  unb  ßeuten  für  einanber  einjuftel^en,  falls  fie 
um  ber  S^^^ffunS  ^^^  @DangeltumS  miUen  ober  megen  Sbftellung 
ber  SWiSbräuc^e  angegriffen  mürben. 


Satl^et  an  ^eintici^  ))on  (Snglanb  unb  ©eotg  ))on  @a(i^fen.        228 

Slud^  bct  ^SRainjcr  Siatfc^lag*'  lam  üon  neuem  jur  Sprache: 

9lad)  be^  ßanbgrafen  SSotfd^lag  routbe  er  SutJ^et  mitgeteilt,  mit  bem 

SBegc^rcn,  „ber  Rapitel  und^riftUc^  unb  eigennu^ig  SSornel^men  l&erau«= 

juftr eichen.''     ©arum  brauchte  man  nid^t  bange  ju  fein.    SBenige 

aSSod^en  früher  l^atte  ßut^er  eine  ©tfal^rung  gemacht,  bie  einen 

bitteren  (Sroü  in  jeinem  ^erjen  jurücfliefe,  ^atte  er  boc^  eine  3«it 

lang  meinen  lönnen,  bafe  eine  SJerföl^nung  mit  feinen  fürftlic^en 

®egnern  O^inric^   Don   @nglanb  unb  (Seorg   Don   ®acbfen   nod^ 

möglich  mdre,  worin  er  fid^  bitter  getäufc^t.    ©er  Dertriebenc  ftönig 

©l^riftian  üon  ©änemart,  ber  |ic^  gern  in  Rurfad^fen  auffielt  unb 

bann    nie  üerfe^ltc,    mit   ßutl^er  sufammensufommen ,  l^atte  il^n 

fc^on   bor   einem  3al^re  glauben  gcmad^t,    O^i^^i^^  Stimmung 

gegen  ia^  ©üangelium  l^abe  ficb  gänjlic^  gcänbert.     ©ie  JRad^ric^t 

lautete  Dermunberlid^  genug,  aber  ßutl^er  liefe  fic^  betl^ören.    ©ie 

greunbc  rieten,  bie  gfinftige  Stimmung  ju  benuften ;  ein  bemütiger 

SSrief  ßut^er§  merbe  izn  perjönlid^en  Unmiflcn  be§  ftönigS  gegen 

ben  Sfleformator  bejeitigen  unb  lönne  ber  ©at^e  beö  <gDangelium§ 

ben    gröfeten   ©ienft   Iciften.     Unb   ßutl^er    entfd^lofe    fic^   baju. 

©d^on  am  15.  3Rai  1525  fanbte  er  einen  ©ntmurf  an  ©palatin 

jur  Begutachtung,  aber  erft  am  l.  September  fd^idfte  er  ben  ©rief 

ab.     SRan  mod^te  i^n  üon  neuem  baju  gebrfingt  ^aben.    S^  mar 

ein  93rief,  ber  an  ©emut  unb  Selbftöerleugnung  afle§  SRafe  über= 

fd)ritt.    9iur  au§  bem  SSeftrebcn,   ol^ne  SHücffic^t  auf  bie  eigene 

^erfon  unb  (5§re,  ber  Ausbreitung  be§  (güangeliumS  ju  bienen, 

Idfet  er  fi(^  begreifen.    S^fet  miü  ßut^er  feine  Äugen  nic^t  aufgeben 

bor  ©d^am  baruber,  bafe  er  fid)  burc^  böfe  ßeute  gegen  einen  fo 

grofeen  ftönig  l^abe  bewegen  laffen;  er  bittet  um  ^Serjei^ung,  er= 

Ilfirt  fic^  auc^  bereit,  ma§  er  gegen  ben  Äönig  geäufeeit,  ju  miber= 

rufen,    freiließ  nic^t   in   bem   ©inne,  als  moCie  er  irgenbetroaS 

Don  feiner  ße^re  miberufen,  üielmel^r  betont  er  beren  S^riftlic^teit 

unb  »finfc^t  bem  ffönige  guncil^ine  in  ber  SrIenntniS  beS  ®üan= 

geliums. 

8luf  gleid^en  Siotioen  beruhte  ein  ä^nlid^  bemütiger  ©rief  an 
®eorg  öon  ©adbfen.  Äuc^  l^ier  l^atte  er  ficft  burc^  Sinpfterungen 
anberer  oerfü^ren  laffen  unb  burd^  bie  C^^ffn^ng,  üielleic^t  etmaS 
für  baS  ©oangelium  t^un  ju  tonnen,  unb  nic^t  minber  für  ben 


224  8riefiDe4fe(  mit  ^qog  ®torg. 

^etiog  felbß,  »enn  e«  gelfinge,  il^n  jut  (Sttenntnid  ber  SSal^l^t 
)tt  bringen.  ®ein  frül^eted  S3erl^(ten  Dervitft  et  §tet  ntc^t,  toenn 
et  aud^  »egen  etwaiget  S3etle|ungen  in  JBott  unb  @(^rtft  um 
Setjeil^ung  bittet.  ^1^  l^be  et  ben  O^og  mit  fd^atfer  @(^rift 
angetaftet,  }e|t  min  et  angefid^tiS  bed  tobe«,  bet  fie  beibe  baO) 
eteilen  Unne,  bemutig  unb  fteunbli(^,  DieUei(^t  }ttm  le^tenmal, 
gebeten  ^ben,  bon  bet  Setfolgung  bet  eüangelifd^en  Se^te  ab}u= 
laffen  unb  enbUc^  anjuettennen,  baj)  fie  ®otted  SBott  ifi.  SRdc^te 
et  fid^  bo(^  nic^t  an  Sut^etd  ^etfSnlicbteit  fto|en  unb  fic^  erinnetn, 
ba{)  (Bott  aud^  einmal  but(^  eine  Sfelin  getebet!  (St  miQ  aQe^ 
tl^un  unb  laffen,  mad  bet  O^iog  moQe,  ausgenommen  feine  Seilte. 
<St  bittet  mie  gefagt  um  Setjeil^ung  aOet  Ungefd^idCttd^teiten  gegen 
ben  ^etjog,  mie  et  .il^m  felbft  afled  betgeben,  unb  ®ütte$  93et= 
gebung  füt  il^n  etffel^en  mode,  füt  aUed,  mad  et  mibet  fein  SBott 
getl^an:  „(S.  %.  ®.  laffe  fic^  etmeid^en  in  bem  einigen  @tücf  — , 
bafe  S^ri^uS  Sott,  fo  butc^  mic^  an  ben  Xag  getommen,  ftei 
fei/  ®nblid^  etmal^nt  et  ben  ^etjog,  et  m5ge  i^n  nic^t  Urningen, 
mibet  il^n  ju  beten,  mie  et  bigi^et  fut  il^n  gebetet.  (St  tdnnte 
fonft  inne  metben,  bafe  e«  nic^t  baSfelbe  mätc,  mibet  SKunjet 
obet  Sutl^et  ju  fiteben,  unb  et  mei^,  ba{)  fein  unb  bet  ©einen 
(Sebet  ftdtfet  fei  atö  bet  Teufel,  fonft  mu|te  eS  l&ngft  anbete 
um  i^n  ftel^en. 

92an  mettt  es  bem  S3riefe  an,  mie  etnft  eS  il^m  um  baS  @eelen= 
i^eil  bed  ^tx^o^ß  ju  tl^un  ifl.  Slbet  mie  menig  (annte  et  bie  <Se= 
finnung  feinet  fütftUd^en  ®cgnct!  (St  lam  mit  feinen  mol^lgemeinten 
©tiefen  übel  an.  SBon  bet  betfpfiteten  äntmott  ^mxx^^  bon 
(gnglanb  metben  mit  nod^  l^öten.  ©et  ©rief  an  C^^jog  ®eorg 
mat  am  22.  ©ejembet  1525  gefc^tieben.  ^n  benfelben  2;agen,  in 
meldte  jene  ftul^et  etmfi^nte  ßeipjiget  Swfflininenluntt  bet  ©effauer 
SBetbünbeten  faßt,  tam  et  in  feine  ^Sixiht.  ©ie  C^^ffnwng,  ben 
oetl^alten  Wlini)  unb  fein  (Sbangelium  bemn&d^ft  am  S3oben  liegen 
ju  feigen,  fpiegelt  fid^  miebet  in  bem  langen  ÄntmottSfd^teiben,  baS 
C^etjog  (Seotg  fc^on  am  28.  abgelten  lie|(.  (St  §atte  ni^t  i>a^ 
geringfte  «etftänbnis  füt  Sut^erS  SRotibe.  SBott  (Stott  übet  baS, 
mas  fiut^et  il^m  ftül^et  angetl^an,  lie|  et  (ein  gutes  ^aat  an  t^m 
unb  bel^anbelte  il^n  mit  auSgefud^tem  ^o^ne.    (St  fotbette  il^n  auf. 


®egen  ben  9)^ain)if((en  9{atf(((ag.  225 

^on  feinem  @unbenleben  ju  laffen  unb  Sufte  ju  tl^un  unb  erOfitte 
fid^  bereit,  mit  il^m  ebenfo  ju  l^nbeln  mte  mit  SUinjet,  n>enn 
<Sott  il^n  baju  braud^en  moDe. 

Cad  l^atte  Sutl^et  nid^t  ermattet.  (Sr  mar  entrfiflet  über 
t)e§  Oerjog«  „bdurifd^e  ffiilbl^eit'',  bie  mol&l  üon  bem  böl^mifd^en 
%tute  l^er^amme,  ba^  in  feinen  Sbern  flie|e.  Sntmorten  moQte 
er  nid^t. 

3lvLn  tarn  ber  SRainjifd^e  9iatfd^lag  unb  Heg  il^n  einen  tiefen 
^licf  tl^un  in  ha^  liftige  Irciben  ber  Gegner.  Selten  l^at  Sutl^er 
etroa§  fo  fel^r  erregt.  6r  fürchtete,  ber  S3auernlrieg  merbe  gcgen= 
über  bem,  maö  jeftt  bro^e,  nur  ein  ^rfilubium  fein,  ©afi  ßutl^er 
nod^  nid^t  getötet  fei,  fc^reibt  er  an  ©palatin,  ba$  qufile  C^erjog 
®eorg  bei  ^ag  unb  bei  92ad^t.  darüber  fönne  er  noc^  ma^n:: 
finnig  metben. 

Sofort  feftte  fid^  Sutl^er  an  bie  arbeit,  um  ben  Slatfdblag  in 
feiner  SBeifc  ju  üetöffentüc^en.  8ttlc  SBelt  foßte  eö  erfal^ren, 
mie  bie  (Sö^enlned^te  ber  ganjen  SRainjifc^en  Slotte  unb  ^fafferei 
fid^  oorgenommen,  ba«  ®Dangelium  al3  eine  aufrul^rerifcbe  Seigre 
ju  läftern  unb  bie  gurften  beutfd&en  ßanbe«  gegen  einanber  ju 
^e^en  unb  ganj  ^eutfd^lanb  in  93(ut  ju  erfäufen,  nur  um  il^ren 
Sauc^  unb  Id^erlic^  bübifd^  geben  unb  undbrifilid^e  $rad^t  ju  er= 
l^alten.  äBeil  ®ott  il^n  ba}u  Derorbnet,  jebermannd  Wiener  ju 
fein,  JU  leieren,  ju  unterrichten,  ju  marnen  unb  ju  ücrmal&nen, 
moQte  er  i§r  Sugengemebe  unb  l^interliftigeS  äßefen  aufbedfen  unb 
feine  Seigre  üerteibigen,  moQte  er  jeigen,  mie  man  mit  bem  ®c^mert 
umgebe  unb  mit  Sötcn,  33erbrennen  unb  ^Jerjagen,  unb  bie  Irrten 
änllagen  mit  fc^arfen  SBorten  jurudfgeben,  bie  mie  Reulenfd^lfige 
auf  bie  Pfaffen  l^rabfaden  foQten.  Sufrül^rerifd^  l^atte  man  feine 
Se^re  gefd^olten.  S(ber  mo  mar  meniger  tlufrul^r  gemefen,  als  ba 
mo  er  felbft  mol^ne?  Sr  burfte  barauf  l^in weifen,  bafe  ber  ?luf= 
ru§r  nid^t  in  Shirfad^fen  unb  O^ffen  entflanben,  fonbern  au3  bem 
t^anfenlanb  unb  bem  (Sebiete  O^rjog  ®eorg§  getommen  fei,  oon 
ba^er,  mo  man  l^a^  ®Dangelium  am  entfd^iebenften  Dermorfen  unb 
feine  Xnl^nger  am  l^eftigften  Derfolgt  l^abe.  „Unb  mennS  fodt 
^ü^men  gelten,  ic^  müfcte  nod^  nic^t,  mer  bie  93auern  am  erftea 
unb  mel^r  gef erlagen  l^fitte.'' 

ffolbe,  9ut^.    IL  15 


22S    ^et  itaifct  imb  bcr  ttaif^e  8imb.    2)ct  Xog  ^u  Vtagbebittg. 

(Bnb<  aRfit)  »ar  6eteit«  ein  Zeil  feinet  Entgegnung  gebiudt. 
86et  no((  mar  Nid  0an)e  nid^t  fertig  gefd^rieben,  atö  Sut^et 
auf  Sßunjc^  bed  Slurffitften,  bet  neue  ^nbel  mit  O^jog  (Seot^ 
Detmeiben  »oQte,  bon  bet  Seenbigung  unb  ^SffentUd^ung  aU 
ftanb.  ®ie  ^tte  nut  £)(  iniS  geuet  gegoffen.  Ü6tigen§  »uf(te 
ti(^  (Beotg  bod^  eine  %6f(^tift  i^u  berf(^offen  unb  benu^te  biefe  }u 
neuen  ftlagen  übet  Sut^et  bei  feinem  Sanbed^ettn,  bie  naturlu^ 
mitlungAlod  blieben  abet  baA  Vetl^filtnid  bet  beiben  durften  }u 
einanbet  nid^t  getabe  betbeffetten. 

8u(^  fonfi  fa^  man  bie  Sage  fel^t  etnft  an.  "^m  f^tü^ja^ 
1626  fd^ien  e«  jumeilcn,  atö  ^be  man  ben  Sttieg  unmittelbar 
bot  bet  Xl^üt.  S)ad  Vtiöttauen  bet  einzelnen  ®tfinbe  gegen 
einanbet  mat  im  S^ac^fen  begtiffen.  (Bmfig  fpioniette  man,  mo 
etma  9ieitet  angemotben  mütben,  obet  ShriegdooK  fic^  fammeltt 
SBittenbetg  mutbe  ftati  befeftigt:  e$  fei  nic^t  mel^t  toiebetjuer= 
lennen,  fc^tieb  Sut^et  im  ®ommet. 

Die  ®enbung  ^etjog  ^tmxij^  l^atte  }um  minbeften  einen 
gto|en  motalifc^en  ®tfolg.  @ie  ttaf  ben  ftaifet  unmittelbat  nac^ 
bem  Stieben  Don  3Rabtib,  bet  i^n  aniS  Qxzl  feinet  SBunfd^e  bringen 
unb  bie  langen  f(^n)eten  ftdm))fe  mit  ^tantteic^  füt  immet  be= 
enben  foQte.  (St  tonnte  an  anbete^}  beulen.  Dem  entfptat^  feine 
Sntmott  auf  bed  C^etjogd  S&etbung,  bie  allen  @t&nben,  „bie  bet 
lutl^etifc^en  Seilte  nic^t  an^ngig",  butc^  eigene  beftimmte  ftom= 
miffate  juging.  ®ie  ftedte  fein  balbiged  ftommen  in  iludfic^t  um 
bie  te^etifc^e  Seilte  audjutilgen.  Dad  Sünbnid  bet  Iatl^ülif(|en 
@t&nbe  biUigte  bet  ftaifet  nid^t  nut,  fonbetn  fud^te  eS  ju  üet= 
ftfitten.  (Et  münfc^te  Slntwott  batubet,  mie  bie  einzelnen  (Stdnbe, 
an  bie  feine  ißotfd^aft  ging,  fid^  fetnet  in  bet  (itd^lic^en  ^age  ju 
bet^alten  gebfid^ten.  Det  tömifd^e  ®onbetbunb  im  9tei(^  l^tte 
ba4  taifetUd^e  ®iegel  etl^alten. 

(Stunb  genug  fut  bie  ebangelifd^  (Sefinnten,  aud^  i^tetfeits  ni(§t 
muffig  )u  ftel^en.  Sluf  einem  £age  ju  äRagbebutg  am  12.  ^uni 
ttaten  eine  Slnja^l  f^utften  bem  ®ot§aet  SflnbniiS  bei.  (S§  UHiten 
bie  C>^i%  ®^n^  unb  ^an}  bon  Stauufd^meig^Sunebutg,  $§ili})j> 
Don  i6taunf(^n7eig= Stubenwagen,  C^^inric^  Don  9Recflenbutg,  ber 
^fitft  Solfgang  oon  «nl^alt  unb  bet  ®taf  Xlbtec^t  bon  9Ran^= 


^\t  Parteien  bor  bem  9tet((9tage.  227 

felb.  Caju  (am  bte  @tabt  SRagbeburg,  in  ber  feit  1524  aud^ 
?lm§borf  in  cDangclifc^em  Sinne  »irlte,  unb  bie  intern  (Srjbifd^of 
jum  %xo^  Dom  (Soangelium  nid^t  laffen  tooüU.  S)er  Setbunbeten 
toaren  nur  wenige,  unb  i^te  äRad^tmittel,  oenn  man  Don  ben 
Reiben  t$u§tem  abfielet,  maren  nic^t  eben  gro|,  aber  mad  fte  3u= 
fammenl^ieU,  mar  ein  gto|e$  pofttibed  3>itereffe,  bie  Siebe  }um 
(Soangelium.  Unb  fd^on  tnupfte  man  big  nad^  ^teuften  unb  big 
ju  ben  ebenen  in  ißöl^men,  ia  bid  nac^  S)&nemart  unb  ©darneben 
Xicrbinbungen  an,  bie  freiließ  junfic^ft  nod^  wenig  (Stfolg^üers 
j))rad^en.  Die  römifd^e  $attei  tonnte  ftc^  bem  gegenüber  auf  bag 
faifetlid^e  Snfel^en  ftfi^en,  aber  fefter  unb  gewaltiger  war  fie  ni(^t. 
X)te  mancherlei  ftlagen  ber  geifiUc^en  fetten  aber  bie  UnbiQ,  bie 
fie  auc^  Don  ben  (Segnern  fiutl^erg  erful^ren,  nod^  mel^r  bie  Dor 
{urjem  juerft  aufgetretene  92ad^rid^t,  ber  ftaifer  wode  feinen  Sru^ 
ber  ium  römifc^en  Könige  mdl^len  lajfen,  Iie|en  bie  Serfd^iebenl^it 
■  ber  3ntereffen  immer  wieber  ^eroortreten. 

@o  tam  eg  jum  Sieic^dtage  in  @{)eier.  Unter  ben  weltHd^en 
©tfinben  war  boc^  (aum  einer  ber  SReinung,  baft  fid^  ber  alte 
3uftanb  ber  ©inge  würbe  wieberl^erfteüen  laffen,  bcnn  barum  eben 
banbelte  eg  fid^  jje^t,  wenn  man  Don  ber  93efolgung  beg  SBormfer 
(Ebitteg  fprad^.  S&er  irgenb  offene  Sugen  l^atte  unb  nid^t  um' 
eineg  ^rinjipg  widen  ein  gewagtes  ©piel  fpielen  wodte,  ber  wufite, 
bafi  es  ju  einem  nod&  größeren  Sufftanbe  (ommen  mu|te,  atö 
ber  frfil^ere  gewefen  war,  wenn  man  bem  SSolte  bad  (Soangelium 
nel^men  wodte.  @o  lieg  nid^t  nur  Sanbgraf  $^ilipp  bem  ftaifer 
Dermelben,  aud^  anbere,  bie  burc^aug  leine  S^mpat^ieen  für  Sut^r 
litten,  waren  im  ®runbe  baDon  überzeugt.  3^  ^W^  gel^5rte  ber 
^faljgraf  griebric^,  ber  »el^errfd&er  ber  Dberpfalj.  3n  ber  3«= 
ftruttion,  bie  er  feinem  (Sefanbten  für  ben  nid^t  juftanbc  ge!om= 
menen  iluggburger  9iei(^gtag  mitgab,  mad^te  er  ganj  erftaunli(^e 
gorberungen.  B^agen,  weld^e  bie  römifc^en  ftird^enm&nner  alA 
Idngft  in  i^rem  Sinne  entfd^ieben  anfallen,  wie  bie  nad^  bem 
gegefeuer,  bem  freien  SBiden,  ber  rechten  gorm  ber  Seid^te  unb 
ber  tird^lid^en  S^temonieen,  ob  bie  9Rutter  ®otted  unb  bie  ^eiligen 
geehrt,  Da«  ©alrament  be«  «Itar«  in  einer  ober  beiberlei  (Beftalt 
genommen  werben  fode,  unb  welche  (Sewalt  ben  Sifc^öfen  unb 

15  • 


228  2)cr  9tä4<tag  )n  epcier. 

^em  topfte  jutomme,  UKiTen  nac^  feinet  Steinung  erft  no(^  butc^ 
ein  ftonjU  ju  entfc^eiben.  Slnbeteä  »oOte  et  Don  bem  Sietc^ 
tog  fel6^  in  bie  ^anb  genommen  »iffen,  fo,  um  bon  ben 
poUtifc^en  unb  fojialen  Sotf(^l&gen  ju  fd^meigen,  bie  @Dtge  für 
eine  autl^ntifc^e  Sibelübetfe^ung  unb  bie  ^tebigt  bed  teinen 
Sßotted  (SotteiS  jut  Untettoeifung  eine«  ci^tiftlic^n  Sebend.  ®t  ift 
baoon  übetjeugt,  ba^  ed  btingenb  notmenbig  fei,  ben  ®eiftli(^en 
bie  (Sf)c  5u  gefiatten  unb  ben  ftloftetjmang  aufju^eben,  aUe  geift= 
liefen  flmtö^anblungen  tofienlod  }u  etteilen,  n^ofüt  iebed  ®eineinbe= 
glieb  bietmal  im  ^^^t  nac^  feinem  Setmögen  ein  Dpfet  auf  ben 
Sltat  legen  möge,  bad  gafienmefen  unb  bie  geiettage  üon  9lei(^ 
megen  ju  otbnen  unb  bafüt  ju  fotgen,  bafi  immet  an  benfelben 
geptebigt  metbe  u.  a.  m. 

92an  fie^t,  mie  tief  Sutl^et^  (Sebanten  eingebtungen.  S)ie  ^= 
megung  ging  il^ten  SBeg,  menn  auc^  feine  $etfon,  mctauf  fc^oit 
ftul^et  l^ingemiefen  mutbe,  in  ben  öffentlichen  Slngelegenl^citen  ber 
n&d^ften  ^(i^te  berptni$mfi|ig  }urudtttat. 

äßiel  fpfitet  al^  betabtebet  tamtn  bie  @tfinbe  in  (Speiet  ju= 
fammen.  auffaücnbetweifc  fcl^ltcn  bie  l^etoottagenbften  Sßcrttetcr 
be«  Alten.  3Jian  bctmifetc  ^txioi  ®eotg,  ben  ftutffirften  g^ac^im, 
bie  O^ü^S^  ^^^  SSa^etn  fomie  ^cx^oi  ^eintid^^  oon  Staunfc^n^eig. 
Sud^  bet  $apft  ^tte  (einen  fiegaten  gefd^icft.  ^^i^^'^it^  ^^^  ^i^ 
tömifc^e  $attei,  obtool^l  aud^  fe^t  biele  Sifd^öfe  fel^lten,  in  ber 
gto|en  3Re^tl^eit.  9ber  bie  eoangelifd^  fiäefinnten  erfc^ienen  im 
ganjen  etl^obenen  SRuted.  S)ad  S3etenntnii$  jum  (Soangelium  trug 
man  offen  jut  @(^au.  3^^  erftenmale  traten  je^t  beutfc^e 
äteic^dfurften  atö  au^gefproc^ene  ^nl^finget  ber  eoangelifc^en  Seigre 
auf.  SBürbe  man  e3  auf  bem  Sleid^^tag  »agen,  il^re  S3etenner 
aud^  bann  noc^  fc^led^tl^in  aU  Steuer  unb  ^ufrfi^rer  ju  be= 
jeid^nen?  S>ie  ®etftlic^en,  3^^ann  Saber  oon  Stonftanj.  unb 
Sod^leu^,  ber  niemals  fehlte,  too  es  etn)aS  ju  l^c^en  gab, 
maren  fd^nell  bamit  bei  ber  ^nb.  9Ran  machte  au(^  einen 
fc^ioac^en  SSerfud^,  bie  ^rebigt  beö  ffioangeliumö  ju  oerl^inbern, 
aber  baS  9icd^t,  fic^  bon  il^ren  ^rebigern  baS  SBort  ®otteS  oer= 
lünbigen  ju  laffen,  liegen  bie  Soangelifd^en  fic^  nic^t  nehmen, 
©palatin  unb  Ägrifola  Rotten  ben  »urfurften  begleitet.    An  feiner 


2)tt  9td4Qtag  3u  ©peiet.  229 

^etbetge  tonnte  man  als  ttmfd^rift  feinet  SBapt)enS  in  latetnift^er 
©prad^e  bcn  ®prud&  Icfcn:  ^©a«  SBort  ®ottc«  bleibet  in  @»ig= 
feif.  SRan  mufetc  e«  aud^  bulben,  bafe  lutl^etifd^c  ©d^tiften  in 
bet  ®tabt  feilgeboten  mürben,  namentlid^  eine  ^tebigt  ßutl^etd: 
,,a3on  bet  3«tft8rung  3^tufalem3",  bie  bereits  ein  ^o!^x 
früher  erfd^ienen  mar  unb  für  S)eutfd^lanb  baS  @(^id(fal  S^nifalemS 
5ur  %uSft(^t  fteOte,  menn  eS  nid^t  beb5(^te,  maS  ju  feinem 
^{rieben  biene. 

Sßie  Don  Doml^erein  beabfid^tigt,  mürbe  bie  Krc^lid^e  ^age 
juerft  in  Beratung  gejogen. 

S)ie  taiferlid^e  SBorlage  fprad^  Don  ber  Berufung  eines  ftonsils, 
forberte  aber  bie  Äufred^terl^altung  ber  fird&lid^en  Drbnungen  unb 
guten  ®ebräud^e  fo  beftimmt  mie  frül^er.  Unb  anfangs  fc^ien  eS, 
als  moUten  ftd^  bie  @t&nbe  angefic^ts  ber  brol^enben  Haltung  beS 
ftaiferS  bie  laiferlid^e  Sßorlage  gefaflen  lajfen.  ©el^r  balb  cr= 
lannte  man  aber,  baft  man  mel^r  als  frfil^er  mit  ben  @t5bten 
red^nen  mü|te.  2ll^re  3^*^(^  vi>axtn  feineSmegS  immer  bie  gleid^en, 
aud^  nid^t  in  ber  ttrc^Ud^en  grage,  einig  mar  man  jebod^  barin, 
ba|  mirflid^  etmas  gefd^el^en  muffe  unb  bafe  baS  äßormfer  Sbilt 
nid^t  ju  l^alten  fei.  (Ss  (am  ju  ^uSglei(^SDerl^anblungen,  bie  beiben 
Jeilen  geredet  ju  merben  fugten.  SRan  tonnte  l^offen,  einen  3^= 
ftanb  ju  fd^affen,  ber  Dießeic^t  ein  friebli(^eS  9?ebeneinanberge|cn 
beiber  Parteien  bis  ju  einem  fton^it  ermöglichte.  S)a  trat  ®r5= 
^iog  gerbinanb  bajmifc^en  unb  mieS  am  i.  iluguft  eine  bisl^er 
gel^eim  gel^altene  taif erliefe  S^f^^ftiön  Dor,  bie  jjeben  über  baS 
äBormfer  SRanbat  l^inauSgel^enben  ©efd^lufe  unterfagte  unb  im 
gegenmärtigen  SRoment  jcbe  ffirörterung  über  bie  fird^lid^e  grage 
abfd^neiben  foUte. 

Snbeffen  erl^ob  fic^  fofort  bie  ^age,  ob  biefe  am  27.  8R5rj 
Derfafete  3»ifttuftion  aud^  je^t  no(§  bie  taiferllt^e  SKeinung  mieber= 
gebe.  Sßie  litten  ftd^  feitbem  bie  93erl^&ltniffe  ge&nbert!  Der 
^ebe  5u  SRabrib  mar  ber  Anfang  eines  neuen  fd^meren  StriegeS 
gemefen.  An  ber  ©pifte  ber  (Begner  beS  ftaiferS  ftanb  ber  $apft, 
ber  ben  auS  ber  (Befangenfc^aft  entlaffenen  franjöfifd^en  ftönig 
Don  feinem  ®ibe  gelöft  unb  mit  i§m  im  93unbe  je^t  ben  ftaifer 
aufs  l^eftigfie  belfimpfte.     Sollte  bem  ftaifer  aud^  je^t  no<j^  fo 


^  I 


SM  «d^etttgtabf^Ub.    2)ec  tcdfct  ttnb  Sitt^. 

toid  an  bet  Sufrcd^terl^ttuttg  be«  ffiotmfet  (Ibifted  gelegeii  fetnY 
60  Did  l^tte  man  bon  ben  gTOJien  ffidtl^nbeln  benn  hoä^  ct^ 
falzten,  um  bte«  ju  bejtodfetn.  Unb  me^r  oU  ]e  empfanb  man 
CS  im  Keu^  oiebet  aU  einen  f(^n)enoiegenben  SRangel,  teine 
nnmittelbate  ^Inng  mit  bem  ftaifer  ju  l^ben.  ffios  n>u|te 
biefet  ftaifer  bon  ben  %ebiitfnif{en  bed  Sanbed,  bem  er  bie  l^fte 
feiner  Sßfirben  berbanite?  3^n  barfiber  aufjuQdren,  erf^ien  ein 
unabioei4bare«  SebürfniS.  S^ie  ed  bie  @t5bte  mf^o^lta,  be« 
fd^lof)  man  eine  (!kfanbtf(^ft  an  ben  ftaifer,  bie  i^n  namentlü^ 
bon  ber  UnmOgUd^Ieit,  bei  bem  Sßormfer  Sbitt  ju  üerl^rren,  untere 
richten  unb  Don  neuem  bie  gorberung  eined  aQgemeinen  ober 
menigftend  eine«  nationalen  ftonjil«  begrunben  follte.  ^t  bie 
3xoif(^enieit  vereinbarte  man  bann  eine  formet,  nad^  ber  bie 
®t&nbe  ber  (aiferlid^  Sorlage  gemfij)  teine  Steuerung  t>ota^mtxi 
tPoQten  unb  l^infid^tlid^  bed  Sßormfer  Sbitte«  Derfprac^,  ftd^  fo 
)u  verleiten,  «oie  ein  ieber  fold^e«  gegen  ®ott  unb  taifetli(^ 
SRajefifit  l^offt  unb  vertraut  ju  verantmorten''. 

S)aft  bamit  ben  @t&nben  Da«  Ste^t  erteilt  merben  foOte^  il^re 
tirc^lic^en  SSerl^ltniffe  fetbftfinbig  ju  orbnen,  mie  man  bie«  fp&ter 
erdfirt  l^at,  oar  fidler  nid^t  bie  SReinung  be«  Sieid^dtage«.  %6er  ber 
Sbfd^ieb  »ar  miberfprud^^üoQ  unb  vielbeutig.  (Sk  tarn  barauf  an, 
inmieoeit  jebe  $artei  imftanbe  fein  mfirbe,  ben  ®e§orfam  gegen  ®ott 
mit  bem  gegen  ben  ftaifer  ju  oereinigen.  S)cutlid^  genug  ^tten 
bie  @t&bteboten  auSgefprod^en,  baft  ber  ftaifer  nic^t  ^ctt  fei  über 
i^re  ®ee(en  unb  ®emi[fen.  3e^t  nal^m  man  an,  toa^  5U  er- 
reu^en  mar,  aber  in  ber  Soraudfe^ung,  ed  nur  mit  einem  (urjen 
^roüiforium  ju  tl^un  }u  l^ben,  unb  baft  jene  (Sefanbtfd^ft  auc^ 
»irdic^  fiattl^ben  unb  ben  S(aifer  überjeugen  »erbe. 

Cie  SSermutung,  ba^  bie  t^einbfc^aft  be«  $apfte«  auc^  bie 
SteQung  'bed  ftaifer«  jur  firc^lic^en  ^age  in  Ceutfd^lanb  berfil^en 
mujfe,  »ar  nid^t  unbered^tigt  gemefen.  ®el^r  Diel  fru^,  im  Februar 
1525,  a(«  man  am  fpanifc^en  ^ofe  juerfi  an  ber  8ufri(^tigfeit 
be«  $apM  ju  jmeifeln  anfing,  ^tte  ber  ftaifer  einmal  im  3<>^ 
ft(^  bemel^men  laffen:  »r^eute  unb  morgen  mirb  Sutl^er  vielleicht 
ein  mertvoQer  SRann  fein."  Slber  Sutl^er  gegen  ben  $apfi  auSju- 
fpielen,  baran  badete  ftarl  V.  au(^  je^t  ni(^t,  nur  baS  mürbe  in 


^a6f  bem  ^däfita^t.    Sutl^erS  in^txm^  bavüber.  281 

testen  ©ommetmonaten  im  tatferlic^en  9tate  ju  ®ranaba  etioogen, 
ob  tiit^t  jc^t,  um  fltöfeerc  ©crcitoilligkit  für  flfinbifd^e  ^Ufe  ju 
finben  unb  inbeffen  in  Deutfd^Ianb  bie  Kul^e  ju  erl^atten,  eine 
^eitmeilige  iRad^fic^t  gegen  bie  Steuer  am  $(a^e  m&re.  (Sine  batauf 
bejuglid^e  Slnftafle  be«  ftaiierS  bei  jeinem  ©ruber  ktte  leinen 
(Einfittj)  me^  auf  ben  (Sang  ber  Singe  in  @peier.  92ur  »iber- 
loiQig  mar  ber  (SrjJ^er^og  ben  bortigen  Sefd^luffen  beigetreten. 
Unb  fe^r  balb  ^atte  ber  ftaifer  ben  p(^tigen  ®ebanlen  einer  9n= 
nfil^erung  an  bie  Steuer  mieber  aufgegeben. 

Am  8.  September  f(^rieb  er  feinem  ®efanbten  in  (Sngtanb, 
baj)  nur  bie  Umtriebe  grantreid^d  unb  ber  Surie  il^n  unb  @rj= 
l^erjog  gerbinanb  ge^inbert  l^dtten,  bie  lutl^erifd^e  ©elte  ju  üer= 
meisten.  S)aS  d^ratterifierte  bie  @ad^(age.  Caju  tarn  ber  fieg= 
teid^e  3ug  @u(eimand,  bie  furd^tbare  ®d^(ad^t  bei  SRol^C},  in  ber 
ber  junge  ftönig  Submig  t^on  Ungarn  am  29.  ^uguft  Xl^ron  unb 
Seben  oerlor.  ©iö  an  bie  iSrenjen  ber  Sfteneid^ifd^cn  (Srbtanbe 
ergoffen  fic^  bie  ®d^aren  ber  Ungläubigen,  ^n  biefem  Slugenblid 
tonnte  ber  ftaifer  nid^t  baran  beuten,  feine  Slutoritfit  gegen  bie 
Süangelifc^en  jur  (Geltung  ^u  bringen. 

Über  aud^  bie  beabfic^tigte  iSefanbtfd^aft  ber  beutfd^en  ©t&nbe 
jum  Staifer  unterblieb,  unter  93erl^&(tniffen,  bie  nod^  ber  DöQigen 
Slufttörung  beburfen.  Sie  3Belt§finbel  liefen  an  'ba^  balbige  3u:: 
fammentreten  eines  StonsUd  nic^t  beuten.  Srjl^erjog  gerbinanb 
fd^ien  Dorber^anb  teinen  anbern  Gebauten  ju  l^aben  ald  bie  du 
loerbung  ber  erlebigten  itronen  Don  Ungarn  unb  S3ö^men.  S3on 
3iei(^S  megen  gefd^al^  nichts,  rein  nid^tS,  um  ber  mad^fenben  SSer» 
loirrung  auf  religidfem  (S^ebiete  ju  fteuem.  Sm  (Snbe  blieb  nid^td 
aU  bie  92otn)enbig{eit,  fi(^  felbft  ju  l^elfen,  unb  e$  lag  nal^e,  auf 
jjene  üielbeutige  t^ormel  beS  (Speierer  2ageS  jurüdCjugreifen  unb 
in  i^r  einen  ätec^tstitel  für  bie  fird^lid^en  Steuerungen  ber  einzelnen 
@tfinbe  5U  finben. 

Son  ben  93org&ngen  in  @peier  erful^r  Sutl^er  nur  menig,  ober 
ed  intereffierte  il^n  nid^t.  %m  11.  Sluguft  modte  er  miffen,  baj) 
bie  ©ifd^öfe  ibre  alte  ^errfd^aft  bafelbft  mieber  J^erjuftellen  öer= 
fud^ten,  unb  14  2;age  fp&ter  machte  er  bie  fpöttifd^e  93emertung: 
irSu  ®peier  finbet  ein  Sleic^dtag  ftatt  nad^  ber  bei  ben  Seutfd^en 


2112  tat^  Ott  «oneMter.    «t^dtt^dtcU. 

fibl^en  Seife,  8td(^tage  ju  leiten,  man  ttinft  unb  Spxüt  unb 
fonfl  »witer  nic^tt."  &p&ttt  i^  fiutl^  einer  ber  crflen  geioefen, 
bet  auiS  bem  Sbfd^tebe  ju  ®peiet  bBOige  ^ei^t  in  titd^ttd^ 
^ngen  unb  eine  (SuSpenfion  bed  Sßotmfet  SbittelS  ableitete. 

2)ie  auffaüenb  oenigen  Sriefe  8ut^4,  bie  und  aus  bem 
Sommer  1526  er^Iten  finb,  laffen  und  eine  fe^r  üetfc^iebenartige 
Stimmung  erlennen. 

%m  7.  ^nlx  ourbe  i^m  fein  erfier  Sol^n,  So^i^n^r  s^boxtti, 
^  »ar  feine  ®eele  boQ  ^vM.    9tit  S>an(  gegen  ®ott  t)ec= 
tünbet  er  bie  frol^e  %otf(^ft  ben  ^eunben.    fbxäf  fonft,   fc^reibt 
er  bem  ^cunbe  @|Kilatin,  merbe  er  mand^ed  9leue  ^u  feigen  6e= 
lommen:  er  l^be  einen  (Sarten  gepflanjt  unb  einen  SStunnen  ge= 
graben.    Sßenn  er  ju  il^m  tomme,  merbe  er  i^n  mit  9lofen  uni 
Silien  beftänjen.    ©er  ftloftergarten  »ar  jc^t  feine  greube,  bort 
}og  er  aOerlei  in  SBittenberg  feltene  ^flanjen  unb  ftud^engemfic^fe, 
für  bie  er  fi(^   au3  ©rfurt  unb  3lurnberg  bie  ©ämeteicn  ^ttc 
fd^icfcn  laffen.     3»i  f^i^er  auf   ber  ffiartburg  gefd^riebencn  Sr= 
Ilfirung  beS  68.  $fa(m  l^atte  er  gelegentlid^  bie  S3emerlung  ge= 
mad^t:   „(Sin  ^auS  ol^ne  SBeib  unb  fttnb  ift,  atö  vo&xc  eS  nic^t 
ein  ^an^**.    &o  mu^te  er  fd^on  bamals  aud^  ben  fttnberfegen  }u 
fc^fi^en.    ttnb  je^t  an  ber  Seite  feiner  ftfit^e,  bie  in  il^rer  offenen, 
l^erjli(^en  ^xt  balb  auc^  \>c}x  greunben  lieb  unb  mert  gen)orben  »at, 
unb  nun  im  ©epfee  feines  ©ol^neS  lam  er  fid&  fo  rcid^  öor,  bafe 
er  feine  ärmut  nid^t  mit  ben  ©c^d^en  eine«  8röfu5  öertaufii^en 
möd^te,  mie  er  an  SRid^ael  Stiefel  fc^rieb.    %ber  maS   er  bann 
mieber  l^örte  t^on  ttrieg  unb  ftriegSgefc^rei,  bon  bem  jal^en  2:obe 
bcs  »önig«  oon  Ungarn,   bcffcn  SBitae,   ber  bem  ©oangelium 
freunblid^gefinnten  ßönigin  SRaric,  er  eine  2;roftf(^rift  fanbte,  unb 
»aS  bie  greunbc  Don  nal^  unb  fern  über  baS  Umfic^greifen  ber 
Seltierer  unb  Satramentierer  berichteten,  ia^  liefi  il^n  miebcr  an 
bie  Sßfi^e  beS  jüngfien  JageS  beuten.    ®r  fielet  il^m  entgegen  aU 
bem  Jage,  an  »elc^em  fein  ^m  unb  Srlöfcr  fommen  wirb,  ber 
aber  au^  tomnit,  um  bie  (Sottlofen  ju  oernic^ten  mit  bem  ^auc| 
feines  SRunbeS. 

Unterbeffen  »arb  er  nid^t  mfibe,  fein  Sleic^  ju  bauen.    S)h 
too\)i  bie  SBittenberger  ®emeinbe  nun  ja  fd^on  Ifingft  in  93ugen= 


Überfe^ung  be9  lUteit  Ztftamtat^:  233 

l^agen  eine  t^cQe  Straft  gemcnnen  l^atte,  blieb  et  bcd^  il^t  $te= 
biget,  unb  bie  (fielen  ^tebigten,  bie  atöbalb  etfd^ienen  obet  uns 
nod^  in  92a(l^fd^nften  etl^alten  finb,  laffen  auf  eine  fel^r  bebeutenbe 
^tebigtt^tigteit  fc^Uef^en  namentlid^  aud^  in  ber  äßod^e.  dx  liebte 
es  ba,  ganje  biblif(^e  Sudlet  auSjulegen,  fo  u.  a.  bie  Briefe  beS 
^etruS  unb  ^ubaS  (fd^on  1522)  unb  bis  gegen  Snbe  beS  ^a'f^xt^ 
1529  l&öten  wir  üon  fortlaufenben  ^rebigten  übet  bie  fünf 
SSiic^et  »lofes. 

%n  bet  8ibelübetfe^ung  l^atte  et  unauf^örlid^  tt)eitet  geatbeitet. 
Unmittelbat  nad^  bet  9iüdHel^t  bon  bet  SBattbutg  l^atte  et  bie  S}et= 
beutfc^ung  bes  %lten  ^eftaments  in  Angriff  genommen.  ®ie  ging 
natfitlid^  fel^t  biet  langfamet  bonftatten  als  bie  beS  Svenen.  SBenn 
et  fc^on  bei  bem  leiteten  gemeint  l^atte,  ju  Diel  übet  fid^  ge= 
nommen  ju  l^ben,  ]o  toax  et  bei  bem  ^Iten  noc^  mel^t  babon 
überjeugt,  bet  ^ilfc  bet  gteunbe  ju  bebutfen.  SBit  »iffen,  wie 
et  etft  nad^  unb  nad^  ol^ne  eigentlichen  gtammatifc^en  Untenid^t 
ntel^t  butd&  fleifeigeS  ßefen  in  ben  (Seift  bet  l^ebtdifd^en  ®pta(^e 
eingebtungen.  (St  l^ielt  fie  l^oc^  unb  mctt.  ®etn  tü^mt  et  baS 
(Semaltige  unb  äRaieftdtifc^e  an  i^t  unb  baS  SSoUtönenbe  il^tet 
SBotte,  fc  fd^on  in  bet  ©c^tift  gegen  SatcmuS.  Unb  namentlid^ 
in  bet  immet  wiebet  bon  neuem  üctbeffetten  Übetfeftung  bet. 
^falmcn  l^at  et  es  aud^  nad^  bem  Urteile  mobetnet  Rennet  üet= 
ftanben,  bie  (Sigenatt  bet  ©ptac^e  ju  erfaffen  unb  feinem  l^err= 
liefen  S)eutfd^  boc^  jugleid^  bie  Stlangfarbe  beS  DriginalS  }u  geben, 
tt)ie  es  (einem  fpdter  gelungen.  %ber  er  l^ielt  fid)  jelbft  für  feinen 
ftennet  beS  ^thx&x\i^cn.  SRod^  üon  bet  SBattburg  aus  fc^rieb  er, 
ba^  er  o^ne  bie  ®egenmart  unb  bie  ^ilfe  ber  greunbe  nic^t  baran 
^en(e,  fid^  an  baS  ^Ite  ^eftament  ju  machen. 

£)ie  bamalS  Dorl^anbenen  {)ilfSmittel  waren  i^m  nic^t  unbelannt, 
aud^  nic^t  bie  rabbinifd^en  (&xMxtx,  er  fc^d^te  fie  unb  lie^  fie  nic^t 
unbeachtet,  aber  er  l^atte  an  i^nen  bod^  auc^  bie  Steigung  ju  oieU 
fdltiger  S)eutung  ju  tabeln,  moburd^  baS  S3erftdnbniS  für  bie  lieblid^e 
unb  l^errlid^e  9iebe»eife  ber  Schrift  üerloren  ge^e.  ©es^alb  »anbte 
er  fid^,  befonberS  wo  eS  fid^  um  (Srammatifc^eS  l^anbelte,  an  bie 
fptad^gelel^tteten  gteunbe,  an  SutogalluS  unb  SRelanc^t^on.  £)aneben 
»oten  »etnl^tb  Skgjiix  unb  3ol^ann  §ötftet,  jwei  ©ittenbetget 


284  fl6ctfc<}mig  M  VÜrn  Xcflamett». 

Se^rei,  bie  atö  befonberd  tfit^tige  C^brfiei  galten,  feine  dk^Ufen. 
Slbet  aud^  anbete  »te  Sugenl^agen  unb  ®eoTg  Köret,  bei  ZHatonuS, 
bet  ft(^  namentlid^  um  bie  ftottettuten  Derbient  gemad^t  l^t,  n>ut= 
ben  bajugejoaen.  92id^t  feiten  trat  fo  ein  DoQfl&nbifled  ftoQegium 
jufammen,  bad  bie  Detfc^iebenen  Xejcte  unb  Sudlegungen  Dctgli^ 
„Um\  fagte  Sutl^  einmal,  ^CoQmetft^  mfl|}ten  nic^t  aQein 
fein,  benn  einem  einzigen  faQen  ni<^t  immer  gute  unb  tiii^tige 
SBorte  ein''.  Sdidmeilen  beriet  man  aber,  mie  er  felbft  ergfil^lt,  Diele 
2age  lang,  el^  man  ben  rid^tigen  Su^brud  gefunben.  Sefonbere 
®<^mierig(eiten  machte  mie  begreifUd^  bad  9u(^  C^iob.  ^n  einem 
Sriefe  an  ®)>a(atin  Dom  23.  gebruar  1524  fd^jte  be^l^lb  Sut^ 
baruber,  C^iob  fc^eine  feine  Überfettung  no(^  Diel  meniger  ertragen 
ju  moOen  aU  einftmatö  bie  Xröfiungen  feiner  greunbe.  Übrigen^ 
ging  Sutl^er  bei  ber  Übertragung  bed  Sllten  Xeftament^  Diel 
freier  ju  SBerte  aü  bei  ber  bed  92euen.  Sei  ber  (Sigenart 
ber  l^ebrfiijc^en  Sprad^e  fd^ien  i^m  ^ufig  bie  treue  föiebergabe 
bed  ®eban{enS  mid^tiger  aU  bie  bed  SBorted  ober  ber  ®a^= 
Derbinbung.  S)er  %q:t,  ben  er  benu^te,  »ar  einer  Der  erften 
S)rud(e  ber  l^brfiifc^en  S3ibei,  ber  im  S^l^re  1494  ju  Sretöa 
erfd^ienen  mar.  ©ein  mit  Semertungen  Don  feiner  ö^nb  teid^ 
Derfe^eneS  (Srempiar  ge^drt  l^eute  ju  ben  @(^^en  ber  berliner 
»ibliotl^ef. 

bereits  am  19.  S)eiember  1522  mar  bie  Überfe^ung  ber  fünf 
S3u(^er  äRofeS  DoOenbet.  3n  ben  erften  SRonaten  bed  ^a^reS 
1523  »irb  fie  erfc^ienen  fein.  Unb  nod^  in  bemfelben  Salute 
(amen  mel^rere  neue  Auflagen,  aber  aud^  unbefugte  Siac^brudCe, 
jur  SluiSgabe.  SBie  bei  bem  92euen  Xeftament  fugte  er  turje 
ätanbbemertungen  l^inju  unb  fud^te  bie  Sefer  bur(^  eine  S3orrebe  in 
baiS  altteftamentlid^e  ©c^riftmort  einjuful^ren.  ffieibnad^ten  1523 
(onnte  fd^on  ber  jrneite  Xeil,  bie  Sfid^er  ^o\m  bis  (Sftl^er,  au^ 
gegeben  merben.  dm  britter  Xeil  foQte  bann  baiS  Übrige  um^ 
faffen.  3«^cffen  fal^  fic^  ßutl^er  unter  bem  ©rud(e  ber  Arbeit, 
bie  in  ben  nfid^ften  ^^l^ten  auf  il^m  rul^te,  gejmungen,  Don 
biefem  $lane  ab5ugel^en.  ®efonbert  lief)  er  jun&d^ft  ben  ^faltet 
erfd^einen,  Don  bem  er  fo  Diele  einzelne  Xeile  f(^on  frfil^er  mel^r- 
fad^  fiberfe^t  l^atte,   an  bem  er  aber  immer  mieber  Don  neuem 


»Ob  Jhiegdleutt  aud^  m  fcttgem  ©tanbe  fein  fönnett/'  285 

atkttete.  S)aran  fc^Ioj}  ftd^  bann  al^  brittet  %txl  noc^  im  ^a^te 
1524  baS  Sud^  ^iob  unb  bet  ^faltet,  bie  et  gemeinfam  mit  ben 
@))rü(l^en,  bem  ^rebiger  unb  bem  O^^^t^Ii^^^  ©alomonid  ^etaud» 
gab.  Dbwol^l  et  in  ben  nfid^ften  3al&ten  fid)  fottwä^tenb  mit 
bcn  ^topl^eten  befc^äftigte  unb  aud^  in  ben  Sßotlcfungen  Don  1524 
bid  ind  S^l^t  1527  bie  fogenannten  (leinen  ^xop^tttn  be^anbelte, 
muffte  et  um  anbetet  t(tbeit  miUen  i^te  Übetfe^ung  jutucffieden. 
(Stft  ünfang  gebtuat  bed  ^üf)xt^  1527  l^öten  n?it,  baf)  et  fte  in 
^ngti[[  genommen  l^abe. 

S^el^tete  äBcc^en  ftu^et  etfc^icn  eine  f(|öne  ptaltifd^e  ©d^tift 
Sut^eti^,  bie  m^  noc^  einmal  in  bie  SttiegSbeffitd^tungen  jutuct 
öctfc^t,;bie  beim  ©eginn  beö  @|)eietet  Äeic^Stageä  fo  weit  t)ct= 
6teitet  uiaten.  @ie  fu^tte  ben  Xitel:  „Z>b  fttiegsleute  au(^ 
in  feligem  ©tanbe  fein  tonnen",  unb  mat  butd^  Sebenten 
eines  JiittetS,  Äffa  öon  fttam,  ^etbotgetufen,  bem  e«  jmeifel^ft 
gewotben  wat,  ob  bet  ©etuf  eineö  JhiegSmanneö  mit  bem  ®lau= 
ben  eines  (S^riften  oeteinbat  fei.  £)aS  mutbe  bamalS  tote  \pattx 
nod^  oft  in  oetfd^iebenen  Sheifen,  namentlich  oon  ben  2:&ufetn, 
geleugnet.  S)em  gegenübet  jeigt  Sut^et,  mie  baS  fttiegfül^ten, 
eine  mie  gto^e  $lage  eS  auc^  mit  fic^  btinge,  bod^  auc^  ein  gott= 
getooOteS  ümt  fei,  natutlid^  nut  bann,  menn  eS  bon  bet  gott^ 
gemoQten  SDbtigteit  aus  S'^otme^t  5um  eigenen  unb  jum  @(l^u^e 
bet  Untett^nen  untetnommen  mutbe.  9ian  muffe  aud^  anfe^en, 
»ie  oiel  grS^et  bie  $lage  fei,  bet  man  mit  bem  Shiege  mc^te, 
als  bie  im  befolge  beS  SttiegeS  }u  fein  pflege.  S)abei  nimmt 
et  9nlaf),  nod^  einmal  gegen  jeben  ftampf  toibet  bie  Dbtigteit 
ftc^  ju  ettlfiten,  au(^  bet  gütften  mibet  ben  ftaifet.  S)etfelbe 
fei  aud^  bei  bet  getec^teften  @ad^e  gegen  ®otteS  Dtbnung,  fclbft 
untet  Setl^ltniffen  mie  in  gtantteic^,  mo  bet  Stönig  nad^  ben 
^atlamenten  ju  tegieten  §abe.  Äud^  bann  nid^t,  menn  et  fic^ 
einet  Setle^ung  befdgmotenet  Slttitel  fd^ulbig  mac^e,  l^be  man 
ein  Ked^t  jut  (Begenme^t.  %eif))iele  aus  bet  alten  unb  neueften 
®efd^id^te  sielet  et  jut  (Stlfiutetung  feinet  ®%  l^etan  unb  f&dt 
fd^tfe  Utteile  fibet  bie  auftül^tetifd^en  gütften  unb  namentlich 
übet  ben  aufftänbifd^en  «bei,  bet  fc^on  bem  ftaifet  SRapmilian 
baS  8eben  fd^met  gemad^t  l^be,  abet  aud^  gegen  bie  Sdnen  unb 


2M  JDb  trkg^Iettte  att4  in  fdigem  €^tanbe  febt  tSmtest." 

Sfibecfer,  bte  obwohl  ber  ftdnig  S^rifKan  Don  CfinematI  uner= 
tt&ftU(^  gemefen,  boc^  miber  ®otted  (Sebot  i^n  Detttieben  ^ttetL 
92ut  menn  ein  ^rft  »al^nfinnig  »ürbe,  l^lt  et  feine  ^bfe^ung  unb 
SBetma^tung  für  biUig. 

3ft  aber  ein  Ihieg  gerecht,  fo  foQ  ber  Sel^ndmann  ober  ®olb= 
lnc(^t,  fein  (Semiffen  ba§in  berichten,  ba|  fie  ft^ulbig  finb,  gegen 
®ott  unb  il^ren  durften  i§re  $fli<^t  ju  tl^un  unb  baft  fie  ®otte$ 
9mt  auiSri(^ten.  Xber  wenn  ber  ^ca  Unrecht  l^tte  ^u  frtegen? 
9u(^  biefe  fd^mierige  ^age  befpric^t  Sutl^er  unb  rfit,  faQS  man 
beffen  ganj  gemif(  mfire,  (Sott  ntel^r  ju  gel^ord^en  atö  ben  Sten^ 
fd^en,  unb  lieber  aQed  auf  bad  @pxtt  ju  fe^en;  ift  man  aber 
beffen  nid^t  ganj  gemif),  bann  foOe  ber  ItriegiSmann  lieber  ba§ 
Sefte  beuten  unb  ge^orfam  fein.  Xuf  biefe  SRa^nung  jum  ®e= 
l^orfam  an  alle,  S^tfien,  Xbel  unb  Sauern,  fommt  er  immer 
mieber  jurücf,  »dl^renb  man  nid^t  mfibe  marb,  il^n  einen  9luf= 
rfil^rer  ju  fc^elten. 

®le  fd^önc  Schrift  »urbe  ju  einem  iroft  für  Diele,  bis  in 
bie  neuefte  S^i^»  trug  il^m  aber  aud^  neue  geinbfc^aft  ein.  Salb 
erful^r  er,  baf)  ber  unruhige  Sbel,  bem  er  fo  fd^arf  xn^  (Sewiffen 
gerebet,  il^m  barfiber  ^ürne.    (&x  ^tte  ed  ni(^t  anberd  ernmttet. 


2.  Kapitef. 
Die  tttfitation  ttnb  Me  AaU^iamtn. 


S)ie  Sßifitation^angelegenl^eit  mar  nidgt  aufgegeben,  fie  tul^te 
tiur.  3m  3anuar  1526  l^attc  man  aud^  jd^on  einen  Meinen  änfang 
^emac^t  im  ^mte  Sorna,  wo  ©palatin  mit  bem  Zottigen  ®e(eitö:^ 
tnann  üifitiette.  ®inen  jmeiten  %erfud^  mad^te  man  bann  unter 
gül^rung  Der  beiben  ©eiftUc^en  Dr.  "^o^am  ®ralo  unb  griebrid^ 
^^coniuS  im  tpringifd^en  Amte  lenneberg  lurj  üor  Dftern.  ©ie 
babei  gefammelten  (Srfal^rungcn  »aren  nid^t  gerabc  ermutigenb, 
^ud^  fragte  cS  fid^,  wie  weit  man  burd&bringen  würbe,  benn  bie 
^el^rjal^l  ber  ^faneien,  namentUd^  im  2:l^uringijd^en,  unterftanb 
bem  ^atronat  abeliger  Ferren,  bie  fid^  längft  nid^t  afle  fd^on  jum 
^oangelium  betannten.  S)od^  waren  jene  ^ifitatcren  mel^r  als  je 
Don  ber  SRotwenbigleit  beS  aSifitationSwerleä  uberjeugt.  ^f)xtm 
(Sinfluf)  wirb  eS  jujufc^retben  fein,  wenn  ber  fturfurft  am  24.  ^\xnx 
1526  no^  befonberS  ben  abeligen  Patronen  aufgab,  bie  n^on 
gelehrten  unb  fd^rifttunbigen  SRfinnern  t)erfa|)te  (SctteiSbienft:: 
orbnung"  il^ren  ®eiftlid^en  öorjulegen  unb  fie  ju  crmal^nen,  ba3 
äBort  ®otteS  nad^  bem  wal^ren  unb  d^riftlic^en  @inn  ju  prebigen. 
gallS  bie  ®eifili(^en  baju  nid^t  imftanbe  wären,  feilten  fie  „auS 
ber  5u  SBittcnberg  gebrudtten  ^oftille''  bem  SJolfe  üorlefen.  ßutl^erS 
9{ame  wirb  in  beiben  gfiOen  nic^t  genannt,  ein  neuer  SeweiS 
bafur,  wie  man  fid^  bamate  8Rfi§e  gab,  jwifd^en  il^m,  beffen  3ia= 
men  fo  ücrJ^fet  war  wie  niemals  borl^er,  unö  ber  eDongelifc^en 
®ad^e  JU  unterfd^eiben  unb  aOeS  ju  Dermeiben,  was  bie  le|tere 

Steltt,  entleer,  n.  16 


288  9)ot»enbigtdt  bet  8ifUatton. 

fd^fibtgen  fonnte.  Son  itgenbmeld^em  (Srfolg  toitb  bie  Slaf^ccgd 
i4»^I^  gemefen  fein.  @o  Diel  man  in  Wittenberg  ^dtte,  tt>ur= 
ben  bie  Cinge  immer  fd^limmer.  9lii(ftt(^td(od  fingen  bie  abeligea 
C^erren  an,  bie  ftloftergüter  unb  manc^  Stir(^engut  an  ft(^  ja 
bringen,  ol^ne  irgenbmie  für  bie  firdgUilien  Seburfniffe  Sorge  ja 
tragen,  unb  bad  ®<^limmfte  toar,  baft  bad  8anbt)oIt  bie$  (aum 
empfanb.  Um  fo  fc^verer  trug  Sut^  baran.  92a(^  einem  ^al^re 
faftte  er  fid^  enblic^  »ieber  ein  C^  unb  forberte  nad^  üorl^ger 
atucffprad^e  mit  bem  Stanjler  Srfid  ben  fturfurften  t>on  neuem 
auf,  bie  fo  notmenbige  Stfitation  enblid^  Dorjunel^men.  @eiit 
16rief  Dom  22.  9{obember  1526  Hingt  fel^r  trüb.  S3on  ben  (Sr^ 
mad^fenen  l^offte  er  menig  mel^r:  „S^oQen  bie  filteren  ja  ni<^t, 
mögen  fie  immer  jum  2eufel  J^infal^ren."  8ber  für  bie  Sugenb 
mu%  man  forgen,  um  fie  in  (SotteiSfurc^t  unb  3u<^t  ju  leiten, 
unb  bad  ift  @ai^  ber  Dbrigfeit,  meil  fonft  ein  (Sefd^led^t  toUber«. 
lofer  Seute  aufmac^fen  mürbe.  Cer  pfipfUid^e  unb  geiftli(^  3t^<in9' 
fd^reibt  er  bem  Shtrfurflen,  fei  aM  in  feinem  Sanbe;  aOe  Rlöfter 
feien  i^m  atö  bem  oberften  {)au{}te  jugefaQen,  bamit  au(^  bie 
^flii^t  unb  bie  Saft,  biefe  Dinge  ju  orbnen.  (Sr  empfiehlt  Dier 
SRfinner  jur  ißifitation  abjuorbnen,  Don  benen  jmei  bie  mirtfd^aft^ 
U(|en  Serl^itniffe ,  bie  beiben  anbem  bie  Seigre  unb  bie  ^erfonen 
prüfen  unb  aud^  fd^on  unter  S3ermenbung  bed  9ird^en=  unb  ftlofter^ 
guteiS  92euorbnungen  Dornel^men  foQten.  Semerteni^mert  ift,  mie 
Sutl^er  feine  gorberung  lanbeiSl^enlii^en  (Eingriffe  mit  ber  bem 
gfirften  obliegenben  @orge  für  bie  (Srjie^ung  begrunbet.  SBie  ber 
Sanbe^^en  feine  Untert^anen  jmingen  (ann,  SrfidCen,  @tege  unb 
SBege  ju  bauen,  fo  fofl  er  „als  oberfter  öormunb  ber  3«9«ib 
unb  ader,  bie  eiS  beburfen,  bie  Untergebenen  auif  mit  (Scn>alt 
baju  anhalten,  ©deuten,  $rebigtftul^le  unb  $faner  ju  leiten". 

2)er  Shtrfurft  Derfprac^  bad  Sefte,  mar  au<^  fidler  miOig«  aber 
bie  Beraubung  bes  $ttr(^engut$  burc^  ben  9ibe(  bauerte  fort,  ol^ne 
baf)  man  bagegen  eingefd^ritten  m5re.  Sutl^r  t^at,  maS  er  tonnte. 
9te  Shtrfurft  Sol^ann  um  ]ene  Qtxt  einmal  in  Wittenberg  mar, 
erjtoang  er  fid^,  ben  C>5flingen  jum  Xro^,  Sutritt  in  bed  dürften 
@d^lafgema(^,  um  il^m  perfdnlid^  SSorfteQungen  ju  ma(!^n.  6^ 
frud^tete  nic^t  Diel.    (Sd  fei  nid^t  baran  ju  beuten,  flagte  ßutl^r. 


2)ic  ^ombetget  ^id^enorbnung.    Souibeit  ton  ^i»ignon.         289 

baf)  ber  ftutfurft,  mie  fein  Srubet,  bte  Kegietung  felbft  ausüben 
toetbe.  ®ut  unb  treu,  mie  er  fei,  l^ielte  er  auc^  anbere  bafur  unb 
Uef)e  fid^  befd^ma^en.  Unterbeffen  trieben  bie  großen  Ferren, 
bie  fid^  unter  bem  Cedmantel  beS  (SDangeliumS  am  ftird^engut 
bereicherten,  i^ren  ®))ott,  als  bie  argften  geinbe  beä  (Evangeliums, 
biefelben  ßeute,  bie  frfil^er  «in  i^rer  grömmigleit",  bem  »urfurften 
^ebrid^  glaubten  miberfprec^en  ju  foUen.  2)aS  »urmte  il^n.  (Sr 
iouf)te  leinen  Stat  mel^.  Unb  fd^on  backte  er  baran,  um  jene  dffent^ 
Ud^  blofüufteOen,  burd^  eine  ©d^rift  ben  Sturfurften  ju  anberer 
aßemmltung  ber  ftlöfter  aufiuforbern,  maS  er  bann  bod^  unterlief}. 
Slu(^  eine  SRa^nung  ber  Unioerfitat  an  ben  fturfurften,  bie,  »ie 
eS  fd^eint,  auc^  bie  92otmenbig(eit,  ben  Sann  mieber  aufjurid^ten, 
l^erborgel^cben  l^atte,  führte  nur  ju  SSerfpred^ungen.  Sie  gro|)e 
politifd^e  Sebeutung  ber  ®ad^e,  bie  benn  bod^  jumal  nac^  ben 
legten  8leid^ätagSbef<^lüffen  reiflid^er  Überlegung  beburftc,  war  ßutl^er 
unbefannt.  Unb  bie  @aumfeligfeit  im  eigenen  Sanbe  mod^te  il^m 
um  fo  unerträglicher  erfd^einen,  als  man  anbermärts  weniger  bebent^ 
Ixdj  war. 

(Sin  Sanbtag,  auf  bem  ber  Sanbgraf  feine  ®t5nbe  unb  feine 
(Beiftli<^teit  im  Df tober  1526  ju  {)omberg  t^erfammelte,  befd^lofc  bie 
9teformation  beS  Mfif^^n  ftird^enwef^nS.  Stabitaler  tonnte  man 
laum  t)orgel^en,  als  eS  in  einer  alsbalb  t?erfa|ten  Stird^enorbnung 
geplant  mürbe,  an  ber  ein  frul^erer  ^ani^isfaner,  ^anj  Sambert 
t)on  Sioignon,  ber  aud^  eine  3^it  lang  in  Wittenberg  gemefen  mar, 
ben  mefentlid^ften  Slnteil  l^tte.  ®ie  bejmedtte  (eine  Sieformation, 
foiibem  eine  auf  breitefter  (Srunblage  gebadete  9{euorbnung  beS 
ftirc^entumS.  Stit  il^ren  aus  Saien  unb  (l^eiftlic^en  jufammen^: 
gefegten  ftörperfd^aften  (ßnnte  biefe  (onfequentefte  S)urd6fu^rung  ge^: 
miffer  reformatorifd^er  (Sebanten  nod^  l^eute  für  eine  et^angelifc^e  Drb= 
nung  beS  (iiemeinbelebenS  als  Dorbilblid^  erfd^einen.  SSkiS  il^r  aber 
fel^lte,  mar  bie  ÜMfii)t  auf  bie  tl^tffi^lid^en  S3er^ltniffe.  S)af) 
fte  in  ben  meiften  fünften  auf  unmittelbaren  Slnregungen  Sutl^erS 
fujtte,  ift  unbertennbar,  aber  il^r  S3erfaffer  ging  bod^  atlentl^lben 
meit  über  il^n  l^inauS  unb  l^ielt  bie  3^it  ffit  fd^on  getommen,  eine 
Stirere  )7on  nur  maleren  S^riften  aufzurichten,  in  ber  man  im  ^n^ 
fd^lttf)  an  a))oftolifd^e  Sorbilber  eine  ftrenge  ftird^en^ud^t  ausüben 

16* 


240  Sttt^  UrteU  tarftber. 

(önne.  Unb  »d^renb  Sutl^  für  ben  %aü,  baf)  einmaf  feiere 
(S^riften  Dotl^anben  iD&ten,  bctattige  S^eolgemeinfc^ften  nur  in 
Keinen  Streifen  fut  möglit^  l^ielt  unb  ber  Sieinung  war,  bafi  fie 
bann  nic^t  üielet  formen  bebutfen  mürben,  maren  fte  l^ier  als  t>a$ 
92ormale  für  ieben  Drt  in  S(udfi<^t  genommen,  unb  l^tte  man 
befonberd  für  bie  ftfinbigen  S3ifitationen  eine  gro{)e  SRenge  Dtelfoi^ 
red^t  umftfinbUd^er  Sefiimmungen  getroffen,  bie  teilmeife  an  &^n- 
lii^e  (Siurid^tungen  in  ben  DrbenöDerfaffungen  erinnern. 

«uf  ffiunf(§  beö  ßanbgrafen  foUte  ßutl^r  barüber  ein  ®ut= 
achten  abgeben.  S)a$  mar  il^m  unbequem.  (Sr  mifc^te  fid^  ni(^t 
gern  in  bie  (frd^Uc^en  Angelegenheiten  au^mfirtiger  Sanbfc^aften, 
mo  aud^  eoangelifd^e  $rebiger  m&ren,  bie  barüber  befinben  Idnnten. 
92ur  auiS  Sorge,  man  fSnnte  bie  l^effifd^e  ftird^enorbnung  auf  feinen 
Stat  5urü(ffu]^ren,  antwortete  er,  inbem  er  il^re  S)rucl(egung  unb 
aQfeitige  (Sinffil^rung  mibeniet.  (Sr  l^ielt  eä  für  ju  fül^n,  „einen 
folc^en  C^aufen  ®efe|e  mit  fo  mdd^tigen  S&orten  einjufül^ren'',  unb 
mo^l  nid^t  ol^ne  StüdCfid^t  auf  ben  93erfaffer  jener  SDrbnung  etllfirt 
er  fid^  gegen  baS  S3erfa^ren  berer,  r^bie  bei  fi(^  felbft  fi^en  unb 
malend  mit  Sßorten  unb  (Bebauten  ab,  mie  ed  gelten  foQte'',  aber 
bie  Audfül^rbarteit  nid^t  überlegen,  ^c^  mififiel  il^m  bie  Uni= 
formitfitSfuc^t.  3«  f^i"^^  SBeife  oermeift  er  auf  SKofeö  unb  an= 
bere  (Sefe^geber,  bie  nur  fold^e  (Sebrfiud^e  ju  (S^efe^en  erl^oben  litten, 
bie  fd^on  Ifingft  in  Übung  gemefen  feien.  SBie  frül^er  betont  er, 
es  genüge,  menn  etma  einjelne  Pfarrer  fid^  berbanben,  eine  gemiffe 
Orbnung  einjul^alten,  bie  man  bann,  menn  fid^  bie  anberen  bem 
angefd^loffen,  in  ein  tlein  Süd^lein  faffen  tonnte.  S3ei  aQen  (9e= 
fe^en  l&ätten  \xä)  (Erweiterungen  unb  SßerboIKommnungen  mit  ber 
Seit  üon  felbft  ergeben. 

Unb  Sanbgraf  ^^ilipp  folgte  bem  Siate.  S)ie  fogen.  C^om:: 
berger  ftird^enorbnung  ift  atö  ganjed  nie  eingefül^rt  morben.  S)en 
SJifitatoren,  bie  ber  gürft  ju  ^fingften  1527  aborbnete,  gab  er 
auf,  ben  ®emeinben  ju  bebeuten,  baf(  man  injmifd^en  eingefel^en, 
«bafe  feine  beffere  Drbnung,  gorm  unb  SBeife  toorjugeben  fei,  benn 
baiS  Sßort  (Sottet  an  il^m  felber  mfire''.  2)aran  foQe  man  ftd| 
l^alten.  ®))£ter  nal^m  man  bie  fäd^fif(!§en  Sinrid^tungen  jum 
»iufter. 


Äutfürptt*e  Snptuftion  für  bic  ^Jifitotoren.  241 

3cttc  Siufictunflcn  ßut^er^  laffcn  crfcnncn,  »ie  er  [id^  audj  jefet 
nod^  ba§  aflmal^Uc^c  @nlftc§en  neuen  lirc^lic^en  ßebenS  bat^te, 
rnenn  erjt  bie  SSifitation  butd^  eine  aufeerlid^c  SReuorbnung  bcr 
^fanüerl^altniffe  bic  SRöflUc^leit  baju  flefd^affen  l&atte.  «bcr  ba§ 
gel&ött  ju  bem  Iragifd^en  in  ßutl^er§  ßeben,  bafe  bic  ptaltifci^en 
Sefotmcn  cigentlid^  immer  anber§  auffielen,  aU  er  fie  gewollt 
l^atte  unb  er  baran  nid^tö  änbern  tonnte  unb  nur  bcr  Hoffnung 
fid^  getröften  mufete,  bafe  eine  f})ätere  3^it  feine  ®ebanten  jur 
Steife  bringen  werbe. 

ai§  bie  fäd^fifd^e  aSifitation  bann  »irMid^  im  3wli  1527  il^ren 
Anfang  nal^m,  fc^lug  fie  aldbalb  3Bege  ein,  bie  fd^wcrlid^  ganj  im 
Sinne  fiutl^crö  waren.  ®ic  lurfurftlic^c  S^ftrultion  für  bie  S}ifi= 
tatoren  cntl^ielt  boc^  aud^  einen  C^^^ufcn  ®efefte  unb  barunter  SSer= 
oxbnungenv  bie  ßutl^erg  Änfic^ten  fc^nurftradts  juwiberliefcn.  ®er 
gurft  bemerltc,  e§  fei  nid^t  feine  SRcinung,  „jemanb  ju  ücr= 
binben,  wa§  er  l^alten  unb  glauben  f  oll 'S  aber  auö  Sorge 
toor  Sotten  unb  Selten  berorbnete  er  fogar  bei  8aien,  bie  „ber 
©aframent  l^alben  ober  fonft  im  (Slauben  3trtfimer  ücrbcit^tig" 
wären,  eine  Art  üon  S^Qwifition  §infid^tlid^  il^reS  ®laubenaftanb= 
punites,  unb  bebrol^tc  bieienigen,  bie  fic^  nid^t  belel^ren  wollten, 
mit  Sanbegbcrwcifung.  @o  f(^nell  §attc  man  fid^  jc^t  am  Iur= 
fürfttid^en  ^o^t  in  bie  neuen  Sefugniffe  gefunben.  an  irgenb= 
wetd^c§  SScrl^anbeln  mit  ben  SBifd^öfen  wirb  gar  nid^t  gebadet. 
3n  bielen  fünften  tritt  ber  gürft  fc^on  jefet  flillfd^weigenb  in 
il^re  8le(^te.  (gr  lafet  bic  ^aroc^icen  je  nad^  ©ebfirfnia  bergröfeern 
ober  oerlleinern.  3^  i>^«  einjelnen  Sejirlen  follen  ®uperatten= 
benten  als  ftfinbige  SSifitatoren  eingefeftt  werben,  üor  beren  gorum 
au(^  in  erfter  Suftanj  bie  S^efac^en  gehören,  wä^renb  er  feinen  ?lmt- 
leutcn  unb  fc^liefelit^  pd^  felbft  in  allen  fd^wierigen  gällen  bie 
le^te  ©ntfd^cibung  borbcl^ält.  "^n  ber  Jbat,  würbe  bie  SSifitation 
fo  au^gefü^rt,  wie  e«  bie  S^fttultion  juliefe,  fo  bebeutete  fie  nic^t 
nur  eine  ooBftfinbige  SReuorbnung  bcr  lird^lid^en  unb  jum  Jeil  ber 
fojialen  aSerl^&ltniffe,  fonbern  ganj  befonberS  gegenüber  bem  äbel, 
.befjen  ^atronat^red^tc  fd^on  ^auSmann  jwei  3al^rc  frfi^  wefent= 
Mä)  eingefd^ranlt  wiffen  wollte,  eine  fel^r  cr^eblid^e  (grl^Sl^ung  ber 
ffirftlid^en  ®ewalt. 


242  BufU^A^^  in  ben  (akmeinben. 

Wm  lote  menig  (annte  man  aud^  je^t  nod^  bie  93et]^(tnt)fe, 
mit  benen  man  ed  ju  t^un  l^tte. 

^n  X^ütingen  fo0te  bie  S3ifitation  beginnen.    9}ier  fRannet 
l^tte  ber  ftutfutft  baju  berufen,  ben  und  fc^on  befannten  $Kin§ 
Don  ber  $(ani^,  einen  anberen  SUtter,  %dmu$  Don  CKiubi^,  ben 
fünften  öi^on^muö  ®(|uTff  unb  ald  Sinologen  ^fßpp  IRetanc^ 
tl^on.    3^^^  (Srfal^rungen  maren  bie  aOertraurigften.    ft&a^  fanb 
man  nic^t  aded  für  Seute  atö  Pfarrer,  bie  auf  frummen   ober 
geraben  SBegen  ins  %mt  gelommen  maren,  Seinmeber,   Söttd^er, 
3iegelbccfer,  ©arbiergefeßen,  Jtnod&enl^uer,  $Wrf(^ner  —  c5  gab 
(aum  ein  ^anbmeit,   maS  nic^t  oertreten   gemefen   mfire.     S)ad 
maren  nid^t  etioa  fold^e,   bie  fi(^  unter  bem  „neuen  (Soangetium" 
ya  Pfarrern  aufgetootfen  Ratten,  fonbem  fomeit  erfid^tlii^,  ftammten 
fie  au^  ber  guten  römifd^en  Qüt.    S)a  mar  unter  anbem  ein 
Pfarrer,  ber  auf  bie  ^age,  ob  er  bie  jel^n  (Sebote  leiere,  ant= 
morten  tonnte,  er  l^be  bad  S3ud^  nod^  nid^t  erl^alten.    äßoju  l^tte 
ed  bie  römifc^e  SBirtf(i^aft  fommen  (äffen!  grüner  mod^ten  nod^  bie 
9{önd^e,  bie  ja  überaQ  für  baS  religiöfe  geben  wichtiger  maren 
al^  bie  92c|{)riefter,  einen  menigftend  dulerlid^  l^eilfamen  ®influ|s 
ausgeübt  l^aben.    Unb  gemif)  mar,  a(d  aud^  biefe  fehlten,  ba  in 
ben  feltenften  gfiDen  auf  bem  Sanbe  fogleidb  «in  eoangelifc^er  ^re= 
biger  jur  Stede  mar,  bie  tirc^lic^e  S^d^t  unb  Orbnung,  mo  fold^e 
uberl^upt  borl^anben   gemefen,    nod^   mel^r   in  Verfaß   geraten. 
S)affir  maren  @d^mfirmer  unb  ®e(tierer  gelommen  unb  litten  \fyc 
ffiefen  mit  nur  ju  gutem  (Srfolge  getrieben.    ?lber  mie   menig 
fird^lid^ed  Semufjtfein  muffen  fie  Dorgefuuben  l^aben,  menn  e5  i^ncn 
fo  balb  gelang,   in  unfcrcm  fo  lonferoatio  gerid^tcten  ©auemüoK 
icben  ®inn  für  lird^Ud^e  ^fiid^t  unb  Drbnung  ju  tilgen!    SKan 
fanb  nid^t  menige  »inber,  bie  nid^t  getauft  maren.  ©ie  Unlenntni« 
in  ben  einfad^ften  ®runbmal^rl^eiten  bed  d^rift(i(^en  (Klaubend  mar 
eine  gerabeju  erftaunlic^e,  nic^t  minber  bie  Abneigung,  etmad  }u 
lernen.    (Sine  ®emeinbe  meigerte  fi(^,  bad  93aterunfer  ju  lernen, 
toa^  i^x  alfo  unbclannt  gemefen  fein  muf>,  —  „meil  ed  ju  lang 
fei".    Die  Sfunbe  oon  bem  „©oangcUum*'  befc^rfinlte  fid^  an  oielen 
Orten  barauf,  ba|  ed  mit  ben  guten  SSerfen  nid^td  fei  unb  bafi 
man  nur  bie  SSergebung  ber  ©unben  prebigen  muffe.    83on  ben 


aRetatuj^tl^ond  8irttatton9etnbtü(ie.  24S 

^cbingungen  berfelben  l^ötte  man  nid^tö  unb.  modte  man  nid^t4 
§dren.  Unb  ba  man  gemeint  tx>ax,  bie  je^t  Detmotfencn  ®enug= 
t§uun9«»etfc  mit  bct  ©ufec  in  SSctbinbung  ju  bringen,  fo  foBtc 
auc^  i^on  biefet  nic^t  bie  Siebe  fein.  S)te  fc^limmen  folgen 
tonnten  nid^t  ausbleiben:  mo  man  fid^  überhaupt  um  biefe  fragen 
tummerte,  (ebte  man  fid^  in  eine  {)eitöfid^etl^ett  l^inein,  mit  bec  ein 
itneoangelifd^eS  Seben  im  f(^ärfften  SBibetfpruc^  ftanb.  Sutl^et 
l^tte  tec^t,  feine  {Hoffnungen  nur  auf  bie  S^S^nb  }u  fe^en.  SBie 
bie  3uftänbe  maren,  muffte  es  Generationen  bauern,  bis  mirliid^ 
epangelifd^eS  geben  im  beutfd^cn  93ol(e  gegrfinbet  mar. 

üuf  SRelanc^tl^on  machten  biefe  neueften  (Srfal^ningen,  mie 
^on  bie  Vorgänge  beS  ^ofyct^  1525  einen  nad^l^Itigen  (Sinbrudt. 
®ie  ganje  (Sntmid(elung  l^atte  ol^ne  Qtoti^d  einen  bem  friebenS= 
beburftigen  C^umaniften  unf9m)>atl^if(^en  Verlauf  genommen.  (SS 
ift  fraglid^,  ob  er  jemals  Sutl^erS  ©a^  DoO  unb  ganj  anertannt 
f^t,  M{(  es  ba,  voo  baS  Süangelium  ge{}rebigt  mirb,  ni(i§t 
ol^ne  ftampf  unb  @treit  abgeben  fönne.  9ß5§renb  man  aUent- 
balben  ans  übbred^en  ober  92eubauen  ging,  tonnte  er  ernftlid^  ber 
Hoffnung  leben,  bafe  man  bicfleic^t  bie  freie  ^rebigt  beS  ®Dan= 
geliumS  erlitten  tonne,  menn  baneben  bie  S^temonteen  nid^t  geänbert 
mürben,  ol^ne  ftc^  llar  ju  mad^en,  »ie  menig  baS  nod^  ausführbar 
mar.  ®cm  Sanbgrafen  ^^ilipp  riet  er  im  September  1526,  Don 
'bzn  alten  S^temonieen  fobicl  als  möglich,  ja  beinal^e  adeS  um  beS 
^ffentlid^en  ^iebenS  miden  beftel^en  ju  laffen. 

3eftt  fönte  er  felbft  ^ani  anlegen,  eine  9?euorbnung  ber  tird^= 
lid^en  ^erl^ltntffe  in  ben  fäc^fifc^en  Sanben  anjubal^nen.  äBaS 
er  ia  in  2:l^uringen  erlebte,  beftartte  in  il^m  bie  Überjeugung,  bajj 
eS  ber  grö{)ten.@il^onung  beburfe,  baf)  mand^S  einftmeilen  bleiben 
muffe,  maS  eine  gereif tere  (SrtenntniS  anberSmo  bereits  abgetl^n 
i^tte,  bajs  CS  in  Dielen  ©tudfen  nötig  fei,  auf  ben  tieften  beS 
alten  neu  }u  bauen  unb  eS  bor  aOem  barauf  antomme,  burd^ 
eine  nad^brudClicbe  $rebigt  ber  Sujje  in  bem  oeno^ten  ißolte  baS 
®unbenbemuf(tfein  ju  medten,  el^e  bie  eDangelifd^e  ^eil^it  aOfeitig 
JU  il^rem  Steckte  tommen  burfte. 

Unter  biefem  mefentlid^  pdbagogifd^en  Geftd^tSpuntte  finb  bie 
bamals  Don  Steland^t^on  Derfaf)ten  S3ifitationSartiIel  ju  beurteilen. 


244  2)ie  8ifltatton9aTtilet 

(Sine  lateinifd^e  SSpratbett,  bie  Don  unbefugter  fyvxi  betdffentl^t 
»arb,  enegte  grofted  Siuffel^n,  unb  ma$  man  jugleid^  t>on  beüi 
Setfal^en  ber  Sifttatoten  erfüllt,  oie  fie  bie  SBuJie  ge)>tebtgt 
tviffen  moQten,  bot  bem  @<i^e(ten  auf  ben  ^apft  unb  feine  ^tieftet 
toarnten,  manc^eiS  fogar  miebet  auftid^teten,  »ad  in  9[6gang  ge^ 
tommen  mar,  gab  Snlaf)  ju  aOerlei  Cetebe.  S)ie  $a))iften  txtum^ 
))l^ierten,  ,,man  trotte  jurucf'',  man  moOe  bie  alte  83u|pro]cid 
oiebet  aufrichten.  ®o  ffird^tete  man  au<^  in  ebangelifc^n  Steifen. 
@(^on  am  19.  Suguft  muffte  Sutl^er  ®pa(atiu  betul^igen:  bie 
fpätet  fogen.  Sifitationdattifei  feien  fe^t  fii^ön,  er  »ünfi^e  nur, 
ba|  fie  fo,  mie  fie  Dorlägen,  aud^  jur  ^uSfu^rung  tarnen,  ^uäf 
ber  fturfurft  mar  bebentlid^  gemorben.  ^Id  er  am  30.  (September 
bie  Steinfdgrift  ber  Xrtitel  an  Sutl^er  jur  S)ur<^fic^t  überfanbte, 
erflfirte  er  ed  für  ratfam,  9Re(and^t^on$  ^(udlaffungen  über  bie 
92otmenbigfeit  ber  S3u|)e  mit  einem  S^fa^  ju  Derfel^en,  ber  ben 
Unterfd^ieb  Don  ber  römifd^en  Seigre  erläutere.  Sutl^er  fal^  bad 
®anje  mit  Sugenl^gen  no(^  einmal  burd^,  änberte  aber  nur 
toenig,  mol^l  aud^  bedl^alb,  meil  eS  äReland^tl^ond  Arbeit  xoar. 
„Vlit  Sbfic^t'^  fd^reibt  er  an  ®{}alatin,  „f^bc  ic^  einiget  nidgt 
Derbeffert,  bamit  ed  nid^t  ald  mein  gunblein  erfd^eint.''  ®oOe 
eine  gewiffe  Uniformität  entftel&en,  fo  ginge  c5  eben  nic^t  an,  baj} 
jjeber  auf  feinem  Jlopfe  beirre.  Unb  ba5  äiü^men  ber  8Biber= 
mfirtigen,  fd^rieb  er  am  12.  Dttober,  foQe  man  für  nid^td  achten. 
(Sä  l^anble  fid^  je^t  ja  a\xä)  nur  barum,  einen  Slnfang  ju  ma^en 
unb  ben  Samen  auSjumerfen,  fpätcr  werbe  man  no(^  genug  aus= 
jujjäten  l^aben. 

3nbeffen  brol^te  ber  Änftofe,  ben  3ö§.  ägricola  oon  (Siöleben 
an  äReland^t^onS  Sludlaffungen  nal^m,  ju  einem  ernftlidEien  Streit 
unter  ben  (Böangelifc^en  fclbft  ju  ffil^ren.  ffiir  »iffen  ni(^t,  »ie 
meit  etma  gefrfintter  (Sl^rgeij  ober  aud^  (Siferfuc^t  gegen  9Relan(^:= 
tl^on  bie  @d^drfe  feines  Sluf tretend  beeinf(uf)te,  (ebenfalls  erregte 
il^m  beffen  Sel^rmeife  fd^mered  Sebenten.  tiefer  modte,  fi(^tlid^  im 
j)&bagogifd^en  3wt^^^ff^r  ^i^  ^rebigt  bed  (Sefefted  unb  ber  unter 
ben  @(^red(niffcn  bed  ®emijfen§  ju  erjielenben  S3ufee  unb  bie 
^rebigt  bed  ®oangeliumd,  ald  ben  Ctuetlpuntt  bed  (Staubend,  ber 
jene  jur  SSoraudfeftung  l^be,  audeinanber  gel^alten  »ijfen.  «gricola 


S)iffeten}  mit  Sodann  ^gricota.  245 

meinte  bagegen,  ia^  bic  SSufee  au§  Siebe  5ur  (Sered^tiglcit  (Sotteö 
^etDorgel^en  mfiffe,  fo  bafe  bet  (Slaube  Da5  primdre  »fite.  ®e= 
nauer  ift  il^m  ber  Einfang  be§  neuen  8eben§  roefentlit^  8ifi§rung 
über  bie  äBol^ltl^ten  ®otte$,  S9uf)e  n^efentlid^  bcr  Stampf  gegen 
bic  bem  (S^riften  no(6  anl^aftenbe  @ünbe,  eine  ^nfc^auung,  bic 
nur  ju  leidet  ju  einer  gemijfen  SSerfiaci^ung  beS  ©d^ulbbewufetfeinö 
fuhren  tonnte  aber  in  bem  S^^tereffe  begrunbet  »ar,  ba^  ^dl 
lebiglid^  auf  bie  göttlid&e  ®nabe  ^urucfjuful^ren.  @r  berief  fid^ 
babei  auf  8ut§cr,  unb  biefer  §attc  aflerbing^,  um  einer  ge= 
»iffermafeen  felbftffic^tigen,  nur  au§  gurd^t  üor  ber  ©träfe  er= 
»ad^fenen  S3ufee  unb  um  ber  fd&olaftifd^en  SReinung  entgegenjutreten, 
als  fönne  aus  einer  gerinflioertigcn,  burd^  gurd^t  l^erborgerufenen 
S3ufee  eine  Sufee  um  ®otteö  »iUett  fid^  entwidfeln,  in  feinem  „®er= 
mon  öon  ber  ^Bufec"  (1518)  unb  öfter  bie  wal^re  ©ufee  au3  ber  Siebe 
JU  ®ott  abgeleitet,  ©er  grofee  Unterfd^ieb  »ar  aber  ber,  bafj  Sutl^er 
bamit  bie  \>tix  ©unber  ftrafenbe  ^rebigt  be§  ®cfefte«  nid^t  au^ 
gefd^loffen  »ifjcn  »ollte,  mäljrenb  ?lgricola  eine  prinjipiefl  anbere 
Stellung  jum  ®efe^,  namentlich  bem  ©etalog  einnahm  unb  im 
®runbe  genommen  feine  Sßerwenbbarleit  in  ber  ebangclifd^en  ^re= 
bigt  unb  Seigre  leugnete,  ©iefer  leftte  grojje  Unterfc^ieb  mar  jebod^ 
laum  nod^  l^erDorgetreten.  Slgricola  legte  noc^  9ßert  barauf,  mit 
Sutl^er  übereinjuftimmen,  unb  biefer  mar  geneigt,  in  ber  ©ifferenj 
mit  SReland^tl^on  mel^r  einen  SBortftreit  ju  feigen.  Söei  einer  münb= 
lid^en  SBcrl^nblung,  bic  auf  SBeranlaffung  be§  Shirfütften  ffinbe 
3Jotoember  in  lorgau  ftattfanb,  lam  es  ju  einer  Sßerftänbigung. 
SKan  erfanntc  ba  an,  bafe  aflerbingS  ein  gemiffer  ®(aube,  namlid^ 
ber  aflgemeine  ®laube,  bafe  ®ott  fei,  brol^e  unb  ftrafe,  baS  pri= 
märe  fei,  inbem  biefer  jur  S3ufee  gehöre;  aber  baüon  muffe  ber 
erft  nac^folgenbe  ret^tfertigenbc  ,®laube  unterfc^ieben  »erben, 
unD  menn  man  öom  ®lauben  fpred&e,  fei  tb^n  biefer  fpejielle 
®laube  gemeint.  ®o  »urbe  bic  ®ad^e  auc^  in  ben  SSifitationS= 
artileln  gefafet. 

aielottt^tl^on  l^offte,  ber  bon  il^m  gcfc^äfete  fd^arffinnige  Siann, 
ber,  tt)ie  man  wiffe,  eine  gemiffe  greubc  an  feinem  gunblein  ^be, 
merbc  fi^on  einmal  ber  ©pi^finbigteitcn  uberbrüfjig  »erben  unb 
es  einfe^n  lernen,  »ic  nü^li^  aber  auc^  »ie  fd^»er  eS  fei,  red^t 


246  ^e  Wfi\dtin  8i{itati0it9oTttfet 

einfach  ju  leiten  unb  ftd^  bei  ^{fungdfraft  bet  Stenge  re<^  an= 
jupaffen,  mie  er  befttebt  nxtr.  Slbet  barin  hrrte  er  ft<^.  9Iut  änfl= 
»eilen  (am  bie  @a(^e  jur  9lu§e,  um  fpfiter  um  fo  fd^ioaere  Stumpfe 
5u  berurfai^. 

(Srft  na(^  langer  Überlegung  mürbe  bie  fragliche  &fyA% 
„Untenii^t  ber  S3ifttatoren  an  bie  ^farrl^en  im  Shtifurftentum 
}u  Sac^jen"  ausgegeben,  unb  fie  ifl  nid^t  am  menigflen  ba= 
burc^  wichtig,  baf(  fie  bom  C^ofe  l^auSgegeben  mürbe.  SiS 
jule^t  l^tte  man  baran  gednbert  unb  gebeffert,  benn  bie  htrfurfl: 
lid^en  ätfitc  maren  fid^  ber  Xragmeite  ber  ganjen  @a^  bemul^. 
ffienn  j.  C  bie  urf))runglid^  in  üuSfit^t  genommenen  Sefiim= 
mungen  über  SßerlöbniS  unb  (Sl^  beibe^lten  morben  lo&ren,  fo 
mfire  man  mit  bem  fogen.  (aiferlid^en  Steckte,  melc^eS  bie  fano= 
nifc^en  (S^gefe^e  in  weit  grdjterem  Umfange  anertannte,  a(^  bie§ 
i^t  gefc^el^en  follte,  in  grof^en  Sßiberfpruc^  geraten,  infolge 
befjen  fa^  man  babon  ab.  Sutl^d  Sunfc^  mare  eS  aui^  ge= 
mefen,  ba|  man  in  allen  biefen  fingen,  um  bem  einjelnen  galle 
gerecht  ju  werben,  ben  (Sciftlid^en  einen  gröf^eren  Spielraum  ge= 
laffen  l^tte,  nac^  il^rem  (Semiffen  ju  entfc^eiben,  aber  er  lieft  ft(^ 
fiberftimmen.  Unb  eS  mar  fc^on  biel,  baft  man  barauf  einging, 
einen  ^affuS  auf junel^men ,  ber  benjenigen,  meldte  in  il^em  (Se= 
miffen  nodg  ntc^t  feft  genug  maren,  um  baS  Slbenbmal^l  unter 
beiberiei  ®eftalt  ju  feiern,  noc^  einftmeilen  ben  (Smpfang  be§ 
@atrament$  unter  ber  (Seftalt  bes  S3rcte$  geftattete. 

S)ie  ganje  ®d^rift  l^t  uberaO  ^nfangfi^uftanbe  im  ^uge.  Um 
in  ben  Stopfen  ber  Ungele^rtcn  teine  S3ermirrung  äuflommen  ju 
laffen,  fud^te  man  fid^  in  ®itte  unb  Sel^rbe^nblung  an  baS  ^er- 
gebrad^te  anjufd^lief)en  unb  überlief  eine  tiefere  eoangelifc^  ®run= 
bung  einer  fpfiteren,  aus  ber  ^rebigt  beS  (SoangeliumS  fid^  bon 
felb^  ergebenben  (Sntmidfelung.  i)aS  mar  gemift  meife,  ebenfo, 
baf(  man  bor  QanUn  unb  Streiten  unb  bem  @d^lten  auf  bie 
SlnberSgläubigen  marnte,  aber  gar  oieleS  mar  bem  SRiftberfidnbniS 
ausgefegt:  fo  tonnte  ni(^t  nur  bie  93etonung  ber  guten  Sßerfe, 
unb  ber  92otmenbtg(eit  ber  Sufte,  fonbem  aud^  ber  Sunfd^,  ben 
S9ann  mieber  aufjurid^ten,  bei  benen,  bie  nur  bon  (Sinjelnem  l^Sr^ 
ten,  Änftofe  enegen.    3^^€wföDS  voax  eö  eine  bittere  Änerfennung, 


Sutl^cr«  ©orrcbc  baju.  247 

baf)  man  am  öfietreic^ifd^en  {)ofe  bereits  auf  Stelanc^tl^onS  K6faa 
rcd^itete  unb  i§m  butd^  3öi&.  tJabcr  eine  SteUe  anbot.  Stod^ 
gtSfeerett  Sinbrucf  aber  mod^te  e«  in  weniger  unterrid^teten  Jtreifen 
ma^en,  ate  berfelbc  gaber,  inbem  er  böiwillgermeife  Sutl^er  bie 
aSerfafferfd^ft  unterfd^cb,  noc^  1528  biefen  in  einer  umffinglid^en 
@(|rift  auf  ®runb  ber  ^ifttationiSartitel  in  SBiberfprud^  mit  ftd^ 
felbft  }u  fe^en  fud^te.  Sutl^er  l^tte  gemif^  manches  anberS  0cfcif)t, 
übet  er  l^atte  feine  ®runbe,  bie  @d^rift  ju  biUigen  unb  fd^rieb 
fogar,  »ie  ber  fturfurfl  eö  »ünfc^te,  eine  Sonebe  baju.  ©ringenb 
not  fei  es,  baS  leiber  in  33er faß  gekommene,  bon  atter«l^er  in 
bet  Slir(^c  befte^enbe  „Sefud^Samt''  mieber  aufzurichten  unb  ber 
3crftreuung  unb  S^^ff^w^^^W  ber  Sl^riftenl^eit  abjul^elfen.  Aber 
rneit  teiner  baju  berufen  fei  ober  gemiffen  JBefel^l  l^abe,  §abe  man 
fi4  um  gemi^  ju  gelten,  an  baS  allen  S^riften  gebotene  „%mt 
ber  Siebe"  gehalten  unb  ben  ßanbeSfürften  gebeten,  »oju  er  als 
^nl^ber  ber  meltüd^en  Obrigteit  nid^t  oerpflid^tet  fei,  aus  d^rift^ 
lid^er  Siebe  ?Sifitatoren  ju  befteöen,  welcher  S3itte  er  nad^gelom= 
men  fei. 

S)ie  C^erauSgabe  ber  ürtitel  begrünbet  er  mefentlid^  mit  ber 
üblen  92ad^rebe  ber  ®egner  über  baS,  maS  gefc^el^en.  StS 
fttenge  ®ebote  foUen  fie  nid^t  auSgel^en;  baS  l^ief^e  neue  ^äpftlid^e 
CefretaleS  aufmerfen,  fonbern  als  ^rCine  ^iftorie  ober  @efd^i(l^te, 
baju  als  ein  S^ugniS  unb  SelenntniS  unfereS  Glaubens",  —  l^ier 
toirb  biefer  ÄuSbrudf  »ol^l  baS  erfte  SRal  im  eüangelifd^en  ©inne 
gebrandet  —  aber  Sutl^er  lebt  ber  ööffwwwflf  *>öfe  Qß«  frommen 
unb  frie^famen  $faner,  benen  baS  Süangelium  geffiOt,  unb  bie 
mit  ben  SBittenbergern  einmütig  leben  moOten,  ,,fid^  miUig  fok 
d^cr  aSifitation  unterwerfen  unb  berfelben  (gemfife)  fiieblicft  leben 
werben,  bis  baj}  ®ott  ber  l^eilige  ®eift  SeffereS  burc^  fte  ober 
bur(^  uns  anfange".  Sie  aber  aus  Stutmitlen  ober  Sigenftnn 
„ein  fonberlic^eS  machen  moQten",  bie  muffte  man  ftd^  fonbern 
laffen,  »ie  bie  Spreu  toon  ber  Jenne,  aber  au(§  ber  gurft  l&obe, 
menn  eS  il^m  gleid^  ni(^t  befolgten  ift  ju  leieren  unb  geiftlid^  ju 
regieren,  als  oeltlid^e  £)brig(eit  bie  $flid^t,  mie  einft  ftaifer  9on= 
ftantin  ju  9?icäo,  3iotten  unb  3»i^ttad^t  ju  Detl^inbern. 

Offenbar  na^m  ber  Shirfurft  in  feiner  fd^on  erwfil^nten  3«= 


248  Stellung  M  Jturfärlkcn.    Inffinge  bcr  Siritation. 

fituttion  für  bie  Cifitatorcn  in  biefer  ^age  einen  etioaS  anbeten 
.^tanbpuntt  ein  a(d  8ut^.  ^enn  et  l^nbelte  ubetaQ  ftaft  fänec 
fätfiUc^en  (Bemalt,  unb  in  ni(^t  wenigen  fünften  erinnert  ia^ 
t)on  i^m  gefotbette  Suftteten  feinet  Sßifitatoten  an  bie  Missi  ber 
t|eottatif(^en  C>^ttf(^ft  Statin  bed  (Btofien.  £af|  fid^  bie  Qinge 
anbetd  anliefien,  a(d  et  eS  gemunfc^t,  baf)  bad  3^eal  einet  (Setneinbe, 
bie  fi(^  (ebiglic^  aud  bet  SRenge  bet  an  bad  QDangeliunt  glaubenben 
in  fteien  gotmen  aufetbaute,  in  unabfe^bate  ^eme  geritcft  »utbe, 
koitb  Sutl^et  am  »enigften  entgangen  fein,  ^nnoc^  mar  er  bcm 
Shttfutften  bantbat  ffit  fein  9}otge§en.  dx  roax  nid^t  ber  9{ann 
banac^,  leeten  Realen  nac^jul^ngen.  Unb  bad  ptattifc^e  Se= 
butfnid  fotbette  Dot  aDen  S)ingen  3u(^t  unb  Drbnung,  bie  auf= 
jutic^ten  bet  Sanbedffitft  aDein  bie  Stacht  l^tte.  Sßie  bie  S)inge 
lagen,  fc^ien  ed  nut  fo  möglich,  aDmfi^Ud^  eDangelifc^e^  Sl^tiften= 
tum  ju  {)flan}en.  S)aju  fam  ffit  Sutbet  bie  ®etingfd^5^ung  aOer 
SSetfaffung^fotmen ;  »enn  nut  bad  (SDangelium  geptebigt  würbe, 
ttat  fiit  i^n  oQed  Übtige  jutud. 

Sie  (utffitfitic^e  ftommiffion  l^tte  mfi^tenb  beS  @Dmmet^ 
1527  nic^t  Diel  auSgetid^tet.  Staunt  btei  tptingif^e  Smtet 
l^ttc  man  butd^genommen.  Set  Sudbtu(^  bet  $eft,  bie  ^kt- 
lanblungcn  übet  bad  SSifitationdbud^  unb  nid^t  am  menigften 
bie  ©c^mierigteiten,  bie  fid^  immetmel^t  jeigten,  berjögetten  bie 
gottfeftung  be^  Untetne^men«.  ©ic  ©etic^te  Spalatin^,  bet 
bid  an  fein  SebenSenbe  bet  aSifitation  feine  Sttfifte  mibtnete,  i 
laffen  ertennen,  meiere  taufenbetlei  gtagen  bie  DetmidCelten  tit(^  ' 
lid^cn  aSctl^oltniffe  ^etDoniefen.  (5ö  mar  fein  ffiunbet,  ba| 
bie  matetieQe  gtagc  obenan  ftanb.  (S^  muf|te  in  ber  %fyit 
immer  bie  etfte  gtage  fein,  moüon  bet  ^fanet,  bet  ba§  ©Dans 
gelium  Detfunbigen  foOte,  erl^alten  metben  tonnte,  nac^bem  \o 
t)iele§,  ma3  baju  beigettagen,  in  SBegfaQ  getommen  mar-  SBet 
foDte  bie  ©aupftid^t  ffit  ttit(^c,  ©cbulc  unb  ^fatte  uberae^men? 
SRan  fanb  ®cmeinben,  mo  fo  gut  mie  gat  fein  Äitd^enüetmSgcn 
ba  mat,  unb  mo  aud^  beim  beften  SBillen,  bet  bo(^  feiten  t)ot= 
l^nben  mat,  bie  SRittel  }ut  S)otietung  fi^  nid^t  bef(!^affen  lie|)en. 
^Daneben  gab  ed  anif  fteilic^  l^iet  unb  ba  fiberfluffige,  mol^lfun- 
biette  9'\xä)tn  unb  ffapeQen,  namentlich  aud^  ftaplaneien  auf  ben 


^irttation.    Sutl^etS  (SrfranCung.  249 

tutfurftlid^cn  ©d^Iöffctn,  beten  ©ntunfte  mä)  bet  SKeinung  ber 
SBiptatoten  ol^nc  ©d^aben  jur  ^aftoticrung  bct  ®emeinben  benu^t 
wctbcn  tonnten,  ä^mlid^  lagen  bic  äJer^ältniffe  auf  üielcn  Hertens 
fxfecn,  beten  Snl^abet  jeboc^  ba§  Siedet,  übet  il^te  geiplid^en  ®tif= 
tunflcn  5u  Detfugen,  füt  fi^  felbft  in  «njptu^  nal^mcn.  ®ie 
abetigen  C)etten  unb  %itd§en)}attone  mad^ten  ubetl^au))t,  tt^ie  beteit^ 
bemetft,  bie  meiftc  9?ot.  3la^  einem  SJctid^te  ©palatinS  au5 
bcm  C^etbfte  1527  wollten  fte  Dielfad^  too^l  infolge  bet  i^nen  ge- 
mad^ten  matetieUen  Butnutungen  bie  ^ete^elid^ung  bet  ®eiftlid^en 
unb  bie  ©penbung  bes  Slbenbmal^lS  untet  beibetlei  ®eftalt  nid^t 
gefiatten.  ©ne  gtofee  ©d^toietigteit  blieb  aud^,  unb  5wat  füt  lange 
Seit,  bet  SKangel  an  (Seiftlid^en.  au§  allen  (Segenben  ©eutfd^ 
lanbd  bat  man  fiutl^et  um  @mpfel^lung  oon  (Seiftlic^en.  ^n  SBitten= 
betg  l^offtc  man  noc^  am  etften  fold^e  ju  finben.  Äbet  bott  wat 
es  (aum  anbete  als  in  anbeten  ®egenben.  S)ie  Qa^  bet  ©tubieten^ 
ben  »at  jwat  im  ganjen  wiebet  etwas  gefticgcn,  abet  im  SBintet 
1526  auf  27  waten  nut  12  neue  eingefc^tieben  wotben.  3Jod^ 
im  näd^ften  So^^i^^^t  tom  eS  oot,  bafe  man  ©eiftlid^e  oom  ßanbe 
fottnelömen  mufete,  um  wenigftenS  bie  ©täbte  ju  üetfotgen. 

©aS  waten  ttautige  »uSfid&ten  füt  ßutl^ct,  bic  wol&l  feinen 
SSlidt  ttüben  tonnten.  Unb  bäS  ganje  S^i^t  1527  wat  eine  3^it 
fd^wetet  9?ot  unb  üielet  önfet^tungen. 

3m  Suni  1526  Ilagte  et  ^um  etftenmal  übet  ©teinbefc^wetben. 
®ie  waten  üotübetgel^enb  wie  bie  ^etjbetlemmungen ,  bie  il^n  im 
Sanuat  1527  befielen.  (Stuftet  wat  eine  Ätant|>eit,  übet  welche 
99ugen]^gen  unb  SonaS  Slufjeid^nungen  machten,  ©d^wete  gei^= 
lid^e  ^nfed^tungen  gingen  üotan.  ^n  feinet  ©eelenangft  fd^idtte  et 
am  ^otgen  beS  6.  3uli  5u  Sugenl^agen,  beid^tete  il^m  unb  lie^ 
fid^  abfolDieten.  %m  SRad^mittag  tlagte  et  übet  futd^tbates  ©aufen 
im  fto))f  unb  in  ben  D^ten,  baS  i§m  bon  aufien  ju  tommen 
fc^ien,  unb  fiel  in  eine  fc^wete  D^nmad^t.  SlS  et  etwa^te,  waten 
feine  etften  SBotte:  „C>^r  wenn  bu  cS  fo  wiflft,  wenn  bieS  bie 
©tunbe  ift,  bie  bu  mit  benimmt  l^aft,  fo  geft^el^e  bein  SBifle!" 
Sann  betete  et  boll  Snbtunft  baS  SSatetunfet  unb  ben  ganjea 
fed^fien  $falm.  SRan  legte  il^n  aufS  Sett.  a3on  neuem  füllte 
et  feine  Stt&fte  betgel^en.    ^n  ben  wad^en  äRomenten  beteitete  et 


2b0  (S^iocre  JtrantMt. 

fid^  5ttm  @tctben.  (S^  f(^ien,  aU  ob  mit  bem  SuSbrec^n  ber 
I5t))etli(^en  Sttant^cit  bte  g^f^li^^  6(^»fi(^e  gemid^n  to&xt.  JBoD 
^eube  gebadete  et  bct  am  9{otgeit  et^ltenen  Sbfoiution  unb 
betete  }u  feinem  (Bott  im  ooOen  Setouf^tfein,  ba|  er  il^n  »in  bie 
&a^i**  gefä^rt  ^tte.  Sßad  i^n  j[e|t  befonbetd  bewegte  unb  »a^ 
et  me^tfad^  audfprad^,  mat,  baf(  bet  {^en  biete  anbete  gemutbigt 
l^be,  i^t  i61ut  fflt  ba<  (SmingeUum  ju  betgief^en,  „aber  ic^  bin'^ 
nid^t  »ett,  ed  ge{d^e§e  bein  IBiUe",  unb  bann  ttSftetc  et  fid^  »ie^ 
bet  in  feinet  eigenen  JBeife,  nfimli(^  mit  bem  (Sebanten,  bafc  bet 
(Soangetift  St^^^nned,  ^»bet  aud^  ein  gut  ftatt  Sbnif  toibet  ben 
$apft  gef(^ticben  l^be'',  nad^  (Sottet  IBiOen  ni(^t  ben  aRfitt^tettob 
gefiotben  fei.  ^nftfinbigft  fotbette  et  bie  Umftd^nben  jutn  ®ebet 
auf,  liefs  fi<^  feinen  ftnaben  btingen  unb  em))fa^l  il^n  unb  feine 
Stfit^e  Um  tßatet  bet  IBit»en  unb  SBSaifen.  (Sd  »at  natutlid^, 
bafs  t^m  aud^  feine  Aufgabe  unb  bet  Stampf,  in  bem  et  ftanb, 
üot  bie  Seele  ttat.  „^  wk  »etben  bie  Sc^mfitntet  ein  SBefen 
antidbten  na(^  meinem  %o)>.**  (St  tief  bie  Umfte^ben  ju  3^9^ 
an,  bafi  et  feine  Se^te  fibet  9uf(e  unb  Sted^tfettigung  nid^t  n>ibettufe, 
unb  menn  et  einigen  etmad  }u  ftei  unb  fd^atf  gemefen  5U  fein 
fd^eine,  fo  teue  i^n  \>a^  nii^t,  etttfitte  et:  „^i^  l^be  je 
niemanb  atged  gönnet,  bad  meifs  (Sott."  Sud^  in  fein  ^nneteS 
Ue{i  et  bie  Bteunbe  fe^en.  ®(^on  am  S){otgen  nad^  jenet  f(^tt>eten 
Snfed^tung  fagte  et  }tt  Sugenl^gen:  „Siele  beuten,  meil  xif  mi(^ 
}un)eilen  in  meinem  fiufietlic^en  SSanbel  fröl^lid^  fteQe,  id^  ge^  auf 
eitel  9iofen.  Sbet  (Sott  (ennet  mein  Seben.  3^  ^^  ^fi  oetfu(^t, 
mid^  etmad  etnfiet  unb  l^eiliget  ju  ftellen.  Sbet  ®ott  l^at  eö  mit  nic^t 
gegeben.''  %benbd  etinnette  et  fid^  batan,  »ie  man  bielf ad^  an  feiner 
^Sl^lid^teit  unb  feinet  ju  Seiten  betben  Stebemeife  Diel  Unftof) 
nel^me,  unb  beteuette:  „$in  i^  ju  Qixtvx  leid^tfettig  mit  SSßotten 
gewefen,  bu  mei^t  ed,  0  (Sott,  baf)  i^  ed  getl^n  l^be,  ben 
Shtmmet  bed  fc^ma^en  gleifd^ed  ju  jetftteuen,  nic^t  mit  f(^le(^tem 
(Sewiffen.''  ®o  fpta«^  et  übet  bieletlei,  »fil^tenb  bie  ©einen 
k^oU  ®otge  fein  Saget  umftanben.  %bet  oer§filtni«mfif(tg  f^neO 
lel^tten  bie  Stt&fte  hiebet.  Unb  et  felbft  l^ielt  bie  tdtpetlii^ 
fttanl^eit,  bei  bet  man  an  einen  leidsten  @(^laganfaO  beuten  (önnte, 
für  t)iel  unbebeutenbet  ali  bie  geiftige  Knfed^tung. 


Seonl^arb  ^afcr.    ^ie  ^efl  in  Sittenberg.  251 

Über  fi^niit^e  Suftfinbe  l^tte  et  bann  äRonate  (ang  ju  Kagen, 
unb  immer  »ieber  mp^a\)l  er  fid^  bed^alb  bem  ®e6ete  ber  ^eunbe. 
3n  jener  ^txt  erreichte  il^n  bie  Äunbc  bon  bem  mutigen  5Rfirtt)rer= 
tobe  eined  eDangelifc^en  ^rebigerö  in  Sat)ern,  fieonl^rb  ftfifer,  ge:: 
»d^nlic^  Staifer  genannt.  92a(l^bem  ber  S9if(^of  Don  $a(fau  lange 
t>tiitU\^  an  feiner  Setel^rung  gearbeitet,  mar  er  am  16.  %uguft 
1527  ju  ®(^firbing  Derbrannt  »orben.  Sut^er,  ber  i^m  i^on  am 
20.  92ai  einen  Sroßbrief  in  feine  Sefangenfä^aft  gefc^idt  l^ttc, 
gab  je^t  feine  ©terbendgefd^id^te  l^erauS.  SHe  Kein  lam  er  fid^ 
bem  gegenüber  üor!  ®a  feinte  er  fic^  banac^,  toenigftenö  jur 
i£)filfte  biefelbe  (SeifteStraft  ju  befi^en.  Stuf  ber  anberen  ©eite 
»ar  i^m  biefer  SRfirt^rertob  boc^  aud^  ein  grofeeö  3«i^«n  ^^ 
göttlichen  (Snabe,  ba«  il^n  aufrid^tete.  ©tunben  tieffter  3?ieber= 
gefc^lagenl^eit  »ed^felten  mit  fold^en  frif(^en,  frol^en  ®laubenSmute$ 
unb  feßen  ®ottDertrauenS.  (Seiftig  unb  törpetlid^  mube  glaubte  er 
bie  Sßaffermogen  über  fid^  jufammenfd^lagen  ju  fe^en,  \>a\i  er  gar 
nid^tS  mel^r  lefen  »oute  unb  fc^on  furd^tete,  nic^td  mel^r  fd^reiben 
JU  tonnen,  unb  bann  freute  er  fid^  bodb  wieber  feines  guten  ®e= 
wifjen«,  ber  feften  3ut)erfid^t,  bie  er  l^aben  tonnte,  ol^ne  alle  3?eben= 
ablichten  unb  ol^ne  (S^rgei5  baS  SSort  ®otted  Dertunbigt  ju  l^aben. 

Unb  gerabe  in  biefer  3^it  ^^ren  bie  beften  greunbe  fern.  3« 
ber  ©tabt  mar  im  Äuguft  bie  ^eft  auSgebrod^en.  ©ie  Unioerfitfit 
mar  mie  gemd^nlic^  auSgemanbert,  bie^mal  nad^  'S^na,  ebenfo 
bie  SRagiftratöperfonen,  uberl^uj)t  jeber,  wer  tonnte.  Sut^er  unb 
Säugenl^agen,  ber  feine  (Semeinbe  nid^t  Derliefs,  waren  faft  allein, 
aber,  fc^rieber:  ,,(£^riftuS  iß  ba,  bamit  wir  nid^t  aOein  finb,  ber 
aud^  unter  und  über  jene  alte  ©d^lange,  ben  äRörber,  trium))l^ieren 
»irb."  6r  blieb,  obwol^l  ber  Jhirfurfl  i^n  bringenb  aufforberte, 
mit  SSeib  unb  ftinb  au^  nai)  ^tm  ju  ge^en.  @o  betl^tigte  er, 
mad  er  in  einer  ©d^rift  auSeinanberfe^te,  bie  er  (Snbe  ©eptember 
ober  Anfang  Dttober  bem  ^of).  $>ef|  in  lOredlau  wibmete:  „Ob- 
man  Dor  bem  ©terben  fliegen  möge.''  (&^  gab  Seute, 
bie,  weil  ba«  ©terben  eine  ©träfe  (BotteS  fei,  fid^  ber  jtobe«= 
gefa^r  ju  entjiel^n,  gerabeju  für  Unred^t  unb  ©unbe  ertlfirten. 
S^nen  gilt  bie  ©d^rift  jundd^ft.  (S«  ift  ein  groger  Glaube,  ber 
fi(^  willig  beugt,  aud^  in  Sobedgefal^r.  %ber  e«  giebt  aud^  ©d^wat^e. 


252  ^Ob  man  ))or  bem  etttUn  piclt^en  mJ^t^" 

9li^ttg  ift,  bafi  ^rebigei  unb  ®eclf orger,  um  nt(^t  äRktlinge  ju 
werben,  menn  il^rer  nt(^t  etma  me^r  Dorl^nben  finb  atö  nottDen^ 
big,  nic^t  meieren  burfen.  S)adfelbe  gilt  k^on  aDen  Seamten, 
ober  toer  fonfi  in  einem  S)ienftDerl^ltnid  fte^t.  Sber  aud^  ber 
^ttt  ift  fc^ulbigr  feinen  ftnec^t  ni(^t  ju  Derlaffen,  ol^ne  für  il^n 
}u  forgen,  mie  benn  überl^upt  niemanb  Detlaffen  loerben  barf. 
^at  jemanb  teine  amtliche  ^fiic^t  unb  teine,  bie  i^n  an  beti  92ä(^^en 
binbet,  fo  mag  er  ru^ig  ge^en.  S)enn  ben  Xob  flicl^en  i^  an 
unb  für  fi(^  ni^td  Unred^ted.  SSer  aber  bleibt,  ber  foU  bem 
anbern  l^lfen  in  (SottDertrauen  unb  fi^  nic^t  grauen  laffen.  ^m 
übrigen  rät  er,  ja  aQe  SSorfid^tdmafsregeln  ju  bennj^en  unb  eifert 
gegen  bie  .^^ummtu^nen",  bie  anftatt  ber  ffrantl^it  ju  meieren, 
fie  nur  meieren,  ober  gegen  biejenigen  Stranten,  bie  ft(^,  mie  er  berid^tet 
merbe,  au$  Sod^eit  unter  bie  ®efunben  mifd^en.  Sieben  biefen 
feelforgerlic^en  Ermahnungen  finben  fxä)  aud^  prattifc^e,  bejuglid^ 
red^tjeitiger  SefteOung  bed  C^aufed  u.  a.  Suc^  verlangt  er,  toenn 
e^  richtig  fei,  mie  man  fage,  bafc  aud  ben  ®rfibem  fünfte  auf^ 
fteigen,  bie  93erlegung  ber  SKrc^^öfe  aud  ber  @tabt.  S)aö  mar 
namentlid^  in  Sßittenberg  fe^r  gerechtfertigt,  »o  ber  ftird^^of  mitten 
in  ber  ®tabt  lag,  mo  Xag  unb  9{a^t  nad^  Sutl^erS  Angabe 
92enf(^en  unb  %^iel^  barüber  liefen,  fo  ba|)  er  nid^td  meniger  mar, 
al«  »aS  er  nad^  feiner  SReinung  fein  foBte,  „ein  feiner,  ftiller  Drt, 
Darauf  man  mit  Slnbad^t  ge^en  unb  ftel^en  tonnte,  ben  2:ob,  baS 
jungfte  ®erid^t  unb  bie  ^uferfte^ung  ju  betrachten  unb  ju  beten''. 
S)iefe  SRal^nung  Sutl^erd  fanb,  mad  bier  bemerft  fein  mag,  bielen 
Sintlang,  SBittenberg  erhielt  fel^r  balb  einen  ftir^^of  oor  bem 
Xl^or,  fie  brad^te  bem  Sieformator  aber  aud^  Diel  üble  92a(^ebe  ein. 
dr  mill,  fo  l^ie^  e$,  nun  au^  no^  bie  Xoten  au$  ber  92fi^e  ber 
^eiligen  unb  $!ir(^en  entfernen. 

giir  feine  ^erfon  l^tte  er  gar  teine  gurc^t  üor  ber  ^efl. 
S)ie  t^rau  bed  ^urgermeifterS  Silo  S)ene  ftarb  beinal^e  in  feinen 
Srmen.  S)ie  Stranf^eit  fc^ien  juerft  milbe  aufzutreten.  (Enbe 
SDftober  mürbe  es  auf  einmal  fd^limmer.  ^nnerl^alb  jmeier 
Sage  }d^lte  man  }mölf  Seichen.  ßutl^erS  C^ud  felbft  mürbe  5um 
C)ofpital.  £)ie  ^au  bed  ^rjteS  %uguftin  @d^urff,  bie  au^  im 
ftlofter  »o^nte,  erfrantte  an  ber  ^eft,  ebenfo  jeigten  fid^  oer= 


¥efl.    „^n  fepe  «arg  ifl  unfer  ®ott."  258 

feäc^tigc  anjcid&cn  bei  einer  ©d^weftet  Don  »atlftabt«  grau,  SRaT= 
gareta  toon  SRoci&au,  bie,  »ir  »iffen  nic^t,  unter  »cld^en  ^cr= 
l^filtniffcn  in  ßutl^ers  C>Qufc  lebte.  Jlud^  ber  tlcine  ^anö  bereitete 
f(i^tDerc  ®orge.  3^^^^  \^^  ^^^^  ^&t^e  i^rer  @ntbinbung  cnt= 
gegen.  Suf  i^r  laftete  nid^t  menige^,  unb  Sut^er  felbfi  füllte  fi(^ 
noi)  immer  unfähig  5u  arbeiten,  „^on  aufien  ftam{)f,  im  Innern 
@(^re(fen  unb  jmar  fc^mere  genug,  \o  fuc^t  und  S^riftud  l^eim. 
(&in  Sroft  bleibt,  ben  tt^ir  bem  mutenben  ®atan  entgegenßeOen, 
nämlic^  \)ü%  mir  bad  SBort  ^aben  jur  Siettung  ber  ©eclen  Der 
® laubigen,  ob  er  auc^  bie  Selber  üerfd^lingt.''  ®o  fc^rieb  er  üoll 
fd^merer  ©orge  aber  boc^  mit  ©iegedbemu^tfein  am  l.  9loDember 
1527,  in  banlbarcr  Erinnerung  an  ben  gerabe  „üor  je^n  ^^l&ten 
jcrtretenen  Jlblafe'',  inbem  er  bem  greunbe  ?lm«borf  sugleic^  mit= 
teilt,  bafe  er  biejer  I^atfad^e  bei  einem  irunte  gebente.  ©o 
fonnte  er  frö^lic^  fein,  ober,  wie  er  fc^rieb,  mif  „beiben  ©eiten 
i^in  getröftet",  obmol^l  er  „bie  ^anb  be§  ^enn**  auf  fic^  laften 
fa^  unb  „bie  ®emalt  unb  8ip  beS  ©atanS"  auf  fi^  gerid^ttt 
füllte.  @d  iß  barum  möglich,  mie  man  oermutet  l^at,  ia^  er  in 
biefer  3«it  fein  ftampf=  unb  ©iegeSlieb  „@in  fefte  ©urg  ift 
unfer  Sott''  gebic^tet  ^at,  aber  ftd^er  miffen  mir  nur,  bag  biefed 
Sieb,  )u  bem  Sutl^er  ber  Xrabition  nac^  au^  bie  9{elobie  ge:: 
liefert  l^t,  fc^on  im  3ö§te  1529  gebrudtt  mar. 

^n  ben  nfic^ften  Sagen  mürbe  ed  in  Sut^erd  Umgebung  noci^ 
fc^limmer.  S)ie  e^rau  bed  Siafonud  9{örer,  bie  Don  ber  $eft  befaden 
war,  ftarb  bei  ber  ®eburt  eined  ftinbeS.  9{un  Derlieg  Sugenl^agen 
mit  feiner  Familie  baS  oerpefiete  ^fanl^auS  unb  jog  ins  ftlofter, 
toaS  fiutl^er  atö  einen  2:rofi  für  fid^  empfanb.  Sm  10.  Sejember 
tonnte  er  bod  S)an(  bie  ®eburt  eines  Zöd^terd^enS  (Slifabetl^ 
melben,  auc^  bafe  grau  ©d^urff  unb  SKargareta  Don  SKoc^au, 
bie  mod^enlang  beS  ®e^örS  beraubt  unb  faft  fpradgloS  barnieber= 
gelegen,  gerettet  feien.  Ca  bricht  bei  aQer  ©orge  bo(^  mieber  ber 
^umor  ^erDor,  menn  er  jugleic^  berichtet,  \>a%  er  baffir  fünf 
©(^meine  oerloren  l^abe,  unb  bie  O^ffnung  auSfpric^t,  bag  bie  $eft 
mit  biefcm  Iribut  jufrieben  nun  aufhören  werbe,  ©ie  war  in 
ber  Jl^at  um  biefe  3eit  fd^on  fo  jiemlid^  boruber.  ®ie  S3urger 
l^atten  ft^  bon  il^rcm  ©^redten  eil^olt,  unb  man  l^örte  wieber  boa 

Stent,  «utl^er.  n.  17 


264  Jtranf^dt  unb  borgen.    Qugen^agen. 

C)0(^}ettcn.  ^[ud^  einige  @tubenten  (ehrten  miebet,  —  nur  tDeitigc, 
fiSr  bie  Sut^  lad,  litten  bei  i^m  oudgel^Hen,  unb  man  l^offte, 
baf(  binnen  turjem  bie  ganje  ttnioetfitfit  iurfidgete^rt  fein  »erbe, 
eine  (Srmattung,  bie  fic^  nii^t  etffiflte,  benn  ^om^  teerte  erft  "An- 
fong  gebtuat  »iebet  iuxud,  unb  ^{eland^tl^on  roax  fogat  erft  im 
8pri(  hiebet  in  Sßittenbetg. 

SBfi^tenb  bed  ganjen  äBintetd  ^örte  Sutl^erd  Sbfpannung  unb 
feine  SRiebergefc^lagenleit  nid^t  auf.    9ud  (einet  ^dt  feines  Seben^ 
finb  und  fo  Diele,  anl^ltenbe  ftlagen  fibet  fd^mere  Unfed^tungen 
etl^Uen  ald  aud  biefen  9{onaten.    ®ie  maren  für  bie  ^reunbe 
ein  (Segenftanb  ernfier  ®orge.    92an   bellagte   auäf,   ba§    feine 
arbeiten  ftodten,  mfi^renb  eine  9lei§e  nid^t  )u  Derad^tenber  @d^riften 
i^n  berl&ßerten.    ®ad  empfanb  8ut|er  felbft  am  fc^merftcn.    aße= 
nigftend  ben  ©d^mfirmern  moQte  er  gern  nod^  antworten.    SBSol^in 
er  fa^,  fc^ien  nid^td  atö  Unl^eit  ju  bro^en.    SBieberum  l^örte  man 
üon  neuen  SSerfoIgungen  in  Dfteneic^,  mehrere  p4)tige  ^rcbigcr 
lub  er  einfimeilen  ju  fic^  nad^  Sßittenberg  ein.    %oQ  Sorge  fa^ 
er   bem   ;\unt  gru^jal^r  1528   na^  Stegendburg  audgef(^rie6enen 
S*ci(^dtag  entgegen.  ®rft  am  25.  gebruar  tonnte  er  an  Sinf  fc^reiben: 
„SRein  Satan  ift  auf  ®uer  ®ebet  ctwad  erträglicher  geworben." 
Sann  fc^eint  ed  balb  beffer  geworben  ju  fein.    Sic^erlid^  ftdirtte 
i^n  aud^  bie  ffunbe  bon  ben  gortfc^ritten  bed  (SDangeliumd,  bie 
in  jener  3^it  nad^  Säittenberg  brang.    S)amald   ^Srte  er,    ha% 
au^  bie  53cnetianer  bad  ©ort  (SotteS  annehmen  woDten.     9?a= 
mentlic^  aber  regte  ed  ftd^  in  berfd^iebcnen  norbbeutfd^en  Gebieten, 
befonberd  in  ben  ©tobten,  benen  ber  8lat  nic^t  mel^r  langer  bie 
$rebtgt  bed  @Dangeliumd  oerweigern  fonnte.    (Sd  war  (einediüegd 
immer  unb  überall  blofe  ia^  religiöfe  Sntereffe,  ba«  ben  äudfci^lag 
gab.    SBie  fd^on  früher  beobad^tet,   oerbanben  fid^  bamit  üielfad^ 
politifc^e  ^enbenjen,    wooon   bie  gernerfte^enben    freiließ   wenig 
ahnten.    Unb  mit  SÜed^t  fal^  man  ed  ald  etwad  ©roged  an,  aU 
um  biefe  S^it,  tro|  ber  (Segnerfd^aft  bed  ^^x^o^^  C^^inrid^,  bie 
®tabt   ääraunfd^weig   fic^  nad^  Wittenberg  wanbte,  um  ^ugen= 
l^agen  jur  (Srneuerung  bed  Stirc^enwefend  ju  erbitten.    äRan  ^atte 
ben  richtigen  äRann  gewallt,    ©eine  93raunfd^weiger  Stitd^enorb^^ 
nung,  weld^e  nad^  Annahme  burd^  9lat  unb  ©urgerfd^aft  bie  aBer= 


Suti^etS  «eteiUgung  an  ber  ^fitation.  %5 

^tniffe  xegelte,  tft  baS  93ot6ilb  für  Diele  anbete  getDotben,  unb 
bet  treffliche  SBittenbetgct  Pfarrer,  bcr,  cl^ne  .fid^  gerabe  burc^ 
einen  »eiten  16(icf  auSjuieic^nen,  boc^  ein  l^erbonagenbe^  organi: 
fatotifc^ed  Satent  befaj},  bürfte  für  bie  geftigung  eines  georbneten 
(SemeinbelebenS  auf  bem  lut^erifc^en  (Sebiete  baS  meiße  getl^an 
l^aben. 

3m  gtul^ia^r  1528  »urbe  bie  aSifitationSarbcit  »ieber  auf= 
genommen,  ^ber  erft  im  ©pfitl^erbft  tarn  bie  ©ad^e  in  (Sang. 
Snjwifc^en  »aren  burc^  einen  (Srlafe  beä  Äurffirften  Dom  26.  ®e})= 
tcmber  für  ba5  ganje  Öanb  fed§§  aSifitationStommiffionen  mit  be= 
ftimmtem  (Sefd^äftStreid  aufgefteQt  »erben.  %üx  ben  fturtreis  mar 
Sutl^er,  für  2.pringen  mieber  äReland^tl^on  atö  C^auptDifttator  in 
SuSfid^t  genommen,  anfangs  lub  Sutl^r  bie  ®eifili(^en  jum 
SSerbör  mi)  SBittenberg,  bann  finben  wir  il^n  auc^  in  ber  Ums 
gcgenb.  ?lber  an  einen  ununterbrod^enen  Fortgang  feiner  83ifitationS= 
arbeit  mar  nid^t  ju  benten.  B^^i^^^i^ifl  ^^^  ^^  mieber  leibenb, 
unb  bie  aSerttetung  SSugen^agenS  im  ^Jfanamt,  ber  jcftt  in  C)am= 
bürg  eoangelifd^en  ®ottedbicnft  einführte,  lieg  il^n  fd^mer  ablommen. 
(Sanj  befonbers  brfingte  fid^  bie  Arbeit  um  Dftern.  Obmol^l 
2ut§er  fc^on  im  3fl^re  1523  abgeraten,  blieb  baS  ©olt  bei  ber 
rdmifc^en  (Semol^nl^eit ,  gerabe  Dor  SDftem  ^u  beizten  unb  jum 
Sbenbmal^l  ju  ge^en.  fiutl^er  mugte  in  ber  $rebigt  baju  erma^:: 
nen,  bod^  auf  bie  Heine  QafjH  bon  ®eiftlid^en  Xudfic^t  }u  nel^men 
unb  auif  anbere  3^^^^^^  5^^  ftommunion  ju  mfil^len.  Unmittelbar 
nad^  Oftern  befiel  i^n  bann  ein  heftiger  ffatanl^,  fo  bafi  er  feine 
aSorlefungen  (über  3^fa]a)  unb  nod^  länger  feine  ^rebigten  ein» 
ftellen  mu|te.  9ud^  ber  SBittenberger  $»aut)tmann  ^.  92e^f4  ^<t^ 
»eltlid^e  SRitglieb  ber  SSifitationStommiffion,  mar  bielfad^  ber= 
l^inbert.  Süperbem  ergab  fi^,  ba|)  bie  gleid^jeitige  Sbmefenl^eit 
Sut^S  unb  Steland^tl^onS  eine  ernftßc^e  ®d^fibigung  ber  Unioer^ 
fitfit  jur  t^olge  §atte.  9{an  moDte  miffen,  bag  gegen  l^unbert 
@tubenten  bedl^alb  fortgejogen  mfiren.  S)arum  mürbe  S^'nc^  c^m 
12.  9R&r}  1529  an  Sutl^erS  ®te(le  berufen,  boc^  l^at  biefer  nod^ 
bei  ber  SSifitation  in  2orgau  (Snbe  ^vl  unb  Anfang  SRai  j^erfdn:: 
lid^  mitgemirtt. 

liud^  im  Shtrtreife  ftanb  es  tro^  ber  9Uil^e  ber  Uniberfitöt 

17* 


256  (Srgcbniffe  ber  Sifitation. 

nic^t  bcffet  ald  anberdmo.  Sie  SifitationdprototoOe  ieigen  ein 
überaus  trautiged  Cilb  unb  rechtfertigen  fiut^erd  Urteil  über  ben 
tlfiglic^n  Suf^^nb  ber  (Semänben  unb  über  bie  Säuern,  bte  „nW^ 
lernen,  nid^ts  toifjen,  nichts  beten  unb  nid^td  t§un,  aU  ba{|  pe 
bie  e^teil^eit  mtfibrauc^en,  o^ne  ju  beichten,  o^ne  5U  fommunijieren, 
als  ob  fie  uberl^au{)t  Don  ber  9teligion  frei  gemorben  mären.  So 
l^aben  fie  baS  pfipftlic^e  ISefen  Derat^tet,  fo  üerac^ten  fie  ba^ 
unfere'\  unb  mit  9ie(^t  ntac^t  er  bie  ^^ermaltung  ber  papfHid^cn 
Sifd)öfe  bafur  berantmortli^.  (Sd  mar  nicbt  baran  ju  beulen,  fiberaO, 
mie  man  beabfic^tigt,  na(^  SRafigabe  bed  ^ifitationSbuc^S  biefclbeti 
firc^lic^en  unb  gottcöbicnftlic^en  (ginric^tunflen  ju  treffen,  ©ei  bct 
©leid^gultigteit  unb  Unmiffenl^eit  ber  ©emcinbefllieber  wie  bei 
meiften  älteren  (Sciftlic^en,  bie  ftd^  auf  afleö  anbere  el^er  öcrftan= 
ben  als  auf  bie  ^rebigt  beS  ffiorted  ®otted,  muf|te  man  ftc^  oft 
mit  bem  ^derbefc^eibenften  begnügen;  mitb  bod^  Don  bent  ^fonei 
Don  QlSnigt  berichtet,  bafi  er  Saterunfer  unb  ®Iauben  nur  mit 
gebrochenen  SBorten  beten  tonnte,  bafur  erfreute  er  fic^  bis  na(^ 
8eip5ig  l^in  eines  grofeen  9iufe«  als  Seufclsbefcbmörer.  3»  S3arut§ 
unb  ©ittcrfelb  fanb  man  beifpiclSmeife  bie  gaffungStraft  ber  ®e= 
meinbcglieber  in  religiöfen  ©ingen  fo  geringfügig,  bafj  bie  85ifi= 
tatoren  beftimmten,  eS  fofltcn  bie  ^rebigttcjcie  nur  bem  @Dan= 
gelium  SRattl^äuS  entnommen  merben.  Sen  C^^^uptmert  legte  man 
auf  bie  Jtated^iSmuSprebigt,  für  bie  je  mif  Sage  ber  SSer^ältnijJc 
befonbcre  Q^Un  beftimmt  würben.  Äud^  bem  ©c^ulmefen  »ib= 
mete  man  nicbt  geringe  ^lufmerftamteit.  ^elanc^tl^on  l^tte  fc^on 
im  ^ifitationsbüd^lein  einen  92ormaUel^TpIan  mitgeteilt,  l^atte  obtt 
in  cinfeitiger  Sßeife  nur  ^umaniftifd^e  (Schulen  im  Suge.  ®a= 
gegen  fuc^te  ßut^er  weiteren  ©licfeS  nic^t  nur  baS,  loaS  »ir  beute 
33oltSfd^ulen  nennen  würben,  in  Derl^eifiungSDofle  ©al^nen  5U  lenten, 
fonbern  ganj  befonberS  auc^  für  (Srric^tung  Don  SRdbd^enfc^uUti 
ju  Wirten.  (Ein  fct)öneS  S^ugniS  feiner  p&bagogifc^en  SßeiS^eit  i[t 
ber  ^lan  für  bie  ©d^ule  in  Sorgau,  ben  er  bei  ®elegen]^cit  ber 
SSifitation  in  biefer  ®tabt  entworfen  ^at. 

Soweit  wir  Stunbe  ^abcn,  oerful^r  man  im  aügemeinen  iiem^ 
lid^  milbe.  3l\xx  in  ganj  feltencn  gäflen  würbe  unter  ©erufunj 
auf  baS  furftUd^e  SRanbat  wegen  wibcifpenftigen  geft^ltenS  am 


93ifuation.  257 

alten  ftultuS  ober  iregen  {atranicntiereTifc()en  2!tcibenS  auf  %b|cgung 
unb  SanbcäDeTOcifutig  cilannt.  ^m  (Scbicte  toon  ©timma  bc= 
cbac^tcte  man  fogat  eine  für  jene  Qdt  auffaflenbe  Joletanj.  ®o 
bebeutete  man  einem  äuguftinet  in  ®rimma,  ber  fid^  nid^t  be= 
Ulkten  laffen  moDte,  toenn  et  SRönd^  bleiben  moQe,  foQe  ev  an 
einen  Ott  jie^en,  mo  er  ©e^orfam  unb  Siegel  galten  tonnte,  be= 
willigte  i^m  40  (Sulben  au§  bem  ttloftergut  unb  überliefe  il^m 
fogat,  als  er  barum  bat,  einen  nit^t  unbebeutenben  Jeil  ber  ^lofter= 
bibliotl^ef. 

®ah  e§  a\xi)  ®egenben,  toic  5.  ©.  gerabe  im  Äreife  ©rirnma, 
wo  e§  jiemlic^  gut  geftanben  ju  l^aben  fd^eint,  \o  war  bod§  ber 
®efamteinbru(f,  ben  bie  öerjd^iebenen  SSifitatoren  üon  bem  3"^^^^ 
bc5  ttird^cnmefen^  empfingen,  ein  fe^r  fd^limmer,  unb  ben  neu= 
eingelegten  ©upetattenbenten  obet  fldnbigen  SSifitatoten  ber  cin= 
jelnen  Greife  ermuc^fen  grofee  Aufgaben.  Sillentl^alben  flagte  man 
über  bie  Unbanfbarteit  ber  SSauern,  aber  auc^  barüber,  ia%  lein 
(SeiftUc^er,  fein  gflrft,  feine  ^flic^t  t^ue.  ©arüber  laftete  fc^were 
©orge  auf  gütiger.  (Sr  tonnte  tlagen:  „SKan  jmingt  un§,  C)er= 
fule^  unb  aitla^  ju  fein,  fo  fel^r  liegt  ber  ganje  ®rbtrei§  auf 
unfern  ©d^ultern."  aber  er  liefe  fic^  nid^t  entmutigen.  ^au§= 
mann  brfingte  »ol^l  eben  auf  (Srunb  ber  @rf al^rungen ,  bie  man 
gemacht,  immer  wieber  barauf,  bie  gotteSbienftli(^en  gormen  fefter 
unb  beftimmter  ju  machen.  Sber  Sutl^er  blieb  babei,  \ia%  bie  3^= 
fünft  ba§  SRotmenbige  fd^on  üon  felbft  bringen  würbe,  fogar  ba§ 
rrS^ften'S  natürlid^  al^  «ft  ber  d^riftlit^en  greil^eit.  Sei  biefer 
©clcgen^eit  (gebruar  1529)  ^ören  wir,  bafe  man  in  ber  SBitten= 
berger  ffirc^e  wieber  eine  fittanei  fang  unb  jwar  am  SRittwod^  nad^ 
ber  ^rebigt  in  beutfd^er  ©prad&e,  wobei  bie  Sl^orfnaben  mitten 
im  ©c^iff  ftanben.  Slm  ©onntag  bagegen  fang  man  fie  bom  @^or 
auä  nac^  einer  anbcren  Sielobie  lateinifd^,  wa§  nod^  immer  al§ 
ia^  geierlid^ere  galt. 

®a$  wid&tigflc  Slefultat  ber  SSifitation  aber  war,  ia^  ßutl^er 
bie  Ifingfl  befd^loffene  Rated^i^muSarbeit  jc^t  ernftlic^  in  angriff 
nal^m.  ©eine  Anregungen  in  ber  „beutf^en  SReffc"  waren  nid§t 
ol&ne  gruc^t  geblieben.  ®ie  arbeiten  ffibbeutfc^er  ^rebigcr,  3o= 
Joannes  SSrenj,  Sad^mann,  ait^amer  u.  a.  werben  biteft  öatauf 


258  !3)te  (5nt|te]^ung  ber  ^atec^Umen. 

)utu(f}uful^en  fein.  ^agUc^er  ift  bad  bei  einet  tated^etifd^en  Sr^ 
beit,  bie  ^o^.  agticola  fut  feine  Sd^ule  in  (Sidleben  Derfogte. 
Sut^d  SeifaQ  fanb  fte  nid^t,  and)  ni^t  mad  fonft  an  a]^nli(^en 
S9u(^em  »ie  bie  bielgebtauc^te  ..Saienbiblia"  Dotl^nben  mar.  Sa^ 
et  na(^  Dielfac^en  Sitlfitungen  munfd^te,  UKit  ein  ftatec^t^muS,  ber 
in  einffiltigftet  JBeife  bie  l^gebtac^ten  0<tuptfiud(e  ^nfiix^ct  Seigre 
fut  ben  Untettic^t  in  Btage  unb  Sntmott  jetgüebette. 

„^^  bin  mit  bet  O^tfteaung  eines  ftated^idmuS  fät  bie  to^en 
öauetn  befd^fiftigt",  fc^ticb  et  am  15. 3cinuat  1529  in  einem  ©tiefe. 
%bet  wfi^tenb  bet  Stbeit  Detfd^ob  fi(^  fein  $lan.  2)ie  SSifttation 
mufste  bie  Qtlenntnid  bcft£tten,  bafc  oot  aQem  bie  ^faxtet  unb 
Sehtet  mit  bem  ^tif^alt  bed  Statec^iSmuS  befannt  gemad^t  metben 
mußten,  el^e  man  üon  il^nen  etwatten  tonnte,  baf)  fie  il^n  i^ten  S)auent 
in  bet  tid^tigen  SBeife  ptebifltcn.  ®o  fc^ticb  et  benn  junddjfl 
nicbt  fut  bie  tollen  S3auetn,  fonbetn  fut  bie  ^fanl^enen  unb  jmar 
juetft  benienigen  ftated^iSmuS,  ben  et  felbft  fpätct  ben  „gto^cn" 
nennt,  ©ic^etlid^  foQte  betfelbe  in  &§nlid§et  S&eife  fut  bie  fiaic-- 
d^iSmuSptebigten  als  Sotlage  bienen,  toie  bie  ^oftiQe  fut  bie 
(Süangelienprebigt  ein  populäres  @eitenftüd(  ju  SReland^tl^onS  loci 
communes.  tlm  3.  SRätj  metbete  et^ciuSmann:  ;,Z)et  9atec^is= 
muS  ift  noc^  ni(!^t  DoQenbet,  mitb  eS  abet  balb  fein."  ^ebenfaH^ 
wat  fd^on  ein  2;eil  gebtucft,  unb  balb  barauf  mufe  bet  „®  cutfc^e 
Ratec^iSmuS",  mie  fein  litcl  lautete,  bie  ^rc|fe  Detlaffen  l^ben, 
benn  fd^on  SKitte  9Rai  arbeitete  man  in  Statbutg  an  einet  (atci= 
nifd^cn  Übetfeftung.  äbct  aud^  bet  „»leine  Äated^iSmuS", 
ben  Sutl^et  üielleid^t  fd^on  nebenl^ec  }u  ft^teiben  angefangen  ^atte, 
wat  toenige  SBod^en  fpätet  jut  Ausgabe  gelangt  benn  (Snbe  SRai 
finbcn  »it  fd^on  ©putcn  feinet  Scnuftung. 

SRit  beiben  moQte  et  nid^ts  SReueS  bieten.  Sei  ben  alten  brei 
©tudten,  „fo  üon  altetSl^ct  in  bet  ©^tiften^eit  getrieben  wotbcn 
finb",  foU  es  jein  ©cmcnbcn  l^aben,  abet  mit  (Stuft  üettangt  er, 
bafi  bie,  meldte  biefe  nic^t  miffen,  nid^t  ffit  S^tiften  gel^alten  unb 
nid^t  jum  ©aftament  jugelaffen  »etben  foflen.  3«  ^et  Cottebe 
ju  einet  fpätcten  tluSgabe  com  3^^^^  1530  begtünbet  et  bie« 
no(^  meitet  unb  menbet  fid^  gegen  bie  SSetfic^tet  beS  ftated^iSmuS, 
Inbem  et  il^nen  fein  eigen  Seifpiel  Dotl^&lt:  obn^ol^l  et  Soltot  unb 


2)ie  ^atec^i^men.  259 

^rebiger  fei,  leie  unb  fpted^c  et  bod^^  t&gU(^  roie  ein  ftinb  ben 
ftated^iSmuS,  üon  SBort  5U  SSort  unb  bliebe  gern  ein  ®d^fi(er 
be^  ftated^iSniuS.  „"^^t  iod)  mancherlei  92u^  unb  g-ruc^t  ba^in- 
tcn,  jo  uian'ö  täglich  liefet  unb  übet  mit  ®ebeuten  unb  Sieben, 
nämlic^,  ba^  ber  ^eilige  ®eift  bei  fold^em  fiefen,  Sieben  unb  ®t= 
beuten  gegenm&rtig  ift  unb  immer  neue  unb  me^r  Si^t  unb  Sn= 
hai)t  baju  giebt,  ba^  eS  immerbar  beffer  unb  beffer  fc^medt  unb 
eingeigt/'  Öuf  bie  SBorrebe  läfet  er  bann  ben  einfad^en  Jeict  ber 
®cbote,  be§  ©lauben^  unb  bcS  SSaterunfer«  folgen,  nur  mit  wenigen 
<]^aratteriftif(^en  änberungen,  bie  f^on  feine  frul^eren  S6el^anblungen 
ber  alten  Sel^rftücfe  auf meifen.  Sa^  ©abbatgebot  l^at  bie  allgemeine, 
jd^on  im  15. 3a^tl^unbert  nachweisbare  gaffung,  „bu  follft  ben  geiet= 
tag  l^eiligen,  unb  wä^renb  nod^  SBrenj  unb  ßac^mann  in  i|ren  ttate= 
d^iSmen  an  ber  hergebrachten  Einteilung  beS  ßrebo  in  jmölf  Srtilel 
fefll^ielten,  bie  auf  ber  ßegenbe  bcrul^t,  bafs  jeber  ber  jwölf  Slpoftel 
eine  SuSfage  baju  geliefert  ^dtte,  finben  mir  l^ier  bie  feilbem 
iiblid^en  brei  ®lauben§artifel.  ®ebote,  Sßaterunfer,  ®laube  fmb 
il^m  bie  „nötigften  ©tucfe".  äiber  fd^on  in  ber  ©c^rift  üon  ber 
beutfc^en  äReffe  ^atte  er  Xaufe  unb  ©aframent  jum  ftated^i^^ 
muS  ^iniUjsejäl^lt,  unb  fo  fugt  er  je^t,  meil  eS  fid^  gehöre,  bag 
man  auc^  etmaS  Don  ben  ©aframenten  5U  fagen  miffe,  bie  (Sin= 
fe^ungSmorte  Don  Saufe  unb  ^benbmal^l  nad^  ^arfuS  unb  ^aU 
t^äuS  l^inju.  „Älfo  ^ätte  man  überall  fünf  ©tfldte  ber  ganjen 
d^riftliii^en  Seigre,  bie  man  immerbar  treiben  foQ  unb  Don  SSort 
f orbern  unb  Derl^ören."  ®rft  bann  beginnt  feine  umfangreid^e  ju= 
fammenl^Sngenbe  Siflfirung  ber  einjelnen  ©tfidFe. 

S)er  ,,9leine  Katechismus,  für  bie  gemeinen  $farr- 
l^erren  unb  ^rebiger",  beffen  erfte  Ausgabe  mir  leiber  nic^t 
tttel^r  befiften,  Derbinbet,  mie  betannt,  mit  ben  jtejrteSworten  foglei^ 
jene  fernige  (urje  Srl&uterung,  bie  fc^on  um  i|rer  ©prad^e  unb 
)}&Dagogifd^en  ftlarl^eit  miQen  immer  bie  größte  16emunberung  er= 
regt  l^at.  SBie  Sutl^er  baS  93ud^lein  benu^t  l^ben  moQte,  jeigt 
bie  Überfc^rift  für  bie  einjelnen  tlbfd&nittc:  „©ie  jel^nSebote, 
ber  ®laube,  baS  Sßaterunfer,  u.  f.  m.,  »ic  ein  f)auS« 
Dater  baSfelbe  feinem  ®eftnbe  aufs  einfaltigfte  Dor^ 
Italien  foll."    Unb  nod^  fc^&rfer  als  im  großen  ftatec^iSmuS 


260  j{at(4ietiiue.    Xrott^fi^Iein. 

fotbeite  ex,  bafs  biefe  ©tficfen  aud^  toittlii^  oon  jebem  (S^tiften 
gelernt  mfixben.  SSei  ed  nic^t  »oQe,  bct  foQe  aQer  9le(^te  ber 
(^riftlic^en  ®emeinbe  Deiluftig  gel^n,  \a  i,bem  ^^apfi  unb  feinen 
Dffiiialen  baju  bem  2eufel  felbft  l^eimgetDetfet  fein*'.  (Sltctn  unb 
C)auiSl^enen  foOen  il^nen  (Sffen  unb  Xrinten  üetfagen  unb  i^nen 
anjeigen,  bafc  bet  gürft  folc^e  tol^  Seute  aud  bem  Sanbe  jagen 
»oQe.  S)enn  fe^t  er  l^insu,  „mmo^l  man  niemanb  jum  ®lau6en 
pingen  foQ  unb  tann,  fo  foU  man  ioi^  ben  C^ufen  l^inl^Uen 
unb  treiben,  bafs  fie  toiffen,  »ad  Stecht  unb  Unre^t  ift  bei  benen, 
bei  »eld^en  fie  mo^nen.  S)enn  »er  in  einer  ®tabt  »eignen  miQ, 
ber  jod  bad  ©tabtrec^t  »iffen  unb  l^alten,  bad  er  genief^en  tPiQ- 
®ott  gebe,  er  glaube  ober  fei  im  ^cxitn  für  ftd^  ein  ®^lt  ober 
ȟbe.'' 

Siuf  biefe  C>Auptfifide  folgte,  U)ie  bad  in  ä^nlid^en  S3ü(^ern 
alte  ®itte  toar,  im  kleinen  ftated^idmud  ein  SRorgen^  unb  S6enb= 
gebet:  „Säie  ein  C>ouSüater  fein  (Sefinbe  foU  leieren  morgens  unb 
abenbs  fic^  fegncn",  wobei  ftc^  noc^  bie  »ufforberung  finbet,  fid^  mit 
bem  l^eiligen  ftreuj  ju  fegnen,  bann  baS  ,,S6enebicite  unb  ©ratioS" 
bor  unb  nac^  iifc^e,  enblic^  eine  „^au«tafel  etlid&er  ©prüd^e  für 
allerlei  l^eilige  ©tfinbe",  b.  ^.  »ibelfpruc^e  mit  ßrmal^iiungen  für 
bie  Pfarrer,  bie  weltlid^e  Dbrigtcit,  S^emonner  unb  grauen, 
(Altern,  ftinber  u.  f.  m.  unb  jum  ©d^lu^  baS  S&ort:  „@tn  j[eber 
lerne  feine  lection,  fo  mirb  ed  mol  im  ^aufe  fton." 

Ruberes  »ie  eine  Slnmeifung  jum  Seid^ten,  tarn  noi)  in  fpä= 
teren  SluSgaben  l^inju,  bagegen  ifi  ed  möglic^^  bafc  fc^on  bie  erfie 
SluSgabe  als  felbft&nbige  Beilage  ein  neue^,  fleineS  ©(^riftd^en 
ISutl^erd  brad^te,  toelc^eS  ftc^  in  ben  92a(^brud(en  finbet.  „Sin 
Jraubüd^lein  für  bie  einfältigen  ^farrl^erren." 

93ielleid^t  l^at  ^au^mann,  beffen  Steigung  für  lird^lid^e  92ormen 
»ir  tennen,  bie  SSeranlaffung  baju  gegeben.  „®o  manches  2anb, 
fo  mand^e  ©itte",  mit  biefcn  SSorten  beS  Sprichworts  beginnt 
er,  um  baran  fogleid^  bie  prinsipieDe  Crtlfirung  ju  f^liefeen,  bafe, 
»eil  Qod)itxt  unb  S^eftanb  ein  »eltlid&e«  ®efd()äft  fei,  bie  (Seifte 
lid()en  barin  nid^tS  ju  orbnen  l^ätten,  bielmel^r  jebe  ©tabt  il^rem 
S3rau4)e  folgen  burfe,  »ie  man  eS  mit  bem  aufbieten  unb  fi^nlid^en 
Singen  ju  Italien  l^abe.  ©aruber  ju  befinbcn,  fei  ©ac^e  be«  SlatS. 


£tau6ü((ldn.  261 

äBunfd^e  man  aber  ben  ©egen  unb  bad  ®cbet  bet  ftirc^e,  toaS  er 
bei  ernften  ß^riften  üorauSfeftt,  fo  woDe  er  ftd^  nit^t  entjiel^en 
unb  benen  bicnen,  bie  mit  il^m  gleid^förmige  äßeife  galten  tooütn, 
um  bcn  üon  (Sott  gcftifteten  ©tanb  ju  eieren,  ©eine  Meine  2:rau= 
agenbe  giebt  baS  gormular  fiir  jmei  beutlic^  gejd^iebene  öfte.  ©a« 
ctfte  ifl  bie  eigentliche  Jraunng  ober  (S^efd^liefeung ,  b.  ^.  bie  @r= 
Ilarung  ber  92ut)turienten,  mit  einanber  bie  (S^e  eingel^en  ju  »öden, 
mit  aiingewe^fe!  unb  bie  barauffolgenbe  an  bie  3^wgen  gerid^tete 
SrUärung  bed  (Seiftlid^en,  bafc  er  bie  beiben  al§  @^eleute  jufammen= 
^d^Uefie.  ©iefen  Jeil  toerlegt  er  aU  baS  ffieltUc^c  an  ber  gorm  ber 
®M<^Ue^ung  bor  bie  SKrd^tpre.  3^  ^^^  bamit  gefc^loffenen  (S^e 
lommt  atö  jweiter  8Kt  in  ber  »ird^e  felbft  üor  bem  Altäre  ber  Segen 
ber  ftird^e  unter  ®ebet  unb  %$er(efung  Don  SBibelfteOen,  meiere  bon 
ber  Sinfe^ung  ber  &f)t,  i^rem  ®egen  unb  i^rem  ftreu5,  mie  bon 
ben  ^flic^ten  ber  (Sl^eleute  l^anbeln.  ®o  brad^te  er,  toa^  ber  aa= 
gemeinen  ^nf^auung  entfprad^,  beutlid^  jum  SuSbrud,  bafs  ber 
®egen  ber  ftird^e  nic^t  bie  @^e  mad^e,  fonbetn  ber  bereite  ge= 
jd^lofjenen  ®l^e  gelte.  S)a|  fic^  an  bie  S3er(efung  beS  S^rift- 
loorteS  ein  SBort  be$  ^farrer^  anfd^Uej}en  tonnte,  U)irb  nic^t  be= 
jonberö  er»fil&nt,  aber  8ut|erd  [eigene  Jraureben  beweifen,  bafe 
bies  ublic^  mar. 

SBie  »eit  bie  l^ier  em))fol^(enen  formen  U)irt(i4  in  Sraud^ 
lamen,  »iffen  mir  nid^t.  ©inbenb  waren  fie  fu^er  nirgenbs. 
Unb  bie  mancherlei  Sird^enorbnungen,  meldte  ba^  ndd^fte  S^^r^: 
}e]^nt  in  beutfd^en  Sanben  §ert)orbrad^te,  meifen  biele  Serfd§ieben= 
Reiten  auf.  ©en  ftated^idmud  felbft  l^at  man  mol^l  balb  in  aOen 
beutid^en  (Sauen  benu^t.  S)od^  mürben  bamit  mi)t  ade  arbeiten 
anberer  Derbrängt.  S)a§  mar  audb  (einedmeg^  fiutl^erd  Sbfid^t. 
SBad  er  modte,  mar  nur,  ba|)  man  bie  betreffenben  C^aut)tftud(e  aud^ 
mirtlic^  atö  bie  C>Auptpücfe  bet  d^rifUid^en  Seigre  bel^nbelte  unb 
bie  Sufi^nb  barin  untermiefe.  Unb  bad  l^t  er  erreid§t.  greilid^ 
menn  er  genau  ein  Sal^r  fpater  am  20.  3Rai  1530  in  einem 
5troft|(^teiben  an  ben  fturfurflen  beffcn  ßanb  beSl^Ib  greift,  meil 
(Sott  barin  fein  SBort  fo  mfic^tig  unb  fruchtbar  gemad^t  unb 
rrbie  Suficnb  l^eranmac^fe  mit  bem  ftated^idmo  unb  ©d^rift  fo= 
mol^I  zugerichtet,  bajs  bie  jungen  ftnfiblein  unb  St&gblein  mel^r  beten 


262  ftatd^lemuB. 

unb  glauben  unb  teben  tdnnen  Don  Sl^tifto",  atö  friil^r  ade 
Stlifitx,  @ttfter  unb  Schulen,  fo  entfptad^  bied,  mie  bie  fp&terett 
Sifitationdbeti^te  ergeben,  tnel^t  feinen  Hoffnungen  atö  beu  %^U 
fachen.  ^  l^at  lange  getofi^rt,  bU  bie  Sputen  einet  langen 
fitd^li(6en  Cetwal^tlofung  Detmifd^t  waren.  Unb  Sutl^et  ]^t  no(| 
oft  barüber  flagen  muffen. 


3.  Kapitcf. 
Der  ftam^f  tnit  htn  Hötnent  itnb  Bd^ioet^rn. 

1526—1529. 

Dft  unb  DtelmalS  mar  bie  im  borigen  9ap\ttl  gefd^ilbette 
ftiebl^e  Ätbeit  an  bem  Aufbau  be€  neu  cntflel^enben  ®emeinbe= 
u)efen€  burd^  mand^etlci  gelobe  geftört  worben.  ®ie  xul^te  feinen 
tlugenblidt.  Reiner  Don  ben  alten  ©egnern  l^atte  ben  ffamt)f  auf= 
gegeben,  neue  waren  l^injugelommen,  unb  mit  jjebem  Sage  meierten 
fid^  bic  ©egenfä^e  im  eigenen  Saget. 

SBir  erinnern  un§  be€  bemutigen  SBriefe^,  »eichen  öutl^cr 
(oben  ®.  223)  an  ffönig  C>^w^i<^  VIII.  bon  Snglanb  gerichtet. 
Spät  tarn  er  in  bie  ^ani  be§  äbrejfaten.  (gr  brad^te  iftm 
fc^timme  Sntmort  ein.  S)er  englijd^e  Sönig  batte  mol^l  no(^ 
tocniger  33er[täubni§  für  bie  SRotioe  ßutl^erö  als  C^^Q^fl  ®eorg, 
benn  il^m  fel^lte  ber  fittli(§e  @rn[t.  ^n  feiner  langen,  mit  ger 
leierten  ffiitaten  üerbtämten  (Srwiberung  l^Äufte  er  bon  neuem 
©(i^md^ungen  gegen  ben  üielfa^en  Steuer,  ber  fic^  mit  9ied^t  feiner 
Sudler  fd^ame,  ber  in  üerbrec^erifc^em  Umgange  mit  einer  92onne 
lebe,  bie  SSauern  erregt  unb  burc^  feine  Srrlel^re  laufenbe  in  bie 
ig^öUe  geflürjt  l^abe.  ©ie  ganje  Antwort  war  ein  ^of^n  auf  8u= 
tl^erS  berfö^nlid^en  SSrief.  SBon  ben  ®egnetn  würbe  er  mit  "^wM 
begrufet.    @mfer  beeilte  fid^,  beibe  ©d^reiben  befanntjugeben. 

©ie  ©ad^e  war  ol^ne  S^^if^l  berbriefeli(§.  «ber  ßut^er  fanb 
fid^  mit  ber  löniglid^en  Antwort,  bie  il^m  ®eorg  Don  ©ad^fen 
unter  bem  21.  ©ejember  1526  jufteate,  fo  gut  ab,  als  eS  ging. 


264  Gegen  ^nti4  VIII.    ^olciiiit  mit  bcn  9{ömcrn. 

St  ^tte  ubcrl^aupt  gefc^toiegen ,  l^ätte  man  nic^t  au^  bem  Xitel, 
^tn  Smfet  feinet  Sudgabe  gegeben,  mie  et  meinte,  f(^(ie|en  fonnen, 
aU  l^be  et  feine  Se^te  toibettufen.  dagegen  ptoteftierte  et  in 
feinet  8nt»ott  ,,auf  lt9  StSnigd  5U  @ngellanb  Saftet-: 
fd^tiff".  8uf  feine  Seilte  ttoj^e  et  Dielmel^t  nic^t  allein  loiber 
gutften  unb  Stönige,  fonbetn  aui^  mibet  ade  Teufel.  2>a6  et  tl^ötic^t 
gel^nbelt,  etfennt  et  an  unb  fc^teibt  in  feinet  betben  SBeife :  „^^ 
bin  ein  ®c^af  unb  bleibe  ein  ©d^af,  bag  i^  fo  leid^tlid^  glaube." 
8bet  et  beteut  feine  ^anblungd»eife  ni(^t,  benn  fie  fei  bem  @oan= 
gelium  5u  Sienft  gefc^e^en,  unb  et  fe^t  fi(^  l^inmeg  übet  bie, 
benen  et  einmal  ju  fc^atf,  bad  anbete  9Ral  ju  bemütig  fei.  9tt(^ 
je^t  fanben  bie  greunbe  ju  feinem  @tftaunen,  baf(  et  ju  luftig 
ge»efen.  (Bmfet  antmottete  noc^  einmal  jum  Xeil  auc^  im  tluf^ 
ttage  feines  C^enn,  beS  OetjogS  (Seotg,  meil  Sut^et  aud^  auf  ben 
^anbel  mit  biefem  jutucfgetommen  mat,  abet  Sutl^et  teerte  f\ä) 
nit:^t  batan.  8lu(^  atö  (Bmfet  in  bemfelben  ^afyct  eine  Überfe^ung 
beS  92euen  2eftamentd  l^etaudgab,  bie  lebiglid^  ein  an  menigen 
Stellen  abmeic^enbed  Plagiat  bet  feinigen  mat  unb  bet  Oerjog  fie 
mit  einet  auffälligen  Sßottebe  einful^tte,  l^fillte  et  fic^  in  ein  t>0X' 
nel^med  ©c^meigen. 

Sie  $olemif  gegen  bie  9%0met  ttat  in  biefet  S^tt,  obtpol^l  e§ 
an  l^eftigen  Slngtiffen  nic^t  fehlte,  (aufeet  in  ben  biclen  einjeln  ge= 
btudten  ^tebigten)  ubetl^aupt  jutucf.  Cad  mat  ^bfi^t,  l^tte  er 
fid^boc^  üotgenommen,  gegen  bie  ^apiften  nic^t  mel^t  ju  fd^teiben. 
S^re  ©efämpfung  übetliefe  et  anbeten  unb  begnügte  fic^,  bie  eine 
obet  anbete  ba^in  jielenbe  ©d^tift  mit  ttdftigen  Sßotteben  ju  be= 
gleiten.  9Ro(^te  nun  (Sod^leud  i^n  aU  fiebentöpfigeS  Ungel^euet 
fd^ilbetn  obet  fonft  feinen  ®eifet  gegen  il^n  auSftofeen,  et  antmottete 
nid^t.  @^  fod^t  il^n  aud^  wenig  an,  aU  jmei  Seipjiget  äRagifiet 
but^  ä3ef(^impfung  feinet  gtau  in  fc^mu^igftet  SBeife  feine  ®^ 
angriffen.  Stuften  bie  anonymen  ®egenf(^tiften  üon  il^m  l^et,  fo 
l^ätte  et  ©ctbeS  in  nic^t  minbet  berbet  SBeife  bcantroottet.  SRut  ate 
bet  ©ifc^of  3ö§ann  bon  SKeifeen  am  26.  gebtuat  1528  ein  gaften= 
manbat  etlie^,  in  n;eld^em  et  a\xd)  gegen  ben  ®enuf)  be$  8benb= 
ma^lS  untet  beibetlei  ®eftalt  eifette,  fc^tieb  Sutl^et  eine  gtöfeete 
pclemif(^e  ©d&rift,  bie  fd^werlid)  Dot  Cnbe  beö  3^^^  etfd&ienen 


„5Son  bcibettci  ©eftatt  be8  ©afvamcntö."  26^ 

jcin  mirb.  ©ein  „SScrid^t  an  einen  guten  greunb  \)on 
beibet  ®cftaU  be§  ©alramentS"  richtete  jidö  äuglcid^  fleflen 
anbete  ®cgner  wie  3«?^-  fjabet.  3Rit  ^umot  weift  er  barauf  ^in, 
tt)ie  Diel  bie  ^apiflen  bereits  Don  il^m  gelernt  Sitten,  felbft  ^ur 
@4)rift  griffen  fie,  wenn  es  il&rem  SRugen  gelte.  Unb  wie  Ratten 
fic  gelernt,  bie  greil^eit  ju  gebraud^en,  fic^  il^rc  ©tifter  unb 
$f löfter  JU  SRuften  ju  machen !  ©affir  wollten  fie  fid^  bann  baburc^ 
als  gut  päpftlic^  ftetlen,  bafe  fie  bie  ßeutc  ju  einerlei  ©eflalt  beS 
©aframentcS  jwingen.  ©agegcn  will  er  bie  ©ewiffen  ftärlen.  Die 
®egner  geben  felbft  ju,  ia^  niemanb  roiffe,  wer  bie  römifd^e  SBeife 
eingeful^rt,  machen  fid&  aud^  anl^eifd^ig,  auf  einem  Ronjil  für  grei= 
gäbe  beS  Saienlelc^eS  cinjutreten,  alfo  mufe  eS  bod^  red^t  fein  unb 
bcm  ffiorte  ®otteS  gemfife.  Aber  man  glaube,  mit  ®ottcS  SBort 
machen  ju  lönnen,  waS  man  wolle,  unb  berufe  fic^  gegen  baSfelbe 
auf  bie  ®ewalt  ber  Rirc^c  ®cbotc  ju  geben.  8lud^  biefe  fßnnten 
bie  ©Dangelifcften  tragen,  baju  wären  il^re  ©d^ultern  noc^  ftart 
genug,  „aber  baS  ift  ber  ^aber,  bafe  fie  uns  nic^t  wollen  ®otteS 
SBort  unb  bie  l^eilige  ©d^rift  frei  laffen,  fonbern  jwingen  unb 
brdngen  uns,  wibcr  ®otteS  SBort  ju  lehren  unb  ju  tl^un.  ©ar= 
über  l^ebt  fid^'S,  bal^er  fömmt'S,  bafe  wir  auf  unferc  S3eine  treten 
unb  fcften  bie  C^örner  auf.  Unb  weil  fie  uns  nic^t  wollen  ®otteS 
SBprt  laffen  l§alten,  fo  wollen  wir  au(^  nic^t  ein  ^aar  breit  l^alten 
adeS  baS,  waS  fie  fc^en  unb  gebieten ;  weld^eS  wir  f onft  aQeS  getreu 
l^iclten,  wo  fie  uns  ®otteS  SBort  liefeen".  ^n^^wer  wieber  berief 
man  fic^  für  baS  SRed^t,  ber  Rird^e  ©aftungen  aufjulegen,  auf  baS 
%^ün  ber  «poftel  auf  bem  fogen.  «DoflelfonjU  «pg.  15.  Über  biefeS 
Rapitel  l^attc  Cutter  fc^on  im  3a^re  1526  einen  ©ermon  ^erauS= 
gegeben,  ©arauf  DerwieS  er  jeftt,  fommt  aber  noc^  einmal  barauf 
jurfidf.  ®ic  ^auptfac^e,  fo  fu^rt  er  aus,  wäre  bamalS  gewefen, 
bcn  3;rabitionen  unb  auffäftcn  ju  wel^ren,  beSl^alb  l^abc  man  be- 
fd^loffen,  baS  ®efeft  SKofe  ben  3fi"9«tii  ^«^  ^^^  O^ibenwelt  ni^t 
aufjulegen,  fonbern  fie  ju  lehren,  wie  fie  ol^ne  baS  ®efeft  burcft 
ben  ®lattben  feiig  würben.  ®ie  anberen  ©tudfe,  bie  man  be= 
fd^loffen,  finb,  weil  [\c  fonft  wiber  baS  erfte  wären,  nid^t  als 
©efeft  ausgegangen,  fortbern  finb  auf  bie  Siebe  gerid^tet,  in  Mi- 
fid^t  auf  bie  ^VLitn;  barum  finb  fte  aud^  fpäter,  als  biefe  8*udfr4t 


266  f>ct)og  Ocorg.    gc^bc  mit  (StoSmu«. 

unnötig  mürbe,  foitgefaHen.  ®ol(i^e  auf  bie  Siebe  gerichtete 
ea^ungen,  3.  O.  aud^  ^eiligentage,  gaften,  wenn  )ie  um  bet  8ie6e 
»iQen  gefotbert  »erben,  unb  leine  ®finbe  ober  9Iot  bed  ®e»iff€iii 
barau6  gemad^t  mirb,  lann  man  fid^  gefaUen  laffen.  9htn  giebt  d 
aber  ©inge,  bie  ftradt«  »iber  ©otteö  ©ort  finb,  barunter  bic 
@a|iung  Don  einerlei  ®eftalt  be6  ®a(rament$,  ba  gilt  (eine  Siebe 
ober  S)ienft,  benn  ba6  l^ief^e  miber  (Sottet  Sßort  l^nbeln. 

©iefe  Sd^rift  {(^ien  ^ct^oi  dkorg  bebeut jam  genug,  um  eine 
®egenf(^rift  ju  fcbreiben,  bie  er  an  (Bra^mud  jur  SSeguta^tung 
fd^idfte,  f(^lie{(li(^  aber  boc^  nid^t  erfd^einen  lie{(.  Suc^  anbere,  »ic 
(Sod^leud,  S)unger6l^im ,  Stenfmg  tieften  ®egenf(^riften  au^el^. 
Sutl^er  (ummerte  fi(^  ni(^t  barum,  unb  fie  »urben  aud^  fonft  (aum 
beachtet.  t>a€  mar  überl^aupt  bie  ftlage  ber  Sltglfiubigen.  3^ 
teiner  S^t  mar  man  il^rer  ©d^riften,  bie  in  geiftlofer  SBeife  immer 
nur  basfelbe  Dorbrad^ten ,  mel^r  mübe,  aU  gegen  Snbe  ber  jman- 
jiger  3a§rc. 

(BröfjereiJ  Sntereffe  erregte  nur  nod^  bie  furje  gortfe^ung  ber 
ge^be  mit  (Sradmu^.  ®einc  (Sntruftung  über  Sutl^r^  @d^rift 
,,Dom  unfreien  SBiden''  mar  eine  maftlofe  unb  mod^te  bur^  einen 
und  ni(^t  erlittenen  S3egleitbrief  Sutl^erd  erl^ö^t  fein,  ^fonbers 
t)er(e^ten  i^n  bie  ^ormurfe  beiS  (Spi(ur5idmuS  unb  ®feptiä6mttd. 
dx  begnügte  \\i)  nic^t,  gegen  Sutl^er  eine  überaus  l^eftige  ©egen» 
fd^rift  ju  f(breiben,  Don  ber  ber  erfte  teil  fc^on  im  April  1526  in 
SBittenberg  befannt  mar  (ber  jmeite  Jeil  erfc^ien  ein  ^a^x  fpfiter), 
fonbcrn  aucb  beim  Rurfurften  Rlage  ju  führen  unb  auf  bie  faifer= 
lid^en  (Sefe^e  gegen  bie  93erfa[{er  Don  ©d^mfi^bfid^em  J^injumeifen. 
92atürli(^  o^ne  jeben  (Erfolg.  äRelam^tbon  glaubte  bei  Sutl^ 
einen  «iuöbrud^  ungeftumer  O^ftigfeit  befürchten  ju  muffen,  aber 
biefer  l^atte  an  be§  (graSmuS  ÄuSlaffungen  gar  fein  Sntereffe 
mel^r.  SBod^en  Dergingen,  el^e  er  ficft  baju  entfd^lofe,  bic  (Sd^rift 
beSfelben  uberl^upt  in  bie  ^ani  ju  nel^men.  (Sr  mar  für  il^n  ein 
abgetl^aner  äRann.  Unb  biefer  l^atte,  menn  man  il^n  aud^  laum 
noc^  mit  einigem  ®(^ein  für  einen  Sutl^eraner  ausgeben  {onnte, 
nid^t  einmal  ben  (Srfolg,  feine  tatl^olifd^  9led^tgl5ubtg(eit  allen  er- 
miefen  5U  l^aben.  ©eine  ®egner  in  Sömen  blieben  unDerfö^nlid^. 
3n  Spanien,  mo  er  ebenfo  Diele  »emunberer  unter  ben  (Bebilbeten 


@ra((niu9  unb  O^attinara.    ^ie  Säufer.  267 

l^atte  »ic  (Segnet  unter  ben  SRönd^en,  fonnte  il^n  nur  ba«  ©ntteten 
Act  faifetlic^en  Ääte  namentli(§  beS  (Sattinata  üot  offt^ieUct  83er- 
leftetung  fd^uften.  3«  «inem  Jtoftf(^tei6en,  welche«  bet  ©tofefanslct 
am  1.  Dftobet  1525  an  il^n  ti(i§tete,  fptic^t  et  bejeic^nenb  füt 
bctee  SRfinnet  bon  btei  ^atteien,  ben  blinben  Äni^fingctn  be3 
^apfteS,  ben  gleid^  blinben  Stnl^iüngetn  Sutl^etS  unb  benen,  „bie  nid^tö 
fud^en  ald  (Sottet  @]^te  unb  baS  ^eil  beS  ®emelnn)efen$'',  bet 
Rottet  be$  (Sta^muS,  bie  tok  et  ®attinata  fclbft,  jmat  immer 
bic  ^attei  bet  ßutl^etanet  untetbtudft,  ja  ganj  au^getottet,  aber 
eben  fo  benimmt  alle  fonftigen  Ü6el  gebeffert  ju  feigen  wunfd^e. 
Unb  eine  fol^e  ^attei,  bie  »ebet  mit  Sutl^et  nod^  mit  ben  8iö= 
metn  jufammengel^en  moUte,  mat  aUetbing^  botl^anben.  Unb  nod^ 
meljt  afö  anbetsmo  fe^te  fi^  biefe  Siittelpattei  in  ©eutfd^lanb 
au§  8euten  jufammen,  bie  Don  ben  etaSmifc^en  9lefotmationö= 
gebauten  ausgegangen  waten,  ©ie  S^^l  betreiben,  bie  in  bet 
.^Öffnung  auf  ein  StonjU  abmattenb  im  ^intetgtunb  [teilen  mcQten 
unb  na4  bet  gelobe  Sutl^etS  mit  (StaSmuS  unb  bem  Anfang  eigenen 
eöangelifd^en  ffitd^entumS  fid)  Don  8utl^et§  SBett  abfel^tten,  tt?at 
in  gewiffen  Steifen  fi^tlid^  im  3une]^men  begriffen. 

3loä)  gtöfeet  »at  fteilic^,  o^ne  bafe  aud^  nut  einet  im  Sieic^e 
eine  Sl^nung  baüon  ^atte,  bie  VCenge  betet,  bie  man,  mie  Detfd^ie^ 
benen  Schlages  fie  ani)  maten,  fc^on  aUgemein  mit  bem  9{amen 
3;fiufet  belegte.  5Rid^t  nut  in  bet  @(^meij,  »o  man  fie  auf  83et= 
anlaffung"3winflU3  l^att  belfimpfte,  fonbetu  allenthalben  au(§  irt 
ben  Dbetlanben  tegten  fid^  bie|elben.  SBenn  man  Re  in  bem  einen 
Dtte  untcrbtüdft  obet  üettrieben  l^atte,  taud^ten  fie  um  fo  jal^U 
teid^et  in  bet  5Rad^batgemeinbe  auf,  unb  ju  3«iten  festen  fie,  j.  ©. 
in  ©ttafebutg,  ben  (Süangelifc^gefinnten  ^att  ju  unb  btol^ten,  bie 
etft  in  bet  Silbung  begtiffenen  eüangelif^cn  ®emeinben  ju  fptengen. 
3tt  biefen  teid^Sftfibtifd^en  ©ebieten  »aten  bie  gortgefd^tittenen 
utttet  ben  Jfiufetn,  bie  witflic^  bie  SBiebettaufe  ootnal^men  obet 
fommuniftifd^e  ®ebanlen  auöfptac^en,  boc^  nut  feiten,  bc^o 
l^äufiget  anbete  (Stuppen.  Unb  mod^ten  fie  nun  mit  il^ten  m^= 
ftifd^=ffeptifd^en  Jleigungen,  wie  bie  ©ebilbeten  untet  i^nen,  auf 
eta8mif(^ett  (Bebanfen  fufjen  obet,  wie  bie  Dielen  wanbetnben  Oanb= 
»etfet,  Don  bem  ftanjisfanifd^en  SebenSibeal  etfuDit  fein,  il^te  ?lb= 


268  Scfen  unb  aebeutung  bet  nnftr. 

neigung  gegen  bie  ^opßtird^  »ie  bie  (StHingettfd^  toat  bte  gteü^. 
fiel^teren  »atfen  fie  befonberd  fiu{(etU(^e9  (E^rifientum  Dor,  ein 
$0(^en  auf  ben  Glauben,  mit  bem  t^r  fieben  unb  2:teiben  in 
SibeTfpru(i^  ftel^.  (Sd  ift  (^ralteriftifd^  fät  bie  3etfal^renl^t  bet 
^et^Uniffe,  woran  man  bie  Käufer  ettennen  moOte:  n>er  ftd^  mSg^ 
lid^ft  einfad^  (leibete,  —  mit  ^orUebe  tofi^lte  man  graue  9Mc  — 
iid^  Don  aQen  Suftbatteiten  fern  l^ielt,  einen  in  jeber  Sejie^ung  e^t: 
baren  ffianbel  ju  fül^ren  \\xä)tc  unb  ici)  niemals  in  einem  9ottt^ 
bienfte  }u  fe^en  war,  ber  galt  a(d  Derbfi(^tig.  Samen  fie  in  rcli= 
giöfe  (BefpTfic^e  mit  (Büangelifc^en,  fo  jeigte  ftd^  ber  ^kgenfa; 
fofort  in  bem  ffiiberfprud^  gegen  bie  ®enugfamteit  ber  ^igen 
®(^rift.  S)er  (&c\ft,  bad  innere  ffiort  muffe  jeben  erleuchten  unb 
feines  Odiles  gemi{(  ma^en.  Dies  mar  bei  ben  gröfiten  9kr= 
fd^iebenl^citen  im  einzelnen  baS  aQe  Derbinbenbe  Canb. 

Vlan  weift  l^eute,  welche  Sebeutung  für  bie  (Sutwicfelung  ba 
beutfd^cn  9leformation  biefe  neben^Iaufenbe  Bewegung  gc^bt  ^t 
auf  Sutl^er  jelbft  machte  fte  (einen  befonberen  (Sinbrucf.  ^ei= 
ii(b  wu{(te  er  au(^  wenig  genug  baDon.  ^ur  ®a^fen  fam  fie 
bamals  faum  in  Setra^t.  SßaS  Sutl^r  baoon  üemal^m,  war 
SinjelneS,  jum  Zeil  UndareS.  Die  ®terbenSfreubigfeit  tl^er 
9{&rtt)rer  erregte  feine  S^erwunberung,  aber  er  ))ermo(^te  fie  bei 
ben  Seugnern  beS  @a(ramentS  wie  Suguftin  ben  Donatiften  gegen= 
über  nur  auf  fatanifdben  @inf(ug  jurucfjuful^ren.  Sßie  anberS  fd 
bie  rubige  ®elaffen§eit  berer,  bie  um  beS  (SoangeliumS  tbiQeti  gc= 
fiorben  feien!  Das  bange  (Sntfel^en,  weld^eS  fo  Diele  angefic^to 
ber  jal^lreicben  @onbermeinungen  erfuQte  unb  mannen  bie  römifc^e 
Uniformitfit  jurudwunfc^en  lief),  war  il^m  Dddig  fremb.  »ffienn 
man  f priest:  eS  finb  Diel  ®etten,  eS  ftnb  Diel  ätottereien  loibcr 
baS  @Datigelium,  unb  ift  ju  bcffirc^ten,  baS  @Dangelium  merbe 
untergeben.  Sieber,  la%  fte  gc§en,  {te  werben  mir  nid^t  über  ben 
6pru(^  fpriugen:  3wba  wirb  gel^olfen  werben  unb  S^rael  ftc^ct 
wol^nen.''  3^  ben  S^i^^n  beS  SriuS  wären  taum  brei  Sif4>dfe 
gewcfen,  bie  rec^t  prcbigten,  unb  aud^  ju  unferer  3^*  »^be  man 
wie  bamalS  bie  ®ott^it  Sl^rifti  leugnen.  „Dennocb  lebt  (S§riftu§, 
unb  fein  ^txäf  ftcl^t  feft."  DaDon  fprac^  er  unter  anberm  in 
felfenfefler  3wDerjt(§t  auf  ben  cnbli(§en  ®ieg  (S^ripi  unb  feinet 


9ieid^e$  in  imei  fc^Snen  am  18.  unb  25.  92o)).  1528  gel^aUenen  ^te^ 
bigtcn.  @te  erf^ienen  im  nac^ften  ^al^re  unter  bem  ^itel:  ^®ine 
@piflcl  au§  bcm  ^topl^ctcngcrcmia  Don  (El^tifli  Sicid^ 
unb  d^tiftlid^cr  grciJ^cit".  ®ie  fflagcn  bct  greunbc  über 
bic  Umtriebe  bet  Säufer  beantwortete  er  nur  mit  SBarnungen  unb 
mit  ber  alten  SRal^nung,  bie  l^erumjiel^nben  $ro))^ten  ju  fragen, 
»er  fie  jum  ^rcbigtamt  berufen. 

®ie,  welche  fid^  ujcgcn  ber  Äinbcrtaufe  bctummerten,  belcljrte 
er  in  einer  ^oftiüenprebigt,  bie  bereits  im  Saläre  1525  gebrudt 
xoax:  „@umma,  ber  Jtinber  2aufe  unb  Sroft  ftel^et  in  bem  SBort: 
Saflet  bie  JKnblein  ju  mir  lommen.''  ®ann  liefe  er  unter  einer 
gfiöe  üon  (Sefd^fiften  im  ^a^xt  1528  ein  ©(i^riftd^en  .83 on  ber 
aSieber taufe"  auSgel^cn.  Sine  birefte  anfrage  l^tte  il^n  üer= 
anlafet,  nid^t  minber  bie  21^tjad^e,  bafe  93altl^far  ^ubma^er,  ber 
frühere  Pfarrer  Don  SBalbSl^ut  fi(^  in  einer  feiner  ©d^riften  auf 
il^n  berufen. 

(fö  finb  nur  wenige  fünfte,  bie  er  l^erauSgreift,  auf  ®runb 
ungewiffer  Runbe,  wie  er  felbft  fagt,  aber  feine  ÄuSlaffungen  finb 
öon  weittragcnber  SSebeutung.  3Rit  @ntfc^ieben]^eit  erflärt  er  fid^ 
mie  ftül^er  gegen  ba§  Siorben  unb  SSerbrennen  ber  Jäufer:  man 
fülle  jeben  glauben  laffen,  wa§  er  woHe.  ©ofern  jene  nur  im  (8lau= 
ben  irren  unb  nid^t  baneben  aufrü^rerifd^  finb  ober  fonft  ber  Dbrig= 
feit  miberftreben,  l^ätten  [xt  \a  genug  ©träfe  an  bem  ewigen  geuer 
in  ber  ^öQe.  ^ßieber  ®ott,  wie  balb  ift'S  gefd^el^en,  bafe  einer 
ine  wirb  unb  bem  Teufel  in  ©tridt  fäOet?  5Rit  ber  ©d^rift 
unb  (Sottet  SBort  follt  man  fic^  meieren  unb  wiberftel^en;  mit 
gcucr  wirb  man  wenig  ausrichten.''  ©r  mar  wol^l  unterrichtet, 
wenn  er  bemerft,  bafe  etliche  bie  SBiebertaufe  üornel^men,  um  bem 
^apfttum  befio  mel^r  ju  fi^aben.  ®aS  ift  i^m  92arrenwer(.  Senn, 
banac^  müfete  man  aud^  bie  ©d^rift  unb  baS  ^rebigtamt  leugnen,, 
ober  um  ja  nid^ts  mit  ben  ungläubigen  ^witti  gemein  ju  l^aben, 
aud^  baS  Site  2;eftament  fal^ren  laffen.  „9Sir  fc^wfirmen  nic^t 
alfo  wie  bie  Stottengeifter,  bafe  wir  alles  verwerfen,  roa^  ber 
^opft  unter  fid^  J^t."  „i)en  aRiJibrauc^  unb  gufa^  foOten  fie 
uns  IpFelfen  Verwerfen,  aber  ba  litten  fie  nid^t  grofee  (Sfftt  baüon.'' 
Sann  wenbet  er  fid^  ju  ben  (Sinwurfen  gegen  bie  ftinbertaufe. 

Stoltt,  SntHv.  n.  18 


270  IHnbettiiife. 

San  rnoüt  untet  Setufung  auf  9latL  16,  16  nut  \o\i)t  taufen, 
bie  mxüxäi  glauben:  abet  wx  fann  bad  ettennen:  „&WLb  fie  nun 
)u  (Mttent  iDOtben,  baf(  fie  ben  Seuten  in4  ^^  fe^  Idsnen, 
oh  fie  glauben  ober  ntd^t?"  Unb  oie,  menn  bet  Xeufel  jjemanb 
aufii^t,  ba{(  et  bamatö  nicbt  re^t  geglaubt  l^be,  atö  et  fuj^  »iä>ei= 
taufen  tief^?  Sie  oft  tomme  ed  bot,  ba{(  bet,  fc  ba  meint,  er 
glaube,  ni(^t  glaube,  unb  bet,  mld^  betiweifle,  am  meiften  glaube! 
3ubem  (ann  niemanb  ben>eifen,  bag  bie  SKnbet  nid^t  glauben  unb 
bie  Xaufe  lann  aud^  ben  Stauben  in  bad  SKnb  bringen.  8ber 
au(^  oenn  ber  Staube  et»a  erft  je^n  ^l^re  nad^  bet  Saufe  tonte, 
bftrfe  man  ni(^t  mieber  taufen,  benn  ber  SRif^braud^  anbert  an 
ber  (Sad^e  nid^td.  „<5olb  mitb  babut(|  nic^t  ®trol^,  ob  es  ein 
S)ieb  ftiel^let.''  S)ie  Saufe  mit  bem  Sorte  (Sottet  bliebe,  ouc^ 
»enn  fie  gemif^brauc^t  motben  ro&tt.  @o  l^&tten  bie  Zdufer  au(^ 
nid^td  gemonnen,  oenn  fie  beweifen  tdnnten,  was  fie  nid^t  Idnuen, 
ba^  bie  Stinber  ni(^t  glauben,  aber  l^inter  bem  ganjen  ^edfe  ber 
^SBerfteufel'',  ber  biet  k)om  ®lauben  \pttd)t,  aber  bas  Sßerf  meine, 
UHid  man  auc^  an  il^en  ^ud^ten  erlennen  (dnne.  i)er  fefte  @runb 
ber  Saufe  fei  nid|t  mein  (Blaube,  fonbem  (Sottet  ®ebot,  unb 
»enngleid^  fein  (Slaube  ba  mfire,  fo  nfi^e  fie  tooffi,  bem  Uti= 
gläubigen  nichts,  aber  fie  fei  barum  bo(^  red^t  unb  gemif),  benn  fte  merbc 
DoUjogen,  »ie  ®ott  fie  geboten  l^t.  92un  tonne  man  jmar  feinen 
@püii)  anful^ren,  ber  mit  ^Qen,  tlarcn  SBorten  fage,  baf(  man 
bie  Äinber  taufen  foDe,  »eil  auc^  fie  ben  (Blaubcn  l^aben,  aber 
aud§  feinen  bagegen.  S)a  nun  ben  ftinbem  burc^  bie  Saufe,  faQ^ 
fie  unrecht  märe,  ni(^t  gefc^abet  mirb,  mol^l  aber  im  anbent  ^aU 
burcb  Unterlaffen  ber  Saufe,  fo  »5re  man  fd^ulbig  an  aßen 
JKnbem,  bie  ol^nc  Saufe  berloren  ge§en.  ®abei  legt  er  aud^  einen 
gemiffen  SBert  auf  bie  Srabition,  ben  guten,  alten  SSraud^,  an 
meld^em  man  ol^ne  l^eden  @(^riftgrunb  nichts  änbern  foQ.  Unb 
(Sott  giebt  bad,  maS  er  nic^t  l^ben  miU,  in  ber  ®c^rift  genugfam 
ju  ertennen.  «ber  biefer  Srabitionöbcmeiö  i^  für  i|n  felbfl  öon 
geringer  S3ebeutung,  benn  er  ift  oon  bem  Slauben  ber  Stinber 
uberoeugt^  unb  bie  Sl^atfad^e,  baf(  ®ott  benen,  bie  atö  ftinber 
getauft  feien,  ben  l^eiligen  ®eifl  unb  grofee,  IJerrlid^e  (Saben  oer= 
lid^en  §abe,  bejeugt  il^m  aufterbem  jur  (Senuge  bie  Stid^gteit  ber 


iSatlftebt.'  271 

SKnbeitaufe.  Son  bem,  toad  bie  Siebertäufet  aller  @d^ttie= 
tunflcn  d^araftcripctt,  il^ret  ©cringfd^äftung  ber  Schrift  ober  »on 
il^er  Seigre  Dom  innem  SBort,  »eil  et  nod^  nid^tö  unb  aud^  jmei 
^affxt  f))dter  (1530),  atö  er  ju  einem  S3u^e  bed  3»^^  SReniuS 
gegen  bie  Sßiebertäufet  eine  Sorrebe  fd^tieb,  ^ielt  er  ^äf  an 
^njelnl^iten  unb  fal^  il^re  Qk^Sfyxliäßtxt  jun&d^ft  in  il^rem  ^eim= 
lic^n  Sßefen,  bann  in  ber  (Srmartung  eined  irbifd^en  Xeid^ 
unb  in  ber  Hoffnung  auf  93emi(^tung  ber  Unfrommen.  Unb  in 
ber  öorl^itt  befproc^enen  ©d^tift  ertlärt  er  ben  3tttum  ber  JBieber= 
täufer  inbejug  auf  bie  laufe  für  ertragli^er  aU  ben  ber  ©alra= 
tnentierer,  ba-biefe  bie  S^aufe  ganj  junid^te  mad^en  moQten,  mfil^renb 
jjene  fie  neu  machen  moQten.  3lx^t  in  ü^nen  unb  ni(^t  in  ben  ^6= 
mern  fal^  er  bie  geffil^rlid^ften  ®egner.  Unb  fo  Diel  toar  rid^tig,  Don 
mel  größerer  Sebeutung  für  SBac^^tum  unb  Seftanb  eDangelifd^en 
(Sl^riftentums  mar  ber  Stampf  im  eigenen  Sager.  — 

8u(^  biefer  Stampf  l^atte  teinen  ^ugenblidC  gemixt,  aber  er 
l^atte  einen  anberen  S^ratter  angenommen.  Sarlftabt  ftanb  nid^t 
ntel^r  oben  an.  fflnx  mit  äRül^e  mar  er  in  ben  Xagen  be$ 
Sauernfriege^  bem  brol^enben  Sßetl^ngni^  entgangen.  S)er  bran= 
benbutgif(^  (SeleitSmann  in  grauten  l^tte  berdtS  einen  ^aftbefel^t 
gegen  il^n  erlaffen.  8u$  ber  C^eimat  aufgefd^eud^t,  manbte  er 
feinen  S3licf  mieber  nac^  @ac^{en.  ®d^on  SZitte  ^uni  1525 
fanbte  er  bittenbe  ©riefe  na(§  SBittenberg.  ©ann  erfd^ien  feine 
^au  perfSnlic^  bafelbft.  S)emütig  bat  er  um  Sutl^d  gurbitte 
bei  bem  fturfurften.  (St  mar  bereit,  fi(^  Don  bem  93erbad^te  ber 
Beteiligung  am  Slufrul^r  ju  reinigen,  mie$  benfelben  auc^  in  einer 
eigenen  ©d^rift  jurüdC  unb  legte  Sut^  eine  %tt  SBibertuf  feiner 
Sbenbmal^tölebre  Dor,  unb  biefer  mar  mitleibig  genug,  mirUid^  ffir 
il^n  beim  Sturffirften  einzutreten,  gab  aud^  feine  „(Sntfd^ulbigung 
beS  falfd^n  Säumend  bed  Sufrul^rS''  mit  einer  IBortebe  l^au^. 
S)ad  enegte  in  mondän  Streifen  ni(^t  geringe  ^eube.  W^r  ber 
Stntfurft  mar  nid^t  ol^ne  Sebenlen.  SBittenberg  mie  X^fitingen 
»urbe  il^m  unterfagt,  baS  nal^  Stemberg,  mad  Sutl^  Dorgefi^lagcn 
^e,  bedl^lb,  meil  bort  eine  na(^  Derfd^iebenen  Sdnbem  fäl^enbe 
^eecftrajte  Doruber  ging.  9htr  in  einem  ganj  genau  abgegtenjten 
fkbiete  in  ber  91S^  SBitten»erg9  butfte  (Soxlftabt  ^  aufl^lttn.  <ir 

18* 


272  Catlllabt    €kitcaiiiott«ftteit. 

50g  oiebet  na(^  6egtena,  fp&tec  mäf  Setg»t|.  Vtan  bcoba^tüt 
ifyx  natutl^  mit  Stgmol^n.  86er  et  §ielt  ftdl  ftiQ  unb  tnupfte 
mieber  freunbft^ftlu^  SBejiel^ungen  mit  ben  Sittenbetgem  an. 
3m  Bebtuat  1526  Iie{(  er  feinen  f(^on  mel^r  aU  ein  ^a^r  frit^ 
geborenen  @ol^n  taufen,  »obei  3^nad,  SZeland^tl^on  unb  Sutl^^ 
^au  (BeDatter  ftanben.  )Stt(^  8utl^  felbft  mar  naif  ®egtena 
gelommen  unb  freute  ft(^  bed  „(Bottedmunberd",  baft  bie,  meU^ 
nod^  ein  ^al^  frul^  bie  Xaufe  ein  ,,C^unbebab''  genannt  litten, 
fie  nun  fogar  Don  i^ren  geinben  begel^rten.  ^  unglücttü^ 
äRann,  ber  noäf  Dor  (uri^em  bie  Arbeit  auf  bem  gelbe  atö  bie 
eigentli(i^  aUein  üon  (5ott  gemoUte  bejei(^net  l^tte,  mürbe  aber  be$ 
^uemlcbend  balb  mieber  überbrfiffig.  8u(|  oerfolgte  i^n  ba^ 
Unglüd:  in  turjer  3^it  Derlor  er  fieben  ^ferbe.  Ca  Derlaufte 
er  fein  (5ut  unb  bat  Sut^er  im  ®))&tl^bft  1526,  beim  ftutfurften 
für  il^n  }u  ermirten,  baf(  er  bo(^  na(i^  ftemberg  jiel^en  bürfe.  Unb 
gütiger  fe^te  bieS  bur(^,  mad  feine  ©d^mierigteiten  l^tte,  ba 
bem  Sturfurften  auf  bem  Steic^dtage  ju  ®t>^ier  SarlfiabtS  megen 
aSormurfe  gemad^t  morben  maren  unb  man  bort  bel^uptet  l^tte, 
ba{(  (Sarlftabt  ni(|t  ablaffe,  im  alten  Sinne  ju  mirlen.  92an 
fielet,  meiere  Sead^tung  bie  Sad^e  fd^on  im  Xeic^  gefunben  l^tte. 
Unb  menn  @arlftabt  je^t  }urud(trat  unb  fc^metgen  moQte,  fo  bo^ 
nid^t  feine  }al^(reid^en  ^eunbe. 

2)er  in  ber  ©atramentdfrage  l^erborgetretene  (Segenfa^  mar  nu^t 
mel^r  aud  ber  SBelt  ju  fc^affen.  Sutl^erd  milbgel^ltened  Senbfd^reiben 
an  bie  Sl^riften  ju  (Strasburg  (f.  oben  ®.  161)  l^t  bafelbft  f(^mer(i($ 
berul^igenb  gemirtt;  mer  Dorl^er  an  feiner  Suffaffung  Hnftofi  nal^m, 
mirb  taum  baburd^  gewonnen  tt)orben  fein.  (5d  mad^en  fid^  ba  bie 
oerfc^iebenften  (Binpffe  geltenb.  (Bs  barf  nid^t  unterfd^fi^t  merben,  baj} 
eine  Sleil^e  um  il^red  ebangelifc^en  (Staubend  miQen  flud^tige  ^anjofen 
mie  ber  fd|on  ermfil^nte  %tani  Sambert  bon  %mgnon,  JffiUl^m  garel 
u.  a.  bamate  in  ®tra{(burg  lebten  unb  gan^  befonberd  gegen  bod 
aSorl^anbenfein  Sl^rifti  im  @atrament  ober,  maS  fte  atöbalb  aü  iben« 
tifd§  festen,  bie  ^boration  ber  äReffe  eiferten.  Unter  ^rung  8am= 
bertd  litten  bie  Stra^burger  ^rebiger  mie  an  Sutl^er  fo  aud&  an 
Smingli  mit  ber  Sitte  um  Selel^rung  gef(^rieben.  Seine  9nt= 
mort  Dom  16.  S)ejember  1524,  eine  mol^lgefeilte,  aOe^ntte  mit 


Btoingli  über  ba9  Mtn\>ma^t  273 

bcr  il§m  ciäcncn  JWar^cit  belcud^tcnbc  Scl^tcpiftcl,  bic  fic^  bon  jcbct 
Slttimofität  fern  l^ielt,  aber  mit  befto  gröfeerer  ©id^erl^eit  lebc  anbcre 
Sluffatfung  aU  jc^riftotbrig  unb  unoemunftig  bejeid^nete,  lief 
ttatfirlic^  Diel  frul^er  ein  al^  bie  Sutl^erS.  ®r  munbert  jtc^  bar:: 
ober,  \>a%  ©arlftabt,  ber  auf  bem  richtigen  SBege  gcmefen,  niii^t 
burc^  ben  (Stauben  ju  ber  @rfenntnis  gefül^rt  morben  fei,  baf^ 
nad^  bem  ©orte  be5  ^mn,  M^  Steife^  ift  fein  ^iufte",  ein  gorfd^en 
mä)  bem  gleifc^c  S^rifti,  ber  nad^  bem  ^ebräerbriefe  jur  Siedeten 
<8otte§  fi^e,  auSgefc^loffen  fei  unb  ba§  SBort  „ift""  eine  anbere 
Sebeutung  l^ben  mäffe.  SSucer,  ber  nad§  @apito§  Eingabe,  frul^er, 
»eil  e^  fo  opportun  war,  no^  ju  Sutl^er  neigte,  wollte  jjeftt  „mit 
^nben  unb  gufeen''  für  3wingli§  Äuffaffung  eintreten.  Sutl^erö 
S^rift  wiber  bie  ,,§immlifc^en  ^ropl^eten'',  bie  feinen  Unterf^ieb 
jmifd^en  @arlftabt  unb  3^ingli  anerfannte,  mu^te  ben  ®egenfa^ 
no^  Derfc^firfen.  3n  einjelnen  Drten  fam  er  fd^on  auf  bie  ffanjel. 
3efet  gab  3tt>iwgli  feinen  freilid^  längft  in  ben  »eiteften  Sreifen 
betannt  geworbenen  Srief  an  SUber  unb  fdn  ©enbfc^reiben  an 
bie  ©trafeburger  ^rebiger  l^erauö.  äßid^tiger  war  feine  grofee 
lateinifc^e  ©c^rift  „83on  wal^rer  unb  falfc^er  Sieligion",  in  ber 
©raömuö  fic^  fo  fel^r  wiebererfannte,  "ba^  er,  freiließ  nur  in  öer= 
trautem  ftreife,  bie  I3emerfung  mad&en  tonnte:  „O  guter  S^^wflKf 
was  fd^reibft  bu,  was  ic^  nid^t  fd^on  felbft  gef(^rieben  l^ätte." 
S)er  Seigre  r)om  ©aframent  wibmete  er  einen  grof^en  9{aum. 
6ie  ift  wie  baS  ganje  S3u(§  gegen  bie  Slömer  gerichtet,  er  fdmpft 
aber  nid^t  minber  gegen  bie  r,gro|en  SRänncr,  bie  in  bicfer  ^txt 
blul^en  unb  fo  erfolgreid^  f(^reiben,  ba|}  eS  fd^eint,  fie  l^ben  ber 
SBelt  eine  anbere  (Seftalt  gegeben  unb  fie  au§  ber  Slol^l^cit  jur 
gtöftten  f^einl^eit  auSgebilbet.''  Sut^er  l^at  i^m  unb  ben  ©einen 
oft  t)cn  Vorwurf  gemacht,  baf(  fie  il^re  ®ebanfen  unb  il^r  S)euten 
in  bie  ©d^rift  l^ineintragen.  Xi(^tig  i^  bieS,  ia%  if)m  bie  (S]cegefe 
ber  (Sinfe^ungSworte  baS  fefunbdre  ift.  S3ei  feinem  (SotteSbegriff, 
ber  eine  S^erbinbung  mit  bem  äRateriellen  auSfd^lie|t,  fann  t)on 
irgenbwel(^em  93erbunbenfein  (Sl^rifti  mit  ben  Sbenbmal^Uelementen 
nid^t  bie  9tebe  fein.  ®enn  ber  ®eift  ift  an  feine  (Elemente,  feine 
(Snabenmittel  gebunben:  er  wirft  unmittelbar  an  ben  ^erjen. 
3tinerlid^  werben  wir  burd^  (Bott  geleiert,  —  bieS,  wie  nebenbei 


274  3»W9rt  üJkt  ha«  96€Qbmal^l. 

bemetit  merben  fod,  bet  Snlag  fut  Sut^,  ben  fonft  fo  nud^tetnen, 
in  mand^  Sejid^ung  faß  tationaltftif(^en  Xl^Iosen  mit  ben 
@(^matmgeiftem,  bte  m(|t  auf  baS  fiugere  SBort,  fonbem  auf  ba^ 
im  Innern  tebenbe  Sott  läufigen,  iufammensumetfen.    3f^  bem 
aber  fo,   ift  aUed  ^uf^ere  unDermdgenb,   ba§  (5ött(i<^e  ju  Der= 
mittein,  ift,  »ie  Cl^tiflu«  fagt,  baS  glcifc^  unnfift,  —  unb  bicfe§ 
SBort  bleibt  il^m  bet  {)au))tfati  — ,  bann  burfen  bie  Sbenbma^Idmotte 
nic^t  mörtlid^  gefaxt  merben.    (Segenfiber  ber  IBemerfung  Sutl^$, 
ben  er  übrigen^  nid^t  nennt,  faUd  man   erft  an   einem  Sßotte 
anfange  }u  beuten,  toutbe  ber  SßtQIur  in  ber  Auslegung  X^or 
unb  J^ur  geöffnet,  berweift  3w>i"9'i  owf  ©ibelftcUen,  voo   ieben= 
faOd  ein  fol(^er  „%xopvi^**  Dorl^anben  fei,  fo  mcnn  ed  bei  ber 
S)eutung  be$  2:raume§  $^raoS  ]^ei|e,  bie  fiebcn  fc^önen  Stu^e 
finb  bie   fieben  fetten  S^^^re,   ober  wenn  3e|n§  fi(^  al§  H^ur 
ober  äSeinflodC  bejeic^net  k.    ^rcilid^  muffte  in  jebem   einzelnen 
gaöe  ber  (Blaube  ber  ßel^rmeifter  fein.    9?ad^  3ol^.  6  aber  ocr= 
biete   e§  berjelbc,    öa§  „ift"    in  ben  Sinfe^ung§morten  »ßrtlid^ 
ju  nel^men.    ®a§  Orot  bebeutet  ben  Seib  (Sl^rifti,  ber  Äeld^ 
bebeutet  ba3  I3lut S^rifti,  b.  1^.,  fo  legt  er  bie  für  ßutl^er  cnt= 
fd^eibenbe  ©teile  i  Ror.  10,  10,  au§,  bafe  jebcr,  ber  l^ier  trinft, 
fi(§  baburd^  allen  Srubern  barfteüt,  bafe  er  jur  Qafil  bcricnigcn 
gelöste,  bie  auf  baS  S3lut  S^rifti  vertrauen.    S)a$  SBefentlid^e  ift 
alfo,  baf(  mir  etmad  leiften,  m£l§renb  Sutl^er  Don  Slnfang  an  be= 
tonte,  bafi  ®ott  mit  un^  l^anbelt  im  Satrament  unb  mir  oon  il^m 
empfangen.    Sluc^  finb  nad^  3^ingli  bie  @aframente  nicbt  ba5u 
ba,  ben  Gläubigen  ber  Srlangung  beS  ^eitö  gemig  }u  machen  — 
burc^  ben  Glauben  erlangt  man  ba§  ^eil,  nic^t  burd^  bie  ®atra= 
mente:  ber  ®l5ubige  l^at  bie  ®emif)l^eit  fd^on  in  fid§  f eiber,  er 
bcbarf  feiner  aSergemifjerung.    „©ic  ©atramente  oergemiffern  öiel= 
mel^r  bie  Stxxi)e  atö  bic^'',   nämlid^  über  bie  3ug^^SngIeit  jur 
®emeinbe  be§  C^errn.  —  Eingriffe  bonfeiten  römifd^cr  ®egner  t)er= 
anlaf^ten  il^n  bann,  in  einer  befonberen  ©^rift  t)om  %benbma|{, 
bie  im  äuguft  gefd^rieben  ift  („©ubfibium"  jc),  bie  trot)ifd^e  au3= 
legung  nod^  beftimmter  ju  begrfinben.  2)abei  berief  er  fid^  aiid^  auf 
eine  feiner   SReinung  m^  für  bie  Slid^tigfeit  feiner  äuffaffung 
fd^lagenbe  ©teile  2  9Rof.   12,  ii,   bie  il^m  im  Sraum  gejagt 


@rfo(g  fettiet  ©d^ciften.    9^if.  (^tbtl  275 

tootben  fei,  unb  DetmieS  }um  ©d^lug  auf  Defolamt)ab.  S)enn 
aud^  biefet  o?at  je^t  in  ben  Stampf  eingetreten  unb  fuc^te  il^n  junfid^ft 
mit  ]^iftorif(^cn  Söaffen  ju  ful^ren.  3«  «i«^  latcinifc^en  ©d^rift 
^Son  bet  »al&tcn  S3ebeutung  bet  ^enenmotte",  bie  im  September 
1525  l^erauS  fam,  unternal^m  er  eS,  bie  Übereinftimmung  ber 
aSfiter  mit  ber  tropifc^en  ©eutung  barjulegen.  5)ie  SReinung  ber 
Ißapiften  wie  8ut]^er§,  üon  bem  er  in  einem  gleid^jeitigen  ©riefe  ate 
bcm  „fäii^fifc^en  (Söfeenbilbe"  fprad^,  fiel  il^m  ba  böttig  jufammen. 

®er  Srfolg  biefer  ©(i^riften  »ar  ein  fel^r  berfc^iebener.  ©ie 
^el^rjabl  aus  ber  ©c^ule  beS  @ra$muS,  fofern  fie  nid^t  unter 
bem  ©nbrudf  be§  ©auerntrieges  bereite  angefangen  l^atten,  ben 
aWdfjug  anjutreten,  fpenbeten  lebhaften  SSeifafl.  änbere  aus  bem 
lübbeutfd^cn  greunbeStreife,  namentlid^  in  ©c^waben,  würben  bod^ 
ftuftig.  ©elbft  in  ©afel  waren  bie  cDangelif^  gcfinnten  ^rebiger 
feineSwegS  einig.  3n  einem  längeren  ©d^reibcn  Dom  5.  April 
1525,  in  bcm  bie  Seigre  üon  3öi^i^'  ^^H  wnb  ©trafeburg  wol^l 
jum  erftenmal  als  jufammengel^örig  bejeic^net  wirb,  muffte  fie 
3wingli  ju  treuem  S^fcimmenl^alten  ermal^ncn.  Unb  wie  wenig 
man  f(^on  ber  3wftimmung  ber  ®emeinbcn  gewife  war,  jeigt  bie 
anel^fad^  gemachte  Semertung,  obwol^l  manlängft  berfetben  3Rei= 
itung  gewefen  wäre,  l^abc  man  bod^  in  SRudffic^t  auf  bie  ©(^wad^en 
ۤ  nic^t  gewagt,  biefelbe  bor  bie  (Semeinbe  ju  bringen,  bis  SarU 
ftabts  auftreten  SJerwinung  l^erborgebrac^t. 

3Son  aüebem  l^atte  Sutl^er  frul^seitige  Äunbc.  ©ie  würbe  il^m 
l^auptfä^lid^  bon  ©tra|burg  l^er  burd^  92itolauS  ®erbcl,  einen 
3uriften,  ber  fi(^  grofee  l^umaniflifd^e  aSerbienfte  erworben  l^at  unb 
leit  lange  bie  gröfete  SSerel^rung  für  ßutl^er  bejeugte.  ©iefer 
^Kann,  ber  mit  ben  ^rebigern  unb  ©timmfu^rem  jerfaDlen  war 
unb  wol^l  barunter  litt,  nid^t  biejenige  ©tellung  cinjuncl^mcn,  für 
bie  er  gefd^ffen  gu  fein  glaubte,  mad^te  gwar  aus  feiner  $artei= 
nol^me  für  Sutl^er  (einen  ^cfjH,  fpielte  aber  bod^  eine  eigentümlid^e 
Slofle.  ©eine  »riefe  an  Sut^er  unb  bie  anbecen  SBittenberger 
greunbe,  in  benen  er  fie  bon  allem  untenid^tetc,  waS  in  ©trafe= 
bürg  borging  unb  SRitteilungen  auS  bertrauten  S3riefen  3n)ingUS 
unb  DetolampabS  machte,  fmb  boQ  bon  SSefd^ulbigungen  feiner 
SanbSleute.    Ss  wirb  bon  ber  untlaren  ©tellung  ber  ©traf^burger 


276  8ugeii^gcii  gcgeit  Btotngli. 

^tebiget  no(^  ju  fptec^  fein,  fidler  mar  ed  aber  Setleumbung,  toenn 
et  bel^ttptete,  ba{(  fie  nur  öffentlich  Don  (Satlflabt  nt(^ts  n>iffen 
iDodten,  »%enb  fte  im  gel^eimen  nid^t  nur  feine  Seilte,   fonbem 
auä)  fein  auftreten   gegen  Sutl^er  biÜigten  unb  felbft  nur   nad^ 
eittem  9lul^me  ftrebten.    ^a,  berichtete  er,  il^nen  Ifige  u6erl^u)>t 
nid^td  an  bec  SSkil^tl^eit,  fie  litten  nur  il^te  greube  baran,  &ttl^ 
fd^mdl^en  ju  tdnnen.    (Sd  ifi  für  Sutl^er  be^eid^nenb,   bafi  biefe 
l^gli^en    Unmal^rl^eiten    noc^    nic^t    fogleid^    in    feinen    S3tiefen 
»ieberdangen,  aber  eS  mar  tein  Sßunber,  baf^  fie  feine   Übex= 
jeugung  t)on  ber  (SefinnungSlofigleit  feiner  (Segner  befeftigten.    SBer 
tonnte  fie  beffer  tennen  aU  biefer  (Kerbel,  ber  nic^t  mube  mürbe,  feine 
jßarnungen  ju  mieberl^olen  unb  Sutl^  jum  Stampfe  an^ufpomen? 
Sinftmeilen  befd^aftigtcn   biefen   anbere  Stampfe,     ^m  ^erbfl 
1525  na§m  bie  ®(i^rift  gegen  SraSmud  feine  ßeit  in  %nfpru(^. 
%ud^  fanb  er  in  ben  SuSfu^rungen  ber  ©c^meijer  nid^td  anbere^ 
atö  SBiebet^clungen  ber  ©fi^e  (SiaclftabtS.    3bnen  ju  antworten, 
wollte  er  anberen  übcrlaffen  ober  fie  mit  SSerad^tung  ftrafcn.    S)a 
mar  eS  SSugenl^agen,  ber  ben  gel^bel^nbfd^ul^  aufnahm.  @r  richtete 
an  ^^.  ^ef)   in  JBre^lau   einen   ©enbbrief    „miber   ben    neuen 
3rrtum  bei  bem  ©alrament*'.    ©eine  ©cmeisffibrung  mar  ni^t 
immer  glücfliii^,  menn  fie  aud^  faum  ben  ©pott  berbiente,  mit  bem 
bie  (Segner  fie  überfc^ütteten.    SlnberfeitS  l^tte  biefe  ®(^rift  at^ 
bie  erftc  au5  bem  SBittenberger  Öager,  bie  fi(§  birclt,  menn  auc^ 
ol^ne  !RamenSnennung,  gegen  S^i^fll^  manbte,  bo(^  auc^  (Sinbrucf 
gemad^t.    Sie  greunbc  Öubmig  O^fe^r  ^^^  i^an  längft  mieber= 
tfiuferifd^er  Steigungen  öcrbdd^tigtc,  granj  ffolb,  ber  Parrer  Don 
Sßert^eim,  ben  Sutl^er  oergeblic^  gemarnt  l^atte,  unb  ber  je^t  bie 
Sel^nblung  ber  ganjen  grage  üonfeiten  ber  äBittenberger,  alö  „bumm 
unb  finbifc^*"  bejeic^nete,  brängten  3»in9K#  ©ugenl^gen,  'hm  man  be= 
reits  als  feinen  Überminber  feiere,  jurudfjumcifen.  3lo^  entfd^iebencr 
mal^nte  Defolampab.  ©eine  alten  S3e3ie§ungen  ju  ben  äßittenbergern, 
über  bie  er  immer  etmaS  ©^limmeS  ju  beridbten  l^atte,  fd^ienen  je^t 
bergeffen.    ®r  entmidCelte  einen  Sifer,  als  ob  er  ben  offenen  Sbvxä) 
nid^t  ermarten  lönnte.    Unb  mit  3»wglis  Äntmort  an  S3ugen= 
l^agen  Dom  23.  Dttober  1525  mar  ber  Stampf  jmifc^en  3firi(^ 
unb  Sßittenberg  nun  auc^  mirflid^  offen  jutage  getreten.    Unb  mie 


Erregung  in  ben  (^meinben.    ä^i^.  Heller.  277 

tDcit  bic  ©ac^c  gcbicl^cn  war,  al^nte  man  taum  in  äBittcnbcrg, 
voo  ^mn^li^  Sebeutung  ftatf  unterfd^d^t  mutbe.  ^6et  too  man 
immer  an  bem  neu  etmaii^enben  Seben  S(nteil  ^atte,  ba  tauchte 
icjit  au(^  biefc  gtagc  auf  unb  entjwcite  bie  in  bet  Silbung  be= 
gtiffenen  ®cmeinben.  SlamentUd^  in  Slugäburg,  wo  bcr  ^rebiget 
SRi^aet  ReDer  bet  eifrigfte  Sßettrcter  ßn^infllifc^«  ^^W  ^^r,  tarn 
cß  5u  ärgctUd^en  gänteteien.  3Ran  exjd^ltc  fi(§,  er  l^abe  auf  bet 
Äanjel  aufgerufen,  e^er  bürfe  einer  brei  ober  öier  SRenfc^en  tot= 
jd^lagen,  als  baf$  er  an  bie  (eibltd^e  Gegenwart  (S^rifti  glaube. 
3eber  meinte  in  biefer  grage  baS  SBort  ergreifen  ju  follen.  83on 
bcr  einfd^lägigen  glugfc^riftenlitteratur  ift  öieleS  berloren  gegangen, 
ai&er  bie  unS  nod)  erl^altenen  krummer  jeigen  ia^  in  allen 
©(^id^ten  Dor^anbene  S^terefje  baran.  äReland^t^on  l^atte  im 
Sejember  1524  einmal  inbejug  auf  @arlftabts  Seigre  an  ®t)alatin 
gcfdbrieben:  ,,®u  lennft  bie  Öeute.  ©iefeS  ®ogma  leuchtet  bem 
gejunben  SRenfd^enberftanb  ein.*'  ®a§  jeigte  fid^  je^t  äud^  bie 
Sitteratur  ifl  auffeiten  ber  3tt>inflßönc^  gtßfeer  als  auf  ber  anberen 
^Partei,  ©aju  lam  bie  öon  ben  gfl^rern  fo  oft  »ieberl^olte  3iebe, 
ba|  Sutl^erS  Seigre  ein  ^iucffaU  ins  $a))fttum  fei,  unb  nur  auf 
bem  SBege  3wittflti^  ^«  rdmifd^en  3Reffe  oöDig  bie  SBurjel  ab^ 
gcf<^nitten  »erben  Ißnne.  ?luf  ber  anberen  Seite  fehlte  eS  nad^ 
bem  SSorgange  Sutl^erS  au(^  nic^t  an  folc^en  Gegnern  S^ingliS, 
bie  il^n  mit  ben  ©atramentsleugnern  in  92ürnberg,  einem  ^o^.  ©en( 
unb  ben  „gottlofen  SRalern"  (f.  oben  ®.  129),  sufammenmarfen 
unb  ä^nlid^e  meitergel^enbc  Jenbenjen  witterten.  3^^  S^urnberg 
waren  frül^er  3»insl^^  ©c^riften  lebhaft  bertrieben  »orben,  öon 
einer  ©d^rift  beSfelben  com  g^l^re  1523  »urben  einmal  300 
Sfemplare  ba^in  befteöt  — ,  jeftt  würben  fie  verboten.  ®ie 
^eleganten"  S'Jümberger  ^rebiger,  wie  man  fpottete,  prebigten  fel^r 
beftimmt  gegen  ben  neuen  3tttum. 

Delolampab  l^attc  bie  frul^er  erwäl^nte  Schrift  feinen  fd^on 
f(^toan(enb  geworbenen  ^eunben  im  ©c^wabenlanb  gewibmet.  ©er 
(Srfolg  war  ni^t  ber  erwartete.  Unter  ^u^rung  Don  3^^^^^^^^ 
äSrenj  befd^loffen  bielmel^r  14  fc^wäbifc^e  J^eologen  eine  Slbfage.  @ie 
einigten  fic^  im  Df tober  1525  aber  eine  Srfldrung  t^om  t(benb= 
ma^I,  bic  im  wefentlid^en  mit  Sut^er  ubereinftimmte  unb  bic  S)ar- 


278  €^toi6.  e^ngramm.    etbnmitiig  in  ettag^urg. 

legungen  Detolampabd  unb  du'ins^i^  i"  ^^'^^  ungef(|idCtet  Seije 
»tbetlegte.  Ctefed  @(i^riftftu(I,  bad  fpfiter  fogen.  „&^wäf>x]i)t 
®9ngTamnt",  machte  um  fo  gtö|eren  Ginbtud,  je  unernKtTteter  e3 
tarn.  Der  fonfl  fo  gemeffene  3i^ingU  geriet  baruber  getabeju  in 
fieibenfc^aft,  namentU(|  aber  füllte  man  ftd^  Don  biefer  <8^nec= 
fd^ft  in  ben  ®ttaJi)buTger  Streifen  betroffen. 

Die  eoangelifd^n  ^rebtger  ®tra{)burg$,  bie  no(^  immer  in  ^' 
tigern  9amt)fc  mit  ben  ^apiften  lagen,  ^tten  einen  f(^n)eren 
®tanb.  ftaum  irgenbmo  em))fanb  man  fo  fel^r  ba$  Unertr&gtid^ 
bed  burc^  ben  leibigen  @treit  l^oorgerufenen  Suf^^i^^^^  ol^  ^ 
biefer  @tabt.  SRan  muffte  ed  erleben,  ba|  ®tra{(burger  SKnbeC; 
bie  in  SBittenberg  ftubierten  unb  Don  Sut^er^  ®etße  ergriffen, 
ganj  auf  feine  @eite  getreten  maren,  Don  ber  in  ber  ^eimat  ein= 
geriffenen  ^refte  fc^rieben  unb  i§re  SanbSteute  bebauerten.  Skit 
über  bie  ®tabt  l^inauS  machte  ed  bad  peinlid^fte  Xuffel^en,  atö  bet 
iRurnberger  ätat  bcm  ju  ®tra{(burg  Sßormürfe  baruber  mad^te, 
ba{(  er  l^&retifc^e  Selben  über  bad  Xbenbmal^l  bei  feinen  ^rebigem 
bulbe.  3tn  gegenm&rtigen  äRomente,  xdo  man  bem  S^f^inmen^ 
fommen  be$  ^eic^^tageS  entgegenfal^,  f(|ien  baS  eine  @ac^e  Don 
nic^t  geringer  83ebeutung.  Sienn  aud^  bie  Sbenbma^l^frage,  wie 
unter  ben  obwaltenben  ^erl^ltniffen  ju  ermarten  mar,  auf  bem 
9lei(^Stage  ^ur  Sprache  (am  unb  ftc^  bann  ®tra{)burg  unb  92üm= 
berg  gegenüber  flanbcn,  »urbe  bie  ffiiebcreinffl^rung  be§  Sitten 
5u  furchten  fein,  unb  gerabe  je^t,  ©eptember  1525,  xoo  ber 
Staifer,  mic  man  Don  Stalten  l^er  gehört  l^ben  mollte,  ben  $apft 
am  liebften  oerjagen  moQte,  fei  (Sintgteit  bringenb  geboten.  ®o 
urteilten  namentlid^  bie  fc^on  ermähnten  meiterblidenben  eDangelifd^ 
geftnnten  ^an}ofen,  bie  mit  äRfi^e  bem  fterfer  entfiol^en,  jum  £eil 
unter  falfc^em  92amen  in  @tra{(burg  unb  IBafel  fic^  aufhielten 
unb  grofeen  @ifer  im  SBerfolg  ber  eDangclifd^en  ©ad^e  bejeigten.  Sie 
brängten  mit  ®ntf(^iebenl^eit  ^u  einem  neuen  ^uSgleid^Derfuc^e  mit 
Sutl^er,  aderbingS  in  ber  C^offnung,  i^n,  ben  l^artn&dig  ^enben, 
5u  rechter  ®rleuntni§  ju  führen. 

®o  entf(^lo{(  man  fic^  benn  in  @tra{(burg,  eine  neue  ®efattbt= 
fd^aft.  „an  bie  Sd^riftt^rannen  in  Sßittenberg"  be§  grieben^  l^olber 
JU  fd^icfen.     @o  melbete  Sapito  an  3wingli,  inbem  er  bitter 


92eue  ©efonbtf^aft  ber  ©trogburger  an  £utl^er.  279 

übet  bcn  SRaiiflcl  an  Siebe  bei  ben  SBittenbergetn  Hagte.  ©eorg 
(Safel,  ßeltor  ber  l^ebräijt^en  ©ptad^e  in  ©trafeburg,  ein  burc^ 
^römmigfeit  unb  lieben^rofirbigcS  SBefen  auSgejeid^neter  junget 
SKann,  würbe  ermä^lt,  mit  Sutl^er  ntünblid^  über  bie  SRittel  jur 
S3cUcgung  be§  Streitet  ju  üerl^anbeln.  SRit  langen  Briefen  üet= 
fel^n,  tarn  er  (Snbe  Oftober  nac^  SBittenberg. 

Sutl^erS  ©tedung  ju  ber  ganjen  S(ngelegenl^eit  mar  nad^bem, 
ma^  er  injwifd^en  namentlich  burc^  ®erbcl  erfal^ren,  eine  ganj 
anbere  wie  ein  ^d^x  frül^er.  33on  einem  arglofen  (Sntgegenl(mt= 
men  war  je^t  nic^t  mel^r  bie  9lebe.  Sin  langer  SSrief  (Bapxto^ 
an  S3ugenl^agen  machte  bie  Sotf(J^aft  nic^t  wiQfommener.  Sapito 
geigte  fic^  barin  als  einen  entfc^iebenen  Snl^finger  d^i^d^i^r  nur, 
"ba^  er  bie  ganje  gragc  für  minbcrwertig  l^ielt  unb  für  fid^  unb 
bie  ©einen  bie  grei^eit  erbat,  unbefdfeabet  ber  ©intrad^t,  in  biefen 
*füt  bie  ©eligfcit  nid^t  notwenbigcn  Singen  anberer  SReinung  gu 
fein,  ©d^&rfer  noc^  fprad^  fic^  ebenfalls  Don  ©traf^burg  auS  ber 
^ranjofe  garel  in  einem  aud^  an  Sugenl^agen  gerid^teten  93riefe 
auS:  ®er  Äntic^rifl  werbe  nid^t  untergcl^en,  fo  lange  ßutl^erS  Seigre 
toon  bem  „im  ©rote  befinblic^en  (Sötte"  (impanatio)  befiele. 
Unter  biefen  Umfiänben  machten  alle  ©rgebenl^eitSernärungen  erft 
re(|t  leinen  @inbrucf.  ®S  war  auc^  nic^t  unbemertt  geblieben,  bafe 
3u>ingli  inbejug  auf  (E^riftologie  unb  (Srbfunbe  abweid^enb  leiere. 
SKan  war  alfo  bei  ©ifferenjen  angelangt,  bie  nac^  beiberfeitiget 
SReinung  S^ntralpunlte  betrafen.  5Rod^  Id^rieb  Sutl^er  an  feinem 
99u(^e  gegen  (EraSmuS,  ber,  wie  früher  erwdl^nt,  bie  grage  na(^ 
Sßert  unb  äßefen  beS  freien  äBiOenS  für  gleid^gfiltig  erfldrt  ^atte. 
^ier  trat  il^m  eine  9lid^tung  entgegen,  bie  bie  f^tage  nad^  bem 
3nl^lt  beS  ©atramentS,  lefttlid^  biefeS  felbft  für  gleichgültig  l^ielt  — , 
bei  beiben,  fo  fal^  er  bie  ©ac^e  an,  baSfelbe  ftlfigeln  ber  S3er= 
nunft,  bie  fic^  jur  9li(^terin  über  (SotteS  (Sel^eimniffe  mac^t  unb 
fic^  über  baS  einfache  ©d^riftwort  l^inwegfe^t. 

©eine  Antwort  war  fo  abweifenb  wie  möglid^.  S5ie  ©tra|= 
burger  l^atten  berichtet,  in  i^ren  ®emeinben  l^tte  \>a^  f$orfd^en 
nad^  bem  ^nl^lt  beS  ©aframentS  aufgehört,  eben  beSl^lb  fei  eS 
leidet  unb  wol^lget^an,  baS  ©treiten  barüber  faden  gu  laffen.  8ut^ 
l^tte  frfi]^  aud^  ermahnt,  barüber  nid^t  ju  grübeln,  wie  ber  C^etr 


280  Sut^r9  tintmort.    e^tDcntfclb. 

im  ®aframent  fei;  je^t,  nai^bem  jene,  wie  et  annoi^m,  bte  ^age 
untexbrudten,  ertlärte  au(^  er  es  für  notmenbig,  ju  loiffen,  oa^ 
man  im  ^benbma^l  genief^e.  ^m  fibrigen  brad^te  et  biefelben 
<Btunbe  üot  »ie  ftu^er:  „@d  ift  gef (^rieben,  bad  ift  mein  fieib/ 
Sßenn  man  mit  bet  @(|nft  umgel^e  mie  jjene,  n^ürbe  aQeS  unjic^et. 
.(Sntmeber  i§t  obet  mit  fmb  dienet  bed  Satans."  S)amit  fpiai^ 
et  nut  etmaS  ttfiftiget  aud,  maS  S^^ins^i  ^^^^  ^^  feinem  Stiere 
an  bte  tafelet  ettlfitt  ^atte.  S)et  Stift  mat  DoOfianbig.  @t  ^tte 
teine  C^offnung,  ben  @(^aben  ju  feilen.  Ced^lb  moQte  et  meber 
Scingii  nod^  Detolampab  antkootten.  S)a{(  jene  DotauSjid^tli^  glau= 
ben  mutben,  et  fc^meige  auS  ©d^am,  (ümmette  il^n  nid^t.  Sie  Doa 
ben  ©ttaftbutgetn  fut  ein  Sufammengel^en  geltenb  gemad^ten  Dppoi- 
tunitätStudlic^ten  »aten  fut  il^n  mie  immet  nid^t  bot^anben.  „^ 
metbe  bie  Slugen  f (^tieften  unb  ®0tt  witfen  laffen,  et  toitb  au(§ 
bieS  »ie  bas  Übrige  nac^  feinem  SBiOen  tickten." 

®o  roat  bet  gtiebcnsoctfuc^  üöflig  gefc^eitett,  unb  in  3?utn= 
betg,  mol^in  fic^  (Safel  Don  Siittenbetg  aus  begab,  §atte  et  leinen 
beffeten  Stfolg.  '^n  Sutl^etS  Slugen  ^atte  fic^  bie  Stuft  nut  ex= 
toeitett.  Unb  fc^on  l^5tte  man  Don  neuen  SReinungen  übet  ba^ 
Slbenbmal^l.  3^^^^  @(^tefiet,  ein  (Seifttid^et,  äßaUntin  Staut»an), 
unb  ftafpat  ®(^n)entfelb  Don  Offig  in  ©d^leften,  meiere  fpäter 
um  i^tet  m^ftifc^en  Steigungen  miQen  biet  Slntlang  finben,  moQten 
bie^benbma^tSmotte  bal^in  beuten,  baft  bet  ^ett  fagen  molle, 
biefet  mein  Seib  ift  83tot,  nämlic^  tedbte  ©peife  fut  bie  ©eele, 
meil  et  fut  bie  ©einen  bal^ingegeben  metbe.  Anfang  Sejembet 
ttug  ©(^mentfelb  Sut^et  feine  ße^te  petfönlid^  üot.  fhxi)  fonjt 
mutbe  Sut^et  Don  Seuten  überlaufen,  bie  fid^  als  gottgefanbte 
^topl^eten  ausgaben  unb  il^n  5Ut  ^nettennung  il^tet  ©d^matmeteien 
öetanlaffen  moflten.  „@S  fmb  fc^iet  fo  biel  ©cften  als  Jtßpfe", 
tlagt  et,  unb  meil  fie  fic^  alle  übet  bie  ©c^tift  hinwegfegen,  »itft 
et  fie  ani)  alle  jufammen:  @S  ift  baS  SButen  beS  ©atanS. 

.9Ran  batf  ftd^  nic^t  munbetn,  baft  bie  Stömet  aus  biefet  Uneinige 
leit  Kapital  fd)lugen,  unb  "iia^  fie  manchen,  bet  nod^  fd^manlte  unb 
bet  ni(^t  ben  äRut  l^atte,  ju  eigenet  Überzeugung  fic^  butc^jutingen, 
an  bet  ^ec^tmäftigleit  bet  83emegung  ine  mad^te.  Sut^et  fa^ 
getabe  baS  (Segenteil  batin:  „35a  bet  ^apft  tegiette",  fd^teibt  er, 


2nti^er  über  bte  Letten.    9tt9(afftmgen  ber  (Gegner.  28t 

^toar  c§  ftiQc  bon  3lottcn,  bcnn  bcr  ©tatlc  l^attc  jcincn  ^of  mit 
gricbctt  innc.  9?un  aber  bcr  Statlcrc  lommcn  ift  unb  treibet  iJ^tt 
an^,  tote  ba§  (St^angelium  fagt,  fo  tobet  unb  tuntpelt  et  ]o 
unb  fäl^ret  ungcrnc  au§."  ©o  wirb  il^m,  »ic  er  fic^  unb  anberen 
jum  ^roft  nod^  oft  au^gefiil^rt  ^at,  baS  Suftommen  ber  (Selten 
)uglei(^  jum  S9emeiS,  ba|  ba§  (Et^angelium  iDirtltd^  ba  fei.  ^t 
me^x  er  öon  ben  (Sd^riften  ber  @egner  unb  il^rer  SSetriebfamfcit 
l^örte,  um  fo  mel^r  bergröfeerte  fid^  fein  Unmut:  gegen  il^ren  S58al^tt= 
finn  fei  ba§  Soben  bcr  ^äpfte  milbe  ju  nennen. 

©el^r  balb  erlannte  er  aber,  bafe  er  nid^t  fdbweigen  bfirfe.  aSon 
aUcn  Seiten  würbe  er  gebrangt,  S^inflK  5«  bcMmpfen.  ®ie 
®emeinbe  ju  Steutlingcn,  mo  Sdber  mirtte,  ^atte  beSl^alb  @nbe 
1525  eine  SSotfc^aft  an  il^n  gefanbt.  (gr  begnügte  fid^  einftweiten 
bamit,  fte  bor  ben  neuen  Stotten  ju  »amen  unb  bur(^  ein  freunb= 
lid^eS  ©d^reibcn  Dom  5.  ^lanuar  1526  in  il^rem  Glauben  ju  befeftigen. 
Unterbcffen  mar  man  im  anberen  Sager  nid^t  mufeig,  obmol^l  in 
®tra{(burg,  wo  man  fic^  auf^erbem  faum  ber  2:&ufer  erwel^ren 
lonnte,  ber  SKifecrfolg  ber  (Sefanbtfc^aft  fe§r  entmutigt  §atte. 
Delolampab  fc^rieb  fein  Slntif^ngramm,  S^i^S^i  i^  ^uJ^t^^  Mne 
,,filare  Unterrid^tung  Dom  ^laö^tma^  (Sf^nfti*'.  2)ie  äRittetd^en, 
bercn  man  fid^  bcbiente,  waren  nit^t  immer  ganj  el^rtid^.  3Rxt 
Siedet  erl^oben  bie  SBittenberger  Snflage  auf  gfilfd^ung,  al§  8ucer, 
ber  um  feines  Untcrl^atteS  miOen  aud^  je^t  nod^  SBittenbergcr  ®d^rif= 
ten  uberfeftte,  in  feiner  Übertragung  bon  S5ugcnl^agen§  ^falmen= 
audlegung  unb  Sutl^erd  $oftiOe  burd^  (Einmcngung  eigener  83e= 
merfungen  ober  au(^  burd^  angcblid^  wiberlegenbe  92oten  bie 
lutl^erifd^e  Suffaffung  bom  Sbenbmal^t  j^crau^iubringcn  fud^te. 
9ber  bie  @tra{(burger  unb  S^infl^i  fod^ten  Sutl^er  wenig  an.  S)a| 
jcbo^  ein  fo  bcbeutenber  Stann  wie  SDeloIampab  ftd^  burd^ 
,,fo  fribole  Argumente''  gefangen  nel^men  laffe,  war  il^m  tief 
fd^merjUd^.  (Er  al^nte  nic^t,  wie  biefer  bon  ibm  perfönlid^  l^od^» 
gefd^te  dklel^te  ber  eifrigfle  ®egner  bon  aQen  war,  feine  %nt= 
wort  nid^t  erwarten  tonnte  unb  babet  ben  greunben  gegenüber 
feine  ^eube  baruber  audft)ra4  ba|  feine  (Semeinbe  ftd^  fd^on  nic^t 
mel^r  baran  feiere,  wa$  Sutl^cr  fd^wa^e.  Sber  biefer  fc^wieg.  <5r 
frcanntt  barauf,  wie  er  einem  ^eunbe  fd^rieb,  feinen  (Blauben  noc^ 


282    „Bttmcn  tom  ^attamcnt".    8cbetttnng  bei  etmte9  für  ^utfytt. 

einmal  ju  befenneiu  abet  feine  Dielen  angefangenen  arbeiten,  bie 
bereite  etvfi^nt  mürben,  feine  Sibelfibeife|ung,  feine  S3orlefungen, 
bie  Dielen  Deinen  dkfd^ftc,  bie  t>xtltn  ®efu(^e  um  gürfptac^e  bei 
bem  neuen  Shttfurften  u.  f.  m.  tieften  i§n  nic^t  baju  tomnien. 

£ad  erfte  %Rai  manbte  er  fu|  gegen  bie  neuen  (Segner  in  einem 
Sormort  5U  bem  üon  ^f^.  ^gricola  uberfe^ten  ft^m&bif^  ®9n= 
gramm,  bad  ma^rfd^einlit^  t)on  Sutl^  fd^on  im  92£r}  gefd^rieben  »ot= 
ben  ift.  Sber  bei  »eitem  fru^  erfc^ien«  —  Sn^ingU  f^nbte  fc^n  na^ 
äRitte  3uni  ein  (S):em))lar  bat)on  an  Detolampab,  ,.fein  ®ermon 
bom®aIrament  bed  fieibed  unb  SluteS  Sl^rifti  loibcr 
bie  @(^marmgeifter''.  (Sr  ent^elt  bie  Sufammenftedung  jmeiec 
^rebigten  über  bad  Xbenbmal^l  unb  einer  über  bie  Seichte,  bie 
Stttl^  ma^rfc^einltd^  am  28.  unb  29.  Mrj  1526  geleiten  ^atu. 
Ob  er  fie  felb^  ^um  ^)rucl  bef&rberte,  oirb  man  bejmeifeln  burfen. 
(Sr  ^tte  (Sröftered  oor,  unb  mel^r  atö  bidl^  füllte  er  jtd^,  mie  ec 
f^reibt,  „proDojiert'',  aU  Delatamtxib  auf  Sutl^d  ^udlaffungen  in 
jenem  Sßormort  gefiufjert  l^tte,  eS  mare  il^m  lieber  gemefen,  metui 
er  fc^on  langft  gef (^rieben  ^tte,  menn  fie  wirtlich  \o  fc^oblü^ 
Seute  mfiren:  „äßarum  l^ft  bu  bad  geuer  fo  uberl^anb  neipmen 
lafjen,  Sutl^er?  Unb  bu  fiel^fi  mit  lac^enbem  äRunbe  ^u,  aljc, 
ba{(  eine  ®age  audgel^t,  bu  moOeft  und  laffen  austoben  unb  l^= 
nad^mald  mit  und  ed  auf  einen  Stud  audmad^en.' 

Slber  bie  Arbeit  ging  il^m,  moruber  er  (tagte,  nur  fel^r  langfam 
Don  ber  C^anb.  S^Ui^t  §ielt  nixi^  bie  @d^rift  gegen  Oeinti(|  Don 
(Snglanb  auf.  ^affi'  tam ,  ba|(  il^n  bie  ©ad^e  tief  innerUc^  be= 
tt>egtc.  Cad  ift  il^m  (eine  litterarifd^e  ge^be,  bad  griff  i§n  tief  ins 
^l,  mie  (aum  bie  pld^lid^e  Sunbe  Don  ben  Unrul^  in  feiner 
dkmeinbe  im  ^al^re  1522.  Sd  ift  il^m  ber  Sampf  mit  ben  fal= 
f^n  Srubem,  bie,  —  unb  bad  foU  mol^l  3tt)ingli  treffen,  aU  ei 
aOein  im  ftampf  miber  1>en  ftnflurm  bed  $a)>fted  unb  StaifaS 
^anb,  «über  bie  äRafjen  (u§ne,  freubige,  unDerjagte  gelben  maren, 
^iOe  }u  fd^meigen'',  je^t  aber,  mo  ®ott  il^m  unb  il^nen  ein  menig 
Sttft  gemad^t  unb  er  auf  fie  aU  ^Ifer  im  Streit  fid^  Derlajfen, 
.Don  leinten  auf  ben  mo§l  gemarterten  SRenf(^en  Verfallen''  mib  i^ 
einen  ^ßa))iften  f (gelten,  ber  auf  SHofen  gd^e,  mfi§tet^  fie  fo  Diel 
kiben  mufften.  S^en  (Konten  golb  er  f^mersli^en  %titi)nif  auf 


©rregunfl  ber  ®cgnet.    „3)a6  bitfc  ©orte  Cljrifli"  jc.  288 

bctt  legten  »lättern  flegcn  ^cinrid^  VIII.  ^nbeffen  wucl^^  bic  8luf= 
xcgung  in  bcn  €>öuptjcntren  Der  ©cmcgung,  ©trafeburg,  S^xxd^^ 
S3afcl,  mit  jcDcm  Jage.  Witt  aud^  in  ?lug§burg  unb  SRörbUngcn 
»aitctc  man  mit  Spannung.  3cbct  ©tief  au§  bicfen  Jheifcn  cnt= 
^It  Sßctmutungcn  übet  ßutl^ctS  (Sd^wcigcn.  Si^wcilcn  gicbt  man 
fi<l^  ber  C^offnung  l^in,  er  »ofle  ®ott  l>ie  (g^rc  geben,  b.  ff.  feinen 
3trtum  einfel^.  3n  biefem  goUe  fei  eS  gut,  nic^t  bic  ßiebc  ju 
öerleften,  unb  mit  »eiteren  Angriffen  nod^  ju  icarten.  Sin  anbcr= 
mal  »erben  Oefolampab  unb  3»in9li  »i^^cr  bringenb  ermal^nt, 
öorsugel^en.  SRan  entfaltete  eine  ganj  erftaunlic^c  Agitation,  na= 
mentlid^  burd^  bie  treffe.  SRit  greube  berichtete  man  fi(j^,  »o 
unb  in  »eld^em  Umfang  bie  ©üt^er  unb  Iraftfitlein  öerlauft 
»firben,  »ie  biefer  ober  jener  ju  bergrage  ftanb,  unb  liefe  e^  an 
ntal^nenben  93riefen  nid^t  fel^len.  SSereit^  fnu{)fte  man  aud^  mit 
cinjelnen  gurften  aSerbinbungen  an,  mit  bem  SRarfgrafen  üon  Saben, 
in  beffen  ®ebiete  ber  frfil&ere  (Sifenac^er  Pfarrer  ^atob  ©traufe 
gegen  S^ii^S^i  eiferte,  mit  bem  vertriebenen  C^er^og  Ulrich  üon 
SBfirttemberg  unb  burd^  biefen  mit  bem  ßanbgrafen  tjon  Reffen. 
aiuf  be«  lefeteren  ©c^loffe  ju  SRarburg  bilbete  bie  Streitfrage  ia^ 
XageSgefpräc^.  ^n  Slurnberg  erjäl^lte  man  fid^  im  ^armax  1527, 
Sutl^  l^abc  ade  3ul^5rer  fortgefd^idtt,  um  alle  (Seifteöfraft  auf  feine 
Krbeit  gegen  Delolampab  ^u  »enben. 

(gnblid^,  "^cn  greunben  Diel  ju  fpät,  April  1527,  erfd^ien  bann 
Sut§er$grofee@d^rift:  „Cafebiefeföorte  Sl^rifti  ,baS  ift  mein 
Seib'  u.  f.  ».  nod^  feftftel^en,  »iber  bie  ®d^»armgeifter''. 
3n  einer  Einleitung  \&%t  er  bie  (Sefd^id^te  ber  ftird^e  in  il^em 
Sampf  »iber  Siotten  unb  ©eften  Doruberjiel^n,  um  baran  5u  jei= 
gen,  »a^  ber  Teufel,  ber  Xaufenbtfinftler,  Dermag.  Slnfang^,  at$ 
lein  SRenfd^engebot  galt,  fonbern  aOein  bie  ^eilige  ©c^rift,  fd^ien 
e^,  ald  ob  eS  leine  9}ot  l^ben  »erbe.  Slber  aud^  ber  Zeufel 
bebiente  fic^  bur^  bie  ©einen  ber  ©d^rift,  „brad^  nad^  allen 
Seiten  auS",  unb  richtete,  inbem  jeber  bie  ©d^rift  auf  feinen  ©inn 
beutete,  fo  viele  9iotten  bamit  auf,  ba|  fte  fc^liefilid^,  »eil  aH^ 
Slqjer  fid^  barauf  beriefen,  jum  „fte^erbud^-  unb  „ein  fo  jerriffen 
Ste^  »urbe,  bafe  fid^  niemanb  liefe  barin  fyklttn\  SHe  golge  babon 
»oren  bie  ftonjilien  mit  %en  Sufeerftd^en  Drbnungen  unb  Geboten, 


2M  S)te  e^ttft  otber  bk  e^tDarmgcifler. 

bie  ipbeit  ^ufen  beieinanbet  litten  foaten,  6tö  ba|  jule^  baS  ^ft- 
tnm  barauS  ifi  gemotben,  barin  nic^td  gilt,  benn  SRenfd^  <5e6ci 
unb  (Bioffen  nac^  bem  ^etjendfc^tein  bed  j^etltgen  ^terd.''  S^^ 
ttad^t  unb  ^aber  in  ber  @(^nft,  mdd^ei  ein  göttlicher  ^obec  ift, 
ba  <Bott  mit  bem  Zeufel  labert,  traten  jutud.  Dafür  lam  anr 
berer  @treit  um  Qfyct,  ftönigreic^,  SRad^t  unb  ®ut.  Unb  atöbalb, 
a!^  bie  ©d^rift  mit  faurer  Arbeit  mieber  l^eroorgebrac^t,  l^t  er 
ron  neuem  fein  Spiel  angefangen,  crft  mit  ben  ©atramenten,  aber 
^er  mirb  fortfal^ren  unb  me^r  Srtifel  angreifen,  tt>ie  er  fd^on  fmt= 
feit  mit  ben  Sugen,  ha^  bie  Xaufe,  (Srbfunb,  Sl^riftud  m<^t  fei, 
unb  menn  bie  SBelt  no(fi  Ifinger  beftel^t,  mirb  man,  oie  fru^, 
um  ber  3n>i^trad^t  miden,  menfd^Ii(|e  Snfd^lfige  fuc^en  unb  aber= 
mal  <5efe^e  unb  ®ebot  fteUen,  bie  Seute  in  Sintrad^t  beS  @latt= 
benS  }u  er^Iten;  bad  »irb  benn  aud^  gelingen,  mie  eS  $ut>oi 
gelungen  ift",  feftt  er  l^inju. 

Sd  ift  (Botted  3orn,  ba{(  er  bies  julfifet.  Unb  »ad  au^ 
ber  2:eufel  erfinbet,  er  finbet  immer  @(^filer.  (Botted  ffiort 
aOein  bleibet  ewig,  aOed  anbere  gel^t  auf  unb  unter,  unb  ba|  au^ 
biefe  @(^tt)firmerei  balb  mieber  Dergel^en  mirb,  bat^on  ift  er  uberr 
jeugt,  fie  ift  ju  grob  unb  frec^.  Sr  miQ  ftd^  nod^  einmal  mibec 
fie  fe^en,  nid^t,  um  bie  gfil^rer  ju  belel^ren,  benn  jemanb,  ber  eine 
falfd^e  Seigre  aufgcbrad^t,  fei  nod^  niemald  belel^rt  morben,  aber  um 
bie  Sinffiltigen  unb  ©c^mac^en  ju  fi&rten,  unb  menn  i^m  ia^ 
nidgt  gelinge,  bo(^  menigftend  3^9^^^  abgelegt  ju  l^ben. 

Die  meitere  Sudfül^rung  ergiebt,  baf)  er  bie  @d^riften  ber 
(Begner  f orgfdltig  ftubiert,  aber  aud^,  toa^  man  fonft  über  i§n  fage, 
mie  man  fie  ju  S&ittenberg  „ftapernaiten  (3ol^.  6,  52)  fd^te, 
oon  i^ren  gebadCenen  (Bott"  im  Sbenbmal^l  fpred^e,  mie  man  i^n 
für  einen  gottberlaffenen  SZenfd^en  ertlfire  unb  mie  man  fiber  fein 
33er]^lten  im  S3auernfrieg  urteile,  (urj  aüt^  bad,  mad  man  in 
jenen  Streifen  oft  nur  in  ben  äRomenten  bed  ftffeltd  ftc^  5ugeraunt 
^tte,  mei{(  er  fel^r  genau  unb  giebt  ed  reid^Ud^  jurudt.  SOent^ 
leiben  merft  man  il^m  an,  ba|  ed  il^m  einen  l^iligen  ftampf  gilt, 
aber  er  ful^t  i^n  bocb  mit  einer  nid^t  blo{(  für  unferen  (Befd^nradt 
anfiö{(igen  S)erbl^it. 

S)en  Sudgangd))un(t  mie  fein  3i^l  i^igt  fd^on  ber  Xitel.  .Saj; 


Sibcr  bic  ©d^tijürmgeijlcr.  .285 

bie  ©infc^ung^wotte  \o  ju  Dctftc^cn  finb,  »ie  fie  lauten,  ö?a§  icbe§ 
SSinb  etnfel^en  rnujfe,  \oü  il^m  niemanb  megleugnen.  93on  l^ier  au^ 
bcfpri(^t  et  einjelnc  ©inwfitfe  ber  ©egner,  namentUd^  £)etolam= 
pab§.  SRan  jage  auf  jener  Seite,  e§  §anble  fic^  um  eine  geringe 
©ad^e.  816er  warum  betämpfe  man  i^n  ia  \o  eifrig?  ©aS  fei, 
wie  menn  man  jemanb  würge  unb  sugleic^  fage,  wir  wollen  grieben 
l^alten.  $lber  e^  §änbelt  fic^  barum,  xoa^  ®ott  in  jenen  Porten 
flefagt.  ?ßrebigen  wir,  roa^  er  nid;t  gcfagt,  fo  finb  wir  ®ottc^= 
läfterer.  2)er  ®px\iä)  ift  l^eQ  unb  flar.  Sßie  es  jugel^e,  unb  wie 
^l^riftu^  im  S3rot  fei,  wiffen  wir  nid^t,  follen  e§  aud;  nid^t  wiffen. 
@otteS  SBort  foHen  wir  glauben.  3Rit  ^o^n  weift  er  ia  bie 
üerfd^iebenen  ®eutung§Derfu(|)e,  bie  nur  bie  innere  Ungewifel^eit 
i)er  ®egner  ertennen  laffen,  5urüdt  unb  f dalägt  il^nen  fpottenb 
noc^  eine  neue  fd^wärmerifd^e  ©eutung  Dor.  .(SinbructSöofler 
war  ber  ^inwei§  barauf,  bafe  3i^i"9li  belenne,  an  eine  ®egen= 
wart  im  tlbenbmal^l  nie  geglaubt  5U  l^aben.  Älfo,  f erliefet  Sutl^er, 
J^abe  er  feine  ßcl^rc  uid^t  auS  ber  ©d^rift,  benn  bie  l^abe  er,  wie 
-er  felbft  angebe,  erft  fpdter  gefunben..  Unb  voa^  il^n  ben  Haren 
l^ellen  SBorten  nid)t  glauben  laffe,  fei  ber  „®roU  unb  Sfel  natür= 
lieber  33crnunft".  oben  barum,  fagt  er  an  einer  anberen  ©teile, 
laffe  er  einen  il^rer  ®rünbe  alö  ri^tig  gelten,  ndmlid^  ben,  ^eS 
befd^were  bie  ßeute  folc^er  Slrtilel".  ©iefen  ®runb  l^dtten  fie  nur 
allein  »ergeben  foüen.  ?lu§ful^rlic^  bcl&anbelt  er  bie  ©inwurfe 
gegen  bie  ^Ißentl^albenl^eit  (Ubiquitdt)  beS  SeibeS  S^iifti.  S3e= 
riefen  fid^  jene  auf  bie  ^immelfal^rt  unb  auf  ba§  ©iften  jur  Steilsten 
®ottc3,  fo  ertldrt  er,  au^  nad^  feiner  menfc^lid^en  Siatur  ift  S^riftuS 
nad^  feiner  33erfldrung  überoll,  in  jebem,  was  ba  ift.  ®ie  Siedete 
®otteS  ift  nid^tS  SKdumlid^eö,  fie  ift  allenthalben,  aber  wir  f ollen 
ben  §errn  nur  ba  fuc^en,  wo  er  üon  unS  gefunben  fein  will,  in 
SBort  unb  ©atrament.  ®em  C>^wpteinwanb,  ber  Betonung  beS 
äöorteS,  M^  %i^x]i)  ift  fein  nuftc*  l^dlt  er  mit  9ied6t  entgegen,. 
too  gleifd^  unb  ®eift  in  ber  ©d^rift  einanber  gegenubergefteflt 
werben,  fönne  gleifd^  niemals  baS  gleifd^  S^rifti  bebcuten.  äu|jer= 
lic^  genoffen,  ol^ne  bas  l^injulommenbe  SBort  nfi^e  eS  allerbings 
nid^tS,  aber  mit  bem  äßorte.  Unb  neben  leiblid^em  (Sffen  gel^e. baS 
geiftlid^e.    gragt  Oelolampab,  woju  aber  ber  ©enufe  beS  ßeibeS 

ÄoTbe,    «Mtl^er.    II.  19 


286  3»indU«  ^%ituab\^mt  MUltung". 

(i^nfti  btenen  foUe,  fo  meifi  et  btefe  ^age  atö  unge^drig  juiiid, 
benn  <Bott  l^t  ed  fo  geoibnet,  bcntt  aber  feinetfeitö  in  beutli(i)€i 
Sinbiupfung  an  tiefftnntge  (ikbanten  bed  Sttrc^enDatetd  S^endu« 
an  eine  Späfung  bed  Öeibed  fuc  bie  Suferfte^ung.  Snblic^  untcr= 
»itft  et  nod)  De(olam|)abd  ^meid  aud  ben  SBatetn  einet  \dja^a 
Sttitit  unb  fc^liefit  mit  einet  Satnung  an  bie  9latdl^en  ju  3)atd 
unb  ©tta^butg,  unb  too  fonft  6a(tamentötotten  finb,  f\ä)  ju  |uten: 
„Det  äRunjet  ift  tot,  abet  fein  (Bäft  ift  no(^  nii^t  audgetottet." 
S)i€fe  Gd^tift  biente,  wie  Sut^  balb  etful^t,  uielen,  bie  burc^ 
bad  Stuftteten  bet  iftegnet  unb  but(^  Sut^d  lange«  ©(^loägen 
unfi(^et  gemotben  waten,  j^ut  @tatlung,  bete^tte  abet  faum  einen 
aud  bem  gegnerifd^n  Saget.  Unb  ju  gleid^et  3^t  ^ttc  S^W^ 
eine  neue  Schrift  audge^u  laffen.  Iftuf  X)ucetd  ^etanlaffun^ 
beffeu  SBunfc^e  auc^  fouft  bei  bet  lübfaffung  betfictiic^tigt  toutben, 
etbielt  jie  ben  freiließ  intern  l^n^it  wenig  entfptec^euben  2itcl: 
«gteunbfd^attlid^e  StUätung  unb  Iftudeinanbetfe^ung  bed  %ben^ 
nia^lel^anbetö''.  @ie  tic^tete  jic^  gegen  alle^,  was  oon  aubeter 
Seite  bid^t  jut  ®a(^e  bemettt  motben  wat,  namentlich  aber 
gegen  Sut^d  @ennon  Dom  Sbcnbma^l  unb  einen  %)rief  bedfelbcn 
an  bie  ^genauet  S)tu(fet  ^eetwageu  unb  SecetiuS  mit  feinen 
Iftntlagen  wegen  %)ucetd  Anbetungen  bet  ^oftiUe.  2Bat  Sutl^  oft 
bobenlod  gtob,  fo  wat  3>vingli  übet  aUe<S  äKa^  fpi^ig  unb  felbft= 
bewußt,  in  bet  ganjen  fi))tematifc^eten  gotm  feinet  ^eweisfu^tung 
gefc^loffenet  atö  bet  iuuetlic^  babei  fo  bewegte  äut^*,  unb  batum 
tut  uicle  aucb  ciubtinglic^et.  t^on  bem  cnblid^en  Siege  feinet  W:i- 
fielet  wat  aucb  ^^  ubetjeugt:  „Siegen,  fiegen  witb  unfete  ^nfic^t; 
abet  bet  Sieg  witb  butcb  beinen  Sibetftanb  nut  mu^ooUet",  tief 
et  Sut^t  ju.  Sieue  Viomente  lameu  laum  baju,  nut  bag  biefe  neue 
Sudlaffuug  ben  S3etba(^t  Sut^etS,  baf^  3n>tnglid  Abweichungen  oon 
feinet  Se^te  fidb  au(^  auf  bie  S^tiftologie  etfttede,  beftdtigte,  unb 
biefet  ficb  bie  größte  S^u^e  gab,  Sut^et  in  föibetfptuc^  mit  frühen 
äuf^etungen  ju  fe^en.  S)iefe  Scbtift,  in  bet  bie  Sua^butget  gteunbc 
^Qfi<^tig  genug,  bie  gto^e  ä}{ilbe  bewunbetten,  fanbte  et  mir 
einem  X)tiefe  uom  i.  Aptil  au  Sutl^.  S)atin  [teilte  et  i^n  mit 
einem  (&d,  gäbet  unb  92utnet  jufammen  unb  watf  il^m  nic^t  nut 
fein  S3etfa^ten  gegen  bie  iOauetn  uot,  fonbetn  wollte  auc^  wiffen. 


SBcitetc  ©trcitfc^tiften.  287 

2ut§cr  l^abe,  ma§  fid^ct  falfc^  ift,  an  bcn  ßanbfltafcn  gcjd^tiebcn, 
man  mfiffe  (nfimlid^  gegen  ^mingli  unb  bte  Seinen)  je^t  mit 
bem  ©c^mette  Ifimpfcn.  ©er  ©tfolg  war  ber,  ben  man  er= 
warten  tonnte.  Sie  tiefe  Rluft,  bie  tl^atffid&licl^  5Wifd)en  ben 
beiben  älic^tungen  üon  Anfang  an  Dorl^anben  war,  war  allen,  bie 
öuft  unb  SRufee  l^attcn,  bie  weitläufigen  (Erörterungen  ju  lefen, 
offenbar  geworben,  unb  biefeS  ©ewufetfein  brang  um  fo  mcl^r 
aud^  in  bie  ®emeinben,  al§  man  üor  allem  in  ben  Dbcrlanbcn 
nic^ft  nur  babon  prebigte,  fonbern  bem  ©egenfafte  audj)  in  ber 
SSerfd^icbenl^eit  be§  Jhiltuö  tluöbrudf  gab.  Sie  §rage,  wie  ber 
^ItuS,  ben  man  gerabe  in  jener  Qdt  atlentl^alben  neu  ju  orbnen 
begann,  ju  gcftalten  fei,  ob  nad^  ben  rabifalen  ®runbfaften  ber 
©(^weii^er  unb  Dberlänber,  ober  nad^  bem  ba§  Site  mdgtid^ft  lon= 
fcTbiercnben  ?5orbilbe  SBittenberg^ ,  war  uic^t  feiten  ber  äufeere 
^nlafe  5um  JluSbrud^  be§  Streitet  in  ber  ®emeinbe. 

3wingli  cntwidelte  aud§  fernerl^in  eine  erftaunlid^e  S?ü§riglcit. 
SJod)  war  feine  „greunbfc^aftlic^e  (Srllärung"  nic^t  auSgegongen, 
al§  er  fd§on  an  einer  anbcren  Heineren  ®d§rift  .grcunblid^e  33er= 
glimpfung  unb  ^Ibleinung"  f^rieb,  bie  fic^  befonber§  bie  SBibcr= 
legung  öon  Sutl^ere  „Sermon"  bom  ©alrament  jur  ?lufgabe  fe^te, 
unb  im  3uni  1527  l^atte  er  bereits  feine  Entgegnung  auf  Sutl^erS 
©c^rift  „bafe  biefe  SBortc''  beenbet,  bie  er  bem  fturfurflen  dou 
©ad^fen  mit  einer  3wf<^^ift  öom  20.  3uni  wibmete.  @(^on  biefe 
war  eine  groge  Auflage  gegen  8ut§er,  noc^  mel^r  bie  ganje  ©d^rift 
felbft.  SSon  jener  Urbanitfit  beS  ^umaniften,  bie  bei  aßcr  ©d^firfc 
bod^  nod^  in  ber  frül^eren  ©c^rift  ju  beobad^ten  war,  war  je^t  nid^ts 
mel^r  ju  fpuren.  ^n  feinem  fd^weijerifd^en  Ceutfd^,  beffen  er  fid^  je^t 
au(^  bebiente,  nad^bem  Sutl^er,  anftatt  wie  es  nad^  feiner  Meinung 
billig  gewefen,  bie  ©ac^e  oor  bem  gorum  ber  (Selel^rten  ab}umad^en, 
beutfd^  gefd^riebenl^atte,  war  er  ebenfo  grob  als  Sut^er,  babei  wie  immer 
beS  ©iegeS  gewi|(.  Sin  Ofianber  in  92ürnberg  l^tte  er  gefd^rieben, 
er  wolle  Sutl^  fo  antworten,  ba{(  bon  bem  fo  grofjen  ^eere  oon  ®oU 
baten  nid^t  ein  ©clbat  l^il  l^erauSlommen  folle,  unb  nic^t  brei  ^ofycc 
würben  bcrgel^en,  bis  Stalien,  granlreid^,  ©panien  unb  ©eutfd^ 
lanb  3u  Su^  ^u  feiner  Xnfidgt  tommen  würben,  ^n  dnem  uns 
nid^t  crl^ltenen  ^ribatbriefe,  ber  SRitte  «uguft  in  ftitl^crS  O^nben 

19* 


288         ,,9om  «botbmal^t  Q^rifH.    «dcnntni«  9Rartia  Sut^t«." 

voax,  tunbigte  et  bie  neue  ©c^tift  an.  Stft  am  SRattindtag  n>ar 
fie  in  Wittenberg,  Dielleit^t,  »ie  Sut^er  fc^erjte,  n>ei(  fie  fid^  bis- 
her Dor  bem  Sterben,  b.  1^.  ber  $eft,  gefürchtet  l^tte.  äBa^  i§m 
bei  feiner  nod^  burc^  bie  {^ran(l^it^iuftfinbe  gebriidten  Stimmung 
baraud  l^erDorteuc^tete ,  mar  nur  ber  ^ag.  S)a  tonnte  er  rom- 
fc^en,  bie  ©alramcntierer  möd^ten  wenigflenS  eine  SSicrtelftunbe 
lang  ben  ganzen  3^mmer  feines  ^erjenS  burc^toften,  fi(^ti(§ 
mürben  [ie  \\i)  bann  ernftlid)  betel^ren  unb  jur  Vernunft  tommen. 
®o  menig  glaubte  er  baran,  ia^  ed  aud^  jenen  ^er)enS=  unb  ®e= 
miffendfac^e  mfire. 

92ur  ungern  lie{(  er  fic^  auS  feinen  anbern  arbeiten  l^rau^ 
reiften.  Die  ^flic^t  ju  antworten,  empfanb  er  befonberS  als  eine 
fc^toere  (Störung  feiner  99ibe(überfegung,  an  ber  er  tro(  aQer  Sran{= 
l^eit  immer  weiter  gearbeitet  ^atte,  —  bie  Überfeftung  ber  ^ro= 
pl^eten  mar  jc^t  bis  jum  ©ac^arja  gebiel^en.  ^ber  f(6on  am 
22.  SioDember  mar  er  entfc^loffen,  noc^  einmal  ben  „©c^mdrmem' 
5U  antmorten  unb  jmar  mit  einem  SelenntniS  feines  ®(auben§ 
überhaupt. 

Und)  (£arlftabt  murbc  mieber  unrul^ig.  ©eine  Slnfic^t  Dom 
Kbenbma^l  l^atte  er  tcineSmegS  aufgegeben.  SBenn  er  aud^  bamit 
nid^t  in  bie  Öffentlid^teit  treten  burfte,  fo  belfiftigte  er  bod^  Sut^ 
burd^  ben  ^o^  mit  Sßieber^olungen  feiner  §attlofen  Slrgumente, 
unb  Sutber  fud^te  ibn,  obmol^l  er  nur  noc^  menig  C)offnung  l^tte, 
JU  belel^ren.  ®d^on  im  92oDember  DermieS  er  il^n  übrigens  auf 
feine  bemnäc^ft  erfcbcincnbe  ©c^rift,  aber  erft  @nbe  3Rfirj  1528 
lonnte  er  fie  ausgeben  laffcn.  ®ie  trug  ben  Xitel:  »S3omabenb= 
mal^lS^rifti.  ©etenntnis  SRartin  8ut5erS\  Sr  freut 
fic^  über  ben  ©rfolg  ber  früheren  ©c^rift,  ba  oielc  fromme  ^tt^tn 
}um  ^rieben  getommen,  bie  ®egner  nod^  unfinniger  gemorben  feien. 
(Sr  miQ  fie  fal^ren  laffen.  92ur  um  ber  ©d^mac^en  miOen  greift 
er  nod^  einmal  jur  ^zitx,  ®S  foO  feine  le^te  ©c^rift  gegen  bie 
©alramentierer  fein.  ®r  marnt  bor  Sw^iwfl'i^  S3üd§ern .  als  „be5 
§5Uifd^en  ©atanS  ®ift,  benn  ber  äRenfcb  ift  ganj  oerfe^ret  unb 
l^t  Sl^riftum  rein  ab  öerloren".  3«  i^^^ni  SBuc^e  fc^utte  er  neue 
gtrtumer  auS. 

S)ie  ©d^rift  ift  eine  rid^tige  ©treitfd^rift.    Sie  Entgegnungen 


CTÖttctt  er  eine  nad^  bcr  anbcrn,  unb  brid^t  aud^  bic  ^t^ti^kit 
nid)t  jeltcn  fc^roff  l^ciüor,  fo  ift  )ic  bod^  im  ganjen  rul&igcr  unb 
tto^  Diclfad^er  SBiebcrl^otungcn  geleierter  gel^alten.  Sabei  tarn  i^m 
bie  überlegene  Kenntnis  ber  beutfd^en  Sprache  äuftatten.  @r  üer= 
jd^mal^te'  ^ier  anö)  nid^t,  in  rool^l  jugefpiftten  Saften  bie  SBaffen 
ber  ©iaieftit  ju  fül^ren  unb  t^a^  Ungereimte  ber  gegnerijcöen  ©e= 
»ei^fü^rung  barjut^un,  unb  in  eyegetifd^er  ©esiel^ung  l^atte  fic^ 
ßwingli  aÜerbing^  manche  33löfee  gegeben.  greiUd^  tonnte  au^ 
Sut^er  über  ba§  S^d  l^inau^Jd^iefeen,  menn  er  j.  33.,  um  jebe  bilb= 
Ud^e  Sluffaffung  au^jujd^Uefeen,  bei  Den  Sinjeftung^worten,  l  Äor. 
11,  24,  tt)o  Dom  Sred^en  beö  8eibe§  bie  Siebe  ift,  eine  ©eutung 
auf  ba§  Sred^en  be§  öeibe^  am  Ärcuje  nic^t  julaffen,  fonbern  ba= 
mit  nur  ba§  Sred^en  unb  Aufteilen  be§  8eibe§  im  Kbenbmal^l 
au^gefagt  fein  taffen  moüte. 

9Jeu  voax  ber  Äampf  gegen  S^^i^flli^  ^^¥^  ^on  ber  ^erfon 
S^rifti.  ©icfer  l^atte,  um  Sutl^erö  Seigre  Don  ber  Jlllgegenmart  be§ 
er^ö^ten  S^riftuö  5U  beftreiten,  grofee^  ©eroic^t  auf  bie  Unterfc^ei= 
bung  ber  beiben  5Raturen  in  S^rifto  gelegt,  unb  moQte  gemiffe  ?lu^= 
fagen  be§  ^errn  über  ficfe  felbft  nur  auf  bie  göttliche,  anbere  nur  auf 
bie  meufdEilid^e  5Ratur  bejogen  §aben,  roäl^renb  Sutl^er  immer  bie  un= 
getrennte,  gottmenfd^lid^e  ^erfönlid^fcit  im  Äuge  §atte.  ?lnberfeit§ 
behauptete  Sw^i^gl^  ^^^  S^riftuS  bei  feinen  ©elbftauSfagen  (oer= 
möge  ber  fogenannten  SRebefigur  ber  ?ltlöofi§)  „in  überfpringenber 
Sebe''  aud^  o^ne  befonberen  ^inmei^  üon  ber  ganjen  ^erfon  ober 
üon  ber  menfc^lic^er  SRatur  au^fage,  xva^  oielme^r  oon  ber  göttlichen 
5u  üerftel^en  fei  unb  umgefel^rt,  fo  feien  j.  33.  bieSBortc:  „?Rein 
gleifd^  ift  bie  rechte  ©peifc"  auf  bie  göttliche  Statur  5U  besiel^en. 

3n  biefcr  miflturlid^en  ©eutung  unb  ber  3crtrennung  ber  gott= 
menfc^Uc^  geeinten  ^erfönticf)teit,  bie  i^m  bie  SBirflic^teit  unb  35öflig= 
leit  be§  ^cil^  oerbfirgt,  fielet  Cutter  bie  aflergröfete  ©efal^r,  benn,  in= 
bcm  3»^i"9li  öuf  ®runb  feiner  Sl^eorie  baö  ßeiben  (S^rifti  nur  auf 
bie  menfd)tid&e  Statur  bejöge,  leugne  er  ia^  ©rlöfung^merl  überJ^aupt, 
hiermit  einen  „öffentlicf)en  Slrtitel  be^  ©tauben^".  Unb  bafe  eine 
öffentliche -Seugnung  eine$  folc^en  nid^t  ju  bulben,  »dl^renb  er 
iebermann  auf  feine  ©efal^r  für  fic^  glauben  laffen  wollte,  xoa^ 
\^m  gut  buntte,  l^attc  ßut^er  fc^on  mel^rfat^  au^gefprod^en.    @o= 


290  ,,9om  Kenbmal^l  S^rifH  ((SrogeS  eefenntni«). 

mit  (am  burd^  btejc  c^tiftologifc^e  Ciffetcnj,  bie  Sutl^t  f($on  in 
ber  ®<(rift  Don  ben  l^immlifd^en  ^rop^ten  gefürchtet  unb  auf  bie 
®ei6el  juctft  l^ingewiefen  l^tte,  bie  Xngelegen^it  in  ein  neue§ 
gal^roaffer. 

Sinen  breiten  9iaum  nel^men  feine  Darlegungen  über  \)te  fLÜ- 
gegenwart  (S^rifti  ein:  S^riftud  (dnne  auf  Derfd^iebene  Steife  ju^ 
gteid^  fein.  (Sr  bemul^t  ftd^  aud^  burc^  ®tei(^niffe  biefen  ®ebanlen 
DorfteQig  ju  machen,  aber  bie  ^c(\xpt\ai)c  bleibt  il^m :  (Sott  ift  a(I= 
mächtig,  marum  foQte  xä)  ba  ber  ©c^rift  nid^t  glauben?  Unb  mcnn 
man  im  ^benbmal^t  »eiter  nic^td  empfängt  al^  Srot  nnb  SBein, 
unb  nur  \>\\^  ®ebfi(^tni5  be5  lobeS  Sl^rifti  feiert,  »oju  bann  bie 
SBorte:  baS  ift  mein  8eib?  ^ene  brandeten  fie  ia  gar  nid^t 
ju  il^rem  ^benbmal^l.  Demnach  §abe  (Sl^riftuS  aU  ein  „Sßfifd^er'' 
etwas  Unnötige«  l^injugefcftt.  S^^i^flli  wnb  bie  anberen  foHten 
erft  einmal  itn  ©eweis  fuhren,  ben  fie  bi«l^er  nic^t  erbracht  litten, 
ba^  bie  SBortc  anber«  gebeutet  werben  mfifjten,  als  fie  lauten. 
..,®ie  woOen  ®otteS  ©ort  toom  Seiblid^en  inS  ®eiftlicbe  teuren 
unb  (cl^reu  eben  bamit  fic^  felbft  bcm  ®eiftlid^en  ins  iSeiblid^e." 

'Dicfc  ©d^rift  foUtc,  wie  gefagt,  feine  Ic^te  gegen  bie  @afra= 
mentierer  gerid^tetc  fein,  unb  wie  im  33orgefül^lc  fpateren  3^fats, 
bafe  man  feine  ©c^riften  falfd^  beuten  ober  fagen  würbe,  „wo  ber 
ßut^er  je^t  lebet,  würbe  er  biefen  ober  biefen  tlrtifcl  anberS  teilten 
unb  l^alten,  benn  er  l^at  i^n  nic^t  genugfam  bebad^t",  legt  er  in 
einem  britten  Jeile  ein  üoUftanbigeS  (lareS  S3e(enntniS  feines  ®tau= 
benS  ab,  weld^eS  fid^  gleid^  entfc^ieben  gegen  bie  9idmer  wie  bie 
©atramentierer  richtet,  unb  bittet  am  ©c^lufe,  bafe  man  fid^  lebiglid^ 
baran  l^alteu  fotle,  falls  er  etwa  in  Jlnfe^tung  ober  in  JobeS^ 
nöten  etwas  anbercS  fagen  fotltc. 

®er  ®egenfafe  fonnte  laum  me^r  Derfc^rft  werben,  als  ia^ 
eS  burd^  biefe  ©d^rift  gefd^al^,  benn  bie  ®egner  blieben  bie  9[nt= 
wort  n\(i)t  fd^ulbig.  3mmer  (laffenber  würbe  ber  9tife  jum  3«6el  ber 
Siömer.  ^of).  gaber  oerbreitete  1528,  bafe  barfiber  in  Dielen 
3al^ren  Diele  überhaupt  nid^t  baS  «benbmal^l  genöffen  unb  baft 
man  oon  Sut§er  fage,  ba^  er  in  fe(^S  S^^ren  nic^t  jum  ®atra= 
tnent  gegangen.  3Rit  93el^agen  l^e^te  er  gegen  bie  ©d^weijer  unb 
©trafeburger,  weld^e  ?lnfd^Wge  fd^miebeten,  8ut§er  »J^eriimäufriegen". 


(Sintgunge))tSne.    $er)Og  U(rt4  unb  3to>lngti.  291 

SBcitetblidcnben  foitntc  e5  nid&t  entgelten,  toääjt  grofec  ®cfal&r 
bct  Sntwidfelung  bcr  eüangclifd^cn  ©ad&c  burd^  bic  innere  3^= 
Tiffenl^cit  btol&c,  unb  c§  feegreift  fid^,  bafj  man  namentUd^  in  ®e= 
bieten,  wo  bie  (Segcnffi^e  aufeinanberfiiefeen,  frfil^  baran  bad^te^ 
^uf  irgenbweld^em  SBege  eine  ^Jetftänbigung  bet  ftreitenben  ^at= 
teien  J^erbeijufiil^Ten.  SSereiW  ?lnfang  3uni  1526  l^attc  S3ucet 
in  ©trafeburg  ben  3wpw5  3ö"fl^  ol^  3Sermittler  bei  Sutl^et  ange= 
rufen.  3ona§  antwortete  föl^l,  aber  nid^t  burd^au«  ablel^nenb  unb 
marf  juerft  ben  ®ebanfen  an  eine  perfönlic^c  3wfantmenfunft  ber 
Streitenben  l^in.  ©erfelbe  würbe  junfid^ft  nic^t  weiter  »erfolgt.  Äud^ 
mit  8ut]^er§  ®enoffen  l^örten  bie  brieflid^en  Sejiel^ungen  auf. 

äBid^tiger  war,  bag  jiemlic^  ju  gleicher  QÄt  wfibrenb  be$ 
<£peierer  3leid&3tage§,  ber  auf  3">ingti§  ©eite  pel^enbc  ^rebiger 
3ol^.  C^ner,  bamaU  in  gtanifurt  am  3Rain,  fpäter  in  S^urnberg, 
ben  ßanbgrafen  für  ben  (Sebanlen  ju  erwärmen  fud^te,  auf  bie 
(ginigung  ber  ©treitenben  l^injuwirfen.  3l^n  immer  wieber  belebt 
ju  l^aben,  war  wol^l  ba§  SSerfcienfl  be§  üielfac^  am  ^o^t  be^ 
ßanbgrafen  Icbenben  Oerjog  Ulrid^,  be§  vertriebenen  O^^^^i^^fl^  ^^^ 
SBurttemberg.  Unter  SSerl^filtnifjen,  bie  un§  unbefannt  finb,  war 
er  frul^  mit  Dcfolam})ab  befannt  geworben  unb  galt  als  begeiftcrter 
Slnl^änger  3win9H^-  5)«^  lam  freiließ  nic^t  jum  wenigften  bal^er, 
iia%  biefer,  al§  er  oon  beS  gfirften  Steigung  für  bie  eoangelifd^e 
©ac^e  eiful^r,  uberrafc^enb  fd^neD  feinen  republilanifc^cn  S8iber= 
widen  gegen  ben  übel  beleumunbeten  Soltsbebränger  fal^ren  lie|| 
unb  mit  Sapito  unb  Sucer  jtd^  fd^on  @nbe  1524  lebl^ft  für  bie 
3urüdfffil^rung  beS  gurften  in  fein  8anb  interefperte  unb  überaß 
greunbe  unb,  j.  53.  in  bem  reid^en  ©trafeburg,  auc^  SRittel  für 
i^n  JU  gewinnen  fud^te.  ©er  aSerfud^  be«  Oerjog«,  pc^  mit  ^ilfc 
ber  Sauern  wieber  in  ben  Sepft  feinet  Sanbe«  ju  feften,  fd^tug 
fel^l,  aber  er  lie^  bie  O^ff^ung  nic^t  fal^ren,  unb  man  wirb  fc^werlid^ 
irre  gelten  in  ber  Snnal^me,  ia^  bei  bem  Sepreben,  eine  (Sinigung 
ber  p^  belfim})fenben  X^eologen  ju  erzielen,  üon  Doml^erein  ))olis 
tifd^e  ®ebanlen  mitgef))ielt  l^aben.  Seiber  pnb  und  bie  vertrau^ 
lid^en  ftonefponbenjen  bed  gurpen  mit  3wii^8l^  ^W  crl^alten. 
3Bir  wiffen  nur,  ba^  man  grofje  Hoffnungen  auf  ben  (SinPuf)  C^erjog 
Ulrid^d  bei  bem  jungen  Sanbgrafen  fe^te.    Unb  fc^on  im  ©ommet 


292  92o((  bem  @pämr  9id((Stag.    Sintfer  au9  ^oHe. 

1527  fut^tc  bct  Sanbgraf  Sut^et  ju  einem  (Sefprfic^  ju  bemegcn, 
erhielt  aber  eine  obfc^Iägige  Sntmott.    SBenn  bann  im  gebruar 

1528  Detolampab  unb  ©uccr  üon  O^i^B  Ulticft  ju  einem  ^9oU 
loquium"  an  ben  ^of  bed  Sanbgtafen  nad^  SRarbutg  eingelaben 
mutben,  fo  foOte  biefeS  (Befprfic^  n)o^l  nut  baju  biencn,  ^^ilipp 
für  bie  obetlänbifd^e  Suffaffung  )u  gewinnen,  benn  ha%  aui)  \c= 
manb  üon  ber  (Segenpartei  berufen  »orben  toSxt,  l^ören  wir  ntc^t. 
16ucer  freiließ  fa^tc  bie  @ad^c  fo  auf,  ba|  e^  fic^  um  eine  (Sini= 
gung  mit  ben  ©ad^fen  l^anbele,  melt^e  bie  gfirften  betrieben.  @o 
fd^rieb  er  menigftenS  am  15.  April  an  3»iwgli,  entfeftt  über  bie  „^vti" 
ßutl^erS  in  feinem  „(Stofecn  ©elenntni«*,  in  welchem  ber  bemeglic^c 
äRann  bod^  fc^on  einen  $untt  gefunben  ju  l^ben  glaubte,  bei  bcm 
bie  ®intra(^tst>etl^nblungen  einfe^en  tdnnten. 

ai5  er  bie5  fc^rieb,  war  bei  bem  gürften  ber  ©ebanle  an  eine 
Unterrebung  mit  ben  Dbcrlfinbern  burd^  eine  brennenberc  grajc 
in  ben  ^intergrunb  gebtangt  worben.  92an  glaubte  mit  Se^ 
ftimmtl^eit  üor  bem  unmittelbaren  ^u^bruc^  eine^  großen  Shiegc§ 
JU  flel^cn. 

©d^fitfer  al^  je  ftanben  fic^  feit  bcm  ©peicrer  Sleid^ötag  tic 
römifd^e  unb  bie  eüangelifc^c  Partei  gegenüber.  3n  bemfelbcn 
3Rafee,  al5  bie  eüangelifc^cn  gfirften  an  bie  geftigung  neuen  ct>an- 
gelifc^en  Rird^entumd  gegangen  maten,  fuc^ten  bie  rdmif(^  gefinnten 
il^re  Sanbe  Don  bem  lutl^erifc^en  ®ifte  reinju^alten.  ®aS  tonnte 
man  auf  ber  ganjen  Sinie  beobachten,  ©elbft  ttlbrec^t  Don  SRainj 
forberte  je^t  bringenber  al§  je  juDor  Äbfd&affung  aller  SJeuerungen 
in  feinem  (gebiete.  Sin  ^rebiger  au§  ^alle,  ®eorg  ffiinfler,  ber  ba^ 
Äbenbmal^l  unter  beiberlei  ®eftalt  aufgeteilt  l^atte,  mufete  fic^  üor  bem 
bifd^öflid&en  ®erid^te  in  8lfd^affenburg  fteDen.  (Sr  mürbe  freigegeben, 
aber  auf  bei  C)cimreife  am  23.  ^Ipril  1527  meud^ling^  crmorbet.  55ic 
33olteftimme  brachte  ben  ftutfürften  felbft,  mo§l  o^ne  ®runb,  ba- 
mit  in  ^J3erbinbung ;  bagegen  bfiiften  feine  (Segner  im  SRainja 
©omfapitel  nic^t  frei  üon  ber  SRitmiffenfAaft  gemefen  fein,  unb 
fiutl^cr  l^attc  nid^t  fo  unrecht,  als  er  in  feiner  ft^önen  ^itroftfc^rift 
an  bie  Sl^riften  ju  ^aDe"  unter  Srinnerung  an  ben  Siainjcr 
Slatfc^lag  bemertte,  wer  ein  ganj  Sanb  in  SRorb  unb  Slut  ju 
bringen  beabfid^tige ,  ber  ad^tet  aud^  gering,  einen  ^ann  ju  er^^ 


SJerfotgungcn.    Otto  t.  ^arf.  29B 

motbcn.  SSon  noc^  fd^mcrcrcn  SRatli)ricn  betid^tetc  man  au§ 
39a^ctn.  Unb  Sutl^crS  grcunbc  im  Dftcrrcid^ifd^cn,  ein  Ronrab 
Sorbatu^,  ein  9R.  ©tiefet,  mufeten  jc^t  mieber  ben  SBanbetftab 
ergreifen.  Sin  ®bitt  »önifl  gerbinanb^  üom  20.  ©ejember  1527, 
»eld^eS  an  ©c^firfe  alle  früheren  übertraf,  bebrol^tc  alle  et)angeU= 
fc^en  Biegungen  mit  ben  l^arteften  ©trafen. 

2l^nU(^e3  trug  fid^  in  33ranbenburg  ju.  ©ort  vereinbarte 
Rurfürft  S^ad^im  am  4.  ^wlx  1527  mit  feinen  Sanbftdnben  f^arfe 
SJianbate.  ®afe  er  niemanb  ju  fd^onen  gebaute,  jeigte  er  gegen= 
über  feiner  ©emal^Un  Slifabetl^,  bie  längft  bem  ®üangelium  äu= 
getl^an,  Dftern  beSfelben  S^^l^reS  baö  ?lbenbmal^l  unter  beiberlei 
®efialt  genommen  l^atte.  @r  beriet  ernftlid^,  ob  er  fie  töten  ober 
fid^  üon  il^r  fd^eiben  laffeu  foHte.  Übrigen^  l^atte  bie  unglüdtlic^e 
grau  auc^  über  anbereS  ju  (lagen,  benn  ber  JJurffirft  lebte  in 
f(§werem  Sl&ebrud^  mit  ber  Jod^ter  be§  Serliner  S3firgermeifter§ 
ölanfenfelb,  Rat^arine,  beren  Sl^emann,  SBolf  €)ornung,  er  Don  ^m^ 
unb  ^01  ja  aus  bem  Sanbe  üertrieben  l^atte. 

3ni  ^erjoglid^en  ©ad(ifen  bauerte  bie  SJerfolgung  fort,  ^erjog 
®eorg  ergriff  leben  eüangelif^en  ^rebiger,  beffen  er  l^ab^aft  werben 
tonnte.  3«  flcwiffen,  teils  mit  ^t\\tn,  teils  mit  »urfac^fen  ge= 
meinfam  regierten  S3e5irten  fam  eS  barüber  ju  fd^Ummen  Sleibungen. 
©rnftlid^  backte  er  baran,  älbrec^t  üon  SKanSfelb  um  feines  ®lau= 
benS  »iflen  ju  üerbrangen.  ^n  allebem  fonnte  man  planmSfeigeS 
SSorgel^en  üermuten.  an  ÄriegSbro^ungen  fel^lte  eS  nid^t ;  ^in  unb 
»ieber  waren  üon  ben  römifd^  gefinnten  gürften  bie  übcrmutigften 
SBorte  gefallen.  Salb  l^ier  balb  bort  jprad^  man  oon  Slüflungen, 
unb  JhiegSbeffir^tungen  würben  allentl^alben  gel^egt,  aud^  in  ben 
Sheifen  ber  SHömifd^en.  Unb  Sanbgraf  ^^ilipp  wollte  je^t  SSe weife 
bafür  l^aben,  t)a\^  man  bie  et^angelifc^en  e^üiften  il^reS  ®laubcnS 
wegen  überfallen  unb  um  Sanb  unb  Seute  bringen  wollte.  ®o 
l^atte  ein  vertrauter  8?at  feines  ©^wiegerDaterS,  ®eorgS  üon  ©ad^fen, 
ber  Dorüberge^enb  in  feinen  ©ienften  ftanb,  Dtto  r>.  ^adt,  bem  Ifingft 
mijjtrauifd^en  gürften  berid^tet.  Auf  einer  3wföw^i"^"^^"ft  ^^ 
SSreSlau  im  SRai  1527  Ratten  fic^  Rönig  gerbinanb  unb  C^erjog 
®eorg  mit  ben  C^^rjögen  von  ©a^ern,  ben  Jfurfürften  von  SRainj 
unb  ©ranbcnburg  unb  ben  Sifc^öfen  Don  ©aljburg,  SBürsburg 


294  Vadf^  ^nbe(.    Vtttl^«  (Suta^tot. 

unb  S3ambetg  in  einem  Sfinbnid  }ur  Sudrottunfl  beS  Sut^ertums 
unb   eDentueQen  SSertreibung  bed  ShiTfurften  bon   ©ac^fen    unb 
Sanbgrafen  üon  {reffen  geeinigt,    ^d  beifprad^  gegen  ^c^  Se^ 
lol^nung  ben  Settrag  jur  Stelle  )u  haften,    lieferte  jeboc^  (am 
18.  gebt.  1528)  nur  eine  Kopie  ber  angeblichen  Uifunbe,  me^e 
baS  ©ergeben  im  einjelnen  beftimmte.    ©a«  ©d^riftffudf  enthielt 
mand^ed  SluffdQige,  fo  ba$  3ufcimmengel^en  ber  Sägern  mit  Sfdnig 
getbinanb.    Aber  an  ber  (S(^tbeit  jmeifelte  meber  ^l^ilipp  nod^ 
^ol^ann  üon  ®a(^fen ,  melc^em  er  bie  mid^tige  $(unbe  aUbalb  pet= 
fSnlic^  nac^  SBeimar  uberbrad^te.    Ilud^  ber  ffutfurft  fd^titt  fofort 
^u  umfdnglid^en  9tüftungen  unb  üetbanb  fid^  enger  mit  bem  Sanb= 
grafen,  ber  nad)  allen  Seiten   feine  ©erbungen  ausgeben   Hc|. 
35ic  gtage,  in  ber  man  auSeinanbetging,  »ar  nur  bie,   ob  man, 
mic  ber  öanbgraf  wollte,  burd^  fofortigeS  öoSfcblagen  einem  Über= 
faß  juüotfommcn,    ober  nod6  »arten  folle.    ©er  Rurfmft  ^olte 
be^bfllb  ben  9lat  feiner  Jb^ologen  ein.   Am  26.  SRarj  »urbe  Cutter 
burc^  einen  Silboten  nad^  Jorgau  berufen.    8uf  3Bunf(§  bc§  ffur= 
fürften  gab  er  ein  fd^tiftlid^e^  (Sutac^ten  ab.    @$  jetgt  nidgt^  n)e= 
niger  als  politifc^c  Rlugl^eit,   ift  aber  ein  fc^öneS  3^wgni§  feiner 
finblid^  frommen  (Sefinnung. 

©afe  ber  Jfaifer,  mic  jenes  ©ofument  burc^blidten  liefe,  auf= 
feiten  ber  ^otbfütftcn  ftdnbe,  ^dlt  er  für  unmöglich,  baS  bürfe 
ber  Ruifürft  nic^t  glauben,  oielmel^r  fei  er  fd^ulbig,  ben  Raifer  für 
rcblic^  unb  mal^rl^aftig  ju  l^alten  unb  ficb  babon  nid^t  abbringen 
^u  laffen.  Um  einen  ?luftul^r  miber  baS  Sleidb  unb  taiferlid^e 
9{aj|eftdt  l^anble  eS  fic^,  unb  bagegen  33ortel^rungen  jur  Hbmel^r  ju 
treffen,  fei  ber  Rurfürft  nid^t  nur  bered^tigt,  fonbern  im  ^^tereffe 
feiner  Untertanen  üerpflid^tct.  aber  felbft  jum  Singriff  ju  fd§rei= 
ten,  njiberriet  Sutl^er  mit  Sntfc^iebenl^eit.  ©aS  SBort  ber  ©d^rift 
„©er  baS  ©d^mert  nimmt  x."  ift  and)  l^ier  für  i^n  entfd^eibenb;  no(§ 
feien  bie  ®egner  nic^t  öffentlich  überjöl^rt,  (Sott  lönnc  il^ren  l^im= 
lid^en  9Jat  nocb  ^inbern,  feine  gröfeevc  ©d^anbe  fönnte  bem  ÖDan= 
gelium  gefd^el^en  als  ein  Angriff ;  bierauS  würbe  nid^t  ein  53auern= 
aufrul^r,  fonbern  ein  „gürftenaufrul^r"  entftel^en,  bet  ©eutfd^lanb 
ocrberbcn  mürbe. 

©er  Öanbgraf  war  bamit  wenig  jufrieben,  war  bod^  Sut^er  fo 


^adfd^e  «anbei.  295 

«)cit  flegangcn,  ju  ctHärcn,  bafe  bcr  Jfutfutft  nid&t  fd^ulbig  \n, 
faflö  iet  Sanbgtaf  »ibcrret^tlid^  jum  Eingriff  jd^teitc,  an  bcm 
S3unbniS  feftjul^lten.  Statt  bfitfe,  ertoibette  er,  au(^  ®ott  tttc^t 
ücrfud^ett,  unb  rotm  ®ott  fte  ffabt  bte  J^eimlic^eti  ^ttfd^lfige  er= 
fal^rctt  laffcn,  fo  muffe  ntati  bieö  bettu^en,  utib  tttd^t  lüatteti,  ix^ 
baS  Utt^eil  übet  bie  Untertl^tiett  l^eretngebrod^en  fei. 

fiut^et  l^tte  in  biefet  ^ngelegenl^eit  mel^tfad^  am  ^ofe  )u  zx\ä)tu 
nen,  unb  bie  grage,  ma$  nun  gefd^el^en  foUe,  mar  gemif(  leine  leichte. 
Jroftbem  ber  Sanbgtaf  f(l^riftli(^  unb  munbUdö  bie  (Sintofitfe  ber 
Xl^eologen  ju  enttraften  fuc^te,  gelang  e§  Sutl^er  unb  feinen  SoU 
legen,  baS  burd^jufe^en ,  toa^  il^m  fid^tlid^  bie  O^uptfac^e  mar, 
namlid^  baf(  ber  Sturffirft  fi(^  meigerte,  ben  Kampf  ju  beginnen. 
S)aburd^  mar  5unä(^ft  3^it  gemonnen,  unb  ald  unter  bem  Sinbrucf 
ber  üon  aBen  Seiten  einlaufenben  SRac^rid&ten  über  bebrol^lid^e 
ShiegSruftungen  ia^  Steid^^regiment  ;^u  @peier  ein  3Ranbat  gegen 
ben  S3ruc^  be§  Sanbfrieben^  erliefe,  beranlafeten  bie  ?;]^eologen  bie 
33eröffentli(iung  beS  ?)re$lauer  99ünbniffe§.  C^^rjog  ®eorg  unb 
bie  übrigen  angeblid^en  SRitglieber  beSfclben  erllarten  baSfetbe  fo? 
fort  für  eine  fcfinöbe  gcilfd^ung.  Unb  e§  fann  l^eute  fein  ^wci^d 
ntebr  barüber  fein,  ba|(  Dtto  ü.  ^adt,  ber,  mic  man  fpatcr  erfuhr, 
aud^  fonft  fid^  gälfd(iungen  l^atte  5ufd^ulben  fommen  loffen,  um 
fd^nöben  ®eminne5  willen  fie  Derfafet  l^atte.  Slber  bat)on  waren 
bie  proteftantifcben  @tänbe  burc^aud  nic^t  fogteic^  überzeugt.  Sie 
Unfd^ulb^beteucrungen  ber  ®egner  mad^ten  auf  Sutl^er  gar  feinen 
iSinbrucf,  ba  bo(^  ftd^er  mfire,  baf(  fie  bad  alled  langft  betrieben 
litten,  wa§  ba«  Sünbnis  entl^ielte.  Unb  angefK^t«  ber  ni(^t  un=; 
bebeutenben  Lüftungen  ber  Sifc^öfe  Don  SBürjburg  unb  Bamberg 
berlangte  ber  öanbgraf  beftimmte  griebenSgarantieen  unb  Sr:; 
ftattung  ber  Soften.  3«  einem  Sinfatt  in  ba«  mürjburgifd^e 
®ebiet,  ben  tnan  Dielfa(^  bel^uptet  ^at,  tam  eS  nid^t.  Slber 
bie  benad^barten  Sifd^öfe  ^nbelten  bod^  nur  unter  bem  ©rudtc 
ber  unmittelbar  brol^nben  RrtegSgefal^r  unb  ber  t)or  i^ren 
©renjen  liegenben  JJrieg^mad^t ,  wenn  fte  fi(^  nad^  längeren 
Sßerl^nblungen  jur  S^l^lung  ber  ni(§t  unbebeutenben  arieg«= 
foften  bereit  exflärten,  unb  öanbgraf  ^^iltpp  unb  mit  i^m  bie 
Söangelif(^en  galten  nun  al«  bie  eigentlid^en   grieben«ftörer   im 


296  2ni\itx  unb  $t\\x\1ix\i  Soa^im. 

Vtcii).    5)aS   xoax  t)ic   fd^ipctmiegcnbe  ©cbeutung    bc^   tramiäcn 
f^anbetd. 

@ben  ald  biefe  Sßitrcn  ausbrachen,  tcar  cS  auc^  ju  einer  Sala: 
ftrop§c  im  branbcnburgifd)cn  O^ufc  fldomnien.  3"  i§t^^  ^''^  ^^^ 
bic  »iirffirftin  (SUjabct^  in  ba«  ®ebict  il^reS  D§cim§,  be^  hv- 
furfteu  Don  ©ad^fen,  gepachtet,  «m  27.  SRärj  1528  traf  üo 
in  Jorgau  ein.  33ergeblic^  foxbcrtc  ber  Jhirfiirft  i^rc  ungcjäumtc 
8lu§licferung,  aber  aud^  jeber  SScrföl^nungöüerfuc^  erioieö  |i(^  al^ 
üergcblic^.  Unb  ber  SBiberroiDc  bcS  Slurfurften  S^ac^im  scjen 
aQed,  toa^  mit  ber  9ieformation  iufammcnl^ing,  mugte  fic^  noi^ 
fteigcrn,  als  fiutl^er  üon  SBolf  pornung,  bem  vertriebenen,  rtic^ 
(cfen  @l^emann  ber  furfürftli(^en  beliebten  barum  angegangen,  für 
biefen  eintrat.  3werft  l^atte  er  fid^  an  bic  untreue  ®attin  jc-- 
wenbet.  ÄU  biefe,  wie  es  fc^ien,  mit  (Seroalt  an  ber  SJiebct: 
Bereinigung  gel^inbcrt  mürbe,  fc^rieb  er  am  21.  3""^  I528anl5en 
»urfurften  felbft.  „d^  mag  ^?ieaeid)t^  jd)rieb  er,  „@.  ».  g.  «• 
munbern,  mein  Xl^urft  (Äü^n^eit),  jo  ic^  üerbammter  Äeftcv  an 
®.  R.  g.  ®.  JU  fc^reiben  mid^  unterminbc,  als  ber  ic^  billig  ^^' 
beulen  foflte,  ia^  mir  bic  Slemente  unb  ©cftirnc  nic^t  fonberliii 
bei  (g.  $f.  g.  ®.  geneigt,  unb  baS  ni^t  o^ne  Urfac^,  aber  fe 
©ad^en  unb  mein  ®emifjen  jmingen  mic^,  ©olc^eS  ju  ö)aäcn\ 
unb  fo  üerma^nt  er  il^n  benn  ernftlic^,  SBolf  ^ornung  fein  Seit 
»erben  ju  lafjen,  mibrigenfaÜS  er  miber  i^n  beten  möfete.  am 
21.  ?luguft  fd^rieb  er  jum  5»eitenmat  mit  ']\i)tl\ii  mad^fcnbcr  @nt= 
ruftung,  Sr  bro^t,  bie  ®acf)c  fo  barjuftellen ,  mie  fie  fei.  Sr 
l^abe  il&n  nun  jroeimal  genügenb  ermal^nt,  bann  möge  ber  gütft 
aud^  nid^t  barüber  jfirnen,  menn  er  ^bem  furfürftlic^en  ^ut  njürbe 
ins  gutter  greifen,  bafe  bie  ^aar  um^erftieben".  !DeS  Äurfürftcn 
Jlntmort  mar  eine  Rlage  gegen  il^n  unb  SSolf  ^ornung  bei  feinem 
SanbeS^errn.  S)ieS  üeranlafete  Sutl^ei  nun  crft  rec^t,  für  bcn  un- 
glücflid^cn  SSerfolgten  cinjutreten,  bem  man  bie  grau  üorcntp 
unb  jugleid^  bie  SKöglic^teit  üerfagte,  fid^  fd^eiben  ju  laficn. 
Unter  bem  5.  DItober  liefe  er  eine  „d^riftlic^e  33ermal|nung  an  bcn 
Rurffirften"  ju  ©ranbenburg  im  ®rudt  ausgeben,  bic,  jiemlic^  mili) 
gel^alten,  bic  früheren  gorberungen  »iebcrl^olt.  ®ie  l&atte  nur  Den 
®tfoIg,  bafe  Sutl^er  einen  furflli^en  §einb  mel^r  l^attc. 


gelobe  mit  ^eür^  ^on  €)ad^fen.  297 

äud§  bie  ^^acff^cn  ^änbcl  l^attcn  für  Sut^et  nod^  ein  5Ra(^= 
jpicl  pctjönlid^cr  5Jatuv.  SBic  ermähnt,  jnjcifcltc  ex  md)t  Daran, 
bafe  an  bcm  ©rcSlaucr  S3ünbni5  ct»a^  SBal^rc§  fei,  unb  mad^t 
Darauf  feinen  ^^f)l  bafe  er  bem  ^tx^o^  (Seorg  bic  Url^eberfc^aft  ju= 
traute.  3«  ^i^^^wi  Briefe  an  8inf  in  Siurnberg  l^atte  er  gcäufeert, 
bafe  ®eorg§  froftige ..  ©ntfd^ulbigung  bcinal^e  a(§  3"fl^f*fi^^"i^  S^ 
beuten  fei.  ©abei  l^attc  er  feinem  S^tn  gegen  bic  morbluftigen 
g'ürften  unb  gegen  jenen  „aflernämf#cn  5Rarren'\  ben  ®ott  5U= 
f(i)anben  machen  merbe,  trdftigen  Slu^brud  gegeben.  Sinf  ma^tc 
Don  biefem  ©riefe  ben  au^giebigften  ©ebraud^,  untlugerweife  fogar 
auf  ber  ffanjel.  ©er  C>^^Sog,  ber  baüon  erful^r,  mufetc  um  fo 
erbitterter  fein,  alö  Steigungen  ju  2utl^er§  ße^re  nun  audö  in  feiner 
gamilie  fid&  seigten.  ©afe  fold^e  am  ^o^c  feinet  S3ruber5,  be^ 
^erjog^  ^mxxi)  Don  ®aci^fen=greiberg,  oor^anben  waren,  mar, 
obmol^l  man  fie  forglic^  lautete,  nid^t  Dcrborgen  geblieben,  unb  nun, 
e§  n?ar  am  6.  Dttober  1528,  war  bie  C^erjogin  Urfula  üon  3Rfinftcr= 
berg,  eine  jRid^te  feiner  SJiuttcr,  na^  jnjölf jährigem  5Jonnentum 
mit  sroei  anberen  Slonnen  gcraben  SBcgeö  au§  il^rem  Slofter  in 
grciberg  nad^  SBittenberg  entflol&en,  too  fie  im  ^an^c  ßutl^er^  gafr= 
lic^e  Sufnal^me  fanb. 

3Rit  biefem  »ieberl^olte  fic^  je^t  baäfelbe  ©piel  wie  üor  fünf 
Salären.  O^^ä^g  ©eorg  verlangte  eine  Srtlärung  t)on  il^m  über 
bie  tlutorf^aft  jenes  ©riefet,  welche  Sutl^er  ablel^nte,  inbem  ber 
.^erjog  aud^  fonft  »ol^I  in  ber  Sage  fei,  fic^  barüber  ju  üergemif= 
fern.  ?luc^  burd^  i^rx  furfürftlid^en  Qo^  tonnte  er  ni(^t  mel^r  er= 
langen.  ?ln  200  ®ulben  ^ätte  er  gern  für  ba§  Original  beS 
©riefet  gegeben.  (Sr  mufete  fic^  mit  einer  äbf^rift  begnügen, 
wcld^c  il^m  S^riftopl^  ©d^eurl  üon  iRürnberg  »erfd^affte.  3^  einer 
gegen  Sut^er  gerid^teten  ©d^rift,  in  mcld^er  er  ba§  „gebi(^tetc  ©ünb= 
ni«"  jurfidtmieS,  öeröffentlid^te  er  fie.  ®em  am  19.  ©cjember 
toerfanbtcn  fiibefl,  baä  in  8000  ®]cemplaren  gcbrucft  »orben  war, 
fud^te  er  bie  weitefte  Verbreitung  ju  geben.  (Sr  liefe  eä  in  feinem 
ßanbc  öffentlich  anfd^lagen.  ®a§felbe  verlangte  er  üon  ben  Der= 
fd^iebcnften  ©täuben,  Don  ^l^ilipp  Don  ^c\'\zn,  Dom  fturffirften  unb 
bem  Äat  Don  9?ürnberg.  Aber  ßutl^er  war  fo  frül^  in  ben  Seftft 
eine^  Sjcemplar^  gelommen,  baf(  feine  ®egenf(§rift  faft  ju  gleid^er 


2tt8  „^on  ^mlic^n  unb  de^^lcncn  »ncfcn." 

3cit  auf  bcr  fieipjigct  Sicujabr^nieffe  jur  Sui^abe  tarn.     @ic  ttug 
bcn  Xitel:    «lOon  j^eimlid^en  unb  geftol^lenen   S3ttefen, 
U"it  einem  ^falm  aufgelegt,  »ibet  C^crjog  ®eoTgen 
iuSac^fen."    (Sr  l^tte  manc^  »ibet  i§n  auf  bem  ^ct^ta,  bie 
lOonebe  }u  Smfetd  leftament  unb  bie  unfurfllic^e  Slntmort  auf 
fein  bemutiged  ®d|)reiben.    (Sr  l^be  batauf  gefd^miegen,  nun  fomtnc 
^etj^og  (Seorg  miebet  unb  betlage  [\if,  ba^  er  nic^t  [a  unb  nein 
geaiitwoctet.    Cad  l^be  er  get^n,  »eil  ed  fid|)  um  einen  ^ricf 
^nble,  oon  bem  er  gar  nxifl  loiffen  fSnne,  n>ie  ml  man  untct= 
beflen  baran  gefinbert.    ^\ä>tm  fdjieine  er  nur  eine   Sbfc^rift  ju 
^ben.    ilber  menn  ed  nun  »irßic^  fein  Srief  fei,  \o  l^be  er  i^n 
geftol^ten.    (£d  fei  fd^mad^boU,  bertraute  äu|erungen  ctne^  Briefes 
jum  (Segenftaub  einer  ^nliage  ju  mad|)en,  übrigen^  fei  er  bereit, 
Dor  einem  ®erid|)te  feined  Shirfflrften,   bad  mit  Seuten  aud  ben 
t)erf(i)iebenfien  (Segenben  Ceutfc^lanbiS  befe^t  »erben  tdnne,   feine 
@adjc  ju  Derteibigen,  U)enn  i^n  ber  O^^S  ^^^  berdagen  woHc. 
(Sin^weiten  wolle  er  bad  7.  ®ebot  auf  O^^S  ®ecrgS  unb  feiner 
^off(!^rani;en  ®emiffeu  bleiben  laffen  unb  htw  7.  $falm,  icn  er  in 
beutfd^er  Überfe^ung  mit  tr&ftigen  (Stoffen  beifügte,  gegen  il^n  beten, 
^n  feiner  Umgebung  oerurteilte  man  einftimmig  ju  Sutl^^ 
Srftaunen   fein   fc^arfed    ^orgel^en.     SRelan^tl^on    fal^    meitere^ 
Unbeil  DorauS,  unb  }u  unangenel^men  SBeiterungen  fam  eS  aQer= 
bingS.    ®d^on  am  22.  Januar  1529  Ue|(  ber  ^tx^o^  einen  neuen 
»{urjen  Seric^t  auf  etliche  neue  rafenbe  Sügen"  Sutl^erS  erfc^einen. 
©eine  8iäte  oerl^nbelten  am  furffirftUc^en  ^ofe  »egen  8ut|er5  ©e^a= 
fuug,  wie  immer  ocrgeblic^.  ®a^  einjige,  »05U  fid^  ber  Jhirfurft  l^er= 
beiliefe,  mar,  bafe  er  geftattete,  bie  l^erjoglid^e  ©c^rift  aud^  in  feinem 
(Sebiete  onfc^lagen  ju  laffen ,  unb  oon  Sutl^er  verlangte,  t)on  bem 
SunbniS,  ba  bie  ©ac^e  oertragen,  ni(!^t^  me|r  ju  fd^reiben,  unb  adel, 
maS  er  gegen  O^jog  ®eorg  ober  anbere  ^rften  l^erau^geben  moQe, 
ber  turfürftlid^en  Scnfur  ju  untermerfen.  %tö  ber  £)erjog  bamit  nic^t 
jufrieben  mar,  brac^  Shirfurft  go^^ann  bie  SBerl^nblungen  ab.    Unb 
Sut^er  mar  feft  entfc^loffen,  bem  ^ct^Oi  nic^t  mieber  ju  antworten. 
(Sr  blieb  babei,  obmol^l  3ol^.  (Sod^leud  fid^  in  bie  ©ac^e  einmifd^te  unb 
ben  f£(^fif(^en  O^jog,  in  beffen  S)ienfte  er  m^  Um  %o)>t  Smfer^ 
(feit  3an.  1528)  getreten,  in  einer  eigenen  ßfi^erfd^rift  oerteibigte. 


Ü6eYf€^ung  nnb  'äuiit^mQ  ber  8ibel.  299 

S^  toarcn  anbete,  flrßfeerc  Aufgaben,  bie  il^n  bejd^dftigtcn. 
Obenan  flanb  immer  bic  Überjegung  unb  Auflegung  ber  Schrift. 
®eit  lange  bef(§aftigte  i^n  bie  fd^roierige  Übertragung  ber  ^ro= 
pl&eteu,  bie  er,  wie  fd^on  frul^er  berichtet,  auc^  in  ber  äJorlefung 
auflegte,  daneben  arbeitete  er  an  einer  beutfd^en  Auslegung  be^S 
^top^eten  3ona§  unb  beö  C>cibatuf,  bie  beibe  1526  erfc^ienen. 
^I^r  folgte,  nac^bem  ber  S)rucl  fid^  burc^  Sutl^erS  ftranl^eit  t)er= 
jögert  l^tte,  Einfang  1528  eine  umfänglid^e  Auslegung  be§  ©ac^avja 
mit  SBarnungen  nox  ber  Steigung,  i\xxd)  tunftlid^e  Deutung  biefed 
unb  anberer  fd&wieriger  Säüc^er  fic^  l^eröortl^un  ju  wollen,  wäl^renb 
bie  nuftlic^fle  ^rebigt,  bie  ber  $tated^i§mu§  enthalte,  barüber  öer= 
jaumt  werbe.  S5ie  Überlegung  ber  ^ropl^eten,  über  beren  ®(^wierig= 
leit  er  flagte,  ging  i^m  nur  langfam  oon  ber  ^anb,  unb  willig 
ertannte  er  an,  wa^  bie  beiben  geleierten  Jdufer,  ^^%tx  unb  ®eut, 
bereu  Übertragung  er  im  3Rai  1527  ju  ®efi(^t  bjtam,  in  biejer 
JSeiiel^ung  geleiftet  l^atten,  fanb  aber  il^re  ®prad^e  ju  bunlel. 
3war. fugte  er  jenen  Auslegungen  au(l&  eine  SJerbeutjd^ung  bcS 
SejcteS  bei,  aber  alö  gortfcftung  feiner  SÖibeluberfe^ung  erfc^ien  in 
jener  S^it,  1528,  nur  ber  ^rop^et  S^faia.  ©aneben  befd^äftigte 
Öutl^er  unter  SSeil^ilfe  Sielanc^tl^onS  im  ©ommer  1528  eine  ein= 
gel^enbe  Sleöifion  ber  Überfe^ung  be§  Sieuen  JeftamenteS.  ?lber 
auc^  ben  lateinif(^en  Siejct  lieg  er  nic^t  auger  ac^t.  ®c^on  1523 
ging  er  an  eine  ä^erbefferung  beöfelben  nac^  bem  Original,  unb 
bereite  1526  badete  man  an  bie  Verausgabe.  ®ie  erfc^ien  bann 
im  3<^§re  1529,  wie  bie  erfte  SluSgabe  beS  beutfc^en  iReuen  Sefta^ 
.  menteS,  o^ne  Sutl^S  92amen,  umfagte  aber  nur  ben  $entateu(^, 
bic  S3u(^er  S^fw^^r  *>cr  Slic^ter,  ©amuelis  unb  ber  Könige,  unb 
baS  92eue  Xeftament.  ©aneben  gab  er  unter  feinem  9!amen  in 
bemfelben  S^l^re  ben  lateinifc^en  %c}:t  beS  ^falterS  l^eraus.  ®ern 
l^atte  er  benfelben  ganj  neu  überfeftt  —  eine  ^robe  feiner  Arbeit 
jeigt  bic  1527  unter  bem  Jitel  Octonarius  erfc^ienene  äber= 
tragung  beS  119.  ^falmes  — ,  begnügte  fic^  aber  bann  bamit,  bie 
nac^  unb  nac^  burc^  bie  tlbfc^reiber  unb  ©rudfer  entftanbenen  %tf^lcx 
beS  alten  ZtfU^  5u  ocrbeffern.  (&ine  B^^tfegung  biefer  lateinifd^en 
Überlegung  ift  nie  erfolgt. 

®^on  Dor  S^l^rcn  l^atte  man  in  i§n  gebrungen,  baS  beutf(i^c 


8M  „f&om  Kriege  tvitcr  bic  Xfttfoi." 

S^olt  5um  fttieg  gegen  bie  %üxUn  ju  emol^nen.  (Ss  fehlen  bic§ 
um  fo  tt)finf(^endtoertet,  ald  feine  frfi^eten  ^ufieningen  gegen  ben 
Dom  %^a)}fi  angetunbigten  Xurtenttieg  t)ielfa(!^  ausgebeutet  würben, 
unb  nid^t  menige  unter  bem  (Sinfluf(  tfiuferijd^er  Se^ren  iebes  Srieg= 
füllten  Deruaifen. 

9l\in  fd^ien  bie  Surtengefal^r  im  ^^^re  1528  gr5f)et  al^  je  }u 
fein,  unb  Sut^ec  f(^5|tc  fie  nic^t  gering.  S)araut^itt  f(i^rieb  er 
eine  an  ben  Sanbgtafen  gerichtete  ®d;uft  „$om  Striche  mtber 
bie  dürfen''.  93on  ben  früheren  ^ufierungen  nal^m  er  md^t^ 
jurudt,  forberte  aber  jeftt  ein  gemeinfameS  ©orgelten  ber  ©eutfc^cn,b.§. 
benn  baS  fei  bie  f^auptfac^e,  „bed  frommen,  l^eiligen,  lieben  S§rtf(en= 
l^aufend''  mit  buf)fertigem  93ertrauen  auf  (Sott,  unter  bem  ^nier 
beS  StaiferS,  nid^t  beS  $a)}fted.  Sßie  e$  bei  flaueren  Sugen  }u= 
gegangen,  wie  man  erft  biefen,  bann  jenen  gfirften  au^gefc^idt 
l^atte,  mar  il^m  ni(^t  unbetannt.  Qtingenb  marnt  er  bor  S3er= 
jettclung  ber  Streittrdf te ,  »ic  fie  früher  Dorgelommen,  unb  et= 
mal^nt  bie  dürften  mit  aDem  (Srnft,  unter  Aufbietung  aUer  fRac^t 
i^re  ^flic^t  gegen  ben  »aifer  ju  erfüllen.  ®iefe  ©d^rift,  bereu 
S)ru(r  erft  im  Slpril  1529  DoQenbet  mar,  mürbe,  mie  bie  gro|e 
3a§l  il^ter  SluSgaben  ertennen  la^t,  im  beutfd^en  %}olte  Diel  ge= 
lefen.  ^n  ben  Jheifen,  für  bie  fie  befonber^  beftimmt  mar,  l^t 
fie  fd^merlid^  großen  Sinbrud  gemacht.  Caju  mar  fie  mol^l  ani^ 
iu  ausffil^rlid^. 


4.  3{Qptter. 
Der  knifidtag  yn  Jptter  utrit  ]ta0  Ütarburger  ftefiiräd^. 


©eine  nie  Dctl^c§ltc  äbfid^t,  bcn  rcligiöfcn  SBitrcn  in  ©cutfd^s 
lanb  butd^  Unterbtfidung  aQet  iReuerungen  abjul^elfen,  l^atte  bet 
^aijcr  aud^  »fil^renb  bcr  ftämpfc  bcr  legten  3ö^tc  nid^t  aufgegeben. 
®ie  mufete  in  ben  SSotbergrunb  treten,  je  befriebigenber  im  ^a'^xc 
1528  bie  Äu5glei(§$berl&anblungen  üerliefen,  bie  einen  balbigen  Haren 
^rieben  j»ifc6en  ben  beiben  oberften  ®enjalten  in  tlu^fid^t  [teilten, 
©er  ^apft  l^tte  faum  nötig  gelabt,  »ic  er  im  Dttober  1528  t§at, 
ben  ftaifer  ju  ermal^nen,  fid§  ber  SieügionSfad^e  auf  einem  tunftigen 
^eid^Stage  etmaS  (rfiftiger  anjunel^men.  S)er  ^roj)ft  bon  Sßalbfir^, 
ber  faiferU(^e  Sßertraute,  ber  aud^  im  S^terefje  ber  tt)ieberauftaud^en= 
ben  e^rage  ber  Sßal^l  gerbinanbd  jum  römifc^en  Könige  im  ^erbft 
unb  SBinter  1528  auf  1529  eine  rege  Jl^ätigfeit  entfaltete,  batte 
an  ben  bon  il^m  befudbten  ^i^zn  unb  in  ben  8leid^§ftäbten  teinen 
3tt)cifel  über  bie  abficbten  bc5  RaiferS  gelajfen. 

3Kit  Sorge  fallen  bie  ebangelifc^en  ©tfinbe  bem  neuen  8leid^«= 
tage  entgegen,  ber  auf  ben  21.  gebruar  1529  nad^  Speier  berufen 
würbe,  ©er  ©tanbpunft  ftönig  gerbinanbs,  ber  mit  juerft  jut 
©teile  »ar,  mar  betannt  genug.  Unb  mäörenb  er  fid^  auf  ber  Steife 
nai)  ©peier  befanb,  üerabrcbeten  feine  ®efanbten  am  18.  gcbruar 
ba§  bon  fc^meren  folgen  begleitete  S3ünbni§  mit  Sujern  unb  ben 
üicr  SBalbfläbtcn  ber  ©(^»eij,  weld^e§  nxä)t  nur  treues  gep= 
galten  am  »Iten  jur  ^flid^t  machte ,  fonbern  au(^  jebe  ^eimlid^c 
unb  öffentlid&e  ^rebigt  beS  (SüangcliumS  mit  lobeSfirafe  bebroj^te^. 

Äelbc,  ?utl^cr.    ii.  20 


202  Std^tag  )tt  ®)>dct  1529. 

3n  Speiet  jeigte  et  fi<^  ]^f(^et  atö  je.  ®el6ft  bie  burt^  t)ic 
(Stitette  gefotbette  £)öf(i(^teit  »utbe  ben  eüangelifc^en  durften 
üetfagt. 

flvi^  ^fciligtaf  ^ebtid^,  einet  bet  (aifetlid^en  ftommiffarc,  itt 
bann  au^  ben  S3ctft^  fü^tte,  betfel&e,  bet  no^  1526  mettge^ben 
9iefotmen  nid^t  abgeneigt  wat,  t)etttat  ie^t  }um  2:eil  aus  petfdn= 
lid^en  Siutfjid^ten  ganj  unb  gat  bie  ffiunfd^e  bed  9aifet^.  (Kbenio 
naljm  fein  ©rubet,  bet  Rutfürft  Don  bet  ^falj,  unb  bcr  ^ttf^oi 
S^agnud  bon  V^eddenbutg  je^t  eine  bet  ebangelifd^en  @ad^e  feinb= 
lid^e  (SteQung  ein.  Sßie  biel  fd^toffet  ftanb  man  ftd^  uber^upt 
gegenfibet!  Sie  ^adf^en  O^nbel  unb  mad  in  intern  ®efoIge  sc= 
fd^e^en,  maten  natutli^  nid|)t  betgefjen.  ^m  fd^mäbifd^en  S3unbe 
roax  e^  wegen  bet  Steligiondfad^e  fc^on  }u  etnfien  9lei6eteten  ge= 
fommen,  unb  biet  böfed  !6(ut  l^tte  e9  gemad^t,  als  man  ben 
16utgetmeiftet  bon  Stemmingen,  ben  Setttetet  bet  f(^n)a6i)(i§en 
®täbte,  im  gebtuat  1529  auf  einet  Xagfa^ung  beS  S3unbeS  bon  ben 
Setatungen  audf(^lofi,  meil  feine  ®tabt  (utj  borget  bie  SReffe  a6= 
gef(^afft  l^tte.  Um  fo  enget  mu|ten  fi(6  bie  (gbangelifc^en  jufammeti^ 
fd^lief)en.  £)a  loaten  nid^t  meniget  als  24  Steid^Sftabte,  bie  man 
auf  bem  Sieic^Stage  als  ^ungel^otfam"  be^eid^nete.  SBon  ben  ia= 
felbft  üetttetenen  gutften  befannten  fi^  aufeet  0^«  wnb  ©ad^fen 
je^t  aud^  bet  SRaifgtaf  ®eotg  bon  S3tanbenbutg::9lnS6ad^,  bie 
Oetjöge  Stnft  unb  gtanj  t)oix  Sraunfd^meigsSunebutg,  bet  gurft 
SKolfgang  bon  ^nl^alt,  aujsetbem  ni(^t  menige  (Ktafen  unb  f^crten, 
Dffen  jum  (Ebangelium. 

3e^l  muf(te  jum  etftenmal  }ut  Sptac^c  fommen,  maS  in= 
jmifc^en  auf  titc^lic^cm  Gebiete  gef(^e§en.  SRit  mad^fenbem  3n= 
gtimm  l^atten  bie  ©ifd^öfc  mit  anfcl^n  muffen,  »ie  übenafd^cnb 
j(^nea  man  fid^  übet  bie  l^ietatd^ifd^e  Dtbnung  im  Steid^e  ]^inn)eg= 
fe|te,  mie  ein  auf  bie  ebangelifd^e  ^tebigt  fic^  gtunbenbeS  neue^ 
ftitc^entum  entfianben,  baS  jmat  nod^  alle  SRdngel  beS  Xnfang^ 
aufmieS;  abet  je  länget  je  mel^t  mit  ben  alten  gotmen  bta^  unb 
iebenfaöS  teinetlei  Steigung  jeigte,  fid^  jemals  miebct  untet  bie 
®e»alt  bet  39if(§öfe  obet  bie  Pflege  bet  SRönc^e  ju  begeben. 
2)iefe  StfenntniS  etbittette  bo(§  nic^t  nut  bie  geiftlic^en  gutfien, 
bie  fi(^  fel^t  jal^lteid^  auf  bem  8ieid^Stag  eingefunben  l^atten,  fon- 


(^egenfo«  ber  Parteien.    ^\t  $cf(i^lüffe  be9  9lei(i^9tade9.         30B 

bctn  cifc^Tcdttc  ani)  manche  »cltlid^c  ©tänbe,  bic  früher  mit  Sifct 
auf  Slcfotmcn  gcbnmgcn  Ratten:  fold^c  Slcformcn,  wie  bic  ?16= 
fd&affung  bcr  SKcffc,  roaS  längft  fo  rcd(|t  cigentlid^  ba§  dufeere  ßcic^cn 
bcS  Abfalls  Dom  ^apfltum  war,  l^ättcn  fic  nid^t  gemeint,  ^d^. 
%aitt,  bcr  im  ®cfolgc  gerbinanbs  erf^ienen  mar,  ücrftanb  c§, 
biefe  (Stimmung  ju  benufecn,  unb  bie  fc^rccflid^cn  folgen,  bic  fid^ 
ergeben  müßten,  inö  Jicffc^marse  ju  malen.  ®S  war  nid^t  ju  ber= 
!ennen,  baf>  bie  Stimmung  ber  SKajoritfit  eine  anbere  war  al5 
brei  3a|re  frul^er,  unb  bafe  fic  ber  faifcrlid^cn  SBorlage  entgegen  fam. 
®er  Diel  befprod^ene  «rtitel  t)on  1526,  ber  „ju  grofeem  Unrat 
unb  SKifeücrftanb"  Änlafe  gegeben,  follte  wibenufen  werben,  fo 
gebot  e§  ber  JJaifcr,  unb  fo  würbe  bef(^loffen.  SBieber  warb  auf 
ba§  SBormfer  @bilt  ücrwicfen,  unb  benen,  bie  babon  abgewid^cn 
wären,  iebe  weitere  JJeuerung  bis  5U  einem  Ronjile  unterfagt. 
®ie  Jricbfebcrn  finb  leicht  ju  ertennen,  wenn  femer  befonberS  bc= 
tont  wirb,  bafe  leinem  geifllid^en  ©tanb  feine  ^urisbittion  unb 
fein  ©nfommen  cntjogen  werben  bürfe.  Unb  wenn  aufeerbem 
nad^  bem  SScfd^lufe  ber  SRajoritat  niemanb  gcl^inbert  fein  fofle, 
römifd(ie  SReffe  ju  lefcn  ober  ju  l^örcn,  bem  bod^  nid^t  etwa  bie 
(Erlaubnis  ebangelifd^er  SRcffe  in  römifd^en  (Sebieten  gegenüberftanb, 
fo  verlangte  man  oon  ben  Süangelifd^en  nid^ts  ®cringercS,  als  bafe 
fic  gegen  il^r  (Sewiffen  baS  SBormfer  (Sbift  anertennen,  il^re  Seigre 
unb  il^r  C^anbeln  verwerfen,  jcbc  ?luSbreitung  beS  SoangcliumS 
berl^inbcrn,  unb  bic  fo  mfil^fam  erlangte  tird^Ii(^e  Drbnung  in  il^rcn 
(Sebieten  felbp  wieber  untergraben  foötcn.  Offenbar  mufete  \a 
mit  bcr  S^laffung  bcr  römifc^cn  SReffe  aud^  bie  bifd^öflid^e  3uriS= 
bittion  wieber  cinjicl^en,  ein  ^unft,  bcr  namentlid^  aud^  für  bic 
©täbte  bebeutfam  war.  ®nbli(^  fofltcn  „bie  @cftcn,  bie  bem 
©atrament  beS  wal^rcn  ßeibeS  unb  SlutcS  Sl^rifti  entgegen",  nir= 
genbs  im  Sleid^e  gebulbet  werben.  SKit  biefem  gegen  Swiwßli  wnb 
dJenoffen  gerid^teten  Ärtifel,  bcr  wefcntlid^  auf  8lcd§nung  gaberS 
}u  fe^en  fein  wirb,  l^offte  man  bie  (Süangelifd^en  boneinanber  trennen 
}u  tdnncn. 

darüber  würbe  lange  ocrl^anbclt.  (Einige  unter  ben  (Sban= 
gelifd^en  forberten  bie  SScibcl^ltung  beS  legten  Slbfd^iebS.  (SS  war 
o^nc  (Srfolg.     gaber  })rebigtc,  bic  Ifirlen   feien  Beffer  alä  bie 

20* 


804  ^Skt  J^xoU^''  ber  ^hMQgdif«!^. 

Sutl^aner,  ba  iene  bod^  »enigficnd  fafteten;  ntüfite  er  [\^  mibet  ba§ 
eine  ober  bad  anbete  entfc^eiben,  fo  »oDe  er  lieber  bie  l^ilige 
®d§rift  fahren  laffen  ald  bie  alten  (Hebrfiui^  ber  Sir^e.  ^mmtt 
bebrol^lic^er  lauteten  bie  Stad^riditen  über  ben  Sßormarft^  ber  Surfen, 
aber  Rönig  gerbinanb  mürbe  baburd^  nid^t  milber  geftimmt,  faum 
bafi  man  bem  einen  ober  anbern  SluSbrud  in  bem  Slbfc^ieb  eine 
bie  (St)angelif(^en  etioaS  weniger  t)erle^enbe  gaffung  gab. 

S)tc  Sage  war  eine  fiberauS  fd^wierige,  unb  fie  mürbe  fe^i 
etnft  genommen.  Slber  bie  llu^laffungen  ber  (SDangelifc^en  find 
oon  frommen  ffiottoertrauenS,  aud^  mo  man  bas  ©d^lirnrnfte 
fommen  fielet.  92ur  SReland^tl^on ,  ber  mit  S'^'^-  ^gricola  feinen 
gfirften  begleitet  l^atte,  mar  ängftlic^.  Rurjfid^tig  genug  meinte  et 
fogar  einmal  in  bem  oorgefc^lagenen  Xbfc^ieb  eine  größere  ©id^er^ 
l^eit  }u  finben  ald  in  beu  früheren.  S)amit  ftanb  er  mol^l  aQein. 
®onft  l^tte  man  aQent^alben  bad  ®eful^l  Dor  einer  SBenbung  ber 
©inge  ju  ftcl^en,  bie  f(^mere  folgen  l^ben  mufite,  bie  aber  um 
beS  ®emiffenS  miden  nid^t  5U  üermeiben  mfiren. 

81U  trofe  aller  ®egenbemu^ungen  am  19.  aj)ril  ber  »bfd^ieb  für 
angenommen  crKfirt  morben,  gefd^a^,  maSSRürnberg  fd^on  am27.SRärj 
in  einem  ©tiefe  an  (Scorg  üon  Stanbenburg  al8  legten  Slu^meg 
in  SuSfid^t  genommen  l^atte:  bie  oben  genannten  eDangelifiJ^en 
gutften  legten  in  einem  offenen  ^rotefte,  ber  i§nen  fpäter  ben 
9?amen  ^roteftanten  eintrug,  bie  (Srunbe  bar,  meldte  fie  jmangen, 
ben  Sbfd^ieb  abjule^nen  unb  bei  i^n  Sefd^Ififfen  Don  1526  ju 
ücr^arren.  Unb  als  erneute  35et§anblungen  namentlid^  an  ber 
|)artnäd(igleit  gerbinanbs  fd^eiterten,  apj)enierten  fie  in  aller  gorm 
rechtens  an  ben  »aifer,  an  baS  näc^fte  allgemeine  ober  SlationaU 
tonjil  ber  bcutfc^en  Station. 

?lc^t  Sö^rc  frül^er,  in  benfelben  Slpriltagen,  l^atte  Sutl^er  ber 
ganzen  Steic^^Derfammlung  gegenüber  fid^  bie  greil^eit  be$  ®emiffen$ 
er(ämt)ft.  ©a^felbe  Stecht,  fi(^  in  ®emiffendfad^en  nid^t  majorifieren 
}u  laffen,  nal^men  je^t  bie  eoangelifd^en  ©tanbe  für  fid^  in  8n= 
fprud^.  ®arin  bor  allem  berul^t  bie  ©cbcutung  be3  bentmuröigen 
SJorgangS. 

@ine  S^xt  lang  fc^ien  ed,  atö  mürben  f&mtlicbe  ®tfibte,  oud^ 
bie  römifd^  gebliebenen   gegen   biefen,   bem   ffonjil   toorgreifenben 


2)ie  ptoteflietenben  ©tSbte.    <Smigung«gebanfen.  305 

aibfc^icb  gemcinjamc  ©ad^c  ma^cn.  ®cnn  bafe  gcrbinanb  unter 
offenbarer  »erleftung  ber  Sleic^Sorbnung  ben  bamaU  oon  ©trafiburg 
cntfanbten  Vertreter  ber  ©tdbte  Dom  Siei^Sregiment  au^fc^lofe, 
lourbe  Don  aQen  ©tdbteboten  als  fc^n^ere  Seleibigung  empfunben. 
^©ie  3uben  ^abtn  me^r  (Snabe  ate  bic  ©tfibtc,  fo  fi^  be§  (goans 
gcliumö  anne^en",  f(^rieb  jener  ©trafeburger  (Sefanbte  in  bic 
C)eimat.  aber  Sinfd^ud^terungen  unb  SBerfprec^ungen,  an  bcnen 
man  eS  nid^t  fehlen  lk%,  führten  aud^  l^ier  jur  2:rennung.  Unb  ber 
aiife  mar  üoflftänbig.  tlud§  bie  SSertretcr  einiger  eoangelifd^er  ©tfibtc 
»agten  ben  fd^meren  ©d^ritt  nid^t,  fid^  ber  SRajorität  entgegen^ 
jufc^en  unb  baburc^  bie  (aijerlid^e  Ungnabe  I§erauf.5ube{d^m5ren. 
9?ur  14  ©tdbte  fc^loffen  fic^  bem  ffirftlid^en  ^roteft  an,  barunter 
freili(§  jo  ^erbonagenbc  wie  5Rum6erg,  ©trafeburg,  Ulm.  ©aju 
tarnen  Ronftanj,  ßinbau,  SKemmingen,  Kempten,  9?örbUngen,  ^eiU 
bronn,  SleutUngen,  ©t.  ©allen,  3^ni),  SBeifeenburg  im  9?orbgau 
unb  8BinbS|eim  in  granlen. 

(&^  lag  na^e,  ba|(  bie  proteftierenben  ©tdnbe  |i(^  aud^  fonft 
naiver  jujammenjufd^Uef^en  fugten.  Unb  fd^on  am  12.  Slprit  toax 
ber  Sanbgraf  in  einem  ®efprdd(ie  mit  3^1.  ©türm,  bem  rebe^ 
gewanbten  unb  biplomatifd^  Kugen  ©trafeburgcr  ®cjanbten,  barauf 
ju  fpred^en  getommen,  unb  ber  gleid^e  ®ebanfe  regte  fic^  in  ben 
fübbeutfd^en  ©tdbten.  ©er  Ulmer  ®efanbte  riet,  au(^  bie  ©(^meijer 
baju  JU  sieben,  wofür  namentlich  ber  SBertreter  ®t.  ®aüen5  ein= 
trat,  ba5,  nod&  bcutfd^e  Sieic^öftabt,  immer  mel^r  jur  (gibgenoffen= 
jc^aft  neigte,  ©afe  oor^er  eine  (ginigung  in  ber  abcnbma^lgfrage 
erjielt  werben  müfete,  unterlag  feinem  3n>cifrf-  ^^Wipp  Don  O^ffen 
l^atte  biefen  ©ebanfen  unb  bie  Ooff^wnfl  auf  ben  guten  Srfolg 
einer  perjönlid^en  3ufammentunft  ber  ©treitenben  nie  aufgegeben. 
®(^on  im  2^max  l^atte  er  gedufeert,  unb  wenn  eS  i^n  6000 
(Sulben  tofte,  müRc  eS  ju  einem  ®efprdd§e  gwifc^en  ßutl^er  unb 
Defolampab  fommen.  ©ie  (Sntwicfelung  ber  ©inge  in  ©peier 
ftdrtte  i§n  in  feinem  ®ifer;  aud^  anbere,  wie  ©efferer,  ber  ©firger= 
meifter  üon  Ulm,  brangen  beSl^alb  in  il^n,  unb  Dielleic^t  gefi^al^ 
es  auf  feine  Seranlaffung,  wenn  Detolampab  jeftt  (i.  «prit) 
wieber  brieflichen  »ertel^r  mit  ?Reland§tl^on  anfnüpfte.  ©iefer  wie« 
ben  ®ebanten  beS  Sanbgrafen  nid^t  Don  ber  ö^nb.    3«  f«ncr 


806  Sut^  nnb  ber  Stei^^tag  )u  &pdtx. 

S(nt»ort  an  DeloIamt)ab  üom  8.  9(ptU  mp^a^l  au(§  et  ein  ®er 
fprfid^  i»if(^n  einigen  gutgefinnten  SRdnnem.  £)ie  @ad^e  ft^ien 
um  fo  aud^<^tdK)oQer,  als  ixt  ®tta{(6urger  auf  (Srfotbem  eine 
iebenfaQd  Don  !6ucet  l^enfi^tenbe,  ben  (Segenfa^  Detfd^Ieiembe 
(Srllfirung  übet  i^re  SReinung  bom  Slbenbma^l  abgaben,  auf  ®tunb 
beten  beteitd  am  22.  8t)nl  ein  botidufiged  !6unbni$  itoift^ 
©ad^fen,  ^^tn,  Mtnbetg,  ©ttafibutg  unb  Ulm  ^ufianbe  tarn. 

Untetbejfen  mattete  Sutl^et  ba^eim  feined  flmM,  fo  toeit  e§ 
fein  (SefunbJ^eitdjuftanb  geftattete.  @^oix  ftul^et  ifl  etmal^nt  U)otben, 
n)ie  i^n  in  biefem  gru^ia^r  ein  ^eftiget  Statanl^  längere  3^it  <tnS 
3immet  feffelte,  unb  ba^  in  jener  3^it  f^ine  9ate(^idmen  auS= 
gingen.  Sie  Übetfe^ung  bet  ^rc))§eten  ftocfte  in  Stelanc^t^on^ 
^bmefenl^eit,  abet  um  nid^t  mu|ig  ju  fein,  bxaiiU  et,  mie  et  fiij 
audbtudt,  bie  ffiei^^eit  ©alomonid  i,aud  bem  finftetn  Satein  unb 
®rie^if(§  ins  beutfd^e  Sic^t''.  9^i(l^t  ol^ne  S9e)ie§ung  auf  bic 
augenblidtUd^en  Sßcrl^äUniffe,  bie  er  in  ber  SBorrebe  ftreift,  gab  er 
bem  8u(§,  für  bcffen  SSerfaffer  er  mit  anbern  ben  Äleyanbtinet 
$^i(o  l^ielt,  bie  Suffd^rift:  „^\t  äSei^l^eit  @alomoni^  an 
bic  Itirannen". 

91m  5.  Wax  tonnte  er  \)oü  ^reube  ben  greunben  bie  (Keburt 
einer  britten  Xod^ter,  SRagbalene,  melben.  S^  war  ein  Srfa^ 
für  bie  fd^on  am  28.  ©ejcmber  1527  geftorbene  dlifabetl^. 

93on  bem,  maS  in  @peier  borging,  brang  jun&d^ft  menig 
(Sid^ereS  nad^  äßittenberg.  9ber  man  erjfil^ltc  fi(§  bie  fd^Ummften 
S)ingc.  (Sinige  modten  miffen,  man  l^abe  bem  Shirfurften  bon  bem 
Slcid^Stage  auSgefd^loffen,  anbere,  man  l^abe  il^n  ber  fturmurbe  be^: 
raubt.  Unterbeffcn  mürbe  bie  ©tabt  immer  ftfirler  befeftigt. 
Später  jeigte  ßut^er  fid^  genau  untcni^tet:  er  meife,  bafe  ©täbtc 
mie  3)lü§ll^aufen,  SRorb^aufen,  Srfurt,  «ug^burg,  ®(^mfibif(^--C>aa  — 
falfd^lid^,  bienei(^t  nur  burc^  einen  ®d)reibf eitler  nennt  er  au(^ 
ißiirnberg,  ^  meldte  bor^in  baS  Soangelium  freffen  modten  bor 
Siebe,  nun  pl5^lid^  unb  leic^tUd^  umgefaden  finb",  unb  rul^mt 
bie  ©tanbl^aftigleit  feines  gürften  gegenüber  bem  Änpurm  beS 
®atan§.  Slber  bie  mi(^tigen  aSorgdnge  auf  bem  Steid^dtag  machten 
bod^  auf  il^n  nur  geringen  (SinbrudC.  SBd^renb  man  fi(^  in  Sfib^: 
beutfc^Ianb  ber  2ragmeite  beS  ©t^cierer  ^rotefteS  boQ   bemufit 


Sutl^er  unb  WltlMäft^on  gegen  ein  26ünbni9.  807 

tDai  unb  ba$  erl^ebenbe  ®efu]^(  l^tte,  auf  eine  ®laubenSt^at  ^uvM- 
feigen  iu  fßnncn,  bie  man  in  einjclnen  (Semeinben,  wie  5.  ©.  in 
^eilbronn,  beu  Sürgcrn  üon  bet  ftanjcl  l^etab  üerffinbigtc,  xoat 
baoon  in  ©ad&fcn  nid^tS  5U  fpüren.  ©et  ©pcietct  ^toteft  »irb 
tjon  Sut^et,  obm^  er  SBcranlaffung  baju  l^attc,  birett  nirgcnb^ 
txto&^nt,  nur  tca^  er  bon  bem  3üfammengel^en  ber  @t)angeltfd^en 
l^örte,  »ie  üon  ber  abpd^t,  ein  ncueö  S3unbni§  5U  fc^Ucfeen,  er^ 
regte  il^n.  £)af(  bie  Sage  wirtlid^  {0  bro^enb  mar,  woQte  er  mdjt 
glauben.  Sie  $at)iften  tonnten  bod^  nid^td  tl^un,  meinte  er.  Sber 
toenn  eS  aud^  mrfiid^  \o  fd^Iimm  ftänbe,  fo  fei  boc^  baS  ;,^unb= 
mad^en  be§  ßanbgrafen",  bem  er  jutraute,  ba|  er  bei  ber  tlcinften 
Gelegenheit  losbrechen  tonnte,  ein  äRangel  an  ®ottk)ertrauen. 
„Unfer  ^^n  (S^rifluS,  ber  bi^ljer  ol^ne  ben  Öanbgrafen,  ja  »iber 
bcn  Sanbgrafen  lounberlid^  gel^olfen  l^at,  »irb  wol^l  weiter  l^elfen 
unb  raten.*'  „®a§  aöerärgfte  ift-,  fo  fd^reibt  er  an  ben  aur= 
fürften,  um  il^n  5U  warnen,  fc^on  am  22.  ^ai,  ^.ba^  wir  bei 
folc^em  93ünbniS  bie  meiften  l^aben,  fo  wiber  ®ott  unb  baS  ®afra= 
ment  ftrebcn,  als  bie  mutwilligen  geinbe  ®otteS  unb  feines  äBorteS**, 
^0  bafe  es  tcincn  gefdl^rlidderen  SSunb  gebe,  „baS  Soangelium  ju 
jd^finben  unb  ju  bämpfcn,  baju  uns  mit  8eib  unb  ©eel  Derbam= 
tnen".  Unb  fdfeon  auf  ber  Sludtrcife  war  SKelanc^t^on  ju  berfelben 
Überjeugung  gefommen.  @r  mad^te  fid^  bie  bttterften  SSorwfirfe, 
Ttid^t  burdö  entf(^iebene  3wtüd(wcifung  ber  S^iws'iflw«^  ^i^  r#fd&recf= 
lic^e"  ^roteftation  ücrl^inbert  ju  l^aben.  SBo  er  tonnte,  nament= 
liefe  bei  ben  Slurnbcrgcr  greunben,  fud^te  er  ein  SfinbniS,  an  bem 
aud^  bie  Dberlänbcr  fid^  beteiligen  follten,  ju  l^intertreiben.  Unb 
ba  bie  Stimmen  ber  Jl^eologen  fowol^l  in  ©a^fen  wie  in  9?ürn= 
berg  bur(^brangen,  tam  eS  }u  9iotad^  in  grauten,  wo  bie  enb^ 
gültigen  ^ünbnisbeftimmungen  feftgefteOt  werben  follten,  wieberum 
nur  JU  vorläufigen  Sbmad^ungen. 

3loii  forglid^er  mad^te  il^n  bie  geplante  Bufammentunft  mit  \>tix 
Dberlfinbern.  ffir  foUte  im  Auftrage  beS  Sanbgrafen  bei  Sutl^r 
beS^alb  werben,  arbeitete  aber,  nod^  e§e  er  mit  biefem  jufammen^ 
traf,  burd^  SJermittelung  beS  fturprinjen  bagegen.  Sollte  fie  ju* 
ftanbe  tommen,  fo  wäre  eS  gut,  bamit  man  fie  nid§t  als  Sefc^wörung 
anfeilen  t5nne,  gewifferma|en  als  Unt)arteiif(^e  einige  red^tf^affene 


806  eot^mitnngeit  )um  SRarburgfr  9ef|>t54. 

$a))iften  j^iniusu^iel^it,  au(|  um  ^u  bet^inbetn,  bafi  bie  ®egnet,  m 
%\i  ertoatten,  f»^  atö  Sieger  btuften  tonnten.    Sutl^   überzeugte 
i^,  bajj)  ein  (Befprfid^  böQig  unfrud^tbar  fein  »ütbe.     Snberfeit^ 
förc^tete  9{elan(|t]^on,  ber  Sanbgraf  tonnte,  faU^  Sut§et  ablehne, 
gan}  ben  3>vinB'iA>i^>^  berfaClen.     X)ie  befte  Söfung  festen  i^m 
f(l^lie{^i(|,  bajj)  ber  ftutfurft  feinen  $rofefforen  ben  Urlaub  m-- 
iDeigerte.    S)ie<  ^tte  berfelbe  gern  getl^n,  fc^lug  ben  etioa  ju  er= 
reii^enben  (Stfolg  aber  bc(^  fo  ^cd^  an,  bajj)  er  aud^  ben  ®ebanfen 
ermcg,  ob  bad  ftcQoqtum  ni(|t  an  einem  £)rte  beranftaltet  n>erben 
Ifinne,  mo  ber  perfönli(^e  (Sinfluft  bed  Sanbgrafen  nid^t  ^u  furtlten 
I9&re:  92urnberg,  »cl^in  ber  Ständler  iOrücf  eben  in  anbern  2(n9e= 
kgenl^eiten  gefd^ictt  mutbe,  foQte  bie  (Sintabung  ergel^en  laffen.    SSir 
miffen  nic^t,  ob  man  loirflid^  bedl^lb  in  92ürnberg  angefragt  fyii 
<Sd  ift  nirgenbiS  mel^r  baüon  bie  %ebe.   Unterbeffen  l^atte  S^^ingii, 
an  ben  ber  Sanbgraf  fc^on  am  22.  9pril  gefc^rieben,  mit  ^euben 
ittgefagt.    Unb  nun  mürben  audg  Sutl^er  unb  SRelanc^ll^Dn  Dffijtell 
Qn\  äRicbaelid  ju  einem  fiiebüd^en  ®efpr£(^  mit  Oefolampab  unb 
feinem  Unl^ang  nac^  SRatburg  eingelaben.    darüber  mürbe  je^t 
in  SBtttenberg  beraten,  aud^  mit  bem  ^of.    93ieQei(^t  §atte  ber 
ganbgraf  bem  ^Irgmol^n  ^u^brudt  gegeben,  baf)  ber  ^urfurft  bem 
^inigung^merfe  abgeneigt  mfire,  jebenfall^  mu|)te  Sutl^er  in  feinem 
Slntmortfc^reiben  betonen,   ba|(  ber  Sturfürft   bei  il^m  mit  gutem 
%ki^  angel^alten  l^abe,    „ber  ®a(^en  ju  ®ut  gute  ^ntmort  ju 
geben".    Slber  biefe  Äntroort  mar  eine  l^albe  Äblel^nung.    ®r  cr= 
U&rte  fic^  jn)ar  bereit,  ,,bem  d^riftli(^en  S3or nehmen  ben  verlornen 
©ienft  i^u  leiften",  forbcrte  aber,  bafe  ber  Öanbgraf  fic^  eift  bei  ben 
Gegnern  ertunbigen  fotle,  ob  fie  Don  il^rer  SRcinung  meieren  mo[l= 
ten,  fonft  fei  bie  @ad^e  nic^t  nur  auSftd^tdloS,  fonbern  fSnnte  nod^ 
größeren  3»icfpölt  l^erbeiful^ren.    ®er  öanbgraf  l^atte  barauf  l&in= 
gewiefen,  bafe  bei  fortbeftel^cnber  Uneinigteit  biefleid&t  SBlutbergicfeen 
folgen  tonnte,  unb  aud^  bur(^blicfen  laffen,  bafe  man  Sutl^er,  »enn 
er  ablel^ne,  bafür  üerantmortlic^  machen-  »ürbe.    ©arauf  erwiberte 
biefer  fe^r  tu^t,   in  ber  ®ad^e  ®id(ingeni$,  Sartftabt^,  SRunjerS 
l^abe  man  il^m  aud^  bie  ®d^ulb  an  bem  Stutbergiejsen  ber  Stotten^ 
geijier   jugemeffen,    fel^r    balb    aber    feine    Unfd^ulb    anertenncn 
muffen. 


SSort  S^inflU  ^(^tte  bet  JSanbgtaf  mo^ltoetSlid^  nichts  gefd^tieben. 
@S  mar  immer  nur  oon  Oefolampab  unb  etlichen  feiner  Slnl^änger 
bie  aiebe.  8iber  offenbar  war  uon  biefer  Seite  für  ben  ßanbßrafen 
3n>in8li  bie  {»auptfac^e.  SSie  gefagt,  l^atte  er  fic^  Don  bcffen 
Äommen  juer^  Derfic^ert.  3«  8utl^er§  SSrief  fa§  er  nur  baö  3"= 
ftimmenbe.  ^e^t  gingen  auc^  bie  (Sinlabung^fd^reiben  an  De{olam= 
pa'b  unb  SSucer  ab.  SSon  ber  änbercn  Seite  würben  noc^  ©rcnj 
t)on  Sc^mdbifc^^O^d  unb  £)jtanber  Don  92urnberg  nad^  äRarburg 
entboten.  ^a§  mar  am  i.  ^vill  ©leid^mol^t  f^rieb  ber  Sanb^: 
gtaf  ^f^ilxpp  an  bemfelben  Sage  nad^  SBittenberg,  la^  and)  ^ba^ 
Gegenteil  }u  erfd^einen  jugefc^rieben''  l^abe,  maS  bod^  nur  auf 
3n>ingli  |)afite,  Don  bem  man  dort  nid^ts  mu^te.  Unb  unter  bem 
(ginflufe  beS  Äurfürften,  ber  in  jenen  Sagen  in  SBittenberg  mar, 
gaben  Sutl^er  unb  ^elanc^tl^on  am  8.  3u(i  i^re  enbgultige  3^= 
Kimmung.  Sie  tl^aten  e^  nur  gejmungen,  mie  Sutl^er  an  S3rieS= 
man  fc^reibt,  l^offten  mol^t  aud^  nodd  lange,  ia^  aus  ber  Sac^c 
nichts  merben  mürbe,  aber  bcrßanbgraf  blieb  bel^anlic^,  unb  nid^t 
minber  eifrig  mar  3o>i"9Ji- 

(S^  giebt  taum  gröf^ere  ®egenfd^e  als  Sutl^er  unb  3^i<^a(^ 
gerabe  in  bicfen  SRonaten,  meiere  bem  SJiarburger  (Scfprad^e  Doran= 
gingen. 

^rinjipied  l^atte  3^i"9(i  ^i^  il^W  i^td^lii^t  (S^emalt  in  bie 
C)anbe  beS  %ats  gelegt,  ber  liberaQ  bie  9!ormen  beS  göttlid^en 
SSorteS  jur  ®e(tung  bringen  foUte,  tl^atffic^lid^  mar  er,  ber  $ra= 
bi{ant  ber  Ausleger  beS  göttlid^en  SBorteS,  je  länger  je  me^r  ber 
eigentlid^e  9iegent  ber  Stabt  gemorben.  Unb  mit  bem  mad^fenben 
(Sinf(ug  3uri(l^S  in  ben  für  baS  Soangelium  gemonnenen  Stantonen 
mu(^S  au(^  baS  Slnfel^en  unb  bie  Sebeutung  beS  9ieformatorS  unb 
Patrioten.  Sein  93atertanb  ftart  unb  mächtig  ju  machen,  biefer 
(Gebaute  fiel  mit  bem  anbern  ^ufammen,  überall  fein  ^beat  eines 
tl^eotratifc^en  9iegimenteS  burd^^uffil^ren  unb  aQeS  auSjumer5en,  maS 
an  ben  ^apiSmuS  erinnerte,  auc^  mit  Sßaffengematt.  ^ox  einem 
{hicge  für  bie  ^eil^eit  beS  eDangelifd^en  SßorteS  fc^redCte  er  nic^t 
prüd,  er  §ielt  il^n  fogar  für  $flid^t.  Sa  bie  tat^olil^en  ftantone 
bie  $r«bigt  beS  ÖlDangeliumS  in  ben  gemeinfamen  ^errfdgaften  nic^t 
gutmiflig  bulben  modt^n,  fo  mürben  fte  auf  d^ino^i^  S>rangen  nac^ 


310  3»in0U«  ^olUif«^  ^Ubit.    (Saif^abt. 

einem  aUetbingd  ixt^moi  nod^  unblutig  Verlaufenen  ^Ibjug  im 
(etften)  SappeUet  ^eben  Dom  25.  ^vixA  1529  boju  gejiDungen. 
^ud^  bie  Uttunbe  bei»  Sunbed  mit  Dftendc^  mu|te  au^eliefert 
»erben.  S)ad  »ar  boc^  nur  ein  tleiner  Srfolg  im  9Bergleid^  ju 
ber  ®rd|)e  feiner  $t5ne.  S)ie  freie  ^rebigt  bed  SuangeliumS  in 
ben  ffialbft&bten  »ar  nid^t  erreid^t  »erben.  Um  fo  eifriger  fam 
er  ben  fd^on  frül^er  becbad^teten  Steigungen  Derfd^iebener  fübbeutf(^ 
®t&bte  entgegen,  fid^  burd^  ^nlel^nung  an  S^tid^  unb  feine  Sun= 
bcdgenoffen  \>ox  etwaiger  S^ergemaltigung  bonfeiten  ber  Iatl^olif(i^n 
®t5nbe  5U  fiebern.  S)te  ^bfid^t  eine^  über  bie  ©d^toeij  l^inau^ 
gcl^enben,  großen  politif(^en  SünbniffeS  ader  ebangelifd^en  ®e&iete, 
in  ber  er  mit  bem  Sanbgrafen  jufammentraf,  erfuQte  jje^t  feine  ganje 
©cele.  Siel  ju  langfam  gingen  il^m  bie  S^er^nblungen,  bie  lu- 
näc^ft  }um  tlbfd^lu|  eines  S3urgre(^ti$  itoifd^en  (Strasburg  unb  bei 
befreunbcten  f(^meijerifd^en  ®tabt  fül^rten.  ^aS  ®efpräc^  ju 
^krburg  foDtc  bad  le^tc  gro|e  ^inberniS,  baS  ber  Einigung  ent:: 
gcgenftanb,  befeitigen.  ^al^er  feine  ^riebendlicbe  auf  bem  Xagc 
ju  SRaxburg. 

aSon  allen  biefen  fingen  l^atte  man  in  Sßittenberg  unD  too^ 
überl^upt  in  ®ac^fen  leine  tll^nung.  SBie  »enig  Sutl^er  Don  einem 
^ünbniS  etwas  wiffen  woflte,  ift  fd&on  ermähnt  »orben.  ©ic 
(Segner  furd^tete  er  nid^t,  aber  bie  grcunbe.  ©aS  unrul^ige  SBefen 
bcS  Sanbgrafen  mar  il^m  ein  (Segenftanb  ernfter  ®orge.  „^vlx^ 
bie  Unfrigen  beabfid^tigt  ber  Satan  gro|eS  Unl^eil  für  ©eutfd^lanb", 
fd^tieb  er  an  Sinl  in  9?urnberg.  ©ort  »oCite  man  Dfianbcr  gern 
jiel^en  laffen  unb  »oQte  uberl^upt,  um  bem  SSonourf  ju  entgel^n, 
bafe  man  baS  Öid^t  fd^eue,  baS  (Scfpräd^  nid^t  gel^inbert  wiffen,  aber 
SajaruS  ©pengier  l^ielt  ben  ganjen  ®ebanlen  fel^r  d^ralteriffifd^ 
mel^r  für  „eine  Äuriofität". 

^udd  @arlftabt  ^tte  fid^  gern  beteiligt.  ®eitbem  er  baS  le^te 
^al  erw&l^nt  »urbe,  l^tte  er  manches  bur(^gemadgt.  ©aS  ®d^rei= 
ben  l^atte  er  auf  bie  Sänge  bodd  nic^t  laffen  tonnen,  ^eimlid^ 
verbreitete  er  neue  2raltate  unb  feftte  fid^  mit  ben  ©d^lefiem 
©(^»enlfelb  unb  $haut»alb  in  Serbinbung.  ©a  Sutl^r  bie  @ad^ 
nic^t  bead^tete,  »urbe  er  (fil^ner  unb  »anbte  fid^  an  ben  $)of  mit  neuer 
SJerteibigung  feiner  Seigre  unb  fd^weren  anMagen  gegen  Sutl^. 


(Sartflabt.    2)te  Steife  na<^  äßatburg.  Sil 

SBo^I  in  Sudfld^t  auf  feine  butftige  Sage  war  bicfer  auffaUenb 
nülbe.  @r  riet,  mc§r  aU  je  auf  il^n  ju  a<i^tcn,  unb  ba  et  mit 
f  0  großen  Sugen  umgel^e,  il^n  nic^t  aus  bem  8anb  ju  laffen,  woju 
jener  fd^on  ni(i()t  übte  8uft  jeigte.  Unb  el^e  man  ftd^'d  Detfa^,  ®nbe 
1528,  toax  et  auf  unb  batoon.  3«^  8tü^|al^t  1529  etful^t  ßut^et, 
et  tteibe  fein  SBefen  in  J^o'ftcin  gemeinfam  mit  bem  ©c^wätmet 
SReld^iot  ©ofmann,  ju  beffen  SSelämpfung  Sugenl^agcn,  bet  [xä) 
iamals  in  ©ambutg  auffielt,  getufen  »utbe.  (Sinige  SBod^en 
später  f(^tieb  ©atlflabt  an  feine  gtau  ttiumj)§ietenbe  ©tiefe  übet 
^cine  (Stfolge  in  gtieSlanb.  W>tx  bie  ^enlid^feit  loä^tte  nic^t  lange, 
im  3wli  betiDanbte  fi(^  feine  gtau  bei  ßutl&et  füt  feine  Siücttelftt. 
®ie  mutbe  il^m  nid^t  gemä^tt.  Auf  feine  Sitte  um  Su^ffung 
jum  SRatbutget  ®efptäc^  loieö  i^n  bet  ßanbgtaf  an  Sutl^et.  Untet 
biefen  Umftänben  mu|te  et  babon  abftel^en.  fRad^  langem  Uml^et= 
inen  fanb  et  fpfitet  ein  8lft)l  al«  ^tofeffot  in  ©afel,  abet  feine 
SRofle  wat  auSgefpielt.  — 

SBol^l  ncd^  auf  bet  Steife,  bictleic^t  fd^on  in  Xctgau,  l^aben  bie 
©ad^fen  etfal^ten,  bafe  aud^  Swinßli  ctwattet  »utbe,  benn  i^te 
SSctid^te  entl^alten  lein  SBott  beS  (gtftaunenS  batübet,  aud^  biefen 
in  SRatbutg  ju  finben.  «m  15.  obet  16.  ®e))tembet  »atcn  fie 
abgeteift.  ©ie  beiben  (Selabenen,  fiutl^et  unb  SWeland^tl^on,  be= 
gleiteten  SuftuS  S^naS,  bet  junge  ^tofeffot  ftafpat  Stuciget  unb 
ßut^etS  gamuluä,  SSeit  ©ietticfe,  ein  Siütnbetget,  bet  feit  1522 
fi(^  in  ä&ittenbetg  aufl^ielt  unb  feit  lange  fein  ^aud=  unb  2ifd^= 
genoffe  roat.  ©et  Jhitfütft  l^atte  il^nen  jwei  „einfpannige  »ned^te" 
jum  (Schuft  mitgegeben.  Sonntag,  ben  26.  ©eptembet,  ptebigte 
Sutl^et  in  (Sotl^a.  ®ie  btcnnenbe  gtage  betü^tte  et  nic^t.  ©Ott 
fc^lofe  fid^  il^m  gt.  SRt)Ioniu5  an,  in  ©ifenad^,  wo  et  ba«  ®eleit 
be«  Sanbgtafen  etmattete,  bet  bottige  ©tabtpfattet  SufluS  SReniuö 
unb  bet  {utfütftlic^e  Hauptmann  Don  (Sifenad^,  (Sbetl^atb  üon  bet 
Jl^ann.  SSon  bet  anbeten  Seite  loat  man  uiel  ftül^et  aufgebto(^en. 
@(^on  am  i.  Septembet  reifte  3^ingli  nac^  S3afel,  um  üon  bott 
mit  Delolampab  ben  Stl^ein  l^inuntet  nad^  Sttagbutg  ^u  jiel^en. 
©Ott  taftete  man.  ^n  jel^ntfigigem  3ufümmenfein  mit  ben  be^ 
fteunbeten  Xl^eologen  unb  ben  $)fiuptetn  bet  Stabt  gemannen  bie 
politifd^en  $lfine  gteifbate  @eftalt.     ^iet  eneid^te  d^^ittgli  bie 


812  2)a«  ^f^rfit^  )u  SRatbutg. 

92a(^ri(^t  üoit  beni  }u  Sarcelcna  (29.  ^uni  1529)  jmifc^en  ^ji 
unb  Staifet  gefc^loffenen  Rieben,  bet  bem  ftaifer  bie  SBefampfei 
bet  Stehet  jur  $fli<^t  machte.  Die  (Sinjel^iten  fannte  matt  iiDi^ 
ttt(^t,  aber  toa^  man  erful^r,  it)ar  genug,  um  ba$  Sebro^lic^e  bei 
Sage  iu  ctlennen.  SRel^r  al^  je  festen  cS  notmenbig,  mit  öden 
SRitteln  eine  (Einigung  ju  erftteben.  Unb  no(^  Don  ©traPurg 
aud  ermal^nte  3vinflli  ^^^  Sutic^er  9tat,  bie  ^enebiger,  bie  n^ie 
bie  ®(^n)ei5er  Dom  e^tieben  auSgeid^loffen  maten,  in  i§rem  äßiber^ 
fianbe  gegen  ben  ftaifet  ju  ermuntern,  um  il^m  momdglic^  ben 
3ugang  über  bie  Serge  ju  verlegen. 

^ud^  in  SRarburg  l^atten  bie  @(^meijer  bcn  Sßorfprung.  IRit 
©ucer  unb  ^t\>\o,  bie  tjon  bem  ©traf^burger  ©täbtemcifter  3^ob 
®tuim  begleitet  n^urben,  waren  fie  am  27.  ©eptember  jur  ©teOe. 
äRel^rfac^  tonferierten  fie  mit  bem  Sanbgrafen,  n^urben  ju  2i)(| 
gelaben  unb  burften  dor  il^m  prebigen.  äßal^rfc^eintid^  fc^on  in 
biejen  Jagen  Detftänbigtc  fic§  3»ingü  mit  bcmfelben  über  ben  fLi- 
fc^lufe  eine^  l^cffifcl^=fd^roeijerif(l&en  öurgrec^tö.  äßeitere  SRafenal^men 
»urben  inö  Äuge  gefafet.  2Ran  barf  fagen,  3ö>i"9W  i^atte  baS  für 
il^n  äBid^tigfte  erreicht/  el^e  bie  ®a(^fen  uberl^aupt  erf(!^ienen. 

®rft  ©onnerStag,  ben  30.,  trafen  bicfe  in  SRarburg  ein.  8Som 
(Saftl^ofe  jum  SSären,  »o  fie  abgeftiegen  waren,  würben  fie  auf 
ba$  ®(^to|)  geleitet  unb  bort,  wie  bie  anberen  (Singelabenen,  all 
®fifle  be§  gürften  bebanbelt.  9?ad^  bem  grul^ma^l  n^urben  fie 
5uerft  üon  Öcfolampab,  bann  tJon  ben  ©trafeburgern  freunblic^ 
begrufet.  3tti  8fl«f^  ^^^  2age§  muffen  auc^  bie  beiben  ^aupt= 
gegner  fic^  jum  erftenmal  gefc^en  l^aben,  bod^  l&ören  wir  nic^tl 
baruber.  Sei  ber  biplomatifc^en  SBorfic^t,  mit  ber  ber  Öanbgraf 
alles  regelte,  würbe  üiefleid^t  eine  birette  ©egrüfeung  ücrmieben. 
Unb  bei  ben  üorlaufigen  Sefpret^ungen  am  greitag  fteflte  man 
2ut§er  unb  Detolampab  gegenüber,  wä^renb  SReland^tl^on  mit 
3wingli  üerl^anbelte. 

8lm  ©onnabenb,  ben  2.  Dttober,  begann  benn  baS  eigentliche 
©efpräc^.  3l\i)t  im  SRitterfaale ,  fonbern  in  einem  ^ribatjimma 
be§  Sanbgrafen,  bei  bem  injwifd^en  auc^  Ulrid^  Don  SBurttembetä 
eingetroffen  war,  tam  man  fc^on  frül^  um  6  U§r  jufammen.  %xo^ 
aSer  ^imlid^feit  war  bie  ©ad^e  bodd  nic^t  unbefannt  geblieben. 


2)a9  (^\px^  au  ä^atBurg.  313 

93on  adeu  (Seiten,  felbft  aus  loeiter  gerne  toax  man  baju  ]^erbei= 
gefommen.  Slbet  nur  bie  (Singelabenen  mutben  jugelaffen,  voaS 
mit  ben  Seuten  bed  C^ofeS  bod^  fd^on  eine  gto|e  S^il^l  auSmad^te. 

83ot  bem  gutften,  neben  bem  bet  ^öf  ^Maft  genommen,  fafeen 
Sutl^er,  SRelanc^tl^on,  S^ingU  unb  Oe(olani))ab  an  einem  2:ifd^e. 
®er  ftanjlet  geige  befltüfete  bie  aSetfammelten.  @r  banite  für  il^r 
@Tfc§einen,  bat  [ie,  aQe  peT(önU(!^e  Streguna  beifeite  ju  (äffen  unb 
nur  bie  @l^te  Sl^tifti  ju  fud^en.  S)ann  nal^m  Sutl^er  baS  ä&ort. 
(5r  lobte  bie  gute  Äbfi^t  be«  ßanbgtafcn  unb  etflcirte,  et  l^abe  felbft 
f(^lie|li(^  jugeftimmt  nic^t,  um  feine  SReinung  ju  finbetn,  fonbern  um 
fie  ju  begtunben  unb  ben  3ntum  ber  ®egner  barjutl^un.  Swin^ifc^^w 
feien  il^m  übrigen^  SuSlaffungen  don  3uti4  ^^f<^I  ^^^  ®tta|burg 
befannt  geworben,  wonach  man  bort  auc^  in  anbeten  fünften,  fo 
in  ber  ßel^re  üon  ber  Jrinität,  ber  ^erfon  S^rifti,  ber  3lec^tfer= 
tigung  u.  f.  n).  abweiche.  C^iergegen  üerroal^rtcn  fic^  S^ingli  unb 
Detolampab  fofort,  unb  man  einigte  fic^  bal^in,  ^unfic^ft  Dom  3lbenb= 
mal^l  }u  ^anbeln,  benn  beS^alb  fei  man  jufammengelommen.  Sarauf 
fa|te  Sutl^er  ben  ®egenfa^  in  furjen  @fi^en  jufammen,  inbem  er 
unter  prinjipieUer  Sbweifung  afler  Sinwurfe  ber  83ernunft  ober 
ber  SRatl^ematil  baran  feftgel^alten  wiffen  wollte,  bafe  bie  SBotte 
©l^rifti  „bie§  ift  mein  ßeib",  bie  er  üor  fic^  mit  Rreibe  auf  bie 
©ammetbedte  bc§  lifc^eS  niebergefd^riebcn  ^atte,  fo  oerftanben  mer= 
ben  mufeten,  wie  fie  lauten.  Delolampab,  ber  juerft  baS  SBort 
ergriff,  ging  bei  feiner  ©ntgegnung  wie  frul^er  Don  3ö§-  ^  (^«5 
gleif(^  ift  tein  nu^e)  aus,  unb  wies  fobann  auf  bie  oielen  SRe= 
tapl^ern  in  ber  ©d^rift  l^in,  bie  ßutl^et  natürlich  nic^t  leugnete.  ffiaS 
et  aber  forberte,  war  ber  S3cweiS  bafur,  bafe  gerabe  l^ier  biefe 
SKetapl^er  angenommen  werben  muffe,  wo  ber  Jc^rt  ol^ne  ännal^me 
einet  folc^en  flat  fei. 

®o(^  wit  brauchen  bie  Stnjelnl^eiten  beS  ®efprdc^eS,  baS  nod^ 
ben  ganjen  folgenbcn  lag  in  ^nfprud^  nai&m,  nid&t  ju  oer= 
folgen.  (Ss  waren  bie  alten  Argumente,  bie  einanber  gegen= 
iibetflanben,  oot  allem  abct  bie  alte  SSetfd^icbcnl^eit  bet  gefamten 
teligiöfcn  ilnfc^auung,  bie  wit  l^eute  Dielleic^t  beffet  überfe^en, 
als  eS  bamals  ber  gall  war.  ®er  le^te  entfd^eibenbe  ®runb 
bei  3tt>in3li  wnb  ben  (Seinen  war  bod^  immer  ber:  bie  Realität  beS 


314  2)a9  OefprSt^  )U  SRarSurg. 

Selbem  ßl^tifli  ift  nt(^t  Dcrl^nben,  benn  fie  tfi  unnötig,  il^re  Sin: 
nol^nte  ift  S^rifti  unn^utbig  unb  fie  ifi  unmdglid^,  wogegen  Sutl^ 
immer  miebet  betonte:  wad  (Sott  anotbnet,  ift  nid§t  unnötig, 
mit  l^ben  überhaupt  nad^  aQebem  nid^t  ju  fragen.  (St  n^iitbe, 
tief  Sut^et  in  feinet  pointietten  Seife  S^^ingli  ju,  (Stbäpfel  unb 
SWift  cffen,  wenn  bet  ^m  e§  ^ifee.  3»i«flli  etwibette,  baS  t^ue 
bet  C^ett  eben  nic^t,  unb  betief  fi^  fut  baö  Äec^t  nad^  bet  9Köä= 
li(^Icit  ju  fotfi^en  auf  bic  gtage  bet  SRatia:  ^SBie  foH  baS  iu= 
gelten."  Snbeffen  bie  g^age,  »otuber  namentlich  am  5H)eiten  Jage 
bed  Sangen  unb  ISreiten  Derl^nbelt  mürbe,  mie  benn  ein  Seib,  ju 
beffen  93egtiff  bie  Stdumlid^Ieit  gel^öre,  jugleid^  im  C^immel  unb  auf 
(Erben  fein  tdnne,  lel^nte  Sutl^et  ab,  meil  e$  fu^  um  einen  ®egen= 
fianb  be^  Glaubend  l^anbele.  ®ie  ®d§toeijet  gaben  nun  f(^Ue|li^ 
bie  SRSglid^teit  ju,  betonten  abet,  bie  ®d^tift  laffe  3^fum  an  einem 
beflimmten  Drte  gegenmfittig  fein,  in  bet  fttippe,  im  lempel,  in 
bet  SBüfte.  Sui^et  foDc  bcn  ©etoei^  bafüt  etbtingen,  bafe  bie 
®(^tift  toon  3^fw  ^^^  «iw^  anbete  (Segenwart  auSfage.  Ate  ant= 
wort  l^ob  Sutl^er  bie  iifc^bedfe  auf  unb  wie5  auf  ba§  SBott:  ba^ 
ift  mein  8eib.  ®a§  etllfitte  S^^^flli  fö^  ^i^^  petitio  principii, 
unb  jebenfaQd  wat  man  fomit  wiebet  a\\  bem  fünfte  angelangt 
Don  bem  man  ausgegangen  war.  S)et  C^inweiS  auf  bie  teUweife 
im  ©inne  bet  ®egnet  ju  Detftel^enben  ÄuSlaffungen  meisteret 
Äirc^enoater  ful^rtc  nid^t  weiter,  Sut^er  §atte  anbere  entgegen^ 
5ul^alten,  erllartc  aud^,  "ba^  man  um  berartiger  „®loffen*'  willen 
t)on  bem  einfachen  ©d^riftfinn  nic^t  weiii^en  bürfe.  ®o  fttitt  man 
l^in  unb  l^ct,  im  ganjen  in  utbanen  gotmen,  nut  l^iet  unb  ba  tarn 
c§  JU  ^tten  obet  fpifeigen  ©orten,  fo  bafe  bie  SSerl^nblung  in 
ben  2§at  ^en  (Sl^araltet  eines  „fteunblid^en  unbiSputictUd^en  ®e= 
fpräd^S"  bel&ielt,  ben  eS  nac^  bem  ©illen  beS  gurften  §abcn  fotlte. 
(ginjelnc  SRifetoerftfinbniffe  würben  aui)  wirllidö  gehoben.  S^W^ 
unb  bie  ©einen  tonnten  fid^  uberjeugen,  ia^  bie  Sutl^eraner  bcn 
®cnufe  bcS  8eibe§  unb  Salutes  S^rifti  nic^t  fo  grobfinnlid^,  k^ 
petnaitifd^  fafeten,  wie  fie  il^nen  ©d^ulb  gaben.  Auf  bet  anbeten 
©eite  tonnte  man  wenigftenS  etlennen,  bafe  bic  Dbetlänber  im 
Slbenbmal^t  uic^t  blo|(  ein  ®ebfi(^tniSma]^t  fa^en.  S)abei  blieb  bo^ 
nod^  eine  fo  grofee  SBerfd^iebenl^eit  in  ber  gefamten  IBeife,  bie 


©ttcitfragc  ju  bcttad^tcn,  bafe  eine  ffiinigung  nid^t  ju  crjictcu  war. 
Sutl^er  mar  bcö  ®i§putiercnS  Ifingft  übctbruffig  unb  l^attc  bereits 
Sitüeimal  SWelanc^tl^on  aufgeforbert,  an  feiner  Statt  ba§  SBort  ju 
ergreifen,  ba  er  „fid^  mube  geroafiften  l§abe",  als  bie  ©d^weijer 
aUeS  »eitere  Sßer^anbeln  für  auSfid&tSloS  erflarten.  Sutl^er  fal^ 
barin  nur  ba§  3^wgni§  i§re§  ®emiffen§,  bafe  fie  nid^tö  bewiefen 
Ratten,  ©crftanjler  oerlangte,  bafe  man  nod^  auf  »eitere  SJittel 
unb  SBege  jur  ffiinigfeit  SBebad^t  nel^me.  Sut^ei^  »ufetc  nur  bcn 
einen  SBeg,  bafe  jene  ©otteS  SBort  bie  @§re  geben  unb  i^m  5U= 
ftimmten,  bagegen  öerwal^rtc  fid^  bie  (Segcn^jartei  unb  berief  fid^ 
auf  bie  SBal^rl^eit  il^rer  Seigren.  ®arauf  er»iberte  Sutl^er,  bafe  er 
fie  bem  geredeten  ®erid^t  (Sottet  überlaffen  »oUe,  ber  eS  »o^l 
finben  »erbe,  »er  red^t  l^abe.  „Unb  »ir  (Suc^  aud§",  er»iberte 
DetolampabiuS.  ®abei  fagte  man  fid^  boc^  gegenfeitig  ®anl  für 
bie  freunblid^e  SBel^anblung  unb  bat  um  33erjeil^ung  »egen  et»aiger 
harter  SBcrte.  3Rit  Jl^ranen  in  ben  Singen  erllärte  3">in9lif  ^cife 
er  niemanben  in  Stauen  unb  (SaDien  lieber  fel^e  ate  bie  SBittcnberger. 
S)ie  ©ad^e  fd^ien  ju  ffinbe,  al§  fid^  S^lob  Sturm  üon  ®trafe= 
bürg  erl^ob  unb  baran  erinnerte,  ba^  Sutl^er  aud^  Don  anberen 
Irrtümern  gefproc^en  l^abe.  Um  nid^t  einen  neuen  ©treit  in  bie 
§eimat  mitjubringen,  bat  er,  bie  ©trafeburger  ?Prebiger  ju  öer*» 
l^ören.  33ucer  gab  barauf  SHet^enfd^aft  Don  il^rer  Seigre  über  2:ri= 
nität,  ©rbfünbe,  ?ßerfon  Sl^rifti  u.  f.  ».,  aber  ßutl^er  »eigerte  fid^, 
il^nen  ein  S^^fl^ii^  ^^^  9ied^tgl5ubigfeit  auSjuftellen :  er  fei  nic^t 
il^r  aiid&tcr,  aud&  »eilten  fie  Ja  feine  ße§re  nicbt  leiben;  »cju 
brandeten  fie  auc^  feines  S^wfli^iff^^f  ^^  fi^  P^  rül^mten,  oon  il^m 
nichts  gelernt  ju  l^aben.  „'^x  fyiU  einen  anbern  ®eift",  rief  er 
il^nen  ju,  benn  ba,  »o  man  bie  Seigre  einfaltig  befenne  unb  ba, 
»0  man  fie  aufS  l^eftigfte  belämpfe  unb  Sügen  ftrafe,  lönne  ni(^t  bcr= 
felbe  (Seift  fein.  (Sr  »oße  fie  bem  Urteile  (SotteS  überlaffen,  fie 
möd^ten  leieren,  »ie  fie  eS  Dor  ®ott  Derant»orten  »Otiten.  ®amit 
»urben  bie  offijietlen  SSerl^anblungen  am  ©onntag  SRad^mittag 
gefc^loffcn.  ?lber  nod^  auf  perfönlid^em  SBege  fu(^te  ber  ßanbgraf 
»eiter  ba^in  ju  »irten,  unb  ßutl&er  unb  bie  ©einen  ertlärten,  »cnu 
bie  ®egner  jugeben,  bafe  im  Äbenbmal^l  ber  8eib  S^rifti  »ärc, 
fi(^  jufrieben  geben  unb  feine  »eitere  bogmatifd^e  (Srllärung  bes 


S!6  2>ci9  9lcfHftat    2)le  SJ^^atburgct  Xrtitel. 

(Sa^eiS  üetlangen  ju  moDen.  Saju  tonnten  fie  rt<i^  nid^t  Derftel^n, 
nur  Sucet  wollte  in  priüater  IBet^nblung  ben  @a^  anertennen, 
bod^  mit  bem  Seifügen,  ba{(  ber  Setb  GI^Tifti  nur  ben  ®lfittbtgen 
gegeben  mürbe.  S)ie|e  für  fpfitere  Ser^anblungen  mid^ttge  gotmei, 
beren  Sebeutung  bamald  nur  Ofianber  ertannte,  tarn  jebo(^  ni(|t 
weiter  in  Setrad^t»  ba  Sucer  nad^  9iucff))rad^  mit  ben  ©einen 
fie  wieber  faQen  lie{(. 

Cann  wunfc^ten  bie  iSd^weijer,  ba|  man  fid^  gegcnfeitig  al^ 
Srfiber  anfeile  unb  jum  ^benbmal^l  julaffe.  S)a^  war  ben  äßitten= 
bergern,  wie  fie  nac^tr&gli(^  nod^  in  bielen  Briefen  bezeugen,  DöQig 
unberftänbUd^.  @ie  begriffen  nid^t,  wie  jene  Seute,  beren  (Stauben 
unb  Seigre  fie  berbammten,  fie  als  ©rüber  in  S^rifto  anfel^n 
wollten,  grieben  wollten  fie  l^altcn,  —  SBol^lt^aten  unb  Siebe 
fei  man  aud^  bem  geiube  fc^ulbig  — ,  aud)  waren  fie  bamit  cinDer= 
ftanben,  bafe  man  ba§  (Streiten  in  Schriften  rul^en  laffe:  weiter 
}u  gc^en  oermoc^ten  fie  nii^t.  ®arin,  ba|  bie  anbercn  eS  woQten, 
fallen  fie  nur  ba§  inncrlid^e  ©ewufetfein  i^rer  Siieberlage,  bie  fic 
offen  tunb  ju  geben  fxd)  fcfteuten.  Jl^atfäc^Uc^  war  e§  boc^  bie 
geringere  (S^ä^ung  beS  ®egenfa^e$,  wie  ber  el^rlid^e  äßunfc^  nac^ 
®intrad|t  ber  Rird^e  unb  bei  3«>in3'i  '^<^^  S3eftreben,  burd^  bie 
weitgel^enbfte  5lad^giebigfeit  bie  ©runblage  für  ba§  beabfic^tigte 
SünbniS  )u  erl^alten. 

S)aS  jeigte  fid^  aud^  jule^t  noc^.  O^ne  irgenbweld^eS  9ie= 
fultat  wollte  ber  Sanbgraf  bie  t)ielbefpro(!^ene  93erfammlung  bod^ 
nid^t  auSeinanbergel^en  laffen,  unb  Öutl^er  erflfirte  fid&  bereit,  bie 
wid[)tigften  ßel^rpunfte,  in  benen  oieDeit^t  eine  ffiinigung  ju  erjielen 
wäre,  jufammenjufleDen.  An  bie  S^^ftiöiwung  ber  ©c^weijer 
glaubte  er  nid^t,  wollte  aber  aüe  ©d^firfen  üermeiben,  bie  il^nen 
Änftofe  erregen  tonnten.  @o  entflanben  am  SRorgen  beS  4.  ^üttobzt 
bie  fogenannten  ,,9Karburger  «Irtitel".  »ierjel^n  ©fifte  betunbeten 
ba§  Sufammengel^en  in  ber  ße^re  bon  ber  Jrinitfit,  ^erfon  S^rifti, 
®laube  unb  Sllec^tfertigung,  ffiort  ®otte$,  2aufe,  guten  SBerlen, 
Dbrigteit,  irabition  ober  menfc^lid^e  Drbnung.  ®in  funfjel^ter 
t)om  ©alrament  be§  8eibe§  unb  SluteS  S^rifti,  betennt  afö  ein= 
mutige  Seigre  bie  9?otwenbigtcit  be§  (SenujfeS  unter  beiberici  (5e= 
ftalt,  bie  SJerwerfung  ber  SReffe,  al§  eines  SBerfeS,  ferner,  bafe 


2)le  9)>2ar6ttrget  Krtifet    9^a(^  bem  O^f^tfic^.  317 

t>ie  geiftlid^e  92ie|(ung  itS  8ei6e$  unb  %(ute$  einem  ieben  (Sl^rifien 
:t)orne]^mU^  bcnnSten.  Sarauf  $ei|t  e^:  „Unb  miemol^l  mit 
uns,  ob  bet  malzte  8eib  unb  8lut  (S^rifti  (eiblid^  im  Srct  unb 
^ein  fei,  biefet  S^xt  nid^t  üetglid^en  l^aben,  \o  foU  bod^  ein  %txl 
gegen  ben  anbetn  d^rtfUid^  Siebe,  fo  fern  eines  {eben  ®ett)i{fen 
immer  leiben  (ann,  erzeigen,  unb  beibe  Zeile  (Sott  ben  ^dmfid^s 
tigen  fleifeig  bitten,  bafe  er  unS  burd^  feinen  ®eift  ben  rechten 
«erftanb  beftätigen  »itt." 

©iefe  Ärtikl  würben  üon  ben  offijiellen  t^ologifd^en  leil» 
nel^mern  am  ®efprfi(^  unterfc^rieben.  XBoQte  S^ingli  ftd^  nid^t 
untreu  merben,  fo  xoax  er  bamit  im  S^tereffe  feiner  gro{(en  ^Ifine 
bis  an  bie  5u|erfte  ®renje  ber  9!ad^giebig{eit  gegangen ,  unb  eS 
mar  etmaS  S&a^reS  barin,  menn  Dfianber  triumpl^ierte,  ba|(  bie 
@(^tt)ei)er  bamit  eine  9iei§e  üon  ^rtileln  miberrufen  litten,  benn 
bie  SuSfagen  fiber  bie  Werfen  Sl^rifti,  ^bfolution,  Sort  (SotteS 
unb  laufe  k.  gaben  bod^  bie  ©ittenberger  Sel^rmeife  wieber.  ®o 
mar  menigftenS  etmaS  eneid^t,  unb  ber  Sanbgraf  mar  nid^t  un^: 
befriebigt.  9uf  bem  ®emonnenen  §offte  man  meiter  bauen  ju  I5nnen. 

93on  aden  biefen  politifd^en  ^intergebanlen,  bie  S^ingliS 
^iebenSUebe  l^erboniefen,  Ratten  bie  ©ad^fen,  mie  gefagt,  feine 
Sl^nung.  Sutl^er  l^atte  nur  ben  (SinbrudC  DoUtommener  Demütigung 
ber  @(egner,  mal^renb  S^i^S^i  Ti^^  i^id^t  meniger  ben  ®ieg  jufd^rieb 
unb  mit  ben  oerfid^tUd^ften  SBorten  bon  Sutl^er  fprad^.  9Bie  ein 
?(al  im  ®rafe  l^abe  fid§  Sutl^er  gemunben  unb  fei  immer  bon  einer 
iReinung  in  bie  anbere  gefaUen,  berid^tete  er  bal^eim  bem  9tat. 
SBenn  ber  Sanbgraf  fid^  aud^  in  Slucf  jtd^t  auf  einige  gurften  anberS 
flefle,  fo  fei  er  bod^  ganj  auf  feiner  Seite,  ©benfo  feien  bie 
]^effifc§en  $)of(eute  ade  bon  Sutl^er  abgefallen.  Dagegen  l^tte 
^ucer  bo(^  ben  (SinbrudC  eines  V2i|erfolgeS.  @ein  Unmide  rid^= 
tete  fidb  mefentlid§  gegen  ^{eland^tl^on,  bem  er  bie  ®d^ulb  baran 
beimafi,  g^^^i^föd^  »ar  SReland&tl^on  bon  ber  (Sottlofigteit  SmingUs 
überjeugter  als  je. 

9?a(^  ber  Unterjei(^nung  jener  ärtilcl,  bie  fc^on  am  5.  Ot= 
tober  in  SRarburg  im  Drudt  erf(^ienen,  eilte  aQeS  l^eim.  SBeis 
tere  ^Beratungen  litten  nid^tS  gefrud^tet.  9ud^  l^errfd^te  in 
Harburg  mie  an   bielen  Orten  eine  bisl^er   unbelannte  ^anf=' 

^otbc,  9itt^r.  n.  21 


818  »reife.    e^oHibaetn  «rtittt 

l^it  bet  engUfd^  @(^meii  bie  gtoften  ®d^teden  Detutfad^e.  ü^ 
et  abreifte,  am  SRotgen  beS  5.  Oftobet,  l^ett  Satl^er  nod^  eine 
gett)alttge  ^rebigt.  ®ie  l^nbelte  bcn  ber  butgetli^en  ^ered^ti^r 
feit  unb  bem  „l^ol^en  ^ttitel  t)cn  ber  t^ersebung  ber  ©ünben",  beii 
er  tounfi^te  „fo  ^od^  mad^en  gu  Idnnen,  ba{(  aOe  @unben  nnb 
S&ette  ju  einem  günUein  tourben  gesenfiber  biefem  Steer''.  (i$ 
fel^Ite  in  ber  $rebigt  nid^t  an  leifen  iOerid^ttgungen  bet  ®egner, 
aber  er  bejeugte  aud§  audbrüdHid^  bie  (Sintrad^t  in  jenem  ^upt)>unfte. 

93on  @(otl^a  aud,  too  er  ebenfaQ^  ))rebigte,  mürbe  er  mi^ 
(Sd^leij  berufen,  »o  fein  fturfurft  in  bcn  erften  Dltobertagen  mit 
bem  SRartgrafen  ®eorg  t)on  Sranbenburg  über  ba$  in  ®peiet  geplante 
©ünbnis  ber  proteftierenben  ©tfin^e  beraten  »ollte.  (gr  erhielt 
ben  Auftrag,  biejenigen  ^(laubendartilel  ju  bejeic^nen,  beren  Slnerfen^ 
nung  t?on  ben  92itgliebern  bed  Sunbed  ju  fordern  fei.  ®S  l^n= 
belte  fid^  alfo  nid^t,  mie  in  SRarburg,  um  ba^,  morin  man  einij 
war,  fonbern,  worin  man  nad^  Sutl^erS  SReinung,  um  äufammen= 
gelten  ju  tonnen,  einig  fein  mu|te.  ®o  ertlfirt  ftc^,  ia%  er  in  ben 
fiebjel^n  }u  biefem  Swzi  t^on  il^m  aufgefegten  Urtileln,  obwohl  fie  fi^ 
an  bie  SRarburger  anlel^nten,  ben  eigenen  ©tanbpuntt  fowol^l  gegen 
Sldmer  als  S^inglianer  üiel  fd^firfer  jum  Sudbrudt  brad^te.  S)ie 
golge  war,  ia%  bie  Oberlcinbcr  am  16.  Df tober,  auf  bem  läge 
^u  ®(^waba(^,  ber  ben  ^rtiletn  ben  9}amen  gab,  bie  il^nen  }u= 
gemutete  Unterfc^rift  bi§  auf  weitere^  verweigerten,  »nftatt  ju 
einigen,  l^atten  bie  ©c^wabad^er  Srtifel  Don  neuem  ben  tiefen 
®egenfafe  gejeigt.  ?luf  einem  Sage  ju  ®d()mallalben  foUte  jeboi^ 
weiter  üerl^nbelt  werben. 

3"iwif<^^"  »ö^  ßutber,  törperli(^  mube  unb  unter  erneuten 
Stlagen  über  f(^were  Snfed^tungen ,  l^eimgelel^rt.  Sie  f(!^(imme 
Jlunbe  Don  bem  SSorbringen  ber  Jfirlen  unb  ber  ©elagerung 
SBienS,  bie  er  in  Jorgau  erful^r,  l^atte  il^n  tief  ergriffen,  ©a^ 
befd^äftigte  il^n  fort  unb  fort,  ©atoon  fc^rieb  er  bcn  greunben 
unb  forderte  fie  auf,  il^re  ©emeinbcn  ju  S3u|e  unb  ®ebct  ju 
crmal^nen.  Unb  fogleic^  fe^te  er  fid^  baran,  nod^  einmal  in 
bicfer  Ängelegcnl^eit  ba§  ©ort  ju  ergreifen.  (5r  fd^ricb  feinen 
©ermon  „^eerprebigt  wiber  ben  Slürlen",  ber  nod^  am 
®(^lu|  beö  3al&rc§  ecfc^ien.    ®a  beutet  er  ba§  Keine  ©orn  bei 


Aber  bctt  39Iam.   Sombe  )ttt  Offenbarung  Sol^nni«.  819 

S)anicl  (7,  8)  auf  J)cn  iüttcn,  erteilt  ben  in  bcr  Jutlei  aefan= 
genen  ©Stiften  aSer^altungSmafetegeln  unb  »arnt  fic  in  ttcfflid^er 
äSeife  Dor  bem  SbfaU  jum  ^^lam.  S^^k^i)  wenbet  et  fid^  aud^ 
gegen  biejenigen,  bie,  unjutrieben  mit  ben  beftel^enben  SSetl^fittniffen, 
fogat  bad  Stegiment  bet  flutten  ftd^  toünfd^ten  ober  fid^  butd^  ben 
®cl^ein  bed  etnften,  fttengen  unb  entJ^altjamen  gebend  bet  Zürten 
beftritfen  liefeen.  ®ie  »eitere  Flad&ric^t  Don  bem  Hbsug  ber  Surfen 
Don  SBien  erffittte  il^n  mit  fltofeer  greube  über  biefen  fic^tlid^eu 
SSemeid  ber  äRad^t  ®otte§,  aber  feft  uberjeugt,  ia^  S)aniel  ben 
i^nen  rebe,  erwartete  er  il^re  SBieberkl^r. 

Sangft  liegte  er  ben  äBunfd^,  burd^  (Sinblidt  in  ben  Stcran  bad 
SEBefcn  be«  3^lamd  genauer  fennen  ju  lernen.  ®afür  fiel  il^m 
je^t  ein  nod^  Dor  ber  S^^Pörung  ftonflantinopetö  gefd^riebene« 
lateinijc^ed  8u(^  ^SBon  ben  Sitten  unb  ber  Sieligion  ber  Surfen" 
in  bie  ö^nbe.  Sd  mad^te  großen  Sinbrud(  auf  il^n.  ^e^t  glaubte 
er  ju  Derftel^en,  marum  }>a^  ^apfttum  bem  S^lam  l^abe  feinen 
äßiberftanb  leiften  tonnen,  benn  bei  beiben  beftel^e  baiS  äßejen  ber 
9{eligion  in  äußerlichem  3^i^^>nonieentpefen ,  t^afien,  guten  äSerfen 
unb  fluten  Sitten,  aber  offenbar  l^abe  ba§  afleö  bei  ben  Surfen 
einen  größeren  Sd^ein.  ©in  ed^ter  ^a^jift,  meinte  er,  tonne  feine 
brei  Sage  unter  il^nen  fein,  ol^ne  ju  äRol^ammeb  abjufaUen,  benn 
in  allem  werbe  er  bon  ben  Surfen  übertroffen,  ©iefe  (Srfenntni« 
müßte  ju  ber  anberen  fül^ren,  baß  bie  d^riftlid^e  9teligion  bod^ 
etwas  ganj  anbereS  fei  aU  gute  Sitten  unb  gute  äßerte.  So 
werbe  bad  16ud^  ju  einer  ,, Apologie  bed  (SbangeliumS'',  unb  eben 
beSl^alb  gab  er  e§  (c.  gebr.  1530)  b^aud,  in  bem  er  in  einer 
93orrebe  bie  foeben  erwäl^nten  ®ebanfen  entwidfelte  unb  bon  neuem 
ermal^nte,  fid^  burdd  ben  äußeren  Schein  nic^t  blcnben  ju  laffen. 

Unter  bem  (Sinbrudf  ber  3^itberl^filtniffe  fd^rieb  er  aud^  für 
bie  eben  fertiggeworbene  neue  Bearbeitung  ber  Überfeftung  beö 
Svenen  SeftamentS  eine  neue  bcmerfendwerte  Sorrcbe  jur 
£)ffenbarung  ^ol^nnis.  ^ti^t  \a^  er  in  i§r  ein  Sroftbud^  unb 
eine  Sßarnung  gegenüber  bem  ,,$irgerni$,  fo  fid^  begiebt  in  ber 
e^riftcnl^eit.  Unfere  O^ligfeit  ifl  im  ^immel,  ba  S^riftuö  ift  unb 
nic^t  in  ber  Sßelt  bor  ben  8ugen,  wie  ein  ftram  auf  bem  SRartt. 
©arum  laß  Ärgernis,  »otten,  »e^erei  unb  (Sebred^en  fein  unb 

21* 


820         ^(urict.    ^gen  citi  8flnbm9.    2)k  @ai!^  be9  l^ornnttg. 

fc^affen,  ma^  fie  mögen :  fc  aflein  ba^  SSott  be$  (SDangelii  bei 
und  rein  bleibt  unb  mir'S  lieb  unb  »ert  l^aben,  fo  foQeit  totr  ni(|t 
jmeifeln,  S^tiftud  fei  bei  unb  mit  und,  menn'd  gleid^  aufs  dtgfle 
geltet;  mie  mit  §ier  fel^n  in  biefem  6ud^,  baft  @§rißu^  buT(§  unb 
übet  alle  plagen,  Üere,  b5fe  (Sngel  bennod^  mit  feinen  C>^iligen 
ift  unb  enblic^  obliegt". 

tlud^  bie  Überfe^ung  bei  Cud^ed  Daniel,  bie  et  nod^  im 
Srü^jal^t  1530  beenbigte,  fotlte  ein  ^[Tofibud^  fein  in  bet  gegen^ 
mfirtigen  3^it  in  bet  „bie  SSelt  faft  an  allen  Snben  mantet,  aü 
mollte  fie  fc^iet  bted^en  unb  fallen ".  (St  mibmete  bad  Sud^  bem 
Stutptinjen  3^l^*  ^tiebtiC^,  meil  feine  Sel^jigung  namentlid^  bcn 
Sönigen  unb  gutf(en  nu^tic^  fei,  atö  eine  SRal^nung  jum  ®ott= 
Detttauen  unb  jut  ®otteSfut(^t. 

^m  92obembet  1529  mu^te  Sutl^et  fd^on,  \>a%  bet  Staifer  m^ 
Seutfd^lanb  lommen  moQe  unb  fd^&tfete  Störungen  audfto|e  at^ 
bet  Süttc.  (&x  achtete  ed  geting:  ®en)altmaf|tegeln  »ütben  feinen 
unb  feinet  ^tieftet  Untetgang  nut  befc^leunigen.  übet  »enn  au(§ 
bie  btol^enbe  ®efal^t  witdi^  fo  gtoj)  mfite,  mie  anbete  Seute 
namentlich  am  £)ofe  meinten,  fc  mollte  et  bod^  auc^  jje^t  Dott 
einem  ©unbnis  bet  eüangelifc^en  gutften,  um  il^t  5U  begegnen, 
nid^ts  miffen.  Stö  Anfang  ^^ebtuat  1530  bad  (Setfid^t  naii^ 
äBittenbetg  btang,  ba{(  bie  ®tta|butget  ju  ben  ©c^meijetn  ab= 
gefallen  mfiten,  um  bem  Staifet  SBibetftanb  ju  Icifien,  fal^  et  batin 
nut  feine  immer  gel^egte  SReinung  beflfitigt,  bafe  bet  ®eifl  bcr 
©altamentietet  botl  Sluftul^tö  fei.  Unb  feinen  Rutfutflen  mahnte 
et,  mie  fc^on  frul^er,  bringenb  baüon  ab,  il^n  unb  feinen  (Stauben 
bertcibigen  ju  mollen.  gorbete  i§n  bet  Jtaifet,  fo  motte  et  mit 
®otte§  ^ilfe  etfc^einen  unb  niemanb  bedl^alb  in  ®efal^t  fe^en. 

(5t  mat  nod^  berfelbe  mie  bor  je^n  ^a^xzn.  ^enft^enfutt^t 
tonnte  et  nid^t.  ®egen  Äeuige  tonnte  et  übetauö  milb  fein,  unb 
fut  mand^en  ©d^ulbigen  legte  et  beim  ftutfutftcn  in  tubtenbcr 
SBeife  gütbitte  ein.  aber  rudtfid^tsloö  unb  ol^ne  «nfel^n  ber 
^erfon  [trafte  er  ba§  Saftet  unb  bie  gtiüolität,  mo  fie  i$m  cnt= 
gegcnttat.  ©ein  ©ingteifen  in  bie  ätgetlic^cn  ^finbel  be«  e|c= 
bted^etifd^en  Rutfutften  bon  ©ranbenburg  mit  SBolf  §ornung  mar 
erfolglos  geblieben.    SSergebenS  l^atte  fid^  ber  arme,  um  JBcib  unb 


^> 


(Segen  3oa(^im  ton  8ranbenbnrg.    Wlt^^äf.   (S^ne^t.  S21 

^aU  gebtad^tc  glüc^tUng  an  bic  l^öd^ften  Tid^tetUd^en  ©cwalten  im 
Sicid^  gciDcnbct.  ©a  griff  Öutl^ct  nod^  einmal  in  biefct  ?lng€legcn= 
l^eit  jur  gebet.  ®t  Deröffentlid^te  t)iet  ©tiefe,  bie  iebenfafls  im 
SBintet  1529  auf  1530  gej(^tie6en  finb.  9iid^t  mit  fd^atfen 
SBotten  »ie  ftü^et,  aber  mit  gtofecm  (Stnft  tebet  et  bem  gutften 
unb  bet  gtau  be§  Unglüdlic^en  inS  ®en)iffen  unb  menbet  fid^  5u= 
gleich,  fteilid^  aud^  bieSmalS  öetgebenS,  an  bie  öifd^öfe  unb  bie 
f)enen  unb  (Stafen  be«  ßanbeS  mit  bet  3Ra§nung,  bem  ajetttie= 
benen  ju  feinem  Siedete  ju  üetl^elfen,  lüenn  fie  nid^t  bie  SRitfc^ulb 
auf  il^te  Seelen  laben  wollten. 

abet  aud§  ta,  too  et  fid^  bem  3ötn  bet  SRäd^tigen  unmittelbat 
ausfegte,  §ielt  et  nic^t  jutüdt.  ßdngft  geteid^te  il^m  bet  8eben3= 
loanbel  beS  SBittenbetget  ^auptmannd  ^anä  SRe^fd^  jum  ^tgetni^. 
®a  wibmete  et  il^m  in  öffentlic^et  3"f<^^ift  ^^^  ii«  3^'^Ye  1529 
etfd^icnene  ©ud^lein  beS  3.  3Rcniu§  „SSon  bet  d^tiftlid^en  §au§- 
l^altung",  in  bem  et  il^n  mit  no(^  jattem  abet  nid^t  mifet)ctftfinb= 
lid^em  ^intod^  auf  feine  befonbeten  Setl^ältniffe  jut  (gl^e  etma^nte, 
bamit  et  bet  ©ünbc  entginge,  ©patet  mufete  et  mit  fd^atfet 
ftitd^enjuc^t  gegen  il^n  üorgel^en. 

Sine  geotbnete  fiitdiensud^t  biö  jut  Äu^fd^Uefeung  au§  bet 
®emeinbe  njunfd^te  et  btingenb,  boc^  follte  bie  Dbtigleit  nic^t^ 
bamit  ju  tl^un  l^aben.  ^uf  bet  anbeten  Seite  »)oQte  et  ba§  ganje 
®ebiet  beS  (Sl^eted^tS,  ba$  bisl^et  bie  ftitd^e  auSfc^Ueglic^  gel^anb^ 
l^abt,  bem  meltlic^en  9iegiment  jutpeifen.  S)ie  93ifitationen  geigten 
je  länget  je  mel^t,  »elcfie  gtofee  SSetwittung  in  biefem  fünfte 
^cnfc^te  unb  }u  meieret  ®en)iffenSnct  ba§  lanonifd^e  (S^etec^t  ffil^tte. 
^amentlid^  voax  e^  bie  gtage  nad^  bet  ®ultigleit  bet  l^eimlid^en 
aSetlöbniffe,  welche  ba  tief  einfc^nitt.  9iad^  bem  fitd^lic^en  Siecht 
bem  fteilid^  ba^  9{ed^t$betDu|tjein  beS  SSolteS  fd^on  nid^t  mel^t  all- 
gemein entfptac^,  galten  fie  fd^cn  als  (S^e.  ^bet  loie  oft  ffil^tten 
fie  nid^t  ju  einet  öffentlid^en  ®^e?  ffiet  tonnte  fie  beweifen? 
SBie  oft  folgte  einem  fold^en  SSetlöbniS  eine  anbete  (Sl^e!  SBie  oft 
lam  es  \>ox,  ba^  man  ftc^  eines  mijsliebigen  ®l^ebunbeS  babutd^ 
entlebigen  lOoUte,  ba^  man  fid^  plöi^iiiS)  butd^  ein  ftu^eteS  93et- 
IßbniS  gebunben  tootgab!  Dft  »at  ein  fold^eS  bei  beiben  Jeilen 
Dot^etgegangen.    Untetbcffcn  loat  bet  anbete  Jeil  Dießeic^t  aud^ 


822  C^cimttt^  «etlöbniffc.    „8011  «Ma^^" 

eine  neue  (Sl^e  eingegangen.  92un  foUte  ba$  ftul^ete  93erlß6ni^, 
bem  nod^  anbete  gefolgt  fein  tonnten,  bie  fpfitet  gefc^loffene  5ffent= 
lid^e  (Sl^  junic^te  machen.  Sßie  Diele  9<^miUen  würben  baDon 
jugleid^  betroffen!  S)ie  (Belbgier  unb  bie  ®pi^finbigteit  ber  btf(^5f= 
lid^en  Offi^iale  l^tte  oerftanben,  bie  IBemidelungen  nod^  ju  t)er= 
meieren.  Sl^re  9ia(^t  »ar  in  ben  et^angelifc^en  (gebieten  gefaUen. 
9ber  voct  foHte  ie^t  bie  (Sntf (Reibung  treffen?  9Rit  bem  butc^ 
bie  euangetifc^e  ^rebigt  gefc^firften  ®en)iffen  njuc^d  bie  ®emiffen^ 
not.  ®ie  mürbe  um  fo  gtSf^er,  aU  bie  Sutiften  bei  aQer  et)an= 
gelifd^en  (Seftnnung  mit  Sutl^erS  prin}i)}ieaet  33etmerfung  beS  fa= 
nonif(^en  itti)U  nic^t  übereinftimmten,  namentlich  im  ^untte  ber 
(Sfft.  S)aneben  gab  eS  fteili(^  Seute  genug,  meldte  ol^ne  (Semtffen^ 
bebenten  aud  Seid^tfinn,  mcil  eS  i§ren  Steigungen  entfprad^,  je^t 
bie  SSctbinblic^teit  beS  fanonifc^cn  ^tä)t^  leugneten,  —  für  anbete 
roieberum  eine  neue  Duelle  bct  (SewiffenSbcbtängni^. 

Sutl^et  wutbe  bedl^alb  mit  f^tagen  fibetlaufen.  ®t  fanb,  bajt 
bie  @a(^e  il^n  nit^t^  anginge.  (Snblicb  gab  et  bem  S)tangen  nad^. 
Anfang  S^^wat  1530  etfd^icn  feine  ©d^tift  ,r*on  (gj^cfad^en". 
dl  betioa^tt  fid^  bagegen,  etwa  ald  ein  aied^tf))ted()et  aufttetcn  ju 
moQen.  ^it  bem  Siecht  miß  et  nid^td  ju  tl^un  l^aben.  3^  bie 
@l^e  aud^  göttlid^et  Otbnung,  ;fo  ge^ött  bod^  baS  (S^etei^t  in  bie 
©pl^fite  beS  meltlic^en  StegimentS,  abet  ben  Semiffen  mü  et  l^elfen 
unb  guten  e^teunben  taten,  ob  man  il^m  folgen  »oQe  obet  nic^t. 
S)a^  Sßi(^tigfte  ift  il^m  bet  @a^:  „O^imlid^e  S3etlöbniffe  follten 
fd^le(^tl^in  teine  (Sl^e  fd^lief^en.*'  ^a  bie  ®l^e  ein  %ntli(^er  ©tanb 
ift,  gel^ött  aucb  bie  @^e{c^lie^ung  in  bie  OffentUd^teit.  ^bet  ^^u^tn 
mad^en  biefe  nocb  nic^t  aus,  jonbetn  ba^  bie  (S^t  „gefc^tej^t  mit 
äßiffen  unb  ©illen  betjenigen,  fo  bie  Dbetl^anb  l^aben  unb  bie 
@^e  5u  ftiften,  Siecht  unb  ^aäjt  l^aben,  als  S3atet  unb  SRuttet 
unb  loaS  an  il^tet  Statt  fein  mag".  ®a5  fei  aud^  taifetlic^e^ 
äted^t,  fo  leiste  eS  aucb  S3eif)}iel  unb  Seilte  bet  ©c^tift.  S>abei 
bef)}tid^t  et  eine  ^uQe  jebenfaQS  ^tm  Seben  entnommenet  ^fifle, 
»elc^e  bie  futd^tbate  SSetwottenl^eit  bet  3wftfinbe  etlennen  laffen. 
@benfo  beftimmt  mt  bie  l^eimlii^en  ^etlöbniffe,  Dectoitft  et  jebe 
»nwenbung  üon  3w«n8-  ©ejtoungene  SSetlöbniffe  follen  ebenfaB^ 
nid^t  gelten,  unb  menn  (SItetn  au$  äRutmillen  obet  (Sigennu^  ben 


(S^eftagen.    St\x6tii6ft  3u(lSnbe.  323 

Äinbern  baö  C>^iraten  »elften,  foU  bic  Obrigfeit  für  fic  eintreten, 
©eine  Siatfd^läge,  bie  fic^  a\x^  auf  bie  (S^efd^eibung  bejiel^en,. 
ttiöflen  Dielen  in  il^rer  3lot  ein  ßeitftern  gemefen  fein.  8l6er  bie 
für  Sutl^er  aud^  in  biefen  ©ingen  fo  felbftüerftfinbUci^e  ©d^eibung 
ber  ^agen,  bie  Dor  ba§  dffentlid^e  gorum  unb  Dor  ba$  ©emijfen 
^el^Sren,  mod^te  bei  anberen  ben  S&unfd^  nad^  ftrenger  gefe^lid^er 
Siegelung  nod^  beftfirlen,  unb  bie  g^riften  fallen  barin  ein  neues, 
unbcfugtermeife  Don  ben  ^^eologen  aufgerid^teteS  Sted^t,  bem  ein 
»efentUd^eS  üRoment  fel^le,  bie  ?lpprobation  burd^  ben  UfuS.  ^iix 
lagen  bie  Steinte  fc^merer  3^»ötfniffe,  bie  nid^t  ausbleiben  tonnten. 
SBie  Diel  Unfertiges  geigte  bod^  uberl^auf^t  baS  merbenbe  eDan= 
gelifd^e  ftirc^entum!  ©aS  ift  ßut^er  niemals  entgangen,  obwol^l 
<r  es  bei  feiner  ®leid^gültigfeit  gegenüber  ben  fiufeeren  formen 
unb  in  feinem  frommen  ®lauben,  ba|  bie  ^rebigt  beS  (SDangeliumS 
baS  gel^lenbe  fd^on  bringen  »erbe,  Ifingft  nic^t  fo  empfanb,  als 
anbere,  toie  j.  83.  ber  treue  greunb  C>ttuSmann  in  Sw^i^^w,  ber 
nid^t  ablief},  immer  Don  neuem  jum  Ausbau  ber  ftird^e  ju  mal^nen. 
SBol^l  l^atten  bie  83eftimmungen  beS  @peierer  9leid^StageS  ber  Aus- 
breitung (einen  Eintrag  getl^an,  aber  (aum  irgenbmo  maren  bie 
eigentlid^en  ^emeinbeoerl^filtniffe  mirllid^  geregelte.  Sin  83eifpielen 
fred&en  SRifebraud^S  ber  d&riftlid^en  grci^eit  fel^lte  eS,  mie  begreiflid^, 
nirgenbs.  Sieben  Sd^wärmern  unb  Käufern  l^örte  man  fd^on  l^ier 
unb  ba  Don  fold^en,  bie  an  ben  (SrunDpfcilern  beS  ®laubenS  rfit= 
telten,  toie  ber  9tieberl£nber  ßampanuS,  ber  fogar  in  SBittenberg 
mit  ©äfeen  gegen  bie  Jrinität  l^erDorjutreten  toagte.  "^n  ber  Jl&at, 
für  bie  Keinen  ®eifler,  benen  bie  Drbnung,  il^re  Siul^e  unb  ber 
®el^orfam  gegen  bie  tlutoritdt  über  aOeS  ging,  gab  eS  Anlaf}  jum 
Ärgernis  genug.  SBucbe  man  ba  fiart  genug  fein,  bem  Anfturm 
ftanbjul^alten,  ber  nunmel^r  Don  ber  oberften  äteid^Sgemalt  l^er 
bro|te?    ©et  gagenbcn  mag  eS  Diele  gegeben  l^ben. 


5.  Kapttef. 
Her  lieul|0ta()  )u  ^nssburg. 


£ie  fd^on  im  ^cA\t  Derbteitete  Stunbc,  ba|  ber  Staifer  tn^ 
9let^  tommen  tooOe,  um  in  eigener  $etfon  einen  Stetc^^tag  }u 
Italien,  trat  immer  beftintmter  auf.    Unb  ma$  nun  Don  bem  Der^ 
traulidiien  aSertel^r  bedfelben   mit  bem  $a))fte,  üon  bem  er   am 
24.  gebruar  in  Bologna  gefrönt  mürbe,  bt$  na^  X)eutfd^lanb  brang, 
Iie|  nid^td  (Suted  ermarten.    9m  furfurftUd^en  $)ofe  »urbe  bte 
grage  ernftlid^  ericogen,  ob  man  im  gaOe  eine<$  faiferlic^en  S[n= 
griffe«  fi^  mit  ben  ©äffen  oerteibigen  bürfe.    Sutl^er  Demeinte 
bie«  in  einem  ®utad^ten  üom  6.  3R&xi  1530.    ^n  feinet  naiDen 
SE&eife  t)erglid^  er  ba«  aSerl^dltniiS  beS  Sfurfurften  jum  ftaifer  mit 
ber  ©teJiung  beS  ©ürgermeifter«  Don  Jorgau  ju  feinem  ßanbe^ 
l^errn.    SBie  biefer  fid^  feiner  Dbrigfeit  ni(^t  »iberfeften  börfe,  fo 
auc^  ni^t  ber  fturfurft  feinem  Sel^enSl^errn,  „ob  er  glei^  afle  ®e= 
böte  (Botted  übertrete,  ja  ob  er  glei(^  ein  O^ibe  loäre;  fo  foD  boc^ 
ber  &pxvii)  Sl^rifti  feftftel^en:   ®ebt  bem  ftaifer,  mad  be«  ftaifer^ 
ift.''    9Ran  muffe  bie  ®ad^e  ®ott  uberlaffen:  ,,i)urd^  StiOefein 
unb  C)off«»i  mx\)it  3^r  ftarf  fein."    ©a§  Sanb  muffe  bem  ftaifcr 
offen  ftel^en.    5lur  ba«  barf  ber  Jtaifer  bon  bem  gurflen  nic^t 
verlangen,  feine  Untertl^anen  um  il^re«  ®lauben«  miQen  ju  t5ten 
ober  iu  ^erjagen.    ®a  l^ei^e  ed:  man  mu|  @ott  mel^r  gel^orc^en 
aU  ben  äRenf^en.   S)aS  mar  unb  blieb  feine  0nfi($t,  oon  ber  il^n 
bamald  aOe  ®)?i^finbigfeiten  ber  S^^if^^n  nid^t  abbringen  tonnten. 

SBenige  Sage  fpfiter  fam  bad  faiferli^e  Sludf^reiben  in  Zorgau 


2)a9  taifetUt^e  Su^ft^teiben.    )6or6eteitungen.  325^ 

an,  in  mdc^cm  »aifcr  ftarl  auf  bcn  8.  öpril  ju  einem  Sieic^Stage 
naä)  augSfeutfl  einlub.  ®5  war  fel^r  frieblic^  gel^alten.  SBet  c^ 
laö,  tonnte  nid^t  al^nen,  bafe  bex  ftaifet  ju  bexfelben  S^it  mel^r 
al§  je  mit  feinem  ©tuber  bie  grage  erwog,  ob  man  nic^t,  wie  bcr 
J)aj)ftli(!^e  Scgat  ©ampeggi  riet  gegen  bie  ^roteftanten  mit  geuer 
unb  ©d^wert  üorgel^en  foJie.  SKbet  nad^  bem  Jlu^fd^teiben  foflte 
ber  3ieid^dtag  baju  bienen,  „bie  fird^lic^e  S^^^i^^¥  l^injulegen, 
toergangene  S^^fal  unferem  O^Wöwi^^  8«  ergeben  unb  ferner  eine^ 
icbcn  (Sutbebünfen,  Dpinion  unb  SReinung  in  Siebe  unb  ®ütig^ 
Icit  ju  l^ören  unb  ju  erwägen,  ju  einer  d§rifllid&en  SBal^rl^eit  ju 
bringen  unb  ju  üergleid^en ,  alles  fo  ju  beiben  Seilen  nid^t  red^t 
aufgelegt  ober  gel^anbelt  ift,  abjutl^un.'' 

3n  Sorgau  nal^m  man  baö  aUeS  für  bare  SRiinje.  O^ne 
Saubern  rieten  bie  lurfürftlid^en  State  bem  alternben  fturfürften, 
nad^  bem  SBunfd&e  beS  »aiferS  ben  SJeid^ätag  in  eigener  ^erfon. 
ju  befud^en.  ®afe  babci  bie  Il^eologen  nid^t  fel^len  tonnten,  fd^ien 
fid^  öon  felbft  ju  üerftel^en,  wenn  aud&  in  bem  ÄuSfd&reiben  nic^t^ 
baüon  5u  lefen  war.  Äud^  l^ielt  ber  ftanjlcr  ©rüdt  bafur,  man 
joQe,  weil  ber  ftaifer  eines  jeben  Seils  äReinung  l^ören  wolle,  baS 
^worauf  man  bisher  geftanben,  fd^riftlid^  auffefeen  unb  mit  gött= 
lid^er  ©^rift  bewähren*'.  Unb  fd^on  am  14.  SRärj  beauftragte 
ein  furfürftlid^eS  ©d^reiben  Sutl^er,  S^naS,  SSugenl^agen  unb  3Re= 
land^tl^on,  fid^  über  bie  jwiefpfiltigen  Slrtifel  „fowol^l  in  Seigre  als^ 
in  ä^temonieen",  ju  beraten  unb  fd^on  ©onntag,  ben  20.,  bem  ftur= 
furften  in  Xorgau  baruber  33eric^t  ju  crftatten.  S^glcid^  würbe 
il^nen  angeffinbigt,  bag  fie  mit  SluSnal^me  S3ugenl^agenS  ben  $tur= 
furften  begleiten,  ober  bod^  jum  minbeften  bis  an  bie  SanbeSgrenje 
nad^  ©oburg  mitreifen  foUten.  S^nas  war  gerabe  abwefenb  üon 
Sittenberg  unb  mit  SSifitationen  befc^fiftigt.  ?lbcr  obwol^l  er  fo= 
gleich  l^erbeigerufen  würbe,  Sutl^er  fd^rieb  nod^  in  ber  SJac^t  beS 
14.  an  i^n,  unb  man  fic^  alsbalb  an  bie  Arbeit  fe^te,  war  eS- 
nic^t  möglid^,  bem  SBunfc^e  beS  fturfürften  in  fo  furjer  3«it  ju 
genügen,  ^m  21.  würben  bie  Sl^eologen  nod^  einmal  baran  erinnert. 
SBaS  man  l^ierauf,  oieDeid^t  am  27.,  bem  Sturfurften  burd^ 
SReland^tl^on  fibergeben  lie|,  bel^anbelte,  fo  t)iel  wir  ))ermuten  tdnnen, 
übrigens  nur  bießetemoniecn.  SRan  betonte  babei  wie  aud^  noc^  fpfiter,. 


396  Xotgaacr  Irtitel.    9ot  bem  Kommen  bed  Jlaifct«. 

ba{)  ber  ganje  @tteit  )i(^  n>efentU(^  um  ^etlid^  SRtf^tdud^e,  bie 
but(^  9Renf(^enlel^re  ober  Sa^ungen  eingeful^rt  fein'',  bte^e,  unb  bie 
Gegner  felbft  belennen  ntfi{)ten,  bafc  bie  Seilte,  bie  man  im  9ut= 
ffitfientum  @a(^fen  ptebifle,  „(^rifttic^  unb  ttöftli^",  aud^  tein  3n- 
tum  batin  fei,  aufjet  M^  92ettetungen  t^otgenommen  feien,  ol^e 
bet  Stoniilien  iBemiQigung".  Sßie  eS  bet  Stutfurft  getounfd^t,  mx 
r>a^  ®<j^Tiftftud  junäi^fi  ein  (Suta^ten  ju  feiner  (jerfSnlu^en  S^foi' 
mation,  bo^  l^tte  man  t>on  t^otnl^ein  eine  weitete  SSeatbeitusg 
ju  offijieQer  ißottage  auf  bem  9tei(^Stage  in  Sudfii^t  genommen, 
empfal^l  au(^  für  ben  %aü,  ba{)  man  ju  miffen  munf(^te,  maS  fcn^ 
geprebigt  mürbe,  Srtilel  ju  übetantkoorten,  barein  «bie  gan^e  fieJ^xe 

orbentUd^  gcfafet  wäre*. 

jffite  anber^  lagen  bie  SBerl^ltniffe  bo(^  je^t  atö  jel^n  ^a^te 
fru^,  aU  man  ben  jungen  ftaifer  jum  erftenmale  in  S)eutf(|(anb 
erwartete!  Vian  mu^te,  bofi  fein  ftommen  bebeutfam  mar,  a6ei 
man  finbet  nid^t,  ba{(  baS  ißclt  mit  fonberlid^em  S^tereffe  ben 
(Sang  ber  S)inge  Derfolgte.  3um  2:eil  l^tte  man  ftd^  fc^on  an 
bie  neuen  ^erl^Ältniffe  getoö^nt,  in  eDangelifd^en  Streifen  wol^l  au(^ 
\i)on  ))ielfa(i^  ben  frül^eren  Suftanb  ber  S)inge  bergeffen  unb  glaubte 
faum  nod^  an  bie  Viöglid^Ieit  einer  d^^^tfui^^ung  beS  SUten,  wie 
fel^r  man  aud^  auf  ber  (Segenpartei  mel^r  freili^  au§  po(itif(^ 
^ered^nung  atö  aud  religiöfem  (Sifer  eine  folc^e  anftrebte.  SBol^l 
gab  e^  unter  ben  ^apiften  nid^t  wenige,  bie  ben  Staifer  atö  äietter 
unb  mebr  nod§  als  «Stfic^er"  begru{)ten  unb  mit  glul^enbem  ^^ 
baraufl^in  ben  ßutl^crancrn  Job  unb  SScrnid^tung  brol^ten,  aber 
Don  einer  wirtlichen  S3egeifterung  war  faum  irgenbetwaS  ju  \pmn. 
£)er  (Slanj  ber  Staifertrone  l^atte  t^ieleS  Den  feinem  Sauber  übet 
bie  beutfd^en  Gemüter  t)erloren.  ^iedeid^t  gab  e^  unter  ben  2on= 
angebenben  niemanben  im  9tei(^e,  auf  ben  er  noc^  fo  Diel  (5infla| 
ausübte  atö  auf  baS  finblid^e  (Semut  beS  großen  rfft^erS"  in 
Sßittenberg.  (Ss  blieb  nic^t  unbelannt,  wie  wenig  biefe  le^te  Saifer= 
frönung  in  SSoIogna  bem  alten  ^ixtomrmn  entfprad^,  unb  eS  mtt|te 
für  bad  beutfc^e  92ationalbewu{(tfein  etwas  äßerle^enbe^  ^ben, 
wenn  man  erfuhr,  ba|  w&lfc^e  unb  fpanifd^e  (Sble  cl^ne  weitere^ 
bei  bem  ArönungSatte,  an  bem  tein  beutf^er  ^rft  teilgenommen, 
bie  ä^ollcn  ber  beutfd&en  Jturffirften  gefpielt  litten. 


Smief^aU  unter  ben  ^roteftantifd^n  <St2tbten.  327 

fficnIgcT  l^offnunfl^öoU  aU  in  ®a(^fen  fal^  bcr  SanbgTaf  bcm 
Sleid^Stag  entgegen.    ®t  fcbtDanfte,  ob  er  il^n  befud^en  foQe. 

3iod^  argwöJ^nifci^er  waren  bie  jübbeutfc^en  ©täbte.  ©ei  ben 
ntand^erlei  (Serud^ten  übet  bie  iDirtlic^en  ober  Dermeintlid^en  %n= 
9tiff8t)läne  unb  Lüftungen  beS  ftaiferS,  bie  über  SJenebig  in§  Äeid^ 
lamen,  lag  ber  ®ebanfe  nal^e,  bafc  bie  ®täbte,  bie  ju  @peier  pro= 
teftiert  l^atten,  ftd^  über  bie  einjufd^lagenben  Via^regeln  einigten. 
@tTaPurg,  bie  einsige  beutfd^e  @tabt,  too  mirflii^  politif^e  9ip^t, 
beten  freier  Sälid  über  il^re  ©tabtmauern  l^inauS  ging,  am  Kubet, 
fagen,  münfd^te  bad  3ufAi^ii^^)^t^^t^^  ^i^^^  ©tfibtetage^.  9bet 
bad  fiatfe  92ütnbetg,  baS  bamalS  nid^t^  mel^t  fürd^tete  atö  bie 
faiferlid^e  Ungnabe,  lel^nte  ab.  9Ran  moQte  e$  bort  nid^t  glauben, 
«bafi  bie  taiferlid&e  SKajeftfit  al«  ein  milber,  frieblid^er  Äaifer,  ber 
an  aden  Orten  nad^  bem  ^rieoen  trad^te,  baS  römifd^e  Keid^,  bon 
bem  er  ben  92amen,  Xitel  unb  8Bürbe  jeine^  ftaifertumS  l^be, 
für  fid^  felbft  mit  Slut  erfüQen  moQe',  eine  Slntmort,  bei  berein 
t)on  @peng(er  erbetenes  ®uta(^ten  über  ben  Sßiberftanb  gegen  ben 
ftaifer  wie  bie  Abneigung  gegen  bie  ,,®aframentierer"  mitgewirtt 
l^atten.  35etgebli(^  »ar  ber  35erfud^  ber  ®tra%burger  aud^  bei 
anberen  @tdbten  gewefen.  92a^bem  man  ben  ganjen  SBinter  unter 
ben  fubbeutfd&en  ©tfibten  übet  allerlei  SSünbniffe  betatfc^lagt  l&atte, 
ging  je^t  jebe  i^ten  eigenen  SBeg.  Steutlingen  fc^lo{(  fi<^  mie  ftul^et 
fogleid^  an  Stutfad^fen  an.  ^n  Ulm  fing  man  an,  bot  ben  folgen 
be§  ^totefleS  bon  Speier  ju  jittern  unb  ber  8tat  liejj  bem  ftaifer 
burc^  eine  ®efanbtf^aft  feinen  (Sel^orfam  anjcigen.  ®cn  ©peierer 
abfc^ieb  förmlid^  anjunel&men,  wie  ber  ftaifer  forberte,  bermieb  man, 
um  ber  Übeln  92ac^rebe  willen,  aber  man  oerfprac^  bod^,  bis  gum 
SluSgange  beS  Steid^StageS  bemfelben  nac^juleben. 

@o  waren  bie  ^roteftanten  fc^on  auSeinanbergefprengt,  no(^ 
el^  ber  Staifer  im  9tei<^  war. 

Slit  grofecr  Umfielt  würben  in  Morgan  alle  Vorbereitungen  für 
ben  Äeic^Stag  getroffen.  SBaS  nur  irgenb  an  aitenflüdfen,  üer= 
brieften  9led^ten  unb  fonftigem  SeweiSmaterial  für  bie  in  ^age 
fte^enben  $un{te  nü^lid^  fein  tonnte,  würbe  mitgenommen,  um  fo 
für  aQe  gfiUe  gerüfiet  ju  fein.  S)em  O^ofl  &einri(^  oon  @a(^fen: 
greiberg  würbe  bie  Dbl^ut  über  bie  fürftlid^e  gamilie  empfohlen. 


S28  2Hc  9eeifc  )um  9tet4«tag. 

bie  ^Beamten  unb  Untett^nen  toutben  nod^  einmal  an  il^tc  $fli(^ten 
erinnert,  bie  $fanet  etmal^nt  fid^  an  bie  ^nf^ltionen  ber  ^iti= 
tatoten  ju  galten,  bad  fßort  (Botted  fleißig  ju  t)etfunbigen  unb 
mit  il^rem  SSolfe  für  ben  9lei(!^dtag  ju  beten.  S)aiu  etmal^nte 
fiut^  au^  bie  Siittenbetget  (Bemeinbe  am  3.  ftpiAl  in  ber  ^tebigt, 
benn  ber  9lei(^tag  ginge  aQe  an,  unb  ber  ®atan  toetbe  feinen 
guten  Sortgang  ju  ^inbern  fud^en.  Sann  ffk^  ed  %bf(^ieb  nehmen 
bon  Sßeib  unb  Stinb.  9io(^  am  felben  Zage  brac^  er  mit  9{c= 
lan(^tl^on  unb  S^^t^^^  ^uf,  um  fi(^  in  Morgan  bem  IurffirftU(^ 
(Befolge  anjuf(^Ue{)en.  3^n  begleitete  toieber  IBeit  S>tetric^.  9^on 
Zorgau  ging  bie  Steife  über  Sltenburg,  mo  @palatin  ju  bem  ®e= 
folge  ftie|,  iunä#  na(6  Sieimar.  ^kx  feierte  ber  Shitfurft  mit 
feinem  (Befolge  am  ^almfonntage  bad  Sbenbmal^l  unb  raftete 
einige  Zage.  Dann  n^anbte  man  fid^  langfam  fübm&rtd  unb  traf 
am  15.  Slpril,  am  Starfreitag,  an  ber  (Brenje  bed  turfurftlid^en  (Be= 
bietet  in  Coburg  ein.  0m  Dfterfefte  prebigte  Snti^er  wie  nac^ 
alten  ißeric^ten  fc^on  t)orl^er  in  Seimar  unb  ^rfifentl^al.  Huf 
bie  Zagedfragen  nal^m  er  babei  taum  Sejug,  nur  gegen  bie  Slotten- 
gciftec,  bie,  mcnn  fie  bem  SBorte  im  ©atrament  nid^t  glaubten^ 
au^  an  ben  £)enn  (S^riflum,  ben  (Bottedfol^n  ni^t  glauben  I5nn^ 
tcn,  eiferte  er  auf5  l&cftigfte,  aW  ob  eS  gelte,  jeinen  Rutfurftcn 
noii^  einmal  üor  jebem  3«ffli"iwcngcl^en  mit  ben  ©aframentierern 
}u  warnen. 

Cor  ber  SBetterreife  mar  noc^  manc^e^  ju  regeln.  ®d  fel^lten 
bie  (BelcitSbriefe  für  ben  ©urd^jug  burd^  bie  angrenjenbcn  ©ebietc, 
aud^  mu{(te  man  nod^  nid^t,  mie  eS  mit  ben  Zl^eologen  unb  Doi 
allem  mit  Sutl^er  5u  l^alten  fei.  9iod^  bis  jule^t  moQte  ber  Stur= 
furft  ben  (Bebanten  nid^t  aufgeben,  gerabe  il^n  als  treuen  i6erater 
»d^renb  bcS  SJeid^StageS  bei  fic^  ju  l^aben.  ®aS  faiferlid^e  ®<^rci= 
ben,  nac^  »eld^em  alles  grül^ere  bergeffen  fein  foUtc,  (onnte  einen 
Siugenblidf  ben  (Bebauten  auftommen  laffen,  ba{(  ber  Staifer  auc^ 
Sutl^erS  Hnmefenl^eit  in  SugSburg  [geftatten  mfirbe.  Da  war  eS 
ber  fßürnbcrgcr  Äat,  ber  bie  grage  entfc^ieb.  ©c^mac^mutig  genug, 
lel^nte  er  eS  ab,  Sutl^er,  mie  ber  Sturfürft  fd^liellid^  munf^te,  n)5§= 
renb  beS  9leid^StagS  in  feinen  SRauern  aufjunel^men,  \a  i^crmeigerte 
i^m  fogar  baS  freie  (Beleit. 


Ht^tx  auf  (Sobutg.    (Stfle  (Sinbtfide.  829 

2)ak)on  ^at  Sutl^er  fd^werlic^  jemals  etwas  erfal^ten.  Sie  Sld^t 
genügte,  um  feine  Sutucflaffung  ju  begtünben,  bod^  atgtodl^nte  er 
einmal,  man  l^abe  i§n  nic^t  l^aben  moden,  meil  er  eine  bdfe  3unge 
l^abe.  C>^imlid^  in  ber  3laii)i,  frül^  um  4  Ul^r,  am  23.  Spril, 
würbe  Sutl^er  auf  bie  SSefte  Soburg  gebrad^t.  9!o(^  am  felben 
läge  reifte  ber  fturffirft  weiter,  begleitet  Don  feinen  Späten  unb 
Sinologen,  ju  benen  auc^  "^o^.  ägricola  aus  (SiSleben  als  ^re= 
biger  beS  ®rafen  Don  WanSfelb  getommen  mar. 

3tt  ben  erften  lagen  ful^lte  fid^  ßut^er  in  feiner  Sinfamleit  ganj 
t^el^aglid^.  Sie  ÖrtUd^feit  gefiel  il^m,  fie  fd^ien  il^m  geeignet  ju  @tu= 
bien.  (Sin  ganjeS  ®ebäube,  baS  über  aQe  anberen  l^ert)orragte,  ftanb 
il^m  jur  ?Jerfugung.  Sieben  SSeit  ©ietrid^  leiftcte  i^m  lange  3«it  bis 
in  ben  ^ugu^  aud^  ein  92effe,  (S^riacuS  $taufmann,  (SefeQfc^aft.  ®er 
ffurfurft  forgte  für  feine  ©equemlic^fcit  unb  feine  SSerpflegung;  Unb 
Sutl^er  gebadete  ftc^  balb  einjurid^ten.  ®d^on  am  erften  Sage 
fd^idte  er  bem  Weland^tl^on  einen  Srief  nac^,  in  bem  er  fd^rieb: 
^^a  m&ren  mir  enblid^  auf  unferem  ®inai  angelangt,  aber  mir 
wollen  ein  ^\on  barauS  mad^en  unb  bafelbft  brei  C>utten  bauen, 
eine  für  ben  ^f alter,  eine  für  bie  ^ropl^eten,  eine  für  ben  Äfop", 
—  baS  feilten  feine  brei  Hauptarbeiten  fein. 

anfangs  fel^lten  il^m  nod^  bie  S3üd^er,  fo  fal^  er  fic^  benn  in^ 
beffen  um  unb  gab  fi($  ganj  ben  neuen  @inbrücfen  l^in.  (Ss  tl^at 
i^m  mol^l,  einmal  mieber  mit  ber  9iatur  ^u  üertel^ren.  ^a  lauf<^t 
er  bei  ^errlid^em  grül^lingSmetter  auf  ben  ®efang  ber  $dgel  im 
naiven  ^in,  beobad^tet,  tia\i  ber  ftudCudC  fid^  fc^on  Dernel^men  laffe: 
nun  werbe  wol^l  aud^  balb  bie  Siad^tigaU  tommen.  (Sin  paar  Sage 
fp&ter  fann  er  melben,  baf(  er  fie  }um  erftenmale  gel^ört  l^abe. 
9Rit  3tttetejfe  ücrfofgt  er,  wie  bie  ©ol^lcn  unb  fträ^en  pd^  in 
l^eden  C>Aufen  um  bie  alte  SSefte  fammeln,  unb  il^r  unaufl^drlid^eS 
S&rmen  unb  il^r  träd^jenbeS  (Sefd^rei  erinnert  il^n  an  baS  „gan^e 
^eer  ber  ©opl^iften  unb  ftod^leuffe'',  baS  fid^  auS  ber  ganjen  SBelt 
^egen  il^n  üerfammle.  ^n  il^rem  treiben  fpiegelt  fi^  il^m  baS 
©ilb  beS  lunftigen  Siei^StageS,  ein  ®eban(e,  ben  er  oft  wicber= 
l^olt  unb  mit  töftlid^em  ^umor  in  einem  Säriefe  an  feine  SBitten- 
berger  lifd^genoffen  auSfpinnt.  Seils  im  ©d^erj,  teils  um  wirf= 
lid§  feinen  «ufentl^altSort  ju  maSfieren,  batiert  er  „auS  bem  8lei<^ 


880  (Sr|lc  ItbeUen.    ^Scrma^niuig  an  bic  Odpttd^." 

bet  ^öflcl\  „aud  bem  Keid^tag  ber  SRaIitutten\  „ber  S)0^en, 
bie  ft(^  auf  ba«  «etteibe  ftut)en^  ober  au<^  „aus  bet  SS^ufte% 
^auS  bet  dinöbc*'  u.  l  w. 

IBalb  fa{(  er  bei  ber  tlrbeit.  Sßir  |5rten  jd^on  tton  feinen 
^idnen.  dt  tPoQte  für  bie  ^uflenb  unb  baS  SSolf  bie  gabeln 
beS  äfop  oerbeutfc^en.  @ie  galten  il^m  aU  bad  feinfte  Sud^  in 
meltlic^er  l^eibnifc^er  SBei^^it.  9!it  biefer  Slrbeit,  bie  eine  fc^on 
t)orl^anbene  beutfc^e  9udgabe  mit  unsfic^tigen  Seigaben  Derbrdngen 
foOte,  ift  er  aber  auf  Scburg  nid^t  loeit  gefommen,  unb  au(^  finitei 
ift  jie,  obwohl  gütiger  bad  ^^tereffe  baran  bel^ielt  unb  gern  übet 
%i\ii  äfopfd^e  gabeln  bortrug  ober  baran  antnupfte,  nid^t  loeit 
gebiel^en.  SBir  fennen  unter  bem  9{amen  beS  ^jop  nur  13  gabeln 
Don  i^m,  5U  benen  er  mal^rfc^einlid^  im  "^a^xt  1538  eine  aSonebe 
fc^rieb.  ^a$  unboOenbete  ©d^riftc^en,  befjen  O^tibfc^rift  man 
neuerbingS  in  ber  batitanifc^en  Sibliotl^et  aufgefunben  l^t,  erfd^ien 
erft  nac^  feinem  2;obe  in  feinen  gefammelten  Serien  im  *S>ttid, 

Sd^neder  ging  eS  mit  ben  ^ropl^eten.  ®(^on  am  8.  SRai 
lonnte  er  berichten,  ia^  er  ben  „3«^^ntiaS*'  beinal^  boDenbet  l^bc. 
S)aneben  na^m  er  auc^  fc^on  ben  (5}ed^iel  \)ox  unb  lieg  eine  mit 
?lnmerfungcn  uerfe^enc  Überfeftung  beS  38.  unb  39.  Jtapitcte  übet 
®og  unb  SRagog  auögel^cn.  @ie  foUte  ben  Seinen  jum  Jroft 
bienen,  benn  gegen  fie,  fo  beutete  er  jene  SBeiöfagung,  fül&re  bet 
©atan  nunmel^r,  nac^bem  ber  Staifer  unb  $ap|t  nid^tS  gegen  ben 
Surfen  üermoc^t,  biefcn  ober  ben  3)iagog  l^erauf. 

SaS  erfte  aber,  loaS  er  ooUenbete,  mar  eine  mo^l  längft  ges 
plante  @d^rift:  ^.^ermal^nung  an  bie  ®eiftli(^en,  )}er= 
fatnmelt  auf  bem  9ieic^Stage  }u  Augsburg'',  ^m  29.  8pril 
fpric^t  er  baS  erfte  SRal  bat^on,  am  12.  ^ax  fydU  er  baS  9Ranu= 
ffript  fd^on  langft  nad^  Wittenberg  jum  ®rud!  gcft^icft.  ®ie 
mürbe  il^m  unter  ber  C)anb  umfangreid^er,  atö  er  beabfi^tigt,  au(^ 
fd^ärfer,  aU  anbere  münfc^en  modt^ten,  unb  er  l^tte  Stülpe,  bie 
ungcftümen  ÄngriffSgebanfen,  bie  fic^  i^m  aufbrängten  unb  bie  et 
mit  ungebetenen  SanbSfned^ten  Dergleic^t,  fortjufc^eud^en. 

Sem  2:itel  nac^  mar  fie  an  bie  ®eiftlid^en  gerichtet,  tl^atf&(^ 
Ixi)  menbet  fie  fic^  an  famtlid^e  9ieid^gtag§mitglieber  unb  ift  eine 
Sd^rift   t)on  nid^t  geringer  politif(^er  S3ebeutung.     9Rit   gro^nt 


^Sermal^nung  an  bie  C^flti^n.''  881 

®cfc^iÄ  »irb  bic  (Begcnpattei  für  baS  ganjc  Un^il,  »a§  feit  bcn 
legten  jcl^n  Salären  l^creingcbto^cn,  üerantioortHc^  gemacht.  Unb  cS  ift 
btaä^ttn^mxt,  wie  et  nic^t  ol^ne  ®runb  ba$  j(l^im))f(i(6e  Verbot  be^ 
für  baS  3al&t  1525  nac^  ©peiet  au^gefc^riebenen  Steid^StageS,  (oben, 
®.  102  f.),  auf  bcn  man  fo  grofee  Hoffnungen  gefegt  l^abe,  bie  bann 
get&ufc^t  würben,  mit  bem  Säauetnaufrul^r  in  ^etbinbung  bringt. 
^nlid^eS  fönnte  je^t  toieber  eintreten,  menn  man  ,,bie  @aiten  ju 
fel^r  fpanne  unb  baS  »iflig  ^fetb  ju  fcl^t  reiten  »firbe*'.  SBol^l, 
ju  SBormS  ^abe  ber  »aifer  Rarl,  ba5  eblc  SSlut,  tljun  muffen, 
wa^  feine  Gegner  gemoQt:  bort  l^obe  man  feine  Seigre  oerbammt, 
biefelbe  Seigre  l^abe  man  je^t  t)ielfa(l^  i^eimli^  angenommen.  ®r 
ertennt  an,  ba{(  man  je^t  loieber  prebige,  baS  l^abe  man  Don  il^m 
gelernt:  „®ure  $rebiger  ^tten  ni(^t$  ju  prebigen,  oo  bed  8ut|erd 
©öc^er  ni^t  tofiren.''  »uf  bem  SRurnberger  *Jei(^5tage  Ratten  bie 
gürten  felbft  bie  ffiormfer  »efd^lüffe  dnbem  muffen,  um  nic^t  mit 
Sanb  unb  Seuten  in  (Sefal^r  ju  tommen.  SaS  foU  il^nen  jur 
SRal^nung  gefagt  fein,  bamit  fie  nic^t  auf  il^rem  Xro^en  unb  $o(^en 
bel^arren,  —  benn  ber  SRfirt^rergeift  lebt  nod^,  ber  ift  mächtiger 
unb  geffil^rlic^er,  al§  man  glaube. 

92o(^  neuerbingS  mieber  l^atte  (Set,  ben  er  aQerbing^  nid^t  er= 
mä^nt,  il^n  unb  bie  ©einen  beS  Sufrul^r^  befd^ulbigt.  Sem  gegen^: 
über  beruft  er  fid&  barauf,  »ie  er  gegen  bie  8lottengeifler  ju  aflen 
Seiten  l^eftiger  aufgetreten  fei  al§  gegen  ben  ^apft,  »eS^alb  jene 
il^m  au(^  Diel  mel^r  jürnten  atö  ben  9i8mem.  Qvl  Sßprm^  l^ätte  ber 
beutfd^e  Slbel  bem  ftaifer  bei  400  Sefd^merben  vorgetragen  unb 
offen  ertl&rt,  menn  fte  nid^t  abgefd^afft  mürben,  fo  tooOten  fie  e^ 
felbft  tl^un.  ©0  wfire  ed  auc^  getommen,  menn  er  nic^t  bcn 
Seuten  fein  geleiert,  griebe  ju  leiten  unb  ber  Dbrigteit  ju  ge= 
l^ord^en.  Unb  nun  foüc  feine  Seigre  ben  Äufruljr  l^erbeigefü^rt 
l^ben!  Anfang«  l^fitten  gerabe  bie  Sifd^öfe  fic^  gefreut,  bafe  ber 
i^rannei  bed  ^apfteS  burc^  ben  Eingriff  auf  ben  Äblafe  ein  wenig 
gefteuert  würbe,  er  l^abe  aud^  nod^  feinen  ©ifc^of  ober  ^farrl^erm 
barüber  weinen  l^ören,  ba%  fie  bie  SRönc^e  lodgeworben,  unb  feiner 
ber  in  Sugdburg  ^erfammelten  möchte  wieber  fold^e  ^SS^anjen  in 
feinem  ^elj"  l^aben.  „©,  eö  geffillet  il^nen  ju  wol^l,  bafe  bie 
92dn(^e  l^erunter  fmb  unb  bamit  bem  Zapfte  fd^ier   eine  ganje 


:382  ^Qcnna^nntig  an  bie  ^ü^idfta.** 

Oanb  ab  ift,  unb  wijfend  bo(§  bem  8ut^  feinen  f)an{,  befjeti 
^el^re  fie  fo  I^Ud^  brau(^en  in  bicfem  ^tüd."  Wkx  man  ^t 
jc^on  Detgeffen,  mie  ed  el^bem  geftanben.  Saturn  miQ  et  ,bie 
alten  Satoen  ^etfutjiel^en  unb  ben  ®eiftli(^n  t^te  Detgeffene 
luflenb  füt  bie  »uflen  fteUen",  bamit  fie  »iebet  batan  gebentai. 
Unb  fo  l^e6t  et  benn  an,  mit  bem  96la|unfus  beginnenb,  aM 
bad  no(^  einmal  ans  Si^t  ju  fteQen,  »ogegen  ftd^  feine  ^tebigt 
gerid^tet  l^at,  ben  Wa^,  baS  ganje  S3u{)-  unb  Seid^tmefen,  ffiinlet 
unb  ffaufmeffen,  ben  Unfug  bei  bet  ^^etl^fingung  beS  Säanne^  u.  a. 
"Dann  fteUt  et  bie  @tfi(te,  bie  in  bet  ^tiftli^en  SKtd^e  getrieben 
«erben  mußten,  unb  batum  bei  ben  (Soangelifc^en  fi(^  ftnben,  unb 
bie  @tu(fe  in  bet  ..gleif^enben  ftitd^e"  einanbet  gegenfibet.  Scn 
®egnetn  mutbe  nid^tä  erfpatt,  aQed  »utbe  l^etDotgejogen,  befonberS 
<iu(^  bie  fd^einl^eiiige  SSetlfiftetung  bed  Q^^ebunbeS.  ,2ln  (Summa, 
»it  unb  il^t  miffet,  ba{)  i^t  ol^ne  (Sottet  SSott  (ebet,  mit  aber 
4BotteS  SBott  l^aben.  ®atum  ift  unfet  l^öd^fteS  Segelten  unb 
bemfitigfte  Sitte,  il^t  moDet  (Sott  bie  (E^te  geben.  eu(^  ettennen, 
bü|en  unb  beffetn.  SBo  nid^t,  fo  nel^met  mic^  l^in:  lebe  xä),  jo 
bin  i(b  eute  ^eftilenj ;  ftetbe  id^,  fo  bin  i<^  euet  2:ob,  benn  @(ott 
^t  mid^  an  eud^  gel^c^t,  i^  mu{)  (mie  C^i'f^A  13,  7  fagt)  eu(t 
ein  ©fit  unb  ööme  fein  im  fflege  Äffut;  il^t  foHt  bod^  bor  meinem 
Flamen  leine  8lu^e  l^aben,  bi§  ba%  i^t  eud^  beffett,  obet  jugtunk 
^el^et." 

®a§  mat  Sut^etS  SugSburget  S3efenntniS.  ISs  lag  etwa^ 
SBal^teS  batin,  wenn  ein  Ulmet  in  feine  C^^mat  fd^rieb:  ,,SBenn 
"Du  ben  ganjen  Sutl^et  feigen  miOft,  muftt  Su  bit  biefe  @(^rift 
taufen/  Sie  mad^te  ungel^euteS  Süffelten  unb  an  ©cutli^Ieit 
tie{(  fie  nichts  ju  munfc^en  ubtig.  @S  mat  eine  gto{(e  S3u^tebigt 
Dott  fd^firfftet  «ngtiffe,  in  einem  Ion  gefd^rieben,  beffen  $MlJn|eit 
man  etft  t^otl  miitbigen  tann,  menn  man  ubetlegt,  ba|  fie  eben 
an  bie  Steid^SDetfammlung  getic^tet  mat.  £)b  fie  bem  grieben^ 
mett,  baS  man  üorl^atte,  fe^t  bienlid^  mat,  batubet  tonnte 
man  geteerte  Steifet  ^egen.  S^^enfaflS  badete  et  fid^  baSfelbe  cr= 
§eblid^  anbetd  atö  bie  äRe^tjal^l  betet,  bie  tl^atffid^lid^  baran  ju 
arbeiten  betufen  waten.  ®et  butd^gel^enbe  (Sebanle  ift  bet,  ba| 
bie  aitc§e  bet  ffioangelifd^en,   bie  jtd^  an  ®otte5  ffiott  §alt  unb 


batübet  leibet  —  unb  et  witft  bie  gtage  auf,  ob  bie  Süangeli? 
fd^en  ttid^t  DieUci^t  bie  ftitd^e  feien  —,  gat  nichts  bebutfe,  benn 
fie  l^t  afle$,  beffen  fie  bebatf.  (Ed  l^nbelt  fid&  nut  um  bie  ®egnet 
unb  il^te  SSeffetung.  ©ie  Süangelifd^en  finb  nic^t  me^t  bie  8itten= 
ben,  bie  atleS  bantbat  l^innebmen  muffen,  unb  et  t^etmal^tt  ftd^ 
für  ben  gall,  ia^  man  auf  bem  Sieid^Stag  etwa§  nad&laffe,  gegen 
ben  ®ebanten,  bag  butd^  fcld^eS  ,,9!a(^laffen  nun  ted^t  metbe,  ma$ 
Dotl^er  unted^t  gemefen.  3?ein,  i^x  foHt  un§  öiel  ju  getinge  baju 
jcin,  bafe  in  eutet  aBiWut  unb  SRac^t  flel^en  foUte,  mann  unb 
mte  lange  ®ott  mal^tl^ftig  obet  ein  Sugnet,  mann  cbet  mie  lange 

fein  aSott  tec^t  obet  unted^t  fein  foUe ,  fonbetn  »ii  motten'^ 

€ud^  butd^  ®otte^  äßott  abgejmungen  unb  aU  ben  luftetnen  93et:: 
folgetn  unb  SRötbetn  abgejagt  l^ben,  ba|  il^t  eud^  bot  ®ott  be= 
mutigt*.  Unb  fc^dtfet  unb  öetnid^tenbet  tonnte  et  ben  innetn 
<3egenfa^  nid^t  aufbedfen,  atö  menn  et  ben  tömifc^en  JBifd^öfen  \>m 
|$tieben§t)otf(^lag  mad^te,  fie  foQten  adeS  ba§  bel^lten,  motauf  fie 
SBett  legten,  bie  6in(ünfte,  bie  äufeete  @l^te,  il^t  pitfUic^  Seben  unb 
äBefen,  aud^  bie  bifd^öflid^e  S^tiSbiftion,  mofetn  man  ben  Süan^ 
gelifc^en  nut  geftattc,  untet  il^nen  bem  SSolIe,  ha^  ftomm  ju  fein 
bege^te,  ia^  @Dangelium  ftei  )u  üettiinben. 

Sßiemanb  lonnte  bicfet  ©d^tift,  bie  ?lnfang  3wni  etfd^ien  unb 
beten  93etlauf  in  ^ug^butg  butd^  faifetlic^en  8efel^l  t)etboten  mutbe, 
anmetfen,  ba^  Sutl^et  fie  jum  2:eil  untet  fd^meten  törpetlid^en 
Reiben  gefd&ticben.  S3alb  nac^  feinet  änlunft  Ilagte  et  übet  eine 
offene  SBunbe  am  ©dientet  unb  münfd^te  ben  Stat  beS  (utfutftlic^en 
^cibatjte^.  S3ebenllid&et  mat  ein  anbetet  Seiben,  melc^eS  mol^l 
jum  Zeil  tro^  gtd^tet  äRä^igteit  butd^  bie  Detdnbette  SebenSmeife 
l^etbeigefül^tt  mutbe,  ftatfet  Slutanbtang  nac^  bem  ftopfe,  Det= 
bunben  mit  futc^tbatem  Saufen,  ba^  il^n  jmang,  eine  3rit  lang 
bie  ^tbeit  ganj  aufjugeben.  (&xn  paar  Siage  tonnte  et  feinen 
SBud^ftaben  anfeilen  unb  gab  fid^  batubet  l)zn  ttübften  ®ebanfen 
j^in.  (St  meinte  alle  geiftige  ftraft  fc^minben  ju  feigen.  „(&^  mill*$ 
ni(^t  mel^t  tl^un,  bie  3al^e  tteten  ^ins«.''  ©ic  angemanbten  SKittel 
linbetten  bie  Slnffifle,  j»bcn  5J;umult  be§  ftopfeö",  abet  et  bebutfte 
langete  3^it  bet  ©d^onung,  %n  einem  lutjen  83tiefe  an  3Räani)^ 
ll^pn  fd^tieb  et  einn^al:  oiet.  2:age,  unb  bie  eigene  C^inffiUigteit  bet^ 

StoXbt,  «utl^er.  u.  22 


884    ^2)aS  f^  Confitaiiiiil''    ^Inf  baS  e^teicn  etfi^ec  «o^tpot." 

anla{(te  il^n,  cd  SRelanc^tl^on  bringenb  anS  C>^j  ju  legen,  fein      i 
„Mxjfct^f^"  ju  fc^onen:  „(Sott  bienet  man  au(^  burc^  92i(^t^t]^ttn, 
ja  fogat  but(^  ni(^td  mel^t  atö  butd^  SJid^t^tl^un.'' 

(Bani  mfifctg  tonnte  er  bod^  nid^t  fein.  Erlaubte  tl^m  ba4 
$to))tmel^  ni(^t,  bei  bet  f(^ioeten  Sbbdt  ber  $ro))^tenüberfe|ung 
ju  bleiben,  fo  ettl&rte  er  feinem  gc^mulud  SHetri(^  feinen  geliebten 
$falter.  3)ad  »ar  immer  fein  £roftbu(^  unb  fodte  eS  auc^  an= 
t>ttn  »erben ;  unb  gerabe  mfil^rcnb  er  fo  oiel  5U  leiben  ^tte,  griff 
er  JU  feinem  Sieblingdpfalm,  bem  l^lid^en  Sob=  unb  5DanDieD 
$falm  118,  unb  f^rieb  eine  audful^rlic^e  Auslegung  beSfelben,  bie 
er  nac^  bem  Anfang  bed  lateinifd^en  Xejcted  „bad  fc^dn  (Son= 
fitemini''  nennt.  (Sr  nennt  \ffn  au(^  „feinen  ^falmen'*,  ba  er 
il^m  aud  manchen  grof^en  92dten  gel^olfen,  »0  niemanb  ju  l^elfen 
oermoc^te.  Unb  fic^  felbft  jum  2:rofte  unb  jur  Stal^nung  fd^rieb 
er  in  feinem  Sii^i^^  alter  §2a(^ri(bt  jufolge  ben  17.  S3erd  inla= 
teinifd^er  @pra^e  an  bieSanb:  „34  ^^^^  nid^t  fterben,  fonbem 
leben  unb  bed  ^zwx  SS^ort  Derfünbigen.''  ^n  berfelben  Seife 
wie  im  „Sonfitemini"  oerfprac^  er  noc^  anbere  ©tfide  be^  $iaU  | 
terd  mit  feinen  (Sebanfen  baruber  audgel^en  ju  laffen.  S)o(6  er= 
fd^ien  wdl^renb  beS  ßoburger  Hufentl^lte^  nur  eine  praltifd^e  Hu^ 
legung  be§  turjen  117.  $falmd,  rid^tiger  ein  gebantenteid^er  @et=  j 
mon,  ber  fic^  an  bie  SS^orte  bedfelben  anlel^nt. 

Unterbefjen  maren  bie  ^apiften  ni^t  mu|ig.    SB&l^renb  8ut^ 
fem  bleiben  mu|te,  ftrdmten  feine  litterarifd^en  (Segner  in  l^en 
^ufen  l^bei  unb  fuc^ten  einftaeilen  ©timmung  5U  mad^en.    SSor 
lurjem  maren  oon  unberufener  $Kinb  bie  ®d^maba(^er  Sirtilel  al§ 
„ßutl^erS  SelenntniS  auf  ben  jefeigen  Äeic^ötag''  im  ©rudf  au^     | 
gegeben  morben.    Stonrab  Simpina  aud  ^antfurt  a.  b.  D.,  ber 
alte  (Segner  Sutl^erS,  ber  im  (Sefolge  beS  Sranbenburger  ftutfurften 
erf^ienen  mar,  furd^tete  ben  guten  ^inbrudC  berfelben,  moUte  auc^     \ 
ber  SReinung  entgegentreten,  al5  fei  bie^  bie  ganje  ßel^rc  Sutl^i 
S>ed^tb  fc^rieb  er  mit  brei  anbem  Xl^eologen  einen  an  ben  ftut:: 
fürften  ^oad^im  gerid^teten  „Sl^riftlid^en  Unterricht  gegen  bie  ^     \ 
{enntnid  91.  Sutl^erS''.    Sutl^er  antwortete  barauf  mit  bem  @d^rift= 
(^en:    „%uf  baS  ©(freien   etlicher  $apiften  übet   bie 
fiebenjel^n  Srtilet",  in  bem  er  jje^t  felbft  bie  fiebje^n  Krtitel 


(S(19  angriff.    2)te  Sbfaflttng  be9  ^etenntniflc«.  385 

veröffentlichte,  gut  bie  Siömer,  etßörtc  er,  feien  fie  nid^t  beflimmt, 
für  pe  l^tte  er  nur  SJcrad^tung,  —  man  muffe  bie  perlen  nic^t 
üor  bie  @fiue  merfen.  ®obei  bejeugte  er  »ieber  feine  SSerel^rung 
für  ben  frommen  guten  ftaifer  ftarl,  ber  »ie  ein  unfd^ulbigeö 
Sfimmlein  iwifd^en  fold^en  ©fiuen  unb  C>unben,  ja  jwifd^en  2;eu= 
fein  fifee. 

Sichtiger  aU  bie  Singriffe  Sßimpina^  aar  ein  Eingriff  i&d^. 
3)en  eitlen  SRenfd^en  gelüftete  e^  »ieber  nad^  einer  ©iöputation. 
„Unter  bem  ©d^ufte  be§  ^cxtn  3^fu  unb  ber  3Raria"  liefe  er  eine 
©d^rift  erfd&einen,  in  »el^er  er  404  Ärtilel  aus  ben  ©d^riften 
bcrer  jufammenfteHte,  „bie  ben  griebcn  ber  ftird^e  flören".  8luf 
gleid^e  Sinie  fteOte  er  ba  Sutl^er,  äReland^tl^on,  S^ii^S^i  init  Seuten 
U)ie  Starlftabt  unb  fold^en  rabilalen  ©d^mfirmem  mie  S)ent  unb  C>ttb= 
me^er,  unb  fud^te  barsutl^un,  mie  burc^  fie  nur  bie  Ifingft  verurteilten 
ffe^ereien  erneuert  mürben.  S^gleid^  erbot  er  fid^  in  einem  Säriefe 
an  ben  ftaifer,  über  biefe  ^rtilel  in  Augsburg  bor  ftaifer  unb  Keid^ 
)u  bid))utieren.  SBefentlic^  um  biefem  n®\\tc**  entgegenjutreten, 
entfd^lof)  fid^  SReland^tl^on  al§balb  na<^  feiner  Snfunft  in  ^ug^ 
bürg,  ber  für  i^n  8leid§5tag  beabfi^tigten  „^})ologie''  burd^  8uf= 
nal^me  bon  tlrtifeln  über  ben  Glauben,  mobei  er  bie  ©d^toabad^er 
Slrtifel  jugrunbe  legte,  oielmel^r  ben  Sl^rafter  eines  „S3etennt= 
niffeS''  }u  geben.  ®ie  Arbeit  ging  il^m  rafd^  öon  ber  ^anb.  8?od^ 
wenigen  klagen  mar  fie  fo  meit  gebiel^en,  bafe  fte  an  Sutl^er  jur 
SSegutad^tung  gefc^idCt  merben  tonnte.  „S)tt  mirft  na^  Seinem 
(Seifte  über  baS  ganje  ©d^riftftüdC  befinben"",  fc^rieb  Sleland^tl^on 
baju.  ©er  Äurfürft,  ber  bie  ©enbung  am  11.  SRai  an  Sutljer 
a^el^en  liefe,  münf^te,  er  möge  bie  tlrtitel  überfeinen  unb  etmaige 
SlbfinberungSborfd^lfige  am  Staube  baneben  berjeid^nen.  ©d^on  am 
15.  9lai  fd^idfte  fie  Sutl^er  jurüdC  unb  bemerlte  baju:  „^if  ^ab 
SR.  ^^ilippfen  «pologie  uberlefen,  bie  gefäCet  mir  fafl  („fel^r'') 
»ol^l  unb  toeife  nid^tS  baran  }u  beffem  no(^  ju  finbem,  mürbe  ft(^ 
au(^  nid^t  fd^idfen,  benn  id^  fo  leife  ni(^t  treten  lann.  Sl^riftttS 
unfer  ^err  l^lfe,  bafe  fie  biel  unb  grofee  ^d^t  fd^ffe,  toie  mir 
hoffen  unb  bitten.''  3n  ber  9nft>ielung  auf  SRelanc^tl^ond  betannte 
Steigung,  nirgenbs  anjuftofeen,  unb  fein  eigenes  Unbermögen,  gleid^ 
milbe  formen  ju  m&l^len,  Uingt  eine  leife  ^tonie  burd^.    Slid^tS^ 


886  Scrf^^ScfittiA  bet  (^cafSte- 

beftotoenigei  tPoDte  et  Mmit  feine  Dodfifinbige  S^ftimmuttg  an§= 
gebtudft  ^ben.  (Stntge  Heine  9lanbbemetfungen,  bie  er  nad^  eittei 
fpfiteten  92oti)  bod^  angebrat^t  ju  l^ben  fd^int,  »oten  »ol^l  faum 
ettodl^nendtpett. 

man  bad  beutf(^  unb  tateinif^  iuglei<^  gefd^tiebene  93etennt= 
nid  vm  Ifingfi  noc^  nidtit  fertig.  @e]^r  toic^tige  $untte  fel^Uen  nod^, 
über  anbered,  »ie  baS  ober  jene«  ju  f äffen,  »ie  man  ba$  (Sanje 
einleiten,  welt^e  ))rattifd^e  g^'^^^^i^S^  ^^^  f^^^^  ^otLt,  tourbe 
no(^  beratfc^lagt,  unb  in  Slnbetra^t  ber  poUtifd^en  Sßid^ttgleit  mx 
ed  natürlid^,  ba{)  auc^  bie  n)eltli(^en  Kfite,  namentlid^  bet  ftanjler 
Srudf,  ein  gemid^tiged  Sßort  mitrebeten.  SRelanc^tl^on  fanb,  ba| 
man  bie  Srtilel  ben  SSerl^ltniffen  anpaffen  mfiffe. 

Unb  bie  anfangt  fo  guten  9udftd^ten  »utben  immer  trüber. 
(Sin  gurft  nad^  bem  anbem  traf  in  Sugdburg  ein,  nur  bet  ftaifei 
jSgerte.  Xömifc^  gefinnte  dürften  mte  (Seorg  bon  ©ad^fen  unb 
Soac^im  bon  Säranbenburg  beeilten  fi^  bemfelben  entgegenjureifen. 
,,Dort  wirb  über  unfere  Röpfe  0iei^Stag  geleiten",  f<^ricb  SRe= 
lanc^tl^on.  Unb  mad  an  iSerüd^ten  Don  bem  Iaiferli(^en  ^o^Uiict 
nad^  ^ugdburg  brang,  lie{(  ni(^td  ®uted  ermarten.  ^n  bet  @tabt 
felbft  oerfc^arften  fic^  bie  ®egenf&^e.  (5s  {am  bor,  \>a%  ben  (Se= 
fanbten  bie  an  il^ren  ^tihtv^cn  angebrad^ten  SBappen  abgeriffen 
mürben,  fo  aud^  ben  ©trafjburgem,  bie  ben  Pfaffen  bie  @4u(b 
jufc^oben.  ^n  ber  einen  ititd^t  l^ielt  man  bie  äReffe  unb  bonnertc 
gegen  bie  fte^er,  in  ber  anbem  marb  baS  (Eoangelium  gegen  bie 
$aptften  geprebigt,  aber  nic^t  nur  bad,  aud^  bie  ®oangelifd^en  be= 
fel^beten  ftd^  untereinanber  auf  bad  l^eftigfte.  Sltö  ber  fd^on  frul^ 
ermdl^nte  SlugSburger  ^rebiger  SRic^ael  fteOer  bei  ben  Satfugern 
unter  grofeem  ^nlau^  beö  SSolfcS  über  ba«  «benbmal^l  im  ©innc 
ßtoinglid  geprebigt  l^atte,  prebigte  ^o^.  Slgricola  atöbalb  auf^ 
fd^ärffte  bagegen.  ©ei  einer  ^rebigt  be«  ®rl^rb  ©d^nepf,  ben  ber 
fianbgraf  mitgebracht  l^tte,  oerlie^  bie  SRenge  unmiQig  bie  ftird|e, 
als  er  ben  C)anbcl  mit  3w>iwgli  ermähnte.  3a!ob  ©türm  bon  ©trafe= 
bürg  l^atte  nid^t  fo  unrecht,  wenn  er  besorgte,  „fold^e  jmiefpaltigc 
^rebigt  »erbe  bem  c^riftlid^en  C>flnbel  wenig  förberlic^  fein  unb 
bem  ©egenteil  öiel  ^tt^in  gewinnen". 

93ergebenS  fud^te  ber  Sanbgraf  biefem  treiben  (Sinl^tt  ju  tfymi. 


attgtrouen  unter  ben  (SioangeUf(^en.    ©at^fen  unb  bet  fiaifet.     387 

SRait  traute  tl^m  fel6ft  nid^t.  ®te  9(ütn6erget  tooQten  beobad^tet 
l^ben,  baf)  er  }utud(^altcnb  fei  unb  mit  bem  „©ac^fen"  nid^t 
fonberlid^  ftänbe.  ®a  e$  itac^  mittenbetgifc^em  Spanen  feftftanb, 
ba{(  man  mit  niemanbem  politifd^  sufammengel^en  ffinne,  ber  itgenb^ 
K>ic  in  ber  Seigre  ab»eid^e,  \o  war  eö  Aar,  bafe  er  ju  S^i^^gli 
neigte,  aU  er  mit  ben  ©traPurgern  ben  (Sebanfen  bertrat,  baf( 
bem  9teid^§tag  nid^t  ffi\tt^t,  über  fird^Iid^e  Slngelegenl^eiten  ju  be- 
fd^lie|en,  unb  auSgefprod^enermagen,  um  ben  ^anbel  in  bie  Sänge 
ju  jiel^en,  auf  ber  gorberung  eine^  ftonjiU  beftanb.  ©arüber 
l^enfd^te  gro|e  Aufregung  unter  ben  ffic^fifc^en  Sl^eologen.  ^an 
ad^tete  auf  jjebe  feiner  ^u^erungen,  ob  fie  nid^t  DieQeid^t  itoin^^ 
liam\ö)  ju  beuten  fei,  unb  eS  gel^örte  ju  ben  taglid^en  Sorgen 
5Kelan(^tl^ong,  ia^  ber  ßanbgraf,  „ber  SRacebonier",  ber  ,,än= 
tiod^u«",  abfallen  ober  fonft  etmaS  2;i^öri(^te5  beginnen  lönnte.  9?a(^= 
bem  er  il^n  fd^on  felbft  gen^arnt  unb  aud^  SBrenj  Don  @d^mfibifd^- 
^ad  baju  Deranlaf^t  l^atte,  mu|te  aud^  gütiger  beSl^lb  nod^  ein 
©d^reiben  an  il^n  richten.  2ieft  man  be§  Sanbgrafen  Antwort  an 
SReland^tl^on  über  bie  $f(id^t  beS  Suf^^i^^nS^'^^nS  aud^  mit  im 
3trenben,  fo  fann  man  nur  fagen,  c^  mar  ein  Ungludf  für  bie 
®ac6e  ber  Sieformation,  bafe  bie  SBittenberger  in  il^rer  Sinfalt  fo 
toenig  aSerftänbni^  für  bie  politifd^en  SJerl^ltniffe  l^atten. 

8lber  baran  liefe  fid^  nichts  änbern.  3Ran  fnüpfte  fci(^fifd^er= 
fcits  fogar  ©eparatberl^nblungen  mit  bem  ftaifer  an,  bie  freiließ 
erfolglos  blieben.  @o  l^eimlid^  al§  möglich,  aber  boc^  fo,  bafe  bie 
mad^famen  ©trafeburger  fpäter  baoon  erful^ren,  l^attc  ber  ^urfürft 
aUbalb  nac^  feiner  Sniunft  in  Slugdburg  bem  ftaifer  ein  ®laubenS- 
befenntnis  burc^  feinen  ®efanbten  ^anS  Don  Sol^ig  überreid^en 
laffen.  @$  enthielt  fc^merlid^  mel^r  aU  bie  ©d^toabad^er  Slrtilel 
unb  follte  mo^l  baju  bienen,  ben  @inbrud(  ber  (Sdffc^en  SSerleum^: 
bungen  abjufd^mac^en,  i^ielleic^t  aber  aud^  bon  neuem  bie  entfd^ie= 
benfte  ®egnerfd^aft  gegen  bie  ©aframentierer  bezeugen,  benn  barauf 
legte  man  ben  l^öc^ften  SBert.  »ber  ber  ftaifer  nai&m  bie  Ärtifel 
wie  bie  fonftige  SBerbung  be§  ®efanbten  jiemlic^  ungnfibig  auf. 
92it  Seftimmtl^eit  forberte  er  bie  Sbftetlung  ber  et^angelifc^en  $res 
bigt  »äl^renb  beS  Sfleid^dtag^,  nac^bem  ,,ber  Irrtum  beS  ®tauben^ 
burd^  Auslegung  ber  ©c^rift  fo  befd^merlid^  gemorben''.    ©o  be= 


8S8  ^MtigtiMtbot    Ungcbulb  b€r  gfir^. 

tit^tete  bet  ffic^fif^  (Befanbte  fc^on  am  8.  SRai  au^  ^nn^brud. 
9Relan(^tl^on  fanb,  baf)  bied  bei  einjig  mögUc^e  SBeg  fei,  bie  fo 
unbequemen  ^tebiget  bet  3tt)ingUanet  (o^iumetben,  meinte  am^, 
baf(  man  in  bed  ftaifetd  ®tabt  fi(^  be$  StatfetS  SBiOen  fugen 
muffe.  Wkx  nac^bem  man  auf  stoei  Steid^^tagen  bie  eDangelifd^e 
$tebigt  butd^efe|t  l^tte,  moQte  ^(^  bet  alte  ftutfütft  nic^t  baDon 
abbtingen  laffen,  au^  bann  ni(|t,  atö  Sutl^et  fic^  auf  feine  Sn= 
frage  in  bemfelben  @inne  »ie  äRelani^tl^on  gefiuf)ett  l^tte.  Sextette 
moQte  übrigens  »tffen,  baf)  ft(^  in  bed  ftaiferS  Umgebung  gmäerlä 
äReinungen  geltenb  machten,  unb  baf(  bet  faifetlid^e  ®ro{ifan5ler, 
SRercutinud  (Battinara,  unter  {)inmeis  auf  ben  getingen  Stfolg  beS 
SBotmfer  (SbiftS  für  eine  frieblii^e  Sel^anblung  ber  S)inge  im 
@inne  bed  faiferlid^en  ^uöfc^reibend  eintrat.  S)arauf  ftü^te  et 
feine  C^^ffnung.  S)aneben  qufitte  i^n  bie  @orgc,  bajs  bie  ®egner, 
um  3^it  ju  gewinnen,  eine  SSerl^nblung  über  bie  9leligu)nSfa(|c 
überl^aupt  oerl^inbern  mürben.  %(le§  fd^ien  ungen}i|.  Sutl^r 
triftete  feinen  Shirfürften,  inbem  er  auf  bie  groge  ®nabe  (Sottet 
l^inmicg,  ber  fein  SBort  fo  reid^lic^  »ie  fonft  nirgenbS  in  feinem 
Sanbe  mo^nen  Ite^e,  unb  jugleii^  an  baS  ®ebet  ber  Dielen  ^0m= 
men  in  ber  ^eimat,  namentlich  ber  jungen  Stinber,  erinnerte,  ba^ 
nid^t  K7ergeblid|  fein  merbe. 

3nä»if(^en  ful^rte  jebcr  Sag  neue  gürflen  ober  ®efanbte  in 
bie  @tabt,  in  ber  bie  Lebensmittel  bereits  fe§r  teuer  geioorben 
»aren.  9htr  ber  ftaifer  (am  no(^  immer  nic^t.  S)ie  dürften  cer^ 
trieben  fid^  bie  Qdt,  fo  gut  fie  tonnten.  3^  ber  Siegel  tarnen  bie 
dürften,  namentlich  bie  eoangelifd^en,  beS  SbenbS  in  bem  fd^dnen 
harten  $eter  {)anoIbS  jufammen.  S)ort  trieb  man  allerlei  $hiri= 
weil,  fd^ofe  um  jinnerne  unb  filberne  Rannen  ober  „um  ein  ®e= 
»anb''. 

3laä)  unb  nad^  mürbe  man  aber  bod^  ungebulbig.  9littmo(^, 
ben  25.  SRai,  fd^idCten  bie  fturfurfien  eine  Sefd^merbe  bariiber,  ha^ 
man  fie  fo  lange  märten  liege,  an  ben  ftaifer.  S)iefer  lieg  feine 
balbige  Slnlunft  melben.  Unter  ber  O^nb  aber  erfuhr  man,  bag 
ber  ftaifcr  auf  bie  Sefd^merbe  geantwortet  l^abe,  maS  il^n  bie  Stur= 
fürften  angingen;  er  moQe  eS  mad^en,  mie  eS  il^m  red^t  todre. 
Slud^  mollte  man  mifjen,  bag  bie  ®eiftli(^en  in  beS  ftaiferS  Um= 


@titnmung  in  bet  @tabt.    8ttt^  er^Stt  toenig  9la6fn6ftm.      889 

^ebung  unb  anbete  ®egnei  bei  eDangelifd^en  @aä)c,  bie  üon  bem 
jal^lteic^en  Stfd^etnen  ber  eDangeltfc^en  ^^ürfien  unangenel^m  ü6et= 
tafelt  »aren,  ben  ftaifer  übcncben  moBten,  nic^t  el^er  nad^  aug5= 
bürg  ju  lommcn,  al^  bis  bie  ctoangetifc^e  ^rebigt  abgefteflt  märe. 
®aS  erregte  natürlich  grofeen  SJerbrufe,  fo  bafe  ber  Rurfürft  baöon 
iprad^,  l^eimjureiten,  wenn  ber  Rainer  bie  coangelifc^e  ^rebigt  nid&t 
^eftatten  mürbe. 

S(u(l^  unter  ben  bürgern  ber  @tabt  muc^S  baS  Unbel^agen  über 
ben  SSerlauf  ber  ®inge.  Um  bie  Drbnung  aufredet  ju  erl^alten, 
l^tte  ber  9lat  beS  92a(^tS  bie  Straften  burc^  Retten  abfperren 
laffen  unb  80  Rned^te  angeworben.  S)urd^  beibeS  fal^  fic^  ber 
Äaifer  befcbmcrt.  S)ie  Änec^te  mufeten  entlaffen  werben.  SSn  iljrer 
©tatt  liefe  ber  Raifer  auf  Roften  ber  ©tabt  neue  anwerben,  unter  benen 
nac^  ber  urjprünglic^en  Seftimmung  fein  Sutl^eraner  fein  foQte, 
tva^  aber  nic^t  burc^jufe^en  war,  weil  bie  ^auptleute  nic^t  barauf 
eingingen.  S)ie  Erregung  mufete  fteigen,  als  bie  fpanifc^en  gou= 
tiere  erfc^ienen  unb  fic^  wie  Ferren  in  ber  ©tabt  bewegten.  Unb 
]c  gefügiger  ber  8lat  würbe  unb,  was  fogar  bie  9?urnberger  eine 
^bef(^werli(^e  JBefc^eibenl^eit'  nannten,  in  bie  ^bftedung  ber  $rebigt 
billigen  wollte,  um  fo  weniger  e^teube  jeigte  bie  Sürgerfc^aft  an 
t)em  ganjen  9leic^Stage.  @S  war  befc^loffen  worben,  bafe  bie 
Sürgerfd^aft  ju  gufe  unb  }u  9iofe  bem  Raifer  entgegenjiel^cn  foDte. 
Se^t  war  wenig  Steigung  mel^r  baju  Dorl^anben.  92an  mufete  oon 
ig)aus  5u  $auS  fd^icfen,  um  anzufragen,  wer  baju  8uft  l^be. 

^on  aUebem  erful^r  Sutl^er,  ber,  wie  begreif lid^,  mit  ®pan= 
nung  ieber  92a(i^ri(^t  entgegenfa)^  unb  lange  bie  Hoffnung  nid^t  auf- 
gab, no(^  nachträglich  nac^  SlugSburg  gerufen  }u  werben,  auf 
bireltem  SBege  fo  gut  wie  nid^ts.  (Sr  ^tte  aOen  ®runb  ju  jürnen, 
als  bie  ^eunbe  in  SugSburg  il^n  einmal  brei  SBod^en  lang  ol^ne 
9Zad^ri(^t  liefeen.  ©elbft  ber  fc^reibfelige  g^iiaS,  ber  freilid^  über 
ber  Stenge  oon  fleinen  ®ef(^i^ten,  bie  er  ju  erjagten  wufete,  bie 
C^auptfac^e,  wie  eS  mit  ber  ©ad^e  ber  Soangelifc^en  unb  bem 
eüangelifd^en  SetenntniS  ftanb,  in  ber  Siegel  Dergafe,  liefe  nichts 
&on  fi(^  l^5ren.  Vergebens  fuc^ten  bie  ^ugSburger  bie  ©(^ulb  auf 
ungetreue  Soten  ju  fd^ieben.  Sutl^er  wies  il^nen  nac^,  bafe  fte 
tl^tfäd^lic^  nid^t  gefc^rieben  litten. 


840    2:db  Mit  9ntia$  QUem.    eticfO^er  Sexf^r  mit  bot  ednot. 

Sangtoeile  l^tte  et  aDetbingd  ni^t  gelabt.  @o6aIb  e$  mit 
feinem  fto))fteiben  beffet  getootben  nnit,  fe|te  et  fic^  miebet  an  bie 
$to))§etenfl6etfe|ung.  %u(^  erl^ielt  et,  tto|bem  man  feinen  Xufent= 
ialt  nac^  9l0gli(^teit  Det^mlic^t  ^tte,  fo  ^ufig  9efu<§e,  ba^  e$ 
il^m  iu  Diel  toutbe.  fim  5.  3unt  empfing  et  bie  92ad^n(^t  Don 
bem  Xobe  feinet  Satetd.  (St  ^tte  benfelben  lange  DotauSgefel^. 
@^on  am  15.  gebtuat  l^tte  et  bem  lange  Seibenben,  ben  et 
getn  mit  bet  äRuttet  in  fein  ^u^  aufgenommen  ^tte,  einen 
f(^5nen  Xtofibtief  gefc^tieben,  in  bem  et  ü^n  fut  Seben  unb  ®tei- 
ben  bem  ^cttn  empfiel^lt.  3^t  etfuQte  il^n  bie  ftunbe  Don  Dm 
Ableben  eined  ^folc^n  iBatetd'',  beffen  Siebe  unb  (^tjiel^ung  et  fo 
Diel  Detbante,  mit  tiefet  Xtauet.  %u(^  beffen  gebac^te  et  in  einem 
IBtiefe  an  SRelani^tl^on,  baf(  et  nun  atö  bet  altefte  Sutl^  in  bie 
(Stbfc^ft  beö  9lamend  ttete.  93ot  @(^metj  Detmoii^te  et  faunt  ju 
fc^teiben,  abet  et  bantte  ®ott,  ba^  et  ben  iBatet  M^  ^Si(^t  bet 
SBal^t^eit"  §atte  etleben  laffen  unb  baj;  biefet  im  Glauben  geftotben 
fei,  motubet  i^m  auc^  bet  ^tebiget  SRic^el  ßaeliuö  Seri(^t  etftattet. 
®n  3al^t  fpfitet,  am  30.  Suni  1531,  ftatb  auc^  feine  Wuttet. 

SRit  ben  Seinen  in  SBittenbetg  ftanb  et  im  engften  btieflic^n 
93etfel^t.  Seibet  finb  und  bie  Stiefe  feinet  ^au,  fut  bie  et  au^ 
Don  (Sobutg  aus  bei  ben  92utnbetget  ^eunben  alletlei  SBittf^ft^ 
gegenftänbe  befotgen  muffte,  mie  bie  meiften  bet  an  fie  geticbteten 
Detloten.  ^I^t  teilte  et  aOeS  mit,  »ad  et  etful^t,  fanbte  auc^bie 
empfangenen  Briefe  an  fte  meitet.  ®ine  gemiffe  Setu^igung  mat 
il^m,  bafe  einet  feinet  Xifc^gäfte,  bet  gwtift  ^etet  SBeflet  mit 
feinem  ©tubet  C)ietoni)mud  jum  Sd^ufte  bet  Seinen  in  fein  Det= 
einfamted  C>aud  gejogen  mat.  S)en  leiteten,  ben  Seiltet  feined 
@ol^ned  ^o^nned,  bet  fid^  Diel  mit  fd^metmütigen  Gebauten  plagte, 
fuc^te  et  mel^tfad^  mit  bem  SBotte  bet  @d^tift  unb  mit  (taftigem 
3ufptu(^  aufjutid^ten.  Unb  feinem  ©d^d^en  fc^idtte  bet  liebenbe 
93atet  folgenbed  Stiefc^en;  ba§  }u  ben  fd^dnften  ge§5tt,  bie  mit 
Don  il^m  befi^n: 

„(Snab  unb  gtiebe  in  @btifto,  mein  liebed  @5l^ni(^en.  '^ 
fe|e  getn,  ba|  S)u  »ol^l  letnefi  unb  fleißig  beteft.  2l^u  aifo, 
mein  @5l^ni(^en,  unb  fa^te  fott:  menn  id^  ^eim  tomme,  fo  mid 
id^  bit  ein  fd^ön  ^al^tmatft  mitbtingen.    ^^^^  meif)  einen  bubfd^^R 


Sutl^t  an  feinen  &i^rt  $an9.  841 

luftigen  ®atten,  ba  gelten  üiel  SKnbet  innen,  l^aben  gutbene  ÜScfUn 
an,  unb  lefen  f(^5ne  %fel  unter  ben  Sdumen,  unb  Sttnen,  9ix= 
f d^en,  Spilling  *)  unb  ^Paumen ;  fingen,  fpringen,  unb  finb  fcSf)- 
lid^;  l^aben  au(^  fc^dne  Heine  $fetbUn  mit  gülben  Säumen  unb 
filbetn  @5tteln.  Sa  ftagt  i(^  ben  äRann,  be^  bet  ®atten  ift: 
tDC%  bie  ftinber  mdten?  S)a  \pxa^  er:  e$  finb  bie  ftinbet,  bie 
gern  beten,  lernen  unb  fromm  finb.  S)a  fprad^  i^:  Sieber  SRann, 
i(^  l^be  aud^  einen  @ol^n,  l&eif(t  O^nfic^en  Sutl^er,  mSd^t  er  nid^t 
in  ben  harten  lommen,  baf)  er  aud^  folc^e  fc^öne  ttpfel  unb  Sirn 
effen  möchte,  unb  folc^e  Heine  $ferblin  reiten,  unb  mit  biefen  Rin= 
bern  fpielen?  S)a  fprad^  ber  SRann:  Sßenn  er  gern  betet,  lernet 
unb  fromm  ifi,  fo  foU  er  aud^  in  ben  harten  tommen,  Stppu^ 
unb  3<>ft  (bie  @dl^ne  äReland^t^on^  unb  3onad')  aud^,  unb  menn 
fie  alle  jufammentommen,  fo  merben  fie  aud^  pfeifen  unb  Rauten, 
Sauten  unb  äderte^  @aitenfpiel  l^aben,  aud^  tanjen  unb  mit  (leinen 
^tmbrfiften  fi^ie^en. 

„Unb  er  jeigt  mir  bort  eine  feine  SBiefe  im  ®arten,  jum 
Zanjen  jugeric^t,  ba  l^ingen  eitel  gulbene  pfeifen,  Rauten  unb 
feine  ftlberne  ^rmbrüfte.  ^ber  eS  mar  noc^  fru^e,  ba^  bie  ftinber 
no^  nic^t  geffen  litten:  barumb  tonnte  ic^  be$  2;anje$  ni(^t  er= 
l^arren,  unb  fprac^  ju  bem  SRann:  9ld^  lieber  $err,  i^  mtQ  flug^ 
^ingel^en,  unb  baS  aOe^  meinem  lieben  @5l^nlin  $)5nftd^en  fc^reiben, 
ba|  er  je  fleifeig  bete  unb  »o^l  lerne  unb  fromm  fet>,  auf  bafj  er 
aud^  in  biefen  harten  fomme;  aber  er  ^t  eine  SRul^me  Se^ne, 
bie  mu|  er  mitbringen.  S)a  fprac^  ber  SRann:  (Sd  foU  \a  fe^n,. 
gel^  l^in,  unb  fd^reibe  il^m  alfo. 

„S)arumb,  liebet  @9l^nlin  C>finfi(^en,  lerne  unb  bete  ja  getrofi, 
unb  fage  e^  Si))))u^  unb  Soften  au^,  ba|  fie  auc^  lernen  unb 
beten:  fo  merbet  il^r  mit  einanber  in  ben  ®arten  fommen. 

„^iemit  bi^  bem  allmächtigen  ®ott  befohlen,  unb  gru|e  äRul^men 
Seltnen,  unb  gieb  i^r  einen  $hif(  t)on  meinetmegen. 

„Anno  1530. 

©ein  lieber  SSater 

9Rartinu5  Sutl&er.* 

*)  (Eine  Srt  gelber  Pflaumen. 


842  2)ct  itdfer  in  SnsKutg.    @diic  gotbcntitgm  an  bic  ei».  ^ürftm, 

@o  tonnte  er  ali  ein  SKnb  mit  den  SKnbem  fc^etjen,  toa^enb 
bie  ffiettet  ftd^  über  il^m  infammen)o0en. 

%m  4.  3ttni  mar  ju  ^nndbrucf  ber  ®rof(fanjler  (Sattinaro, 
auf  ben  au(^  8ut^  grofje  C)offnun0en  gefegt  eines  t)(9|U(^en  XoUi 
geftorben.  Z>aiS  ourbe  Don  aQen  eoangelifi^  geftnnten  atö  ein 
firmerer  @(^lag  empfunben,  unb  mel^r  no(^  atö  frul^  fal^  man 
bem  Stommen  bed  ftaiferd  mit  @orge  entgegen.  (5nb(i(^  am 
15.  3uni  l^ielt  er  mit  aQem  $omp  feinen  (Sitijug  in  bie  ®tabt. 
SRit  gutem  Sebac^t  ^tte  man  ben  tag  oor  bem  ^onleic^nam^ 
feft  getodl^lt.  ftaum  mar  ber  ftaifer  in  ber  $falj  angetommen, 
atö  er  bie  fünf  et^angelif eben  prften:  ^o^m  t)on  @a(^fen,  @eorg 
K7on  Sranbenburg,  (Srnft  üon  Lüneburg,  ^l^ilip))  üon  ^cn  unb 
SBolfgang  oon  Sn^lt  in  fein  (Bemad^  entbot,  um  burd^  StSnig 
gerbinanb  bie  fofortige  llbfteOung  ber  eoangelifd^en  $rebigt  unb 
bie  Zeilnal^me  aw  ber  e^^onleic^namdprojeffion  ju  forbern.  Sie 
beiben  alten  ^ctttn  Don  ®a(^fen  unb  Sranbenburg  maren  baruba 
jo  befturjt,  ba^  fie  nic^t  }u  antmorten  magten.  S)a  nal^m  ber 
Sanbgraf  baS  SBort  unb  trat  für  bie  eüangelifd^e  ^rebigt  ein,  bie, 
mobon  ber  ftaifer  fi(^  überzeugen  I5nne,  nur  baS  SBort  ®otteS 
entl^ielte,  mie  ed  au(^  bie  alten  ftir(^enbfiter  aufgelegt  litten.  Sie 
entfc^iebene  Sprache  beS  jungen  SRanneS,  bie  gerbinanb  bem 
darüber  ins  granjdfifd^e  übertrug,  fc^ien  ben  Siaifer  unangenehm 
}u  übenafc^en.  9Ran  beobachtete,  mie  bad  fälble  ®efubt  fic^  im 
3orne  rdtete.  92ur  entfc^iebener  lieg  er  fein  Sege^ren  mieber^olen, 
aber  ebenfo  beftimmt  baten  bie  ^rften  fie  gnäbiglii^  bamit  ju 
oerfc^onen,  ba  es  miber  il^r  ®emiffen  fei,  il^m  golge  ju  leiften.  %S 
gcrbinanb  bemerfte,  ber  ftaifer  Wnne  bie  ^rebigt  nx^t  leiben,  rief 
ber  Sanbgraf  aus,  faiferlic^e  SRaieftfit  fei  fein  ^n  unb  äRäflec 
über  il^r  ©emiffen,  jja  ber  SKarfgraf  ®eorg  erttfirte,  fw^  e^er  ben 
fto))f  abfc^lagen  ju  laffen,  el^e  er  Don  (SotteS  SBort  abfidnbe,  mor= 
auf  ber  ftaifer  in  gebrod^enem  Seutfc^  erfd^rocfen  ermiberte:  „Sieber 
gfirft,  nic^t  Stopf  ab."  darüber  mar  eS  fpfit  gemorben,  ii  U^ 
92a(^tS;  eS  marS^it,  jur  SRa^ljeit  blafen  ju  laffen.  Sie  dürften 
erl^ielten  eine  grifi  jur  Überlegung.  @ie  mar  nid^t  lang:  fd^n 
frül^  um  6  U^r  foUten  fie  mieber  üor  bem  ftaifer  erf(^einen. 

Sie  Slufregung  über  biefe  erfte  Begegnung  mit  bem  ftaifer  mar 


ftonM)romig  in  bev  ^rebtgtftage.  343 

leine  geringe.  S)er  Sanbgraf  Itejs  bie  fRurnberger  (Sefanbten  nod^ 
aus  ben  ^Betten  Idolen,  bamit  fie  an  bei  ^Beratung  teilnel^men 
mdd^ten.  92an  befc^Iof},  ftanbl^aft  ju  bleiben,  »ebet  Don  bet  $re= 
bigt  ju  (äffen,  nod^  an  bet  ^tojeffion  teil^unel^men.  S)aS  mar 
bie  Sntoort,  bie  bet  SRarfgraf  am  anbetn  SRorgen  im  Siamen 
bet  übrigen  abgab,  »obei  man  aud^  batauf  aufmettfam  mad^te, 
in  welchem  SBibetfptud^  jene  gotbetungen  mit  bem  laifetlic^en 
SluSjc^teiben  ftänben.  ^Ue  ^iRal^nungen  maten  oetgeblic^.  @d^lie^ 
lid^  fotbette  bet  ttaifet  noc^  fc^riftlic^e  Angabe  bet  ®tunbe.  ®o 
ging  man  auSeinanbet.  Unb  ftdtfet  tonnte  bet  S^i^fP^lt  nid^t 
jutage  tteten,  als  babutd^,  ba|  bet  Staifet  unb  bie  Seinen  allein 
baS  l^ol^e  geft  feietn  mußten.  Dbmol^l  bet  9lat  Don  ^an^  ju 
O^uS  baju  l^atte  auffotbetn  laffen,  toax  bie  Beteiligung  Donfeiten 
bet  JBütgetf(^aft  eine  fel^t  fletne.  3Ran  mollte  gejal^lt  l^aben,  ba| 
nid^t  l^unbett  einl^eimifc^e  äRännet  unb  ^auen  mitgegangen  mfiten. 
Rein  ^anbmett  mar,  mie  fonft,  mit  feinet  Retje  oetttetcn. 

3n  bet  ^tebigtftage  fam  eS  nad^  Idngeten  SSetl^anblungen  ju 
einem  toa^tfc^einlic^  üon  SReland^tl^on  botgef(^lagenen  ftomptomijs, 
»onad^  aud^  ben  Slömetn  bie  ^tebigt  untetfagt  mutbe.  ®ie  (5üan= 
gelifd^en  gütften  gingen  nut  mit  fc^metem  ^tx^tn  batauf  ein,  unb 
ftd§ctli(^  »at  eS  ein  Sieg  bet  Slömet,  »el^e  ja  bie  ^tebigt  ent= 
bebten  tonnten,  ©o  fafjte  e§  auc^  bet  Äaifet  auf,  bet  mit  8e= 
ftiebigung  batübet  an  feine  ®emal^lin  betic^tetc.  3^^^wfallS  tiefen 
biefe  (gteigniffe  bei  Dielen  ©Dangelifc^en  eine  tiefe  9?iebetgefd^lagen= 
l^eit  l^etoot.  S)et  dngftlic^e  SRelanc^tl^on  betlot  batübet  alle  ^aU 
tung.  3"  betfelbcn  3rit,  in  bet  man  bie  leftte  fKinb  an  ia^  8e= 
lenntnis  legte,  nad^bem  bie  eoangelifc^en  e^ütften  fid^  bal^in  geeinigt 
l^atten,  eS  gemetnfam  bem  ftaifet  }u  übetteic^en,  aud^  bie  @tfibte 
9Zutnbetg  unb  Sleutlingen,  entgegen  bet  ftfil^ctcn  Abfielt,  eigene 
Setenntniffe  aufjuftellen,  fic^  ben  gfitften  angefd^loffen  l^atten,  begann 
er  aSetl^anblungen  auf  eigene  gauft.  @ofott  nac^  bem  ©nttcffen  beS 
RaifetS  fud^te  et  gü^lung  mit  ben  taifetlid^en  ©ettetäten  SotneliuS 
©d^eppet,  ben  et  bon  ftü^et  l^et  tannte,  unb  Älfonfo  be  SBalbej. 
®et  etfiete,  bet  jeben  @d^ein  eines  fi^inDetfifinbniffeS  }u  vetmeiben 
fuc^te,  beftfittte  nut  SRelanc^tl^onS  ©otge  unb  »at  übetl^aupt  fc^t 
jutüdf^oltenb.   SBeniget  bet  jmeite.   SBie  eS  fc^eint,  wutbe  eS  aRe= 


844  Ttdu^t^ciai  eonbcrDei^nblmigcit. 

Ian(^t^on  let^t  feine  fpanifc^nSßotfieattngen  üonberäluc^loftgfeit  und 
(Bottlojigteit  ber  etKingelifc^eii  8e^e  ju  berichtigen  unb  ii^n  }u  ü6er= 
teben,  baf)  ber  (Kinbel  (fingfi  nid^t  fo  fd^mterig  fei,  ate  man  am 
taiferlic^en  ^oft  ju  meinen  fi^eine.  d^  l^nble  fid^  mefentltc^  um 
beiberlei  (Befialt  M  @a(ramentd,  bie  $riejiere§e  unb  bie  Wo- 
fi^ffung  ber  (Sinjelmeffe  üonfeiten  ber  Sut^ifc^en.  S>ieS  berid^ 
tete  S&albe)  bem  ftaifer,  ber  i^on  bem  SBunfi^e  befeett,  toomdglii^ 
in  aDer  StiQe  ol^ne  „meitUlufiged  5[fentli(^e^  Sßerl^dr  unb  S)i^ 
putation''  eine  Einigung  ju  erzielen,  fofort  bie  SReinung  9{elan(^ 
t(on$  bem  ftarbinal  (Sampeggi  mitteilen  lief(.  Slu(^  biefer  fpra(| 
fi(^  nid^t  ungunftig  batüber  auiS,  menn  er  auc^  Don  ber  äLbHeOung 
ber  (Sinjelmeffe  nichts  miffen  moQte.  {)ierauf  erl^ielt  SZelanc^t^oa 
burc^  SBalbej  bom  ftaifer  ben  Auftrag,  „aufd  türjefte"  ein  93er= 
jeic^nid  ber  Streitpuntte  üorjulegen.  2)ad  mar  am  18.  ;^nl 
an  bemfelben  Xage  eröffnete  er  ben  92ümberger  ®efanbten  bie 
^ttdfic^t,  ba|  ed  ber  Übergabe  be^  umfänglichen  Setenntntffe^  üieU 
leidet  ni(^t  bebürfen  mürbe. 

@o  »eit  liegen  ed  aber  bie  ebangelifc^en  ®t&nbe  nid^t  tommen. 
2)iefe  gel^eimen  tlbmac^ungen ,  mit  benen  fie  ben  Kec^tSboben  be^ 
laiferli^en  SluSfc^reibenS  ju  berlieren  in  ®efal^r  maren,  maren 
ni(^t  in  i§rem  @inne.  S)er  92fimberger  Stat  erflarte,  man  mufje 
auf  ber  Übergabe  eines  iSetenntniffeS  in  beutfc^er  unb  lateinifc^er 
(Sprache  befielen.  Um  S)onnerdtag,  ben  23.,  nal^men  bie  t7or= 
erm&l^nten  eüangelifc^en  @tdnbe  mit  il^ren  9iaten  unb  X^eologen 
in  einer  legten  Sefung  bie  ftonfeffion  enbgfiUig  an. 

®ern  b^tte  SReland^t^on  auc^  bie  bifd^öfli^c  SuriSbiftion  ju= 
geftanben,  tonnte  bamit  aber  nic^t  burd^bringen.  Sie  Beteiligung 
Der  ©traj^burger  unb  anberer  Dberlfinber,  bie  nur  bebingungdmeife 
unterfc^reiben  moQten,  meil  fie  ben  Strtifel  t)om  ^benbmal^l,  bct 
il^re  lluffaffung  unjmeibeutig  Derbammte,  nic^t  annehmen  tonnten, 
mürbe  abgelel^nt.  @o  Diel  menigftend  l^atte  SRelanc^t^on,  ber  fort= 
mdl^renb^nfc^ldge  ber  3tDinglianer  fürchtete  unb  nad^  S'idglic^feit  gegen 
fie  (Stimmung  machte,  erreicht,  baf}  man  bie  äBittenberger  nic^t  mit 
jenen  jufammenmerfen  tonnte.  (Ss  mar  ein  2roft  für  i^n,  baj}  ber 
Sanbgraf  baS  SSefenntniS  unterfc^rieb,  menn  er  au(^  an  ber  %erbam= 
mung  ber  ßn^inglianer  ^nfiojs  nal^m.   %ber  er  l^atte  an  feiner  Arbeit 


(Sl^ralter  be8  HngSbutger  I9eemtttiti|{e8.  S45 

fcittc  greubc.  ^n  feinet  ÄngftUi^Ieit  toax  et  fogot  fo  »cit  ge^ 
gangen,  ben  taifetlic^en  @etret5i  oorl^er  baüon  (Sinftc^t  nehmen 
ju  laffen.  ©erfelbc  fanb  fic  Diel  ju  ,, bittet".  3^ftt  etteic^te  8Re= 
lanc^tl^onS  9!utlofig(eit  il^ten  l^dd^ften  ®tab.  93on  Sobutg  au^ 
jütnte  Sutl^et  in  bet  92etnung,  man  molle  il^m  etmad  @d^Ummed 
Detbetgen,  übet  ba^  lange  ©d^weigen  fo  fel^t,  ba|  et  bie  enbUc^  ein= 
gelaufenen  Stiefe  nic^t  lefen  »oQte,  l^iet  btol^te  bet  3i>tn  be$  ftaifetS. 
Untet  S^tfinen  f(^tieb  et  am  SRotgen  beS  25.  ^^ni  an  Sut^et, 
baf(  ba$  Selenntnid  an  bemfelben  2age  ubetgeben  metben  foQte. 
92o(^  bis  }um  legten  Sfugenblicfe  §atte  man  batan  geatbeitet, 
übrigens  ol^ne  ba|  babutci^  bie  ^atmonie  besfetben  gelitten  l^dtte. 
5E)ie  Sigenatt  beS  ©(^riftftucfed  ettlfitt  fi(^  aud  feinet  (Sntftel^ung. 
@S  ift  SSelenntniS  unb  Apologie  juglei^  baju  beftimmt,  bet  @a(^e 
beS  liebend  ju  bienen.  S)et  gan^e  etfte  2;eil,  bet  in  tutjen 
®£^  batubet  berid^tet,  toad  bei  ben  (Soangelifci^en  gelel^tt  mitb, 
gel^t  fid^tlid^  batauf  aud,  ju  jeigen,  mie  menig  man  oon  bet  t5mi= 
fc^en  SKtc^e  abmeiert  unb  »ie  ungeted^tfettigt  bie  Don  (Scf  beliebte 
SufammenfteQung  mit  Idngft  t^etutteilten  $(e^eteien  fei,  meSl^alb 
btefe  auSbtüdUid^  auc^  t^etmotfen  metben.  Dffenbat  ffidt  baS 
©c^metgetDic^t  auf  ben  jmeiten  %t\l,  bet  t^on  ben  SRif^btfiuc^en 
l^nbelt.  @t  gilt  bem  9{ad^meiS,  mie  man  um  beS  ®en)i{fenS 
willen  gett)i{fe  allgemein  empfunbene  9Rif}btfiu(^e  ^abe  abfd^affen 
muffen,  unb  babei  nic^t  nut  bie  l^eilige  @(^tift,  fonbetn  aud^  bie 
$tapS  bet  alten  SKtd[|e  unb  anettanntet  Stitc^enlel^tet  fut  fi(^ 
l^abe.  2to^  adet  Sefiimmtl^eit,  mit  bet  man  ben  eüangelifc^en 
®tanb))unft  begtiinbete,  unb  namentlich  immet  »iebet  gegen  aDeS 
eigene  93etbienfi  bie  Siec^tfettigung  auS  bem  (Stauben  betonte, 
tonnte  man  fid^  nid^t  tul^iget,  milbet  audbtudCen.  l3on  $olemi( 
»at  nid^t  bie  »ebe.  ©id^etlic^  »utbe  pc^  ßut^et  üiclfac^  anbete 
audgebtudtt  l^ben,  abet  Unlutl^etifc^eS  mat  nid^ts  barin.  gteili(^ 
lonnte  man  manches  Detmiffen,  maS  boc^  nid^t  blof(  in  bet  O^ft^ 
bed  ®efed^teS  ®egenftanb  beS  ©tteiteS  gemotben  »at.  S)a$  $ap^= 
tum  mutbe  fibetl^aupt  nic^t  etn}fi^nt,  mie  bie  ®ttaf(butget  fpfitet 
mit  ated^t  bemetiten,  „(aifetlic^et  äRajjeftdt  ju  (gefallen  unb  aus 
Utfac^en".  92ut  jmet  ©attamente,  2aufe  unb  ^benbmai^I,  mutben 
befptoiben,  batauS  tonnte  man  bie  Sßettoetfung  bet  übrigen  %&- 


SM  Scrbfnofl  M  «etmntniffcf . 

mif^en  @atramente  fc^liej^n,  audgefptfxl^en  toar  fie  m<^t.  fbii^ 
t>om  ^gefeuet  fd^toieg  man,  unb  bie  ,,ftlagen  über  ben  WAa^** 
»utben  nur  gefhäft.  Saetbingd  »oQte  man,  »ie  bet  (SpUog  aa^ 
bifidlic^  bcmerfte,  nur  bie  ^uptfac^en  l^orgel^oben  l^ben.  (Sine 
Dom  ftanjler  Oräcf  mit  oielem  ^ef^id  üerfaf^te  Einleitung  retapitu= 
lierte  bie  Steligionäüerl^nblungen  be^  legten  3a^r}el^nt$  unb  erbot 
ft(^  ju  ^rieben  unb  (Sintracbt  unb  enblic^  }ur  Serbanblung  auf 
einem  aQgemeinen  ftonjU,  aQed  aber  mit  C>inn>eid  auf  MS  taifer= 
lic^e  Sudf (^reiben  unter  ber  Sßoraudfe^ung,  baf)  bie  ®egen|)artei 
in  gleicher  SBeife  i^re  SReinung  jum  Sßortrag  bringen  »erbe. 

92ur  mit  SRul^  mar  f(l^lief(li(^  bie  öffentliche  Skrlefung  bd 
iBetenntniffed,  morauf  bie  $rotefianten  beftanben,  erreicht  toorben: 
ni(^t  jmar  im  üatl^uäfaate,  mo  bie  @i^ungen  ftattjafinben  pf[eg= 
ten,  aber  bod^  t)or  ftaifer  unb  9lei(^  in  einem  Derl^ltnidmaftig 
Ileineu  üaume  bed  bif(^dfli(^en  ^alafteS,  in  bem  ber  ftaifer  tool^nte, 
foUte  fie  i^or  fic^  ge^n.  2)ort  tarnen  bie  e^urften  unb  @t£nbe 
@onnabenb,  ben  25.  ^^ni,  nachmittags  3  Ul^r,  ^ufammen.  3loöt 
einmal  entfpann  fi(^  eine  Debatte  baruber,  ob  baS  beutft^e  obei 
baS  lateinif(^e  (Ejcemplar  jur  SSerlefung  tommen  folle.  ^{ad^  be^ 
alten  Sturförften  mannl^fter  (Erinnerung  baran,  bafi  man  auf 
beutj(^em  SSoben  fei,  entfd^ieb  man  fid^  für  bie  beutft^e  (Sprache. 
S)er  jüngere  ffic^fifc^e  ftanjler  Dr.  (Sfyx.  Se^er  trat  nun  ^ert>or  uni 
DerlaS  bad  SetenntniS.  SS  mfil^rte  gegen  jmei  @tunben,  aber  er  la§ 
fo  tlar  unb  beutlid^,  }>a%  man  au(^  im  ^ofe  jjebeS  Sßort  üerfianb. 

S)er  fi^inbrudC  ber  rul^tgen,  fclbfigemiffen  Sprache  mar  ein  übet 
(Srmarten  gfinftiger.  S)er  SFaifer,  ber  nad^  ben  einen  eifrig  juge= 
l^drt,  nai!^  anbem  mäl^renb  ber  SSerlefung  gefd^lafen  l^tte,  ]eben= 
falls  aber  nur  menig  t^erftanben  l^aben  lonnte,  oerfprad^  bie  @a(^ 
ernftli(^  in  Säebac^t  ju  nel^men  unb  entlief)  bie  eDangelifc^en  ©tanbc 
in  freunbli(^er  Sßeife.  S)er  Sifd^of  bon  SlugSburg,  Sl^riftopl^  Don 
@tabion,  äußerte,  fo  erj&l^lte  man  fic^,  baS  ®el^5rte  fei  bie  reine 
ebangelifd^e  SBa^rl^eit.  Sl^nlic^e  £uf(erungen  jirtulierten  Don  an= 
bereu  geifilid^en  SBärbentrfigem.  fbi^  fonftige  ®egner,  loie  ^etjog 
SBill^elm  bon  iBa^em  unb  ^nri(^  i^on  Sraunfd^meig,  fteQten  fi4 
mie  man  beobachtet  ^ben  moQte,  baraufl^in  freunbti^er.  @o  l^ii 
fi(^  benn  auc^  bie  Stimmung  ber  (Eoangelif(^en,  am  »enigßen  bei 


2nt^tt9  Stimmung.    @eine  Seife  jn  beten.'  847 

SRclanc^tl^on.  ^m  26.  3""^  ffl"i>tc  er  mit  einem  l^dd^ft  forgcn= 
üotien  ©riefe  eine  Äbfc^rift  be§  fettigen  S3etenntniffe#  an  SutJ^er: 
©d^on  früher  l^atte  ^onaS  einen  ^toftbrief  für  ben  gefingftigten 
äRetand^tl^on  Don  Sutl^er  erbeten.  SBie  gern  l^dtte  man  tl^n  jeQt 
^elbß  in  SlugSburg  gehabt! 

Unb  aud^  je^t  nod^  l^offte  er  bortl^in  gerufen  ju  toerben, 
badete  aud^  ^utpeilen  baran,  ungerufen  f^u  fommen.  ^n  biefen 
Xagen  ber  allgemeinen  @orge  mar  er  mutiger  a(^  je.  @r 
fül^lte  es  felbft,  wie  er  ftärfer  »urbe,  unb  »ie  ber  (Seift  ber 
Snfec^tung,  ber  il^n  gequält,  mol^l  burc^  baS  ®ebet  ber  ^eunbe 
gebro^en  fei.  ^x  na§m  bie  ®ac^e  ni(^t  leicht,  aber  er  l^atte 
^etne  eigene  ^rt,  fi(^  ju  trdften,  burc^  an^ttenbeS  ®ebet  unb 
93ertiefung  in  bie  einfad^ften  C^eilsmal^rl^eiten.  (Sr  griff  jum 
fiatec^iSmuS.  „3^  t)tn  l^ier  mieber  ein  ©c^üIer  ber  S^^  ®ebote 
geworben,  lerne  fie  mieber  SBort  für  SBort  tote  ein  ftnabe  au^ 
ipenbtg,  unb  fel^e,  mie  mal^r  eS  ift,  ba|  feine  SBeiSl^eit  (ein  @nbe 
l^t"  (^f.  147,  5),  fo  fc^rieb  er  am  30.  ^uni  an  3ona3.  SSeit 
3)ietri(^  berichtet  an  bemfelben  2:age,  n)ie  er  gerabe  in  biefer 
fc^toeren  ^dt  ganj  auffaQenb  l^eiter,  ooU  ®(aubenS  unb  Hoffnung 
loäre.  3;ägU(^  bete  er  »enigftenS  brei  @tunben,  unb  gerabe  bie 
jum  llrbeiten  geeignetfie  S^it  benu^e  er  baju.  (Sr  l^atte  i^n  einmal 
beim  lauten  ©ebete  belaufest.  „(Suter  (Sott,  »eld&er  (Seift,  welcher 
(Staube  »ar  in  feinen  SBorten.  SRit  fo  großer  @§rfurc^t  betet 
er,  bafe  man  fie^t,  er  fpric^t  mit  (Sott,  unb  boc^  »ieber  mit  foU 
c^er  3ut)erftd^t,  ba|  man  meint,  er  fprec^e  mit  einem  äßater  unb 
greunbe.  ,3<^  meife',  fagte  er,  ,bafe  ©u  unfer  (Sott  unb  SSater 
bift,  baljer  bin  ic^  gemife,  bafe  ®u  bie  Verfolger  ©einer  JKnber 
wirft  jufc^anben  machen.  Jl^uft  ®u  e§  nid^t,  fo  ift  bie  (Sefal^r 
©ein  fo  gut  als  unfer.  ©cnn  ©ein  ift  ber  ganje  C)anbel;  nur 
gejwungen  finb  »ir  baran  gegangen,  ©u  magfl  i^n  alfo  fc^uften'" 
u.  f.  ».  3Bit  SBelanc^tl^on  ^tte  er  emfteS  SBitleib.  «ngefic^ts 
feines  SwftanbeS  gab  er  aud^  feinen  3^^»  ^^t  ba  {c^t  feine 
Seit  jum  3umen,  fonbem  jum  Seien  fei.  «ber  inbem  er  il^n 
aufeurid^ten  fuc^te  unb  einen  Jroftbrief  nac^  bem  anbem  nac^ 
augSburg  fc^rieb,  wir  l&abeu  toom  30.  3uni  nic^t  weniger  als  fed^S 
nad^  «ugSburg  gerichtete  ©riefe,  ftrafte  er  boc^  emftlid^  feine  3öfl= 


848        Xtofttricf  an  IRcCait^ttoii.    UtteU  ftbcc  bo«  9daaüm». 

l^ftigldt  unb  feinen  SKeinstanben.  Seine  @ocge,  fd^tieb  et  i^, 
entf))rfinge  m(^t  feiner  Xeligiofit&t,  fonbent  feinet  ^^^\io]o\i^xe, 
bie  berg&|e,  baft  bei  ^en  aQed  in  feinet  fyini  fyibt  unb  bie  aQe§ 
felbfi  audUfigeln  »oQe.  „&oli'i  benn  etlogen  fein,  ba|  (Sott  feines 
@ol^n  fut  un^  gegeben  l^t,  fo  fei  bet  Xeufel  an  meinet  @tatt 
ein  SRenfc^  ober  eine  feinet  Sheatuten.  3f^'d  aber  toa^r,  n»^ 
mad^n  toit  bann  mit  unfetem  leibigen  ^ut(^ten,  3^9^^,  Sorgen  unb 
Xrauetn.  —  ,  ®eib  gettoft,  i(^  ^be  bie  IBelt  fibermunben'  (3ol^. 
16,  33).  (Ss  mirb  ja  nic^t  falfc^  fein,  bad  meif(  i<§  fütmal^, 
ba^  Sl^riftud  ifi  ber  Übertoinber  bet  äßelt.  SkiS  alfo  foOen  »it 
bie  fibermunbene  SBelt  furchten,  atö  odre  jie  ber  @ieger.  ©oUt' 
einet  bo(^  folc^  einen  @ptu(^  auf  fdnen  Shiieen  Don  ätom  unb 
Setufalem  ^olen.''  S)em  ^of^m  Srenj  fc^tieb  et:  „^^ilippu^ 
foU  aufl^öten,  bet  9Iegent  bet  SBelt  »etben  ju  »oDen,  b.  1^.  ^ 
felbft  iu  quälen",  unb  auä)  bie  anbetn  ^eunbe  bat  er  bringenb, 
i^n  mit  3uf))tu(^  unb  emfter  SSermal^nung  aufjutii^ten. 

Sfud^  in  il^tet  enbgultigen  gorm  fpenbete  Sutl^er  ber  Slrbät 
^{elanc^tl^ouS  ungeteilten  Seifad.  (Sr  freute  fic^,  ben  Xa^  biefeS 
^fd^dnen  Selenntniffed  (S^tifti  Dot  einet  folc^en  SSetfammlung"  er^ 
lebt  5u  l^aben,  unb  fa^  batin  ^f.  119,  ».  46  etfuDt:  „3c^td>c 
Don  beinen  3^ugniffen  Dor  ftönigen  unb  fc^fime  mid^  nid^t"  — , 
ein  SEott,  meld^e^  fc^on  bie  etften  in  ^ugSbutg  angefertigten  ab= 
jc^tiften  beS  SBefenntniffeS  unb  bann  ftel^b  bie  gebtucften  Su^ 
gaben  al§  SRotto  ttagen.  äReland^tl^on  ^tte  an  %}eit  S)iettu^ 
gefc^tteben,  ba|  man  bei  bet  ^bfaffung  beS  SSefenntmffeS  Sutl^S 
Slutotitcit  gefolgt  fei.  S)aDon  tooDte  aber  biefet  nid^ts  toifjen. 
tiefes  SBott  mar  il^m  }un)ibet,  unb  DöQig  unDetfifinbUd^  mar  i^m, 
n)ie  äRelanc^t^on  al^balt  nad^  Übergabe  be§  SelenntniffeS  anfragen 
tonnte,  maS  etma  n^eiter  nad^gegeben  merben  lönne.  @r  fanb,  ba| 
me§r  als  genug  nachgegeben  fei:  „2ag  unb  92ad^t  befd^&ftige  \i) 
miil^  mit  biejer  ®a<^e,  icnk,  überlege,  bisputiere  unb  gel^e  bie 
ganje  l^eiltge  @d^rtft  burd^,  unb^beftfinbig  mfid^ft  mir  bie  fteubige 
®emt|l^eit  in  biefer  unferer  Seigre,  unb  »erbe  i(b  je  mel^  unb 
mel^r  barin  beftfirft,  baf}  ic^  mir  (ob  ®ott  miU)  nun  nid^ts  me§t 
n)etbe  nel^men  laffen,  eS  gel^e  barüber,  tote  eS  moQe.''  2ln  einer 
9?ad^fd^rift  bemertt  er  jebod^,  baf)  er,  mie  er  immer  gefd^rieben,  in 


„fßcm  gegefcuer''.    @enbf<^reibm  Ott  Hbtcd^t  ^on  ^axni.       S4t 

aQem  nad^jugeben  bereit  fei,  menn  nur  ba^  Q^oangelium  frei  bliebe. 
p^SöaS  aber  bem  Sbanflelium  juiDiber  ift,  lann  id^  nic^t  nad^^ 
geben." 

®aS  8etenntni^  l^atte,  mie  ermal^nt,  Dom  e^egefeuer  gefd^iDiegen. 
Sa  traf  es  fic^  eigentümlich,  ba|  Sutl^er  gerabe  an  bemjelben  2;age, 
an  »eld^em  er  bie  Äbfc^rift  erl^iclt,  ben  greunbcn  berichten  tonnte, 
bafe  er  «einige  Sögen  über  bas  Fegefeuer  angefafjt  l^abe''.  SBol^l 
nod^  wäl^renb  be§  Sieid^Stag«  erfd&icn  bie  Ileine  ©(i^rift  unter  bem 
Xitel:  „SBiberruf  t)om  gegefeuer.  ?löcn  unferen  9?ad^= 
fommen.  SRartinu§  ßutl^er."  SBeit  er  fid^  lange  mit  ben  aiotten= 
geiftem  ^erumgef dalagen,  feien  bie  ©opl^iften  übermütig  geworben, 
looOten  „ungebü^t,  ungebeffert,  unDerfel^enS  unb  unDerfc^fimt  mit 
ber  3^it  c^D^  i^^^  SieufeUlel^re  mieber  einrid^ten''.  ®o  muffe  er 
benn  auc^  baS  alte  Siegifter  l^eroorjie^en  unb  i§re  lieblid^e  Xugenb 
toieber  an  bie  ©onne  bringen  unb  fie  jeic^nen,  »ie  fie  finb,  unb 
iDieber  oon  born  anfangen.  SRit  bem  ?Jcgefeuer,  loogcgen  er  bi5= 
l^er  noc^  nid^t  befonberS  gefc^rieben  l^atte,  mü  et  beginnen,  unb 
fleifeelt  in  ber  Keinen  ©d^rift  mit  grofeer  ©c^ärfe,  teilweife  auc^  mit 
C>umor,  bie  lad^erlid&en  SSerfud^e  ber  ©opl^iften,  bie  Seigre  toom 
|$egefeuer  auS  ber  ©d^rift  abjuleiten,  w&l^renb  bo(^  nur  ber  3Ram= 
mon  biefen  felbfterfunbenen,  angeblid^en  ®laubenSartiIel  aufredet 
erl^ltc.  — 

S)te  SlugSburger  e^teunbe  l^atten  bie  friebfertige  (Sefinnung  be8 
fturfurften  unb  (5r5bif(^)ofö  toon  SRainj  gerfil^mt,  unb  troft  aücm, 
toas  jwifc^en  il^nen  vorgefallen,  nal^m  Sutl^er  baraud  ^nlafi,  an 
bcnfelben  ein  offene^  ©enbfd^reiben  ju  rid^ten.  Safe  bie  Römer 
t)a^  eoangelifd^e  SSelenntniS  nic^t  mürben  annel^men  moOen,  war 
il^m  fo  gewife  wie  bie  Unwiberlegbarfeit  beSfelben,  unb  laum  ie= 
mals  §atte  er  biSl^er  es  fo  offen  auSgef protzen,  ba|  er  an  einer 
(ginigung  üerjweifle,  wie  er  eS  l^ier  t^at.  SBaS  er  wünfd^te  unb 
^um  Zeil  noc^  l^offte,  war  ein  friebfertigeS  92ebeneinanbergel^en 
beiber  Steile,  bie  ein  jeber  ben  anbern  glauben  laffen  follten,  was 
er  wollte.  S)afur  bat  er  ben  (Srjbifd^of  feinen  @influ|  aufju^ 
wenben.  SBdre  ein  fold^er  griebe  nid^t  }u  erlangen,  fo  l^&tten  bie 
^oangelifd^en  bod^  ben  SSorteil,  baj;  fie  il^re  Seigre  frei  dffentlid^ 
betannt,   grieben  gefud^t  unb  angeboten  l^&tten.    SBarum  wolle 

Stolbt,  Sutl^er.    n.  23 


860  Xn  VUbxtäft  tN)n  flRdn). 

man  nid^t  auf  ben  Hat  (Bamalteld  ad^tcn?  „8ie6er'^®ott,  fc^M 
bo(^  fol(^e  Seilte  euc^  nid^t;  ^It  fte  bod^  ^ebe  unb  leieret  ^ebe, 
Idf)t  ett(^  bleiben,  toad  i^t  fetb,  leistet  euc^,  baf(  man  eud^  aUe^ 
laffen  unb  nid^tö  nel^men  foQe:  X)aS  foQte  bod^  aflein  genugfam 
jum  ^rieben  bewegen,  alä  fonft  bie  SBKal^^eit  an  il^t  felbft  nü^t 
t^uf*  ©0  fc^rieb  er  unter  bem  6.  3uU  unb  fugte  eine  futje 
(SrHdrung  be$  2.  $falm^  bei,  bie  mit  ben  ^tfien  unb  ®emU 
tigen,  meldte  miber  ben  {)erm  unb  feinen  ®efalbten  ftd^  auflel^nen 
unb  ben  l^immlifc^en  ftönig  üon  feinem  @i^e  reiben  moQen,  ftreng 
ind  ®eri(^t  gel^t.  9Ran  tonnte  billig  fragen,  ob  gerabe  bie  auf 
bie  8ug$burger  SSerl^filtniffe  angewanbte  ^u^legung  biefeS  $falm^ 
bem  grieben^werte  bienlic^  mdre,  aber  mann  ^fitte  8utl^  iemal^ 
berartige  üiidCfic^ten  genommen,  mo  er  glaubte  bie  SBal^r^eit  fagen 
ju  mäffen?  3^  ^^^  ^^'  Serfe:  ^Unb  nun  il^r  ftdnige,  loerbet 
Rüg;  laffet  euc^  süchtigen  il^r  üic^ter  auf  (Srben'',  bemerlt  er  ful^n: 
„Sber  ie^t  ju  llugdburg  merben  fte  biefen  93erS  mo^l  anbete 
meiftern  unb  muftem,  baf}  er  muf(  alfo  lauten :  Unb  nu,  bu  fidnig 
@ion,  merbe  (lug,  bu  9tic^ter  im  ^immtl,  tajs  bic^  jüd^tigen. 
"Denn  bu  bift  ein  92an  unb  ftinb  gegen  un$:  mir  muffen  urteilen 
unb  fe^en,  maS  in  für  äBal^rl^eit  leiten  follft  ober  nid^t.''  — 
3um  ©c^lujs  ruft  er  nod^  einmal  ba^  beutfi^e  92ationalgeffi]^l  toa^ 
unb  erinnert  an  bie  Judfe  „be5  ftorenjifd^en  grud^tleinS"  (be§ 
^apfteS)  gegen  ben  Raifcr.  „3*  ^i«  '^iw  ^ropl^et,  aber  id^  bitt 
euc^  ^enen  alle,  feilet  eu(^  mo^l  für,  unb  laffet  euc^  ia  ni^t 
bunten,  baf)  il^r  mit  SRenfc^en  Rubelt,  fonbem  mit  eitel  2;eufeln ; 
benn  ed  fmb  aud^  eitel  S^eufeldtudCe  bal^inten,  ba^  mx%  i^."  — 
„3d^  fann^  gar  nic^t  laffen'',  fo  fd^Io|  er,  „ic^  mug  aud^  forgen 
für  ba^  arm,  elenb,  oerlaffen,  Derac^t,  Denaten  unb  Derlauft 
Seutfc^lanb,  bem  id^  \a  fein  SrgeS,  fonbem  all'  ®ute^  g5nne, 
ate  id^  fd^ulbig  bin  meinem  lieben  Saterlanbe.'' 

Unb  auc^  nac^  einer  anberen  9ti(^tung  moDte  er  mitten  im 
Äampfe  Don  feiner  „SBfifte"  au5  bem  83aterlanbe  bienen.  S)er 
^al^nruf,  ben  er  im  ^af^xt  1524  an  bie  Stat^l^erren  aller  @tabte 
beutfc^en  SanbeS  gerichtet  l^atte,  d^riftlid^e  ©d^ulen  aufzurichten, 
mar  nic^t  ol^ne  (Srfolg  geblieben,  ^ier  unb  ba  maren,  mie  fc^on  et= 
mfi^nt,  neue  geleierte  Schulen  entftanben.  %ber  ma^  tonnten  fie  n%n, 


^!3)o6  man  folle  ^inber  inx  ^nlt  leiten''.  351 

loenn,  mie  je  (finget  je  mel^r  ju  beobad^ten,  in  einem  großen  Zeile 
be3  aSoIteS  bte  getel^tte  8i(bung  in  SSetacJ^tung  tarn !  (Sin  materieOex 
3ug  ging  burc^  bie  S^xt  Slaturlid^,  bie  SSielen,  bic  früher  nur 
um  bet  $ftunbe  toiQen  i^re  SKnber  litten  Pfaffen  metben  laffen, 
fallen  jje^t  baoon  ob,  nad^bem  fo  üiele  ^ftunben  gefaQen,  üiele 
(Sinnal^men  in  Abgang  gefommen  unb  nic^t  menige  Pfarrer 
9lot  leiben  mußten.  Sbcr  au(^  an  3tttiften  unb  ^ben  (Selel^tten 
im  Slegiment''  mar  grofecr  SBangel.  «®ie  §o§en  Schulen  6rfuxt 
unb  Seipjig  unb  anbete  mel^t  liegen  mulig'',  Ragte  Sutl^et,  ia^ 
geringe  äßittenbetg  muffe  je^t  baS  JBefte  t^un.  Unb  adetbingS 
bie  3fl^l  i>^t  Sieuinfctibictten  in  ffitfutt  betrug  im  ^a^xc  1529 
nut  20,  mfi^tenb  man  in  SBittenberg,  jtoar  au(^  fel^r  menig  gegen 
frul^er,  aber  bod^  immer  no(^  170  jfil^Ue.  ^illeS  brfingte  jum 
unmittelbaren  ©rwerbe.  ©iefcr  offenbaren  (Sefal^r  trat  fiutl^er  in 
einem  im  3uli  1530  Derfafeten  umfangreici^en  ©ermon  ,,©afj  man 
folle  ftinber  jur  Schule  l^alten",  entgegen.  9Rit  grofjem 
(grnft  erörtert  er  ba  bie  grage,  ^»aö  Jiu^en«  unb  ©c^abenS  in 
biefem  ^tudc**  nac^  ber  geiftlid^en  mie  meltlid^en  ®eite  fei,  unb 
mie  frül^er  betont  er  nid^t  nur  bie  $flid^t,  für  ^rebiger  beS  @oan- 
gelium^  5U  forgen,  fonbern  aud^  bie  Stotmenbigleit  ^er  übrigen 
geleierten  ©tfinbe  für  ba^  ©ebeil^en  unb  bie  SBol^lfal^rt  beS  @anjen. 
3«,  er  meint,  bie  Dbrigleit  fei  fc^ulbig,  bie  Untertl^anen  ju  jmingen, 
il^re  SKnber  jur  ©c^ule  }u  ^Iten. 

^uf  SSeranlaffung  Sßeit  ©ietrid^d  mibmete  er  biefe  ©d^rift  icm 
trefflichen  Sifirnberger  Slatöfd^reibcr  SajaruS  ©pengier,  beffen  S3atcr= 
ftabt,  mie  8ut§er  rül^menb  anertannte,  toie  in  anberen  ©ingen,  fo 
auc^  im  ©d^ultoefen  anberen  ©tfibten  ©eutfc^lanb^  üoranleuc^tete. 

©emfclben  ©pengier  fd^idtte  er  auf  feinen  SBunfd^  eine  fd^flne 
©eutung  feinet  fd^on  lange  (üor  1520)  geful^rten  ©iegetö.  ®aö= 
felbe  jeigt  in  blauem  gelbe  eine  mei^e  Stofe,  in  beren  äRitte  ein 
rotes  ^crj  mit  dnem  fc^marjen  Jheuj  ju  feigen  ift.  (S«  foU  ein 
äRertjeid^en  feiner  Zl^eologie  fein,  ©as  ^euj,  eine  (Erinnerung 
baran,  baf)  ber  ®laube  an  ben  ®etreujigten  feiig  mac^t:  »Db'S 
nun  tool^l  ein  fd^marjeS  ftreuj  ifi,  mortift^ieret,  unb  foQ  au(^  votffc 
tl^un,  no(^  lägt  eS  baS  ^txi  in  feiner  §arbe,  üerbirbt  bie  Statur 
nic^t,  baS  ifi,  cS  tobtet  ni(|t,  fonbern  be^lt  lebenbig.     ©old^ 


862         Sttü^  CBa^)»».    8ctl^aitb(itiigen  fübcc  bat  Odenntoit. 

^€1^  aber  foQ  mitten  in  einer  toeif^en  Kofe  fte^en,  anju^eigen, 
baf)  ber  (Slaube  ^eube,  Xrofi  unb  griebe  giebt  unD  furj  iit 
eine  meif(e  fröl^li(^e  Stofen  fe^t,  nic^t  mie  bie  Sßelt  grieb'  un^ 
greube  giebt,  barum  foD  bie  8tofe  »eif(  unb  nid^t  rot  fein.  S)enn 
meif)e  garbe  ift  ber  ®eifter  unb  aDer  (Sngel  garbe.  ®old^  9b)je 
fte^et  im  l^immelfarbenen  ^elbe,  baf)  fold^  l^eube  im  (Seifi  unb 

(Blattben  ein  Anfang  ift  ber  l^immlifd^en  ^eube  julunftig. 

Unb  in  fol(^em  treibe  einen  golbenen  Siing,  ba^  fold^e  ©eligtät 
im  {)immel  emig  »ol^net,  unb  tein  (Snbe  ^t  unb  au(^  trSftli^ 
über  aUe  t^reube  unb  ® fiter,  mie  ba^  ®olb  bad  l^dl^eft,  I5ftti#e 
(Srj  ift**.  —  3"  bcrfelben  QÄt  Hefe  gerabe  ber  JJurprinj  ßutl^erS 
Siegel,  XDXt  ^om^  i§m  berid^tete,  f(^5n  in  ®tein  fd^neiben  unb 

in  ®olb  faffen. 

Unterbeffen  l^atten  ber  ftaifer  unb  bie  römifc^  gefinnten  (Stänbe 
jum  eoangetifc^en  IBefenntniS  (Stellung  genommen.  Sie  (Srmartung, 
ba|  bem  ^u^fd^reiben  gemfife  aud^  bie  (enteren  üon  il^rem  Glauben 
3te(^enf(^aft  ablegen  mfirben,  maS  auc^  ber  ftaifcr  am  Uebften  ge= 
feigen  ^tte,  um  bann  alä  oberfter  Siid^ter  bie  @ntfd^eibung  ju 
treffen,  erfüllte  fid^  nic^t.  ®ani  im  Sinne  beS  p&pftlid^en  Segaten 
lel^nten  bie  ®egner  ed  ab,  fid^  aU  Partei  aufjufaffen,  ba  fie  j|a 
^bei  bem  »al^ren  c^riftlic^en  ®lauben,  bem  l^eiligen  (SDangelio  bec 
d^riftlic^en  Stireren  unb  ^^xct  SRaieft&t  Sbi(t  geblieben  mären/ 
SBaö  fie  fc^on  am  26.  ^nnx  üorfc^lugen,  war,  bie  Ronfeffion  bur^ 
oerfidnbige,  boc^  nid^t  geJ^dffige  ®ele]^rte  ju  beantworten,  ba$  9li^ 
tige  in  ben  Ürtileln  beS  ®lauben^  an^uerlennen,  baS  bem  d^rift= 
liefen  ®lauben  ober  ber  c^riftlic^en  ftirc^e  Sumiberlaufenbe  ju  n)tber= 
legen.  C^tnfid^tlic^  ber  äRifebtduc^e  möge  ber  ftaifer  felbfi  bie  nötige 
Sieformation  oornel|men.  S)aruber  mürbe  in  ben  nfid^ften  Sagen 
unter  ä^ji^'^ung  be§  p&pftlid^en  Segaten,  ber  mit  groger  Strenge 
vorgegangen  unb  lebe  S)iS{ujfion  über  bie  Ifingft  üerbammte  ^refieen 
auSgef(^loffen  mijfen  wollte,  Derl^anbelt.  ^U  le^teS  SRittel  grift 
man  bod^  wteber  ju  bem  ®eban{en  an  ein  allgemeine^  ftonjil  jtt= 
rud(,  allerbingS  unter  ber  beftimmten  SSorauSfe^ung,  bafe  bis  ba= 
l^in  alleä  in  ben  früheren  3uftanb  jurudCoerfe^t  würbe  unb  ber 
ftaifer  aber  baS  SBormfer  @bi(t  l^inauiS  alle  feitbem  aufgelommenen 
„unc^riftlid^en  Seigren  mit  9?amen"  verbiete. 


S)eT  Auftrag  inx  Sßiberleguitg.  SetenntniS  Btoinglt«  u.  b.  5Utta^ol\tana,  S68 

S)a§  nad^fie  9{efultat  »ar  bie^,  baf(  bie  Seantmortung  bed 
33cfcnntni{fe3  befd^loffcn  murbc.  ©cm  ßcgaten,  bcr  aud^  bic  Dbct= 
ouffid^t  barüber  l^aben  foQte,  »urbe  bie  Su^mal^l  ber  betreffenben 
®clc]^rtcn  übertragen.  Sltebalb  erful^r  man,  ba|  gegen  sioansig 
Tdmijd^e  2;i^eoIogen,  unter  benen  gerabe  bie  gel^äffigfien  ®egner 
Sutl^erö,  Scf,  gaber,  Sod^IeuS  bie  gül^rerjd^aft  batten,  an  ber  ar= 
beit  faf(en. 

@ine  grole  (Sefal^r  blieb  naturlid^  bie  Spaltung  unter  ben  $rote= 
ftanten.  S^ax  fd^loffen  |i(^  bie  ©tabte  l^cilbronn,  ftcmpten  unb  SBinb^s 
^eim  nad^  fur^er  3rit  bem  fäd^fif(^en  SelenntniRe  an,  aber  bie  Selenncr 
bedfelben  matten  bod^  nur  einen  S^eil  ber  ^roteftanten  aud.  92atür= 
li(^  mu|ten  aud^  bie  anbern  Gruppen,  menn  fie  nid^t  Dom  SHeid^dfrieben 
auSgefd^Ioffen  merben  {oQten,  baran  beuten,  Don  il^rem  ©tauben 
Sled^enfd^att  abjulegen.  Am  8.  ^Ix  liefe  3ö>ingli  bem  Raifer  ein  in 
{d^arfem  S^on  DerfafeteS  Sefenntni^  uberrcid^en,  in  bem  ber  iSegenfa^ju 
ben  ©a(^fen  offen  genug  jutage  trat.  3m  auftrage  ©trafeburg^fd^rieben 
(Sapito  unb  S3ucer,  bie  Qnbe  ^uni  ebenfalls  nad^  Augsburg  famen, 
eine  eigene  SelenntniSfd^rift,  unb  einen  ?lugenblicf  tonnte  eS  fd^einen, 
al^  mürbe  bie  ^el^rjal^l  ber  @t&bte,  meldte  ben  ©peierfc^en  $ro- 
tefl  untcrfd^ricben  litten,  fid^  babei  jufammen  finben.  ©araufl^in 
ging  menigftenS  ba§  S3eftreben,  ma§  aber  bod^  nid^t  ju  erreichen  mar. 
9leigte  aud^  bic  ScDöltcrung  im  grofeen  unb  ganjen  ju  bem  fd^meis 
jerifd^en  %\)pvi^,  fo  l^atten  bod^  auc^  mand^e  lutl^erifc^  gefinnte  ^rc= 
biger  il^ren  iln^ng.  ®er  Ärtilel  Dom  llbenbmal^l,  ber  ben  ®egen= 
ftanb  oerfd^teierte,  mar  e§  weniger,  bcr  l^ie  unb  ba  änftofe  erregte, 
al5  bie  Derfd^icbenartige  Beurteilung  ber  3ctemonieen.  S^bem  l^tte 
bie  ©ad^c  Site,  unb  bie  „Sl^rfamen,  gfirftd^tigen"  brandeten  Qtxt 
5ur  ®nt{c^lie|ung,  aud^.  ging  bie  laif erliefe  ^olitit  nad^  äR5glid^= 
leit  barauf  aus,  bie  ©tdbtc  Doncinanber  5U  trennen.  @o  fam  e5, 
baf(  neben  ©tra|burg  nur  brei  anbere  ©tfibte,  @onftanj,  Sinbau 
unb  ^emmingen,  bas  fpfiter  fogenannte  93ierftäbte=93e!enntniS  am 
^.  3uli  bem  Raifer  überantmorten  liefeen.  Suf  ein  3ufammengel^en 
mar/meniger  ju  l^offcn  aU  je. 

®el^r  balb  mürbe  tlar,  ma§  oon  itn  taiferlic^cn  2;l^eologcn  ju  er« 
»arten  mar.  Xro^bcm  glaubte  äRcland^tl^on  feine  prioaten  ®inigung^ 
berfud^e  mieber  aufnel^men  ju  foDen.    Iluc^  ben  Ranjler  ©rüdt  unb 


SM  aRdoii^t^n«  eonbcrtoct^bbmgeiL    2)er  ftaifcc. 

md^ete  bet  anoefenben  Zl^ologen  geioann  et  teilioeif e  für  feinen  (Se= 
banfen.  S)te  Stumberger  <&efanbten  berichteten,  er  fei  batan,  eine  ganj 
ItttieSttfammenfteOung  bet  (BlaubenSattUel  bem  Saifec  in  ftanjöiifc^ 
@ptai)t  l^mlid^  ju  fibeneid^n,  um  i^n  beffet  ju  berichten.  S)em 
Stutffitfien  fu(^te  et  flat  ju  machen,  ba{(  ed  l^u))tf5(^li(^  auf  $riefiec= 
el^  unb  Saientet(^  antomme.  910)1  blo{(  mit  bem  laiferlid^en  Seiil^t= 
k)atet  lieft  ^  fi<^  ^in,  obmol^l  et  bie  (Befinnung  bed  Segaten  (Som^ 
peggi  jut  (Benuge  (annte,  ging  et  fo  »eit,  biefem  in  einem  ubei= 
aud  f^mei(^el§aften  Schreiben  am  6.  ^ulx  iiemlid^  beutU(^  bie 
Untetoetfung  bet  SDangetifc^en  gegen  einige  tleine  SZad^iebigleiten 
in  ben  ^tttmonm  in  Sudfi(^t  ju  fteQen:  „(Sine  unbebeutenb« 
Sboeid^ung  in  ben  Sitten  ifi  cd,  »el^e  bet  (Sinttad^t  entgegenju^ 
flel^en  fc^nt''.  (St  nnit  gludlic^,  bataufl^in  eine  Subien^  ju  et= 
^(ten.  SDet  8egat  fptac^  ))on  feinet  SSefugniö,  in  geniffen  fingen 
SDiiSpenfation  eintreten  ju  laffen,  meinte  abet  bo4  ^^ne  ben  Silleii 
bet  beutfd^en  @tänbe,  bie  biiS  ju  einem  SonjU  aQe$  in  ben  alten 
Suftanb  k)etfe^t  miffen  moQten,  ni(^td  tl^un  )u  f5nnen.  S» 
3Re(an(^t^on  ubergebened  ©(^riftftud  fanbte  er  nac^  9tom  yi  e)}en= 
tueQer  Begutachtung,  legte  aber  offenbar  leinen  fonberlic^en  Sktt 
auf  biefe  93er§anblung. 

93orbetl^nb  blieb  bie  ©ad^e  no<^  ol^ne  »eitere  fc^limme  ^ol= 
gen,  aber  nic^t  ol^ne  (Srunb  fürchtete  Dftanber  auS  92umberg,  bet 
feit  einiger  S^xt  ebenfalls  in  9lugdburg  »ar,  bafi  Sieland^tl^on  in 
feiner  (rantl^ften  ®orge  un^  Stelanc^olie  S)inge  mad^en  (dnntc, 
bie  ade  ju  bereuen  l^ben  mürben.  S^nmer^in  muffte  fein  Ser= 
leiten  bie  92einung  beftfixten,  bafi  ber  IBiberftanb  ber  $roteftanten, 
fei  es  auf  biefe  ober  jene  Sßeife  ju  befiegen  fein  merbe.  SRan 
tann  fid^  nid§t  munbern,  baf(  bie  @prac^e  ber  ®egner  immer  be= 
brol^lic^er  »urbe.  SDer  ftaifer  l^ielt  mit  feiner  ®efmnung  nic^t 
hinter  bem  Serge.  Sßeber  an  aSerfprec^ungen  nod^  an  S)rol^ungen 
liefi  er  eS  f eitlen,  um  bie  proteftierenben  @t&nbe,  namentlich  bie 
@tfibte  }u  nac^trfiglid^er  Knertennung  bed  ©peiexer  %bfc^iebeS  ju 
bringen.  92it  burren  Sßorten  lel^nte  er  bie  oon  fturfürft  ^ofyvm 
erbetene  SSelel^nung  mit  ber  fturmürbe  ab,  fads  er  fic^  nic^t  jum 
alten  Glauben  betenne.  @o  mar  bad  eoangelifd^e  SSetenntniS  fc^n 
Verurteilt,  el^e  man  eS  beantmortet  l^atte.    Sßfi^renb  man  barauf 


toattttt,  Derjel^tte  fic^  SReland^tl^on  je  langer,  je  mel^t  in  ängftlid^er 
&OXQC.  SBaS  ntan  Don  ben  6eabfi(^t(gten  $lfinen  unb  ben  fbluU 
gebanfen  bcr  (Segnet  burd^  btefen  ober  jenen  am  (aifetUd^en  ^ofe 
^rful^r,  befiatfte  il^n  immer  mel^r  in  bem  ®ebanten,  bur(^  9lai^ 
geben  unb  (Sefugiflleit  fi(^  bie  C^ulb  be§  Raifer«,  für  ben  er  bie 
unbegrenjtefte  SSerel^rung  l^tte,  ju  erl^lten.  SQeS  9R5glid^e 
unb  UnmögUd^e  ermog  er.  SSefonberd  befd^fiftigte  il^n  bie  grage 
na(i^  ber  Serecigtigung  ber  2;rabition  in  ftultud  unb  geben.  Xag 
unb  9ia(^t  quälte  er  fu^  bamit,  U'ie  man  biefen  ober  jjenen  $un(t 
faffen  tfinnte,  um  biefe  ober  jene  S^^ntonie  beijube^alten  unb  ba= 
mit  bie  (Segner  }u  gewinnen.  S)ann  »ar  eS  mieber  bie  ^\xiA^= 
biltion  ber  Sifd^öfe,  ber  er  eine  Seite  abjugeminnen  ftrebte,  bie 
fie  annel^mbar  erfd^einen  laffen  lonnte.  (Sollte  ed  nid§t  m5g= 
Ixi)  fein,  ben  SBifd^fifen  in  i^rer  (Sigenfd^aft  al^  meltlii^en 
durften  )u  gefiatten,  il^ren  Untertl^nen  aud^  gemiffe  @a^ungen, 
gaften,  geiertage  unb  äl^nlid^e«  um  ber  Drbnung  millen  aufjucr* 
legen? 

Über  biefe  unb  anbere  fünfte  erbat  er  fu^  Sutl^erS  (Sutad^ten, 
lodl^renb  er  ben  (Segnern  fd^on  il^re  (Sewäl^rung  Donfeiten  bcr  ^Dan- 
gelifd^en  in  9ludfid^t  ftellte. 

SSie  überaus  fc^wierig  »ar  bo<^  bie  Stellung  Sutl^erS  aOebem 
gegenüber!  ®r  erful^r  gemifi  nid^t  aOeS,  mad  fic^  ba  abfpielte: 
treili(^  fennen  »ir  bie  Sriefe  SpalatinS  nid^t,  ber  bamatö  am 
l^fiufigften  an  Sutl^er  fd^rieb,  aber  er  erful^r  genug,  um  ju  ertennen, 
»ie  93ieled  auf  bem  Spiele  ftanb.  8uf  ber  anberen  Seite  muffte 
SRelanc^tl^on  gefd^ont  merben,  galt  ed,  bem  alten  fturfurften,  ber 
unter  bem  S3eiouf(tfein,  ftd^  beS  SaiferS  Ungnabe  jugejogen  ju 
l^aben,  tief  innerli<^  litt,  bie  fd^mere  Sorge  ni(^t  noc^  ju  k)er= 
meieren.  9luf  grof^en  Sinflufi  red^nete  er  nid^t,  aber  er  t§at,  mad  in 
feinen  ftrfiften  ftanb.  Steinen  SlugenblidE  Derlor  er  feine  Siul^e  gegen= 
über  ber  brol^enben  (Sefal^r.  Seinen  Sd^ritt  mic^  er  jurüd.  3»  feiner 
unerf(^fitterlid|en  (Slauben^uoerfi(^t  lief^  er  fu^  bur(^  nichts  ine 
ma(^.  S)ie  ganje  8rt,  mie  man  bie  S)inge  in  SlugSburg  bel^n^ 
belle,  biefeS  unfid^ere  ^in=  unb  ^ertaften  bei  bem,  maS  man  t^un 
folle,  »ar  feinem  SBefen  }umiber.  ®r  begriff  nx^t,  baf^  bie  greunbe 
es  noäi  iinmer  ni(^t  einfel^en  moUten,  baf)  baS  (Stmngellum  gel^ftt 


K6  tüi^  8canttt>0Ttmt9  ber  Stogen  UReloiic^tl^it«. 

»etben  muffe,  baö  fei  nid^t  anbete  ju  ertoarten  gemefen.  SXelan^ 
tl^nS  immet  toiebet  etneute  ^agen,  feine  emigen  ^benllii^feiten 
unb  3n>eifel  »aten  i^m  mtffx  atö  Ififtig,  aber,  obtoö^l  er  jc^t 
iDteber  \>iü  an  Sopftoe^  litt,  mürbe  er  nt(^t  mflbe,  batauf  einju^ 
gelten  unb  bie  Sttgfinge  bed  grubeinben  ^eunbe^  ju  beleuchten. 
Über  feine  SteQung  }u  ben  Sugdburger  aSorgfingen  lie|  er  feinen 
3»eifel.  3«  rinem  ebenfo  entf(^iebenen  wie  tröftcnben  ©riefe  bc= 
feftigte  er  ben  frommen  fturfurften  in  ber  Überjeugung,  bajj  man 
ben  ftaifer  nimmermel^r  in  (Sachen  bed  (Slauben^  atö  Slid^ter  an= 
erfcnnen  burfe.  „9.  ».  g.  ®.  fei  nur  getroft.  (S^rifhiS  ift  ba 
unb  mirb  @.  ft.  ^.  ®.  »ieberum  belennen  k)or  feinem  Sßater,  m 
®.  R.  %.  ®.  il^n  befennet  bor  biefem  argen  (Sefd^leii^t.  —  ®er= 
felbige  ©en,  ber  e3  angefangen  ^at,  mirb'5  mo^l  au^  l^inauö= 
ful^ren.  «men".  85on  irgenb»el(^er  Sßergleit^ung  in  ®lauben§= 
fad^en  moQte  er  nid^td  miffen,  wie  audftt^tdbod  man  bie  ^erl^nb^ 
lungen  auc^  l^inftetlte.  ®r  (annte  bie  Gegner.  „SBie  fann  ^ 
föl^riftu^  mit  Celial  berföl^nen*,  toiebcr^olte  er  immer  »iebet. 
^iefj  c5,  ba|  man  bor  allem  SBieberl^crftellung  ber  früheren  Rr(^ 
Ud^eu  3uf*änbe  f orbern  »erbe,  fo  erwiberte  er,  bann  moQen  m 
barauf  bringen,  bafj  fie  un§  ben  ßeonl^arb  Raifer  unb  bie  anbern 
ebangclifd^en  SKfirt^rcr  toiebcrbringcn.  SReland^tl^on  betonte  immer 
»ieber  bie  3«temonicnfragc.  ßutl^er  erfannte  an,  bafe  man  au(| 
in  Augsburg  ja  nur  unter  ber  SBorau^feftung  ber  greil^eit  be5 
@t)angelium§  nad^geben  »oQe.  ^ber  »er  bürge  benn  bafur,  ba^ 
jene  il^r  Serfpred&cn,  ba§  Süangeüum  freijugeben,  auc^  ^(ten  wur= 
ben?  35r  biöl^erigeS  SBetl^alten  fpräd^e  bagegen,  unb  »omit  be= 
grünbeten  fie  benn  il^re  „2rabitionen",  bod^  eben  mit  bcm  Der= 
meintlid^cn  3led^t,  fie  aud^  o^ne  ®otte«  ©ort  aufrid^ten  ju  burfen. 
Darum  tam  er  ganj  im  ®egenfa§  ju  SReland^tl^on  immer  miebct 
barauf  jurüdf,  bafe  e^  fid^  juerft  um  bie  Se^re  l^anblc,  bann  Wnne 
man  weiter  feigen,  wie  e§  mit  ben  3ci^<^iw<^nicn  ju  Italien  fei. 
SRefond^t^onS  SSemu^ungen,  ber  3«tiSbiltion  ber  SSifd^öfc  eine  an= 
nel^mbare  ®eite  burd^  Berufung  auf  ibre  weltlid^c  ®ewalt  abjuge= 
winncn,  üerwarf  er  nid^t  minber.  ©amit  üermifd^e  man  toieber 
geiftlid^e  unb  wcltlid^e  ®ewalt,  woburd^  fo  biete«  Unl^cil  in  ber 
Rird^  aufgefommen  fei.   ®ie  d^rifltid^e  gteibeit  tonnte  er  nic^t  auf^ 


iBienig  e%  toon  ber  Sxx6^t.  857 

geben,  unb  ebcnfo  bcflimmt  »ic  üor  jcl^n  Sagten  betonte  er  bie 
©elbflänbifllcit  bct  iSemeinbe,  ber  ol^ne  i^ren  ©iUen  niemanb  et= 
n)aS  auflegen  burfe.  SBaS  man  t^on  ber  iSute  bed  ftaiferS  rfil^mte, 
»ar  ibm  fd^on  nid^t  me^r  fllaubmürbig,  iebenfaQ^  l^ielt  er  fie  für 
erfolglos.  Überl^upt  l^ielt  er  aQe  »eiteren  SJerl^anblungen  für 
ülbeiffüifig,  menigfienS  bie  SRitioirfung  ber  Z^eologen. 

@(i§on  am  15.  3uli  fanb  er,  ba|  man  genug  getagt  l^be. 
„Smmer  wieber  l^eim,  ^eim!''  „©en  ftaifer  »erben  wir  l^ören 
als  Saifer,  aber  ni(^t  mel^i  unb  barüber  l^inauS.''  Sluc^  bie  @egner 
foQten  erfal^ren,  mie  er  bie  ®ad6e  anfal^.  3^9^^^  t^it  feiner 
©d^rift  an  ben  »arbinal  «Ibred^t  üon  SKainj,  bie  ber  S3ifd^of  toon 
Augsburg  in  ber  SSerfammlung  ber  tat^olifd^en  @t&nbe  t^orlaS, 
(am  am  22.  ^nlx  ein  (leined  lateinifd^eS  (Sd^riftd^en  Sutl^erS  nac^ 
S(ugdburg.  @d  waren  40  lateinifd^e  S)id))utionSf5^e,  in  benen  er 
äBefen  unb  Siedet  ber  SKrd^e  bel^anbelt.  @ie  erfd^ienen  als  (Sin:: 
blattbrudt  mit  ber  Überfd^rift:  ^golgenbe  ®a^e  bel^uptct  mit 
@]^ifti  C)ilfe  D.  äRartinuS  Sutl^er,  ©er  l^eiligen  Stirere  ®otteS  ju 
SBittenberg  S)o(tor  gegen  bie  ganje  @t)nagoge  beS  @atanS  unb  aQe 
Pforten  ber  ^iüt." 

S)ie  d^rifilidje  Stird(|e  beftimmt  er  l^ier  als  bie  3uf^ni>n^>^' 
faffung  ber  ®etauften  unb  ©laubigen  unter  einem  ^faner,  fei  eS 
in  einer  ©tabt,  einer  ganjen  ^romnj,  ober  ber  ganjen  SBelt. 
®ie  §at  {eine  SRad^t,  Slrtilel  beS  ®laubenS  ju  beftimmen  ober 
befonbere  gute  SBerle  ju  gebieten,  ba  beibeS  genugfam  in  ber  ©d^rift 
gej(^e]^en  ift.  Sie  l^at  jebod^  9Ka(^t,  ©itten  unb  ©eife  ju  ftellen, 
bie  man  l^alte  in  gaftcn,  gciern,  2rinfen,  ftleibern,  SBad^en  unb 
berglei(^en,  boc^  ni(^t  „über  anbere  ol^nc  ibren  SBillen*,  unb  nur 
bann,  wenn  fold&e  Sitten  ol^ne  @cfal^r  für  ®lauben  unb  Siebe 
finb,  bie  (Sewiffen  nid^t  Derwinen  unb  aOe  @tunbe  \t  nac^  Ur? 
fachen  geanbert  werben  tonnen.  (Sl^elofeS  Seben  ju  gebieten,  l^at 
fie  feine  (Sewalt.  ©er  ^ßfarrcr  ift  nid^t  bie  c^riftlidde  Rird^e,  er 
lann  feine  Jhrd^e,  (Bemeinbe  öermal^nen,  gaften  u.  f.  w.  auf 
fid^  5u  nel^men,  ol^ne  S^ftimmung  feiner  (Semeinbe  aber  l^at  er 
nid^tS  fefijufe^en,  unb  eS  l^at  teine  gr0f(ere  ,,(Sfelei'  als  bie  ber 
^apifien  gegeben,  weld^e  bie  geremonien  ju  ®laubenSarti(eln  mad^en, 
bie  babon  pt&nen,  baf)  ein  ®lieb,  ber  $af)fi,  aOein  biefe  3Ra^t  l^be. 


8&8  .eon  bot  e^Ififfdn/ 

9uf  biefe  &&%t  k)emi€d  et  bie  Sugöburgei  mit  i|ren  Btagen,  un)) 
fte  fptad^n  feine  Steinung  Don  bem  Sert  unb  bem  Steinte  bet 
römifd^  Ztabitionen,  für  meld^  man  fid^  immer  auf  bie  Vixif 
berief,  beuUiii^  genug  aud. 

Sine  anbere  @(^rift,  bie  aber  erft  nac^  bem  9lei(i^tage  feib; 
gebrudt  »ar,  würbe  unmittelbar  bur(^  eine  tu{(erung  (Sampeggil 
k)eranlaf(t.  S)erfelbe  l^tte  bei  feinen  erften  Unterl^nbtungen  mit 
3Relan(^tbon  ertlfirt,  baft  ber  $a)>fi  DieOeic^t  beiberlei  «eftalt  unD 
bie  ^riefierel^  erlauben  Unne,  bie  S|e  Mc  SRfind^e  unb  9lonnea 
aber  nid^t,  benn  in  le^terem  gaSe  ofirbe  ber  clavis  errans,  ta 
^e^lfd^luffcl  jur  Slnwenbung  anfommen,  b.  1^.  na<^  ber  f(^olaftif(^ 
S)ottrin,  ein  SDiSpenfieren,  (Sebieten,  SoiSfpred^en  ober  Seilten  bei 
®ttnben  ol^ne  <&txoSfyc,  baj;  badfelbe  k)or  ®ott  rec^t  ift  ober  ®ülti3= 
(eit  l^t.  S)arauf§in  f(^rieb  8utl^er  ge»iffermaf(en  als  ©eitenpd  }v 
bem  „SBiberruf  Dom  gegefeuer''  feine  ®(^rift  „Con  ben  ®(^lii(* 
fein.*'  ©atinbedtt  er  bie  ft^otapifd^n  ße^ren  über  bie  &äßP 
gemalt  in  il^rer  Unmal^rl^it  unb  ®eelengef5l^rlid^(eit  auf,  erinneit 
an  ba$  ganje  Hblaf(treiben  unb  jeigt,  mie  eS  bei  bem  r6mi{(|cn 
93u|»efen  niemals  ju  einer  ®e»if(^it  ber  @unbenDergebung  fornneii 
lann.  ©cnn  biefcS  berul^e  immer  auf  eigenem  Jl^un,  auf  ^ 
(Senugfamfeit  ber  9teue,  bie  immer  ungemi^  bleiben  mufe. 
©agegen  finb  il^m  bie  ©c^lüffet,  bie  ber  ©err  ben  Sönfl^^  ^^^ 
aOen  e^riften,  9?att^.  16,  19  unb  18,  18  öcrliel^cn  l^t,  »m 
allem  ,,l^immetöfd^luffel'',  benn  au(^  ber  Sinbefd^luffel  ifl  n^ 
©unber  nu§  unb  gut,  üermal^net  il^n  jur  gur<^t  (5otte§,  erfc^te* 
unb  bewegt  il^n  jur  SSufee  unb  nic^t  jum  Cerberben."  Unb  l)ie 
®en)i{il^eit  ber  burd^  baS  Sßort  ber  Slbfolution  erlangten  Skr^ 
gebung  berul^t  lebigUd^  auf  jenem  SSerl^eif^ungdmort ,  fie  tovi^ 
aud^  fi(^er  bem  erteilt,  ber  bie  S^^^i^  ^W  Glauben  j^innimmt 
unb  fie  fo  nid^t  genie|t.  ®r  gleid^t  bann  einem,  bem  ein  Sß^ 
ein  ®(^lof(  fd^enlt,  ber  eS  aber  nid^t  annimmt,  unb  emftlii^  tooxoi 
Sutl^er  toor  einem  fc^wärmcrifd^en  SBarten  auf  ^innerli<^e  8Setgc= 
bung." 

8ber  aud^  ber  Sinbefc^luffel,  bie  ®ewalt,  bie  @unbe  ju  if- 
l^alten,  befielet  nid^t  minber  ju  Siecht.  ®egen  offenbare  @unbe 
foQ  man  Sann  audfpre(^en,  jebod^  unter  Stitmirtung  ber  (Semetttbe. 


2)ie  arbeiten  bet  ,,StberIegung''  be9  i93elenntmffe9.  869 

SJicfcn  @tanb|)unlt  IJicIt  er  tro^  ber  fo  »cnig  gcorbneten  ®emcinbc= 
tocrl^ältniffe  aud^  je^t  nod^  fefl.  — 

92an  Ifinntc  meinen,  SutJ^erS  SluSlaffungen  litten  beibe  Steile 
Don  ber  Unmöglic^Ieit  einer  (Sinigung  überzeugen  follen.  S)aS  mar 
nid^t  ber  %ati,  @etn  perfönlidler  (Sinflujs  auf  bie  öffentUd^en  fin=^ 
gelegenl^eiten  mar  im  S3er|iältni^  ju  frul^er  ein  fel^r  geringer,  ^an 
voax  felbftänbtger  gemorben,  unb  unterschieb  (mifd^en  feiner  $erfon 
unb  ber  bon  il^m  vertretenen  l^eiUgen  @ad^e. 

3n  ben  otfiiieden  Sßerl^nblungen  bermieb  man  ben  geächteten 

Re^er  aud^  nur  ju  nennen.    Unb  auf  ber  anbem  Seite  gebot  bie 

politifd^e  Slugl^eit  ni(^t  minber,  xoeun  man  anberd  überl^upt  etmad 

erreid^en  moOte,  fid^  an  bad  ;u  leiten,  maS  bie  @t£nbe  atö 

tl^ren  (Slauben  übergeben  litten,    greilid^  bie  gaber,  @od§leuS, 

(&d  unb  bie  anberen,  bie  mit  ber  Seantmortung  beS  ebangelifc^en 

SelenntniffeS  betraut  »aren,  waren  anberer  SReinung.    iSeffiffettt= 

li(^  gingen  fie  barauf  au«,  ba3  ©elenntni«  „ber  gfirften"  in  SBiber= 

fprud^  5u  fe^en  mit  titn  gr5{(tenteU«  au«  bem  Sufammenl^ng  ge:: 

riffenenen  äuf(erungen  8ut^«,  SReland^tl^on«  unb  ber  ek)angelif<^en 

^rebiger  überl^upt.    SBo  fie  bie  äHid^tigleit  ber  ebangelifd^en  Seilte 

anertennen  muf(ten,  forberten  fie  bie  ^rften  auf,  Dor  allem  bie 

ganj  anber«  lel^renben  eDangelifdben  ^rebiger  jum  SBieberruf  il^rer 

pretifc^en   ßel^ren   ju   Dcranlaffen.    3«   gel^fpget  SSerleumbung 

fonnten  fie  ftc^  nic^t  genug  t^un.    (S«  fc^ien,  al«  ob  (einer  ber 

SKitarbeiter  fid^  bie  (Selegenl^eit  entgelten  laffen  mollte,  ma«  er  feit 

Sauren  gegen  biefen  ober  jenen  perfönlid^en  ®egner  auf  bem  Q^tn 

iottz,  nunmel^r  gemifferma|en  unter  (aiferlid^er  Slutorit&t  an  bie 

Dffentli(^(eit  ju  bringen.    @o  würbe  bie  mefentUd^  Don  dd  "^cc- 

rfi^renbe  Arbeit  }u  einer  umfangreid^en,  citatenreid^en  @(^m5l^f(^rift, 

ber  man  nod^  burc^  allerlei  Seigaben,  meldte  bie  SHuc^lofigteit  ber 

®bangelif(^en  aufbedCen  fodten  unb  bie  ®reuel  be«  Sauemfriege« 

unb  anbere«  mit  nadCten  SSorten  al«  ^d§te  be«  „(5k)angelium«' 

l^infteHten,  grdfieren  fRac^brudC  k)erleil^en  wollte.     SDamit  erntete 

man  jebod^  wenig  S)ant  am  (aiferlic^en  Qo^c.    9ud^  bie  tat^o- 

lifd^en  @tfinbe  waren  mit  bem  fc^mfil^fud^tigen  äRad^wert  wenig  jU'< 

frieben.    S)ie  ^eififpome  würben  auf  il^re  Slufgabe  berwiefen,  bie 

Überein^mmung  unb  bie  Sbweic^ung  bon  ber  Sirc^enlel^re  barjutl^ttn. 


860  2At  Intmott  auf  ba«  edotntntS  (Conftttatto). 

Die  (at^olifd^  ®tfinbe  Detlangten,  baft  bie  Slntmoit  in  Id 
Saiferd  92amen  auöge^n  foQc.  2)amit  iDurbe  ber  ftaifet  aus 
bct  SioQe  bed  oberficn  @(6iebdti(^ter^,  bie  e(  fo  gern  au^üicn 
ooQte,  in  bie  bed  ^atteifu^tetd  gebtfingt  (Sx  zögerte  barauf  ein: 
juge^n,  au(^  bed^alb,  toeil  et  eine  fefie  ®ef(^h)ifen]^t  in  bet  alt: 
IiT(^li(^en  Partei  k)ermiftte.  „@ic  »etben  ade  f(^on  matt",  )(^ 
et  an  ben  $apfi.  9lo(^  einmal  mad^te  et  einen  etnft^ften  Sei: 
{u(^,  auf  ben  92at(gtafen  (Seotg  unb  ben  Shitfütften  üon®a(|iei 
einjumitlen  unb  untet  (Snabenoetl^iftungen  mie  S)to^ungen  üe 
k)on  il^tem  (Klauben  abiubtingen.  92amentii(^  bem  SRaxfgrafen 
Otttbe  but(^  feine  SSetmanbten,  ben  Shitfütften  3oa<l^im  unb  ben 
ftatbinal  Don  92Qinj  l^att  s^S^f^^*  ^  >^^  t)etgeUi(^.  Sa 
Saifet  etl^ielt  mann^fte  Sntwott.  92an  betief  fic^  auf  ba§  %t^ 
wiffen,  bas  taifetli(^e  %uSf(^tei6en,  bad  aQed  in  Siebe  unb  ®ü% 
leit  5U  bel^nbeln  k)etfpta<^,  unb  ba^  übetgebene  Sefenntnis,  ^ 
butc^u^  in  bet  @(^tift  begtunbet  fei.  S)a^  mat  am  21.  S^^i 
%m  nac^ften  2age  mat  bet  ftaifet  entfc^lofjen,  bie  fatl^olifd^c  Snt: 
iDOtt  in  feinem  92amen  au^gel^en  ju  (äffen.  Sßon  neuem  festen  ji^^ 
bie  (Selel^tten  an  bie  Xtbeit.  Ilbet  etft  nac^  mel^tfac^et  Umar: 
beitung,  an  bet  fic^  auc^  bie  (aifetlid^en  9läte  lebhaft  beteü 
ligten,  fanb  bie  Entgegnung  ®nabe  Dot  ben  Hugen  be^  Sait'er^- 
3n  feinem  3?amen  »utbe  fie  am  3.  8luguft  in  bemfelbcn  Saume 
mie  bie  lluguftana  Detlefen.  ^\xi)  in  il^tet  enbgültigen  gotm  toar 
fie  tto^  bet  als  83e»ci3mittel  jufammengel^auftcn  ©ibclfteüen  ein 
ttautigeS  Stad^mett,  mcl^t  eine  ^etteibigung  tömifc^et  Seilten  unb 
©täud^e,  bie  alle  fut  c^tiftlid^  cttlätt  wutben,  unb  eine  gtofec  fc 
tlage  bet  (Segnet  als  eine  SBibetlegung.  Sei  ben  (Suangelijcleii 
mat  batubet  nut  eine  (Stimme,  baf(  bie  (Segnet  fid^  einet  fol^Q^ 
©d^tift  eigentlich  fd^ämen  müfeten.  Äbct  bet  ftaifet  ettlätte,  ba» 
fei  fein  (Slaube,  auf  bem  et  bel^atten  mollc  unb  fotbette  bie  än= 
nal^me  Donfeiten  bet  ^toteftanten.  3m  galle  bet  SBeigctunj 
btol^te  et  }u  t^un,  voa^  i^m  als  S3ogt  bet  c^tiftltd^en  Rit^e  gebühre, 
©ie  ^toteftanten  baten  butd^  ben  Ranjlet  33tudt  um  eine  Sb- 
fd^tift.  ©atubet  n^utbe  betatfd^lagt  unb  fc^lie|lid^  etflatt,  bati  ii4 
bet  Saifet  bie  @ad^e  übetlegen  metbe.  9li(^t  mit  Unted^t  f))ottete 
3ol^.  Stenj  in  feinem  ©tiefe  batubet,  bafe  bet  Raifet  bie  (Soan-- 


96retfe  be9  Sanbgrafen.    9leue  l^et^anblungen.  861 

gcltfc^en  ju  feinem  ®lauben  jmingen  idoüc,  aber  tiod^  batfibet 
iibctlcge,  ob  et  x^n  benfelben  fd^riftlit^  mitteilen  foDe.  ©o  niebrig 
urteilte  man  Don  bem  (Sel^örten,  baf(  bet  SSetbac^t  (aut  mutbe, 
bag  man  aus  @(i§am  bie  Arbeit  nid^t  meiter  t^etöffentlid^en  tooQe. 
Sbet  fd^on  Dorl^er  l^atte  bet  p&pftlid^e  Segat,  um  jebe  weitere  2)id- 
putation  abjufd^neiben,  bie  Übergabe  ber  8[ntö)ort  l^intertrieben. 
@S  gab  in  ber  %fyit  Seute,  bie  glauben  tonnten,  baf(  mit  ber 
faiferlid^en  SrUdrung,  bieS  fei  ber  d^rifiUd^e  (Staube,  bie  (Sad^e  er- 
lebigt fein  muffe.  SBor  aDem  war  ber  Raifcr  felbft  ber  SKeinung. 
Dl^ne  irgenbmeld^ed  93erft&nbni$  für  bie  2;iefe  ber  et)angelifd^en 
Überjcuguttgen  mod^te  er  eö  für  auSgefd^Ioffen  geleiten,  ba|  bie 
et)angeUfd^en  @tcinbe  feiner  faiferlid^en  äRad^t  ju  trogen  magen 
»ürben.  SBie  »enig  tannte  man  bo(^  bie  et)angelif(^en  t^urften! 
SRan  finbet  nid^t,  baf(  bie  rfimifd^e  üntmort  irgenbmel(^en  (Sin= 
brudt  ober  aud^  nur  in  irgenbeinem  fünfte  S^^cifel  erregt  l^tte. 
Dbmol^l  fie  bie  brol^enbe  ®efal^r  nid^t  t)er{annten,  maren  fte  mutiger 
als  je  juDor.  811$  man  il^nen  bie  «ftonfutation"  nur  unter  SSebin«* 
gungen  fibergeben  motlte,  meldte  eine  Snertennung  in  fid^  fd^loffen, 
fa§en  fie  baDon  ab, 

?lber  ma«  foDte  nun  gefd^el^en?  ©er  ßanbgraf,  ber  mol^l  iebe# 
»eitere  9ßer]^anbe(n  ffir  auSftc^tSloS  l^iett,  reifte  am  6.  i(uguft  l^im- 
Ixä)  ab.  S)aS  mad^te  grof(eS  Sluffel^en  bei  ber  Gegenpartei.  SRan 
furd^tete  jum  menigften  eine  (Sprengung  beS  Steid^StageS.  ©ie 
X^ore  ber  @tabt  mürben  befe^t.  S)en  Steic^Sftfinben  mürbe  \)tt^ 
boten,  o^ne  laiferlic^e  (Srlaubniö  8lug«burg  ju  üerlaffen.  ©ie  laifer= 
liefen  ©tol^ungen  mal^r  }u  mad^en,  magte  man  aber  bod^  nid§t, 
griff  toielme§r  ju  bem  ©ebanten  jurud,  in  fpejieQe  Serl^anblungen 
über  bie  ftreitigen  fünfte  ju  treten.  S^eland^tl^on,  ber  fid^  burc^ 
bie  immer  anmaf(enbere  @prad^e  bed  Segaten  nic^t  ine  mad^it 
Uef(,  l^tte  bemfelben  fd§on  am  4.  Suguft  mieber  bal^in  gel^enbe 
^orfd^lSge  gemad^t.  ^n  feiner  (Sorge,  bie  gurfien  moDten  nid^td 
rrbarfiber  leiben'',  fonbern,  mad  bod^  üiel  fd^limmer  mSre  ald  ^tlai^- 
giebigteit,  ft<^  mit  (Semalt  miberfe^en,  ^atte  er  jugleic^  bie  SRUbe,  ja  bie 
Sarm^ersigteit  be$  ^apfttumS  angerufen.  ©a$  mar  ni(^t  bie  SReinung 
ber  fibrigen  ^u  9lugdburg  berfammelten  Zl^eologen,  aber  aud^  fie  l^ielten 
es  ffir  il^re  ^id^t,  ju  »eiterer  »erl^nblung  bie  ^anb  ju  bieten, 


862  Intf^ttfimi^nMttiigen. 

in  nebenffi(^ti(^cn  fingen  um  bed  griebend  totSen  ju  meiden,  ja 
felbft  untet  ben  ^opft,  loietool^l  et  ein  Sntid^rift  ift,  ft<j^  ju  fteQen, 
U)te  bie  S^ben  untet  ^§atao  in  ^Qpten,  „fo  uns  redete  Sel^e 
fteifleloffen  »itb''.  äRit  äted^t  machte  bet  ftansler  föxüd  auf  bal 
2ßibetfptu(l^dt)oae  in  biefet  legten  Semettung  aufmettfam,  abet  toie 
»enig  (Stfolg  man  ft(^  aud^  Detfpta(^,  fo  moUte  man  ßd^  bo(§  ben 
„®Umpf '^  nid^t  nehmen  laffen,  bie  fninb  jum  ^eben  geboten  ju  l^ben. 
@in  8lu$f(l|uf(  üon  je  fieben  IRitgliebetn,  ^l^eologen,  gfitßen 
unb  aiSten,  jebet  ^attei  foflte  miteinanbet  batubet  beroten.  9Rc= 
lan(^t]^on  unb  (Sd  maten'bie  jffiottffi^tet.  Übet  aQer  (Snoattea 
fd^ien  ju  Anfang  bie  Einigung  gluden  ju  moQen.  SRan  K)ettian= 
bigte  ft(^  übet  eine  gonje  SHeil^  Don  ®lauben^tti(eln ,  in  anbetn 
tarn  man  fid^  bod^  nal^e,  aud^  {am  man  einanbet  mit  fo  oiel  guter  9?ei= 
nung  entgegen,  bafe  ein  enblid^ed  SinoetftfinbniS  ni(^t  auSgefc^lojten 
]dfm.  S)ie  8tt,  mie  (5dE  {e^t  übet  @tbfunbe,  Sled^tfetttgung,  au(| 
übet  bie  Suf(e  fptad^,  mobei  et  bie  gefotbette  ®ati§fattion  mit 
S3effetung  ibentifi^iette,  mat  fteilii^  gtunbbetfd^ieben  oon  feinen  %i^ 
lajjungen  in  bet  Ronfutation,  abet  fie  mat  üetl^eifeung^öott.  5)ie 
(Eoangelifd^en  gaben  }mat  il^te  9lttifel  nid^t  auf,  abet  unter  97e= 
land^t^on^  (Sinflug  lie|  man  fic^  eine  2)eutung  gefaQen,  beten 
i(nnal^me  Donfeiten  bed  ftunbigen  atö  §a(be  Unmal^t^eit  etfd^einen 
tonnte.  Sbet  aU  bie  llttilel  üon  ben  9?iöbtfiud^en  jut  %er^nb= 
lung  tamen,  jeigte  fic^  bet  3n)iefpalt  Don  neuem.  Sßol^l  tonnte 
ed  al^  eine  llnnfil^etung  an  bie  e&angelifd^e  Seilte  aufgefafit  metben, 
ba^  bie  ®enugfamteit  bed  Dpfetd  (Sl^tifti  am  $h:euje  gelel^tt  unb 
bie  äReffe  al^  ein  „  fattamentlid^  unb  mibetgebad^tli(^  Dpfer  jut 
(gtinnetung  unb  ®ebäd^tni§  beS  &iben§  unb  ©tetbenS  Sl^fti" 
gebeutet  mutbe,  abet  bet  9Ref(fanon  unb  alles  anbete,  ma^  ben 
(gbangelifd^en  als  (Söftenbienft  galt,  fodte  beibel^lten  wctben.  ©er 
Sbenbma^lSfeld^  foOte  aus  ®naben  beS  ^apfteS  bis  ju  einem 
Ronjil  benjenigen  ®emeinben  gemattet  »etbcn,  in  »eld^en  et  üblich 
gemotben,  boc^  untet  bet  S3ebingung,  bafi  nad^  SSegel^t  aud^  eine 
(Seftalt  geteid^t  unb  ben  Seuten  menigftenS  einmal  im  S^te  bie 
(Senugjamlcit  beSfelben  geptebigt  »etbe.  SBeit  entfernt  bat)on,  bie 
^tieflete^e  als  jutct^t  bejtel^enb  anjuetfennen,  »utbe  ben  bete^ 
lid^ten  ©eifllid^en  bis  jum  »onjil  l^öd^ftenS  ©ulbung  in  «uSfic^t 


geftcDt,  unb  joDc  man  Mtauf  fc^cn,  fu  ^^^^  anim  ju  ctfefecn. 
®ic  bcftcl^nbcn  »(öfter  foUtcn  erhalten  werben,  neue  3«^«« 
aufnel^men  burfen,  fold^e  JMofterleute,  bie  o^ne  Srlaubni^  ber 
Prälaten  austreten,  jur  Seflrafuna  überantwortet  werben  u.  f.  w. 
Sn  ber  2;i^at,  bie§  bebeutete  ntd^t  Diel  weniger  als  eine  DoOftfinbige 
SBicberl^er^eaung  beS  Statl^olisiSmuS.  SRaturlid^  mufete  man  biefe 
93orf daläge  als  ^anjes  ablel^nen,  aber  bie  (Segenborf daläge,  welche 
bie  ei^angelifd^en  SRitglieber  im  SluSfd^ug  am  20.  Kuguft  oorlegtcn, 
mad^ten  ni(^t  geringe  »onjeffionen. 

®ie  grage  üon  ber  3Refje  würbe  nid^t  Berül^rt,  als  ob  bamit 
ttunmel^r  aDeS  in  Drbnung  wäre,  bie  3uriSbiftion  ber  ©ijd^öfe 
in  ber  weitgeljenbftcn  gorm  jugeftanben.  ©ie  gaften  joHten  an 
jel^r  Dielen  Jagen  jwar  nur  „um  ber  ßiebe  willen"  unb  „cl^n^  bie 
©ewiffen  ju  bejd&weren",  geleiten  werben,  babei  foDte  bod&  tjer= 
boten  fein,  an  ben  bctreffenben  Jagen  öffentlid^  gleifc^  ju  üer= 
laufen.  S^^etreff  ber  ^riefterel^e  wollte  man  nid^t  nad^geben,  ebenfo 
lel^tttc  man  ab  ju  leieren,  eS  fei  nid^t  unrecht  unter  einer  iSc= 
ftalt  5u  fommunijieren,  Derfprac^  aber,  barauf  ju  l^alten,  baf;  bie 
^faner  unb  ^rcbiger  in  biefer  grage  ,,fold&e  3Rafe  l^alten,  bie 
5u  friebe  förberlid^  fei,  bis  auf  fernere  ^xinblung  in  einem  Ronjil". 
?lber  aud^  biefe  Sugeftänbniffe  waren  nid^t  genfigenb  unb  jubcm 
würben  fie  Don  einzelnen  ebangclifd^en  ©tSnben,  bie  crft  l^intcrl^er 
baüon  erful^ren,  ni^t  gebilligt. 

SRan  war  auf  einem  fel^r  tritifc^en  $unft  angefommen.  S)ie 
einzelnen  ©tänbe  fingen  an  mi^trauifc^  gegen  einanber  ju  werben. 
S)ie  Suneburger,  92umberger  unb  ^effifd^en  SH&te  wollten  ol^ne  neue 
Snflrultionen  fid^  in  leine  weiteren  Sßerl^nblungen  einlaffcn.  SRan 
woQte  beobad^ten,  bafe  „ber  ®a6)\c"  unb  ber  9Rarlgraf  etwas 
„weid^er"  würben  unb  burd^auS  grieben  l^aben  wollten.  3^if^c>i 
^elanc^tl^on  unb  bem  Suneburger  Stanjler  tam  eS  ju  „wiber- 
wdrtigen  Sieben'',  unb  auc^  oon  bem  l^effif(^en  ^rebiger  @(^nepf 
mufete  ber  erftere  ]\^  wegen  feiner  Siad^giebigleit  fd^elten  laffen.  ^n 
ber  @tabt  l^atte  fid^  bereits  baS  @erfi(^t  verbreitet,  SKeland^tl^on  l^be 
jene  oben  erwfil^nten  gorberungen  ber  Sifimifd^en  acceptiert,  waS 
grof(e  Aufregung  berurfad^te.  (Sereon  ©e^jler,  ber  ÄugSburger  ärst, 
fc^rieb  an  ^palatin :  „S)ie  ganje  @tabt  fagt  Don  ber  Stonlorbia :  (5s  ifl 


SM  2ut^  SenttcOimg  bet  griebot^DMMttfle. 

bcffet  mit  Sl^tifto  geftorben  unb  t)erboT6en,  ot^  ol^ne  il^n  bec  ganjes 
SBklt  ^ulb  etworben."  Suc^  3<>naS  »utbe  fc^r  bebcnflu^.  3i( 
fob^en  »id^tigen  Stttleln  foUte  man  o^ne  Hat  unb  äSomtiot 
Sutl^«  nid^tö  befcblieften,  ertlfitte  er. 

S)ie  gteunbe  mu|ten  fteilic^  ISngft  xoiffen,  tote  Sutl^  p  beti 
fraglichen  fünften  fi(^  fteQte.  «Stein  toon  ^erjen  frommet  SRenfi^ 
lann  bie  $rtoatmeffe  biQigen,  unter  melc^m  Flamen  fie  au^ge^ 
feiert  merben  mag'',  §atte  er  fc^on  am  27.  S^li  na(b  Sugdbutj 
gef (^rieben.  Unb  atö  S^eland^tl^on  jum  britten^:  unb  mertenmle 
barauf  jurücftam  unb  immer  mieber  neue  (Sd^ingrunbe  für  bie 
Berechtigung  gemiffer  2:rabitionen  oorbrac^te,  mieberl^olte  et  i^ 
immer  unb  immer  mieber,  ba|  niemanb  ba$  Siecht  l^be,  gegen  i\t 
@c^rift  fird^lid^e  2:rabitionen  }u  fc^affen.  SBad  man  bamit  enci(|en 
»olle,  barauf  fomme  eS  entgegen  ber  Steinung  9Kelan(l^tl|on§  nü^t 
an,  fonbern  barauf,  ob  etmaS  auf  (Botted  SBort  ficb  gtunbe  tk 
ni(^t.  S)ie  Slad^ric^t,  bag  bie  Sonfutation  fo  (Idglicb  auSgefaSeit, 
erfreute  il^n.  (5r  ^offte,  bafi  bamit  bie  ®a(^e  tool^I  balb  ja  Snbe 
tommcn  mürbe,  ^e^t  tdnne  äßeland^tl^on  fel^n,  fi^rieb  et,  m 
unnötig  feine  Sorge  um  bie  2rabitionen  gemefen  Jei.  .P^j 
l^inburc^",  rief  er  ben  greunben  ju.  ©ie  ftunbe,  bafe  man  M 
auf  S(ud{(^uf(Oer^nblungen  eingelaffen,  mar  il^m  oeriounierli^ 
tltö  baräber  Unfrieben  unter  ben  (Soangelifc^en  auSjubred^n  bto^te, 
uberfanbte  ber  fturfütft  bie  93otf(^lfige  beiber  Parteien  an  &t^ 
)ur  Segutad^tung.  @eine  Slntmort  mar  fo  Kar  unb  ^utli(^  ^^^ 
möglid^.  !(ud§  bie  SSorfd^lage  bed  et)angelif(^en  %udf<i^uffe$  l# 
er  ab,  aber  in  fd^onenber  SBeiJe  legte  er  nur  feine  eigene  ©tefliuij 
JU  ben  gorberungen  ber  ®egner  bar.  ©nerki  (Beftalt  be§  Sota- 
ments  ift  gegen  ®otte5  ©ort,  folglid^  ift  fie  an^  in  bebinjta 
gorm  nidgt  ju  bemiUigen.  (Sbenfo  fte^t  ed  mit  ber  föinfelniefe. 
Sfiftt  man  biefe  ju,  fo  ift  nid^t  einjufel^en,  marum  man  m(|t  ^ 
gleichem  Siechte  aOe  anberen  9!en{d^enmer(e  annel^men  foQte.  ^^ 
einer  gemiffen  3^onie  befprid^t  er  ben  Cerfud^,  bie  SReffe  M 
eine  (Sloffe,  burd^  eine  Umbeutung  beS  Dpferbegriffd  anne^mto 
5U  mad^cn.  Auf  bieje  SBeife,  meint  er,  Wnnte  man  ben  tixS^¥ 
(Klauben  aud^  gloffieren.  ä&enn  man  fein  mirßid^ed  Opfer  ntönCr 
bann  lafje  man  bo(^  bie  oerf&nglid^en  jffiorte  fort!    Witt  \o,  ^^ 


Steuer  ^n9g!idäf9^näf,    8esmttti(igttttd  bei  bett  ^MmgeKfci^.    S8S 

bet  „Äanon"  laute,  Wnne  er  nid§t  anbetS  afö  im  Sinne  eine«  »irl= 
tid^en  Dpfer^Iüetfianben  metben.  „Sa§..ifi  Ififtetlid^  unb  fd^finb^: 
Ud^/'  i.SnbUd^'',  f einreibt  er,  ,,  wollen  tt)tr  adeS  leiben  unb  meid^en, 
wa^  in  unfercr  3Kad^t  flel^et.  —  SBaS  aber  iSottc«  SBort  ni(^t 
ifi,  baS  ift  nid^t  in  unferer  92ad^t  anjunel^men,  unb  wad  ol^ne 
Lottes  äßort  geftiftet  ift  jum  ®otte§bienft,  ift  aud^  nid^t  in 
unfeter  äRad^t,  ba^felbe  anjunel^men.''  Sarum  fönne  man  gaften 
unb  geiem  aud^  nur  fo  weit  annel^men,  atö  fie  Don  weltlid^er 
Obrigteit  als  meltlid^e  Drbnung  geboten  mürben.  SaS  Stonjil, 
beffen  (Sntfd^eibung  man  in  Slugdburg  auf  beiben  Seiten  bie  enb= 
gültige  Siegelung  überlaffen  woOte,  crwfi^nt  er  mit  feinem  SBort. 
SeutUd^er  lieg  er  no(^  bie  greunbe  feinen  Unwillen  fiber  il&re  %er= 
fuc^e,  ,,Sut]Jer  unb  bcn  ^ßapfl"  miteinanber  Dereinigen  ju  woDien, 
ertcnnen.  (Sine  ©nigung  in  ber  ßel^re  fei  unmöglich,  wenn  nid§t 
ber  ^apft  fein  ^apfttum  aufgäbe,  ^n  bem  leiben  3«8^PÄi^^'^iff^ 
ber  ®egner  fal^  er  nur  teuflifd^e  ßift.  3Reland^t]^on  l&fitte  bod^ 
wiffen  follen,  bafe  M,  wenn  er  bie  Sled^tfertigung  au3  bem  (Slau= 
ben  jugeftel^t,  bamit  Ifigt,  berfelbe  (SdC,  ber  5U  gleid^er  ^üt  alle 
Greuel  beS  ^apfttumS  oerteibigt  unb  bie  S3efenner  biefer  ®lau= 
ben^lel^re  tötet,  »erfolgt  unb  üerbammt. 

92od^  el^e  fibrigenS  Sutl^erS  ®utad§ten  in  Hugdburg  eintraf, 
§atte  man  ftd^  bort  ju  einem  erneuten  ^uSgleid^SDerfud^  in  einem 
Heineren  äuSj^ufe  l^crbeigelaffen.  ©ieS  erregte  neue  SSeunrul^igung 
unter  benen,  bie  bereits  S^erbad^t  gegen  9Reland^tl^on  gefd^öpft 
l^atten.  ®efliffentlid^  verbreitete  man  unter  möglid^fter  Übertreibung, 
wie  ßutl^r  bem  allen  entgegen  fei.  ©er  ulmifd^e  ®efanbte  Sefferer 
berid&tete  in  bie  C)eimat:  „©er  ßutljer  ift  gans  wilb  ob  ber  ©ad^e", 
man  l^abe  il^n  nad^  SlugSburg  berufen  unb  ben  Staifer  um  ®eleit 
bitten  wollen,  aber  3Reland^tl^on  l^abe  eS  Derl^inbert.  ©aS  war 
boshaftes  ®erebe,  aber  e«  bejeid^net  bie  (Stimmung.  9Kan  fprad^ 
fogar  bon  SSefted^ung. 

3n  3?ürnberg  ^egte  man  bie  gröfete  Seforgnis.  Sogar  ber 
Rurfürft  mufete  fid^  bagegen  berteibigen,  ol^ne  ßutl^erS  S^f^mmung 
jene  ?lrtitcl  vorgelegt  ju  l&aben.  ©er  ßanbgraf  berwarf  fie  mit 
<Bntf(i^ieben]^eit.  ©eine  Släte  wies  er  an,  „bem  Vernünftigen,  welt= 
weifen,  oerjagten  SKeland&tl^on  in  bie  SBurfel  ju  greifen*.    SBoii 

Stolht,  ^tttl^er.    n.  24 


tun  iniitx  Bei  bn  tiXi^ttamm  ^aiimti^igialfl. 

einem  Selteln  um  Sonjeffionen  tooUte  er  ntd^tö  miffen.  St  et= 
toägt  Dielmel^  bie  ^age,  ob  man  oom  et)angelit^  Stanbpuntte 
au$  ben  ^piften  bte  9teffe  in  il^ren  Sanben  jugeftd^  burfc. 
S>aS  moDte  et  nut  bei  fteiet  ^tebigt  bed  ®k)angelium$,  tDcil  bann 
bie  SRcffe  Don  felbft  faSen  »etbe.  ®etn  ^ofptebiger  ®(^ne))f  riet 
nut  fiu^etH(^en  ^ebcn  5U  etftteben,  „baf(  mit  ftiebti<i^  mit  il^neit 
mie  aud^  mit  ^uben  »oj^nen  mdgen*'.  S9efonbetn  Sln^oft  ettegtt 
ubetaQ,  baf)  3Retan<^t]^on,  übtigenS  nid^t  bto{(  um  beS  jeittic^n 
^ebenS  miden  fonbetn  au(^  aud  Unjuftiebenl^eit  übet  bie  Utu 
DoUommen^iten  bed  eDangetifii^en  ftit<^entum$,  batan  feftl^elt  bie 
^utidbiftion  )>tn  Sifd^öfen  miebetjugeben.  Sßetgebend  betief  et  ^ 
batauf,  in  feinem  einzigen  (Slaubendattifel  nachgegeben  ju  l^beit 
Sa^  gegenfeitige  9!ijsttauen  »ud^S  Don  S^ag  ju  2;age.  (S^  nxir 
in  bet  Zffat  eine  etnfilid^e  ^n^ung  ju  futd^ten. 

^n  biefem  9{oment  tid^teten  ftc^  miebet  aQe  SlidFe  auf  Sutl^r. 
Sajatud  ®penglet  in  92utnbetg  etl^ob  bittere  ftlage,  ebenfo  bet 
Sanbgtaf.  IRan  etmartete  aOed  Don  feinem  (5tnfluf(.  @r  ^ttt 
felbft  ein  (Seffil^l  baDon,  ma«  er  je^t  bebeute:  ^©er  ßutl^  ifl  frei, 
frei  mol^l  au(^  ber  SRacebonier  (bie  gemöi^ntic^e  Se^eid^nung  9Re(an(^= 
tl^ond  für  Sanbgraf  $l^ilipp),  mad  idb  lieber  nic^t  »oOte,  fo  bafi  bie 
äßeidl^eit  ftel^t  gegen  bie  C)interlift  u.  f.  m.**  fc^rieb  er  am  28.9lugufi. 
Snbeffen  meinte  er,  bafe  e5  jur  S^t  nod&  feine  3Zot  fyxbc  ®er 
fonft  fo  l^eftige  SRann  blieb,  obmol^l  er  gerabe  über  @aufen  im 
ftopf  unb  anbere  Seiben  ju  ftagen  l^tte,  merfmurbig  rul^ig.  9hir 
gegen  bie  l^interlift  bcr  Stdmer  brauchte  er  einige  ftraftau^brude. 
Welanc^tl^on  fuc^te  er  Dielmebr  ju  trdften/@)>engler  unb  ben  Sanb^^ 
grafen  ju  berul^igen,  fc^limmflenfaDö  fönne  aDc5  leidet  fonigiett 
»erben,  »eil  man  ja  bie  ^rebigt  be$  ®Dangelium$  immer  Dor= 
behalten  babe. 

Unterbeffen  l^atte  bod^  ber  Ranjler  Srfid  bie  gäben  in  ber 
f)anb  bel^alten.  3Kan  §atte  grofee,  fel^r  grofee  SugeftSnbniffe  ge= 
mad^t,  fd^»erlid^  ju  anberem  3^^^^  ol^  bie  grof^  ^iebenSliebe 
JU  bcjeugen.  ©afj  bie  (Scgncr  barauf  eingel&cn  »urben,  glaubte 
DieQeid^t  nur  SRelanc^tl^on.  ®o  oft  Srudf  bie  eDangetifd^en  @tfinbe 
Dertrat,  liefc  er  feinen  S^^if^l  barfiber  auftommen,  baft  man  auf 
bem  ubergebenen  ©efenntni§  bel^ne.    Sutl^cr,  ber  fcl^t  »o|l  »u|te. 


5D{e  ^rl^anblungen  ftnb  erfolglos.  367 

xod^t  fd|tt)eren  ©orgen  auf  il^m  lafieten,  l^tte  i^m  am  5.  Xuguft 
einen  fd^önen  iroftferief  gefd^riebcn  unb  il^n  jum  gldubigen  ?Jcr= 
trauen  auf  ben  admad^tigen  (Sott  emtal^nt.  (S^  mäte  faum  nfitig 
gcmefen.  SrüdC  nxir  unbemegli^.  ©ie  Slutnbcrget  meinten,  et 
tofire  bet  einjige  „33etftanbige  in  bct  ©ad^e''. 

9?atfitlid^  50g  man  au^  bic  gcfamte  poUtifd^e  ßage  mit  in 
9led6nung.  «n  bemfelbcn  Jage  (20.  augufJ),  an  »eld^em  bie 
Sifirnbergct  ©efanbtcn  üon  neuen  ^ScrJ^anblungen  übet  bie  Sßal^l 
eines  tömifc^en  StönigS  berichten,  fpted^en  fie  „aus  Diel  beweglid^en 
Urfac^en"  bie  C><^ff"Wtt8  ^^^z  ^^  würbe,  ob  man  ftd^  einige  ober 
nic^t,  ju  feinem  ,,Unfrieben  ober  tl^tUc^er  l^anblung  fommen", 
fonbern  „ein  gütlicher  Seftanb  bis  auf  baS  ftonjil  bewifligt  mer= 
ben''.  %u(^  mujste  man,  baf(  nid^t  einmal  bei  itn  geiftlid^en  gurften 
ber  (Sebanfe,  ®emalt  anjuwenben,  aUentl^lben  Änflang  fanb. 

?lu(^  bie  aSerl^anblungen  beS  jweiten  ÄuSfc^uffeS  öerlicfen  reful= 
tatloS.  ^n  einer  (Srllfirung  Dom  28.  Suguft  bermiefen  bie  (SDan= 
gelifcfeen  Don  neuem  auf  il^r  ©elenntnis,  beffen  Seigre  bie  (Srunbe 
für  bie  tlbtteHung  ber  92i|bräud§e  entl^alte,  unb  erinnerten  an  \)Ci^ 
SSerfpred^en  eines  ftonjits.  ®ie  erl^ielten  ungnablge  äntmort. 
3war  tonnte  ber  Raifer  bic  ÄoniilSforberung  nid^t  ablel^nen,  aber 
nnter  unmutigen  äu|erungen  über  ben  ffiiberftanb  ber  geringen 
ainjal^l,  bie  fic^  unterflanben  l^tte,  neue  ®efe^e  unb  ©eften  attf== 
jurid^ten,  Derlangte  er  Dorl^  äßieberl^erftellung  beS  alten  SKrd^en^ 
n>efenS.  ©aS  l^tte  ber  ^apft  mi)  fd^meren  Sebenfen  auSbrfidli^ 
jur  Sebingung  gemad^t.  ©ie  ^oteftanten  erinnerten  baran,  ba| 
fold^  Sebingungen  frul^eren  Keid^StagSbefd^luffen  jumberliefen,  unb 
lel^nten  fie  ab.  ©arauf  Derfud^te  ber  ftaifer,  ber  nod^  immer  (ein 
S3eift5nbniS  für  bie  religiSfen  ^otiDe  befafi,  perfSnlid^  bie  $ro= 
teftanten  ^ur  Slnerfennung  ber  SiajoritfitSbefc^Iuffe  ju  bemegen. 
©eine  S3emul^ungen  f(^lugen  fel^l  mie  bie  ©onberDerl^anblungen 
einjelncr  Äeii^Sfurflen.  SReland^tl^on,  ber  ftetS  bereit  war,  neue  aBer= 
gleid^artitel  aufjufteHen,  geriet  barüber  in  neuen  fd^meren  Sßerbad^t. 
auf  »eranlaffung  ber  Mmberger  ®efanbten  »urbe  Sutl^er  burd^ 
©pengier  unb  Sß.  Sint  bringenb  aufgeforbert,  bagegen  einjufd^reiten. 
Sutljer  »ar  ni<^t  geneigt,  an  ein  »erft^ulben  beS  greunbeS  ju  glauben, 
aber  er  fürchtete  irgenbmeld^en  «nfd^lag  ber  ®egner.  3«  f(^on«nbfter 

24* 


868      ^tl^  fiber  bie  Qerl^nbtungcn.    Qttcet9  (Simgung^gebanlm. 

gotm  bat  er  92elan(^tl^on  um  Kufttatung  u6et  baS,  »aS  iitimifi^en 
Dorgefaden.  ©c^fitfer,  ja  iomtg  f(^rie6  et  an  ^ona^ :  .,3^te  SBe= 
btngungen  ttfirbe  er  nie  annel^men,  au(^  loenn  ein  (Snge(  botn 
^immel  J^miebet  (fime.''  ®e^r  emft  loamte  er  bor  einer  @tKii= 
tung  im  eigenen  Sager  unb  ermal^nte  bie  ^eunbe  abjureifen  unb 
aQe  fkrl^nbtungen  abzubrechen.  ^@ie  ^ben  baS  SetenntniS,  fie 
l^ben  baä  (Soangetium:  fte  mögen  eS  julaffen,  menti  fie  moUtn, 
wenn  fie  nic^t  ttoden,  fo  mögen  fie  an  il^ren  Ort  falzten.  Sßirb 
ein  Shieg  braus,  fo  werbe  er  braus,  wir  l^ben  genug  gebeten  unb 
getl^n/  8in(  fuc^te  er  u.  a.  bamit  ju  berul^igen,  ba|  aQe  3u' 
geftdnbniffe  ol^ne  feine  SinmiQigung  boc^  iQuforifd^  mären,  unb 
fpra(^  bie  C^^ffnung  aus,  bajj  bie  ®efal^r  injmifd^en  Vorüber  fein 
merbe.  Unb  fo  war  eS.  S)ie  ^er^nblungen  waren  abgebrochen. 
(Spengler,  ber  f^e  SSriefe  nad^  Augsburg  beforgen  foQte,  fc^icfte 
fie  beSl^lb  an  Sutl^er  iurud,  unb  biefer  l^offte  je^t  auf  ba^ 
SSeftimmtefte,  ben  greunben  balb  „ben  Schweife  abwifd^en"  ju 
tonnen. 

Sber  bie  StfidRel^r  üerjögerte  fic^  nod^.  SJel^rfad^  l^atte  ber  Saifer 
bem  fturfürfien  bie  Erlaubnis  jur  Sbreife  verweigert.  S)afur  ^tte 
ßutl^er  bie  greube,  ben  fturprinjcn  auf  Soburg  üorfprec^en  ju 
jel^en.  ®an}  unerwartet  erfc^ien  er  am  14.  (September  mit  SUbre^t 
Don  SRanSfetb.  ®r  fanb  Sutl^er,  wie  er  bem  93ater  bertd^tete, 
^frifc^  unb  gejunb  unb  frfil^Ud^",  §5tte  il^n  bcinal^  aber  wegen 
feines  grofeen  SSarteS  nic^t  erfannt. 

Sieben  ben  ^crl^anblungen  mit  ben  9iömern  war  eS  au^  wiebcr 
JU  jold^en  fiber  bie  Sbcnbmal^lSfrage  gefommen.  ^m  auftrage 
feiner  @tabt  l^atte  SRartin  S3ucer  Jd^on  im  3uü  angefangen,  ffii 
eine  (Sintrac^tSformel  ju  wirten.  @r  leierte  jje^t  wtrtlid^  ®enu| 
beS  SeibeS  unb  SSluteS  (Sl^rifti,  wenn  aud^  nur  für  bie  ®{5ttbigen 
unb  in  fpiritueder  äßeife,  aber,  unb  baS  mujjte  ben  meiften  (Sin= 
brudC  mad^en,  er  betonte  bie  reale  Gegenwart.  3lä^  aUem,  wa^ 
DorgcfaUen  war,  bc^anbelten  il^n  bie  ©ad^jen  mit  grofeem  SRife= 
trauen,  aber  ber  gewanbte,  für  ben  ®ebanlen  ber  ©nigung  bc= 
geifterte  äRann,  lieg  fid^  nid^t  abfd^redCen.  (Ss  gelang  il^m  enbli^, 
wenigstens  ®el^ör  bei  SKeland^tl^on  ju  erl^alten,  [a  biefer  fanbte 
feine  ?lrtilel  fogar  an  ßutl^er.    3DaS  war  erfolglos.    ®a  erfd^en 


mbrcifeWÄurfürpen.  ««cnnal^nungto.eaframcnt"  ^^ComSotmctf^en."  869 

SSucet  am  25.  @eptember  felbft  auf  (Scburg  unb  mürbe  freunbti(^ 
aufgenommen.  3^^^  tonnte  er  Sutl^er  nt(^t  fiberjeugen,  bajj  er 
unb  bic  ©einen  immer  fo  geleiert  litten,  »ie  jie  jeftt  borgaben, 
a\xä)  modte  jener  Don  S3ergIeicl^Sartiteln  nid^ts  ttijfen,  aber  man  tarn 
fid^  bo(^  nfi^er.  93ucer  gab  fxi^  ben  jd^önfien  Hoffnungen  l^in,  unb 
aud^  Sutl^er  \pxad;)  fid^  einige  SBod^en  f)}äter  in  fi^nlic^em  @inne  aus. 

(Snblid^  l^atte  man  fid^  aud^  in  Augsburg  entfc^ieben.  3Ran 
tvoOte  bie  ^roteftanten  jum  (Sel^orfam  jmingen,  aber  man  wagte 
nid^t,  es  foglei(^  ju  tl&un.  S)er  (Sntmurf  eines  Kbfc^iebS,  meldten 
ber  Saifer  am  22.  ©eptember  Derlefen  Ue|,  erltfirte  baS  eban= 
gelifd^e  8eIenntniS  für  miberlegt,  gab  ben  (Süangelifd^en  aber  bis 
jum  näd^ften  grul^ial^r  grift  jur  ©inneSänberung.  äBal^renbbeffen 
f Otiten  fie  niemanb  ju  il^rer  „®efte"  nötigen,  aud^  nichts  5ReueS  in 
äteligionSfad^en  brudten  lafjen.  Stann^aft  würbe  biefer  Kbfc^ieb  5u= 
tudtgewiefen.  SReland^tl^on  §atte  auf  ®runb  öon  9?otijen  üon  Dl^ren= 
jeugen,  bejonberS  feines  greunbeS  SamerariuS  eine  SBiberlegung 
ber  fatl^otifd^en  ®egenf(^rift  (bie  fpater  fogenannte  „Apologie  beS 
äugSburger  SefenntnifjeS*)  gefc^rieben.  ©rfidt  wollte  fie  bei  biefer 
(9e(egenl^eit  überantworten,  aber  ber  ftaifer  lel^nte  il^re  ^nnal^me 
ab.  Slm  nfi(^ften  2:agc  oerfud^te  eS  bie  Stel^rl^eit  nod^  einmal 
mit  S)ro§ungen.  @ie  waren  bergeblic^  wie  frfll^er.  (Ss  tarn  ju 
einer  beweglid^en  @cene.  Unter  2l^ränen  fc^ieb  ber  Jhirfurft  üon 
feinem  Äaifer.    5Ro(^  am  felben  läge  »erliefe  er  bie  ©tabt. 

?lm  24.  September  melbete  Sutl^er  feiner  grau  feine  balbige 
^txmk^x.  fturj  oorl^er  l^atte  er  nod^  jwei  Schriften  beenbet,  bie 
3U  ben  Sßorg&ngen  in  Augsburg  in  engfter  ä3ejiel^ung  ftanben. 
Die  eine,  ^^ermal^nung  jum  @aframent  beS  SeibeS  unb 
331  Utes  S^rifti",  pries  bie  ^errlid^feit  beS  ©aframenteS  unb 
wollte  ben  ^rebigern  Einleitung  geben,  ber  oielfac^  beobachteten 
SSerac^tung  beS  ©atraments  entgegenzutreten.  ®ie  entl^ielt  aber 
aud^  eine  trfiftige  3wtüdfweifung  beS  frül^er  erwal^nten  SBerfuc^S, 
„burc^  ®loffieren"  baS  rfimifd^e  Jlbenbmal^lSopfer  ju  erl^alten. 
®ie  jweite  ©d^rift,  „?5om  Solmetfd^en  unb  gurbitten 
ber  ^tili^tn",  beren  SBibmung  an  ßinl  üom  8.  ©eptember 
batiert  ift,  giebt  Antwort  auf  jwei  papiftif(^e  ^agen,  warum  er 
^im.  3,  23  üerbeutfc^t  l^abe,    „o|ne  beS  ®efe^eS  SBorte  allein 


81«  «eom  ü^obnetft^'' 

butc^  ben  (Klauben'',  utib  ob  aud^  bie  oerflotbenen  eiligen  für  an§ 
bitten,  ba  mir  ja  (efen,  ba|  bie  (Sngel  für  und  bitten.  S)en  $a- 
piften  toiQ  et  bacauf  nic^t  antworten,  ben  Seinen  aber  jetgt  a, 
nne  et  ju  jenet  Übetfe^ung  getommen  fei,  unb  mie  bie  beutf(^ 
&pxai)c  um  bet  Itlatl^t  »iOen  bad  ^adein"  (glei(^  .rnut")  bort  tot= 
bete.  „SDen  man  mu|  nid^t  bie  Su(^ftaben  in  bet  lateinifi^ 
@))ta(l^en  ftagen  xoxt  man  foQ  beutf(^  t^en  — ,  fonbem  man  m\ 
bie  Wuttet  im  O^^ufe,  bie  ftinbet  auf  bet  (Saffen,  ben  gememen 
Stann  auf  bem  Stattt  batumb  ftagen  unb  benfelbigen  auf  ba^ 
SRaul  fel^n,  mie  fie  teben,  unb  batnad^  bolmetfd^en,  fo  Derfte^ 
fie  e$  benn,  unb  metfen,  ba|  man  beutfc^  mit  il^nen  tebet/  8iei 
bie  9lfi(tfi(^t  auf  bie  Sptad^e  allein  ift  ed  nic^t  gemefen ,  bie  t^ 
5u  ienet  Dielfad^  angefod^tenen  Übetfe^ung  t)etanla|t  ^at,  er  ei= 
fldtt  Dielme^t:  „Sbet  nun  1^6  i(^  nid^t  adein  bet  ®pta(^en  Xrt 
i^etttauet  unb  gefolget,  bajj  i(b  9löm.  3,  28  solum  (adein)  l^i 
l^injugefeftt;  fonbetS  bet  Jeyt  unb  bie  3Reinung  ®.  ^auli  fötbcrn 
unb  etjmingenS  mit  @malt  S)enn  eS  l^anbett  j|a  ba(clb§  ba^ 
^auptftfid  c^tiftlid^et  Seilte,  n&mli(^  ba|  mit  butd^  ben  (Slauben 
an  Sl^tiftum,  ol^n  ade  SBett  beS  (Sefe^eS,  geteert  metben,  uni) 
fd^neibt  ade  SBetf  fo  tein  abe,  ba|  et  auc^  ft^tic^t  beS  ®t\^ 
(baS  boc^  ®otte$  ®efe^  unb  föott  ift)  SBett  niii^t  Reifen  )ut  ®er#g' 
feit.''  fö  fei  gut  ppfigen,  mcnn  bet  ?l(fet  geteinigt  ift,  ruft  er 
bcnen  ju,  bie  il^n  meiftetn  moden,  abet  ^ben  SBalb  unb  bie  @tidt 
auStotten,  ba  mid  niemanb  an".  Unb  an  einigen  d^atattetiftif<|^ 
SSeifpiclen,  bie  fein  feine«  ©ptac^geful^I  unb  feine  3Retl^obe  crfennoi 
laffen,  jeigt  et,  »eld^c  gtofec  ©d^wietigteiten  5U  übetminben  gew^ 
maten,  unb  meiere  Sltbeit  eS  gefoftet,  um  baiS,  maS  fi(^  fo  lei(|t 
lefe,  in  »itflid^eS  ©cutf(^  ju  bringen,  ©et  jtoeite  Jeil  ocrwitft 
bie  gütbitte  bet  C)«ili9«n  ^l^  unfid^et,  weil  bie  Sc^tift  unS  rdiß 
babon  leiste,  mie  fie  aud^  nic^t  etmäl^ne,  ia%  jemanb  bie  Snjel 
angetufen  l^abe.  ©abei  untetlfifet  et  nid^t,  batan  ju  erinnern,  ba| 
man  im  ^apfttum  bie  C)eiligen  ju  ®dttetn  gemacht  l^be.  „W^ 
@teuel  füllen  bie  ^apiften  je^t  tooljH  unb  jiel^en  ]^imli(^  bie 
pfeifen  ein,  pu^en  unb  fd^mfiden  ft^  nun  mit  bet  ^üxbitt  ber 
C)eiligen*.  ©a§  modtc  et  i^nen  nic^t  ungebufet  J^ingel&en  lafien 
unb  fiedte  SBeitete«  batubet  in  Xudfic^t  in  einem  ©etmon  t)on 


2titt  %a^t  auf  <So5urg.    ^ehnreifc.  871 

ben  Engeln.  S>erfe(6e,  eine  am  SRic^aelidtoge  auf  (So6ui^  g^ 
l^ltene  ^tebigt  erfd^ien  im  nfic^ften.Sa^te,  aber  befd^ftigt  fid^  ttut 
mit  bem  S)ienft  bet  Sngel  unb  il^rem  9amp\  gegen  bie  bSfen 
Reiftet. 

9(m  2.  DItobet  )}Tebigte  et  bad  (e^temal  auf  (Sobutg.  Seinem 
S^uxfutften  fanbte  et  am  3.  einen  S3tief  entgegen,  in  bem  et  feine 
^eube  batubet  audf)}tad^,  bag  et  mit  <8ott^§  <8nabe  bet  £)öae  ju 
^ugdbutg  enttonnen  fei.  3^  gleid^et  ^txt  etmal^ntc  et  ibn,  bie 
@ad^e,  bie  ®ott  angefangen  l^be,  aud^  il^m  meitet  ju  befel^len. 
®a5  »at  ganj  im  Sinne  beg  ftommen  gutflen,  bet  nac^  feinet 
aibteife  ))on  Kugdbutg  fo  balb  als  itgenb  mögU(^  fid^  miebet  eüan= 
gelifd^en  (üotteSbienft  leiten  lit^  Km  27.  unb  28.  ©eptembet 
wat  et  in  5Jutnbetg,  fpfiteftenS  am  4.  bütfte  et  in  Sobutg  ein= 
gettoffen  fein. 

Unmittelbat  batauf  »itb  Sutl^et  mit  i§m  tteitetgeteifi  fein. 
?IU  et  feine  «tbeiten  ubetfal^,  mat  et  nid^t  juftieben.  ®t  l^tte 
meniget  fettig  gebtac^t,  aU  et  fid^  Dotgenommen.  Slbet  et  ttat 
ftöl^lid^  unb  fteute  fid^  batauf,  wiebet  l^eimjutommen.  ©einem 
^an^iftn  l^atte  et  fc^on  ftul^et  ein  „S^dcxiüi)''  in  HuSfid^t  ge= 
fteUt,  ba«  et  in  Slutnbetg  l^tte  befotgcn  laffen.  3«  ^i««w  ©tiefe 
an  ^ieton^muS  SSaumgättner  au§  SRütnbetg,  bet  einft  fid^  um  feine 
ftdtl^  bemotben,  fd^etjte  et  übet  beffen  ftattUd^en  Seibedumfang 
unb  Detf))ta(^  ftatl^e,  feine  ftul^ete  ^glamme'',  üon  il^m  ju  gtugen. 
@o  pflege  et  fie  mit  il^m  ^u  nedten.  Sßom  Xage  feinet  Sbteife 
l^aben  mit  noc^  einen  bemettendmetten  ©tief  an  ben  92un(^net 
C)ofmufitet  @enfel,  in  bem  et  feinet  geliebten  9iufi(a  ein  Soblieb 
fingt  unb  ben  ^bteffaten  etfud^t,  ben  il^m  feit  lange  lieb  gemot= 
benen  lateinif(^en  (üefang  „In  pace''  (^(^  liege  unb  f(^lafe  ganj 
in  Rieben  u.  f.  vo.,  $f.  4,  9)  fut  il^n  t^ietftimmig  ju  (omponieten. 

©et  Jhitfutft  eilte  tafc^  §eim»fitts.  «m  8.  Dltobet  »at  man 
fd^on  in  ^Itenbutg,  »o  Sutl^et,  »ie  aud^  bie  2age  Dotl^,  üot 
bem  Sutfutften  ptebigte.  !lm  ii.  CItobet,  abenbS  7  Ul^t,  mat 
et  bei  ben  ©einen.  9m  nä(^ften  ©onntag  beftieg  et  miebet  bie 
ftanjel.  !lm  @(^lu|  bet  ^tebigt  et^fil^lte  et  bet  ®emeinbe  au^ 
Dom  Steid^dtag.  92o(^  fei  ni(^t§  (SnbgültigeS  befd^lojfen,  abet  bie 
^apiften  litten  befennen  mfi{fen,  ba|  il^te  Seilte  nid^t  mibet  bie 


872  ^eimreife. 

6(l^rift  unb  ben  (Blauben  »fite;  bie  (Bemeinbe  folle  i&ott  banfen, 
baf)  er  (Bnabe  gegeben,  baft  «il^c  ^rft  mit  ben  Seinen  bei  bem 
Sßorte  (BotteS  »iber  ben  Xeufel  nnb  alle  Sßett  gefianben,  unb 
toeitet  bitten,  bag  ein  fold^er  Slbf^ieb  juftanbe  fomme,  ba|  ta^ 
fßoxt  ®otte«  ^d^t  bringen  mSge. 


(Sd^maÖalbcn  1537. 


L  KoptteC 

Don  brr  Hiickke^r  nod^  tOittenberg  bis  ^unt  Q^obe  SoJ^anits  bra 

Beßänbigen. 


Sic  brol^cnbc  ©cfal^r  l^attc  c§  nid^t  öcrmoc^t,  bic  Ausbreitung 
bc^  ^rotcftantiömuS  5U  l^inbcrn.  3m  nötbU(^cn  ©cutfc^lanb, 
itamcntlic^  in  bcn  C^anfcftfibtcn,  machte  ficft  baS  SSctlangcn  nad^ 
coangclijd^ct  ScI^tc  unb  cüangcUfd^cm  Stitd^entum  immer  bringenber 
geltenb.  &ä)ox[  nox  bem  9{eic^Stag  mu|te  man,  bajj  aud^  Su6ed(, 
tvie  i^orbem  f)amburg  unb  Sraunfdbmeig,  l^a^  Sbangelium  an= 
nel^mcn  moDe.  '^m  ^erbfi  erbat  man  fid^  bort  bcn  btxoSfycttn 
Drganifator  Sugenl^agcn.  ®a«  l^atte  jur  golge,  bafe  Sutl^er  bei 
feinem  SBiebereintritt  in  bie  Xlrbeit  beö  ^rofefforS  au(^  fogleid^  bie 
Vertretung  ä3ugenl^agenS  als  Pfarrer  übernehmen  mugte.  ®ar= 
über  feufäte  er  mand^mal  fd^icer.  SBa§  fotlte  er  nid^t  aUeS  leiften! 
®abei  ful^Ite  er  fid^  elenb  unb  meinte  alt  ju  werben,  ©ein  ftopf= 
leiben,  ba§  nie  ganj  aufgel^ört  l^atte,  mar  in  äBittenbcrg  »ieber 
l^eftiger  gemorben  unb  machte  il^m  bis  in  ben  grfil^ltng  beS  nSd^ften 
2a]^re§  Diele  Sefd^»erben.  ®ie  fielen  ©riefe  unb  ?lnfragen,  mit 
benen  man  il^n  überjd^uttete ,  brad^ten  nur  feiten  frol^e  ftunbe. 
®ie  Pfarrer  bcjd^merten  fi(^  über  bie  SRagiftrate  unb  ^enen,  unb 
feiefe  waren  nur  ju  leidet  geneigt,  einen  unbequemen  ^faner  jiel^en 
5u  laffen  ober  aud^  ol^ne  93er]^ör  unb  Urteil  abjufe^en,  in  ber 
Hoffnung,  balb  mieber  einen  anbern  ju  erl^alten.  ©i^erlic^  woQte 
bie  weltlid6e  Dbrigteit  an  oielen  Orten  bie  ganje  Rirc^enleitung 
an  fid^  reiben,    darüber  tam  eS  j.  S3.  in  3^i(fau  ju  ernften 


876  9ug«(ttrg€r  9iä<^tag8a6f4i€b. 

@^n>ierig(eiten.  310^1  toemge  (Seiftlic^e  litten  baruber  ju  flogen, 
ba^  man  fte  batbcn  liege  unb  il^nen  bei  Sluftecbtetl^ltung  ber  3^4^ 
feinen  Seiflanb  ge»fi]^xte.  Unb  aQeS  nninble  fid^  an  Sut^et,  iebem 
foule  et  ju  feinem  Xe(^te  oetl^lfen.  Dl^ne  ^mti^d  traf  aud^ 
bie  $fanet,  Don  benen  oiele  ja  einen  wenig  xegelmfifitgen  6iit= 
midelungdgang  burc^emad^t  ^Iten,  oielfad^  bie  ©d^ulb.  S)a§ 
Dettannte  SutJ^et  aud^  nic^t,  aber  Dor  aQem  fal^  er  in  ber  Un^ 
banfbarfeit  gegen  bad  (St>angelium  unb  SSerad^tung  beS  geiftli(|cn 
Amtes  ben  ®runb  für  bie  läufigen  3«ttt)ürfni{fe  jmifd^en  ^fancc 
unb  (üemeinbe.  darüber  erl^ob  er  fd^rfe  Auflage  gegen  Sauem 
unb  Sbel  in  einer  SBibmung  an  St.  D.  ftödteri^,  bie  er  einer  »Su^^ 
legung  bed  iii.  ^falmed''  Doraudfc^idKe. 

S3on  ber  S^tunft  l^offte  man  in  äßittenberg  nichts  ®ttteg. 
SBie  <8en)itterfc^tt)u(e  lag  eS  im  ^erbft  bed  S^l^reS  über  ganj  ®eutf(|= 
lanb.  (Eine  grojje  Überfd^wemmung  ber  Xiber,  eine  nic^t  minber 
furd^tbare  in  SSrabant  unb  ^'^nbern  unb  allerlei  merfmurbige 
pimmelderfd^einungen  fd^ienen  auf  tommenbed  Unl^eil  ju  meifen 
Unb  bie  Qdkn  maren  ernft.  $on  SlugSburg  l^er,  mo  no^  immet 
Derl^anbelt  mürbe,  l^örte  man  nur  Don  fd^meren  £)ro^ungen.  "Sla- 
mentlid^  bie  @tdbte  foQten  je^t  baburd^  eingefd^üd^tert  merben. 
Slber  ber  ftaifer  mugte  Don  neuem  erfal^ren,  ba|  man  tl^n  aB 
^ean  über  bie  ©eiciffcn  nic^l  anerfenne.  3Rod^ten  einige  Heinere 
@t&bte  ober  folc^e,  in  benen  bad  Soangelium  nod^  nic^t  bur(^ 
gebrungen  mar,  fi(^  auc^  beugen,  nid^t  mentger  als  14  Dertoei: 
gerten  ftanb^ft  bie  Snnal^me  beS  Slbfd^iebS,  unter  il^nen  bie  m&fy 
tigflen:  ©trafeburg,  Jlürnberg,  Ulm,  grantfurt  unb  »ugsburg. 
2:ro^  aller  S)rol^ungen  magte  bie  Untere  unter  \>tm  ®influ|  ber 
Sünfte  Dor  ben  Slugen  beS  ftaiferS  il^ren  äBiberf)}rud^  ju  be^ 
fennen.  ©araufl^in  lautete  ber  mit  ben  fatl^otifd^en  ©täuben  Dcr= 
einbarte  Sbfc^ieb  Dom  19.  9loDember  fo  fd^roff  als  möglich.  @r 
erneuerte  baS  SBormfer  Sbift  unter  5Raml^aftmad^ung  einer  SRengc 
injiDifc^en  Dorgctommcncr  abmeid^ungcn  in  ßebrc  unb  2eben,  Der= 
langte  bie  SBieberbcrfteüung  ber  geifllid^en  gwriSbittion  unb  Der 
Slird^engutcr  u.  f.  m.,  unb  Derpflid^tete  baS  Äammergerid^t  jum 
SSorgel^en  gegen  bie  @d^ulbigen. 

SBaS  mar  nunmel^r  ju  ermattend    Sie  ©Dangelifc^en  tonnten 


über  bte  8er<4tigttttg  be9  SBibet^anbeS  gegen  bm  ftaifer.        377 

iti  bcm  abfc^icb  nur  eine  Äticg^etflärung  etbUrfen,  ja  ben  beginn 

be^  JlriegeS.    ®afe  ber  «aijer  Jtuppcn  julammenjöge,  um  fte  ju 

fttafen,  l^atte  man  fd^on  ma^tenb  beS  Steid^StageS  bel^auptet.  3Bfix== 

ben  bie  beutfc^cn  SBölfer  il^m  folgen?    ©ringenb   mun|d^te  bet 

Sanbgtaf,  Sutl^er  möge  beSl^atb  eine  aSetmal^nung  an  afle  ®läu= 

bigen  etlaffen.    ®o  fd^tieb  et  am  21.  Dftober  1530  unb  fragte 

Sugleid^  bon  neuem  nad^  bem  Äed^t,  bem  Äaifet  im  gaUe  eine^ 

SlngtiffS  SSibetftanb  ju  Iciften.    ©aiübet  öerl^anbelte  man  auc^ 

in  lorgau  mit  Sutl^et.   Unb  biejer  liefe  fid^  je^t  butd^  bie  Suriften 

fibetjcugen,  bafe  ba5  85etptni§  beö  RaifetS  ju  bcn  SKeid^Sftänben 

fein  Rreng  monard^ijd^cS  fei,  fonbern  beibe  leile  an  (Sefefte  unb  Siecht 

binbe,  unb  bafe  bemnad^  auc^  unter  getoiffen  ^orauSfe^ungen  ber 

SSSiberflanb  ftaatSrec^tlid^  gered^tfertigt  fei.    ^äBenn  alfo  ber  ftaijer 

in  feinem  ®efeft  e§  fo  feftgefeftt  l^t,  bafe  eS  in  biefem  gaUe  er= 

laubt  ift,  i^m  SBiberftanb  ju  leiften,   Jo  mag  er  aucfi  jein  ®efe% 

leiben."     Unb  fo  möge  auc^  ber  gürft  nad^  feinem  ®emiffen  l^an= 

beln-    gür  ben  (Sl^riften  freiließ  fei  ein  fold^et  SBiberftanb  ni<|t 

erlaubt.    ®abci  blieb  er,  „Aber,  wenn  bie  faiferlid^en  Steckte  in 

fold^em  gall  einen  SBiberftanb  al^  eine  9!otme]^r  leieren,  fo  tonnen 

wir  baS  »cltlid^  3ie(^t  nid^t  aufl^alten",  fd^rieb  er  nac^  5Rürnberg, 

iDo  man  anfangs  über  feine  ÄuSlaffungen  erfd^roden  war.     Unb 

biefe  Unterf (Reibung  war  nic^t  etwa,   wie  man  gemeint  l^at,  eine 

bequeme  ?lu§rebe,  fonbern  fie  entfprang  Sutl^crS  SSorfteUung  üon 

ber  (Selbftfinbigteit  be§  weltUd^en  8lec^t§. 

4)ierburd^  waren  aud^  bie  ©ebenflic^teiten  beS  Äurfürften  befeitigt. 
®er  ^lan  eines  ©ünbniffeS  unter  ben  ffiüangelifd^en  würbe  wieber 
aufgenommen  unb  ful^rte  ju  einem  übenafd^enb  fd^neUen  (Erfolge, 
^arnit  würben  bie  Slbfid^ten  ber  ®egner  butd^freujt. 

8m  6.  3flnuar  1531  würbe  gerbinanb  ju  ftöln  jum  römijd^en 
»önig  gewäl^lt.  (Entgegen  iSutl^erS  SReinung,  ber  baju  geraten 
l^tte,  fid^  an  ber  SBal^l  ju  beteiligen,  bamit  man  leine  ®ad^e 
wibet  ben  Jhxrfurften  l^abe  unb  mittelbar  feine  Jhxrwurbe  aner= 
fenne,  reifte  ber  Äutprinj  an  ben  8l§cin,  um  einen  frud^tlofen 
^roteft  abjulegen.  SBfil^renb  man  ftd^  in  Slad^en  jur  Krönung 
aufl^ielt,  würbe  im  taiferlid^en  9iat  ein  SunbniS  aller  tatl^oUfd^en 
®tfinbe  erwogen,  nid^t  allein  einem  angriff  ju  begegnen,  fonbern 


S78     €M(naItaIMMcr  fdwaSb.    JBaxnnn%  an  (eilte  IkSai  ^lyattf^en." 

um  bcn  Wgeunc^encn  iut)OT}tt(ominen.  3t<s»tf(^n  toaten  bie  Soan= 
i<dx]dftti  ooTangcgangen.  3^  ®(^maUa(ben  ^tten  in  ben  Sä^ 
RW^tttagen  Sad^fen,  O^en,  fifincbucg,  Kn^U,  svci  Qkafen  im 
Stondfelb  unb  bie  @tfibte  SRagbebutg  uub  Sternen  —  Stttcnbaj 
unb  bie  {übbetttf(^en  ®t5bte  mie  ber  Statigraf  dkorg  gleiten  ^ 
untet  bem  (Sinf(tt|  i^er  fing^lic^  fotogen  }utuct  — ,  einen 
S3ttnb  }u  gegenfeittget  Oerteibigung  gegen  {eglii^  Sng;rift  »egen 
M  (Soangeliumd  gefd^loffen. 

Unterbeffen  ^tte  Sut^t,  bem  ffiunfc^e  bed  Sanbgrofen  ent= 
fprec^enb,  eine  ^ffiarnung  an  feine  lieben  ^eutfi^en"  g«= 
ri(^tet,  eine  fc^tfe  unb  bittere  Shitil  bed  ganjen  SSerlaufd  be§ 
Slugdbutger  2iiged  mit  Slnmeifungen  barubet,  nrie  fid^  ein  S^ft 
nunmel^r  5U  ))er^lten  l^be.  SBetgebend  l^be  er  gebetet,  Dergeben? 
gewarnt.  £ie  Üerftoften  tooQten  (einer  frieblic^  SSermal^nung 
gel^orc^en,  ®ott  ^ielt  fie  nii^t  für  mert,  i^nen  einen  guten  (Bebanten 
einzugeben.  9iit  Unfriebe  unb  S^rol^ungen  fei  ber  Steid^dtag  ge^ 
f(^loffen  »orben.  Unb  »enn  fie  nun  fortfallen  mit  @eiDalt,  \o 
fei  ber  ttrieg  ober  Slufrul^r  ju  ermarten.  ^ann  foOe  man  ni(|t 
fagen,  baS  i^  bie  gru(^t  ber  eoangetifd^en  Se^re,  fonbern  mm 
merbe  fügen  muffen,  bad  fei  bie  %üxiit  ber  &l^re  ber  ^opiften, 
bie  (einen  Rieben  leiben  »oUen.  (Sr  felbft  ftel^e  in  ®otted  ^itb, 
ber  il^n  retten  tdnne,  mie  er  il^n  frfil^  gerettet  l^be.  SßoQe  er 
ni(^t,  fo  fei  il^m  80b  unb  2)an(  gefagt,  er  ^be  genug  gelebt: 
^SRein  Sebcn  fofl  il^r  ^cntct  fein,  mein  Xob  fofl  i^r  Seufel  fein." 
93idl^  l^be  er  fleißig  jum  Rieben  geraten,  (omme  es  nun  }uin 
ftriege,  fo  »iQ  er  feine  geber  ftille  ^Iten  unb  fc^meigen  unb  ^ 
nid^t  barein  legen  mie  im  legten  Sufrul^r,  eS  ge^n  laffen,  mie  el 
gel^t.  (Sr  miU  bie,  fo  fi(^  ju  SBel^r  fe^en  gegen  bie  blutgieriBen 
^apiften,  nic^t  aufrfi^erifd^  fd^elten,  fonbern  fie  ins  Stecht  unb  ju 
ben  S^riften  meifen.  (Sin  S^rifl  meij)  mol^l,  »ad  er  t^n  fo(l, 
aber  ni^t  adeS,  mad  jene  jum  Sufrubr  ftemt^eln,  um  ungeftraft 
il^re  SSodl^it  ju  treiben,  ift  ed  barum  f(^on,  unb  bie  (Segen»^^ 
i^  nidj^t  aufrü^eriftb-  S)enn  bie  giften  l^nbeln  auS  ^oifydt 
gegen  göttlid^eS  9te(^t,  mie  (aiferli(^ed  unb  natürlid^S  Ke^t,  in- 
bem  fie  bie  Sut^eraner  oerbammen,  bereu  ^xtM  fie  bo(^  atö  re^t 
aner(ennen  mufften,  inbem  fie  eine  „faule  ffiiberrebe  tl^ten'',  aber 


Mo^  auf  ba«  termetntU^e  Catfnti<]^  (Sbilt.''  379 

eine  Hbfd^tift,  menn  aud^  auS  guten  ®tünben,  i^ettoeigetten. 
9Diefer  Steid^Stag  metbe  aden  gätften,  übet  beten  t)ettrauUd§e  ^ule^ 
tuttgen  Sutl^et  fel^t  gut  unteni(^tet  ift,  uitb  bem  gansen  9iei^e 
ein  emiget  ©d^anbfled  fein.  Stö  bet  „^topl^et  bet  S)eul{(^en'' 
mü  et  nun  anjeigen,  mie  ft(^  ein  (Sl^tift  ^u  Detl^alten  l^abe. 
gotbetc  bet  Äaifet,  ben  et  fut  feine  ^etfon  nac^  Ätaften  ju  ent= 
f(!^ulbigen  fud^t,  }um  fttiege  gegen  bie  Soangelifd^n  auf,  fo  foQ 
teilt  SSenfd^  fic^  baju  gebtaud)en  laffen;  in  folc^em  gade  fei  il^m 
nic^t  5u  ge^otd^en,  benn  jebet  l^t  in  bet  Jaufe  gefd^iüoten,  baS 
(SDangelium  (SfyA\ix  l^od^ju^alten  unb  nid^t  ju  üetfolgen.  äBet  fi(^ 
JU  fold^em  fttiege  gebtauc^en  laffe«  mad^e  fid^  teitl^aftig  unb  fd^ulbig 
bet  (Steuel  „bet  ©eelcnmötbet'',  bie  im  ganjen  ^apfltum  be= 
gangen  metben  unb  begangen  motben  [inb,  unb  enblid^  l^elfe  man 
an  ba$  ®ute  au^totten,  mad  ba§  (gDangelium  gebtad^t  l^t. 

©aneben  fc^tieb  et  nod^  eine  ,@loffe  auf  baö  öetmeinte 
taifetU(^e  Sbilt".  ®ie  untetjiel^t  ben  Steid^Stag^abf^ieb  unb 
feine  einjelnen  Ättitel  einet  fd^tfen  unb  l^öl^nenben  fttitif,  nament^ 
Ud^  bie  ©el^auptung,  bafe  baö  eoangelifd^e  SSefenntniS  mibetlegt 
»otben  fei.  ©abci  fteigett  fid^  bie  C)eftigleit  bet  ©ptad^c,  pufcn 
fid^  bie  @d^im))f»otte,  mitb  bie  fittli^e  (Snttuftung  jum  grimmigen 
C^afe  bet  ^apiflen. 

Sutl^ct  §atte  feinet  ®<6rift  eine  SBetwal^tung  öotauögefc^idtt, 
»onac^  et  nid^tö  gegen  taifetUd^e  SRajefldt  obet  itgenbwelc^e  Dbtig= 
leit,  gegen  ben  ^ftommen  ftaifet"  obet  bie  „ftommen  ^axtn" 
gefogt  l^aben  »oQte,  fonbetn  i,  gegen  bie  SSenätet  unb  93femid^tet, 
fo  untet  taifetüd^em  Flamen  il^ten  üetjmcifeltcn,  boö^ftigen  3Rut= 
wiQcn  boQbringen'',  abet  feine  SluSlaffungen  ettegten  natfitlid^ 
gtofie«  Sttuffe^n.  «m  13.  SRcitj  betflagte  il^n  ö^jog  ®cotg  öon 
iSac^fen  be^^lb  beim  Jhitfutften,  motauf  biefet  i^m  but(^  ben 
»anjlet  SStudt,  »auf  bafe  Unric^tigleit  Detptet  »etbe\  öetbot, 
fold^e  l^ge  fc^atfe  ©d^tiften  au^gel^en  ju  laffen.  3«fll^^  »J*^^^ 
et  toegen  jmeiet  unfi&tiget  Sriefe,  bie  et  an  baS  {(loftet  ju  Siiefa 
gefd^idt  l^ben  fottte,  jut  Siebe  gcfteflt.  3«  f««««^  antwottfd^teiben 
an  ben  Stutfutften  lonnte  Sutl^et  mit  Siedet  batauf  l^inmeifen,  baf( 
bie  dkgnet  btudten  butften,  maS  fte  moQten  unb  gegen  i^e 
®d^mdl^ung  be$  (utfutftttd^en  ^avL]t»  unb  bed  (Soangelium^  \>m 


880    92ote  94be  mit  |^og  Oeotg.    ^IBibct  beit  ffttiOfitc  |u  2)rc8btt." 

i^en  8anbe«futfiett  nid^t  cingcfc^rittcn  »utbc.  ©afe  et  „fi^ 
unb  gefc^winbe"  gefc^tiebcn,  gab  er  ju,  b^uette  aber,  ni(^t  ic 
fd^xf  unb  ^ftig  gemefeti  ju  {ein,  »ie  e$  ba$  ,rflteultd^e  (Sbttt" 
mbtent  l^be,  unb  leicht  übetseugte  et  ben  ftutfutften,  ba|  jene 
fc^nbti^en  S3tiefe  untetgef^oben  toaten. 

Kbet  O^jog  ®eotg  koat  \>on  bem  S^otgel^en  be§  Ittttffitften 
no(^  m(^t  beftiebtgt.  %tö  SIntmott  auf  Sut^etS  @d^tift  mui^ 
üon  bem  $fanet  )Htno(bt  in  SSQn  bei  SRei|en  eine  ,,Slnbeie 
ffiatnung  but(^  einen  gel^otfamen  Unpatteiifc^en"  ^um  ^Skad  itr 
fötbett,  bie,  wie  man  fel^t  balb  etful^t,  ben  O«äog  felbft  jum 
Sßetfafjet  ^atte.  Sut^et  et^ielt  fie  fo  fc^neQ,  ba|  et  nod^  md^tenb 
betfelben  Seipjiget  92effe  mit  einet  fd^tfen  (Sntgegnung  auf  ben 
$Ia^e  mar.  ^n  (Snttfiftung  übet  ben  l^intetUftigen  unb  Detbedten 
Angriff  gab  et  il^t  ben  Xitel:  »SBibet  itxi  92eu(3^let  ju 
©te^ben*.  8t  nennt  ben  gutften  ni(^t,  et  mü  ben  CetfaSer 
aud^  nid^t  »iffen,  „fonbetn  nut  auf  ben  ©ad  fd^lagen;  ttejfe  \i) 
bamit  ben  8fe(,  ba{|  etS  fülltet,  fo  miCi  i(^  i^n  bod^  nid^t  gettofen 
fonbetn  allein  ben  @ad  gefd^lagen  ^btn**. 

Sie  ©d^tift  be«  ^tt^o^^  l^ttc  bie  alte  Sfige  erneuert,  ba| 
Sutl^et  fd^lec^ttteg  jum  Sluftul^t  gegen  ben  ftaifet  aufgeforbett  ^ 
\a  baf(  et  im  ®tunbe  nid^t^  anbetet  fuc^e,  aiS  bat(  ber  gemeine 
SRann  fid^  ergebe,  ^ade  Dbtigleit  l^ol^en  unb  niebtigen  @tan))e^ 
bcttilge,  bamit  alfo  ein  neu  äiegiment  nad^  feinem  (SefaQen  gefleDt, 
unb  et,  bct  Sutl^et,  baju  fut  einen  Dbetl^enen  gefegt  unb  enblicj 
in  bet  Sl^tiftenl^cit  ein  neue  Jüttei  aufgetid^tet  wctbe"".  S)er= 
gleichen  als  fd^änblid^e  SSetleumbung  aufjubeden,  toat  Sutl^et  m 
leidstes.  Unb  l^atte  bct  O^S^g  mit  aUettci  an  bie  Hbteffe  be§ 
ftaifetS  geti(^teten  ©enunjiationen  be|aut)tet,  bie  Sutl^etifc^en  tfifictea 
fd^on,  um  Suftul^t  ju  mad^en,  fo  (onnte  Sutl^et  mit  Sted^t  etflfiten, 
ba|  et  baüon  ni^tS  »iffe,  abet  baS  fei  fid^et,  bag  ba$  (Sbilt  bie 
(Süangelifd^en  mit  fttieg  bebtol^e,  jjene  alfo  angefangen  ptten,  unb 
ba§  ©ud^  beS  SReud^letö  fei  auftül^retifd^et  aU  bie  ©d^tiften 
SRunjetS.  äBcnn  bie  Sutl^etanet  fid^  übetl^aupt  meldten  toollten, 
fo  müjjte  bet  ftutfürft  bie  (Soangelifd^en  in  Chatte,  bie  getabe  ba^ 
malS  üon  @tjbifd^of  Slbted^t  l^att  bebtfingt  mutben,  tetten  unb 
fd^ii^en:   „92un  tl^un  fold^S  meine  Sutl^etifd^en  nid^t,  fi^en  füOe, 


$er|Od  (Btoxg.    fibetfctttngftarBeitest.  8S1 

tatfen  fid^  mattern  unb  plagen  ))on  listen  Slutl^unben,  nad^  aUem 
^utwUlen;  unb  Runter  ^{eud^el,  bet  eble  ©d^teibet,  fd^ilt  mitfte 
nod^  aufrü^rifd^  baju.'' 

darauf  enotbette  ^etjog  (üeorg  nod^  einmal  burc^  ben  $faner 
^tnolbi,  unb  mar  8utl^etä  @d^teibmeife  ))oltexnb,  oft  t>on  uwud^ftger 
<S}to6l^eit,  fo  »ar  bie  be§  C>^}og$  gerabeiu  gemein,  mie  benn  bet 
2:on  bet  ^otemit  fi6et^u))t  immer  rol^er  »urbe,  freilid^  mel^r  nod^ 
auffeiten  ber  @egner  atö  bei  bem  gen)i|  au(^  nid^t  feinen  Sutl^. 
Snjmifd^en  litten  bie  3ldte  beö  fturffirften  mit  benen  bed  C)er= 
5og$  im  3uli  }u  ®rimma  einen  Sßertrag  gef(^loffen,  monad^  fie 
il^re  ®elel^rten  unb  ^rebiger  Don  @d^m5]^fd^riften  ableiten  modten. 
llnb  Sutl^er  lieg  ftd^,  um  feine  grieben^liebe  ju  geigen,  baju  be- 
ilegen, üor  ber  O^^nb  ju  f^meigen,  ohtx>df)l  ber  C^erjog  aud^  feine 
Q^t  in  fd^finbtid^er  SBeife  angetaftet  l^atte.    9ud^  ben  ®eban(en, 
gegen  ben  ,,SRainj^er''  ju  fc^reiben,  Derfc^ob  er  einftmeilen. 

Slnbere  arbeiten  lagen  il^m  mel^r  am  Cyerjen.  @ie  toaren  ol^nel^in 

burd^  feine  ftrfinllic^teit  jurudtgebr&ngt  »orben.   Sein  ^ciJ^x  »eift  eine 

geringere  litterarifd^e  Xl^fitigleit  auf,  al§  baS  ^^l^r  1531.    Sebl^ft 

)&ef(^£ftigte  i§n  eine  92euauSgabe  ber^falmenüberfe^ung,  bie 

in  bem  gleid^en  ^afftt  l^eraudtam.   (Ss  ift  biefelbe,  bie  bann  in  bie 

gefamte  beutfc^e  93ibel  ^ufnabme  fanb.    ^^xt  (Sigentumlid^feit  fa^ 

fiutl^er  felbft  barin,  bag  fie  bem  £)ebrfii{(^en  ferner,  bem  ^eutfc^en 

tiäl^er  fei  als  bie  frül^ere.    ©afe  ,,?Reifter  Älugling"  fic^  barüber 

cuf^lten  mürbe,  fal^  er  DorauS.    £)e$l§alb  befc^log  er  fein  Über^ 

fe^ungSüerfa^ren,  morin  er  ^ier  unb  ba  „Don  ben  Xabbinen  unb 

ber  (Sramatica'  abgemid^en,  no(^  befonberS  barjulegen.    (Er  tl^t 

bieS  in  einer  @(^rift:  „@ummarien  über  ben^falter  unb 

tlrfad^en  bed  £)olmetf(^en$'',  bie,  mie  i^r  Xitel  an}eigt,  in 

il^tem    jmeiten  Xeile   (urje  S^I^It^ngaben  über   bie   ^falmen. 

liefert  unb  fie  i^rem  ^^^^l^t^  nad^  für  ben  erbauüd^en  (gebrauch 

I(a{fifi}iert.    @4<>n  ^^  Stfi^jal^r  1531  l^atte  Sutl^er  bamit  be^ 

gönnen,  aber  bie  Arbeit  blieb  liegen  unb  ift  erfl  im  S)e5ember 

1532  erf(^ienen.    £)agegen  beenbigte  er  unter  Sei^ilfe  ber  fprad^= 

geleierten  ftoQegen  Sruciger,  SlurogaQuS  unb  gorfier  im  Saufe  bes 

3a§ted  1531  bie  ^ropl^etenuberfe^ung,  fo  bag  im  griil^jal^r  1532 

„Sie  ^rop^eten  alle  beutfc^"  erfd^einen  tonnten. 

Stont,  8ut^er.  ii.  25 


882  fiänt  nnb  9r6eitcn.    e^ivSnner. 

Sterttoütbig  »at  ein  $lan,  ber  il^n  im  %tma^  1^31  k^ 
fd^ftigte.  ^m  Spril  toat  enblid^  bie  langetfel^nte  SBeaibeitung  bet 
apotogie  ber  Kugdburgifd^en  ftonfeffton  (f.  o.  @.  369),  bie  SRelanc^ 
t^n  fd^on  auf  bet  SÜfldteife  bom  Keic^iStag  begonnen  l^tte,  im 
S)tudt  ausgegangen.  DaS  grof)e  SBert,  baS  jugleic^  eine  umfange 
lic^e  Segtunbung  beS  SetenntniffeS  lieferte,  würbe  äberaO  in  bett 
Greifen  ber  fiutl^aner  aufs  mfirmfte  begräf^t.  SRod^te  nun  Sutl^ 
mit  il^t  nid^t  ganj  aufrieben  fein,  ober  etmaS  SefonbereS,  m^ 
i^m  am  C>erjen  lag,  in  il^r  oermijfen,  lebenfaQS  fprac^  er  babon^ 
feinerfeit«  eine  ^©eutfd^e  Apologie •  lu  fc^reiben.  9lo^  im 
Oltober  erinnerte  @palatin  baran.  2)er  (Sebante  mar  nod^  mi)t 
aufgegeben,  aber  berfd^oben,  meil  Sutl^r  fic^  bor  Slrbeit  nid^t  retten 
tonnte  unb  feine  fortmfil^renbe  ftrfintlic^teit  i^n  ftarf  bel^inberte. 
3m  3Rai  flagte  er  »ieber  über  ftopf»e§  unb  3ittem  in  ben  ^n= 
ben.  3m  ©pfitl^erbft  folgte  er  in  ber  ©Öffnung,  baburc^^ba^ 
Saufen  im  Stopf  ju  berlieren,  einer  (Sinlabung  beS  ®rbmarf(^aD^ 
^nS  S5fer  aufd  fianb  nad^  $retf(^.  S)a  ful^r  er  aud^  einmal 
mieber  mit  auf  bie  3flflb.  Aber,  mic  jel^n  3^^^^  frfil^er  auf  ber 
Sßartburg,  tonnte  er  auc§  jegt  bie  get^lid^en  ®ebanfen  nt(^t  (o^ 
»erben.  Sr  griff  jum  ^falter  unb  l&ielt,  wie  er  fid^  auSbrüdft,  „ju^ 
gleich  auf  bem  SBagen  fein  geiftlid^  ®ejdgb,  unb  fing  ben  147.  $falm 
Lauda  Jerusalem  mit  feiner  tluSlegung".  ©icfe,  eine  träftige  6t= 
mal^nung  }um  bantbaren  Sobe  (SotteS  für  ade  feine  SBoblt^aten, 
wibmete  er  bann  nad^  il^rer  SSoQenbung  am  16.  Sejember  1531 
als  ein  äBilb,  M^  fid^  munberlid^  unter  greunbe  teilen  ld|t,  baj^ 
CS  ein  jeglicher  ganj  triegt",  feinem  ©aftfreunbe. 

®rofee  Sorge  machte  il^m  um  biefe  3eit  baS  Umfid^greifen  ber 
Sd^mfirmer  unb  Käufer,  bon  benen  nod^  fpfiter  befonbcrS  ju  berichten 
fein  mirb.  SRel^r  als  biSl^cr  l^örte  man  babon,  »ie  fic  in  bie 
(üemeinben  einfd^li(^en  unb  Slnl^ng  gemannen,  {(lagen  barüber 
liefen  bon  allen  Seiten  ein,  aus  ben  fübbeutf(^en  SSerlel^rSccntrea 
Strafiburg,  ilugSburg,  wie  aus  ben  ©täbtcn  beS  9?orbenS,  auS 
|)effen  unb  ^l^üringen  mie  aus  ©d^lefien.  9bd^  am  roenigften 
lörte  man  oon  il^nen  im  {(urtreife.  SRit  lk)rliebe  füllten  jte  au(^ 
boS  ^crjogtum  ^reugen  l^eim,  unb  meil  in  bem  fc^mat^  bebSlterten 
Sanbe  jeber  tlntemmling  miWommcn,    ber  Oerjog    felbft   auc^ 


,,$pn  bcn  ©d^tcid^ctn  uub  SBinfcl^rcbigcrn."  388 

eine  S^H  lang  fd^iocnffelbifd^em  Sinflufj  nid^t  unsugänglid^  mar, 
trat  man  il^nen  l^ier  weniger  entfc^ieben  entgegen,  a(^  Sutl^er  ei$ 
ge»ünj(§t  l^ätte.  ®r  warnte  fo  oft  er  tonnte,  unb  al§  Snbe  5Ro= 
öembet  1531  ber  Hauptmann  üon  ber  SBartburg,  ©berl^arb  bon  ber 
Xann,  üon  ben  Umtrieben  ber  Jäufer  im  SBerragebiete  berid^tete, 
f^rieb  er  eine  eigene,  fd^on  Anfang  3anuar  1532  ausgegebene  Schrift 
„aSon  ben  ©d^leid^ern  unb  SBinlelprebigern". 

®iefe  liefe  eS  an  SBarnungen  nic^t  fel^len.  Db  eS  nun  S^i^fl^ 
lianer  waren,  Jfiufer,  ©c^wenffelbianer  ober  wie  fie  fonft  l^eifeen 
mochten,  baS  mar  il^m  gleic^.  lils  fold^e,  bie  )i(^  nid^t  unter  ba^ 
©d^riftmort  beugen  wollten,  betampfte  er  fie  ade  als  ©atramen- 
tierer  unb  ©(^wärmer. 

SBie  fd^on  frül^cr  in  ber  Auslegung  beS  82.  ^falmeS  betonte 
er  ba,  bafe  jeber  ^rebiger  eine  orbentlid^e,  burd^  SRenfd^en  er= 
folgte  Berufung  jum  ^rebigtamt  aufweifen  muffe.  ®anac^  foUe 
man  jene  ©d^lci^er  fragen, ,  um  fie  jufd^anben  ju  mad^en.  (Sr 
wufete,  bafe  bie  ©ettierer  fid^  auf  iStor.  14,  30  (®o  aber  eine 
Offenbarung  gefd^icl^et  einem  anbern,  ber  ba  fiftt,  fo  fd^weige  ber 
erfte)  beriefen,  unb  barauS  baS  Stecht  ableiteten,  bem  nad^  il&rer  änfid^t 
inenben  ^rebiger  cntgegenjutreten.  ®ieS  gefd^al^  üieHeid^t  fogar 
unter  C)inwei§  auf  ißutl^erS  Auslegung  biefcr  ©teile  in  feiner  ©c^rift 
üom  3^^re  1523,  „^a^  eine  d^riftlid^e  SSerfammlung  ac.''  (fiel^e 
oben,  ©.  105),  bie  eine  fold^e  ©eutung  juliefe..  geftt  fud^te  ^r 
ben  ©d|iwärmern  biefe  ©tufee  ju  entäiel^en,  inbem  er  bem  l^ifto» 
rifc^cn  ©inn  ber  ©teile  freili^  nid^t  ganj  entfpred^enb ,  biefelbe 
nur  auf  bie  orbentlid^en  ^rcbiger  ber  ©emeinbc,  bie  mit  ben  ^ro- 
pl^eten  gemeint  feien,  besiel^en  wollte  unb  auf  bie  Unorbnung  oer«* 
wies,  bie  entftel^en  müfete,  wenn  eS  jebem  gcftattet  wdre,  „bem 
^farr^errn  in  bie  9lebe  ju  faUen  unb  fid^  mit  i^m  ju  fd^elten". 
3Ran  tann  nid^t  fagen,  bafj  biefe  unb  äl^nlid^e  SluSfagen  mit  fru= 
leeren  gerabeju  im  SBiberfprud^  ftanben  —  bafe  cS  ba,  wo  fd^on: 
S^riften  finb,  immer  einer  orbentlid^en  Berufung  jum  ^rebiger 
beborf,  l^ttc  er  ftetS  geleiert  — ,  aber  offenbar  beabfi^tigte  er  babei 
au(^  im  lg)inblidt  auf  unbanfbare  (Beringfd&dftung;  ber  ebangelif(^en 
^rebiger,  über  bie  fo  oielfat^  geltagt  würbe,  mel^r  als  friil^er  bas- 
^nfe^  beS  georbneten  %mteS  ju  ft&rten« 

25* 


884  ^oiM^tmanii  iRctf<^.    Qatitttienber^teiffe. 

gorttofi^renb  l^tte  et  bem  Übermut  unb  bet  S[nina|ung  ber 
Ileinen  unb  gtoften  ^enen  in  tix^lidttti  S)mgen  etttgegenjutTeten. 
Unb  »ie  emft  et  H  nal^m  mit  bet  Aufgabe  bed  getftltd^  Xmte^, 
bie  Sfinbe  ju  fttafen  ol^ne  Xnfel^  bet  ^etfon,  jeigte  et  in  bet 
eigenen  (Bemeinbe.  S)et  ^uptmann  Don  ffiittenbetg,  ^nd  ^e^f^ 
ben  bet  Shitfutft  ald  einen  ta))feten  ShtegSmann  fd^^te,  l^tte  trof 
bet  ftu^  et»5^nten  (Stmal^nung  Sut^S  Don  feinem  unftttlit^n 
hieben  ni(^t  abgelaffen.  9ud^  etneute  (Stmal^nungen  maren  frud^t' 
lod,  Dielmel^r  »utbe  bad  ^tgetnid  immer  fd^limmer.  5Da  tie| 
i^m  8ut^  bad  Sbenbmal^l  l^eimU(^  Detbieteu,  »at  aber  feft  ent= 
fd^loffen,  »enn  et  fid^  ni(^t  beffette,  „in  dffentlid^  $rebigt  unb 
Urteil  gegen  il^n  ju  b^nbeln".  S)ad  tünbigte  er  mit  anbeten 
ftlagen  über  bad  eigenmächtige  Zreiben  bed  ^u))tmannd  bem  Shtr= 
furften  am  16.  3uni  1531  an,  bamit  er  im  ooraud  bat>on  untere 
tid^tet  mfire.  Der  Shirffirft  f^idfte  bi^^uf  eine  ftommiffton  nai) 
Sßittenberg,  bie  einft»eilen  ben  SuAbrud^  einei$  offenen  ftonflitted 
oerl^utete,  aber  fpfiter  (1538)  muftte  Sutl^  bo^  nodg  ju  fd^drferen 
3Rttteln  greifen,  obmol^l  ber  C^uptmann  in^wifd^en  fid^  üetl^eiratet 
unb  aud^  bie  Slbfolution  erlitten  l^atte. 

Sßfi^renb,  »ie  man  fürd^tete,  jeben  Slugenblidf  ber  Strieg  lo^ 
bred^en  tonnte,  au(^  bie  3la^ü^Un  fiber  bie  Xurten  »iebet  be= 
brol^lid^  lauteten,  »ar  fernere  3cit  im  Sanbe.  Stel^tfad^  Hagte 
Sutl^er  über  bie  l^errfd^enbe  Neuerung,  bie  er  aud^  tro^  feinet  Der= 
l^Uni^mfiftig  ^o^en  (Sel^alted  Don  200  (Bulben  im  ^aufe  em))fanb. 
S)ie  gamilie  »urbe  grdf^er.  tLm  9.  9{obember  1531  »utbe  i^m 
ein  )»eiter  ®o]^n,  3Rartin,  geboren,  ber,  »ie  ber  Sätet  munfd^te, 
ein  2;i^eologe  unb  tein  ^urift  merben  joUte.  Unb  am  28.  ^^nuat 
1533  befd^entte  il^n  feine  (Battin  mieberum  mit  einem  @5l^n(^, 
$aul,  ba§  ber  frül^er  erwfil^nte  (Srbmarfc^aQ  Don  Söfer  au$  ^rdfc^ 
am  folgenben  Zage  aud  ber  Zaufe  ^ob.  3^^  W^^  ^^^  %^^^ 
ftfitl^e,  »ie  bte$  in  ben  ^rofefforenl^ufern  üblid^  mar,  @tubenten 
aU  ftofigfinger  an  il^rem  Zifd^e,  aber  tro^  i^rer  nid^t  immer  rul^= 
menb  anertannten  l^u^l^lterifi^en  Begabung  mar  ber  baburd^  er= 
jielte  SSorteil  mol^l  taum  im  SSerbfiltnid  ju  ber  fonft  geübten 
®aftfreunbfd^aft  bed  C^aufe«.  Sutl^er  liebte  bie  ®efeaigteit.  Unb 
menn  bie  greunbe  unb  ftoQegen,  bie  er  bei  ber  9ibelüberfe|ung 


Btat^x  im  ^aufe.    %\\6fxttm.  885 

jutate  503,  äReland^tl^on,  ^naS,  (Srudget  u.  f.  to.,  mit  il^m  ge^ 
arbeitet  l^atten,  bel^ielt  et  fie  gern  bei  fid^.  ®a  trieb  man  fröl^= 
U^e  unb  ernfte  $)au§mufi{,  bei  ber  bie  ftoftgdnger,  mie  fpfiter  bie 
ftinber,  mitmirtten.  Sa  erl^olte  man  fid^  nad^  ber  2:agedarbeit  in 
l^rmlofer  Klauberei  bei  einem  (Slafe  8iet.  ^n  ber  Siegel  fül^rte 
190)^1  Sutl^er  felbft  l^au))tf(!(lgli(^  ba^  SBort,  aber  bad  mar  aud^  bie 
Seit,  ju  ber  bie  jungen  Seute  il^re  Slnliegen  unb  fragen  vorbrachten, 
mo  man.bem  Diel  99efd^&ftigten  bie$  ober  {ene^  nahelegen  tonnte. 

%u§  \tntn  Salären  l^ben  mir  aud^  bie  erften  %ufjeid^nungen 
)}on  Sutl^S  2;if(^gef))rfi^en.  92ad^  einer  bamatö  t^iel  verbreiteten 
Sitte  »aren  ßutl^ers  Üftfegenoffen  nur  aHju  eifrig,  jebe  ]^inge»or= 
fene  Semerfung  beS  bereiten  SBanneö,  ber  niemals  bie  SBorte 
auf  bie  ®olbmage  legte  unb  fi(^  ftets  gab,  mie  er  augenblidflid^ 
empfanb,  aufjujeid^nen.  9Rod§te  er  nun  in  feiner  tr&ftigen  thüringer 
%rt  gute  unb  fi^led^te  S^i^e  um  T^d^  »erfen,  ober  anS  bem  reichen 
@(^a^e  feiner  (Srfal^rung  unb  tl^eologifd^en  ®elel^rfamteit  an  iai 
ftleinfie  mie  ba^  (Srdgte  antnupfenb,  SBorte  golbner  Sebenämei^l^eit 
fpred^en  ober  fid^  ju  tieffmniger  ©d^riftbetrad^tung  erl^eben,  ober  aud^ 
in  ber  unmittelbarften  SBeife  feinem  augenblidflid^en  S^xn  Suft  mad^en, 
c^  mürbe  aQed  aufgefc^rieben ,  mand^eS  naturlid^  fd§on  l>amal^  in 
unrichtiger  SSerbinbung.  Slnbere^  l^aben  bie  gefd^fiftigen  Sud^mad^er 
einer  fpäteren  ^eriobe,  äurifaber  unb  ®enoffen,  bi^  jur  Un= 
fenntlid^feit  entfteflt.  «uf  il^re  SRed^nung  ift  5.  8.  auc^,  mie  mir 
au$  ben  mieber  aufgefunbenen  Dtiginalnad^fd^riften  erfcl^en  tonnen, 
bie  Umformung  Sutl^erfc^er  ©erb^eit  in§  (Bemeine  5U  feften,  metcfie 
Sutl^erS  fogenannte  „SCifd^reben"  5ur  SieblingSqueße  gegnerifd^er 
®efd§id^tdf(^reiber  bi^  auf  ben  l^eutigen  2:ag  gemad^t  l^ben. 

aud^  an  auSmärtigen  ®fiften  fel^lte  ed  niemals  im  C)aufe. 
SReben  benen,  bie  ben  berul^mten  SKann  fennen  lernen  unb  fprec^en 
mollten,  maren  ba  bie  vielen,  bie  feine  iE)ilfe  begel^rten,  bie  glud^t= 
linge  aus  aller  ^mtti  Öänber,  befonber§  bie  ^Rönc^e  unb  Spönnen, 
bie  ber  ftlofterjeUe  entronnen,  nun  bei  il^m  9iat  unb  Untettommen 
fud^ten.  So  flud^teten  im  ^^nuar  1532  aus  einem  ftlofter  in 
greiberg  5  Spönnen  unb  famen,  als  ob  baS  felbftverftfinblic^  märe, 
ju  gütiger.  ®a  fd^erjte  er,  bafe  er  bafür  gut  bejal^lt  merbe,  bafe 
er  baS  ftlofterleben  junic^te  gemad^t,  aber  er  forgte  für  fie.    @r 


88$  fMU^x  im  ^ufe.    «aftfreunbfitaft 

brad^te  ed  taum  fettig,  iemanben  absuneifen.  9(nbere,  bie  ec  in 
iOebdngmd  fal^,  lub  er  jelbft  in  fein  f)au$  ein.  titö  bad  fc^on 
früher  angebeutete  l^ifd^  auftreten  bed  Sxoidautx  9%atö  gegen 
feine  ^rebiget,  bad  Sutl^d  ganjen  S^xn  auf  fi^  lenlte,  ben 
alten  gieunb  Stitolau^  $)au8mann  jum  gortge^en  nötigte,  Derftanb  e§ 
fid^  für  Sut^er  üon  fetbfi,  ba|  er  ju  i^m  jiel^en  mu|te.  Sud^  beffen 
ftoQegen  (Sorbatud  l^tte  er  eingelaben,  unb  am  Uebften  l^tte  er  ^u^ 
mann  ganj  bei  ftdg  bel^Iten.  ^i^metl^in  blieb  er  einige  SRonak  bei  ij^m. 

^rau  ftfitbe  mod^te  bei  aQebem  mand^mal  eine  fd^toere  Aufgabe 
l^ben,  benn  8utl^  ))flegte  bei  feiner  (Saftfreunbfi^aft  »entg  naij 
bem  @tanbe  ber  Staffe  ju  fragen  unb  tonnte  »ol^l  auc^,  wenn  e§ 
fi(^  umS  (Beben  l^anbelte,  oerfd^menberifc^  fein.  ^Id  ein  treu^ 
gamulu^  im  g^^tuar  1532  bon  il^m  fortjog,  f(^rieb  Sutl^er  üon 
Jorgau  au^  (wo  er  beim  fturfürften  weilte)  feiner  ,,l^exsUebcn 
C)auäfrauen" :  ^.SBeil  g^l^a"«^^  roegjeud^t:  fo  »ills  bic  9lot  uni 
®l^re  f orbern,  bag  ic^  il^n  lafje  e^rlic^  bon  mir  fommen.  Senn 
bu  weigt,  ba^  er  treulid^  unb  fleißig  gebienet  l^at,  unb  tt)a§rli(^ 
bem  @oangelio  nad^  fic^  bemutiglid^  gel^alten,  unb  aOeS  getl^an  unb 
gelitten.  ®arum  benfe  ®u,  wie  oftmal  wir  l^aben  böfcn  SSubcn 
unb  unbantbaren  ©c^ulern  gegeben,  ba  c^  aQeS  oerloren  geweft 
ift:  fo  greif  bic^  nun  ^ier  an  unb  lafe  an  einem  folc^cn  frommen 
©efeUen  auc^  nid^t  mangeln,  ba  S)u  weigt,  ^a%  e^  wol^l  angelegt 
unb  (Sott  gefällig  ift.  3^  weife  wol^l,  bafe  wenig  ba  ift;  aber 
id&  gäbe  gern  10  ®ulbcn,  wenn  id^  fie  ^fitte.  ?lber  unter  5  ©ulben 
fottft  ®u  i^m  nicbt  geben,    weil  er  nid^t  getlcibet  ift.     3Ba§  bu 

baruber  tannft  geben,  ba§  tl^ue,  ba  bitte  id^  um. 8afe  bu 

ja  nid^t  fehlen,  weil  (fo  lange)  ein  Sedier  ba  ift,  benfe  ipo  Su 
e§  fricgft.    ®ott  wirb  wol^l  anber^  geben;  ba5  weife  id^." 

Ronnte  er  felbft  nid^t  geben  ober  l^elfen,  fo  wenbete  er  fic^  an 
bie  guten  greunbe  ober  auc^  an  feinen  SanbeS^errn,  unb  tro^= 
beut  er  faft  mel^r  al^  je  für  anbere  al^  SBittfteßer  auftrat,  fo  bajj 
er  felbft  ernftlic^  fürchtete,  bamit  läftig  ju  fallen,  unb  bi^toeilen 
burd^  feine  gelben  aud^  wirtlicb  33crbrufe  bereiten  mod^te,  genofe 
er  unüeränbert  bie  (Sunft  feinet  ffurfürften.  ^u§  freien  @tuclen 
berfd^rieb  i^m  berfelbe  „au§  ©anfbarleit"  am  4.  gebruar  1532 
bag  ganje  Stloftergebäube  mit  C^of  unb  ©arten  erb=  unb  cigentum= 


Ixdi),  befreite  il^n  aud^  Don  jeber  ©teuer  an  bie  ®emeinbe,  unbe- 
^(i^abet  bes  dted^te^,  Don  bem  bann  grau  Rfitl^e  reid^id^en  ®ebrau(i^ 
tnad^te,  ju  brauen,  ntäljen,  fd^nfen  unb  SSiel^  ju  l^alten,  mt  aQe 
>anbctn  ©nmol^ner  ber  ©tabt. 

Salb  barauf  würbe  er  an  baS  ftranfenbett  beS  fturfurften  gerufen, 
^et  alte  ^m  litt  mal^rfd^einlid^  am  SllterSbranb,  fo  bajs  i^m  unter 
futd^tbaren  ©d^mer^en  eineSei^e  abgenommen  werben  mufite.  Obtool^l 
Sutl^er  fic^  felbft  fel^r  elenb  ful^lte,  —  beinah  einen  SDlonat  lang  fonntc 
er  meber  lefen  noi)  {(^reiben,  unb  foeben  erft  l^atte  er  [id^  t)on  etni^m 
®d^tt)inbelanfall  erl^olt,  ber  ju  ernftUd^en  S3efürd^tungen  Änlafe  gab  — 
reifte  er  bod&  swcimal  nad&  Jorgau,  um  feinen  tränten  gürftcn  ju 
befud^en.  ®a  fafe  er  bann  an  feinem  Sette,  tröftete  il^n  mit  er= 
baulichen  ®efprä(^en  ober  fud^te  il^n  burc^  allerlei  (Srjfi^lungen 
aufjul^eitcrn.  Unb  bie  Operation  üerlicf  glutflid^.  £)er  fturfürft 
erholte  ftc^  mieber  unb  melbete  bie§  Sutl^er  felbft  in  einer  „fröl^= 
liefen  ©d^rift''.  Sutl^er  antwortete  am  ®runbonner^tage  1532 
tiid^t  minber  fröl^lic^,  \>oü  ®ant  für  bie  ©rl^örung  feiner  unb  ber 
©einigen  ®ebete.  Sabei  bemertt  er:  „@-  ft.  g.  ®.  l^alten  mir 
jo  turj  unb  ungefd^idft  fd^reiben  gnabiglid^  ju  gut;  benn  mein 
^aupt  nod^  ein  wenig  ift  bem  geinbe  aüe^  ®uteS  unb  ®efunbl^eit 
unterworfen,  ber  t§ut  mir  juweilen  ein  älitt  burd^  mein  C)irn,  bafe 
ic^  Weber  fc^reiben  nod^  lefen  tann.  Sl^riftu§,  unfcr  2roft  unb 
greube,  fei  mit  ®.  ft.  g.  ®.  ewiglid^.    «men.'' 

äBenige  SRonate  fpäter,  am  15.  ?luguft,  würbe  ber  Rurfürft 
bom  ©daläge  getroffen  unb  tarn  nic^t  mel^r  jum  Sewufetfein.  Sutl^er 
unb  SKeland^tl^on  ftanbcn  an  feinem  ©terbebett,  am  16.  öerfd^ieb 
<x.  ©onntag,  bcn  18.,  würbe  er  in  ber  ©c^lofetirc^e  ju  ©itten? 
berg  beigefeftt.  Sutl&er  war  tief  ergriffen.  ?113  bie  ®lodten  jur 
SBeerbigung  riefen,  fagte  er:  „®ie  ®locfen  Hingen  ganj  anber^  als 
fonft,  wenn  einer  einen  Joten  weife,  ben  er  lieb  l^at.''  33oll  tiefer 
Silü^rung,  unter  Jl^ranen,  ))a^  er  faum  fpred^en  tonnte,  ^ielt  er 
bie  ßeic^enrebe  über  iJl^eff.  4,  13—14.  ®a  pries  erbieSarm^ 
^erjigteit  ®ottcS,  bie  ben  frommen  gürften,  ben  er  nid^t  ju  einem 
f)eiligen  mad^en  wolle,  benn  er  l^abe  aud^  bisweilen  im  9{egiment 
gcfcl^lt,  in  einem  ©c^laf  l^abe  bal^infal^ren  laffen,  nad^bem  er  ob 
feines  SefenntniffeS  jwei  3al^re  frül^er  in  Augsburg  in  feinem 


988  9otirtf4e  Ser^Otnlffe.    «ncer. 

geiftlic^n  Sterben  ben  „xtä^Un  Xob"  gelitten.  (Sin  paat  2age  batauf 
))tebi9te  er  „lu  me^erem  Ztoft"  über  bie  ^ortfef^ung  lened  %cft^ 
S3.  15—18.  Sur)  toor  feinem  Zobe  l^tte  ber  Shitffitft,  ber  in 
feinem  Xeftamente  u.  a.  beftimmte,  baft  feine  Zfld^ter  fid§  feinet 
faQs  mit  tatl^oKfc^en  gfitften  Dermfi^Ien  bfirften,  bie  greube  ge^bt, 
oieber  in  grieben  mit  bem  ftaifer  ju  fein,  d^  entftncad^^  feinem 
®inne,  »enn  Sutl^  in  einem  feine  9tegterung  preifenben,  für  ein 
Sitb  beftimmten  (ikbid^te  ben  friebfertigen  ^rften,  ber  bod^  gegen 
ft0nig  fierbinanb  auf  feinem  9te(^te  befianben,  fagen  lief): 

„$>a9  $et}  iah  (Sott  bem  fiaifet  laxt, 
SRein  guter  S^eunb  er  gulett  nxirb, 
Sad  i4  mein  6nb  in  grieb  bef^Ioft.''  — 


®egen  aQer  (Srmarten  litten  fid^  bie  ))olitif(^ii  S3erl^ltntj)e 
nai)  mancherlei  ©d^mantungen  bo(6  »teber  jugunfien  ber  ^roteftanten 
ge»anbt.  S)ad  Derbantte  man  nid^t  am  menigflen  ber  ^efiigteit 
berfelben  unb  i^rer  jeitmeiligen  ®efd^loffenl^it. 

®er  SEßiberfprud^  ©ac^fend  gegen  ^erbinanbd  ffial^l  jum  r&= 
mifd^en  Könige  mürbe  bebeutung^DoQer,  atö  man  »o^l  auf  beiben 
Seiten  geal^nt  l^atte.  S)ie  ba^erifd^en  i^erjdge  tonnten  tein  Gintec- 
effe  baran  l^ben,  bie  9!ad^t  i^reS  iimkn  5U  erl^dl^n.  @ie 
proteftierten  ebenfalls  unb  fc^miebeten  »eitergel^enbe  ^Ifine.  Raum 
l^tte  ber  ftaifer  ^a^  SReid^  üerlaffen,  fo  mu|te  gerbinanb  erfahren, 
bafi  er  jmar  feine  93ergrö^erung  feiner  9Rad§t,  mol^l  a&er  eine 
SBermel^rung  feiner  geinbe  erreid^t  l^tte.  auf  mel^rercn  83crfamm= 
lungen  im  gtul^ial^r  unb  Sommer  1531  fd^loffen  ft(^  bie  äRitglieber 
be$  fd^malfalbifd^en  SunbeS  enger  jufammen.  3^^^  ^^^  ^^  no(| 
nirgenbS  jum^uSbrud^  k^ongeiubfetigteiten  gefommen,  in  gegenfeitigcm 
äRigtrauen  ftanben  fid^  bie  ^arteten  gegenüber,  aber  fc^on  l^tte  bal 
Äammergerid^t  feine  ^rojeffe  begonnen.  Strafeburg  »ar  juerft  baöon 
betroffen  »orben.  ®a§  »ar  für  biefe  Stabt  ®runb  genug,  mejt 
ate  je  bie  ©inigung  mit  "ttn  Sad^fen  ju  betreiben,  äöucer  »urbe 
nic^t  mube,  bafur  ju  arbeiten.  Unb  e§  gelang  il^m  nid^t  nur  bie 
fübbeutfd^en  Stabte  unb  Oetotam))ab  bafur  ju  geminnen,  auc^ 
3toingU  fd^ien  fid&  feine  üermittelnbe  Äebemeife  gefallen  laffen  ju 
»oHen.    9Jun  galt  eS,  bie  8Bittenbcrger  ju  erwärmen^- 


8ucer9  (Sintta^tSbeHtebunflen.  BmingU.  389 

Sutl^et  (tef(  bie  &aä)t  an  fid^  l^erantommen,  eS  eilte  il^m  ni(|t, 

aber  et  fianb  Dem  (Sebanten  an  eine  (Sinigung  tx^Ui^  freunblid^et 

gegenüber  ate  früher,  unb  SWeland^tl^on  war  »unbetbatcrmeife  fo= 

gar  entfd^ieben  bafur.    greilic^  öon  bcn  ©(j^weijern  »ollte  Sutl^er 

nid^tä  wiffen,  an  3»i«9li^  ©inneefinbetung  fonnte  er  nid^t  glauben, 

aber  mit  ben  Dberlänbern  »ollte  er  üerl^nbeln-    3n  einer  ©d^rift 

an  ben  ^erjog  Srnft  bon  Süneburg  l^tte  Sucer  bie  ^otmel  auf^ 

gefteOt,  „bafe  ber  »a^re  8eib  unb  ba«  wallte  »lut  3cfu  S^rifti 

im  *[benbmal^l  »irllic^  jugegen  finb  unb  mit  bem  SBotte  beS  ^mn 

unb  ©aframente  bargereic^t  »erben",   öutl^er  billigte  biefe  gormel 

in  einem  ©riefe  bom  22.  3anuar  1531  unb  banfte  ®ott,  baf( 

man  foweit  einig  geworben,  wunberte  fid^  aber,  bafe  man  fid^  ba= 

neben  ftrfiubte,  ben  (Senuft  be^  SeibeS  aud^  t^onfeiten  ber  Unglmu 

bigen  iujugeftel^en.    @r  muffe,  erfl&rte  er,  babei  be^nen,  aber 

man  tdnne  auf  »eitere  göttliche  gfigung  »arten.  (Sine  boUe  ®inig= 

teit  ertannte  er  nodg  ni(bt  an,  bezeugte  jeboc^  bon  neuem  feinen 

lebl^aften  ffiunfc^  banad^:  gern  würbe  er  breimal  fein  Sebcn  bafur 

geben.    ®o  »ar  wenigflenS  ein  gewiffer  griebe  eneid^t.    ©arauf= 

l^in  traten  bie  oberlfinbifd^en  ©tfibte  im  grül^ial^r  1531  unter 

©tra^urg^  t^ül^rung  bem  ©d|imalfalbif(^en  Sunbe  bei.  S)a^  Sutl^er 

rec^t  bel^ielt,  S^i^Sli  ^^^^  ^^  i^*  t^ebruar  1531  an  Sucer  einen 

fc^arfen  äbfagebrief  rid^tetc,  ^Mä)  unb  Sem  unter  feinem  (Sinflufe 

öon  bem  beutjd^en  SSunbniS  nichts  »iffen  »oÜten,  tonnte  5»ar  bie 

Dberlänber  bebentlid^  mad^en,  unb  gerabe  ie^t  mar  in  berfc^iebenen 

fubbeutfd^en  ©tfibten  »ie  HugSburg,  SRemmingen  u.  a.,  ber  3»inglia= 

ni^mu^  im  3unel^men  begriffen,  aber  bie  eine  3^it  lang  }u  beobad^= 

tenbe  Surfidfl^altung  mar  nur  borfibergel^enb.  Sie  folgenf^meren  Si- 

eigniffe  in  ber  ©d^weij  filierten  ju  einer  ftlfirung  ber  SJerl^filtniffe. 

©ort  bal^nte  fic^  feit  bem  ©ommer  153 1  eine  ftataftropl^e  an. 

©ie  Sleibungen  ber  ebangelifc^en  ftantone  mit  ben  SBalbftfibten  in 

ben  gemeinfam  regierten  (Sebieten  litten  natürlid^  nic^t  aufgel^ört, 

unb  man  möd^te  faft  glauben,  bafe  fic  S^ingli  bei  feinen  poU= 

tij(|en  ©eftrebungen   gelegen  temen.    S^benfallS  mar  er   immer 

geneigt,  fie  mit  ber  9leligion§frage  in  Serbinbung  ju  bringen  unb 

bamit  bie  92otmenbig{eit  eines  tJ^atfrfiftigen  (Eintretend  ju  begrun= 

bcn.    ©eine  grofeen,  ganj  Suropa  umfajfenben  ^Ifine,  l^atten  fid^ 


390  3»infttU  Zob. 

jetfd^lagcn.  (Sr  l^atte  je^t  anbete,  ndl^Uegenbe,  bie,  loenn  aui( 
nur  in  ber  ^tmat,  nid^t  toemget  gtofte  Umiofit jungen  bejtDedta 
Straft  göttlid^er  (Beted^tigteit  werbe  iebed  ))olittfd^e  Vit^l  aud^  k^ 
l^iftorifd^  geiootbene,  k?eriDtrft  S)aS  loar  ber  ohctftt  @a(  feind 
polttifd^en  $togramm$.  Damit  begrunbete  er  ben  Sntmurf  ju  einet 
DoQft&nbigen  politifi^en  Umgeftaltung  ber  (Sibgenoffenfd^ft,  bie  ei 
in  gel^eimer  99eratung  mit  ben  einfluftreid^fien  SZitgtiebent  be§ 
Slatö  vereinbarte:  Qm^  unb  83ern  joDten  an  bie  ©pifte  ber  Sc: 
gierung  treten,  bie  gunforte  öon  ber  SRitregierung  au§gef(^lopeii, 
ober  baburc^,  baf)  biefe  äRitregierung  fi^  mit  ber  S3oU^ia§(bei 
Rantone  regulierte,  in  eine  fefunbäre  ©teflung  gebrfingt  »erben 
©urd^  einen  ungejfiumten  angriff  foüte  biefer  ^lan,  ber  ii^tn  mil 
bcm  ®icge  bed  Soangelium^  }ufammenfiel,  inS  SBert  gefetzt  m- 
ben.  ®o  war  aus  bem  ^^farrer  ein  ©oltetribun  geworben.  fflel(|' 
ein  Unterschieb  mit  ßutl^er,  wenn  er  bie  Segrunbung  beS  geheimen 
^Jiatfc^lagS  mit  ben  ffiorten  fd^lief^t:  y@umma  ©ummarum  m 
nid^t  ein  f)en  tann  fein,  ift  biHig,  bafj  er  ein  Shiec^t  fei." 

SRit  ^artnädtigleit  prebigte  er  bie  Slotwenbigteit  be«  Sriegc^- 
aber  er  fanb  SBibcrfprud^,  fein  »infe^en  war  nid^t  baSfette  wie 
früher.  SRan  j^ögerte.  ®aju  tarn  bie  (Siferfud^t  SSernS.  anftatt 
^u  fämpfen,  liefe  mau  ficfe  5U  ber  untlugen  SRafjregel  l^erbei,  to 
SBalbftäbtcn  bie  3uful^r  abjujc^neiben.  ®aS  erflärte  äroiuflli  fäi 
ia^  gtöfete  Unted)t,  weil  bann  auc^  bie  Unfd^ulbigen  litten,  ©at^ 
über  fam  e§  ju  S^^iftisf^it^"  ^^  ^^^*  @mt  Stellung  fc^ienct- 
fd^üttert;  am  26.  3uni  forberte  er  fogar  bie  (gntlaffung  auM^w^'' 
Smtern.  ®a§  machte  grofeen  (ginbrucl.  ©ein  ^lan  fei,  3W 
grofe  iu  machen,  crtlärtc  er.  ober  ber  wiberftrebenben  fträfte  waren 
ju  Diel,  ©er  Rrieg  war  freilid^  jeftt  nid^t  me^r  ju  Dermeito 
®ie  SBalbftdbte  mufeten  i^n  führen,  ©ei  ben  SSerbunbeten  »at 
feine  Sinigfeit.  grül^er  als  erwartet  waren  bie  geinbe  auf  i(^ 
Stampfplafe.  SJfan  machte  jum  Seil  auf  Swiwß'i^  aScranlaiJunä 
nod^  ftrategifc^e  gel^ler.  ®o  ging  bie  ®d^la(^t  bei  Sappel  am 
11.  Ottober  1531  toerloren.  ^Ritten  unter  ben  ©einen,  bie  er 
als  ^rebiger  begleitet,  ftarb  Qmnili  ben  C^elbentob.  ©eine  2ei(^ 
würbe  am  anbern  2;age  ertannt,  gecierteilt.  Derbrannt,  bie  8i<^ 
in  ben  ©inb  geftreut. 


2ni^9  Urteil  barüber.    ^oUtifd^e  Sage.  391 

©ie  ©icger  lonntcn  nic^t  baran  bcntcn,  itn  ^rotcftantiämu^ 
au^jurottcn,  aber  butd^  ben  balb  barauf  9e|(^loffenen  griebcn  »utbc 
mä)  ber  gottbeftanb  beS  Jlatl^oUci^mu^  beftegelt. 

®ic  Runbc  üon  aUcbem  erregte  bic  ticffte  Seflur jung. bei  bcn 
grcunbcn  be§  fül^ncn  iSd^wciscrS,  »ie  bcn  ^nbcl  ber  rfimifd^en 
geinbe.  äud^  ßutl^er  war  babon  tief  ergriffen,  aber  baS  tragifd^ 
<5nbe  beS  ®egnerd,  bem  mentge  SBod^en  barauf  Oefolampab  im 
Xobc  folgte,  üennot^te  il^n  nid^t  ju  üerfdl^ncn.  ©einer  ganjen  ©eife, 
bie  ©inge  ju  betrachten,  entfprad^  eö,  »enn  er  üielmel^r  in  bem  ja^en 
<gnbe  ®otte§  Strafgericht  erblicfte.  ®ie  pietätäüotten  SBcrfud^e 
ber  greunbe,  S^^^sK  ^^^  d&riftlic^en  SRärt^rern  ansureil^n,  rcijten 
jeinen  äßibcrfpruc^.  Sr  brad^te  e§  über  fi^,  il^n  mit  SRünjer  ju? 
^ammenjufteflen ,  unb  nid^t  nur  in  vertraulichen  83riefen , .  f onbern 
üud^  in  einem  öffentlid^en,  an  ben  ^erjog  Stlbred^t  von  ^reu|en 
gerid^tcten  ©cnbjc^reiben  „wiber  ettlid^e  8lottengeifter'\ 
»a^  bie  3fi^itä&^^  ®eifllid^leit  üeranlafete,  eine  ®egenfd^rift  an  ben= 
felben  gürften  ju  fd^idfen.  ©eine  grofee  ©c^roffl&eit  in  biefem 
fünfte  entfrembcte  il^m  aud)  in  ©fibbeutfc^Ianb  üicler  ^tx^m  unb 
erregte,  wie  begreiflich,  nid^t  geringe  entruftung.  S3ucer  l^atte 
^ül^e,  fie  um  beö  gricbenS  miüen  surudtäubrangen. 

§Bon  ber  ©c^»eij  »ar  für  bie  fübbcutfc^en  ©table  je^t  nid&t^ 
nid^r  ju  boffcn.  Um  fomel^r  mufeten  fie  i^re  SSlidte  nad^  ©ac^fen 
unb  Reffen  rld^ten.  Sereit^  l^attc  fic^  eine  ftattlic§e  »njal^l  ber 
eüangelifc^en  ©täube  bem  ©c^maltalbifc^en  83unbe  angefc^loffen. 
©d^on  im  ©ommer  1531  ^atte  man  ju  grantfurt  eine  ffrieg§= 
ücrfaffung  beraten.  8lud^  nad^  granfreic^  unb  Snglanb  l^atten  bie 
Sßcrbünbeten  mit  ber  gorberung  eines  freien  ftonjilS  il^ren  ^roteft 
gegen  il&re  SSergewaltigung  gefc^idCt  unb  crmutigenbe  Äntmort  er- 
l^alten.  ®er  ßanbgraf  nal^m  ben  ^lan  Sw^i^B^i^  öuf,  alle  geinbe 
be§  JfaiferS  ju  vereinigen.  ®em  gegenüber  bot  bie  ©egenpartei 
mit  il^ren  ©onberintereffen  bei  allem  SSeftreben  beS  JtaiferS,  fie 
jufammenjul^alten,  nid^t  ben  geringften  SlfidCl^alt  jur  ©urd^fül^rung 
beS  augSburger  äbjd^iebS.  fflie  lange  granlreic^  noc^  grieben 
Italien  mürbe,  mar  nic^t  abjufel^en.  Seben  ?lugenblidE  brol^te  ber 
©ultan  lo^jubrec^en,  um  nid^t  blofe  Ungarn,  fonbern  aud&  bie 
i5fterreid&ifcf)en  Srblanbe  ju  erobern,    grül^er  als  ber  Raifer  er= 


892  ScT^anbliindeii  mit  bcn  ^cotellaiitoi. 

fantite  gerbinanb  bie  (Btdfte  ber  (Befa^.  Sd^on  am  27.  9Uir, 
1631  riet  er  )u  einer  friebli^en  Sbtunft  mit  ben  ^roteftanten, 
bie  gern  jur  Xfirlen^Ufe  bereit  fein  »urben,  ^menn  man  fie  bejug: 
IvS^  i^er  eitlen  (B(au6en«meinungen  fii^erfteQen  »urbe''.  ©c^mer 
cntfd^ioft  f4  ber  ftaifer  baju,  bie  $ro)e{{e  beim  ftammergeric^t 
}u  fiftteren,  »aS  bie  ^roteftanten  als  Sßorbebingung  foiberten. 
Dann  begannen  im  ®ommer  bie  SSerl^anblungen.  2)er  Sturfihft 
X)on  ber  $fa(i  unb  ber  Stainjer  f))ielten  bie  aßermittler. 

SRan  loodte  »ieber  ba  anfangen,  »o  man  in  Xugdburg  an^ 
gefangen  l^tte,  mit  ftoniefjtonen  in  (Sinjelfragen,  SRefttanon, 
Setd^te  K.  Vbcx  unter  ^tn»eid  auf  il^re  ftonfeffion,  unb  je^t 
jum  erftenmal  aud^  auf  9{etan(^tl^ond  X))otogie,  bei  bet  fie  be: 
l^nen  moQten,  lel^nten  bie  ^roteftanten  bieS  ab.  Sut§er,  betjen 
®uta(^ten  ber  Shirffirfi  fd^on  im  Stuguft  1631  einl^olte,  war  ba^ 
mit  eint)erflanben,  aber,  um  bed  lieben  griebenS  »illen,  ben  er 
bringenb  munfd^te,  meinte  er  »ie  fc^on  frul^er,  tonne  man  ft(| 
aud^  menfd^Ud^e  (Sinrid^tungen  in  tird^lid^en  Dingen  gefallen  laffen, 
menn  [ie  ben  gSttUd^en  nid^t  miberfpred^en  unb  man  ^e  ni^t  jum 
(i^efe^  machte.  Unter  SSorauSfe^ung  ber  freien  ^rebigt  beS  Soan- 
geltum^  fanb  er  ed  aud^  fär  feine  ^erfon  unbefc^werlid^,  »enn  bie 
dkifiUc^en  ben  Stfd^öfen  Untertan  »firen,  ^abe  bod^  auc^  3^<^' 
ria§,  ber  93ater  beS  ^ol^nned,  fein  Slmt  t)on  Snnad  unb  9aU 
pl^aS  empfangen.  Die  (S^efad^en  moUte  er  il^nen  ol^nel^in  gern  ubet= 
laffen.  Ig)inftc^tli(^  ber  ftloftergfiter  meinte  er,  lidi  ber  gürft  mo^l 
ein  9fled§t  barauf  l^abe,  na(^bem  ^bie  ganje  3^it  ba^er  allet  SKr(^en 
@ad^en  unb  lg)änbel  auf  (S.  9.  %.  ®.  O^tfe  gelegen,  bod^",  fe^te 
er  in  feiner  alle  biefe  Dinge  gcringfc^äftenben  SBeife  ^inju,  ^bünft 
uns  gut,  bag  tt)ir  um  fold^en  lieberlic^en  ®utS  unb  S&efenS  »iflen 
uns  nic^t  fel^r  fperren,  unb  ob  ja  bie  ®eiftli(^en  fo  l^rt  bege]^r= 
ten,  cinjufcften,  bafe  man  fie  liefee  freffen  unb  faufen  in  il^re^ 
®otteS  SRamen,  bod^  ausgenommen,  baS  erfte  ®tüd(,  baf(  fie  nic^t 
»ibet  baS  (Süangclium  leierten  unb  lebten",  aber  bafe  bie  Sifd^Sfe 
mirflic^  baS  (Süangelium  julaffcn  foOten,  l^ielt  er  für  unbenfbar, 
^benn  bamit  mufeten  fie  ja  bewilligen,  \)a%  mx  il^re  S^rtumet 
möd^ten  ßffentUd^  unb  in  ©d^riften  üerbammen". 

Der  fromme  fturfütft   mag  biefen  ^uSfül^rungen   5ugeftimtnt 


2nif^tt  unb  bte  t^l^anblungen  ut  ^d^meittfutt  uub  yiütnUx^.    393 

IfyaUn,  ntc^t  fo  feine  9late  unb  nod^  weniger  bie  Stel^rjal^l  bei 
Sßetbunbeten.  Saliner  u>ar  übrigend  frol^,  menn  et  t)on  aßen  biefen 
SDingen  möglid^ft  wenig  l^ötte.  „^^  lobe  ben  Sattbgtafen",  äußerte 
et  einmal  in  biefer  3«t  rrWcil  er  und  nid^t  fo  oiel  um  Äat  frfigt 
tok  frül^er,  fonbern  benit:  ^rebige  ßutl^et,  fo  will  id^  bieweil 
feigen,  bafj  man  bie  ^ferbe  fattle".  ©ie  weiteren  griebenSüer= 
l^anblungen,  bie  in  Sd^weinfurt,  bann  um  bem  Sieid^dtage  ju 
8flcgen§burg,  ber  Anfang  1532  bort  äufammentreten  foflte,  naiver 
5u  fein,  in  S^urnberg  geful^rt  würben,  gingen  nur  langfam  üor= 
»ärtö.  S)ie  SunbeSgenoffen  backten  nid^t  baran,  i^re  gunftige 
©teflung  aufjugeben  unb  warben  weiter,  namentlid^  plante  ber 
ßanbgraf  mit  ben  SBa^ern  grofje  ®inge,  unb  gerbinanb  l^offte  ju 
Seiten  bod^  nod^,  ol^ne  Jlonjeffionen  ber  SJerl^ltniffe  ^en  ju  wer= 
ben.  ®rft  alö  im  äpril  bie  fidlere  Jhinbe  oon  bem  Unrudten  ber 
iilrlen  eingetroffen  war,  famen  bie  Singe  in  glufe.  3efct  fanb 
felbft  ber  $a)}ft  in  ber  ^uguftana  man^ed  ganj  gut  fatl^olifc^, 
ipfil^renb  anbereS  fid^  fo  beuten  liege,  unb  brfingte  ju  einer  (Sini= 
gung,  ol^ne  weld^e  bie  £ür(enl^ilfe  nid^t  ju  erlangen  war.  SBol^l 
ober  übel  mufjte  ber  Äaifer  barauf  eingel^en. 

W>a  bie  ®ad^e  war  fd^wierig.  Sutl^er,  ben  ber  fturfurft  DieOeid^t, 
um  bamit  einen  9iudf§alt  ju  l^aben,  im  9Rai  unb  ^uni  wieber  mel^r- 
fa^  um  feinen  Äat  fragte,  l^atte  feine  liebe  Slot  gegenüber  ben  allju 
^oä)  gef))annten  gorberungen  ber  93erbunbeten.  Sie  gern  in  ben 
aSorbergrunb  gefd^obene  römifc^e  »önigdwal^l  erflärte  er  für  nid^t  fo 
wi^tig.  @ei  bie  SBal^l  ftönig  t^erbinanbd  gegen  bie  golbene 
Sulle,  fo  fei  fie  bod^  feine  ©ünbc  wiber  ben  l&eiligen  ®eift.  „Sum- 
mum  jus  summa  injuria,  fd^arf  Sted^t  ift  baS  I^Sd^fte  Unrecht, 
aber  Sßergebung  ber  ®unben  ift  bad  befte  9led^t,  wie  wir  felbft 
wollten  uns  »ergeben  ^ben".  ®aS  Slötige,  l^ier  ben  grieben, 
fallen  laffen  wegen  beS  Unnötigen,  fei  wiber  (Sott  unb  bas  ®es 
wiffen.  (Sine  ber  wid^tigften  unb  barum  aud^  üon  ben  Gegnern 
am  meiflen  beffimpften  gorberungen  war  bie,  bafe  ber  griebe 
für  alle  gelten  follte,  bie  f|)fiter  bie  ebangelifc^e  Seigre  annehmen 
würben.  Sutl^er  Dertannte  bie  SEßid^tigfeit  biefeS  ^untteS  nid^t, 
aber  ber  SSorteil,  weld^er  ber  Ausbreitung  ber  ei^angelif^en  @ad^e 
barauS  entfpringen  würbe,  {a  mu|te,  tonnte  fein  Urteil  nid^t  finbern. 


894  9teHgion9fnebe  )»  92fintbctg. 

ia%  biefe  gotbetung  unbidig  märe.  ^Sßit  tdnnen  ben  Staifet  mit 
Ste^t  nid^t  iwingen,  ba|  et  bie  ©einen,  fo  boc^  un$  m($t  Dei^ 
öKinbt  finb,  fii^etn  foüt  unjer^  (Sefaüend''.  (Bt  erinnerte  batan, 
baft  teine  Dbrigleit  untet  ben  (Soangelifd^en  ed  leiben  möchte,  „'bai 
anbete  ^tebenffitfien  fie  jmingen  foQten  mit  i^en  Untertl^nen  }u 
ma^en,  mad  fie  »odten.''  (Ss  fdnnte  ben  ®^dn  etmecfen,  a($ 
moOten  fte  batauf  atbeiten,  anbetet  Potentaten  Untett^nen 
)um  SlbfaQ  ju  t)etf ulkten,  ftc^  an  bie  (Sbangelifd^en  5U  l^gen, 
.»babutd^  ba^  ganje  9iei(^  auf  und  ju  btingen''.  X)ringenb  ct= 
mal^nte  et,  bod^  \a  nid^t  um  biefed  fünftes  miflen  ben  ^eben 
jutudtjuweifen.  Äbet  man  betief  fid^  auf  bie  ^flid^t,  au(§  ba» 
993ol^(  bet  SRiti^tiften  im  Sluge  5U  l^ben.  S)arattf  entgegnete  et, 
ba|  biefe  auc^  ol^ne  jene  Seftimmung  t)on  bem  Rieben  SSottäte 
genug  ^ben  mürben,  unb  „jebetmann  fd^ulbig  fei,  ba^  (goangelium 
auf  eigene  gal^t  anjunel^men  unb  ju  betennen".  ttud^  fünft  matnte 
ex  Dot  bem  im  ®tunbe  bod^  tleingtäubigen  S)tängen,  fut  aM 
unb  jebe«  ©id^etl^eit  ju  erhalten,  ©ei  feinem  eigenen  offenem  SBefcn 
mcOte  er  je^t  audg  bei  ben  (Kegnetn,  befonbetS  bem  ftaifet  ni(^t 
an  $)interlift  glauben,  fonbetn  moQte  il^m  ^^^^ii^  bantbat  fein, 
menn  er  bie  anbern  Slrtifel  bemiOigte.  Sagegen  lie|  il^n  6ei  adet 
fonftigen  Befangenheit  in  biefen  politifd^en  S)ingen  fein  gefunber 
SRenfd^enDerftanb  bocb  fo  oiel  al^nen,  )>a^  bie  Sägern  {eine  natui- 
lid^en  ©unbe^genoffen  feien.  (5r  meinte,  bafe  „fie  gerne  eine  ©uppe 
einbrodten  moüten,  bie  ein  anberer  foHte  auöeffen''. 

81m  23.  3uli  1532  mürbe  enblic^  bet  griebc  ju  3?utnberg 
gefcbloffen.  ®el^r  jum  Seibmefen  be^  Sanbgtafen,  bet  beSl^lb  eine 
3eitlang  mit  bet  »nnal^me  jögerte,  mufetcn  bie  ^roteftanten  e§ 
fid^  gefallen  laffen,  bafj  er  nur  bem  Jhirfürflen  oon  ©ad^fen  unb 
feinen  „SRitoermanbten*  zugebilligt  mürbe,  moburc^  bie  fpfitet  im 
S3unbe  beitretenben  auSgefd^loffen  maten.  9u(^  entl^ielt  er  ni(§t 
bie  gemünfd^te  «uf^ebung  ber  ^rojeffe  oor  bem  Äammergetid^t, 
gerabe  an  biefem  fünfte  be^  SugSbutger  Sbfd^iebe^  moQten  bie 
fatl^olifc^en  ©tfinbe  nic^t  rütteln  laffen.  ®ie  mürbe  nur  butc^  eine 
ge^eimiul^altenbe  taiferlid^e  „93erftd^erung^'  gemfil^rleiftet,  bie  no($ 
baburd^  abgefc^mäd^t  mar,  ia^  in  jebem  einzelnen  gode  bie  @i= 
ftierung  erbeten  merben  folle.    ®lei(^mo§l  mar  baS  (Skinje  eint 


Srt)|c  Srrungcnfd^aft  für  bic  ^totcftantcn.  ©er  Jlbjc^icb  üon 
atug^burg  war  aufecr  ffraft  g^f^fet,  ^^^  Scd^föbcftanb  bc5  cüan= 
gclifc^en  JJird^cnmcjcitS  6U  jum  S^fammcntritt  cinc^  ffonjUö  9C= 
fid^crt,  unb  l&attc  man  aud^  (einen  bauernben  ^rieben,  fo  waren 
bx>d^  »eitere  SSer^anblungen  in  Än^fid^t  gefteUt,  faü§,  wie  ju 
erwarten,  ba§  ftonjil  binnen  ^a^te^ftift  ni(^t  jufammcntreten  foüte. 
Rurfurft  Sol^ann  l^atte,  wie  erjdl^lt,  im  grieben  fterben  tonnen.  — 

Sieben  biefen  %xaztti  machte  ber  für  bie  gcjamte  S3Seltj)oliti£  fo 
bcbeutfame  ©l^el^anbel  beö  ÄönigS  C>«inri(^  Don  (Snglanb  auf  Sutl&er 
fei^t  geringen  ©nbrucf.  ®eit  S^l^ren  betrieb  ber  gürft  bie  (Sd^eibung 
üon  feiner  ®emal^lin  Statl^arina,  um  feine  ®e(iebte,  t(nna  93o(e^n, 
jur  Königin  mad^en  5U  tonnen.  Jlatl^arina  war  tjorl^er  mit  bem 
SStuber  be§  Äönig«,  Ärtl^ur,  üermal^It  gewefen.  Q\xx  Sl^e  mit 
^cinrid^  war  wegen  be^  tird^Ud^en  (gl^e^inbernifje^  ber  naiven  a3er= 
»anbtfd^aft  pa|)ftlid^er  SJiöpen^  nötig  gewefen,  ben  ber  ^apft,  e§  war 
no<§  3wliM^  II-?  öw^  gewäl^rt  l^atte.  3eftt  beftritt  ber  Rönig  bie  9ied^t= 
ntdf)igteit  be^felben,  weil  angeblid^  auf  ®runb  t^on  3SRof.  18  bie  ®l^e 
mit  ber  äBitwe  be§  S5ruber§  nac^  göttlichem  Siechte  fd^lec^t^in  unterfagt 
fei,  unb  l^euc^elte  fd^were  ®ewiffen$bebcnten.  Unb  anfangt  fd^ien 
e§,  ate  woHte  bie  Rurie  ben  SBünfd^en  be§  ,,S8erteibiger§  be§  ®lau= 
ben§"  nad^tommen.  Hber  Satl^arina  war  eine  Jante  be$  ftaifers, 
unt)  feit  bem  grieben  üon  ^Barcelona  tonnte  Siemens  VII.  ernftUd^ 
ni(t)t  baran  beuten,  ber  JJönigin  Un  beabfid^tigten  ©d^impf  an5u= 
tl^un,  il^re  2;od^ter  3Raria  jum  SBaftarb  ju  mad^en.  SBdl^renb 
man  bie  ®ntfd^eibung  ^inauSfd^ob,  br&ngte  ber  König  unb  brol^te 
fc^on  mit  äbfaH.  ?ld^t  Uniuerfitaten,  barunter  ^ari«,  l^atten  fid^ 
nad^  feinem  SBunfd^e  für  bie  Ungültigleit  feiner  (Sl^e  auSgefprod^en. 
9lun  forberte  ein  in  Wittenberg  unter  bem  SRamen  ?lntoniu§  al§ 
glüd^tling  lebenber  englifd^er  Ideologe  Dr.  Stöbert  83arne$  auc^ 
Don  Sutl^er  unb  ^elanc^tl^on  ein  ®utad§ten.  ©a  er  i^nen  }ugleid^ 
baö  bereits  über  bie  grage  Dorl^anbene  tl^eologifc^e  SRatcrial  unter= 
breitete,  wirb  er  fd^on  bamaU  wie  später  im  töniglid^en  Auftrag 
gel^nbelt  l^ben. 

5Rur  ungern  Ue|  fid&  iöut^er  barauf  ein.  ©er  ®ebante,  etwa  bei 
biefer  ©elegenl^eit  ben  ftönig  gewinnen,  ober  auf  ber  anbern  ©eile  bem 
Haifer  einen  @efaUen  tl^un  ju  tonnen,  tam  il^m  natürlid^  nic^t  in  ben 


®inn.  3i>t  3>itereffe  bet  ®a(^  »unfd^te  er,  ba|  fein  3lamt  aud 
bem  Spiele  bliebe.  Den  Unterl^nbler  bat  et  in  einer  Sufi^tift  tn}m 
3.  September  1531,  »enn  ed  nid^t  mSglid^  »fite,  ben  Stönig  ju 
uberieugen,  bod^  »enigftend  baffir  ju  forgen,  baft  bie  ftSnigin  ni^t 
in  einen  \o  großen  ^ebel,  »ie  bie  (5§efd^eibnng  »Ulige.  @o  fa^ 
er  bie  @a^t  an.  SRit  (Sntfd^ieben^it  berwarf  er  bie  Sletnung, 
aU  fei  bie  (S^  unred^tntfifcig  gefd^loffen,  benn  bie  betreffenbe  &t6k, 
bie  aufterbem,  ald  bem  mofaif(^n  (Befcjse  angel^drig,  ffir  und  nic^t 
üerbinblid^  fei,  fpred^e  t)on  ber  ^au  bed  lebenben  Sruberd, 
mie  au(^  aud  3Rattl^ud  l^rborgel^e;  unb  aud^  menn  bie  (5^  mit 
Unred^t  eingegangen  »orben  mfire,  fo  tofire  ed  bo(^  eine  Diel  gr5^e 
@ünbe,  bie  befiel^nbe  6^  gegen  bad  (Bebot  bed  ^enn  jn  Idfa 
S)ab€i  lieft  er  bie  Semertung  fallen,  baft  er  cl^  bem  ftSnige  eT= 
lauben  merbe,  nad^  bem  Seifpiele  ber  Sfiter,  bie  Dor  bem  <Sefe|  au(^ 
mel^rere  ^auen  ge^bt  l^ben,  eine  jweite  ftdnigin  ju  freien.  S^on 
frül^r  beobad^teten  »ir  bie  eigentumlid^  Unflar^t  über  bad  Sefen 
ber  (Sfft,  bie  babur(^  l^erüorgerufen  mürbe,  baft  man  ein  pofitiüeS 
aSerbot  ber  ^ot^gamie  in  ber  Schrift  bermiftte.  S>ie  eben  er= 
mäl^nte  tufterung,  bie  }iemlid^  unvermittelt  ftd^  finbet ,  burfte  auj 
ben  Sinfluft  bed  SKelanc^t^on  jurudtiuffil^ren  fein,  ber  in  feinen 
f(^on  im  tluguft  abgegebenen  (Suta^ten  bem  ftSnige  unter  9ui= 
jd^lung  t)etf(^iebener  Seifpiele  aud  bem  Slten  Xeftamente  unb  au^ 
ber  (Sefd^id^te  ben  8tat  giebt,  eine  ^meite  grau  jur  (Srjielung  mann: 
li^er  Stac^fommenfd^aft  ju  nehmen,  ba  bieS  t)on  ®ott  nirgenb^ 
»erbeten  fei.  Siefe  tlu^laffungen  fc^einen  bamaU  nirgenbd  aufg^ 
faOen  ju  fein. 

Sin  ^al^r  fpfiter,  am  12.  Sugft  1532 ,  berl^nbelte  eine  ofji: 
jielle  engltf(^e  S3otfd^aft  bei  Sutl^er.  3nitoif(&en  l^tte  man  ^i) 
in  (Snglanb  für  bie  ®d^eibung  entfd^ieben.  (Sr  unb  SReland^tl^n 
blieben  babei,  baft  fie  ni(^t  }u  rechtfertigen  fei.  Xn  bemfdben 
2;age  bemertte  er  einem  ^eunbe  gegenüber:  ^1S)tt  $apft  ifi  in 
(Snglanb  bal^in,  benn  ber  ftSnig  l^t  alle  SiStfimer  an  fi(^  geriffen'. 
Unb  in  ber  Zfyit  t)olliog  fic^  fe^r  balb  bie  Sodlöfung  Snglanb^ 
t)om  ^apfttum,  mfil^renb  fonfi  freilid^  aOed  tatl^oUfd^  blieb. 


2.  9{aptter. 
Hon  1532  bi0  }wc  lOittenlierQer  (Lmmita. 


Sluf  ffutturft  ^ofyinn  »at  fein  iSol^n  3^1^««  griebric^  flefolgt, 

€in    nod^  junfler  äRann,  a6ct  ctnft  unb  [ttcng  in  feinen  Sitten. 

3n   ben  neuen  3^een  toax  et  aufgewad^fen.    SJon  ber  umftfinb» 

liefen  SBebfid&tigteit  ber  filteren  gfirftengcncration  aud  ber  Qtxt 

3Ra3cimilian5  eignete  il^m  wenig.   816er  e§  mar  nid^t  nur  bie  3^= 

genD,  fönbern  ber  »eitergel^enbc,  burd^  bie  RfittH)fe  ber  legten  ^a^xt 

gcf durfte  83lidt,  ber  il^n  bie  ®inge  rafd^er  erfaffen  liefe.    Sei  ber 

Äönig5»al^l  in  ftöln,  6ei  ben  SRürnberger  SJerl^nblungen  ^atte  er 

hen  aSater  öertreten  unb  mit  ®ntfd^iebenl^eit  bie  gorberungen  ber 

(goangelifd&en  üerfod^ten.    3Bie  wenige  l^atte  er  ftd^  in  bie  eban= 

gclifd^e  Seigre  vertieft,  unb  er  war  entfc^lofjen,  ni(^t  ein  Jitelcften 

babon  prei^jugeben.    gür  Sut^er  l^atte  er  eine  unbegrenzte  Ser- 

€^rung.    9Jie  l^ätte  er  in  tird^Ud^en  Singen  ct»a§  unternommen, 

ol^nc  fid&  Don  il^m  beraten  ju  laffcn,  aber  er  wufete  fid§  jeine  ©elb» 

ftdnbigleit  ju  bewal&ren.    an  bem,  wa§  er  für  red^t  l^ielt,  tonnte 

er  fogar  mit  (Sigenfinn  feftl^alten,  unb  in  politifd^en  fingen  tonnte 

er  be§  SBittenberger  'Siak^  aud^  entbel^rcn.     ^®er  C)of  §at  feine 

greube  baran,  felbfttl^fitig  ju  fein,  »fi^renb  man  frul^er  lieber  ben 

Sufd^auer  ft)ielen  wollte",  fiufeerte  gütiger  ein  paar  "^affxt  f|}fiter. 

3uweilen  tonnte  er  barüber  mifetrauifd^  werben,  aber  e5  war  i§nt 

bod^  aud^  wertDoQ,  auf  btefe  äßeife  mancher  SSerantwortltd^Ieit  unb 

mand^er  SSerbriefelid^teiten  überl^obcn  ju  fein. 

SBie  ber  alte  JJurfiirft  nod^  befd^loffen,  würbe  jefet  bie  Äird^=f 

Äolbe,   gütiger,    n.  26 


898  8i|ltatioii.    Sct^flif^tung.    j^ranf^t. 

Difitation  »lebet  aufgenommen.  @ie  entfprad^  au<^  einem  biin: 
genben  SBunft^e  ber  Sanbftfinbe.  (Sine  gegen  ftul^ei  fel^r  Detfi^tttc 
3nftru(tion  etteiite  ben  IBifitatoren  meitgel^nbe  ^oHmailten.  ^i 
fönten  bie  legten  Slefte  bed  ^^apiSmuS  abgetan,  bie  Stonomifileii 
^t§fi(tniffe  ber  ^arod^ien  enbgüitig  geregelt  unb  aud^  nad^  9i5# 
feit  etnl^itUd^ed  Shrd^entum  l^ergeftetlt  »erben.  Qu  bem  leiteten  fam 
e«  freiließ  awi)  bieSmal  nod^  nic^t,  auc^  jeigten  fid^  bie  ^uem 
fel^r  ftönig,  atö  man  il^nen  jumutete,  anftatt  bc^  k)ielen  ®dH 
n>ad  fie  früher  für  SReffen  u.  f.  xo.  litten  jal^len  muffen,  nuntne|i 
»enigftend  etmad  jur  Unterl^ltung  beS  ftirc^entumS  beizutragen, 
aber  bie  SSifitatoren  litten  bo(^  l^inftc^tlic^  ber  fingeren  Z)xhm 
t)on  grof^en  (Erfolgen  }u  beri(^ten,  bie  eine  gebeil^lic^e  Snttoicfelunj 
für  bie  Sutunft  üerfprad^en.  ©em  (urfürftüd^en  Auftrag,  au(^  to 
ßeben  ber  ßaien  bie  nötige  aufmer!famfeit  jujuioenben,  fam  man 
mit  (Bifer  mi).  ©er  J^urfurft  »oute  fogar  3»Äng§mittel  onge^ 
menbet  ^ben,  um  fiuf^ere  ffirt^lid^feit  }u  erjielen. 

3u  gleicher  Stxt  »urbe  ed  üblich  t)on  benen,  meldte  m  ben 
aßittenberger  Jl^eologen  ein  S^flni^  w^^t  il^re  ©effi^igung  F 
gciftUd^en  «mt  begel^rten,  eine  SSerpflid^tung  auf  bie  Seigre  to 
«uguftana  unb  «pologie  5U  forbern.  ®a«felbe  beftimmtcn  übriäcn^r 
um  bie  Sintrac^t  }u  maleren,  bie  t)on  SReland^tl^on  in  betnfelta 
Saläre  retibierten  gafultfitöftatuten  für  biejcnigen,  mlä)c  einen 
t^eologifd^en  ®rab  erwerben  »oUten. 

«n  ber  »ifitation,  bie  erft  1533  in  (Sang  fam,  l^attc  fiat^ 
obwol^I  aud^  er  anffinglid^  baju  berufen  war,  (einerlei  Anteil. 
©d^on  feine  Rrfinflid^feit  mod^te  baran  l^inbern.  @eit  bcm  äfl^' 
enthalt  in  Soburg  »ar  er  »ol^l  niemals  mieber  üöDig  gefun^ 
3m  ©pfitl^erbft  1532  ging  cS  il^m  leiblid^,  fo  bafe  er  mit  >e« 
-^reunben  in  grß^lid^leit  feinen  ®eburt§tag  feiern  fonntc,  roogü 
C)au8mann  SBilbpret  gefanbt  l^atte.  «ber  im  grül^ial^r  1533  üöer- 
^el  i^n  wieber  fd^were«  Ropf leiben,  unb  bie  allgemeine  ®i>vAif 
war  fo  grofe,  bafc  er  über  einen  SRonat  lang  nid^t  ausgeben  Me 
unb  man  ernftlid^  um  fein  fieben  beforgt  war.  Srft  fel^r  aHma^W 
würbe  es  etwas  beffer  unb  fonnte  er  wieber  felbft  fd^reibcn,  nfl(^= 
bcm  er  längere  S^it  feine  ©riefe  l^atte  bütieren  müjfen.  Mßi 
war  er  freilid^  niemals.    Unb  aud^  ol^ne  an  ber  ffid^fif(§cn  # 


über  ben  fdam.    I^itd^enorbnnngen.  899 

tatxon  bitett  beteiligt  ju  fein,  mad^te  il^m  getabe  bie  92euotbnung 
beS  Jtitd^entum^  in  biefer  3^^  mel^r  aU  genug  ju  fd^affen, 

äBie  in  IBittenberg,  n>o  bie  ^ifitatoten  1533  baS  aamal^Ud^ 
®ctt)otbene  in  einet  Rird^enorbnung  fixierten,  l^atte  man  aud^  anber= 
»cirt^,  nad^bcm  jeftt  gtiebe  eingetreten  »ar,  ba§  S3ebürfni§,  butd^ 
»uffteUung  üon  Ritd^en^  unb  (Semeinbeoxbnungen  ben  S3eftanb  be^ 
^roteftantiSmuS  ju  fi(^etn.  @ie  mürben  bie  (Srunblagen  bed  nun 
iptitlid^  in$  Seben  tretenben  Sanbe^firc^entumd.  S)ie  meiften  würben 
il^m  jur  Segutad^tung  vorgelegt.  ®a{(  jebe  fold^e  Drbnung  ge= 
brudCt  werben  foQte,  biQigte  er  nid^t,  meil  babur<^  bie  92eigung 
mac^fen  muffte,  md)  etmaS  SefonbereS  ju  l^aben.  ^nl^ltUd^  l^tte 
er  nur  feiten  etma^  auSjufe^en.  ^ber  t)or  unUugem  3ufa]^ren  unb 
allju  grofeem  ffiifer  mufete  er  öielfac^  »arnen.  ®ie§  galt  nament= 
lid^  ber  in  i?erf(()iebenen  9\xi)tn  geplanten  ))lö|li(^en  IBieberauf- 
ri(^tung  beS  Sogenannten  „(Sro^en  SBanne^''  mit  feinen  aui)  inS 
burgerlid^e  Seben  eingreifenben  folgen.  ®aju  f^ien  il^m  no<^ 
nid^t  bie  ^txt  getommen:  ^^mir  fmb  eine  SBurjel  im  burftenben 
(grbreid^  unb  [inb  nod^  nid^t  ju  Sxotx^tn  unb  Slfittern  ermac^fen.'' 
®r  riet,  fi(^  einftioeilen  nad^  bem  SBittenberger  Seifpiel  ju  richten 
unb  „bie  ber  (g^tonimunifation  wurbigen"  öon  ber  ftommunion 
unb  ber  ^atenfc^aft  fernjul^altcn,  ba§  fei  bie  »al&re  ej:lommuni= 
lation.  SSon  einer  SRittoirtung  ber  »eltlid^en  (Sewalt,  bie  man 
in  C^effen  in  ÄuSfid^t  genommen  l&atte,  wollte  er  nid^t«  »iffen. 

©er  8lat  üon  Slurnberg  unb  ber  SRarlgraf  ®eorg  üon  8ranben= 
burg^Kn^bad^  befc^loffen  eine  gemeinfame  Drbnung  für  il^re  (Se^ 
biete,  ©aruber  mürbe  aud^  mit  SBittenberg  beS  längeren  t?er= 
l^nbelt.  SRertwürbigermeife  fanben  fid^  im  SRarfgrafentum  unb 
fogar  in  92urnberg,  mo  nun  fc^on  fo  lange  bie  eüangelift^e  $rebigt 
eingeful^rt  mar,  nod^  fel^r  untlare  SSorfteflungen  über  baS  malere 
Sßefen  et^angelifd^en  ftird^entum^.  Offenbar  gab  ed  nod^  mand^e 
Sln^nger  be$  ^apfttum^,  ober  folc^e,  bie  mie  (Sd^eurl  aUed  bom 
StonjU  ermarteten  unb  nad^  beiben  ©eiten  l^intten.  8u<^  maren 
bie  2^eologen  nid^t  einig,  ©er  geniale,  aüe  anbern  an  9ebeu= 
tung  fibenagenbe  Dfianber  ging  gern  feine  eigenen  SBege,  mfil^renb 
im  State  ber  fromme  9tatSfdf)reiber  Spengler  auf  mdglic^ften  fln= 
fc^luf^  an  SBittenberg  brfingte  unb  babei  bon  ben  anberen  <Seift= 

26* 


4M        9raiibett6tttglf^tiflniberi|if4c  IKi^Iciioitiiitttg.    Ofiasbcr. 

U(^cn  unter  ^u^tung  Stntt  untctfiu(|t  »urbe.  S>ad  SbtffaHenbfte 
toar  »ol^,  ba|(  man  johit  nic^t  lat^oKfc^  SReffe  lad,  obec  bei 
<BeifUu^  in  einer  gewiffen  StonnitHn}  gegen  lie^emorbene  Sßolts^ 
gevo^nl^ten  bad  Vbenbma^  au(^  aOein  o^ne  ftommunilanten 
feierte,  ^a  SRarfgraf  (Beorg  fragte  oDen  (Srnfted  im  Suguß  15S1 
bei  fiut^  an,  ob  ed  nic^t  m0gU(^  »fire,  biefe  Übung  beijubel^en, 
»eil  fid^  m(^t  immer  Seute  jum  Sbenbmol^l  einf&nben,  unb  ba^ 
f^rud^loje  Violt"  bann  leidster  in  bie  JKrt^e  ju  bringen  fein  »urbe. 
S)em  miberfprac^  aber  fiutl^er  mit  gco^a  ^ntfc^iebenl^t.  (Sr  fa( 
barin  nur  eine  trfiftige  ^eftfitigung  ber  pdpfilid^n  ^rilKitmefje. 
^Dafi  ber  $5bel  la%  »erbe  )ur  re(^ten  SReffe",  fei  eine  Sinfeü^^ 
tung  bed  ZeufeM,  unb  wenn  bie  (Seiftlic^en  flei{(ig  jum  @aframent 
ermal^nen  »urben,  bann  »urben  bie  Seute  fc^on  jum  ®atrament 
(ommen,  ffinben  fuj^  bod^  in  SBittenberg  ade  Sonntage  gegen  lOO 
^erfonen  ba}u  ein.  (Sleid^»o^I  mar  man  nal^e  baran,  in  bie  baS 
Sal^r  barauf  unter  9Rit»irIung  bon  ^off.  Cren)  vereinbarte  ftir(^' 
orbnung  biefe  eigentfimlid^e  Übung  aufjunel^men,  »enn  nt(^t  bie 
SBittenbergcr  Don  neuem  Sinfprut^  getl^an  l^fitten.  8bet  taum  tm 
bie  neue  Orbnung  »irfli<^  in  ftraft  getreten,  ald  ein  f(^»er»iegenbei 
Streit  t)on  neuem  bad  (Singreifen  ber  SBittenberger  erforberlul 
machte. 

IBie  mi)  an  anberen  Drten  ublid^,  pflegten  bie  dtumbersa 
SeiftUd^en  nad^  ber  $rebigt  unb  aud^  Dor  ber  Kommunion,  bie 
fogenannte  „offene  ®^ulb"  ober  Seid^te  ju  fprc(^en,  b.  ^.  na^ 
einem  allgemeinen  ©unbenbetenntnid  ben  9u{(fertigen  bie  W>\olvi' 
tion  ju  k)ertuubigen.  Kuf  Setreiben  DfianberiS  mar  ein  barauf 
bejuglicber  $affud  in  ber  Shrd^enorbnung  meggelaffen  morben.  S)ie 
SReJ^rjal^l  ber  @eiftU(^en  bel^ielt  aber  bie  ber  (Semeinbe  Üebge»or= 
bene  (Setoo^nl^eit  bei.  S)a  erUfirte  fid^  Dfianber  im  ^rfil^jal^re 
1533  bagegen  unb  brat^te  ben  ©treit  mit  maf^Iofer  C)^ftigfeit  auf 
bie  Stanjel.  @r  mod^te  barin  rec^t  l^aben,  ba|  bie  (Semeinbe  bur^ 
bie  fragliche  @inrid^tung  in  il^rer  Abneigung  gegen  bie  jmar  ge- 
forberte,  aber  (eineSmegS  burc^geffil^rte  ^riDatbeic^te  beftärlt  mürbe, 
aber  er  ging  fo  meit,  biefe  aQgemeine  83ei(^te  unb  ^bfolution  aU 
böUig  mertlod,  jja  gottlob  ^iniufteDen.  Sutl^er  legte  oon  fel^  ben 
grö{(ten  jföert  auf  ben  unmittelbaren  3uf))rud^  ber  Sunbenbergebuni 


Oflanbet  unb  bie  ,,offene  ^dfulh*",    ^uSmann  in  3)cff(m.       401 

in  bcr  ^tiüatbeid^te,  tonnte  aber  bic  SRurnbcrgct  (ginrid^tung,  »enn 

5uglei^  fleif^ig  jut  ^rioatbeic^te  ermal^nt  tpetbc,  nic^t  bemetfen, 

benn  load  fei  fie  anbete  ol9  eine  SSertfinbigung  bed  @DangeUumd 

in  fpejiefleret  gorm?    ®er  grage  felbft  legte  et  anfänglid^  feine 

l^ol^e  ^ebeutung  bei,  mol^l  aber  ber  batitbet  entftanbenen  ©pattung, 

n)eit  et  nid^t  ol^ne  @tunb  batauS  auf  petfönlit^e  <Segenffi|e  unb 

Mangel  an  Siebe  untet  ben  SSetfünbigetn  beS  SDangeliumS  jd^lofi. 

®ein  %ticf  an  biefelben  Dom  20.  ^uli  1538,  in  bem  niemaub 

ben  l^eftigen  ^olemifet  »iebetetfennen  »ütbe,  ift  ba«  SRuftet  eines 

§ittenbriefeS.     Untet  C>i«w«i3  ^uf  *cti  &ö1^«  1>«  ®egnet,  ben 

(Schaben  bet  ®emeinbe,  bie  (Sefal^t  ffit  bie  ©d^mad^en  mal^nt  et 

mit  etnpen  abet  liebeüollen  SBotten,  ol^ne  itgenbweld^e  Äutotität 

füt  pd^  in  ^infptud^  ju  nel^men,  nut  al3  il^t  „ötubet  unb  ©ienef' 

}u  gegenfeitiget  Siebe  unb  (Sinttad^t.    93eibe$,  aOgemeine  Seichte 

unb  ^tibatbeid^te,   baS  »iebetl^olte  et   in  einem  etneuten  ®ut- 

ad^ten  bom  8.  DItobet  1533,  feien  d^tiftlid^  unb  fönnten  fel^t  mol^t 

nebeneinanbet  befteben.    @ei  bem  Dfianbet  bie  „gemeine  Slbfoiu:: 

tion  befd^wetlid^",  fo  foUe  man  il^n  nid^t  baju  jwingen,  natutlid^ 

untet  bet  SBotauSfeftuug ,  bafc  beibe  ^atteien  wegen  il^teS  Jl^unS 

unangefod^ten  blieben.    Unb  biefen  iludmeg  ft^eint  man  eingefc^lagen 

ju  l^aben.    ÜbtigenS  etfannte  Sutl^et  bcteitS  in  »Innung  lünftigen 

3ttfal3,  bafe  fi(^  bie  ®eban!en  DfianbetS,  bet  nut  notgebtungen 

fid^  tul^ig  betl^ielt,  in  !6al^nen  bemegten,  bie  weit  ablagen  Don  bet 

ted^tcn  eöangelifd^en  Seilte,    äbet  et  fd^wieg  baju.  — 

3m  benac^batten  «nl^lt  l^tte  bet  gutft  SBolfgang  (üon  »öt^en) 
f(^on  in  augSbtttg  ju  ben  Untetjei(%netn  beS  ©efenntniffe«  ge= 
^8tt.  3^fet  nad^  bem  gtieben  üon  9?ütnbetg  etllfitten  fid^  aud§ 
feine  Steffen,  bie  fütfllid^en  ©tfibet,  3ol^ann,  3<>ö^iw  unb  ®eoxg, 
bet  ©omptopft  üon  SRetfebutg  fut  bie  eüangelifc^e  Seilte.  Sutl^etS 
gteunb,  C>fl"^niann,  mutbe  aU  C^ofptebiget  nac^  ©efjau  betufen, 
um  nad^  unb  nat^  bie  9tefotmation  in  il^tem  ®ebiete  ein^uffil^ten. 
®(^on  (Snbe  92obembet  1532  ptebigte  Sutl^et  bot  ben  gfitften  in 
bem  naiven  Sötli^.  'Dann  finben  koit  il^n  in  ben  nfic^ften  Rafften 
öftetS  in  Deffau,  mo  am  2.  9Rai  1534  jum  etftenmal  baS  ilbenb- 
ma^l  untet  beibetlei  ®eftalt  gefeiett  mutbe.  Unb  jwifd^en  bem 
9i€fotmatot  unb  ben  ftommen  ^tften,  bie  tto^  bet  ^nfed^tungen^ 


402    ZMfttxättn,  IRargatete.    fltnn  ftom^f  mit  9cot9  bott  @a4fat. 

bie  fie  t)on  ^Qe  l^et  but(^  ben  Vtainjet  ftuifutften  eiftt|ten,  mit 
mannl^ftem  Setcnntnt«  am  (SDangctium  fcfil^idtcn,  entoitfelte  ^ 
in  ben  nfi(^ficn  Saluten  ein  ma^x^  ^eunbfd^ft«Der§&Uni«,  VöAfyi 
üütfftx  unb  ben  Seinen  fel^t  »ol^l  tl^t.  8te  tl^m  am  17.  ^mki 
1534  feine  britte  Zod^tet,  SRargatete,  geboten  »utbe,  ubemal^m  guift 
^iHid^im,  bem  Sutl^  eine  Keil^  glaubenSfttfd^er  Sriefe  jur  2:t9^n9 
in  feinet  Sd^metmut  fd^tieb,  fogat  bie  ^atenfteUe. 

il6et  foii^e  (Stfal^tungen  mie  ba$  jtetö  load^fenbe  93erttaucn 
feinet  Shitffitften,  bie  Shinbe  bon  bet  immet  gtö^eten  Sudbe^nunj 
bed  (Soanselium^  maten  bot^  nut  beteinjelte  Sic^tbltcfe.  Sein 
fieben  blieb  ein  fottmfil^tenbet  Stampf.  St  tonnte  niemaU  jui 
Stulpe  tommen,  aud^  ic|t  ni(^t,  »o  bod^  gtieben  fein  foQte. 

Rein  Äeid^öffltft  wat  »o^l  mit  biefem  gricben  »eniget  Änm-- 
ftanben  atö  (Seotg  oon  ©ad^fcn.  @eine  C^offnung  mat  Das  Stonjil, 
bad  bie  Don  il^m  btingenb  semunfd^ten  9lefotmen  l^etbeifül^ten  fcDte. 
?lun  wat  ba3  ftonjil  »icbet  in  bie  getnc  getfidt,  unb  ttoft  jcine^ 
(SifetS  um  bie  Stl^ltung  beS  ftatboliciSmu^  unb  bet  tt)tannif(|cn 
^bfpettung  feinet  SanbeS  gegen  aQe  92euctungen,  mel^tten  fic^  Die 
coangeIif(^en  Steigungen  im  l^etjoglid^en  @ad^{en,  befonbetS  in  ben 
(Stenjgebieten,  üon  »o  bie  eoangelifc^  ®eftnntcn  in  ganjen  ©traten 
5um  eüangclifc^en  (SotteSbienft  in^  ftutfuiftentum ,  \a  bi^  na($ 
Sßittenbetg  pilgetten. 

Äbet  im  ©ewufctfcin,  bet  „bcftänbigfte  ©elcnnet  be§  alten 
®laubcn§  unb  bet  gel^otfamfte  @ol^n  bet  ftitd^e"  ju  fein,  m 
et  fid^  fclbft  auf  einet  1532  geptfigten  SRünjc  fciett,  mat  bei 
C)etiog  feft  entfd^loffen,  bot  bem  ftoniil  teinetlei  Sbmeid^ung  }u 
bulben.  Stein  Sutl^etanet  follte  in  feinem  Sanbe  mo^nen.  ®($cn 
im  3anuat  1532  »utbe  einigen  cüangelifd^en  (S^tiflen  in  Dj^S 
geboten,  i^te  C^abe  ^u  oettaufen.  Um  Sutl^etS  ^nl^ängetn  in  Seipjig 
auf  bie  ©put  ju  lommen,  wutbe  im  gtül^jal^te  1533  bie  ®n-- 
tid^tung  gettoffen,  bafc  alle,  bie  in  bet  öftetlid^en  3^it  jum  5B6enb= 
mal^l  gingen,  eine  SRatfe  atö  Su^mei^  et^alten  foOten.  ®o  woB 
man  jjebctmann  jmingen,  entmcbet  ficb  al^  lut]^etif(^  ju  belennen, 
obet  ba^  ?lbcnbma^l  untct  einetlei  ®eftalt  ju  nel^men.  Sine  an= 
ftagc  eüangcUfd^et  (Sl^tiftcn  au§  ßcip.jig,  ob  fic  bem  l^etjogli(^n 
®cbote  mit  gutem  ®e»iffen  folgen  tonnten,   üetncinte  Sutl^ct  in 


,,^etantn>ovtung  M  aufgelegten  ?(ttfru]{»rd  k/*  40S 

einem  $nüat6ticfe  mit  fd^atfen  ^uSlaffungen  gegen  ben  O^rjog 
als  einen  »Xeufetöapoftel.''  2)ieienigen,  meiere  aud  (Sottet  SBort 
ü&etjeugt  »fiten,  bafe  beiberlei  (Seftalt  red^t  fei,  feien  üerpflic^tet,  ets 
{(cirte  et,  liebet  Sei6  unb  (Sut  ju  magen  aU  S^tiftum  )u  i^etleugnen. 
SSalb  mat  bet  Stief  betannt.  ®$  (am  ju  fc^atfem  SSetl^öt.  ®egen 
70  eüangelifd^e  (Sl^tiften  mutben  aud  Seipjig  Detttieben,  unb  bet 
C>«^i«>8  «t^ob  fd^atfe  JMage  bei  30^0«^  gtiebti^  bafc  ßutl^et  feine 
Untettl^anen  jum  äuftul^t  teije. 

^uf  eine  ^uffotbetung  bed  Stutfutfien  üom  12.  9Rai  1533 
fid^  batubet  audjulaffen,  fd^tieb  Sutl^et:  „SSetantwottung  beS 
aufgelegtenSluftul^tS  toon  O^tjogöeotg,  famt  einem 
Xtoftbtief  an  bie  S^ttften,  üon  i§m  aus  ßeipjig  un= 
fd^ulbig  bet  jagt*-  9J?it  9ted^t  (onntc  et  batauf  l^inweifen,  bafe 
jemanb,  bet  bie  ßeute  (e^te,  „leiben,  weid^en,  fieib  unb  ®ut 
wagen'',  oetnünftigetweife  nid^t  bet  äufteijung  jum  äuftul^t  ge^ 
jiel^en  metben  (önne  unb  baf)  bot  i^m  niemanb  baS  meltlid^e  9te= 
giment  fo  »gesietef,  »ie  et.  äbet  bie  ®c§tift  »at  nic^t  nut  in 
fc^atfem,  poltetnbem,  fonbetn  fogat  ted^t  biffigem  Jone  gefc^tieben. 
Um  ben  SSotmutf  ju  entltfiften,  bafe  et  mit  bem  SluSbtudE  „be§ 
3;eufelS  Äpoftel"  bem  ^tx^o^  an  feine  (Sl^te  gteife,  fc^tieb  et:  «SBit 
geftcl^en  ^tx^oi  ®eotgen  »o^l,  bafj  et  ffit  bet  SBelt  in  futftlic^et 
®§te  fi^t  unb  ein  (oblieget,  e^tlic^et  gutft  beS  9teid^eS  fei,  abet 
füt  ®ott  unb  in  geiftlid^en  Sachen  gefiel^en  mit  i§m  (einet  Sl^te, 
eS  mate  benn  Pilatus,  ö^tobeS,  ^ubaS  S^te  u.  bgl.,  bie  (S^tiftum 
unb  feine  ^poflel  um  ®otteS  SBott  mitten  betbammten  unb  töteten. 
®enn  füt  (Sott,  baS  miffen  mit  unb  finb'S  gemif),  l^at  et  (eine 
anbete  @§t'/ 

3n  o^nmfid^tigem  Qoxn  fc^idte  bet  C^^tjog  eine  feietlic^e  (8e= 
fanbtfd^aft  an  ben  (utfütfilid^en  O^f,  bie  bon  neuem  fc^mete 
Stlage  übet  fiut^et  fü^tte.  S)iefem  mat  \)on  glaubmiitbiget  ®eite 
betid^tet  motben,  bafc  bet  O^tjog  bon  feinen  Untett^anen 
einen  ®ib  f otbete ,  bei  bet  83etfolgung  bet  Öutl^etifc^en  ju 
l^elfen,  mobon  et  in  feinet  ®d^tift  ausgiebigen  (Sebtaud^  gemalt 
l^tte.  ®et  Qcx^oi  ftettte  bie  i^tfad^e  in  »btebe,  —  unb  bet 
bielfad^  (olpottiette  (Sib  fc^eint  in  bet  %^t  n\i)t  in  ^nmenbung 
getommen  ju  fein,  unb  fd^alt  Sutl^et  einen  meineibigen,  auSge? 


404  t,9tlAat  Intivott  auf  ^.  Okorgen  iiS4^  eüä^."* 

laufenen  iR5n4  bem  ber  ftuifurft  au(^  in  anbeten  ^ngcn  leinen 
(Stauben  fd^fen  fode.  Damit  nid^t  genug,  lieft  er  buril^  So(^ 
leu«,  ben  Sut^  bon  allen  feinen  (Begnent  am  meiften  t>ttaä^tttt, 
eine  (Be9enf(^rift  becfettigen.  9lo^  el^  fie  eTf(^ien,  erl^ielt  Sut^er 
butd^  ben  efitgetmeifieT  bon  jffiittenbetg,  Senebilt  ^uU,  bet  \\t 
in  ^edben  ju  (lkft(^t  befommen  l^tte,  bie  etften  S>Tud6ogen  uii2) 
fd^tieb:  „Die  (leine  8nt»ott  auf  Q.  (Seotgen  n5(^fte^ 
eu(^.''  Dem  (So(^teud,  ,,bem  ®au(^,  bem  ato^ldffet",  toie  et 
i^n  unter  Snfpielung  auf  feinen  92amen  (Cochlea,  Sdffel)  nannte, 
»iQ  et  nid^t  antiootten,  »ie  et  bieS  feit  Saluten  nidgt  get^an,  uni 
»eil  bie  (utfutfttic^en  unb  ^5oglidf)en  9tfite  einen  ^ebendijetttag 
in  Sudfii^t  genommen  litten,  toiü  et  aud^  gegenüber  bem  ^03 
„^em  Rieben  ju  (Sfyctn  feine  gef(^tften  gebetn"  bis  ju  ienem 
äSetttage  beifeite  legen:  nut  bie  gegen  il^n  k)otgebtad^te  ftlage  beim 
ftutfutften  ettlfitt  et  beantmotten  ju  muffen,  babei  Detfprid^t  er 
aui)  etmaS  „9{u|li(^ed  unb  (Bute«  fut  bie  kommen  unb  guten 
C)etjen''  Dotjubtingen.  (Sinen  meineibigen  äRdnc^  l^tte  il^n  bet 
&ct)og  genannt.  Das  giebt  il^m  %nlaf)  t)om  SRSnd^tum  5U  ^n^ 
beln.  Sinen  (Sib  l^abe  et  nic^t  gebtod^en,  mol^l  abet  ein  ®elu^. 
Das  fei  fein  I^St^ftet  Wul^m,  unb  batan  tnüpft  et  untet  mand^fei 
Mitteilungen  aud  feinem  eigenen  SRönd^dleben,  als  Stennet  be^ 
«l^ödifi^en  <Sift(fi<^leind,  baS  mit  gudet  übet}ogen  ift",  eine  tlate, 
ipettDoQe  Datlegung  bet  Und^tiftlic^teit  bet  btei  äRdnd^^elubbe 
unb  bet  ®e»iffenönot,  in  bie  jcbet,  bet  nad^  bet  ©eligfcit  unb 
bet  (Semi{(l^eit  bet  @elig(eit  tinge,  im  iRdnd^tum  (ommen  muffe. 
St  meinte  nut  mit  bet  » glaumenfebet "  ju  fc^teiben,  funbigte 
babei  abet  an,  mad  et  alles  noc^  auf  bem  O^jen  mibet 
ben  ®egnet  l^abe.  ^m  C^ecbft  tam  eS  bann  }u  einer  Einigung 
jwiftfeen  ben  beiben  ffid^fift^en  gütftenl^öfen  übet  mand^etlei  ftteitige 
fünfte.  Dabei  mutbe  aut^  t^eteinbatt,  baf)  bie  beibetfeitigen 
Sinologen  bie  ^ngelegenl^eiten  unb  92amen  il^tet  ^utften  ni(|t 
mel^t  in  il^ten  ©t^tiften  öotbtingen  foDten.  Det  ^tt^oz  fc^wicg 
fottan. 

*ibet  ein  ^ci^x  fpätet  btol^te  ein  ncuet  Streit  au«subte(^n, 
n)eil  man  am  l^etjoglid^en  Cx^fe  ge^ött  l^aben  moUte,  baft  8ut$et 
am^lletl^eiligentage  1534  bie  (Semeinbe  aufgefotbett  l^be,  gegen 


Sutl^er  anb  $er}Og  (Seorg.    (Stotu«.  405 

bcn  C^^rjog  ju  beten.    Sut^cr  beftritt  bie«  in  einem  ©riefe  an 

ben  Ranjlet  SBtfid,  riet  aber  bem  ftutfütften,  bie  ©ac^e  nid^t  »eiter 

jtt  treiben,  »eil  er  fonft  ju  grob  »erben  tonnte,    ©arüber   ent= 

ftanb  bann  ein  ®(i^riften»ed^^(  S»if(i&en  beiben  ^i^n,  inbcm  ber 

Jhitfurft  energifd^e  SBiberflage  gegen  baS  treiben  beö  Sod^lcu^  er= 

ffob  unb  enblid^  fel^r  beutlic^  am  30.  9Rai  1535  fd^rteb:    „fßa^ 

aber  ©oltor  SRartinum  ßutl^er  belanget,  Dermerfen  »ir,  bafe  ffi.  8. 

il^n  bem  alten  Oafe  nad^  l^eftig  angreifen  unb  allerlei  ju  unfd^ulben 

auflegen,  bafiir  »ir  il^n  aber  nid^t  leiten  tSnnen.    Senn  »ie  »ir 

@.  8.  oftmals  angejeigt,  aud^  biefelbige  t)er»arnt,  baf(  »ir  gebadeten 

8utl^rS  l^alben,  (g.  8.  »enn  fie  il^n  gegen  un3  bermafeen  uner= 

finttid^  befd^»eren  tl^fite,  ni<^t  »ufiten  ju  unterlajfen,  S.  8.  unfer 

(Semüt  ]^in»tber  an.^^ujeigen.    @o  l^alten  »ir  el^e  genannten  ^Boftor 

8utl^er  für  einen  »al^rl^aftigen,  el^rlid^en  unb  d^riftlic^en  SRann, 

»el^er  (Sottet  SBort  rein  unb  lauter  leieret  unb  prebiget.""    92ad^ 

biefer  Sbfage  gab  ber  C^^jog  ben  auSftc^tSlofen  ftampf  auf  unb 

8utl^,  ben  ber  Rurfürft  fd^on  am  30.  ©ejember  1534  erjud^t 

§atte,   »enn  eS  ol^ne  S3efd^»erung  beS  ®e»iffenS  möglich  »äre, 

feinen  „93etter  nid^t  naml^aft  anju5iel^en'',  gab  teine  SSeranlaffung 

baju,  bie  gelobe  »ieber  aufjunel^men  unb  ffimmerte  fid^  nid^t  bar:: 

um,  als  (Sod^leuS  ben  ftampf  fortfe^te. 

@d^»erer  »og  »ol^l  in  ben  SBittenberger  Streifen  bie  Gegner:: 
fc^aft  frfil^er  ^eunbe,  über  bie  man  feit  einiger  ß^xt  5U  (lagen 
l^tte.  @rotu§  SlubianuS,  ber  einft  nic^t  SBorte  genug  l^atte  finben 
tonnen,  um  8utl^er  im  Stampfe  5u  ermuntern,  »ar  1531,  nad^= 
bem  er  mel^rere  3al^re  in  ^reuf|cn  gelebt  unb  ju  bem  bortigcn  ^o\t 
in  enger  Sejiel^ung  geftanben,  in  bie  Sienfte  bed  SRain^er  Rur- 
furften  getreten.  *il§  StanonituS  üon  ^aüt  flanb  er  nid^t  an,  aUbalb 
in  einer  apologie  feines  neuen  ^vcxn  beffen  aSerfal^ren  gegen  bie  ©»ans 
gelifd^en  in  ^aQe  ^u  berteibigen.  Sr  gel^örte  ju  ben  nic^t  »enigen 
unter  ben  (Sebilbeten,  bie  aus  gurd^t  üor  bem  Ituffommen  eines 
revolutionären  ©ubjettibiSmuS  bor  aQen  S)ingen  fefte  Autoritäten 
munf^ten  unb  ftd^  barum  »ieber  unter  bie  ^apfttirc^e  beugten, 
beren  CKiltlofigteit  unb  innere  gfiulnis  fie  bod^  langft  ertannt  litten. 
!luf  fi^nlid^em  (Stanbpunft  ftanb  fc^on  Ifingft  ber  leicht  be»eglid^e, 
ffir  bie  greunbfd^aft  ber  (Srojjen  befonberS  empffinglic^e  (Sl^rifiop^ 


4M  e^eurt    Qleetg  mi^ti. 

Sc^eutl  \)on  9lüxnUxi,  ber  in  feinen  oettrauten  Stiefen  ben  grdgten 
9l6f(^eu  Dor  bem  fiut^tum  }um  Sudbrud  brachte  unb  babei  boc^ 
an  ber  »eiteren  SDrganifation  be«  proteftantif^en  SKt(^€ntum^  in 
^tutnberg  teiinal^m.  Stö  et  am  28.  SDtto&et  1533  auf  einet 
Steife  SBittenbetg  betul^tte,  btac^te  et  e^  übet  fxij,  an  bem  einft  fo 
gefeietten  gteunbe  Sutl^et  Dotbeijugel^en,  nut  SRelanc^t^n  fu(!|te 
et  in  bet  SSorlefung  auf. 

Sc^ntetjlic^t  muffte  Sutl^et  ein  anbetet  gaQ  betagten.  ®ut(^ 
feine  »etwenbung  mat  im  3ö§re  1525  ein  gcwiffet  (Seotg  aBi|el 
au^  $a(^  ^fattet  in  92iemecf  bei  SBittenbetg  geiootben.  C)ett)ottagenbe 
Begabung  unb  ®elel^tfam(eit  mod^ten  il^n  empfol^len  ^ben.  Übet  nut 
in  bebingtem  @inne  mat  et  ein  i(nl^finget  Sutl^et^.  ^{id^t  ber  Xtoft 
bet  ^eci)tfettigung$(e]^te,  bie  et  nie  t^etftanben  l^at,  l^atte  il^n  ben 
Cull^eranern  jugefül^rt,  fonbern  bet  lebl^afte  ffiunf(^  nad^  einet 
^erbejfetung  offenbatet  Sii^bt&ud^e  im  gefammten  ftirc^entum, 
namentlich  abet  im  Seben.  ^e  meniget  nun  getabe  in  jenen  2la§ten 
eine  Seffetung  be^  ^cltSlebenS  ju  bemetten  mat,  um  fo  mel^r  be= 
feftigte  fic^  il^m  bie  SSotfteQung  uon  bet  Untid^tigfeit  ber  eoange:: 
lifd^en  äted^tfettigungdlel^te  unb  t)on  bet  angeblid^en  ^inbfc^aft  ber 
ßutl^etaner  gegen  bie  guten  SBette.  ®aö  ©tubium  ber  Rird&en= 
i^ater  mad^te  i§n  jum  ©c^m&rmer  für  bie  l^enlid^en  3ufi&nbe  ber 
alten  Stirere,  tiefem  unl^iftorifd^en  ^bealiSmu^  unb  ber  Anregung 
be$  @ra^mu$  entfprangen  eigene  9teformpläne,  bie  nid^t  minber 
bie  firc^lic^en  al^  bie  fojialen  ^er^fiitniffe  im  %uge  l^atten.  Stangel 
an  ?lnerfennung,  ungerechte  ©el^anblung  toonfeiten  ber  turfiirfHi(|en 
SBel^örben,  bie  feine  jeitmeilige  93er§aftung  Deran(a{(t  l^atten,  mei( 
er  ^^n  Slntitrinitarier  (Sam)}anu^  eine  3^it  ^^ng  bel^erbergt  l^atte, 
führten  ju  perfönlid^er  SSerftimmung,  bie  balb  in  offene  geinbfd^aft 
gegen  bie  SBittenberger  umfd^Iug.  ^m  3ö§re  1531  oerliefe  er 
feine  ?ßfarrei  unb  ba«  g^l^t  batauf  begann  et  mit  öffentlic^et  8e= 
fampfung  Sut^et^  unb  bet  eoangelifd^en  Seilte.  Sieben  Sutl^r^ 
greunbe,  (Safpar  ®uttel,  mirfte  er  bann  atö  tatl^olifd^er  $faner 
in  @i^(eben,  mol^in  i^n  ber  tat^olifc^e  ®raf  O^^er  Don  SßanS- 
felb  berufen  l^atte  unb  eiferte  in  fc^ier  unjä^ligen  ©d^riften  gegen 
bie  Sutl^eraner. 

Sie  eigentlid&e  ^olemit  gegen  il^n  überliefe  ßutl^er  anberen, 


„^on  ber  ©mfelraeHe  unb  ^faffetttoeilSc."  407 

unb  fic  würbe  Don  3wpw^  S^na«  unb  3uftw5  SKcniu^  nur  ju 
gtünbiid^  beforgt.  3wWrclt  fc^cint  il^n  aber  ba«  ?luftreten  SBiftete 
JU  einer  grof^en  ©d^rift  gegen  t>a^  ^apfttum  beran(af)t  ju  l^ben. 
@nbe  Ottober  1533  nal^m  er  fie  in  Angriff  unb  fd^on  am  @äjli\x% 
beS  Sal^reS  ifi  fie  im  S)rucf  erfd^ienen.  dx  nannte  fie  rt^on 
ber  SBinlelmeffe  unb  ^faffcnwei^e".  SBeil  bie  ^apiften 
nid^t  aufhörten,  wiber  bie  erfannte  Sßal^rl^eit  ju  lugen,  foQte  fie 
ben  (Stangelifd^en  baju  bienen,  „ben  gewiffen  Unterfd^ieb  jwifd^en 
ber  redeten  l^eiligen  Slird^e  unb  bem  ^apfttum  ju  ettennen,  jwifd^en 
bem  2:em))el  ®otte$  unb  bem  Sntid^rift  ber  barin  ft^t.'' 

®^  ifl  ein  eigentümliche^  Suc^.  ^n  einer  langen  (Einleitung, 
auf  bie  er  grofjcn  SBert  legte,  ersfil^lt  er,  »ie  il^m  ber  Satan 
einmal  mit  allerlei  Argumenten  aus  ber  ®d^rift  Dorgel^alten  l^abe, 
bafe  er  an  15  3al^re  alä  SRefeprieftcr  bie  ©ahamente  berwaltet 
unb  bie  Sßanblung  vorgenommen  l^abe,  toa^  bod^  aQeS  oergeblic^ 
flerocien,  weil  e§  miber  ®otteö  unb  (5§rifti  Drbnung  geft^cl^en. 
Vergebens  l^be  er  alle  Argumente  ber  ®d^olafti(,  feine  redete  SBeil^e, 
jeine  gute  3»itention  unb  bie  3*^tention  ber  ftird^e  üorgebrad&t. 
5Run  würben  bie  ^ajjiftcn  freilid^  feiner  fpotten,  meint  er,  bafe 
er,  ein  fo  großer  S)oItor,  Dem  leufel  nid^t  antworten  tonne,  ba 
er  bod^  wiffen  muffe,  bafe  er  ein  Sugner  fei.  ©arauf  erwibert 
er,  bafe  ber  leufel  freiließ  ein  grofeer  Sügner  fei,  aber  ein  ganj 
befonberer,  bcnn  er  „nimmt  für  fic^  eine  ffial^rl^eit,  bie  man  nid^t 
leugnen  fann",  lügt  aber  bann,  «wenn  er  barüber  mid^  treibt,  ic^ 
foHe  Dersweifeln  — ,  ba  gilt  eS  ju  l^elfen  mit  (SotteS  8lat  unb 
bem  Teufel  ju  trogen  unb  ftc^  ju  rühmen,  bafe  @§riftuS  bie  ®ünbe 
burc^  fein  ©lut  getilget."  ®iefe  «©eichte"  bon  feiner  ®ewiffen«= 
angft  barüber,  fo  lange  jenes  treiben  mitgemad^t  ju  l^aben,  folle 
ben  ^apiften  jur  SBamung  bienen.  ®ie  mögen  i^re  „ffiintelmeffe 
(ift  fo  Diel  wie  flille  SReffe  ober  SReffc  ol^ne  ftommunitanten)  unb 
ß^rifam'  felbft  oerteibigen.  Aber  bie  ©einigen  will  er  barüber 
unterrid^ten,  wie  eS  eigentlid^  mit  bem  ©atrament  ber  (Segner  fielet. 

2lft  ba  eitel  Srot  unb  SBein,  unb  wer  fannS  »gewife 
mad^en",  bafe  eS  ni^t  fo  ift,  ba  man  ja  ni(^t  einmal  erffil^t 
was  ber  ^efepriefter  für  ftd^  „im  S)unteln  muntelt'',  bann  finb 
fie  bie  gröfeten  ©etrüger,   „ift  aber  ber  Seib  unb  ©lut  S^rifti 


406  „8on  bet  IBintctmcffc  nnb  ^faffcntoei^." 

ba,  fo  mu|(  iebetmann  fagen  unb  betennen,  baf)  fie  bie  „grSIten 
(Bottedbiebe  unb  {Krc^entfiubet''  finb»  benn  bad  ©aftament  ift  ba= 
ju  eingefe^t,  baf(  man  cd  beti  anbern  Sänften  teuren  foD  jum 
Ztoft  unb  jur  @tfitfung  il^re«  (Slaubend.  ,Cad  t|un  bie  aBmb(= 
meffet  nid^t,  fonbern  be^tten'd  aQein,  unb  menn  fte  ed  geftc^en 
^ben,  betfaufen  fie  ed  al<(  i^r  Opfer  unb  SBert."  @o  ift  i^ 
treiben  3a^tmartt,  SKebfial^l  unb  Waub,  tl^re  SBei^e  baju  eine 
Seil^  ium  (Bottedbiebftal^l.  Setgeblid^  berufe  man  fi<^  imoiei 
auf  bie  ftird^e  unb  il^ren  Sraud^.  Sa«  l^be  man  nic^t  aOeS  gut 
ge^tjten  mit  bem  auSbrud  «etvad  in  ber  iReinung  bet  SKr<^ 
t^un",  »fil^enb  ed  gegen  ben  9tat  Lottes  gefc^e^!  Vbtt  menn 
nun  alle  Pfaffen  nur  jur  »infelmeffe  geweil^t  finb,  ^beti  »ir 
bann  feine  rechten  Pfaffen  unb  fein  re^teö  (Satrament  gelabt, 
wirft  er  fid^  felbft  ein.  ®o  bleibt  bann  bie  ftircftc,  bie  mix  boi^ 
im  (Srebo  belennen?  Sie  ift  bageblieben,  ful^rt  er  au§,  benn  bie 
Xaufe  blieb,  ber  Zcft  bed  Soangeliumd,  baS  ^benbmal^l,  baS  äßatet- 
unfer,  ber  ®laube  unb  bie  }el^n  (Sebote,  menn  au<^  in  biefem 
Zempcl  ber  Slntic^rift  fi(^  niebergelaffen  §at.  Unb  mo  baS  (Stm- 
gelium  rcd^t  unb  rein  geprebigt  »irb,  ba  mufc  eine  ^eilige  JRr(^ 
fein,  menn  fie  ftd^  aud^  bid  jum  jüngfien  Xag  nic^t  jd^eibet  bon 
bem  ®reuel.  Unb  mo  eine  l^eilige  d^riftlid^e  Rird^e  ift,  ba  muffen 
alle  ©alramentc,  S^riftud  felbft  unb  fein  l^eiliger  ®eift  fein,  ba 
mu|  aud^  bie  SRad^t  unb  bad  Siedet  ba  fein,  etlid^e  jum  Smt  jn 
berufen,  bie  und  bad  SBort,  Xaufe,  ®atrament  unb  SSergebung 
ber  ©unben  barcic^en,  unb  orbinieren  ift  nitfetd  anbered  al«  jum 
Pfarramt  berufen,  ©aju  bebarf  ed  feiner  befonberen  SBeil^,  bie 
erfl  bie  ftraft  ju  taufen  unb  ju  „manbeln''  gebe.  S)et  Jaufet 
mad^t  feine  Zaufe,  er  giebt  fie;  auc^  ba|  Srot  unb  S^ein  8ei6 
unb  Slut  S^rifti  merbe,  ift  „nid^t  unfered  I^unS  ober  ©pred^n^, 
fonbern  ßl^riftud  Drbnung.''  @d  ift  aud^  gleid^gültig,  ob  bie 
$erfon  gut  ober  böfe  ift.  ,,äBenn  jjemanb  nac^  S^rifti  ®infe|ung 
SReffe  ^ält,  baju  bad  ©aframent  burd^  anbere  reicht  unb  giebt, 
fo  miffe,  baJ3  ba  gemif)  Sl^riftud  fieib  unb  %lut  ift,  um  (S^rifiu^ 
Drbnung  mitten."  Unb  bie  (Süangelifd^en  tonnen  in  il^ren  $Kr<^n 
eine  redete  SKeffe  seigen,  morauf  ßutl^r  eine  für  je  Sefc^reibunj 
ber  ebangelifd^en  äbenbma^lSfeier  giebt. 


^9rief  bon  feinem  Qud^  bet  SBintetmeffen."    (Sra«mu«.         409 

S)tcfe  tto|  il^ret  fd^ncllen  ttbfaffung  xoo^  butd^geatbeitete  ©d^rift 
mit  il^ret  erneuten  86fage  an  bie  ^apfttitd^c  unb  ber  entfc^iebenen 
S^etmetfung  ber  bifd^öflic^en  SBeil^e,  bie  man  fid^  noc^  ju  9[ug$= 
bürg  l^tte  gefaflen  laffen  »ollen,  erregte  grofeeS  auttel^en.  ®ie 
^apiften  fd^fiumten.  (Sot^leuS  lieft  eine  »iitenbe  (Segenfd^rift  er^ 
f (feinen,  in  ber  er  ba$  »eltlid^e  @d^mert  jur  9{ad^e  gegen  ben 
%imdfttx  ber  92effe  aufruft.  Sabei  gab  er  ju,  bag  »eber  üon 
äSSintelmefje  nod^  Don  einer  @albung  ber  $riefter  etmaS  in  ber 
©d^rift  ftel^e,  aber,  —  mit  biefem  bi^  in  bie  Jieujeit  »ieberl^olten 
Krgument  glaubte  er  Sutl^er  miberlegen  ju  fSnnen,  munblid^  §abe 
iber  9err  ben  ^))ofteln  bie  betreffenben  S3efel^le  gegeben,  benn  er 
l^abe  baS  ^Älx^t  nid^t  ben  C)unben  bormerfen  »oQen. 

8ber  au<^  unter  ben  (Soangelifd^en  erregte  bie  @d^rift  Snftog. 
@^  gab  Seute,  bie  ffirt^teten,  ba|  gütiger  je^t  }u  ben  ®d^märmern 
neige,  »eil  er  bejmeifelt  l^atte,  ob  in  ber  äReffe,  ba  fte  nic&t  nadf) 
ßl^rifti  ©infü^rung  gefeiert  würbe,  wirDid^  (S^rifti  ®lut  unb  Öeib 
toorl^nben  fei.  ®o  tonnte  freilid^  nur  ber  urteilen,  ber  nid^t  ba^ 
®anie  gelefen  l^atte.  @leid^iool^l  lieft  fi(^  Sutl^er  l^erbei,  in  einem 
„iöriefe  Don  feinem  öud^  ber  SBintelmeffen",  biefe  8c= 
beuten  }u  jerftreuen.  ^uf  bad  ®erud^t,  Sutl^er  moQe  fid^  aud^ 
gegen  SBiftel  rid^ten,  urteilte  ÄmSborf  in  einem  ©riefe  an  il&n 
(28.  S^nuar  1584),  ba^  SBi^el  einer  Slntmort  nid^t  wert  fei, 
er  foUe  lieber  gegen  (SradmuS  fd^teiben,  oon  bem  biefer  feine  ganje 
SSeiSl^eit  l^be.  S3on  einer  fol(^en  ^bfi(^t  Sutl^erS  ^tte  man 
mel^fad^  gefpro(^en.  Unb  feine  Abneigung,  ja  fein  S^rn  gegen 
ben  alten  ®elel^rten  mar  mit  ben  ^lal^ren  gewad^fen.  @ein  Diel 
benu^teS  (S^emplar  Don  @radmu§'  Slu^gabe  beS  92euen  Zeftamentd 
mit  feinen  Slnnotationen  jeigt  eine  Stenge  f(^arfer  Stanbbemerfungen 
gegen  bie  fte))tif(^e  Slrt  besfelben.  CaS  Xrefflid^e,  maS  @raSmud 
geleiftet,  war  baruber  bergeffen.  @r  galt  il^m  nur  nod^  atö  ©pdtter 
unb  ffipiturfier,  ein  SSerberber  ber  3ugenb,  Dor  bem  er  aud^  feinen 
fleinen  ©ol^n  Oan«  im  3al^re  1533  burd^  ein  fd&riftlid^  niebers 
gelegtem  SBort  glaubte  warnen  ju  muffen.  9lber  eine  ©(^rift  gegen 
(Eradmud  l^tte  er  nic^t  Dor,  aud^  nid^t,  atö  im  ^^l^re  1533  eine 
Urbeit  bedfelben  erfd^ien,  bie  feine  Slufmertfamteit  erregte. 

^e  entf(^iebenen  9t5mer,  aai)  fein  frül^erer  (Sönner  ®eorg  Don 


410  2)€f  StaSmu«  OintTOil^t^toorfd^Ulge. 

@a(^fcn,  litten  (Stadmud  Ifingft  aufgegeben,  aber  bie  fieute  bet  Wu 
hofften  no(^  immer  (Suted  Don  il^m,  unb  felbfi  SReland^t^n  ^tte,  idc: 
K>on  man  in  SBittenberg  fc^ioerltc^  etioad  »uf^te,  i^n  Dor  turjem  ge-- 
legentlid^  aufgeforbert,  feine  Slutoritfit  jur  (Sr^ltung  be$  ^ebenlin 
bie  SBagf(^le  }u  merfen.  Unb  in  lofer  Snfnfipfung  an  eine  Su^ 
legung  bed  84.  i^alm^  mad^te  (Sra«mu«  je^t  in  ber  ifyit  %ot: 
f(^lfige  jur  ©ieberüereinigung  ber  ^rteien.  Sie  n>aren  »unbcT= 
li^  genug.  (Sin  moberner  ftat^olit  tSnnte  ni(^t  beffer  t)etfu(|cn, 
ben  dkbilbeten  ben  ftatl^olicidmud  burd^  geft^idte  Umbeutung  jeiner 
Se^re  unb  feinet  Aberglauben^  annel^mbar  ju  mad^en,  aU  bie§ 
l^ier  gefd^ie^t.  £ie  bogmatif(^en  ^agen  fmb  nu|loS,  man  ubei: 
laffe  fie  ber  @(^ule.  9Ran  fann  fo  fagen  unb  fann  fo  jagen. 
Sei  einigem  guten  JffiiQen  lfif)t  fi(^  aUen  r5mif(^en  (Sinrid^tungen, 
n?enn  audb  manche«  beffer  weggelaffen  »ütbe,  ein  guter  Sinn  ab= 
gewinnen,  aud^  bem  Kbergl&ubifd^n,  fmb  bocb  biefe  SMnge  immer 
ia^  Seid^en  eines  frommen  SlffetteS.  Unb  maS  altl^ergebra^t, 
baran  foU  man  nid^t  rütteln  unb  5um  menigften  warten,  bil  ki 
Stonji!  barfiber  befc^loffen  l^bcn  wirb. 

(Er  meinte  eS  fic^erlic^  ernft  mit  feinen  Sintrac^tSDorft^Idgcn, 
aber  ba«  eigentlich  Sleligiöfe  berül^rte  il^n  nic^t  me^r  ate  früher, 
unb  ber  ©dbaK  ober  @p5tter  fc^aut  boc^  auc^  ^ier  l^eraul,  }.  $• 
wenn  er  bei  ber  grage  nad^  bem  SleliquientuUuS  barauf  tjerwcift, 
ba|  eine  junge  grau  bo(!b  aud^  ben  9ting  ober  ein  Stleibung^ftfl«! 
il^reS  abmefenben  (Semal^lS  tüfje.  «S&arum  foOte  nid^t  jemanb  in 
gleichem  ©inne  ftnoc^en  ober  anbere  SlcUquien  luffen'**'  S5eibieien 
©ingen,  meint  er,  würbe  ^aulu§  fid^  bamit  jufriebcn  geben,  bfl| 
jeber  feiner  3Reinung  gewife  fei. 

(Sin  l^effifcl)er  ^rebiger,  ßorbinuS,  fc^rieb  eine  (Srmiberung,  uni 
ßut^er  lieferte  auf  S3itten  be§  ©ruderS  eine  SSonebe  baju.  ©atin 
jeigte  er,  übrigen^  in  rul^igem  Jone,  bie  C)altlofig!eit  be«  era^mifi^ff 
®tanbpunfte§  unb  gab  bem  alten  ®eguer,  wie  fc^on  früher,  b«i 
8lat,  fid^  lieber  mit  biefen  tl^eologifd^en  ©ingen  nic^t  ju  6ef(^f= 
tigen,  benn  bie  J^eologie  erforbere  einen  ®inn,  ber  mit  (Sinfalt 
baS  äBort  (Sottet  fud^e  unb  liebe,  ©abei  §fitte  er  eS  loo^l  6c^ 
wenben  laffen,  wenn  il^m  ni(^t  ber  ftatec^iSmud  beS  (SraSmu^,  bet 
in  bemfelben  Saläre  (1533)  erfd^ienen  war,  in  bie  f)anbe 


Sutl^r  unb  (Sra9mu9.    ^au9))tebigten.  411 

wäre,  ^m  SBcrgleid^  mit  bem  „^atibbud^  eines  d^riftUd^en  Streik 
tct§"  (f.  oben  I,  119)  ift  baS  Streben  nad^  gröfeever  Ititd^Uc^teit 
unb  teligiöfcr  Sßätmc  in  biefem  Rated^iömuS  nid§t  ju  tocrfenncn. 
8lbct  e§  woflte  Dem  aSerfaffer  nid^t  gelingen,  ©er  ®elel^rte,  ber 
Rrititer,  bclam  immer  bie  Öberl^anb.  @S  »ar  wol^I  bie  Steigung, 
aud^  l^icr  feine  ®elel^rfamleit  glänjen  ju  laffen,  »enn  er,  angeb= 
lid^  um  fie  ^u  serftreuen,  über  wid^tige  Sebenfen  gegen  einjelne 
©ogmen  auSfül^rlid^  referierte.  Sutl^er  fal^  barin  nur  ia^  S3c= 
ftrebcn,  alles  unfid^er  ju  mod^en.  ©aS  empörte  il^n.  3e^t  griff 
er  Don  neuem  jur  geber  unb  gab  jenen  ©rief  beS  ÄmSborf  unb  ein 
langes  Äntroortfd^reiben  l^crauS,  (gs  mar  nur  eine  fd§»ere  8ln= 
tlage  gegen  bcn  „©piluräer"  unb  feine  ^roteuSnatur,  bie  er  burd^ 
SSelege  auS  feinen  Sßerten  ju  begrünben  fuc^t.  ©arunter  finbet  man 
mand^e  feine  d^arafteriftifd^e  Seobad^tungen,  bie  auf  einge^enbem 
©tubium  feiner  ©d^riften  berul^ten,  aber  aud^  mand^e  Folgerungen 
bie  nur  ber  eigene  ^rgtool^n  gejogen  l^atte*  @raSmuS  fud^te  fid^ 
in  bitterer  ?lnt»ort  ju  Derteibigen,  tonnte  bamit  aber  nid§t  einmal 
Derl^inbern,  bafe  feine  italienifd^en  geinbc  fiutl^erS  93or»urf  bcS 
©feptijiSmuS  aufnal^men.  Unb  Sutl^er  l^at  feine  SReinung  über 
il^n  nid[)t  geänbert.  Sr  Dermod^te  il^n  fo  wenig  mel^r  für  einen 
S^riften  ju  Italien,  bafe  er  nic^t  glauben  wollte,  »aS  bie  greunbe 
üon  feinem  (gnbe  (12.  Suli  1536)  berid^teten,  bafe  ©raSmuS  unter 
?lnrufung  beS  9?amenS  3^fw  geftorben  fei.  — 

ßutl^erS  fonftigc  J^ätigleit  war  bei  feiner  fc^manlenben  ®e= 
funb^eit  in  biefen  S^^l^ren  fel^r  befcf)ränlt,  unb  man  mufe  fic^  wun= 
bem,  bafe  er  nod^  fo  üieleS  fertig  bringen  tonnte,  ©enn  jebermann 
glaubte,  ba{(  er  für  i^n  Qt\t  l^aben  mü^te,  namentlid^  bie  i^ielen 
berufenen  unb  unberufenen  ©c^riftfteller,  bie  i§rc  Sßertc  nac^ 
SBittenberg  fd^idten  unb  oon  gütiger  verlangten,  ia^  er  fie  lefe, 
einen  ©rudfer  beforge,  fie  fonigiere  unb  womöglid^,  wie  er  (lagt, 
aud^  für  ft&ufer  Sorge  trage. 

3n  ber  Rird^e  prebigte  er  in  biefer  Seit  nur  feiten,  bafür  aber 
feit  grfi^jal^r  1532  faft  regelmfifcig  beS  Sonntags  im  C>aufe.  8ln 
biefen  O^^uSprebigten  nahmen  nid^t  nur  bie  C^auSgenofjen  teil, 
fonbern  aui)  greunbe,  felbft  grembe,  bie  jum  Jeil  auS  ber  gerne 
fi(^  baju  einfanben.    8luS  SRat^fd^riften  biefer  ^auSprebigten  cnt= 


412       Sotfefttiigeis.    Oatetnttief.    ««nfKtige  Odfe  lu  beten.'' 

ftanb  bann  \p&ttt  bic  Don  anbeten  l^audgegebene  „^au§= 
poftille-. 

%u(^  bie  S3otle{ungdtl^tigtdt  muffte  bielfad^  unteibtod^  »er= 
bcn.  SBir  l^ben  batfiber  nur  burftige  Sf^ad^ri^tcn.  ^  ben  3#^n 
1531  unb  1532  etQfirte  et  einjelne  $falmen,  Auflegungen,  bie 
teilveife  foglei(^,  jum  Zeil  abet  aud^  etft  \pittt  gebruclt  »ntben, 
abet  feine  ^u))tatbett  mat  bie  SrDfitung  bet  (l))iftel  an  bie  @a= 
latet.  @ie  u>itb  i^n,  »ie  man  aM  bet  fottod^tenben  S3eldm= 
pfung  bet  Slnaba))tiften  f(^lie|(en  (ann,  bis  tief  in  ba$  ^al^r  1533 
befd^ftigt  l^ben.  (Beotg  9l5tet  gab  biefe  93otlefung  im  3^1^^ 
1535  auf  ®tunb  feinet  fotgffiltigen  92a(|)f<^tiften  l^rauS.  Sn 
Umfang  ift  biefe  Auflegung  gegen  bie  Don  1519  um  ha§  S>tei: 
fac^e  gemac^fen,  abet  il^t  ^n^lt  ift  betfelbe,  nut  id^fitfer  ))ointiert 
unb  beftimmtet  gefaxt.  ®ie  giebt  eine  S)atfteaung  ber  getarnten 
cuangelifd^en  Seilte,  ja  man  batf  fagen,  fie  ift  Sut^et^  X>ogmatit 
unb  (Stl^it  jugleid^  auf  (Stunb  bed  C^^uptattitel^  Don  ber  ^^U 
fertigung  au$  bem  (Stauben.  S)a8  i^  i^m  bet  Reifen  bet  SKr(^, 
ben  biefer  Stief  mie  tein  anbetet  gegen  ^apiften  unb  ©d^todtmet 
Dctteibigt.  SeSl^lb  ift  et  il^m  fo  befonbetS  lieb  unb  mert,  be^ 
i^alb  nennt  er  einmal,  unb  bad  ift  jugleic^  bad  fc^Snfte  3^ugniS  fut 
ia^  (Slucf  feiner  ffi^e,  bicfcn  ©rief  feine  «»dtl^e  Don  ©ora". 

3u  einer  eigenartigen  ©d^rift  würbe  8utl^  burd^  feinen  S3ar= 
bier  Deranla^t.  IBie  baS  oft  bei  grof^en  SRdnnern  ju  beobad^ten, 
ftanb  er  mit  i§m  auf  vertrautem  gufee.  SReifter  ^ctcr,  ein  8ßer= 
manbter  beS  9ied^t$gelel^rten  ®dbe,  überall  wol^l  gelitten,  toat  ein 
gottcSfurd^tiger  SRann,  ber  gern  über  religißfe  Singe  fprad^.  8uf 
feine  S3itte,  i§n  ju  belel^ren,  »ie  er  fid^  jum  SSeten  anleiten  fofle, 
wenn  er  „burd^  frembe  ®ef(^dfte  talt  unb  unluflig  jum  Seten 
geworben  fei^  fd^rieb  fiutl^er  1534  fein  ©d^riftd^en:  ,,®in  ein= 
faltige  SBeife  ju  beten  für  einen  guten  greunb,  SReiftet 
^eter,  «albier*.  «ßieber  SReifler  ^eter\  fagt  er  ba,  „i^ 
geb'^  eud^,  fo  gut  id^'S  l^abe,  unb  wie  \i)  felber  mid^  mit 
©eten  l^alte.''  @r  tennt  fold^e  Unluft  }u  beten  au^  eigner  (k- 
fal^rung  unb  erjdl^lt,  wie  er  in  folc^em  gade  fein  ^j^falterlein" 
nel^me  unb  in  bie  ftammer  laufe  ober  (wenn  gerabe  ®otteöbienft 
fei)  in  bie  Äird^e,  wie  er  fic^  ba  bie  ^t^n  (Sebotc  unb  bet  ®lau- 


^tx  8at5terer.    fMU^tm%  be8  101.  $fa(m8.  4iS 

6en,  ober  wenn  er  3^it  fyiit,  etlid^e  ®))ru(i^e  (S^rifii  unb  $attli 
Dorfage,  um  fo  baS  C>«rj  ju  erwfirmen  unb  mieber  ju  fü)  fetoft 
5u  bringen.  S)ann  jeigt  er,  wie  man  in  weiterer  ^uSfü^rung  ber 
ctnjelnen  (Sebanlen  beS  S3aterunferS  unb  it^  ®lauben§  ju  ®ott 
beten  (dnne.  S)emfelben  SReifter  $eter,  ber  Diel  Don  ber  Sift  beS 
XeufeU  fprat!^  unb  fogar  ein  83u(!^  fc^reiben  wollte,  um  ju  jeigen, 
toie  man  fid^  babor  §uten  Idnne,  wibmete  gütiger  um  biefelbe  3eit 
eine  ^Injal^l  8leime,  in  benen  er  i^n  bor  ber  Judfc  be5  JeufeU 
unb  oor  l^o(!^mütiger  S3ermeffenl^eit  warnte.  S)iefe  S3erfe  würben 
natürlich  für  bie  ganje  Umgebung  bebeutung^ooH,  ald  ein  ^^l^r 
fpäter  ber  bamalS  f(iäon  alte  Wann  feinen  ©d^wiegerfol^n,  einen  frfil^em 
fianb^Ined^t,  ber  fic^  ffir  unoerwunbbar  ausgegeben  l^tte,  im  ^Sfy= 
jorn  erftadb-  SBegen  ber  ^erfönli(!^teit  be«  SRanneS  —  SRelan(ftr 
tl^on  nennt  il^n  einen  um  Diele  wol^lDerbienten  ®reis  — ,  erregte 
ber  gall  bie  allgemeinfte  S^eilnal^me.  8ut§er  bef(!^lo{),  wie  ffir 
manche  anbere,  bie  (Snabe  ber  9li(^ter  anjurufen.  Stö  er  am 
^erl^nblungStage  auf§  9latl^auS  (am,  begruftte  i§n  ber  9lat  mit 
einem  ftattlic^en  S^rentrunt.  Unb  feinen  Sitten  gelang  ed,  ben 
Slngedagten  Dor  ber  SobeSftrafe  )u  bewal^ren.  (Sr  würbe  beiS 
SanbeS  Derwiefen.  ^auS  unb  C^abe  würbe  il^m  aberlannt,  aber  er 
burfte  fo  Diel  mitnel^men,  als  er  Dom  genfter  au5  erreid^en 
tonnte,  unb  fanb  in  ©effau  eine  S^ftw^t. 

SSietleid^t  5U  berfelben  ^zxt  wie  bie  }ule^t  erwdl^nte  ©d^rift, 
iebenfalls  aud^  im  ^^l^re  1534,  fd^rieb  gütiger  eine  anbere,  bie 
ganj  anbere  fiefer  im  %uge  l^atte,  nfimlic^  bie  grofjen  unb  (leinen 
®ewaltl^aber  in  ber  SBelt.  ^n  bem  Kal^men  einer  Auslegung 
beS  101.  $falmS  bietet  fie  eine  Srt  Siegentenfpiegel.  @ie  ift 
baS  grifd^efie,  was  Sutl^er  in  biefen  S^l^ren  gefc^rieben  l^at.  SSoU 
feiner  Beobachtung  entl^ält  fie  einen  ®4a^  d^riftlid^er  SebenSweiS^ 
l^cit,  bie  ber  SScrfaffer  burdb  bie  ffieisl^rt  ber  Alten  unb  burd^ 
baS  beutfd^e  ©prid^wort  inS  l^ellfte  Sic^t  fe^t.  S)abei  nimmt  er  aud^ 
*nlafe,  gegen  (gnbe  bem  ganjen  ©eutfc^lanb  ein  ©ort  äujurufen, 
freiließ  in  »läge  über  ben  ^  ®  auf  teuf el",  ber  eS  jugrunbe  rid^te. 
aber  Dor  allem  trauert  er  barüber,  bafe  burd^  ben  ©inpufe  ber 
SBÄlfc^en  bie  Jugenb,  bie  bisl^er  für  bie  ^aupttugenb  ber  ©eut= 
fc^en  gegolten,  Zreue  unb  SD&al^rl^ftigteit,  bal^infd^winbe.    SinS 

Äolte,  8ut^er.    n.  27 


414  2)ie  8t6(iabcrfe(}itiig  Mdeiibct 

jeboc^  giebt  i^m  no(^  einige  O^^tfnung,  ndmlic^  ha%  e$  für  bie 
Ceutfc^en  auöf  \t%t  noc^  fein  greulic^eted  S^eltmort  gebe,  als  ba4 
©ort  „Sugnet". 

Seine  ^uptatbeit,  neben  bet  er  aQed  anbete  al4  Störung 
em))fanb,  blieb  bie  S3erbeutf(^ttng  ber  ^eiligen  Schrift,  ^lad^  6eU 
nal^  jvölfifil^riger  fUbtxt  maxtn  !(nfang  1534  fdmtUc^e  )6u(^t 
überfe|t.  Unb  fogteic^  ging  er  an  eine  ®efamtauSgabe.  ®te  trug 
ben  Zitel:  „^iblia.  S)a^  üt  bie  gan|e  l^eilige  ©c^rift,  beutj(|. 
SRart.  Sut^er.  ffiittemberg  MDXXXIV.  @ie  mar  nic^t  etwa 
nur  ein  ^bbrucf  ber  bereites  Dor^nbenen  (Sinjeljc^riften,  fonbern 
baS  3tefultat  einer  neuen,  forgf&ltigen  S)ur(l^rbeitung.  S)ie  )0= 
genannten  %polxx))f^\\,  richtiger  biejenigen  ®(§riften,  meiere  ji(| 
ni(§t  im  ^ebr&ifc^en  Sanon  bed  %Iten  !leftamentö  fanben,  führte 
er  mit  ber  Semerlung  ein:  „S)ad  ftnb  Sucher  fo  ber  1^1.  ©c^rift 
nic^t  gleid^ge^lten  unb  bod^  nü^lid^  unb  gut  ju  lefen  finb."  S^^ 
bei  SKiebergabe  berfelben,  bie  er  teilmeife  (Subita,  Xobia^)  für  2)i(§= 
tungen  erllärte,  Derfu^r  er  fe^r  frei,  fteUte  jum  Seifpiel  um  bc^ 
beffeten  93erftänbniffeS  miUen,  ober  aud^  meil  bie  gtojse  äSerfc^ieben^ 
^eit  ber  überlieferten  !le^te,  toie  im  Sd\xd)t  ®ixa^,  baju  nötigte, 
ganje  ®&%c  um. 

3Rit  Spannung  »urbe  das  grojje  SD&er(  in  allen  eoangelifc^cn 
Streifen  erwartet,  unb  f(^on  1535  mu^te  eine  neue,  burc^gefe^ene 
iluSgabe  crfc^einen.  äBelc^e  ä3ebeutung  man  bemfelben  bei  ben 
Römern  beilegte,  jeigt  ber  ^ngrimm  berfelben.  ßoc^leuS  glaubte 
fogar  auf  ben  mittfc^aftlic^en  Schaben  l^inmeifen  ^u  foQen,  ber 
bem  Deutfc^eu  %olte  bur(6  ^erfd^n^enbung  fo  t)ielen  Selbes  für 
ben  ^ntauf  Don  Sut^erS  Überfe^ung  etn^ac^fen.  S)aS  waren  o|n= 
mächtige  Angriffe,  meiere  bie  Verbreitung  nic^t  l^inbern  tonnten. 
SaS  äcigt  bie  grofee  3^^!  ^^^  ^^^  V^  Sutl^erS  Sebjeiten  nötig 
gen)oibenen  Auflagen.  ®aS  beutfc^e  Sßolt  l^at  barin  immer  feinen 
giö^ten  S(^a|  geje^en. 

S)ie  politifc^en  Vorgänge,  bie  fein  SKeil  boc^  fo  mefentlic^  be- 
einflußten, nahmen,  roie  wix  fc^on  früher  beobachtet,  Sut^erS  %uf= 
mertfamleit  immer  »weniger  in  Snfpruc^. 

S)er  ^ititenlrieg  tx>ax  roirtlic^  juftanbe  gelommen,  ja  über  @i= 
loarten  fc^nell  unb  glücflic^  t)erlaufen.    SRo(^  e^e  eS  ju  einer  ric^ 


2:ütfentrieg.    ^er  Sanbgraf  unb  Sürttembetg.  415 

tigen  Selbfd^lacbt  gctommen,  l^atte  ®uleiman  ben  9luc(jug  ange^ 
treten.  Ungarn  blieb  freilicb  grdfjtenteits  in  feinen  C^finben.  S)enn 
mit  ber  unmittelbaren  ©efal^r  l^örte  bei  ben  Siegern  ba§  3"tercRc 
am  Shiege  auf,  fal^  fid&  gerbinanb  bon  ber  „fpanifd&en  ^ilfc***  üer= 
laffen.  S)aS  C^eer  ging  au^einanber.  S)er  Sfaifer  eilte  na(^  Italien, 
um  bie  bortigen  SScrl^dltniffe  ju  orbnen  unb  bie  SonjiUfac^e  ju 
betreiben,  ol^ne  bo(§  bon  bem  ^aj)fle,  ber  ju  gleicher  3cit  mit  ben 
granjofen  intriguierte,  etwas  ^ofitiüeS  ju  cnei(!^en.  3la^  turjer  3^it 
mar  er  in  @J)anien.  3"äw>if<^^w  blieben  bie  beutfc^en  Ängelegcn^iten 
in  ber  ©d&mebe.  ®ie  erneuerten  3Serfud^e  beS  8lei(^5fammcrgeri(§t5, 
troft  ber  faiferlid&cn  Srtlärung  mit  ben  ^rojeffen  gegen  bie  5Kug5= 
burger  SleligionSberwanbten  f ortjufal^ren ,  l^atten  nur  ben  Srfolg, 
baft  bie  eoangelifc^en  ®tfinbe  Snbe  ^^nuar  1534  bemfelben  bie 
9ner(ennung  bermeigcrten. 

S^ic^tiger  mar  eine  (ul^ne  %fyit  beS  Sanbgrafen.  %u(^  nad^ 
bem  ^»löd^erigen  grieben''  §atte  er  feine  alten  ^Ifine  ni(§t  aufgegeben, 
©eine  mancherlei  Zenbenjen,  baS  C^auS  ^absburg  ju  fd^mac^en, 
ben  ^roteftantiSmuS  ju  ftfirlen,  baS  burc^  bie  Sßal^l  f^erbinanbs 
jum  rSmifd^en  Sfönig  unb  burd^  bie  Dccupation  SßfirttembergS 
'))erle^te  Steid^Sred^t  }ur  Slnerfennung  ju  bringen,  liefen  in  bem 
alten  $Iane  jufammen,  ben  C^erjog  Ulrid^  in  fein  Sanb  jurud= 
5ufü]^ren.  ®5  war  etwa«  3bcale5  in  biefem  (Sifer,  bon  (Bigennuft 
5eigte  er  (eine  @pur.  9ber  in  immer  neuen  ß^ttelungen  mit  ben 
biöergiercnbften  SRäc^ten,  fpielte  er,  aU  ob  er  bei  ben  italienifd^en 
©iplomaten  feiner  S^xt  in  bie  ©c^ule  gegangen  wäre,  ein  gefä§r= 
liebes  Spiel.  3m  3ntereffe  ber  Sleid^Sorbnung  brachte  er  eö  fertig, 
was  man  bod^  l^ier  unb  ba  fd^wer  bermertte,  mit  granj  I.  S5er= 
träge  ju  fc^liefien  unb  au  ®ubfibien  beS  ©ultanS  ju  beuten. 
tlber  im  ®tof)en  unb  ®anjen  fanb  feine  Sbfic^t  bie  ßufiimmung 
ber  äteid^Sfürften.  ©elbft  3^ad^im  üon  Sranbenburg  l^atte  ni(!^tS 
bagegen  einjuwenben.  SRur  ber  Äurfurft  "^of).  griebrid^  woötc 
üon  irgenbwel(§er  Dffenfibc  nichts  wiffen.  ®r  berwal^rte  fi(§  ba= 
gegen,  bie  ®a(^e  beS  SBurttembergerS,  bie  il^n  nid^ts  anginge,  mit 
ber  grage  ber  römifc^en  RönigSwal^l  in  SBerbinbung  ju  bringen. 
$§ilippS  aSor^aben  erfc^ien  il^m  nur  als  ein  äSruc^  beS  Sanb:: 
fiiebenS.    SRid^t  anberS  ftanb  Sutl^er.    @r  fal^  mit  8led^t  barin 

27* 


416  (Brobenmg  fBftrttcmbcrfl«.    Sncbc  bon  ftabon. 

eine  grof(e  Qkfafft  fut  bie  ))toteftantif(^  @a(^.  S3ei  einer  I3e= 
gegnung  bet  beiben  dürften  in  Seimat,  ^u  bet  et  juge^ogen  loutbc, 
vamte  er  bringenb  baoor,  bem  Soangelium,  mie  e$  nid^t  anbete 
fein  (önne,  bur(^  ben  beabfic^tigten  3^8  ^inen  9{a(el  aufjubruden. 
S)em  Sanbgrafen,  ber  fi(^  Don  ben  reinften  Sbfid^ten  befeelt  toufite, 
ftieg  batuber  ba^  Qlut  ind  (Sefid^t,  er  mürbe  §eftig.  Mt^  9b= 
raten  mar  Dergeblid^.  Unb  er  ffattc  nid^t  ju  biet  gemagt.  5Dad 
Unternehmen  gelang,  "^n  (urgent  Xnfturm  »Kir  bad  Sanb  na(| 
bem  ®efe(^te  bei  Sauffen  am  13.  92ai  1534  ben  ^x^b^burgetn 
entriffen.  Seine  C^anb  rührte  fi(^  für  ben  römif(^en  R5nig.  Si 
muf(te  fi(!^  }um  ^rieben  ton  ftaban  bequemen,  ber  burd^  bie  aßei= 
mittetung  bed  ffi#f(!^en  fturfurfien  für  ben  ganjen  ^roteftanti^muS 
Don  SSebeutung  mürbe.  C^erjog  Ulrid^  bel^ielt  Sßurttemberg,  menn 
auä)  atö  Sfteneid^ifd^ed  Slfterlel^n  unter  ißeftimmungen,  bie  jeben^ 
falls  bad  9teformationdre(§t  nic^t  audf^loffen.  S)ie  Sbmad^ungeti 
beS  9lurnberger  griebenS  mürben  befifitigt,  bie  SteligionSprojeffe 
am  ftammetgeri(^t  ie^t  offen  fufpenbiert.  S)affir  berfprad^en  bie 
oerbunbeten  @tfinbe,  gerbinanb  atö  Sfdnig  anjuerlennen,  aber  nut 
unter  gemiffen  SSoraudfe^ungen,  u.  a.  ber,  baft  bis  }u  einer  feft= 
gefegten  grift  in  bie  goibene  SuDe  gemiffe  Seftimmungen  aufge= 
nommen  mürben,  mel^e  bie  miHturlid^e  Sßal^l  eines  rdmtfc^ 
Königs  auSfc^loffen.  ^ie  Sebingungen  mürben  freiließ  fpdter  nid^t 
erfüllt,  aber  t)or  ber  ^anb  freute  man  fi(^  in  ))rotefiantif(§en  Steifen, 
baft  bie  @a^t  einen  guten  Ausgang  genommen.  ^S  erfannte 
au(§  Sutl^er  je^t  bantbar  an.  Unb  ber  (Sinbrud  beS  l^effifc^n 
Sieges,  ber  überall  als  ein  proteftantifd^er  aufgefaßt  mürbe,  mat 
ein  ganj  gemaltiger.  Sie  beiben  fiegreid^en  dürften  mürben  in 
überf(^menglt(^er  äBeife  gefeiert.  Unter  Snfpielung  auf  baS  S&ürttem= 
bergifd^e  SBappen  fang  man: 

v3mo  ^obffinb  l^an  je^t  grieb  unb  9lul^; 
9Ber  preifen  moQt  beS  Sutl^erS  Sel^r, 
äBer  ^aben  moQt  beS  $itf(i^l^otniS  ^x,** 

^VLX^  SmbtofiuS  S31arer  unb  (Srl^rb  Sd^nepf  mürbe  alsbalb  bie 
9ieformation  im  Sanbe  eingefül^rt,  übrigens  nic^t  immer  in  einet 
äBeife,  bie  Sutl^er  gebiQtgt  l^aben  mürbe.    Kud^  Sommern,  mo|in 


Urteile  über  ben  @teg  M  Sanbgrafen.    2)ie  2:5ufer.  417 

^ugenl^gen  im  Spatl^etbfi  1534  entboten  ivurbe,  ivanbte  fid^  nod§ 
im  felbcn  Sa^re  jum  ^roteftantiSmu^.  Unb  bic  Slömcr  ücrtanntcn 
bie  Sebeutung  ber  ©ac^e  nic^t.  ä&icel  »ar  batübet  in  I^Uet 
93ctjtoeiflung:  «Zaufenb  Sudlet  Sutl^etS'',  fc^tieb  et  bamal^ 
»l^ben  bet  @aä)c  nxijt  je  Diel  genügt,  als  biefet  einjige  ^elbjug 
beS  C^ef{en\  ®to|en  (Sinbtud  machte  bet  fft\fi\(S)t  Sieg  aud§  im 
SttSlanbe.  tUeanbet,  bamatö  pd))ftli4et  ®ef(l^£ft$tt£get  in  93enebig, 
hm^UU,  bajs  man  bataufl^in  fd^on  99eben(en  ttage,  gegen  bie 
Sutl^etanet  in  Sßenebig  einjufd^teiten ,  »eil  man  \\xx^k,  bie  beut» 
f(^en  Sutl^anet  (dnnten  bis  nat!^  Italien  t^otbtingen  unb  9iad^e 
nel^men.  S^benfaQs  maten  bie  ei^angelifd^en  ^utften  niemals  an^ 
gefel^enet  unb  ummotbenet,  als  bamals.  @ie  waten  ein  galtüt 
in  bet  gefamten  eutopäifd^en  ^olitil  gewotben. 

Sa  »aten  es  bie  Sßiebettfiufet,  bie  eine  neue  ®efal^t  l^etaufs 
ful^tten.  SRan  ^at  fte  nid^t  geting  gejd^d^t,  abet  fte  »at  bo(!^ 
gtdjftet,  als  bie  92el^tjal^l  bet  S^itfi^noffen  al^nte.  (Stft  l^eute 
Idnnen  mit  bie  meite  SSetbteitung  bet  S^äufet  übetbliden.  Zxo^ 
aUet  93etfolgungen ,  bet  fottmfi^tenben  Sefämpfung  in  SBott  unb 
©c^tift,  bet  fd^fitfften  Auffielt  "bzx  Se^ötben  gegenubet  allen  Ron= 
Dcntileln  unb  bem  (Sinfd^leid^en  unbetufenet  ^tebiget,  mat  il^te 
3a|l  in  ftctet  3"ttö^»i«  begriffen.  ®S  gab  um  biefe  Qüi  tein 
®ebiet,  mo  fie  nic^t  aufgetaud^t  mfiten,  tein  eoangelift^eS  ftitd^en^ 
toefen,  mo  man  nic^t  mit  tl^nen  ju  fd^affen  gel^abt  l^tte.  SaS  mitb 
fi(^  fc^metlid^  aQfeitig  erflciten  lafjen,  abet  man  (ann  eS  jum  Zeil 
begteifen. 

®S  mat  bod^  nid^t  blo{)  bet  offenbate  fyini  jum  Subjeftit^tSs 
muS  in  einet  teligids  ettegten  3^i^  ^^^  baffit  in  Sinf^IdS  iu 
bringen  ift,  aud^  baS  tluftteten  bet  Dbngleiten  unb  (Segnet  l^at 
bie  öemegung  mibct  äBiöen  gefötbett.  SRan  batf  batan  etinnetn, 
n>ie  f(^on  bie  etften  ßütic^et  Zäufet  baS  ^t^t  bet  Dbtigleit  be= 
ftritten,  in  geiftlid^en  Singen  mitjufptec^en.  SaS  leugnete  au(^ 
fiutl^et.  ®lei(^mol^l  mat  in  ben  legten  Sollten  bei  bem  Seftteben 
bet  Obtigleiten,  baS  neue  Stitd^enmefen  ju  otbnen,  in  fe^t  fielen 
®egenben  baS  Singteifen  beS  meltlid^en  9iegimentS  fe^t  ful^lbat 
gemefen.  Set  batübet  Unjuftiebenen,  aud^  folc^et,  bie  fid^  in  gat 
feine  fitd^lid^e  Dtbnung  fc^icfen  moflten,  gab  eS  genug.    „3^t  l^bt 


418  3ttt  C^rattetiflif  bet  XSufer. 

bed  ni^t  (Scioalt,  meinen  ^mn  ba$  Urteil  (in  (tt(&ttd^en  Singen) 
in  bie  C^inb  )u  geben.''  S)iefet  ®a^  ber  3fiti(^et  Z&ufer  (fid^ 
Dben,  @.  176)  motzte  Dielen  juetft  einleu(!^ten.  S)ad  äng^Ud^e 
)K(^tgeben  bet  Qel^Srben  auf  SKrd^enbefuc^  unb  Xbenbrna^l^enufe 
f(^ien  bie  be^uptete  <lku)iffendt^rannei  ju  beftfitigen.  S)ie  S9e= 
tufung  auf  ia^  innete  Sßort,  bie  innere  (Srteuc^tung  butd^  S^tiftuS 
gegenüber  ber  Berufung  auf  bie  @^rift,  ))on  ber  bie  SKT(l^en= 
nt&nner,  wie  man  i^nen  (eierte,  einen  fo  fc^led^ten  (Sebraud^  mad^ten, 
f(!^meid^elte  ber  (Sigenliebe  unb  bem  geiftUc^en  C^^d^mute.  %u($ 
loar  bie  SRe^rjal^l  ber  Zfiufer  in  beutfd^en  Sanben  friebfame  fromme 
Seute,  bie,  »ie  mir  fc^on  miffen,  ben  grd|ten  ffiert  auf  ein  e]^r= 
bared  geben  legten.  Unb  menn  Sutl^er  unb  ®enoffen,  mie  ju  be= 
greifen,  um  bor  i^nen  }u  marnen,  bie  £uf(erften  Stonfequenjen  jogcn 
unb  fie  mie  Wunjer  inS  2ieff(^marje  malten,  fo  mochten  manche 
an  ber  Sered^tigung  biejer  äBarnung  fiberl^aupt  ine  merben,  menit 
fic  mit  ben  ftillen,  gottergebenen  Seuten  jufammentrafen,  unb  um 
fo  el^er  i^re  ®onberle§re  in  \\^  aufnel^men.  SBie  aber  aud^  en- 
treme  2&ufer,  ol^ne  erfannt  ju  merben,  für  il^re  ®ad|e  mirfen 
(onnten,  jeigt  baS  SSeifpiel  be$  fc^on  ermähnten  SReld^ior  C^offmann. 
Ser  frühere  ftürfd^nergefeQe ,  ber  fd^on  in  @(^meben  unb  fiieflanb 
allerlei  Unruhe  geftiftct  l^atte,  tonnte  mcl^rere  gal&te  al^  ^rebiger  in 
Riel  unb  als  ocrorbneter  Reformator  üon  C)olftein  mirfen,  c^e  er 
im  3a]^re  1629  feiner  ©d^wärmerei  überführt  mürbe. 

iRi^t  feiten  mochten  auc^  bie  apotal^ptifc^en  {Hoffnungen  ben 
9n(nüpfung$)}un(t  bieten.  S)er  SKal^nfinn  SRünserS  ^atte  [ic  nic^t 
JU  Derbrängen  oermoc^t.  ^iefelben  maren  namentli^  burd^  $off= 
mann  unb  feine  @enblinge  na(§  feiner  S3ertreibung  au§  ftiel  auf 
feinen  Streuj^  unb  Duerjügen  burc^  £)eutf(^lanb  aUentl^alben  ge? 
ndl^rt  morben.  Unb  biefe  apotalt)ptif(^e  C^offnung,  bie  ^rmartung 
ber  balbigen  SKiebertunft  beS  C^errn  jum  ®erid^t  über  alle  @ott= 
lofen,  mar  bis  ju  einem  gemiffen  (Srabe  religiöfcS  ®emeingut. 
Sie  mar  au(§  ber  Jroft  fiut^erS.  Unb  mie  meit  biefe  apolalt)|)= 
tifd^en  2raume  gingen,  mie  man  fogar  in  gut  lutl^erifc^en  Reifen 
an  neue  $ropl^eten  glauben  tonnte,  jeigt  ein  Vorfall,  ber  im  ^erbfl 
1533  Diel  Den  fic^  reben  mad^te. 

®er  fc^on  früher  ermähnte  greunb  ßutl^erS,  SRid^el  Stiefel, 


SR.  ©tiefet  unb  blc  »nWlnbtgttng  be«  iüngflm  Sage«.  iW 

feit  1628  Pfarrer  in  Sod^u,  ^ielt  nid^t  nur  bic  SBicbetfunft 
®^rifti  für  unmittelbar  bcbotflcl^cnb,  aud^  bcn  Jag  bctjelben,  bcn 
19.  Dftober  1533,  glaubte  et  ctfotft^t  $u  l^aben.  SBa§  bet  geleierte 
SKatl^ematilcr  unb  Jlpotal^ptifer  au«  bet  ©(^tift  l^auSgcreti&net, 
l^ielt  et  für  göttliche  Offenbarung,  fid^  felbfl  bejeit^ncte  er  aU  bcn 
^ropl^eten,  ber  baju  beftimntt  fei,  biefe  Offenbarung  ju  öcrfunben. 
®a5  tl^at  er  mit  großem  Srfolg  in  SBort  unb  ©d&rift,  namentlid^ 
au(5  auf  ber  Ranjel.  Sutl^er,  ber  jebc  bcrattigc  SScred^nung  öer= 
warf  unb  baju  ermal^nte,  jeben  Jag  be§  RommenS  be§  §errn 
gcmärtig  ju  fein,  fonnte  il^n  ni(!^t  baüon  abbringen,  ©affir  rourbc 
Sut^cr  je^t  »egen  feine«  Unglauben«  toon  bcm  neuen  ^ropl^ctcn 
al«  ein  üom  ®eift  Derlaffener,  ein  §crobe«  unb  ^ilatu«  erflfirt. 
Sin  furfurftUd^e«  5Ranbat  bcrbot  il^m,  feine  gttlcl^rc  auf  bie  Ranjcl 
ju  bringen.  (Sleit^mol^l  wud^«  bie  Aufregung  in  ber  ganjcn  ®c= 
gcnb,  unb  je  naiver  ber  bezeichnete  Jag  l^eranrudtc,  mad^te  fie  fid^ 
aud^  im  öffentlid^en  Seben  geltenb:  ber  SBauer  befteötc  angefid^t« 
be«  Weltuntergänge«  fein  gelb  nid^t  me^r,  ber  SSutgcr  gab  feine 
C)anticrung  auf,  bic  Scid&tfinnigen  Derprafeten  il^r  ig)ab  unb  (Sut. 
SJon  weither,  30 — 40  SReilen  »cit,  ja  Don  ©d&leficn  ber  fam 
man  in  @d^ren,  um  in  ber  3l&^c  be«  ^xopf^tttn  ben  grofien  Jag 
ju  erleben.  ®rei  Jage  Dorl^er  crmal^nte  er  jur  Sufee  unb  jum 
(gmpfang  be«  «benbmal^l«.  %t^  am  SRorgen  bc«  19.  Dttober, 
—  c«  war  ein  Sonntag,  »ecfte  bie  SRenge  ein  C^omfignal.  Sd^on 
meinten  toicle  bie  Ic^te  ^ofaune  ju  l^öten,  aber  e«  mar  nur  l^a^ 
Signal  bc«  Wirten,  bet  auf  Stiefel«  Sefel^l  ba«  SSiel^  au«  bcm 
®orfc  trieb,  benn  biefe«,  fo  l^tte  er  üerfunbet,  würbe  juerft 
fterben,  unb  biefer  ^nblid  foQte  ben  SRenfc^cn  entjogen  merbcn. 
®ann  eilte  alle«  jur  $Kr(§e.  Dort  na^m  5unad§fl  ber  ®otte«bicnft 
feinen  gemö^nlid^en  SBctlauf.  Stft  am  Sd^lufe  ber  ^rebigt  t)er= 
funbigte  bet  ^fanct,  jeftt  am  Snbc,  »ic  et  meinte,  nid^t  mcl^t 
butd^  ba«  futfllid§c  SSetbot  gebunben,  bafe  um  8  Ul^t  —  e«  »at 
fc^on  jmif^cn  7—8,  bie  ^Ät  ba  fei,  »o  bet  ^ett  lommen  wutbc, 
fut  bic  S^tiften,  »ic  et  jum  Jtoft  l^insufügte,  nid&t  jum  Sc^tedfen 
obet  ®eti^t,  fonbetn  al«  gtcunb  unb  ©tubet.  Untet  bcm  SBcincn 
unb  SBel^flagen  bet  äßeibct  ging  bann  icbet  nat!^  ^au«  unb  mattete 
bet  ©inge,  bie  ba  fommcn  follten.    Untctbeffcn  Ratten  tiitfutfttic^e 


I 


4M  Vi.  Mfmaira.    San  SRattl^en. 

Beamte  aOe«  beobachtet,  matteten  aber  bo(^  ab,  bi$  e$  9  Ul^ 
ge{<^(a0en  l^tte.  Dann  toutbe  bet  falfc^  $topl^t  Derl^ftet,  na(^ 
Sittenbers  geffil^tt  unb  atdbalb  feinet  SmteS  entfe^t.  Sutbet 
f^eb:  i,9li(l^e(  l^t  ein  tteine«  Xnfecbtlem  belommen.  %ber  e4 
foQ  ibm  nic^t  fibaben,  fonbem  (Sottlob  nu|e  fein."  Unb  ©tiefet 
nnit  fofort  Don  feiner  ®(^w£rmeret  gel^ilt.  dt  (onnte,  nac^bem 
t^n  8ut^  iniwifiben  nat^  Itrfiften  unterfüt^t,  fpfiter  oieber  eine 
Slnfteflung  erbatten.  Cad  dtanje  mar  nur  eine  Spifobe,  bie  90= 
f^Uberte  SSemegung  nur  auf  einen  k)erb&ltnidm5|ig  Ileinen  Streik 
bef^rfintt,  aber  fie  bemeift,  mie  tiefgel^b  bie  apo(al9))tif(ib^  Stet:: 
gung  mar,  meieren  Soben  bie  tfiuferifc^en  ®(bm5rmeteien  oot:: 
fanben. 

fflo^l  nirgenbd  Ratten  fie  grdf^ere  SSerbreitung  gefunben,  al4 
am  92iebenbein,  in  ffieftfalen,  mo  bie  proteftantifi^e  93emegung  in 
ben  @t£bten  faft  uberaQ  mit  einer  bemotratifc^en  jufammenging, 
unb  in  ben  92ieberlanben.  ^n  bem  Unteren  (iiebiet  tonnte  $ro: 
teftantiSmu^  unb  2:fiufertum  jeitmeiUg  gerabeju  ibentifib  erf(betnen. 
Unter  ben  fti^meren  SBerfoIgungen,  bcnen  e«  ausgefegt  mar,  unb 
burcb  bie  ^rebigt  C)otfmann^,  ber  aucb  l^ier  auf  baS  iße^immtefte  ben 
nal^n  2;ag  ber  Sriöfung  in  ^udfic^t  geftedt  l^tte,  entmicfelte  fi(b 
ein  förnUicber  (Sntl^ufiadmttS.  t(tö  bie  Sßeiffagung  be$  ^ropl^ten 
fi(b  n\ä)t  erfüQte,  erftanb  in  bem  Sficfer  ^an  SRattl^iefen  au^ 
^arlem  ein  neuer  gul^rer.  Q>x  ful^lte  ficb  berufen,  ba^  felbfi  ber= 
aufjuffibren,  maS  man  bidber  Dergeblicb  erhofft  l^atte,  baS  ®traf* 
geriebt  über  bie  SSerfolger,  bie  C^enfc^aft  ber  %u$ermäl^ltcn ,  ba^ 
neue  ^erufatem.  Seine  llpoftel  burd^jogen  bad  Sanb,  um  baS 
SSolI  ®otte^  ju  fammeln,  bie  ®l£ubigen  ju  taufen  unb  ju  ben 
XJaffen  5U  rufen;  benn  bie  @ottlofen  foQen  Dom  (Srbboben  Der:: 
tilgt  merben,  Derffinbete  ber  ^ropl^et  als  göttliche  Offenbarung. 
Unb  beifpielloS  mar  ber  (Srfolg.  3^  ^unberten  liefien  bie  8eute 
fid^  taufen,  um  ber  Jrübfal  ju  entrinnen.  3«  i^^^  3^it  mar 
baS  ganje  norbmeftlicbe  SDeutfcblanb  Don  i^nen  überf^memmt. 

SRunfler  in  ©eftfalen,  bie  reid^e  Sifd^ofSftabt,  foOte  i^r  TOitteU 
j>untt  merben.  Stft  Dor  turjem,  im  3a^re  1533,  l^atte  bie  S3urger= 
fd^t  unter  gubrung  beS  $rebiger$  Sembarbt  Stottmann  Don  bem 
Sifd^of  baS  9led^t  ber  eDangelifd^en  ^rebigt  ertro^t.    Unb  (aum 


2)k  21ufer  in  aÄünfier.  421 

l^atte  man  angefangen,  troft  nac^btucflic^er  SBarnung  Sutl^et«  unb 

SKcIanc^tl^onS,  in  jiDingUfd^et  ffieife  ju  reformieren,  al5  bie  ®enb= 

Ungc  ber  Jfiufer  bie  junge  ®emeinbe  in  Unrul^e  üerfeftten.    ®ic 

aSefonnenen  Derfannten  ni(^t  bie  ©efal^r,   aber  fie  tonnten  nic^t 

auftommen.   t(u(^  9iottmann  (ie{)  fic^  betl^Sren.   S^S^g  t)on  aujjen 

üerftärfte  bie  Unjufriebenen  unb  bie  9?euerer.    815  bie  Äpoftel 

be§  ^ropleten,  unter  il^nen  3oi^ann  Sodfelfon  üon  SeiDen,  Oalb 

aud^  ber  ^ropl^et  felbft,  3^«  SRattl^iefen,  in  bie  ©tabt  getommen 

waren,  mar  ber  Sieg  ber  Jdufer  entf(§ieben.   ^rebiger  unb  Siirgers 

fd^aft   »urben  toon  ber  ©emegung   fortgeriffen,   bie  Ungläubigen 

fd^onung§(oS  oerjagt.    9^a$  man  feit  lange  in  fojialer  unb  reli^ 

giöfer  ©ejiel^ung  geträumt,   foUte   l^ier  jur  SBirÖic^Ieit  »erben. 

S)er  (Sntl^ufiaSmuS  (am  ju  ungejügelter  ^errfd^aft.    Salb  maren 

aQe  fittlid^en  Sanbe  gelöft.    9lottmann  prebigte  offen  bie  93ie(- 

meiberei.    Sie  wfifteften  Orgien  »ec^felten  mit  SluSbrud^en  reli- 

giöfer  ®c^»ärmcrei  unb  %ften  entfe^lid^fter  ®raufamteit.   ^ber  bod^ 

erregte  bie  Jtunbe  oon  ber  C^^i^fi^tcit  '^^^  „RönigS  üon  ä^öu", 

ju  rodlet  Sßurbe  fid^  ber  jugenblic^e  unb   fd^Sne  S^^^nn   Don 

Seiben  emporgefd^mungen  l^atte,   bie  Hoffnungen  Dieler  im  Sanbe. 

SRit  bangem  (Sntfe^en  unb  bered^tigter  Sorge  fragte  man  fic^  auf 

ber  anbem  Seite,  loa^  barauS  werben  foQe.    (Ss  gab  Sheife,  bie 

im  a3emu{)tfein  aUentl^lben  Don  Säufern  umgeben  ju  fein,  Idngft 

nid^ts  geringered  als  eine  bdUige  Ummdljung  ber  ftaatUc^en  S3er= 

ptniffe   befürchteten.     ?ll§    ber   Sanbgraf   fi(§    jum  3^9^  «öd^ 

SBurttemberg  rüftcte,  tonnte  bie  wunberlid^e  Sebe  (Slauben  finben, 

er  wolle  mit  ^xl^c  ber  Säufer  eine  grofee  SSoltSerl^ebung  gegen  ben 

ftaifer  l^rbeiffi^ren.    S)ann  fibernal^m  er  im  Rieben  oon  Sfaban 

bie  S3efämpfung  ber  aufrü^rerifd^en  Stabt.    9ber  bie  Belagerung 

jog  fid&  l^inau«.    Iroft  furd&tbarer  Owngerdnot,  immer  wieber  auf= 

rec^t  geilten  burd^  bie  SSifionen  ber  Butter,  bie  bis  }ule^t  plU^- 

lid^e  ^ilfe  oon  oben  Derl^iefeen,  fiel  fie  erft  am  3ol^anniStage  1535 

in  bie  C>änbe  ber  Sieger. 

SRit  ängfllid^er  Sorge  fc^ricben  fiutl^erS  greunbe  über  bie 
(Sreueltl^aten  ber  Säufer  unb  il^re  Seigren.  Sutl^er  oerwieS  fie 
auf  bie  l^eilige  Schrift,  empfal^l  au(^  jwei  gegen  bie  Säufer 
gerid^tete  Sd^riften  burd§  SSorreben,  tfimmerte  fi(§  felbft  aber  fel^r 


422         8utVt  übet  bie  Zfinfer.    SHe  SSeflaitTation  in  SRfinfler. 

»entg  um  biefed  Zteiben  bed  „@atand''.  (5$  berührte  il^n  au^ 
ni(6t  baff  bie  9tdmet  tto^  bet  cnetgifd^en  Se(5m))fung  ber  Zdufer 
getabe  buvc^  bie  $roteftanten  il^e  (Steuel  unb  il^e  Snle^ten  aU 
fetbfiDerft&nbUd^e  Folgerungen  bet  eoangelifd^en  S^te  J^infteDten. 
92ut  bie  ©einen  UKitnte  er  Dot  bet  SReinung,  als  ob  bie  i&u\tt 
itgenbetmod  mit  bem  (Soangelium  gemein  §dtten.  S>a$  tl^t  ei 
namentU^  in  bem  friil^t  6ef))tod^nen  ftommentar  ^uttt  (Satotet: 
btiefe.  Sfingft  mat  et  fu!^  barüber  Hat  gemotben,  bajj  bie  ganje 
Bewegung  auf  tömifd^em  Soben  »utjelte.  Sen  Semeis  tiefcrte 
il^m  bie  %fyit\aä)t,  baff  bie  2;dufer  bie  ebangelif(!^e  Stet^tfertigungg^ 
lel^e  nid^t  minber  beffimpften  mie  bie  9t5met.  „S)iefe  ^ud^fe  finb 
an  ben  Sd^mfin^en  mit  einanbet  betbunben,  wenn  aud^  tl^e  StSpfe 
üetf (Rieben  finb/  äuf(etlid§  fagt  et,  fteQen  fidb  bie  $apiften  aU 
i^te  geinbe,  mfil^tenb  fte  boc^  im  ^nnetn  baSfelbe  beuten,  leiten 
unb  t)eTteibigen  gegen  jenen  einzigen  ^eilanb  (S^riftuS,  ber  aDein 
unfete  ®ete(^tigteit  ift. 

S)ie  befiegte  ®tabt  ttaf  ein  furc^tbateS  ©trafgeric^t.  ^et  ^m 
bapti^muS  würbe  ausgerottet,  ,^uglei(^  aber  aud^  jebe  eoangelific 
Biegung  unterbrudft.  SRunfter  »urbe  »ieber  eine  römifd^e  ®tabt. 
^®ott  l^at  ben  2:eufel  J^erauSgejagt,  aber  beS  ZeufelS  iSrofimuttei 
ift  l^incingctommen."  ®o  bejei(§nete  ßutl^er  ben  SBed^fel  ber 
Dinge.  ®ie  Rataflropl^e  oon  SRunfter  war  aud^  fonft  Don  »eit= 
tragenben  f^olgen.  92od^  me^r  als  frul^er  maren  bie  2:aufer  ge= 
ä(^tet.  D§ne  »citereS  mürben  aUe  als  ®enoffen  ber  Stufrul^et 
Don  3Rünftcr  angefel&en.  Sie  maren  troftbem  nid^t  ju  unterbrudtcn. 
Slber  mit  bem  92a(^laffen  beS  (Sntl^ufiaSmuS,  ben  ber  Qfigliii^ 
Ausgang  beS  Sfönigreid^S  ju  SRunfter  ftd^tlid^  ermfijsigte,  erlahmte 
a\xi)  bie  ^ropaganba.  Unb  mie  jal^Ireic^  fte  a\i^  nod§  fein  mochten,  in 
ber  politifd^en  unb  religißfen  ffintmidfelung  ©eutfc^lanbS  fpiclten 
fie  feine  Slolle  me^r.   S^^re  ®ef(^id§te  fpielt  in  anbern  Sanbem.  — 

3la^  bem  grieben  toon  Raban,  ber  bie  Salramentierer  txm 
neuem  auSfd^Iof),  mürbe  aud^  ber  SBunfc^  ber  Oberlanber  na$ 
einer  förmlichen  (Sinigung  mit  ben  @ad§fen  mieber  lebl^fter.  @eit 
ben  legten  äSerl^nblungen  baruber  ^atte  bie  ©ad^e  jettmeilig 
jiemlid^  oerjmeifelt  gefianben.    %on  ben  ©d^meijem  tonnte  man 


9leue  (Sintrai^^tSBeflreBunsen  SBucer9.    Sl^eland^tl^on.  423 

in  bicfcr  3^it  bic  prtcftcn  Urteile  über  bie  SBittenbcrgct  l^ören. 
^n  granffurt  am  S^iain,  mo  untet  bem  (Sinflujs  beS  ^rebiget^ 
SRelanbct,  einel  8Rannc§  Don  \tffx  j»cifel^aftcm  SJ^atafter,  eineL 
jioingUanifc^e,  mit  bemc{tattf(^en  (Stementen  Derfe^te  9ti(^tung  ben 
®ieg  5U  geminnen  fd^ien,  trug  man  bie  93erad§tung  Sutl^er^  offen 
jUT  ®(^au,  mäl^renb  man  boc^  aud^  »ieber  Dorgab,  im  mitten^ 
bcrgtf(^en  Sinne  ju  tel^ren.  %uf  bie  Stunbe  bat)on  fal^  fid^  Sutl^er 
t)eranlaf(t,  in  einem  (Enbe  1532  abgefaßten  Skirnung^fc^reiben 
jebe  @emeinfd§aft  aufjutünbigen.  ^n  ^ugdburg  berfd^firfte  ^ä)  ber 
alte  Stampf  ^mifd^en  beiben  Parteien.  %ber  93ucer  Uef(  ftc^  nid^t 
entmutigen.  Zxoi^  ber  bielfa(^en  Angriffe,  bie  bem  gefd^meibigen 
Spanne  ))on  beiben  Seiten  in  reid^em  Via^c  juteil  mürben,  gab 
er  feine  SinigungSbeftrebungen  nid^t  auf.  Unb  im  Saufe  be^ 
3a]^re§  1534  würben  bie  Äuöftd^ten  »icber  beffer.  3«  8^anffurt 
fud^te  man  nad§  Entfernung  Sßelanber^  n^ieber  Snfd^luf)  an  Sutl^er. 
Ulric^  üon  SKfirttemberg  beeilte  fi(^  nad^  feiner  S^iebereinfe^ung 
feine  frul^er  gefc^ilberten  Sejiel^ungen  ju  S^i^S^i  ^^^  l^armlo^ 
l^injufleßcn,  unb  ber  jum  3Ritreformator  be§  Sanbe^  berufene  Äm^ 
brofiuS  klarer,  ein  XJ^eologe  Don  ausgeprägt  oberlänbifd^em  2^puS, 
einigte  fid^  mit  bem  öutl^eraner  ©rl^arb  ©d^nepf  in  einer  fel^r  ent= 
gegentommenben  gormel.  3l\(fjt  unwichtig  »ar  auc^  bie  gegen 
frfil^cr  mefentli(§  oerfinberte  Haltung  SRelanc^tl^onS. 

9Kan  »irb  fie  fc^werlic^  ganj  erßdren  tonnen.  (Semife  ifl,  bafj 
eigene  ©tubien  unb  eine  Schrift  DeloIampabS  ben  ftet«  ber  Jrabition 
ergebenen  (Selel^rten  babon  überjeugt  l^atten,  baf(  au(^  bie  SReinung 
ber  alten  Stirere  über  baS  Sbenbmal^l  eine  geteilte  gemefen  mar. 
Sann  mollte  er  bemerft  l^aben,  baft  bie  tlneinigleit  in  ber  Sbenb- 
mal^tefrage  ben  gortfd^ritten  beS  (SbangeliumiS  in  (Snglanb,  auf  bie 
er  bei  ben  fortmfil^renben  politif(!^en  SSerbanblungen  mit  ben  ®es 
fanbtcn  beiber  Sdnber  in  jener  3^t  grofje  Hoffnung  feftte,  ganj 
befonberS  l^inberlid^  wfire.  S^^^wfaflS  bejeugte  er  fd^on  feit  April 
1531  bei  jeber  ®elegenl^eit  feine  ©ereitf(!^aft  ju  einer  83erftan= 
bigung.  9lS  ber  fianbgraf  fid^  beSl^alb  nat!^  bem  Rieben  bon 
»aban  an  il^n  »anbte,  t)crfpra(^  er,  fein  SRöglid^fteS  ju  tljun,  eine 
pbeftanbige  Soncorbia"  jumege  ju  bringen,  unb  erdfirte,  ^an  bem 
unfreunblid§en  ®d^reien  unb  Sd§reiben  auf  unferem  Jeil  nie  ®e= 


424  Übn  beti  CBert  be«  %x^SM  Dom  Ucnbma^t 

faOen  ge^bt,  fonbetn  aDe  3eit  batan  (^eleib  getragen  ju  ^ben*. 
fiebl^ft  ergriff  er  aud^  ben  Don  Qucer  fd^on  im  3u^i  ^^^^  ^= 
»ogenen  dkbanlen  einer  S^f^^mmenlunft,  »auf  ber  bie  @a(^ 
grfinbUd^er  unb  gem&(^ü(^er  erdrtert  werbe  atö  in  Slarburg." 

8ut^  ftanb  no(^  fo,  »ie  frul^.  dt  n)u|te  fel^i  xocf^l,  ba| 
man  il^m  unb  ben  Seinen  eigenjtnnige  9led^tl^beret  Dormetfe,  todt 
er  auf  einen  ,,fo  geringfügigen  Xrtitel''  fo  grof^en  ffiett  lege.  Wut, 
bemertt  er  baju  in  feinen  S3orlefungen  über  ben  ®alaterbrief: 
(Ein  menig  Sauerteig  Derffiuert  ben  ganjen  Zeig  (®aL  5,  9). 
SRan  muffe  Seigre  unb  geben  fel^r  genau  unterfd^eiben.  „^ie  iäftt 
ift  »ie  ein  mat^matif(^er  $untt.  (Sr  lfij}t  fi(^  nid^t  teilen,  man 
tann  ani^  nic^td  baüon  megnel^men  ober  ^injutl^un.  ^a^  Sebcn 
bagegen  ift  »ie  ein  pl^^ftfd^  ^untt.  S)a  Ifif^t  fi(^  immer  ettoa^ 
teilen,  immer  etwa^  na^geben."  S>er  93orwurf,  in  biefer  %ta^ 
jum  gröfjten  9!a(^teil  ber  Stirere  bie  Siebe  ju  oerle^en,  machte  auf 
ibn  gar  (einen  Sinbrucf:  „i&\x  finb  bereit,  ^ebe  }u  leiten  unb 
Siebe  ju  fiben  gegen  aüc,  wofern  fte  und  bie  Se|re  hc§  ®lauben^ 
rein  unb  unüerle^t  laffen.  S5nnen  wir  bad  nic^t  enei(^en,  merbea 
fie  umfonft  ))on  und  Siebe  forbern.  S3erflu(^t  fei  eine  Siebe,  bie 
nur  erl^lten  wirb  mit  93erluft  ber  Sel^e  oom  ®(auben,  ber  aDc^ 
weichen  foU,  bie  Siebe,  ber  Xpoftel,  ein  (Sngel  üom  ^mmd 
u.  f.  xo.** 

SJeland^tl^on  fonnte  jeboi^  berichten,  baf(  Sut§er  mit  Sucer^ 
®intra(btdformel  jufrieben  w&re,  unb  ald  ber  Sanbgraf  llc^  bie^ 
mal  au(^  an  il^n  gewanbt,  fprac^  er  ebenfaQd  feinen  l^er^lic^en  Sßunft^ 
aud,  mit  ben  Dberldnbern  einig  ju  werben.  S)arauf  Deranßaltete 
^§ilipp  eine  Dorlfiufige  Stonferen^  jwifd^en  Vielanc^tl^on  unb  Sucer, 
bie  am  27.  ©ejembcr  1534  ju  ©affcl  ftattfanb.  Offenbar  tarn 
ed  Sutl^er  barauf  an,  fo  beutlid^  atö  möglid^  ber  Steinung  ent= 
gegen}utreten,  ald  ob  er  feine  Seigre  irgenowie  ge&nbert  ^be.  S)e^ 
^alb  gab  er  bcrfelben  in  ber  3>^f^u(tion,  bie  er  bem  SRelanc^t^n 
auf  feinen  SBunfc^  mitgegeben  l&atte,  bie  fdbfirffte  unb  fraffcfte 
gaffung,  inbem  er  üon  einem  „^cibü\^tn  bed  Seibed  S^rifti"  fpra4 
au(^  Der  wahrte  er  fid^  gegen  bie  Stöglid^feit  einer  neuen  ,,92itte(= 
meinung",  bie  ©ucer  etwa  üorbringen  tonnte. 

%ber  biefe  ^nftruttion  ift  fc^werlid^  ben  SSeri^nblungen  lu- 


(Salfeler  Skrl^anblunften.    Stugdburger  (Skfanbten.    $efl.  425 

grunbc  gelegt  »orben.  @ic  mar  für  Succr  gar  nic^t  bi«tutictbar, 
XDcnn  er  rtid^t  fofort  mit  feinen  oberlfinbijt^en  greunben  jerfaflen 
XDOÜU.  Offen  bezeichnete  et  bie  ©tenje,  mie  weit  er  gelten  fönnte, 
unb  erllarte  fi(§  fel^r  beftimmt  gegen  jebe  ^nnal^me  einer  pl^^fifc^en 
aSerbinbung  ber  Jtbenbnia^teelemente  mit  ßeib  unb  Slut  S^rifti, 
unb  Sutl^er  gab  fic^  gleid^mol^I  mit  ber  (Srflfirung  jufrieben,  bie 
^ucer  auc^  im  92amen  ber  Oberlfinber  abgab,  baf(  nac^  i^er 
Meinung  ber  Seib  Sl^rifti  ivefenttit!^  unb  ma^rbaftig  empfangen 
»erbe,  unb  bafe  bie  ^rfibitanten  nad^  Apologie  unb  Ronfeffion 
lehren  modten. 

(Snbe  ^ctnuar  1535  bejeugte  er  bem  Sanbgrafen  feine  (Seneigt= 
l^eit  ju  einer  wirllic^en  Bereinigung,  woOte  aber,  jumal  er  nid^t 
allein  barüber  ju  befinbcn  l^be,  in  tlnbetrad^t  be5  frül^cren  gegen= 
feitigen  (Broflä  erft  einige  3^it  baruber  l^ingel^en  lafjen.  5Rclan(i§= 
tl^on  erl^ielt  ben  Auftrag,  mit  l^erüonagenben  ßutl^eranern,  »ie 
Dfianber,  SSrenj,  Äl^giuS,  tlmSborf,  baruber  in§  ©cnel^men  ju 
treten.  SBa^  aber  in^wifd^en  Don  ben  (Saffeler  93erl^anblungen  Der^ 
lautete,  enegte  anfangt  ben  l^öc^ften  Unmiden  nid^t  nur  bei  ben 
©c^meijern,  fonbern  auc^  im  beutfd^en  ©üben.  (Sr  tovii)^,  als 
Sutl^r  um  biefe  3^it  fein  grof(eS  „SelenntniS"  Dom  Slbenbmal^l  Dom 
3al^re  1528  neu  auSgel^en  liefj,  naturlid^  ol^ne  irgenbwelc^e  WU 
bcrung.  Sapito  unb  S3ucer  Ratten  SRfi^e,  bie  greunbe  ju  be= 
fd^mid^tigen.  S)a  mar  e$  Don  SSorteit,  ba|  bie  oon  beiben  Parteien 
in  anfprud^  genommene  Stabt  «ugSburg  jeftt  bur(§  eine  eigene 
(Sefanbtfd^aft  in  ein  näheres  SSerl^filtniS  ju  Sßittenberg  trat. 

aiö  bie  (Sefanbten,  ber  Ärjt  ®ereon  Segler  unb  ber  ^rebiger 
Safpar  f)uberinuS  im  Sommer  1535  bei  Sutl^er  eintrafen,  fc^idte 
fic^  bie  Unioerfitfit  eben  an,  au«  gurd^t  Dor  ber  ^eft  nat^  3^na 
iiberjufiebeln.  SKie  immer  in  folc^en  f^fillen  blieb  gütiger  auf  feinem 
Soften,  ütö  ber  fturfurft  il^n  aud^  aufforberte,  ber  $efi  aus  bem 
äSege  ju  gelten,  fc^erjte  er  nur  baruber:  fein  SBetterl^l^n  fei  ber 
fianböogt  ^ani  SReftfc^,  ber  eine  „©eierSnafe''  auf  bie  ^eftilenj 
l^abe  unb  Re  mol^l  ried^en  »erbe,  aud^  menn  fie  fünf  (Sden  unter 
ber  (Srbe  m£re.  @o  lange  ber  bableibe,  (önne  er  nid^t  glauben, 
ba^  bie  ^eftilen}  ba  fei,  menn  aud^  l^ier  unb  ba  eine  (Srfranfung 
Dorgetommen  fei.    Dabei  bemettt  er,  bafe  bie  ^VL^ttd),  wie  er  be= 


426  CBcitete  Qci^btungen.    Sut^r  unb  feine  Stau. 

obac^te,  bad  (Sefc^rei  oon  bet  ^ftileti}  getn  |5te:  „benn  etli^e 
ben  ©d^iofiren  auf  bem  @(^ubfa(f,  etUt^e  bte  ftolila  in  ben  S3ü(^ 
etliche  ben  (Srinb  in  ben  gebem,  etli^c  bie  ®xi)t  am  ^iae 
fliegen,  fielen  ift  bte  Zinte  fd^tmmelig  gen)OTben;  fo  l^ben  aixi^ 
fonft  etliche  bie  Stuttetbrief  gefteffen,  babon  fte  ba^  £>eTjiDe^  un^ 
©el^nfud^t  )um  Catetlanb  gemonnen,  unb  m5gen  DieQeic^t  bei= 
gleichen  @(^kDa(^^iten  me^r  fein,  ald  id§  etjä^len  fann." 

Sie  ^ugdburget  ®efanbten  vutben  fteunbUd^  aufgenommeiu 
3n  feiner  Antwort  an  ben  9lat  bom  20.  "^vlü  bejeugte  et,  bai 
il^m  ,,ein  fd^meter  (Stein  Dom  C^^jen,  nämlic^  bet  Slrgmo^n 
unb  bad  SRif^trauen,  genommen,  ber  aud^  uic^t  foQ  (06  ®ott  mill) 
»iebet  barauf  (ommen''.  (5t  fei  bereit,  ,,mit  aUetn  äßiQen  unb 
S^etmdgen  fold^e  liebe  (Sinigfeit  ju  ftfitfen.''  S^ntid^  lauteten  feine 
S3nefe,  bie  er  am  5.  Dttober  atö  !(ntn)ort  auf  n>eitete  ©c^rdbcn 
in  biefer  Slngelegenl^eit  an  ben  8iat  ju  ®tra|burg,  Sug^burg,  Ulm, 
®fllingen,  an  ®ereon  @et)ler  unb  C^uberinud  erge^^n  lie|.  @i 
fd^lug  je^t  felbft  eine  ßufammenlunft  in  C>^jfen  ober  Coburg  m, 
xvo  man  bie  Sad^e  munbtic^  ju  (Snbe  ful^ren  (önnte. 

©elten  »ar  er  berfö^nlic^er  unb  frö^lic^er  geftimini,  freiließ 
mar  er  au(§  lange  nid^t  fo  »o^l  gemefen,  als  in  biefen  ®ommer= 
unb  C)«rbfimonatcn.  ©eine  ©riefe  aus  biefer  3«t  finb  00II  fpru= 
belnben  C>umorS,  namentlid^  fpielt  fein  n^ttx  Statte**  barin  eine 
gro^e  9ioUe.  Sa  erjä^lt  er  oon  i^rem  Sod^en  unb  traten  unb 
oon  ben  grofien  SRengen  SSierS,  bie  fie  braute,  bon  ben  äSor^ 
bereitungen  ju  einem  grojjen  S)oItorf(§mauS,  ju  welchem  bie  greunbe 
eingelaben  werben,  unb  wie  fie  jum  ®ebenftage  feines  eigenen 
SoItorateS  ein  befonbereS  Sffen  anrid^ten  wolle;  aber  er  n)eij}au(§ 
bon  i^rem  Sifcr  im  ßefen  ber  ©t^rift  ju  berichten.  (Sr  mochte 
fie  bamit  genedt  unb  an  i^rer  SluSbauer  geiweifelt  l^aben.  Sa 
mad^te  fie  fic^  im  ^erbft  1535  anl^eifc^ig,  bis  Oftern  beS  nä#cn 
^a^reS  bie  ganje  Sibel  burd^julefen,  unb  Sut^er  berf)}ra(^  i§r 
50  ®ulben  ju  fd^enfen,  wenn  fte  baS  fertig  brächte,  worauf  fie 
einen  grofien  @ifer  entwidfelte  unb,  wie  eS  f(^eint,  aud^  r>a^  ^\ä 
erreid^te. 

SRelanc^t^on  wirtte  injwifdien  nic^t  o^ue  groge  ©orgc,  aber 
mit  Srfolg  bei  ben  auswärtigen  93ertretern  ber  Sut^erfc^en  Xuf- 


2)ie  Sittenberger  Jtonforbie.  427 

faffung,  aSuccr  im  ©üben  für  bcn  ©inigung^gcbanfcn.  Unb  fogar 
in  bcr  ©d^wcij  fpta(^  man  ii(§  jeftt  auf  mehreren  2^coIogcnüer= 
fammlungen  in  einer  äBeife  au^,  bie  fel^r  n^o^l  im  ®inne  8utl^er^ 
gebeutet  merben  tonnte,  lehnte  aber  {d^liej^lid^  bod^  ab,  bie  (Sinisung^^ 
lonfetenj  ju  befc^icfen. 

Sm  furffirfUic^en  C^ofe  ^atte  man  fic^  für  @ifen<ic^  als  Drt 
ber  3wfammentunft  entfd^iebcn.  3n  einem  SSrief  an  Sucer  öom 
28.  aßärj  1536  brachte  Sut^er  ben  Sonntag  Santate  (14.  3Rai) 
in  Sßorfc^lag  unb  überlief)  eS  il^m,  bie  Dberbeutfc^en  einjulaben, 
mit  SuSnal^me  DfianberS,  ben  er,  mie  bie  9^orbbeut)c^en ,  felbft 
oerftänbigen  moUte. 

3e^t,  als  alles  im  beften  ®ange  mar,  mürbe  92elanc^t^on 
mieber  üon  grofeer  8lngft  erfüllt,  ©d^on  8lnfang  1536  meinte  er, 
man  foQe  bie  3ufammen(unft  bis  jur  Einberufung  eines  ftonjils 
oerfd^ieben,  bann  mürbe  man  }ur  Einigung  gejmungen  fein.  Sieber 
^dtte  er  eine  allgemeine  dürften  =  unb  X^eologenoerfammlung  ge= 
fc^en,  in  ber  C^^ffnung,  burc^  bie  erfteren  bie  C)eifefporne  im  3flume 
5U  leiten.  @r  fürchtete  nur  neuen  S^'i^ft^^t^  unb  fud^te  beSl^alb 
bie  ®a(^e  bis  jum  legten  tlugenblicf  ju  l^inter treiben. 

%\xd)  ßutl^er  mar  mieber  bebenflic^  gemorben.  ©ucerS  auS= 
gäbe  ber  ©riefe  S^infl'i^  ^"^  DefoIampabS,  bie  il^n  unb  bie 
Äbenbma^lSfrage  fo  üielfac^  berührten,  ^atte  il^n  tief  oerftimmt, 
nid^t  minber,  ba^  man  foeben  3n)ingliS  ,, Auslegung  beS  ®laubenS" 
mit  einer  lobpreifenben  93onebe  SuOingerS  herausgegeben  ^atte. 
darauf  fc^rieb  er  an  ben  Jlurfürften,  bafc  er  „ber  »onforbie  falber 
menig  Iroft  unb  C^offnung  ^abt\  ?lu(§  mar  er  feit  ©ei^nac^ten 
mieber  leibenb,  unb  gegen  Dftern  füllte  er  fic^  jo  elenb,  ba{)  er 
fein  (Snbe  nal^e  glaubte.  3^^^  erholte  er  fid^  bann  mieber  5iem= 
lic^  fd^ncd,  tonnte  aber  boc^  nic^t  nad^  Eifenad^  reifen,  unb  bat 
bie  tlbgefanbten,  bis  nac^  @rimma  ju  (ommen.  S)iefelben  jogen 
es  bann  Dor,  bie  Steife  fogleid^  bis  nac^  Wittenberg  fortjufeften. 
©ort  trafen  fie  in  ®egleitung  oon  3«M  SReniuS  aus  ©ifenac^ 
unb  griebric^  ^t)foniuS  auS  ®otl^a  am  21.  9Rai,  einem  ©onntag, 
ein.  3^^^  3^^t  mar  gröfeer  als  man  ermartet  l^atte.  8lufeer 
(Sapito  unb  S3ucer  Don  ©trafjburg,  WufculuS  unb  S^olf^rbt  oon 
Augsburg,  3Jiartin  grec^t  oon  Ulm,  marcn  no(^  ^rebiger  aus 


428  2)ic  fBUtenUccficc  ftontotbic 

SRemminsen,  Keutlinsen,  gutfelb,  (Sftltnflen,  gtantfutt  unb  8011= 
ftan)  etfc^tenen.  Untemxg«  mx  il^nen  im  (Botte^btenß  nvdü 
bcftembli4  Dorgetommen«  aber  im  Ikrte^  mit  SR^toniud  wib 
Steniud  mar  bo<l^  fc^on  manc^  9Rt{ik)etfi£nbnid  befeitigt  marben 
^ad  Deranlafite  SRelan^t^on,  bie  beiben  (eltgenannten  juerft  ju 
fiut^  )u  {(Riefen,  um  i^n  oon  bet  Sal^rl^ftiglett  bor  DberUisba 
ju  überzeugen,  über  tto|b€m  fie  bid  iRitternac^t  mit  il^m  t)ei= 
IJKiubelten,  ooQte  i^nen  bad  nt<|^t  gelingen.  3>i  biefem  SugenbliJ 
mar  8ut^  atgm&l^mfc^  qU  ie.  (St  begel^tte  bie  ftonforbie  niifi, 
»enn  bie  anbeten  fie  ooQten,  mufiten  fte  fi4  gefaQen  laffen,  Dal 
er  fie,  bie  Oittenben,  prüfe.    @o  fafite  er  bie  ®ac^  auf. 

%M  Sucer  unb  dapito  il^m  am  nfic^ften  iRotgen  i^re  Sriefe 
übergaben,  mürben  fte  (fll^l  empfangen.  %m  92a(bmittage  fanb  im 
engeren  ftreife,  —  bon  ben  Oberifinbern  oaren  nur  bie  @tra|6uTg(i 
}ugegen  — ,  bie  erfte  Beratung  ftatt.  Sutl^r  bi^lt  nic^t  ^intei 
bem  S3erge  bamit,  baf)  feine  f^offnung  auf  eine  Einigung  bur(^bie 
Sudgabe  ber  Oriefe  3toinglid  unb  DefolampabS,  burdb  txydifi  beten 
ficl^ren  no(^  weiter  verbreitet  ourben,  gefc^munben  fei.  Sinefefte 
Sintrac^t  mit  Seuten,  bie  l^ier  fo«  bort  bietteid^t  aud  gurtet  m 
bcm  äßoll  fo  leierten,  fei  nic^t  mdglid^.  Unter  fteigenbem  Sljfelte 
DermieS  er  auf  bie  Derfc^iebenen  Skinblungen,  bie  fie  burd^gema^t. 
S&ad  er  f(^lie{(li(i^  verlangte,  mar  bie  Srflfirung,  ba|  fie  i^e 
frul^ere  Seigre,  im  Sbenbmal^l  fei  nur  Srot  unb  SBein,  miberriefen, 
unb  ftatt  beffen  anerlennten,  bafc  im  Slbenbma^l  ber  Seib  S^tifti 
genoffen  merbe  von  (Slfiubigen  mie  ®ottlofen. 

Sucer  mar  von  biefer  unermarteten  @(^firfe  übenafd^t,  mufite 
aber  gemanbt  ju  ermibern.  9Rit  9te(!(|t  betonte  er,  ba{(  fie  etmS 
nic^t  miberrufen  tonnten,  ma§  Sutl^er  il^nen  jmar  immer  t}otge= 
morfen,  mad  fie  aber  nic^t  gelehrt  litten;  nur  infomeit  fdnnten 
fie  miberrufen,  aU  fie  frül^er  au5  SKifeoerftanb  eine  traffere  8Sot= 
fteUung  Von  Sutl^erd  Suffaffung  ge^bt  l^fitten.  !Die  Sufrid^tigkit 
i^reS  pofitit)en  Setenntniffed  bel^aupteten  fie  auf  baS  ^eftimmtefie, 
aber  ebenfo  entf(!(|ieben  lel^nten  fie  bie  SReinung  ab,  \>a%  bie  t)5Si9 
®otUofen,  für  bie  bad  Sbenbmal^i  gar  nic^t  ba  mar,  etmaS  anbetet 
als  93rot  unb  SBcin  erl^ielten.  Sut^ers  Entgegnung  Iic{|  erfennen, 
ia^  il^m,  mie  immer,  fo  auc^  bei  ber  jegt  gem&^Iten  B^ffung  die 


SSBittextBetget  l(onforbte.  42^ 

^auptfac^e  bie  toax,  baf)  bie  9tea(ität  bot  göttlichen  (Snabengabe 
t>ott  bcm  (glauben  ober  Unglauben  be§  (SmpfängctS  unabl^angig  fei. 
^Slber  man  tarn  ni(^t  ju  @nbe.  SBeil  Sutl^er  fi(§  ju  ^toa^  ffil^tte, 
-mußten  bie  Sßetl^anblungen  abgebrod^en  merben.  ^m  ndc^ften 
^Kotgen  foDltcn  fie  »iebet  aufgenommen  »erben,  aber  ßutl^er  l^tte 
f  ci§le<^t  gefd^lafen.  ®rft  am  ^lad^mittag  fam  man  mieber  ju= 
'fammen. 

TOeland^tl^on  l^tte  ben  etflen  ©türm  borubergel^en  laffen,  erft 
<in  biefer  jmeiten  ^erfammlung,  ju  ber  aQe  ®efanbten  jugelaffen 
würben,  nal^m  au($  er  teil,  ©uccr  gab  je^t  ju,  »oran  ßutl^er 
cl^ne  3»rifel  gan^  befonber^  biel  lag,  in  ber  (SrIenntniS  ber  ?lbenb= 
«tal^telel^re  fortgcfd^ritten  ju  fein  unb  infofem  frul^er  ®elel^rte3 
u>ibenufen  ju  tonnen.  2)en  ®enug  be$  Seibe^  unb  Slute^  t)on= 
feiten  ber  ®ottlofen  lel^nte  er  au(%  jeftt  ab,  bagegen  ftimmte  er 
ßutl^er  barin  bei,  ba|(  bie  ®egen»art  be5  8eibe§  unb  SluteS  Sl^rifti 
Icbiglid^  auf  ®otte§  SSort  unb  Drbnung  bcrul^e,  unb  ba|(  aud^  bie 
^,Unn)urbigen"  nad^  l.ftor.  11  ben  8eib  be^  C^erm  geniefeen.  ®o 
eiRarten  nad^  gefd^el^ener  Umfrage  au(^  bie  anberen.  Unb  bamit 
war  Sut^er  jufrieben.  3«  einem  SZebenjimmer  beriet  er  fid^  bar= 
über  mit  feinen  greunben.  Äud^  l^ier  »urbe  jeber  einjclne  befragt, 
aber  alle  erflärten  einftimmig,  fic^  babei  berul^igen  }u  lönnen. 

"SDann  fam  man  mieber  jufammen.  ^tö  alle  fid^  niebergefe^t 
i^atten,  gab  Sutl^er  frSl^lic^en  ^ntli^e^  mit  gel^obener  Stimme  foU 
genbe  (Srllarung  ab:  „^ix  l^aben  nun  euer  aller  ilntwort  unb 
S3efcnntni§  gel^ört,  ba|(  il^r  glaubt  unb  le^rt,  bafe  im  «benbma^ 
ber  malere  8eib  unb  "tia^  malere  ©tut  be^  f)enn  gegeben  unb  em= 
^fangen  merbe,  unb  nid^t  allein  Srot  unb  SBein,  unb  ba{(  biefer 
®eben  unb  (Sm))fangen  mal^rl^aftig  gefd^iel^t  unb  nid^t  bilblid^.  ^^^r 
ftofeet  cud^  allein  ber  ®otttofcn  l^alber,  belennt  aber  bo^  »ie  ber 
l^eilige  $aulu$  fagt,  bafc  bie  Unmürbigen  ben  Seib  bed  ^enn  em= 
^fangen,  menn  (Sinfe^ung  unb  SBorte  beS  0^^^  ^^^^  berlel^rt 
werben,  baruber  moUen  wir  nic^t  janlen.  SBeil  e§  benn  fo  ftel^t, 
fo  finb  wir  ein^,  erfennen  unb  nel^men  euc^  an  als  unfere  lieben 
93ruber  im  ^axn,"  (55  war  in  ber  J^at  ein  grofeer  Äugenblidf, 
unb  e3  begreift  fid^,  bafe  Sucer  unb  ffiapito  bie  Äugen  übergingen  • 
al5  man  ftd^  jje^t  mit  Danf  gegen  ®ott  bie  Sruber^anb  reid^te. 

SteXht,  «ntl^er.  n.  28 


9m  Cnmindfal^^tage,  an  ^em  fiut^  eine  geii)al%  ^ebigt 
^elt  tilgten  ^ie  Set^nblungen.  %benM  ^tte  eutl^  aOe  ^cn^ 
ben  }tt  ju^  eingraben.  S)a  letnten  fie  il^n  in  feinet  offenen,  ^ 
l^en  iBeife  (ennen.  %u(^  bte  Shtfit  butfte  nii^t  feigen.  £ei 
C^neftot  M.  fiu(a4  Sbenbetget  wa  baju  mit  feinen  ©dngeni 
unb  $feifetn  erfil^ienen. 

Siet  Oiinmelfa^dtag  gab  ben  Dbetbeutfc^n  aud^  (Selegenl^t 
»ie  f(^on  in  (Sifena^  bie  fd(^fif(^en  Sht4Kngebtdu(^  ^u  beoba(|ten. 
Sad  i^nen  auffiel,  UKit,  »ie  bie  0eiftli(^n  offenbat  ganj  »UUntfuft 
balb  in  i^tet  gevSl^nlii^n  Xta^^t,  balb  in  ptieftetUc^en  Semanbem 
amtietten,  ubetl^upt  eine  fttenge  Otbnung  fel^lte,  bann  Dielet  au^ 
bem  ^^pfttum",  »ie  Silbet,  ftetjen,  Sbotation  unb  (Sleoation 
bet  Slbenbmal^Uelemente  u.  f.  o.  S)ad  maten  Singe,  bie,  mc 
8ucet  Sugenl^gen  gegenubet  audfu^tte,  in  ben  obeclanbif<^  (Se-- 
meinben  anftöftig  fein  »utben.  Sugenl^gen  etn)ibette,  baf)  man 
jeben  aberglfittbif((en  (El^tatter  fetniul^lten  fu(^e  unb  manc^  nur 
um  bet  @(^n)a4Kn  »iQen  beibe^lte,  bafi  er  ubtigenS  fut  feine 
^etfon  Sftetd  bad  %benbmal^l  o^ne  fterjen,  ptiefteclic^  dkvönbcr 
unb  ol^ne  Sleoation,  bie  nur  ein  %uSbtucf  bed  S)ank$  fein  foQe, 
ja  oieQeic^t  fogar  einfac^et  atö  in  @tta{^urg  feiete.  9^an  fie|t 
ed  fel^Ite  l^iet  noc^  jjebe  beßimmte  Dibnung  in  biefen  S)ingen,  »omit 
man  in  ben  obetlfinbifc^en  (Gebieten  boc^  f^on  tt>eitet  gelommen  mt 

Unteibeffen  ^tte  SReland^tl^on  untec  gtofien  ^ngften  eine  (Sin= 
trac^tdformel  entootfen,  bie,  menn  au(^  in  mitber  ^otm,  boc^  mx 
bie  lutl^etifc^  SeJ^roeife  jum  ^udbtud  btad^te,  abet  infofem  auf 
bie  Dbetlfinbet  atudfid^t  nal^m,  atö  nur  Don  bem  ®enu|  bet  ffiur- 
bigen  unb  Unwfirbigen,  nid^t  aber  bet  ®ottlofen  bie  Stebe  mar. 
®ie  betannte,  ba^  8eib  unb  Slut  Sl^rifti  mit  Stot  unb  Sein 
UHil^t^ft  unb  mefentlic^  ba  fei  unb  genoffen  mcibe  k.  Siefe 
formet  mutbe  am  26.  iRai  oon  aQen  %noefenben  gutgel^^en. 
%u(^  übet  anbete  fünfte  befptac^  man  fic^  in  einet  äßeife,  bie 
beibe  Xeile  juftieben  fteQte.  Um  bie  ®ntta(^t  }u  befiegetn,  pte^ 
bigte  am  Sonntag  ben  28.  äRattl^.  %lbet  au§  Steutlingen  über 
bie  Xaufe,  am  9iad^mittag  Sucet,  bet  mit  Sapito  auc^  an  ber 
ftommunion  teilnal^m.  äRontagd,  ben  29.,  outbe  bann  bie  Sin^ 
tta<^t4fotme(  bon  aQen,  mit  Sudnal^me  be$  ftonftanjet  (Befanbten, 


SiUcntoger  jlonlotbie.  431 

bct  leinen  Auftrag  baju  l^attc,  untctfc^ticbcn.  3w8'^i<ä§  berfptad^cn 
bie  Obetlänbet,  nad^  Suguftana  unb  ^ologie  ju  lehren,  ^tm 
rioeitcte  Ärtifcl  betonten  bie  SJotmenbigfeit  bet  laufe  bet  ftinbet 
unb  bie  Sßitfung  be^  l^eiligen  ®eifteS  in  il^nen,  unb  fptad^en  ben 
SSun^d^  aus,  bag  um  beS  S^rofteS  ber  (Semiffen  miden  bie  $rit)at= 
abfolution  beibel^Iten  metbe. 

5Rod^  an  bemfelben  Sage  reiften  bie  ftemben  ®äfte  nad^  ber 
^eimat.  ®ie  nal^men  bie  beften  Sinbrude  mit.  92a(^bem  er  ftd^ 
einmal  üon  il^rer  äufric^tigleit  uberjeugte,  l^atte  ßutl^er  aDen  ?lrg= 
tool^n  fal^ren  laffen  un2)  l^tte  ba§  in  ben  legten  Ziagen  beS  3^= 
fammenfeinS  mieberl^olt  jum  StuSbrucf  gebrad^t.  S)en  ®(^eibenben 
rief  et  ju:  „Öafet  un§  begraben,  was  auf  beiben  Seiten  vor- 
gegangen ift  unb  einen  ®tein  barauf  »dtjen.'' 

®a  lann  leine  grage  fein,  ba|  Sutl^er  bie  ®ad^e  fo  auffaßte, 
ba^  bie  Dberlfinber  fid^  ju  feiner  äReinung  belehrt  ()ätten,  nniS 
biefe  ja  aud^  bis  ju  einem  gemiffen  ®rabe  }ugeftanben.  ünber- 
feits  ift  ju  bead^ten,  bag  bie  ^nerfenntniS  ber  iSegenoart  unb  beS 
(äenuffeS  beS  SeibeS  Sl^rifti,  unb  bamit  bie  religiöfe  Übercin= 
ftimmung,  il^m  in  biefem  äRoment  fo  mid^tig  mar,  bajs  er  auf  bie 
Übereinftimmung  in  ben  bogmatifc^en  SSorauSfe^ungen  einen  ge^ 
ringeren  SBert  legte.  ®ie  Seigre  Don  ber  SlUentl^albenl^eit  beS  SeibeS 
Sl^rifti  würbe  gar  nic^t  berul^rt. 

Übrigens  l^tte  8ut§er  oon  üornl^erein  erllärt,  bajs  eine  fo  Heine 
^erfammlung  natfirlid^  nid^t  aUgemeinüerbinblid^e  Sefd^luffe  faffen 
tonne,  toeSl^alb  erft  bie  3uftimmung  weiterer  Streife  eingel^ott  wer= 
ben  mfiffe.  @r  gab  ben  ^eimtel^enben  fc^on  mel^rere  barauf  bc? 
jfiglid^e  Briefe  mit.  S)en  SRartgrafen  ®eorg  t^on  Sranbenburg, 
in  beffen  ®ebiet  er,  wie  eS  fc^eint,  ein  gemiffeS  92i|ttauen  be= 
furd^tete,  erfud^te  er,  „bei  ben  ^rebigem  ju  l^elfen,  bamit  bie 
alten  Sachen  nid^t  ju  fc^arf  gerechnet  unb  bie  IBldben  nic^t  ab- 
gefc^recft  werben.  ^^  ac^te,  es  fei  il^r  red^ter  ^nft''.  Son 
biefer  ®eite  tarn  ioi^  (ein  emftlic^er  SBiberf))rtt(^,  wenn  au($ 
Dfianber  unb  namentli^  StmSborf,  wie  eS  fd^eint,  nid^t  ganj  5ufrie= 
ben  gewefen  finb. 

Son  ben  @(^weiiern  war  bei  ben  eigentlid^en  Untetl^nblungen 
ui(^t  bie  8tebe  gewefen.    (Srfl  am  ®d^lu|  na^m  Sucer  iklegen- 


482  fmttenBctflff  fMbxtk. 

^t,  Sut^  ein  Oetenntnid  beifdben  (bie  fpdter  [ogettaitnte  Hel- 
vetica prior)  )u  fi6€nei<|en.  (Sd  max  auf  einem  Zage  ju  Safd 
im  3^nuat  1536  oereinbatt  ootben,  loat  fel^  tycxSS^nlx^  unb 
iebenfadd  m(^t  joingUani^  geleiten.  Sutl^er  ettlfitte,  baft  man 
im  trotte  nie  glauben  »erbe,  ,,baf|  3n>ingli  »or  aud^  red^t  ge(e^ 
^be",  et  fpra(^  {i(^  ubugend,  aU  et  ba$  Sefenntni^  gdefen, 
}iemli(^  »oJ^tooDenb  batuber  aud. 

2(n  bie  StögUd^teit  einet  D&Qigen  Einigung  mit  ben  @<^ioei= 
^etn  l^t  et  felbfi  tool^l  nie  geglaubt.  (5^  mat  f^on  Diel  gc= 
»onnen,  baf)  man  beibetfeitig  na^  Sinttad^t  ftrebte  unb  ^ 
ni(^t  öffentlich  befel^bete.  %bet  au(^  in  ben  obetbeutfc^en  ©tobten 
^tten  Oucet  unb  (Senoffen,  bie  untet  bem  (Sinbtud  oon  Sut§et§ 
^etfönlid^feit  fo  »eitgel^enbe  S^S^f^Anbrnffe  gemacht  litten,  junt 
%tH  einen  ted^t  f(^»eten  ®tanb.  ^n  Ulm  fprac^  man  gas\ 
offen  k)on  einet  anbetn  Se^te,  bie  man  Don  SSittenberg  l^= 
gebtac^t  ^tte.  Unb  ed  ift  bejeic^nenb  fut  i§te  Keinli^e  9ttf= 
faffung  Don  Sut^etd  S^ataltet,  mie  bie  Unterl^nblet  in  dngft-- 
lid^et  @otge,  et  Idnnte  Dod  3<>ni  übet  bie  9ßetj5getung  plöi^li^ 
anbetet  Steinung  metben  unb  in  bet  alten  SBeifc  aufbtaufen,  bem 
Dotjubeugen  fud^ten.  %n  Sutl^etS  gtau  fanbte  man  ®ef(^ 
aiudful^tlid^e  etiefe  (£a))ito$  unb  Sucet^  ffoffen  über  Don  aner» 
fennung.  (Sin  Siifd^gaft  Sutl^etd,  bet  bei  i^m  ®injlu{(  l^ben  foOte, 
bet  feit  Idngetct  3eit  in  SBittcnbetg  ftubietenbe  3-  9?eu]^eIIer  (3Jcö= 
boloS)  mutbe  etfud^t,  Sutl^et  bei  gutet  Stimmung  ju  etl^alten  utib 
il^n  megen  bet  SSetjögetung  bet  ^ngelegenl^it  ju  betul^igen.  ^et'e 
@otge  mat  unnötig.  Sut^et  münfd^te  nic^t^  meniget  al^  eine 
Übctl^aftung  bet  @ad^e.  ?lud^  al5  bie  SReJ^tja^l  bet  fragli(^ 
®t&bte  im  Saufe  be$  ®ommetd  unb  be§  O^^'E^fi^^  ^^^^  S^^^- 
mung  JU  ben  äBittenbetget  Abmachungen  etllfitt  l^atten,  fal^  et  bie 
Singelegenl^eit  bamit  nod^  nic^t  atö  etlebigt  an.  (St  mode  baru6er 
bem  Stutfutften  unb  anbetn  betid^ten,  fd^tieb  et  an  bie  SlugSbutget  am 
7.  aiuguft,  unb  ermal^nte  fie,  ,,alfo  ju  bleiben  unb  fottjufal^tett,  biö 
c3  enblic^  }um  ©cfc^lufe  lomme".  ®a§  follte  »ol^l  auf  bem 
n&d^ften  StonDent  beS  fd^maltalbifd^en  SunbeS  gefd^el^en.  2lber  in= 
5U)ifd§en  l^atte  man  boc^  menigften^  ^rieben,  unb  ma§  fut  $I^Ui))|) 
Don  C^ejfen  Unb  bie  ©ttafebutget  bie  C^aujjtfad^c  »at,  man  |attc 


mtttnUx^tt  i^Dittorbie.  488 

Die  C>^ffitun8,  in  bem  beüotftel^enben  ftampfc  jufammengel^en  ju 
lönnen.  S)atubet  etl^ob  [ic^  bei  ben  Gegnern  nid^t  geringe  Un«* 
xul^e.  ®^on  anbettl^lb  S^^te  ftu§et  l^atte  Stlbre^t  t)on  SRatnj 
auf  bie  falfd^  Shtnbe,  man  l^be  fid^  bereits  geeinigt,  an  ®eotg 
i)on  ®ad^fen  gefd^rieben,  ba|  ^^c'fyt  92otburft  etforbere  t)iel  mel^r 
auf  bie  ©^anje  ju  gelten,  als  5ut)ot'',  unb  SBicel  ffit^tete  jje^t, 
ba|  Sutl^etS  @teg  aber  bie  frul^eren  SBiberfad^  fein  Slnfel^n  ins 
Unermepd^e  fteigem  mürbe.  Um  fo  mel^r  begrüf^te  man  auf  biefer 
@eite  bie  $(uSftd^t  ba{(  baS  ftonjil  nun  mxtli^  juftanbe  fommen 
^oOte. 


3.  KaptteC 
IKe  tim)x\ifvü%t  ititi  in  Sag  iioti  dd^tttiilkaUleK. 


3la^  bem  unetmartet  gludKid^en  Ausgange  beS  £urfenjuges  im 
Salute  1532  ffitU  fiäi  ^apfl  SlcmcnS  VII.  auf  ba«  ©rangen  De^ 
»Qi^cr«  bereit  erKärt,  unter  ^mi^tn  ©ebingungen  ein  aonjil 
ju  berufen:  unter  SSoraudfe^ung  beS  gebend  unb  be$  ®int)et' 
nel^mend  ber  9R5(^te  foQte  e$  jufammentreten,  aud^  foQten  bic 
$roteftanten  im  Doraud  feine  Sefc^luffe  anertennen.  S)a|  bamit 
unerfüQbare  Sebingungen  geftellt  maren,  xdu^U  Start  V.  ebenfo  gut 
als  ber  ^apft,  aber  er  tonnte  fid^  barauf  berufen,  »cnn  man  an 
bie  in  aiegenSbnrg  übernommene  83erj)f[i(^tung  erinnerte,  ©o  fün= 
bigte  er  gemeinjam  mit  bem  Zapfte  baS  aSorl^ben  an,  unb  ben 
papftli(|en  ®efanbten  Slangone,  JBifc^of  Don  ^eggio  (6et  $arma), 
ber  bie  3uftimmung  ber  beutjc^en  ©tanbc  ermirlen  foBtc,  begleitete 
auc^  ein  ®efanbter  beS  StaiferS.  S)ie  (Sefanbtfc^ft,  meldte  am 
3.  3wni  1533  am  ^ofe  be3  »urfürften  borfprad^,  t)on  biefcra 
aber  an  feine  SSerbunbeten  gewicfen  würbe,  erfd^ien  au($  in  aSitten= 
bcrg.  (Sie  mürbe,  mie  ßut^er  fd^reibt,  in  Stüdficlt  auf  ben 
ftaijer  öon  ber  Uniüerfitat  begrufet,  Sutl^er  unb  SRelanc^t^on  liefeen 
fic^  aber  nic^t  feigen.  S3alb  barauf,  am  15.  3Rai,  lam  ber  ftut= 
furft  nad^  Wittenberg,  um  bie  ®utac^ten  feiner  Jl^eologen  über 
bie  p&pfilic^en  S3ebingungen  einjul^olen.  Sutl^er  mar  l&ngft  baDon 
uber5eugt,  bafe  ber  ?}apft  toon  einem  Äonjil  nid^t«  »iffcn  »ottte, 
unb  ba{(  ein  fotd^eS  bod^  ju  nid^ts  führen  mürbe,  ba  ber  $a))fi 


Sutl^er  über  baS  Ston%xl    ^evsog  (S^eorg  Über  ben  $a)>{l.         4S5 

nimmetmcl^t  jugcftel^cn  »erbe,   „bafe  ber  (Staube  allein  tcd^tfertige 

unb  bic    ^)fipftlic^en  SBerfc  öetbammlid^  feien".    »!§  et  jeftt  bie 

t&mij(]^ctt  Sebittgungen  lennen  lernte,  monac^  ba$  Ronjil  in  altet 

äBeife  abgel^alten  unb  mie  gefagt  j[eber  Xeilnel^mer  fid^  im  t>oxavii 

jum  ®c]^orfam  gegen  feine  Sefd^lfiffe  üerpflid^ten  foHc,  fd^tieb  et  an 

^auSmann,  baS  l^eige,  tpenn  aud^  in  glatten  unb  eines  fold^en  $a))fieS 

»üxbigcn  SBorten:  „SBir  foBcn  üerbammt  unb  toetbrannt  »erben." 

(§x  münfd^te,  bafc  i^m  entfpred^enbe  Slnt»ort  juteil  »erbe.    „Um 

«in  fol^  Ronsilium  bittet  ber  leufel  unb  id^  nid^t''.  erllärte  er  in 

feinem  ®utad^ten.   S)en  bantals  in  ebangelifc^en  Greifen  er»0genen, 

DicQcid&t  üon  bem  Rurfürften  l^erru^renben,  »unberlic^en  ®cbanlen 

€\ne§  ©cgenloniitö  t)cr»arf  er  unb  riet,  in  ber  ©ad^e  nic^t  mel^r 

ju  tl^un,  als  gerabe  nötig  fei,  bamit  Saifer  unb  $a))ft  nid^t  ben 

©DQngcÜfd^cn  ben  „Unglimpf"   jufc^ieben  lönnten.     „SRad^n  fie 

benn  ober  mad^en  fie  nid§t  ein  Konsilium,   fo  fommt  Sag  unb 

tommt  9lat."    (Sr  felbft  glaubte  nid^t  baran,  unb  ?lmSborf  fc^rieb 

bamatö  eine  (Sdörift  „Über  ia^  ftonjil,  ba§  niemals  juftanbe  lom^ 

men  wirb".    3^  l^öflid^er  aber  beftimmter  SBeife  lel^nten  bie  in 

@(^malfalben  Derfammelten  ®t&nbe  bie  pd))ftlic^en  S3eDingungen  ab, 

erflärten  fid&  aber  bei  genugenber  ©ic^erl^eit  jur  Jeilnal^me  bereit, 

tiatärli(^  ol^ne  irgenb»el(^c  SSerbinblid^teit  für  il^re  ^Itung  auf 

bemfelben  auf  fic^  ju  nel^men. 

Slud^  bie  Slnt»orten  ber  fatl^oUfd^en  ®tfinbe  »aren  fel^r  jurudC» 
l^altcnD.  SRan  erinnerte  baran,  bafe  man  ein  Äonäil  in  beutfd^en 
Sanben  geforbert  l^be,  unb  nid^t,  »ie  ber  ^aj)ft  borfd^lug,  in 
Bologna,  ^iacenja  ober  SRantua.  92a(^  ben  mand^erlei  @nt= 
täufd^ungen,  bie  man  erfal^rcn,  unb  angefid^ts  ber  inneren  Sage 
—  eS  brol^ten  fd^on  bic  SBurttemberger  33er»idfelungcn  —  fe^te 
man,  »aS  bem  ^apfte  fel^r  gelegen  fam,  laum  irgenb»o  grofecS 
SScrtrauen  auf  biefe  RonsilSanWnbigung.  Aber  als  ber  ^apfi  im 
grfi^ial^r  1534  burd^  ein  S3reüe  on  ben  Äurfürften  toon  SRainj' 
bie  Sßerjögerung  beS  ftonjils  mit  ber  not»enbigen  StüdCfic^t  auf 
ben  ftönig  t)on  grantreid^  entfd^ulbigte,  mu|te  er  fid^  t)on  @eorg 
bou  ©ad^fen  bittere  SBorte  fagen  laffen.  SBenn  bie  römifd^e  JKrd^, 
fd^rieb  biefer  an  ben  pfipftlid^en  ißuntiuS  in  SBien,  in  ®efal^r  »fire, 
um  loöoo  ®tt!aten  ju  fommen,  »ärbe  man  eS  für  nötig  leiten, 


4M  Voat  UL  nnb  ba«  Jtongtt. 

bad  %itat^a  audjufpte^,  ein  ^eer  ju  ruften  unb  bie  ya^ 
iSfyajttnffdt  ju^Ufe  ju  tufen,  jjeftt  aber,  tpo  l^unberttaufenbe  m 
GeeUn  burc^  teuflif(^  Sbtttni  jugrunbe  QvaQtn,  bebiente  fu|  bei 
Oitt  felbft  beS  State«  beffen,  ber  immer  berfud(^t  l^be,  bie  @^ie 
}u  Derberben.  S)er  ftreng  tat^oUfi^  ^urft  ging  ie|t  in  jeinei 
C>0ffnungdloiig(eit  batan,  felbft  eine  Sieformation,  menigftenS  in 
jeinen  SHdftem,  but^^^uful^rett. 

£a  ftarb  Slemen«  VII.  am  25.  September  1534.  ^m  feljtc 
am  12.  £)ttober  Sleranber  garnefe,  ber  fi^  ^ul  III.  nannte. 
@eit  me^r  ald  40  3<4ren  aU  Starbinal  an  ber  Sturie  lebenb,  m 
er  ein  echter  @o^n  ber  itaUenif(^en  Stenaifjance.  3ii  ^  ^ 
}u  geniefien  unb  im  grof^en  ®tile  }u  leboi,  ol^ne  irgenDtoek^ 
aHudfid^t  auf  feine  geiftlit^  Surbe,  fibertraf  er  wo^  no(^  \m 
Sorg&nger.  S)abei  oar  er  ftetd  gef(^ftig  unb  l^tte  immec  neue 
^l&ne,  aber  bie  0ef(^fifte  unb  Sorgen  befc^merten  il^n  nid^t.  M' 
lid^ed  Sntereffe  l^atte  er  n>o^l  nur  für  feine  ftinber,  unb  feine  bcibeii 
(tnH,  bie  er  balb  nad^  feiner  j(l^ronbefteigung  15-  unb  lejS^iij 
)u  ftarbin&len  ex^ob.  Selten  ift  ein  ^pft  berf^iebener  beuiteill 
»orben  atö  biefer  unburd^ftd^tige,  miberfpruc^dDoUe  ß^ratter,  i^ 
Iftak  bie  ^öibften  Snfpcäii^e  ftedte,  unb  »enn  er  Sßiberfpnu^  \^r 
fi(^  morgen  ben  %nf(||fein  geben  tonnte,  atö  l^tte  er  fte  nie  et- 
Ij^oben,  nur  um  eine  paffenbere  ®elegenl^eit  abzuwarten.  S)ie  einen 
l^offten  bad  SSefte  t^on  il^m,  anbem  n)ieber  etfd^ien  er  als  ein  f($aMi4= 
finniger  (Breid,  ber  mit  einem  guf^e  im  @rabe  ftel^,  ber  fii^  um 
nic^td  tummerte  unD  nic^td  oerftcl^,  an  beut  bad  ^efte  fei,  H  ^ 
ni(^t  lange  leben  »etbe.    Sr  l^t  fie  alle  get&ufc^t. 

Sinb  koir  rec^t  berichtet,  fo  l^fitte  er  ftc^  fc^on  im  SonllaDc 
für  bie  (Einberufung  eined  SoniilS  audgefptod^en.  S)ie  Sage  M 
SDinge  fc^ien  eö  bringenber  als  je  ju  forbem.  SBaS  ber  feit  10 
^al^te  1533  am  ^o^t  gerbinanbd  meilenbe  9luntiuS  S3ergetio,  ber 
mit  feinem  Urteil  nid^t  jurud^ielt,  über  bie  Stimmung  bei»  SSnis^ 
unb  ber  fatl^olifd^en  Stfinbe  berid^tete,  lautete  bebrol^lid^  ^m 
äßon  allen  Seiten  liefen  92a(^rid^ten  ein,  meldte  bie  ftetige  3^' 
nal^me  bed  ^roteftantidmud  t^erlunbeten.  ^n  Schweben  unb  S)aß^ 
matt  na^m  er  feftere  ®tftalt  an.  (S§  mar  naturlid^  aud^  in  Jloiti 
nid^t  unbetannt,  ba{(  0^inti<^  vm.  feit  1534  n)ieber  mit^! 


gortf^tUte  ht»  $toteflantt9muS  in  Oflerreid^.    Setgerio.         437 

bexg  anfnüpfte.    äRan  glaubte  jeben  ^ugenblid  feinen  Slbfad  jum 

^toteftantiSmuS  furchten  ju  muffen,    ©c^mermiegenbet  mar  t^ieU 

leidet  nod^,  bafi  ^anj  I.,  n>enn  auc^  nur  im  Stttetefje  fetner  po- 

Utifd^en  93erbinbungen,  fid^  ben  Slnfd^etn  gab,  mit  bem  SDangeltum 

5u  f^mpatl^ifieren,  unb,  ma§  fd^on  l^ier  erm&l^nt  metben  mag,  im 

Salute  1535  be^l^alb  SWeland&tl^on  nad^  granlteic^  ju  jiel^en  ücr= 

fuc^tc,   n>aS  aber  bet  fturfurft  ju  SRcland^tbonö  Seibwefen  nid^t 

juUefj.     Sluc^  in  Dfierreic^,  fogar  am  ^o^t  in  SBien,  unter  ben 

9i&teti    beS  S5nig^,   fonnte  man  5um  @c^red(en  beS  ))fip[tlic^en 

92untiuS  Sutl^eranern  begegnen.    @S  gab  teine  @tabt  im  Sanbe, 

»0  fie  nic^t  ju  finben  loaren,   unb  »o   man  fi(^  nid^t  über  bie 

©a^ungen  ber  römifd^en  ftirc^e  l^inmegfe^te.   Sutl^erd  alter  ®egner, 

3o]^.  ?$aber,  feit  1530  S3ifd^of  t)on  SBicn,  etllärte  im  üenetia= 

nif^en  (Sefanbten,   bie  SRel^rl^eit  be$  %betö  unb  beS  SSolleS  fei 

te^erifd^:   „toaxt  nic^t  ber  ftönig  unb  ic^,  fie  mürben  alle  8utl^e= 

raner  fein,  »enn  ni^t  etma^  ©d^limmcreö". 

Sber  bieS  unb  anbere^  me^r  l^fitte  ben  $apft  fc^ioerlid^  jur 
(Siuberufung  eines  ftonjitö  bemogen.  @$  mar  il^m  mol^l  ebenfo 
menig  ermünfc^t  als  feinem  SSorgfinger,  unb  firc^Uc^e  @rm£guugen 
pflegten  il^n  nic^t  ju  beftimmen,  Slber  bie  9lu(t|id^t  auf  ben  Staifer, 
mit  bem  er  junfid^ft  jjeben  ftonflift  t^ermeiben  moUte,  liefc  eS  in 
biefem  ^ugenblidCe  opportun  erf (feinen,  auf  ben  ®ebanfen  einju^ 
gelten.  SebenfallS  lourbe  bamit  ^tit  für  anbere  i^m  ndl^erlicgenbc 
Unternel^mungen  gemonnen.  Seute,  meiere  bie  SSer^ltniffe  fannten, 
n)ie  ber  SSenetianer  Sontarini,  glaubten  feinen  ^ugcnblidC  baran, 
ba|  es  il^m  mit  bem  Stonjil  emft  mfire.  (£r  tl^at,  maS  nic^t  ju 
umgel^en  mar,  in  ber  fidleren  Hoffnung,  bafe  fid^  mit  ber  3^it  fd^on 
ein  SRittel  finben  mürbe,  ben  legten  Schritt  ju  Dermeiben.  ®o 
l^at  er  es  immer  geleiten. 

i)er  gemanbte  Sßergerio  erhielt  ben  Auftrag,  bie  beutfd^en  9ieic^S^ 
ftanbe  mit  feinem  (Sntfc^lufe  betannt  ju  machen,  bem  Gebauten  an 
ein  92ationalfon5il  entgegenzuarbeiten  unb  bie  Sufti^^nui^S  i^^ 
llbl^tung  eines  ftonjilS  au^erl^lb  S)eutf(^lanbS,  momögli(^  in 
Stantua,  ju  ermirfen.  ^erf5nli(^  50g  er  monatelang  an  ben 
t)erf(^iebenen  ^b^ta  uml^er.  Unb  fein  (Srfolg  mar  grdf^er,  als  man 
anfangs  erwarten  burfte.    Unter  ben   latl^olifc^en  dürften   mar 


488  SMc  Steife  bei  «kcgeno. 

fc^Ucftli^^  je^t  nur  einet,  ber  Shiiffitfl  »on  ba  $fal$,  bei  mit  ^ 
fKmmt^t  gdtenb  mai^te,  bet  Keic^tag  l^be  ft^  für  eine  bentji^ 
SRalftatt  entf(^ieben,  loed^lb  man  ol^ne  neuen  9iei<l§^ef(|14  öi 
einen  au{ierbeutf(^  Drt  nic^t  nndtgen  (finne.  X)ie  anbeintameE 
über  btefen  $untt  fc^neU  l^inioeg,  unb  bei  ben  Dielen,  bie  feit 
Saluten  {»ift^en  Z^ut  unb  %nge(  fi^oebten,  ben  fogenannten  ^ 
fpettanten  enoedte  fc^on  bie  Stunbe,  baf)  bie  (Srnberufung  etncS 
ftonjitö  je^t  mittlii^  beüorfte^,  neue  C^offnung.  Huf  ber  anbcm 
(Seite  fiberjeugte  er  fi^  bon  ber  (Sröf^e  ber  ®efa^  für  bie  k^ 
lifd^e  ®ad^e,  unb  mit  @orge  erfüQte  il^n  bie  9la^n^t  Don  bes 
Zobe  bed  Shirfürften  3<>A^i>n  I-  bon  Sranbenburg,  ba  Don  ben 
Sol^ne  ni(^t  bie  gleid^e  (Srgeben^it  gegen  ben  p&pftüäfcti  @tu^ 
ju  crmarten  fei. 

3m  ©pätl^erbft  1636  tam  er  nad^  ©ac^fen,  fanb  aber  ben 
Shirfürften  nic^t  ba^eim.  (Steic^mol^  tonnte  er  fi(^  bie  (Selegen^t 
nic^t  entgegen  laffen,  ben  grof|en  $)fireftar(^en  aufjttfuc^en  unb  übet 
Wittenberg  ju  reifen,  —  nad^  Äom  fd^rieb  er,  um  bie  auf  ben  ©fc 
fern  licrrfd^enbe  $eft  ju  Dermeiben.  ©er  C^öuptmann  SReftfi^  cin= 
pfing  il^n  mit  aQen  (Sl^ren  unb  beherbergte  il^n  im  ©d^loffe.  ^M 
tonnte  er  auc^  ben  eDangeltfi^en  ®ottedbienft  (ennen  lernen.  SBeU^' 
ein  Greuel,  bafc  man  nid^t  nur  bie  92ej}fanon  fortlaffe,  fonbein 
bas  ^atetnofter  unb  bie  Stonfetration^worte  in  beutf(^  ®}fxai)t 
finge,  bafe  fogar  bie  fleinftcn  ©üben  fic  Derflänben,  unb  wie  et 
bel^uptet,  im  ^a\x\t  unb  in  ben  ©abeftuben  nad^f&ngen!  Unb 
bann  bie  fc^mfiblic^en,  unanftfinbigen  ®effinge  Sutl^erd,  bie  ba^ 
ganje  fßolt  jmifc^en  Spiftcl  unb  Soangelium  mit  feinen  fd^eujslic^ 
beutf(^en  Stimmen  J^eraudbruUe.  @(^on  am  Slbenb  feiner  Slntunft 
(6.  3lo\).  1635)  §atte  93ergerio  nad^  bamaligem  ©tauche  atö  w- 
nel^mer  ^txx  Sutl^er  ju  einem  SRal^le  im  S3abe  eingelabcn.  S)a^ 
l^tte  fiut^er  abgelel^nt,  folgte  aber  am  anbern  SRorgen  einer  bunl^ 
SRe^fd^  oermittelten  (Sinlabung,  bem  ißuntiuS  mit  ©ugen^gen 
beim  ^rä^udC  ®efeaj(^aft  ju  (eiften. 

(Ss  mar  gerabe  Sonntag,  ßutl^cr  liefe  fi(^  forgffiltig  rafieren,  - 
um  red^t  jung  ju  erfd^inen,  bemerfte  er  ju  feinem  Sarbier:  „& 
»)irb  ber  Segat  beuten:  dt)  ber  Zeufel!  ift  ber  Sutl^  nod^  (0 
jung  unb  l^at  fo  Diel  UngludC  angerichtet,  ma$  tt)irb  ber  nod^  tlun." 


SSergetio«  Bufammentunft  mit  Satl^er.  439 

©ann  jog  er  feine  beften  SWciber  an.  ®er  9bntiu5  l^at  fic  öoll 
ärger  über  feine  »eltlid&e  Jrac^t  bcf einrieben :  ein  feflUd^e^  SBam« 
t)on  bunllem  ftamelot  mit  ^tla^auffc^ldgen  an  ben  Ärmeln,  bar= 
unter  ein  jiemliil^  lurjer,  mit  gud^^jjelj  gefutterter  Seibrocf  iwn 
©arfc^.  Itm  ben  ^atö  l^ing  er  fi(^  ein  ^golbne«  SWctnob",  aud^ 
]af)  man  Äinge  an  feinen  gingern,  auf  bem  ftopf  trug  er  ein  ge= 
»ö]^nlid§e^  ^rieflerbarett.  (Sr  mar  in  befter  Saune.  8W5  er  mit 
äSugen^agen  auf  bem  äßagen  fai  um  nad^  bem  @(i^(o|)  ju  fal^ren, 
^agte  er  lad^enb:  „©a  fal^ren  ber  beutfc^e  ^apft  unb  ber  Rarbinal 
^ommeranuS".  SBie  anberö  »aren  bod6  bie  SSer^filtniffe  ge= 
»orben,  feitbem  er  fid^  baS  le^temal  oor  17  ^^l^ren  in  ^ug^burg 
anf(|icfte,  bor  einem  unmittelbaren  Vertreter  bc§  $aj)fte§  ju  ers 
fd^eincn! 

®er  SRuntiuS  l^at  in  feinem  Serid^t  nur  SBorte  be§  Sngrimm« 
über  ben  „benudtten",  «befeffenen  3Renf(^en',  bie  ,,unüemunfttge 
aSeftie",  aber  man  lann  c8  feinen  SotneSÄußerungen  nod^  anmerfen, 
nDie  er  SRul^e  l^at  fid^  beS  gemaltigen  (SinbrudS  bon  Sutl^er^  ener^: 
gifc^er  ^erfönlic^Ieit  ju  entf<^lagen.  fiutl^er  mar  l^öflid§,  liefe  aber, 
»ic  er  fi(^  vorgenommen,  beutlid^  ertennen,  ia^  ba§  ffirfd^einen 
eines  päpftlid^en  ißuntiuS  auf  il^n  leinen  (SinbrudT  mad^te.  @r 
erjal^tte  il^m  oon  feinen  Rinbcrn,  unb  maS  er  für  Hoffnungen  auf 
feinen  älteften  ©ol^n  feftte.  ©emiffeS  Sntereffe  erregte  bei  bem 
SSotfd^after  bie  engliji^e  ©efanbtfd^aft,  bie  im^crbfl  1535  inSac^fen 
erfd^ienen  mar  unb  ju  Sut^erS  unb  Sfelanc^t^onS  SSerbrufe  monate= 
lang  in  Sad&fen  üermeilte,  ol^ne  bod^  ju  einem  Äefultate  ju  tom= 
men,  meil  bie  SBittenberger  baS  9ied^t,  bie  löniglid^e  (S^e  ju  fi^ei^ 
ben,  ni<^t  anerfannten.  (Sern  l^fitte  SSergerio  ba  etmaS  92fi^re$ 
erfal^ren,  aber  Sutl^er  liefe  ft(^  nid^t  ausfragen,  nur  mad^te  eS  il^m 
fi(^tlic^  greube,  ben  SJuntiuS  mit  ber  naiven  SSejiel^ung  be«  eng= 
lif(^en  Königs  ju  ben  ^roteftanten  ju  dngftigen.  darüber  berid^tete 
berfelbe  bann  mit  ganj  befonberer  ®orge  nacb  9iom. 

®ie  Untcrl^altung  berührte  bie  berfd^iebenften  ©inge,  bie  Dt= 
bination  ber  (Seiftlid^en,  meiere,  mie  Sut§er  auSeinauberfe^te,  bie 
©öangelifc^en  Dorncl^men  mfifeten,  meil  bie  S3if(^öfe  pe  Dermeiger* 
ten,  —  )ia^  gaften,  mobei  Sutl^er  ein  DddigeS  haften  etma  am 
greitag  unb  ©onnabenb  für  ganj  löblid^  erlMrte,  borau«g«feftt,  bafe 


440  £ntl^  nnb  Scrgerio.    3o^.  gticbtt^  mtb  Scrbtnanb. 

bet  ftaifer,  bet  aQein  baju  betei^^tigt  uy&te,  an  fotc^e^  <Sk6ot  et= 
lie^,  enblu^  tarn  man  natflrlii^  au(^  aufd  ftonjU  ju  fpre(^ 
Sttt^  billigte  fäne  Ginbeiufung,  bemettte  aber  na^  bem  S3e= 
rii^te  bed  dkfanbten:  p,Sit  l^ben  l^te  ein  ftonjU  nic^t  nelt 
ndtig,  benn  unfere  (Sintii^tungen,  na(^  benen  vir  (Soangelifc^  leben 
»Oden,  ßnb  feftgefteQt;  aber  bie  S^tiften^it  l^t  ba$  StonjU  n5tig. 
bamit  biejenigen,  toüäft  bie  Sßa^t^eit  unb  ben  ^tttum,  in  n)el(|m 
fte  fo  lange  befangen,  no(^  nic^t  l^ben  ettennen  lönnen,  fie  tavm 
lernen'.  S)ad  bejeii^nete  t^ergerio  atö  eine  grof^e  %nmaf(ung,  beim 
fiut^  fi^eine  ju  meinen,  bafi  bad  ftonjil,  auf  meld^eS  bo<^  bei 
l^ige  0eift  ^abfommen  »erbe,  nur  ju  bef (^tieften  ^ben  irerbe, 
load  i^m  gut  bunte.  Sber  Sut^  fiel  i^m,  mt  ber  92untiu^  be= 
mertt,  «mit  feiner  befiialif(^en  gre(^l^eit''  in  bie  9iebe  unb  cnt= 
gegnete:  »(But,  ic^  »erbe  jumStonjil  tommen  unb  id^  »iQ  meinen 
Stopf  oerlieren,  »enn  ic^  nid^t  meine  SReinung  gegen  ba$  ftonjil 
t>erteibige.''  S)aräber  ourbe  er  l^eftig,  oenigflend  fd^reibt  Sßergerio, 
er  l^be  barauf  mit  ganj  Der&nbertem  (Sefid^t  bie  IBorte  ^erauS^ 
geftof^en:  „VSa^  je^t  aus  meinem  SRunbe  l^erDorge^t,  i^  nit^t 
mein  3oni,  fonbern  ber  Si'tn  (Botted.''  Sltö  ber  92untiuS  fc^on 
fein  $ferb  beftiegen  l^tte,  rief  er  Sutl^r  )u:  ,,@e^t  )u,  ba|  ^x 
jum  fton}il  geruftet  feib\  morauf  biefer  erioiberte:  ,,34  »erbe 
tommen,  ^err,  mit  biefem  meinem  ^l^"*. 

®o  fc^ieb  Sut^er  Don  bem  Spanne,  ber  boc^  mal^rfd^einlic^  fc^on 
bamatö  einen  ®tad^el  in  feiner  ®eele  mit  fic^  nal^m  unb  18  ^affu 
fp&ter  fein  Sidtum  Sapo  b'Sfttia,  Saterlanb  unb  aDcS  toa^  er 
l^atte,  aufgab,  um  eoangelifd^  5U  merben.  %n  3^1^(1^  fc^rieb  Sut^ei 
bamatö:  „^c^  l^be  mfi^renb  ber  ganjen  SRaJ^lseit  ben  ed^ten  Sut^et 
gefpielt." 

©en  »urffirften  traf  SBergcrio  in  ^rag.  ^0^.  griebtid^  mar 
im  Dttober  nac^  SBien  gereift,  um  enblic^  feine  93elel^nung  mit  bei 
Shirmurbe  ju  bemirten.  SBie  erinnerli(^,  l^tte  berfelbe  im  Rieben 
oon  ftaban  bie  Slnertennung  gerbinanbiS  aU  römifd^en  Sdnig  an 
gemiffe  Sebingungen  gelnüpft.  %Id  bie  bafur  feftgefe^te  grift  ab= 
gelaufen  mar,  lam  eS  ju  93er§anblungen,  bie  jc^t  in  SBien  oon 
Sodann  griebric^  perfönlicb  betrieben  »urben.  @ie  führten  5U 
»dteren,  auf  ein  ^a%  bis  SRooember  1536  [\ä)  erflrecfenben  8b= 


^ie  $roteflantett  übet  ba9  Stonixl    anfünbigitns  b€9fel6ett.       441 

mad^ungett.  <£)a6ct  üerft^rad^  bet  fturfütft,  faQS  ber  Staifer  feinen 
SBunfd^ctt  in  ber  SBal^lfrage  nad^fomme,  bcn  oon  i§m  lange  be= 
triebenett  iuü(§=clebcfd^en  (ätbbertrag  bcftfitige  unb  enblid^  »irfüc^ 
bic  ftaminergeri(6t5projcffe  gegen  bie  ^rotcftantcn  nieberfd^Iage,  unter 
gewiffen  SSorau^fe^ungen  ein  ftonjil  in  Siantua  ju  befd^iden,  ol^ne 
fic^  iebod^  bcmfelben  im  borauS  unterjuotbnen.  ©em  Siuntiu^ 
gegenüber  lel^nte  er  aber  ab,  eine  beftimmte  ^ntmort  ju  geben. 
Sr  »erwies  auf  ben  iSc^malfalbener  SunbeStag,  ber  wenige  Sage 
f})ater  baruber  beraten  »erbe. 

9uf  biefem  2:age  maren  aud^  ®efanbte  ber  Stdnige  üon  ^ant 
rcid^  unb  ffinglanb  erfd^ienen,  unb  bcfonberS  ber  franjöfifd^e  ®e= 
fanbte  lief)  e§  an  S3emfil^ungen  nid^t  fel^len,  bie  ^roteftanten  Don 
ber  ®emeinfamlcit  ber  bciberfeitigen  gntereffen  ju  fiberjeugcn.  Aber 
baS  beutfd^c  Siationatgeful^l  ftraubte  fic^  gegen  ein  3wfcimmengel^en 
mit  bem  Srbfeinbe.  S)oc^  mar  e«  fein  SBunber,  menn  man  jic^ 
burd^  biefe  SBerbungen  gel^oben  fül^Ue.  9tan  erneuerte  ben  Sunb 
auf  10  3al&re,  fud^te  i^n  fefier  ju  Inüpfen  unb  nabm  aud^  ol^ne 
Siüdffid^t  auf  ben  ftabaner  gricben  feine  (Srmciterung  in  ÄuSfid^t. 
SBie  5U  er  märten,  erneuerte  man  §ier  unter  bem  21.  ©ejember 
1535  bie  gorberung  eines  burd^auS  freien  ftonjils  unb  fprac^  bie 
C)offnung  aus,  ba|(  ber  »aifer  l^infic^tlic^  beS  Drte«  nid^t  Don  ben 
Sleid^Sbcfd^Iüffcn  abweid^en  werbe,  aber  ber  Äaifer,  nad^  feinem 
unerwartet  glfinjenben  Siege  in  Junis  (3uli  1535)  mel^r  als  je 
bon  bem  (Sefül^l  feiner  ^errfd^eraQmad^t  erffiOt,  badete  m(^t  baran, 
auf  bie  beutf(^en  SBunfd^e  Äfidffid^t  ju  nel^men.  ^erfönli(^  betrieb 
er  in  äiom  im  ^ul^ial^r  bie  Einberufung  beS  StonjilS.  ^taä)  langen 
Setl^anblungen  fam  bie  pcipftlid^e  8uBe  bom  2.  Wai  juftanbe, 
»el(^e  baS  aonjil  auf  ben  23.  3Rai  1537  nac^  Wantua  berief. 
92a4  ^^tn  9iate  t^ergerioS  l^atte  man  menigfienS  ben  urfpxünglic^en 
^affuS  fortgelaffen,  monac^  baS  JJonjil,  als  beffen  Qmd  bie  (gin= 
trad&t  ber  »ird^e  unb  bic  Ausrottung  ber  Rc^er  bejeid^net  würbe, 
in  ber  Seife  ber  alten  ftonjilien  gel^alten  werben  fotlte.  Aber 
es  war  barin  aud)  nid^tS  ju  lefen,  bafe  man  eS  nad^  neuen  ^rins 
^ipien  ju  l^atten  gebac^te. 

@d^on  im  ^vlIx  (annte  man  in  SJittenberg  ben  SBortlaut  ber 
SÖuÜe.    Sie  fod^t  8utl^  wenig  an.    Um  fo  lebl^aftereS  3tt*«cff« 


M2  Ser^Mnnfleit.  iBct  baS  Aoii)U. 

no^m  bet  Shitfutft  batan.  (Sr  mai  ubetjeugt,  bafi  biefe^ 
»nur  jut  St^ltung  bed  ^[^ftifc^en  unb  antid^^fi^ii  fluiß  un^ 
}u  S)fiin)>fung  bed  ^eiligen  Süangelü  unb  gSttUc^en  äBottS  ongcs 
je|t  fei",  unb  fa^  bed^lb  f(^on  in  bet  Snnal^me  bei  Sabung  eine 
nidj^t  }u  re<|^tfeitigenbe  Sinertennung  bei  Unmaf^ungen  bed  ^^ti 
^bei  fpielten  fteilii^  au(^  )>oUtif(^e  (Snofigungen  feine  geringe  Mt 
Sidl^  toax  ni(^td  gef^ie^n,  um  bie  Dom  Shttffitften  ju  Sien  30 
fteUtcn  Oebingungen  )u  etfüQen.  (Berabe  bedl^lb  fürchtete  er, 
mit  itgenbme((^et  Sinertennung  bed  ftonjild  ben  @(^tn  p  ermedoi, 
ald  ob  et  feinetfätd  baoon  abginge.  tSiuf  biefen  ^unlt  legte  man 
aber  in  SBittenberg  menig  ®emi(^t.  3^^  ^^^^^  ®uta(i^ten  aui= 
gefotbert,  etUfitten  bie  (&Atfftttn,  faQd  bec  ^pft  bie  el7angelif(|eti 
®t&nbe  ni^t  atö  $attei,  fonbetn  mie  bie  übtigen  ®tanbe  einlabe, 
unb  fie  bamit  nid^t  für  fte^er  ertlfirte,  fd  ed  ratfam,  bie  (Sinlabunj 
nic^t  ol^ne  meitered  }urüdjumeifen,  unb  Sutl^er  für  feine  ^erfon 
mar,  mie  menig  er  au(^  bat^on  ermartete,  ja  immer  bereit,  auj 
einem  ftonjil  ju  erfd^inen.  ^m  übrigen  moUte  man  etft  bie  nd^eren 
9ebingungen  abmarten. 

92it  biefen  ^udlaffungen  mar  ber  Sturfurft  menig  jufrieben.  6r 
fonnte  nic^t  glauben,  bafc  bie  ®egner  ed  einmal  el^rlit^  meinen  fönnten. 
SUen  Srnfte^  ermog  er  Don  neuem  ben  (Sebanten  eine^  eüangelift^ 
d^egentonjitö,  ba^  gütiger  mit  feinen  „S^ebenbifd^öfen"  etma  na(| 
ilugdburg  au^fc^reiben  foHe.  (Snbc  $(uguft  mürben  bie  (Sele^iten 
aufgeforbert,  auf  (Brunb  ber  {urfurftlic^en  Sebenten  bie  ganje  ^aje 
Don  neuem  ju  beraten^  unb,  um  auf  alle  gälle  geruftet  }u  fein, 
crl^ielt  ßutl^er  ben  befonberen  Auftrag,  jufammenjufaffen,  „worauf 
er  in  allen  Ärtiteln,  bie  er  biSl^er  geleiert,  gejjrebigt  unb  gefd^rieben, 
auf  einem  Soncilio,  aud^  in  feinem  legten  ^bfc^ieb  Don  biefer  Seit 
Dor  (Sottet  allmächtigem  ®eric^t  gebente  ju  bleiben  unb  nid^t  }u 
»eichen,  cS  betreffe  gleich  8eib  ober  (Sut,  grieben  ober  Unfrieben*. 
?lud§  »unfc^te  ber  fturfürft  ju  wiffen,  wo  etma  „ol^ne  SSerle^unj 
®otteS  unb  feined  SBorteS  um  c^riftU^er  Siebe  rniden''  etmaS  na(^ 
gegeben  merben  lönnte.  2)er  Sanjler  Srfid,  ber  bie  furfurflli(|ett 
aSefel^le  perfönlic^  überbrachte,  berid^tete  am  3.  ©eptember,  er 
glaube,  Sutl^  ,,fei  fd^on  in  guter  9(rbeit,  3*  A*  ®*  f^n  ^ 
ber  Steiigion  leiben,   al§  für  fein  Xeftament  ju  eröffnen''.   ^ 


<BtretttdteiteR.    Jtonrab  (Sotbotu9.  443 

aber  bte  Arbeit  etft  (Snbe  3anuat  abgeliefert  metben  foQte,  unb 
bie  ubtigen  ®uta(i^ten,  toetl  SReland^tl^on  eben  eine  9ieife  in 
bie  ^eimat  antrat,  oetf droben  mürben,  l^atte  eS  aud^  Sutl^er 
ni(^t  eilig. 

(&x  f)atU  aud^  fonft  ooQauf  5U  t^un.   S)ic  @d^reibereien  in  bet 

Stonlorbienangelegenl^eit  tofteten  il^m  f 0  t?iel  3^t,  baf)  er  bie  $)ilfe  ber 

turfütftUd^en  Stan^lei  in  ^nfpruc^  nel^men  mu^te.    Slud^  l^atte  er 

im  ^tthft  mieber  über  feine  ®efunbl^eit  ju  Ilaäcn:    „^^  bin  alt 

unb  fd^ier  abgeftorben  unb  alltoeg  taum  ben  leiben  2ag  tauglid^", 

fd^rieb  et  nad^  SlugSburg.    S)aju  lamen  aDerlei  Sßerbrieglic^feiten. 

3n  S'luxnberg  lebte  ber  ©treit  OftanberS  mit  feinen  Slmt^gcnoffen 

übet  bie  Seichte  mieber  auf,  nnb  t&glid^  mud^^  Sutl^er^  Unmut 

über  bie  ^uriften  unb  il^re  SSeife,  bie  (S^efad^en  ju  bel^nbeln. 

Unb  m&l^renb  man  ben  Streit  mit  ben  Dberl&nbern  eben  }u  über^: 

brüden  fachte,  brol^ten  in  Sutl^d  ^eunbedtreifen  f(^mermiegenbe 

®egenfa^e  jutage  ju  treten.   ®ie  mad^ten  bem  tränfli^en,  in  jener 

3eit  fo  üielfat^  üon  Stimmungen  abl^ängigen  9tanne,  ber  mie  bie 

meiften  gro|)en  Scanner  mit  bem  junel^menben  Filter  ju  einem  ge^ 

miffen  92i|)trauen  neigte,  fd^mere  @tunben.    SBie  begreiflich  litten 

bie  ^Ibenbmal^teftreitigteiten  bie  grage  nad^  ber  mörtlid^en  9ied^t= 

glaubigfeit  in  ben  ^orbergrunb  gerudCt.    ®S   entmidCelte  fic^   in 

Sutl^^  Umgebung  unter  ben  Deinen  (Seiftern,  bie  ftd^  an  il^n  ^eran=: 

brdngten,  bie  icbe«  SBort  be§  SReifler^  auffd^rieben  unb  e5  al3 

Soangelium  aufbemal^ten,  eine  te^erriet^erifd^e  Steigung,  jeben  auf 

feine  äted^tglaubigteit  $u  prüfen  unb  ibre  Beobachtungen  Sut^er  ju 

hinterbringen.    SSefonberd  ^tte  SRelanc^tl^on  barunter  ju  leiben. 

©eine  Sßeife,  an  ber  Raffung  ber  einzelnen  Öe^ren  immer  ju  an^ 

bern  ober,  mie  er  meinte,  5U  beffern,  bot  eine  bequeme  £)anb- 

l^abe.    aSieQeid^t  mu|)te  man  aud^  etma^  baüon,  ba|(  bie  IRdmer 

gerabe  in  biefen  ^^^ren  befonberd  burd^  mel^rere  l^umaniftifd^  ge=: 

finnte  polnifd^e  Sif(^öfe  erneute  Slnftrengungen  machten,  il^n  1^- 

überju^iel^n.    3»  ber  neuen  Seatbeitung  feiner  Loci  Dom  S^l^re 

1535  beobad^tete  man  allerlei  oerbfid^tige  SSerfinberungen.  ®e^ffige 

Sungen  verbreiteten,  baf)  man  in  Sßittenberg  Sßiberfprec^enbe^  lel^e. 

Stonrab  Sorbatud,  ber  SRad^folger  Sßiceld  im  Pfarramt  ju  92iemed, 

ein  um  bie  eDangelifc^e  @a(^e   Derbienter,   aber  red^tl^berifd^er, 


! 


444  ^fkt  OttnbtC  be8  Corbattt«. 

t^o(ogif(^  6€f(^T5nttec  Stann,  fanb,  ald  et  im  Sommer  1536  in 
bft  VoTlefung  bed  ^rofefford  Snicigec  l^ofpitierte,  bie^  befiatigt. 
(Et  wax  te^t  tiberseugt,  bafj  SRetand^tl^on  unb  feine  @d§ule  bie 
9te(^tfettisung  ni(^t  rid^tig  (elften,  benn  unter  Berufung  auf  9{e= 
lan^t^on  l^tte  Sruciger  bie  Su|e  atö  Sebingung  ber  %e(|t= 
fertigung  bejcic^net  unb  bamit,  mie  Sorbatud  fd^log,  btefelbe  Don 
ber  Witmirtung  bed  Stenfd^en  abl^ngig  gemacht 

Darüber  tarn  cl  ju  firgerlid^en  Su^einanberfe^ungen.  €inb 
wir  rec^t  berichtet,  fo  l^fitte  Sutl^,  ^tn  Sorbatu^  aü  ben  bamaligen 
Defan  ber  ^atuUfit  fogar  amtlid^  bamit  bel^Oigte,  in  ber  erften 
(Erregung  DoD  ®orge  für  bie  ßufunft  brol^be  Su|)erungen  gegen 
iReland^t^on  unb  ben  bon  il^m  fonft  l^oci^e^d^S^ten  (Sruciger  faDen 
laffen.  ^^benfaQd  liejt  er  jtd^  balb  t>on  92eland^tl^on,  ber,  mie 
fo  läufig,  lebigUd^  um  ber  grd|eren  ftlarl^eit  unb  Sel^rl^aftigteit 
miOen  eine  anbere  9iebett)eife  geto&l^tt  l^atte,  wieber  berul^igen. 
2ro^  aQed  leibenfc^aftlic^en  Dr&ngend  bed  Sorbatu^  lieg  er  ^ 
aud^  gegen  Srujiger  ni(^t  meiter  aufbringen.  Slber  e§  blieb  ioä^ 
bie  @orge,  mie  bad  fp&ter  toerben  mürbe,  unb  SZeland^tl^on  unb 
feine  fpejieQen  @(!^filer  tonnten  feitbem  ben  ®ebanlen  ntd^t  lo^= 
merben,  baf)  man  il^nen  nic^t  traute.  Sugenl^agen  nal^m  9(nlai 
t?on  ber  Ranjel  bem  (Serüd^te  entgegenjutreten ,  aU  ob  an  ber 
C)0(^f(^ule  ein  S^i^^P^It  auSgebrod^en  m&re.  'Cadfelbe  mar  fogat 
bi§  an  ben  ^o\  gebrungen,  unb  ber  Rurfüift  forberte  einen  un§ 
Iciber  nic^t  etl^ltcnen  Scrid^t  8utl^«  über  bie  bon  SRelant^t^on 
in  ber  neuen  Sudgabe  ber  Loci  borgenommenen  ^erfinberungen. 
©etfelbe  mufe  befriebigenb  gelautet  l^aben,  benn  lunj  barauf  bc= 
fc^enltc  ber  Jlurfürft  SKeland^tl^on  gelegentlici^  ber  ^oi^itxt  feinet 
S^od^ter  mit  einem  l^alben  ^uber  ^l^eurigen  Sein^  au^  feinem 
igKiuöleHef.  — 

SRad^  SReland&tl^on«  SludCtel^r  würben  bie  Beratungen  über  M^ 
Ronjit  mieber  aufgenommen.  Jroft  ber  furfurftlid^en  öebenfen 
fprac^en  bie  2Bittenbergcr  fic^  bon  neuem  für  bie  cDentueQe  Se-- 
{d^idCung  beS  SonjilS  aud,  f(^on  um  bagegen  ^roteft  einjulegen, 
inbem  man  auf  ber  gorberung  eines  freien  c^riftlic^cn  RonjUs  be= 
l^arten  muffe.  S^gtcic^  betonten  fie  baS  Siecht  unb  bie  ^flit^tber 
Surften,  ben  eüangelifc^en  ©otteSbienft  il^rer  Üittcrtl^anen  gegen  bie 


etoaigc  (Sntfd^eibung  etned  pfi))ftU(l^en  ftonjitö  ju  f^u^en.  Sutl^er 
bemetttc  baju:  „3^,  Startinud  Sutl^er,  totQ  aud^  baju  tl^utt,  auc^ 
too  es  fein  foQ,  mit  bet^auft/'  ^xft  auf  eine  etneute  SRal^nung 
beS  Ituxfurften  (11.  S>e5.)  fd^tieb  gütiger  in  n>enigen  2:asen  jene^ 
füt  baS  Son}il  6eftimmte  ®uta(^ten  nieber,  ba^  f))fitei  ben  92amett 
,,®(^ma«albif(^e  «rtttel"  erhalten  ^at. 

9lut  lutj  exmfil^nt  et  bie  „l^ol^en  «ttitel  bet  göttlid^en  SRajeltfit", 

toie  fie  in  ben  aU§etgebrad^ten  @laubendbelenntniffen  fit^  finben  unb 

im  ftated^idmud  geleJ^xt  »erben,   benn  batubet  fei   (ein  @treit. 

^nbetS  bagegen  liege  e$  bei  bei  ^age  nad^  bem  ^mt  unb  äßerle 

^l^tiftt,    momit  fi(^  bei  ^meite  Xeil  be$  ^utad^tend  befc^ftigt. 

^iet  fann  et  nid^t  genug  ben  t(ttilel  Don  bet  9ied^tfettigung  allein 

but(^  ben  Glauben  ^tDotlel^ten.    f,^on  biefem  IlttUel  (ann  man 

tiic^t   toeid^en  obet  nad^geben,  ed  faQe  ^immel  unb  Stben.''  — 

«Unb  auf  biefem  Slttilcl  pelzet  aUeS,  »aö  mit  »ibet  ben  ^a))ft, 

Xcufel  unb  SJelt  leisten  unb  leben.''    ©a  ift  juetft  bet  „gtöfete 

unb  fd^tedClid^fte  ®teuel  im  ^apftum''  bie  äReffe,  beten  ®(^tift= 

n)ibTi8{eit  unb  Sßetbammli(^(eit  et  battl^ut.    (St  meif),   bag  bie 

ätdmer,  aud^  menn  fte  in  aQen  anbetn  fünften  im  ftonjil  nad^= 

^eben  ivoQten,  in  biefem  nic^t  nad^geben,  benn  „fie  fül^len^  mol, 

roo  bie  äReffe  ffiat,  fo  liegt  bad  $apßum.    @l^e  fie  ba$  lajfen, 

fo  tdbten  fie  und  ade,  wo  fie  ed  t^etmögen.   tllfo  [inb  unb  bleiben 

toit  ewiglid^  gef (Rieben  unb  »ibet  einanbet."    ®a  ifl  fetnet  bad 

«.Ungejifet  unb   ®ef(^meid  mand^etlei  Slbgöttetei'',   meiere  biefet 

„©tad^enfd^wan}",  bie  3Rejje,  gejeugt  l^at,  g^gefeuet,  ©eelendmtet, 

^aUfal^tten,  Stubetf d^af ten ,  ^eiltümet,  %bla|)  k,,  bie  et  jum 

Xeil  mit  bittetem  $)umot  abmetft.     „^n  Summa'',  fd^lie|)t  et 

biefen  Slbfd^nitt,    „xoa^  bie  SReffe  ift,    mad  btaud  tommen  ift, 

toad  btan  ^fingt,  bad  (önnen  mit  nic^t  leiben,  unb  mutfend  t^et- 

bammen,   bamit   n>it  \>a^  l^eilige   @altament  tein   unb  gemijtr 

nad^  bet  (Sinfe^ung   Sl^tifti   butd^   ben  ®lauben  gebtaud^t  unb 

empfangen  bel^alten  mögen."    3lad)  einet  (urjen  Semetfung  übet 

bad  9ie(§t,  bie  Stloftetgutet  jut  (Stiiel^ung  bet  Sugenb  unb  (St= 

^Itung  bed  Stitc^enbienfted  ju  gebtaud^en,  menbet  et  fid^  iana 

jum  ^apfttum. 

Äolbe,  gatl^er.  iL  29: 


446  e^maOoMf 4e  Sttttet 

Sad  er  feit  20  Salden  über  bad  ^fttum  gele^tt,  W"^ 
l^iet  iu^ammen.  S)a  bet  ^opfl  nid^t  traft  g5ttli(|er  Snocbninj 
(iure  divino)  bad  fykupt  ber  Sl^riftenl^t  ift,  fo  folgt  barau§,  )a\ 
„aü^,  nxi«  berfelbe  falfd^,  fret>eler,  lafterlic^,  angema^tec  ^ 
»alt  getan  unb  vorgenommen  ^be,  eitel  teuflifc^  ®ef(^ii^t  sni 
®ef(^fte  geoefen  unb  noc^  fei,  ju  Sßerberbung  ber  ganzen  iP^ 
lid^  {Kr(^  unb  ju  oerftdren  ben  erften  ^uptartifel  orni  bei 
(Srlöfung  3^ju  SJ^rifti."  ^nn  nnid  Gebeutet  bie  Se|att|}tun^ 
ba|  man  nic^t  feiig  »erben  tonne,  o^ne  i^m  Untertan  }u  fein  iit 
aQen  fingen?  ®o  oiel  aU  ,,»enn  bu  gleich  an  S^riftum  glioibl 
unb  aQed  an  i^m  (aftf  »ad  iur  ®eligteit  not  ift,  fo  iftUoi 
nic^td  unb  aOed  umfonft,  »o  bu  mtd^  nid^t  für  beinen  ®0tt  ^1| 
mir  Untertan  unb  ge^orfam  bifi.''  9ber  au<^  »enn  bei  ^i 
»ad  er  nic^t  tann,  fid^  bed  angemaßten  gdttlid^en  9le(^td  begeb 
»urbe,  »ad  »fire  baburd^  gewonnen?  S)a  man  i^m  bann  m 
ald  einem  er»fi^lten  {mupte  aud  menfd^lid^em  gutem  SBiDen  ge$ot((te, 
»urbe  er  gar  balb  oerad^tet  »erben,  unb  »urben  noc^  mel^r  9tottet 
entfielen  ald  juDor.  ,,^rum  tann  bie  ftir^e  nimmer  bcffet  i^ 
giert  unb  erlitten  »erben,  benn  baf)  »ir  unter  einem  (Kiupte, 
Sl^riftud,  leben,  unb  bie  Sifd^öfe,  aQe  gleich  nad^  bem  Sntt  {^ 
fie  »Ol  ungleid^  nac^  ben  ®aben)  flei|)ig  jufammenl^lten  in  ein- 
trfid^tiger  Seigre,  (Blauben,  @atrament,  Geboten  unb  Sktfenta 
Siebe.  —  ®o  »enig  »ir  ben  Jeufel  felbft  für  einen  pettn  olw 
®ott  anbeten  tonnen,  fo  »enig  tonnen  »ir  au(^  feinen  Spoftelboi 
$apft  ober  Snbed^rift  in  feinem  9iegiment  jum  ^aupt  J^ttn." 
an  biefcn  Ärtiteln  meinte  8ut^,  »erben  fie  genug  ju  üctbarniiicii 
l^aben  im  Soncilio.  Sber  »enn  er  auc^  eine  JBerft&nbigung  ^^ 
bem  ^apfttum  für  audgef^loffen  ||ielt,  fo  »ill  er  bie  (yoffnuss 
bod^  nod^  nid^t  ganj  aufgeben,  baf)  mit  ben  JBerftfinbigeren  untei 
ben  9tömem  oieUei^t  eine  (Sinigung  ju  erjielen  »are.  ^¥^ 
fügt  er  no(^  einen  britten  ^auptteil  bei:  „golgenbe  @tu(fe  obctattW 
mögen  »ir  mit  @elel^rten,  SSemünftigen  ober  unter  unS  \M 
l^nbeln.  S)er  $apft  unb  fein  Steid^  achten  berfdben  nic^t  # 
Senn  (Sonfcientia  ift  bei  il^nen  nid^td,  fonbem  €^elb,  6^  ^^ 
®e»alt  iftd  gar."  $)ierauf  ent»i(felt  er  immer  im.<Segenfat9^ 
bie  römifd^e  ßel^re  in  turjer,  träftiger  Darlegung  bie  m4ti#» 


e(!(manalbif(^e  Sttitel.    9td\t  na(!(  ©(i^maltalbm.  447 

$unlte  ber  ^eitdle^re,  t)on  bet  ®ünbe,  ®efe^,  Suj)e,  Soangelium, 
©aftamcnt  u.  f.  ».  ©aju  lommcn  flcwiffcnttafecn  anl^ngdwcifc 
tiod^  einige  anbete,  i^uptfäd^lic^  tia^  tix4)l\i)t  Seben  betteffenbe 
©tücfe.  „©ie3  finb  bie  attifel*',  fd^tieb  er  gegen  baS  ®nbe,  ^batauf 
i(^  ftel^en  muj;  unb  fte^n  »iU  bis  in  meinen  2;ob,  ob  ®ott  »ill, 
unb  meijs  batan  ni(fits  ju  änbem  noc^  na(^jugeBen;  mid  aber  ie= 
manb  etma«  nad^geben,  ba§  tl^ue  er  auf  fein  ®e»iffen." 

S)iefe  grage  murDe  $unä<||ft  ben  äBittenberger  ftoQegen  bor= 
gelegt,  ©djion  bei  feinem  erfilen  Auftrag  l^atte  ber  fturfürft  fe^ 
beftimmt  gewünfd^t,  ba||  biefelben  ol^ne  9ifidfid^t  auf  Sutl^S  9(us 
totitfit,  bamit  nic^t  ^interl^er  eine  SReinungSberfd^iebenl&eit  l^ert)ür= 
trete,  „bei  il^rer  Seelen  Seligfcit"  bemommen  werben  foHten,  ob 
fie  in  ben  gefteUten  Sirtiteln  mit  il^m  einig  »fiten  ober  ni(^t. 
3u  ben  äSeratungen,  bie  in  \>tn  legten  2;agen  beS  ^^l^red  in 
SBittenberg  fiattfanben,  mürbe  bann  auf  turfurftlid^en  16efd^l  nod^ 
Sgricola,  Slmdborf  unb  ©palatin  jugejogen.  Dbmcl^l  ber  eine 
ober  anbere,  namentlich  ®palatin,  gern  no(^  einige  anbere  fünfte 
bel^nbelt  gefel^n  ^ätte,  ftellte  fi(^  bod^  völlige  (Sinigteit  l^eraud, 
nur  SKeland^tl^on  na^m  an  ber  abfoluten  85er»erfung  be$  ^apft» 
tumö  Änftofe.  3«  ?^wer,  Unterfc^rift  bemertte  er,  bafe  man  bem 
^apfte,  »enn  er  bad  Sbangelium  julaffen  moQte,  ,,um  gnebenS 
unb  gemeiner  (Sinigteit  miUen'  eine  @u)}eriorit&t  mä^  menfc^lic^em 
Siechte  jugeftel^en  burfe. 

S)aS  mar  ni(^t  im  ®inne  beS  Sturfurften.  %m  3.  Januar 
l^atte  il^m  Sut^er  bie  Slrtitel  mit  ben  Unterfc^riften  ber  Xl^ologen 
gefi^ictt.  ®d^on  am  7.  fprac^  er  in  einem  fd^önen,  glaubenSftarlen 
Briefe  feine  ^eube  batäbet  unb  übet  bie  (Sinmutigleit  feiner  Ü^ 
logen  aud,  bemertte  aber  mit  9iud(fid^t  auf  ben  Qw^ai^  SRelan^ 
tl^onS:  „£)ed  $apfis  leiben  l^t  ed  bei  uns  gar  tein  JBebenlen, 
baf)  mir  uns  ju  bem  aUerl^eftigflen  miber  i^n  legen."  @r  erO&rt 
es  ffir  ein  (Sottoerfud^en,  „fi(^  mieber  in  fold^e  gel^rlid^Ieit  }u  bes 
geben'',  nad^bem  man  einmal  burc^  ®ott  Don  feiner  bab^oni^: 
fc^en  (Sefangenfd^aft  frei  gemorben  fei. 

liefen  @tanb))untt  moQte  er  aud^  auf  bem  SunbeStage  ber- 
treten,  ber  auf  Anfang  gebruar  nad^  @(^mallalben  berufen  mar. 
X)ort  fodte  unter  anberem  au(^  über  baS  Sonjil  unb  fon^e  Ste^ 

29* 


448  3n  etitnaUalbeit. 

ligiondangelegen^eiten  beraten  merben,  ju  metd^em  3^^^  ^^^  ^^' 
jelnen  ®t5nbe  au(^  tl^ologen  mitbringen  foQten.  S3on  Sßitten^ 
berg  lourDe  Cut^  mit  Sugenl^gen  unb  3Rdani^t^on  entboten. 
31m  31.  Januar  brachen  fie  auf  unb  reiflen  junfid^ft  über  (Srimma  und 
SUtenburg,  »o  il^nen  Spalatin  ft(^  anfd^to{(,  nac^  ffieimar.  9$on 
bort  erreid^ten  fie  am  7.  ^ebruar  @d&maltalben.  (Sntmcber  l^ier 
ober  fc^on  in  ffieimar  gab  fiut§er  nod^  einmal  ein  (Sutac^ten  in 
ber  StonjiUfrage  ob.  Ku(i^  il^m  »ar  injmifd^en  bie  im  (September 
1536  oon  $aut  III.  über  bie  9ieformation  bed  pfipfttit^en  ^ofeS 
erlajfene  Sude  betannt  gemorben,  bie  uberaQ  großes  Xuffel^n  g€= 
mai^t  ffatit,  benn  offen  mürbe  barin  bie  Sudrottung  ber  Iut]^e= 
rifd^en  Stegerei  atö  ^md  bed  ftonjiU  bejeic^net  (Sleid^mol^ 
riet  Sutl^er  aud^  jegt  noc^  baju,  badfelbe  anjunel^men,  bamit  bie 
®egner,  bie  ed  bod^  nid^t  ^aben  moOten,  fid^  nic^t  rul^men  tonnten, 
baft  bie  ^roteflanten  t9  t^erl^inbert  I^Atten.  &^  merbe  ja  bo(^  nur 
„ein  lauftged  unrec^ted  ftonjiC  merben. 

3n  bem  tleinen  @(^malta(ben  entfaltete  fi(^  bereite  reged  geben. 
au|)er  ben  gfil^rern  bed  Sunbed,  bem  Shirfürfien  unb  bem  Sanb= 
grafen,  mit  bem  ^erjog  Ulrid^  getommen  mar,  maren  eine  grofte 
tlnjal^l  (leinercr  beutfd^er  durften  unb  bie  Slbgeorbneten  ni(^t  mt= 
niger  ®t&bte  erfc^ienen.  'S)aneben  }Al^lte  man  mel^r  als  40  Z^o^ 
logen.    S)er  Statfer  fc^icfte  feinen  93isetan}ler  Dr.  ^elb. 

Um  9.  gebruar  prebigtc  Sut^r  in  ber  ^farrlird&e.  »m  nfic^flcn 
^age  begannen  bie  umft&nblic^en  I3erl^anblungen.  ^ebenfalls  munfcbte 
ber  Sturfurft,  Sutl^erS  Slrtilel  in  irgenbmeld^er  f^orm  angenommen 
ju  jel^en.  IDaS  erwartete  aud^  biefer  felbft.  S)arfiber  mar  Welan(^ 
tl^on  in  taufenb  ^ngften.  ^a  Sutl^er,  angebltd^  auf  Sugenl^gen^ 
^eranlaffutig,  im  Srttfel  oom  Slbenbmal^l  mel^r  atö  frul^er  feinen 
Stanbpunit  }um  SuSbrudC  brad^te,  ffir(§tete  er,  ba^  ber  @treit 
oon  neuem  ausbrechen  mürbe,  menn  fie  überl^upt  jur  Beratung 
(&men.  (Sx  riet  beSl^alb  bem  Sanbgrafen  unb  '^otoh  <Sturm  Don 
Strasburg,  man  foUe  beantragen,  t)on  neuen  Sirtiteln  abjufe^n. 
Unb  auf  Eintrag  ber'@tabte  mürbe  in  biefem  ®inne  befd^lo^en. 
92ur  mürbe  ben  S^eologen  aufgegeben,  bie  ftonfeffion  noc^  einmal 
5U  überfeinen,  fie  mit  neuen  Slrgumenten  aus  ber  ©c^rift  ju  befeftigen, 
übrigfens  ol^ne  Stnberung  il^reS  3n$altS<  unb  o^he  Verlegung  ber 


®ie  Ser^anblungen  in  ©d^manalbett.  449 

Stontotbie,  unb  au|etbem  „ha^  ^apfttum  etma^  ^erauSjuftieid^en, 
roa^  man  DotmalS  auf  bem  Steic^Stage  bet  Statfetl.  SRajeftfit  ju 
©cfaflcn  untctlaftcn  l^abc". 

S)ane6en  gingen  bte  )}olitifc^cn  93erl^anblungen.  9lad6  ber 
laifetlic^en  ^nfunbigung  foQte  Dr.  ^elb  alle  ®tteitftagen  toegen 
bet  Auslegung  beS  f^rieben^  Don  9{ürn6etg  unb  Staban  etlebtgen. 
Um  fo  betroffener  war  man,  al^  berfelbe  eine  fel^r  entfd^iebene,  ja 
feinbfelige  Sprache  fül^rte. 

®a§  SSerfal^ren  bc§  Jlammergeric^t^  würbe  gebilligt,  ber  griebe 
t)on  Staban  nur  \>tn  bamaU  namentlid^  aufgefül^rten  @tfinben  ju= 
gebiQigt  unb  jebe  (Erweiterung  beS  eoangelijd^en  ®ebiet^  al$  un= 
ftattl^ft  ertlfirt.  £)abei  f)}rad^  $)elb  bie  befiimmte  (Erwartung  au^, 
baf)  bie  ^roteftanten  baS  auSgejc^riebene  Ston^il  in  fiattlid^er  fi\u 
jal^l  befud^en  würben.  9ii(^t  minber  entf(^ieben  war  bie  Antwort, 
iDelc^e  bem  ®efanbten  nad^  jel^ntfigiger  Beratung  am  24.  f$ebruar 
gegeben  würbe.  9Rit  93efiimmtl^eit  würbe  ber  f^nebe  für  aQe 
eDangelifd^e  @t&nbe  in  8lnf))ru4  genommen,  ebenfo  bad  9ted^t, 
Stlöfier  u.  f.  w.  bem  reinen  (Sotteswort  bienftbar  ju  machen,  ba^ 
Ronjil  aber,  wie  e5  je^t  beabfid^tigt  fei,  in  bem  ber  ^apfl  unb 
«fein  geiftlid&er  äinl^ang  SKitrid^ter"  fein  foUe,  in  fd^arfen  SBeu= 
bungcn,  welche  bie  3ntumer  unb  ®reuel  beS  ^a})fttum§  noc^  ein= 
mal  aufj&l^lten,  verworfen. 

8ln  bemfelben  Sage  erf(^ien  aud^  ber  pdpfiUd^e  ®efanbte,  ber 
S5ifd&of  bon  ?lqui,  ^eter  Dan  ber  »orft,  auf  bem  $lan.  @(^on 
in  ffieimar  l^atte  er  fid^  oergeblid^  beim  fturfurften  einjuful^ren 
gefud^t.  8(ud^  je^t  (am  er  übel  an.  (Starter  tonnte  ber  enbgültige 
93ru(^  mit  ber  ^^ap^rd^e  nid^t  auSgefproc^en  werben,  atö  in  ber 
SSel^nblung,  bie  er  erfal^ren  mufete.  ate  er  bem  Jhirfurften,  öon 
bem  er  nur  mit  SRu^e  eine  ^ubienj  erhalten,  nad^  einer  langen 
aiebe  bie  Sreoen  beö  ^apfte^  unb  bie  SinberufungöbuHe  uber= 
trieben  wollte,  erl^ob  fic^  berfelbc  Icid^elnb  unb  berliefe,  ol^ne  ein 
SBort  ju  fagen,  ba§  S^^wnier.  »einer  üon  ben  anwefenben  gurften 
wollte  il^n  empfangen.  (Er  mufete  feine  »rieffd^aften  wieber  mit 
fortnel^men. 

gnjmifc^en  unterjog  fic^  SKeland^tl^on  ber  Aufgabe,  „ba§  ^apft= 
tum  ]^erau§}uflreic^en^   unb  fein  lateinifd^   gefd§riebener  Jraltat 


„0on  bet  0etoalt  unb  bem  Primat  bed  ^apfteS''  mürbe  unter 
bem  Qinbtucf  ber  aOgememen  antt))5pftli(^en  Stimmung  fd^tfer, 
aM  ed  fonfi  feine  (Beool^nl^eit  »at.  ^iet  mad^te  er  leinen  S3or= 
bel^lt  mie  bei  Sut§erd  Sirtileln,  fonbem  betfimpfte  beftimmt  unb 
Hat  bie  Snmalung  t>on  einem  gdttlid^en  9te(^t  be$  ^opfteS,  bem 
Dielmel^r  atö  einem  Sefc^fi^er  gottlofer  Seigren  unb  gottlofen  Shiltud 
mie  bem  Sntid^rift  ju  miberfiel^en  fei.  (Sin  smeiter  Zeit  be]^n= 
belte  anl^ngdmeife  bad  malere  Sßefen  beS  {Jif^of^mteS  unb  ba§ 
Dtbinationdred^t  ber  (Eoangetifc^n,  mie  bie  $fli(^t,  ben  S3if(^fen 
ni^t  ju  gel^ot(^en.  9lQe  tftnmefenben  unterfd^rieben  biefe  8[b]^nb= 
lung.  ®o  mürbe  Dad  ®(^riftfiüd  ben  @t&nben  übergeben  unb  üon 
il^nen  aud^  in  bem  JBunbe^abfc^ieb  gutgei^ei^en.  Sutl^erS  Httifel 
tarnen  unter  biefen  Umfifinben  gar  nid^t  ju  offijieUer  Beratung 
unb  ffil^ren  barum  mit  Unrecht  ben  92amen  „Si^maKalbifd^e",  nur 
priDatim  unterfc^rieben  auf  ^rantaffung  Sugenl^genS  bie  92e^r= 
jal^l  ber  Xl^eologen;  einzelne  ffibbeutfd^e,  mie  93ucet,  lehnten  ab, 
meil  fie  nid^t  baju  autorifiert  feien.  Sud^  über  bie  (Soncorbie  tarn 
ed  5u  einer  offijieUen  9}erl^anblung  nid^t,  boc^  ertlärten  f amtliche 
Xl^eologen  t)on  neuem  il^re  ^uftimmung  ju  Suguftana  unb  @on= 
corbie.  9ber  au(^  bied  mar  $ri))atfa(^e ;  glei(^mol^l  tonnte,  ba 
aud^  bie  @tfinbe,  mie  bemerft,  mel^rfac^  betonten,  bafe  nic^t^ 
gegen  bie  Soncorbie  «vorgenommen  merben  foQe,  biefe  nunmel^  aU 
angenommen  gelten,  greilic^  nur  jmifc^en  Oberlänbern  unb  ®a(^fen. 
Sie  k)on  Sucer  beabsichtigten  ^eri^nblungen  über  eine  entgegen^ 
fommenbe  (Srtlärung  Don  fieben  fc^meijerifd^en  ®tabten  tonnte  nic^t 
ftattfinben.  @5  mufetc  bei  einem  freunblid^en,  fricbliebenben  SSriefe 
Sut^erS  an  ben  SSurgermeifter  SRe^er  Don  SSafel  fein  Semenben 
l^ben.  Senn  an  allen  ben  Derfcbiebenen  äSeratungen  ber  iJ^o^ 
logen  ^atte  Sut^er  leinen  Slnteil. 

3n  ben  erften  Zagen  feinet  Sufentl^alted  in  @d^malfalben  ^tte 
er  noc^  l^eitere  ©riefe  gefc^ricben.  Sonntag,  ben  11.  gcbruat, 
prebigte  er  im  8lnfd^(uj)  an  ba^  (Srebo  über  bie  ^errlid^teit  be^ 
c^riftlic^en  (Staubend,  aber  meil  er  fic^  nid^t  mo^l  fül^lte,  nid^t  in 
ber  ^fanfird^e,  fonbern  im  O^ufe  bed  SRentmeifter^,  mo  er  mal^= 
fd^einlid^  mol^nte.  SiU  am  12.  gebruar  bie  erftc  Beratung  ber 
Zl^eotogen  fein  foQte,  (onnte  er  fd^on  nid^t  mel^r  baran  teilnel^men. 


2nt^tx9  Sttanf^t  451 

<Sein  altes  @tetnletben  xoax  nad^  jener  ^tebigt  auf  einmal  l|ef- 

tiger  gemorben.    9{ad^bem   in  ben  nfid^ften  S^agen   einige  deine 

(Steine  abgegangen  nmten,  mürbe  ed  fobiel  beffer,  baf)  er  @amftagS 

einen  fleinen  Sudgang  mad^en  (onnte  unb  tagS  barauf,  am  &onn: 

tag  gw^jocatoit,  fogar  »ieber  <)rebigte.    3«  «wer  äuSlegung  beS 

(StKingeliumS  gab  er  ba  einen  ÜberblidF  über  bie  Derfd^iebenen  Ser:: 

fuc^ungen,  meldte  bie  Shrd^e  Sl^rifti  im  Saufe  ber  ^^^rl^unberte 

bi$  auf  bieje  leftte  3«t»  l>i«  3^it  beS  Untid^rift«,  burd^  bie  8ßer= 

folgungen,   Steuer  u.  f.  m.   I^be   beftel^en   muffen.     Unmittelbar 

t)arauf  mürbe  baS  Seiben  mieber  f(^limmer  unb  fteigerte  fid^  berartig, 

t)a|  bie  ^5c^fle  SebenSgefal^r  beftanb.    S)er  ganje  Seib  fd^mod  auf, 

bie  ©d^merjen  maren   faft  unertrfiglid^.     Sei  ben  (Soangelifd^n 

l^errfd^te  grofee  Sorge.    ®ic  gutpen  fleflten  il^re  Ärjte  jur  a3er= 

fügung.    ^ofyim  e^riebrid^  f)}arte  meber  äRul^e  noc^  Stofien  unb 

lief),  mie  Sutl^er  bantbar  rul^mte,  nad^  aQen  ©eiten  ,, laufen  unb 

teiten''.    8lud^  ber  berul^mte  Slrjt  Dr.  ®eorg  @tur}  aus  Srfurt 

mürbe   ^rbeigel^oU.     SlQe  3Rittel   ber  bamaligen   O^iUunft,   bie 

1(^merit)ollften,   unter  benen  ber  ftrante  no(^  mel^r  litt,   mie  bie 

miberlic^ften  Heilmittel,   ju  meldten  befonberS  grau  Stfit^   riet, 

mürben  angemenbet    3lai)  einer  oorübergel^enben  Sefferung  am 

23.  gebruar  glaubte  man  baS  ©d^limmfte  befürd^ten  ju  muffen. 

3n  iSottergebenl^eit  \pxai)  ber  Stranfe  ))on   feinem  na^en  (Enbe. 

9Rit  fd^merjlic^er  ®orge  erfüllte  il^n  ber  ®eban(e  an  bie  3utunft 

ber  ftird^e,  bie  ju  furd&tenbe  (Sut^meiung  ber  greunbe,  er  üermieS 

aber  bod^  au(^  feinen  fturfurften,  ber  biefe  ©orge  teilte,  auf  bie 

Dielen  trefflid^en  92&nner,   bie   na<^  il^m  bie  ®a(^e  bed  (5oan= 

geliumS  ffil^ren  mürben.    2l^m  empfal^I  er  aud^  bie  ©orge  für  bie 

©einen,     gfir  jeben  ber  greunbe  l^atte  er  ein   tröflenbeS  ober 

mamenbeS  S&ort.    'S)a|)  man  überall,  mo  man  t>on  feiner  ftrant: 

l^eit  ^örte,   für  il^n  betete,  mar  il^m  ein  großer  S^rofl.    SBenn 

nid^t  ba^im,  moQte  er  menigftend  gern  im  (gebiete  bed  Stur^:: 

ffirften  gerben.    Jroft  ber  furd^tbaren  ©c^merjen  brängte  e«  il^n 

fort  aus  bem  überfüllten  ©d^mallalben,  mo  baS  befolge  beS  pfipft^ 

litten  ^efanbten  ben  angeblid^  fd^on  gefiorbenen  Sut^er  }u  fel^ 

münfc^te.    ©en  Iriumpl^,  Sutl^er  flerben  ju  feigen,  gönnte  er  ben' 

(Begnern  nii^t. 


45%  tetl^  tranfldt 

(SnbH<^  »iflfal^e  man  feinem  SBunf^e.  8m  28.  gebruat  tKi= 
liej^  er  &(^maUa(ben.  ^^n  begleiteten  Sugenl^gen,  ©polatin, 
at^foniu«,  bet  langjfil^rige  Xi^geniyffe  So^nn  @c^lainl^uffen, 
bamaU  $aftot  in  9bt^,  unb  Dr.  Stutj.  Com  Sagen  ou^ 
mvLi  et  mit  ber  fKinb  bad  9teu}  ubei  bie  Um^el^enbcn  unb 
fagte:  ,,^Det  ^en  etffille  (Su^  mit  feinem  Segen  unb  mit  bem 
fkil  gegen  ben  ^<)fl.- 

Skr  Stutfutfi,  bem  er  beim  Sbf^ieb  nod^  einmal  bie  Sorge 
für  bie  {Kr(^e  unb  für  bie  Seinen  empfol^ten  l^tte,  tl^t  fo  iM 
aü  mdgli(^  für  feine  9equemH(^(eit.  8ber  bie  gal^rt  auf  ben 
fc^le^ten  2Salbmegen  mitten  im  Sßinter  rxm  furd^tbar.  ^n  Xam-- 
bad^  im  ^ennebergifc^en  würbe  Duartier  gemacht,  unb  l^ier  enb(i(^ 
fanb  Sutl^  in  ber  9{ad^t  bie  feit  8  Xagen  Dergeblid^  erfel^nte 
(Srleic^tcrung.  ®oglei(^  fd^rieb  er  an  9tetand^tl^on,  um  (Sottet 
Sarml^erjigteit  ju  greifen.  Sd^lainl^uffen  eilte  mit  ber  fro^n 
Sotfd^aft  iurud  nac^  Sc^matfolben.  .»Sut^er  (ebt,  Sutl^er  lebt!' 
rief  er  in  lateinifd^er  ®pra(^  bor  ber  Verberge  bed  Segaten.  3^- 
l^nn  ^ebric^,  ber  ben  Soten  fürftlid^  belohnte,  lie|  no(!^  an  bem= 
felben  2:agc  auf  ben  Stanjeln  für  Sutl^er^  (Snettung  banten  unb 
um  feine  Dodfi&nbige  (Senefung  beten.  S3on  (&oifyi  aus,  mo^in 
3ufiud  ^ona9  il^m  entgegengereift  mar,  fc^rieb  Sutl^er  am  folgen^ 
ben  Xage  über  feine  munberbare  Siettung  an  feine  ^au:  ^X)antc 
<Sott  unb  la^  bie  lieben  SKnblein  mit  SRul^me  Senen  bem  regten 
S3ater  bauten;  benn  il^r  l^fittet  biefen  SSater  gemi|)(i(l^  oerloren." 
8ber  ba$  Übel  oerfd^limmerte  f\ä)  micber.  Ca  bittierte  er  Sugen- 
lagen  eine  8rt  2eftament:  „3<^  meif}",  fagt  er  barin,  ,,ba|  i(| 
red^t  getl^n,  ba^  id§  ta^  ^apfttum  geftürmt  l^be."  Sann  bat 
er  bie  ftoQegen  um  Cerjeü^ung,  menn  er  fte  gefrfinit  l^abe.  Den 
greunben  empfal^l  er  feine  ftinber  unb  feine  ftdt^e:  „Sie  l^t  mit 
gebient  nic^t  nur  mie  eine  (S^efrau,  fonbern  mie  eine  9!agb,  <Sott 
öergelte  e«  ü^r.**  ©em  Jhirfurften  unb  bem  ßanbgrafen  wollte  et 
nod^  ein  SBort  ber  (Ermunterung  im  Stampfe  mit  ben  ®egnem 
jurudlaffen,  unb  bei  aQer  Zobedbereitfd^ft  fprac^  er  bo(b  ben 
jßunfd^  au$,  nod^  weiter  gegen  bie  rdmifd^e  Seftie  (fimpfen  ju 
Idnnen.  „CaS  wiQ  id§  aud^  tl^un,  wenn  id^  leben  bleibe.  S)a}u 
braud^e  x^  leinen  8nf)}om.  —  S)ana(|  em))fel^le  id^  meine  Seele 


Sutl^rS  ©ettefung.  453 

ben  ^nbcn  be§  SSatctS  unb  meinet  ^ertn  3^fu  (5§ripi,  bcn  id^ 
gcj)rcbi8t  unb  belannt  l^abc  auf  (Srbcn." 

Stft  am  4.  SRdtj  war  e§  fo  »cit  bcffcr  mit  il^m  gcwotbcti, 
ba|  man  il^n  übet  ®rfutt  nac^  SBeimar  bringen  fonnte,  »ol^in 
bcr  Jhitfutfl  ben  gefd^icftcn  Ärjt  ©tepl^n  SBilb  au5  3»>i*^w  ^= 
rufen  |atte.  85on  bort  »anbte  et  fid^  am  10.  Sifitj  bet  C^elmat 
ju.  8Son  gteube  bctid^tete  SKeland^tl^on,  bet  mit  il^m  jeftt  »iebet 
jufammengettoffen  mat,  bon  feinet  fortfd^teitenben  (Senefung.  Sm 
14.  9R5t}  mat  et  nad^  fiebenm^entUd^et  8(bn)efenl^eit  miebet  in 
feinem  SSittenbetg. 


3!)te  legten  3a^rc. 


1.  3(Qp(fer. 
IMt  rntb  Kene  Mmpft.    litt  /ortgattg  Us  ptoUfiMtisrnm. 


Xtoft  bct  l^uölid^cn  W^gc,  auf  bie  er  grofec  j&offnungcn  gc^ 
fe^t  l^atte,  etl^olte  fid^  Sutl^er  nut  (angfam.  @r  fanb,  baf)  feine 
Sttdfte  me^t  etfd^öpft  mären,  atö  et  geglaubt  l^atte.  8ber  et  tonnte 
nid^t  taften.  3Rittc  Hptil  beftieg  et  fd&on  miebet  bie  ftansel.  ®et 
Jhirffitfl  l^atte  il^n  ein  ^a^x  ftül^er  bei  einet  SReubotietung  bet 
Uttiöetfitat  Don  bet  SSetjjfli^tung  ju  SSotlefungen  entbunben.  «bet 
aud^  feine  SSotlefungen ,  in  benen  et  feit  bem  l.  3wni  1535  ba^ 
1.  9u(^  äRofe  bel^anbelte,  nal^m  Sutl^et  ie^t  loiebet  auf. 

3n  feinem  (Sotl^aet  teftament  l^atte  et  ben  SBunfd^  au§ge= 
fptod&en,  menigftenS  nod§  bi$  ^fingften  ju  (eben,  um,  mt  etm&l^nt, 
ba^  ^apfttum  no(i^  fd^dtfet  beldmpfen  ju  tSnnen.  ®enn  et  t)ettannte 
nid^t  ben  (Stnft  bet  Sage.  S)ie  Slntfinbigung  be^  Stonjitd  in  93et:: 
binbung  mit  bet  fd^toffen  O^l^ung  be§  laifetlid^en  93ijefanälet3 
bebeutete  einen  entfd^iebenen  IJotftof)  gegen  bie  et)angelifd^e  @ad^e. 
Sem  galt  ed  ju  begegnen,  bie  antipäpftlic^e  (Stimmung  bei  ben 
(SDangelifd^en  ju  befeftigen  unb  aOet  SBelt  ju  jeigen,  was  e§  mit 
bem  beabfid^tigten  Stonjile  auf  fid^  l^abe.  £)iefem  Stampfe  biente 
jum  leil  aud^  feine  ^tebigttl^fitigleit,  bie  je^t  »icbet  in  Sßetttetung 
^ugenl^agenS,  bet  im  @ommet  1537  jut  Otbnung  bet  fitc^Ud^en 
Setl^fiitniffe  nac^  SfinematdF  gegangen  »at,  eine  tegelmdj)ige  toutbe. 
8m  ©d^lufi  bet  ^tebigtcn  pflegte  et  bamate,  »ie  bet  SJanjlet 
Stficf  bem  Jlutfutften  betid^tete,  mibet  ben  ^apft,  feine  SJatbindle 
unb  ^if(^9fe  }u  beten  unb  baf)  ®ott  bem  Staifet  @ieg  oetleil^en 


458  VtMfiten.    €MtTiftfidImfc^  «tbcUen. 

unb  i^n  t>om  ^ßapfi  abjiel^n  möge.  Unb  tto^  immer  »iebet^ 
te^renbet  @(^tt)fid6eanf5ae,  ))tebigte  et  oft  brei^  bt$  Dtennal  in  bei 
ffiiH^e;  ja  in  bet  Ofierjeit  bed  Sal^red  1538  einmal  neun  Xage 
l^inteteinanbet,  nnil^rfc^einlic^  über  ben  110.  $falm.  S)iefe  mie 
manche  anbete  ^rebigten  aud  jener  3^it  erfc^ienen  bann  auf  (Srunb 
bon  9{a(^f(^riften  au(^  im  S)ru(f. 

^  ber  $oIemi(  gegen  ^pfttum  unb  ftonjU  mar  er  bamat^ 
unci*mubli4  ciu((  bann  noc^,  atö  bie  Sudftc^t  r>a^  (entere  in  Stantua 
jufammentreten  ju  feigen,  bur(^  ben  ffiiberfpruc^  beS  bottigen  ^= 
;iogd  Dereitelt,  unb  ber  im  ^al^re  1538  gemachte  fßct^vLd^,  eS  in 
Sicenja  abju^lten,  Haglic^  gef(^eitert  mar.  Sa  beleuchtete  ei 
u.  a.  ald  einen  ,,ber  ^o^en  Sttitel  beS  aOerl^iligfien  pSpfUic^n 
staubend''  für  bad  aufgefc^obene  ftonjU  ))on  äRantua,  bie  ,, fette 
»o^gem&ftete  Säge''  Don  ber  ®(^enfung  ftonftantin^,  na($ 
»elc^er  biefer  ftaifer  bad  ganje  %benblanb  bem  bamatigen  römif^ 
%if(^ofe  uberlaffen  ^ben  foQte.  Sinen  tümmcrli(^en  9ieformation^ 
üorfd^lag,  ben  einige  $tarbin&(e  bem  ^pfte  auf  beffen  ^anlaffnng 
vorgelegt  ^tten,  oerfa^  er  mit  fc^arfen  ®lotJen,  ebenfo  eine  ^ 
laJtbuUe  bedfelben  $apfted  Dom  3^1^re  1537.  3m  Saläre  1538 
gab  er  au(^  feine  für  ben  ftonüent  ju  <S(^malIalben  t)erfa^eii 
«rtilel  ^erau5  —  ««rtifel,  fo  ba  Ratten  f ollen  auf^ 
Stonjilium  ju  ^antua  ober  mo  e§  mürbe  fein,  übet= 
ontmottet  »erben "^  — ,  übrigem^  in  ber  SDReinung,  bafj  bic= 
felben  bort  angenommen  mären.  Um  ben  immer  erneuten  %ot= 
murf  beiS  ^bfaQs  oom  allgemeinen  d^rißlid^en  ®lauben  ju  begegnen, 
fc^rieb  er  bie  ^brei  @^mbola  ober  S3efenntnid  beS  ®lau= 
benS  S^rifti  in  ber  Stirere  einträchtig  gebrauc^f,  eine 
Serbeutfc^ung  beS  ^poftolifd^cn  unb  St^nafianifc^en  Symbols  mic 
beS  Smbtofianifc^en  Sobgefanged.  Camit  berbanb  er  eine  lebl^fte 
Slbfage  an  ben  ^apfi  unb  aQe  ^rtle^ren,  mie  fie  im  Saufe  ber 
3eit  entftanben  feien  ober  noc^  entfte^n  tonnten.  2)iefe  mie 
anbere  $ublifationen  aus  jener  3^it  treten  aber  jurüd  gegen  feine 
©c^rift  ^83on  ben  ftonjilicn  unb  JJirc^en**,  in  ber  er  bie 
^oge  Dom  ftonjU  unb  ^apfttum  im  großen  bel^nbelt.  2>arin 
na^m  er  feine  aud  ben  erften  S^^ren  beiS  ftam))fe$  ^rrü^miben 
Unterfuc^ungen  über  bad  ftonjil  mieber  auf  unb  löfte  jugleic^  ia^ 


^8oti  best  itonsUiett  unb  tir^.''  459 

frfil^,  in  bem  legten  ©treit  mit  (Sxamu^,  gegebene  aSerfptec^en 
ein,  eine  Schrift  ))on  betftitd^e  ju  fc^teiben.  @c^on  (Snbe  1536 
arbeitete  et  baran,  aber  etp  im  SRÄrj  1539  »at  bie  gtof(e  ©d^tift, 
^tt  ber  et  ni(^t  geringe  ©tubien  gemacht  l^tte,  becnbct. 

Sie  9i5met  „ubettönten  aUe  SBelt  mit  intern  (Sefc^tei  ftonjil 
unb  ftitd^e'',  ol^ne  ju  miffen,  ma^  ein  ted^ted  ftonjil  unb  »a^  bie 
SKtc^e  fei.  S)a$  wxü  Sutl^et  il^nen  battl^un.  <Die  ®efc^i((te  foK 
e^  leisten.  S)e$]^Qlb  befpti(^t  et  bie-Diet  ctften  ^aupttonjilicn, 
bie  il^nen  gefteHte  Aufgabe  unb  il^ten  Setlauf.  92iematö  l^ben 
bie  alten  ftonjile  mie  bie  fpfiteten,  ))a))ßli(^en  fic^  angemaj^t 
neue  Sttitel  be^  @ilaubend  aufiuftcQen,  fie  l^aben  nut  ben  alten 
(Slauben,  meldten  bie  Stit(^e  auf  (Stunb  bet  ©c^tift  befannte,  gegen 
bie  neuen  Sttifel  be^  Glaubend,  melc^  bie  ^^lel^tet  aufbtad^ten, 
t>on  neuem  befannt  unb  fielet  gefteQt.  SBaS  man  etma  batubet 
l^inaud  in  ©ad^en  bed  ftultu^  obet  bet  Setfaffung  befc^loffen  ^t, 
nmt  nut  üon  Dotübetgel^enbet  Sebeutung  unb  ift  auc^  feinet  3^it 
ni(^t  atö  allgemeinüetbinbli(^  angefe^en  motben.  ©o  ift  i^m  baS 
ftonjil  mie  fc^on  ftfi^et  le^tlic^  ein  obetftet  (Setic^tSl^of,  bet  nut 
ben  X^atbeftanb  feftjufteOen  §at,  baS  Setenntnid  bed  alten  ®lau= 
bend  bet  ftitc^e  gegen  neue  ^ntumet.  Und  e^  mfite  »ol^l  Utfa^e 
genug/  meint  Sut^et,  gegen  bie  melen  neuen  Sttitel  bed  $apft= 
lumS  ein  mal^t^afteS  ftonjil  Don  gtunbUd^  gelel^tten  ©c^riftoet^ 
ftänbigen,  mie  oetftfinbigen  unb  tteul^et^igen  Saien  aud  aßet  Sßelt 
^ufammenjutufen. 

abet  ein  folc^ed  ftonjil  mitb  fd^metli(^  juftanbe  tommen.  p,@o 
muffen  mit  benn  batan  öetjweifeln",  abet  batum  oetjweifelt  et 
nic^t  an  bem  Seftanbe  det  l&al^t^eit.  9Ran  muf(  eS  bem  „teerten 
Stiftet  unfetm  batml^etjigen  (Sott  befehlen  unb  inbeffen  bie  (leinen 
Stcnjilien  unb  bie  jungen  ftonjilien,  baS  ift  $fattet  unb  ©(^ulen 
ffitbetn  unb  ©t.  ^etetö  »ttitel  (SJon  bet  ©eligfeit  butc^  bie  ®nabe 
3^fu,  tlpg.  15,  11)  auf  alle  möglid^e  Steife  tteiben  unb  et^alten 
mibet  alle  Detbammten,  neuen  Sttitel  bed  Glaubend  unb  neue^ 
guted  SBett,  fo  bet  $apft  §at  in  bie  Sßelt  gefc^memmt.'' 

Unb  mad  ift  bie  ftit(^e?  ©ie  ift,  unb  bamit  ful^t  et  nut 
ftul^et  au^efptod^ene  (Sebonlen  weitet  aud,  bad  ^eilige  <!|rifttu^e 
Soll,  melc^ed  butc^  icn  (Stauben  an  Sl^ftum  l^eilig  mitb,  unb 


4M  Cosbotiif  gegen  SRckuu^t^n  tinb  Ctnciget. 

baf  ob»o^l  in  bei  ganjcit  Seit  ser^eut,  bod^  ubeioO  famtliil 
ift  Denn  man  ectennt  ed  an  b€t  ^tebigt  bed  IBorted  ®ottd, 
an  bet  @penbung  bor  Zaufe,  U»  Sbenbmal^Id  unb  bei  Sccgetos 
bei  @flnbe.  9Da)u  lommcn  aU  »etteic  fiujterlid^e  Stennjeti^  bie 
ffiei^e  ober  Serufung  oon  $fanl^en  ober  ^rebigcm,  bie  jene 
Mtx  @tfi(t  obei  f^tumec  gebtaud^en  unb  üben  um  bet  Oib 
nung  »iQen",  bann  bad  dkbet  unb  baS  ^eilige  Stceuj,  bad  Seiboi 
um  (£^Tifti  miOen.  %uj^  biefen  lieben  ^uptftucfen  d^tifili(|er 
Heiligung  bebatf  bad  SoU  (BotteS  nichts,  unb  aud  fol(^em  Solte 
{oflte  man  Seute  )u  einem  ftonjU  nel^men,  bad  bom  Eiligen  (Seil 
regiert  merbe. 

S)iefe  inl^ltreic^e,  t(are®(^rift  mit  il^em  aQeinigen  SSertrauenaur 
bie  gottgefc^entten  (Bnabenmittel  gegenüber  ben  Autoritäten  ber  $apft' 
Iir(^  unb  ber  $l^ntafte  ber  Sd^mfirmer  gewinnt  an  Sebeutunj, 
menn  man  ermfigt,  unter  meieren  t^erl^fiUniffen  fie  entftanben  ijt. 
!E)ie  3al^re  1537—1540  ge^Sren  in  mand^er  ^infic^t  ju  ben  ft^toeipeii 
Salären  Sutl^erd.  ffifil^renb  ber  $rotefiantidmu$  &u|er(i(^  iuna^n 
unb  namentlich  im  Sterben  (Suropad  eine  fefte  Iird^ti(be  iSeflalt 
gemann,  auf  meldte  bie  beutfc^en  ftirc^enm&nner  mit  9leib  fe^ 
tonnten,  fam  ed  unter  Sut^erd  ^eunben,  unb  iioar  in  Sitten: 
betg  felbft,  ju  fc^meren  ^ttungen,  meiere  bad  Anfeilen  be$  $r0te- 
ftantidmud  tief  fd^&bigen  mujtten.  ftonrab  SorbatuS  (onnte  teine 
Hm^  leiten,  ftaum  mar  Sut^r  jurud(ge(el^rt,  aU  er  in  ber  SKei' 
nung,  einer  (SemiffenSpflic^t  ju  genügen,  fdne  %n{lagen  mieberl^lte 
unb  beim  Steftor  ber  Unioer^t&t,  Suftud  ^ona^,  borbtad^te.  fo 
ciger  foQte  öffentlich  mibenufen,  verlangte  er.  Damit  mürbe  et 
abgemiefen.  Aber  er  berul^igte  fic^  erft,  nad^bem  Sutl^r  gelegent^ 
Ixö)  einer  9Doftort)romotion  am  l.  ^uni  1537  bie  SüfiOerfifinbnijie 
befeitigt  ^atte.  (Sr  ftimmte  ba  SRelanc^tl^on  unb  Sruciget  bei, 
ba{(  bie  guten  Sßerte  notmenbig  feien,  ba  fie  mit  92otmenig(eit 
aud  bem  ©tanbe  ber  SBiebergeburt  l^erborgingen ,  aber  ben  S^i^t 
„jur  ©eligleit"  erllfirte  auc^  er  für  anftöjtig,  meil  biefe  fd^on  bem 
Glauben  als  folc^em  gefc^entt  merbe. 

S)amit  ^fitte  bie  ®ac^e  abgetl^n  fein  tSnnen.  Sbcr  i&ottatii^ 
ftanb  nic^t  adein  in  feinem  Serbac^te  ^egen  äReland^tl^on  unb  (^ 
noffen.     Die  S^ftfinbe  maren  fo  unbel^aglic^  atö  mSglic^.    ^ 


tagcrtc  ©ctoittctfc^mulc  über  Wittenberg.  „3<J&  fämpfe  mit  einer 
^^bra",  fd^rieb  Sieland^tl^on,  ^l^abe  i^  einen  befeitigt,  fo  ergeben 
fi(ft  öiele  anbere\  Sfiid^t  nur  SReland^tl^on,  au(^  feine  ©d^uter, 
xo'xt  5.  S3.  aSeit©ietri4  in  Slürnberg,  meinten,  e«  |ei  geraten,  bie 
tl^eologifd^en  arbeiten,  mit  benen  man  fic^  boc^  nur  SSerbfid^tigungen 
^u§fefte,  ru^en  ju  laffen  unb  fid^  auf  baS  ©tubium  ber  ©^)rac^en 
unb  ber  ^^ilofopl^ie  5U  »erfen.  ©aS  gegenfeitige  SRiStrauen  »ud^§ 
tjon  Jag  ju  Jage.  SKelanc^t^onö  ®egner  griffen  ju  bcn  un= 
iDurbigften  SRitteln.  ©elbft  in  ben  SSorlefungen  fud^te  man  il^n 
JU  üerbäd^tigen.  3Ran  verbreitete  anonyme  Schreiben  unb  ^am= 
^l^lete.  %ix  aOju  fd^neQ  mar  man  aud^  am  ^ofe  \)on  aQen  biefen 
©ingen  untenid^tet.  ©d^on  Anfang  9Kai  1537  woUte  ber  Stux^ 
fürft  wiffen,  bafe  man  aQgmein  baöon  fpred^c,  bafe  SDReland^tl^on, 
©ruciger  unb  mit  i^nen  Diele  SRagifter  in  ben  »id^tigften  8el^r= 
4)un{ten  Don  Sutl^er  unb  SSugenl^agen  abmid^en,  ja  bag  äRelanc^s 
tl^on  „iid)  angemafet  l^abe",  bie  8lug§burgifc^e  Stonfcffion  ju  änbern 
unb  5u  milbern.  ^ni)  ^atte  er  gehört,  ia%  einige  Suripen  in  i^ren 
^orlefungen  ba§  (Srbred^t  ber  ^rieftertinber  beftritten  unb  äl^nlit^eS. 
^©d^on  fa^  er  jene  (gntjweiung  eintreten,  bie  i^m  8ut§er  für  ben 
l^aU  feines  JobeS  in  ©d^mallalben  DorauSgefagt  ^atte.  ®t  muf)te, 
ipeld^e  SSebeutung  äReland^tl^on  für  bie  UniDerfit&t  l^atte,  aber 
lieber  monte  er  feine  O^c^fd^ule  DerfaDen  laffen,  atö  ©^)altungen 
bulben. 

am  5.  3Rai  1537  erhielt  »rüdf  ben  Auftrag,  be^bal^  mit 
-fiutl^er  unb  iBugenl^agen  ju  Derl^anbeln.  SBa^rfc^einlid^  lauteten 
Sutl^erS  Srf lärungen ,  wenigftenS  was  bie  ßebrfrage  betrifft,  be= 
rul^igenb.  Aber  bie  SSerbät^tigungen  SRelant^tbonS  mürben  be= 
jtimmter.  SRan  beftbulbigte  ibn  allju  grofeer  SRad^giebigfeit  gegen 
ben  Statl^oliciSmuS.  S)er  SSerbac^t  ging  in  biefem  %aüc  Don  einem 
ttod^  jungen  ^rebiger  Dr.  3acob  ©db^nf  aus,  ber  feit  bem  3"li 
1536  auf  Sßunfcb  ber  C^^rjogin  SSatbarina,  ®ema§lin  beS  O^rjogS 
^einrid^  Don  ©acbfen,  in  greiberg  in  eDangelifcbem  ©inne  prebigte 
unb  eben  je^t  mit  einer  SSifitation  beS  ßanbeS  beginnen  foöt?. 
*uf  feine  an  SReland^tl^on  gerichtete  anfrage,  ob  er  am^  jeftt  bei 
ben  S3eßimmungen  beS  83ifitationSbud^eS  Derl^arre,.  baf)  eDentuell 
ben  ©d^mad^en  unb  SSldben  baS  Sbenbma^l  in  einerlei,  ©eftalt  ju 

Äolbe,  «utl^cr.    ii.  30 


402  ^tfcfT   Hüb  JBfffl1T<ftttftl! 

gcftatten  fei,  ^tte  biefer  bqa^b  geantioortet,  ubngcnd  feine  &ie: 
Tungauibtudlic^atebecttauti^ebQeic^net  9K(^tSb€fton>enigeci(^uttc 
&ifcnt,  eilt  nid^t  ungelel^er,  tebegevanbter,  aber  eittet  9lenf4 
bem  ed  bem  8nf(^etn  nad)  gelegen  tarn,  bem  9te(an((t^on  eM 
am  3^S(  i^  ^xdtn,  entififiet  über  biefe  Stad^iebigtät  bad  betief: 
fenbe  Schreiben  m^dä^t  fogor  mit  anbeten  SBerb&c^tigungen  an 
ben  ShiTfütften.  ffiiebetum  ^tte  Stfict,  ed  toar  Vtittt  eeptemto, 
mit  8ut^  batubec  ju  oet^nbeln.  ^''^nn  gnebtid^  inak  in 
einem  oon  bem  Ständler  überbrachten  ©(^reiben  bem  ,unnotigai 
®e}5nfe'',  bad  bie  ^uptartilel  ber  Stonfefjion  nic^t  berfi^e,  (eine 
groj^  Sebeutung  bei  Sber  2ut^  fa^,  mie  ed  fd^int,  unter  beut 
(tinfluffe  Srudd  bie  ©ad^e  emfter  an.  (5r  toar  erftaunt,  H 
äReland^tl^on  no(^  \o  tief  in  biefen  ,$]^nta[ieen  ftecfe'.  Son 
»©(bnac^en"  fei  je^t  nid^t  mel^r  ju  reben  unb  foQte  man  um  U 
Sßerboted  bed  Z^rannen  miUen,  eine  (Sefialt  nehmen,  .,fo  inii{tc 
man  au(^  lehren,  baf)  bie  SBerte  ju  ber  Kec^tferttgung  t^ten.' 
dx  brac()te  bie  Sngelegenl^it  mit  ber  ^age  Dom  tlbenbmal^i  üter' 
l^upt  in  Serbinbung  unb  erinnerte  fic^  je^t,  ba|  tKelan(^t^on 
Don  feiner  Bufammenfunft  mit  16ucer  in  (Saffel  aDerlei  Slrgumen^i: 
mitgebracht  ^tte,  bie  faß  „sn)inglif(^''  gelautet  litten.  @r  tonnte 
nid^t  miffen,  .^»ie  $l^ilippusl  am  @atrament  m&re".  SSieÜet^t  (ieite 
er  eS  auc^  für  eine  blojte  ^cttmonit.  ®o  fprac^  er  \iä)  ges^R 
Srudt  aud  unb  fügte  l^tnsu,  „er  moQe  fein  ^erj  mit  $^ilippo  teilen, 
möchte  il^n  nic^t  Don  ber  l^o^en  (Schule  getl^n  miffen.''  ^reili^  ^^^^ 
er  bei  feiner  SReinung  be^ne,  muffe  bie  äßa^r^eit  Dorge^.  Sti' 
berichtete  an  8ut^er,  ber  Shirfurft  ^ege  ben  SSerbac^t,  SRelanc^t^on 
marte  nur  auf  eine  günftige  (Selegenl^eit  ober  Sutl^erd  %ot,  um 
mit  feinen  ©onbermeinungen  ^eroor^utreten ,  morauf  Sutl^ei  bc- 
merlte,  tljue  er  baS,  fo  »erbe  er  ein  elcnber  SRenfc^  werben  unb 
feinei^  ®emiffend  falben  teinen  ^eben  l^aben. 

9{ac^  aQebem  a^nte  Sut^er  fc^on  länger  atö  joei  ^aiftt,  ^l 
SRelanc^t^on  fi(^  in  ber  tlbenbma^ldfrage  oon  ii^m  entfernte,  oler 
j|e  f Corner jlic^er  ü^m  bieS  mar,  um  fo  weniger  mochte  er  bei  ^ 
Siebe  unb  ^oc^fc^fipng,  bie  er  SRelanc^tl^on  gegenüber  emptanD, 
bie  92eigung  l^aben,  weiter  banac^  )u  forf(^en.  S&ad  i§n  nid)^ 
minber  fc^merjlic^  berührte,  war,  bag  SRelanc^t^on  manche  gekeimt 


Sutl^  itnb  bie  Knfd^ulbtgungest  gegen  ^ücatäft^m.  468 

^ejiel^ungen  auc^  mit  (Segnern  beS  (SDangeliumS  untetl^ielt  unb 
ol^ne  mit  i^m  batubet  ju  beraten,  mid^tige  Siatfc^lfige  erteilte, 
mäl^renb  Sut^er  aQed  mit  ben  greunben  iu  befprec^en  pflegte, 
^uf^erlic^  max  ber  93er(e]^r  mol^I  ber  alte  geblieben,  mie  frul^er 
mar  SRelanc^tl^on  ber  ^auSfreunb  ber  gamilie,  aber  in  feiner  Sngft 
Dor  ben  il^m  auflauernben  (Segnem,  bie  il^n  aud^  in  mand^em 
l^atmlofen  äßort  eine  gel^ffige  Snfpielung  \>mnnttn  (ie{(,  mürbe  er 
jurucf^altenber.  Cad  entging  auö)  anberen  nic^t.  Sutl^erd  grau,  bie 
il^n  l^od^fc^&^te,  ttax  ber  SReinung,  baj)  eine  grunblic^e  SuSfpradge 
aOed  ins  redete  (Seieid  bringen  mürbe.  ®d  tam  nid^t  ba^u,  burfen 
n)ir  einer  Semerlung  beS  vertrauten  greunbeS  Srucigerd  (glauben 
f dienten,  nic^t  ol^ne  ©c^ulb  t)on  SRelanc^tl^onS  grau,  bie,  fonft 
jurudttretenb,  bieüeid^t  ^au  Statine  gegenüber  il^re  unb  il^ed  SRanned 
@teOung  ju  maleren  mfinfcgte.  ®S  mar  je^t  fo  meit  gefommen, 
bafi  SRelanc^tl^on  ermartete,  einem  93erl^5re  untermorfen  ju  merben. 
(Sr  ^ielt  auc^  feine  (Sntlaffung  für  nid^t  auSgefd^loffen,  unb  nic^t 
ungern  l^atte  er  bie  ffic^fifd^en  geffeln  abgemorfen. 

3ac.  ®d^en(  mürbe  na^  äßittenberg  gelaben,  (am  aber  nid^t. 
31m  12.  Dttober  mar  ber  Shirfurft  in  Sßittenberg  unb  berl^nbelte, 
ol^ne  baft  etmaS  barüber  laut  mürbe,  mit  fiutl^er  unb  einigen  %kt^ 
trauten.  äRelanc^tl^on  ruftete  fi(^  }u  feiner  SSerteibigung.  ©pfiter 
moUte  er  miffen,  bag  fc^on  ein  2;ermin  jur  Serl^nblung  gegen 
il^n  angefe^t  gemefen  mfire  unb  nur  eine  Srtranlung  Sutl^erd  einen 
Sßaffenftiaftanb  l^erbeigeful^rt  l^abe.  £)a$  ifi  mal^rfc^einlic^  nur 
93ermutung.  S^benfaQS  gefd^a^  nichts  gegen  il^n  unb  mol^l  be^r 
l^alb,  meil  gütiger  fid|  nid^t  baju  entfd^liefjen  tonnte  unb  ben  Shtr:: 
fürften  berul^igte.  %u(^  maren  anbere  ©orgen  in  ben  SSorbergrunb 
getreten. 

Die  jel^n  3fl^re  fruljer  (@.  245)  bon  30)^"«  »gricota  an= 
geregte  ^age  bon  ber  Berechtigung  ber  (Sefe^edprebigt  mar  bon 
neuem  erl^oben  morben  unb  ffil^rte  ju  einem  erbitterten  Streite. 
Stgricola  ^tte  fid^  bamatö  fd^einbar  uberjeugen  laffen.  @eitbem 
unterl^ielt  er  bie  beften  Sejiel^ungen  ju  ben  SBittenbergem.  ©einer 
l^erbonagenben  Segabuttg  als  ftanjelrebner  berbanite  er  ed,  baj) 
er  mel^ad^  bon  ben  ffic^ftfd^en  Shtrfurften  audgejeid^net  mürbe, 
föir  begegneten  il^m  ali  ^rebiger  beS  Shtrffirften  auf  ben  9ieid^d= 

30* 


464  9e^.  «firicofo. 

tagen  ju  (Speiet  unb  Sugdburg,  aud^  auf  bet  Sfieneic^i^d^  tm 
btttfte  et  ^o^nn  %t\t\>xxii  begleiten.  3nitt)ifd^  maten  feint 
amtli(^en  unb  petf Anliefen  t^etl^ltniffe  in  Sidleben,  m  et  feit 
bem  ^al^te  1525  »ittte,  immet  unetquidiic^t  geiootben.  Sh^t 
nut,  ba^  et  fi(^  mit  SBicel  fottmfil^tenb  l^mf(^tagen  muftte.  ait(| 
mit  ben  StoOegen  ftanb  et  fic^  ni^t  befonbetS,  unb  übet  jänen 
alten  (Könnet,  ben  (Btafen  Slbtec^t  Don  SRandfelb,  bet  tto(  QQei 
^etfptec^ungen  feine  l^öd^ft  tümmetli(^e  matetiede  Sage  nid^t  befferte, 
glaubte  et  bittete  Stlage  füllten  ju  muffen.  Stein  SBunbet,  nenti 
bet  nic^t  unbebeutenbe  SRann,  bet  öon  feinen  ©etbicnften  niemals 
geting  backte,  hiebet  eine  SteQung  in  ©ad^fen,  momöglid^  an  bei 
ä&ittenbetget  ^oc^fd^ule  ju  et^alten  fttebte.  Suc^  Sutl^et,  bet  i^n 
})oii\i)&%U,  n)ünf(^te  i^n  miebet  in  Sßittenbetg  ju  l^ben.  Unb 
(aum  mad^te  biefet  i^m  eine  leife  C)offnung  auf  eine  ^nfieflunj 
im  ©fid^fifc^en,  atö  Slgticola  au(^  fofott  untet  3utudF(affung  eine§ 
fc^nöben  ©tiefe«  an  feinen  (Stafcn  fein  8mt  betlicfj  unb  in  ben 
SKei^nac^t^tagen  beS  ^aftxt^  1536  nad^  SBittenbetg  {am,  rotUfin 
Sut^et  il^n  eingclaben  l^atte,  lebiglic^  um  an  bet  S3etatung  bei 
®(^maltalbet  Slttifel  teiljuncl^men.  9Rit  feinet  ganzen  gtofcen  ^' 
milie  —  et  l^ttc  neun  Rinbet  —  fanb  et  gaftli(^e  Aufnahme  in 
Sutl^etS  O^ufe.  8Sctttaucn§t)on  ubetttug  il^m  ßut^et  feine  Ser= 
ttetung  auf  ßcl^tftul^l  unb  Ranjel  »fil^tenb  feinet  Steife  nac^  ®(|nJfll' 
lalben.  Sie  SBatnungen  be5  etjütnten  ®tafen,  bet  je^t  alletlci 
übet  SBefcn  unb  SHmtSfü^tung  feines  ftul^eten  5ßtebigetS  ju  be: 
tid^ten  mugte,  l^ielt  et  füt  unglaubmutbig. 

®a3  wutbe  fd^on  na(^  tutjet  Seit  anbetS.  SRel^tete  ^tcbigten 
ägticolaS,  bie  aud^  im  ®tudf  etfd^ienen,  liefeen  cttennen,  bafeet 
feine  ftü^cte  ?luffaffung  fcineSmcgS  aufgegeben  §attc  obet  roeniä' 
ftenS  ^neuc  SSofabeln"  gebtaud^e.  S^fll^i^  betbteitete  fid^  ba^ 
®etüd^t,  bafe  2l^cfen  öon  il^m  jitfulietten,  in  benen  et  bie  ^rebiät 
beS  ®efe§e5  üöflig  ijetmetfe  unb  Don  steinen"  unb  ^^unteinen" 
©teUen  in  Sut^etö  unb  SRcland^tl^onS  ©d^tiften  fpte^.  2&ail^ 
begnügte  ftd^  anfangs,  ol^ne  SRamennennung  in  einet  ^tebigt  gegen 
bie  SReinung  aufjutteten,  bafe  man  nid^t  butd^  baS  ®efe^,  fonbetn 
baS  (SDangeüum-  S3ufee  ptebigen  foQe.  S5ie  Dtbnung,  melc^  bi« 
©d^tift  aöentl^albcn  jeigt,  ffil^tt  et  aus,  ift  bie,  „bafe  aflejcit  öot 


©tteit  mit  9(giicota.  465 

bem  Jtoft  bcr  Sßctgebung  mufe  bic  ©ünbc  crfannt  werben  bur(^ 
bie  ^xebigt  unb  gu^len  beö  ®efe^e§,  auf  bafe  ber  SRcnft^  ge= 
trieben  »erbe,  nac^  ber  ®nabe  ju  feufjen  unb  geft^itft  werbe, 
bcn  Jroft  be§  (göangelü  ju  empfal^en".  aber  unter  ©ejefte^ 
prebigt  Derftel^t  Sutl^er  alles  bad,  »aS  (Sottet  SBillen  an  bie 
SRenfd^en  jeigt  unb  unfere  ©ünbe  aufbecft,  gleid^biel,  ob  eö 
im  bitten  Jeftamcnt  ober  SReuen  Jeftament  fte^t,  ja  S§rifti  2ei= 
tocn  unb  Sterben  fei  bic  gemaltigfte  Sufeprebigt,  bie  man  erbeuten 
tonne. 

^dma^ltd^  mud^S  fein  SSerbad^t  gegen  Slgrtcola.  S)cr  perfön= 
U(i^e  SSertel^r  l^örte  auf.  Um  il^n  t)on  ber  ftanjel  fernj^ul^alten, 
prebigte  Sutl^er  faft  immer  felbp.  äud^  über  biefe  neue  3rrunft 
Dcrl^anbelte  ber  Sturfurft  mit  il^m,  als  er  fic^,  »ie  bereits  erwÄl^nt, 
imOttober  1537  in  SBittenberg  auffielt.  Äberägricola  gab  jcftt 
befriebigenbe  Srßdrungen  unb  @nbe  Dftober  tonnte  er  an  f^tn 
C)of  berichten,  )ia^  Sutl^er  feine  Siec^tgläubigfeit  anerfannt.  l^abe, 
roorauf  ber  »urfürft  ben  SBSunfd^  auSfprat^,  8lgricola  foHte  nun 
au(^  Don  feiner  abmeic^enben  SJebeweife  ablasen. 

Unmittelbar  barauf  gab  er  tjon  neuem  Semeife  feiner  Un5u= 
üerläfRgfeit.  Unter  bem  3ßorgeben,  ßutl^er  l^abc  feine  ®ene]^mi= 
flung  baju  gegeben,  begann  er  ein  grofeeS  SBcrl,  „©ummarien 
über  bie  Stjangelien",  ^erauSjugeben ,  offenbar  mit  ber  Slbfic^t, 
bamit  für  feine  Seigren  ju  werben.  ?iun  l^atte  Sutl^erS  Steigung, 
ben  alten  greunb  ju  fd^onen,  ein  (gnbe.  änfang  SJejember  bers 
öffentUddte  er  jene  im  gel^eimen  äirluUerenbcn  Jl^efen  »eines  ge= 
wiffen  JlntinomerS".  ®ie  jeigtcn  SHgricolaS  frfil^eren  (ptanbpunft 
nur  in  üerf(^ärfter,  ßutl^erS  Seigre  entfd^ieben  Derwerfenber  gorm. 
3n  bem  erften,  grunblegenben  Jeile  bel^auptete  er,  ia^  bic  SSufee 
niemals  aus  bem  ©etalog  geleiert  werben  burfe,  fonbern  lebiglid^ 
aus  bem  ®t)angelium.  ©iefeS  aller  Shcatur  ju  Dcttünben,  l^at 
ber  &err  nod^  bei  feinem  8lbfd^eiben  geboten,  ©ie  ba  leieren,  bafe  t)aS 
ßüangelium  nur  fold^en  ju  üerfunben  fei,  bie  öor^a  burt^  boS.  ®efe§ 
in  il^rem  ^erjen  erfc^üttert  worben/  üerbrel^en  tjie  einfcrd^ften  SBötte 
ß^rifti,  an  ber^n  einfac^m  ®inn  man  ebenfo  feft^alten  muffe,  Ä>ie 
bei  ben  ?lbenbmal^ls Worten.  fiutl^erS  ^ufeerungen  börfiber  wibcr? 
fprä(^en  fic^.    ©ne  jweite  Jl^efcnreil^e  ,t)erftieg  fi(§  ju  Slufewmtgcn 


I 


4M  «tittnmttlfKfc^r  etteit 

»ie  biefe:  ^Bift  bu  ein  ^uret,  Sube,  (S^tfyx,  ober  fonfl  ein 
®finb€t,  glaubt  bu,  fo  bift  bu  im  ffiege  bet  @eltgfett  —  Senn 
btt  mitten  in  bet  @finbe  ftedfeft  aufd  ]^5($fte  unb  bift,  glaubft  bu, 
fo  bift  btt  mitten  in  bei  Seligteit  Ktöbalb  bu  gebenteft,  fo  unb 
fo  fönt'  ed  in  bei  (Sl^riftenl^t  jugel^en,  ed  f outen  feine,  el^tbote, 
jud^tige,  ^(ige,  (eufd^  Seute  fein,  fo  l^ft  bu  baS  (Süangelii  f((on 
gefeljlet  ca.  6,  ßuce  (?)- 

Sie  beiben  erften  biefet  ®dfee,  meinte  Sutl^et,  mürben  DieQeicit 
nic^t  ton  Sgricola  felbft  l^enfil^ten,  —  anfangt  l^atte  btefer  ben 
9htt,  fie  fiber^upt  alle  abzuleugnen  —  abet  baf(  fie  feine  926 
nung  miebergaben,  glaubte  Sutl^r  aud  anbeten  ^u%erungen  mit 
@i(^l^it  fc^liejten  ju  muffen,  dagegen  Derfaf)te  er  nun  feteft 
{»ei  Z^fenrei^n  über  baS  SBefen  ber  Suj)e  unb  fiber  ba$  ffiefen 
bed  dkfe^eiS.  &o  befKmmt  er  nad^  ber  Seigre  beiS^auluS  betont 
baj)  bad  (Sefe^  mit  ber  SÜed^tfertigung  nic^td  ju  tl^un  l^be,  ebenfo 
entf(^ieben  ^It  er,  mie  fluider,  baran  feft,  baj)  baS  (SDangelium 
benen  gilt,  bie  ben  ©(^merj  ber  ®ünbe  erfahren  l^ben,  ma^  but(( 
bie  Stlenntni^  bed  SBiQend  (Sottet  ober  beS  Ükfe^e^  gewirft  mirb. 
Srft  wer  bur(^  biefe  (aud^  üom  l^eiligen  ®eifi  gemirtte)  (Srfennt= 
nid  ubermfiUigt  mirb,  mirb  ffi^ig,  bad  (EDangelium  aufzunehmen 
unb  burc^  bie  tec^tfertigenbe  ®nabe  ®otted  bie  ®ünbe  au$  Siebe 
ju  ®ott  ju  Derabfd^euen  unb  gute  Sßerte  ju  tl^un.  Unb  ha  mir, 
aud^  butcb  bie  (Snabe  l^eilig  gemad^t,  in  einem  funbtid^en  Seibe 
(eben,  mujfe  bad  ®efe^  immer  ba  fein,  um  und  ju  fc^redfen  unb 
JU  ftrafen  bid  in  itn  Zob.  ^emnad^  erttfict  Sutl^er  bie  gorberung, 
bad  (Sefe^  abjutl^un,  für  bladpl^emifc^.  (Sr  nennt  feine  (Segner 
%ntinomer.  greilic^  l^atte  Slgrtcola  red^t,  fic^  bagegen  ju  maleren, 
bat)  er  libertiniftifd^e  Zenbenjen  ))erfolge,  mie  i^m  Sut^er  im  S3er= 
laufe  bed  ©treited  unterfd^ob,  aber  ebenfo  red^t  §atte  Sut^er,  ju 
betonen,  bafi  man  fold^e  Folgerungen  aud  feinen  ©fi^en  }iel^n 
muffe,  benn,  fagt  er  in  einer  anbern  gegen  Ägricola  gerid^tcten 
®(^rift:  „Sßer  bad  ®efe^  verbeut  ju  leieren,  ber  tann  Don  ber 
@ünbe  nid^t  leieren,  unb  muffen  bie  Seute  ol^ne  Srfenntnid  ber 
©finbe  frei,  fit^er  bal^in  leben.*  ,SBer  ba«  ®efe^  meg  tl&ut,  ber 
mu{)  bie  ®finbe  meg  tl^un." 

Sßon  biefen  Folgerungen  aud  beurteilte  er  bie  ganje  tlngelegen= 


2vit^tt9  8ettttet(nttg  be9fe(6cn.  467 

l^eit.  ®$  l^anbelte  ftd^  für  i^n  nic^t,  n)te  ftül^er,  um  eine  gelel^tte 
tl^eologifc^e  ^age,  fonbetn  um  bie  ganje  ^eitöfrage.  @eit  in>an$ig 
3a]^rcn  »ac  e§  fein  ©efttcben  gemefen,  ju  jcigen,  wie  ber  um 
feinet  @ünbe  miQen  erfd^todene  aQein  Dutc^  ben  (Slauben  ^eben 
etl^Ue,  unb  mie  man  butc^  biefen  Glauben  gute  Sßerte  tl^un  tonne, 
^e^t  trat  biefet  SRann  auf,  ti|  einjelnc  feiner  ®d^e  au^  bem 
Sufammenl^ange  unb  erbaute  baraud,  inbem  er  feine  Seigrer  beS 
SlbfaOS  be)i(^tigte,  eine  S^l^eorie,  bie,  toic  Sut^  meinte,  }ur 
(Sittenlofigteit  unb  jur  (Sntmertuttg  ber  ganjen  ^eitölel^re  fuhren 
tnü^te.  S)aruber  feufjte  er:  ,,34  foOte  biOig  Don  ben  SReinen 
Rieben  l^aben,  e$  »are  an  ben  ^apiften  genug''.  S)aiu  tarn  bad 
ganje  d^aratterlofe  unb  un}ut)erldffige  SBefen  %ricoIa$,  ber  ben 
einen  2:ag  fic^  fd^einbar  üon  Sutl^er  uberjeugen  lief)  unb  il^m  ju^ 
ftimmte,  unb  am  anberen  bod^  mieber  feine  Raffung  für  bie  rid^tige 
crHfirte  unb  im  gel^eimen  bafur  »irfte. 

Unb  5eitmeilig  fd^ien  e^,  ai^  foQte  bie  Sngelegenl^eit  eine  gr5f)ere 
Sragmeitc  gewinnen.  SRan  erfuhr,  baf)  au(^  3<^cob  ®d^enl  anti:: 
nomifiifd^e  @5^e  vortrug  unb  ba|(  Slgricola  nic^t  nur  in  feiner 
frül^eren  ®emeinbe  üni^änger  feiner  Jl^eorie  befaf(,  fonbern  au<^ 
an  anberen  Drten  dl^nli^e  Xenbenjen  fi(^  regten.  Sber  mir  braud^en 
baS  @injelne  biefet  unerquitflic^en  (Streitet,  ber  jahrelang  mfil^rte, 
unb  bie  mancherlei  babei  geoec^felten  Schriften,  mie  bie  Derfd^iebenen 
Disputationen,  bie  gütiger  bedl^alb  abhielt,  nid^t  ju  t)erfolgen.  (Eine 
SSerfö^nung,  iu  ber  Suti^er  tro^  ber  @(^drfe,  mit  ber  er  ben 
Streit  ful^rte,  mel^rfac^  bereit  mar,  namentlich  auc^  um  Kgricolad 
^au  miHen,  mar  immer  nur  t)oruberge]^enb.  S)er  eitle  äRann, 
ber  |id^  gerül^mt  l^tte,  ba|(  bie  SBittenberger  an  i^m  einen  Settor 
betommen  litten,  ber  i^nen  bie  S)ialettica  leieren  mürbe,  tonnte 
e§  nid^t  laf[en,  auf  biefem  ober  jenem  Sßege  fic^  (Geltung  ju  t)er: 
f(^af[en,  unb  man  begreift  ed,  baf)  er,  mie  fdbon  bemertt,  eS  al§ 
ein  erlittenes  Unrecht  empfanb,  ba^  Sutl^er  aus  feiner  Sel^e  %oU 
gerungen  jog  unb  fie  il^m  fc^ulb  gab,  bie  er  menigftenS  nic^t  au^ 
gefproc^en  l^tte.  ^m  S^l^re  1640  erl^ob  er  ob  biefer  »Salumnie" 
9f|entli(^e  ftlage  gegen  gütiger.  (5$  marb  ein  orbentlid^eS  ®erid^t$- 
berfa^ren  eingeleitet,  baS  freilid^  mel^r  gegen  ben  Slntlfiger  atö  ben 
93ettlagten  fid^  rid^tete.    ^  eröffnete  ftc^  il^m  ein  ^usmeg.    (Er 


4C8  Sgticofo.    VHbxtdft  Mn  IRoiit}. 

erhielt  eine  Setufuitg  atö  ^ofptebiger  nad^  Stanbenburg.  %>i) 
mar  er  ton  bei  eiblic^en  IBet])fIu^tttng,  Sßittenberg  Dor  Su^tiag 
bet  Sngetegenl^ctt  nid^t  ju  oeiloffen,  nic^t  entbunben,  al#  et  au^ 
<StQbt  unb  fianb  entoic^.  ^eUi(^  muf)te  er  oon  IBertin  au§  not= 
gebrungen  eine  93erf5^nung  mit  ben  Sßittenbergem  fuc^en.  96er 
ber  ^ebe  mar  nur  t)on  (urjer  S)auet.  (Sr  blieb  berfelbe  un}u:: 
oerlfiffige  Slenfd^,  ber  er  mar,  bet  ,,9Rolc^\  mie  Sutl^  t^ 
nannte.  Unb  ^iSridel"  nnb  ^^^del",  tlgricola  unb  ^cob  ©c^t, 
ber  in  ntel^reren  Stellungen  ein  rul^lofed  Seben  fu^te  unb  enblic^ 
elenb  5ugrunbe  ging,  blieben  für  Sutl^r  bie  Zi^pm  aufgeblafener 
unb  l^off&rtiger  Xl^eologen,  bie  aud  eitler  Sl^rfuc^t  9iotten  unb 
Selten  aufrichten.  — 

Sßie  (aum  ein  anberer  l^t  biefer  ftampf  Sutl^  innerlid^  et- 
regt  unb  feine  Shr&fte  üetsel^tt.  SBie  gern  l^tte  et  lieber  ,,al^  ein 
(SteiS  unb  Smeritud",  fo  fd^teibt  et  einmal  an  3ufln$  SfonaS,  ba^ 
Sergnugen  bet  Ulten  genoffen,  im  Snblid  bet  Sßunbet  ®otteS  an 
ben  Slumen  unb  an  ben  ^ud^ten  bet  SSfiume  fid^  ju  etfteuen 
unb  bem  ®efange  bet  S3dgel  ju  laufc§en.  8bet  immet  Don  neuem 
et^oben  fic^  neue  SBitten,  entftanb  neues  ttgerniS.  SRit  Hgticola 
beftanb  getabe  ein  leiblid^et  SßaffenftiUftanb,  aU  eiS  5U  ^fingften 
1538  in  Sßittenberg  ju  einem  ®(anbal  fam,  bet  Sut^et  Don  neuem 
in  gto{(e  (Snegung  üetfe^te.  S)ie  ©acbe  ^ing  ^ufammen  mit  feinem 
alten  ftampfe  gegen  %lbtec^t  Don  äRainj. 

SBie  oft  biefet  Stitd^enfütft  fid)  ben  Slnfc^ein  gegeben  l^atte,  aU  ob 
et  bet  Sieformation  nic^t  unfteunblid^  gegenüberftdnbc,  fo  mat  et 
bod^  betfelbe  leid^tfertige,  d^aratterlofe  ^enfcfe  geblieben,  bet  er 
immet  mar.  Seit  bem  S^^re  1531,  mo  er  ju  längerem  ?lufent= 
l^lt  nac^  feinet  9ie)ibenj  ^alle  getommen  mat,  jeigte  et  ftc^  feinb= 
feiiget  öl«  je,  ging  et  boc^  bamit  um,  SBittenberg  gegcnübet  in 
^aüe  eine  neue  Unioerfität  ju  grünben.  Sßon  ber  Berufung  be^ 
Stotu«  aiubianu«  unb  beffen  (gintreten  für  ben  SRainjet  unb  gegen 
bte  8lef otmation  ift  fd^on  bie  aSebe  gemefen.  Salb  bta<§en  fc^mere 
jÄgc  fut  bie  ffiöangelifd^en  in  ^alle  an.  9?id^t  nut  mutbe  im 
®e5embet  1533  jebe  tird^lid^e  Steuerung  Derboten  unb  ber  S3efu(^ 
bes  (SötteÄienfteS  in  ben  benachbarten  eoangeltf c^en  Dttfd^ftcn 
ünterfdgt,  im  Saufe  bc3  S^^reS  1534  mürben  17  ..neu  in  ben 


9)at  geiodl^lte  S3ürger,  metl  )ie  am  eüangelifc^en  S3efenntntf{e  feftr 
l^ielten,  mit  il^ren  Familien  Dertrieben.  Sutl^et  befurtooctete  il^te 
^itte  an  itn  Shirfurften  üon  ©ad^fen  um  gutfpta^e  in  einem 
fc^atfen  SBriefe  üom  5.  3uni  1534:  ^®et  falfd^  SRann  unb  ted^ter 

Saibinal  plagt  bic  ftomen  öeutc  iemetlid^. ®aS  unfc^ulbige 

SBlttt  SR.  ®eotgett  (bgl.  ®.  292)  fo  er  üetgoffen  unb  gef offen  IJat, 
reget  ftd^  unb  bricht  erfur  unb  »il  fein  Urteil  felbs  miber  il^n 

rcijcn. Sc^  ia^  ®ott  ber  Derjagten  SRemme  abermal  einen 

®d^redFen  unb  (Srnft  feigen  laffe,  ®ie  foQte  il^ren  äRutmiUen  freiließ 
küol  laffen.  (S^rifiud  gebe  bemfelben  feinem  ^einbe  feinen  Sol^n 
balbc*.  aber  atte  «erfu^e  be«  »urfurften  unb  bed  gfirften 
äßolfgang  t)on  ^nl^alt,  ben  ftarbinal  umjuftimmen,  maren  Der^ 
geblid^. 

®a  fam  eine  neue  ©ac^e,  um  Sutl^erS  3orn  gegen  il^n  ju 
erregen.    Am  21.  3wm  1535  »urbe  einer  ber  öertrauteften  ©iener 
3llbre(^tS,  fein  Unter^finbler  in  feinen  mancherlei  ginanjnöten  unb 
nic^t   immer  fauberen   ^elbgefd^fiften ,   ^anS  t)on  ©c^öni^,  bem 
man  grobe  93eruntreuungen  fd^ulb  gab,  in  ®tebic^enftein  gel^enft. 
äßie  meit  bie  @d^ulb  bed  feineSmeg«^  fc^ulblofen  ilianned  ging, 
lafjt  fi(^  au(^  b^ute  no(^  nic^t  mit  93eftimmtl^eit  fagen,  fieser  ift 
aber,    bafe   il^m   manche   ®eftanbniffe  auf   ber  golter  abgeprefet 
mürben,  unb  tro^  ber  SppeOation  feiner  Familie  an  'ba^  ftammer^: 
gerieft  würbe  ber  ^rojefe  gegen  ben  Jlngellagten ,  bem  man  nid^t 
einmal  einen  93erteibiger  gemalerte,  in  ber  fc^amlofeften  SBeife  geführt, 
auc^  rourbe  bie  (S^efution  über  ®rmarten  fc^neU  ooOi^ogen.    Sie 
Einrichtung  bed  angefel^enen  SRanneS,   ber  fic^  üorne^mer  93er= 
wanbten  rül^men  tonnte,  —  fein  ©d^mieger&ater  mar  ber  S3ürgers 
meifter  ^ieron.  SBaltcr  Don  Seipjig  —  machte  baS  gröfete  ?luf= 
feigen,  aber  erft  burc^  Sutl^erS  (Singreifen,  ber  fid^  be^  bermeintlid^ 
Unfc^ulbigen  unb  feiner  @rben,  beren  ®üter  ^Ibrec^t  einjog,  mit 
einer  gemiffen  Seibenfd^aft  annal^m,  befam  bie  ©ac^e  ein  allgemeine^ 
öffeittlid^eö  3wt^^^ff^-    ®c^  Rarbinal  l^atte  in  feinen  Slugen  f(§on 
$u  biele  ^eifpiele  t)on  C)interlift,  Unaufric^tigleit  unb  SBodl^eit  ge- 
geben, alS'bafi  er  nid^t  fof ort . geneigt  gemefen  märe,  5u  glauben, 
baf)  e&  jenem  nur  barouf  angefommen  mdre,  fic^.  eine§  unbequemen 
Siitmifferd  femer  ®unben  unb  Übeltaten  }u  entlebigen.   @o  fuc^te 


470      2nt^  gegen  Wbxtäft  «on  Vtam)  in  ber  @a4e  M  e^Smt 

b€t  Stttbex  be«  (Betid^teten,  Snton  t).  @(|9ni^  bie  @a(^  l^isjii= 
fteQen.  8uf  beffen  IBunfc^  UKinMe  ft(^  Sut^  f<^on  am  3.  ^i 
1535  an  feinen  Shttfätflen  mit  bet  Sitte,  8.  ü.  ec^Sni^  in  feines 
^i^uH  }u  nehmen,  unb  ^ofyixm  ^ebti<^  oat  um  f  o  ^  geneigt 
baju,  ald  et  über  bie  Xu^be^nung  bet  tic^tetUc^en  (Bemalt,  Die 
i^m  a(d  Sutggtafen  in  ^Dle  julam,  fdt  meuteren  ^al^ten  mit 
fUbttäft  in  ®tteit  lag.  Sutl^d  Stsmol^n  gegen  ben  ftatbinal 
»utbe  but(^  einen  ^Oenfet  Kat^l^ettn,  Subwig  Stabe,  beftdA 
918  ein  um  feine«  dUaubend  »iflen  Setttiebenet  l^tte  et  in  Sut^ 
O^ufe  3uf(u(^t  gefunben,  ofil^enb  il^n  bet  ftatbinat  üielme^r  »ie 
^.  t>.  &i)6xd%,  bet  i^m  jut  §Mt  oetl^olfen  l^tte,  »egen  Untreue 
Detfolgen  lief).  Huf  bie  9{a(^ti(^t,  baft  Slbted^t  i^m  t)on  neuen 
bedl^lb  nad^fteHe,  meil  et  ®(fi5ni^  an  Sutl^d  2ifd^  ju  teii^tfettigeii 
»age,  fd^tieb  Sutl^  dnen  bittetb9fen,  l^d^nifd^en  Stief  an  ben 
..^eOifi^en  ftatbinal^  bem  fein  bfife«  dkmiffen  feine  8btl^  lofe, 
unb  bet  be^^tb  M^  bfifen  (Bef^teid  gern  toiS  ofite.'' 

Sie  namentUd^  butc^  bie  an^ltinif(^en  gutften  untetnommenen 
Setfud^e,  i^ifd^en  bem  Satbinal  unb  ben  Setmanbten  be§  (iiR= 
geti(^teten  einen  Vu^lei(^  j^beijutu^ten,  fc^tetten,  mie  Sut^ 
annahm,  an  bem  böfen  SßiQen  bed  SRainjet«.  S>atubet  touTbe 
et  immet  etbittettet,  unb  9nton  t).  <Sd^0ni^,  bet  eine  jiemUc^  itoeifel' 
l^fte  SioQe  in  bet  ganjen  Angelegenheit  fpielte,  üetftanb  e^,  beti 
Kefotmatot  immet  bon  neuem  aufju^d^eln.  SRitte  ^anuat  1536 
etfd^ien  et  felbft  in  ffiittenbetg  unb  betid^tete  Sut^et  weitete  (8injel= 
^iten  übet  ba«  Zteiben  Albted^td  unb  übet  bie  Sßotgfinge  bei  bent 
$t05effe.  SBad  et  befonbet«  l^üot^ob,  UKit,  baf)  bet  Statbinal  übet: 
l^upt  feine  Slutgeted^tigfeit  übet  bie  Sätget  t)on  ^Ut  befi^e. 

Untet  bem  Sinbtudf  biefet  SRitteilungen  f(^tieb  8utl^  einen 
jmeiten  SStief  an  ben  Satbinal.  (Et  toax  nod^  fc^tfet  aU  bei 
k'otige.  3n  jiem(i((  beutlid^en  IBotten  maf)  et  il^m  je^t  bie  Slutf($# 
nid^t  nut  an  bem  itobe  be«  @(^5ni^,  fonbetn  aud^  be«  i^n  ^^ 
ftul^  etmotbeten  SBintlet  ju.  S)en  ®(^öni^  l^be  et  langen  laffen, 
mfi^tenb  et,  bet  Shtd^en  unb  ftlöftet  audtaube  unb  fi(^  fogot  an 
bem  (Bute  einet  feinet  Sul^letinnen  t)etgtif[en  l^be,  »ett  »ate, 
an  einen  (Balgen  gelangt  ju  wetben,  bet  bteimal  l^öl^et  mate  Ai 
bet  (Biebi(^enftän.     Kuc^  fonft  fanben  fi<§  Sudbtfide  batin,  bie 


jtlage  ll(Bre<(t«  gegen  8ntl^.    @tmoit  Semniu«.  471 

nac^  SZelanc^tl^ond  Urteil  ,,ni(^t  ganj  ber  t^eologifii^en  @taDttdt 
cnifprec^cit."  Unb  bicfct  SSricf  fofltc  nur  eine  vorläufige  SBar= 
nung  fein;  eine  öffentüd^e  ®(^rift,  in  bcr  er  ba«  83erfal^ren  beS 
Statbinatö  branbmarten  looDte,  fteQte  er  in  SuSfid^t.  Wbrec^t 
Jc^icn  barauf  fd^meigen  ju  »oßen,  ben  Überbringer  bed  ©riefe« 
fc^idte  er,  wie  Sutl^  erja^lt,  el^renboU  jurucf,  antwortete  aber 
ni(^t.  S)ann  lief)  er,  todf^l  um  il^n  ^u  entwaffnen,  8utl^er  »iffen, 
bag  et  bereit  fei,  il^n  atö  @c^ieb«ri(^ter  anjunei^men,  wa§  biefer 
ablel^nte.  S^Sl^i^^  veranlagte  er  ben  fturfurften  ^oac^tm  II.  unb 
bie  übrigen  93ettern,  über  bie  beut  ganzen  Stamme  angetl^ne 
Sd^mad^  bei  S^'l^titi  ^riebrid^  Stiage  ju  fuhren.  Sut^er  erflfirte 
barauf  bem  ftan^ter  SrudC,  bie  durften  würben  richtiger  Rubeln, 
I0en  Starbinal  jur  Sefferung  ju  ermal^nen  unb  i^n  um  ber  @d^mad^ 
wiQen  ^u  ^afen,  bie  er  felbfi  bem  ganjen  O^ufe  anget^an  l^be: 
S)et  Shtrfurft  lief)  bie  @ac^e  ge^en  unb  Sutl^er  fal^  einftweilen  t>on 
weiterem  Sorge^en  ab,  obwol^l  jur  (Srl^öi^ung  feine«  S^tnt^  bie 
9u«glei<^«Der]^nblungen  in  ber  ©ac^e  be«  ®(^5ni^  teinen  Schritt 
weiter  famen. 

Sa  ^atte  ein  junger  $oet,  au«  ber  ®d^ule  SRelanc^tl^on«, 
®imon  Semniu«  (eig.  Sememen  au«  (Sraubünben)  ben  9iut,  in 
einer  in  SBittenberg  felbft  erfc^ienenen  ©c^rift  ben  SRainjer  ju 
oerl^enlic^en.  Km  ^fingfttage  be«  ^al^re«  1638  lief)  er  Vor  ben 
SKrd^tpren  jwei  Sudler  (Epigramme  au«bieten.  9Relan((tl^on  l^tte 
al«  9ie(tor  bie  S)ru(ferlaubni«  gegeben,  ol^ne  bie  ®ebid^te  anju- 
iufel^en,  benn  er  glaubte  ben  jungen  talentvollen  SRann  ju  (ennen 
unb  l^tte  i^n  erß  bor  (urjem  bem  State  von  8lug«butg  für  ein 
@tipenbium  empfol^len.  Stwa  50  S^emplare  mochten  verlauft 
fein,  al«  man  auf  ben  3n^lt  aufmertfam  mürbe.  3^  leidet  er= 
lennbarer  SBeife  würben  eine  gan^e  Knjai^I  ^erfonen  in  ®tabt 
unb  Univerfität  in  ^um  Zeil  bei{)enben  Werfen  burd^el^d^elt.  9uf 
bie  Sefc^werbe  be«  9lat«  würbe  ber  S)ru(fer  ©c^irlen^  ver^ftet,  unb 
bem  2)i(^ter  ba«  eibUd^e  SSerfprec^en  abgenommen,  bi«  }ur  QSrlebigung 
be«  gaUe«  bie  ®tabt  nic^t  ju  verlaffen.  9ReIan(^tl^on  legte  an- 
fang«  ber  ©ad^e  leine  grofee  Cebeutung  bei.  Aber  balb  entbecfte 
man  immer  neue  Knfpielungen  in  ben  fraglid^en  X^erfen,  auf  bie 
SDbrigteit,  ben  C)auptmann  Sle^fd^,  au(^  auf  ben  8anbe«furften, 


472  !Det  ^cmM  M  ^irnon  teniiiiiS. 

namentli(^  aber  cin))fanb  man  ed  ate  einen  Stanbal,  bafi  fiemnts^ 
feine  (9ebi(^te  bem  Starbinal  9l6te<^t  gemibmet  l^tte,  ja  es  »agtc,  i^ 
in  niebtiget  ®(^mei(^elei  aU  ben  befien  unter  ben  SKrc^nffiifien,  bn 
bie  alte  Steligion  fd^fi^e  unb  bie  e^noürbigen  (Sebrduc^e  bet  $atec 
erlitte,  bid  jum  ^immel  ju  er^ben.  ^d  er((^ten  Sut^  fo  unfa^i, 
bafe  er  in  bem  Sifc^of  felb^  ben  inteaettueOen  Url^ber  bed  %= 
griffe  auf  bie  ffiittenberger  Dermutete.  (Sein  S^xn  loberte  in  ^a 
flammen  auf.  ^m  92amen  bed  abwefenben  $farrerS  ^ugen^gen 
glaubte  er  bagegen  auftreten  }u  muffen,  bamit  man  audmdctd  tiii^t 
meine,  ba|)  folc^e  ©cbanbpoe^een  in  Wittenberg  gebulbet  toutben. 
@(^on  am  nfic^ften  ©onntag  brachte  er  bie  @a(^e  auf  bie  9o^i 
unb  verlad  am  Snbe  ber  $rebigt  gegen  ,,ben  ©d^anbpoetafieT  unb 
gegen  ben  verlogenen  @tabtfd)reiber  bon  ^üt" ,  ben  9i\ifii 
eine  (Ertl&rung,  bie  in  i^rer  ®robl^it  unb  niebrigen  Su^bntdwe 
nur  bur(^  bie  gro{)e  (Erregung  unb  fittlid^e  (Sntrfiftung  in  etn»» 
entfd^ulbigt  merben  fann.  3>iii>>if^>i  ^^^  SemniuS  unter  ^nii 
feines  (SibeS  entflcl^en.  9la<^bem  er  mel^rfac^  geloben  morben  rm, 
mürbe  er  fd^impflic^  relegiert. 

Cr  räcbte  fic^  in  feiner  ffieife.  fturje  S^xt  barauf  erfi^i« 
nod^  wettere  Epigramme  gegen  bie  SSittenberger  unb  etmaS  ipäta 
ein  bramatifc^ed  Sc^anbgebic^t  Monachopornomachia,  roAfy^ 
namentlich  bie  grauen  oer  3leformatoren,  beren  9Jamen  ber  ©c^tct 
nic^t  einmal  tannte,  fo  nenig  ^tte  er  oon  i^nen  gefeiten,  in  i^ 
gemeinften  SBeife  bef(^impfte.  ^n  fittlic^em  ©c^rnu^  bietet  biefe^ 
SRac^merf  »o^l  bas;  Unptigfte,  maS  jene  ^txt  aufjumeifen  ^ 
böiJ^ftenS  tonnte  €6  nod^  ubertroffen  »erben  burd^  bie  $oetieen 
eines  polnifc^en  ^umaniften,  beS  S3if(^ofS  »tibreaS  SriciuS  (o.  Rott: 
n)i^)  eines  äRanneS,  ber  fic^  jugleic^  auf  bie  fattifc^e  unb  littaa- 
rif^e  SSeldmpfung  beS  Sutl^ertumS  in  ^olen  etmaS  jugute  tl^t. 

35iefe  »eiteren  poctifc^en  fieiftungen  bcS  ßemniuS  l^aben  8ül^ 
nit^t  me^r  berij^rt,  aber  bamit  »ar  bie  ©ac^e  nod^  nid^t  ju  Snbc. 
2lene  grobe  Srlldrung  l^atte  8ut§er  fogar  burc^  S)rud[  unb  ^i^H 
bcfannt  gegeben.  Sin  ©c^rei  ber  Sutrüftung  ging  i^urc^  ta^  B^"3^ 
{)auS  C)o§en)oQern.  Sturfürft  3i^<i<^iin  II.  t)on  Sranbenburg  manbte 
fid^  megen  gemeinfamer  Slbme^r  ber  i|fnen  angetl^anen  ®^m(ii)  (i^ 
fämtlic^c  ©lieber  feines  C)aufeS.    ^\\i)  »Ibred^t  oon  ^rcu|en  w 


Sutl^td  (Stiranfung  im  kommet  1538.  473 

cntrfiftct,  nur  äRatlgtaf  @corg  fanb  in  fiutl^ct^  crtcgbatct,  unb 
buTd^  feine  anbauetnbe  StranUid^feit  no(i^  mel^t  geteilten  Statut 
einen  Sntfd^ulbigung^grunb.  (St  woQe  nid^t  Diel  (Sefd^tei  machen, 
fc^tieb  er  jutucf,  um  i^n  bei  feinet  ©d^macbl^eit  ni(^t  nod^  mel^t 
anjufed^ten.  ,,8utl^et^  Xl^un,  SBefen  unb  Slmt  fei  auf  ^öl^eteS 
gctid^tet."  ®ie  ftlagen  bet  gfitften  bei  feinem  ßanbeSl^enn  waren 
etfolgloS,  unb  Sutl^et  blieb  babei,  „bct  öctjweifelte  Pfaffe"  l^be 
nid^tö  SSeffete«  öctbient. 

ÜbtigenS  mat  bet  SRatfgtaf  ted^t  untenid^tet.    ^06)  »fil^tenb 

ber  QaxiM  mit  Semniu^  fpielte,  im  S^li  1538,  mat  Sutl^et  an 

fc^tteter  ®t)fentetic  etitanft.    ®a§  Übel  »at  lange  nid^t  ju  ftiflen, 

XDo^l  auä)  beSl^alb,  meil  et,  ein  geinb  atlet  ^tjeneien  unb  bifitetifd^et 

SSotfd^tiften,  fic^  nid^t  genugenb  l^ielt.    „^d^  effe,  v>a^  id^  mag  unb 

fterbe,  wenn  ®ott  »iü",  pflegte  et  ju  fagen.    Unb  faum  »at  et 

nac^  »oc^enlangem  Seiben  miebet  etmaS  mol^let,  atö  et  Don  9il^eu= 

matidmug  befallen  wutbe,  unb  neben  bem  je^t  fd^on  ftdnbig  ge= 

worbenen  ftopifleiben  aud^  bte  ©teinbefd^merben  fid^  »hiebet  ful^lbat 

ma(!^ten.  Dftmal^  glaubten  et  unb  bie  ©einen  miebet,  bag  baS  Snbe 

nal^e  fei;  et  fptad^  Diel  baöon  unb  mit  einet  gewiffcn  ©el^nfud^tv 

befonbetS  bet  fic^  immet  »iebet  etl^ebenbe  ©tteit  mit  Ögticola, 

ptef(te  il^m  ben  S&unfd^  aud,  nic^t  mel^t  länget  j(u  leben,  ba  bod^ 

fein  gtiebe  ju  l^offen  »fite,    äbet  et  üetjagte  nid^t.    ^m  ©c})= 

tembet  1538  fd^tieb  et  an  ben  alten  gteunb  ^tobft  in  ©tcmen, 

ben  ^aten  feinet  Xod^tet  SRatgatete,  bet  et  einmal  fpfitet  einen 

guten  ®atten  befotgen  foQe:   „S&enn  es  leinen  anbeten  Semris 

bafüt  gebe,  bafe  »it  betufen  finb  unb  etwfil^lt  jum  SReid^e  ©ottes 

unb  baS  äßott  ®otted  ^aben,  fo  mfitbe  bie§  eine  genug  fein,  baf) 

»it  fottwäl^tenb  Don  neuen  ©elten  angegriffen  »etben,  fogat  bon 

folc^en,  bie  teilmeife  aud  unfetet  äRitte  tommen,  ganj  ju  fc^weigen 

t?on  ben  $apißen  unb  ben  petfönlid^  ju  etfal^tenben  Angriffen  beS 

©atanS,  unb  bag  bad  (SDangelium  bei  ben  Unfetn  üetad^tet  mitb. 

äßit  finb  nid^t  beffet  atö  bie  Hpoftel  unb  ^topl^eten   obet  gat 

unfet  ^ett  felbft.''    (Einige  Qtxt  fpfitet  fd^teibt  et  bemfelben  gteunbe: 

„Unb  wenn  ic^  ein  Diamant  mfite,  miitbe  ic^  untet  biefet  Saft 

jufammenbtec^en.''    ^ngftlic^  fotgten  bie  ©einigen,  jebe  ^uftegung 

t)on  il^m  fetnjul^lten.    %l$  im  ©ommet  fein  ©d^ulfteunb  SleinedCe 


474  JWoa  ben  8if4of  gn  9Ragbctora,  Wbnaft,  (Earbiiiat'' 

in  SRandfdb  geftorben  toat,  »agte  loeber  fein  S3rubec  ^^i  ao^ 
Stat^rina  ed  i^m  fofort  mitiutälen.  9loi)  beforgtec  mar  man, 
ald  bie  9{a(^ri(^t  einlief,  baft  fein  f^eijendfreunb  92itolattd  ^u^ 
mann,  bem  er  mie  wenigen  na^  ftanb,  ))(&%li(^  am  3.  % 
Dembet  1638  ju  ^eiberg,  mol^in  er  eben  ubergeftebett  mx,  ge: 
ftorben  mar. 

®ol(^e  92a(^ri(^ten  ergriffen  i^n  tief.  S)a  tonnte  er  mm 
mie  ein  Stinb,  unb  bann  mar  er  mieber  ber  erfte,  ber  Sßorte  be§ 
Zrofted  für  bie  anberen  l^tte.  Unter  ben  ©orgen  unb  9üi^ 
bie  auf  il^n  einfturmten,  mürbe  er  immer  muber,  aber  ni^t  eigent: 
li(^  i^re  Saft  mar  ed,  mad  i^n  brucfte,  fonbem,  mie  er  oft  tlagt, 
baft  er  fo  menig  fertig  bringe,  baft  er  in  feinem  Berufe  ge§tn2)ett 
merbe.  Unb  barin  modte  er  fic^  nid^t  ^inbem  laffen,  unb  w6xi 
feine  tdrperlic^e  ©c^m&c^e  noc^  ber  brol^nbe  ^oxn  befreunbetei 
gfirften  lonnten  i^n  ab^lten,  bie  ©ac^e  beS  SRainjerS  meiterj» 
verfolgen,  aU  beffen  Stfite  in  einer  Sntmort  auf  eine  öffentliche  h= 
Ilage  bed  Snton  D.  ®(^5m^,  i^ren  ^tttn  meif)  ju  mafc^en  Deifi4^ 
l^atten.  Wie  ^a^nungcn  Donfeiten  bed  O^fe^  auc^  beS  Sanb= 
grafen,  bie  gefurc^tete  ©c^rift  menigßen^  einige  SRonate  au^u- 
f(^ieben,  maren  oergeblid^.  (Er  fül^lte  ft(^  in  feinem  ®emijien  m 
®ott  unb  äRenfc^en  baju  Derpfiicbtet,  benn  mie  er  einmal  in  jener 
3eit  äußerte,  er  fei  nic^t  nur  X^eologe  unb  äSerfec^ter  beS  ®laii= 
ben«  allein,  fonbem  au(^  ©eiftanb  beö  Stecht«  armer  ßeute,  bie 
Don  allen  £)rten  unb  (Snben  ju  i^m  Idmen,  „^ilfe  unb  S3ot$(^ft 
an  bie  Dbrigleiten  Don  i^m  ju  erlangen''.  (Sr  l^abe  einen  Stein 
auf  bem  O^rjen,  ber  J^eifje:  „(Srrette  bie,  fo  man  töten  miQ,  unb 
entjie^e  bicb  nid^t  Don  benen,  bie  man  mfirgen  xorSi"  (®pt.  @al' 
24,  11).  ©arauf  berief  er  fic^,  ate  er  önbe  1538  jur  gebet  grif, 
um  bie  fc^arfc  Schrift:  „SEBiber  benSBifc^of  ju  SRagbebutg, 
Sllbred^t,  Sarbinal''  ju  fd^reiben.  di  Dcrmal^rt  fi(|  bagegen, 
irgenbetwa^  gegen  ben  Stamm  ber  Sranbenburger  gefagt  ju  ^tei. 
äßa^  tonnen  biefe  bafür?  S)ie  C>ifiotien  jeigen  genugfam,  tote  00« 
frommen  (Sltern  C>ttren  unb  93uben  lommen.  Unb  mit  (Snttuftan} 
ermäl^nt  er  bie  3lebe  einiger  flugen  Sänften  unb  „3iafetpeife\  bie 
ba  fagen:  e$  ift  nun  gefc^e^en,  man  muf^  durften  etmad  na(^lafien. 
S)aS  finb  i^m  bie  ^rec^ten  ftaipl^^  unb  Cniuptbdfemid^te',  bie  aQe 


®egm  aibre^t  t>ott  3)^0»).  475 

Untugenb  um  (Selbem  »iflen  billigen  unb  banac^  fagcn:  @$  ift 
bcffcr  ein  SRenfd^  getötet,  3o^.  (11,  15). 

S)ann  menbet  et  fic^  5ur  @a(^e  beS  ftarbinatö.  Stic^tex  miQ 
er  nid^t  fein,  aber  aU  einer,  ber  jum  @efinbe  be^  l^ol^en  redeten 
Siic^terd  gel^dre  unb  bei  brei^ig  S^l^ren  in  feiner  9anj(ei  nic^t 
fem  üon  ber  Jl^ür  gcfeffen,  juweilen  auc^  SSotenlfiufer  unb  8rief= 
träger  gemefen,  unb  ungefdl^r  miffe,  mie  man  bort  ju  urteilen 
pflege,  n)oUe  er,  um  ben  Satbinal  jur  Suge  ju  reijen,  baS  Uttcil 
nac^fagen,  ma$  fc^on  Dor  bteitaufenb  ^^l^ten  gefddt  unb  C^i^^^  31, 
13 ff.  ju  lefen  fei:  „^bt  ic^  Derac^tet  ba^  9te(i^t  meinet  Stned^tS 
ober  meiner  Stagb,  menn  fie  mit  mir  rechten  »oflten?  Sßa^ 
looUt  xif  tl^un,  wenn  fid^  @ott  aufmachte,  unb  was  werbe  ic^ 
antwotten,  wenn  er  ^eimfuc^te.''  S)er  ftarbinal  l^abe  baS  Siecht 
feined  S)ienerd  nid^t  anerlannt,  ^abe  inS  Stecht  eingegriffen.  (SineS 
SRanneS  9tebe  fofl  man  nid^t  glauben,  aber  ber  ^ifi^of  l^abe 
®(^öni^  fid^  nid^t  Detteibigen  laffen,  weil  er  ba$  Sic^t  fd^eute,  unb 
l^abe  fi^,  wäl^renb  er  felbft  Partei  war,  jum  Slid^ter  gemacht. 
®o  fei  er  an  @(^Sni^  jum  9Rötber  gewotben  unb  taube  i^m  nod^ 
^intetl^et  fein  (Sut.  S)aS  fud^t  er  im  einjelnen  unter  93enu^ung 
ber  »nllagefd^rift  beö  ä.  ü,  ©c^önift  barjutl^un,  immer  in  ber  SJor= 
auSfe^ung,  ba^  ber  ftarbinal  auS  S^tt^t,  um  feiner  ^Betrügereien 
unb  §&lfd^ungen  wiQen  oor  feinen  ©tdnben  bloggefteUt  ju  werben, 
ben  unbequemen  äRitwiffer  möglid^ft  fd^nell  befeitigt  l^be.  Unb 
a\xi)  wenn  ber  (Setic^tete  fd^ulbig  fei,  fo  bleibe  boc^  bie  @<!^ulb 
beS  ftarbinalS  befleißen,  ^aä)  ®otteS  Urteil  unb  SBort  foOte 
^anS  ©c^öni^,  ben  man  gegen  aUeS  ^erfommen  utplö^lic^  unb 
o^ne  geiftli(^e  ZtSftung  l^abe  l^inrid^ten  laffen,  leben,  unb  ber  ftar^: 
binal  langen.  — 

S^genbwelc^en  (Srfolg  l^tte  biefe  überaus  fd^atfe  ®c^tift  nid^t, 
am  wenigften  ben,  baf^  bet  ftatbinal  ftc^  oot  bet  SBitwe  beS 
@d^öni^  unb  k)ot  feinem  93tubet  bemutigte  unb  il^te  äSetjei^ung  et= 
^el^te,  was  Sut^et  aud^  geforbert  ^atte.  ^er  biefer  l^tte  ftd^ 
felbft  genug  getl^n,  unb  eS  foc^t  ibn  wol^l  wenig  an,  baf^  fein 
flutfutft  i^m  legt  aufgab,  fortan  fi^nlid^e  ®(^riften  perfönlic^en 
3nljalt«  erft  ber  3«wfur  beS  ^o]t^  ju  unterbteiten. 

S)et  O^jog  k)on  ^teuften  ^tte  bie  93efut(^tung  auSgefptod^en, 


476  2>ct  MnifieTger  8iitib. 

Sttt^td  ^ägteit  in  btefetn  @treite  vmht  beut  Fortgang  beg 
Suangeliumd  \i^htn,  ba<  vm  io^  nid^t  ber  gaQ.  %i(§t  tsc 
nigen  galt  er  je|t  erft  rec^t  ald  bet  mutige  tkrteibigei  beS  9l6(|t^ 
gegen  bic  IBergeuKiltigung  but(^  bie  (Broften,  unb  aud^  bie  t^ 
togif(^en  6tteitig(eiten,  bie  mangelnbe  SKtc^enjuc^t  »rbie  Skrai^tunj 
be«  göttü(6en  SBotted",  toai  aQe«  i^m  felbft  fo  Dielen  Stamm 
bereitete,  übte  auf  bie  Verbreitung  be«  ^roteftanti^muS  bi§  \t^i 
nod)  leinen  ^emmenben  (Binfluft  aud.  ®erabe  um  biefe  3^^  f 
mann  berfelbe  neue  »eite  (Bebiete. 

Unmittelbar  na(i^  bem  Zage  Don  @<^maUalben  mar  bie  @tiin: 
nmng  im  8{ei((e  eine   j^iemlic^  gebrfidte.    S)ie  beiben  ^aiteier, 
ftanben  fic^  fc^roff  gegenfiber*   3^be  fürchtete  »ieber  ben  ^ngrifi  bc 
anbern.    Dr.  ^elb  Der^l^lte  ft(i^  nic^t»  ba{)  bie  ^roteftanten  nait^ 
gerabe  eine  nicbt  ju  unterfc^^enbe  ^a^t  erlangt  litten,  bietii 
ben  Raijcr  fogar  gefdl^rlicb  merben  tdnnte,    menn    biefelben  nur 
irgenbmie  ben  ficdCungen  bed  franjdfif(^en  Stfinigd  ®el^r  f<^ntta  I 
tlber  er  beobachtete  nic^t  minber,  baf(  aflc  franjöfifc^en  Übene^uffj^'  i 
fünfte  an  ber  ßo^alität  ber  beutfc^en  ^roteftanten  fc^eitern  »fitbea. 
^aS  gab  i^m  unb  gerbinanb,  ben  er  bafür  gemann,  hcn  Ubil  \ 
ben  ^roteftanten  nur  um  fo  fd^roffer  cntgegcnjutreten.    Wan  bc:  | 
jd)lo6  einen  tatl^olifd^en  ®egenbunb,   ber  alle  bem  $a))ßtuinan- 
^ängenben  ©tfinbe  umfaffen  foflte.    «m  10.  ^mi  1538  fam  «  ' 
ju  9lürnberg  juftanbe.    Qvoai  ftanb   neben  gerbinanb  au(^  bei 
»aifer,  ber  feine  Sufttiw^ung  gegeben,  nominell  an  ber  &p^' 
aber  bie  3a^i  i>^^  Jeilnel^mer  mar  eine  fel^r  geringe,    ^m  Suto 
bie  C^^rjöge  Don  ^a\)txn  unb  ber  ©rjbifd^of  Don  ©aljburg,  '^ 
9?orben  ®eorg  Don  ©ac^fen ,   Srid^  ber  Ältere  unb  ^cmii  wi^ 
Örauufd^roeig,  unb  ber  Rurfürft  «Ibred^t,  aber  nur  für  SRagiÄ 
unb  C)albcrftabt.    Jrier  unb  »öln  l^atten  abgelel^nt.    ®ie  8*' 
liefen  Ferren  waren  f el^r  jurüdt^altenb,  mie  f)clb  meinte,  au^  *^' 
richtiger,  meil  fie  fein  Vertrauen  mel^r  5U  ber  Sac^e  be^  8# 
UciSmu«  l^atten.   3Ran  »oute  fid^  nic^t  binben,  —  »er  mi  "^ 
ben  Sieg  baDontragen  wirb^    Jluc^  »enn  man  nur  bie  gewife''* 
biefer  ©ejiel^ung  nic^t  Doreingenommenen  ©erid^te  ber  p&f0ß 
^Nuntiaturen  lieft,  empfängt  man  ben  ©inbrutf,  bafe  bicfc  ^enw 
in  ber  ganjen  smanjigjfil^ngen  3^il  ^^^  Ramt^fe^  nic^t^ 


mmUxgtt  Sunb.    2;ürtettgefa^t.  477 

l^atten,  (lefd^toeige  benn  t)on  Segeiftetuttfl  für  il^re  fttrd^e  erfuHt 
gemefen  koäten.  SBenn  fie  fut  biefelbe  eintraten,  galt  e$  ben  ftampf 
für  bie  eigene  Unabl^fingigteit  unb  listen  93e[i^.  @o  tarn  benn 
aud^  ber  Mtnbetger  S3unb  jum  ©c^metj^e  ®eotgS  Don  Sac^fen 
faum  5U  itgenbmeld^er  93ebeutung.  @in  einziges ,  biteft  für  ben= 
feigen  eintretenbe^  Sßort  beS  ftaiferä,  xotl^c^  man  fel^nlid^fl  er:: 
martete,  l^&tte  üieUeic^t  einen  meitgel^enben  @rfolg  ^aben  tonnen. 
Slber  ber  »aifer  unterliefe  eö.  ®leid^»ol^l  erl^iclten  fid^  bie  be= 
brol^lid^ften  ©eruc^te,  aud^  bann  nod^,  atö  auf  gegenteilige  Slnfrage 
beibe  Parteien  erfldrten,  bafe  fie  ni(j^t  baran  badeten,  ben  Rieben 
ju  bred^en.  Unb  }u  gleid^er  3^^t  l^örte  man  immer  me^r  t)on 
bem  erneuten  Umfid^greifen  ber  Xurten.  3&ie  mir  fd§on  miffen, 
tümmette  fid^  Sutl^er  mit  ben  2^^xcn  immer  meniger  um  bie  poli^ 
tifc^en  ^agen,  meiere  bie  ^öfe  in  93emegung  festen,  aber  ma$  je^t 
^on  beiben  ©eiten  bro^te,  mad^te  aud^  il^n  forglic^,  benn  ed  mürbe 
bie  geredete  ©träfe  ®otte^  fein,  für  bie  einen  megen  il^reä  SfiftemS 
unb  il^rer  35erfolgung,  für  bie  anbern  wegen  il^rer  Unbanlbarfeit, 
93erad^tung  göttlid^en  SBorteS,  il^re^  ®ei5e$  unb  äRutmillenS. 
©eine  ®emeinbe  forberte  er  im  ^rü^jal^r  1539  auf  ju  beten, 
@ott  m5ge  lieber  eine  ftarfe  ^eftilenj  fc^icfen,  „barin  bod^  bie 
Seute  fromm  fein,  ftird^e,  meltlid^  Stegiment  unb  ^audftanb  nic^t 
alfo  Derftöret  »erben".  Unb  um  biefelbe  3^it  liefe  er  ein  ge= 
brucfteS@enbf(^reiben  ergeben  „9n  alle^farr^errn  inS^rifto, 
fo  baö  Süangelium  lieb  l^aben",  mit  ber  Äufforberung, 
il^ren  ®emeinben  bie  „jtoo  Stuten  ®otte$  t^orjubilben ,  bamit  fie 
fi(^  fürchten  unb  frömmer  werben  unb  beten,  \>a^  ®ott  feine  ^anb 
nid^t  abtl^ue". 

2)aS  fd^on  im  S^li  1538  verbreitete  ®erü(^t,  granj  I.  I^iabe 
fi(^  in  feinem  (britten)  grieben  bem  Raifer  jur  ©eil^ilfe  bei  ber 
Unterwerfung  ber  ^roteftanten  oerbunben,  war  unwal^r.  fE^^= 
xenb  bie  türtifc^e  äRad^t  il^n  beinal^  au  aQen  ®renjen  feinet  ®e= 
bietet  ju  SBaffer  unb  ju  Sanbe  bebrol^te,  (onntc  Sari  V.  im  3«= 
tereffe  eines  wirifamen  äürfenjugeS  nur  an  einen  HuSgleic^  mit 
ben  $roteflanten  beulen,  ©eine  Äbfic^ten  begegneten  fid^  mit  S3e= 
ftrebungen,  bie  in  S)eutfd^lanb  felbft  Don  2load^tm  II.  k)on  Sranben= 
bürg  in  bie  C>anb  genommen  worben  waren. 

SteXht,  8u0cr.    n.  31 


478  3Mutini  H.  Mn  QronbeitStttg.    gtontfnttet  ibiftanb. 

S)etfel6e   na^m  eine   eigentumlid^  Stellung  ein.     %ei  bem 
itobe  feined  Sater«  (11.  Sali  1535)  glaubte  aOe  SBelt,  ouc^bet 
92untiu<  Cergerio,  baft  bie  Start  fut  ben  Statl^olicidmuS  Detloren 
n>fite.    Vttfyc\aif  ^tte  ber  junge  gutft  ptoteftantifc^e  Sleigungen 
gejetgt.    SHe  9Rutter  unb  fianbgraf  ^^ilipp  fud^ten  il^n  batin  ju 
befefügen.    Slbet  ber  Dom  Sater  eriioungene  ®ib,    bei   ben  3^^ 
monien  unb  bem  dkl^orfam  ber  alten  {Krc^e  ju  bleiben,  eigene 
Unentfc^loffenl^cit,  bie  politifc^en  unb  bie  oerioanbtfi^afttic^en  Se= 
5ie^ungen  }u  ftönig  ®igidmunb  Don  $olen ,  bejfen  Xoc^ter  et  jo= 
eben  in  jmeiter  Sl^e  geheiratet  l^tte,  nötigten  jur  3^^"^'^"^- 
9ber  menn  au(^  ber  Slbel  unb  ber  ftieru^  teinedmeg^  aOfeitig  bei 
9lefonnation  jugeneigt  mar,  fo  mürbe  bad  %$er(angen  ber  ®tdbtc 
nac^  freier  $rebigt  bed  (Bbangeliumd  boc^  immer  bringenber,  ju= 
mal  bed  {hirfurften  trüber  Solenn,  bem  in  ber  (irbteitung  bie 
3ieumart  jugcfaOien  mar,  biefelbe  geftattete  unb  im  3^1^^^  ^^^^ 
felbß  ^a^  llbenbma^t  unter  beiberlei  (Seftalt  empfing,    ani)  bem 
fd)maUalbif(^en  89unbe  beitrat.    Iln  bad   (entere  badete  "^oa^iJit 
nidft,  aber  ebcnfo  beftimmt  ^tte  er  bie  ßumutung  abgelel^nt,  p(4 
bem  fatl^olifc^en  93unbe  anjufc^liegen,  meil  er  fic^  iaß  ^t^t  nW 
nel^men  laffe,  in  feinem  Sanbe  eine  i^m  jufagenbe  „d^riftU(^  Dib-- 
nung  ^erjufteUen".    @o  ftanb  er  sroifd^cn  ben  ^arteten,  unb  f« 
erft  bem  ftönige  gerbinanb,  bann  bem  Staifer  gemad^ten  8[nerbie= 
tungen,  eine  85erftänbigung  bcrfetbcn  ju  Derfu(^en,  fanbcn  geneigte^ 
D^r. 

hierauf  tarn  eS  jum  ^age  oon  grantfurt  im  grul^ial^r  1539. 
(ginen  „unbi€putierlic^en  beftdnbigen  grieben"  erl^ielten  bie  $tß= 
teflanten  aud()  bieSmal  nid^t,  unb  ber  auf  15  bi$  18  Monate  Der= 
einbarte  „Slnftanb",  wä^renb  beffen  für  bie  bamaligcn  Sebnnct 
ber  äuguftana  bie  ^rojeffc  beim  ftammergerid^t  eingefteßt,  nicmani) 
feiner  Religion  wegen  bel^efligt  werben  foUe,  mufete  Don  Dorn|erew 
illuforifc^  erfd^einen,  benn  bie  laiferlid^en  ®efanbten  tonnten  Üc 
annähme  ber  cDangclifd^en  S3ebingung,  baf(,  wie  injmifd^en  K^ 
Srmeiterung  be§  fc^maifalbifc^cn  ^unbeS,  fo  audi  bie  beS  ^üm- 
berger  S3unbe$  Derboten  fein  fofle,  nic^t  in  ausfielt  fleQen.  3^' 
merl^in  foHtc  jebenfaQ^  ber  5fJürnberger  griebe  beftel^eu  bleiben: 
für  bie  ^otititer  ju  wenig,  genug  für  öut^er,  ber  feine  ®emeinbc 


9tef0tmatton  in  ^tbranbenburg.  479 

aufforbcrtc,  ®ott  bafür  ju  banfen.  Unb  ein  mordlifd^cr  @rfo(g 
toax  j|ebcnfafl§  ctsielt  motbcn:  mar  man  bod^  Icbiglic^  batauf  auä= 
gegangen,  bie  ^roteftanten  ju  befd^wic^tigen,  ol^ne  fi(^  an  bie 
^errn  üom  9?ürnberger  SBunbe  jiu  (eieren.  33on  bem  ÄonjU,  ba3  bet 
^apft  injmifc^en  auf  unbeftimmte  ^z\t  vertagt  l^atte,  mar  nic^t 
mel^T  bie  9iebe.  33ertteter  beiber  Parteien  jottten  bemnäd^ft  fi(^ 
,,fttet>lid§  unb  gutlid^"  übet  eine  c^riftlid^e  SBeteinigung  unterteben. 
aiuc^  fturfütft  3öac^im  würbe  baburc^  immer  mel^r  auf  bie  Seite 
be§  ^roteftanti^mu^  gebrängt.  8lm  1.  SRobember  1539  empfing 
er  mit  einem  Jeil  feinet  8[bel§  au§  ber  ^anb  beö  SSif^of^  9Rat= 
tl^ia^  üon  ^a^oto  baö  8(6enbmal§l  unter  beiberlei  ®efJalt.  ®ann 
nal^m  er  bie  ,,d§riftlic^c  Drbnung*  feinet  ßanbeö  öor.  8lu(^  barin 
wollte  er  »ermitteln,  nic^t  blofe,  um  feine  Unabl^fingigleit  ju  majoren 
unb  ben  SSorwurf  ju  üermciben,  jur  „SBittenberger  ftird&e"  abge= 
faden  ju  fein,  fonbern  meit  er  »irflic^  in  ber  3Ritte  ftanb.  ®o 
ful^rtc  er  im  aSoübewufetfein  feiner  fürftlic^cn  ^lutoritcit  eine  Sfird^en= 
orbnung  ein,  bie  in  ber  Seigre  gut  eüangelifd^  fic^  an  bie  nurn= 
bergifc^=an§bac^if^e  anfd^lo|,  im  übrigen  aber  nid^t  nur  bie 
bifc^ßflid^e  SBerfaffung  fonbern  aud^,  abgefel^en  oom  Dpferfultuö 
ber  ^effe,  bcinal^e  ade  il^m  aud^  perfönlid()  tpertk)oQen  r5mif(^en 
Scremonien  beibel^ielt. 

Sutl^er,  bem  ber  fturfürft  feine  „Orbnung"  jur  Segutad^tung 
vorlegte,  nal^m  an  biefen  Dingen,  «fofern  fie  nid^t  päpftlid^ermeife 
gebrandet  mürben",  menig  änflofe,  riet  aber,  bamit  ber  gurft  fid& 
nic^t  mit  feiner  33onebe  in  äBiberfpruc^  feftc,  in  ber  er  eine  auf 
bie  ©c^rift  gegrfinbete  Slcformation  in  Öu^fid^t  fteüe,  fie  in  feiner 
„Sieformation"  felbfl  nid^t  ju  ermahnen.  ®em  ©erliner  ^ropfl 
Söuc^l^olier,  ber  megen  ber  beibehaltenen  SRefegemänber,  ?ßrojeffionen  x. 
in  ®emiffen§bebrdngni§  mar,  fd()rieb  er,  menn  ber  Jhirfurft  ba§  ®oan= 
gelium  lauter,  flar  unb  rein  prebigen,  Xaufe  unb  Stbenbmal^l  nad^ 
6§rifti  ©infeftung  fpenben,  bie  Anrufung  ber  ^eiligen  ate  gur= 
bitter,  bie  £otenmefje,  baS  Umtragen  be$  ©atrament^,  bie  SBeil^e 
t)on  ffiaffer,  ©atj  unb  Kräutern  je.  fallen  laffe,  fo  möge  er  in 
®ptte5  SRamen  mit  einem  golbcnen  ober  filbernen  ftreuj  unb  mit 
einem  S^orrodt,  unb  menn  bieg  m(ftt  genug  mfire,  mit  breien 
l^erumäie^en.    Unb  mit  C^wwio^  W^  ^  ^^W-  »/SBenn  mir  ber 

31* 


480  !S)ec  2:ob  bd  9er)0g9  Ckotg  Mn  eo^fen. 

^opft  biefc  @tu(fe  ftcilicfte  unb  Riefte  mic^  (mit  Urlaub)  eine  ^ 
uml^ngen,  i(^  DoQtd  i^m  ju  (BefaQen  t^un." 

Übrigend  tntmdüUn  fic^  bie  fit(^li(^  SSet^tnine  na(|  tur^ 
3eit  fe^c  fi^nlic^  mie  in  @a(^{en.  Die  ißifc^dfe  bel^ielten  jtooi 
i^re  Sßutbc,  aber  bet  eigentliche  „Dtbinariud",  »ie  et  ^  anif 
gelegentlich  felbfi  nannte,  wax  bet  fianbedfiitfi.  Sie  alten  3^^ 
monien  beftanben  ju  jüec^t,  aber  fie  t^etfielen,  toeil  eS  fe^itioft 
aa  (Sciftlid^en  fel^lte,  bie  fie  }u  üben  bie  8uft  l^atten,  mit  an  Saieit, 
bie  fie  no^  mitmachen  noQten.  (Sleic^mo^l  beftanb  l^ier  eineS^t 
lang  ein  eigenartige^  et)angelifc^e^  ftirc^entum,  mie  ber  ^ürft  leiiK 
politif(^e  (SonberfteQung  beibehielt. 

Sei  meitem  wichtiger  mar  boc^,  ba|  je^t  auc^  baS  albettiniliit 
®ac^fen  ber  Steformation  5ugefaflen  war.    O^jog  @eoTg  mt  ii^ 
an  fein  (Enbe  ber  uberjeugtefte  (Segner  Sutl^erd  geblieben  unb  ri0 
fykttt  i^m  in  ben  2agen  feines  alters  me^r  am  O^tjen  ickf^ 
als  ben  gortbeftanb  beS  ftat^olicidmuS  in  feinem  Sanbe  au(|  nit 
bie  3ulunft  ju  fiebern.    @r  mertte  e«  nid^t  ober  moütt  c^  w 
feinem  ganatiSmud  nid^t  beachten,  mie  er  fi(^  barüber  bie  ^eijen 
ber  öcftcn  unter  feinen   Untcrtl^anen   immer   mel^r  entfrembctc. 
«uc^  bie  l^ärteften  ©d^irffaUfi^lfige,  bie  einen  gurften  treffen  tim, 
ftimmten  i^n  nic^t  milber.    SJon  ben  beiben  Söhnen,  bie  etnixj 
befafe,  ftarb  ber  ältere,  3o^ann,  am  il.  Sanuat  1537  linierte 
ber   anbere   roar   blöbfinnig.    ©leid^mol^l   üermfil^ltc  et  i^n  fli» 
27.  ^amai  1539  in  ber  C>off>iwng,  üon  il^m  einen  Srben  jö  ^' 
l^alten.    Cier  SBod&en  fpdtcr  mar  aud^  biefer  leftte  ®pto| «»« 
Seiche.    r,C^er)og  ®eotg  mu|  Derborren  mie  ber  Derfluc^t^ 
bäum",  fagte  ßut^er  in  feinet  SBeife.    3iun  mar  O^^S^ä 
Don  gtciberg,  betfclbe,  ber  mit  feiner  iSemal^lin  SJat^arinattoj 
aller  äbma^nungcn  be§  ©rubere  ftd^  jum  eoangelifd^en  8it(^c«ti«8 
gemanbt  l^atte,  fein  tec^tmäfeiger  @rbc.    SBie  grofe  mufi  i^  ^ 
ber  C^afe  biefeS  SRanncS  gewefen  fein,  »enn  er  aQeö  ®tnfte§  i«^'^* 
backte,  ba§  ßanb  feiner  aSäter  bcm  C)aufe  Dflerreic^ sujuioenl)«»* 
um  cö  nic^t  in  bie  C)anbe  beö  lutl^erif^en  ©ruber«  faaen  j«  * 
©a§  fteüte  er  in  «uSfic^t,  faü«  jener  ^  nic^t  üerpfli^ten  »* 
in  firc^lic^en  ©ingcn  alle«  beim  alten  ju  laffen.    ©arßter  0^ 
üerl^anbelt,  ba  ereilte  il^n  ber  %ob  am  17.  April  1539. 


S^eformation  im  ^crjogtum  @ad^fcn.    int^tx  in  Sei^jig.         481 

fü^  Sutl^er  t)on  feinen  legten  $l£nen  l^ötte,  mar  er  uberjeuc^t, 
bafe  er  in  bie  Ipöfle  gefal^ren  »are.  ^n  feinem  Jobe,  ben  @ott 
»unberbar  l^erbeigefül^rt  l^abe,  fa^  er  wie  öicle  eine  ©etpcil^r  bc« 
erfc^nten  griebenö.    ©aöon  fprac^  er  aud^  ouf  ber  ftanjel. 

C>^äö9  O^i^ri^  begann  alöbalb  mit  ber  äieformation  feinet 
Sanbe«.  3"  S^tpjig  foüte  fie  burd^  Sutl^er  felbfl  eingeleitet  tt)er= 
bcn.  SRic^t  nur  ber  ^^x^oi  unb  feine  gamilie,  oud^  ber  Surförft 
unb  bie  C^erjöge  @rnft  unb  ^anj  bon  Süneburg  litten  |id§  mit 
grofeem  ®cfolge  baju  eingefunben.  äl§  Sutl^er  am  greitag  t)or 
^fingften  (23.  SRai)  einful^r,  tpar,  »ie  bor  20  Sauren,  aU  er 
mit  Sarlftabt  jur  Disputation  erfc^ien,  bie  ganje  ©tabt  in  Se= 
locgung.  Sine  ungel^eure  SRenfd^enmenge  begleitete  il^n  bi§  ju  feiner 
Verberge  im  C^^ufe  be§  Dr.  Öuerbad^. 

®(bon  am  näd^ften  2;age  prebigten  etjangelifi^e  ^rebiger  in 
allen  ftirc^en  ßeipjigS,  ßutl^er  in  ber  ffirfilid^en  Rapelle  auf  ber 
^Icifeenburg.  8lu§  ©orge,  am  anbern  läge  5um  ^rebigen  ju 
fc^wad^  ju  fein,  legte  er  baö  ©Dangelium  beö  ^fingfJtageS  jugrunbe 
3o]^.  14,  23  ff.  ©egenübcr  bem  Siufe  „ftird^e,  Äird^e",  ben  man 
gerabe  im  ^erjogtum  ©ad^fen  gegen  baS  Siedet  feiner  Sieformation 
erl^oben  ^atte,  will  er,  fo  fafet  er  ben  Snl^alt  feiner  ^rebigt  felbft 
jufammen,  bie  ,, SSefd^reibung  ber  d^riftlidden  Rird^e  geben,  fo 
un§  S^riftuö  giebt,  nämlid^  ein  C^aufe,  ber  nid^t  allein  fein  SBort 
l^abe  fonbern  aud^  liebe  unb  um  ber  Siebe  wiHen  alles  t)erlaffe". 
?tuS  ©c^wäc^e  mufetc  er  frül^er  abbrechen  als  er  wollte.  ?lber  am 
näd^ften  Jage  prebigte  er  nad^  bem  grul^mal^l  bod^  wieber,  unb 
jwar  in  ber  Il^omaSfird^c.  3l\xx  mit  SRül^e  tonnte  i§m  Dr.  ?luer= 
bad^  burd^  bie  bid^t  gebrängte  ^{enge  ben  38eg  }ur  Stanjcl  bal^nen. 
XagS  barauf  reifte  er  wieber  heimwärts,  ©ein  fturfurft,  ber  pc^ 
mit  ©tolj  einer  ^ropl^ejeü^ung  Sut^erS  erinnerte,  er  werbe  bod& 
noi)  einmal  in  Seipjig  prebigen,  ful^rte  il^n  auf  feinem  eigenen 
SBagen  mit  fic^. 

SBenige  SBoc^en  fpater  würbe  mit  einer  grofeen  83ifitation  be= 
gönnen,  an  ber  3uftuS  3^"^^^  Sruciger,  ©palatin  unb  mel^rere 
anbere  furfurftlid^c  Ideologen  beteiligt  waren,  ©er  C^erjog  unb 
nomentlid^  feine  ©emal^lin  l^atten  bie  befte  Äbfid^t,  mit  ber  (gin= 
fül^rung  ber  Sieformation  eine  bollflänbige  Siegelung  ber  firc^lid^cn 


482  3iiP^^  ii"  9€t)0(|tttm  ^(u^feit. 

Xkt^ltniffe  nac^  jebet  Sejie^ung  ju  oetbinbcn.     3:)ie  ©(^mieiig: 
feiten  »aten  jebodi  gtöftet  atö  man  mo^l  ernKirtet  ^tte.    Sie 
ieif(60fe  ))totefttetten,  bie  ^i^f^ff^n  ber  melen  unb  meift  fe^t  Tei(^ 
ftidfter  maten  nur  }um  teil  geneigt,  Sefi^  unb  Stloftetleben  aur= 
jugeben,  unb  menn  auc^  ba<  Solt  faft  ubetoQ  ebangetifc^e  $tä)ijt 
unb  eoangelifc^en  (BotteSbienft  erfe^nte,  fo  mar  boc^  ber  Sleru^  burdi 
bie  Sn^ingdmafttegeln  C>^i<>9  ®^otgd  fo  grunbli(6  bon  ber  eüangelifc^cn 
ißemegung  femge^lten  »otben,  baft  bie  Sifitatoren  Dielen  SBiberftanü 
Don  ben  $tieftern  erful^ren,  freiließ  »eniger  aud  Überjeugung^tieae, 
ald  wegen  ber  fittlid^en  unb  amtUd^en  8nforberungen,  bie  man  an 
fie  ftcßte.   f)unberte  üon  Pfarreien  »arcn  unbefeftt.    SBelc^e^  Silb 
wirift  e«  io6)  auf  bie  amtdful^rung  ber  fd<^)fif(^en  aSifc^Sfe,  mu 
fic  tro^  bcd  ernften  SBiden^  be^  O^rjogS,  adentl^lbett  bem  lafier= 
l^aften  8eben  bed  StleruS  }u  ftcuem,  einen  folcj^en  9iex\x§  befielen 
Iie|,  mie  man  il^n  namentlid^  in  ben  t^uxingifd^en  SanbeSteilen 
Dorfanb.    Set  fittlid^e  wie  tultureQc  ©tanbpuntt  bet  ®eiftli(^teit 
war  ber  benfbar  niebrigfte.    Unter  200  Pfarrern  fanb  man  M 
nid)t  10,  bie  nic^t  in  Unju(^t   ober  (S^ebrucJ^   lebten.     (SS  gafi 
®tdbte,  Don  beren  ®eiftlid^en  aucb  nic^t  einer  orbentUdb  }u  taufen 
unb  bie  ftranfen  ju  tröften  üerftanb,  ja  man  fanb  aud^  jc^t  noi| 
Pfarrer,  bie  ben  „Slaubcn"  ni(^t  l^erfagcn  tonnten.     ®a  man, 
wenn  fie  aud^  nid()t  ju  brauchen  waren,  bod^  für  il^rcn  Unterhalt 
forgen  mufete  unb  womögüd^,   burd^  bie  S^ftfinbc  in  Jhxrfac^fen 
gewarnt,  Don  Dornl^crein  bie  ^fancien  genugenb  funbicren  wollte, 
erl^obcn  fid^  alsbalb  aud^  finanzielle  (Sc^wierigteiten.     S)enn  ni(|t 
wenige^  Don  bem  reichen  ^ird^engut  ri^  ber  l^abgierige  tlbel  an 
fi(^.    Cutter  warnte  unb  mahnte,   fo   oft  er  tonnte.     Äbct  bie 
nod^  fc^wac^e  Slegierung  be«  alten  ^tx^o^^  war  ben  fc^weren  8uf= 
gaben  nid^t  gewac^fen.    ®o  bal^nten  fic^  au(^  l^ier  erft  fel^t  at 
mä^lid^  georbnete  S^ftanbe  an. 

aber  bie  SBorgängc  in  ©ad^fen  unb  in  ben  SRarlen  roateii 
aud^  für  anberc  Territorien  bebeutungSüoÜ.  ®ie  Heineren  mift 
bifc^öflic^en  (Sebicte  be^  9?orbeng  waren  je^t  faft  atlentl^albcn  w» 
^^rotcftantiSmug  eingeengt.  ©3  fd^ien  nur  eine  grage  ber  3^^  5" 
fein,  wie  lange  fie  nod^  wiberftel^en  würben.  3m  g^l^re  1538 
würbe  wenigftenS  für  einen  Jeil  Don  3Redflcnburg  burd^  bie  ^' 


dleformation  in  Wltdltn^nx^  unb  8raunf4n)eig<(Satenbetg.        483 

5Ö9C  3Ragnu§  unb  ^cinri*  cöangclifd&c  Drbnung  eingeführt,  unb 
»ic  il^rc  ©ruber  3öcicl|im  unb  S^^cinn  öon  SBranbenburg,  fül^rte 
bic  längft  cbangelifd^  gefinnte  ^erjogin  ©tifabetl^  üon  93raunf(^ioeig= 
<Salenberg  im  3^^^^  1^40  aU  SSormünberin  il^re§  ©ol^neö  bie 
3fieformation  in  il^rcm  Sanbe  ein. 


2.  Kopiter. 

iortfr^ititg.    Dir  Itebenrlie  to  fankgrofm.     iKr  Ütlipi^ 

gefprüdir. 


©ic  foebcn  ctwäl^ntcn  gortfd^tittc  bcS  (gDangclium^  tväm 
Sic^tbKcfe  in  ben  fd^meren  ftdmpfen,  aber  eben  aud^  nur  bieS.  in 
neuc3  fd^mete^  Ätgetm«,  ffit  unfet  mobetneö  fittlid^cö  (Sefü^l  k^ 
fc^merflc  in  bcr  ganjen  SleformationSgcfc^ic^te,  ba5  auc^  aufto 
Sicformator  felbft  feine  ©chatten  toaxl  fiel  in  biefclbe  3ett.  ßc 
aSetanlaffung  baju  gab  ^^ilipp  t?cn  Reffen. 

ai3  ganj  jungen  SRann,  et  »at  nod^  nid^t   20  g^^te  all 
l^atte  man  il^n  mit  »atl^arina,  bet  Zoä)ttx  ®eoTg§  öon  ®a#n, 
üennäl^It.    SRan  barf  i^m  glauben ,  bafe  et  nie  eine  Steigung  5" 
biefet  unbebeutenben,  an  fiufectn  Sieijen  armen  gfirftin  befeffen. 
9lad^  wenigen  äBod^en  l^atte  ber  leben^luftige,  l^eifeblutige  \m^ 
gurft   i^r  bie  @^e  gebrod^en.    ftörperlid^e  Seiben   ber  &map 
unb  ubermfifeigeS  Jrinfen,  ia^  man  il^r  üorwarf,  bergrSfeertcn  fe 
Abneigung  unb  erregten  ben  SBunfd^  nad^  einer  anbern  ®l^e.  S¥^ 
im  3fl^i^^  1Ö26  l^attc  er  bei  ßut^er  »egen  ©rlaubtl^eit  einer  ®o|)|)ri^ 
el^e  angefragt,  »al^rfd^einlic^  allgemein  ol^ne  Sejugnal^me  auf  f* 
eigene  ^erfon.    9?ic^t  jum  erftenmal  fam  eine  folc^e  gtagc  fl« 
Sutl^er.    «nfang  1524  ^attc  tPie  berid^tet  (®.  143)  auf  bc«  *^ 
Sarlftabt^  be^l^alb  ein  SRann  beim  furfurftlid^en  ^ofe  angeftajt. 
SRan  üerwieS  il^n  nid^t  einfad^  auf  bie  ®efefte,  SSewei^  genug,  '^W 
(Sebanfe  bem  bamaligen  S^itbewufetfein  nid^t  \o  fern  lag,  fll^  ^"^' 
©er  »anjler  Srfidf  »anbte  fi(^  begl^alb  an  Sutl^er.  ©iefer  warnte  »ot 


2)er  S^e^anbel  M  Sanbgrafen.  485 

^old^cnt  bcn  S^riftcn  unjicmlid^en  ^anbcln,  meinte  iebod^,  bafe  bic 
©d^rift  nid^t  bagegen  fei.  Aber  »er  fo  etioaS  »age,  mfiffe  beffen 
butc^  bie  @i)x\^t  gemi|  fein,  baf;  e^  il^m  erlaubt  fei.  ^l^nlic^ 
anttpottete  er  bem  Sanbgrafen  am  28.  92oDember  1526.  S)a{) 
bic  ^atriard^cn  mel^rere  grauen  gel^abt,  fei  rid^tig,  —  unb  eben 
batauS  fd^loffen  aud^  9iSmer  »ie  ber  befannte  ftarbinal  ßajetan, 
bafe  ba§  SSerbot  ber  ©igamie  nic^t  göttlid^en  9ied^te§  fei  — ,  aber 
einem  Sl^rijien  genüge  nid^t,  „ber  SBäter  SBert  anjufel^en.  (gr  muf( 
aud^  ein  göttüc^  äBort  für  ftd^  l^aben,  baS  il^n  gewig  mac^e,  gleid^ 
xoxt  fie  gel^abt  l^aben''.  @in  folc^e^  fei  aber  nid^t  Dorl^anben,  beS= 
l^alb  muffe  er  tpibenaten,  fonberlid^  ben  Sl^riften,  „eS  wäre  benn'', 
fe^t  er  l^tnju,  „bie  f^o^t  3lot,  al§  bafe  ia^  SBeib  auSfäftig  ober 
fonft  entfrembet  »urbe." 

®er  Sanbgraf  fd^wieg  barauf,  er  mochte  ben  ®ebanfen  surudf^ 

Drängen,  aber  er  fam  »ieber.    ©eine  finnlic^e  SRatur  »ar  aud§ 

burd^  feinen  ernften  äBiUen,  ein  eüangelifc^er  S^rift  ju  fein,  nid^t 

umgewanbelt  worben.    ^ai)  wie   Dor   lebte   er   in  Unjud^t  unb 

Sl^ebrud^.    ©aburd^  erregte  er  bei  feinen  ©tanbeSgenoffen  feinen 

Slnftofs-  fliw  roenigften  mol^I  bei  ben  geiftlic^en  gurften,  beren  fitt= 

li^c  aSerfommenl^eit,  man  erinnere  fid^  an  ben  Rarbinal  bon  SRainj, 

allgemein  bcfannt  mar.   8iber  er  litt  felbft  barunter,   ^m  8en)ujit= 

fein  feinet  funbigen  ßebenömanbel^  »agte  er  e§  üicie  Sa^te  nid^t  jum 

©atrament  ju  gelten.    SBorte  ber  l^eiligen  ©d&rift,  wie  (gpl^.  5,  5 

ober  ^ebr.  12,  16,   brannten  il^m  auf  ber  ©eele,  aber  er  fönne 

nid^t  anber^,  crflfirte  er.   ®amit  fud^te  er  fein  ®e»iffen  ju  befd^njicb= 

tigen.    ®a  tarn  il^m  ba$  ®\xta6)ttn  3ReIan(^t^on§  über  ben  @l^e= 

l^anbel  O^inrid^^  VIII.  ju  ®efid^t.   Sl^er  al§  bie  ©(Reibung,  l^attc 

^etand^tl^on  geäußert,  fönne  man  bem  Stönige  noc^  geftatten,  eine 

jmcite  ®emal^lin  ju  nehmen.    ®ieS  fei  au(^  fonft  oorgefommen, 

ttie  er  an  einjelnen  ©eifpielen  in  ber  ®efd^idi)te,  Raifer  Jl^eobofiu^  k. 

jeigte.    ®iefe  Jlu^ful^rungen  mad^ten  auf  ben  Sanbgrafen  großen 

Sinbrudt.    ®r  liefe  »eitere  ©cifpiele  fommeln,  au§  ber  ©c^rift  unb 

au§  ben  alten  S^roniten.    (Sr  fammelte  felbft  folc^e.    Salb  war 

er  uberjeugt,   bafe  unmdglid^  etma^  und^riftlic^  fein  fönnte,   ba$ 

®ott  an  ben  ^atriard^en,  bie  aud^  im  SKeuen  leftamentc  al3  83or= 

bilöer  be3  ®lauben§  gepriefen  »urben,  nid§t  geftraft  l^abe.    ®aüon 


486  2)er  Q^Hnbd  beS  Sanbgtafm.    8ucer. 

\pxadi  er  ganj  offen  unb  o^ne  ®(^u,  lange  el^  et  fid^  anj^idte, 
}ut  2l^t  5u  f(^teiten.    8luf  bem  Shanfenlager ,  bad  er  fi^  bttT(| 
feine  Su^fd^Q^^fungen  susejogen,  }u  einer  Seit,  in  ber  ber  Siieg 
bro^te  unb  bie  politifd^en  Sßermidelungen  feine  t)oQe  Straft  forbeiten, 
im  ^affxt  1539,  mürbe  er  ftc^  me^r  atö  je  be4  innem  3®i^)l^l^^ 
bemu|t.    CKibe  er  ein  Stecht,  bad  Safter  ju  ftrafen,    mie  e§  bo(| 
feine,  bed  Bu^f^^n,  $fli(^t  fei?   SSfirbe  er  nid^t  sunt  2;eufel  falten 
mfiffen,  »enn  er  etma  im  Shiege  erfto(^en  »urbe?     ^S>a  reifte  fein 
(Sntf(^lu|.    Sein  Slrjt,  bem  er  fi(^  entbedte,  Dr.  ®ereon  Sanier 
aud  ^ugdburg,  beftfirfte  i^n  barin.    (Ed  festen  fein    anberer  8u^- 
meg,  um  au«  ®unbe,  ftranll^eit  unb  ®emiffenSnot  J^auSjuIomtnen, 
aber  auc^,  fo  mif(^ten  \\i)  in  fietem  @elbftbetrug  fittüd^e  ^üit 
unb  lüfterne  ©egierbc,  —  3Rargarete  üon  ber  ®alc,   mit  ber  er 
fc^on  Ifingere  3^it  ein  SSerl^dltnid  unterhielt,  ju  geminnen.    ®ieje 
mie  i^re  92utter,  eine  C><'fbame  bei  ^^ilipp^  ©(^rnefter,  ber  ^- 
jogin  Don  9io(^li^  (©(^»iegertoc^ter  @eorgd),  maren  einoerftanben, 
nur  oerlangten  fic  bic  Suftimmung  be$  fturfurßen  unb  beS  ^tqo^ 
9{ori^   unb    toomdgUc^    eine    öffentliche   Sitl&rung    ber  SSitten= 
berger    über  bie   Sied^tmäfeigfcit    einer   folt^en   S^e.     8u(^  m 
biefer  gorberung  fc^redfte  ber  Sanbgraf  nic^t  jurfidf.    (Sanier  »4te 
9iat.    ©uccr  auS  ©trafeburg,  ber  gewanbte  83ermittler,  mit  *ö» 
VWPP  befonbcrö  feit  bem  granffurtcr  läge  einen   Dertraulit^en 
öriefroei^fel  unterl^iclt,   foUte  bie  3uftimmung  ber  SBittenfierger 
beforgen. 

9?eben  ßutl^er  gob  c§  »ol^l  feinen  Ideologen,  ber  für  bic  ®a(6« 
Ded  SoangeliumS  begeifterter  unb  bid  jur  (Sifc^öpfung  arbeitete, 
aU  SSuccr.  «ber  in  ber  ©trafeburger  ßuft,  am  SRittelpuntte  be§ 
politif4;en  SebenS  in  ©eutfc^tanb,  l^atte  er  fi(^  Ifingft  batan  ge= 
»ö^nt,  and)  in  ftttlic^en  e^ragen  ftd^  burc^  politifd^e  @rmagungen 
mitbeftimmen  ju  taffen,  ober  »ie  ber  ftanjler  Srüdt  um  biefeli^ 
Seit  üon  il^m  fagte,  „bic  t^cologif(^en  ©ac^en  nad^  ber  ©dt  Seife 
}u  l^anbctn".  ©o  war  e§  aud^  bieämal.  2Bcnn  nid^t  fofort,  f^ 
wenige  Jage  fpdtcr,  alö  er  beim  öanbgrafen  in  SRclfungen  eintraf, 
crful^r  er,  bafe  biefer  cntfc^loffcn  war,  wenn  bie  Ideologen  ijw 
nic^t  l^elfcn  wollten,  ficb  an  bcn  ffaifer  ju  wenben.  gn  biefew 
äiugenblidt  l^ic§  ba§  nichts  geringere^,   al5  bie  mul^fam  auftel 


^ttcer  unb  ber  Sanbgraf.  487 

ctJ^altcnc  gute  ^ßofition   aufgeben.    3Rit  unüerl&altenem  Sngtimm 

l^attc  pdö  SSucer  über  bie  geringen  ©rfolge  beö  granifurter  Jaged 

gcaufecrt,  fie  rofircn  Dieüeidfet  gröfeer  gewefcn,  roenn  nid^t  ber  8anb= 

graf,  franl  unb  pgeUal^m,  eine  SRad^giebigfcit  gcjeigt  l^dtte,  bic 

fonft   nic^t  feine  iSac^e  mar.    @inc  weitere  ännäl^erung  an  bcn 

Raifer  bebeutete  bie  ?5rei§gabe  aller  ber  33orteile,  meldte  bie  ?ßro= 

tcftantcn  in  i)tn  legten  3a^ren  errungen  l^atten.    ®ie5  mirb  bem 

politifd^en  ©d^arfblid  beö  ©trafeburger  Ideologen  fc^merlid^  ent* 

gangen  fein.    Unb  war  ber  gurft  nid^t  »irftic^  in  fittlic^er  9?ot? 

©a^lct  mufete  biefelbe  in  bcweglid^cn  SBorten  ju  fd^ilbern,  unb  wie 

e^  ?ßfli(^t  fei,  leinen  ©l^riften,  wer  e§  auc^  fei,  im  böfen  (Sewiffen 

ftedCen  ju  laffen.    Unb  Sucer  liefi  fid^  gewinnen.    ®r  l^atte  fc^on 

in  mancher  üerjweifelten  Sage  einen  ?lu§weg  gefunben:  üon  einer 

öffentlichen  S)oppelel^e  fönne  nic^t  bie  Stebe  fein,  ja  fie  muffe  ge= 

l^eim  gel^alten  werben,  baruber  war  er  fd^on  mit  @at)ler  einig  ge= 

worbcn,  el^e  er  jum  fianbgrafen  reifte.    SBir  wifjen  nid^t,  ob  et 

nod^   einen  ernftlid^en  SBerfudd  gcmad&t  l^at,   )^tn  gfirften   umjus 

ftimmen,  unb  bamit  grofeeS  Unl^eil  abjuwenben.    9?ad^  lurserem 

äufentl^alt  reifte  er  nac^  äBittenberg.    SJaö  ber  Sanbgraf  begel&rte, 

war  ein  öffentlid^eö  ober  aud^  gel^eimeS  S^wfli^i^  ^^^  SBittenberger, 

ba^  er  nid^t  Unred^t  tl^äte,  ein  5wcite$  (S^eweib  ju  nehmen,  unb 

bafe  fie   eine   fo  gefd^loffene  @l§e  für   eine   wirtlid^e  S^e  l^ieltcn. 

Unb  wie  feft  er  felbft  Don  ber  SRec^tmäfeigfeit  berfelben  überjeugt  war, 

jeigt  bie  äRal^nung  an  Sutl^er  unb  SRelanc^tl^on,   „man  muffe  bie 

S&elt  unb  weltliche  f^urd^t  l^ierin  nit  ju  l^od^  anfeilen,  fonbern  mel^r 

auf  ®ott  fel&en,  xoa^  ber  gebeut,  berbeut,  ju  unb  frei  läffet". 

SJon  feinen  politifc^en  SRotiöen  l^at  S3ucer  fc^werlid^  üiel  t)er= 
lauten  laffen.  2Bie  wenig  SBert  in  Wittenberg  barauf  gelegt 
würbe,  l^atte  er  erft  Dor  Shirjcm  erfal^ren  muffen,  als  Öut^er  feinen 
Dom  ßanbgrafen  unterftüftten  Antrag,  mit  ^einrid^  t)on  Snglanb 
trog  beffen  SSerfolgung  be§  ©DangeliumS  noc^  einmal  anjutnüpfen, 
mit  grof^er  @ntrüftung  5urüdfwie§.  Um  fo  mel^r  wirb  er  bie  fttt- 
liefen  SRotiüe  betont  l^aben;  \>a^  war  ber  ^unft,  bei  bem  bic 
SBittenberger  fid^  betl^ören  liefeen. 

Sie  fd^einen  in  ber  Il^at  geglaubt  ju  l^aben,  ia^  ber  ®e= 
wiffcnSnot  be§  Sanbgrafen  auf  biefem  ungew5l^nlid^cn  SBege  abge= 


488  3)cr  9d4ttat  bcr  fBtttenBcrger. 

Rolfen  loetbcn  Unntc.    Sein  t^ot^ben  dffentlidb  ju  billigen,  (dritten 
fie  ab,  benn  bad  »utbe  bie  SRcinung  enoetfen,    als  n>oae  man 
eine  aügemäne  Steuerung  anfuhren,  UKid  nid^t  anginge,  ba  bie  (S^ 
ivifd^en  jicei  ^erfonen  bad  urfpninglic^  (SottgemoOte,  eine  ^i)x-- 
tfft  nut  um  ber  Qi^tDaij^At  ber  SRenfc^en  miQen    Don  ®ott  ju: 
gelajfen  »otben  fä.    ®ie  ermahnten  aui)  ben  t$urften  mit  )ä)i 
ft^tfen  JBotten,  Don  feinem  ®unbenleben  abjulaffen,  moju  exaU 
g^rift  aud^  o^ne  )»eite  (E^  imftanbe  fein  mujfe,    abet  bie  un^ 
SRobemen  fo  na^  liegenbe  golgerung,   ba{(  ber  gurft  eben  alo 
(S^rift  jenen  Gebauten  »eit  Don  fic^  aboeifen  muffe,  jogen  fie  nt(^t 
offenbar  meil  auc^  fie,  »ie  mir  mijfen,  ein  biretteS  93etbot  bei 
SRe^re^e  in  ber  Sd^rift  Dermif^ten  unb  barum  ber  Ianbgräf(f(^ 
Se^uptung,  bafi,  mo  ®ott  um  ber  ®(^ma(^^it  miQen  eine  ^i^ 
penfation  julaffe,  feine  5)iener  fie  nid^t  oermeigem  burften,  mi^i^ 
cntgegen^u^lten  mufften.    ®ie  fugen  Dielme^r  l^inju,  menn  t)ei 
fianbgraf  fic^  ni(^t  l^alten  tonne  unb  bef(^loffen  l^be^  nod^  ein  @^ 
meib  }u  nel^men,  fo  burfe  bied  nur  ^eimlic^  gefc^^en  unter  9iit' 
»iffen  etlicher  oertrauter  ^erfonen,    »ä^renb  bor  ber  SBelt  fe 
Smeite  grau  als  Rontubine  gelten  muffe.    ®aS  merbe,  jumai  e^' 
bei  gürften  ^dufig  oortomme,  weniger  Änflofe  erregen,  als  fein  bi§= 
l^geS  geben.    S)abei  mahnten  fte  boc^  noc^  entf (Rieben  ai,  tirr^ 
roiefen  auf  baS  grofee  Ärgernis,  was  barauS  ermac^fen  muffe  u.  1".  n). 
aber  mar  es  ein  SBunber,  bajj  ber  fianbgraf  barin  Icbigtic^  «nc 
(Srfuflung  feines  SBunf^cS  fal^? 

Rein  coangelifc^er  S^rift  wirb  jenes  unl^eilüofle  SSebcnfcn  gut^ 
^cijjen  ober  anä)  nur  befd^önigcn  wollen.  Offenbar  fehlte  Den 
Reformatoren,  waS  freili^  eine  Srbfc^aft  aus  bcm  ftatl^olici§rf 
war,  ber  boDc  Sinblicf  in  baS  wal^re  fittli^e  SBefen  ber  ^^ 
SBel^  wunberlic^er  ©tanbpuntt  ift  eS  boc^,  um  itm  männli(^eit 
Jeilc  aus  ber  ©ewiffenSnot  5U  Reifen,  bem  weiblid^en  bie  M^ 
einer  Äonfubine  jujuweifen!  ®aS  Unre^t  gegen  bie  Sanbgrapn 
wirb  taum  bcrfil^rt.  äud)  l^ier  ift  ein  Skc^llang  ber  tmttdüttci' 
liefen  ®eringfc^ä^ung  bc§  SBcibcS  unfc^wer  ju  ertennen.  Unb  ö)0 
blieb  baS  bürgerliche  (Sefcft  als  fittlic^e  ©d^ranfe?  33ucer  betonte 
fpätcr  mit  Sflec^t,  bie  ^Reformatoren  badeten  nid^t  baran,  eine  Eoppel^ 
el^e  üor  bem  ®efc^  ju  üertctbigen.    Das  tarn  aber  niigenb^iii 


2)ic  mthtnt^  bc«  Scwbgrafett.    2)er  Äurfütfl.  481> 

bcm   bcttcffcnbcn  ©c^riftftfid  s«  genugenbcm  »usbrucf.    auf  bcr 

anbern  (Seite  muf;  alten  unb  neuen  Snflagen  gegenüber   betont 

mcrbcn,  bafe  öut^er  unb  SRelant^tl^on,   tjon  bem  bie  3?ieberfc^tift 

l^ettül^tt,  ba6ei  mit  gutem  ©emiffen  l^anbelten.    äBir  §ören  aud^ 

hic^t,  t^a^  \k  über  ba§  anbringen  Succrö  fonbexlid^  cntfeftt  waren. 

SBScr   jenen  früher  ermäl^nten  Srief  au^  bem  "^a^xt  1524  tennt, 

in  bcm  er  ben  grageftefler  Don  bem  gorum  beö  durften  an  fein 

(Scioiffen  unb  feinen  ^rieftcr  Derweift,  mirb  Sutl^erö  fpdterer  ?lu§= 

fage,  ba|(  er  in  gleichem  gaQe  ebenfo  l^anbeln  merbe,  baf;  alfo  eine 

^ücffid^tnal^me  auf  ben  ^o§en  ^zxxn  nid^t  mitgefptelt  l^at,  ®lauben 

fc^enfen.    ©röteren  Slnfto^  a(^  ia^  (Sutadgten  felbft  mug  bie  Srt 

unb  SBeife  ermecfen,  mie  bie  Sleformatoren  fii^  fpäter  baju  fteüten. 

äbgefel^en  Don  einigen  SSertrauten  foflte  biefer  „öeid^trat^  »ie 

Sutl^cr  fein  3^"gwi^  auffafete,  aud^  mixHic^  gel^eim  bleiben,    ©a^ 

wufetc  SSucer.    ?lber  er  l^tte  oom  ßanbgrafen  ben  ?luftrag,  fofort 

ben  Shirfürften  unb  bcffen  9ldte  inö  SBertrauen  ju  sielten.  5Rit  ber  il^m 

eigenen  Sncrgie  Vertrat  er  bie  ©ad^e  feinet  ?luftraggeber§.    9?od& 

auf  ber  äleife  fanb  er  3^it,  bie  (Srünbe  für  unb  gegen  bie  ©oppeU 

el^e  in  einem  erft  neuerbingS  gebrudten  SSüd^lein  jufammenäufteßen. 

@ie  lauten  bo(^  mefentlid^  anberS  als  bie  ber  SBittenberger  unb 

finb  ein  Iläglid&eö  S^^gniS  bafür,  wie  bei  biefem  SRanne  bie  |)oli= 

tifd^e  aiüdEfic^tnal^me  auf  bie  ®rofeen  ben  (Sieg  über  bie  beffere 

(SrtenntniS  bauontragen  (onnte. 

©eine  Sotfd^aft  rief  in  JBeimar  grofeeö  (gntfeften  ^eroor.  Sie 
aSerfpret^ungcn,  bie  ber  Sanbgraf  mad^en  liefe:  Untcrftüfeung  in 
allerlei  politifc^en  fragen,  oieHeic^t  fogar  bei  ber  Erwerbung  Der 
ftaiferbone,  machten  f(^merlid^  irgenbmeld^en  (Sinbrud(.  ©er  fromme 
Rurfürft  liefe  ben  ßanbgrafen  bringenb  bitten,  bie  ©ad^e  mo§l  ju 
ermfigen,  bie  ©c^dbigung  feiner  ,,8leputation"  unb  ber  ©ad^e  öeS 
(goangeliumS  in  Setrac^t  ju  jicl^en.  (Sr  möge  ju  (Sott  flel^en, 
bafe  er  biefe  Anfechtung  überwinbe,  er  folle  ^um  minbeflen  noc^ 
juwarten,  bis  (Sott  weiter  Slat  unb  ^H\z  fc^ide.  ®inge  es  aber 
nid^t  anberS,  Dann  foHe  er  eS  fo  mad^en,  wie  Sut^er  geraten. 

%xLä)  l^ier  fann  man  biefelbe  Beobachtung  mad^en,  wie  in  SBitten= 
berg:  man  rät  nad^  SRöglid^feit  ab,  für^tet  bie  fc^weren  folgen, 
aber  für  etwas  aufeer  aller  925gli(^teit  liegenbeS  fielet  man  bie  ©ac^e 


490  lAt  92cbenc^.    8ot  ber  Xntnnft  bc«  «aifer«. 

nic^t  an.  ^©u  batfft  nic^t",  fagtc  tcincr.  SRan  ^offte  a> 
nod),  ba{(  ber  Sanbgraf  )ut  Sejtnnung  tomtnen  tDurbe.  SSel 
Site  et  ^ttc,  baf)  et  betcitö  eine  jmeite  (Sema^ltn  geioal^U,  xvu\ 
niemanb,  auäf  Sucet  ni(^t.  9{o(^  mat  biejet  ni(^t  juTÜcfgefe^rt,  < 
bet  ^utft  fc^on  bie  3ufiimmung  feinet  unglucHic^en  ®cmal^tiit  ern?t 
^tte.  IRelanc^t^on  befanb  fi(^  mit  anbeten  Z^eologen  auf  eir 
eunbe^Detfammlung  in  ©d^maltalben,  atö  i§n  bet  l^anbgraf  na 
iKoteiibutg  an  bet  ^ulba  entbot.  (Sbenfo  mat  Sucet  bort^in  g 
laben  »otben.  (Stft  bei  i^tet  Sntunft  etfnl^ten  fie,  bag  fie,  ein 
gotbetung  bet  SRatgatetc  Don  bet  ®ale  unb  i^tet  92utter  cn 
fptecftenb,  bei  bet  Itauung  al5  3^9«^  fungieten  foQten.  8i 
4.  Sifitj  1540  mutbe  fte  Dolljogen. 

SRan  mu^  fic^  babei  bie  allgemeine  politift^e  Sage  oetgegen 
wattigen.  Ratl  V.  ^atte  ben  gtanffuttet  Änftanb,  bcn  ber  ^apf 
auf^  {(^ätffte  oetutteilte,  nic^t  beftfitigt.  (St  lünbigtc  feine  »n 
fünft  im  9ieic^e  an.  %Qe  Abmachungen  maten  alfo  triebet  Der^ 
gebend  gen^efen.    ^eben  Sugenblict  (onnte  bet  Shieq  losbrechen. 

®en  Raifer  etmatteten  biefdben  Aufgaben  wie  üot  10  Salären. 
Sbet  mie  anbete  maten   bo(i^   bie  3}et^ältniffe   getoorben!    S)ic 
Keine  ptotcftantifc^e  ^attei,  bie  Dot  einem  SaJ^tjel^nt  ©ulbung  für 
i^ten  ®lauben  etbeten  ^atte,  mat  je^t  eine  SRad^t  gemotben,  mit 
bet  auc^  aufeetbeutfc^e  Staaten  tec^ncten.    ®ie  ©ifferenäen  in  ber 
Jlbenbmal^l^ftagc  maten   ubetbtucft,   bagegen   maten   bie   ©egncr 
feinc^meg^  einig.    (Sin  3"ffl"»wtengel^en  betfelben  im  9?utnberger 
S3unbe  mat  unmöglich  gemefen.     (Sine  tatl^olifc^e  Partei,  bie  bem 
Äommen  bc5  Raifet^  l^offnungSfteubig  entgegenfal^  mie  bor  bem  Jage 
ju  aug^butg,  gab  c§  je%t  nic^t.   ®et  (Sebanle  batan  ettegtc  Dielmejr 
ein  aUgemeineS  Unbel^agen  unb  meitgel^enbe  SSefüt^tungen.  9u($  bei 
bcn  gut  fatl^olifd^en  ©täuben  macfite  fi(j^  bie  (Sinfic^t  gcitenb,  bofe 
im  (Staube  genommen  bie  ^olitit  bc3  (SpanietS  an  ben  ttoftlofen 
3uftäuben  unb  ben  ©itten  in  ©eutfd^lanb  bie  ©c^ulb  trug,  ja 
ia^  et  allein  ein  Sn^^^^ff«  ^^  ^«ni  gottbeftanb  biefet  S^niffcnl^it 
5u  l^aben  fcfcciue.    ®ie  geiftlid^en  gutften  l^atten  baneben  aUe  llr= 
fad^e,  beS  ftaifet^  ©ttebcn  nac^  äJetgtö^eiung  feinet  ^auMai^t 
ju  filterten,    ©d^on  ^atte  et  Uttec^t  unb  ßuttid^  in  feinen  8efi| 
gebtat^t.  Dffenbat  fttebte  et  meitet.    ®ol(i^e  (Stmägungen  6ia(^ten 


j 


$oIitif<!(e9.    Sutl^er  unb  bie  C^nigungdbeftrebungett.  491 

toic  ©tänbc  bcibcr  Slcligion^partcicn  cinanbcr  ndl^cr.  (Sine  burd^ 
gcl^cnb  antitaiferlid^c  (Stimmung  führte  im  Söintcr  in  biplomati^ 
jc^cr  SBielflcfc^äftigfeit  ju  cigcnattigen  poUtifd^cn  RonftcUationen  unb 
äum  leil  turnen  ^tdncn.  Sic  Tid^tcten  fic^  alle  gegen  bie  Ü6er= 
madgt  be^  £)aufe$  ^ab^burg.  Unb  in  ber  9ieIigionSfrage  geba(i^tc 
man  über  ben  9op\  beS  Staifet^  l^inmeg  eine  (Sinigung  ju  erjielen 
o'Dti  \f)n  JU  jroingen,  enblic^  an  bie  ©xfüflung  feiner  S^fagen  ju 
gelten. 

Sutl^er  unb  bie  SBittenberger  Ratten  nur  infofern  bamit  ju 
t^uU;  aU  fie  im  Januar  1540  ein  ®utacl^ten  baruber  abgaben, 
roie  man  fid^  bei  ben  beabfid^tigten  (ginigungSbeftrebungen  im  ?ßunfte 
bcr  öel^re  oer^alten  foDe.  9iatürli(^  badeten  fie  auc^  leftt  an  lein 
9{ad^geben.  @ie  moQten  bei  il^rer  ^uguftana  unb  SIpologie  bleiben 
unb  Derwal^rten  fid^  im  üorau5  gegen  jebe^  „©loffieren"  berfelben, 
namentli^  muffe  man  aber  nad^  wie  bor  ba^  ^apfitum  al$  ba^ 
9{eic^  be§  Xntid^rift^  betämpfen.  ^eSl^alb  l^ielt  8ut^er  jeben 
(ginigungSüerfu^  für  au5fid^t^lo5,  unb  aud^  fein  fturfurft  meinte, 
bafe  man  „mit  bcm  papiftifd^en  Raufen  al§  unbufefertigen  miber 
bie  bewufete  SBal^rl^cit  wenig  ober  gar  nichts  grud^tbare^  auöric^ten 
merbe".  Änberö  urteilte  93ucer.  SRcben  ^bilipp  »on  C^effen,  ber 
il^tt  in  aüe  ^länc  einmeil^tc  unb  »iebcr  Don  il^m  beraten  würbe, 
war  teiner  lebl^after  an  biefen  Seftrebungen  beteiligt,  als  ber  ©trajjs 
burger  Sleformator.  3Ran  fann  fic^  beuten,  welches  3"^^^cffe  er 
bemnad^  l^aben  mufete,  bafe  bie  „gel^eime  ©at^e"  be5  Sanbgrafen 
auc^  wirtli(^  ®el^eimnis  blieb.  Unb  bieS  erft  red^t,  ba  wie  ge= 
lüöl^nlic^  bie  ©onberintercffen  bie  allgemeinen  überwogen,  bie  turnen 
^läne  ber  geiftlic^en  ^enen  fofort  üerflogcn,  aU  man  ^örte,  bajj 
ber  ftaifer  bereits  in  ben  5Rieberlanben  fei,  unb  aud^  bie  fc^maU 
falbif(^en  33unbe5genoffen ,  wieber  ifoliert,  in  il^rer  befannten  ®es 
öotion  eine  ®efanbtfd^aft  an  ben  ftaifer  fd^icften,  um  il^n  bon  triege= 
rif(^em  Sßorgel^en  abjuma^nen.  SBie  Diel  (am  je^t  barauf  an,  bag 
bie  proteftantifd^e  Partei  }ufammenl^ielt,  baf;  fie  ft(^  feine  ä319j)e 
gabi  SBie  bann,  wenn  eS  ruchbar  würbe,  baf;  ber  eine  gül^rer 
berfelben  focben  einen  ©c^ritt  getrau,  ben  bie  taiferlic^e  ^alS= 
gerid^tSorbnung  mit  fc^mäl^lic^em  Jobe  bebrol^te? 

Unb  f(^on  nad^  wenigen  JBod^en  fprac^  man  aQentl^alben  baoon. 


492         2)ic  KcSenc^  mtb  Mannt    äRcüm^t^onS  CMronbnij. 

^eilu^  ^tte  au(^  bet  ^fftf(^€  ^ofprebiget,  S)ii)n9fiu^  SIelatii 
bic  Stirn  ge^bt,  offen  auf  bet  Sanjct  bie  %ere(!§tigung  ei 
SRe^re^e  ju  bertfinben.  Salb  raunte  man  fi^  ju,  ba|  Sut 
bem  durften  bie  (Erlaubnis  baju  gegeben.  Z)ed  Sanbgrafen  ©(^»ef 
bie  ^erjogin  Don  Kod^lil,  bie  ber  Sruber  arg  l^intergatigen,  t 
au{(er  fic^.  ©d^verc  93ormurfe  belam  er  au^  k)on  O^^'S  0^" 
)u  ^5ren,  ber,  um  Sid^ere«  ju  erfahren,  ft(^  ber  ^au  oon 
®ale  mit  (Bemalt  bemfic^tigt  ^tte.  Sturfurp  S^^nit  griebr 
ber  je^t  »ermitteln  fodte,  lehnte  ab.  Sucer  mahnte  ims 
bringenber  jur  93er^mli(^ung,  unb  mad^te  bie  gemagteften  S3i 
fc^ldge,  um  bad  (Sefd^e^ne  ungefd^^n  ju  machen.  ^Dagegen  §a 
ber  üianbgraf  in  ber  Hoffnung,  baft  bie  SSunbc^genoffen  feine  <S 
mijfen^fad^e  für  eine  liteligiondfac^e  ertlfiren  unb  bamit  ju  i§i 
eigenen  machen  »urben,  bie  ganje  Sngelegenl^eit  am  liebften  oü 
betannt.  9ber  ber  {turfürft  gab  i^m  beutlid^  ju  erfennen,  baft 
ibn  nic^t  ju  fd^u^en  oermöd^te,  faQd  ber  ftaifer  in  peinlichem  @ 
ric^t^Deifa^ren  gegen  i^n  Dorge^en  mürbe. 

S)er  erfte,  ber  bie  folgen  bed  fc^limmen  ^anbels  ju  erfaßt« 
^atte,  mar  iRelan(^tl^on.  8uf  ber  Keife  ju  bem  9leUgionSgef|7räd 
melc^eS  ber  9aifer  je^t  mirllid^  unb  jmar  nad^  C^^genau  beruje 
^atte,  erful^r  er,  ba^  bie  ®a(^e  betannt  gemorben  unb  mte  ma 
fie  beurteilte.  2)ad  S3emufttfein  ber  SRitoerantmortlicbleit,  bie  @orji 
mie  ba$  nun  auf  bem  C^agenauer  S^age  merben  mürbe,  ber  @c^mci 
über  ba^  grofte  ärgernid  unb  bie  (Sc^fibigung  ber  eDangelifc^ei 
Sac^e  marf  ben  2;iefbetämmerten  fd^on  in  S&eimar,  es  mar  in 
3uni  1540,  auf  ba^  Stranlenlager  unb  brachte  il^n  an  ben  äianl 
be^  ®rabe3. 

Äuc^  ßut^cr  ertannte  jofort  bie  ganje  ®röfee  be§  ärgerniffe^ 
@r  (lagte  fi(^  einer  ju  grof^en  SSarml^erjigteit  an,  einer  aD^u  mei# 
liefen  5Ra^giebigtcit,  l^atte  er  boc^  injmifd^en  crfal^ren,  ia\i  te 
©emiffenönot  beö  Sanbgrafen  in  ber  ll^at  nid^t  jo  grofe  geiwjcn 
mar.  @r  mu^te,  melc^e^  Kapital  bie  Gegner  baraus  fc^tagcit 
mürben.  Slber  er  blieb  babei,  nac^  beftem  äßiffen  unb  ^etoi^en 
gel^anbelt  ju  l^aben.  ©c^merer  laftete  auf  i^m  bie  Sorge  für  ben 
faft  Dcrjmcifelnben  greunb.  Sr  fuc^te  i^n  brieflich  ju  trSfteii, 
inbcm  er  i^n  auf  S^riftum   l^inmieS,   ber  aud^   in  biejcm  galle 


Sutl^er  am  jhranfenbette  äReCan^tl^on«.  49S 

tage:  ,,@€tb  gettoft;  xi)  fyiit  bie  Sßelt  ü6eru)unben.''  (St  erinnert 
an  ba«  Seifpiel  ©atjib«,  bcr,  o6»ol^l  feine  Sage  biet  »er j»eif elter 
tt>ar,  nid^t  bal^ingcfunfen  fei.  ©a  ber  Jhirfurft  il^n  ber  ^agenauer 
ääeratungen  megen  um  fid^  l^aben  moQte,  (onnte  er  menige  2age 
fpäter  felbft  an  bem  Jhanfenlager  SReland^tl^onö  fein.  (Sr  fanb  il^n 
bcwufetlog.  ®ie  äugen  ft^ienen  gebrochen.  SRan  ermartete  fein 
@nbe.  (Srfc^rodFen  rief  Sutl^er  au$:  „^el^ute  (Sott,  mie  fyxt  mir 
ber  leufel  bie§  Drganon  gefc^finbet."  ©ann  »enbete  er  fid^ 
ans  genfter  unb  betete.  „Mia%  fo  crjäl^lte  er  fpfiter  felbft, 
,,muf)te  mir  unfer  £)err  (Sott  l^erl^lten,  benn  id^  warf  il^m  ben 
&ad  oor  bie  2;i^ür  unb  rieb  il^m  bie  D§ren  mit  aDen  ®ebetS- 
t>erl^eif)ungen,  bie  id^  in  ber  l^eiligen  ®d^rift  ju  eri&l^(en  muffte, 
bag  er  mic^  mugte  erl^dren,  mo  i(^  anberS  feinen  93erl^ei{(ungen 
trauen  fottte."  hierauf  trat  er  boll  ©laubenSjuberr^t  an  baS 
S5ett,  ergriff  5ReIand^tl^on  bei  ber  ^anb  unb  rief  i^m  ju:  ^®ci 
guten  SRutS,  ?ßppj)c,  bu  »irft  nit^t  fterben."  ®ott  »ottc  nit^t 
ben  £ob  beS  ©unberS,  ermal^nte  er  meiter,  ^eland^tl^on  foQe  nid^t 
bcm  Irauergeift  Äaum  geben,  jonbern  bem  ^errn  vertrauen.  ©ar= 
über  ermad^te  bieier,  fa^  fiutl^er  an  unb  bat  il^n,  il^n  nid^t  auf- 
jul^alten,  er  fei  auf  guter  gal^rt.  «SKit  nid^ten",  erwiberte  ßutl^er, 
„bu  mufet  unferm  ^rn  ®ott  nod^  lociter  bienen",  unb  al§  er  fi(§ 
»eigern  wollte  ju  cffen,  brol^te  er  il^m  l^alb  fd^erjenb:  »^örftu, 
^l^ilippe,  furjum,  bu  »irft  mir  efjcn,  ober  id^  tl^ue  bid^  in  ben 
S3ann."  Unb  äRelanc^tl^on  gel^orc^te  unb  lieg  ftd^  auS  ftrantl^eit 
unD  ©d^wermut  l^erausreifeen.  gütiger  fal^  bie«  felbft  als  ein  SBunber 
an.  aSoU  3ubeU  melbete  er  es  ben  greunben  unb  feiner  (Battin, 
unb  banfbar  erfannte  9Relanc^tl^on  eS  an,  wie  gütiger,  tro^bem  er 
felbft  in  fd^njerer  innerer  Sorge  war,  biefelbe  unterbrudft  l^be, 
um  il^n  balb  mit  trSftenben  S&orten,  balb  mit  l^artem  ©dielten 
aufjurid^ten.  ,fS&enn  er  nic^t  getommen  mfire,  mfire  id^  fieser  ge:' 
ftorben",  fc^rieb  er  an  (SamerariuS. 

Slber  nun  galt  eS  für  Sutl^er  felbft,  bon  neuem  in  ber  ®ad^e 
beS  fianbgrafen  (Stellung  ju  nel^men.  8llen  %bmad^ungen  jum 
Zxoii  badete  biefer  aQen  (ErnfteS  baran,  in  einem  öffentlichen  XuS» 
fd^reiben  feine  C^^nblungSmeife  5U  berteibigen.  SBenn  er  boruber 
angefod^en  würbe,   follte  fiutl^  fte  berantmorten  l^elfen,   fonft 

Äclbe,  «iitl^er.  il.  32 


2. 


9{Qpttef. 


®ic  focbcn  etwfil^ntcn  gortfc^rittc  bcö  ßDangcUumö  »atcn 
Sid^tblidFe  in  ben  fd^meren  ftdmpfen,  aber  eben  aud^  nur  bie^.  @in 
neues  fd^wereS  ätflernis,  für  unfer  moberneS  fittlid^eS  (Seful^l  bQ§ 
fd^werfte  in  ber  flanjen  9lef ormationSgcid^id^te ,  ba§  auc^  auf  ben 
^Reformator  felbft  feine  Sd^atten  »arf,  fiel  in  biefelbe  S^xl  S)ie 
aSeranlaffung  basu  gab  ^l^ilipp  Don  Reffen. 

815  ganj  jungen  9Rann,  er  »ar  nod^  nid^t  20  ^afyxc  alt, 
l^atte  man  il^n  mit  ftatl^arina,  ber  Xod^ter  ®eorg5  oon  @a#n, 
toermfi^It.  3Ran  batf  i^m  glauben ,  ia'jj^  er  nie  eine  Steigung  ä" 
biefer  unbebeutenbcn,  an  fiufeern  9flei}en  armen  gfirftin  befcfien. 
9?ad^  wenigen  SBod^en  §atte  ber  lebensluftige,  l^eifeblutige  junjc 
gfitft  il^r  bie  @^e  gebrod^en.  Äörpetlic^e  ßeiben  ber  ®emal^lin 
unb  ubermfifeiges  Stinten,  baS  man  i^r  t)or»arf,  Dergröfeetten  bie 
ttbneigung  unb  enegten  ben  SBunfc^  nad^  einer  anbetn  ®l^e.  @(|öi^ 
im  S^l^re  1526  l^atte  er  bei  2ut§er  wegen  ©rlaubtl^eit  einer  ©oppd^ 
el^c  angefragt,  wal^rfd^einlic^  allgemein  ol^ne  SSejugnal^mc  auf  feine 
eigene  ^erfon.  9?id^t  5um  crftenmal  lam  eine  folc^e  gtage  an 
Sutl^er.  «nfang  1524  ^atte  wie  berichtet  (®.  143)  auf  ben  W 
SarlftabtS  beSl^alb  ein  SRann  beim  furfutftlid^en  ^ofe  angeftagt. 
SRan  verwies  il^n  nid^t  einfad^  auf  bie  ®efe^e,  SeweiS  genug,  'üa^i^ 
©ebanfe  bem  bamaligen  S^Wbewufetfein  nid^t  fo  fern  lag,  al§  un§. 
©er  ftanjler  SStucf  wanbte  ftd^  besl^alb  an  Öutl^er.  ©iefer  warnte  üot 


2)er  (Sl^cl^anbel  be9  Sanbgrafcn.  485 

fold^cm  ben  (SJ^tiften  unjicmlic^cn  ^anbcln,  meinte  jeboc^,  bajj  bic 
©d^rift  nid^t  bagegen  fei.  Aber  »er  fo  etwa^  wage,  miijfe  beffeu 
butd^  bie  (Sd^rift  gewig  fein,  ba^  eS  il^m  erlaubt  fei.  ^J^nlid^ 
antnjottetc  er  bem  ßanbgrafen  am  28.  SRooember  1526.  ©afe 
bic  ^atriard^cn  mel^rere  grauen  gel^abt,  fei  richtig,  —  unb  eben 
batau§  f(^Ioffen  au^  SiSmer  wie  ber  belannte  $!arbina(  (Sajetan, 
bafe  ba§  aSerbot  ber  ©igamie  nid^t  göttlid^en  3le(^te§  fei  — ,  aber 
einem  Sl^riften  genüge  nic^t,  ,,ber  33äter  äöerf  anjufel^en.  ®r  mufe 
aud^  ein  gßttlid^  äßort  für  fi(^  l^aben,  ba$  il^n  gemig  mad^e,  gleid^ 
wie  [ic  gcl^abt  l^abcn''.  ©n  folc^eS  fei  aber  ni^t  Dorl^anben,  be3= 
l^alb  muffe  er  »iberraten,  fonberlid^  ben  S^riften,  „e§  märe  benn", 
fe%t  er  l^inju,  „bie  l^ol^e  5?ot,  al§  bafe  ia^  SScib  au^fäftig  ober 
fonft  entfrembet  mürbe." 

®er  Sanbgraf  f(§mieg  barauf,  er  mod^te  ben  ©ebanfen  jurflcf^ 
brängen,  aber  er  tam  mieber.  <Seine  ftnnlic^e  Statur  mar  aud^ 
burd^  feinen  ernften  äBiUen,  ein  eüangelifd^er  Sl^rift  ju  fein,  nit^t 
umgemanbelt  morben.  3laä^  mie  bor  lebte  er  in  Unjuc^t  unb 
fS^tbxyxi).  ©aburd^  enegte  er  bei  feinen  (Stanbe^genoffen  leinen 
änftofe.  am  menigften  mol^I  bei  ben  geiftlic^en  giirften,  beren  fitt= 
Ud^c  Sßerfommenl^eit,  man  erinnere  fid^  an  ben  Jfarbinal  bon  SRainj, 
allgemein  befannt  mar.  ?lber  er  litt  felbft  barunter.  3^"  S3emufet= 
fein  feinet  fünbigen  Sebenömanbelö  magte  er  e§  Diele  Saläre  nid^t  jum 
©atrament  ju  gelten.  SBorte  ber  l^eiligen  ©d^rift,  mie  (&pff.  5,  5 
ober  ^ebr.  12,  16,  brannten  il^m  auf  ber  ©eelc,  aber  er  fönne 
nid^t  anberS,  erflfirte  er.  ®amit  fut^te  er  fein  ®emiffen  ju  befd^mi(ft= 
tigen.  Da  tam  il^m  ba$  ®utad^ten  SRelanc^tl^ond  über  ben  @l^e- 
l^anbel  ^mxxd)^  VIII.  ju  ®efi(^t.  @l^er  al5  bie  ©(Reibung,  l^atte 
SReland^tl^on  geäußert,  fönne  man  bem  ftönige  noc^  geftatten,  eine 
jmeite  (Semapn  ju  nehmen.  ®ie§  fei  auc^  fonft  üorgelommen, 
mie  er  an  einjelnen  ©eifpielen  in  ber  ®ef(^ic!)te,  ftaifer  2^cobofiu§  k. 
jeigte.  ®iefe  ÄuSfül^rungen  mad^ten  auf  ben  ßanbgrafen  grofeen 
Sinbrucf.  @r  liefe  »eitere  SSeifpiele  fammeln,  au3  ber  ©d^rift  unb 
au§  ben  alten  S^ronilen.  Sr  fammelte  felbft  folc^c.  Salb  mar 
er  fiberjeugt,  bafe  unmöglid)  etmaS  unc^riftlit^  fein  lönnte,  ba^ 
©Ott  an  ben  ^atriard^en,  bie  aud)  im  SWeuen  Jeftamente  al5  83or= 
bilöer  beS  ®lauben§  gepriefen  mürben,  nid^t  geftraft  l^abe.    ®aüon 


486  ^3>er  Q^^btl  be9  Sanbgrafot.    9ucer. 

fpta(^  er  ganj  offen  unb  ol^ne  &d)tu,  lange  el^  et  fi(^  anfc^iiftc 
)ur  Xl^t  5U  fd^reiten.    8uf  bem  Shantenlaget,  baS  er  ftd^  butc^ 
feine  Äudfd^toeifungen  gugejogen,  ju  einet  3^^  in  ber  bcr  Shrieg 
bto^te  unb  bie  politif(^en  Sßetmidelungen  feine  boDe  fttaft  forberten, 
im  ^affxt  1539,  mutbe  et  fi(^  mel^t  ald  je  bed  innetn  S^^^^fP^l^^ 
bemuf^t.    ^be  et  ein  Stecht,  bad  Saftet  ju  fttafen,  mie  eS  boc^ 
feine,  bed  ^tften,  $flic^t  fei?   Sßfitbe  et  nid^t  gum  2:eufel  faxten 
muffen,  menn  et  et»a  im  fttiege  etftoc^en  toütbe?    S)a  reifte  feitt 
(Bntfc^luf).    @ein  9Itjt,  bem  et  fi(^  entbedFte,  Dr.  (Seteon  ©a^ler 
au$  Slugdbutg,  befi&tite  i^n  batin.    (Sd  fd^ien  (ein   anbetet  SuS= 
u?eg,  um  au$  ®ünbe,  ßrant^eit  unb  ®emiffendnot  l^auSjutotnmen, 
abet  au(^,  fo  mif(^ten  fi(^  in  ftetem  ®elbftbettug  fittlid^e  'Siotxt>t 
unb  lüftctne  Segictbe,  —  SRatgatete  t)on  bet  ©ale,  mit  bet  er 
fc^on  langete  3^it  ein  Cetl^fiUniS  untetl^ielt,  ju  gewinnen*     ®icfe 
mie  il^te  92uttet,  eine  C^^fbame  bei  ^^UippS  ®4mef)et,  'i>cx  ^ei= 
jogin  Don  9lo(^lt^  (<Sc^miegetto(^tet  ®eotg$),  maten  einDetftanben, 
nut  üetlangten  fie  bic  3uftimmung  beS  Äutfutften  unb  be^  €>^8ög^ 
S^oti^   unb    »omSglic^    eine    öffentliche   @tfl£tung   bet   äBitten^ 
betget    übet   bie   9lec^tm&^ig(eit    einet   folc^en   @^e.     ^uc^   Dor 
biefet  gotbetung  fd^tedFte  bet  Sanbgtaf  nic^t  }utucf.    @a^tet  tou|te 
9tat.    )Sucet  aus  ©tta^burg,  bet  gemanbte  Vermittlet,  mit  bem 
^l^ilipp  bcfonbetS  feit  bem  grantfuttet  läge  einen  üetttaulic^cn 
ötiefmed^fel  unterl^iclt,    foflte  bie  3»iftimmung  bcr  SBBittcnberger 
bcforgen. 

92eben  Sutl^er  gab  e^  ipol^l  (einen  Ideologen,  ber  für  bie  @a(6e 
be«  @Dangelium5  begeifterter  unb  biö  jur  (Srfd^öpfung  arbeitete, 
al§  Sucer.  ?lber  in  ber  ©trafeburger  8uft,  am  S?itteH}un(te  bc§ 
)}olitif4;en  SebenS  in  S)eutfcl^lanb ,  l^atte  er  ftd^  l£ngft  baran  ge= 
mS^nt  aud^  in  fittUd^en  fragen  ftd^  burc^  politifc^e  Srmagungen 
mitbeftimmen  ju  laffen,  ober  mie  ber  ftanjler  16rücf  um  biefelbe 
3eit  Don  i^m  fagte,  „bie  tl^eologifc^en  Sachen  nac^  ber  ©clt  SBeifc 
JU  l^anbeln".  <So  mar  e§  aud^  bieömal.  EBenn  nid^t  fofort,  fo 
wenige  Jage  fpater,  als  er  beim  öanbgrafen  in  SRclfungen  eintraf, 
erful^r  er,  bafe  biefcr  entfd^loffcn  mar,  menn  bie  ll^eologen  i§m 
nic^t  Reifen  moDtcn,  ficb  ^^  ben  Äaifer  ju  »enben.  3«  bic[em 
?lugenblid(  l^icg  ia^  nichts  geringeres,   als  bie  mfi^fam  aufredet 


^ucer  unb  ber  l^anbgraf.  487 

cTJ^altcnc  gute  ?|3o[ition   aufgeben.    SKit  unüerl&altenem  S^^gtimm 

l^attc  fid^  Sucer  über  bie  geringen  ©rfolge  beö  granlfurter  lageö 

geau|(crt,  fie  mfiren  üieüeidbt  gröfeer  gemefcn,  »enn  nid^t  ber  8anb= 

graf,  tranf  unb  flilgeUa^m,  eine  SRad^giebigfcit  gezeigt  l^atte,  bie 

?onft   ni(^t  jeine  (Sad^e  mar.    Sine  weitere  ?lnnd^erung  an  ben 

ftaifer  bebeutete  bie  ^reiögabe  aller  ber  SBorteile,  meldte  bie  $ro= 

tcftantcn  in  ben  legten  S^^^^^^  errungen  l^atten.    ©ieö  mirb  bem 

poUtifd^en  ©d^arfblidC  beS  @tra^burger  Sl^eologen  fd^merlid^  ent^ 

gangen  {ein.    Unb  war  ber  gürft  nid^t  roirtlid^  in  fittlid^cr  'Slotl 

©a^ler  wufete  biefelbe  in  beweglichen  Sorten  ju  fd^ilbern,  unb  »ic 

e§  ^flic^t  fei,  leinen  (Sl^riften,  »er  e§  aud^  fei,  im  böfen  (äewiffen 

ftedcn  5u  laffen.    Unb  S3ucer  liejj  fid^  gewinnen.    ®r  l^atte  fd^on 

in  mancher  üerjwcifelten  Sage  einen  ?lu§weg  gefunben:  Don  einer 

öffentlichen  S)op)}elel^e  tonne  nic^t  bie  9{ebe  fein,  ja  fie  muffe  ge= 

l^eim  gel^alten  werben,  barüber  war  er  fd^on  mit  ©a^ler  einig  ge= 

werben,  el^e  er  jum  öanbgrafen  reifte.    Söir  wiffen  nic^t,  ob  et 

nod^  einen  ernftlid^en  SBerfud^  gcmad&t  l^at,   ben  gürften  umju= 

ftimmen,  unb  bamit  gro|eS  Unl^eil  abjuwenben.    9^ac^  turjerem 

äufentl^att  reifte  er  nac^  SBittenberg.   SBa§  ber  Sanbgraf  begel^rte, 

war  ein  öffentlid^eö  ober  aud^  gel^eimeS  3^"9iii^  ^^^  Söittenberger, 

ta%  er  nid^t  Unred^t  tl^äte,  ein  ^weites  @l^eweib  ju  nel^men,  unb 

ba^  fie   eine   fo  gefd^loffene  @l^e   für   eine   wirflid^e  @^e  l^ielten. 

Unb  wie  feft  er  felbft  bon  ber  Sled^tmäfeigJeit  berfelben  uberjeugt  war, 

jcigt  bie  äRal^nung  an  Sut^er  unb  9i2e(anc^tl^on,   „man  müfje  bie 

SBäclt  unb  weltUd^e  gurd^t  l^ierin  nit  5U  l^od^  anfe^en,  fonbern  mel^r 

auf  ®ott  fel&en,  wa^  ber  gebeut,  üerbeut,  ju  unb  frei  läffet". 

SSon  feinen  politifc^en  SKotiüen  ^at  Sucer  fc^werlic^  oiel  üer= 
lauten  laffen.  S35ie  wenig  Söert  in  SBittenberg  barauf  gelegt 
würbe,  l^otte  er  erft  \>ox  Rurjem  erfal^ren  muffen,  aU  Öut^er  feinen 
Dom  Sanbgrafen  unterftü^ten  Antrag,  mit  |)einrid^  Don  (Snglanb 
tro^  beffen  Sßerfolgung  be^  @Dangelium^  noc^  einmal  anjulnüpfen, 
mit  grofeer  Sntruftung  5urücfwie§.  Um  fo  mel^r  wirb  er  bie  fitt= 
liefen  SRotiDe  betont  ^aben;  'ta^  war  ber  $untt,  bei  bem  bie 
SBittenberger  fid^  betl^ören  liefeen. 

(Sie  fc^einen  in  ber  Il^at  geglaubt  ju  l^aben,  bafe  ber  ®e= 
wiffenSnot  be§  öanbgrafen  auf  biefem  ungewöl^nlic^en  SBege  abge= 


488  3)cr  ect^ttat  bcr  Sittenbcrger. 

Rolfen  toerbcn  Mnntc.    @ein  t^ot^ben  5ffentU(6  ju  billigeit, 
fie  ab,  benn  ba«  »fitbe  bie  SRcinung  ertoedFen,    atö  moUe  m\ 
eine  aügemeine  Steuerung  einfuhren,  toa$  nid^t  anginge,  ba  bie  S^ 
ivifd^en  jiDei  ^erfonen  bad  uifpifinglic^  ®ottgcti>c0te,  eine  92e|T: 
e^  nut  um  ber  @(j^ioa(^^cit  bet  SRenfd^en  »iQen   Don  ®ott  ju: 
getajfen  morben  fei.    @ie  ermahnten  au(^  ben  f^iitften  ntit  fe^r 
ft^tfen  Sßotten,  Don  feinem  ®unbenleben  abjulaffen,  »oju  etal? 
ß^rifi  aud^  o^ne  jmeite  (E^e  imftanbe  fein  muffe,   aber  bie  un» 
SRobemen  fo  na^e  Uejenbe  goljerung,   bafe  ber  gürft  eben  al» 
(S^rifi  jenen  (Sebanten  toeit  Don  ft(^  abmeifen  muffe,  jogen  fie  niiii, 
offenbar  »eil  auc^  fie,  »ie  »ir  roiffen,  ein  bitcfteS  SSerbot  iei 
SReJ^reljie  in  ber  ©d^rift  Dermif)ten  unb  barum  ber  Ianbgrdf(i(ten 
Sel^lauptung.  ba{(,  »o  ®ott  um  ber  @(^ma(^^eit  miQen  eine  S)i§= 
penfation  julaffe,  feine  Wiener  fie  nid^t  Dertoeigem  burften,  ttit^ts 
entgegen^u^lten  mufften.    ®ie  fugen  Dielmel^r  l^inju,  menn  M 
fianbgraf  fic^  nid^t  l^alten  (onne  unb  bef(^loffen  l^be,  nod^  ein  @^ 
meib  5u  nehmen,  fo  burfe  bied  nur  l^eimtid^  gefd^el^en  unter  Wit= 
»iffen  etlicher  Dertrauter  ^erfonen,    »äl^renb  Dor  ber  SBelt  l)ie 
j»eite  grau  alö  Rontubine  gelten  muffe.    ®a§  »erbe,  iumd  cß 
bei  gürften  l^aufig  oorfomme,  »eniger  ?lnftofe  erregen,  ate  fein  bi^= 
l^ge^  ßeben.    ®abei  mal^nten  fie  boi^  nod&  entfd^ieben  ab,  oct-- 
»iefen  auf  ta^  grofte  ^rgemi^,  »aS  barau^  enoac^fen  muffe  u.  \.  vi- 
aber  »ar  es  ein  SBSunber,  ia%  ber  ßanbgraf  barin  lebiglic^  eine 
(Srfüdung  feines  SBunfd^eS  fal^? 

Rein  eoangelifc^er  S^rift  »irb  jenes  unl^eilüofle  ©ebenfen  gut^ 
^eifeen  ober  ani)  nur  befd^önigcn  »ollen.  Offenbar  fehlte  ^cn 
Reformatoren,  »aS  freiließ  eine  (Srbfc^aft  aus  bem  ftatl^oliciOT^ 
»ar,  ber  boDe  Sinblicf  in  baS  »a^re  fittlid^e  SBefen  bet  S^- 
SBcl(^  »unbcrli(f)er  ©tanbpunft  ift  eS  bo^,  um  bem  mannli(^<!Ji 
Jeilc  aus  ber  ®e»tffenSnot  5U  Reifen,  bem  »eiblid^n  bie  ?J* 
einer  Äonfubine  5uju»eifcn!  ©aS  Unred^t  gegen  bie  SanbgTapn 
»irb  taum  berul^rt.  äud)  ^ier  ift  ein  Skc^llang  ber  mittddt^' 
liefen  ©cringfc^d^ung  bcS  SBeibeS  unfc^mer  ju  ertcnnen.  Unb  0J0 
blieb  baS  bürgerliche  (Sefeft  als  fittlic^e  ©d^ranle?  33ucer  betonte 
fpatcr  mit  Sfled^t,  bie  Reformatoren  badeten  nid^t  baran,  eine  Dopf^l- 
el^e  Dor  bem  ®efc^  ju  Dertctbigcn.    S)aS  tarn  aber  niig 


^ie  ^tUnt^  be«  Sonbgrafett.    !S>tx  turftttfl.  489 

bcm   bcttcffcnbcn  ©c^tiftftucf  ju  gcnugcnbcm  8lu§brucf.    auf  bcr 

anbctti  (Seite  mufe  alten  unb  neuen  änßagen  gegenüber   betont 

werben,  bafe  iJutl^er  unb  SRelanc^tl^on,   tjon  bem  bie  3?ieberfc^rift 

l^ctrii^tt,  babei  mit  gutem  ®e»iffen  l^anbelten.    SBir  l^ören  aud& 

hic^t,  bafe  fi^  übet  baö  Anbringen  Sucetö  fonbetlid^  cntfefet  »aren. 

SBcr  jenen  früher  erwäl^nten  ©rief  au^  bem  3a^re  1524  fennt, 

in  bcm  er  ben  gragefteder  üon  bem  gorum  beö  gurften  an  jein 

(Scroiffen  unb  feinen  ^riefter  oerweift,  mirb  8ut§er^  fpaterer  ?lu§= 

f agc,  bafe  er  in  gleichem  galle  cbenfo  l^anbeln  »erbe,  bafe  alfo  eine 

"SlücCfic^tnal^me  auf  ben  ^ol^en  C)errn  nid^t  mitgefpielt  §at,  ®lauben 

fd^etifen.    ©röteren  «nftog  al^  baS  (Sutad^ten  felbft  mvL%  bie  »rt 

unb  äßeife  ermecfen,  wie  bie  ^Reformatoren  fii^  jpäter  baju  ftcütcn. 

Slbgejel^en  üon  einigen  SSertrauten  foflte  biefcr  „öcid^trat^  »ie 

Sutl^er  fein  3^U9tii^  auffaßte,  au(^  mirtlic^  gel^eim  bleiben.    ®a^ 

mufetc  Sucer.    ?lber  er  §atte  Dom  ßanbgrafen  ben  ?luftrag,  fofort 

ben  Shirffirften  unb  bejfen  State  inö  SBertrauen  ju  jiel^en.  5Rit  ber  il^m 

eigenen  Sncrgie  oertrat  er  bie  ©ac^e  feinet  ?luftraggeber§.    9?od& 

auf  ber  äleife  fanb  er  S^it,  bie  (Srunbe  für  unb  gegen  bie  ©oppeU 

el^e  in  einem  erft  neuerbingS  gebrudten  Süc^lein  jufammenjufteQen. 

®te  lauten  boc^  »efentlid^  anberS  al§  bie  bcr  ffiittenberger  unb 

finb  ein  fldglic^cS  3^wgni5  bafür,  wie  bei  biejem  3Ranne  bie  |)oli= 

tifd^c  Slücffid^tnal^me  auf  bie  ®rofeen  ben  (Sieg  über  bie  beffere 

(SrtcnntniS  baüontragen  tonnte. 

©eine  Sotjd^aft  rief  in  JBeimar  grofecö  Sntfeften  l^eroor.  Sie 
aSerfprec^ungcn,  bie  ber  ßanbgraf  mad^cn  liefe:  Unterftüftung  in 
allerlei  politifc^en  fragen,  DieUcic^t  fogar  bei  ber  Erwerbung  Der 
»aifcrlronc,  machten  fd^merlid^  irgenbmclc^cn  @inbrudE.  ®er  fromme 
Rurfütft  liefe  ben  ßanbgrafen  bringenb  bitten,  bie  ©ad^e  wol^l  ju 
crroägen,  bie  ©d^dbigung  feiner  ,,8leputation''  unb  bcr  ©ad^c  De3 
(goangcliumS  in  Setrac^t  ju  jicl^cn.  ®r  möge  ju  ®ott  flehen, 
bafe  er  biefe  Anfechtung  überwinbe,  er  foHc  ^um  minbeflen  noc^ 
juwarten,  bis  @ott  weiter  3lat  unb  ^xi^z  fd^icfe.  ®inge  e^  aber 
nic^t  anberS,  bann  follc  er  e$  fo  mad^en,  wie  ßut^er  geraten. 

au(^  l^ier  fann  man  biefelbe  ©eobad^tung  maii^cn,  wie  in  ©ittcn= 
berg:  man  r£t  nad^  SRöglic^tcit  ab,  fürchtet  bie  fd^weren  e^olgcn, 
aber  für  etwas  aufeer  aller  3Rögli(^(eit  licgcnbeS  fielet  man  bie  ©a(^ 


490  I>u  9lcbeiic^.    8ot  ber  Xntnnft  be8  «aifer«. 

nic^t  an.  ^©u  botfft  nic^t",  fagtc  leinet.  ?Kan  ^offtc  »i?| 
nod),  ba{(  bet  Sanbgtaf  jur  Oejinnung  (ommen  märbe.  SBelc^i 
Sile  et  ^tte,  baf)  et  beteitö  eine  jmeite  (Sema^lin  gemäl^lt,  n)u|ti 
ntemanb,  aud^  Sucet  nic^t.  9{o(^  mat  biejet  ni^t  }utu(fgefe§rt  al^ 
bet  gutft  fc^on  bie  Suftimmung  feinet  unglucHic^en  ®ema§lin  eriDirfl 
^tte.  1Relan(^t^on  befanb  ft(^  mit  anbeten  2§eologen  auf  einet 
OunbedDetfammlung  in  @(^maltalben,  atö  i§n  bet  üianbgtaf  nac^ 
iKotenbutg  an  bet  gulba  entbot.  (Sbenfo  war  93ucet  bott^tn  ge= 
laben  »otben.  (Stft  bei  i^tet  Änlunft  etfnl^ten  fic,  bafe  fie^  einer 
gotbetung  bet  Watgatete  oon  bet  ®ale  unb  i^tet  92utter  cnt= 
fptec^enb,  bei  bet  Stauung  ald  Saugen  fungieten  foQten.  S[m 
4.  Stätj  1540  »utbe  fie  bolljogen. 

'Slan  muj)  fic^  babei  bie  allgemeine  poUtif^e  Sage  t>etgegen= 
wattigen.  Äatl  V.  ^atte  ben  gtanffuttet  «nftanb,  ben  bet  ^pit 
aufd  {(^ätfftc  tjctutteilte,  ni(i^t  beftfitigt.  (St  lunbigtc  feine  an- 
fünft  im  Reiche  an.  Äüe  Abmachungen  maten  alfo  »iebet  dct= 
gebend  gcrocfen.    2^itn  augcnblicf  lonnte  bet  Rtieq  lo§bte(^en. 

®en  Raifer  etmatteten  bicfelben  Aufgaben  wie  Dot  10  S^ten. 
Jlbet  wie  anbct«  waten   bo(i^   bie  3}et^ältniffc   gewotbcn!    S)ic 
Heine  ptoteftantifc^e  ^attei,  bie  Dot  einem  3fll^t5e§nt  ©ulbung  für 
i^ten  ®Iaubcn  etbeten  l^atte,  »at  je^t  eine  SRadfet  gerootben,  mit 
bet  auc^  aufeetbeutf(^e  Staaten  ted^ncten.    Sie  ©iffetenjen  in  ber 
8lbenbmal^l5ftagc  matcu   übetbtücft,   bagegen   maten   bie   ®cgncr 
feine^mcgS  einig.    (Sin  3"fö"»'"^'i9^'&€"  betfelben  im  SJütnbetgcr 
S3unbe  mat  unmßgli^  gemefen.     @ine  fatl^oUfc^e  ^attei,  bie  bem 
äommcn  be^  RaifetS  ^offnungSftcubig  entgcgcnfal^  mie  bot  bem  Jage 
5u  Slug^butg,  gab  e^  je^t  nic^t.   S)et  Gebaute  batan  ettegte  Dielme^r 
ein  aügemeineS  Unbel^agen  unb  meitgel^enbe  SScffitd^tungen.  Äuc^  bei 
ben  gut  (atl^olifd^en  ©tdnben  mad^te  \\i^  bie  @in)i(^t  geltenb,  ba§ 
im  (Stunbe  genommen  bie  ^olitit  bed  ©panietS  an  ben  ttoftlofen 
3uflänben  unb  ben  ©itten  in  ©eutfc^lanb  bie  ©c^ulb  trug,  ja 
ia^  et  aUcin  ein  3i^tetejfe  an  bem  gottbeftanb  biefct  3ctriffenl^it 
ju  §aben  fc^eine.    S)ie  geiftlid^en  f^ütften  l^atten  baneben  oDe  Ui= 
fad^e,  be§  Äaifct^  ©tteben  nac^  SSetgtöfeetung  feinet  ^mmaijt 
px  futc^ten.    @d^on  ^atte  et  Utrecht  unb  Suttid^  in  feinen  Seft$ 
gebta(f)t.  Dffenbat  fttebte  et  weitet.    @ol(i^e  (Stmägungen  iiai^Un 


$oIitif<!(e9.    Sutl^cr  unb  bie  C^nigungSbefirebungett.  491 

bie  ©tänbc  beibcr  Slcügion^partcien  cinanbcr  naiver.  (Sine  bur(fy= 
gel^etib  antifaiferlid^e  (Stimmung  führte  im  äBinter  in  biplomati- 
^(^ct  aSiclßcfc^äftigfcit  ju  eigenartigen  politifc^en  RonfteQationen  unb 
5um  leil  tul^nen  planen.  Sie  Tid^teten  fic^  aüt  gegen  bie  Ü6er= 
mad^t  beS  C)aufe$  ^ab^burg.  Unb  in  ber  9teIigionSfrage  gebac^tc 
man  über  ben  ffopf  beS  Staifet^  ^inmeg  eine  (Sinigung  ju  etjielen 
ober  il^n  ju  jroingen,  enblic^  an  bie  ©rffiflung  feiner  Swfagen  ju 
gel&cn. 

Sutl^er  unb  bie  SBittenberger  l^atten  nur  infofern  bamit  ju 
t^un,  a(^  fie  im  Januar  1540  ein  ®uta(^ten  barüber  abgaben, 
n>ic  man  fid^  bei  ben  beabfid^tigten  SinigungSbeftrebungen  im  ?ßunfte 
bcr  öel^re  Der^alten  fofle.  9iaturli(^  bacfjten  fie  auc^  jeftt  an  lein 
9{ad§geben.  ®ie  woQten  bei  il^rer  ^uguftana  unb  Apologie  bleiben 
unb  üermal^rten  fid^  im  üorauS  gegen  jebeS  „©loffieren"  berfelben, 
namentlid^  mfiffe  man  aber  nac^  vok  Dor  ba^  $apfttum  atö  ba^ 
Slcic^  be§  «ntic^rift^  befampfen.  ©edl^alb  ^ielt  Sut^er  jeben 
Sinigung§t)erfud)  für  au§fi(^t5lo§,  unb  aud^  fein  fturfurft  meinte, 
ba^  man  ,,mit  bem  papiftifc^en  f)aufen  als  unbugfertigen  miber 
bie  ben)u|te  äßal^rl^eit  menig  ober  gar  nid^tS  grud^tbareS  ausrichten 
werbe".  ÄnberS  urteilte  93ucer.  SRcben  ^bilipp  oon  C^effen,  ber 
il^n  in  alle  ^lane  einweihte  unb  »iebcr  bon  i^m  beraten  würbe, 
war  leiner  lebl^after  an  biefen  SSeftrebungen  beteiligt,  als  ber  (Strafen 
burger  Sleformator.  3Ran  lann  fid^  benlen,  roeld^eS  ^"tercffe  er 
bemnad^  l^aben  mufete,  bafe  bie  „gel^cime  ©ac^e"  beS  Sanbgrafen 
au(^  roirllic^  ®el^eimnis  blieb.  Unb  bicS  erft  red^t,  ba  »ie  ge= 
möl^nlic^  bie  ©onberintereffen  bie  allgemeinen  überwogen,  bie  Ifi^nen 
^Idne  ber  geifllid^en  ^crren  fofort  Derflogen,  als  man  l^örtc,  bafe 
ber  Staifer  bereits  in  ben  Sßieberlanben  fei,  unb  aud^  bie  f(^mal= 
Ialbif(^en  S3unbe§ genoffen ,  wieber  ifoliert,  in  il^rer  betannten  ©e= 
ootion  eine  (Befanbtfd^aft  an  ben  Raifer  fc^icften,  um  il^n  \)oti  triege= 
rifc^em  Sßorgel^en  abjumal^nen.  93ie  üiel  lam  je^t  barauf  an,  baj) 
bie  proteftantifd^e  Partei  jufammenl^ielt,  bag  fie  fid^  leine  ä319^e 
gab!  SBie  bann,  wenn  eS  ruchbar  würbe,  bafe  ber  eine  gu^rer 
berfelben  foeben  einen  ©c^ritt  getrau,  ben  bie  laiferlic^e  C^^lSs 
gerid^tSorbnung  mit  fc^mfil^lic^em  2;obe  bebrol^te? 

Unb  fc^on  na(^  wenigen  9ßo(^en  fprad^  man  aQentl^alben  bat^on. 


492         2)ie  9Ubmt^  »iib  bctonnt    äRcüm^t^n«  (Mrontintg. 

gteilu^  ^tte  au(^  bct  l^ffifc^e  ^ofprebiget,  ^ion^ftud  IRelanbc 
bie  @titn  ge^bt,  offen  auf  ber  Sanjd  bie  ^Berechtigung  ein 
SRe^te^e  ju  bettfinben.  Salb  raunte  man  ft<^  ju,  baj»  Sut^ 
bcm  durften  bie  (Srlaubniä  baju  gegeben.  S>ed  Sanbgrafen  ©c^vefte 
bie  ^jogin  Don  Kod^iil,  bie  ber  Sruber  arg  l^intergangen,  m 
au{(er  ft(^.  ©c^mere  Sormurfe  belam  er  aud^  t>on  C^^jog  ^änm 
)u  ^5ren,  ber,  um  Sid^ered  ju  erfal^ren,  ft(^  bet  ^au  Doti  bc 
®ale  mit  (Semalt  bemfic^tigt  §atte.  Sturfur^  S^^^^^i^  ^mitHj 
ber  ie^t  vermitteln  foQte,  lehnte  ab.  Sucer  mahnte  immci 
bringenber  jur  93er^imli(^ung,  unb  mad^te  bie  gemagtefiten  ^ioi- 
fc^läge,  um  bad  (Sefc^e^ne  ungefd^el^n  ju  mad^en.  £)agegen  §atti 
ber  öanbgraf  in  ber  C><>ffttung,  baf)  bie  öunbc^gcnoffcn  feine  Sc- 
mijfen^fac^e  für  eine  liteligiondfad^e  ertlfiren  unb  bamit  ju  i^rer 
eigenen  mad^en  mfirben,  bie  ganje  Sngelegenl^eit  am  (iebften  ofen 
betannt.  9ber  ber  {turfurfl  gab  i^m  beutli(^  ju  erfennen,  ba|  (^ 
ibn  nic^t  ju  fc^u^en  oermöc^tc,  falls  ber  ftaifer  in  peinlid^em  ^■ 
ric^t^Deifa^ren  gegen  i^n  borge^n  »urbe. 

®er  erfte,  ber  bie  golgen  be«  f (glimmen  ^anbel^  ju  erfaßten 
^atte,  war  iRelanc^t^on.  8luf  ber  «eife  5U  bem  ^ciiQXon§äefpM 
iDüdjc^  ber  ftaifer  je^t  mirllid^  unb  jtoar  nai)  ^agenau  beruten 
^atte,  erful^r  er,  ba^  bie  ©ad^e  betannt  gemorben  unb  wie  matt 
fie  beurteilte.  ©aS  ©eroufetfein  ber  3RitDcrant»ortlicbfcit,  bie  Sotje, 
wie  baS  nun  auf  bcm  C^agenaucr  läge  werben  würbe,  ber  @(|incti 
über  baS  grofee  Ärgernis  unb  bie  ©c^fibigung  ber  eDangelii^^^ 
©ad^e  warf  ben  Jiefbefümmerten  fd^on  in  ©eimar,  eS  mi  i» 
3um  1540,  auf  "tia^  Jhanlenlager  unb  brachte  il^n  an  ben  Son^ 
beS  ®rabeS. 

«ud^  ßut^cr  ertannte  fofort  bie  ganje  ®röfee  beS  StgernP 
@r  llagte  fic^  einer  ju  grofeen  ©arml^erjigleit  an,  einer  afljtt  menji^ 
liefen  5Rad^gicbigleit,  l^atte  er  boc^  injwifd^en  crfal^ren,  ioi  ^^^ 
©ewiffenSuot  be5  üJanbgrafcn  in  ber  ll^at  nic^t  fo  grofe  poi\^ 
war.  @r  wufete,  wcld^cS  Kapital  bie  ®egner  barauS  WH^ 
würben.  ?lbcr  er  blieb  babei,  nac^  beftem  SBiffcn  unb  ®^^P 
gcl^anbelt  ju  l^aben.  ©c^wcrer  laftcte  auf  i^m  bie  ©orge  fut  ^" 
faft  Derjwcifelnbcn  greunb.  Sr  fud^te  i^n  brieflid^  ju  ttöPen, 
inbcm  er  il^n  auf  S^riftum   l^inwieS,   ber  aud^   in  bicfcm  P^ 


Stttl^er  am  ftratifenbette  Si^eUm^tl^otiB.  49S 

SaQc:  „®eib  gettofi;  id^  l^abe  bie  Sßelt  übetmunben.''   (St  etinnett 

an  ba§  S9cif))icl  ©aDibS,  bct,  obwol^l  feine  Sage  biel  Der jweif elter 

xoax,  nid^t  bal^ingcfunlcn  fei.    ©a  bct  Jhitfurft  il^n  ber  ^imamt 

äSctatutigen  megen  um  fid^  l^aben  moOite,  tonnte  et  mentge  2:age 

später  felbfi  an  bem  Shanfenlaget  9ReIand^tl^on§  fein.   (St  fanb  \^n 

hcton%üo^.    ®ie  Äugen  fd^ienen  gebtod^en.    SRan  erwartete  fein 

Gnbe.    Stfd^rodten  rief  Sutl^er  auS:   „^epte  ®ott,  mie  l^at  mir 

bct   Jeufel   bie§   Drganon  gefd^äubet."     ©ann  »enbete  er  fid^ 

an^  genjter  unb  betete,    „«flba",   fo   crsfil^lte   er  fpater   felbft, 

„mu|te  mir  unfer  ^ttt  ®ott  l^erl^lten,  benn  id^  »arf  il^m  ben 

(Bad  oor  bie  %^x  unb  rieb  il^m  bie  Dl^ren  mit  aOen  ®ebet^- 

t^erl^eiftungen,  bie  id^  in  ber  ^eiligen  @d^rift  ju  eti&l^len  rouftte, 

ba|  er  mic^  mu|te  etl^dren,    »o  id^  anberS  feinen  SSerl^eiftungen 

trauen  foüte."    ^icxau^  trat  er  Doli  ©laubenöjuberr^t  an  ba« 

S3ctt,  ergriff  SRclanc^tl^on  bei  ber  C>flnb  unb  rief  il^m  ju:   „Sei 

guten  SRut^,  ^l^ilippc,  bu  »irft  nid^t  fterben."     ®ott  »oüe  nit^t 

ben  £ob  beS  ©unbers,  ermal^nte  er  meiter,  SRetand^tl^on  foQe  nid^t 

bem  2rauergeift  Raum  geben,  jonbern  bem  ^crrn  Vertrauen.   ©ar= 

über  ertoad^te  biefer,  fal^  Sutber  an  unb  bat  il^n,  il^n  nid^t  auf= 

jul^alten,  er  fei  auf  guter  gal^rt.    «SRit  nickten",  erwiberte  ßutl^er, 

„bu  muf)t  unferm  ^errn  ®ott  no(^  »eiter  bienen'',  unb  atö  er  [xi^ 

weigern  »oQte  ju  effen,  brol^te  er  il^m  l^alb  fd^erjenb:   ^^&x\bi, 

^^xlippt,  lurjum,  bu  »irft  mir  effen,  ober  id^  tl^ue  bid^  in  ben 

SSann.''    Unb  SRelanc^tl^on  gel^ord^te  unb  lie|  ftd^  auS  ftranf^eit 

unD  ©d^wermut  J^erausreifeen.   ßutl^er  fal^  bie«  felbfl  al«  ein  2Bunber 

an.    S3oU  ^ubetö  melbete  er  e«  ben  ^eunben  unb  feiner  ®attin, 

unb  banfbar  erfannte  SRelanc^tl^on  e5  an,  »ie  ßutl^er,  troftbem  er 

felbft  in  fc^werer  innerer  Sorge  »ar,  biefelbe  unterbrudft  l^be, 

um  i^n  balb  mit  tröftenben  SBorten,  balb  mit  l^artem  ©dielten 

aufjurid^ten.    „SBenn  er  nid^t  gelommen  »äre,  »firc  id^  fidler  ge^ 

ftorben",  fd^rieb  er  an  SamerariuS. 

Slbcr  nun  galt  e§  für  Sutl^er  felbft,  Don  neuem  in  ber  ©ad^e 
be^  Sanbgrafen  ©teHung  ju  nel^men.  SOien  Xbmad^ungen  jum 
Zxoii  badete  biefer  allen  (SrnfteS  baran,  in  einem  öf[entlid^en  Sud^ 
f(i^reiben  feine  ^anblung^meife  )u  berteibigen.  SBenn  er  bariiber 
angefod^ten  »urbe,   foDte  ßutl^er  fie  verantworten  Reifen,   fonft 

Äplbc,  ?Mt]^<r.  n.  32 


494  Vut^  nnb  ber  Sanbgtaf.    iBifena<i(cr  Setd^itbtnngeit. 

tnu^te  er  notgebiungen  feine  ^nbfc^tift  aufmeifen.  9btx  Sui 
beflanb  auf  feinem  S^ein.  (Sinen  Seic^trat  fyxf>t  et  gegeben.  S 
et  bie  t)on  Sucet  fibetbtac^te  SSeic^te  bed  &inbgtafen  nic^t  t 
taten  burfe,  fo  auc^  biefet  feinen  lOeic^ttat  nic^t.  Sine  dffentd 
Sctteibigung  bedfelben  fei  unmöglich,  »ad  t)ot  ®ott  unb  bent  d 
»iffen  tec^t  fei,  fei  Ifingft  noc^  nic^t  t)ox  bet  IBelt  tec^t.  ®egi 
übet  ben  faifetlid^en  Kelten,  gegenubet  bem  SÜat  bet  ®c^nft  i?i 
®el^otfam  gegen  bie  Obrigfeit  tomme  man  mit  bcu  SSeifpieten  a 
bem  alten  Zeftamente  nic^t  aud.  Set  Sanbgtaf  möge  \x^  bal 
begnügen,  baft  bie  Slatgatete  t)ox  feinem  dkmiffen  fein  äßeib  fi 
Senn  et  bem  ftaifet  fd^teibe,  baft  et  eine  ftonfubine  genotnnie 
metbe  bad  ®e{(^tei  jugebecft  fein.  Dagegen  abet  fttfiubte  fic^  b 
Sanbgtaf:  et  mujjte  t)ox  feinet  jmeiten  ®emal^tin  unb  beten  S3e: 
manbten  atö  ein  (S^tlofet  etfc^einen,  ba  et  nut  untet  ber  ^oxmi 
fc^ung  einet  »itfli^en  (5§e  i^re  3uftimmung  etl^lten. 

Um  bie  ®egenf5^e,  bie  fic^  injwifc^en  flatf  jugefpt^t  l^atteii 
auiSjugleid^en,  fanb  bann  im  ^\xlx  1640  in  (Btfena^  mol^in  Sut§e 
ben  Rutfuxften  begleitet  l^tte,  eine  Ronfetenj  jmifc^en  ben  fä(^ 
fif(^en  unb  l^effifc^en  Stfiten  fiatt.  ®ie  fu^tte  untet  lebl^aftet  Se^ 
teiligung  Sutl^etd  ju  bitteten  ^uiSeinanbetfe^ungen,  bie  einen  meni^ 
erfteutic^en  (Sinblid  in  bie  fittlic^e  Seutteilung  be^  %aüc§  ge= 
»fixten,  e^t'^tttfibtenb  btol^te  bet  Sanbgtaf,  ftc^  an  ben  Saiferju 
n)enben,  »d^tenb  Sut^et  nac^  wie  Dot  eine  öffentlid^e  Sneifeniiung 
bcd  S3eic^ttat^  betweigette,  ja  ertlfirte,  et  mütbe  el^et  fagen,  baj 
er  ben  Sanbgtafen  genant  l^abe. 

Set  unfelige  i^anbel  fc^ien  ba§  fittlic^e  Urteil  immer  me^r 
trüben  ju  »ollen.  ®anj  befangen  in  ber  Sb^orie  Dom  ^ti^u 
gel^eimnis  unb  in  ber  anbern  fic^erlic^  falfd^en  äReinung,  ia^  mit 
Offenbarung  feines  S3eid^trated  biefer  oon  fetbfi  l^infaüe,  bjip.  Der 
ber  )L)ffentlic^Ieit  leine  Geltung  l^abe,  tonnte  bedl^alb  Sutl^  fogar  ju 
einer  ,rguten  ftarfen  8üge"  raten,  ©arüber  fam  e5  no(^  ju  einem 
fd^arfen  S3riefroe(^fel  jwifc^en  i^m  unb  bem  ßanbgrafen,  inbem 
ber  Sanbgraf  glaubte,  ba|  Sutl^er  aus  9Renf(^enfur(i^t  jutu(Itoei(|en 
»oute. 

SBie  »enig  tannte  er  il^u  bod^I    (&m\%  ging  i^m  bie  @a(|e 
na^,  fogar  fe^r  na^e.    äßir  ^ben  ^ufierungen  genug  batu6er. 


Sutldet  itnb  ber  eanbgraf.    8ebeutung  be9  d^^antH^.  495 

9Bie  ](f)on  betnerft  üerfannte  er  au^  nid^t  bie  ®efal^i  für  bie  ganje 
eDangelifd^e  @a(^e,  aber  bon  gurd^t  mar  bei  tl^m  nic^t  bie  Siebe. 
2to^  biefet  Angelegenheit  fd^rieb  et  auS  SBeimat  unb  (Sifenad^  bie 
launigffen  S3riefe,  ferste  et  mit  feinet  grau  unb  feinen  ftinbetn. 
3n  feinen  Arbeiten  liefe  er  fid^  nid^t  fiören.  An  ber  im  ^a^xt 
1539  begonnenen  Siebifion  feiner  SSibeluberfe^ung  arbeitete  er  auc^ 
l^ier  toeiter  unb  f(^id(te  barauf  bejügtic^e  fragen  nad^  Sßittenberg. 
(&i  l^atte  innerlid^  mit  jener  ®ad^e  abgef(^loffen.  (Ein  fold^er  SRanu 
war  nid^t  ^u  fd^redten,  am  menigfien  burd^  bie  S)ro]^ung  beS  Sanb= 
grafen,  feine  in  jenem  83eid^trat  gcmad^ten  abfälligen  Äufeerungen 
über  ben  ftaifer  ju  beröffentlid^en.  S)er  gurft  fam  übel  an.  8utl^er 
fc^rieb  il^m  am  24.  3uli  einen  ©rief  mit  fo  bitteren  IBal^r= 
l^eiten,  bafe  er  balb  um  (Sntfd^ulbigung  bat.  Sucer  batte  Stecht, 
wenn  er  marnenb  über  Sutl^er  bemerlte:  „^ü^nn  Idfet  er  fid^ 
tummerlid^,  treiben  gar  ni(^t.''  Sd^liefeUc^  mufete  ber  Sanbgraf 
felbft  einfel^en,  bafe  e§  für  i^n  beffer  fei,  bie  ®ad^e  gel^eim  jn 
galten,  atö,  »ie  e^  gütiger  auSbrudCt,  ..aud  ®otte$  ®erid^t  (ber  eS 
mit  ®naben  nad^giebt  ^ur  9lot)  fid^  in  ber  SRenfd^en  ®eri(^t  ju 
geben".  Dabei  l^ielt  er  bod^  an  ber  abpd^t  feft,  fid^  im  Slotfafle 
bem  ftaifer  ^u  entbedten,  ein  ®ebanfe,  ber  natürlich  auf  feine  ganje 
politifd^e  C>altung  Ifil^menb  einmirten  mufete.  äRel^r  als  je  fud^t»  er 
fid^  ben  ))clitifc^en  Statgebern  be§  Keid^eS  ju  nfi^ern,  ol^ne  ju  merfen, 
n)ie  er  bon  il^nen  umgarnt  mürbe.  Sielanc^tl^on  ffird^tete  ben  S(u$= 
bru(^  bed  äßal^nfinnS,  ber  in  ber  l^effifd^en  e$firfienfamilie  erblich  »fire. 
(Ss  ift  fc^merlid^  SuffiOiig,  bafe  ber  beginnenbe  92tebergang  beiS 
beutfc^en  ^roteftantidmuS  al§  ))oUtif(^er  SRad^t  mit  biefem  ffirfilid^en 
(Sl^el^anbel  jeitUd^  ^ufammenffidt.  S)ad  Slrgernid  »ar  fieser  ein 
allgemeine^  unb  es  gel^örte  eben  nid^t  üiel  SBi^  baju,  unb  iai  ift 
ja  bis  l^eute  fo  üblid^  geblieben,  bie  @ad^e  als  eine  normale  ^d^t 
bed  eüangelifd^en  Glaubend  l^injufleaen.  Seiber  fehlen  und  ein: 
gel^nbe  92ad^rid^ten  barfiber,  mie  eigentUd^  ba§  et)angelifd^e  83olI 
barfiber  urteilte.  9iür  l^ier  unb  ba  l^ören  mir  ^ufeerungen,  ba| 
man  Sutl^erd  3utaffung,  t^on  ber  man  freiließ  nur  eine  bunUe 
ftunbe  l^atte,  nic^t  berftanb  unb  baruber  ben  ftopf  fd^fittelte.  Aber 
mad  x\t  fc^limmer,  atö  menn  iaS  SBoK  baiS  fittlid^e  Xl^un  feiner 
^^rer  nid^t  ju  t)erfie]^n  bermag! 

32* 


496  tottbent  )tt  ^genon  itnb  IBormB.    8t6dft6erfel}ttng. 

Kuf  bem  ttonüente  ju  ^genau,  bet  nac^  »enigeti  au§fidfti 
reichen  ^rfiliminatien  (Snbe  3uli  bettagt  unb  im  Oftober  in  SSSortn 
t)on  neuem  jufammentteten  foDte,  tarn  bie  Kngelegenl^it  gegen  aÜ 
16etut(^tung  bod^  nic^t  ju  öffentlic^et  Sefprec^ung.  92ur  bie  fubbeut 
fc^en  Zoologen,  Dfianbet,  SSrenj  unb  ®d^nepf,  gaben  Sucer  eine  fe^ 
abffinige  ftiitil  bed  IBittenbergei  ®uta(^tend  ^u  (ören.  Wyex  ^eunl 
unb  9^inb  folgten  bafür,  bafi  bie  ©ad^e  fo  balb  nid^t  jut  8hil^  fam 

3n  ben  erften  Zagen  bed  %uguft  »ar  Sut^  »iebet   t>a^m 
unb  bei  ber  Hrbeit.    92eben  bei  ^Neubearbeitung  fetner   Sht(^en: 
poftille,  beten  Diettet  teil  in  biefem  ^afftt  etfc^ien,    befd^ftigtt 
i^n  nic^tö  fo  fe§r,  atö  bie  fc^on  etwfi^nte  Stemfion  feiner  S3ibek 
ubetfe^ung.    (St  tonnte  fi(6  batin  nic^t  genug  tl^un.     Witt  gto|ec 
©otgfalt  mürbe  untet  i6ei^i(fe  bet  ftoDegen,  §in  unb  tt>ieber  au($ 
audwfittiget  gteunbe,   bad  ganje  gtojje  Sßett  nod^  einmal  but(^ 
genommen.     SBie   und  betid^tet  »itb,   fanb  fi(^   baju    oft   ein 
ganjet   ^©an^btin*'  (SSetfammlung)  Don  Sd^tiftgclcl^rten  8ufain= 
men,  um  untet  Senuftung  oHet  gelel&ttet  Hilfsmittel  unb  in  8egen= 
fettigem  Sudtaufcb  bet  Steinung  ben  tic^tigen  ^uSbtud  ju  finben. 
Sutl^er  lag  baran,  bie  grofte  Arbeit  fo  f(^neD  aH  möglid^  S"  f^^= 
bctn,  abet  etft  im  ®ommet  1541  mutbe  bet  Studt  ooOenbet.    S)ie 
läufige  ^bmefenl^it  bon  SRelanc^tl^on  unb  Stucigct,  beten  Seirat 
er  ungern  entbel^rte,  »irfte  üielfac^  ftörenb. 

aRitte  Dftobet  l^atten  fid^  biefelben  auf  ben  SBeg  nad^  Sßorin^ 
gemad^t.    @eit  lange  l^atte  Sutl^et  an  ben  öffentlid^en  9(ngelegen= 
l^eiten  nid^t  fo  oiel  ^ntereffe  gejeigt,  atö  biedmal.    Unb  maS  ^ 
foeben  in  SBormS  anjubal^nen  fd^ien,  mar  mic^tig  genug.    9?a(^ 
ben  ^bma^ungen  k)on  C^^S^nau  foQte  ein  frieblid^ed  SoOloquium 
gel^alten   »erben,   bcm  Äuguftana  unb  Apologie  jugtunbe  gelegt 
metben  follte.    Sutl^et  tonnte  einen  Xugenblidf  glauben,  ed  »erbe 
je^t  »irtlid^  )u  einem  beutfd^en  92ationalton)il  tommen.   3u  feiner 
greubc  jeigte  fi^  unter  ben  cbangelif(|en  tl^eologen,  beren  ptj 
eine  gro^e  Qafii  eingefunben  ^atte,  eine  feltene  (Sinmütigteit.   Sie 
Steigung,  ju  einem  frieblid^en  äiuSgleid^  ju  tommen,  »ar  »irllicft 
beinal^  eine  allgemeine  unter  ben  beutfd^en  ®tänben.   S)ie  Serid^tc, 
bie  über  bie  (Stimmung  ber  einzelnen  einliefen,  lauteten  anfangt 
gunftiger  ald  je.    Unter  ben  SFurfürften  nal^m  »ol^l  ber  SRainjer 


SBonnfer  ©ef^rSii^.    $otitit  M  Sanbgrafen.  497 

icftt  bic  fd^roffftc  Stellung  ein.  SBon  bem  Rölner,  bcm  alten 
J^ermann  üon  2Bieb,  erfüllt  man,  bafe  er  felbft  fel^r  ernplid^  eine 
Siefotmation  feinet  SSiStumö  plane.  Suc^  ^falj  unb  Jriet  fc^lugen 
eine  Detmittelnbe  SRid^tung  ein.  S^bem  fleDte  fid^  balb  l^erau^, 
iajs  bie  offijieU  ju  ben  fatl^olif(|en  Sofloquenten  jäl^lenben  SSer= 
tretet  bon  Sranbenburg,  ^falj  unb  3ulid^  mit  ffidf  ni(§t  jufammens 
gelten  moQten,  fo  bajs  bei  ben  meiften  ^bftimmungen  bie  Sntfd^ei- 
bung  jugunften  ber  ^roteftanten  l^fittc  auffallen  muffen,  aber  ^bcn 
ieSl^lb  fud^te  äRorone,  ber  päpftUd^e  ®efanbte  am  SBiener  ^ofe, 
t)a$  ®efpräd^  mit  aDen  SRitteln  ju  l^intertreiben.  Unb  laum  ^atte 
man  nad^  mod^enlangen  SSerl^anblungen  mit  bem  ßoQoquium  mitl= 
Ii(^  begonnen,  aU  e$  SRitte  Januar  burd^  faiferlid^en  SSefel^l  untere 
brod^en  mürbe.  9uf  bem  nad^  ätegen^burg  audgefd^riebenen  Steic^d- 
tag  foQte  e§  mieber  aufgenommen  merben. 

SKe^r  als  ber  SBunfd^,  bem  ^apfle  entgegenjutommcn,  bfirftcn 
anbere  3Rotit?e  mafegebenb  gewefen  fein:  eröffnete  fid^  bod^  foebcn 
bic  ?tuSfid^t  auf  bem  9ieid^§tage  felbft  burd^  perfönlic^e  ®in»irlung 
auf  bie  eüangelifd^en  gürften  bie  ^rotcftanten  gefugiger  ju  mad^en. 
®o  glaubte  man  wenigftenS  in  ber  Umgebung  be§  ÄaiferS.  3Der 
igKinbcl  bes  Öanbgrafen  foHte  bie  |)anbl^abe  bieten.  Sßon  allen 
üerlaffen,  l^atte  er  in  feiner  5Rot  trofe  aüer  SBarnungen  S3ucer§, 
o^ne  übrigens  feine  ®rünbe  bireft  einjugeftel^en,  in  ber  Jl^at 
fd^on  im  ^zxbft  SSerl^anblungen  angctnüpft,  um  in  ein  „53erflänb= 
niS"  mit  bem  Jtaifcr  ju  tommen.  S§  Idfet  fid^  benfen,  bafe  man 
i§n  nic^t  jurildtmieS  unb,  mie  bie  ®inge  lagen,  natürlid^  anfangs 
bie  l^dd^ften  gorberungcn  fteütc.  3l^re  aUfeitige  (Srfüllung  l^dtte 
i^n  böflig  üon  ber  eüangelifd^en  ©ac^e  trennen  muffen.  8l6er  bem 
(Sbangelium  moHte  er  um  (einen  $reis  etmaS  oergeben.  S)ie  Sßer:: 
pfli(^tung,  in  jjebem  galle  feine  9leligionSbermanbten  ju  einem  9[uS= 
gteid^  ju  bewegen,  lel^nte  er  ab.  ®egen  fein  eoangelifd^eS  ®emiffen 
»oute  er  nid^tS  tl^un.  Sber  meldte  S3ebeutung  mugte  eS  fd^on 
l^aben,  wenn  er  feine  bisherige  DppoptionSfteDung  aufgab! 

®aS  war  fd^on  ju  bemerfen.  SRod^  el^e  baS  offijielle  ®efprdc^ 
begann,  war  cS  auf  Sßeranlaffung  beS  laiferlit^en  8latS  ®ranüella, 
ber  bamalS  für  aQmfid^tig  galt,  ju  einem  ®el^eimgefprä(^  ge(om= 
men,  an  welchem  im  Auftrage  beS  ßanbgrafen  aud&  JBucer  teiU 


418    2>at  flutet  fog.  StcftcnfSiirgCT  Qitdft.  tStodft  bct  fBotmfer  Oef^rac^. 

na^m.   ^xtt  legte  bet  ttftlnec  Z^Ioge  unb  SononifuS  (Stopper,  ein 
SRann,   bet  bamald  einet  Deformation  im  6inne  b€d  (Sra^mu^ 
nu^t  abflenetflt  »ar,  gemetnfam  mit  bem  (aif erU(^n  ©elretfit  Selt= 
mid  eine  Keil^  t>on  Xkrgleic^rtiteln  t>or.    Sucer  \>ctmo^tt  i^nen 
feineSwegd  attfeitig  ^u^uftimmen.     (Sr  t>er^]^lte   bem  Sanbgrafen 
nic^t,  »eli^  @(^mieriflfett  j.   O.  bie  fünfte  bon  bet  Xran^ 
fubßantiation,  (Sin)e(meffe,  (Bebete  für  bie  Xkrfiorbenen,  übtt^vpt 
bie  3^^inonienfrage  mad^en  mfirben,  fte  beriefen  aber  in  »listigen 
Seiten  ein  fo  »eitge^enbeS  (Sntgegenlommen,  baf(  er  batin  eine 
annehmbare  ®runblage  ffir  »eitere  SBerl^nblungen  erblidFte,  ma^ 
ber  Sanbgraf  nac^  einigen  Sebenfen  acceptierte.    S>amit  toar  ba§ 
wichtige  3ugeftfinbnid  bed  O^genauer  Xaged,  baf;  auf  (Sntnb  Don 
Huguflana  unb  Hpologie   berl^nbelt   »erben   {oQte,    aufgegeben. 
Surd^  SSermittelung  beS  tturfurften  bon  Sranbenburg  foQte  ba^ 
©(^riftfifid  ben  O^uptleuten  bed  Sunbed  Dorgelegt  »erben,   unb 
Wipp'  f^  ^^^^  SSucer,  foQe  ftc^  bann  ßcOen,  atö  ob  er  ed  jum 
et^enmal  ffi^.    ®o  ^tte  man,  »enn  au(^  in  befter  Sbftc^t  eine 
^nttigue  eingeffibelt,   »elc^e  bie  f(^»erften  folgen  l^ben   foOte. 
äRan  begreift  je^t,   bafi  man  im  (aiferlic^en  Stat  an  ber  gort= 
fe|ung  be$  SBormfer  (Sefprfic^d  (ein  ^nteteffe  mel^r   l^atte  unb 
f(^Uej}li(i^  bem  Sanbgtafen  atö  Selol^nung  für  feinen  Sifer  in  ber 
(Sinigungdftage  bie  (Snabe  be$  ftaiferd  iuftd^ette.    S)affir  Derfprac^ 
er,  »orauf  man  bad  l^öd^fte  ®e»id^t  legte,   perfönlid^    auf  bem 
Sleid^dtage  ju  Siegendburg  ju  erfd^einen. 

3ni»ifd^n  l^atte  Sutl^er  aud  einem  fel^r  fd^rfen  (Sbifte  beS 
Saiferd,  bad  er  in  SSrabant  gegen  bie  Sutl^eraner  unb  bie  Su(|er 
ber  Sleformatoren  erlaffen  l^tte,  bie  Überjeugung  ge»onnen,  baB 
bon  ftarl  V.  unb  feinem  S3ruber,  an  beren  ^finben  unfd^ulbiges 
S31ut  (lebe,  bo(^  nic^td  ®uted  ju  erwarten  »fire.  9Ran  ffird^tete, 
er  »erbe  jjened  (Sbift  rrgloffieren",  aber  ed  »ar  il^m  ju  „unflätig'. 
(5r  begnügte  fid^  bamit,  ed  einfad^  ju  veröffentlichen,  „bamit  ber 
2BiDe  be«  RaiferS  offenbar  »fire/  3«^  3«*  befd^äftigte  il^n  anbcre^. 

9Dad  feit  lange  gefpannte  aSerl^ltniS  ber  beiben  S3unbedl^pter 
JU  bem  C>^jog  ^einric^  oon  SSraunfd^meigsäBolffenbüttel  »ar  in 
ben  legten  "^affxtn  nid^t  ol^ne  gegenfeitige  @d^ulb  in  offene  ^nb= 
fd^ft  ausgeartet.    S)em  »utenben  ^roteftantenfeinbe,  bem  offen= 


lunbißcn  ©uftUnfl  unb  J^intcrüftigcn  gricbcnöbtcd^er,  bct  aber  bod^ 

bas  D^t  bed  {taiferd  befajj,  ttaute  man  bic  fc^Ummften  S)inge 

IM.     Unb  fernere  ®emaltt]^aten  tonnten  i^m  aUetbingS  }ur  Saft 

gelegt  werben.    91^  bie  t)on  il^m  lange  bebrfingte  ®tabt  (Sodlat 

ein  t)or  il^ren  SRauern  gelegene^  ftloftev,  ba§  feinen  Angriffen  einen 

©tü^punlt  bieten  tonnte,  einjog,  l^atte  ei  bie  (Srtl&rung  bet  %(^t 

gegen  bie  ®tabt  burd^gcfeftt  unb  fi(^  foeben  jelbft  bie  Äu^ful^rung 

berfelben  übertragen  laffen.    SuffaQenb  biet  SSrfinbe  in  ber  i^m 

feinblic^en  ®tabt  Simbed,  aber  aud^  im  ®ebiete  bon  C>^en  unb 

(Sad^fen  würben  auf  il^n  jurfidtgeful^rt,  unb  nid^t  wenige  gefangene 

^orbbrenner  erflcirten,   woran  man  im  gegnerifc^en  ßager  nid^t 

zweifelte,  bon  i^m  gebungen  ju  fein.   @d^on  feit  anbertl^atb  ^a^xtn 

wed^felte  er  befonberd  mit  bem  Sanbgrafen  öffentliche  @d^mfi^f^riften 

üoH  ber  gröbften  S^^bettiben.    Flugblätter  au§  beiben  Sägern,  in 

benen  bie  wenig  fauberen  $ribatangelegenl^eiten  beS  ^cx^oi^  wie 

be$  Sanbgrafen  in  berbfter  ©prad^e  bel^anbelt  würben,  brad^ten  bie 

@a(^e  in^  Soll,    ^m  92obember  erfc^ien  eine  neue  @d^md^fd^rift 

bc§  SSraunfdgweigerS  gegen  ben  SFurfurften  unb  bie  (Soangelifd^en 

fiberl^aupt.    S)a  ubernal^m  8ut^er  bie  Srwiberung,  l^atte  bod^  ber 

C^erjog  il^m  uad^gefagt,  baft  er  feinen  C^^rrn,  ben  fturfurfien,  einen 

„^an^toux^t'  )u  nennen  pflege.   92un  fd^rieb  Sutl^er  „äßiber  C>anS 

SBorft",  ba3  ift,  ben  ^erjog,  ben  SRorbbrenner,  mit  allem  Sein 

unb  ader  Sßerad^tung.  bie  man  in  ebangelifd^en  Streifen  unb  beinal^ 

überall  gegenüber  bie{em  dürften  liegte.   @d^on  Anfang  ^anmx  1541 

war  er  bamit  befc^&ftigt,   aber  törperlic^ed  Seiben  Derjögerte  bie 

äßoQenbung.    SSereitö  Dor  SBeil^nad^ten  tlagte  er  über  einen  l^ef^ 

tigen  ftatanl^  unb  @d^laflofigteit.    S)a5u  tarn  ein  ^atögefd^wfir, 

unb  bie  alten  Ropf leiben  fieigerten  fid^  fo,   baf(  er  baruber  am 

18.  Februar  }um  @(^red(en  ber  Seinen   einmal  ol^nm&^tig  iu= 

fammenbrad^.   Unter  biefen  Seiben  fd^rieb  er  feine  gewaltige  @d^rift. 

^r  Singriff  auf  feine  $erfon  l^ielt  tl^n  nic^t  lange  auf,  auc^ 

auf  bie  fonfiigen  SSerleumbungen  bed  SRorbbrennerd  wollte  er  nid^t 

eingeben,  nur  ber  bon  neuem  erl^obene  Vorwurf  bed  %ufru§rd  unb 

bed  übfaOd  bon  ber  redeten  SKrc^e  beranlaftten  il^n  nod^  einmal 

}u  {eigen,  toa^  bie  wal^re  SKrc^e  fei  unb  wie  nid^t  bie  (Soangelifc^en, 

bie  baS  SBort  (Sottet,  bie  Satramente  unb  bie  ®d^lfiffel  mit  ber 


SM  8itt|ct  fiicr  bot  SUgcnt^ittgec  ftad^. 

alten  ftitc^e  gemein  litten,  abgefaQen  mfiten,  fonbetn  i^e  iSegnei 
üielme^i  „bem  Xeufel  eine  neue  ftitc^e  erbaut''  Ratten,  aud  bei 
0ott  bie  (SiKingelif(^  J^etaudgetiffen  ^be.  Unb  um  ben  Sottsuij 
be<  Sufrul^t«  iutfi(()un)eifen,  ers&^It  er  bie  Xnffinge  beä  gan}eti 
etteifa!  unb  jeigt  bafi  jene,  nic^t  bie  (SDangelifc^en,  bie  Jlntängei 
„be«  (ut^fc^en  Sfirmenft''  geoefen  feien,  —  ba^  aü^  in  to 
berbßen  Sprad^,  bie  bec  Slo^^it  bed  ffiTfUic^en  XoneS  nic^tö  na(^ 
gab.  92ur  ei  felbft  tonnte  meinen ,  baj}  et  lool^l  infolge  feiner 
StxantftAt  auffaQenb  milb  gefc^tieben  babe. 

Übrigen«  enthielt  bie  ®d^rift  auc^  wichtige  Vu^fagen  über  jeine 
Stellung  ju  ben  (Sinigungdbeftrebungen.  SBenn  bie  ®egnet  fiii 
fteOten,  ald  ob  fie  in  einigen  fünften  ttma^  nad^geben  »oUtec, 
unb  bad  ®Iei(^e  bon  ben  Soangelifc^eu  Derlangten,  um  fo  jufamineii 
5U  (ommen,  fa§  Sutl^et  barin  nur  ba«  frebeil^fte  SSeginnen,  \\ii 
aber  <Botted  äßort  ftellen  }u  »oQen,  Don  bem  niemanb  etnra^  # 
geben  burfe.    Sßie  war  ba  eine  Sinigung  }u  ermatten? 

au  bie  ®(^rift  am  Anfang  april  in  SÜegendburg  äntini, 
foütcn  bie  SBer^anblungen  eben  beginnen,  fturffirfl  ^cai^m  ^ttc 
in  ber  %^t  bie  älode  übernommen,  bie  man  i§m  jugeM^  ^' 
no!^  mit  benfelben  SBorten,  bie  S3ucer  i^m  em^fol^len  l^tte,  ü6et= 
fanbtc  er  Anfang  gebruat  jene  (Knigungdartifel,  ba^  fpatet  W 
nannte  „SRegenSburger  S3u<^",  nad^  SBittenberg.  Sutl^er  iD&tcDic 
gute  abfielt  bcr  SJcrfaffer,  fanb  aber,  bafe  bie  üorgefc^lagenen  $«= 
gleid^dartitel  für  beibc  Seile  unannel^mbar  feien.  S)a§felbe  wir^ 
er  bem  Rutfurften  auf  bcffen  ©urd^reije  nad^  SiegenSburg  münbüi^ 
erflfirt  §abcn.  ©einem  ßaube^^errn,  ber  bereits  jcbc  Seircjawi/ 
be«  ßanbgrafen  mit  SBifetrauen  bcobad^tetc  unb  felbft  m(|t  }«» 
Äeid^Stag  ging,  »iberriet  er  auc^,  feine  J^eologen  ju  bem  to^-' 
fid^tigten  (Se|})räd^  ju  f(^ic(en.    ®a3  »ar  nid^t  ju  Dermeibcn. 

»iitte  aRdrji  begaben  fic^  Sruciger  unb  SBetand^tl^on  aufjii^ 
Seife,  Unterer  in  grofecr  ©orge  öor  ben  Umtrieben  beS  Sanbgtal«^' 
®ie  mar  nid^t  ganj  unbegrünbet.  Raum  in  Stegen^burg  angefon^t 
l^attcn  bie  turfurftlid^en  ©efaubten  über  SBorf(^läge  bc§  Sanbgtaien 
ju  berid^ten,  bie  ßutl^erS  (gntruftung  l^erborriefen.  Dffenbat  wo"'^ 
ber  ßanbgraf  junäd^ft,  um  entgegenjufommen,  in  öielen  me|t  W^' 
lid^en  fünften,  S^^^n^^wi^ii  u.  f.  ».  —  man  fpradj)  Don  M' 


Snti^r  übet  ben  Sanbgrafcn.    9{ei((«tog.    (Sontatint.  &01 

ttalia''  — ,  nachgegeben  »iffen.    iHbet  bauon  »oflte  Sutl^cr  nid^fö 

l^öten;  moQe  man  in  bec  9fleligion  SSergUid^ung  machen,   fo  foQe 

man  mit  ben  „gtunbU(^en  ©tficten''.  Seigre  unb  @attament,  be^ 

ginnen,  bad  &u^erlic^e  mürbe  ftd^  bann  fd^on  Don  felbft  fd^idten. 

5Die  ganje  meUtluge  Sßei)e,  wie  man  bie  S)inge  betrieb,  a(§  ob  e$ 

fid^  ni(^t  um  göttliche  fonbern  „um  meltlic^e,  (aif erliefe,  turlifd^e, 

fütfllic^e  ©ad^en  l^anbelte",  öerbrofj  il^n  auf«  tieffte:  ^3<^  forge", 

fd^rieb  er  barübet  an  ben  Jtanjler  ©tudt,  „ber  ßanbgraf  laffe  fid^ 

}ie]^en  unb  }5ge  uns  gern  mit  fic^.    Sber  er  l^at  uns  (meine  id^) 

genug  unb  wo^l  gejogen  in  feiner  @ad^e,  er  foQ  mid^  nid^t  mel^r 

jiel^en.    ®^e  wollte  id^  bie  ®a(^e  »ieberum  ju  mir  nebmen,  unb 

allein  wie  im  Anfang  fielen.    Sßir  »iffen,  ba|  eS  ®otteS  @ad^e 

ift,  ber  l^ats  angefangen,  bis^r  felbs  gefü§ret,  unb  wirb  eS  binauS- 

fü^rcn.    SBer  nid^t  l^ernacb  will,  ber  bleibe  bal^inten;  ber  Raifer, 

ber  2!ur{  baju,   unb  ade  2.eufet  foden  l^ie  nid^ts  gewinnen,   eS 

gel^e  und  brüber,  wie  (Sott  wiQ/     Übrigens  erful^r  man  balb, 

bajs  ber  Sanbgraf  oon  neuem  erflfirt  l^abe,  in  (einem  @tude  ber 

Se^re  weichen  ju  woQen. 

SRerIwurbig,  wie  bie  S)inge  auf  bem  Steid^Stage  fid^  geftalteten. 
S)er  ftaifer,  ber  ben  bringenbfien  SBunfc^  l^atte,  baS  ganje  9iei(^ 
gegen  ben  bebro^(i(^en  Xnfturm  ber  fürten  aufzubieten,  jeigte  eine 
SiebenSwürbigfeit  unb  ein  @ntgegentommen,  wie  man  eS  faum  jemals 
t)or§er  beobad^tet  l^atte.  (£r  lief)  fic^  üernel^men,  als  ob  er  bie 
legten  je^n  S^^l^re  (einen  anbern  ®eban(en  gehabt  l^&tte,  als  bie 
religiöfen  Sirren  im  Sleic^e  auf  frieblid^em  äßege  5U  lOjen.  9Rit 
ber  Gewinnung  beS  Sanbgrafen,  ber  fteunblid^  aufgenommen  würbe, 
glaubte  man  im  (aiferlid^en  State  bem  Qkk  ein  gutes  @tid  nd§er= 
getommen  ju  fein.  3l\^t  minber  gute  C^f'ffnungen  erwecfte  ber 
))fi))ftli(be  Segat,  ben  ber  ftaifer  befonberS  erbeten  ^atte,  ber  9ax= 
binal  (SaSparo  Sontarini.  SRan  wu^te  Don  feinem  (Sifer  für 
«Reformen  an  ber  fturie.  @r  l^tte  groben  baoon  gegeben.  Sel- 
bem galt  ber  ernfte,  fittenfirenge  93enetianer  als  baS  C^^upt  eines 
}war  (leinen,  aber  wie  man  meinte  einflußreichen,  frommen  Streifes 
am  pfipfllid^en  C)ofe,  auf  ben  gewiffe  ®runbgeban(en  ber  eDan^ 
gelifc^en  Seigre,  wie  bie  ©etonung  beS  fittlic^en  SSerberbenS  in  ber 
menf^lid^en  92atur  unb  bie  alleinige  Sßertfcbd^ung  ber  göttlid^en 


502  Vnf  bcm  ftd^tagc  in  9tegeitBbitrg. 

0nabe  nic^t  o^ne  (Sinbiud  gebtieben  tooren.    Sßenn  eS  ü6eti^u)?t 
einen  italienifd^n  Xl^ologen  gab,  bei  bem  man  ein  äSerftdnbni^ 
bet  e&angelifd^en  Seigre  unb  bamit  eine  Steigung  juc  93erft£nbtgung 
etttHitten  (onnte,  fo  mar  t»  Sontatint    S)a|  bet  ^ap^  in  feinet 
Snfttuftion  bie  Knertennung  be<  gottgeorbneten  Primats  bed  ro= 
mifi^en  Sifd^ofd  aü  etfte  Sebingung  bet  (Sinigung  bejeic^net  unb 
bamit  im  \>oxaM  ba$  Sintern  jebed  (SinigungiSDexfud^   besegelt 
l^tte,  blieb  einßweilen  ®e^imni9.    Kud^  eine  an  ben  ftaifet  ge= 
richtete  Heine  &^n\t  bed  Sod^IeuS,  bec  unter  C>inn)ei$  auf  ben 
ürtilel  Don  bet  ftitc^e  in  bet  Xugufiana  bie  UnmSgUc^teit  einel 
Sufammengel^end  betonte,  blieb  unbeachtet.    3"  bet  Umgebung  bes 
ftaifetd  l^tte  man  bi^  beßen  (Hoffnungen*    Unb  auf  bet  anbem 
Seite  »at  S9ucet  geuet  unb  flamme  für  ben  (Sinigung^gebanfen. 
@elbß  bet  fo  fü^I  benfenbe  gtofte  ^anjofe  (Saloin,  auf  ben  man 
in  biefen  äRonaten  juetft  in  Deutfc^lanb  aufmetffam  mürbe,  tonnte 
je^t  nid^t  nut  füt  Ceutfc^Ianb,  fonbetn  ffit  ganj  dvixopa  ben  @ieg 
bet  eoangelifd^en  ®ad^e  etboffen.    ^  anbetn  Streifen  gab  man  fi($ 
fteilid^  leinen  Xdufd^ungen  l^in.    SReland^tl^on,  ber  niemals  ent= 
fc^iebener  mar  a(d  in  Stegendburg,  (Eruciger,  ^mdborf,   mie  bie 
meltlid^en  ®efanbten  beiS  fturffirften  hielten  aOe  Semül^ungen  fiii 
tefuUatlod,  unb  tS  fehlte  Don  Anfang  an  unter  ben  @t5nben  nid^t 
an  fold^en,  bie  fte  )u  l^intertreiben  fuc^ten. 

Der  ftaifer  felbft  mfil^lte  bie  ^eilnel^mer  an  bem  neuen  (Se= 
fprfic^e.  (Sd  mar  nid^t  ju  umgel^en,  aber  <Bro))per  unb  ber  m(|t 
minber  berföl^nlid^  geftimmte  äRainjer  S)om]^en,  ^utiud  Don  $flug, 
ein  äRann  aus  ber  ®d^ule  bed  (SradmuS,  boten  ein  gutes  ®^€n= 
gemid^t.  Vtxt  C)ilfe  be§  fiegaten,  mit  bem  bie  genannten  Z^o- 
logen  tfigUc^  bie  Dor^ufc^lagenbe  B^ffung  befprac^en,  mürbe  bie 
Stampfbegier  beS  alten  Sngolft&bter  ged^terS  im  Saunte  geleiten. 
SuS  ber  (Segenpartei  mürben  SReland^tl^on,  SSucer  unb  ein  Pfarrer 
aus  bem  ®efolge  beS  Sanbgrafen,  $ifioriuS  aud  92ibba,  gemault. 
3Birfli(^  mürbe  il^nen  jenes  me^rermfil^nte  S3ud^  jut  Beratung 
übergeben,  unb  über  Srmarten  fd^nell  einigte  man  fid^  fiber  bie 
erften  artifel.  Sie  betrafen  bie  Seigre  Don  bcm  Urjuftanbe  be^ 
9Renf(^en,  Dom  freien  SBillen,  Don  ber  Urfad^e  ber  @unbe  unb 
ber  Srbfünbe,  unb  aud^  bei  ber  9ied^tfertigungSlel^re  gludte  eS  ben 


2üt^tt  über  bie  (Sinigung^formet  t)Dn  ber  9le((tferttgung.  508 

®egnetn  mit  ^ilfe  Sontarinid  eine  annel^mbate  gormel  ju  finben. 

@ie  lonnte   als  gut  eüangetifd^  gelten.     Sie   fpejififd^   tömifd^e 

f^affuns  n)aT  aufgegeben,  bem  ®lau6en,  bec  \ii)  aQein  auf  bie  in 

S^tifio  gefc^enfte  Seted^tigfeit  berläjst,  mirb  t>a^  entfd^eibenbe  äRo^ 

ment  beigelegt,  aber  in  ber  »eitfd^weifigen  gormel,  bie  öberaü  bie 

©puren  beS  Stompromiffed  an  fid^  trägt,  erfc^ienen  bod^  aud^  »ieber 

SuSbrudte,  »eld^e  bie  römifc^eSnfd^auung  »enigftend  nid^t  auSfd^loffen. 

%nt  8*  9Rai  mar  bie  gormel  in  ben  ^finben  bed  ffid^fifd^n 

fturfürften.     SRit  bem  ^nfiintt  be§  geraben,   el^rlid^en  SRanneS 

na§m  er  fofort  an  ben  Dielen  Sßorten  ^nfioft.    S)ad  ®an3e  fei 

eine  e^ade,  meinte  er,   mit  Sbfid^t  l^abe  man  bie  SBorte  fo  t^er^: 

tlaufuliert,  bamit  ber  (Slaube  allein  nid^t  jur  Geltung  lomme. 

Unb  Sutl^er  fiimmte  il^m  ju.    (Sr  nannte  bie  gormel  eine  ,,toeit= 

läufige  geflidte  92otel,  barin  fie  Stecht  unb  »ir  aud^  Siecht  l^ben". 

S)ie  l^ifiorifd^  wichtige  ^l^atfac^e,  ba^  offizielle  SSertreter  ber  rö- 

ittifd^en  Shrc^e  il^re  bisherige  Stec^tfertigungSlel^re  aufgegeben  l^atten, 

mad^te  auf  il^n  gar  (einen  (SinbrudC.    8(n  eine  »irtlid^e  SSefel^rung 

berfelben  glaubte  er  nid^t;  ein  (&i  »urbe  niemals  jugeben,  frül^ 

anberd  geleiert  ju  l^aben.    9Ran  l^atte  ben  rec^tfertigenben  (Stauben 

unter  SSerufung  auf  ®al.  5,  6  ald  einen  fold^en  bejeic^net,  ber 

burd^  bie  Siebe  tl^ätig  ift,  aber  Sutl^er  mied  mit  9ied^t  barauf  §in, 

bafe  an  jener  ©teile  nid^t  Dom  ®ere^t»erben,  fonbern  Dom 

Seben  beS  ®ered^ten  bie  Kebe  fei,  unb  er  beftfitigte  bie  Steinung 

bed  B^tften,  bajj  bie  Sift  ber  ®egner  fid^  fd^on  jeigen  merbe,  menn 

man  auf  bie  anberen  %rti(el  (ommen  mfirbe.    C>i^rauf  erflfirte  ber 

Shirffirft  feinen  ®efanbten,  ia%  er  in  ben  uberfanbten  ^rtifet,  »eil 

er  bie  l^eilige  ©d^rift  üerbunfle,   feinedfaDS  »iOigen  »erbe,   unb 

»ad  er  weiter  über  bie  SSerl^nblungen  ^örte,  beftärtte  il^n  in  feiner 

Abneigung.    „®ie»eil  »ir  leben'',  fd^rieb  er  am  28.  8Roi,  „fo 

foQen  bur(^  ^erleil^ung  bed  Xdmfid^tigen  bie  SBorte:  Serglei- 

d^ung  in  ber  Steligion  bei  und  unferer  $erfon  l^alben  nid^t 

mel^r  ftattfinben,  fonbern  »ollen  ed  bal^in  ftellen,  unb  babei  bleiben 

laffen:  ber  fid^  bergleid^en  »ill,  ber  Dergleic^e  ft(^  mit  ®ott  unb 

feinem  SBort  unb  ne^me  badfelbige  unb  biefe  Se^re  an,  »ie  »ir 

anbere  biefed  Zeitö  aud^  getl^n  l^ben.    Sßer  mit  %l\dtmt  »iGl 

umgel^n,  ber  fa^re  bal^in." 


5M  (»efanbtfd^ft  an  2üt^. 

Unb  ber  ganje  3n)ief})alt  trat  »hflid^  fofoit  »ieber  l^erDor, 
aü  man  in  ben  SBetl^nblungen  auf  bie  ^age  nac^  bent  Sieben  ber 
ftirc^e  unb  auf  bie  @attamente  ju  fpcec^en  lam.  S>ie  Xran^ 
fubftantiation  unb  ber  VtefitultuS  »utben  oon  ben  SÜdmern  ebcnfc 
beftimmt  feftge^lten,  a(d  bie  (Soangelif^en  fte  DertDarfen.  tMbct 
man  moQtc  boc^  nic^t  ganj  umfonß  gearbeitet  ^6en,  bie  üer= 
glic^enen  Hrtitel  fodten,  bad  max  bie  Steinung  beS  ftaiferS  unb 
feiner  Stdte,  aU  ^ggregaMpunfte  für  etmaige  meitere  9$erslei(|unge!t 
feftge^Uen  werben,  ^t^jwifc^en  (önnten  barauf^in  fic^  6eibe  Seile 
tolerieren. 

9ber  waren  jene  Srtilel  »irUic^  angenommen?    S)aS  ®efprä4 
foQte  ein  ,,uni>eTbinbU(l§ed''  fein,  nur  unbefc^abet  ber  9uguftana 
§atten  bie  proteftantifd^en  Xeilnel^mer   i^re  3uftimmung  ju  ben 
fraglichen  Srtiteln  ertl&rt,  unb  fo  t^iel  mu{}te  man  bcd^  nad^gera^e 
in  ben  fraglichen  ftreifen  in  9tegendburg,  baf)  afle  Abmachungen 
^er  ®tänbe  untereinanber  ober  mit  bem  Raifer  unb  ^pfte  wtxu 
lod  feien,  menn  ed  nic^t  gelang,  ben  gemaltigen  ^ann  in  äBitten- 
berg  jur  Sufiintmung  5U  bemegen.    Sad  l^atte  ber  Sanbgraf  bem 
ftaifer  fc^on  am  17.  "Stax  fel^r  beutlid^  ju  t^erftel^en  gegeben.  &o  murDc 
benn  eine  förmliche  Scfanbtfcfeaft  an  i^n  bef(^to{fen.    S^ten  «uftraä 
erl^ielt  fie  00m  fturfurften  g^ac^im  unb  üon  ®eorg  oon  ©ranben= 
bürg,  aber  fd^werlic^  o^ne  SBiffen  unb  2Biflen  beS  RaifcrS.   Solenn 
oon  anl^alt,  ber  fic^  noc^  feinen  SSruber  ®eorg,  ben  9Ragbeburger 
Som^errn  auS  ®effau  jul^ilfe  §olte,  SRattl^iad  oon  ber  @c§uieti= 
bürg  unb  ber  ie^t  in  branbenburgifc^en  S)ienfien  ftel^enbe  fd^ottif(|c 
2:§eologe   D.  Sllefiu^   fibernal^men   bie   fc^mierige   SRtffion.     Sm 
9.  ^uni  mar  bie  ®efanbtfc^aft  in  SBittenberg,  unb  am  näc^ften 
Siorgen  mürbe  Sut^er  feierlic^ft  in  i^re  ^txhtx^t  gel^olt. 

@r  l^atte  eben  angefangen,  ficb  mieber  etmaS  ju  erl^olen.  @ine 
Heine  SScfferung  in  icinem  Sefinben,  Oon  ber  er  an  SReland^t^on 
Anfang  8pril  berichtete,  mar  ol^ne  Seftanb  geioefen.  SBenige  Sage 
barauf  ergriffen  i^n  oon  neuem  fd^mere  Seiben.  ®in  Dl^rgefc^iour 
mit  an^altenbem  Slu§fluf(  qu&lte  il^n  oiele  SBod^en.  S)ie  ©^merjcn 
im  ffopfe  fteigerten  fid^  jumeilen  fo,  bafe  er  bie  X^ränen  nit^t 
jurficfl^alten  tonnte.  SBo^en  lang  mar  er  ^aib  taub.  Anl^ltenbe 
®d^laf(o)ig(eit  machte  il^n  immer  fc^mfid^er.    SSand^mal  erfd^ien  i^nt 


Stxcca^dl    anttoütt  an  bie  (Sefanbtett.  505 

fein  3wftanb  fafl  unctttäglid^.  ©atubct  würbe  et  immer  mfiber 
unb  er  feufjte:  „o  bafe  bcr  ^ttx  meine  ©eele  in  grieben  l^in^ 
näl^me.''  3lo^  @nbe  9Rai  lonnte  er  leine  ®tunbe  ^intereinanber 
aufmcrffam  lefen,  gefd^meigc  benn  längere  3«t  fpred^en.  aber  bie 
?lrbcit  an  ber  Slebifion  ber  S3i6eluberfe^ung  gab  er  bo(^  nic^t 
auf,  unb  troft  eigener  3lot  l^atte  er  für  bie  5Röte  ber  greunbe  in 
äflegen^burg  immer  ein  Sßort  ber  (Ermunterung  unb  be$  2:rofte$, 
unb  feine  SuSlaffungen  jeigen  bie  alte  Jtraft  unb  (gntfc^loRenl^eit. 
®o  au(^  jeftt. 

3Ran  mödf^te  meinen,  eS  mar  eine  ber  mid^tigften  Sntfd^eibungen, 
t)or  bie  Saliner  in  biefen  2^agen  gefieHt  mürbe.  Slber  im  ®egen^ 
fa^  }u  feinem  SFurfurfien,  ber  in  groger  @negung  atöbalb  na(^ 
S&ittenberg  eilte,  blieb  Sut^er  fel^r  rul^ig.  SBaS  man  t>on  i§m 
Verlangte,  mar  bie  ^nnal^me  ber  berglid^enen  ^rtilel  unb  ba§  S3er- 
fpred^en,  bie  übrigen,  bie  bod^  meniger  mid^tig  feien  unb  bie  bann  Don 
felbft  fallen  mürben,  einpmeilen  ju  tolerieren.  Dbne  QxDtx^d  mar 
e§  eine  ftarte  gumutung,  fic^  über  beftimmte  Säfte,  i§re  «nnal^me, 
Jolerierung  ober  SRid^ttolerierung  binbenb  äufeern  ju  f ollen,  ol^ne 
fie  il^rem  äßortlaute  nad^  ju  lennen.  S3on  ben  berglid^enen  ^r= 
tifeln  lanntc  er  nur  ben  Don  ber  Sled^tfertigung,  üon  ben  übrigen 
nur  bie  ©egenaufftellungen  Sieland^tl^onS.  8lber  eine  fd^roffe  8lb=r 
meifung  mod^te  gegenüber  bem  freunblid^en  ffintgegenlommen  al§ 
unangebrad^t  erfd^einen,  fo  Meibete  er  fie  in  eine  §öfli(^e,  fafl  bip= 
lomatifd^  unbeutlid^e  gorm,  bie  burd^  bie  beRernbe  ^anb  be§  ftur= 
fürften,  ber  noc^  einige  fleine  ©d^ärfen  l&ineinbrad^te,  nid^t  gerabe 
tiarer  mürbe.  ®r  fprid^t  {eine  greube  über  bie  3lai^n6)t  au§, 
bafe  bier  jlrtilel  berglic^en  fein  foüen,  aber  gegen  ben  einen,  ben 
er  fennt,  ben  Don  ber  Sled^tfertigung,  erl^ebt  er  fd&mere  SSebenfen. 
Unb  aud^  beim  beften  SBiQen  beS  Raiferd  erllärt  er,  fei  eine 
mirtlid^e  SSergleid^ung  unmöglid^,  ba  e§  bem  anbem  Seile  bod^ 
nid^t  ernft  märe,  benn  fonft  l^ätten  jene  bei  ben  unberglic^enen 
Slrtifeln,  bie  mit  ben  angenommenen  im  f(^roffften  SBiberfpruc^e 
fielen,  \a  „öffentlid^  unb  Ilärlid^  miber  ba§  erfte  ®ebot  flreben% 
nid^t  bel^nen  tonnen.  S)ie  @d^ma(^en  mfiffe  man  gemijj  mit 
(Sebulb  tragen,  aber  bei  fold^em  Sßerl&alten  i^rer  „Dbrigteiten  unb 
Shrd^enämter''  tSnne  Don  einer  ^u  fd^onenben  ®(|mad^]^eit,  meldte 


606  8itt^  Vtttioort.    9tcfonnation  in  ^Qe. 

bie  Xoletatt)  ooi  ®ott  entf(^ulbigen  tonnte,  nic^t  bie  dlebe  fein, 
ba  l^nble  ed  fid^  meloiel^   um  »(autei  Dorffi^lic^e  Z^rannei". 
®lei(^mo^I  (önnte  etnnid  ttuted  j^audlommen,   menn  ber  ftaifei 
ed  but(^iufe|en  Dermöc^te,  bafi  bie  mec  %Tti(el  XDixüi^   rein  ge= 
prebiflt  mürben,  benn  babur(^  »fitbe  ben  anbern  „ber  ®ift''  ge= 
nommen,  unb  fte  würben,  n>ie  eS  bei  ben  (Sbangelifc^en  gefi^^n, 
üon  felbft  faQen,  unb  unter  biefet  S3oTau8fe|unfl  muffe  man  au($ 
bie  ^(^»ac^en  tragen,    ^a,  er  rfit  fc^liepc^  bem  ftaifer,  in  einem 
!(udf(^reiben  biefe  C>offnung  audjufprec^en,   nfimliii^   bafii«    »cnn 
biefe  %rti(el  rein  geprebigt  mürben,   „burc^  il^ren  Haren  S^e^(^t^ 
bie  %$erglei(^ung  ber  übrigen  fic^  Don  felbft  ergeben  mürbe.    Df[en= 
bar  fnüpfte  er  bamit  feine  3uftimmung  an  Säebingungen ,  beren 
Knna^me  Donfeiten  ber  (Segenpartei,  ber  er,  mie  mir  l^drten,  feinen 
(Smft  zutraute,  für  unmöglich  l^ielt.    Somit  war  feine  antwort 
eine  Sblel^nung.     Die  9legendburger  S3erl^nblungen   fal^  er  al^ 
beenbet  an  unb  riet  auc^  bem  thtrfürfien,  feine  Xl^ologen  abjube= 
rufen.    2)ie  fürjllid^en  (Befanbten  waren  mit  SutberiS  Snttoort  }u- 
frieben,  wie  biefer  meinte,  weit  fie  Weber  bie  Sbfic^ten  il^rer  9uf= 
traggeber  nod^  feine  Antwort  Derfianben  litten. 

Sber  no(^  e§e  bie  ®efanbtfd^ft  jurüdgefel^rt  war,   l^tte  lit 
(Segen))artei  felbft  fd^on  bafür  geforgt,  bafi  bie  ganje  (Sinigung^^ 
arbeit  Dergeblid^  war.    fturfurft  Slbrec^t  l^tte  ®runb,    befonberl 
aufgebracht  ju  fein,    ffid^renb  er  in  ÄegenSburg  war,  Ibi^lt  man 
in  ()aQe  bie  Szxt  für  getommen,  enblic^  bie  ^rebigt  beS  SDan= 
gclium^  einjuful^ren.     aSon  SBittenberg  würbe  ein  ^rebiger  er= 
beten,  unb  auf  Ccfel^l  be«  Rutfürften  3ö^önw  griebric^,  ber  auf 
®runb  feines  in  feiner  ^uöbel^nung  bielumftrittenen  l^aaifd^eu  !6ut9= 
grafenrecbtd  feinen  ®(^u^  iufid^erte,  übernahm  3-  3^nad  bie  Sin-- 
fuj^rung  ber  Stcformation  in  ber  bifc^öflid^en  @tabt.  Ser  ®tattl^(tet 
beS  SanbeS^enen  bermoc^te  il^n  ni(^t  baraud  ju  bertreiben.    3" 
ol^nmäc^tiger  äßut  forberte  Sibredbt  je^t,  bafi  ber  Itaifer  bie  SBoffen 
gegen  bie  ^roteflanten  ergreife,  wenn  er  anber«  wiröi(^  ffaifei 
fein  wolle,  fonft  wäre  e3  beffer  gewefen,  wenn  er  in  Spanien  ge= 
blieben  w&re.    2)a$  war  aud^  bie  Steinung  ber  baQerifdben  (iei= 
}öge.    Unb  bie  thtrie  l^atte  nac^  l&ngerem  S&^ttix  injwifii^en  bem 
Segaten  il^r  entfd^tebeneS  SRijjfaOen  an  feiner  ganzen  ^Ituitg  au^- 


gcbturft.    Sian  fing  an  feine  aSermittelung^üorft^läge  für  feftetijd^ 
au^jugeben. 

9lxd)t  einen  ginger  breit  woüte  man  nad^geben,  bon  Joleranj 
lönnc  feine  9iebe  fein,  nur  auf  bem  ftonsil,  ju  bcffen  (Sinberufung 
bct  ^apft  fi(^  jeftt  »ieber  bereit  erßarte,  tonnte  bie  ©ad^e  erlebigt 
mctben.  ^n  einem  8lnf(j^lage,  ber  an  ben  Spuren  ber  laiferlic^en 
©crbcrge  ju  lefen  war,  würbe  ein  pcijjftlid^er  Sblafe  für  biejenigen 
tjcrl^eijjen,  weld^e  für  bie  Befreiung  ©eutfii^lanbö  bom  öut^ertum 
beteten-  ®ie  Haltung  @cfö  erful^r  bie  ungeteilte  «nerfennung  ber 
Ruric.  ®abur^  wieber  (ü^ner  geworben,  mifebiüigte  er  jeftt  offen 
baS  9iegen^burger  ä3u(^  unb  berbäc^tigte  bie  9le($tgläubigfeit  feiner 
StoQegen.  £)aS  unglfidfUc^e  Sud^  würbe,  wie  Sutl^er  fagt,  bon 
ber  einen  Partei  jertreten,  bon  ber  anberen  jerriffen.  ®ie  8lu^= 
gleid^dber^anblungen  fc^eiterten  boQft&nbig. 

®er  mul^fam  bereinbarte  Slbfd^ieb  erftrecfte  ben  3lurnberger 
^rieben  bi^  jum  ftonjil,  ol^ne  bod^  ben  Sug^burger  ^bfd^ieb 
aufjul^eben,  womit  bie  ^rotefianten  naturlid^  nic^t  aufrieben 
waren.  Um  fie  nic^t  feinen  au^w&rttgen  Gegnern  in  bie  9rme 
5u  treiben,  mufete  fid^  ber  Jtaifer  ju  weiteren  3w8^Mnbniffen  ber= 
ftel^en.  (Sine  ^etlaration  beSfelben  gewdl^rleiftete  l^infid^tlic^  be^ 
geiftlid^en  S3efi^ftanbe$ ,  beS  äleformation^red^te^  gegenüber  ben 
Älöftern  unb  beS  SBerfal^renS  be^  ftammcrgerid^tö  eine  gröjjere 
©ic^er^eit  unb  gröf^ere  9led^te,  aU  e$  im  Slbfd^ieb  felbft  möglich 
gewefen  war. 

S)a§  (San^e  war  bod^  eine  92ieberlage  ber  „Ratl^oliten'',  bie  biefen 
Siamen  jum  erftenmale  in  9legen^burg  mit  (Smp^afe  für  fxä)  in 
Änfpiud^  nahmen,  tlber  bie  Verwirrung  war  geftiegen.  ®ie  S3e* 
obad^tung,  wie  nal^e  man  fid^  getommen,  fo  bajj  eS  ben  weniger 
religiös  angeregten  faft  wie  @igenfinn  erfd^einen  tonnte,  baf)  man 
fid^  nun  bod^  wieber  getrennt  l^atte,  l^atte  etwas  (SntfittUc^enbeS. 
@ie  oermel^rte  namentlid^  unter  ben  ®ebilbeten  bie  ßci'^l  ber  fo= 
genannten  (Sjcfpettanten,  jener  (S))ifur&er,  wie  Sutl^er  fie  nannte, 
bie,  um  fid^  nac^  beiben  ®etten  ju  fid^ern,  bis  jum  ftonjil  warten 
wollten  unb  fic^  baruber  bon  jeber  tird^lid^en  ®emeinfd^aft  fern  l^ielten. 
SiS^er  l^atten  bie  eoangelif^en  (Seiftlid^en  aud^  folc^en,  wenn  fie 
in  einem  ebangelif(^en  SDrte  gelebt  l^atten,  bie  tird^lid^e  SSeerbigung 


608  Octttag  M  {anbgtafoi  mit  bem  l^atfet. 

ntf^t  Dctfogt.    9tunmel^  fing  mon  untct  Sutl^  (ebl^ftem  9ei^ 
fad  an,  fte  aM  Und^ti^en  an^ufe^.  — 

Unmutig  l^tte  ber  ftatfct  ben  Slrii^tag  Detlafftn.     fin^  et 
loofle  mte  bte  anbeten  je|t  nur  feinen  Sottetl  fud^en,   l^otte  man 
i^n  fagen.   9l\xx  einen,  fteiti(^  gto{)cn  (Srfolg  l^tte  er  crretd^t.   Um 
Smneflie  )u  erlangen,  l^tte  ftd^  ¥^Ui))))  üon  O^en  ju   einem 
Sßerttage  ^rbeigetaffen,  ber  i^m  perfSntii^  bie  ^nbe  banb  unb 
gugleii^  eine  mertlid^e  @(^n>5<&ung  bed  f(^ma(talbif($en  S3unbeS  unb 
ber  ganzen  proteflantifi^n  Sad^e  bebeutete.    Denn  it>ie   er  felbfi 
feine  Sünbniffe  mit  ^ranheid^,  (Snglanb  unb  bed  ftatfer^   ®egner 
im  Streite  um  (Selbem,  bem  ^rjog  Don  (Siebe  f(|nef(en  burfte,  fo 
l^tte  er  aud^  Derfpret^en  mfiffen,  ben  (Eintritt  biefer  92fi(^te  in  ben 
fij^malfalbifii^en  Sunb  gu  üer^inbern.   d^  war  nxi^t  fd^toer  geioefen, 
aud^  ben  ©d^^miegerfol^n  bed  Sanbgrafen,  ben  ^erjog  Vton%,  @cl^n 
C>einri(bd  t)on  @a(^fen,  in  ben  {^ertrag  mit  einjuf(i^lie|en.  S)er  junge 
9ßann,  ber  frfi^  gelernt  batte,  Slad^t  unb  dnfel^n  ju  fc^fi^en  unb  bie 
neinli(^e  $clitit  ber  @d()maltalbifd^en  gu  Dcrac^ten,  mar,  wenn  er 
nid^t  fc^on  bamaU  meiterge^enbe  $(fine  l^tte,  fi(^erlid^  langft  ent= 
{(^loffen,  feine  eigenen  SJege  ju  gelten  unb  fi(^  nic^t  Don  feinem 
O^eim,  bem  fturfurften,  ind  ©c^le^ptau  nel^men  }u  laffen.    Unb 
IFurfurft  3oa(!^im,  bem  ber  Staifer  bafur  feine  SKr^enorbnung  6e= 
ft&tigte,  l^atte  fi(^  gleic^faQd  Dcr^f(i(^tet,  nid^t  in  ben  et>angelif(^en 
S3unb  ju  treten  unb  bed  Staiferd  Partei  gu  leiten.    @o  toar  an 
ein  Suföwmcnge^cn  ber  ^roteftanten  nic^t  mc^r  ju  benicn.  — 

Sffiie  »eit  ßutl^er  üon  biefen  ©ingen  Slunbe  l^ttc,  u>iffen  wir 
nic^t.  ^l^m  mar  genug,  ba|  bei  bem  Ausgang  be§  9teid^§tage§ 
bie  C>au|)tia(^e,  „bie  ©oncorbic  jwifd^cn  (S^riftuS  unb  ©clial"  m(|t 
juftanbe  getommen  war.  3«  i«««^  3«it  (®ommer  1541)  fang  er 
fein  Sieb: 

„@r^alt  und  $err  bei  beinern  9Bort 
Unb  ftcur  bc8  ?5apfte8  unb  3:ütlen  3Roxh  ic." 

Unb  ber  lürfenjug  befc^aftigte  i^n  lebl^aft.  3m  «uguft  1541 
orbnete  ber  Jhirfurft  allgemeine  (Bebete  gegen  bie  Jürlen  in  ben 
ftirc^cn  an  unb  ßut^cr  fc^rieb  eine  neue  „Cermal^nung  jum  (8e= 
bete  wiber  bie  Jfirfen".    ffir  l^tte  wenig  C^offnung  auf  einen  glud[= 


ZfixUntAt^.    Sut^er  unb  bcr  Jtotan.  509 

(i^en  %u$gang,  benn  bet  [ittlidge  S^ft^nb  S)eutfd^{anbS,  bie  Un= 
banfbatteit  gegen  ba$  (St)angelium,  bet  ®ei}  unb  bie  O^^fudgt 
fotbcrten,  toie  er  meinte,  bie  (Strafe  ®otte$  l^erauä.  Unb  feine 
SBefürd^tungen  beftatigten  fid^.  Ofen  fiel  in  bie  l^&nit  beS  @ultan^. 
®ct  Raifer,  ber  bie  Ungläubigen  an  ber  Rufte  t)on  Algier  belriegte; 
tonnte  fid^  nur  mit  äRfi^e  nad^  Spanien  retten. 

@ine  buftere  ©timmung,  bon  ber  SRelanc^tl^on  l^offte,  ba|  fie  enb= 

Ud^  aud^  einmal  bie  beutfd^en  durften  au$  il^rem  lieberlid^cn,  trunt 

füd^tigen,  un^üd^tigen  Seben  aufrütteln  merbe,  bemfid^tigte  ftd^  ganj 

®eutfd^lanb^.   ^n  ©tfibten  wie  92urnberg,  Breslau,  2t\pi\i  mürben 

1 542  ber  2:ur{ennot  megen  bie  gaftnad^tdfpiele  unterfagt.  @in  ernfter, 

öon  SRelanc^tl^on  l^enul^renber  Srlafe  orbnete  baSfelbe  ffir  bie  SBitten= 

berger  Uniberptfit  an.    3«  f^i^^  SBeife  trat  aud^  Sutl^er  felbft  in 

ben  Stampf  gegen  bie  2:är(en  ein,  inbem  er  ®nbe  1542  eine  Ü6er= 

fe^ung  einer  fd^on   alten  (lateinifd^en)  äßiberlegung  beS  Storan^ 

au^gel^en  lic|.    92id^tS,  meinte  er,  mfi|te  bem  Xurfen  berbriepd^er 

fein,  als  »enn  man  feinen  „Älfotan  an  ben  lag  bräd^te".    SBie 

»enig  teilte  er  bod^  bie  Sngl^erjigfeit  anberer,  5.  35.  beS  ©afeler 

äHateS  in  biefem  fünfte!     £)iefer  l^atte  ben  S)rud(er  Oporinul 

n)egen  beS  SrudCs   einer  lateinifd^en  Storanuberfe^ung  fogar  in 

^aft  genommen  unb  geftattete  nur  auf  Sutl^erS  eingel^enbe  93er= 

wenbung,   M^  fc^dblid^e,  giftige  ®ing"  in  einem  fremben  Orte 

brucfen  unb  ausgeben  }u  laffen.    „9Ran  mu|  ben  Schaben  unb 

SBunben  öffnen,  fotl  man*«  l^eilen",  fd^rieb  ßutl^er  in  biefer  Änge= 

legenl^eit  na(§  ©afel,  „mit  3wbed(en  ioirb'3  Ärger  unb  enblid^  t>tx= 

jmeifelt  unmöglich." 

äud^  ber  unter  gul^rung  beä  Rurffirften  3oad§im  in  biefem 
Saläre  unternommene  2:ür(en}ug  berltef  unglüdClid^,  unb  Sutl^er  l^atte 
U)o|l  nid^t  fo  unred^t,  menn  er  neben  ber  ungenfigenben  ©treitmad^t 
au(^  bie  beutf(^en  dürften  bafur  Derantmortlic^  mad^te.  „SQSaS 
{od  (Sott  mit  folc^en  Seuten  auSrid^ten!''  3^  feinem  Stif^mut 
fpric^t  er  fogar  ben  SSerbad^t  aus,  bag  bie  dürften  Dielleic^t  beS< 
^16  ia^  ®elb  etnftccften  unb  nid^tS  gegen  bie  Xürten  tl^ten,  ba^^ 
mit  bie  ßutl^eraner,  bie  man  faft  allein  auSfdfeidfe,  bort  getötet 
n)erben  foHten.  Unb  in  einer  erneuten  Srma^nung  jum  ®ebet, 
bie  et  im  gcbruar  1543  auSgel^en  liefe,  etl^ebt  er  barüber  JWage, 

Äolbe,  «at^er.    n.  33 


610  «Vtcne  3<Uttng  iMm  S^dn". 

bat  ^i<  vfi^toete  Steuer  übel  angelegt,  grofi  ®ut  t)ertl^ii,  boju 
))id  feinet  Seute  üetloten  unb  bet  92ame  S^fti  bei  ben  Kurten 
baTfibet  beladetet  toütbe'',  \a,  ba{(  man  an  Cenfiterd  benle.  Vbxi 
auä)  biedmal  oat  Sut^  bet  SRunb  bet  Affentli^yeti  aReinung. 
^nlt((e  Stimmen  mutben  aud^  fonft  laut  thttjfutft  3oa^int  f($tte& 
bedl^Ib  fogat  ein  Kec^tfettigungdfc^teiben  an  Sut^. 

3n  biefet  3eit  bet  fiaf^eten  9lot,  bie  auc^  eine  n>tttf(|aftli(^e 
»at,  benn  bie  Zfittenfteuet  (aftcte  fd^met  auf  bem  fßoltc,  tonnte 
bet  $toteßanti9mu«  ungel^inbett  toeitete  ^ott{(|titte  machen.    Sax^ 
binal  Hlbted^t  l^tte  ft(^  no(^  in  SlegenSbutg  ein  taifetUc^d  äRanbat 
betfd^fft  n)e((bed  ^onai  unb  (Benoffen  untet  8nbto§ung  ber  fi^t 
aui  fyiüt  aud)umeifen  befal^l,  »agte  abet  nic^t  einmal  e^  ju  m- 
öffentlichen.    Cafflt  l^tte  et  ben  Vlnt,  feine  mä^  SRainj  getetteten 
tofibaten  Sieliquien  mit  i^ten  S^aufenben  bon  Sbldffen  üon  neuem 
an)u))teifen.    9{atütli(i^  enegte  bie«  Sut^d  3otn,  aber  er  Heibete 
i^n  biedmal  in  töfilic^en  ^umot.     ^m  ^etbft  1542   Derfunbete 
ein  Sottet:   „fltva  3^itung  bom  9t^ein\  bie  ^eiltum^t^er^ 
legung.    (Sr  »at  anonym,  aber  an  Sut§et$  Sutotfd^aft  lonnte  me= 
manb  jmeifeln.    Die  Si^inlfinbet  foQten,  etjfi^lt  et,   ben  atmen 
entblöfiten  Shtod^en,   bie  }u  ^üc  beinal^e  etftoren    tofiten,  ju 
neuen  ftleibetn  Det^lfen.    (S^  ginge  au(^  ba$  ®etüd^t,  bafi  ber 
Stutfurft  eine  Slnja^l  ,,ntettUd^et  neuet  ^attifel",  bie  beteitd  Dom 
aDetl^eiligften  Satct  mit  Sblafi  betfel^en  feien,  bajuetmotben  l^bc, 
nfimlid^  «ein  f(^0n  ©tficf  Dom  Unten  ^otn  äRofi,  btei  glammen 
oom  Sufd^  9tofi  auf  bem  Setge  @inai,  jmei  gebetn  unb  ein 
@i  bom  l^eiligen  ®eift,  ein  ganjer  3^f^I  bon  bet  ^al^ne,  bamit 
(S^riftuS  bie  C)5ae   aufftieg,  aud^  eine  gtofie  Socfe  oom  Satte 
S3eel5ebubd,  bet  an  betfelben  ga§ne  tleben  blieb,  ein  l^albet  ^^lugel 
Don  Sanft  ®abtiel,  bem  (Srjengel,  ein  ganjeS  $funb  oon  im 
ffiinbe,  bet  an  (Elia  Dotubet  taufd^^et,  ein  gtof^ed  fd^toeted  @tu(f 
Dom  (Befd^tei  bet  Rinbet  S^tael«,  bamit  fie  bie  SKauetn  ^^i^^ 
niebetgewotfen*"  u.  f.  ».    3^,  ein  fonbetlid^et  gutet  gteunb,  fo 
fpbttete  et  toeitet,  l^abe  il^m  l^eimlid^  etjä^lt,  bafi  feine  (Sburfurfi- 
lid^e  (Bnaben  in  feinem  Xeftament  no(i^  ganj  befonbete  Satten  für 
bad  (Heiligtum  befiimmt  ^abe,  nämli(^  ^ein  ganje^  £tuent(^en  t)on 
feinem  tteuen,  ftommen  C^^tjen  unb  ein  ganje«  8ot  bon  feiner 


2)ie  (StMUtgeKfierung  t>on  ^camhnx^*^^^.  511 

mal^tl^aftigen  Sangen'';  unb  na^  ber  S^fage  be$  $a))M  folle 
lebet,  ber  fold^e^  Heiligtum  mit  einem  ®ulben  el^re,  „IJetgebung 
l^aben  aller  feiner  Dorigen  ®unben,  unb  aütd,  xoa^  er  iam^ 
fünbigen  tann  ober  mag  jel^n  ^^l^re  (ang,  foQ  i^m  aUeS  nic^t  fd^aben 
jur  ©cligleit."  ©aS  »xir  ßutl^erS  leftter  Angriff  gegen  ben  SRainjer 
Rarbinal,  ber  feine  eüangelifc^  geworbene  ©tabt  ^oü^  nid^t  »ieber 
gefel^n  l^at.    3«^  S^^te  1545  ift  er  geftorben. 

@d^mern)iegenber  a(S  bie  (SDangelifierung  ^aHt^  xoax  bie  beS 
aSi^tumS  9?aumburg=3eife.  ©er  bortige  »ifd^of,  ^faljgraf  W^^Pf 
ber  jugleid^  ba§  Bistum  greifing  inne  l^atte,  mar  am  6.  S^nuar 
1541  geftorben  unb  baS  ©omtapitel  l^atte  fid^  beeilt,  in  ber  ^erfon 
be$  uns  bereits  betannten  Julius  \>.  $f[ug  einen  92a(l^folger  }u 
mfil^len.  fturfflrfl  3<?^-  gt^brid^,  ber  baS  ©c^uftred^t  über  ba« 
©tift  in  8lnfprud&  na^m  unb  mit  ber  il^m  eigenen  fout)eränen  Über= 
fd^fi^ung  feiner  SRad^tbefugniffe  barauS  meitgel^enbe,  tl^atffid^lid^  fel^r 
unfid^ere  Siedete  auf  bie  SRitmirtung  bei  ber  ä&al^l  folgerte,  mar 
entft^loffen,  aU  „bes  ©tifts  ßanbeSfürft,  «rbfd^u^^err  unb  ^atron^ 
mie  er  fic^  nannte,  in  ber  beinal^e  fd^on  et)angelifd^en  ©tabt  leinen 
papiftifd^en  S3ifc^of  auftommen  ju  laffen,  am  menigften  ben  il^m 
perfönlid^  unf^mpatl^ifd^en  Wh-  ^^^  Sßittenberger  marnten,  aud^ 
menn  er  baS  Siedet  baju  l^fitte,  mit  ®emalt  oor}uge|en,  unb  ber 
Ständler  SßxM,  bem  Sutl^er  auäbrudClid^  juftimmte,  bemerlte  mit 
9ted^t,  ia^  bie  ©ad^e  bod^  anberS  läge,  menn  eS  ftd^  um  ein  S3iS= 
tum  l^anble  unb  nid^t  mie  bisl^er  um  ben  nieberen  StleruS  unb 
bie  S^loftergeiftlic^feit:  ba  merbe  fid^  alles  entgegenfe^en,  maS  bem 
$at)fte  anl^finge.  Sber  il^re  SBarnungen  maren  ebenfo  frud^tloS, 
mie  bie  SRal^nungen  beS  ftaiferS,  bem  (Ermfil^lten  nidgt  entgegen^ 
jutreten.  Unb  fd^liefeliii^  uberjeugte  ber  Slurfurft  in  einer  ))erfön= 
lid^en  Untenebung  bie  Xl^eologen  üon  feinem  9te(^te  unb  ubermanb 
i§re  S3eben(en  gegen  bie  Opportunität,  felbfi  für  einen  eüangeli= 
fd^en  S3ifd()of  ju  forgen.  (Ss  mürbe  befd^loffen,  nad^  bem  16eifpiel 
frul^erer  S^iUn  ben  ©tfinben  eine  tfic^tige  $erfon  jur  Sßal^l  ))0t= 
}uf^lagen  unb  ben  (Semfil^lten  ol^ne  „©pettatel"  butd^  ^nbauf- 
legung  unb  (Sebet  ju  orbinieren.  Sutl^er  §fitte  ben  ©omprobfi 
ISeorg  Don  Sn^alt  gern  als  16if(^of  gefeiten,  aber  ber  Sturffirft 
sog  aus  nal^liegenben  (Srfinben .  einen  Staun  aus  bem  nieberen 

33* 


612  Orbmation  Vmlbotff  ittui  Oiftiof  bos  9{(mtit6utg. 

^el  Dot,  ben  i^m  ob  feinet  (Sntfd^iebenl^t  ganj  befonber^  loetten 
Stitolau«  Don  Hmdboif. 

3n  einem  feietli(^n  8fte  foQte  et  eingefu^tt  »erben.  9m 
18.  3<^nuat  1542,  soif(|en  3  —  4  U^t,  tarn  Sut^  mit  9m^ 
botf,  Vlüandit^on  unb  bem  Sutiften  (£urio  nad^  9taumbtttg.  (Sine 
@tunbe  f))5tet  etfc^ien  bet  ftutfutft  mit  feinem  Sruber  (Smji 
unb  fe§t  ja^tteid^em  befolge.  Dann  »utbe  mit  ben  @tänben  be^ 
®tifted  un^  ben  Sifiten  bet  ©tfibte  9{aum6utg  unb  S^x%  üer^n^ 
belt.  ®o  »eit  fie  etfc^ienen  »aten,  etHätten  fie  mie  bie  anmefenbc 
SHetifei,  mit  9ei6  unb  Seben  bei  bet  eüangelifd^en  @a^t  berl^nen 
ju  ooDen.  Sut^  muffte  [xz  nut  no(i^  batubet  beleibten ,  ba|  fit 
aud^  bcm  S)om{apitel  a(d  oeltliii^et  Dbtigteit  il^ten  (Sib  nid^t  ju 
litten  oetpfliii^tet  mfiten,  »eil  eS  il^nen  mibetrec^tUd^  einen  93er= 
folget  bet  SKtd^e  jum  Sifd^of  fe^en  moQe. 

9m  20.  oetfammelte  ftc^  bann  aQed  jut  Seilte  bed  SSifd^ofS  im 
®ome.  3Rit  Sut^et«  Siebling«motette  Non  moriar  k.  (^f.  118, 17), 
bie  Submig  ®enfel  in  92un(lb<n  oieQeic^t  auf  feinen  ffiunfc^  fomponiert 
l^tte,  mutbe  bet  (SotteSbienfi  begonnen.    Dann  fang  ba§  93olt  ber 
.^eftjeitentfpred^enbbadXBei^naii^tölieb:  „(Sin  Stinbelein  fo  Idbelic^." 
Oietauf  ptebigte  bet  @u^etintenbent  D.  92itolauS  SReblet  mi) 
1  2;im.  4  übet  bie  ted^ten  (Eigenfd^ften  eines  8ifd^of§,  üetfunbete 
bie  SSa^t  KmdbotfS  unb  fotbette  baS  %}olt  auf,  jum  S^^^^f  ^1 
ed  batan  auc^  Gefallen  finbe,  mit  lautet  Stimme  ^^Vmen"  ju 
fagen,  toai  fo  einmutig  gefc^al^,  baf;  bet  Shttfüxfi  feine  l^eQe  ^cu^e 
batübet  l^atte.    ®a«  alte  DtbinationSUeb :  „9?un  bitten  »it  ben 
^eiligen  ®eifl''  (VeDi  sancte  Spiritas),   weld^eS  juetft  auf  ber 
Otgel  geft)ielt,  bann  üom  Sl^ot  funfftimmig  gefungcn  unb  enbliif 
t)on  Itompetetn  „auf 5  ]^ettli(^fte  mit  fünf  Stimmen  gebtafen  »utbe", 
leitete  ben  eigentlid^en  ©eil^ealt  ein.    ßut^et  ttat  Dot  ben  mitt= 
leten  Sl^ot  unb  fptad^  im  9nfc^luf(  an  9{)g.  20  übet  bie  Aufgaben 
eines  ted^ten  Sifd^ofS.   S3on  mel^teten  ®eiftlid^en  geleitet,  fd^titt  nun 
SmSbotf  bie  Stufen  jum  Sltat  l^inan  unb  fniete  niebet.    Sutl^ 
fang,  »aS  et  feit  Dielen  3<»bten  nid^t  getban,  bie  altbetgcbracltc 
Äntipl^one  Veni  sancte  Spiritus  mit  bet  Äoücfte  lateinifc^,  m- 
pflid^tete  nad^  einet  SSetmal^nung  ben  neuen  S3ifd^of  unb  legte  iJ^nt 
bann  untet  ©itte  um  ®otteS  ©eiftanb  mit  ben  anbeten  ®eifHi(|en 


;,(S(em)>el,  einen  regten  c^rißtic^en  iBif^of  ju  toti^tn''.  518 

bie  ^dnbe  auf.    ^tetmit  foKte  nac^  feinet  äReinung  bie  geter  }u 

(&nbc  fein,    dlaä)  ber  ^(notbnung  be§  Äurfuxften  »urbe  aber  noc^ 

ba§  Jebeum  in  breifad^er  SBeife  wie  oben  gefpielt  unb  gefangen, 

unb  roie  ba5  fonft  uMic^  war,  ber  neue  Sifd^of  feietUd^ft  in  ben 

Q^ox  2um  bifd^öflid^en  Zf^xon  geful^tt,  ido  bie  anmefenben  f^ütften 

unb    ©tanbe  il^n   begludmfinfc^ten.    Sutl^et   begleitete  bann  ben 

neuen  ©if(!§of  jut  C>wlbigung  ber  bortigen  ©tänbe  auc^  nadö  3^i|- 

3n   einer  ©d^rift:    „(gjcempel,    einen  rechten  d^riftlid^en 

S3ifd^of  ju  weilten'',  berid^tete  er  Don  ber  „gtofeen  ©finbe" 

n)iber   bie  l^ödifc^e  d§rift(id§e  Stird^e   be§  aQerl^öaifd^ften  R^ater^, 

einen  ©ifc^of  ^ol^ne  aDen  ®§refem  (©albßl),  aud^  ol^ne  ©utter, 

©c^malj,  ©pedt,  Jl^eer,  ©(^meer,  ©eil^raud^,  Rol^len"  geioeil^t  ju 

l^aben,  unb  begrunbete  auf  ben  SBunfc^  ber  SZaumburger  ©tänbe, 

unter  ^inmi^  auf  SRattl^.  7,  15,  nod^  einmal  beren  ^pic^t,  fid^ 

bem  oom  ftapitel  erm&^Iten  SSerfolger  ber  S^irc^e  ju  entjiel^en, 

unb  baö  9led§t  ber  weltlichen  C)errfd§aften,  jur  3«t  aU  ,r9?otbifd^öfe'' 

bie  ^arrer  unb  ^rcbiger  ju  fd^ü^en. 

®a§  »ar  bie  erfte  SBei^c  eine§  eoangelifc^en  SSifc^ofS,  bei  ber 
man  nad^  3Köglid[)teit  auf  altfitc^lid^e  gormen  jurfidfging.  SSon  ber. 
bifd^öflid^en  ^enlid^teit  blieb  bem  neuen  S3if(^of  freilid^  nid^t  Diel  mel^r 
al5  ber  Jitel.  ®ie  »eltlid^e  SSerwaltung  fam,  worauf  es  Don  üorn= 
l^erein  abgefel^en  unb  womit  ßutl^er  eintoerftanben  war,  wenn  ber 
S3ifd6of  ein  wirffameS  (Sinfprud^Srec^t  gegenüber  etwaigen  Übergriffen 
l^tte,  in  bie  C)anb  furfurfllic^er  SBögte.  ©eine  ©infunfte  l^atte  man 
ouf  ia^  SRötigfte  befd^räntt.  «lies  übrige  foDte  ju  »ird^en^:  unb  ©c^uU 
jwedCen  unb  ju  einer  grfinblid[)cn  9leformatton  bienen,  wobei  bem 
Sifd^of  ein  ©onfiflorium  jur  ©eite  ftel^en  follte.  Aber  bamit  ging 
e§  wie  immer  ju  ßutl^erS  ßeibwefen  fel^r  langfam.  Unb  bie 
Sorge  S3rüdfs  öor  fc^weren  SSerwicfelungen,  welche  bie  tfil^ne  Jl^at 
be§  gürflen  nad&  fid§  jiel^en  würbe,  würbe  in  ber  golge  nur  ju 
jßl^r  gerechtfertigt. 

Unb  nun  tam  im  grül^jal^r  1542  ber  ©treit  um  baS  ©tift 
äSurjen,  einen  2:eil  beS  SReifiner  JBUtumSgebieteS,  über  weld^eS 
bie  ffic^fifd^en  gürften  beiber  ßinien  gemeinfam  bie  ©d^uftl^enfc^aft 
ausübten.  @in  (leiner  äußerer  9nla|,  bie  Derfd^iebene  ^uffaffung 
über  bie  (Sinjiel^ung  ber  ^ürtenfteuer  im  ©tiftSgebiete  l^atte  ge- 


514  Skr  etrrit  um  QittietL 

nfigt,  um  ben  ganjen  Oegenfal}  bct  beiben  futflU<l^  Stnien  unb 
\fyctt  SRad^tbefttebuttgen  in  aQer  @(^tfe  Vortreten  }u  laffen. 
3ol^.  9nebri4  »etmaS  ^u  l^ift  Dot  bet  @titn'',  tote  8u^  fagtc, 
tl^tffi(|U(l^  eigenfinnig  unb  unbeugfam,  »o  et  in  feinem  9ie(^te  ju 
fein  glaubte,  fef^te  ft(^  toiber  aOe  SSerttfige  in  ben  «eftl  be^ 
(Stiftes  unb  begann  fofort  mit  getoaltfamet  (SinfSl^tung  eDangelb 
f(^  (Botte«bienfie«. 

Offenbat  badete  et  an  Sbnlid^e«,  »ie  e4  i^m   in  92aum6urg 
gelungen  »at,  unb  et  »at  entfii^loffen,  baS  (Sttungene  gegen  ben 
jungen,   anfd^einenb  gefügigen  Steffen  92ori||  mit    SßaffengemiU 
feftsul^lten.   Sut^,  bet  ttft  fp5t  bon  bet  @a(^e  erfüllt  unb  ben 
man  glauben  machte,  O^og  9Roti|  l^be  ben  Stutfucfiten  uberfaffen' 
»oQen,  oatf  fi(^  mit  f^atfen  (Stntal^nungen  }oifd^en  bie  ©ttei- 
tenben,  beten  Suf^mmenpotf  ieben  Sugenblid  ya  ermatten  mx. 
3n  bem  bto^ben  Srubetttieg  fa(  et  nut  einen  Sufntl^t,  bei 
ben  (Süangelifd^^en  emige  ®d^anbe  einttagen  »etbe.    X)a^  @tabt(^en 
aßutjen  fei  bie  I^often  nid^t  oett.    Sebem  Sßetnflnftigen  muf|e  el 
Dottommen,  ald  menn  joei  t)oQe  Sauetn  fic^  im  Sttetfd^am  um 
ein  jetbrod^ened  ®la$  fc^lugen.     8bet  fut  O^jog  SZotift  m 
Sut^et  feine  Sutotit&t,  {a  faum  ®egeuftanb  bet  Sßetel^tung.    3^ 
füllet  iOeteii^nung  flanb  et  bet  teligiöfen  ^age  gegenüber    D^nc 
bie  Setmittelung  bed  Sanbgtafen,  ben  9{elan(i^tl^on  ju^ilfe  getufen, 
mfite  Sutl^etS  bto^enbe^  Sßott  f(6n}etU((  toon  Sßittung  geiocfen. 

3Kan  einigte  fi(§,  abet  bet  ©egenfafe  bct  beiben  gfitften  blieb 
beße^en,  unb  bet  junge  t^atenbutftige  gutfl  »at  nid^t  bet  SRann 
baju,  am  menigften  um  bed  ®k)angcUumd  »iOen,  ein  il^m  ange- 
tl^ane«  Untcd^t  ju  üergeffen. 

Set  ganje  ^cinbel,  wie  fd^ncQ  et  audg  etlebigt  mat,  uta(|te 
auf  ßutl^et  tiefen  (Sinbtucf.  SSon  ^etjog  5Korife,  bet  bafi)  nai^ 
feinem  «egietungSanttitt  (1641)  bie  «fite  ^etjog  ®eotg5  »i^i»^^ 
in  feinen  Cienft  gejogen  ^tte,  etmattete  et  nut  nod^  ©c^limmeS- 
3n  Ifl^net  ^cbt  fagte  et  feinen  ftul^en  Xob  botauS.  SRit  tröto 
fl^nungen  fal^  et  in  bie  S^tunft  feined  S)eutf(l^(anbd,  Don  bem  er 
in  biefen  SBoc^en  mel^t  al«  fonft  fptaii^.  ffla«  foDte  batau«  wer= 
ben,  »enn  felbft  bicfe  beiben  butd^  engfte  Clutäbetmanbtfd^aft  unb 
but(^  ben  ®Iauben  an  ba$  (Et)angelium  t^etbunbenen  gutfien  ^^ 


So  tkinlic^et  S)ittgc  »tQen  einen  ,,fo  grausamen  Shieg,  ba  ber  Skter 
ben  ®o^n  unb  mieberum  ber  ®ol^n  ben  Sßater  l^t  etmorben  foüen^r 
l^etauffiil^tten !  (St  tröfiete  ftc^  in  biefen  Dfiertagen  mit  bem  auf^ 
etftanbenen  unb  lebenbigen  {)ei(anb,  —  no(^  |at  (Sott  bad  (Bebet 
feinet  SKrc^e  etl^ött  —,  aber  afleS  beutet  i^m  auf  ben  jfingften 
Zag  unb  fel^nffid^tig  bittet  et  (Sott  um  ein  ^guteS  @tunblein.'' 

Unb  laum  mar  biefe  @adge  ertebigt,  aU  eine  mirtlid^^e  ^l^be 
gan5  Ceutfc^lanb  in  Slufregung  t)erfe^te. 

Obmol^t  ber  ftaifet  mie  bot  bem  Steid^dtage,  fo  in  feinet  S)e= 
(latation  bie  Sd^t  gegen  (BoStat  fu^penbiett  l^tte,  ging  ^eintid^ 
k)on  Staunfd^meig  bod^  batan  fte  }u  üoQiie^en  unb  bebt&ngte  ju= 
gleid^  bie  @tabt  Staunfd^meig.  £)a  befd^loffen  bie  Sunbe^enoffen 
ben  (Sntfa^.  Sßoiu  mat  bet  S3unb  ba,  menn  et  in  einem  \olifcn 
gaOe  ni(^t  einttat?  Slud^  Sutl^et  ettlfitte  ben  Sttieg  fut  notmenbig, 
um  bie  SebtfidCten  }u  befd^u^en.  S)ie  beiben  Sunbedl^uptteute 
tudten  mit  ftattUd^et  SRannfd^aft  inS  gelb,  unb  übet  (Stmatten 
fd^neU,  am  12.  Sluguft  fiel  bad  fafi  fut  unbeitoingbat  geltenbe/ 
fefle  aßolfenbfittel  in  bie  C)änbe  bet  SSetbünbeten.  «alb  »at  ba« 
ganje  Sanb  befe^t.  Unb  ootbetl^anb  »agte  niemanb,  bem  pd^- 
tigen  gfitften  beijuftel^en.  ®o  mat  ein  neue«  Gebiet  ffit  ben  $to= 
leftanti^mu«  etobett.  Z)enn  atöbatb  mutbe  untet  bet  ^§tuttg 
Säugenl^agend  bie  9tefotmation  beS  Sanbed  botgenommen.  Uttb 
ein  (Bebict  um  baS  anbete  wanbte  ftc^  in  biefet  3«it  ^^w  ^tote= 
ftantiSmu«  ju.  3«^  S^^te  1542  nahmen  u.  a.  bie  9lcid^«pfibte 
9iegen$butg  unb  ®(^meinfutt  bie  ebangelifd^e  Se^te  an.  Dtt= 
i^eintid^  üon  $fali=9teubutg  betief  Dfianbet  jut  Stefotmation  feines 
(BebieteS.  2)et  (Btaf  bon  (»ennebetg  etbat  ftd^  ebenfaQ«  einen 
^tebiget  au«  S^utnbetg.  SRe^j,  beffen  8lefotmation  fteilid^  etft 
im  (Entfielen  toat,  bat  um  Kufnal^me  in  ben  ®d§ma((a(bifdgen 
%unb,  »a«  Sutl^et  aOetbing«  nid^t  befütmotten  fonnte,  meU  ein 
Xeil  bet  S3utgetfd^aft  nod^  am  9(ten  l^ing.  S)ie  (Soangelifd^eu 
Senebig«  unb  benad^battet  ®täbte  fud^ten  Sutl^  bie  ^ni  ju 
teid^en,  unb  in  ©iebenbütgen  tonnte  man  fc^on  1543  5ttt  Kuf^ 
fteDung  einet  S(itd^enotbnung  fd^teiten.  Sin  ^ofyc  fpfitet  lam  bad 
9)i«tum  SRetfebutg  in  ebangelifd^e  ^finbe.  ^tt^oi  SRoti^  be= 
ftimmte  ba«  9apM  baju,  feinen  Stubet  Hugufi  jum  Sif(|of  )u 


516  Z>it  tproUtlanten  »nb  tie  itongillMtfinbigiiitg. 

voi^tn,  bet  bann  ®€OTg  bon  finfyilt  jum  Sbniinifttatot  emannte, 
bet  aUbalb  )u  lefotmieten  begann.  S>eT  (Bt^bijc^ot  bon  99ln, 
{^ermann  b.  Sieb,  lieft  {einen  3®<iM  in^l^t  batan,  ba^  ei  mc 
emfiUi^  Slefotmation  feine«  Stifte«  plante;  unb  fi^nli^e  Sip^ten 
l^gte  bet  Stfc^of  bon  SRünfter,  ja  er  backte  batan,  tootnto  er 
mit  ben  (yfiuptem  be«  ®(l^ma({albif(|en  Sunbe«  beil^nbelte,  \m 
f&xitnm  ju  fefulatifteten  unb  ein  IBeib  ju  nehmen. 

Sei  biefer  Sad^Iage  machte  ed  freiließ  menig  Sinitui,  a(^  to 
^apfi  nun  »ittlid^  im  ^uli  1542  auf  ben  92obem6er  be^jelto 
3a^Te«  fein  Sonett  nad^  Zrient  auSfd^rieb.  HC«  fein  Segat  ou^ 
bem  bamald  ju  Stümberg  berfammelten  Sieid^Stage,  e$  mx  m 
18.  Sugufi,  biefen  Sefc^Iuft  be«  »aDerl^Ugfien''  Skitet«  bettün^ie, 
berliejjen  bie  (Sefanbten  ber  ebangelifd^en  ©tänbe  unter  Pmnj 
bed  f5((fif(^en,  (Sberl^arb  bon  ber  Zl^nn,  ba«  ®i|ung«iimmet;  p( 
litten  nad^erabe  oft  unb  beuttic^  genug  ju  ertennen  gegefoit;  iol 
fie  nur  ®ott  al«  ben  „aBerl^ciligften*',  bem  attcr  «ul^m,  8§te  n) 
SRajefiät  gebul^e,  anerlennen  Wnnten,  erflfirtc  ber  \ää)fiW^' 
fanbte  bem  römifc^en  ftönige,  beffen  Untertl^nen  eben  bainfll^ 
bringlid^er  al3  je  bie  freie  ^rebigt  be«  (Sbangelium^  föTberten. 
3n  ber  Jl^at,  ol^ne  bie  ©onberintereffen  bet  einjelnen  Stfobe 
»fire  c8  in  jenen  Jagen  leidster  at€  jemal«  geioefen,  ba«  MU 
3od^  für  immer  abjufd^ulteln. 


--^ 


3.  }{optter. 
I)er  f^amwttx  nnb  ))matmanit* 

Oft  genug  flagte  Sutl^er  über  bie  grofie  Krbeitölaft,  namentlid^ 
»uibc  if^m  bic  Rottcfponbens  immer  fauerct,  aber  er  fanb  bod^ 
immer  nod§  Qdt  ffir  feine  gamitie  unb  fein  ^au§.  ©eine  fünf 
Äinber  »aren  feine  greube  unb  fein  ©tolj.  ^m  SSerfel^r  mit 
il^nen  war  er  nur  ber  SSater.  ®em  beobachtete  er  il^r  @p\d,  jog 
daraus  ©d^lüffe  auf  il^re  ^Begabung  unb  92eigungen,  unb  tnupfte 
baran  mand^e  feinfinnige  S9emerlung  für  bie  ^eunbe.  S)ie  ®r= 
jiel^ung  »ar  ftreng,  ol^ne  l^art  ju  fein.  9?ur  einmal  I^Sren  wir, 
ba|  er  feinem  filteften  ©ol^ne  für  ein  aSergel&en  troft  ber  gürbitte 
ber  SRutter  7age  lang  feine  SSer^eil^ung  gewfil^ren  woQte.  Xfiglid^ 
l^ielt  er  mit  ben  Stinbern  feine  SRorgenanbad^t:  rfSßenn  ic^  be^ 
SRorgend  aufftel^e,  fo  bete  ic^  mit  ben  S^inbern  bie  jel^n  Gebote, 
ben  ©tauben,  ba«  aSaterunfer  unb  irgcnbeinen  ^falm  baju."  Unb 
was  er  bon  anbern  forberte  baS  t§at  er  aud^  felbft:  er  fragte 
feinen  Stinbern  unb  bem  ®efinbe  ben  Statec^i^mud  ab  unb  tate(^e= 
fierte  mit  il^nen. 

(S^  war  lein  Heiner  (»au^ftanb.  Sieben  ber  Don  Sut^er  ftet§ 
l^od^gel^ttenen  ^alten  9{ul^me  Sene'',  bie  eine  wertDoQe  ^i(fe  ber 
^au^frau  fein  mochte,  finben  wir  in  feinem  ^aufe  mel^rfac^  junge 
Sleffen,  ©d^wefterfinber  ßutl^erS,  fo  ^an«  ^olner  unb  nad^jeinanber 
brei  Srfiber  Raufmann,  unb  bcren  ©^weftern  ßene  unb  ®lfe 
Kaufmann,  ffiaifen  einer  in  SRandfelb  berl^eiratet  gewefenen  ©c^wefter, 
aufierbem  eine  anbere  Sßerwanbte,  9nna  ®trau|.    ©ie  aQe  be= 


518       dB  Sttt^  ^oiifc.    tmffttfHs  (BOfofiet^  Mit  etonbaidtts. 

bttiften  noil^  b<r  (Er}tel^ng.    S)a)u  tarnen  bte  Dtden  Sofiganger 
unb  fonftigen  Scfuc^  \o^  unb  nieberen  6taitbcS,  Don  benen 
ba«  ^tt«  ni(6t  Im  matb.    3»  i^nen  gehörte  ntdftt  fdten  bie 
btanb€nbttTsif4K  Ihttffitfttn  (Kifabet^,  bte,  toie  früher  etja^t,  ts 
®a(^fen  ein  Slf^l  gefunben  unb  gemS^nlu^  in  8U^ten6erg  lebte, 
fi(^  aber  auc^  (Ifiufig  in  SBittenbetg  aufj^ielt.    3in   3a$te  1537 
lag  fie  einmal  biet  IRonate  lang  (tani  in  Sutl^«   ^ufe,  unb 
Sut^  unb  feine  ^au,  bie  fte  liebeboQ  )){{egten,  ^tten  mit  ber 
netbenhanten  ^au,  bie  ju  aQettei  becf(^n>enberif(^  9u^(^tei= 
tungen  neigte,   i^e  liebe  9lot,  fo  ba{(  et  bie  Sermittelung  be^ 
Ihttfutften  antufen  muffte,  um  fie  miebet  to^iumetbtn.    SMJii  er 
bei  bet  flbetfiebelung  Hgticola«  ^(afi  fanb,  il^n  unb  feine  ganje 
gamilie  auf  längere  Q^t  bei  fid^  auf}unel^men,  ifi  fd^on  cmS^nt 
motben.    Sidweilen  toutbe  feine  0afifteunbf<^ft   fibel    bdo^nt. 
Idai  ^aftif(^fte  in  biefet  Sejtel^ttng  toat  »o^l,  ald  ein  mit  mcc 
(Smpfe^lung  Ofianberd  reifenber  (SngUnber  i^m  jum  S)an(  für 
feine  flufnal^me  l^eimlit^  einen  tteinen  Jtnaben,  ber  „beina$  M 
eine  Sßfirterin  brandete',  }uräd  lieft,    dx  ft^idte  i^n  jurucf  na(| 
92ümberg,  »o  er  im  bortigen  ginbell^uS  Sufna^me  fanb.    Xto 
f old^e  unb  fi^nlid^e  (Erfal^rungen  minberten  ni(^t  bie  (Saftlid^Ieit  be^ 
Cmufe«.    Sie  jeigte  fid^  mieber  im  fd^Snßen  Sichte  in  bet  ^efüjeit 
bed  3a^red  1539.    ffifil^renb  ein  folii^er  Sc^recfen  in  bet  ®tabt 
l^ettf(^te,  baft,  »ie  Sutfiet  Hagte,  ber  Sruber  ben  9ruber,  ber 
Sol^n  bie  Altern  im  @tid^  laffe,  nal^m  er  bie  üier  Stinber  einer 
{^odegenfrau,  bie  nad^^td  bor^  geflorben  oar  unb  beren  Wn 
fd^on  im  Sterben  lag,  unbetfimmert  um  bad  (Befd^rei,   ba^  ^ 
»iber  il^n  erl^ob,  in  fein  fyiM  auf.    Sidmeilen  ging  eS  ba  natur- 
lid^  bunt  IM,  unb  eS  toat  gemi|  rid^tig,  als  ein  Renner  bon  Sutl^r^ 
^aviS  bem  gfirften  ®corg  Don  Stn^alt,  ber  im  2o!fycc  1542  baron 
badete,  nadg  Wittenberg  übersuftebeln,  in  Kfidfid^t  auf  bie  bunte 
unb  gemifd^te,  aud  allen  Slterdflaffen  befie^enbe  ^efeQfd^ft  unb 
bie  ft&nbige  Unru§e  im  O^^uSmefen  feine  lebl^ften  Sebenten  bar- 
über  fiufterte,   ob  Sutl^erd  $»aud  für  i^n  gerabe  ein  angenel^nieS 
unb  bequemes  n&ofpij''  fein  mürbe. 

darüber  mattete,  unb  jmar  niii^t  bloft  aber  baS  ja^lreid^  iSe^ 
finbe,  als  „^m  unb  SRofeS",  mie  8utl^  fi^enb  aber  »ol^  p 


ttcffenb  $u  fagen  pflegte,  mit  alter  Jltaft  tto^  einet  fc^meten  Jhanf= 

l^eit  bic  fie  im  ^oX^xt  1540  infolge  einet  gtu^ebutt  butd^iumac^en 

Jjotte,  gtou^citl^e.   Sic  Detftanb  i|te  ©ad^e  unb  fonntc  xoo%  wie 

f d^on  ftü^et  etwä^nt,  jumeilen  »ittfc^aftlid&et  fein,  al§  ben  Jlofigätt= 

getn  lieb  »at.  ©ie  SSetmögenSml^filtniffe  l^atten  fid^  mit  ben  g^^^ten 

ctl^iblid^  Detbeffett.   Seit  bem  ^a^xt  1536  »at  ßutl^etS  &cfydt,  ben 

grau  Ratl^e  einjujiel^en  pflegte,  auf  300  ®ulben  etl^öl^t  wotben.  50 

®ulben  fpenbete  bet  Stutfutft  noc^  felbft  al^  S^^f^n  eine§  Segate^^ 

cbcnfo  Diel  bejog  bet  8lefotmatot  in  ben  legten  3ö§ten  feines  ßeben« 

aU  (S^tengel^alt  Dom  Stönig  bon  ©finematf.    ^uc^  fonft  et^ielt  et 

'  @l^tengaben  an  S9ed^etn  u.  f.  vo.  unb  nic^t  menigeS  an  93iftualien  Don 

§od^  unb  niebtig.    (Ss  mat  möglid^  gewefen,  mel^tete  an  ia^  Stloftet 

gtenjenbe  ®tunbftüd(e  unb  ®eb5ube  ju  etmetben.   ©et  SSiel^ftanb, 

.  Stülpe  unb  ©d^meine,  l^atte  f\d)  Detgtögett.  92ad^  @c^malfalben  fc^idCte 

grau  9&t^i  bem  Satten  bie  eigenen  $fetbe  entgegen,  unb  eine  im 

^al^te  1542  bel^ufs  bet  Xutfenfteuet  angefettigte  @elbfteinfc^5^ung 

geigt  Sutl^et  als  einen  nid^t  unDetmögenben  SRann.  f^teilid^  nal^m  bet 

gto|e  ^auSl^alt  mit  feinem  jal^lteic^en  ®efinbe  unb  bie  gro|e  9Rilb= 

tl^atigteit  aud^  Diel  in  ^nfptuc^.    @t  Ilagte  übet  ®(^ulben,  einmal 

auc^  batübet,  bafe  bie  Dielen  C)ö(^jeitS=  unb  (S^tengefd^enfe,  bie  et 

ben  jal^lteic^en  greunben   unb   il^ten  gamilien  ju  machen  l^tte, 

il^n  nod^  tuinieten  »utben.    Eud^  etfotbette  baS  alte  JWoftetl^uS,^ 

ba§  niemals  ausgebaut  rootben  wat,  fottwäl^tenb  gtofee  9tepatas 

tuten,    ©atübet  befanb  natütlic^  meiftenS  bie  gtau  ©oftotin,  unb 

jwat  oft  ted^t  felbftfinbig,  abct  bet  Diel  befd^äftigte  (Seemann  l^tte 

mit  biefen  l^uSlid^en  ^ngelegenl^eiten  nod^  immet  genug  }u  tl^un, 

benn  et  mufete  in  ben  meiften  gfiDen  bie  Dielen  Keinen  unb  gtofeen 

SefteQungen  mad^en  unb  bie  auSmättigen  gteunbe  um  StfuQung 

bet  mand^etlei  SBünfd^e  bet  ®attin  fut  ^auS,  ftuc^e  unb  Seilet 

angelten.    9?amentli(^  »utben  bie  alten  ftoftgänget,  fo  SSeit  ®iet= 

tid^  in  9?ütnbetg  unb  «nton  Öautetbad^  in  ^itna  batum  angc= 

gangen,    ©utd^  beS  leiteten  SSetmittelung  mutben  untet  anbetm 

im  Sfl^te  1539  ein  funftDoO  in  Stein  gel^auenet  ^auStl^otbogen 

unb  jpätet  Steine  ju  einet  S3abeftubc  bejogen.    «bet  »it  btauc^en 

bie  Dielen  (leinen  l^uSlid^en  ®otgen,  ben  ^tget  mit  fd^le(^ten,  unge= 

treuen  Dienftboten  u.  f.  ».,  Don  benen  ßut^etS  8tief»ed^fel  »unbe 


620  Statt  jrat^  oM  Otttfienin. 

gtebt  niifet  im  einzelnen  ju  Detfol^n.  (Si  15{|t  nur  etlennen,  Dai 
cd  eittfi  »at  tDie  l^te. 

dkin}  bcfonbete  toirtfi^ftlid^e  Kufgabctt  etioud^fen  t^m  aber, 
aM  feine  %tavi ,  bie  mel^tfai^  üom  ^ofe  betgebend  ein  ®ut  ju 
pad^ten  gefu(^t  l^ttc,  toa^tfc^einli«^  1540,  bon  einem  üerfc^uMen 
Srubet  ein  fleined  Canbgut  SuMbotf  nid^t  »eit  Don  Soma  taufte. 
Oiet  begann  fie  eine  gro{|e,  toie  ed  f(^eint  nic^t  übermäßig  ertrage 
teicbe  Sanb»irtf(^ft  unb  unternahm  mancherlei  Sauten.  X)a  mu|te 
bet  (S^^  mand^n  Srief  fc^teiben,  bet  nic^t  getabe  feinen  9id= 
gungen  entfptad^.  @o  bat  er  einmal  bei  ben  (Sutdnac^batn,  i^m 
12  Scheffel  ftom  unb  24  (Sd^ffel^^fer  ju  teilten,  weld^eS  ,nQ(^ 
ber  S>refd^e''  »iebergegeben  »erben  foQte.  SRebr  ©(^mierigteiten 
unb  fel^r  ml  (Schreibereien  machte  il^m  ber  JBau  einer  @^ne, 
5u  ber  ber  fturfurfl  (Sic^enftfimme  gefd^en(t  ^tte,  bie  aber,  al^  bie 
®utd^in  fie  Don  »cit  §er  abl^olen  (äffen  tooQte ,  burc^  bie  %e: 
amten  anbermeitig  öergeben  waren.  9?un  foDte  er  burc^  ©palatin 
anbere  oerfd^ffen  unb  bafür  forgen,  bafe  fie  auc^  ftarf  genug  feien 
unb  il^m  refcrüiert  blieben,  ©ann  blieben  bie  banad6  audgcf^idften 
^ferbe  im  ©cftnee  ftecfen  — ,  bie  ®ad()c  fpielte  jaci  3a]^rc,  un^ 
ßutl^er  feufjte  »ol^l  baruber.  (Sr  ftel^e  biefen  ?ebcn§=  unb  2eibeö= 
forgen  mt  Paulus  tul^l  gegenüber,  fc^rieb  er  an  ©palatin,  ,ato 
ba  ic^  Derl^ciratet  bin,  bin  id^  auc^,  wie  berfelbe  $aulu§  fagt  (i.Xim. 
5,  8)  ein  Sd^ulbner  meiner  C^ttuSfl^woffen".  ©einer  grau  gcpel 
aber  baS  ffiirlfc^aften  in  i^rem  ^  Reiche  ju  3«l^i>örf"  fo  gut,  ba| 
fie  ffioc^en  lang  bort  jubrad^te  unb  ßutl^er  über  fein  aGBittwertum  unl> 
Sölibat  fd^erjte,  ja  f\t  fuc^te,  woju  ber  ®atte  il^r  beim  C)ofe  bel^ilfliii^ 
fein  foDte,  noc^  ein  iweited  (Sut,  Sßad^Sbotf,  an  fid^  ju  bringen 

©0  uöQig  tcilnal^mloS  flanb  er  übrigens  biefen  ©ingen  niit 
gegenüber.  Sr  mad^te  babei  feine  Säeobad^tungen.  allerlei  finniäe 
SleimfpTÜc^e ,  bie  un§  oon  il^m  erl^lten,  ftnb  fieser  bie  ©rgebniije 
eigener  Srfal^rungen.  ®r  weife,  ma^  bie  eigene  Arbeit  be§  ^u^' 
l^nn  unb  ber  ^auSfrau  bebeutet.  ®o  fagte  er  in  einem  8iciin= 
fprud^,  ben  er  an  eine  Sufammenftellung  ber  tjielen  ^au^bebutfnijie 
antnüpft : 

,3um  beften  bünget  ber  ÜRifi  baiS  §elb, 
3)ct  oon  bc«  Ferren  göjjcn  fäüt. 


Sntl^r  unb  fein  5E)kner.  521 

2)ad  $fetb  wo^l  fein  gefüttert  niirb, 

9Bo  i^m  fein  ^ert  bie  Sugen  giebt. 

Set  ^^auen  Slugen  b^en  wd^i, 

3Bol^(  ntel^r  benn  SRagb,  Aned^t,  geur  unb  Sto^it." 

Unb  ein  anbcrmal  reimt  er  in  feinet  ^C^auStegel*'  im  anfd^lufe 
an  ba§  SBott  eineö  gried^ifd^en  ©ic^terä: 

,3)er  $err  mug  f eiber  fein  ber  Ane^t 
äBid  er*d  im  $aufe  finben  re^t; 
Sie  Sfrau  mu^  felber  fein  bie  SRagb, 
mü  fxt  fd^affen  im  ^aufe  Stat"  u.  f.  w. 

S^arattetiftijd^  war  fein  SSerl^ltniS  ju  feinem  alten  ©icner 
äSolfgang  ®eberger  ober  ©ieberger  aud  Stünd^en.  ®t  mar  ein 
alter  ©tubent,  bem  ba5  Rloftet  in  jungen  galten  au3  8arm]^er5ig= 
feit  Unterl^alt  getodl^rte  unb  ben  Sutl^er  bei  fid§  bel^alten  §atte. 
Dl^ne  gerabe  Diel  ju  leiflen,  worüber  Sutl^er  fd^erjenb  l^inwegfal^, 
blieb  er  al$  alteS  gaftotum  im  ^a\x]t.  äRan  lief;  il^n  auc^  feinen 
Keinen  Steigungen  nad[)gel^en.  Saju  gel^örte  eine  S^it  lang,  einen. 
SSogell^erb  ju  l^alten,  beffen  (Sttrag  für  bie  Stfid^e  freilid^  nid^t  fel^r 
ergiebig  mar,  benn  bie  92e^e  maren  alt  unb  jenitfen,  unb  ber 
aSogelfteller  biel  ju  faumfelig.  ®a5  gab  ßut^er  ?lnlafs  ju  einem 
getoil  üiel  beladeten  ®d^erj.  @r  bid^tete  eine  S^lagefd^rift  ber 
ajögel  an  SRartin  ßut^er  über  feinen  ©iener  SBolf= 
gang  ©ieberger.  Sarin  erjä^len  bie  ©roffeln,  ?lmfeln,  ginfen, 
C>finflinge,  ©tiegli^e  „fammt  anbern  frommen  el^rbaren  SSögeln, 
fo  biefen  ^erbft  über  SBittenberg  reifen  fotlcn,  wie  fie  glaublich 
feerid^tet  roorben,  bafe  jener  aus  frebentlid^er  Segicr,  au§  grofeem 
3orn  unb  O^fe  etlid^e  alte  öerborbene  SRe^e  teuer  getauft  ^abe  unb 
il&nen  wiber  Siedet  unb  Siüigfeit  nad^fteüe".  @ie  bitten,  beri 
Siener  anjuweifen,  abenbS  ftörner  auf  ben  ^tx'b  ju  flreuen,  aber 
nid^t  Dor  8  Ul^r  aufjuftel^en.  Solle  er  baS  nid^t  tl^un,  fo  moQten 
fie  ®ott  bitten,  baf;  er  il^m  fteure,  „unb  er  beS  tageS  auf  bem 
ererbe  gröfd^e,  O^wfd^redfen  unb  ©d^necfen  an  unferer  Statt  fa^e 
unb  iur  92ad^t  t)on  SRfiufen,  glöl^en,  Sfiufen,  SSanjen  uberjogett 
werbe,  bamit  er  unfer  bergeffe  unb  ben  freien  ging  uns  nic^t 
wel^re".  ©d^liefjlid^  ^offen  fit,  feinen  „lofen,  faulen  Sleften"  ebenfo 
fidler  entfliel^en  ju  f9nnen,  wie  bie  anbern  S^ögel,  bie  fd^on  üor=: 


622       Snnbc  an  bct  Katar.    ZcfUnaaii    tqie^ung  ber  JHnber. 

ubetgeflo^   ftnb.     ,,  begeben  in  unferm  (tmmltfil^cn  ®t(  unter 
bcn  Xidumcn  unter  unferm  geod^nlii^  @tegel  ntib  ^bem."  - 

Det  aufent^lt  in  feinem  (Skirten  unb  bie  ^fltQc  feinet  06ji= 
bfiume,  bie  er  felbß  oculierte  unb  f ftopfte,  gel^drte  ju  feiner  liebften 
(Erholung.  Üu^  fät  feine  Sienen ,  beren  Xl^un  unb  treiben  et 
mit  feiner  greube  an  bem  SHeinteben  in  ber  Statur  gern  beoM^^^^' 
unb  ffir  ben  Bif^fa^S  in  feinem  tleinen  Sßei^er,  an  bem  et  M 
felbß  beteiligte,  b<ttte  er  tebbafteS  ^nteteffe.  (5r  marntc  bie  ®einen 
fo  oft  aU  mögli4  auf  itbifd^eS  ®ut  i^t  SSertrauen  ju  fe^en,  aber 
aU  treuer  ^uSDater  n>aT  er  aud^  frfi^  barauf  bebadbt  i)i^  3^= 
tunft  feiner  %am\lxt  5U  fidlem.  £er  ffurfurft  l^tte  t§m  Derfpro($en, 
ffir  bie  Seinen  }u  fotgen,  »er  bfitgte  i|m  iebo($  bafur,  ba|  ,,ni(|t 
ein  ^^arao  aufffime,  ber  bon  bem  3of^(  ni(^td  iDtffen  woüU'i' 
Unb  feine  ^au,  bie  l^ier  unb  ba,  namentlid^  aud^  bei  ben  tut: 
ffitfllic^en  Stfiten,  aU  babffid^tig  au^gefcbrieen  mar,  ^tU  manifc 
(Begner,  bie  i^r  fibel  »oDten.  @o  forgte  er  benn  burc^  me$tfa(|e 
genaue  Sufjeic^nungen  feined  Seft^ed  unb  feines  testen  SßtflenS 
bafur,  ba{|  ben  Seinen  baiS  ^^xt  erlitten  bliebe.  (Sein  Xefiamenl 
ift  t?or  aQem  ein  fd^öned  S^B^id  ber  l^erjlid^en  Siebe  ju  feinet 
Stat^tina.  ®egen  il^re  Sd^mfiiben,  j.  S.  eine  gemiffe  ^enjc^juc^t 
8ied()t^berei  unb  StebfeUgleit,  mar  er  burd^auS  nid^t  blinb,  unb  et 
tonnte  fie  beöl^lb  gelcgentli(|  berb  jured^tfe^en,  aber  er  m^U, 
mad  er  an  ibt  l^atte  unb  mad  fie  il^m  in  ^eub  unb  Seib  getoejen 
mar,  unb  baffit  moQte  er  il^r  S)an{  miffen. 

®en  erften  Untenid&t  ber  Rinber  beforgten  nad^einanbct  me^ 
tere  O^udlel^ter.  Qan^  Sutl^er  mürbe  fd^on  1533,  jlebenfaO^  na{$ 
ber  Sitte  ber  Qtxt,  um  ben  83ater  \a  ebten,  an  ber  Unioetfitat 
inftribiert.  Unb  feine  anbere  16ebeutung  mirb  e$  gelabt  l^bett,  a(^ 
er  am  15.  Dftobcr  1533  ^ufammen  mit  bem  filteften  So^ne  be§  W^' 
lan(^tl^on  unb  bed  3ona$  —  ,,bie  Söl^ne  ber  auSgeieid^netften  unb 
gelebtteften  SRänner",  ^ifet  e«  in  ber  offiäieflen  «ufjeid^nunfl,  i^^ 
SaccalaureuS  promoviert  mutbe.  gebenfaü«  fanb  ber  SBatci  uoi^ 
brei  ^afycc  fpfiter,  bafi  il^m  eine  grfinblid^e  S(bu(iud^t  nStig  \^^' 
ba  bie  ^rioatetgie^ung  ju  menig  eneid^e.  Unter  ben  beiben  al^ 
gut  betannten  Sd^^ulen  beS  SanbeS,  Qmiau  unb  2orgau,  tofi^it^ 
er  bie  leDtere.    Sei  bem  Sd^ulmeifter  9{atcu8  Srobel  fanb  '^ 


> ^ 


2)u  Jtittber.    ^et  %ob  ber  SKagbaUne  2nt^.  52S 

»nobc  »oft  unb  SBol^nuna.  @in  iunger  SSctter,  glorian  b.  ©ora, 
begleitete  ü^n  bottl^tn.  ^ni  Sutl^et  manbte  fid^  fpfiter  )um  @tu= 
bium  ber  Siedete  unb  l^t  enblid^  in  ber  (urfürftli(i^en  San^kx  eine 
untergeorbnete  «nfteHung  gefunbcn.  SKartin,  ber  jweite  ©ol&n, 
fiubierte  jwar  Jl^eologie,  trat  aöer  nid^t  in  ben  Äird^enbienft.  SBir 
»iffcn  nur,  bafe  er  bie  Jod^ter  be«  SJittenberger  85urgermeifter§ 
i^eilinger  l^eiratete  unb  erft  34  ^afyct  alt  atö  ^rioatmann  in  (einer 
Siaterftabt  gefiorben  ift.  S)agegen  mürbe  $aul  ein  angefallener 
SRebiiiner  unb  bedeibete  an  berfd^iebenen  i^5fen  bie  Stellung  eines 
SeibarjteS.  SRargarete  l^eiratete  nad^  bem  Xobe  beS  93aterS  einen 
C)enn  b.  ftunl^eim.  @r  entflammte  einer  in  ber  92fil^e  bon  {tönigd= 
bcrg  angefeffenen  gamilie,  mit  ber  Sutl^er  f(feon  frfil^er  ©ejiel^ungen 
l^atte. 

S)en  größten  @d^merj  berurfad^te  i^m  ber  frul^e  Zcib  feinet 
altefien,  erft  smölfifil^rigen  25d^terd§end  SRagbalene.  S)iefe$  {Knb 
mit  feinem  rul^igcn,  friebfamen  SBcfcn,  ba«  aud&  anbere  rühmten, 
mar  il^m  ganj  befonberS  anä  O^j  gemad^fen.  (Sd  mad^te  auf  bie 
greunbe  einen  ergreif enben  SinbrudC,  atö  ber  gemaltige  SRann 
»eincnb  an  bem  Sette  feineö  flerftenben  SKnbeS  Iniete  unb  für 
feine  Srlöfung  betete  unb  mit  i^m  bom  l^immlifd^en  %ater  fprad§* 
91m  20.  (September  1542  berfd^ieb  SRagbalene  in  beS  93aterS 
armen.  Ergeben  in  ®otteg  SBitlen,  aber  boß  Sngrimm  über  bie 
92ad^t  bes  XobeS  unb  unter  Xl^ranen  melbete  er  ben  auSmärtigen 
^eunben  il^r  ftül^eä  (Snbe.  (Sr  l^at  biefen  @(^Iag  nie  ganj  ber^: 
minben  (önnen,  nod^  oft  (ommt  er  in  feinen  93riefen  barauf  jurfidC. 
2)ie  SBelt  fd^ien  il^m  nod^  trauriger  aU  fonft,  gern  mfire  er  mit 
il^r  unb  feiner  ganzen  gamilie  gefiorben,  fagte  er  )u  SReland^tl^on. 

S)ergieid^en  Stimmungen  mürben  in  ben  legten  Seben^ial^ren 
bei  ber  junel^menben  (5rperlid§en  ®ebred^lid^(eit  immer  l^&ufiger. 
Unter  ben  fortm&l^renben  Stampfen  unb  Seibungen,  bon  benen  mir 
nod§  l^ören  merben,  mürbe  er  immer  migtrauifd^er,  fein  Urteil 
immer  bitterer.  Übelmollenbe  ober  fold^e,  bie  il^n  etma  gerabe  in 
fd^lec^ter  Stimmung  trafen,  tonnten  ben  (SinbrudC  eines  böQig 
„morofen''  SRanneS  §aben.  9ber  baS  maren  nur  Stimmungen.  (Sr 
blieb  ber  linblid^  fromme  92ann,  ber  in  aßem  unb  iebem  auf  feinen 
(&ott  bertraute,  ber  jmar  gemif)  biefe  funbige  SBelt,  unb  hoffentlich 


balb,  Dcmt^ten  mnU,  aber  ebenfo  geotj)  bie  Seinen  aU  aUcc 
9{ot  unb  Vefa^  enettet.    (St  tennt  ben  alten  ®))tu^: 

«04  lebe  unb  oct|  nt<bt  vie  lang, 
34  llefbe,  nnb  »etb  nubt  nkinn, 
34  fnbte  unb  »ei|  nübt  niobin: 
9Ri4  »unbcrt,  bab  i4  ft5btt4  bin.'' 

(td  ift  i^m  bie  troftlofe  Semunfttebe  berer,  bie  teine  ^offnuni 
^ben.  Vtan  foQ  ben  @))tu4  umte^ren,  fo  t£t  er  in  einer  ^ic 
bigt  oom  ^^t  1533,  unb  bann  oieber  in  feinet  SudlegungM 
14.  i(a))itetö  be«  ^^^nnideoangeliumd  Dom  3a^e  1538: 

„34  lebe  unb  »eil  nwbt  nne  lang, 
34  f^ctbe  unb  »eib  »ie  nnb  nxinn, 
34  fnbte  unb  »eib  »ob(  »obin, 
9Rt4  »unbert,  bab  i4  no4  traurig  bin." 

Dem  gut  ®iitDexmvit  neigenben  gutften  Solenn  Don  Sn^lt 
f^tieb  et  einmal  im^a^te  1534:  ,8Ba$t  iftd  gteube  inSinben 
ift  bet  !leufel,  aber  ^reuben  mit  guten  ftommen  Seuten  in  9ottt^ 
tut4t,  3u4t  unb  dfftzn,  obglci^  ein  Sßott  obet  3dtlein  iuütel 
ift,  geffiQet  (Bott  mo^l.  S.  %.  (S.  fein  nur  immet  frdl^ß^  ^^ 
inmenbig  in  (S^rifto  felbft,  unb  auSmenbig  in  feinen  (Sa6en  d 
(Sfitetn,  et  miQd  fo  ^ben,  ift  batum  ba  unb  giebt  barum  un^ 
feine  ®üter,  fte  }u  gebtau^en,  ba|  »it  foQeu  ftdl^li4  f^'^  ^^^ 
i^n  loben,  lieben  unb  banten  immet  unb  ewiglid^.  @i)tmvxixt  unb 
Stelan^olie  mitb  bad  %ltet  unb  anbete  @a4e  felbd  »o^l  ü^t' 
fluffig  btingen.*' 

3la^  biefen  ®iunbfä^en  lebte  et  felbft.  Qkn>i%,  ein  ^Rann, 
bet  feine  Umgebung  um  me$t  aU  C)au))teS  Sfinge  ubenagte,  i^ 
bem  bie  tleincn  (Seiftet,  au4  »o  et  im  Mutest  »at,  mit  Ser- 
cbtung  auffc^auten,  oot  bcffcn  iStitntunseln  fi4  felbft  ein  3Relan(^ 
t^on  oetbatg,  roat  fe^t  in  (Sefal^t,  fi4  gel^n  ju  laffcn.  Unb  Ü« 
JJetbl^eit  feinet  ©pta^e,  bie  in  ben  ©tteitf^tiften  bet  legten  ^4^ 
jum  Seil  an«  ©^nifcbe  ftteift,  »enn  fie  au4  bie  bet  (Segnet  nii^t 
eneid^t,  jeigt,  »otubet  man  fid^  ni^t  »unbetn  (ann,  bafi  au(|  et 
bet  fi4tli4  »ad&fcnbcn  SSetto^ung  beS  ftiebelofen  S^l^T^^^b«^^ 
feinen  Itibut  jaulte,  abct  fein  ßeben  in  ^u«  unb  gamilie  ^^ 
nur  boshafte  (Segnet  oetunglim))fen  tdnuen.    2to^  aOet  ®oxp 


Se6eii«geti>ol^nl^iUn.  525 

unb  Stummerniffe  mar  ed  baä  l^atmlod  ftöl^Udbe  8e6en  eineä  freien 
^^rifienmenfd^en,  ber  bantbar  genof(,  maS  i^m  würbe.  Sßie  in 
bcn  frül^eren  ^öl^ren  liebte  er  e3  aud&  am  «bcnb  feines  SebenS,  frol^e 
®efi(^ter  an  feinem  2ifci^  ju  fe^en,  befonberS  wenn  et»a,  wie 
i^äufig,  eine  Don  auSwfirtö  eingetroffene  befonbere  ©penbe  Don  SBi(b= 
px^t,  SRartinSgfinfen  u.  f.  ».,  ober  ein  gamilienfefl  unb  fonftige 
<S}ebenttage  ben  8n(af(  boten,  bie  befreunbeten  ftoQegen  einjulaben. 
®er  fiarte,  tr&ftige  äRann  brandete  jum  ©taunen  bcr  ^eunbe  nur 
»enig  ©peife  unb  2;rant,  aber  guten,  reic^Ud^en  Schlaf  batte  er 
tiStig,  unb  f(|on  im  ^al^re  1538  fagte  er,  ba^  i^n  bie  SVad^trul^e 
aOein  aufrecht  erhalte.  Um  9  U^r  mar  er  gemöl^nt  ju  Sette  ju  ge§en. 
®eine  SebenSmeife  mar  fe^r  einfach.  S)ie  Soft  bei  $)ofe  p^egte  il^m 
flcmöj^nlid^  fd^led^t  ju  betommen.  SBie  menige  feiner  S^itflcnoffen 
§at  er  gegen  ben  „  ©aufteuf el"  ber  ©cutfd^en  geeifert,  "^m  3öl^re 
1544  ^atte  er  Dor,  auf  SBunfd^  ber  jungen  fdd^fifci^en  ^rinjen 
eine  eigene  ©c^rift  über  bie  S^runtfuc^t  ju  fd^reiben,  ift  aber  nid^t 
baju  gelommen.  5Rur  römijc^e  S3erleumbung  ^at  tl^n  felber  jum 
2;rinter  machen  tonnen,  m&l^renb  feine  Umgebung  feine  gro|e  9Rfif)ig= 
feit  bezeugte,  ^m  i^aufe  tränt  man  in  ber  Segel  baS  felbft  ge= 
braute  9ier.  ^o^  muffte  8ut§er  aud§  einen  Xrunt  guten  SßeineS 
JU  jd^cifeen  unb  ^atte  ein  gemiffeS  ?SerftfinbniS  für  feine  ®fite.  SBir 
l^dren,  baf)  er  bei  ben  Vorbereitungen  ju  ber  O^'^i^it  einer  feiner 
9?i(^ten,  am  27.  9?oüember  1537,  bie  Derfd^iebenen  ©orten  feine« 
SteQerS,  bie  mo^l  ade  aus  ®efd§enten  befianben,  felbft  probierte. 
(Sern  tranl  er  35eltliner.  3n  geringfter  ©d^fiftung  flanb  in  SBitten= 
berg  ber  grantenmein,  obmobl  er  noc§  immer  beffer  gemefen  fein 
mag  als  ber  k)on  ^ütetbogt,  ben  man  baneben  im  Sßittenberger 
SftatStefler  fül^rte.  «iS  SJiartgraf  ®eorg  bon  Sranbenburg  im  ^oXfxt 
1538  bem  Reformator  ein  ©ejd^enl  an  grantenmcin  mad^te,  na^m  er 
cS  fe^r  ungnfibig  auf.  Sei  einer  ^robe  überzeugte  er  fid^  aber  Don 
feiner  befonberen  ®üte  unb  fc^rieb  fofort  einen  SBibcrruf,  bat  aud^ 
l^öflic^ft  um  (Sntfd^ulbigung,  fadS  etma  feine  ma^rfd^einlid^  etmaS 
fräftigen  JluSbrficfe  bis  jum  frÄntifc^en  ^o\t  gebrungen  mfiren. 

Unb  menn  er  fo  beim  Äbenbtrunt  mit  ben  greunben  jujammenfafe, 
ba  ging  i^m  baS  O^tj  auf.  S)a  entftanben  bie  mand^erlei  finnigen 
©prfid^e  unb  Sleime,  bie,  menn  aud§  üielfac^  Derberbt,  nod&  ^eute  im 

Aolbe,  eut^er.   ii.  34 


m  Bci^ltoi  |tt  bcK  fißam  Mnflai. 

bctttf^cn  Colte  umgc^,  ba  f)nra4  et  gern  t>ott  ben  alten  bentfi^ 
^dbcnfagen,  an  bmen  et  feine  ^tenbe  l^tte,  ba  etjd^Ue  er  wo^  au^ 
feine  B<>beln,  ton  beten  Uetnet  Sammlung  6etettd  berichtet  nrnibu 
Seit  Dietti^  l^tte  ben  Sufttag,  afle  beutf<|en  Silber,   Steime, 
efli^,  Vteiftetgef&nge,  bie  in  Stutnbetg  ^audlamen,  ja  fammebi 
unb  i^m  )u  fc^itfen.    Vuc^  bem  Z>tama  fi^tte  er  feine  aufmett 
famteit«    ^e  ftomflbien  be«  leren},  benen  et  einen  l^o^n  pdba= 
gogift^en  unb  fittUc^n  IBett  beilegte,  »finfc^te  er,  Don  ben  Shiaben 
au(^  )ur  Übung  in  ber  lateinifcften  Sprad^e  aufgeführt  ga  fe|en, 
unb  bie  S)arfleaung  ber  biblifc^  ttefc^ic^te  in  religidfen  @(^tt= 
fpielen,  bie  fi(^  au«  bem  SRittelalter  ^eriibenettete  unb  )e%t  oieber 
neu  auflebte,  Derteibigte  er  gegen  titd^ßt^e  eng^jigteit.     Unb  wie 
er  ato    e^ter  Coltdmann  für  bie  aufgebrachten    ^nhmcd^ 
gebrauche  unb  &^m&nk  ein  Cerfifinbni«  befaft  unb  fte  eri^tten 
»iffen  »oQte,  fo  ))ertannte  er  au(^  nit^t  ben  ftttU^n  SSert  be^ 
»eltlic^en   ®(^aufpietö.     Vuc^  in  biefem  fünfte  galt   e$    fc^on, 
putitanift^en  llnf(^uungen  entgegenjutreten.    60  fagt  er  einmal 
in  einer  ^if(^tebe:  »S^riften  foOen  ftomöbten  nic^t  gan^  unb  gar 
fliegen,   barum  ba|  bisweilen  grobe  3^ten  unb  Sul^lerei  barin 
feien,  ba  man  boc^  um  berfelben  »iOen  auc^  bie  i6i6e(  nii^t  burfte 
lefen.    S)atum  ifi«  nit^tt,  baf(  fte  fotc^ed  ffirmenben  unb  um  brr 
Urfac^e  miDen  verbieten  moOen,  baf)  ein  S^rift  nic^t  foQte  Stcmb^ 
im  Icfcn  unb  fpielcn." 

S)en  bilbenben  Sunftcn  fianb  er  ni(^t  fo  fem,  ald  man  gemS^n^ 
Ii(^  meint.  Cer  SBittenberger  Staler  fiuta«  ftranac^  mar  ein  ^eunb 
feine«  C^^ufe«.  %n  guten  arbeiten  tonnte  er  fogar  feine  ^eube 
^aben.  SQerbing«  mar  fein  Sunftftnn  mo^l  (aum  mel^r  entmictelt 
atö  bie«  übetbaupt  bei  ben  bamaligen  ®ele§rten  in  9loxh^  unb 
SRittelbeutfd^Ianb  ber  %Ciü  mar,  bo(^  tonnte  er  gelegentlich  ganj 
treffenbe  '6emetlungen  über  gemiffe  (Sigentümlid^tetten  ber  Dlatn^ 
Ifinbifc^en  unb  italienifci^en  ©il^cr  mad^en,  —  ©tinncrungen  an 
feine  ^omreife. 

8ber  unter  aQen  Stünften  fd^d^te  er  am  meiflen  bie  SRufit 
3^tcn  ffiert  für  ben  ®otte«bicnft,  für  ha^  C^^u«  »ie  für  ben  ein= 
jelnen  l^at  er  oft  unb  Dielmal«  geptiefen.  S«  mar  mol^l  ba«  §9(^ße 
2ob,  ba«  er  i§r  fpenben  tonnte,  meun  er  fie  bem  Jtomponiften  ©enfel 


ts:  Ü6cr  bic  SÄuflf.  687 

gegenüber  aU  bie  bet  Xl^eologie  am  nä(i^ften  ftel^enbe,  il^r  üermanbte 

.;-     Runft  bejei<^nct.    3^rem  Sobc  wibmete  et  anäi  eine  «njal^l  85cr{e, 

bie  er  einem  8u(^e  jeinc«  greunbeS,  be§  turffirfMid&en  ®ange^= 

meifter«  3ol^.  ©alter,  «ßob  unb  ^rei^  ber  I5bli(i^en  »unfl  SRufifa" 

j:     (1638)  üoranfteflte.    ®ie  beginnen: 

„^üx  oücn  gtcubcn  auf  Stbcn 
flann  ntemanb  fein  feinet  werben, 
S)enn  id^  geb  mit  meinem  Singen 
Unb  mit  mand^em  fu&en  klingen. 
$ie  fann  nid^t  fein  ein  böfet  SRut, 
9Bo  ba  fingen  ©efeden  gut, 
$ie  bleibt  lein  3orn,  3anl,  $ttj  n0(ij  3leib, 
SBei^en  mu|  aüed  ^et^eleib. 
®et},  ®otg'  unb  mai^  fonft  l^att  anlett, 
S&l^tt  l^in  mit  adei  S:rattrigfeit. 
älttd^  ifi  ein  jeber  beg  mol^l  frei, 
2)a(  fold^e  ^reub  fein  @änbe  fei, 
@onbein  aud^  ®ott  oiel  ba^  gef&Qt, 
SDenn  ade  gteub  ber  gangen  SBelt  u.  f.  xo." 

Äl«  Sut^er  feinen  S^l^anneS  auf  bie  ©c^ule  nad^  lorgau 
fd^dtte,  tDunfd^te  er,  baf(  er  neben  ber  (Srammatit  namentlid§  in 
ber  SRufit  ettoaS  orbentlid^eS  lernen  foQte.  Unb  bie  0<iuStantorei 
l^drte  aud^  in  ben  legten  ^a^xm  feines  SebenS  nid^t  auf,  befon= 
berS  liebte  gütiger  bie  SRotette,  M",  mt  er  einmal  auSful^rt, 
„einer  eine  fd^led^te  einfältige  SBeife  i^erfinget,  neben  loeld&er  brei 
ober  bier  ober  fünf  anbere  Stimmen  auc^  gefungen  »erben,  bie 
um  folc^e  fd^led^te  einfältige  SBeife  gleich  atö  mit  S^ud^jen  ringä^ 
uml^  fpielen  unb  f))ringen  unb  mit  mand^erlei  9rt  unb  Slang 
biefelbe  munberlid^  jieren  unb  fc^mücfen  unb  gleich  mie  einen  l^imm= 
lifd^en  S^anjreil^en  ful^ren,  einanber  freunblic^  begegnen  unb  fic^ 
gleid^fam  l^erjen  unb  lieblich  umfangen".  — 

©eine  litterarifd^en  Sirbetten  bienten,  mie  wir  fallen,  nac^  »ie 
)7cr  bem  unmittelbaren  )>raltifd^en  93eburfniS.  3^  geleierten  9r= 
beiten,  n>ie  SRelanc^tl^on  fie  in  unermublid^er  Xl^ätigteit  ^erDor:: 
brad^te,  fel^lte  i^m  bie  S^xt,  too^l  aud^  bie  93egabung.  S)aä  rein 
))ieilologifd^e  Sntereffe  toie  ber  geleierte  greunb  befag  er  nid^t,  aber 
aud^  bie  eigentlid^  f^ftematifd^e  Slnlage,   bie  er  an  äRelanc^tl^mt 

34* 


528  epxfk^/ioolixttt.    ^mofogif^e  e^dtxdau 

netbto«  beounbttte,  ging  i^m  ab.  Ooiu  UKir  et  ju  breit  unb 
(u  unmittelbar.  Unb  au<l^  loo  er  na(§  ool^luberlegtem  $(ane 
ic^reibt,  ift  bie  Übaffifle  ber  i^m  5uftr5menben  (Bebonfen  gewaltigei 
al9  bie  Steigung,  fie  in  oo§(georbneter  Keil^nfolge  .^ut  SMrftedung 
iu  bringen.  SReland^t^on  finbeite  unb  feilte  bid  jum  legten  Sugeitr 
blict.  (Si  giebt  Wanuffripte  Don  i^m,  bie  ertennen  (äffen,  ba|  er 
ed  fertig  brachte,  fc^Uef^ic^  beinal^  ba$  (BegenteU  ton  bem  ju 
fagen,  mad  er  urfprunglic^  entworfen  l^tte.  Sutl^  änberte  fafi 
niemals.  SBie  ed  i^m  in  bie  eilenbe  ^ber  tarn,  tk%  er  es  brucfen. 
(Sr  moOte  ni(i^t  gefaOen,  er  »oQte  mitten.  @ein  uns  leiber  ni^t 
etl^ltened  !ltbeit«fifib<^en ,  —  bie  SBittenberger  Sutl^ftube  mx 
bad  gamilienjimmer  — ,  mar  nic^t  bie  @tdtte  rul^iger,  gelehrter 
^orfcbung^arbeit,  aber  er  \^&%tc  fie,  unb  er  ^tte  bod^  au^  feine 
Keinen  geleierten  92eigungen,  ju  benen  er  felbft  nod^  im  (Setümtncl 
bed  Uttetarifc^en  Stampfet  ^cxt  fanb. 

Cer  Überfe^er  ber  Sibet  ^ötte  nic^t  auf,  bem  trotte  auf  bk 
Sippen  )u  fe§en.  (Sr  liebte  d,  feine  Gebauten  mit  ber  @pru(i= 
meiS^eit  bed  ^olted  ju  belegen,  ber  man  bamald  in  weiteren  Reifen 
grofte  Sufmertfamteit  fd^entte.  @o  l^tte  j.  S.  3o§.  Stgricola  eine 
mertüolle  @pru(^mötterfammlung  l^erau^gegeben.  %u(^  Sutl^er  l^tte 
fi(^  jum  eigenen  (Sebtaud^  eine  Qeine  Sammlung  Don  ®pxüi)' 
»Ottern  angelegt,  bie  nod^  ber  O^raudgabe  ^ant.  ®igentumli(^ 
mar  feine  92eigung  für  et^mologifd^e  Spielereien.  (Sr  mod^te  fte  bem 
%erte^r  mit  äReland^t^on  Derbanten,  nur  bag  er  feine  et^mologif(^ 
Runfi  nid^t  »ie  biefer  bei  ben  tlaffifd^en  Sprachen,  fonbem  bei  ber 
beutf(i^ett,  fpcjictl  bcn  bcutfd^en  9?amen  anmenbct.  3^  S^^re  1537 
gab  et  anonym,  al«  „gteunb  be3  Altertum^''  eine  et^mologif^e 
StUfirung  einer  nid^t  (leinen  Slnial^l  beutfd^er  ober  für  beutfd^  ge^ 
l^altener  digennamen  l^etauS.  Sinen  miffenfc^aftli(|en  Sßert  l^t 
bie  Stbeit  mol^l  fd^on  bamald  nid^t  gelabt,  aber  fte  ifl  ein  S^ugnil 
feiner  UebeDoUen  33etfentung  in  bie  beutfcbe  Sprache  unb  in  bie 
bcutfc^c  Sagenwelt,  beten  SJamen  er  mit  93otUcbe  bcbanbelt. 

^ud^  bem  Stubium  bet  ®ef(^id§te,  ia^  nod§  fel^r  baniebetlag 
unb  iebenfaQS  nod^  lange  ni^t  unter  bie  UniDetfitdtSfac^er  gered^net 
würbe,  legte  et  l^ol^en  SBett  bei.  (Sr  bebauerte  bie  geringe  ?Jei= 
gung  }u  ieiftotif(!^en  ^itbeiten  unb  begtu|te  jebe  neue  Stfd^inung 


®ef((i((t«|lubien.  529 

auf  bicjem  ®cbietc.    6t  nennt  „bie  iE)iftoricnf(i§mbct  bic  aüti- 

nüftUi^ften  Scutc  unb  beftcn  ßcl^ier,  bafj  man  pc  nimmetmel^t  genug 

fann  c^ren,  loben  ober  bantfagen''.    ©em  aflgemeinften  S3cbütfniffe 

genügte  iia§  S^tonifon  beä  Statl^ematitecS  Sarton,   baS  unter 

toefentlic^er  aRitarbeiterfd^aft  SRelanc^tl^onS  1532  etfd^ienen  war. 

Aber  fc^on  Dorl^er  l^attc  Sutl^er  bei  ber  Srltfirung  ber  ^ropl^eten 

felbft  ben  S3erju(i^  gemad^t,  in  bie  fd^wierige  Sl^ronologie  berijrae= 

Utijd^en  Sönige  unb  ber  für  bie  biblijd^e  ®efd^id^te  mid^tigen  per* 

fifd^en  unb  aff^iifd^en  äRad^tl^aber  einige  Stlarl^eit  ^u  bringen.   ®ine 

barauf  bejügli(^e  2abeQe,  bie  er  feinen  Su^^Srern  in  bie  i^anb  gab, 

ertoäl^nt  er  in  feiner  S3orlefung  über  ^a^^al    Sßal^rfd^einlid^  er= 

»eiterten  fid^  aUmä^lid^  biefe  ©tubien,  unb  entftanb  fo  eine  junäd^ft 

kbiglid^  jum  eigenen  ®ebraud^  beftimmte,  nad^  einzelnen  ^ai^ren 

abgeteilte  tabellarifc^e  SBeltd^ronit,  in  bereu  einjelne  Stolumnen  er 

bie  il^m  wichtigen  (Sreigni[je  eintrug.    Sie  fleif(ige,  mfil^fame  Arbeit 

crfennt  man  namentlid^  an  ben  ©ntragungen,  bie  fid^  auf  bie  alt= 

teftamentUc^e  ®ej(^id^tc  bejiel^en,  mobei  er  l^ter  unb  ba  Don  äRe= 

land^tl^on  abweidet.    äRinber  läufig  finb  feine  @intrfige   in   ber 

d^riftltd^en  S^^U  aber  fie  finb  d^ara!terifti?d§.    3^1«  5Ramen  beS 

RaiferS  ©omitian,  meld^er  nad^  ber  irabition  neben  5Rero  als 

wütenber  S^riftenoerfolger  galt,  mad^t  er  ben  Sttfafe:  wälbred^t 

toon  SRainj.''   SRatfirlid^  fd^enft  er  ber  »ad^fenben  SRad^t  beö  ^app= 

tum«  feine  »ufmerlfamleit.    S^m  ^a^xc  1000  bemerlt  er:  ,,®er 

@atan  »irb  loSgelaffen  unb  ber  römifc^e  S3ifd&of  wirb  jum  änti= 

d^riften  fogar  mit  ber  ®etoalt  beS  ©d&werteS".    3Rit  bem  ^^l^re 

1327  enbigen  für  il^n  bie  mt)ftif(^en  1290  Jage  ©aniel«  (c.  12, 11), 

unb  mit  bem  großen  ®c^i«ma  beginnt  ber  ©turj  unb  baS  @nbe  beS 

?lnti(^rift«.    ?lu«  ber  eignen  3^it  w^i^b  beS  Jl^efenanfd&lag«  unb 

bc§  Äug^burger  S3elenntniffeä  gebadet.    ®ie  (gntbedtung  »merita«, 

bie  ben  beutfc^en  3^it9^no)fen  mol^l  überl^aupt  weniger  bebeutfam 

war  als  unS,  erwähnt  er  nid^t.    ©agcgen  bemerlt  er  beim  g^l^re 

1497,  bafe  in  biefem  S^^re  Don  ben  neuaufgefunbenen  S^feln  bie 

franjöiifd^e  ober  fpanif^ic  Jlranl^eit  nad^  (Suropa  gebracht  worben 

jei,  „eine§  Don  ben  grofeen  S^xä)in  üor  bem  jungften  Jage,  weld^e 

bie  Ö^ffnung  befeftigen,  bafe  jener  feiige  2ag  in  S3filbe   beoor= 

fte§e''.    Unb  in  feinem  legten  ®intrag  fd^reibt  er,  bafe  mit  bem 


•M      jent6fnnn%  bet  Sa^re  bec  flSdt"    8ticfe.    2>ctttf4€  IBeife. 

3a^e  1640  bu  3a^(  ^  SBeUja^e  genau  5500  audmad^,  u^- 
l^(b  man  bat  (5nbe  bet  IBdt  ermatten  bfitfe,  benn  bad  fec^fte  Zau: 
fenb,  —  fo  lange  foDte,  »ie  Sutl^  mit  bieten  annal^m,  na^  dnei 
bem  Zalmub  entfiammenben  (StiadtDeiffagung  bie  Seit  fte^en  - 
»erbe  nii^t  boQ  »erben,  oie  Q^tiftu«  nid^t  boOe  brei  Zage  tot 
gemefen,  fonbem  in  bet  SRitte  be^  britten  Staged  aufcrftanben  feL 
yiaäfbm  einjetne  ^eunbe  ton  feinet  Stbeit  t<|on  8b{($tift  ^ 
nommen,  gab  et  fie  1541  untet  bem  (lateinif(^en)  Zitel  ^Se- 
tec^nung  bet  3a^te  bet  IBelt''  in  ben  Dtud.  3m  2^te 
1545  etfd^ien  eine  neue  Auflage  mit  meuteren  Serbeffetungeti. 

©eine  ja^tei(^en  ©tiefe  »utben  f(^n  5u  feinen  Sebjeiten 
fteiftig  gefammelt.  ©palatin,  ^u^mann  unb  S3eit  Z)ietri(^  be: 
fallen  »obl  ben  teilen  &(^|  berfelben,  unb  intern  Sammeleifer 
Detbanten  mit,  bof)  betl^(tnidm&{)ig  Diele  und  ermatten  blieben. 
(S4  gab  au(^  nic^t  oenige  Cete^tet  Sut§et$,  bie  lein  9Ritte(  m 
Detfud^t  liejsen,  eine  Qtxlt  bon  bem  gtofcen  Spanne  ju  erl^lten, 
motubet  er  oft  tec^t  unmiQig  werben  tonnte,  abet  et  ^t  bo($  fcjt 
Unjfi^ligen  ben  (SefaUen  getban,  il^nen  einen  S^tud^  ober  fonit 
ein  frommet  Sßort  in  bie  O^udbtbel  ju  fd^reiben.  @c^on  1528 
unb  bann  »ieber  1533  »aren  (unüoUflänbige)  Cerje^niffe  feinet 
©d^riften  erft^icnen,  feitbem  mar  eine  faft  unflberfel^are  gufl« 
berfelben  bajugetommen.  Sfingft  br&ngte  man  8utl^er  nic^t  nut  in 
Wittenberg,  fonbern  au(^  oon  @traf^urg  unb  Augsburg  aus,  eine 
(Sefamtaudgabe  feiner  8Ber(e  ju  geftatten,  moran  befonberS  b^ 
Sturfurft,  ber  ftd^  felbft  Ifingft  eine  @ammlung  berfelben  angelegt 
l^tte,  ein  lebl^fteiS  Sntereffe  na^m.  SCber  Sutl^er  moQte  lanje 
ni^td  babon  l^ören,  immer  mieber  ertl&rte  er,  bajs  er  lieberiDoOe, 
baft  ade  feine  @(^riften  untergingen  unb  aQein  bie  16ibe(  gelegen 
mürbe.  @d^(ieftli(^  lief)  er  eS  bocb  ju,  bafi  Körer  unb  Sruciger 
bie  Verausgabe  fiberna^men. 

3m  3a^re  1539  erf<^icn  ju  SBittenberg  ber  erfte  »anb  b« 
beutft^en  SBerle  mit  einer  SJorrebe,  bie  faft  eine  Sntfc^ulbigttRJ 
mar.  ®a  erinnert  er  baran,  bafe  früher  eben  über  ben  öiek» 
Sudlern  ber  X^tet  unb  bet  anbetn  Seiltet  bie  l^eilige  (Schrift  \4 
betgeffen  motben  m&te.  Sei  bet  Übetfe^ung  berfelben  fyAi  ^ 
gel^offt,  baft  nun  beS  Schreibend  meniger  unb  beS  SefenS  in^^ 


Sateinifti^e  Vkdt.    2nt}^  unb  bie  Suben.  531 

9xM  mt^x  tDetbcn  mürbe,  ba  ja  )ebet  aus  ber  fttfd^en  ClueQe 
ttinten  tonne.  Saju  ermol^nt  et  aud^  je^t  unb  fpttd^t  bie  i^off^ 
nung  aus,  baf(  feine  ©d^riften,  beten  Sammlung  et  ni(^t  »elften 
tSnne,  balb  bet  SSergeffenl^eit  anl^eimfaUen  metben.  (Etft  im  "^a^xt 
1544  etfd^ien  bet  etfte  SBanb  bet  lateinif(^en  SBetle,  benn  fc^on 
bamald  »at  es  fd^met,  Sutl^etS  dltefte  @(^tiften,  bie  et  felbft  nid^t 
einmal  befaft,  jufammeniubtingen.  @palatin,  bet  ftc^  eiftig  batum 
bemfil^te,  mu|te  fid^  j.  S.,  um  Sutl^etS  95  2J^feu  ju  et^alten, 
an  ben  eiftiflen  Sammlet  Sutl^etfd^et  ©c^tiften,  ben  ©tabtfd^teibet 
@tep]^n  ^oify  in  Sn^i^^u  wenben.  Sltö  (Sinleitung  füt  ben  j»eiten 
S3anb  l^tte  Sutl^et  eine  ®elbfibiogta))l^ie  in  SuSFtc^t  gefteüt,  an 
feinet  ©teile  fyit  bann  Sieland^tl^on  nad^  Sutl^etS  Xobe  eine  ge^ 
btfingte  unb  fd^lic^te,  abet  an  feinen  S3eobad^tungen  teid^e  SebenS^ 
befc^teibung  beS  ^teunbeS  bafüt  geliefett. 

Sltö  tultutgef(^id^tli(^  »id^tig  mag  l^iet  nod^  Sut^etS  fpdteted 
aSet^alten  gegen  bie  3wben  etmäl&nt  »etben. 

SBit  etinnern  unS,  »ie  et  j.  SS.  im  3fl^te  1523  (oben  ©.  82) 
fut  eine  liebteic^e  SSel^nblung  bet  3wben  eintrat,  Doli  O^ffnung, 
fte  auf  biefe  Steife  el^et  jut  Snetfennung  beS  StlSjetS  ju  btingen. 
9lu(^  anbete  ebangelifd^e  ^tebiget,  mie  ®üttel,  fptac^en  fid^  in 
bemfelben  ©inne  aus.  S3ieQei(^t  batf  man  bie  ^rleid^tetungen^ 
n>el(^e  ben  S^ben  gewiffe  S3eftimmungen  beS  SugSbutget  9ieid^S- 
tages  bta4)ten,  bamit  in  SSetbinbung  btingen.  S^benfaQS  genoffen 
fie  »ä^tenb  bet  litc^lid^en  ©itten  unb  infolge  bet  neuen  3«^^ 
gtöjsete  9l{u(e  als  je.  S)amit  muc^fen  aud§  il^te  Snfptfld^e.  ©el^t 
balb  ettannte  Sut^et,  ba|  feine  O^^ffiiuns»  ^i^  S^ben  butd^  Siebe 
unb  bie  $tebigt  beS  teinen  @üangeliumS  ju  gewinnen,  eine  ttuge= 
tifc^e  mat.  ®ie  S^tttennung  bet  ^apftlitd&e,  bie  mit  ©tolj  be« 
cbad^tete  einge^enbe  S3efd^5ftigung  bet  Süangelifc^en  mit  il^tet 
©ptac^e  unb  bem  alten  Xefiament  etmedCte  Dielmel^t  bie  (ü^ne 
(Stmartung,  bet  fie  aud^  SuSbtudC  gaben,  nunmel^t  bie  Sl^tiften 
l^etübet  ju  jie^en.  Sutl^et  felbft  mad^te  im  SSettel^t  mit  il^nen 
unb  il^ten  Sabbinen,  benen  et  mand^e  ^eunblic^teit  juwanbte,  bet^ 
gleid&en  Stfal^tungen.  ©aS  finberte  fein  SSetl^lten  ju  il^en.  (Sin 
befonbetet  SSotfaQ  gab  i^m  Slnlaf),  fid§  batubet  auSjufpted^en. 
Sßegen  eines  uns  nid^t  nfil^et  betannten  gteoels  einiget  S^ben 


5S2  £ut^  unb  Ue  Suben. 

bef(^lofc  ber  Shitfutft  im  B^i^ia^te  1637,  ftc  au^  feinem  ganzen 
Qkbittt  )u  k^etbammen  unb  jebe«  Setteten  beSfetben  ftreng  ju  4n= 
ben.  S)anibet  entftanb  grofte  Vufregung  unter  bet  beutfi^en  ^vikr^^ 
fc^ft,  unb  i^  gu^ter,  3ofe))^  Sen  (Berfon  au«  Slodl^m  im  (Sl- 
fafc  (Si'ff^I  ^on  Kodl^im)  .»gemeiner  ifibif(^et  Sefel^töl^bet',  »ie 
er  fid^  auf  (Srunb  taiferlii^er  Seftaflung  nannte,  ein  l^o^ngefel^net, 
im  (Sifer  ffit  bad  ffio^l  feined  S3olIe«  unermublii^  SRann,  mMt 
ft(^  mit  einem  <Sm))fe§lungdf(^teiben  bed  SS^olfgang  (Sapito  an 
Sutl^  unb  bat  i§n  unter  ^tnwei«  auf  feine  frühen  jubenfteunb^ 
Ud^en  äufterungen,  fx^  für  bie  3uben  beim  Sturfurften  }u  m 
»erben. 

tlber  Satter  §ielt  il^m  bie  ^ateftanigfeit  feinet  9$olfe$  ent- 
gegen unb  kooQte  ful^  bem  nid^t  audfe^en,  baf)  man  feine  ®un|t 
)ur  SSerfiodung  gebrauche.  Seine  fd^arfe,  ablel^nenbe  Xntvott 
an  ben  Bu^rer  ber  ^wicn  toax  eine  %bfage  an  ba^  ganje  W 
überl^aupt.  ^o^  ftedte  er  no(^  eine  @(^rift  in  9[u^fi<^t,  um  m 
mögii(^  „etliche  aud  bem  bfiterli^en  Stamme  ber  l^eiUgen  ^atri- 
ar(i^en  unb  ^ropl^etcn  ju  gewinnen".  Aber  wie  in  Jenen  3^1^^^ 
aOentl^lben  in  ^eutf(^(anb  bie  Abneigung  gegen  bie  S^ben,  ii^ 
}.  S3.  in  Reffen  unb  ganten  angetlagt  würben,  aOe  bewerbe  an 
\\^  JU  reifeen,  im  3w««§Jn«tt  begriffen  war,  fo  aud^  bei  l'uf^r. 
Unb  nun  erful^r  er,  bafe  bie  3"^^"  (wa^rfd^einlid^  in  9Kd§tcn) 
mit  il^rer  16e]^ut)tung  \>on  bet  ewigen  (SuUtgteit  beS  ®efe^e$  unb 
baf^  ber  SRefftad  nod^  nx^t  getommen  w&re,  wittlid^  $roielt)ten 
machten  unb  ci  ß^rtften  gebe,  bie  fi(|  befc^neiben  liefen.  Catauj 
fd^rieb  er  im  gtu^ja^re  1538  feinen  „©cnbbrief  wiber  bie 
Sabbat^er",  um  einen  „guten  greunb"  ju  belel^ren,  wie  il^ncn  ju 
begegnen  fei.  SRit  bem  8?amen  Sabbatl^er  jielte  er  jugleid^  fl«f 
eine  in  Öfleneid^  entftanbene,  d&riftlic^e  ©eftc  ai,  bie  ba§  ®al)= 
batgebot  glaubte  feftl^altcn  ju  muffen,  woöou  er  fd^on  längere  S^^ 
Runbe  bcitte.  ®rofee  Hoffnung  auf  ©cfel^rung  ber  3wben  l^atte 
er  fd^on  nid^t  mel^r,  aber  Diel  fc()firfer  fprad^  er  fid^  einige  Sajre 
fpfiter  au§.  3nätt?ifd§cn  war  il^m  eine  ©d&rift  ju  ®efid^t  getommen, 
in  ber  ein  ^\itt  bie  in  bamaligcr  S^xt  uncrl^örte  ?3ermej{en|eit 
l^attc,  mit  ber  O^i'^S^"  ©d^rift  gegen  bie  ©Triften  ju  lämpfen,  iie 
abftammung  ^t\vi  Don  ^\xta  unb  ®at?ib  ju  leugnen  u.  f.  w. 


2nt^tx  unb  bk  Suben.  58S 

@eitbem  finb  il^m  bte  ^ubcn  nut  nod^  baS  l^al^fiantge,  t?on  ®ott 
Dctwotfcnc  83oß,  baS  »ibct  bcffcrc«  SBiffcn  S^tiftum  läftett  unb 
bet  gtimmigftc  gcinb  bct  S^tiflen  ifl.  ©abon  l^anbclt  er  in  bcr 
®nbe  1542  gcfd^tiebcncn  ©d^rift:  ^83on  ben  Suben  unb  i§tcn 
ßuflcn".  ®a  gcifeclt  er  i^ren  Ood^mut  unb  il^re  falfd^e  au§= 
leflunfl  ber  ©dferift  unb  »irft  i^ncn  bic  furd^tborflcn  ßfiflerunflen 
\>ox.  ®S  giebt  laum  ttwai  &i)immt9,  ma§  tx  i^nen  nid^t  jus 
traut.  „@ine  ^lage,  ^eftilenj  unb  eitel  Ungludt  fmb  fie  unferm 
ßanbe/  @ie  frejfen  unfer  @ut,  unb  wenn  fie  Knuten,  »urben 
fie  uns  aud^  an«  ßeben  gelten.  ®abei  Magen  fic  fiber  i^re  ®e= 
fangenfd^aft,  aber  ,,niemanb  ^(t  fte,  Sanb  unb  @ira|en  ftel^en 
ifinen  offen,  fte  mögen  jiel^en  in  i^r  Sanb,  wenn  fie  moQen,  mir 
tocHten  gern  (Sefd^ent  boju  geben,  bafi  mir  i||rer  loS  to&xtn." 
Unb  feine  ber  Dbrigfeit  gemad^ten  a3orfc()läge,  il^re  ©d&ulen  ju 
Dcrbrennen,  i^r  bod^  nur  Don  ben  S^riflen  geraubte«  Vermögen 
einiujie^en,  fie  au«  i^ren  ^dufern  )u  Vertreiben,  in  ©tdQen  unb 
®d^u))))en  n>ie  bie  3^8^^^^^^  unterjubringen  unb  fie  jur  niebrigften 
C)anbarbeit  anjul^altcn,  »enn  man  fie  nid&t  ganj  austreiben  lönne, 
erinnern  an  bie  fd^limmften  Seiten  be«  römifc^en  ganatiSmu«.  ®e= 
»ife,  e«  mar  ber  3orn  be«  in  feinem  ©tauben  gelrfintten  ^^rebiger« 
be«  ®oangeIium«,  ber  jebe  8iebe«mul^e  al«  oergebtid^  anfielt  unb 
es-  für  feine  fittlid^e  ^ffid^t  §ält,  fie  in  il^rem  Unglauben  unb  i^ren 
Angriffen  ni^t  „burd^  ®d^u^  unb  @d^irm''  ju  beftfirfen,  aber  er 
»ar  mafeloS  unb  glul^t  fd^on  l^ier  unb  ba  in  ben  garben  beS 
€>affe«,  ber  ben  böd^ften  abfdfeeu  oor  ben  S^ben  ju  erregen  fud^t, 
ein  aifldtfatl  in  bie  ^olemil  eine«  ^fefferforn.  Sr  bemeift  nur, 
bajj  gütiger,  »ie  in  gewiffen  andern  fragen,  j.  S.  au(^  in  Dem 
5Ddmonen:  unb  0^)cengIauben  fid^  tro^  feine«  (£^riftentum«  nid^t 
über  feine  3«t  ju  erl^eben  ücrmoc^te.  ®cnn  »a«  er  ba  au«fpra4 
n>ar  je^t  mieber  öffentli^e  äReinung  bei  Soangelifd^en  mie  ftatl^o:: 
Uten.  ^I^ilipp  toon  Reffen,  ber  fic^  feinen  X^eologen  gegenüber, 
um  eine  gröfeere  SRilbe  gegen  „Da«  83olt  ©otte«"  ju  red^tfertigen, 
auf  bie  ©d&rift  berief,  unb  Änbrea«  Dfianber,  ber  ßutl^er«  ?luf= 
treten,  menn  aud§  nur  im  gel^eimen,  l^eftig  tabelte,  wie  f^einric^ 
SSuBingcr  in  3fitid^,  bfirften  fo  jiemlic^  allein  gcftanben  l^aben.  ®inb 
wir  red^t  berid^tet,  fo  tarn  e«  im  ®lfafe  fd^on  üor,  bafe  ein  Pfarrer 


584  em^  nnb  bk  SnbciL 

prebigtc,  man  foOe  bie  ^uben  totf^togen,  fo  ba|i  bei  ehalftuijn 
Kat  ber  bringenbcn  Sitten  Soffel  KoS^m«  nac^ab  unb  benJtai^ 
brutf  Don  Sutl^d  0<^tift  in  {einem  (Bebiete  nid^t  geftattete.  %4t 
minbet  luftig  ift  eine  »eitere  @<^tift  unter  bem  Zitd  «St^en* 
]^Qm))^ora«^  bie  ft(§  auf  (Brunb  alter  Sufc^ulbigung  gegen  etst 
Sfifterung  ber  ^uben,  bie  fie  burc^  eine  ge^eimnidboOe  fbv^'j^ia? 
reil^  Dererben  foQten,  uub  gegen  i^e  Seugnung  ber  Dat)&ii(ie& 
Hbftammung  3<fu  »enbet.  Vber  no^  eine  britte  6(^rtft  f(|nei  er 
)u  gläd^em  ^totdt  im  Sal^e  1543:  i,S3on  ben  legten  ffiotteii 
Dabibd".  ®te  ift  n)entger  ))oIemi{(i^,  bafflr  aber  t^ologif^  loert' 
boOer  unb  entl^tt  neben  einer  teilmeife  fel^r  (Alanen  Sudlegung  000 
2eam.  23,  1  —  7,  bed  .tedten  IBiOen  CatibS'',  au^^luie 
Vudlaffungen  fiber  bie  Zrinitfit  unb  bie  gottmenf(^li<^  Sitlx 
Sefu. 

Da«  oOedbiente  nur  ba}u,  ffir  lange  S^t  bie  5ffentli(^  tRei' 
nung  in  il^rem  Sns^mnt  gegen  bie  3uben  ju  befeftigen,  unb  {<^ 
bie  beiben  erften  Schriften  ^tten  eine  erneute  SuStreiiung  bei 
Suben  in  6d^leften  unb  in  ber  9ltamaxt  jur  ^otge.  92o4  ^ 
feinen  testen  Sebendtagen  »fi^renb  feine«  Sufentl^lte«  in  fRÜ^ 
\pxa^  gütiger  feinen  Unmut  über  bie  bottige  S)utbung  ber  ^ 
au$.  6eine  (SteQung  ju  biefer  ^oge  fd^eint  au(^  fut  feinen 
Shtrfflrfien  beftimmenb  genefen  ju  fein,  benn  tro^  ffirftlii^ec  p' 
fprac^e  bulbete  man  in  Sat^fen  lange  Q^t  ni<^t  einmal  bev 
Curd^jug  eine«  Sluben  burd^  ba«  Sanb. 


4.  9(aptteC 
tt%U  ftüorpfe  utib  ttbtmmit. 


Unter  bcn  friegctijii^cn  Ccrtüiddungcn,  mit  bcncn  c§  bct  Äaifcr 
}u  tl^un  §atte,  waren  bie  S)inge  in  S)eutf(I^Ianb  aud^  md^ 
bem  ^{egendburger  %ei(^$tage  in  ber  @^mebe  geblieben.  (Segen 
ben  ^rei«  ber  Jurfcn^ilfe  erlangten  bie  ^roteftanten  auf  bem 
»eid^Stage  ju  @peier  (Anfang  1542)  bie  SSerlfingerung  beS  pro^ 
üiforifc^en  grieben«  auf  fünf  ^ofyct,  aber  ju  gleid^  QÄt  tarn 
es  jmif(i^en  ber  fatl^olifd^en  Siel^rl^eit  unb  bem  $apfie  ju  einer 
Sßerfifinbigung  über  baS  Sonjil,  xod(S)c^  im  92ooember  1542  in 
Orient  jufammentreten  foQte.  Sie  bie  Stotfinbigung  beSfelben 
auf  bem  9{ei(i§$tage  )u  92firnberg  aufgenommen  mürbe,  ift  fc^on 
(@.  516)  ermahnt  morben.  (Es  fanben  fid^  bann  für  ben  ^apft 
aSormdnbe  genug,  eS  bo(^  nid^t  jufianbe  (ommen  }u  laffen,  aber 
baS  größere  ©elbfigefu^l  ber  geifilic^n  @t&nbe  jeigte  fi(^  auf  bem 
neuen  Äeic^Stage  ju  3?urnberg,  ^amax  1543.  Iroft  il^reS  ^ro^ 
tefteS  tonnten  bie  (Sbangelifd^en  bie  8ufna^me  ber  StegenSburger 
SeHaration  in  ben  Sibfd^ieb  nx^t  burc^fe^en.  92i(^tS  l^tte  n&l^er 
liegen  muffen,  aU  ber  engfte  Sufammenfc^luft  aOer  ebangelifd^en 
©tfinbe.  Sann  mfire  ed  ein  lei(^teS  gemefen,  ben  ^rieben  ju  er- 
jmingen.  S)enn  es  mar  fo,  mie  Sucer  bamals  in  einem  SRe^ 
moriale  bart^t,  baft  au|er  ben  O^^i^^n  oon  16a^ern,  9lbre($t 
t)on  SRedClenburg  unb  ^einrid^  bon  iSraunfd^meig,  aQe  meltUd^en 
t$firfien  S>eutf(^lanbS  bas  (Sbangelium  mel^r  ober  weniger  ange= 
npmmen  ^tten. 


5S6      Xtt  ^iog  ton  ditu  unb  bei  itatfer.    ^rmonu  toa  itoüi. 

Vber  bie  ©onberinteteften,  bie  tenitotialen  Sege^ttid^Ieiten,  bk 
(£ifetfu(^teleien  imtf(^n  durften  unb  ©tfibten  l^inberten  nad^  m 
t?or  ein  )ictbctDtt{)ted,  tutf^ltlofcd  3ufAinin^B^^>^-  C>^i^0  ^^n^ 
unb  ftutfutft  ^t'oc^im  lehnten  ed  aud  ben  betanntcn  ®runben  ab, 
bcm  @<^maUaIbif(l^en  Sunbe  beijutteten.  Dem  C^jog  Don  (Siebe, 
bet  Vnfang  1548  bad  Vbenbma^I  unter  beibetlei  dkftatt  nal^m 
unb  mit  bet  Deformation  feined  SanbeS  begann,  tputbe,  obmo^ 
fie  Sad^fen  beantragte,  bie  Sufnal^me  Dermeigert,  »eil  bet  Sanb= 
graf  bur(^  feinen  Sßertrag  mit  bem  ftaifer  gebunben  toar.  @o 
rfic^te  fid^  ber  unfelige  <S§e^nbel. 

fteine  eiHingelifc^  C>anb  regte  fi4,  atö  ber  ftaifer  mit  feinen 
Spaniern  unb  Italienern  ind  (Sleoifc^e  einfiel  unb  ben  ^ct^oi  im 
Siertrage  bon  Xknlo  baju  jvang,  bie  ftreitigen  ^roüinjen  3ut))^ 
unb  (Beibern  aufzugeben  unb  bie  begonnene  9ieformation  feines 
Sanbed  »ieber  rudgdngig  ju  machen.  S)iefe  ^l^atfad^e,  beren  Xxaj^ 
meite  unter  ben  ^toteftanten  oieüeid^t  nur  Sucer  a^nte,  öffnete 
bem  Saifer  bie  Slugen;  mie  er  felbft  fagt,  „fei  eS  il^m  Don  ba  an 
leidet  erfd^ienen,  ben  ^oc^mut  ber  ^roteftanten  mit  <Sen>alt  ju 
bfimpfen".  S)er  Fortgang  ber  SeformationSbeftrebungen  im  (St}= 
ftifte  ftdln  erl^ö^te  ben  SBunfc^,  enblid^  ben  lange  Derjdgexten 
Sii^lag  gegen  bie  proteftantifd^en  ®tfinbe  ju  fuhren,  fturfurft  ^' 
mann  oon  ftöln  ging  je^t  loirtlid^  baran,  fein  Sanb  im  eban= 
gelifc^en  @inne  5U  reformieren.  Sine  oon  Sßucer  unb  äRelant^^ 
tl^on  berfafite  ftir(^enorbnung,  toeld^e  bad  Site  möglid^ft  fc^onte, 
fanb  bie  3uftimmung  feiner  @tfinbe.  @eit  Oftern  1543  mirften 
an  oerfd^iebenen  Orten  beS  @ttfte$  eoangelifd^e  $rebiger,  reid^te 
man  baS  Sbenbma^l  unter  beiberlei  ®eftalt.  9{od^  miberfirebten 
ba«  ©omtapitel,  bie  Uniüerfität  unb  ber  Äat  bon  Ä5ln,  bie  füi 
il^re  arifiotratifc^e  ^erfaffung  fürchteten.  SBenn  e«  gelang,  biefen 
jföiberftanb  ju  brechen,  bann  mar  aud§  ber  nur  burd^  geuer  unb 
©d^mert  aufredet  erl^altene  Statl^oliciSmuS  in  ben  (aiferlic^en  (^xb- 
lanben  bebrol^t.  ober  noc^  mufetc  fid&  ber  Raifer  jurücf^alten. 
®r  braud^te  bie  ^Wc  ber  beutfd^en  ®tdnbe  ju  einem  trdftigen 
gelbjugc  gegen  bie  Jütlen  unb  gegen  granlreid^,  mit  bem  ft^on 
im  Sa^re  1542  ber  Rrieg  »ieber  auSgebvod^en  mar,  unb  c§  war 
balb  tein  ©ebeimni«  mcl^r,  ia^  ber  ^apft  toieber  auf  ber  Seite 


9lei4«tag  )u  @)>eiet  1544.  537 

feiner  ®egnet  flanb,  eine  ®cmfiljt  be§  gricbenS  für  ©eutfd^lanb, 
U)te  SRelan^t^on  meinte,  ffit  Sutl^et  ein  ®egenftanb  grimmiaen 
@pottc$  übet  bie  fdböne  ^etbinbung  }tt)if(^en  bem  «^aUetl^eilig^en 
^npt  bet  Stitd^e,  bem  adetd^tifiUd^fien  Stönige,  mit  Stol^mmeb'' 
unb  übet  bie  ttefftid^e  ^nmenbung  bet  Slblaftgelbet. 

Übet  beS  ftai]etS  »al^te  ®efinnung  fonnte  eigentlid^  fein  ^mi\A 
fein:  mi)  bet  TOebetmerfung  ®(eDe3  l^atte  et  bie  ebangelifc^e  8le= 
gung  in  SRe^  gemalttl^tig  untetbtudt,  bann  ben  SBiberftanb  be^ 
ftdlnet  Comtapitel^  Mi)  äRöglid^feit  beftättt. 

Staum  toax  man  (^ebruat  1544)  jum  Steid^Stage  in  ©peiet 
jufammengetommen,  al^  ftarl  V.  bie  Don  ben  ^toteftanten  ffit  il^te 
^tebigten  benufete  ©ominilanettitc^e  fd^liefeen  lu%.  Unb  ioäj,  in  un= 
i?ctieil^Ii(|et  ?Setblcnbung,  ol^nc  ju  übetlegen,  wie  bet  ftaifet  nut  batauf 
»attete,  nad&  ©efeitigung  be§  ftanjöfifd^en  ®egnetS  feine  Sßaffen 
gegen  bie  ^toteftanten  ju  menben,  bewiQigten  fte  bie  gewünfc^te  ^itfe. 
Sie  ®egenleiftung  fc^ien  aUetbingS  ntc^t  minbet  bebeutfam.  S)ie 
9legen5butget  ©eflatation  würbe  in  ben  ^Ibfd^ieb  aufgenommen;  auf 
einem  freien,  d^riftlid^cn  Ronjil  ober  SRationalüerfammlung  foflte  bet 
enblid&e  ?lu3ttag  bet  titd^Ud^en  ©tteitigteiten  üotgenommen  »etben, 
unb  ba  es  mit  bem  {tonjil  nod^  nid^t  gemig  fei,  nal^m  man  eine 
d^tifilid^e  93etg(ei^ung  füt  ben  näd^fien  Stei^Stag  in  Slu^jtd^t,  mo= 
für  man  bon  ben  Stäuben  Sleformation^entwürfe  crmartete.  3^^ 
bie  93erwenbung  bed  $ttrd§en=  unb  StlofterguteS  ju  $tir(^en=  unb 
S^uljwecfen  würbe  gut  ge^eifeen.  ©abei  überfallen  nur  bie  ^ro= 
tcflanten,  bafe  bie  römifd^  gefmnten  ©tänbe  au§brfidtlid&  bie  ^er= 
antworttid^feit  für  biefc  SugefÜfinbniffe  ablel^nten,  für  f\z  Ratten  fie 
alfo  leine  SSerbinbUd^feit. 

S)ie  Surften,  benen  ber  ftaifer  bie^mal  mit  nod^  gröjserer 
SiebenäwürbigCeit  aU  1541  in  StegenSburg  entgegenfam,  liegen 
ft(i^  betören.  (&9  waren  nur  einzelne  unter  ben  ebangelif^en  @tfin= 
ben,  bie  ba§  Unl^eil  fommen  fallen,  fo  ^atob  Sturm  Don  ©träfe:: 
bürg,  aber  aud^  SReland^tl^on  fprac^  fel^r  geringf(!^&|ig  über  bie 
angeblid^en  (Snungenfd^aften,  unb  ber  glüdFIid^e  gelbjug  be$  Staifer§ 
gegen  granlreid^,  ber  jum  Öeibwefen  be«  ^apfteö  fd^on  am  18.  @ep= 
tember  1544  ^um  grieben  bon  (Ere§|)^  fül^rte,  war  nid^t  geeignet, 
bie  auSfic^ten  ber  ^roteftanten  ju  ocrbeffern. 


US  „IBittciiBfKgn  ttcfocnuitioit.''    XabdS6rci»e. 

SRit  einiger  ®ot0e  fa(  man  bem  na<^  ffiormd  beiufenen  neuen 
Keii^tage  entgegen,  dc^on  im  Sugnft  erhielten  bie  ffiittenbergei 
X^ologen  ben  Safttag,  einen  geeigneten  Wefotmatiün^entmutf  ju 
Detfaffen.  Sbet  etft  im  Januar  1545  fc^rieb  SRelam^tl^on,  bem 
bie  Stbeit  jafiel,  bie  fogenannte  „Sittenbergec  Stefotmation*. 
®ie  »ar  fidjftlic^  entgegentommenb.  O^ne  in  ber  Se^te  etUKi^ 
nac^jugeben,  fpta^  fie  bie  dkneigt^eit  aM,  ft(^  ebent.  bie  bif<^3f= 
li(^  (5e»alt  gefallen  ju  laffen.  Sutl^  ^t  bem  jugeftimmt,  unb 
au(^  ber  ftan^let  iOrfid  fanb  ba<  0uta(^ten  «föfllic^  unb  gut^ 
k)etmij)te  abei  batin  ^Sut§et<  lumotenben  (Reift".  S)etfelbe  machte 
r«^  foeben  in  anbetet  Skife  geltenb. 

Die  Sefc^lttffe  Don  speiet,  bie  ben  8nf(^in  etroetfen  tonnten, 
aU  moQte  bet  ftaifet  bie  teligiöfen  S3etl^ltniffe  ol^ne  ben  ^ft 
otbnen,  ^ttcn  bie  Shitie  in  gtof)e  (Snegung  betfe^t.  Um  bie 
taifetlit^en  ^Ifine  }u  butcftttenien,  foQte  bad  immer  mieber  t)ei= 
{((obene  ftoniil  nun  mitdul^  ftatt^ben.  3»  einer  leuQe  Dom 
18.  @eptembet  1544  mntbe  ed  bon  neuem  auf  ben  15.  92at5  1545 
nac^  Xtient  betufen.  Sbet  fc^on  borget  ^tte  bet  ^apft  in  feinem 
blinben  3^^»  ^^^  Xabetöbtebe  an  ben  ftaifet  etlaffen,  meld^d  ba§ 
aUgemeine  (Siftaunen  enegte.  ^m  Zone  eined  ^nnocenj  III.  machte 
et  i^m  ben  SSoimutf,  feine  C>anb  na(^  bem  ptie^etli^en  9lmte  au^- 
}uftte(fen.  Untet  C^inmeid  auf  bie  ftit^enfeinbe  wie  92eto  unb 
i)omitian,  auf  bie  gottlofen  ftaifet  bet  SSotjeit  C^eintic^  IV.  unb 
gtiebtit^  IL  fotbette  et  bie  Sutudna^me  bet  3ugefifinbniffe  an  bie 
SlebeDen  unb  bto^te  fd^lief^it^  mit  Snmenbung  gtdf)etet  ©ttenge, 
b.  ff.  mit  bem  iBanne. 

S)et  ftaifet  »urbigte  biefeä  @(^tiftfiu(I  feinet  Slntmort,  mo^l 
abet  bie  ^totcftanten.  ^ofi-  Stiebti(^  betfptac^  fic^  ben  beften 
(Stfolg,  »enn  Sut^et  bie  pdpftlit^en  Slnma|(ungen  in  Srebe  unb 
ftoniilSantfinbigung  in  feinet  SBeife  beleu^tete.  S)em  ftanjlet 
Sbx&d  fc^ien  eS  tic^tiget,  einftmeilen  ju  jeigen,  mtlift  gälfc^ungen 
fi(^  bet  ^apft  in  feinem  Sätebe  ,,jut  JBcft&tigung  feinet  ®tmaü 
übet  ben  ftaifet''  etlaubt  l^abe,  unb  bie  ftonjUdfa^e  tu§en  ju  (afjen, 
»bid  baS  ftonjU  mit  feinet  93ubetei  fottge^",  etft  bann  »utbe 
c^  fpbonnöten  fein,  ba|(  Sut^et  mit  bet  93aumart  meibli(^  jul^ue, 
baju  et  butc^  @otte^  @nabe  einen  l^öl^eten  (Seift  §at,  benn  anbete 


^®ibtr  ta9  9a)>fitum  ^u  9iom/'  589 

SKenfd^en,''  «bct  Sutl^et,  bcr  ba^  ©rcbc  anfangs  für  ein  ^a5= 
quid  gehalten,  tl^t,  mie  bet  ftutfurft  »finf^te.  ©ofott,  (Snbe 
3lanuar,  mad^tc  et  fid^  an  bie  «rbeit.  ®o  entftanb  feine  ©(^tift: 
„SBiber  bas  ^apptum  ju  Slom  Dom  leufcl  geftiftet". 
©(^wetlid^  mitb  i^t  jemanb  anmetten,  unter  meldten  C^emmniffen 
Sut^et  fie  gefd^rieben  §at.  @ein  S{c))f(eiben  fieigette  fic^  Slnfang 
gebtuat  mieber  betattig,  ba|(  man  fc^on  an  einen  Sd^laganfaU 
glaubte,  benn  eine  3^it  ^^H  ^^^  ^i^  ^i^^  ®^i^^  ^^^  ftopfed  mt 
gel&^mt.  S)er  fturffirft  f^idte  fo  fd^ned  als  mdglid^  feinen  8eib= 
atjt,  unter  beffen  Semul^ungen  er  fic^  balb  »ieber  erholte.  S^ben^ 
faÜS  bel^ielt  er  bie  Straft,  «bie  Saumajcf'  meiblic^  ju  f^mingen. 
@o  beutlic^  §atte  bi^lger  noc^  niemanb  ber  S^riften^it  gejeigt, 
»ie  ber  ,,anerl^flllifc^fte  ^apft"  mit  feiner  römifd^en  ©ubenfi^ule 
unter  bem  S>edmantel  d^riftlid^er  ^iebendliebe  nun  fd^on  an  bie 
jmaniig  "^a^xt  grantreic^  gegen  ben  ftaifer  ^e^e,  unb  unter  aQerlei 
nid^tigen  SScrm&nben  bad  Stonjil  berl^inbert  l^abe.  ^e^t  Igabe  er 
ed  berufen.  Sber  mas  foO  baS  für  ein  ftcn}U  fein,  beffen  93e- 
fc^luffe  }u  finbern  ober  }u  bernid^ten  ber  ^apft  fic^  oorbe^alte! 
JiBfire  ed  ba  nic^t  beffer  jum  ^apfte  ju  fagcn:  ,,^err,  fage  uns, 
n>aS  mir  t§un  foOen.''  S)ie  beutfc^en  ®t£nbe  mcQen  ein  freies 
Stonjil.  S)arauS  machen  bie  Siömer,  bafi  fie  frei  fein  foQen,  baf( 
nid^ts  mieber  fie  gerebet  merben  barf.  S3er(ange  man  ein  d^rift^: 
(ic^eS  ftonjit,  fo  ma^en  fie  barauS  ein  pdpftlid^eS,  „fo  r^a^ 
ber  l^eilige  ®eift  nid^t  ins  ftonjil  tommen  tann.""  „i)arum  m£re 
baS  befte,  ftaifer  unb  ®t&nbe  beS  Sieid^S  tieften  bie  Idfterlid^en, 
f(^anblid^ften  @pi^buben  unb  bie  Dexfluc^te  @runbfuppe  beS  Teufels 
)U  9iom  immer  fal^ren  jum  Teufel  ju.  S)a  ift  boc^  teine  C^off- 
nung  einiges  ®uteS  ju  erlangen.  9Ran  mufi  anberS  l^injutlgun, 
mit  »onjitien  ift  nid^ts  auSgerid^tet.''  «ber  ber  ^apft  »erbietet 
CS,  er  forbert  bie  S^rfidtna^me  ber  ©peierer  ©efd^lüffe.  ©oS 
giebt  8ut§er  Snlaft,  bie  pdpftli^en  Slnmaf)ungen,  fein  unb  feiner 
Slinber  unb  feiner  Seute  f^dnblid^eS  Zreiben  in  9iom  in  maf)toS 
berber,  ja  c^nif^er  Sprache  ju  geifeeln.  «ber  anbereS,  was  er 
fagen  mü,  ift  i§m  mic^tiger,  unb  aus  ©orge,  er  Idnnte  um  feiner 
tdrperli^en  ©d^mfid^e  miQen  fp&ter  nid^t  baju  tommen,  brid^t  er 
ab,  um  nod^  einmal  aOeS,   toaS  er  in  ben  legten  funfunbsmanjig 


540  ^Oito  bat  V^|ttttm  )u  ttom." 

3a^Ten  gegen  bad  fc^tiftioibrige  ^pfitum  lehren  multe,  jufainmcn= 
jufafjeti. 

^Dtei  Stfide  ^be  i(^  mii  ffitgenommen.  (5in^,  ob'd  loa^t  jei, 
baj)  bet  $apft  )u  9tom  fei  ba«  ^upt  bet  (S^tiften^it,  über  SonjiKen, 
Sfaifet,  (Sngel,  unb  aOed  k.,  mic  et  fi^  türmet.  X)a^  anbete, 
cb'<  ma^t  fei,  baf)  i^n  niemanb  fönne  urteiUn,  tt(^ten,  abfe^n, 
»ie  ei  bruQet.  Ca«  britte,  ob'«  »al^r  fei,  bafi  et  l^be  ba«  xSmW 
^dä)  t)on  ben  0tie(^en  auf  un«  Deutf^en  btac^t,  toie  et  übet  afie 
92a^  ftol}iett  unb  pDiJ^t."  92ut  bie  etfte  bet  beiben  Etagen  erdttert 
et  auf  @tunb  bet  ®(^tift  unb  bet  Ükfd^i^te  in  au«fu§tli(^et  ffieife. 
Cen  beiben  anbeten  mibmet  et  nut  menige  Sl&ttet.  Sbet  n^ie 
in  ben  gtcf^en  Stcfotmationdf (Stiften  t)om  "^af^xt  1520  jeigt  ^ 
ba«  empdtte  9}aticnatgeffi§l  ncd^  einmal  in  bet  äßeife,  mie  et  „bem 
^Qpftefel  mit  ben  langen  (SfeUc^ten  unb  bem  Detbammten  8ttgen= 
maul''  auf  bie  btitte  Ce^auptung  antmottet  unb  jule^t  bie  S)eut= 
fd^en  auffotbert,  bem  $ap^e  feine  ,^®t^miete  unb  Shdnung"  ju 
laffen,  ba  ba«  ftaifettum  auf  bet  Sßa^l  bet  Stutffltfien  betu^,  — 
unb  fein  beutf(!^et  ftaifet  ift  mel^t  Don  einem  ^apfte  gefalbt  rnox- 
ben.  Sie  (B^x\\t  toax  f(^on  }u  einem  iBud^e  angefd^moQen ,  al§ 
et  bie  gebet  niebetlegte:  „^\t  muf)  id^'^  laffcn,  »itl'S  (Sott,  im 
anbetn  Suc^lein  rnid  i^'S  beffetn.  @tetbe  id^  inbe«,  fo  gebe  ®ott, 
baf(  (ed)  ein  anbetet  taufenbmal  fitget  mad^e.  S)enn  bie  teuflif(^e 
^dpftetei  ift  ba«  le^te  Unglud  auf  @rben,  ünb  ba«  M^efle,  fo  ade 
Zeufel  t§un  tonnen  mit  aUet  i|tet  ^a^t,  (Sott  §elfe  un«,  ^men!" 

8lm  25.  9Wätj  tonnte  bet  »utfutfi  bie  ®^tift  nad^  C^cjfiit 
üetfenben. 

Staum  jel^n  läge  frül^ct  l^atte  bet  Slefotmatot  butc^  ben  Sanb^ 
gtafen  ein  biefem  übet  Stugebutg  zugegangene«  italienifd^e«  $am= 
p^let  eil^alten,  ba«  t)on  Cut^et«  gottlofem  lobe  bctic^tete.  ©iefcr 
fei,  nac^bem  et  auf  bem  totenbett  ba«  ?lbenbma|l  empfangen, 
al«balb  geftotben.  93ot  feinem  (Snbe  l^abe  et  Detlangt,  man  möge 
feinen  Seid)nam  auf  ben  Slltat  fc^en  unb  »ie  ®ott  Detel^xen.  %kt 
bie  göttlid^e  93orfe§ung  l^abe  bie  btingenb  notmenbigen  Sffiunbet  m(|t 
üerfagt,  um  einem  fo  gtofecn  S^rtum  ein  3iel  ju  fcften.  ©ei  ber 
SSeetbigung,  fo  wirb  weitet  etid^lt,  würbe  aße  SBelt  butcb  fnxi^U 
baren  Slumot  unb  ©ctummel  etfc^redtt,   unb  man  fal^  bie  aflcr- 


l^itififte  C^oftie,  bie  ein  fo  Untpurbiget  em))fangen  Igatte,  in  ber 
üiuft  ^fingen  unb  t§at  fie  bann  mit  grof^er  (Sl^terbietung  „^vl  ben 
Oeiligtumctn",  worauf  c3  rul^ig  warb.  3«  ^^  folgenbcn  -Mad^t 
etl^ob  ftc^  icboc^  ein  fo  gtof)eS  Ungeftum,  baf)  ftd^  jjebetmann  ent= 
fcftte  unb  man  ßutl^et^  ®rab  öffnete,  ©aöfelbc  war  aber  (eer 
unb  firdmte  einen  fold^en  ©(^wefelgerud^  aud,  bafi  bie  Seute  bar= 
über  tränt  würben  unb  Diele  il^r  Seben  befferten  unb  ftd^  jur  |ei- 
Ugen  römifcl^en  Stircl^e  belel^rten. 

SJiefe  ^welfc^e  greube"  über  feinen  Job  na|m  ßutl^er  mit 
{dftli(^em  i^umor  auf.  Stö  ^äßelfc^e  Sugenfd^rift  DonSot= 
tori^  3Rartini  8ut§er^  lobe,  ju  Slom  ausgegangen", 
gab  er  fte  felbft  in  italienif^er  unb  beut|(!^er  ®pxai)t  IgerauS.  9m 
©d^luffe  bejeugt  er,  folc^'  jornig  (Sebid^t  faft  gerne  unb  frfl^lic^ 
^elefen  ju  §aben,  aufgenommen  bie  ®otte§l&fterung,  ba  folc^e  Sügen 
ier  §o|en,  göttlid^en  3Rajeftfit  wirb  jugefd^rieben.  ©onfl  t|ut  mir'S 
fanft  auf  ber  re(!^ten  %niefd|eiben  unb  an  ber  Unten  gerfen,  baf) 
mir  ber  leufel  unb  feine  ©d^uppen,  ^apft  unb  ^apiften  fo  |erj= 
ti(^  feinb  finb.    ®ott  betel^re  fie  Dom  Jeufel." 

3u  einer  weiteren  eigenen  ©cl^rift  gegen  baS  ^apfttum,  wie 
ßut^er  fie  ernftlid^  üor^atte,  ift  er  nid^t  me^r  getcmmen ;  im  a?ai 
f tagte  er  wieber  über  fein  ftopf leiben,  bann  ^inberten  il^n  f(!^were 
©teinbeftftwerben  an  ber  Sortfeftung  ber  fd^on  begonnenen  Arbeit, 
aber  wa^rfd^einlic^  um  biefelbe  S^it  üeröffentlid^te  er  bie  (anonyme) 
Arbeit  eines  Unbetannten:  „^apfttreu  C^abriani  IV.  unb 
JllejcanberS  III.  gegen  Raifer  griebrid^  Carbaroffa 
geübt''.  (Ss  war  eine  nid^t  ungefc^idtte  iDarfteÜung  beS  Stampfen 
jener  ^äpfte  gegen  griebric^  I.  unb  in  ber  I^at  geeignet,  wie 
ßut^er  in  ber  aSonebe  rül^menb  l^erbor^ebt,  ben  „^apft  bcrauS= 
5uftreic^en  als  ben  erjfeinb  unfereS  ^enn  unb  ^eilanbeS  unb 
ben  Sßerftörer  feiner  l^eiligen,  c^riftli^en  Rirc^en."  ©enfelben 
3wecfen  foflte  eine  änjal^l  Rarritaturen  beS  ^apfttumS  bienen, 
bie  ßucaS  Slranac^  auf  8ut|erS  53eranlaffung  l^erfteHte.  55er  8le= 
formator  lieferte  ju  jebem  S3tatte  einige  erflärenbe  Sßerfe.  Sie 
finb  faft  ebenfo  ro§,  wie  bie  S^^nungcn  beS  RünfllerS,  beren 
@i)niSmuS  Sutl^er  gerne  um  ber  grauen  wiQen  gemilbert  gefe^en 
l^ätte,  aber  fie  entfprad^en  wo§l  im  ganjen  bem  üerberbten  >Jrit= 

Äolbe,  eutl^er.  ii.  35 


642  Oicbcraii«tout  M  96citbiiia^ttfh:d». 

gcfc^mad  ttiib  ocrben  i^te  ffiitfang  auf  bad  l3oI(  iti(|t  t)eife^t 

Unb  mie  gegen  ben  ^pft  tompfte  et  btd  }u(e|t  aud^  gegen 
bie  „Sabamentietet".  £ie  ttauxigen  Bn'ifiigteiten  nHtren  langft 
tmeber  au^ebtix^n. 

3tt  einem  fotmeUen  8bf(^luf)  bet  Soncotbie  mit  ben  D6ec= 
Idnbem  okit  t€,  »ie  mir  Rotten,  eigentlich  nic^t  gefommen,  dba 
ftiOfc^meigenb  »cQte  man,  mie  Sutl^et  auc^  einmal  im  3lor>mia 
1538  an  bie  ^tta^UTget  fc^rieb,  batan  feft^lten.  Unb  man 
^tte  ^eben.  92ur  ganj  b^rubetge^enb  ^tte  et  batan  benfoi 
tonnen,  bafi  au4  bie  @^»eiiet  auf  feine  Seite  tteten  tdnnten. 
Salb  mad^te  et  feinen  ^l  bataud,  bafi  et  übet  fie  ebenfo  ut^ 
teile  mie  ftül^,  unb  etneuette  gelegentlich  auc^  dffentlici^  }.  S.  in 
bet  @(!^tift  „bcn  ben  Itonjilien  unb  SKtt^en"  bie  alten  Sßonotttfe 
gegen  3t»ingli  unb  bie  Seinen.  S)aS  betftimmte  nid^t  nut  in 
Qmif,  fonbetn  aud^  in  ben  Obetlanben.  Sdxt  3utid^et  ^t^ign 
befc^metten  fic^  batubet  in  einem  Sd^teiben  an  Sutl^et,  ttaten  für 
bie  Siec^tgl&ubigteit  3n>ingUd  ein  unb  ettldtten  fic^  ffit  folibatif^ 
mit  i§m.  Sutl^et  antmottete  nic^t.  ®o  l^tte  bie  ©ad^e  juna^li 
feine  meitete  ^olge.  übtx  bie  gute  SReinung,  bie  et  eine  3eit 
lang  bon  einjelnen  fc^meiietifc^en  Z^eologen  ge^bt  l^tte,  mod^te 
bamit  fut  immet  oetbtdngt  fein.  Cie  in  Sßittenbetg  ftubietenben 
@c^meijet  tlagten,  bafi  man  ba  ton  S^ingli  unb  Dtolam))ab  qI§ 
bon  auSgemad^ten  Sfe^etn  fpted^e. 

SRel^t  aü  auf  beutfd^em  (Sebiete  empfanb  man  ben  (Segenfa^ 
je^t  im  ^udlanbe,  mo  bie  beiben  Siic^tungen  me^tfac^  5ufammen= 
ttafen;  fo  mat  ed  j.  S.  bei  ben  bö^mifd^n  S3tubetn,  bie  mit 
Sutl^et  immet  in  Cejiel^ung  geblieben  maten,  fc  mat  ed  in  Ungarn 
unb  nid^t  minbet  in  SSenebig. 

(Sin  äStief  bet  „(Sbangelifc^en  Srubet  aud  SSenebig,  SSicenja 
unb  Ztebifo"  Dom  26.  92obembet  1542  tlagte  übet  bie  fc^metm 
Seinen,  bie  babutd^  in  il^ten  Steifen  l^etDotgetufen  mutben. 

©iefe  Jhinbe  ettegte  Don  neuem  Sut§et5  Unmut.  3«  f«w<^ 
butd^  fttanf^eit  betjögetten  Slntmoit  Dom  13.  ^uni  1543  f)>ti(^t 
et  Don  ben  Sc^ioeijetn  in  ben  ftfirfflen  äu^btuden.  ©ie  SBenc= 
tianet  litten  Don  einet  „Jlpologie"  SReland^tlJonS  fut  bie  SBiebet= 


i^vief  an  grofd^auer.    (Segen  ^^nxntfelb.  M8 

t)eTeinigung  gefptod^en,  Don  bet  fie  but^l  Sucet  gel^drt  ^al&en  moQs 
tcn.  ©aüon  »iffc  et  nic^W,  cttlartc  8ut|ct,  werbe  aber  —  8Re= 
lanc^t^on  mar  bamals  am  W)m  —  au^m&rtd  be^^alb  forfd^en. 
SDicfer  ©rief,  bcr  aufeerbem  nod^  eine  ^l^r  anfed^tbare  ©arftcDung 
k)on  bem  SSerlauf  bet  SoncorbienDerl^anblungen  %ob,  machte  grof^eS 
Süffelten.  3lo6i  mel^r,  U)a^  man  über  bie  S3el^nbtung  bed  Suti^er 
Suc^^dnblerS  gtoid^auer  §drte,  ber  i§m  ein  S^^mplar  bet  Don  ben 
gürid^er  ^tebigern  öeranftaltcten  lateinifc^en  ©ibelüberfeftung  ge- 
f(^id(t  l^atte.  Sut^er,  ben  gute  ^eunbe  biedeid^t  nod^  auf§e|ten, 
—  SReland^tl^on  nennt  ben  Jorgauer  ©d^ulmeifter  SRarcuS  Srobel  — 
bantte  in  einem  l^eftigen  SSriefe  Dom  31.  Suguft  1543,  in  bem 
er  jjebe  @emeinjd^aft  mit  jjenen  ^rebigern  abmied:  «3^^  n)iQ  i^ter 
aSerbammnid  unb  läfterli^en  8e§re  mi(^  nic^t  teill^aftig,  fonbcrn 
unfd&ulbig  wifjen,  wiber  fie  beten  unb  leieren  bid  an  mein  ©nbe." 
Ruberes  tam  baju,  um  Sutl^er  noc^  me§r  ju  ereifern.  3^ 
äSSittenberg  l^atte  man  enblid^  bie  (SIeDation  ber  %benbmal^t«eles 
tnente,  bie  Sutl^er  feinerjeit  bem  Sariftabt  }um  %xo%  beibe^Iten, 
aud^  faQen  laffen,  meil  fie  aOentl^alben  in  ber  Umgegenb  gefaQen 
tpar,  unb  mand^e  grembe  in  SBittenberg  an  bem  Sraud^e,  auf 
ben  niemanb  SBert  legte,  Snftof)  nahmen.  Slber  fofort  gab  ed 
Seute,  bie  bad  atö  C^innetgen  ju  ben  ©d^meijern  auffa|(ten  unb 
Sutl^  bedl^alb  mit  ©riefen  befturmten.  3^  glei^er  3«t  §atte  ber 
tounberlid^e  ©d^mfirmer  SaSpar  @d^mentfelb  aud  ®d^(efien,  ^im 
bem  feiner  ber  9ieformatoren  toeber  in  ber  ©cbmei)  nod^  in  S)eutfd^- 
lanb  etmad  miffen  »oOte,  unb  ber  bod^  an  Dielen  Orten,  namentlich 
in  @d^maben,  mand^e  Snl^nger  fanb,  ben  SRut  gelabt,  fid^  für 
feine  eigentümli^e  Z^eorie  Don  ber  ©ergottung  bed  gleifd^eä  @^rifti 
auf  audfaffungen  2ut|erd  ju  berufen.  Sd^on  im  3uni  1543  er= 
»artete  man  bedl^lb  eine  eigene  @^rift  gegen  il^n.  Slber  Sutl^er 
^atte  fid^  begnügt,  i|n  in  feiner  ©cbrift  ,pDon  ben  testen  SBorten 
©aDibd"  aU  Steuer  ju  bejeid^nen.  3?un  f^idtte  ©d^wenlfelb  fogar 
feine  legten  @d^riften  an  Sut^er  unb  bef^merte  fid^  über  bie  il^m 
tpiberfal^rene  UnbiQ.  tiefer  bel^anbelte  il^n  ald  einen  unfinnigen 
Starren,  aber  bei  feiner  92eigung,  @($mdrmer  unb  Sn^it^Slia»^ 
^ufammenjumerfen,  fal^  er  in  adebem  Symptome  eines  neuen  %xip 
fturmS  bed  @atramentierertum8.    9{id^t  umfonft  l^atten  bie  ©ene» 

35* 


544  8etb84tigitiigcn  SRdon^t^iif . 

tianet  in  einem  smeiten  (Schreiben  t)on  (5nbe  Suguft  bie  Soxge 
au^efptoi^n,  baj)  na($  feinem  tobe  falf(^e  Stuber  aufftel^  mm= 
ben,  um  bie  $rofanation  be«  @atramente9  ju  erneuern,  ^m 
^^ial^te  1544  etful^  er  au<  (Speried  in  Ungarn,  mie  bort  ein 
\>on  i(m  8^(^|ter,  frä^erer  Zifi^enoffe  S)e  Sk^  in  f($tDeiierif(|em 
Sinne  le^re.  3iun  »ar  er  entfc^tojfen,  na(^  fo  üiden  S3elennt= 
niffen  nc(^  eined  abjulegen  unb  junir  baS  (e^te.  @o  fc^rieb  et 
naiSi  Ungarn  am  31.  Xprit  1644.  %on  bort  aud  §atte  man  att(^ 
SReland^tl^cn  mbfii^tigt.  Sutl^er  mied  bied  beftimmteft  jurucf.  di 
l^tte  »eber  gegen  biefen  no(^  einen  anbetn  aud  feiner  Umgebung 
irgenbmeld^en  SBerbad^t,  uberl^upt  mage  ber  @atan  nt(^t  5ffentli(| 
jtt  „mutffen."  Aber  ba«  SRifittauen  war  boc^  »ieber  mac^gerufcn 
unb  bamit  bie  @orge  SRelanc^tl^onä.  @ie  entoicfelte  ftc^  faft  ju 
trantl^fter  (Snegung,  als  er  erfuhr,  baf)  Cutter  bem  fd^rfen  Ur- 
teil äm«borf«,  ber,  feit  er  in  9Iaum6urg  mar,  immer  gtSfieten 
(Sinfluf)  auf  i§n  gemann,  über  ben  ftölner  Steformation^ntmuxf 
unb  namentlid^  über  beffen  untlare  Sbenbmal^tölel^re  beitrat,  menn 
er  au(^  bie  (Sd^ulb  auf  bad  ^rSflappetmaul"  ben  ^Bucer  fd^ob.  9{e= 
lanc^tl^on  moOte  bereit«  bemerten,  baf)  8ut§er  in  ber  ^rebigt  einen 
ftrieg  beginne.  Sf&me  e$  baju,  fc  mcQe  er  gelten,  fd^rieb  er  mii 
aujSm&ttS.  (Sr  ermattete,  mit  Sruciger  einem  fd^arfen  @)camen 
unterzogen  }u  merben.  Um  ba«  beaftd^tigte  ®u(^  gegen  bie  ®a= 
tramentierer,  bad  8ut§er  ganj  §eimlid^  fc^teibe,  §atte  fid^  fc^on  nox 
feinem  (Stf^einen  eine  ganje  Segenbe  gebilbet.  SRan  erjfil^Ue  ft($ 
bie  toQften  ®ef(!^id^tcn.  ^n  linbifd^et  Sngft  berichtete  SRetanc^t^on, 
ba|j  Stttl^er  eine  gotmel  entworfen  §abe,  beren  Unterfd^rift  er  for- 
bern  wetbe.  3n  ©ttafeburg  l^iclt  man  bie  Soncotbia  fd^on  für 
jeniffen.  "^^itn  Jag  etmattete  man  ben  Äuöbtuc^  be§  offenen 
@tteite$  jmifd^en  Sut^et  unb  9Re(and^t§on.  S)er  Sanbgraf  manbte 
fid^  beSl^Ib  an  ben  f&d^ftfd^en  ^of. 

9ud^  |ier  fal^  man  bie  ©acbe  emft  an.  3mat  glaubte  bet 
ftanjler  ötüdt  nid^t,  bafj  ßutl^er  mitflid^  9Weland^tl^on  angreifen 
moüe,  abet  man  fam  nic^t  tet^t  ba^intet,  ma5  eigentlich  üotfag, 
unb  ben  Jupiter  tonans  beä^alb  an5ufptec^en,  magte  felbfi  ber 
Staniler  nid|t.  Um  ju  jeigen,  baf(  mentgftenS  ber  $of  feinerfei 
SSerbad^t  gegen  3ReIand§t|on  ^ege,  gab  er  ben  bi))lomatif^en  Slat 


„Stntit9  fMtnntm»  t>om  l^ettigm  @a(ramatt.''  545 

ben  man  befolgte,  —  einen  ^ix^ä)  an  8ut§er  unb  SReland^tl^on 
)u  fd^icfen.  9lld  et  bann  boc^  nod^  n)efentli(^  auf  ben  SS&unf^i 
beS  Sanbgrafen  im  Slufttage  bed  fturfurfien  mit  8ut|er  üerl^anbelte, 
jeigte  fid^,  bafj  biefer  »eit  entfernt  babon  »ar,  in  lintetUftiget 
SBeife  9Relan^t§on  anjugreifen,  n)ie  feine  tleinlid^e  Umgebung  arg- 
tpöl^nte.  (&x  fleOte  baS  SSor^anbenfein  ieben  3n)ifted  mit  9Reland^= 
tl^on  in  Slbrebe,  unb  S3rüd  fanb  aQed  in  befter  Drbnung. 

S>a^  inju^ifd^en  @nbe  ©eptember  erfd^ienene  iBud^:  „Iturje^ 
S3etenntni$  ücm  l^eitigen  Satramenf  tfiufd^te  bie  (&u 
tpartungen.  3tt>n  erftenmal  fanb  man  eine  Sd^rift  ü^utl^erd  tDi=^ 
niger  fd^arf,  aU  man  gefürchtet  l^atte.  ®ie  toax  no^  f^arf  genug. 
S)ie  er  treffen  moOte,  bie  er  für  feine  unb  beS  (Süangelium^  ®egner 
l^ielt,  tonnten  taum  fd^firfer  getroffen  »erben. 

S(d  einer,  ber  auf  ber  ®rube  gel^e,  »iO  Sutl^er  bor  bem  9ii^ter= 
ftu|(e  (Sl^rifti  bad  S3erbammung$urtei(  gegen  bie  @atramentierer, 
„Sarlftabt  (ber  geftorben  war),  S^ingel,  Dtolompab,  ©tenfefelb 
unb  i^re  ^m^tx  ju  3wri(^r  ober  wo  fie  fonft  finb",  abgegeben 
l^aben,  bamit  fie  \\i)  \a  nid^t  irgenbmel^er  ®emeinf^aft  mit  il^m 
rül^men  tonnen.  SBol^l  to&xt  eS  mal^r,  baf(  er  mit  d^i^S^i  i^i 
SRarburg,  obgefel^en  oom  @atrament,  in  t^ielen  @tud(en  einS  ge^ 
"wefen,  aber  beffen  nad^gelaffene  ©cftrift:  ,,?lu3einanberfeftung  beS 
(SlaubcnS*,  in  ber  er  C)erfule5,  Il^efeuS,  ©otrate«,  Äriftibe^,  anti= 
gonud,  92uma  u.  f.  m.  unter  bie  im  ®lauben  t^erftorbenen  red^ne, 
l^abe  i^m  gejeigt,  baB  er  aOed  mit  falf^en  C^erjen  gel^anbelt  l^be 
unb  felbft  jum  C>«ben  geworben  fei.  SBiberlegen  »ifl  er  bie  (Segner 
nid^t  nod^  einmal,  fonbern  nur  jeigen,  wie  er  fie  fd^on  früher 
wiberlegt  l^be  unb  wie  er  mit  il^nen,  bie  jum  Xobe  funbigen,  fo 
baf)  man  für  fie  nid^t  beten  tonne,  mi)  teine  ®emeinfd^aft  leiten 
ti^nne.  Xro^  aQer  ®d^&rfe  war  biefe^  S3etenntni9  Der§£ltnidmäf)ig 
rul^ig,  unb  mel^r  nod^  atö  bie  frul^eren  ©treitfd^rifteu  ldf)t  eS  er- 
tennen,  baf)  ti  teineäwegS  bie  Suft  an  fd^olaftifd^er  C^^arfpalterei, 
ja  auc^  nid^t  einmal  ein  t^eologifd^e^,  fonbern  faft  lebiglid^  ein  reli= 
giöfe^  Stttereffe  ift,  weld^eS  il^n  mit  fol^er  »eftimmtljeit  an  feiner 
Sluffaffung  unb  an  ber  SSerurteilung  ber  ®egner  feftl^alten  l&f)t. 

Um  Dfiern  1545  würbe  eine  langatmige  Srwiberung  ber 
Süri^er  ®eiftli(^en  betannt.    ^\ml\^  ju  gleid^er  3^it  war  ein 


54C  CoMn.    9tatc  ecx%tn  SRelan^t^nS. 

e^etbietiget  Srief  3o^nn  Satoind,  beö  Cknfer  9iefonnatord,  an 
Sut^  angelangt,  bet  in  einer  et^if(^n  ^age  um  fein  ^utad^ten 
bat.  Sut^,  ber  ein}elne  Zrattate  (SatDind  gelefen  unb  fofoitbie 
1^0^  Segabung  bedfelben  ertannte,  batte,  mie  SReland^tl^on  felbfi 
berid^tet,  tto^  feinet  Xbmeicbung  in  bet  Sbenbmol^töte^re  Don  t^m 
im  ^a^xt  1539  mit  groj)er  ^o(^a(^tung  gefprod^en.  aber  ie^t 
»agte  SReIan(|t^on  in  Sorge  Dor  einem  neuen  3^^nedauSbru{| 
Sut^d  nicbt  einmal  ben  Orief  }u  übergeben.  Unb  Sucer  iam= 
merte  baruber,  baf)  bie  &d^xot\^tt  ben  alten  SRann  fo  Diele  ^ffxt 
gereijt  ^bi«  fie  i^n  in  ()arnifd^  gebrad^t  bie  il^m  nun  etli^e  Saifer, 
»enn  fte  f(|on  gut  eDangelifc^  mdrcn,  nit  balb  »erben  au§tl^un^ 
Über  Sut^er  lief)  fu^  burt^  bie  ft^meijerifcbe  Ükgenfc^rift  menigei 
enegen,  ald  man  ermartete.  (Sine  nod^malige  Sßiberlegung  |idt 
er  für  unndtig,  mol^l  aber  badb^  er  je^t  eine  3^it  lang  baran, 
Slnat^emati^men  aufj^ufteOen  unb  ba^u  bie  Unterfcbriften  ber  SoU 
legen  ju  f orbern.  'S)iefer  (Bebaute  benal^m  Stelancbtl^on,  ber  in 
jener  3^it  einen  lebhaften  Sriefwec^fel  mit  htn  ©d^tt^eijcrn  unter= 
l^ielt,  bie  i§m  fc^on  i§re  (Baftfreunbfd^aft  anboten,  »ieber  aQe 
fyaltung.  SBieber  tur(!^tete  er  namentlich  angegriffen  ju  merben. 
@r  ermarte  ba^  (E^il  unb  anbered  ©(^mere,  fc^rieb  er  an  bie 
greunbe,  toa^  naturlid^  grof)e  Unrul^e  Derurfad^te.  SBieber  glaubten^ 
ber  Sanbgraf  unb  ber  fturfurft  fi^  ins  SRittel  legen  ju  müjfen. 
über  nad^  aQem,  toa^  xdxx  »iffen,  berul^te  SRelanc^t^ond  %efur(|= 
tung  lebigU(!^  auf  feiner  aufgeregten  ^^antafie. 

3loi)  im  JRoDember  1544  l^atte  Sutl^r  bie  Senetianer  cnnal^nt, 
eS  ja  nic^t  ju  glauben,  menn  man  borgebe,  baf)  er  ober  SRe- 
land^t^on  ed  mit  bem  „SS&al^nfinn''  ber  ©^meijer  l^ielte.  @0 
feft  mar  er  überzeugt,  baf(  9telan^tl^on  mit  i§m  fibereinftimme. 
SSrucfö  offijietle  SRa^nung,  benfelben  ju  fdbonen,  burfte  au<!^  bie^ 
mal  unnötig  gemefen  fein.  ÜOerbingS  l^atte  Sutl^er  fd^on  ein  «^rebe 
an  bie  ©atramentirer",  wie  er  am  15.  ^mx  1545  fd^reibt,  in 
angriff  genommen,  unb  bis  in  ben  C^erbft  l^inein  tonnten  bie 
greunbe  i^re  ©efurd^tungcn  nid^t  loS  werben,  aber  es  tarn  nic^t  jur 
ÄuSful^rung.  Um  bicfclbe  3«t  befielen  il^n  wieber  fo  l^eftige  Steine 
befd^werben,  baf)  er  ben  Xob  erwartete.  Snbere  ©orgen  tarnen  l^inju, 
um  jeine  üufmertfamteit  bon  biefen  S)ingen  abjulenten.   ®ie  waren 


!S)ie  ®orge  um  bie  fttt({(!^en  3#5nbe.    (Sl^eftagm.  547 

iti(^t  neu,  aber  mel^r  a(^  je  brdngten  fte  fid^  bem  alten,  Itanten 
SRanne  auf,  —  bie  ©orgen  um  bie  Urd^lid^cn  unb  fittlid^en  3^= 
ftdnbe  überhaupt. 

92iemanb  l^at  fo  fel^t  baruber  geflagt,  baf)  ba^  (Soangelium 
Äufecrlic^  fo  wenig  «grud^t  fc^affe",  als  Sut^er.  ®5  wirb  fd^»et= 
Ud^  unter  ben  (Soangelifd^en  fd^led^ter  auSgefel^en  l^aben,  als  ba, 
too  baS  ^apfttum  l^enf(!^te,  aber  nac^  ben  Silagen  ber  9ieforma= 
toren  ju  urteilen  aud^  faum  bcfjer.  (BS  fonnte  in  jenen  Jagen  beS 
Übergangs,  in  einer  3^it,  bie,  wie  ade  Sittcraturprobutte  erfennen 
laffen,  fid^tlid^  ro|cr  »urbe,  nid^t  mo^l  anberS  fein,  ©ie  alten  ®(^ratt= 
{en  maren  gefallen,  ber  p&pftlic^e  XerroriSmuS  §atte  feine  S^ac^t 
mel^r,  unb  bie  neuen  gormen  d^riftlid^en  ßebenS,  mit  ben  t)on  ber 
eoangelifd^en  greil^eit  felbft  gefegten  Sd^ranten,  toaren  nod^  nid^t  ge= 
f unben.  SBeld^e  Unflarl^eit  auf  bem  Gebiete  ber  @§e  l^errfc^te,  l^aben 
»ir  fd^on  beobachtet,  ^m  ^af)xt  1542  war  fogar  ein  l^effifd^er  ®eift= 
iid^cr  im  3ntercffe  feines  C^erren  in  einer  ©rutffc^rift  für  bie  ©e* 
Tcd^tigung  ber  SKel^re^e  eingetreten,  unb  nur  mit  SRul^e  tonnte  ßutl^er 
babon  abgebracht  werben,  bagegcn  ju  fd^reiben  unb  ben  ^anbel  beS 
fianbgrafen  mie  feine  eigenen  SRotibe  bei  bem  befannten  ®uta(^ten 
barjulegen.  Aber  aud^  in  ben  anbern  bie  S^e  betreffenben  fragen 
i^eufc^te  biefelbe  SSerfc^iebenl^eit  ber  Äuffaffung  »ie  früher.  SBer 
bie  einzelnen  beutfd^en  iSebiete  burc^manberte,  tonnte  wunberlic^e 
Beobachtungen  machen.  S)aS  p&pfilic^e,  baS  tanonifd^e  Stecht  foQte 
ttac^  Sut^erS  gorberung  Don  ®runb  aus  ausgetilgt  werben.  $rin= 
jipiell  wies  er  bie  (Sntfd^eibung  in  ben  @§efragen  bem  weltlid^en 
Sted^te  5u,  aud^  baruber  ®efe^e  5U  erlaffen,  fei  ®ac^e  ber  totlU 
lid^en  öbrigfeit.  8uf  ber  anbern  Seite  »erlangte  er  bod^  nid^t 
tninber  bie  9iud(|id^tna§me  auf  biblifc^e  92ormen,  fogar  altteftament^ 
licl^e,  j.  ©.  in  ber  fo  bielfad^  erörterten  grage  nad^  ben  öerbotenen 
aSerwanbtfd^aftSgraben.  Unb  ba  bie  weltlid^e  Dbrigfeit,  wie  be= 
greif lid^,  ju  einer  ^Ät,  wo  no^  aOeS  in  ber  ©d^webe  war,  in 
biefen  ©ingen  gefeftgeberifd^e  Änberungen  f diente,  würbe  bie  SBer= 
»irrung  eine  fel^r  grofee. 

8ud^  baS  ift  t^erftdnblid^,  baf)  bie  ^uriften,  wenn  fte  in  (Sf^ 
fad^en  red^tfpred^en  foQten,  bod^  wieber  an  bem  tanonift^en  Siedet 
fic^  orientierten.    (Sin  Sfann  bon  fo  ernfter  ebangelifd^er  ®efinttung 


648  8itt(€t  iiiib  Ue  Smifleit 

»ie  bn  SBittenbetgct  3unft  Oteron^mud  &^uxfi,  glaubte  oia 
lanonifc^,  aU  einem  |)ofitit)en  Xed^t  entfc^icben  fefi^lten  ju  mifjai, 
ipenn  et  au(|  ba<  eine  ober  anbete  batin  ald  unbiblifc^  benoaTJ. 
gteUi((,  toa«  Sut^  fc^on  1537  übet  bie  ftonfequenjen  biefeS 
&tanbt)un(teS  an«  ben  iutißifc^en  SBotlefungen  l^dtte,  muftte  feina 
3otn  enegen.  ®o  etlannten  @<^utff  unb  fein  jungetet  Mege 
9Rel(|t0t  ftling  joat  bie  9te<^tmfiiigteit  bet  $rie^ete§e  an,  ni^t 
übet  ba<  (Stbted^t  bet  an«  fol^  (5^  ^ammenben  Stinber, 
unb  bet  etfiete  nal^m  fogat  untet  Setnfung  auf  i.Ztm.  3,2 
an  bet  )n>eiten  dftt  eine«  (5eifiU(|en  fol^ed  ttgemis,  H 
et  k)on  einem  fold^n  0eiflti(^n  ni^t  ba«  9l6enbma§(  ne^oioi 
»oUte.  0egen  fil^nlid^  %u«Iaffttngen  l^tte  Sutl^  fd^on  im  3<4ie 
1628  in  dnet  langen  X^fenteil^e  auftteten  muffen,  al«  man  in 
9{utnbetg  ba«  9te^t  be«  0eiftlid^en,  fic^  sum  ^meitenmal  ju  t}ei= 
^eitaten,  beUim))fte.  ^m  SRunbe  bet  Sßittenbetget  2|tttiften  loailien 
jte  bebeutfamet.  Z)aitt  (am  mand^e«  anbete.  9n  ben  tonq)atten, 
jutiftifc^  auSgebilbeten  tömifd^en  ftitt^enbegtiff  getod^nt,  unb  o^nc 
©etflfinbni«  fut  bie  jutiflif^i  nid^t  gteifbatc  ibeale  «uffaffung  Sut^» 
t)on  bet  ftitd^e,  nal^men  biefe  ^utiften  ubetl^aupt  Sln^oj}  an  ben 
ungeotbneten  3ufi&nben  in  ben  ebangelift^en  ®emetnben  unb  bon 
SRangel  an  ftitd^enju^t  Datubet  (am  e«  mebtfac^,  u.  a.  im 
Salute  1537,  5U  jd^atfen  SuSeinanbetfe^ungen,  unb  im  ^^l^re  1539 
manitt  fic^  fiutl^et  fogat  auf  bet  Sfanjel  gegen  bie  fünften. 

(Sine  iBeffetung  bet  3ufi&nbe  etmattete  et  Don  ben  Son= 
fiftotien,  bie  feit  bem  ^al^te  1539  aQmfil^lid^  in  ®ang  (amen. 
®ie  2;l^tig(eit  biefet  »oflcgien,  bie  auf  «ntcgung  bet  Sanbftanbc 
füt  bie  einjelnen  Sanbedteile  eingetid^tet  mutben  unb  auS  1^- 
logen  unb  Swtiften  beftanben,  foüte  fic^  nad^  8ut§et§  SReinunj 
»efcntUd^  auf  bie  (SJ^effiHe  bejicl^cn,  bie  ©auetn  einigetmafeen  im 
Saum  leiten  unb  ^afflt  fotgen,  ba|(  ben  (Seiftli^en  il^te  ®tnfun[te 
ju(£men.  Slbet  bie  (Etfolge  maten  geting,  bie  ftompetcnjen  ;n 
eng  unb  nid^t  (lat  genug  beflimmt,  e«  fel^lte  an  bet  @neTgiebe§ 
4)ofe5,  bie  (Sntfd^eibungen  bet  »onfiftotien  butd^jufu^ten,  unb  m 
allem  an  allgemein  anet(anntcn  92otmen  füt  bie  S3eutteilung  bet 
einjelnen  %&üt. 

®et  3att(aj)fel  jwifd^en  Sutifien  unb  Jljeologen  blieben  na^ 


selber  bie  l^eimli^en  üßerli^^nifle.  6M 

wk  üor  bie  SJ^eftagen.  (Snbe  1543  l^atte  bet  Unfug  ber  l^eim:: 
lid^en  SSetlSbniffe  »ieber  fo  jugenommen,  baf(,  abgefe^en  Don  aQem 
anbetn,  bet  9luf  ber  UniDetfitfit  baruntet  leiben  muf)te.  S)enn 
Sutl^  mo^te  9ie^t  ^aben,  menn  er  meinte,  baf)  bie  (Sltern  fd^on 
Sebenlen  trugen,  il^re  ©fll^ne  nad^  SBittenberg  ju  fd^idten,  üon  »o 
fte  nur  ju  oft  ein  SBeib,  ba$  ftc^  auf  ein  l^eimti^eS  @e(öbnid  be= 
berief,  mit  l^eimbra^ten.  Suc^  9Relan^t^on§  ®ol^n  mar  jum 
©d^merj  feiner  (5(tem  in  ein  fcld^ed  SSerl^ItniS  geraten.  Unb 
eben  mox  loieber  ein  9^0  ücrgetommen,  ba|  ein  fold^e^  l^eimUd^eS 
93erlöbni$,  obtod^l  ber  junge  SRann  ftd^  um  bad  ä){£b^en  toenig= 
ftend  t)ier  S^lte  lang  nic^t  getummert  l^atte,  Dem  ftonftftorium  für 
gültig  erllcirt  loerben  foQte,  »eil  er  bei  bem  93erlöbni$  l^injugefe^t 
l^abe,  ,rfcfern  mein  SSater  mid".  Sutl^er  fal^  aber,  mie  fd^on  frül^er 
in  biefen  Sßerlöbniffen  nur  ein  papiftifc^eS  2euf einteert,  baju 
erfunben,  bie  SKnber  ben  Altern  ju  entjiel^en  unb  il^nen  ju  leieren, 
ungcl^orfam  »iber  fie  ju  fein,  ©agegcn  wetterte  er  am  jweiten 
©onntage  nad^  (Epipl^aniaS  1544  auf  ber  ftanjel  unb  marnte  dffent= 
li(^  t)or  ben  ^^riften,  in  benen  er  je^t  feine  l^eftigften  geinbe  fal^. 
S)a^  baburd^  entftanbene  Ärgernis  wäre  no^  gröfeer  geworben,  »enn 
er  mit  einer  gegen  bie  3uriften  gerid^teten  ©d^rift,  meldte  er  im 
©ommer  beSfelben  ^af^xtS  fd^rieb,  in  bie  Dffentlid^teit  getreten 
to&xi.  W>tt  auf  SSeranlaffung  be^  Sfurfurften,  bei  bem  8ut§er 
gegen  bie  Sfanoniften  Silagen  geffi^rt,  tarn  ed  bann  ju  Kbmat^ungen, 
in  melden  bie  S^tiften  fid^  baju  bequemten,  mie  ed  aud^  ber  Sur:: 
furfi  tofinfc^te,  bie  l^eimlid^en  SSerlöbniffe  fallen  ju  laffen.  S>amit 
war  ein  wid^tiger  ^unlt  wenigften^  tl^eoretifd^  feftgefteOt. 

Slber  wie  Dielet  anbere  l^arrte  no^  ber  Siegelung!  @in  @egen- 
ftanb  f(!^werer  ®orge  mar  für  fel^r  Diele  ®eiftli(!^e  Don  Anfang  an 
bie  Ungleid^mfigigteit,  ja  SBiOIür  in  ben  gotte^bienftlid^en  3^^- 
monien.  ^n  biefer  S3ejiel^ung  t§at  in  @a(^fen  nod^  immer  fo 
jiemlid^  jeber,  mad  il^m  gut  fc^ien,  mfil^renb  man  in  anberen  Ge- 
bieten, in  ben  Dberlanben,  in  ^z'^tn  unb  in  92urnberg  Ifingft  ju 
georbneteren  3ufi&nben  getommen  mar.  Slber  ia^  fo^t  Sutl^er 
merfmfirbig  menig  an.  SHe  Begabung  jum  Drganifator  fel^lte 
il^m,  aber  aud^  bie  92eigung,  ald  fold^er  aufzutreten,  ^n  ben 
legten  ^a^xtn  §5uften  {i(^  mieber  bie  SRal^nungen,  ftd§  in  autori- 


5M  Olcii^ftttigfdt  gcflcn  Btttmottka.    Mt^^n^t 

tatit)et  IBeife  batu6tt  audiulaffen.  S)a«  lel^ntc  er  ab.  (Sc  pe 
immer  eine  Sbneigung  gegen  fefte  ^tttmonm.  @te  wviiß  mit 
bem  iune^menben  8ltei:  „^\t  Sttmonm  »erben  }u  (Seie|en 
unb  bann  ju  SanftridTen  bed  (Semiffend,  barüber  toirb  bie  reine 
Se^e  berbuntelt  unb  berfc^fittet,  unb  bie  @|)5teren,  n>cnn  fie  loK 
unb  ungeklärt  geworben  finb,  ftreiten  mel^r  um  bie  S^monm  als 
um  bie  «btStung  be«  Bleif(^finned'.  Z)ad  lehrte  il^n  bie  9t: 
f(^i(^te  ber  alten  ftirc^e  mie  bie  (Srfal^rung  feinet  ^dt  llnb  iDO}a 
aud^  biefed  ubergrcfie  S)rfingen  auf  fefte  unb  ein^tltc^e  Seremonien, 
»0  bo(|  aQe  flnieid^en  baffir  fpred^en,  ba|(  ba$  Snbe  na|e  ip! 
„9uf  eins  tommt  ed  an,  baj)  ba«  Sßort  rein  unb  reid^lu^  ge= 
prebigt  wirb,  ein  f^erj  unb  eine  Seele  ifl  in  bem  ^erm."  So 
fc^rieb  er  am  10.  3uli  1545  an  (Seorg  bon  Snl^It  SBie  früher, 
fo  mar  ed  bid  ju  feinem  (Snbe  feine  Überjeugung,  \>a%  baS  ^m- 
gelium  fi<^  felbft  feine  formen  bilben  merbc. 

aaerbingö  Sufftc^t  unb  3u(^t  ift  nötig.  ®d^on  im  3# 
1529  ^fitte  er  gern  ben  fogenannten  Keinen,  lebigUc^  ^xäßijß 
©ann  (o§ne  weltUd^e  ©traffolgen),  ben  aud^  bie  Drbnung  M 
Ronpftorien  in  ÄuSfit^t  na^m,  in  eoangelifc^en  gormcn  wicbet  ein= 
geführt,  e«  fam  auc^  Dor,  bafe  er  felbft  flffentli(^e  ©unber,  to 
nod^  nid^t  S3uf)e  getrau,  oom  9benbmal^(  auSfd^lofi;  aud^  feine 
Briefe  enthalten  eine  SRenge  Statft^lfige,  i)ie  auf  eine  ftrengere 
Übung  ber  ftir(^en5U(l^t  abjielen,  aber  über  fold^e  cinjelne  Äat= 
fc^l&ge  unb  allgemeine  (Sefid^t^puntte,  mie  in  bem  Sbfd^nitt  „Som 
©ann"  in  ben  fc^malfalbifd^en  «rtüeln,  ging  er  nid^t  l^inau«. 
StmaS  ©cfonberc«  barfiber  ju  fd^reiben,  worum  er  im  S^^re  1544 
»ieber  gebeten  würbe,  lehnte  er  aber  ebenfalls  ab:  er  fei  }u  et= 
fd^öpft,  anbere  mürben  e«  beffer  mad^en.  3Rel^r  berfprad^  er  ^ 
baüon,  wenn  jemanb  in  feinem  ®ebiete  ein  gute^  ©eifpiel  geben 
mürbe.  S)a$  l^offte  er  t?on  bem  dürften  ®eorg  bon  Snl^alt,  ai^ 
biefcr  ?lbminiftrator  be§  ©iötumö  SRerfeburg  geworben  war. 

aber  toa^  tonnte  baS  aöc^  l^elfen,  wenn  bie  weltUd^e  D6ri3= 
feit  unb  bie  burgerlid^en  Se^örben  in  ber  Sufrec^terl^ltung  ^er 
öffentlichen  3ud^t  unb  ber  «eMmpfung  be«  Safter«  faumfelig  blieben! 
Dbwol^l  ßutl^er  im  3abre  1539,  eS  war  bamal«  eine  grofee  Xeue= 
rung,  bie  er  felbft  fe^r  fpürte,  in  einer  fd^arfen  @^rift  bie  ^faner 


(9egm  fEinäfti  uitb  Unjud^t  651 

micbcrum  auffotbcttc,  gegen  ben  SBud^er  ju  prebigen  unb  fx^  ani^ 
itifyxlb  an  ben  fturfutften  menbete,  fc^eint  nid)td  bagegen  gefd^el^en 
JU  fein,  äßte  atleTOtten  nal^m  aud^  in  SBittenberg  bie  ®itten= 
lofigfeit  ju.  SRan  l^atte  in  ben  meiften  eDangelifd^  geworbenen 
©tabten  bie  öffentlichen  grauenl^ufer  afigefc^afft,  jeftt  fing  man 
mieber  an,  fte  jujulaffen.  D^ne  bag  bet  9iat  bagegen  einjufd^reiten 
für  gut  fanb,  burften  fid6  jum  SBerbcrben  ber  ftubiexenben  3*Jfl^ttb 
frembe  gtauenjimmet  in  SBittenberg  einniften.  Unb  e$  l^at  etmaS 
Äu|tenbc3,  menn  ßut^er  im  ^a'fyxt  1542  in  einet  (aud^  gebrucftcn) 
SSermal^nung  an  bie  Uniocrfitfit  unb  ben  Slat  unb 
SSurgetfd^aft  ju  SBittenberg  t^en  „©ruber  @tubium\  aö 
^ armer  alter  ^rebigcr"  um  ®otte5  »iflen  bittet,  „fid^  piH  juc^tig 
unb  e§rli<^  ju  leiten",  ben  9iat  an  feine  9legentenppi(l(|t  erinnert 
unb  allen  inS  ©emiffen  rebet  unb  pe,  unter  benen  nun  fd^on 
,,bei  breifiig  ^a^^xtn  bad  @)?angelium  mit  f<^merer  SRul^e  unb 
Slrbeit  geprebigt"  »urbe,  an  ba^  SBort  be$  ^errn  über  Sl^orajin, 
SSetl^faiba  unb  ftapernaum  erinnert.  Aber  e§  fd^eint  wenig  ges 
frud^tet  5u  l^aben.  3lai^  feinen  SluSfagen  würbe  e^  fogar  fd^limmer. 
SRiemanb  wollte  \\i)  mel^r  ftrafen  laffen.  SBo  bie  ©eiftlic^en  mit 
crnfiem  SBort  für  Äufred^terl&altung  ber  ^va^t  eintraten  ober  e^ 
fogar  wagten,  ben  SRad^tl^bern  in  ben  ©tdbten  in$  ®ewiffen  ju 
reben,  bro^te  man  il^nen  mit  Slbfe^ung.  S)iefe  (Erfahrungen  jel^rten 
an  feinem  Seben,  unb  ed  gel^Srte  feine  ganje  ®laubendtraft  baju, 
babei  bod^  immer  noc^  auf  ben  ®ieg  bed  @Dangeltumd  ju  l^offen 
unb  barauf,  baf(  ba^  SBort  nic^t  leer  jurficflommen  fönne. 

aber  es  war  fein  SBunber,  wenn  ber  alte  tranfe  SRann,  üor  ben 
man  t?on  uberaQ  l^er  feine  Silagen  brad^te,  beffen  ©timmung  fo  üiel 
üon  feinem  ©efinben  abl^ing,  barubcr  munifd^,  ja  bitter  würbe,  ©ei 
jeber  ftleinigteit  tonnte  er  je^t  aufbraufen,  fo  ba|(  feine  Umgebung, 
bie  üon  feiner  Stimmung  unnötig  biel  Sluf^ebenS  mad^te  unb,  wie  fd^on 
berichtet  l&ngfi  nt(^t  mel^r  ben  9Rut  §atte,  il^m  ju  wiberfpred^en,  jeit^ 
»eilig  in  einer  gewiffen  8tngft  üor  bem  gewaltigen  3Ranne,  „bem  tlU 
las",  «bem  C^^Iuleö**,  fd^webte.  ^in  unb  wieber  bro^te  er,  SBitten= 
berg  ju  i^erlaffen.  ^m  Sommer  1545  fc^ien  e$  wirtlid^,  aü  ob 
er  bi^en  Gebauten  ausfuhren  wollte.  Um  ftd^  ju  erl^olen,  folgte 
er  (Enbe  S^li  ber  (Sinlabung  Slmdborfä,  ben  SloOegen  Sructger,  ber 


562  2uüm  bentt  batan,  Wittenberg  )ii  tserlaffen. 

in  3^  ^  ®tteit  jiDeiet  ^rebiget  ju  fc^It^ten  ^tte,  ju  begleiten. 
Sie  imSfynli^  OKir  ber  Xkrfe^t  mit  Slmdbotf  Don  Sta^teil  jii 
feine  Stimmung,  ffiat  et  fc^on  botl^  entxfiftet  übet  bie  meba 
ji(|  bteitma(^be  Su^tlortgleit  in  f&ittenbetg  uitb  befonbetd  ibei 
bie  unifi(^tige  Stacht,  bie  tief  att«gef(|nittenen  ftletbet  bet  %i(im 
unb  SRfib(|en,  \o  mutbe  fein  Unmut  no(^  etl^5l^t  bttt<^  baS,  n»! 
et  au<n)fitt<  übet  bad  Zteiben  in  Sittenbetg  l^Stte.  Sm  2%,^\ 
fc^tieb  et  feinet  gtau :  „^d^  mdc^te  ed  getn  fo  mad^en  baf)  i(|  n^t 
butft  miebet  nac^  Sittenbetg  tommen.  SRein^etj  ift  ettaltet,  bafcu^ 
nic^t  getn  mel^ ba  bin."  ®ie  mfige  ®fitten,  tdet,  ^ud  unb ^of  Der: 
laufen  unb  ftd^  nac^  3nldbotf  jutudiiel^;  in  Sßittenbetg,  m^mi 
fdnem  Regiment  »ol^t  balb  ben  Settlettanj  unb  S3ee(iebu&^  %^ 
(tiegen  metbe,  metbe  man  fte  boc^  nac^  feinem  2obe  nid^t  bulbei 
3un5(^ft  moUe  et  einet  (Sinlabung  na(^  SRetfebutg  jum  durften  Seotj 
t)cn  Sinket  folgen:  «SßiH  alfo  umJ^cb^eifen  unb  el^e  ba^  Settd: 
btot  effen,  el^e  it^  meine  atmen  legten  Xage  mit  bem  unorbcnt^ 
liefen  f&efen  ju  SBittenbetg  mattetn  unb  betuntul^igen  miQ,  mit 
SSetluft  meinet  fauetn  tl^cuetn  atbcit." 

S)iefe  92ad^tic^t  enegte  in  SBittenbetg  ni^t  getingen  (Sd^teifeii. 
©ic  Unibetfitfit  »anbte  fw^  f ofott  an  ben  Jhitfutften ,  cbenjo  bei 
ftanilet  8tud,  bet  fi^  übtigen«  bamit  ttdfiete,  baft  Sutl^etä  (Sütei 
nid^t  fo  leitet  su  oettaufen  fein  mürben.  (St  melbete,  ba^  ai4 
SReland^t^on  f&ittenbetg  i^etlaffen  moUe,  menn  Sutl^er  gel^e,  man 
l^offe  jjeboc^,  bat(  bet  Shirfütft  Sutl^  iute(^tbtingen  tourbe,  ba| 
il^m  bet  3^^!  unb  Unmut  betginge.  Unb  fein  3om  xoax  au4 
balb  mtebet  benauc^t.  S)ie  mand^etlei  mol^Ul^uenben  Sinbtiift 
bet  meiteten  Steife  betfd^eu^ten  il^n.  8u^  fd^id te  bet  Shttfutft  feinen 
8eibat}t  Siajebetget  mit  einem  fteunbUd^en  ©d^teiben  ju  il^nt;  um 
ft^  nat^  feinen  Sefc^metbepuntten  ju  ettunbigen  unb  il^n  felbft  na(( 
Xotgau  einiulaben. 

Untetbeffen  mat  er,  mie  et  angefunbigt,  nac^  9i{etfebutg  abge: 
teift.  ©icfeS  ©tift  §atte  C^^tjog  SRotift,  me  beteitS  etwo^nt, 
feinem  SStubet  Äuguft  jugewanbt,  bet  ben  gütften  (Seotg  m 
Snl^att  ju  feinem  Sbminiftratot  etm&I^Ite.  S)iefem  foQte  ]e^t  Sut^ 
bie  SBeil^e  jum  iBifd^of  etteilen.  Z)et  feietlid^e  Slft,  ju  bem  aui^ 
SRelan^tl^cn  unb  bie  übrigen  tl^eclcgifd^en  Sfodegen  au8  S&itten= 


Regelt  bie  Sömener  Z^cHogtn.    9om  fßotmfer  9tei(i(9tag.        553 

berg  erfd^ienen  toaxcn,  erfolgte  am  2. 3(uguß.  Zagß  barauf  traute 
et  ben  ©ed^anten  be5  Stiftet  unb  mad^te  bann  einen  Sefucft  bei 
3ona^  in  ^Qe.  ®r  war  Derl^ltniämfigtg  frifd^,  fo  baf)  er  §ier 
unb  bann  nod^  einmal  in  SKerfeburg  prebigte.  Auf  ber  IBeiter= 
reife  §ielt  er  aud&  in  ßeipjig,  »o  er  tjon  3Reland^t§on§  greunb 
SamerariuS  gaftlic^  aufgenommen  würbe,  eine  ^rebigt.  3Rit  ber 
"Stüäk^x  l^atte  er  eS  nid^t  eilig.  ®rß  am  16.  Sluguft,  nac^bem 
er  jule^t  noc^  in  lorgau  gewefen  unb  mit  bem  Äurfurften  ber= 
l^anbelt  ^tte,  mar  er  mieber  in  Wittenberg. 

3efet  wollte  er  wieber  gegen  bie  ^apiften,  fpejieH  gegen  bie 
Z^eologen  ju  Sdwen,  ben  ftampf  aufnel^men,  bie  am  6.  Sejember 
1544  bon  neuem  32  93erbammung^artifel  gegen  il^n  ^tten  au^:: 
gelten  laffen,  welche  ber  ftaifer  am  14.  SRfirj  1545  bepfitigt  l^atte. 
Sr  antwortete  junfid&ft  in  ber  jweiten  ^älfte  be§  September  mit 
72  fd^arfen  ®egentl^cfen.    Sine  befonbere  @d&rift  foDte  folgen. 

ßebl^aft  intereffierten  il^n  in  jener  3^t  bie  Seric^te  bon  ben 
politifd&en  SSerl^anblungen  auf  bem  in  SBormS  bcrfammelten  3leid^§= 
tage  unb  bon  ben  SSorbcreitungen  für  ba5  ftonjil.  Sie  bie  ©inge 
eigentUd^  lagen,  bafe  ber  ftaifer  unb  ber  ^apft  burc^  ben  ftarbinal 
garnefe  fic^  bereits  jum  Jhieg  gegen  bie  ^roteftanten  geeinigt,  unb 
Starl  V.  nur  um  DöQig  fieser  ju  gelten,  noc^  jögerte,  unb  um  ben 
tfinlcfüdfetigen  ^apft  in  ©(^raufen  ju  leiten,  bon  neuem  ben  ®e= 
banfen  eines  StoQoquiumS  erwog,  wugte  man  freilid^  nic^t,  aber  r>on 
ftriegSgeruc^ten  §5rte  man  genug,  auc^  Don  fd^mfil^lic^em  Mattieren 
mit  bem  Jfirfen,  bem  Srjfeinbe  ber  Sl^riften^eit.  ®5  btfingte  fi(§ 
Sutl^er,  ber  fo  lange  Dom  ftaifer  fo  l^o^e  ®tud(e  gel^alten,  je^t  ber 
Sßerbad&t  auf,  bafe  er  ein  ^©d^urte"  unb  fein  ©ruber  gerbinanb  ein 
„Schuft"  fein  lönnte,  —  baS  ®nbe  bcS  ftaifertumS,  ber  Unter= 
gang  Seutfc^lanbS,  aber  ®ott  fei  £)anf  bamit  auc^  ber  Slnbrucb 
beS  iüngften  SiageS  unb  unfereS  Odiles,  ^n  biefe  ®eban(en  laufen 
feine  Betrachtungen  auS. 

®r  l^tte  gern  noc^  baS  ©einige  getl^an  jur  93etnic^tung  ber 
®egner.  Sber  immer  l^fiufiger  werben  bie  Stlagen  über  Slubigfeit 
unb  ®d^w5(^e.  ^m  C^erbft  rief  man  i§n  in  feine  manSfelbifc^e 
Oeimat.  Sie  l^abffid^tige  Sebrädtung  ber  Untett^anen,  auc^  Sutl^er- 
fd^er  SBerwanbten,  befonberä  burc^i  ben  ®Tafen  Älbred^t,  ber  aud^ 


U4    et|lt  9Mfe  n.  SRanffdb.  J^n  b.  sefong.  Oeraog  )tt  etomtf^iodg.'' 

mit  feinem  Stubet  in  Streit  unb  fKibet  lag,  l^tte  Sutl^  in  ben 
legten  3<i^^  me^fa(^  )u  etnften  SRa^nungen  an  bie  Ferren  feinet 
Oebuttdlanbed  Detanlaftt.  3^|t  mürbe  er  gebeten,  fel6^  in  bie 
^imat  }tt  (ommen  unb  in  ben  fc^meren  3tt>ifti8fetten  5mf<^  ben 
ein}elnen  (Bliebem  bed  (Brafen^ufeil  atö  ®(^ieb$rt4)ter  aufjutreten. 
Ciefe  erfte  Keife,  Anfang  Ottober,  mar  Dergeblic^.  @6en  bamal§ 
fam  es  iu  einem  Buge  gegen  O^nric^  Don  Sraunf^meig,  ber,  nie 
man  lange  gefur(^tet,  ben  ^fu<^  machte,  ft(^  mit  Skiffengeivalt 
in  ben  iSefi^  feined  Sanbeil  ju  fetten.  £er  tlnfc^Iag  toar  tafi^ 
vereitelt,  O^^S  O^inric^  fiel  mit  feinem  filteften  ©ol^ne  in  bie 
(ikfangenf^aft  bed  fianbgrafen.  Sutl^  fa§  barin  bie  gerechte  @ttafe 
ffir  feine  ^oiffAt  unb  ^ielt  feine  (Sefangenfc^aft  atö  @<§u^  gegen 
weitere  Umtriebe  unb  Sd^'ibigung  feiner  Untertl^nen  für  notmenbig. 
@(^»erli(^  l^tte  er  fi^  aber  in  biefe  &ai)t  eingemifc^t,  l^tte  man 
bied  ni(^t  audbrfi(((i<^  am  {urfürftlic^n  C^ofe  gemünfc^t,  um  ber 
(Befa^r  Dorjubeugen,  baf}  ber  Sanbgraf  aud  irgenbipelc^en  ®onbet= 
intereffen  ben  (Befangenen  »ieber  freigeben  Unnte. 

@o  tarn  e$,  baf(  er  no(^  einmal  in  bie  potttifd^en  äSet^Itntfje 
eingriff.  SBie  eö  ber  Shirfürft  begebt,  fc^ricb  er  einen  offenen 
©enbbrief  „%n  ben  Äurfurften  5U  ©ai^fen  unb  ben  Sanb= 
grafen  ju  ^t\\tn  bon  bem  gefangenen  ©erjog  ju 
Sraunfc^meig",  in  bem  er  unter  ben  fc^ärffieu  Hnf lagen  gegen 
f)erjog  C^^inrid^  unb  feine  Partei  feine  greilaffung  auf  ba^  6nt: 
f(^iebenfte  mibeniet.  Sad  §iejse  (Sott  berfu(^en,  ber  il^nen  ben 
t^ärften  in  bie  O^nbe  gegeben. 

!6ei  biefer  (Selegenl^eit  fam  e$  ju  einer  (^arafterifKfd^en  @cene. 
S)er  ftanjler  Srud,  ber  in  IBittenberg  anmefenb  mar,  um  ben 
S)ruct  5u  befd^Ieunigen,  fanb  in  ben  bereits  fertigen  S)ru(fbogen 
eine  @te(Ie,  in  ber  Sutl^er  baDon  f)nac^,  bal  O^jog  {^inri(^  ben 
3ug  nic^t  §abe  ol^ne  melfd^e  ober  fonftige  ^xl\t  führen  fönnen, 
worunter  man,  mie  @rüd  nid^t  o§ne  (Srunb  annal^m,  einen  ^iR= 
meis  auf  eine  etmaige  Unterftü^ung  0^inri(^S  nic^t  nur  bur<§  ben 
^apfi  fonbern  auc^  burc^  ben  Staifer  oerftel^en  tonnte.  ^  nun 
üor  turjcm  ber  Äaifcr  bie  S3unbe§felbl^nett  wegen  angeblich 
9tuftungen  berul^igt  l^atte,  munjc^te  S3rüd  biefe  tleine  Stelle  au^ 
gemerkt  5U  feigen.    Sr  felb^  wagte  freiließ  nid^t,  beSl^lb  )u  Sut^ 


Setter  ^eButtStag.    Sefete  iSotlefttng.    3koeite  9{eife  nad^  il»an9felb.   555 

ju  gelten.  Unb  fein  S3ote  lam  ubcl  an.  Sutl^cr,  bcr  auf  bcn 
^ot  miebet  einmal  fd^lec^t  ju  fpred^en  xoax,  auc^  besl^alb,  meit  bie 
Detfptod^enen  ^oHjeiDeroxbnungen  für  ä&ittenberg  il^m  ntc^t  ®enüge 
traten  unb  man  bie  ©ac^e  ni^t  ernft  genug  anfa|(te,  mutbe  jornig 
unb  feine  t^rau  beftättte  i§n  barin.  92id^t  ein  ^^iteld^en  änbette 
et.  Studt  »agte  nid^t  einmal  bie  übrigen  Sölfittet  oor  il^rer  8[u5= 
gäbe  anjufel^en,  fonbetn  ftecfte  fid^  hinter  ben  Suc^brucfer.  Unb  fo 
fd^atf,  »ie  eS  ßutl^er  gefd&rieben  l^atte,  ging  ba§  Sd[)riftc^cn  au^. 
„©Tumb  »il  id^ö  babei  lafjen",  fc^rieb  ©tüdt  an  feinen  ^erm,  ^ben 
gleid^mol  ift  e§  ein  notoenbigeS  fd^öne^  unb  luflige«  S3ü(^lein.'' 

9im  10.  9!oDember  xoax  Sutl^et  62  ^al^re  alt  gemorben.  SBie 
immer  feierte  er  ben  lag  mit  ben  greunben  in  fröl^lid^cm  3«= 
fammenfrin.  ^m  g^nuar  be^felben  ^af)xt^  l^tte  er  bem  alten 
^eunbe  äßenjeSlauS  Sint  berid^tet,  baf)  er  in  feiner  93orlefung 
über  baS  erfte  S3ud^  äRofeS  bis  jum  44.  Stapitel  getommen  fei,  unb 
l^atte  babei  bie  O^^ffnung  auSgefprod^en,  fie  nod^  }u  beenbigen  unb 
bann  ju  fterben.  3^fet  SRitte  SRoöember,  »ar  er  aud&  bamit  fertig. 
(£r  fd^lof)  mit  ben  Sßorten:  „^a§  ift  nu  bie  liebe  ®ene{t$.  Unfer 
^err  ®ott  geb,  ba|(  anbere  nadE)  mir  beffer  machen,  ^c^  tann 
nid^t  me^r,  ic^  bin  fd^ioad^,  betet  für  mi^  bag  er  mir  ein  gutes 
feligeS  ©tünblein  »erteile. ''  ®r  l^t  leine  SSoriefung  me§r  ge= 
galten.  — 

®ie  SSerl^anDlungen  in  SRanSfelb  foflten  im  ©ejember  micbcr 
aufgenommen  n^erben.  9uf  S&unfc^  ber  einen  Partei  mar  Sut^er 
bereit,  fie  ju  öerfd^ieben.  ®ann  brad§  er  boc^  pWfelic^  am  23.  ®e= 
5ember  bei  grimmiger  ftfitte  auf,  fe^rte  aber  in  ätfidCfic^t  auf  bie 
®e{unbl^eit  SRelanc^tl^onS,  ber  il^n  begleitet  l^atte,  unt)enid^teter 
@ad^e  jurüdC.  Suf  ber  StüdCreife  prebigte  er  am  6.  Januar  1546 
in  ^aüt  über  bie  laufe  (S^rifti  unb  il^ren  SBert  für  unfere  iaufe. 
Stm  8.  S^nuar  mar  er  mieber  bal^eim.  9Re§r  atö  je  füllte  er, 
»ie  feine  Shäfte  abnal^men.  «uc^  ein  Äuge  png  an  feinen  ©ienft 
JU  üerfagen.  Aber  mä^renb  er  glaubte  l^offen  ju  bürfen,  bafe  man 
il^m,  bem  „abgeworbenen,  müben,  ein&ugigen,  betre))iten  ®reife' 
enblid^  einmal  bie  berbiente  Stulpe  gönnen  mürbe,  ftürme  man  auf 
il^n  ein,  als  ob  er  nie  etmaS  gef(^rieben  ober  gefagt  ober  getrau  ^bc, 
—  fo  fc^rieb  er  am  17.  Sanuar  an  ben  alten  greunb  ^tof> 


5M  Scftte  «dfc  na«  WUlbtn. 

^xt^ft  in  Sternen,  bet  il^m  toon  neuen  Singriffen  ber  @<|tt)ei}ec 
Mitteilung  gema<^t  ^tte.  @ie  maten  i^m  ein  Setoei^,  \>a^  ei 
auf  bem  rechten  Sege  fei.  8n  bemfelben  Zage  ^tdt  et  fdne  Ie|te 
$tebtgt  in  Öittenbetg,  unb  mit  beounbetung^wutbiger  (Seiße^aft 
^ielt  et  {t<^  aufted^t,  um  ben  ftam))f  nac^  aQen  Seiten  6i^  jum  (e|ten 
Htemjuge  »eitet)uffl^ten.  Zto|  aDet  (Sebte<^U(!^(eit  arbeitete  et  att 
bet  in  8udft(^t  gefteQten  @<^rift  gegen  bie  fiSmenet  Sinologen.  SRe^r 
aU  anbete  beoba<^tete  et  in  biefen  ffio^en  bie  june^nienbe  <5ntfreDi= 
bung  bed  Dte^benet  O^fed,  [a  bie  ^ntriguen  bet  bottigen  ^ofleute 
gegen  ben  Shitffitften  unb  al^nte  bie  gtofte  (Befaßt,  meiere  in  bet  Un= 
einigteit  bet  etmngelifc^n  %iix\ltn  fiit  bie  ebangelifc^  ©ad^e  lag.  Um 
fo  me^t  mo<^te  e$  i^n  bt&ngen,  bie  (Segenffi^e  au^juglcic^en,  m 
ed  no<^  m9gU<^  mat.  Die  (Sinigleit  untet  ben  mandfelbifc^n 
®tafen  ^etjufteOen,  mat  il^m  O^tjendfai^  gemotben.  STm  6.  ^ 
}embet  fKttte  et  an  (Btaf  Wbtec^t  gefc^rieben,  baf;  et  fi<^  mit 
greuben  in  ben  @atg  legen  »oQe,  menn  et  }UDot  feine  Uetai 
Sanbe^^enen  einmutigen  {^etjend  gefe^en  ^tte. 

8m  23.  ^annax  machte  et  fi^  bed^lb  jum  btittenmal  auf  bie 
^eife,  bic^mal  na(^  Si^Ieben.  3§n  begleiteten  feine  bret  @5§ne, 
benen  et  bie  alte  ^^imat  jeigen  moOite,  unb  bet  g^au^Ie^tet  unb 
gamulud  Smbtoftud  Stubtfelb,  fomie  ein  anbetet  Zifd^genoffe,  34 
Sutifabet.  ®(^on  am  nfid^ften  Zage  l^offte  et  an  Ott  unb  ©teOe 
)u  fein.  W>tt  bet  Si^gang  auf  bet  ®aak  nötigte  i§n,  in  ^Qe 
ju  bleiben,  mo  et  einige  ftö^lic^e  Zage  im  O^ufe  be<S  ^nfbi^  ^ona^ 
Detlebte,  au(^  eine  ^tebigt  l^ielt.  Srft  am  28.  mutbe  bie  no($ 
immet  geffil^ttid^e  Übetfal^tt  übet  bie  @aale  gewagt.  S)en  9leifen= 
ben  §atte  fid^  j[e^t  ^onaS  angefd^loffen.  %n  bet  ^tenje  be$  man^= 
felbif(^en  dkbieteS  empfing  fie  ein  Ztog  Don  113  9ieiftgen.  Suq 
t)ot  Si^leben  Detfe^te  Sut^et  bie  ©einigen  in  fc^mete  ©otge.  @r 
mat  eine  ©ttecte  ^u  ^uf)  gegangen,  batubet  in  @c^mei|  getaten 
unb  betam,  atö  et  fid§  bann  »iebet  in  bet  ftälte  in  ben  Sßagen 
fe^te,  l^eftige  Stuftbettemmungen  unb  einen  SnfaQ  bon  ©(^minbel, 
meSl^alb  man  baS  ©d^limmfte  befut<^tete.  (Sludlic^etmeife  mar 
man  ben  C^fiufetn  Don  Siäleben  fd^on  fo  nal^e,  baf)  atöbalb  ^üit 
bei  bet  C^anb  mat.  Unb  et  et^otte  fid^  fd^nell.  %m  nfi^ften 
©onntage,  eS  mat  bet  31.  ^anuat,  ptebigte  et  fc^on  miebet  in 


8utl»er  in  mUUrt.  557 

bet  SnbTea^tiTd^e  in  SiSleben.  9n  S'ietand^tl^cn,  bem  et  üon 
tocm  Unfall  bcrid^tctc,  fc^ticb  et  am  folgenben  läge:  „^^%t  bin 
ic^  »iebet  ^iemlid^  mol^l,  abet  mie  lange,  ba$  wcig  t(6  nid^t  benn 
bem  ®teifenaltet  ift  nid^t  ju  ttauen'',  unb  et  fptac^  oft  bat)on,  bafi 
«t  fid^  jut  Slul&e  legen  »ofle,  wenn  et  l^cim  lomme.  ©ei  bem 
©tabtfc^teibet  O^nö  ?Ubted^t,  in  bem  Don  bet  Stabt  etmotbenen 
^a\x]t  beS  Dr.  Stad^ftebt,  l^atte  man  il^m  mit  gtoget  93otfotge 
äBol^nung  eingerichtet,  ©eine  ®ö^ne,  benen  eS  in  ©trieben  ju 
langweilig  »at,  liefe  et  junäd&ft  einige  läge  ju  ben  35etn)anbten 
nac!^  Vian^felb  meitetjiel^en. 

®ie  auögletd^güetl^anblungen ,  ju  benen  aud^  gfitft  ffiolf= 
flang  Don  änl^It,  bet  ®taf  Don  ©d^wat^butg  unb  anbete  gütft= 
tid^teiten  jugejogen  »aten,  etmiefen  fid^  auc^  je^t  noc^  tto^  aQet 
%ott)et^nblungen  atö  fe§t  fd^mietig,  ba  ia^  92ifettauen  bet  ®tteis 
tenben  ju  gto|(  roat.  ®tofee  ©d&ulb  mafe  ßutl^et  »ieöet  ben  Sutiften 
bei,  bie  mit  il^ten  ftunftauöbtüdten  unb  il^tem  gotmelwefen  ben  35et= 
bat^t  gegenfeitiget  Übertjotteilung  fott»fil^tenb  ju  nfi^ten  fd^ienen.  ®a« 
mad^te  il^n  seitweilig  fel^t  unmutig  utib  ungebulbig.  ÜbetaQ  glaubte 
et  ben  @atan  fic^  entgegenatbetten  5U  feigen.  SBaS  et  je^t  miebet 
t)on  bem  üppigen  Iteiben  bet  gutften  in  nfic^ftet  3?fi§e  fa§,  ctfüflte 
i^n  mit  banget  ©otge.  ^3R.  ^§ilippS'\  fc^tieb  et  an  feine  gtau, 
„magft  bu  fagen,  ba|(  et  feine  ^oflifle  cottigite,  benn  et  ^t  nid^t 
üerftanben,  »atumb  bet  O^tt  im  Süangelio  ben  SReid^tum  ©otnen 
nennt,  ^m  ift  bie  Schule,  ba  man  fold^e^  letnt.  Äbet  mit  gtaut, 
bafi  aQemege  in  bet  1^1.  ©d^rift  ben  Cotnen  baS  9^uet  gebtol^t 
wirb,  batum  ic^  befto  gtöfeete  ®ebulb  l^abe,  ob  id^  mit  ®otted 
C)ilfe  möd^te  etmaS  ®ute^  au^tid^ten."  ®to|)en  SBibetmiQen  et:: 
Tcgtc  il^m  aud&  bie  SKenge  bet  in  jenen  ®egenben  anffiffigen  3uben, 
fo  baf)  et  fic^  etnftlic^  botnal^m,  no(^  einmal  gegen  fie  aufj^utteten, 
toa^  et  auc^  in  feinet  legten  Sidlebenet  ^tebigt  getl^n  l^t. 

93on  aQebem  fc^tieb  et  in  fel^t  §etjli(^en,  jum  Seil  l^umotißifd^ 
gcl^altenen  ©tiefen  an  feine  ®attin.  Sic  finb  üoH  t)on  föftüc^en  3?edCe= 
teien  inbejug  auf  il^te  (Sigenl^eiten.  ^uf  bie  ftunbe  üon  bet  gefd^tlic^en 
Übetfal^tt  fibet  bie  ©aale  unb  feinet  ©xltanfung  auf  bet  »eiteten 
Sleife  mu|(  gtau  ftätl^c  einen  fel^t  fingftlic^en  ©tief  gefd^ticben  ^ben. 
©atauf  etwibettc  et:  „Weinet  lieben  ^au^ftauen  JJatl&etin  ßutl^etin, 

Äolbe,  «iit^er.  ii.  36 


US  Otkfc  fts  fdnc  gtan. 

Soctorin,  ScIMmart^tin  ju  ffiittemberg,  meiner  gnäbigen  grauen 
)tt  (Kinben  unb  }u  Bu^en,''  ,,(Bnab  unb  ^tieb  im  ^etrn.  Siefe  Du 
liebe  ft&tl^  ben  ^o^nnem  unb  ben  tleinen  ftate(^idmum,  baüon  S)tt 
}u  bem  SRale  fagte^.  (5d  ift  bo<^  aKed  in  bem  SSud^  oon  mit  gefagt. 
S)enn  Su  toiOift  forgen  ffir  Seinen  ®ott,  gerabe  al^  n>äre  er  nid^t 
aamfi^tig,  ber  ba  fönnte  jel^n  Coctor  SRattinu^  fc^affen,  mo  bet 
einige  alte  etfSffe  in  bei  ®aale,  ober  im  Ofenloc^  ober  auf  äßolf^ 
SSogel^eerb.  ia%  mi(^  in  ^rieben  mit  Ceinec  ©orge,  id^  ^be 
einen  befferen  Sorget,  benn  ©u  unb  afle  (Jngel  fmb.  ®et  liegt 
in  bet  Rtippen  unb  langet  an  einet  3wngftauen  3^%^« ;  «bet  fi^ct 
gleid^wol  jut  te(!bten  0<^nb  ®otted  bed  aOmdd^tigen  93ater^.  £aT= 
um  fei  in  gtieben.  amen."  Un^  bteiXage  fpätet  bebanttetpi| 
bei  bet  „^eiligen  forgffiltigen  grauen",  ber  „aQerl^eiligften  grau 
©octorin"  für  i§re  grofee  Sorge,  bie  fie  nid^t  fc^lafcn  lafje,  unb 
bie  e$  »a^rfc^einlic^  oerurfac^t  l^abe,  bag  ganj  nal^e  bor  feiner 
©tubentpr  geuer  auSgebrod^en  fei  unb  i§m  beinahe  ein  Stein 
auf  ben  Ropf  gefallen  »fire,  unb  ffi^rt  bann  fort:  „3<^  forge,  m 
©u  nic^t  auf^örft  }U  forgen,  e$  mSd^te  und  jule^t  bie  (Srbe  mx-- 
fd^lingen  unb  alle  Slement  Verfolgen.  Scl^reft  S)u  alfo  ben  Sate= 
(^idmum  unb  ben  (Stauben?  Sete  S)u  unb  laf)  ®ott  forgen,  e^ 
Reifet:  ,©irf  bein  anliegen  auf  ben  ^errn,  ber  forgct  für  bi4 
^f.  55'".  ©onft  berid^tet  er,  wie  man  i§n  mit  ®ffcn  unb  Xrinfen 
gar  gut  Derpflege,  mie  il^m  ber  äßein  ganj  befonberS  gut  betdme 
unb  il^m  mo^lfc^medCe,  aber  ber  ®(^lu|(ton  feiner  Briefe  ift  immer 
bie  aufforberung  jum  ®cbet,  unb  bieS  um  fo  mel^r,  je  mcl^r  er 
überjeugt  mar,  bafe  ber  Satan  feinem  93ot^aben  »iberftrebe,  5)a= 
bei  bef(^iäftigte  er  fid^  felbft  in  bicfen  lagen  mit  feiner  ©treitfc^tift 
gegen  bie  2§eologen  in  Sömen.  SRan  beobachtete,  ba|  er  ia^ 
Sc^riftftudt  im  ^ulte  liegen  l^atte,  um  jebcn  freien  Sugenblicf 
baran  }u  arbeiten.  S)te  mabrjd^einlid^  unDoQenbete  @d^rift  ift 
nic^t  auf  und  getommen.  ttuc^  an  eine  ^Neubearbeitung  ber  ®ä)x\\t 
„SBiber  bad  ^apfttum  ju  Stom"  backte  er,  unb  jmar  in  beutf(^r 
unb  latcinifd^cr  Sprad^e.  ®urd^  einen  befonberen  SSoten  moDte 
er  fie  bem  nunmcl^r  »itflid^  eröffneten  Ronjil  5U  Orient  uber= 
fd^idten.  — 

am  14.  gebruar  tonnte  er  enblid^  Don  bem  erfreulichen  gort= 


)&on  ben  (c^ten  Za^tn,  559 

gang  bct  (SinigungStoct^anblungen  bcrid^tcn  unb  feine  balbige  Äucfc 
le§r  anjeigen.  „®ott  l&at  grofee  ®nabc  ctjcigt",  fd^ricb  et  an 
feine  grau,  unb  fd^erjte  babei,  bafe  et  eö  fo  gut  in  ©kleben  l^abe, 
„bafe  »it  euet  »ol^l  ntöd^ten  üetgefjen  ju  SBittenbetg.''  Unb  et 
lonnte  fo  fröl^liii^  fein  wie  fonft,  fptaiä^  abet  Diel  toom  lobe,  unb 
ia^  et  nun  nac^  SBittenbetg  ge§en  moQe,  um  fic^  in  ben  ®atg  ju 
legen  unb  „ben  SButmetn  einen  feiften  ©octot  ya  fteffen  ju  geben", 
(g^  ma(§te  x^m  ©otge,  bafe  feine  ©d^enletounbe,  bie  man,  um  ben 
«gtufe"  üom  ftopf  abjuleiten,  lünftli<§  offenju^alten  fud^te,  auf 
bet  Steife  5ugel&eilt  »at.  „©u  »eifet,  wie  gefäl^tli(i&  baS  ift",  f(§tieb 
et  äuglcid^  mit  jenem  l^eiteten,  an  bie  gtau  geti(^teten  33tiefe  an  3Re= 
land^tl^on  unb  bat  il^n,  einen  S3oten  mit  bem  gemöl^nli(i^en  ^^mittel, 
weld^eg  bie  SQ5unbe  »iebet  öffnen  foHte,  entgegen  ju  fd^icfen.  An  bem= 
felben  läge  l^ielt  et  feine  lefete  ^tebigt,  ging  jum  Äbenbma^l  unb 
otbiniette  no(i&  ä»ei  ®eiftli(^e.  SSom  folgenben  läge,  SRontag 
ben  15.,  ift  un§  nod^  ein  f(]^öneö  SBott  etl^alten,  ba§  et  in  eine 
^oftiöe  fc^tieb.  ®a  bemetft  et  ju  ^ol^.  8,  51 :  SBet  mein  SBott 
mt,  bet  »itb  ben  Zoi  nid^t  feigen  en)ig(id^:  «äBie  unglaublich  ift 
bod^  ba§  getebet;  bennod^  ift  e^  bie  SBabtI&eit:  menn  ein  SKenfc^ 
mit  (Stuft  ®otteS  SBott  im  ^tx^cn  bettad^tet,  i^m  glaubt  unb 
batubet  einfd^Iäft  unb  ftitbet,  fo  ftitbt  unb  fäl^tt  et  bal^in,  el^e  et 
fid&  be«  lobeö  öetfiel^t  unb  ift  gewife  feiig  im  SBott,  ba5  et  alfo 
geglaubet,  Don  Irinnen  gefalzten."  S)abei  badete  et  wol^t  aud^  an 
ben  eigenen  Sob.  ©a§  ben  gteunben  au«  jenen  legten  lagen 
ganj  befonbetS  etinnetlid^  blieb,  ba§  wat  feine  ®ebet§tt)eife.  SRan 
beobad^tete,  »ie  et  oot  Schlafengehen  an§  genflet  ttat,  bott  betete, 
rooüon  man  bisn^eilen  einige  äßotte  üetftanb,  bann  fic^  ummanbte 
unb  ftöl^lid^,  als  wenn  et  eine  öaft  abgelegt,  nod§  eine  lutje3eit, 
beoot  et  fd^lafen  ging,  mit  ben  gteunben  fid^  untetl^ielt. 

Am  16.  gebtuat  fam  »itllid^  mit  Sutl^et«  ^{i\c  ein  35etttag 
untet  ben  ftteitenben  ^atteien  juftanbe.  Suti^et  fonnte  l^offen,  feinet 
^eimat  ben  gtieben  »iebetgegeben  ju  §aben.  ®o  balb  atö  mög- 
lid&  »otlte  et  nun  l^eimteifen.  Am  SRotgen  beS  17.  ffil^lte  et  ficft 
bann  unn^ol^l  unb  blieb  auf  Untaten  be§  gutften  SBolfgang  auf 
feinem  Siww«!/  o§ne  an  ben  weiteten  S3etatungen  Anteil  ju  l^aben. 
Hbct  gegen  «benb  ful^ltc  et  fic^  »iebet  ftifc^,  fo  bafe  et  an  bet 

36* 


MO  entM  Qnbe. 

1S6enbma^l)ett  teilnel^men  tonnte.  Sie  fonft  afi  unb  traut  ci, 
wie  fonft  mifc^te  er  (Btnfi  unb  ®(^etj  in  feine  (Seft)Tä(!^,  ^pxaij 
Dom  2obe  unb  bem  3uf)anbe  im  jenfeitigen  8e6en,  unb  er^S^lte 
bann  »iebec  fpaft^afte  Xnefboten,  fo  baf)  niemanb  an  t\mi 
Sd^limmed  backte.  S)ann  ftanb  er  auf,  um  mit  feinen  beiben 
jüngeren  (Söhnen,  bie  in)toif(^en  au$  92andfelb  wieber  eingetroffen 
waren,  ju  Sett  5U  gel^.  ftni^  ^^clf).  Hurifabet  begleitete  i§n  ^ 
Si^lafiimmer,  wo  8utl^  feiner  (Bewo^nlfteit  nad^  am  g^nfter  fein 
Äbenbgebet  üenic^tete.  ©a  auf  einmal  befielen  i^n  heftige  Sraft- 
bedemmungen ,  wie  er  fie  fd^on  früher  ge^bt.  Sutifaber  ftüiste 
fofort  )u  ber  ®ema^lin  bed  (Srafcn  Hlbrec^t,  bie  ein  Wttd  ba- 
gegen  fKtben  foDte.  Unterbeffen  rieben  i§n  3ona$  unb  ber  SRan^f^Iber 
^rebiger  ffioeliuä  mit  warmen  lud^ern,  worauf  er  fi(^  bejfer  6cfanb, 
unb  aU  ®raf  Wbrec^t  felbft  bie  flrjenei,  gefcbabted  „®nl^orn^  brachte 
unb  fie  i^m  eingab,  festen  ber  8nfaQ  Doruber  ju  fein.  SM^renb  man 
bei  i§m  wachte,  fc^lief  er  bann  bi^  gegen  10  U§r  auf  feinem  9tu^ 
bett  ru^ig  unb  fanft.  Sann  er^ob  er  fic^,  um  fic^  ju  Sett  ju 
legen.  8ld  er  bie  ®(^weDe  uberf(^ritt,  fprac^  er  auf  lateimf(^: 
„^a  beine  £)Anbe  befehle  id^  meinen  ®eift,  bu  l^ft  m\i)  erlSfet 
bu  treuer  ®ott."  €)ierauf  legte  er  ftd^  nieber,  fagte  ben  greunben 
gute  3?ad^t  unb  ermahnte  fie:  „©etet  für  unfern  g^erm  (Sott 
unb  fein  Soangelium,  bafi  ed  i^m  wo§l  ge§e,  benn  ba$  Stonjilium 
JU  Orient  unb  ber  leibige  ^apft  jürnen  ^rt  mit  il^m",  unbn# 
tenb  3^«^^/  f^i«^  Söl^ne  unb  jwei  ©iener  bei  i^m  in  ber  9m- 
mer  blieben,  üaficl  er  in  rul^igen  ©d^laf,  ber  etwa  jWei  ©tunbcn 
währte.  S5ann  erneuerte  fic^  ber  «nfatt.  „fli)  ^tn  @ott^  rief 
er  au«,  „wie  ift  mir  fo  wel^e!  *(§  lieber  ©oltor  3ona5,  \i^ 
a(^te,  i(^  werbe  l^ier  ju  (Einleben,  ba  id&  geboren  unb  getauft  bin, 
bleiben." 

®d  litt  i§n  nxiit  im  Sett.  92od^  tonnte  er  ungeleitet  in  bie 
anftofeenbe  ©tube  ge§en,  wo  er  fic^  wieber  auf  ba§  ähil^ebett  legte. 
®ie  Sefingftigungen  nahmen  ju.  35on  neuem  liefe  er  fid^,  mti 
baS  au(^  in  SBittenberg  bei  fi^nlic^en  SInfdQen  ju  t^un  pflegte, 
mit  warmen  Jud&ern  reiben  unb  bie  Riffen  wfirmen,  toa^  i^w 
wol^l  ll^at.  Unterbeffen  wedtte  man  bie  ^ayx^itno^tn ,  Ättrifab^. 
ben  ®irt  unb  feine  grau,  rief  t)on  neuem  ben  ^rebiger  Soelin« 


SutM  enbe.  561 

unb  bie  beiben  $v)te  ber  ®tabt.  tlud^  @taf  ll(bre(i^t  unb  feine 
®ental|ltn  etfd^tenen  miebet,  unb  namentlich  bie  leitete  würbe  ni(i^t 
mube,  ben  Seibenben  }u  erquiden.  Slber  Sutl^er  ful^lte,  bag  e^  ju 
@nbe  gel^e  unb  »anbte  fic^  ju  feinem  ®ott  in  einem  ®ebete,  iai 
bie  greunbe  aufgejeid^net  l^aben:  „£)  mein  §immlifc^et  fßattx,  ein 
®ott  unb  aSatet  unfern  ^nxn  Sefu  S^tifti,  bu  ®ott  am  2Tofie§, 
\(S)  bQnle  biv,  bofe  bu  mir  beinen  lieben  ©ol^n  3^fum  S^riftum 
offenbart  l^aft,  an  ben  ic^  glaube,  ben  id^  geprebigt  unb  belannt 
l^abe,  ben  id§  geliebet  unb  gelobet  l^abe,  »eld^en  ber  leibige  $apft 
unb  aQe  ®ottlofen  f(t)5nben,  oerfolgen  unb  läftern.  3^  '^itte  bid^, 
mein  ^ttx  g^fu  Sl^rifte,  lafe  bir  meine  ®eeli(j^en  befolgten  fein. 
D  l^immlifc^er  93atet,  ob  id^  gleid^  biefen  Seib  laffen  unb  au$ 
biefem  Seben  l^inmeggeriffen  n^erben  mug,  fo  mei^  id^  bod^  gemi^, 
bag  i(^  bei  bir  emig  bleiben,  unb  au^  beinen  ^finben  mi(^  niemanb 
reifecn  lann."  ®ann  tröftete  er  fid^  felbfl  mit  feinem  Siebting§= 
fprud^:  „aifo  l^at  ®ott  bie  SBBelt  geliebt  2c.",  unb  mit  bem 
SBorte  be$  68.  ^falmS:  „SBir  l^aben  einen  ®ott,  ber  ^a  l^ilft, 
unb  einen  ^zxxn  ^cxxn,  ber  üom  lobe  errettet."  ©reimal  l^örte 
man  il^n  furj  nad[)  einanber  bie  SBorte  »ieberl^olen :  «SSater,  in 
beine  ^änbe  befel^l  ic^  meinen  ®cift  :c."  hierauf  »urbe  er  ftill, 
unb  mäl^renb  man  feinen  $ul^  mit  allerlei  ftärfenben  äBaffern 
beflric^,  rief  i§m  ^ona^  bie  SBorte  ju :  ,,(gl^rn?urbiger  S3ater,  wollt 
S^t:  auf  (S^riftum  unb  bie  fiel^re,  »ie  3^r  fic  geprebigt,  beftanbig 
fterben",  »otauf  er  mit  einem  beutlid^en  ,,3^"  antwortete.  ®ann 
wanbte  er  fic^  auf  bie  ©eite,  wie  um  ju  fd^lafen,  unb  eine  l^albe 
ajiertelftunbc  fpäter  war  er  frieblic^  unb  fanft  ^inubergef(§lummcrt. 

Unterbeffen  §atte  fid^  baö  ©terbejimmer  gefüllt.  ^u(^  ber 
®raf  oon  ©d^warjburg  unb  feine  ®emal^lin,  gurft  äßolfgang  oon 
8ln§alt,  ®raf  ^anS  ®eorg  bon  SRan^felb  u.  a.  umftanben  \>a^ 
©terbelager.  ^n  Erinnerung  baran,  bag  man  Sutl^er  au(^  in 
©d^maltalben  für  tot  gel^alten  l^atte,  machte  man  nod^  eifrige 
SBieberbelebung^Derfuc^e.  ®S  war  oergeben^.  ®§  war  jwifd^en 
2—3  U^r  morgend,  als  ibn  ber  ^cxx  abrief. 

3onaS  unternahm  e3,  ben  Surffirften  ju  benachrichtigen,  ©c^on 
gegen  4  UI^t  tonnte  fein  Seriell  abgeben.  Unb  mit  SiageSanbruc^ 
ftrömte  ba5  Sioll  üon  allen  ©eiten  l^erbei,  um  bie  ßeic^e  ju  be= 


M2  8tit^  t3egd[6m9. 

fid^tigen.  8m  19.  etl^telt  ^au  ft&tl^  bie  fc^ioere  Shinbe,  mi 
9tüanäjVion  (unbigte  juerft  in  feiner  S3orIefung  übet  ben  Sfidmec^ 
brief  frfi^  um  9  UI^t  ben  Zob  bed  ^eunbed  an.  X)ann  btna^ 
ric^tigte  ein  öffentlid^ec  8nf(^lag  Unioetfitfit  unb  ®tabt  Don  bem 
Slbteben  bed  „ffiagententecd  ^^raeU". 

£ie  SRanifelbet  (Brafen  ^tten  bie  Sei(^  gern  in  intern  Sanbe 
bellten,  aber  ber  Ihirffirft  »oKte  fte  nac^  Sßittenberg  übergeführt 
l^ben.  9Ran  l^uKte  fie  in  ein  langet,  »eiged  ®eu)anb  unb  legte 
^e  in  einen  eigene  gegoffenen  )innernen  @arg.  3n  biefem  »urbe 
fie  am  19.  in  bie  8nbread(ir(^e  getragen,  n)o  3.  S^nad  ü6ei 
l.Zl^eff.  4,  13—18  bie  erfte  Seic^enrebe  l^ielt.  ^m  20.  prebigte 
M.  Soeliud  über  3^f.  57,  l.  hierauf  mürbe  bie  Seid^e,  nat^ 
12  U§r  mittag^,  aud  ber  @tabt  geführt,  begleitet  üon  etioa 
50  9teiftgen  unter  gul^^ng  jmeier  ®rafen  bon  SRanSfelb  unD 
einer  fel^r  großen  SRenge  S3olte,  uberaK  bon  ber  (SeiftUd^Ieit,  t)on 
neuen  Seibtragen^en  unb  bem  ®elfiute  ber  ®loden  empfangen. 
Sie  erfte  fHai)t  blieb  bie  Seiche  in  ^aüt.  ^n  ber  ©afriftei  bec 
Siebfrauentirdb^  ^^^"^^  fi^  ^^n  S3ürgern  bemac^t.  9n  ber  (Srenje 
bed  fd(^fif<i^en  (gebietet,  in  iBitterfelb,  empfingen  turfürftUi^  S3e^ 
amte  ben  traurigen  3ug.  ^an  l^tte  bie  Seije^ung  für  ben  21. 
in  8uifi(^t  genommen.  Cer  weite  ffleg  mar  aber  nid^t  fo  fc^neO 
Surudjulegen.  dxft  am  22.  tam  ber  Sei(^enjug  oon  Stemberg  aus, 
»0  man  bie  le^te  9iac^t  geraftet  ^tte,  gegen  9  U^r  nac^  Sßitten= 
berg.  UniDerfttfit  unb  S3urgerf(^aft  erwarteten  biefelbe  t)ox  bem 
Slftertl^ore,  um  fie  nad^  furfürftli(^er  ä3eftimmung  burc^  bie  ®tabt 
jur  ©(^logtird^e  ju  begleiten.  S3oran  ritten  je^t  bie  beiben  ®rafen 
Don  StanSfelb  mit  il^rem  befolge  unb  bie  ttbgeorbneten  beS  Shir= 
furften,  etma  65  $ferbe.  {hinter  bem  Seic^enmagen  ful^r  in  einem 
r.ffiäglein"  grau  äätl^e,  bie  i§ren  (Satten  nur  menige  3a§re  uber= 
lebte  (t  1552),  mit  einigen  befreunbeten  grauen.  3]^r  folgten 
ßutl^er«  Söl^ne,  fein  ©ruber  ^atoi  au5  SRanSfelb  unb  anberc 
SSermanbte.  C)inter  il^nen  fc^ritt  ber  Stettor  ber  Uniberfität  mit 
ben  ®rafen  unb  Sbeln,  bie  an  ber  Uniberfität  ftubierten,  gefolgt 
oon  bem  ftanjier  Srud  unb  ber  gefamten  Unioerfit&t,  ber  fic^ 
bann  ber  Slat  ber  Stabt  unb  bie  ganje  SRcnge  be§  SSoUe^  an= 
fc^lofe. 


Sutl^et«  8egta6ni9.  668 

3n  bcT  ©c^Iofefitd^c  prcbigtc  ctft  Sugcn^agcn  »ic  friil^cr  3ona5 
übet  i.2§cff.  4,  13  ff.  ©ann  nal^m  SKeland^t^on  ba«  SBort,  um  in 
latcinifd^ct  ©prad^c  im  SRamcn  bct  Uniöcrfität  bcm  Slcfotmator 
ein  ^bfd^ieb^iooTt  nad^jurufen.  @d  mar  mcl^t  als  ein  gewSl^nlic^et 
^aneflJjrifuS,  eine  feinfinnige  ©atftcüung  bet  öeöeutung  ßut^erS 
für  bie  Deformation  bcr  ftird^e  nad&  il^ren  »ic^tigften  SRomenten 
iinb  juglcic^  eine  Uebeüoße,  Don  Srauer  burd^jogenc  3cid§nung  öon 
ISutl^erS  eigenartiger  ^erfönlid^teit.  S)abei  nal^m  er  leinen  Snftanb, 
aud^  üon  ßut^erö  üiel  getabelter  C>^ftigfeit  ju  reben,  bie  boc^  nur 
im  Äampfe  um  bie  SBal^rl^eit  l^eröorgetreten,  —  ein  fc^arfer  ärjt, 
tpie  il^n  ®ott  nad§  bem  üuSfprud^e  beS  (SraSmu^  megen  ber  äRenge 
ier  Rranfl^eiten  biefer  legten  3<^it  gegeben  §abe,  unb  ber  boc^ 
n)ieberum  aflem  felbftfuc^tigen  Äämpfen  fo  entfd^ieben  entgegen= 
getreten  fei,  er  felbft  bor  allem  immer  feine  3«flud^t  jum  ®ebete 
itel^menb,  fid^erlic^  ber  SRann,  beu  ®ott  atö  fein  SBerfjeug  jur 
^neuerung  feiner  Stird^e  au^gem&l^lt  §abe.  S)arauf  forberte  er 
auf  jum  ©ante  gegen  ®ott,  aber  aud^  ju  ernftem  gleife  in  ber 
Heiligung  unb  jum  gefl^alten  an  bem  SBorte  ®otte^.  Sinige 
^agifler  trugen  hierauf  ben  ©arg  ju  feiner  legten  Äu^eftätte,  un= 
toeit  ber  Stanjel  ^at  mau  i§n  beigefe^t. 


äRit  groger  ©c^nedigfeit  berbreitete  ftc^  bie  Stunbe  Don  Sutl^erd 
2obe.  ©er  (SinbrudC,  ben  fie  ma<^te,  mar  natürtid^  ein  fe§r  ber^ 
fc^iebener.  S)a|  eS  unter  ben  9idmern  folc^e  gab,  »eld^e  über  ben 
2ob  be^  C^fireftard^en  jubelten,  unb  meil  il^nen  fein  ©terben  }u 
fromm  mar,  ba^felbe  ju  befd^impfen  fuc^ten,  tann  nid^t  SBunber 
nel^men.  ©c^on  im  3R&xi  verbreiteten  SRönc^e  in  C^aQe,  baft 
Sutl^erd  Seid[)e  bom  2:eufel  gel^ott  morben  fei,  unb  man  einen  leeren 
©arg  in  bie  ©tabt  gebrad^t  l^abe,  anbere  mußten  anbere  Sfigen  }u 
erjfi^len,  um  ba3  3(nbenten  beS  9leformator^  5u  fc^änben  unb  unter 
ben  t^rommen  ba^  (Srufeln  oor  bem  gefürc^teten  Vianne  ju  ermedCen. 
Sßo  ieboc^  bie  ebangelifc^e  Se^re  SBurjel  gefaxt  ^tte,  ba  enegte 
bie  Xrauemac^rid^t  gro^e  S3etrubnid  unb  laute  ftlage,  aber,  mte 


6M  »04  eut^  S:ob^ 

und  bie  Dielen  Sriefc  namentUd^  fürftlid^  S^^S^noffen  belichten, 
aui)  f4»ete  6orge.  Ser  Zob  beS  gemaltigen  Steformatord  fc^ien 
neue  f<^mete  (foeigniffe  an)utunbigen.  Sei  ber  Ifingft  l^f^enben 
))olitif<^n  ®))annung  ging  ed  »ie  eine  ^il^nung  burc^  bie  iSenräter, 
baft  man  f4)limmen  S^ten  entgegengel^  unb  bafa  bted  ber  Hnfang 
fei.  Sie  SBugen^gen  an  ben  ftönig  Don  ^nematt  fci^rieb,  fagte 
ein  großer  gütft  na(^  Sutl^etd  Zobe:  „ffiir  §aben  bisher  ^toei 
grojte  Kegenten  gelabt,  an  toelc^en  »ic  mußten  billig  innel^lten, 
im  geiftlid^  9tegiment  ben  fiutl^,  im  »eltli^en  ben  ftaifer.  (Sk|t 
nun  bec  ftaifet  au(^  ab,  fo  gnabe  und  (Bott!'' 

3n  einzelnen  (Begenben,  befonbetd  im  ^et^ogtum  ^reu^, 
»oKte  man  ]e^t  na4)  &ut^etd  Zobe  ben  gewaltigen  ^o^enftaufen, 
Saifer  ^nebtid^  IL,  an  beffen  fortleben  man  nod^  immer  im 
Volte  glaubte,  gefe^n  l^ben.  Caiuber  entftanb  gro^e  Stufregung. 
Unb  bad  gefutd^tete  Unl^eil  brac^  nur  5U  balb  l^erein.  S&enige 
SRonate  nad^  Sut^d  2obe  tarn  ed  jum  Si^maltalbtfd^en  Snegc 
Sann  et^ob  [\i),  »ie  Sutl^  ed  ooraudgefagt,  langiä^riget  @tteit 
im  eigenen  Saget,  für  bie  ®egnec  mie  no<^  l^eute  ber  angebliche 
Seweid  für  ben  Unbeftanb  eDangelif(!^en  ftird^entumS,  für  bie  toiü- 
lid^  eoangeli{(^en  Sl^riften  bei  ader  Zrauer  barüber  mi^  Sutl^d  Sct= 
bilb  bod^  aud^  ein  3^(^en  bed  mal^rl^ften  Seft^ed  bed  Soangelium^: 
„^tnn  bad  Sßort  (Botted  muft  5U  gelbe  liegen  unb  (fimpfen." 

S)aruber  finb  ^a^rl^unberte  üetgangen,  aber  bad  S3ilb  Sutl^erd  lebt 
im  JBemugtfein  feined  93ol(ed  nod^  ganj  fo  »ie  cJ^ebem',  ald  be§ 
SRanned,  ber  il^m  bad  (Soangelium  gebrad^t  unb  ber  feinem  S)eutf(|= 
lanb  bie  JBcge  geroiefcn  »ic  feiner  früher  ober  fpfiter,  unb  felbjt 
ber  blinbe  ^a%  feiner  heutigen  (Begner  mug  miber  S&illen  feine 
unoergänglic^e  (Bröfee  ücrtunbcn. 


Jlnmerftttngen  nnb  ^etoexfe*). 


S.  Sf.  ffiartburgtcbcn:  be  ffi.  II,  Iff.;  in  gum  Steil  \i^x  tocrbeffertet 
2)ati€rung  bei  (£  üb  et«  III,  146.  —  3agb:  be  ffi.  II,  41. 

e,  4.    be  m.  n,  1.  4.  50. 

g,  5,  be  ffi.  n,  16.  —  68.  ipfalm:  (g.  %.  39, 178.  ffi.  «.  8,  Iff.  — 
$on  ber  »ei^te:  be  S.  II,  6.  9.  13,  41.  C.  B.  I,  444  (in  biefe9  Sal^v 
gehörig),  e.  a.  27,  352.  358.  367.  374  (bie  ber  ©^tift  angehängte  (Stllä* 
rung  be«  119.  «ßf.  (S.  SJ.  41,  92  f.).  ©.  «.  8,  129.  (»egen  bie  bort  an- 
genommene 92eil^enfolge  ber  SSartburgf^riften  meine  ^nStaflungen  in  ®ött. 
®el.  «njeigen  1891.    ^x.  22,  @.  882  f. 

@«  6.  ©egen  ben  Slaufgtoang  Dgl.  au^  f)>5ter  be  SS.  II,  57.  — 
äRagntficat:  t>g(.  ob.  I,  318.  €.  S.  45,  211  ff.  250  (ogl.  baju  au«  iener 
Seit  über  bie  unbeftedte  (Sm^f&ngni«  (5.  I[.'  15,  57 ff.  3ur  (Sntflebung  be 
SB.  n,  6.  Anal.  33  [ügl.  bagu  8 eng,  SWarb.  2utl^er^)rogr.,  e.37]).  e eibe- 
mann, (Srlfiutemngen  30.  —  Oegen  fiatomu«:  Op.  v.  a.  V.  395  ff.  505. 
520f.  be  SB.  II,  16f.  ©eibemann,  (grlaut.  30.  ©riefe  42.  C.  R.  I, 
445.  SB.  a.  8,  36.  e)>äter  ertlärte  Sutl^r  Satomu«  al«  ben  bebeutenbflen 
Gegner,  ber  h)enigflen«  bie  ©^rift  ri^tig  bel^anbk.  !ßreger,  2:if4reben 
Sttt^er«  (i^m  1888),  @.  115. 

@«  7.  Operationes  in  Ps.:  op.  exeg.  XIII— XVI;  im  Komment,  gum 
29.  $f.,  ber  im  ©ommer  1521  gef^rieben,  rei^e  ^oUmil;  ogl.  XVI,  p.  307  ff. 
»gl  be  SB.  n,  6,  41.    ©eibemann,  (Sri.,  ©.  30.  —  SB.  «.  «b.  V.  — 


*)  gür  bie  SJblürgungen  i|l  bie  83orbemerfung  im  1.  ©b.,  ©.  358  gu  ogt. 
Serner:  SB.  S(.  =  SBeimarer  Sutl^au9gabe.  $erau«gegeben  Don  ^naafe  k. 
SBeimarl883.  (Snber«  =  Snt^er«  26riefn)e4fe(.  $erau«gegeben)>onS.(Snber«. 
grantfnrt  a.  ^.  1884,  bi«  jie^t  fünf  S35nbe.  3ona«br.  =  ber  iBriefwed^fet 
be«  Suftu«  3ona«  ®ef.  )>on  &.  ftauerau.  ^He  1884.  (S«  iß  mir  \t- 
t)6äf  ni(!(t  immer  mögli^  gewefen,  bie  gunborte  bei  (Snbec«,  ben  i^  bei  ber 
9tt«arbeitnng  nod^  nicj^t  benn^en  tonnte,  nad^gutragen. 


666  Inmcttttttgen  nnb  tSmdfc 

$efKllc:  3n  nU(t  gcf^itftct  Oi^crgok  Ott  tl.  Iff.,  ta)it  Ue  C^int  fiicr 
b.  Cntfh^.  Sinter  2cii|»  9»dt.,  €.  Slff.  jr0|IUn  I,  «mn.  g.  e.  486*. 
Anal.  Lnth.  38.  du  bcn  Commct  foflen  bann  no^  bte  im  £q^  m^t  ct' 
ipl^ntcn  Mtiftcn:  «nfUflnng  b.  86.  $f.  be  ».  U,  60ff.;  t>gt  6,  635, 
nnb  als  Qorf^mad  b.  €onimcrtriI6  ber  folHflc  b.  (Stoongcltuni  Don  ba 
)c(n  «nSflftigcn.  t>gl  «.  «.'  14,  42  bc  ».  II,  54ff.  90.  3n  lod^c  Bot 
ge^tt  ab«  S.  «.'  16,  291  (f.? 

e.  8.  9ian(e  U,  8.  «.  8aur,  S)aitf4(anb  in  b.  Sal^t.  1517-25 
(1872),  e.  124.  —  «3)€t  gefhvfft  eäßoiüa  eanx"  (1521). 

e.  •.  Snt^  ^fllon  bei  e  4  Ab e,  eatittn  unb  ^«quUIc  U,  109 ff. - 
Sun)  nnb  grit  ebb.  115 ff.  Bnr  ^tiemng  ^oranift,  fbtoldttt  151  (Sien. 
ei^ungSbet.  1878,  8b.  80).  —  9{ei»  JTatfl^ng  bei  ec^abe  II,  1  ff.,  e.  37. 
3)et  Okbanle  an  3il(a  ifl  ^ntten  entUlftnt;  ^t  e^abe  II,  284.  (@oOte 
ber  «ntot  nic^t  bo<(  «ntten  fetbfi  fein?),  e.  40 f. 

C.  1«.  be  ».  II,  9.  13. 

0.  11.  ®eibemann,  <Srlfittt.  31  (r»gl.  ou^lteim,  9lcformationli(. 
bet  9{ei49fl.  (Sfitingai»  G-  7).  C.  B.  I,  447.  —  ec^toeiicr:  »nccr  an 
Oeatug  set^onng.  6.  befi.  eriefiMi^fel  ed.  ^otamit»  nnb  ^artfelbet, 
e.  281.  -  Uniperfltat:  3ona6biiefe  I,  48  ff.,  63  ff. 

S.  12.  SReUn^tlfton:  bg(.  !^e  Loci  Gommiuies  $(tti^  iReCant« 
t^oni  in  i^rer  UrgeflaU  in  gtDeiter  Vnfl.,  ton  neuem  l^onggegeben  nnb  er« 
Ifiutett  ton  X^.  ftolbe,  (5r(.  u.  fiei^).  1890. 

8.  IS.  gelbtircben:  e^KUaHn  bei  gR  enden  II,  607.  «nna(en,  e.  36. 
C.  R.  I,  421ff.  eeibemann,  (SrlSnternngen  12.  32.  83.  —  (Satlflabt: 
3iger  a.  a.  C,  e.  93ff. 

e.  15  f.  «uguflinertDngreg.  e.  866 ff.  be  ffi.  II,  40.  3titf4r.  f.  St.'9. 
VIII,  ®.  283 ff.,  too)n  ic^  bemeth,  bag»  toenn  id^  ancb  bnt<!^g  niibt  in 
allen  \pun(ten  ben  2)arlegungen  2>iettic^  ed^fer«  (Bettffbr.  f.  JT.^^®.,  13b.  xm, 
e.  311  ff.)  beifHmme,  i(b  bo4  nad^  (SinbUd  in  bai  Original  ber  in  SBeimai 
liegenben,  @.  316  bef))ro(benen  Qtllimng,  nnnmel^r  babon  übergeitgt  bis, 
bag  Carlftobt  in  2)5neniaTt  gett)efen  ifl.  2)ie9  mng  aber  fo  tnqe  ^cit  dcttefen, 
baß  i(b  eine  bebentfame  X^tigteit  bedfelben  bafelbfl  für  nnmSglidb  ^te.  2)tc 
e^rift  ton  «Uen  ifi  mir  leiber  unm^nbtic^.  —  SSger  (Earl^obt,  e.  176ff. 
Jtato  eräug  Einleitung  gnr  (S^tift  de  Yotis  O.  «.,  93b.  8,  @.  313,  mb 
meine  (5r0rtemngen  in  ben  <90tt.  <9e(.  Su).  1891,  9^r.  22,  e.  885  ff.  3111 
2)ig))ntation  G.  B.  1 ,  445.  9Rit  epistola  ifl  bie  ffiibmung  ou  fßa^  ge- 
meint. 2)ie  2)ig))ntation  felbfl  fanb  aber  erfl  am  28.  flatt.  9riefn>.  beS 
8eatug  9{^nanug  @.  280. 

e.  17.  Anal.  Luth.  34.  be  <B.  U,  40.  42.  51.  —  llkgen  QEarlflttbt 
e.  53.  -  SRel.  be.  ffi.  U,  45.  52. 

e.  18.  be  ffi.  II,  45.  -  aber  bie  SRSgUc^teit  eineg  c^rip(.  «lopedebenl 
audft  no(!(  fp5ter  III,  285.  Themata  de  votiB  be  SB.  II,  48.  Op.  ▼.  a 
IV,  544  ff.    3)a6  biefelben  in  fßittenberg  mirftii^  )tt  öffentliche  iBer^Umig 


Slnmertungen  unb  26etoetfe.  567 

tarnen,  l^alte  i^  für  fel^r  untoal^rfci^einU4  bod^  tt>erben  fte  9Ritte  Oftober  6e- 
i:eit9  al9  edita  beidd^net  toon  ^etmann  in  @tnb.  u.  ^rit.  1885,  (S.  183  f. 
SeitWr.  f.  «.-®.  V,  326.  -  ©.  «.  8,  312.  %^.  «olbe,  ®8tt.  öeJ. 
«ng.  1891,  iRr.  22,  @.  886  ff.,  3eitf*r.  f.  «ird^enflefdj.  XL,  457  ff. 

S«  19.  De  Yotis  iDonasticis:  Op.  v.  arg.  VI,  235.  ^mt\6it  fßib» 
tnung:  be  S.  II,  100  (übrigens  erft  na(^  ber  @4rift  de  abroganda  missa 
flef^rieben  tgl.  Op.  v.  a.  VI,  200.  (5.  «.  28,  127.  be  ©.  II,  95).  ®e- 
brudt  (Snbe  gebr. ;  t>gt.  Corp.  R  I,  563.  denno  excadi  jnssimns  II,  211.  — 
«5.  8,  564.    Sfiger  a.  a.  £).,  @.  202.  «uguflinerfongregation,  @.  369. 

@.  SO.  be  SB.  II,  36.  9$on  ber  9lbenbmal^(«feier  SRel«  unter  beiberlei 
'©efiatt  am  Snid^aeliStage  beridf^tet  ol^ne  3^<if<l  f<tlf4  $elmann  in  @tub. 
u.  Ärit.  1885,  @.  185,  ber  and^  fonfl  ungenau  i|i.  ©urrer,  ögt.  äeitf^r.  f. 
St.^(3.  V,  326,  am  (Snbe  miberfprid^t  bemf.  fafi  au9brü(tli4.  (Sbenfo  UtSceniuS 
Bei  SSger,  @.  508 f.  )&gl.  ferner  ®8ttinger  ®el.  anzeigen  1891  a.  a.  O., 
@.  888,  aud^  über  ben  l^ierber  gehörigen  93rief  G.  B.  I,  894,  ber  nid^t  ton 
$3ugenl^agen,  aber  aud^  nid^t  ton  SD^elanc^t^on  ^errül^rt.  ~  C.  R. 
I,  459  f. 

S.  Sl.    augttftinerlongreg.  @.  372 ff. 

®.  22.  3.  16  ton  unten  muß  e«  feigen:  8  Oft.  —  Seitfd^r.  f.  Ä.-©. 
Y,  326.  2)ag  man  fidft  »irtlid^  auf  Sutl^er«  S^fen  berief,  gel^t  au«  ben 
aJHtteitnngen  $e(b9  über  bie  $rebigten  im  ^iofitt  l^ertor,  »orin  fid^  Sutl^ 
f(nft(^ten  nur  terjerrt  n)iberf)>iege(u.  G.  R.  I,  483.  @ie  fd^einen  bei  ^et- 
mann,  @tnb.  n.  Strit  1885,  @.  164  bereit«  gebrudtt. 

S.  29.  Som  a^igbraudb  ber  aReffe:  (S.  Sl.  27,  28.  De  abroganda 
Mißsa  privata:  Op.  v.  a.  VI,  115,  an  @|)alatin  gefanbt  am  11.  Sfiotbr. 
«ß.  «.  8,  477. 

S.  24  ff.  Ibgott  )u  ^He:  SolterS,  2)er  Slbgott  gu  $alle.  Sonn 
1877  (in  ber  SWotitier.  unrid^tig).  ©aju  ©rieger  in  Z^l  Sitteraturjtg. 
1878,  ^.  287.  SBie  man  bie  @ad(e  auSwSrtS  ouffagte:  ©ucer  an  9tl^enannS 
bei  S^.  ftolbe,  Beitfd^r.  f.  ft.-®.  V,  327.  2)od^  tteig  Snt)^  ton  ber 
^S^fltt^en  ©nUe  (Lad ewig,  Reliqu.  Manosc.  XI,  422 ff.)  »ie  auS  ber  bid- 
l^er  nid^t  l^rangegogenen  ©teSe  in  ber  @4rift  tom  Snigbraud^  ber  SReffe  G. 
9r.  28,  113  )n  erfel^en  ifi,  unb  gegen  fie  toirb  au4  Carlflabtd  Angriff 
gegangen  fein,  »enn  bie  iT^otig  bei  3 5g er,  (Sariftabt,  @.  172,  ridbtig  ifl. 
(SarlftabtS  Hoffnungen  bei  35ger,  235.  G.  R.  I,  486.  ®loffe:  tgl.  ©eibe- 
mann in  @dbnorr«  «r^it  IV  (1875),  e.  529.  Carito  in  «Wittenberg  am 
30.  @ept.  ttie  mtl  G.  R.  V,  489  notiert,  bal^er  aud^  II,  463  frül^  an- 
iufeten.  S^eol.  @tub.  u.  ftrit.  1885  @.  136.  2)er  baf.  eütSl^nte  ©rief  SRelandt- 
tbon«  an  «llbr.  ifl  nnbefannt.  ©aum,  Carito,  @.  64ff.  be  CB.  V,  59. 
94,  voraus  be«  Äurfütflen  toie  be«  Carito  (nimio  civiliter  prudentes)  ©e- 
banten  l^orUudtten  (tgl.  ie«t  auc^  «über«  III,  238).  G.  R.  I,  477. 
be  ».  U,  112  (tgt  G.  R.  I,  492).  «brecht«  ©rief:  S^ald»  XIX,  661. 
©gt  be  <B.  II,  110.  Carito  bei  Jtraf ft,  2)0€.,  35ff.  ((Suber«  lU,  259). 


568  tnmertungen  unb  9eȊfe. 

b€  ».  U,  e.  124.  128.  129 ff.  135.  —  0.  E.  I,  ©.  515.    SonMm 

1,  81  f. 

e.  88.  «ut^erlnßUteob.:  eeibemanii,  a>i«<)nt..e.  100.  etrobel 
flIHicell.  5,  119.    b€  ».  IL  109  (DgL  C.  E.  I,  487  c.  6.  2)ej.?}  117. 

«.8».  öif.  SJfaffenftftnner:  «aiiH)f*uttcU,  117.  Ätanfc,  $ffiu6 
1,  830  ff.  2)egca€ii  ip  it^t  itt  wralcii^tn  bic  taj»if*en  crfc^icncnc  twÄ» 
li^e  «tbcit  mh  Ö.  Oetget,  «nttfige  jur  <»«f*i*t€  be«  (grfattcr  $omo. 
ni«mn«.  aRittdL  b.  «er.  f.  b.  <»«f*.  ii.  tUtettam«!.  »on  erfurt,  C^cft  XV 
(6c»)0Tatabbr.,  e.  86  ff.).  »Utcnbaratr  Unnil^:  C.  R.  I,  489  ff.  50i 
et  tobet,  5Wi«cea.  V,  119  f.    SÄger,  Catlflabt,  253.    Äiirfütfi:  C.  B. 

I,  507.    «ang:  «lebetet,  S«a*tl*teii  I,  254. 

e,  S*.  be  ©.  II,  109  («nf.  2)ej.).  Xteue  »etmal^  uung  k.  61 
22,  43.  Äatfl^on«,  @.  45.  3tttümtt*  btlngt  «5flUn  I,  510  fck 
6*rift  in  «erblnbung  wlt  ben  »organgen  bom  3.  a)ej.,  »on  benea  «ut^ 
auf  bem  Hinwege  tio«  til*«  gel^ött  ^oben  lonnte,  et  f*teibt:  in  occmsnm 
radinm  illoram  et  insulBoram  nostri  uominis  jactatoram,  b  e  Iß.  II,  111.  - 
Ä^nli« 91. «« üUet in  ffi. «. 8, 670ff.  ©gl. baju  Wtt. ®eL «uj.  1891,©.89ü. 

e.  »8.  Übet  bie  JBetbteltung  bet  »otlut^.  »ibel  tgl.  Z^.  Äolbcm 
ben  Wtt.  öel.  «nj.  1887,  @.  16ff.  Sang:  «lebetet,  9ia*tidtten  1, 252. 
3figet,  Catlflabt,  108.    SWel.:  be  ©.  n,  51  f.  53-115 ff.  123. 

e.  S4.  ©ttobel,  SRltott.  5,  119ff.  C.  R.  1,  512.  3eiti*t.  pT 
«.-ö.  V,  330 f.  Sfiget,  254.  ©lefe  iReuetungen  »utbtn  in  bet  ©W- 
!it*e,  nl*t  In  bet  *fattlit*e  («ante  U,  13)  tootgcnommen.  »ctl&eitatung- 
Äattetau,  3ona«btlcfe  I,  83.  —  (BUenbutg:  ©eibemon»,  (gtlfintenrnBcu 
35ff.    X^.  Äolbe,  3cltf*t.  f.  Ä.*ö.  V,  325ff.   Spal.  Ann.  bei  SRendca 

II,  Ö09.    2)aju  (3)M¥  Sorban):  «n«  «et.  eine«  8eU)slget  «ei^«tag«mitsL 
(2el^)jlg  1869)  5.  10. 

0.  35.    Ihignfttnettongt.,  @.  375  ff. 

8.  »7.  3tltf*.  f.  Ä.-©.  V,  331.  C.  R.  I,  541.  ©ilbetfiutm:  «6t. 
552.  557  f.    Sut^et«  »ebenten  an  b.  ©Ittenbetget:  be  SB.  II,  119. 

e.  88 f.  a)ct anfangt).  (SattpabW  neuet  n«?filf*et$etiobe,  unb  afle«ba8, 
toa«  gtöf  *el  («om  «pricflettum  1565,  abgebt,  gottgef.  ©amnit.  1731)  übet  \^ 
unb  aWote  etjSJlt,  !ann  etfl  in  bic  Seit  na*  bem  15.  gebtnat  fatten,  tm 
nut  fo  ettlStt  e«  fi*,  baß  ble  «tiefe  unb  attenflüde  ou«  bet  Seit  »or^ 
un«  nl*t«  barübet  mitteilen  unb  Satipabt  plöfell*  feine  ^teblgttl^tigfelt  m* 
giebt.  a)amlt  jllmmt  au*,  »a«  gtöf*cl  berietet,  baß  (Sattflabt  „in  seinen 
Lectionibus"  —  alfo  nl*t  In  bet  ^tebigt  gegen  ble  @*ulen  aufgetteten  ijt 
3)en  ttbetgang  ma*te  feine  Heine  @*tlft:  Predig  oder  Homilien  |  vber 
den  Propheten  Mala-  |  chiam  genant  J  Andres  Boden,  von  Carolstat  In 
der  I  Christlichen  stat  Wittemberg.  ||  —  3»l(!.  ^ro^eten:  3cltf*t.  f.  Ä.'®- 
V,  324,  ögl.  mit  @t tobet  a.  a.  £>.,  @.  26 ff.  2)ann  C.  ß.  I,  513 ff.  533ii- 
(füt  l^te  f)>Stete  ®ef*t*te  ble  n>ettt>oaen  92otl}en  bei  ^att>etau,  3:^- 
.  Sltt.-3. 1880,  @.559ff).  (Seibemann,  S^.SWünjet.  a)te«b.  xt.^i  1842. 


Snmettungen  unb  Setoeife.  569 

3«  40.  mtl.  u.  ^tSbefltnation:  G.  R.  I,  538.  (^onß.:  3eitf4r.  f.  je.«(9. 
V,  330.    be  ®.  II,  124  ff. 

6«  41.  ^ag  ber  itutfürj)  ben  ^ro^l^eten  ben  $ro)eg  mad^en  tcoütt, 
toxt  mtl  C.  R.  II,  17  crjS^It,  tolrb  but*  C.  R.  I,  537  iclbcrtegt.  —  be  ©. 
II,  35.  -  Rr8f*et  in  gortgcf.  @amtnt.  1731,  189 ff.  3«tf«T.  f.  Ä.-®. 
V,  331  f. 

e«  43.  be  S.  II,  138.  165.  mn\  toon  Sittenberg:  be  m  II.  142. 
O.  R.  I,  565  f.  ^ro^ljetentnra:  (5.  «.  28,  212.  214.  be  SB.  II,  139.  157. 
3>ann  gegen  ©einrieb  VIII.  —  «n  ben  Äntf.  be  SB.  II,  136. 

e«  44.  S3rief  te8  tntf.  (ügt.  a^^ßUn  I,  805,  9(nm.  2  ^n  @.  529)  nic^t 
eri^alten,  abet  na((  be  SB.  II,  137  jiemttc^  gleiten  Snl^alt«  n>ie  bie  Sn- 
fhmhion  C.  R.  I,  560,  n?enn  biefetbe  nid^t  mit  bem  gefnd^ten  Briefe  über- 
5ant)t  ibentif*  i«l.    S5gt.  je^jt  bie  SHtenpüde  au*  bei  (gnber«  III,  292 ff. 

S.  45.  iRümberg:  9lot^>,  «eformation«gef*idJte,  @.  95.  Xi^.Äolbe, 
griebr.  b.  SB.,  @.  31  f.  Sorban  @.  6.  11.  SWanbate  ber  gürflen:  SRenden 
II,  611  f.  ^jog  ®eorg:  «uger  bei  3orban  »gl.  @edenborf  I,  217 f. 
©etbemann,  (Sri.,  @.  5 ff.  unb  bie  getröl^ntid^  überfel^ene  ftorref^onbeni 
be9  $er)0g8  mit  bem  9leid^9regiment  im  ^^otisenMatt  jum  Krd^it  ffir  Bflerr. 
®ef*idjt«funbe  1852,  @.  21ff.    ©al*  XV,  2616. 

e.  4«.    Jlegler,  @abbata,  @t.  ®aVitn  1870,  1, 145ff. 

e.  47.    be  SB.  II,  137ff.    ©aumgarten,  Äarl  V.  II,  1,  227. 

e.  48.    be  SB.  II,.  152.  153  f.  157 f. 

S.  49  f.  9(4t  ^rebigten:  teine  ber  beiben  9le)enfionen  (S.  9.  28,  202  ff. 
211.  238ff.  252ff.  rübrt  in  ber  toorttegenben  gorm  toon  Sutljer  ber,  belbe 
bürften  tielme^r  auf  9{ad(f(]^riften  beml^en.  2)ie  grBgere  2)erb$eit  in  einzelnen 
®te0en  in  ber  ffirjeren, ).  S3.  @.  272,  bfltfte  für  gr9gere  ©enauigteit  f^retien. 

e.  52.  3eitf*r.  für  Ä.-®.  V,  333.  Saripabt:  be  ©.  II,  150.  156. 
176.  183 ff.  3ttiaing:  be  SB.  II,  156.  mt:  C.  R.  I,  607.  5)euteron.: 
S9ud^n>a(b,  9[nbr.  $oad(9  ^anbfd^r.-^amml.  1, 1.  XVI.  Op.  ex.  XIII.  be  SB. 
II,  160.  177.  180.  S3on  beiber  ®eflaU:  (S.  %  28,  285  f.  (tranfenfonraiU'- 
nion,  @.  308).  ®t^x  ba(b  ausgegangen.  Süm  20.  Süprit  n>urbe  aRü]^I))fort 
in  3toi(tau  mai^rfc^einUd^  mit  ber  9eltfire  ferHg;  fein  dt-  (<StI.  8ibt.)  tr5gt 
auf  ber  Äüdfeite  ben  SSermerf  Anno  1522,  am  Oflerabenb.  —  be  SB. 
160  f.    gKet.  an  ©cg:  C.  R.  I,  566. 

S.  6S.  SBie  n>i(4tig  aud(  ber  Gebaute  an  bie  batbige  SBiebertunft  (Sl^rifli 
für  Sut^r9  (Snttoidelung  unb  feine  Stimmung  im  einzelnen  mar,  fo  fann 
i(^  au«  il^m  bo4  nid^t,  »ie  KdlKin  I,  546,  fc^on  für  biefe  3eit  (für  bie 
fitere  3eit  togl.  oben  II,  550)  ba9  mangeinbe  8ebürfni9,  tir^Iic^e  Organi« 
fationen  )u  entmerfen,  ableiten. 

«.  54.  ®otte«bifnp:  gr3f*el  in  gortgef.  @amml.  1731,  690f.  — 
^toSixmtt:  3ufammenfunft  mit  9ut$er  bet(Samerariu9,  VitaMel.  praef. 
Neander  p.  28,  befl5tigt  unb  ergSugt  burd(  (Sorbatud  Xagebüc^r  m.  Sntl^er. 
ed.  SBram|>eIme|^er.  ^olle  1885.  (S.  27,  unb  burd^  Sutltier«  S3erid^t  Op.  exeg. 


670  ftnmettttngen  unb  8eioeife. 

XIII,  256.  be  ».  II,  179.  181.  190.  etor«  unb  Seßerbutd  be  S.  n, 
245.  eteit,  flb^.  ).  grantfurt«  SteformationSgef«-  (Wn^to  Sb.  V,  6ff.). 
jt rafft,  9nefe  unb  l^otumente,  84 ff. 

e.  66«  8if4efli4c  Sifitatton:  gj}r|leiiianii,  9^.  Utf.,  e.  19f.  - 
enrl^arbt,  @.  46.  Vrebiflten  in  8onia:  (S.  9.  '15,  320 ff.  fOtenbntg: 
8tttf^atbt,  e.  46f.  be  2».  II,  18dff.  191f.  194.  199.  201.  ©ecfen« 
bOTf  I,  213.  —  eint:  VugufHnettonflreg.,  @.  384.  iBenbi^en,  3dtf4t.  ffir 
tit4(.  »ifl.  VIII,  1887.  ».  9teinben,  ».  Stnr,  1.  ^.  1892  (no« 
nid^t  benutt).  —  Smictau:  Xengel  ^ijl.  «n.  U,  264.  beS».  U,  190.  0.9. 
e^mibt,  9lk.  Sandmann,  £ei)))ig  1860. 

0*  M.  8on  SRenff^nle^re  )u  meibcn:  G.  X.  28,  318  f.  SBtber  bcs 
foIf4  genannten  geiflU^eu  etanb:  Q.  9.  28,  141  (t>g(.  be  SS.  II,  216l 
235).    3uT  «ntfle^ungggefd^.  e.  183.  190.  194.    @onfi  148  (178)  200. 

0.  67.  (Srfuit:  l^ampfctnUe,  ber  im  einzelnen  übertreibt,  ober  t>o^ 
im  ganzen  ein  gicmtic^  ri<btige9  8i(b  bon  bem  unreifen  96erfal^ren  ber  neani 
Vrebiger  glebt,  II,  191  ff.    be  ©.  II,  115.  175. 

e.  68.  be  m.  II,  180.  203.  —  «nffinbigung:  be  SB.  II,  175.  Uftngen: 
204  «ugttftinertongreg.  894  ^enbbrief :  be  IB.  II,  220.  —  Sßalbenfcr  II, 208f. 

e.  69.  $rebigten  bon  SBeimar  ed.  ^M,  iBerltn  1846  (barau«  (S.  %.' 
16,  420).    a^elanc^tlfton«  banadb  )n  beri^tigenter  9teifeberi4t  C  B.  I,  577  ff. 

@.  M.  Assertio  septem  sacramentormn  adversus  Martin.  Lnthernm, 
aedita  ab  inuictissimo  Angliae  et  Franciae  rege  et  do.  Hybemiae  Hen- 
rico  eins  nominis  octavo  8.  1.  A.  (anbere  ausgaben  in  Op.  y.  arg.  VI, 
382),  )uerp  erafi^nt  26.  9ßai  1522.  be  m.  U,  213,  cf.  216.  iBonebe 
tom  15.  3nli.  Um  26.  3uU  (@.  235  in  regem  Angliae  nihil  ero  blao- 
dior.)  nocb  nicbt  an9gegeben.  9[m  6.  Sngufl  loerfenbete  fle  aber  f^on  ^tc^ 
(Skorg  an  ba9  9tei4dregiment  (92oti}enblatt  )um  %x6f.  f.  öflerr.  ®t\ä}i6ft»* 
!unbe  1852,  @.  24),  unb  jroar  entgegen  ber  l^rft^enben  Snnal^me  (^ dpiin 
I,  675),  bie  beutf(!be  0(l^rift,  n>e((^e,  ohmci^i  gemeinfam  mit  ber  anbeni 
gefd^rieben  ((S.  9.  28,  345),  bocb  n>enigften9  mehrere  So(^n  t>or  ber  latet* 
nifd^en  ausging,  benn  erft  am  3.  iRot>.  berfenbet  <S^eorg  bie  (ateinifcibe  (^^oti^enbl 
ebb.  e.  54.  «g(.  au*  StoingU,  Opp,  VII,  241).  Op.  v.  arg.  VI,  382. 
S)eutf(b  Q^.  ^.  28,  343 f.,  t>gl.  386.  »nfeinbungen  be^l^alb  be  9B.  U,  242. 
244.  252. 

®.  6S.  «Statt  $.  Suft  3.  6  t>.  unten  mug  e9  l^eigen:  9Hel(^ior  Sott^. 
Genauer  92eubrud  ber  ^e^temberbtbel,  in  beutft^en  2)ru(!en  alt.  3eit.  Sb.  I. 
©erUn  1883. 

e.  64.    $reid:  Aoal.  Lnth.  41. 

@.  66.  (So4teu9,  f.  55.  —  V\tt\6),  Wl.  Sutl^er  unb  bie  l^od^beutff^e 
e*riftfpra(*c.    ©re«tou  1883,  @.  50  ff. 

®.  66.  ^ibetberbot  in  @aäf\tn  unb  (Smfer:  tgl.  <Seibemantt,  (Srl&it 
e.  51.  i6ranbenburg:  9b.  iD^^üUer,  ®ef((.  b.  9lef.  in  i^ranbenb.  f&tAm 
1839,  @.  128.    (Sbitt  bom  Saläre  1524,  meldte«  aber  f^on  anf  ein  frftl^ 


^nmertungen  unb  ^ctDeife.  571 

aurüdmcip.  3u  ömfer  t>gt  no((  %^.  Äolbe,  (Sott,  öet  «ns.  1887,  9lx.  1. 
(Smferö  SSetUget:  ^tetf(^  o.  a.  O.,  @.  56. 

®.  67.  »Ott  töetttt^er  Obrigttit:  ^.  «.  22,  59.  «gl.  @.  68.  82.  85. 
90.  93.  89.  @4on  im  @e^rtcmbet  1522  bcabf.  »gl.  be  ©.  II,  249,  ferner 
jur  (gntpcl^ung  II,  254.  ©n  ©ibetterbot  in  »a|?em  ip  für  jene  3eit  ul*t 
na*tt>ci«bar,  t>gT.  über  jene  Seit  «.  t.  2)ruf  f  el,  2>ie  Ut^x.  ^ot  im  »eginne 
bcr  «efonnation«geit.  «b^.  b.  aWündJ.  «f.  III.  Äl.,  XVII.  ©b.,  3.  Slbt.  (1885). 

®.  68 f.  ®eorg  ton  @a(^fen:  @eibemann,  (grl.  59 ff.  a)ajtt  bie 
(gröSniungen:  X^>  ÄoCbe,  grlebri*  b.  S.,  @.  50ff.  be  S.  II,  285 f. 
300.  305.  308.  315ff.    C.  R.  I,  604. 

@.  70.  Bulla  coenae  domini:  (g.  ST.  24,  164  ff.  geitf^r.  f.  Ä.-®.  V, 
833,  aber  fd^on  gratiam  oovitatis  amisit. 

®.  71.  «> öfter,  Slbrian  VI.,  ®ien  1880.  Über  ben  «blaß  @.  235. 
«or  atten  aber  SWaurenbre^er,  Äatb-  9lef.  I,  202ff.  «uf  bie  «eform- 
)»erfu4e  9brian9  im  £e^t  einzugeben,  trSre  imecHod  gemefen,  ba  fte  für  bie 
iSntkoidetung  2utberd  uno  feiner  @a((e  gänjlic^  belangtod  gemefen  flnb.  — 
«ante  II,  29 f.    »aumgarten  II,  1.  228. 

®.  78.  Trüffel,  2)ie  bai^rifc^e  $oIitif  im  »eginne  ber  dteformationd" 
seit  («bb.  b.  bai?r.  «fab.  III.  Ät.,  XVII.  »b.,  3.  %ht.l 

@.  74  ff.  eidingen:  Utmann,  gr.  t.  @i(fingen,  e.  229  ff.  263  ff. 
Plante  II,  71  ff.  @trau«,  Ulr.ö.^utten,  410.455ff.  Oefolara^ab:  ^oro- 
tt)i4  unb  ^artfetber,  »riefm.  bed  »eat.  Wf.  308.  »ucer:  »aum  142. 

@.  76  f.  ^lani^:  bei  SRa^  3orban,  9ud  »er.  eine«  9ei)>}.  9leid^9tag9« 
mitgt.  (1869)  23ff.  Ulmann,  @.  262.  SKet:  C.  R.  D,  597.  a)a«  ifl  bie  na* 
2)  r  0  V  f  e  n ,  $reug.  $ol.  II  ^,  107,  angeblich  bei  @^alat.  ^6f  flnbenbe  ängernng, 
metcbe  Ulmann  a.  a.  O.  @.  262  nicbt  finben  tonnte.  2:rier  über  Sntber  unb 
eidingen:  3orban25.  9teid&dtag: 91  ante  11,30.  0.9lebli(b,  2)er dteicbd- 
tag  t>.  mmh.  1522  —  1523.  8ei^j.  1887  2)iff.  —  ftrantf.  8lei(b«tog«alten  bei 
Sannff  en  II,  259.  —  Über  bie  3oa-  u.  a«ono^)Olfrage  Sl.  Älndljobn,  in 
abb.  aum  anbenten  an  ®.  Saife  (1886),  @.  677  ff.,  t>gl.  au*  ^irtbeimer  an 
(§ra9mu8  in  €^trobel9  »ermif*te  »eiträge,  @.  163ff. 

®.  78.  »aumgarten,  Äarl  V.  II,  231f.  235f.  3orban  a.  a.O. 
Sut]^er9  ^nttoort  an  ^lanitj:  be  SB.  U,  306.  %^,  jlolbe,  2)a9  smeite 
»rebe  9lbrian9,  in  ^ir*engef*.  ©tubien  ^.  9{euter  getoibmet,  Sei^^ig  1888, 
@.  215,  unb  bie  bort  @.  210  ff.  abgebrühten  ^lani^briefe. 

®.  79.  $irf^eimer  bei  ^trobel,  »erm.  »eitrSge,  0.  163.  @oben 
»eitr.,  ®.  152 ff.  »aumgarten  a.  a.  O.,  @.  237.  SRummenlJof  inSKlt- 
tdl.  be9  »erein«  f.  b.  ®ef(bi*te  9{ümberg9,  1886.  2)er  Segat  an  ^ße  bei 
Morsolin,  Francesco  Chiericati  (Dagli  Atti  dell  Academia  Olimpica  di 
Vicenza)  1873,  p.  .111  sq.  Über  Ofianber  au*  9Rel.  in  C.  R.  I,  605  f. 
9{ot]^,  9teformation  in  92ümberg,  Sür;|burg  1885. 

e.  81.  »aumgarten,  @.  246ff.  —  SBiber  bie  »ertelftrer  tc  beXB. 
II,  311.  335.  357.  367ff.    Übrigen«  in  ben  3uli  }u  fe^n,  ba  ber  JlurffiYjl 


572  VnmcTfuiigen  nnb  Qctodfe. 

|U  f^on  Vnfang  Xngit|l  fcimt,  lofi.  C.  Ret  I,  631,  geiiaitet  Xtifatts  Svü 

n.  %.  XU,  60. 

C  8t.    t>o%  3cfn«  dn  gcemiier  3ttbe  fei  6.  V.  29,  46. 

e.  8S.  Sil  eicfingen:  be  O.  n,  265.  840.  {e\Attx  mtf  et  t^n  mit 
€ott|tabt  unb  9Rftn)ct  tnfammcn  III,  474.)    9Ret :  C.  R.  I,  598. 

e.  84.    etettin:  be  O.  11,  297. 

C  85.  mmptUd^n  Biotinen:  be  Q.  II,  318 ff.  321.  3dO.  Snt  2oflc  ha 
Jtteflet:  II,  195.  334.  l>at  2ton^  Stüppt  (Otfurt.  SRatr.  II,  149)  mit 
^nt^t  befannt,  ia  bog  fetterer  um  ben  8efTdung9toetfiul(  bedfeTben  genrnit, 
f(^nt  mir  na4  bem  Cenbf^reiben  anger  afler  %xagt.  tSgl.  fonfl  Anal.  L 
442,  too  11.  %px\i  flau  4.  itt  lefen  ifl. 

0.  8C.  ftatoerau,  Caf^r  OfiUet,  ^fle  1882.  ©Hefel:  itein, 
SleformationSbUtter  bon  QfftiitAen  1860. 

e.  87.  (Sberlin  i».  (9ftnsburg:  9tiggeubad(,  n.  to.  Ü..  2:ftbtnseB 
1874.  9(abnofer,  96.  «.  i$.  mMl  1887.  STettenba«:  bei  ITeim,  9tef.  m 
lUm.  etttttgart  1851,  43  ff.  67  ff.  unb  bei  ^er^og  SteatencvR.  sub  voce.  @4^ 
nieten:  Anff  die  ?nderricbt  des- / bocbgelertcn  Docto/ris,  Em  Hieroniiny 
tnog^rsz-heim,  von  Ocbsenfart  Col/ligat  ynd  prediger  zn  /  leyptzick  /  Aotb- 
worth  /  Georgen  Scboniche  /  czn  Eylembagk  /MD  xiiij  Jar  /  (iu  meiiiet 
«ibl.)  t>dl.  Weigel,  Thes.  2406.  CX^fenfa^rt«  «ntn>ort:  Weigel,  Thes. 
Nr.  2643.  —  ©eb.  Jotjet:  2)i>bel,  TOemmingen  I,29.33ff.47.  71.  72ff.- 
Ziegler,  Ain  knrtz  Register,  vnd  anszzng  der  Bibel  in  wölchem  man 
findet,  was  Abgötterey  sey  vnnd  wo  man  yedes  sncben  soll.  Colliglert  dorch 
Clement  ziegler  Gärtner  zn  Straszbnrg.  1524  ((8rl.  U.-8iM.).  S>erf.  f^tof  fi 
^pmttt  ben  XSttferu  an.  t>gt.  CorneUnS,  (9ef((.  b.  9)i{finjl.  9nfru]^r9  II,  267  ff. 

0.  88.  Utf.  ©eibin:  Wyder  das  vncbristlich  schreyben  vnd  Lester- 
bnch  des  Apts  Simon  zn  Pegan  vnnd  seiyner  Brüder.  Durch  Ursula 
Weydin  Scbösserin  zn  Eyssenbergk  etc.  1524.  (Steine  Oibt.)  ^trgnla 
D.  <9mmbac!(:  $rantl,  (9ef((.  b.  UniMtfitSt  aRfind^en  I,  150 ff.,  mo  ait4 
bte  altere  Sittcratur  t>er)eid(net  ifl.  i».  ^ruffet,  2)ie  bo^tifd^e  ^olttit  im 
^ginne  ber  9l(fonnation9ieit.  m^.  b.  bot^r.  9[tab.  b.  SBtff.,  III.  ftfolfe, 
XVII.  ©b.,  3.  «bt ,  @.  650  ff.  C«ne  eingeljenbe,  unbefangene  3)arfle!Iim8 
bei  &t\äf.  ^eel^ofer«  unb  Srguta  toon  (9rumbad(9  fel^tt  noc^^.  -—  ©^o^gei: 
t>.  !3)ruffel,  2)er  bat^rifc^  SD^inorit  bet  Obfertoan)  taf^ar  @4a(^er  nnb 
feine  ©c^riften  au9  ben  ©itungdber.  ber  p^ilof.  tc.  l^ißor.  IMaffe  ber  baiyr. 
«tab.  b.  ©iff.  1890,  ©b.  II,  Mt  III.  3>ietenberger:  ©ebemer,  30*. 
Tietenberger.  ^^reiburg  1888.  ^aju  Z"^.  Jlotbe  in  (^ttinger  (Mt^xtt 
«n^eigen  1889,  ißr.  1,  —  3um  ©utbgetoerbe  u.  a.  aud^  9WeI.,  C.  R.  1,912. 

8.  89.    2ui^  in  ©d^toeinitj:  <Spa(atin  —  lOr^enden  II,  631. 

S.  90 f.  potent}:  Xfd^actert,  (5.  te.  potent}  in  jlird^en^ifl.  etubien 
1888.  SKbrecbt  ton  Preußen:  be  ®.  II,  266 f.  526.  «ante,  a)eulf(*e 
Qbt^6f\6ftt  II,  328  ff.  ^.  (Srbmann,  9ut$er  unb  bte  ^ol^soCenr.  tSreStoa 
1883,  @.  166  ff.  467  ff,    «n  b.  ©erm  bentf(*en  Orbeu«  w.   S.  «.  29,  16. 


SCnmetfungen  unb  9ttotx\t.  578 

%ihxtt!it  &>al^tf((etnU(4  im  Oft.  1523  in  Sßittenberg.  @pdatin-3)^enden  U, 
GBO,  ein  s»>ette9  ^al  va  eod^au  9nf.  äJ^ai,  ebb.  p.  635.  3n)mifd^en  ^t 
^akoerau  in  2)eut[(!^e  Stttetatut)eitung  189i,  ^x.  U,  @.  491,  bann  S$. 
%.  288  ff.  na(4gett>iefen,  bag  {i(4  ba9  trabitioneOe  2)atnm  28.  äJ^Srg  in  (einem 
Ortgittatbruc!  finbet,  fonbem  erfl  in  ber  Senaer  9u9gabe,  nnb  bog  bie  (^d^rift 
Sutl^et9  er|i  na(4  ber  SBetbnng  be9  bertranten  UaM  Oeben  (Snfimttton 
be«f.  öom  U.  3nni  1523,  abgebtudt  bei  2:  f(!^  ädert,  3eitt(*r.  f.  Ä.*®.XI, 
279)  unb  mä^  ber  )}erfönUc(en  Snmefen^eit  be9  äl^artgrafen  getriffermagen 
al9  beflellte  Arbeit,  olfo  gegen  meine  im  Steirt  audgef^roc^e  ^nnal^me  toal^r« 
f(!^einU4  erfl  Snbe  be9  3al^re9  1523  ausgegangen  ifl.  3um  ®an)en  iß  ie^t 
au^  in  Dergleid^en:  X\6fadtxt,  $reug.  9leformationdgefc(.  in  bedf.  Ur« 
tunbenbuci^  }nr  9leformationdgef(^i(4te  ^reugenS,  Sb.  I,  Sei^jig  1890.  @^e« 
ratu9:  2:f(!^a(tert,  $.  @p.  herein  für  9{eformatiodgef((.  $eft33,  eaael891. 

®.  9S.  9{iebetanbe:  2:1^.  ^otbe,  ^uguftinertongr.  388.  Anal.Lnth.  49. 
3len,  «einri*  t.  3üt^l^n.    ©atte  1886. 

@«  93«  iRa(!^)utragen  ifl  jn  Lambert  2:i^orn  folgenbe  biSl^er  unbeachtete 
(Stelle  au9  Sutl^erd  1523  gefc^riebenen  Sibmung  ber  defensio  Johannis 
Apelli  etc.  E.  A.  opp.  v.  arg.  VII,  500.  SB.  «.  XII,  70.  Exnsti  sunt 
iam  dno  fratres  Bruxelae,  tertins  simnl  (ut  vocant)  degradatns,  nescitur 
in  Assyrios  aut  Babylonios  per  Sophistas  translatns  sit.  SBie  Jl  rafft 
S3anb  IX  be0  toiffenfc^aftti^en  ^rebigerberein«  ber  8«^ein^roöinj  @.  95 
angiebt,  »urbe  er  am  15.  @e^t.  1528  ^ingeriiijtet.  —  a)er  Sitel  be«  @enb- 
brief«  (be  S.  II,  362  ff.)  ent^ri^t  nic^t  ber  Originalou«gabe;  bgt.  S.  a. 
XII,  74f.  —  Sieb:  Sadernagel,  2)a9  beutf^e  ^irc^enlieb  III,  dff. 

@«  95.  be  S.  U,  474.  f^erbinanb  bei  Balan,  monumenta  refor- 
mationis  1884,  p.  311.    ^(ani^:  (Sgell^aaf,  S)eutf(l^e  ®t\^.  I,  487. 

e.  96.    Sb.  ^olbe,  Stiebri(^  ber  Steife,  @.  3. 

@.  97  f.  9ean!eII,96.  ©aumgartenll,  335f.  3ttr  ©eurteilung  be« 
@bi(td,  ebb.  @.  339  f.  9nber9  ISge  bie  @a(^e,  menn  bie9^a(^ri4t  bei(So(^Uu9, 
ber  zugegen  mar,  bag  bie  Semerfung  bejflgUcib  be9  Sormfer  Q^bi(t9  auf  $an« 
nartd  bringenbe9  Serlangen  ^injugefe^t  »orben  fei,  rit^tig  toäxt:  Additom  est 
in  decreto.  Cochleos,  Acta  90.  —  be  S.  II,  473. 486. 490.  509.  (9tei49« 
tag«abfd^ieb  u.  a.,  aber  ungenau  bei  SBalt!^  XV,  2678).  —  ©gl.  femer  (im 
Xejt  no«  niiijt benutzt) «.  «i*  ter ,  3)er  Üiei*«.  j.  ^lüxnh.  1524 (8ei»)j.  1888). 

@.  99.  „3ö>ei  taiferli^e  jc."  e.  «.»24,  220  f.  2)ag  Sut^er  gerabe 
bad  äRanbat  in  feiner  Ausfertigung  au  bie  (trafen  )u  ^Tlandfelb  abbrudte, 
n>a9  f^on  (So(!^leu9  93  befonberd  ertoSl^nt,  ifl  »o^l  nur  barau9  }u  ertlSren, 
bag  er  bon  bortl^,  bieüeid^t  bon  bem  au9  92ürnberg  jurüdreifenben  (trafen 
Slbred^t  ober  aud^  in  (Srmiberung  auf  bie  Sßibmung  t>ou  „(Sin  ®t\6f\äft,  tsie 
®ott  einer  el^rbaren  ^lofteriungfrauen  auSgel^olfen  l^at"  (bgl.  be  9B.  II,  495), 
suerfl  eine  Slbfd^rift  erl^alten  ^at. 

e.  101.  »al an,  832 ff.  339 ff.  347 f.  349.  »ea(4ten9tt>ert  ftub  übri- 
gend  bie  fel^r  merfioürbigen  ©(^reiben  be9  $a^fle9  an  (Sampeggi,  p.  327 

Stent,  8uti^.   n.  37 


674  tbtnetfttngen  nnb  Oetodfe. 

n.  328,  na4  betten  ber  ^^ft  einem  oonventus  Gennaniae  generalis  ad  le- 
fonnandos  mores  cleri  bnti!(au9  nid^t  abgeneigt  toar.  2)ie  Xbnetgnng  M 
^aten  nnb  bie  anbete  Stellung,  bie  ber  $a^ß  gn  bent  beabftti^tigten  Sage 
bon  epdtt  annal^m,  erftSrt  fiät  bann  fe^r  einfad^  borond,  bag  man  bort 
eben  übet  gan|  anbete  2)inge  Det^nbeln  u>olIte.  „^eie  ©tSbte"  ebb.  e.  336. 

C.  IM.  ftaifett  Mag:  IBal^  Xy,2705.  ^^artitnlatttformationen' 
9a(an  827.  9tegen9bntg:  9lan(e  II,  108ff.  getb.  Ott  Clement:  8a(an 
857.  Stwci  an  getbinanb:  ebb.  390.  SRU  Unted^t  büben  bana(^  b.  2)rnffe( 
a.a.O.  666  nnb  Qanmgatten  II,  391  eine  fttgening  über  bie  ^mi- 
bntget  ftbmat^ungen  iMtmigt.  3)etfe(be  Brief  i»om  31.  Ott  1524  je^t  <mäi 
and  einet  ftbfcbtift  im  Galjbntget  jtonfiflotiatanbit)  bei  2)atterer,  SD^at« 
t^n«  8ang.  (Srt  X\f[.  1892,  @.  LX.  —  8g(.  übrigens  femer  (im  SQt 
nocb  nid^t  benu^t)  3.  GeinfStfer,  2)er  8erfn(4  eine«  9tattonalton}t»  io 
6^er.    amtt  b.  8erl.  «tab.  b.  S^ff.  1889. 

e«  106.    ,,^a6  eine  c^rißl.  Serfammtnng'':  ®.  X.  22,  140. 

C  IOC.  De  institaendis  etc.  opp.  y.  arg.  VI,  494.  SB.  9.  Xu, 
160;  bgl.  and»  früher  be  O.  II,  192. 

0.  107.  ^aientoal^t  in  QS^men:  C^^atatin,  621.  fftat  u.  ^emeinbe: 
be  ffi.  n,  160.  —  @im.  Wttfe:  gtJfW  in  g.  ©am.  1731,  @.  695.  Übet 
bie  Ikrl^anbtungen  toegen  ber  Vfamoal^l  Seim.  Std^.,  Dg(.  je^t  ant^  gering, 
8ugen]^agen,@.21.>-Orbnnngbe«Ootte9bienfle9:  6.91.22, 152.  SB. «.XU, 
31.  2)ie  fd^riftU^e  iRod)  in  bem  bafetbfl  an  erfier  SteSe  ermai^nten  2)tii(! 
giebt  todf  fein  9led(^t,  bie  ©t^rift  erfk  $fingPen  erfd^ienen  fein  )u  (äffen  (^Sftlin 
I,  561).  @ie  mitb  i»or  ber  (Sinfül^mng  erfd^ienen  fein,  bafür  fprid^t  ant^  bte 
<9rünbonnet9tag))tebigt ,  n>ei)(  fonfl  eine  8emetfnng  über  ba9  Xbenbma^I 
^äf  tt>o^(  barin  fSnbe.  9$gt.  (8ött.  ®e(.  «ng.  1892,  @.  575.  ~  (Sinfül^mng: 
e^alatin,  621. 

S.  108.  «benbma]^t9t>erl^dt:  (Srt.  11, 199f.;  17,  40  nnb  ierieger  in 
ber  3eitf(^r.  f.  Ä.-®.  IV,  584 f.  gür  bie  ©nfüljtnng:  be  SB.  n,  428  nab 
in  b.  Form,  missa  op.  y.  arg.  VII,  13. 

S.  109.  £auf6üd((eitt:  (S.  %.  22,  157.  S^.  9(.  XU,  38.  „fBüt  man 
ted^t  tc":  (S.  9.  22,  166  ifi,  toie  in^mifdften  jlametan,  Sttnrgifd^  etnbiat 
an  entleer«  2anf6üd^Iein  V,  3eitf*r.  f.  firdjl.  ©iff.  X,  1889,  @.  695  nnb 
©.  «.  xn,  48f.  bargetljan,  nic^t  ton  ßntber.  -  be  SB.  II,  422. 

S.  110.  Form,  missae,  op.  y.  arg.  VII,  3.  2)a}n  je^t  mit  tot« 
)üglic(er  ^ommentation  l^ameraud  in  S3.  ^.  XII,  197  ff.  $an9mann: 
be  ©.  II,  428.  429f.  439ff.  «gl.  O.  @.  ©djmibt,  iRif.  *au«mann. 
Sei^jig  1860. 

®.  Ulf.  be  S.  II,  590  (fdjon  im  Sannar),  i>gL  «ieberer,  (Sinf.  b. 
beutf(b.  Äird^engef.,  @.  95ff.  SB  a  der  na  gel,  ®efdj.  b.  Äird^enftebe«,  3.  «b. 
Hd^elid,  (Sntfleiungdaeit  ton  2üt^tx9  geiflUd^en  liebem  (SJ^arburg  1883 $t.) 
nnb  bie  treffUii^e  Arbeit  ton  SSac^mann,  3ttr  (Sntfie]^nng9gef(^.  ber  geipL 
Sieber  Sntl&er«.    3eitf*t.  f.  lird^l.  ©iffenfdj.  1884,  @.  150  f.  294  ff.    2)0« 


Wnmetfitugen  unb  SetDeife.  675 

Xd^ttiebetbttc^  bfitfte  lieber  in  Wittenberg  erfcl^ienen  fein,  ogt.  @))aMn  an 
$irt]^etmer,  bei  Henmann,  doc.  235. 

0.  113*  aßelobie:  d.  b.  SBinterfelb,  2)er  eb.  Sit(4engef.  1843,  1 
143. 160.  2)ie  S^elobie  be9  Credo  nac^  $.  fl,  mjßn  (Sutl^er  ald  ber  Sater  be9 
eb.  jeir(bengefange9,  Sei^jig  1881,  e.  22)  ni(4t  bonSut^er.  («nber9  3.  Jtöfi:» 
Un,  gütiger  I,  577.)  —  ffiie  Wneß  fiäf  bie  Sieber  einbürgerten,  jeigt  @»)a- 
tatinö  ©efc^rctbung  ber  ©eerbigung  griebri*«  b.  SB.    Baläf  XVI,  221  ff. 

@.  114,  @tift8fir«e:  C.  R.  U,  609ff.  XIJ.  Äolbe,  griebri*  b.©. 
34f.  65.  be  W.  H,  271.  283.  (etnbenten:  @pal.,  Ann.  618.)  @e(ten- 
borf  I,  618.    be  ffi.  U,  308.  314 ff.  (©nrfb.  55)  354. 

S.  115.  ©tiftdtird^:  SBnrt^arbt,  62.  «nc^matb,  2:i^eot  ©tub. 
n.  ftrit.  1884,  562ff.  be  ©.  H,  389.  Äatoeran,  3ona«br.  I,  88ff. 
C.  R.  I,  640.  «eflStigttng  ber  SJoml^emn  (gegen  Äöfttin,  @tub.  n.  Ärit. 
1884,  672):  ©urfl^arbt,  73.  be  SB.  II,  436.  503.  C.  R.  I,  662.  beS. 
II,  530  ff. 

e.  11«.  @aft9fir(^e:  be  S.  n,565.  5£]^.  «olbe,  griebrid»  b.  SB.,  67. 
beSB.  11,568.    ©urtl^arbt,  76. 

@.  117.  ^rebigt:  (5.  «.  '17,  107  f.  115.  Oreuel  ber  ©tittmefie:  (f. 
SC.  29,  113.  be  ©.  n,  177:  Nam  haec  ego  quaesieram  hactenns,  nt 
conscientiae  ab  istis  contrariis  faciebus  liberarentur  et  res  ipsa  per  sese 
rueret  communi  consensn.  —  SBald^  XIX,  1453 ff.;  togl  2^eot  @tnb.  n. 
^rit  a.  a.  O. 

e.  118.  Äurf.  n.  3ol^.  b.  ©at^fen:  2:^.  Äolbe,  griebri*.  b.  SB.,  51. 
58ff.  Q^bertin:  9tiggenba4r  3o]^.  (&.  b.  ©flngbnrg.  2:ab.  1870.  ^abU 
tofer,  (Sberlin  b.  ©ün^burg,  iRSrbUngen  1887. 

e.  119.  Strang:  ©trobet,  SRifcea.  lU,  Iff.  ©(^mtbt,  (Sif. 
SleaIgi?nraafiaI<)rogr.l863.  3eitf4r. f. l^ifl. Sljeol.  1865.  ©atbtter,gerbinanb. 
Seitfd^r.,  3.  gotge,  26.  ^ft.  Melanchthon,  Loci  com.,  ed.  S;]^.  ^olbe. 
(Errangen  nnb  2ei^jig  1890,  @.  219  (ögL  153)  222.  C.  R.  I,  639.  655. 
661.  be  ffi.  n,  427.  489.  519  (an  ^erjog  Sojann  bgt  ©urfljarbt,  72), 
@oitfl  über  @trang  U,  602.  504;  TI,  43;  U,  585-643.  —  Snt^r  fpäter 
über  ba9  mofaifd^e  ©efefe  an  ben  9tat  }u  2)an)tg:  be  SB.  n,  657 ff. 

S.  130.    Jlanfdl^anblung:  (S.  Sl.  22,  199ff. 

e  131.  «lofier:  be  SB.  U,  187.  195.  ^nrtjarbt,  56.  be  ©. 
331.  424.  431.  ^er^berg:  »nrtjarbt,  47.  Z^,  Stoibt,  SCugnfHner-* 
fongr.  383.  —  be  S.  n,  205.  276. 

e.  ISS.  Seignider  ^afienorbnung:  be  ©.  II,  252.  8nr(Jarbt, 
53.  9ti(^ter,  JT.-O.  U,  484.  ftatoeran,  92.  fix6f.  f.  fS#  ©ef«.  IH, 
78 f.  be  SB.  U,  382.  3nr  2)atiemng:  (S.S1.  22,  106,  9h:.  1  ((j^em^lar  ber 
(Shtanger  iSibliotl^t).  S^t  nac^tragUd^  nodj  ftatoerau  in  ©.  Sl.  XII,  Iff. 

S.  lS6f.  XUemann  ®<Jnabe(:  be  ©.11,  567.  Stngnfinertongr.,  400 f. 
2)erf.  mx  nnr  2)iatonn9,  cf.  jeameran  ©.  S(.  XU,  7  —  banadj  ber  2:qct  au 
berbeffem.  —  (Sra9nm9:  Anal.  Lnth.  38.  2)ie  tt)id^tigflen  etellen  an«  (SraS« 

37* 


676  ftnmettimgen  unb  Qoocife. 

nm«  «riefen  n.  <t  bei  9(itt,  3<itf4r.  f.  tnt^.  SM-  1B66,  507 ff.,  io 
eti^art,  etäf^va,  2)tutitinonb  k.  {^t  oben  I,  373).  be  SB.  11, 196. 200. 
352.  411.  !£iefer  (c^te  fUber  nUbt  an  9Htot<ux9  Sandmann  geriilbtete  «rief 
»itb  bd  8 a( an  308  Conrado  gngefcbtieben,  er  toirb  an  QEonrab  ^icann« 
gerietet  fein;  i»gl.  3tt)ingli,  ep.  I,  193.  —  AnaL  Luth.  öSff. 

e.  126«  Snt^  an  (8ra«mn«:  be  G.  II,  498  (bie  ^ttoB^nVvStt  8^ 
nrteilung  be9f.  tonn  id(  nid^t  teilen).  Sra9nui9  barfiber:  ^irdl^etnier,  opp. 
278.  eeine  Xnttoort:  80 ding  II,  409.  (^a9nm«  unb  (Seorg  o.  @a4fen: 
^orattit,  Erasmiana,  Giener  @itung9ber.,  8b.  90,  1878,  e.  397ff. 

0.  1S7.  Sraemn9  Senoerfnng  «)on  2nt^tt9  Seigre  «H)ni  nnfreten  WM 
)nerft  in  einem  8ricfe  an  3t»ingli,  31.  Xug.  1523  (3tt>ingfi,  opp.  I,  203). 
^rnmmonb  II,  203.  Sut^er9  Asaertio  omniom  artic:  Opp.  v.  a.  Y, 
225  f.  239. 

e.  188*    aWeL:  C.  R.  I,  672.  674  f. 

S.  130 ff.  De  serro  arbitrio:  opp.  v.  arg.  VII,  113.  be  SB.  U, 
561  ff.  616.  626.  ^tragburger:  Stapp,  Stldat  9laäfU\t  II,  691.  9Rd: 
C.  R.  I,  691.  734. 

S.  1S4.  IBie  Snt^  fpStet  «)ot  ^rSbefUnation^forgen  matnte,  fle^  n.  a. 
be  G.  lU^  354  (nac^  1533  gef (^rieben,  benn  (Emciger  mirb  al9  Dr.  begcic^ 
net).    2)ann  ba9  fc^Bne  8eben(en  V,  40ff. 

S.  185.  Gäulen:  ^ie  2)arflellung  be9  3c^<^  ^  ©(i^ulmefend  bnit^ 
bie  9teformation  bei  ^anlfen,  <9efd^.  b.  gel.  Unterri(4t9.  1885  ifl  eine  ten- 
benjiSfe  SntßeHung  im  ®inne  3anflen9.  Über  Erfurt  gon)  bef.  ftranfe, 
Eob.  Hessns,  373.  375 ff.    öltL:  C.  R.  I,  662 ff.    Stttl^r:  be  «B.  U,313. 

e.  18«.    ^nbif4e  SeMon:  be  G.  U,  491. 

S.  187.    ^n  bie  9tat91^erren:  (S.  S.  22,  168  ff. 

®.  140f.  be  ©.  n,  150.  156.  177.  183;  togt  C.  R.  I,  570.  571. 
Sol^r  3Sger,  (Sartflabt,  e.298,  xo(x%  bag  ba9  unterbrüdte  2\Jb€ä  eigent- 
Ud^  gegen  (Smfer  ^tdäfttt  mar,  ifl  mir  nii^t  befannt. 

e.  14S.  Sanbgnt:  Stdfc^et,  Unfd».  iRa^rid^t  1731,  @.  694.  2)aS 
(Sartßabt  iebenfatid  fd^on  1522  @egrena  befag  unb  M^oXb  aud(  bie  <£r}5]^Inng 
Sröft^el9  in  biefe  3eit  fallen  toirb,  ergiebt,  bag  nad^  (Sarlfiabtö  8rief  an 
^ünitt  (@ eibemann,  128)  ba9  novam  hospitiam  nal^e  bei  SBittenbeig 
gemefen  fein  mug.  (Sarlftabt  in  Orlamünbe  fiel^  (S.  $afe  in  'SRittöl  b. 
<9efd^id^t9-  unb  mtertumdforfd^enben  (SefeQfd^aft  be9  Ofierlanbe9,  lY.  8t). 
mtenburg  1858. 

S.  148.  2)ru(terei:  be  SB.  II,  458.  461.  —  ^oli^gamie:  ebb.  459.  — 
«einl^arb:  8gt.  meine  iRotiien  in  3titfd^r.  f.  Ä.-®.  VIII,  284,  bann  in 
jeird^engef(^id^t(.  @tnbien,  it\pm  l^^i  @-  229.  (Sarlflabt  in  Orlamünbe 
bei  35g er,  e.  425 ff.  2)anad^  l^aben  feine  Umtriebe  bieüeid^t  txt  Oßens 
1524  begonnen.  —  be  «B.U,  488 ff.  507.  521  (öom  18.  3uni  »gl.  @eibe- 
mann,  ^O'^ünjer,  41,  Ü6rigen9  nid^t  an  ben  jturfürfien,  fonbem  an  $er}og 
3o^.  grtebr.  gerid^tet).   SUttmort:  Sa(d^  X,398.  (Sarlflobtö  ©mubbeft«  in 


^(mnetfungcn  ttnb  SBetDetfe.  577 

Dtlamünbc:  fieljc  ©tief  be«  «at«  an  ^rjog  3olJann  In  ^Urfad^en  bcrljalbcn 
^nbre9  (Sarotpatt  ang  ben  tanben  )u  @adbfen  bertriefien." 

8.  144.  9Rfin}er:  @ eibemann,  Xf^.  9R.  1841.  gBtflentann, 
5Rene«  Urfnnbenbnc*,  @.  228  ff.  232.  245.  246  ff.  2)aju  bie  fel^r  toi^tigen 
Stflfinjungen  in  iWeue  iWitt.  au8  b.  ©eb.ljifl.  antiq.  gor^.  XII,  150 ff.  — 
3n)tt)ifc(en  erfii^ien,  (onnte  aber  nic^t  ntel^r  benn^t  werben:  O.  äßer^,  X^o* 
wa«  aWünjer  unb  ©einrieb  «Pfeiffer  1523—1525, 1. 21.  ©öttinger  2)iff.  1889. 

®.  145.  ©rief  an  SKcland^tl^on :  «inbfeil,  21ff.  (©trobel,  2^. 
SWünjer,  iRümberg  unb  «(tborf  1795,  6.  173).  2nt^er:  be  ©.  II,  379. 
531.  iWan«felb:  g5rflemann,  Urfunbenb.  I,  232.  ©c^öffer  Beiß  jc. 
5«eue  Sl^itt.  XII,  153ff.  (Äa»)»),  Ä(.  iRactlcf.  II,  613). 

@.  14«.  ©angerl^anfen:  ebb.,  e.  170.  ffii<jleben:  ebb.,  @.  171.180. 
©enbbrief:  be  SB.  II,  538,  erfc^ienen  bor  bem  3.  9(ngnfl,  ba  SD^ünjer 
(görjleraann,  Urf.  I,  248 f.)  pc6  bereit«  barauf  bejiel^t,  aber  nat!^  bem 
13.  SnU,  ba  Sut^^er  f*on  (<S.  542)  SW.«  nnter  biefem  2)atum  an  ©erjog 
Sol^ann  gerid^teten  ©rief  m.  iWitt.  XII,  169;  ©ed enborf  I,  305)  tennt. 

@.  149.  (Saripabt  nnb  äJ^flnser:  bg(.  feine  (Sntfc^ntbignng  hd  @tei6, 
SBeflerburg.  Slbl^anblnngen  jn  granffurter  ®ef*.  1872,  @.  23.  —  SSger, 
Cartflabt,  e.  429  f.  439.  442.  —  (Sine  S^ronologie  ber  ©(^riften  Cartpabt« 
über  ba«  $(benbmabt  im  Saläre  1524  I5gt  fi4  mit  eiii^erl^eit  ft^merliii^  fefl- 
flellen.  ^u9  ber  ©ejugnal^me  ber  einzelnen  ©(Triften  aufeinanber  ()ogt.  SSger, 
429)  tSgt  ^6t  im  bepen  gaKe  nur  bie  Speisenfolge  ber  ^faffung  ber  attem 
^nf(4ein  nac!^  unmittelbar  nad^einanber,  t>ielleic(t  fogar  nebeneinanber  ge« 
fc^riebenen  Srattate  entnel^men,  no4  ni(4t  bie  Steil^enfolge  in  ber  2)md« 
Ugnng.  ©eac^len^toert  ift,  bag  (Sarifi.  in  ber  bom  6.  9{ot>.  1524  batierten 
@(^rift:  „Urfa(4en  berl^atben  9nbre9  (Sarolßatt  aug  ben  (anben  in  ©ac^fen 
Dertri^ben",  angiebt,  er  "^ht  t>om  ©atrament  „syben  büchlin  gemacht,  die 
DU  gar  nah  alle  gedruckt".  $((«  bie  brei  fünfte,  in  benen  Sutl^er  gegen 
il^n  unb  bie  SBa^r^eit  fei,  giebt  er  an:  „einer  ist  von  dem  Sacrament,  der 
ander  von  der  Tanff,  der  dritt  von  der  lebendigen  stjmm  gottes".  2)a^ 
für,  bag  aud^  bie  Saufe  fd^on  einen  ©treit^unCt  abgab,  ifl  bie8  unb  3^i<id^t# 
opp.  VII,  469  bie  einjige  ©ett>ei«fleae.  2)odi  togt.  ben  ©erid^t  3lgricota8(?)  bei 
©red^er,  i«. ©eitr.  in3citf(^r.  f.  W- ^^  1872,  @.406.  ©n „®ef»)redJbücWein'' 
barüber  »ar  bamald  unter  ber  treffe.    (Sd  i|t  mir  nid^t  betannt  geworben. 

S.  150.    ©rief  b.  Ortamünber  bei  (S.  ^afe  a.  a.  O.,  @.  114. 

e.  151.  ©.  @tein:  ©urtl^arbt,  @.  73.  ®at*  X,  398.  Siein- 
l^arb  fie^e  9(nm.  ju  @.  143.  Acta  Jenensia  et  Orl.  (S.  ^.  64,  384.  3um 
a)rucf:  be  ffi.  U,  652.  ©ajmann,  Äreigig  ©riefe,  in  Seitfc^r.  für  SijL 
S^eol.  1861,  @.  618.    be  ©.  II,  557. 

®.  153.  ^a^ta:  9)^at(efiu9  fünfte  ^rebigt.  Über  bie  $rebtgt  bafelbfi 
(8.  ^afe  a.  a.  £>.,  @.  121. 

e.  158.  Orlamünbe:  (S.  31.  64,  395.  2)a)U  Sut^  ®.  S.  29,  159. 
2)ie  ©d^riftflene,  totl6)t  ber  @(^ufler  bunlel  im  @inne  l^tte  unb  bie  Sutl^er 


678  tbtmetfttngeii  imb  ecndfc 

ni^t  auffittbeit  tomtte,  ift  toleUci^t  ^t^-  39,  16.  —  beS3.II, 
650  f. 

e.  164.  (S.  «afe  a.  a.  O.,  e.  122 ff.  92eue  9Rttt  xn,  198ff. 
eteit,  Ckr^.  föc^utg.  IB^.  )tt  Stanffnrt9  Xefotmatton9gef(^.  1872 
(«r*.  für  gtantf.  QM4.  «nb  «unfl,  V.  ©b),  @.  25  ff.  bc  ©.  H,  556  ff. 
8  n  r  r ]^  a  t  b  t ,  76.  b  e  SB.  II,  658  f.  571.  (Sartßabt  in  Xot]^6utg  n.  f. ». 
sag  er,  490  ff.  Äclm,  S^eot  Saljrb.  1854,  Xm,  546  ff.  gila^iutragm  ift 
bag  Cartpabt  aii4  na^  3üti4  ^mU4  tarn  nnb  etabt  mib  Scmb  mit  feinen 
Xrattaten  fiberfd^fittetc:  3toittgß,  opp.  III,  sao. 

®.  166  ff.  Swtnflti:  2)a9  8cpe  fiber  St^ingti«  (Snttvidelung  ber  treffe 
tt^c  tlrtitel  Don  9t.  ^tai^elin  in  ber  protefiantifi!^  9teaUiic)^r(o)>.,  SBb.l7, 
bo4  gtonbe  id^  no4  entf^iebenn  ben  (Sinfing  be«  (Sra9nm9  betonen  %n  mfiffen, 
tDOd  na(ttr5gtid(  ond^  Ufieri,  Btolngtt  nnb  (Sra9mu9,  Bürid^  1885,  gegen 
feine  frfll^re  Hnffaffnng  bo((  nU^t  in  gleichem  Umfange  ai»  i4  anettannt 
^t  Hngerbem  )n  t>erg(ci4en  bie  groge  Arbeit  bon  $(.  iBaur,  3toingüf 
Xl^Iogie.    «aOe  1885-1889,  2.  8be. 

e.  167.  fß%l  3»tngU,  opp.  III,  831.  ^oniu«:  bgt  S.  ^d^ul^e,  €b. 
Äirdjenjtg.  1881,  451.  be  ©oo^  ©djeffer,  ®efd^.  b.  »lef.  in  ben  «Rieba* 
tanben  1886,  @.  85.    «.  ©anr,  Cft).  Xl^eol.  I,  431ff.;  H,  279ff. 

®.  158.  gred^t:  Äeim,  Xl^eot.  Saljrb.  1854,  @.  547.  —  3eUe  10 
t)on  unten  im  £qrt  ift  natürtit^  i^S^eift^"  flatt  ^Sßorf'  sn  lefen.  9(u|e:« 
bemifi^a^att^Sn^"  flatt  „(Sra9mnr'  fütttni  )u  tefen. 

S.  159.    ©tragburger:  fta^p,  ^t  iRad^lefe  U,  644 f. 

S.  1«1.    ©enbbrief:  be  SB.  n,  573  ff.  togt.  613. 

e.  16S.  Sutl^er  unb  bie  U^m.  Gräber:  be  m  VI,  33;  II,  208 ff. 
217.  428.  433.  Sudfül^rlit^  barfiber  ftSflUn  I,  655ff.  Born  Sbibetcn 
be«  @atrament9:  (S.  $(.  28,  388. 

e.  168.  Siber  bie  ^immtifc^  ^ro^l^eten:  (S.  «.  29,  136.  2)em 
©.  165  ertoS^nte  2)ietrid(  ü.  8ita  in  Soac^im^tl^at  loibmete  (Sartfiobt  feine 
@<(rift  ^$on  ben  {toei  ^dc^flen  Geboten",  be  m.  II,  611.  612  (ber 
3tt>eite  2:eU  @nbe  Sannar  fertig)  618.  ^m  26.  gebr.  in  (Sar(fiabt9  ^Snben: 
«ieberer,  «6^.  497,  SRr.  82.  -  Ärant^t:  be  ©.  11,  612.614.  616.  - 
«ritte  II,  624. 

®.  164.  fßgi.  }tt  biefer  Sudfül^rnng  über  8Uber  unb  ®efe^  bie  fta^ 
legung  be«  2)euteronomium  Opp.  ex.  XIII,  155  ff. 

e.  166.    (g.  a.  29,  205  f.  216.  221.  243.  246.  267. 

@.  168.  Caripabt  unb  2ut^cr:  be  2B.  II,  586.  ©urtl^arbt,  79. 
Äolbe,  Anal.  Luth.  59 ff.,  in  Sittenberg  am  2.  SWfirj:  Corp.  Eefl  I, 
727.  bc  ©.  II,  628  toom  4.  SWfirj.  (©urlljarbt,  80ff.)  629.636.  Oefo- 
iampob  unb  ^Jettican  613.  616  f.  619.  621.  3»ingli  an  Sltberu«:  Opp.  m, 
589f.   Rotenburg:  be  ©.  II,  617.    ©al(^  XVI,  181  ff. 

@.  16».  Orlamünbe:  be  ©.  II,  624  «Rümberg  u.  2)enl:  ^.  Äolbe 
in  Äird^engefd^.  @tub.,  ^erra.  SRcuter  gettibmct,  2ei^)5ig  1887,  @,  228  ff. 


^nmerfungen  unb  lOemeife.  579 

@.  170.  SBibct  ©cnno:  (g.  a.  24,  235.  ©r.  U,  507  wm  4.-5.  Sftjt. 
C^eibcmann  VI,  612).  ffitbet  ba«  blinb  tott  »erbammni«:  (g.«.29,  75. 
eccl&ofcr :  ^rantt,  Unib,  SKün^en  1, 150ff.  b.  2)ruffct,  S)ic  bair.  ^olitif 
im  ©cginti  b.  SÄef.  SlblJ.  bct  bair.  atab.  IIL  Ät,  XVU.  SBb.,  3.  «btl. 
1883,  @.  695  (51)  ff.  3)c8  ?Japfi«  Slcmcn«  bc8  flcbcntcn  jtoo  «utten:  @. «. 
29,  297. 

@.  171.    @tau^i6:  £§.  Äolbc,  «uguliincrcongt.,  @.  328 ff. 
@.  172.    (S.  a.  29,  316.  —  Sauber:  be  SB.  II,  561.  563;  m,  66* 
Spal.  Annal.  beulenden  n,  637.    @.  «.  «26,  403.    Äinf,  ®cf(*.  bcr 
Unltoctf.  SBien  1854  I.  2,  133.    SBicbematin,  <»cf(^.  b.  Deformation  unb 
Gegenreformation  I,  39  f. 

@.  178.  ©.  b.  3üt<)]&en:  Anal.  Luth.  49.  «ugujiincrlongr.  @.  390. 
Stcn,  ©.  b.  3.  ^atte  1886.  (S.  «.  «26.  400.  -  SÄiga:  bc  ©.  U,515. 
^i^et  erß  gegen  (Snbe  1524  gebmdt. 

®.  175.  ©eibemann,  iWünjer, 48.  @trobel,  162.  ©oljljaufen, 
$einti4  Pfeifer  unb  ^oma9  WlfXnitx  in  anül^Il^aufen,  in  Mg.  3ettf(^r.  f. 
<Sef4.  IV,  365 ff.  O.  iDler^,  2:^oma9  ST^ünjer  unb  $einri(i(  Pfeiffer.  ®^tt. 
1889  (no(iJ  ni(^t  benufet).    ^litt,  (Sinl.  in  bie  Slugöb.  Äonf.  I,  404. 

®.  176.  QEorneUud,  ®efd^.  M  iD?ünflerif(^en  ^ufcu]^r9  U,  18f. 
21  ff.  2)ann  bie  biel  3u  toenig  geioflrbigten  borjügtiii^en  arbeiten  bon  (S.  @gti, 
3)ie  3üridjer  ©iebertSufer  jur  9leformation«jeit.  3üri(^  1878.  2)  er  fei  be: 
2)ie  @t.  ®atter  XSufcr.    3üri(^  1887. 

@.  177.    ©rief  an  SWünjer:  (Sornetiu«  II,  240f. 
@.  178.    ©auerufrieg:  «.  3 8 11  n er,  «orgefdj.  be«  «auemlriege«. 
3)re8ben  1872.    ©abriet  53iel  baf.  @.  106.    »ogt,  SB.,  IBorgefd^i^te  be« 
S5auernlriege«.    ©aße  1887. 

@.  180.  „3tt2rö|lung"K.:SBeigel,The8.Nr.2600.  SÄel :  Corp. Ref. 
I,  738.  XI,  95.  üf^and^e  toic^tige  9loti}en,  bie  freilid^  bielfac!^  ju  einem  un« 
rid^tigen  9Ube  bertnü|)ft  toerben,  bei  3.  S^t^^^^^»  Sfirotogie  unb  dtefor» 
tnation.    aßümi^en  1864. 

0.  181.  ^.  ^artf eiber,  3ur  ($ef(^i(4te  be«  «ouemtriege«  in  @fib- 
tt>eflbeutfc(lanb.  Stuttgart  1884.  (Sarlfiabt:  Naumann«  Duellen  in  Sitt 
S^erein  iRr.  139.  @.  599.  2)ie  12  9rt.  u.  a.  bei  Oed^fle,  «eitrige  aur 
®ef^.  be«  ©auemiriege«,  ^eilbr.  1830,  e.  246  ff.  2)ie  ßitteratur  über  bie 
grage  bon  ber  ^erfafferf(4aft  fotoie  bie  (Sntfiel^nng«gefc(i4te  bei  dtabltof  er, 
(gberlin,  ^Rörblingen  1887,  @.  310 ff.  2)er  «3etter'  u.  anbere  bei  Cor- 
nelitt«,  3ur  ®t^ä)iä^tt  be«  »auemfriege«.  9lb$.  b.  m&a6f.  Stab.  ^ifi.  ^l., 
IX.  »b.  1886,  (^.  186.  pr  bie  lofale  S^erfc^iebenartigleit  ber  gorberungen 
namentlich  iutereffant  bie  berf(!^iebenen  Urtitel  in  ben  Sll^einlanben,  bei^rau«, 
S3eitrSge  jur  ®t\ä).  be«  beutfii^en  Sauerntriege«  in  ^nnalen  b.  iBerein«  für 
92afTauif4e  mtertum«tunbe  12.  «b.  1873,  @.  65  ff. 

®.  182.  «elfe  na*  ©«leben:  C.  R.  I,  738 f.  be  SB.  n,  646. 
Äatoerau,  Slgricola,  49.    ^Äöfltin  'I,  136. 


680  Vnmeifttngen  nnb  Oooeife. 

0«  18S«    Grma^mtng  |um  grieboi:  Q.  IL  '24,  269. 

e«  18«.  9teife  in  X^firlngen:  Seitf^t.  bcS  ^qberdnS  XYII,  1601 
197  f. 

e.  187.  Staute  II,  127 ff.  142ff.  Sgl.  ba)ii  ai»!(  (im  2:q:t  no^  ni^t 
BenntO  X.  STtittf^ol^n,  Über  bof  Vtoiclt  bcS  »a]tetiM)aT(aineitt9  gn  ^' 
Bronn  sc.  9{a4ri(^ten  b.  Okfeflf^aft  b.  ffiiffenf^aften  )u  O^dttingen  1893, 
9lx.  7.  Oed^fte,  Qcitr.  i  <9ef4.  b.  ^ancrnfriegeS,  ^dlbronn  1830.  Bor 
Sorgcf^i^te,  namcntti^  für  ben  Umfang  b.  b&tert  8cbrü(fnng  SB.  Sogt, 
8otgejc!(.  b.  eancrntticg9.  ^ofle  1887.  ^eibemann,  Oettr.  gnr  <Sef4 
b.  9anem(ncgc9  in  X^ftvingen,  in  gorf^nngen  gnt  b.  ®ef(^.,  Sb.  XI,  1871, 
6.  377ff.  gStfiemann,  Uttnnbenbnt^  I,  275ff.  Srantfnrt:  ftriegt 
grantfutter  8firgeritoifte  1862,  e.  187.  ©teife,  Se^erBnrg  (Xr^f.  für 
granlf.  (Skfd».  V.  ©b.),  ®.  70  ff. 

0.  188.  ^iog  3o^n:  gdtflemann  I,  275ff.  C^rfnrt:  ftam^« 
fd^utte  II,  208f.  9tiggen6a(^,  (Sberlin,  232.  Stabttofer,  519.  Snt^ 
nnb  (Srfurt:  S9r|temann,  281ff.  2)tntf(^  SReffe  in  So<i^n:  ©^olatiii' 
aP^  enden  n,  642.  3nm  Zobe  be9  Jturffirfien:  @^(atin9  92a(!6(aB  (ei 
iReubeder,  63ff. 

e.  189.  eei^enrebe:  6.  «.  M7,  181.  «n«  ein)e(nen  ©teilen  @.18i. 
190.  195.  223  (ogl.  and^  Q.  «.  30,  423)  gel^t  ^ttoor,  tt>ie  SntBet  betont^ 
bag  er  bei  fänem  (5nbe  )ur  (^tenntnid  be9  Ch>angetinm«  gefommen  t|k, 
namentlich  e.  184.  3ur  Beurteilung  aud^  äJ^etanc^t^ond  9iebe  O.  B.  XI,  90. 
unb  bef.  @.  93.  Beitfd^r.  f.  ^.-<8.  IV,  330.  ^ientad^  berichtigt  fid^  mm 
«uffaffung  in  „griebr.  berffieife'',  ort.  1881,  @.  37.  —  Xroflfi^r.:  be  ö. 
II,  661  ff.  —  a«an«felb:  ebb.  653  ff. 

®.  190.  mUx  b.  mdrberifd^en  ic:  (S.  9.  '24,  300.  Skgen  ber  io- 
BattUdf^en  ÜbereinfHmmung  mit  bem  SBriefe  Dom  4.  Tlai  an  ^t&'fyti  (be  B.  ü, 
652)  toal^rfc^einlid^  um  biefe  S^t  fd^on  )>eTfagt  nnb  nid^t,  toie  e9  nad^  ber 
Suf)5l^lung  im  8rief  aRfi^t))fort9  (Aoal.  Luth.  64  f.)  erfd^einen  tonnte,  etft 
nad^  ber  9)eröffent(td(ung  ber  Briefe  ^ihtiM. 

S.  191.  Sran!enl^aufen:  Berid^t  b.  ^anbgrafen:  jtraud,  Bettr.  gm 
iSefd).  b.  Banemtriege«.  Snnol.  b.  Ber.  fflr  9{a{f.  9D[tertnm9t.  1873,  XII, 
62.  Salten^einer,  W^.  b.  ®r.  im  Bauemtr.,  äßarb.  1887,  @.  51  ff.  2>aia 
3Ä.  8enj,  Sur  @*tad^tbei  granlenljaufen,  ©iji.  3«tt*r.  SR.g.XXXni,  193 ff. 

S.  198.  Briefe  9Rün)er9:  ,,(5ine  fd^redtlid^e  ®ef<iid(t  nnb  ^eri^t  @ottc9 
über  Xl^oma«  iWünjer".  (g.  «.  65,  12.  be  ffi.  U,  666.  —  «tbrec^t: 
be  SB.  n,  668.  m^ti  an  Sntl^r,  21.  SRai  1525:  Bmd^pde  bei  Seiten- 
borf  n,20.  3.iWai?,  «Kbr.  öon  SKainj  I,  651.  be  SB.  If,  669ff.  673ff. 
aibr.  D.^reugen:  be  ©.  n,  668.  669.  671;  111,1.  10 ff.  SÄÜl&lpfort:  Anal. 
Lnth.69ff.  Bucer:  C.  B.  II,  21.  Brenj:  Von  Miltening  der  Püreten 
gegendieaofrürischen  Bauern:  1525.  9nber9  3.$oUanber,  Einyrtayl.. 
vber  das  hart  Büchlein  /  Doctor  Martinus  Luthers  wider  die  anffirum  der 
Pauren  etc.  1524.    $au9mann:  SBeHer,  ^UeS  unb  Sfltat^  I,  166. 


^(nnterfttngen  ttnb  Semeife.  681 

@.  194.  ©enWricf:  be  S.  HI,  14.  (2.  «.«24,  309.  Sanbfitaf: 
«ommcr,  W^^P  *>•  M«tt  n,  83.    2)cr  ^ap|t  an  il^n  ebb.  III,  224. 

@.  195.  ieanemtrieg  mt  Stnxtxd\t:  Wtl  in  C.  B.  I,  752.  —  be  SB. 
m,  550. 

®.  196.  ^rebigt  «)om  el^et.  9e5en:  €!.  31.  n6,  508  ff.  Slndtegung  b(9 
7.  Äa^iteW  on  bic  Äorintljcr:  (g.  «.  51,  1  ©.  «.  XII,  88  ff.  Inno- 
centins  III  de  contemptn  nmndi. 

@.  197«  Angnstinns  de  bono  codj.  c.  17.  Innocenz  III  Cap.  Gaudeamus 
de  divortiis,  bei  Migne,  Tom.  216, 1279;  »gl.  3fcio!!e,  ©ie  bibt.  grauen, 
grciburg  1882,  @.  59.  —  be  S.  II,  459.  —  gaflen:  Soa.  3,  182. 
^eibentann,  3eitf(iftr.  f.  l^ifl.  "S^tol  1874,  561  f.  passim.  —  ©emanb 
nnb  Seben:  $gt.  ben  ^txxöft  be9  3ol^.  2)antt9cu8  bei  ^i))Ut,  molau9 
Stoptmim  nnb  ßntljer,  «taunöberg  1868,  @.  73. 

S.  198.  (Sra«mn9:  ©d^legel,  vita  Spalatini  211.  214.  3<fetfamet: 
3figet,  Satipabt,  @.  484.    «rguta:  be  ©.  II,  540. 

S.  199.    ^atl^atina  n.  9lm9borf  bei  @cuttetu9,  Anuales  eyangelii 

I,  274.  «idjtig  i|l,  »orauf  ftBfllitt  1,763  ^intoeift,  baßSntlJer  ben  «mSbotf 
im  WtRxi  1525  etfuc^te,  )um  ^rofle  in  feinet  ^(nfed^tung  )u  il^m  naci^  fBit- 
tenberg  jn  tommen.  be  SB.  II,  634.  SBenn  9[m9botf  ber  Stnfforbernng 
golge  leitete,  tonnte  bamatö  ba9  ®efptSd^  mit  Statut  fiattgel^abt  l^aben. 
S(ber  bie  gan^e  (Sr^&l^lung,  befonber9  bie  ^ngemng  ^atl^arina9  l^at  bo(!b  t>tele9 
Unmal^rfd^inUcifte,  meSl^alb  \(St  fit  bei  ber  geringen  ^ejengnng  nur  mit  bem 
im  Seite  gemad^ten  S^orbel^tt  aufnel^men  }u  bürfen  glaubte.  2)afür,  baß 
Sttt^d  bamalige  Slnfed^tung  mit  ber  grage  nac^  ber  (§^t  gufammenl^ing, 
fel^lt  ieber  SBen>ei9.  2)er  Umßanb,  bag  9nt$er  ben  SRetfc^  »ier  3a]^re  fester  jiem« 
lid^  bentli((  bor  ben  ©efal^ren  be9  3unggefellentum9  mamte  (be  SB.  III, 
535),  fann  bod(  ni((t,  toie  JtSfllin  meint,  9etoei9  bafür  fein,  bag  bie  il^m 
unb  Sut^er  gemeinfamen  Snfed^tungen  bamal9  ^6f  barauf  belogen.  Slnlag 
gu  Slnfed^tungen  boten  bie  S3erl^&ltniffe  genug.  —  (Srtl.  be9  127.  $f.:  beSB. 

II,  595.  gemer  H,  637  tgL  614.  ©ie  ton  Äöftlin  6.  «.  »17,  116  be- 
fonberd  betonte,  angeblid^  am  15.  3annar  1525  gel^altene  (Sl^eprebigt, 
rül^rt  fii^toerlid^  in  biefer  gorm  toon  Sntl^er  ^er,  |ie  ift  tielmel^r  gufammen« 
gearbeitet;  bgl.  bie  »Srtlic^e  Übereinflimmnng  ganger  ^bfd^nitte  mit  ber  $re« 
bigt  bom  el^eli^en  2thm  bom  3a^re  1522;  tgl.  a.  a.  O.,  ®,  225  mit  16, 
531,  @.  135  mit  16, 533,  @.  139  mit  16, 528.  «n e^alatin  be®.  II,  643. 

S.  SOO.  (Sltem:  III,  2.  13.  S^erlaffene:  II,  337.  $>immel«)ei(^en : 
be  3®.  IL  641.  «n  «ü^el:  655.  2lm«borf:  671.  «Ibred^t:  673ff.  — 
Orbination:  fie)^  S3ud^ttalb,  9L  $oa((9  ]^anbf(!^xiftl.  Sammlung  unge« 
brudter  ^rebigten  D.  Wl,  Sut^ere  I,  1.  XXII. 

®.  301  f.  Über  bie  S^orgSnge  am  13.  Sunt:  3ona9,  bei  Gatter  an  I,  94. 
@patatin« äsenden  n,  645.  SRelanatbon«  S^rief  ed.  SB.  mttftx  in 
@it3ung«ber.  b.  »)]Jüof.*p^ilol.  Älaffe,  ©b.  I,  ^ft.  5,  1876.  @onfl  bie  ©riefe 
be  SB.  m,  Iff. 


682  Vmncrtimgat  uiib  ^aoetfe. 

e.  2Mf.  bc  ».  m,  1.  14.  Xifc^r.  lY,  41  f.  ÖConom.  Scr^^rUmfje: 
eeibemann,  8nt^  Qnmbbefit.    3At\dfx,  f.  ^xfL  X^oL  1860,  476ff. 

C.  SMf.  9rieben9bitts,  S^tr  Sotgeft^.  ber  <9ot(a-£in:gaitif(^ 
efinbnilTe,  SRatburg  1884,  e.  7  ff.  112  ff.    be  SB.  UI,  13.  21. 

e.  211.  epoktin:  £1^.  $tol\>t,  9ritbti6  b.  «3dfe,  e.  68.  3nm 
tbt«btu(t  ^(SkMr  i»dt  «oudmann«  ®nta4ten,  3<itf4t.  f.  W-  ^^l- 1852, 
e.  875.  —  UniMtfltSt:  be  SB.  II,  646.  664ff.;  lU,  27.  29.  lOurtl^arbt, 
85.  88.    Seiltet  U,  362ff.    eetfenborf  U,  23.    C.  R  I,  758. 

e.  212.  «of :  be  e.  lU,  20.  32.  50.  53.  «aerl^ifleit^ft:  9»itt^er, 
3eitf(4t.  f.  (i|l.  X^eol  1860.  ftatoerau,  3ona«br.  I,  95.  X^,  Stolht, 
Stiebt,  b.  SBeife»  e.  67.  70;  Dgl  an^  6^tt>eu(felb,  Epistolar  U,  2,  33. 
be  G.  III,  34.  (Snbe  1527  ^iett  niait  no4  bie  ^oren  im  etift  C.  B.  I, 
904. 

e.  21S.  «ngräfen  ber  Obrigfeit:  X^.  StolU,  griebtic^  ber  Sdfe, 
®.  72.  be  ®.  m,  50.  89f.  e))alatin-9R enden  II,  648.  91<l^  dtantt 
II,  162  fd^on  im  tlttgnft.  €$tra6bnrger  IKrc^enorbnung :  oben  @.  160. 
IRfimb.:  £(.  ^o(be  in  X^.  @tnb.  n.Mt.l883,  ®.  602ff.  ~  be  ».  II, 
620 ff.  635.    ^u9mann:  be  SB.  U,  563  (VI,  54). 

e.  216.  S)entf4c  a»effe:  (S.  9(.  22,  226 ff.  2)a«  bentfd^  Agnus  $ 
nid^t,  toie  Aöftlin  II,  20  meint,  ba9  fe^r  i»ie(  fp5tere  Sieb  be9  2>eciitf. 
Bn  Sut^erg  ©tnnbfS^  «)g(.  <mäf  feinen  iBrief  bom  14.  SD>25r)  1528.  2)afcI6{t 
an4  über  ben  bamaligen  ®otte9bien|t:  Sic  et  missam  in  solitis  veBübuset 
ritibuB  celebramuB,  nisi  qnod  vemaculae  cantiones  qnaedam  miscentnr. 
be  ®.  III,  294.  —  Galtet:  $.  ^olflein,  S)et  Siebet-  unb  2:onbi((ter 
3o^.  ©alter,  im  «t*.  füt  Sittetatutgeft!^.  XU,  1889,  @.  185  ff. 

e.  218.  $tebigt:  (S.  «.  11,  205.  SB.  «.  12,  484 f.  SDajn  2:^ 
^olbe,  Sntl^etd  (Sebanten  i»on  bet  eocleslola  in  ecclesia.  ^dt^d^x,  f.  ^.«d. 
Xni,  552.  —  I(ate4i9mu9:  be  SB.  U,  621.  635;  HI,  88.  Cameras, 
9gricola,  41  ff.    jlurf.  SD>2anbat:  SRenden  n,  642. 

e.  219.  be  SB.  lU,  39.  Xl^.  JTolbe,  griebri«  b.  Skife,  <@.  71ff. 
Sol^ann  griebr.:  SBald^  X,  398.  ^ndmann:  iOurcfl^atbt,  ®t\ä^.  ber 
\m  ftit*en.  unb  ©(jjnlöifltat,  8ei<)jig  1879,  @.  4ff.  ^teilet,  3eitf*r. 
für  l^ifi.  Zfftol  1852,  e.  356  f. 

@.  220.    »ifltat:  be  SB.  IH,  39f.    ©nrfljarbt,  33. 

g.  221.  grieben«bnrg  a.  a.  O.,  98.  99.  —  @<)at  bei  ffllenden 
II,  652. 

®.  222.  anainjer  9latf(i(lag:  (S.  ^.  65,  22  (eeibemann,  3eitf4r. 
für  W'  2:^eol.  1847,  @.  663).  —  3et(e  4  ton  nnten  mug  e«  l^igen:  1526. 

S.  228.  2)er  Auftrag  an  Sntl^er:  SB.  griebensburg,  138.  S3rief- 
toe^fel  mit  ©cinriiij  u.  ®corg:  be  SB.  II,  664;  lü,  12.  23 f.  (©uttl&arbt, 
89)  55ff.  ffial*  XIX,  613ff.  be  ffi.  III,  77.  87.  ©gl.  Sauterba*, 
69.  180. 

®.  225.   @.  «nm.  ju  @.  222.  -  be  SB.  III,  98. 105. 121.  «nrtl^.,  104. 


^nmetfungen  unb  I6en>eife.  588 

@.  SSO*  Ärieg8au8fl(!&tett  jc:  bc  SB.  III,  100. 115.  125 f.  gricbcnö- 
bürg,  ®ct  9lc^8tag  ju  @^cicr,  ©ctlin  1887,  @.  82  f.,  266. 

@.  SS7— 80.  @^cict:  gticbenSBurg  a.  a.  O.,  passim.  $fatjgtaf 
gticbti*:  eBb.  @.  504 ff.  —  (£o(!^lcu«:  Acta  et  scripta,  @.  147  f.  ©on 
ber  3ctprung  Scrufalem«:  (g.  21.'  13,  312.  3ut  ©eurtcttung  bc«  «B- 
f*tcbe8:  Älud^ol^n,  ©ifl.  3ettf*r.  i«.g.  20,  217 ff.  gricbcnöBurg,  481. 
^(üßft  unb  Äaifcr:  ©aumgattcn  II,562ff.    grlcbcnöB.  478 f. 

@.  S81.  (3efanbtf(!^aft:  ^ixd,  ^oUtif^e  ^orrefponbenj  ©tragBurg« 
I,  275,  9h:.  48. 

@.  S8S.  Sut)^.  üBer  bcn  ©feieret  9lci*8tag:  bc  SB.  IH,  125 f.  («u« 
btcfcr  Seit  finb  f!(!^cr  matui^c  Slnttoottcn  an  @)>aktin  Verloren  gegangen.) 
<g.  «.  31,  14.  22.  24.  cf.  aWcl.:  C.  E.  I,  1040.  iRa«  9lontntcl,  W^- 
I,  145,  ber  ^df  auf  Saujc«  d^xonit  Beruft,  toütbc  Wti^)^«  Äanjtcr  gdge 
f!d^  fd^on  auf  bem  ^ombctgcr  jlontcnt  auf  bcn  ©feieret  9lei((8tag9Befd^lug 
bcrufm  l^aBcn.  SSgt  au(!^  ^affencam^  1,85.  dagegen  2KBre(5t  ö.  aJiainj, 
Bei  ^it^l^off,  (Bt\6t.  ber  Ätr^enteformation  In  5«af|au - ffieilBurg  (©ellB. 
1832),  @.  31.  —  grau  unb  Äinbet:  be  ©.  IH,  115  ff.  117.  125.  ©gt. 
148—127.  110  (19.  @e^t.)    Sttoflf^rift:  S.  «.  38,  369. 

@.  888.  ^tebigten:  ÄöjlUn  I,  614 ff.  Latomus  op.  v.  a.  V,  456. 
^runbt,  28.  Uttette  üBet  f.  l&eBt.  Äenntniffe.  Sal^teSBer.  b.  Sauf.  ¥teb.- 
®ef.  5U  Setps.  13.  Ml  (1887).  Anal.  Lnth.  40.  be  SB.  II,  260  ff.  338 
{um  biefe  ßctt).    C.  E.  II,  600.    «gt  au*  ÄSiUln  I,  607. 

@.  SS5.  S^orlefungen:  @pal  äRenden  11,  639f.  Job.  Fabritins 
Litbopolitanus  ad  Vadiannm  4.  non.  Jan.  1525.  Martinus  prelegit  minores 
propbetas  {^xä^.  }u  @.  ©aO.):  be  SB.  III,  161,  baBei  tfi  e8  attetbing«  fragli*, 
dB  ^ier  no(!^  t)on  bet  S^otlefung  üBer  (Ba^arta  bte  9lebe  ifi.  2)aneBen  üBer 
ben  „^tebiget",  guerjl  ertoSl^nt,  III,  128  cf.  Bei  extäftx,  S^ieue  «eittfige, 
@.  368f.  —  OB  ÄriegSleute:  (g.  2L  22,  244f.    be  SB.  III,  130.    2lm 

I.  San.  betfanbt,  148.  176.  «f[a  ö.  Äram  jlatB  f«on  1528  in  (5^ut  in 
ber  ©d^toeig.    be  SB.  ÜI,  402.    ÜBer  i^n  au*  d.  %  39,  322. 

®.  S87.  «urll^arbt,  ©iptat,  lOff.  Äurf.  an  ben  abeJ:  ©edenb. 
n,  48. 

@.  S88.    be  SB.  HI,  136  («urflj.  114).  147.  154  f. 

e.  S8»f.  M'  Ä..Orb.:  mä>Ux,  Äir*.-0. 1,  56ff.  ©eppe,  Äir*en- 
gef*.  ö.  Men  I,  148 ff.  be  SB.  VI,  80.  »iflt:  $t^Ux,  3eltf*r.  f. 
l^ifl.  21^.  1867,  @.  244.  ©on  toem  ijl  ba«  ebenba  @.  223  ff.  aBgebrudte  ®ut- 
a(iten?  S^iicBt  tieflei^t  bo*  ton  «ucer? 

6«  S41.  ©ifitation:  2)ie  Don  ©urtl^arbt,  ©if.  @.17,  ol^ne  i^elege 
Bel^au^tete  ©ifltation  mü.9  im  ßurtreife  im  geBr.  1527,  bie  au*  jtijfilin 

II,  29  annimmt,  ifl  unertoei^U*.  3)^etan*t]^on8  i^riefe  f^re*en  e^er  ba- 
gegen.  3n  bem  ©riefe  Dom  26.  geBr.  (C.  R.  I,  858)  f*reiBt  er  öon  ber 
©erufung  an  ben  $of:  Ad  indicinm  qnoddam.  ©iettei*t  Ij^at  e8  fi*  ba« 
Bei  um  bie  ©ifitation  gel^anbelt.    ^nx  ©omal^me  einer  fot*en  fam  e8  aBer 


&84  flmnetfnngen  ititb  Setodfe. 

bamaU  iti^t.  SntinttHoii:  Stifter  I,  77.  {^9maira:  3^tfci^r.  ffir  # 
2:^oL  1852,  e.  867. 

e.  S4S.  3nfk5nbe  bei  CM{t(.  n.  ®emeinben:  Sttrfl^aTbt,  Sifttotios, 
e.  20f.  d9ff.48ff.  n.  9[t.  Xen«e(,  snppl.  bist.  6oth.m,  804.  eti^mibt, 
Snflc«  SRenin«  I,  88. 

e.  84».    SWel.  a.  b.  eonbgr.:  C.  B.  I,  818 f.    Über  f.  erfahr.  918ff. 

e.  844.    be  «B.  III,  204.  211.  215. 

S.  846.  IgiicoCa:  jlatoeran,  3o^  Igrtcola,  Berlin  1881,  e.  14a 
SReLS  eigene  (SttlSrung  feiner  flnffaffnng  C.  B.  I,  904  ff.  Über  9[gttco(o, 
I,  903. 

e«  846.  älnbemngenK.:  C.B.  1,919.  922.  be  S.  HI,  258.  SgL 
femer  be  19.  VI,  87.  i^nrtl^arbt  127.  3nm  2)nt(f:  be  SS.  III,  252. 
264.  279.  280.  —  «i*ter,  «bnjenorbttnngen  I,  77.    C.  B.  XXV,  2f. 

S.  847.  3ol^.  gabri:  Christenliche  Tnder:/riehtimg  Doctor  Johann 
Fabri  vber  /  ettlicbe  Punkten  der  Visitation  /  szo  im  Chnrfürstentimib 
Sachs: / sen  gehalten /vnd  dnrch  Lnther  beschriben  /Welche  antznnehmen/ 
ynd  zn  verwerffen  seyend.  /  9m  @4btS:  Gedruckt  zn  Dreszden  dnieh 
Wolfgang  Stöckel/24.  6ept.  Anno  1528.  —  C.  B.  I,  998. 

e.  849.  i^nrtl^arbt,  Sifltationen,  e.  21.  ftrant^eit:  C.  R  1, 801 
(9ia)eberger,  e.  61  beiiel^t  fl^  f4t»erU(!(  l^ieronf).  ftaueran,  3ona9fit 
I,  104ff.  O.  Sogt,  lengen^gen«  lOrieftt).  e.  64f.  äBaI4,  XXI.  Sn^ 
158 ff.    be  SB.  III,  189.  190 ff.  194 ff. 

e.  851.  ftefer.  grü^  eine  Bett  lang  in  Sittenberg,  be  Sette 
n,  616.  628.;  III,  179.  209.  i^gen  bie  ee^an^tnng,  bog  er  ^iebertfinfti 
getoefen  fei,  jlöfllin  I,  643.  eobann  SureL  e^mib  in  Beitf(brift  für 
oHg.  ©eft*.  1887,  @.  308ff.  —  ?efl:  be  ffi.  189 ff.  191.  193.  200.  205. 
213  u.  passim  204.   l^nrt]^.  119. 

S.  853.  OB  man  k>or  bem  sterben  fliegen  möge:  (S.  %.  22,  318. 
iRa^rebe:  t>g(.  ®eorg  Sicel,  9$on  ben  2:oten  t)nb  ^l^rem  ^grebmi9, 
M.  D.  XXXVI. 

e.  858.  «rief  öoml.iRoö.  1527:  beffi.m,  217.  ©nfejleöurg:  2)k 
im  Xe^te  al9  allenfalls  mSgtic^  bejei^nete  Sermntnng  ifi  bie  Don  Sc^neiber 
(2«.  gcijlt.  lieber,  2.  «ufl.  1856,  @.  XXXVIII)  juerjl  vorgetragene,  bann 
toon  Änaale  in  3citf*r.  für  4rijll.  ®if|.  1881,  @.  39 ff.,  bibüogra^)^«* 
begrünbete.  Äöfllin  n«,  182,  »gl.  650,  ijl  \^x  Beigetreten.  a)agegen  na- 
mentU4  Jl.  Sil^,  3nr  bentf^en  (Bpraä^t  nnb  Sitteratur,  $otSbam  1888, 
@.  161  ff. 

6*  864.  lOeforgnie  ber  grennbe:  9)^et.  f(!^reiBt  an  (£amerartn9:  Ad 
haec,  iacet  ille  deformatus  omnino  scriptis  qnae  qnibnsdam  non  videntor 
€vxaTa(fQwijTa  etc.  C.  B.  I,  920.  922.  SonaSBr.  1, 109.  (&  \ft  anffatab, 
tt>ie  tt>enig  ton  ber  ^orref)>onbens  Sutl^er9  nnb  ST^elan^tl^ond  au9  biefer  Sät 
erl^alten  ip.)  —  9lci(!^«tag  ju  9lcgeneBnrg:  be  SB.  III,  284.  287 ff.   {^anlt 

m,  102  f.) 


^nmetfungen  unb  iSemetfe.  585 

®«  355.  i^ugenl^agen:  gering  a.  a.  O.  47 ff.  be  SB.  III,  298. 
301.  S3utf  J.  138.  -  bc  ffi.  m,  388.  391.  398  (3ona«Bricfe  I,  120). 
400.408.  ©tttt^.,  «if.  29ff.  39ff.  «ut!^.,  «ticfO).  159.  Äaojctau, 
3ona8bc.  II,  121.  Änaßc,  2)ie  2:otflattcr  S3ijltation8orbnung  ö.  1529.  Zox^ 
gau.  ^rogr.  1881.  Sutl^er  ifi  atterbingS  ntd^t  bie  ganje  3^t  ba6ei  geioefen. 
»gt  bic  «tiefe  be«felBen  an  3ona8  III,  450ff.  —  ©toßmann,  3)ie 
»ifitation^atten  bcr  2)i8jcfe  ©rimma.  1.  ©ft.  Sci^j.  1873.  @.  82.  123  f. 
134  u.  ö.  —  Sut^ct«  Ätonl^cit:  be  2B.  m,  420.  442  ff.  447.  451.  ?5rebigtcn: 
a.  ?5oa*8,  @ommlung  ed.  «u^malb  I,  Iff.    abenbm.  65 ff. 

@.  356.    be  S.  m,  423.  430.  452. 

@.  357.  $  artmann,  tltefle  late^etif^e  2)en!male.  ©tuttg.  1844. 
^atDCtau,  3oi  3(gricola,  @.  70  ff.  ^erf.,  3met  altefle  ^ate^tönten.  $alle 
1891.  9lcnbru(fc,  ^.  92.  @*neiber,  Sntljer«  tt.  Äate^Um.  ©crlin  1853. 
3R8n<febetg,  8.  Stattd).  $amB.  1852.  SlJ.  ©arnad,  2).  II.  ÄateciJ. 
©tuttg.  1856.  t).  2)ommet,  2)ie  Stteflen  2)ru(te  and  iDlarbntg  in  Reffen. 
aWarburg  1892,  i«r.  22.  28.  29.  —  be  SB.  III,  414.  —  Spuren  bet  «e- 
nut^ung  in  bet  Otbnung  für  ba8  ^lofler  9i^mptf(Ben  am  26.  9)>{ai  (nid^t 
15.  3ttni):  Bei  (Stoßmann,  «if.*«!t.  a.a.O.,  @.  78.  ÄöjlUn'  n,  53ff. 

<S*  360  f.  2:tattBü4lein:  (S.  %.  23,  208.  tarnet  an,  Sutl^et  unb  b. 
(gl^eft^Ueßung.  S^eot.  @tub.  n.  Ätititen  1874.  —  Stauteben:  3eitf(!&t.  f. 
tix*l.  3Bif|enf(*.  1885,  @.  581.    (g.  «.'  20,  2,  363ff.  -  be  SB.  IV,  21. 

@.  364.  «eint.  ö.  (gngt.:  SBal*  XIX,  471.  be  SB.  UI,  58  (1526). 
158.  161. 163.  3u  (gmfet:  9liebetet,  iRa^tit^tcn  U,  85.  Suf  b.  Äönigö 
).  (Sngl.  SSfietfd^r.:  (Stl.  9.  30,  1.  (Soc^lSn«  üBetfef^te  biefe  @4tift  in9 
Sat.  (nictit  bie  be«  Königs.  ®eg.  ^ö  fit  in  II,  145)  cf.  Acta  et  scripta,  156.  ~ 
«otteben  jc.  ©ielje  Ä3flUn  11,150.  2dpi.  3Äagiflet:  @eibemann,  (gtt. 
148 ff.  «eitt.  1, 105,  bajn  Äöfllin  n,  152  u.  647.  be  SB.  lU,  299,  beffen 
2)atnm  fl^  ni(!^t  au9  bet  «ettoet^felnng  bet  Anastasii  etllStt  (fo  ^öfilin), 
ifi  jebenfafl«  naci^  bem  21.  Slngnfl  gef^tieBen,  benn  nntet  ben  „^ntfütfl- 
liäfta  ju  S3tanbenBnrg  ©efanbten",  mit  beuen  Sutl^et  Belaben  getoefen  (@. 
K.  64,  339),  ifi  lebenfaOd  «at.  ®taf,  bet  in  ©aci^en  «otnunge  in  SBitten» 
Betg  mat,  ju  toetfiel^en.  «gl.  AnaL  Lutherana  108  ff.  unb  3tit\äix,  füt 
\^xtü%  ®t\6i.  n.  2anbe«tunbe  1883,  @.  330  ff.  —  2)e«  «if*of«  SWanbat: 
@enff,  ^itc^en-9lef.  unb  3uBe(geft(.  toon  ©tolpen  1719,  @.  379.  «e« 
titjt  an  einen  guten  gteunb:  e.  «.  30,  373,  in  b.  «tief.  UI,  430.  (13. 
Tläxi  1529)  M  novissimus  über  Be^eid^net.  «gl.  fetnet  @eibemann, 
®ö)tnt,  <S.  94,  bafelBfi  anc^  ton  ben  ©egenfci^tiften.  —  3mei  @etmone  übet 
b.  15.  u.  16.  Stop,  bet  «poflctgef *. :  (5.  «.  19,  180. 

6.  366.  @tadmu9  an  ßutf.:  «uttl^atbt  in  Sut^atbt«  3eitf((r. 
1883,  @.  8  (2)entf*  fc^on  ©eibemonn,  9lef.  I,  204).  iRatütli*  !ann 
Sut^et«  «tief  an  (St.,  bet  Bei  biefem  ben  11.  «ptü  (Er.  opp.  UI,  926,  op. 
epist.,  @.  828)  einttaf,  nid^t  bie  9(ntioott  auf  beffen  ©ci^teiBen  an  ben  ßutf. 
t>om  13.  Wl^xi  fein,  mie  «utt^.  Be^au))tet.  2)a  et  na(!^  bet  Eingabe  be9  (Sr. 


086  ftimertiuigeii  nnb  Oa»d|t. 

mf^tet  eintraf,  uriTb  er  (s  flUiiter  3elt  mit  ber  @<(rtft  abgegangen  fem 
(gegen  itSflUtt  U,  142).  be  IB.  lU,  106.  109.  125.  G.  K  I,  78a  793. 
796.  —  @)MUiiett:  Sannigarten  11,2,  631.  Brief  be9  CkUttnara  ebb.  715. 
e.  269.  «ine  ^iflel  ang  bem  ^to|>^  Seremia:  Q.  «.  41,  186.  (ISgL 
8n4»)alb:  Inbreag  9oa(^  k.  1,  l,  XXYl).  —  $ofitiIen4>rebigt:  &  9. 

II,  52  ff.  Bnr  Seit  ber  «nggabe  8b.  7,  6.  XH.  —  Son  bcr  ffiiebertonfe: 
Q.  t.  26,  254.    be  fö.  III,  250.  252.  253.  263.  279. 

e.  271.    SOCT.  )nr  64r.  b.  3ttfk.  SReniuB:  (S.  «.  63,  290. 

e.  272.  Sarlfkabt:  b.  b.  2it(,  CrUnt.  ber  »ef.  @.  126.  «enfea, 
8anemrrieg,  6.  523 f.  C.  B.  I,  751.  760.  762.  be  IB.  lU,  28.  »arf^. 
88.  be  fB.  lU,  95.  120.  127.  8nrt]^.  113.  itrafft,  »riefe  n.  2)ol 
54.  gelbarbeit:  SSger  478 f.  492. 

S.  27Sf.  Cat>ito  über  Sncer  I,  9annar  1525.  Btoingti  YU,  875. 
Sntl^  llnt»ort  loitb  erfl  crtoartet:  Bievi  nimtiiim  recipiemns,  @.  376. 
8ran)0fen  in  etra|bnrg,  e.  439.  garet  463.  Btvingtt  an  etragburg  m, 
615.  Ck>mm.  de  vera  et  falsa  religione,  Opp.  III,  147  f.,  namentß^  228-31 
n.  239—272.  Sabridinm,  ebb.  e.  327.  3nni  (Skullen  9[.  8anr,  BioingüS 
£^1 1,  422  ff.  Oegen  bie  UbiqnitSt  toenbet  fl(!b  Bn>*  «icibt  erß  in  sal»idiiun 
toie  Oanr  I,  486  angiebt,  fonbem  fcibon  im  Srief  an  bie  ©tragburger  opp. 

III,  625.  2)ie  Chronologie  ber  Bn>ttt8W4cn  Triften  iß  no<!ft  fel^r  nnftor; 
bie  9lbfaffung  beg  snbBidium  fe^^  aR9rifofer,  S^vaifi  II,  1%  Snbe 
9ttni,  a.  leanr  II,  312  in  ben  H^ril.  2>ie  IBibmnng  ifl  batiett  17.  Ssg. 
1525.  ^anbelt  e9  fi^  in  bem  Briefe  be9  Oetolanu>ab  bei  B^ingli  o^». 
YU,  409  um  biefe  @(brift  Bu'tngti^r  bann  fannte  B^ingti  bie  @4nft 
Oefolam^abg,  anf  bie  er  bedvieg,  no(!b  ni^t.  Über  bief.  ^er^og,  Odol 
I,  322  ff.  —  Idolnm  sazonicnm:  B^^d^i  opP*  1^>  ^^'  S^^^il^  ^ 
8afcl:  YII,  389  ff.,  fonfi  b.  «riefioecbfel  Bt»tnglig. 

e.  270.  ®erbel:  Anal.  Luth.  61  ff.  n.  öfter«,  be  IB.  HI,  32.  36. 
8fi(!ble,  92. 0^.,  2)nrla(b  1886  $rogr.  lOngenl^agen:  IBalti(^  XX,  @.  641. 
Sntl^er  barttber  Anal.  Lntb.  74.  B»)ingli  opp.  YU,  403.  407.  409.  417; 
ni,  1.  p.  605ff.    Bu  ^«et  ^l  iteim,  Sal^rb.  f.  bentfi^e  S^tot  1856. 

e.  277.  Snggbnrg:  9totb,  Snggbnrgg  9teformatiouggef(^.,  ^Mnäta 
1881,  @.  156  ff.  92ümberg:  9t  ot)^,  2)ie  (Sinffi^mng  ber  Deformation  is 
9Uimb.  SBürjb.  1885,  e.  226  ff.,  ber  aOerbingg  in  einigen  ^utdtm  nament- 
li(!b  l^infi^tU^  3o^.  2)entg  k.  )n  beri^tigen  ift  Btt>uiglig  Sfi^er  in  9Ulni' 
berg:  »gl.  äff.  Bu der,  Ulbr.  3)ürer,  (grl.  1886,  @.  26.  »erbot  berf. 
f))5te|!eng  ©ept.:  Herminjard,  correspondance  I,  387.  Elegantes  Nnin- 
bergenses,  667,  opp.  YII,  403.  Aber  bie  im  Sqct  ni(!^t  enoSl^nte  ge^be 
)n>if4en  prd^imer  nnb  Ott.  f.  2)retDg,  IB.  $irQ.,  Sei^^ig  1887,  e.89f. 

S.  278.  ©^ngramm:  2)entf(!^  beilBal^  XX.  —  »gl.  Hartmans 
n.  3Sger,  3ol^.  »renj  I,  140ff.  ©trobel,  aRigeeS.  in,  157.  ea))ito 
an  B^ingli:  opp.  YII,  437  f.  yQa<poTijQtewo&,  @.  439  cf.  454.  granjofeB: 
^ierrc  Xonffln  an  garcl  bei  Herminjard  I,  387 f. 


Slnmertungen  unb  ^eemetfe.  687 

6«  379.  @enbang  (£afel9:  AnaL  Lnth.  68f.  9$ogt,  iSitgenl^agenS 
»rief».,  ^t.  15. 16. 17.  @.  32.  Herminjard  I,  293.  b€  ffi.  III,  41  ff. 
Sl^tifiologie  unb  (SrBfünbe:  $ogt  a.  a.  D,,  @.  53.  be  n.  III,  42. 
SioingU  opp.,  VII,  445.  454.  (Safel  in  9{finiBetg  nur  »anm,  (So^ito,  837. 
Epistola  Hiob.  Gast  ad  Jobannem  Stigleriam,  snper  controversia  rei  Sa- 
cramentariae.  /  Item.  /  Eesponsio  D.  Martini  Lytheri  /  ad  ministros  nerbi 
dei  apnd  ArgentinS,/per  G.  Caselinm  Legata,/de  neiv/bis  coenae 
dominicae.  /  —  Norimbergae.  F.  Peipus.  1527. 8.  (cf.  W  e  i  g  e  1 ,  Thes.  3335). 

@*  280.  ßrontmalb  u.  @4tDen{feIb:  be  Sß.  III,  59.  98.  ^öftomU 
felb«  Epist.  II,  2,  24 ff.  —  ©eltentoefen:  be  SB.  111,61.  ^Icutlingen:  ebb. 
@.  78 ff.    Anal.  79 ff.    be  2ß.  HI,  87.    Sttingft  Vü,  476. 

@.  381.  ©ttaßbnrg,  3».  VH,  516.  Slntif^ngr.  476.  Älare  Untetr.: 
opp.  II,  1,  421  f.  (VII,  479).  a.«anr  11,332.  «ncet:  Äatoerau,  »gti- 
cola  88 f.  3tt>ingtt  VII,  521.  543.  567.  be  ffi.  m,  201  (öon  1526).  ©ol* 
XVII,  1267.   OctotonH)ob«  Ungebnlb:  3tt)ingli  VH,  490.  --  519. 

@.  383.  l93orr.  g.  fd^tt).  ©^ngtamm:  S.  9.  65,179.  3m  gebr.  melbet  S. 
an  ^Igricola,  bag  b.  ©^ngr.  t)on  neuem  in  fBittenB.  gebtutft  tt>etbe.  2)a9  ifl 
aber  nic^t  bie  flberfe^ung  (be  93.  III,  93.  95.  98.).  Slnfang  9pril  »eig 
man  in  «afel,  bag  fintljer  eine  ©onebe  f^reiben  voxtL,  Swlngli  VII,  490. 
9[nfang  3nni  ifl  bet  Snl^U  in  ©tragbnrg  betannt,  man  l^at  aber  no4  lein 
(S^emplar,  »eil  ber  2)m<fer  ba9  »u4  bis  gur  9)^effe  gurüd ^iett,  @.  517,  am 
9. 3nU  l^at  man  bereite  bie  Snt»ort  barouf,  €>.522. 523.  2)agegen  l^at  3tDingtt 
f^on  frül^r  (@.  518)  Sutl^erS  libellns,  »ornnter  nur  b.  ®ermon  Dom 
@alr.  (@.  a.  29,  328)  toerflanben  »erben  lann,  befeffen.  2)erfe(be  »irb 
ibentif4  fein  mit  ben  bei  )eu(!^»alb,  $oa48-@amm(.  I,  1.  XXIV,  )nm 
28.  u.  29.  SRSr)  berjei^neten  ^rebigten.  Sutl^er  er»^nt  il^n  nirgenbS. 
a3gt  ie^t  aud^  bajn  S:^  itolbe,  Bnr  (Sl^ronologie  Sutl^erf^er  @(!^riften  im 
2lbenbmaW«flr.    3eitf*r.  f.  Ä.-©.  XI,  472  ff. 

S.  38S.  OetolanM>ab  bei  ^ergog  n,  112.  be  m,  lU,  128.  So>iagii 
opp.  VII,  527.  a)a6  biefe  ©orte:  C.  «.  30,  Uff.  —  be  ffi.  HI,  125. 
130  f.  161.  165.  Ober  Sntl^er«  ©«»eigen  3»ingli9  iSriefe  an9  iener  Beit. 
gürflen:  3»ingtt  Vni,  11.  27.  31.  35.  43.  9Hlmberg:  VII,  575.  vm,  33. 
«uferpel^nngeieib  unb  3ren5n9:  S.  9(.  30,  103.  116.  118.  135. 

@.  386.  3»ingn9  Amica  Exegesis:  Opp.  HI,  1,459.  3nr  (Snt- 
Pel^ung  unb  jnm  Snl^alt  Dgt  9.  iSanr  II,  444 ff.  nnb  bie  treffß^en  ^ax* 
legnngen  bei  3.  ÄöfHin  II,  95ff.  (©ucer:  3».  VII,  523.)  3».  an  fint^ 
Anal.  Lnth.  447.    3».  VIH,  38. 

S.  387.  <@treit  in  b.  (Skmeinbe  ).  iS.  in  iSoburg:  G.  B.  1, 909.  3»ingU 
opp.  vni,  70.  3»ingli8  »ergttnH)fnttg:  opp.  2i>  6ff.  „a)a6  biefe  ©orte": 
2»^  16 ff.  —  atoingtt  o«  Oflanber:  VIH,  59  (Dgt  C.  «.  30,  241). 

e.  388.  8e(cnntni«:  (S.  «.  30,  152.  be  ©.  UI,  190ff.  220  (na« 
bem  11.  iRoD.,  t>gt.  Q.  S.  30,  152).  Sarlfi.:  be  ©.  HI,  214.  230-40. 
©ajtt  ©ilgenfeW  3eitf«r.  1864,  @.  98  ff. 


688  Snmettnngen  mtb  8eu)ctf^ 

e.  SM.  Sobec  in  (g^nfHiSftx  Unbbeni^tmig  k.  1528  (@.  Im  j.  t 
247).  G.  I. 

S.  SM.  8orgef((i4te  be«  Colloqttiisiite.  3ona8  bom  23  (ni^t  24.) 
bei  itan>etatt  I,  99.  »gl  3»te9U  opp.  VU,  521.  «oncr:  e6b.  VH,  540 
Inm.  mti«:  VU,  d60f.  (»gl  gdTjleinaitn,  9^.  Utbtsbenbn«  h^- 
225).  2)ag  £nt^r,  »og  matt  big^t  fiberfel^,  f^on  1527  eine  Stnlabong 
ablehnte,  bcweijl  Copitod  Qtief  on  3>»ingU  toom  21.  &tpt  1527:  Colloquinm 
refogit  (VIII,  94),  t)gl  mit  Sntl^  älngernng:  ante  daog  annoe  denegaiam 
^ebio'«  in  Itinerarinm  (Beitf^r.  für  Jt.-O.  lY,  420).  2)a)n  9Rd(m4* 
tl^on  C.  B.  1, 1065:.  JB^o  feine  gttrflL  Knaben  b^ren  mürben,  bag  D.  SRor^ 
tinng  abermalg  bie  Untenebe  abgefcblagen.'' 

e.  S»S.  «oüe:  grante,  «oüefcbe  Seeform.  1841,  0.  80f.  beS. 
UI,  182.  196.  198.    AnaL  Lnth.  90.    (S.  «.  22,  294.    (Snbe  @e^t. 

e.  SM.  Ößeneicb.  SRonbat  bei  IBalcb  XYI,  433f.  »gt  bajuiinb 
für  b.  golgenbe  W-^^^aHf  W^^P  ^*  ^«^  unb  bie  ^dfd^n  iM, 
Sei)>)ig  1884,  »o  bag  gef.  Dueüenmaterial  be^onbelt  mirb.  SronboiN: 
$.  3immetntann,  2)et  etteit  SBolf  ^omungg,  B^tfcbt.  f.  pteng.<9e|i 
n.  Sanbegf.,  20.  dal^rg.  1883,  310 ff.  ftoCbe,  Anal.  Lntherana,  @.  Ulf 
2)ürftig  ^eibemann,  Sieformation  in  ber  äßart  !6ranbenbnrg  133. 
160  ff. 

e.  S94.    Serbanbt.  mit  Snt^:  Onrfl^arbt,  Beitfcbr.  f.  fl.  ®ts« 
f^aft  1882,  @.  585  (Anal.  Lnth.  100),  aber  Dor  bem  26.  WlSx^  W  ^^ 
filbtoetlifb  etmaS  ba)9on  gemnfit. 
.  e.  S96.    Snt^  übet  bie  (S^tl^t:  be  SB.  m,  339  ff.  351. 

8.  S96.  «ornung:  Anal.  92 f.  98 f.  106 ff.  108.  $.  3 immer* 
mann  a.  a.  O.,  @.  310f.  2).  öff.  ©enbfd^r.:  be  ©.  HI,  381.  g.  ®eB 
in  3eit|*r.  für  Ä.^O^.  XUI,  119. 

«.  S»7f.  Urf.  t).  SWÜnflerberg:  Crmif*,  ^.  «ri^.  für  fa*f.@«f<v 
«b.  m,  290.  —  gebbe  mit  ®eorg:  be  ©.  III,  341.  (@eibemann,  ^rt 
131.)  397.  405.  409f.  417.  418.  422f.  426.  «nrl^.  145.  151f.  156. 
Bttingli  VIII,  136.  »on  l^eimtt^en  nnb  gcfl.  «rief.:  (5.  «.  31,  1.  H 
ö.  ©oben,  «eitrfige,  309ff.  ©edenborf  II,  148,  ju  (So^tfiu«-  8-  ®«6r 
(Eo^I&ng,  @.  34ff. 

®.  39».  3onag:  (g.  «.  41,  324.  ©ereitg  im  3[prü  überf.  be  S.  VI,  77. 
©abafut:  C. «.  42, 1.  be  ©.  lU,  114.  ©a^aria:  (S. «.  42,  108.  be  ffi.  K 
130. 148.  (1527  gegen  ©eibemann  VI,  623)  161. 199. 255.  Sefaia: ®)rr. 
a.  a.  63,  52.  be  ®.  III,  389.  ©efter:  III,  171ff.  ögt  aber  a»(4J« 
«cmerfung:  (g.  31.  65,  115.  »leö.  b.  9i.  Xefl.:  C.  R.  I,  1074  f.  -^ 
«ibel:  Sßal*  XIV,  1376.  «gl.  ^ipltx,  Äo^ernilnS,  «ronnSb.  1868, 
©.  73 f.  C.  ß.  I,  833.  be  2Ö.  m,  632.  Psalterium  nnb  OctoDariM* 
«eefenmc^cr,  Äir^enp.  2(t*.  1826,  348.    be  Sß.  UI,  210. 

@.  800.  «om  Äriege  »ib.  b.  £ürf.:  (g.  «.  31,  31.  be  S.  UI,  423. 
426.  430. 


Snmertungen  itttb  ^etoeife.  589 

@.  302-304.  ^antt  m,  103.  i6ef.  aber  ^t\^,  <^f^.  b.  9iet<]^t 
BU  @<>eier,  1879  (au*  SWUt  b.  l^ifl.  ».  b.  $f.  1879).  JDaju  »itd,  ?ol. 
^orrefp.  ©trafibutg«,  @.  319  ff.  3»  ga^er  ebb.  o.  C.  R.  I,  1041  ff.  1060. 
Vertrag  mit  Sucern:  92e9  52.  iD^elon^tl^oit:  C.  B.  I,  1059.  mmh,  cm 
^eorg  t)on  iStanbenb.:  iRe^,  @.  298. 

®.  305.  ÜÄet.  u.  Cef.:  ©inbfeil,  @.  35.  C.  R.  I,  1048.  Sur 
»erantoffung  »gL  Oefor.  an  3»lngft  in  beffen  opp.  VUI,  273.  «ber 
tt>a9  flnb  ba9  fttr  legati  qui  hac  ad  Imperatorem  contendnnt  ?  —  iteim, 
@4tD.  9iefotmation9geft(.,  115.    ©ttagBuvger  (SrHSrung:  fßxxd  a.  a.  O. 

I,  349  anm. 

® .  306.  Jtrantl^eit :  b  e  S.  ÜI,  460  ff.  —  Set^l^t  ©olomonie :  (S.  S. 
63,  93.  -^  be  ffi.  m,  446. 

®.  307 ff.  be  S.  III,  435.  449.  454.  465.  )6urt^.  159.,  $fingfl^r.: 
$oa(^8  @ammt  bei  Sitd^toatb  I,  1,  161.  ^^eilbronn  2C.:  fteim,  @4u>. 
9{ef.==®ef(!b.  100.  —  ^ox  bem  äTlarburget  ®t\}?tlSi6t,  aRelancibt]^.:  C. 

B.  I,  1064 f.,  namcntl.  an  (Sant.  1067.  !3)ann  bei  jteim,  @(!^tD.  9{eforma« 
tu>n9gef^v@*290ff.  Über  bie@(bulb  am  9lei^9tag9bef(!b(ug  1069.  75.  mxnh. 
1071.  (Unri^tig  fvt^t  SR.  Senj,  SrieftDe^fd  «ucet«  I,  11  barin  ba9 
etreben  nad^  einer  9[n9f0l^nnng  mit  ben  ^o^ifien.)  —  be  SB.  III,  501. 
a)ie  Sufammenflettung  t>,  ©riefen  bei  Seng  I,  8 ff.  2)ajtt  I.  1073:  Mirum 
silentinm  est  de  conventn.  Sutl^erS  flntmort  unb  ber  jtnrfttrfl  t>gt 
ben  ni^t  obgef^idten  ©rief  bei  be  SBette  III,  473,  too  »om  jtnrf.  ni^t 
bie  92ebe  ifi  nnb  iRenbeder,  Urtnnben,  @.  93.  Ob  bie  ^Briefe  Dom  Snni 
fc^on  bnrt^  bteSlntDefenl^eit  ht»  $ofe9  beeinflußt  mürben  (Seng  14),  ifl 
StDeifed^aft ;  2utf^  berid^tet  ton  bem  Stb^ng  beS  ^ofe«  erfl  am  10.  SuK  (be  SB. 
III,  479.  —  491.  C.  R.  I,  994,  geljört  in«  3a^r  1529.  be  ffi.  lU,  501). 

®.  310.  3tt>ingU:  9.  (Sf ^er,  2)ie  ®lanben9^arteien  in  b.  (Slbgenoffen- 
f4aft,  Srauenf.  1882,  @.  73 ff.  S.  an  Sinf:  be  SB.  in,  488.  ©^engter: 
aßa^er,  Spengleriana  69. 

<S.  Sil.    (Sarlfiabt:  3Sger  a.  a.  a,  499ff.    etrobet,  Oeitr&ge 

II,  305ff.    iReubeder,  Urfunben  130f.    Xf^.  Äolbe,  Anal.  Luth.  118. 

C.  R.  I,  1095.  3»ingti8  9leife:  3»w  opp.  VIU,  353.  366f.  Senj, 
«riefwe^fct  I,  17  ff.    3)erf.,  3eitf*r.  für  Ä.-®.  III,  28  f. 

@.  313ff.  Über  ba«  ©ef^rfi*  3ona«:  C.  R.  1, 1095.  «renj,  Anek- 
dote Brentiana  63.  Oflanber:  «ieberer,  S^iadbr.  II,  110.  ^ebio:  3eitf*r. 
f.  ^.-®.  IV,  414.  (Sottin  (ber  9ieifegef%te  3n>ingU9):  Hospinian,  bist, 
sacram.  II,  123.  —  2)aun  lenOinger«  iSeri^t  in  feiner  9ieformation9gef^. 
II,  223  ff.  n.  3»ingli8  opp.  Vin,  44.  Rhapsodia  coli.,  3eitf(br.  für  ^iflor. 
Sbeot.  1874, 117.  —  @(!^irrma*er,  «riefe  n.  Elften,  Ootj^a  1876,  @.  3f. 
(ögl.  «rieger,  3eitf(!^r.  f.  Ä.-®.  I,  628.  Äolbe,  Analecte.  Luth.  117). 
2)a3u  bie  «riefe  2üt^tx9  n.  ÜRelanc^t^one  an«  biefer  3eit.  SotalitSt:  ^tppt 
in  ^reng.  Sabrb.  1874,  508.  Gemeint  tann  nur  ein  ixtmXxäf  groger  9laum  fein 
(nat^  «renj  »aren  et»a  50—60  ^erfonen  jngegen)  neben  bem  ©d^tafjimmer 

ftolbe,  gut^ct.  n.  38 


690  Stunettniigcii  nnb  8e»ttf^ 

M  Sfitftat.  BttT  ^cfnng  „hypoeansto"  %  parte.  t>gl.  be  f&tttt  XU,  21, 
wonach  man  bamal0  uittit  hypocaiutnni  »ol^l  xAdfiZ  anbetet  bct^onb  aI9 
edfiaigtma^ ,  Kämmet.  —  2>a6  £nt^  (uetfl  im  ^iSafll^nS  sum  eSxm'* 
A^efHegai,  bernl^t  fibrigcn^  Ublglii^  auf  Xrabttion. 

e.  S16.  3n  2utlM  9euTtd(nng  ber  e((»et)er  t>gL  au((  be  fß.  IV,  9a 

e.  S17.  %xAid:  «e)>)>e,  2).  15.  aRatb.  «rtifet,  jtaffel  1854.  Ußeti, 

etiib.  nnb  jtrit  1883,  e.  400 ff.    Sonbgraf  $]^Ui)>^:  9tommel,  9^lq>^ 

II,  225.  ent^  ü6cT  9Rat(nrg:  be  SB.  III,  512ff.  516.  518.  —  Bioingli: 
opp.  YIII,  369.  eibgen(ff.  Zm-,  @.  417  (bei  2tni,  Seitf^r.  f.  ft.-d., 
m,  220  annt).  8ncer:  BeUfd^t.  f.  it.-9.  IV,  611.  Bnm  2)ni(f  bet  Sit. 
Ojianber  bei  ^angborff,  SebenSbef^r.  epenglerg,  &.  275.  Sgl.  mit 
9lieberer,  ^{ad^ti^ten  II,  121. 

e.  $18.  ^rebigt  in  SRatb.  ni^t  am  3.  (JtSjllin  I,  136),  fonbent 
am  6.:  Oui^matb,  Beitf^r.  f.  tir^t  IBiffenf^.  1884,  e.  271.  ^L  ^. 
«.'  14,  206.  —  ecbMb.  «tt:  be  ®.  III,  312.  ©nrt^.  165.  (€.  I.* 
24,  334f.).  C.  R.  XXVI,  151.  9eante  III,  126.  Äeim,  @*to.  Jlcf.  127. 
2>aB  Sut^  bie  «rtifet  ni^t  aflein  berfagt,  giebt  er  felbfi  an.  (S.  %*  24, 
337.  —  Übrigeng  tfl  mebet  ber  itnrf&tfi  no(^  Sut^er  toittti^  in 
6(iUi)  gemefen,  nne  i^  benrnSi^jl  befonberg  bartl^un  tt>erbe. 

e.  319.  «eer^rebigt:  (St(.  «.  31,  809  (be  ».  UI,  516ff.).  2)a9 
e^emplat  bet  (Erlanget  8iM.  ttSgt  ben  fßttmat:  14  d.  prid.  Kaien  Jan. 
M.  D.  XXX.  —  «nf.  1530,  jweite  «uggabe  III,  539.  —  De  ritu  et  moribns. 
Op.  V.  arg.  VII,  514.  be©.  III,  539.  »onebe  gut  «»>ot.:  ©.  «.  63,  15S. 
be  IB.  IIJ,  539.  553. 

0.  320.    SDaniel:  S.  «.  41,  232.     be  SB.  III,  533.  555.    «atfer: 

III,  524.  527.    ©ttaßb.  IV,  221  (1530). 

0.  381.  ^ornung:  be  IB.  III,  542ff.  Bimmetmann  a.  a.  O.  — 
SRetf«:  be  S.  III,  536.  äbet  b.  t^d^tift  be«  SRenin«:  0^.  S.  ^äfmxhtr 
3.  aW.  I,  86  ff.    Äirc^enju^t:  III,  538  u.  öfter. 

0.  822.  i^eimlic^  ^elöbniffe:  DgL  €^(^eutl,  !S)a9  gemeine  bentft^ 
^^tä^t,  CtL  1882,  @.  48.  62ff.  Äatoetau,  Sntl^et  n.  b.  (g^f^liegnng. 
2^01.  @tub.  n.  Ätit.  1874.  Bon  (g^efaii^en:  (g.  «.  23,  91.  be  ®.  ÜI, 
151.  539.    Sutiilen:  C.  R.  I,  1113.    ©ifltation:  «url^arbt  168ff. 

3.  323.    (Sam^anug:  G.  R.  II,  13. 

e.  324.    Sut^  ®uta4ten:  be  ©.  III,  560. 

8.  325.  Si^vfiemann,  Urtunbenb.  I,  2f.  24.  2)erf.,  «r^ib^  ^\äf.  b. 
9teid^«tagg  )u Sluggb.,  e.  11, 15.  Srfid:  gSrflemann,  Urt.  I,  39.  Bnm 
Gangen  Krieger,  ^Die  2:org.  9[rtife(  in  ßir^engef(!^id(|t(.  ©tnbien.  8et|)3tg 
1888,  @.  268  ff. 

@.  320.  !S)er  ^aifer  alg  mäftt  bgl.  be  IB.  III,  540.  542.  Sebe« 
toer,  3o^.  2)ietenberger,  greib.  1888,  @.  124 f. 

3.  327.  ^rBnung:  9iante  III,  158.  Mf.  ^tHne:  $ird,  etragb. 
Äorref}>onbenj  I,  430,  gUr.  706,  tgt.  S^lr.  708.    iRümberg:  »ird,  @.  433. 


^nmetlungen  uitb  $ett>eife.  691 

Corp.  Eef.  II,  20ff.  22.  SSgt.  «Kaiser,  SpengL  72.  —  Ulm:  Äcim, 
Ulm  177 ff.  mxd,  @.  443.  C.  R.  II,  68.  86 f.  «cutfingen:  C.  R 
ir,  57.  . 

@.  838.  ©otbctettungen:  götjlemann  I,  134ff.  $rebigt:  8ut*- 
roalb,  Ungebrudtc  ^tcbtgten  gutl^ct«  auf  b.  (Sobutg  gehalten,  gtoicfau  1884, 
®.  6 f.  9lciferome:  görflemattu  I,  25.  33.  35ff.  3onaeBt.  I,  145.  be 
©cttc  III,  569;  IV,  Iff.  Slbenbmal^l:  @(!^irrmad^er,  «riefe  u.  «ften, 
©.  372.  Ojlet^)rebtgt:  @.  «.^  17,  338  (323  geljött  gegen  «u*toalb  @.  9 
ni^t  na*  Coburg,  ijl  feine  Oflerfam^tag«*,  fonbcm  eine  $afflon8^tebtgt).  — 
Sf^ütnberg:  2^.  Äolbe,  SfJütnberg  unb  Sut^er  tor  bcm  9leid^8tage  ju  Augs- 
burg In  Äir(!^cngcf(?|.  ©tubten  251  f. 

@.  83».  auf  ber  Coburg:  bc  S.  IV,  2ff.;  ^nm  ©atum  Äöfllin 
II,  652.  pfeife:  görflemann  I,  156.  158.  «ogt,  «nteil  ber  "Sidäf^- 
flabt  Sßeißenb.,  (Sri.  1874,  @.  25.  (5.  Äanfmann:  be  SB.  IV,  8.  15.  121. 
139.    be  SB.  VI,  123. 

®.  880.  äfop:  be  SB.  IV,  2.  12.  SÄatl^ef.  IX.  Sut^erö  gabeln 
ed.  2:biete:  ^xtmtpix^  Sleubrude,  ^.  76.  (gje^iet:  S.  3[.  41.  220.  ©r. 
IV,  15.  «ermal^nung:  (g.  «.*  24,  356.  3)af.  über  bie  (Sntfle^ung.  — 
2anb«fne*te:  ©r.  IV,  10  öon  ÄöflUn  II,  200  mißberflanben. 

® .  883.  Ulmer :  ÜRaud^  bei  S$  e  e  f  e  n  m  e  9  e  r ,  J^Ceine  S3eitrage  41.  $g(. 
Analecta  131  f.  Ärant^t:  C.  R.  K,  40.  60.  be  S.  IV,  10.  12.  15 
et  passim.  2)ietri(!^8  )6rief  an  ^ricola  bei  ^aioerau,  3^tft(^*  f-  ^td^l* 
SBifi.  1880,  @.  51  f. 

®.  884.  ^faUer:  be  SB.  IV,  12.  ».  JDietri*:  Opp.  exeg.  XVII, 
ögl.  baju  Äöftütt  II,  @.  656,  «nm.  3  ju  @.  225.  —  118.  ?f.:  (g.  Sl. 
41,  If.  be  SB.  IV,  41.  51  {m^M  ©anbft^rlft  in  9loflo(f).  »et«:  9lftte- 
berger,  @.  19.  Opp  exeg.  XVII,  @.  304.  117  ^f.:  (g.  a.  40,  280, 
mal^rfd^einU*  f((on  (Snbe  3uni  begonnen;  Dgt  bie  Aate(!^i9mu9fleae  bei  be 
Sette  IV,  46  mit  (5.  21.  40,  287.  be  SBette  IV,  121.  151;  VI,  122. 
Stof  b.  „@(!^reien":  (g.  21.'  21,  334  (3n  ber  (ginteitung  öon  (gnberö  mau*e 
Unri^tigteiten).  SBim))ina9  ®ä^xx\t  ebb.  345;  in  SBtm^ina  unb  äRenfing 
togl.  .^atoerau,  3ona9br.  I,  178. 

®.  885.  @(f:  ?litt,  (ginl.  in  b.  Slug.  I,  526ff.  Confessio:  C.  R. 
II,  45.  47.  be  SB.  IV,  17.  3eitf*t.  f.  Ä..©.  VI,  624 f.  tnberungen: 
C.  R.  II,  60  u.  öfter. 

@.  880.  $ir<f,  ©tragb.  ))otit.  ftorref^.  I,  444.  446.  457 f.  Anal. 
Luth.  129.    C.  R.  n,  50.  51.  59.  96. 

@.  887.  Sutl^  an  ben  Sanbgrafen:  be  SB.  IV,  23  (bom  20.  3uni), 
t)g(.  45.  S3etenntni9:  S3rieger  a.  a.  O.,  @.  312;  ba^u  B^ingU, 
opp.  vm,  462.    SJird  I,  446f.    @alramentlerer :  gör^emann  I,  233. 

@.  888.  ^rebigtberbot:  C.  R.  II,  43.  Tltl:  45 f.  Sutl^er:  be  Sß. 
IV,  18.  Oattinara:  C.  R.  Il)  57  ff.  60.  70.  fiutljer  an  b.  Äurf.:  be  SSB. 
IV,  20.  Xeuemng:  »ircf,  @.  443.  C.  R.  II,  90f.  a)obeJ, 

38* 


M2  ftomcrtengeit  nnb  fötand^t. 

IV,  26.  ^noM  9ccttm:  cSb.  IV»  26.  gSrfleiitaitn,  Sn^«  20.  Se« 
fi^oetbe:  G.  R.  II,  70.  84  f.  87  f. 

e.  SS9.  tugeeiirft:  C.  B.  II,  87  f.  89  f.  —  ^t  etieffrage:  be  8. 
IV,  34 ff.;  »gl  «atDCtan,  3ona«6r.  I,  161.  ftBfkltn  n,  654.  8efit4e. 
bc  IB.  IV,  30.  32.  Zob  bcS  «aterg:  ebb.  in,  560;  lY,  33.  35.  ^reger, 
Xif^tcbcn,  52.  VtutUx:  be  CB.  111,256.  8gt.  an((  itttttnl^aar,  Sn^ 
«atet^an«  is  SRongftib.  2.  tit|I.,  (BÜIebcn  1859.  e.  20  ff.  «riefe  an 
itSt^e:  be  f».  IV,  131.  182;  VI,  121;  IV,  173.  »ef orgimgeii :  IV,  51. 
ffieOer:  be  19.  IV,  39.  130.  186  (ang  bem  6oinmer). 

e.  S41.    In  icaa  Sntl^:  be  «B.  IV,  41. 

e.  S4S.  ^ttinaro:  be  ».  I,  27.  Anal.  Lnth.,  128.  136.  C.  B. 
II,  91.  118.  e^itrma^et,  e.  394.  8ogt  in  VdiM.  beS  fBem» 
fttt  (»ef«.  b.  €itabt  9lfimberg  IV  (1882),  @.ll.  (Sinsngsc.:  C.B.  n,  106. 
115  (»0  ber  ^ihfk  oon  InlMt  ni^t  ttnSfysit  toitb).  gSrßem.,  St^.,  28. 
(@4irtma4et,  58.)  Anal.  Lnth.,  136.  138.  gBrflemann  I,  267. 
Sroinlei^nom:  C.  R.  II,  106.    ©^ittma^er,  306.    IBatii^  Xyi,872. 

Z.  S4S.  $rebigmrbot:  bie  8ebenfen  gdrfiemann  I,  274ff.  SRe« 
Uin^t^on,  293;  bojn  i»gl.  294.  e^irrma^er,  67ff.  87ff.;  DgL  os^ 
and.«  Urteil  Aber  ben  itom))ronti6  0.  B.  II,  118.  Staxi  an  feine  ®ema^. 
bei  «eine,  «riefe  an  k<vd  V.,  6.  11. 

0.  S44.  fßtd.  mit  ben  taiferf.  ®etret5ren:  Unri(!^tig  bie  gon^e  ^S>ox* 
fleOnng  bei  9)^anrenbre^er,  ftatf^l  Sleformation,  ^,  287,  toonoäf  bie 
SnitiatiiK  i9on  ber  gegnerifd^n  @eite  onggegangen  toSr^  2)a9  Stii^tige  fd^s 
bei  8ir(f,  Iftelan^tl^ong  ^olitifc!^  eteOnng  tt,  ßeitfd^.  f.  £.-<i.  IX,  92, 
ein  «nffat»,  ber  freili^  mon^  f ^ie fe  UrteU  entl^t,  and^  ber  Xragtodte  btf 
fragtif^n  «erl^tenB  SRelon^tl^ong  ni^t  gerecl^t  toirb.  3(!^  t)er)ei4ne  bie 
eingelnen  äRomente:  8ereit9  am  18.  Snni  berid^tet  3onag  bon  ber  Unterrebnsg 
mit  &9tp\^,  Anal.  Lntli.  136  (140).  2)ag  bie  ^Inn&l^ng  an  SBoIbe)  ms 
SDlelani^t^on  angging,  giebt  er  fdbfl  an:  Ego  pertentavi,  C.  R.  U,  118  mib 
Nactns  sun  Hispannm,  ebb.  119.  @amgtag  b.  18.  fanb  nad^  bem  «erii^te 
ber  iRümberger,  C.  R.  II,  122,  fd^on  bie  stoeite  Unterrebung  fiatt,  na^bem 
ffialbej  turj  borljer  (©ald^  XVI,  913;  ©^irrmad^er,  71)  mit  bem 
«aifer  unb  bem  Legaten  (C.  B.  II,  123)  fonferiert  l^att^  eo  erflSrt  ^, 
xoa9  bie  9{üni6erger  am  19.  jur  «egrUnbnng  bafür,  bag  ber  «efAtng  an 
ber  Shigttfiana  nüäf  nici^t  gemalt  ifl,  angeben:  „^enn  xoxt  fid^  ^Ui4))>nfi 
äRelanci^t^on  bemel^men  ISgt,  tt)irb  Dietteicj^t  bie  Bad^t  in  fetner  fo  wü' 
ISuftigen  «anbtnng  gelangen,  fonbem  noä^  enger  eingebogen  nnb  fihrser  ge« 
fa|t  unb  gel^anbdt  »erben."  S)amit  Dergleid^e  man  bag  „taifert.  Sege^ren" 
auf  @.  123.  iD'^eran^tl^on  glaubte  alfo  in  ber  X^at  am  19.  3nni  ton  bct 
Übergabe  beg  8etenntntffeg  gan)  abfel^  )u  !5nnen.  2)aranf  ^iett  er  c8 
bo4  für  angemeffen,  mit  lOrüd  unb  anberen  ©ete^rten  bie  fünfte  ya  beraten, 
n>a9  am  SHengtag,  ben  21.  dnni,  gefd^al^.  S>er  (Stfcilg  n>ar  eine  ftblel^mms, 
tDie  bag  ^adftooxt  be9  betreffenben  iSriefe«  ber  i^fimberger  (C.  R.  n,  124) 


Httmettungen  un^  Soreife.  598 

ttttnnta  lägt.  WlJigHif,  bag  {i^  bet  ^ur))¥itt)  boBei  befonbetS  l^rtoort^at 
imb  ))on  gel^eimen  iBetl^ttblungen  mit  bon  itaifer  nid^tS  loiffen  toottte  (bg(. 
9)>2e(.  an  Sntl^er:  Caesar  satis  benigne  salntat  nostrom  Principem:  ac 
relim  vicissim  nostros  erga  ipsnm  oMciosiores  esse.  Ea  de  re  ntinam 
inniorem  Principem  nostmm  literis  admoneres  C.  B.  II,  125).  $ie  ^itU 
lung  ber  92üntberger  bei  S3ogt,  aRittettnngm  be9  Mmb.  ^^i4t9bmin9 
IV,  18.  2>ag  bie  iBeti4tetflattung  be9  Legaten  na^  9tom  (SSnttner, 
Monnmenta  vaticana,  431)  bot  tDeiterot  S^^S^utg  ber^inbette  (Sird  a.  a.  D., 
93.  aRaurenbteti^er  a.a.O., 287),  tfl  unrid^tig.  2He S^cil^anblsngen toateit 
bamit  su  (Snbe,  bag  bie  ©täube  bie  öff entließe  Übergabe  be9  ]@eteiintnif[e9 
Dorjogett,  obiDOl^l  Wlüanäitfyon  bie  <^^e  nid^t  fo  auffaßte,  fonbetn  fte  aI9« 
batb  na(^  ber  Übergabe  fortsuffi^ren  bef^Iog.  —  Se^te  iSeratitng  C.  B.  II, 
127.  Sif4.  3uri9bittion,  140;  bagegen  mäf  3ona9,  156.  Sanbgraf: 
126.  142.  155.  ©tragbitrger,  155.  ^xd,  $o(it.  ^orref)>.,  458f. 
9[nbere  Kuffaffung  be9  Sefenntniffe9  bei  (S^inger  in  ^ohtl,  SD^emmingen 
IV,  32. 

e.  S45.  maCbti:  C.  B.  II,  140.  141.  Wldanift^on9  ©timmung: 
125.  126.    $a^^m:  Anal.  Lnth.,  297. 

e.  346.  )93erl^anMungen  nnb  Übergabe  b.  jtonf.:  C.  B.  U,  128.  142. 
154.  Cl^inger  bei  2)obel,  SWemmingen  IV,  31ff.  ©^irrma^er,  87f. 
401  ff.  gSrfiemann,  flr^ii»  52ff.  (Sinbrud  ber  angnfiana:  G.  E.  U, 
142  f.  145.  150.  154.  @(*Iafen  be8  Äaifer«:  ebb.  245.  3)  ob  et  IV,  33.  40. 
görjlemann,  «r*.  59.    @<)ataän  in  2.  ffi.  Stttenb.  V,  156. 

6.  347.  ^ate^i^mnS:  be  S.  IV,  46  (k>om  30.3uni).  9^1  baju  (S. 
21.  40,  287.    Oebet:  C.  B.  II,  159.    gemer  bie  «riefe  bom  27.  3nni  an. 

e.  348.  Sutl^  über  b.  «efenntni«:  be  ffi.  IV,  68.  71.  83.  85.  96. 
3ttm  aWotto  t)gL  C.  B.  XXVI,  222. 

6.  34».  ©ibermf  b.  gegefener:  (g.  a.  31,  185.  be  S.  IV,  57.104. 
©enbbrief  an  «Ibre^t:  be  ffi.  IV,  72;  tgl.  70.  86.  104.  «m  22.  3uft  in 
9lttg9bttrg:  @palatin6  »nnalen,  148.    G.  R.  II,  240  f. 

e.  361.  SDag  «an  foOe  jtinber  gnr  ed^nle  l^alten:  (&,  %,  '17,  377; 
))gl.  bef.  390.  395.  415.  420.  be  S.  IV,  69.  116  (SOI a^ er,  Spengleriana, 
73).  SBa)>))en:  be  SB.  IV,  79  (togl.  SSeif  fenborn,  «tten  b.  Unit).  Chfurt, 
®.  317,  bana^  xoax  bantal9  bie  (^mnbfarbe  anber9).  Anaate,  2nt^% 
Sa|>)>en.    3eitf4r.  f.  tirc^l  m%  1881,  e.  52ff. 

@.  358.  9argef4.  ber  Confniatio:  i^rieger,  'ätxt\äfx.  f.  jt.-®.  XII, 
123 ff.,  nnb  bie  treffüii^e  «rbeit  bon  3.  gi(f  er,  2)ie  jtonfntation  be9  9ng6« 
burger  «elenntniffe«,  fiei^gig  1891,  6.  XVff. 

6.  353.  9lnf4btg  ber  etSbte:  SgL  ba^n  bie  »riefe  be9  @eba^an 
^agelßnn,  ed.  «B^ftetter,  in  3a]^re9ber.  be9  i^ifi.  »er.  f.  ^JUttelfranten, 
SRr.  37,  1869  tt.  1870,  @.  82.  — Tetrapolitana:  »ird,  ^ottt.  Äomfponb., 
461.  463.  465.  Übergabe  am  9.  3nU,  469.  2)obe(,  a^lemmingen  IV,  32. 
36f.  40-43.    C.  B.  H,  164.    ©d^irrmacjjer,  103. 


6M  InmtKtnngen  unb  Qetoeife. 

e.  854.  9Rctaii(»t]»on:  C.  B.  II,  149.  153.  155.  170  (ba«  gtotite 
eä^tdtat  bom  6.  Suli  [171]  im  Alanen  ber  %Sa9m  ift  t>oiit  (2ätbe  Suti 
t>gL  @((itrina((et,  511).  9tt.  768  ifi,  »enn  ou^  getoig  Mit  äRtiUm^* 
t^on,  ni<(t  an  (Som^fli  getU^tct  (8it(t  o.  o.  £).,  97,  fogt  ^}itr  SRtt- 
teUnng  an  bot  Legaten  be^ntmt",  aber  xoo\tx  toiffen  mix  bad?).  174f. 
%idtx,  jtottftttatton  XYIL  Dflanbcr:  C.  B.  U,  163.  iStntoiTfmig  onf  bic 
@t5bte:  2)obc(,  SRemmingcn  IV,  d5ff.  ^itd  a.  a.  O.  2>te  Bettete  ber 
9^ni5erger  Oefanbten  unb  fttim,  6(i»&6if((e  9lefotniatu)n9gef(^.,  184 

e.  S55.  6)^aUUitt:  be  IB.  IV,  101.  3mn  folgenben  SntVei«  »riefe, 
83 ff.  paBsim.  Bnt  C^tonot  unb  fiberb.  Traditiones  bg(.  JtBßUit  I,  Warn.  1, 
)u  e.  233. 

e.  S57.  X^tn:  Opp.  v.  arg.  IV,  373.  2)eutf4  (^ier  40  @2[^) 
(5.  9.  31,  122.  2)a  ®|)alatin,  ünnol.  148,  aber  toon  40  Utetuif^en 
@5^  fprid^t,  i|l  c9  fragß^  ob  bet  erfle  ^md  ni^t  aud(  40  gqS^lt  l^t 
be  ö.  IV,  113. 

e.  S58.  8on  bot  @((tfif[efo:  (S.  «.  31, 126.  (EanM>eggi:  153  f.  (Srji 
au9  biefereemertnng  bcS  Campcggi  (»gt  C.  B.  II,  174)  fd^nt  flcift  mir  bie  (Sut* 
ße^nng  ber  @4rift  )u  ertdren.  «kfen  beS  ee^tf4lüf[e(9, 173.  be  SB.  IV,  122. 

S.  359  f.  Confutatio:  3-  gi(ter,  !^ie  jtonfntation  beS  9btg96urger 
eelenntnif[e«,  eei^)ig  1891.  Über  bie  eteOung  be9  ^aifer«,  e.  LI  ff.  gemer 
gStflemann  II,  95.  113 ff  @el^r  intercffant  an4  toegen  ber  Urteile  über 
bie  9nguflana  nnb  ben  SDlartgrafen  <9eorg,  ebb.  e.  101.  Urteile  über  bie 
Jtonf.:  e^irrma^er,  418.  £(.  jtolbe,  Anal.,  144ff.  {KigeCfiein  in 
37.  3a$re«ber.  be9  l^ifi.  Xkrein«  für  SRittelfranten,  e.  88.  Sgl.  ftatDerao 
in  ©»tt.  ®et.  «nj.  1891,  iRr.  22,  @.  901  f.  «renj:  C.  B.  II,  245.  261. 
a^et:  249.  252ff.  260.  Aber  bie  »erl^nbl:  »rieger,  St^x.  f.  ^..@. 
XU,  156  ff. 

Z.  SOI.  ai'^elancbtl^on  nnb  (Sampeggi:  bei  ßird  a.  a.  O.,  @.  300. 
2)er  «rief  an  ©tabion  ü,  274  bei  3tt«>ffr  @tabion  (Sürici^  1799),  Dom 
10.  9ug.  —  abitns  Landgravii  —  —  adversarios  nostros  tractabiliores 
reddidit    Sren)  in  C.  B.  H,  277.    WttL  über  bie  gürflen:  II,  270. 

S.  302  f.  audf^ngüerl^anblnngen:  @)^alatin9  ünnal.  152  ff.  C.  B.  ü, 
275ff.  »ergU(^ne  Urtitel:  SSrflemann  II,  230.  @el^r  lel^rreiti»  iß  ber 
8erglei4  mit  ber  fatl^oüfd^  (tat)  gaffung  biefer  $nnlte,  ebb.  II,  233. 
IBeitere  »orf^Iage:  n,  250 ff.  256 ff.  aReffe  ic.:  @»)aL  «nnat  179.  3« 
ben  Skr^anblungen:  0.  B.  II,  301ff.  305.  ©e^ter,  295.  299.  Sirtf, 
Äonef^.  I,  491.    SWel.:  C.  B.  U,  313. 

@.  304.  3ona9:  C.  B.  II,  314  (ni^t  an«  bem  3uli,  gegen  ®(ff\xx- 
mati^er,  @.  187  nnb  jtan^erau,  Oriefwe^fel  IV,  197,  tt>ie  an9  bem 
$inu)et9  onf  ben  mdgU^en  S3ergUi^  mit  iSncer  l^rtorgel^t).  Sutl^er:  beS. 
IV,  113.  124.  133.  138.  140  ff.  (VI,  118). 

e.  305.  Oefferer:  Anal.  Lutb.,  148.  leefle^nng:  C.  B.  U,  333. 
Üanbgraf:  ebb.,  324-327. 


ttomertuttgm  unb  Setoetfe.  595 

e.  306  f.  ©cj^ne^f:  C.  B.  II,  331.  Wlü.  übet  bie  duriebtftion:  C.  B. 
II,  328.  334.  336.  341.  360.  be  ffi.  IV,  155.  158;  VI,  124.  «Reu* 
b eder,  Urfnnben,  154  (j)om  29.  «ug.)  bc  ®.  VI,  124.  «rücf :  ebb. IV,  126. 
«eri*te  b.  SRütnb.  ®ef.  passim.  bef.  C.  B.  II,  363.    mm.  ÄSnig:  C.  B. 

II,  293f.  319.  götliematitt  n,  306f.  mantt  m,  203.  götjle' 
mann  II,  392.  @^englet:  G.B.II,  363ff.  @ eibe mann,  £1^1  @tttb. 
u.  Stnt  1878,  314.    ^aufiborff ,  ^ptn^itt,  fßürnberg  1740,  e.  78. 

e.  368.  be  m,  166 ff.  174.  jtur^rtn):  gBr bemann  U,  450. 
be  SB.  IV,  165.  i^ttcer:  äßein  %xütd  föittenb.  jtonforbie  in  bet  $rot. 
9lcatoc!^no^5bie  XVII,  224ff.  flbf^ieb:  SianlelU,  205.  gSrflentann, 
Url.  n,  473  ff.  2)  er  f.,  «r*.  193  ff.  «^otogte:  »ogt,  «Rürnb.  «eri^te, 
34.  C.  B.  II,  289.  383.  götflemann,  Url.  II,  481  ff.  »inbfell  in 
C.  B.  27,  244.  $litt,  Sft>otogie,  @.  86ff.  gider,  Confutatio  XCf. 
ii3ermal^nnng  gnm  @arrament:  (S.  91.  23,  162.  Som  Opfer:  185 ff.  be®. 
VI,  123. 

e.  370f.  Som  SDoImetfd^n:  (S.  «.65,  102f.  (togl.  gider,  Confat., 
69).  3nr  (Sntjlel^ttng  beS  gtoeiten^itö  bon  ber^eiligentoerel^mngbgtgStp er- 
mann II,  232.  be  ffi. IV,  164.  ©ag  bie ^rebigt  bon  ben (öigetn  ((5.  «.*  18, 
62ff.)  ins  3a6r  1530  gei^^Brt,  l^at  ^enc^n^atb,  Ungebr.  $rebigten  auf  (Sobnrg 
geilten,  @.  28,  ri^tig  ettonnt,  ni(^t  aber,  bag  n)ir  barin  ben  (S.  9.  65, 
119  angelünbigten  @ermon  t>on  ben  (Sngeln  sn  fnd^en  l^ben;  bgt  an^  (S. 
Sl.  »18,  72.  —  ^Jrebigt  bom  2.  Oft:  »ucjjtoajb,  ebb.  @.  29.  be  ffi. 
IV,  178.  aeeife:  ®<>at  «nnaL,  199.  gor^^cim,  30.  @ept.  greitog«  nad^ 
a^ii^etie.  Srief  bon  bort  im  Sflüxnh.  ^xd^.  ^^anad^  f)^5te{ten9  am  4.,  toenn 
ni^t  f^on  am  3.  anf  (Sobnrg.  %^,  Stolbt,  Anal.  Lnth.,  155.  2)ie  Be* 
fHmmte  Angabe  8albnin6  mirb  gegen  8n4n)a(b  a.  a.  O.,  35,  fe{l)ul^alten 
lein,    ^rebigt,  ebb.  36.    «riefe:  be  ®.  IV,  178 ff.;  VI,  123.  129. 

Z.  375.  Sabed:  gering,  «ngenl^agen.  9kr.  für  9{ef.-®efd^.,  9h.  22, 
e.  82ff.  be  ©.  IV,  163»  Äranfl^t:  ©.  185.  189.  192.  195.  213 f.  230. 
C.  B.  U,  490.  493ff.  SWaJ^er,  Spengl.  78.  3töidaner:  be  ffi.  IV,  227ff. 
Anal.  Lnth.,  167.  Kredit)  für  fS^flf^e  Gef^i^te  1884,  @.  338  f.  Srbeit9« 
lafl  K.:  be  ©.  IV,  192 f.  194.  199. 

e.  376.  111.  $f.:  (S.  9.  40,  192 f.  be  SB.  IV,  194.  äberf^toem" 
mnng  k.:  be  SB.  IV,  199.  200.  g.  @ammt.  1744,  465.  «bfd^ieb:  9lante 

III,  207ff.    SWanrenbrecJ^er,  @.  311. 

e.  377.  Sanbgraf:  9lommet  III,  42.  Morgan:  be  S.  IV,  221 
(183).  ytotXDt^x:  213.  221  ff.  233;  VI,  129.  SRa^er,  Spengleriana, 
@.  79 f.    it8nig9»al^l:  be  S.  IV,  201  f. 

e.  378.    „©amnng":  (B.  «.«25,  Iff.    be  ffi.  VI,  126. 

e.  379.  «toffe:  Q.  «.'  25,  49.  2)ie«  n>o]^l  He  )toeite  ed^rift.  Vkm 
2ut^  ben  2)md  beeKbfd^ebS  abgekartet  l^at  (G.  B.  II,  486),  wa  immer« 
l^in  fragttd^  iß,  bann  ifl  bei  bem  «ü^lein  „de  comitiis^  totHSftü  6pengUr 
(a^a^er,  e.  80)  fd^on  am  3.  gebmar  entartet,  iebenfaS«  an  bie  f^* 


5M  tnmecbuigcit  uiib  Qeoeife. 

iMi^imtig  1«  bcnta.  8dbt  fiiib  BmH9  am  13.  Whci  Mcaint  (Btiht^ 
ntann,  MttSgc  I,  908).  !Dt9V^  lantt  bie  Kfaffirag  ut^t  cifl  ia  bat 
Wtti  folleii. 

e.  SSO.  9cocg:  Ceibemann,  8eittlge  I,  207f.  eurfl^aibt, 
eticf»c4fc(,  190.  be  IB.  IT,  218.  252.  «nbm  »ansnng:  C?.  «.  '96,9. 
»ibcr  b.  9Rat(»(cr:  6.  1.  '25,  108  dum  tugbrud  e.  99.  u.  137).  2)eS 
{>cr)Ogg  Innoort  ^b.,  @.  129.  be  SB.  IV,  276.  eedenborf  III,  16. 
«oOe:  Stande,  Oef((.  bct  «aOef^en  9lef .,  «afle  1841,  @.  10@ff.  {»et«' 
betg,  (Sef<».  t>.  «ofle  U  («ofle  1891),  87 ff.    C.  B.  U,  493.  495. 

e.  381«  ütkiten:  C.  R.  n,  488.  ^faltet:  6.  «.  87,  104  (Dgl. 
ba)n  ftSfkUn  I,  251  n.  658);  be  SB.  lY,  214f.  etf^ienen  bteSci^t  im 
SRoi;  i»gl.  SRa^et,  Spengleriana,  89.  ®ummanen:  (S.  9.  87,  250. 
G.  B.  II,  501.  Spengl.  91.  102.  Anal.  Lnth.,  182.  ^.  etfd^tenes  C.B. 
II,  628.  SRatt^.  X.  $teb.  iß  offenbat  l^tet  gan)  niiiitDetUlffig.  ^hro)>]^etai: 
be  SB.  lY,  810.  812.  841.  Ctuciget  tc:  C.  B.  XI,  886.  Sorrebe:  S.«. 
63,  e.42.  2:itel:  bei  8ittbfeil,  Sct)ei^iiig  b.  Ottginalongg.,  @.  5. 

e.  S8S.  H^oUgie:  C.  B.  U,  494  n.  501.  2)a6  Sutl^  nid^t  an  eine 
fibetfe«nng  bo^te,  toie  €^^eng(et  (SRa^et  o.  a.  O.,  @.  85)  auf  $Stcn« 
fagcn  l^tn  betmntete,  etgiebt  f^on  bag  nunc  a.  a.  O.,  fetnet  be  SB.  lY, 
310.  —  147.  ^f.:  (B.  «.  41,  151  ff.  be  ®.  lY,  821.  Anal.  Lnth.,  174. 
€^on  Anfang  1582  rtf^ienen.  Sogt,  Sngenl^geng  Stiefto.,  @.  123.  —  Boa 
bet  ing  dal^t  1581  (t>gL  JtB^tin  UI,  661)  in  fe^jenben  @<i^ft  Ezemplom 
theologiae  et  doctrinae  papistieae  tül^tt  tod^l  nnt  bic  Sott,  bon  2nt^ 
^et.    Opp.  ▼.  arg.  YII,  20. 

e.  S8S.  $teu6en:  Anal.  Lnth.,  175 f.  187 f.  3eitf4  f.  JT.«-®.  XI, 
284.  8on  b.  ^^tdä^ttn  k.:  (S.  91.  81,  214,  ctf^ien  Inf.  Sannat.  Bogt, 
Bngenl^geng  S9tiefn>ed(fel,  128.  (Sbttf^.  d.  b.  ^nn:  Setic^t  tom  25.  9h>t). 
1531  (enoSl^nt  bei  (Sotneling,  fBtebett&ifet  II,  57).  Ot.  Skim.  St^it) 
Beg.  B.,  p.  498,  9h.  2  n.  6,  cntl^(t  n.  a.  fel^t  inteteffante  :93etenntniffe 
t>on  9ReI((iot  9tinr. 

e.  384.  a»e«f4:  »nttl^atbt,  192ff.  $teget,  £tf(i^teben,  105. 
gfit  ba«  @^tcte  ßöfinn  II,  448.  Gel^aU:  SBeim.at«.  Beg.  0.,  p.  115. 
B.  B.  1.  —  a:enetttng:  be  SB.  IV,  251.  298.  320.  432.  »oigt,  »rief* 
me^fel  Betül^nttet  GeUl^tten,  168.  —  Sßattin:  be  SB.  lY,  820.  ©ein  $ate 
9UebefeI:  419.  3nm  2)atnni:  ©eibemann,  @tfle  $falment>otlefnng  I, 
Xn.  —  ?kinl:  be  2B.  lY,  436. 

e.  385.  «angmnflf :  be  S.  lY.  862.  477.  535.  Sifc^teben  ang  iener 
3eit  toon  (Sotbatng,  ed.  SBtam^etmet^et,  ^atte  1885;  bon ^laginl^ffen, 
ed.  ?teget,  ?ei<)5ig  1888.  —  gteibetg:  ^teget,  @.  26,  «t.  87. 

6.  38((.  3ti)i<fan,  «angmann,  Sotbatng:  befö.  YI,  437;  lY,  227  ff. 
241ff.  250f.  260.  264ff.  274.  287ff.  312.  817.  843.  X^.  Äolbe,  AnaL 
Lnih.,  167  ff.  «t^.  f.  ffi^f  (»ef*.1884,  @.  838.  —  gamntu«:  be  ®.IV, 
348.  -  Äloflet:  «ntf^atbt,  202;  tgl.  be  SB.  Y,  449. 


Sbtmerlnngen  unb  Semeife.  597 

6.  S87.  ittttfiitfl  unb  eigne  jtranfl^it:  be£3.d41.  347.  856.  C.  B.  II, 
563. 2)e9  fttttfüt^en  iBedt&bni« :  e^xUotm  bei  SR e n  de  n  II,  1129  unb  bei  mtl 
II,  607  im  «nf^lag  fftr  bie  ^tnbenten  b.  19.  tlug.  dagegen  C.  B. 
II,  608,  ber  18.  CBabrfd^einfi«  Mt  ber  19.  ber  bafüt  befümmte  %a^, 
ober  bie  9eerbigung  mutbe  (nulla  mora  erat,  qxda  corpus  iam  foetorem 
oontrazerat,  Spal.,  t>gt  Z\]6it.  IV,  229)  befd^leunigt.  @palatin  tt)at  ni^t 
zugegen.  Dioden:  $  reg  er,  Xx\^x,,  119.  2>ie  Seid^^rebigten,  iwn  benen 
eine  2)ietn4,  bie  )n>eUe  (Sructger  nad^gef^rieben  l^e  (Anal.  Lutb.,  182). 
(S.  ^.'  18,  189.    Gebiet  unb  ^Seflament:  aAenden  U,  1130. 

®«  S88.  ^tnU  lU,  229ff.  «ucer:  %^,  StoXU,  fixt,  föittenberger 
leouforbie  bei  ^ergog,  9tealenc9t(o)>5bie  'XVII,  222 ff. 

@.  390.  3mingli9  24>b:  (Sfd^er,  ^lauben9^arteien  in  ber  @4n)ei^ 
Shranenfelb  1882.  (S.(Sgn,  @4la4t  bei  leo^pel  1873.  ©t&l^eHn  in  feinem 
treffCii^en  «rtitel  „S^ingix'',  bei  ©erjog,  ffttaimctfti. '.  d.  «egolb,  «efor- 
mation9gef4.,  2>,  633  ff. 

5.  391«  (Sri(l(ffon,  3mingli9  Zot  unb  bcffen  lOeurteilung  burd^  bie 
3eitgenof[en,  ^tragburg  1883  (mit  bielen  falfd^en  Urteilen  ht»  S^faffer9), 
ebb.  e.  24,  ünm.  über  ben  2:obe9tag  OerolanM>ab9.  be  &.  IV,  326.  329. 
348.  Anal^Luth.,  187;  t)gl.  3ätf*r.  f.  Ä.-®.  XI,  284,  aber  »enn,  toie 
fanm  <mber9  bentbar,  S^tofU^ene^,  Anal.  202,  Don  ienem  ^nbbrief  f^reibt, 
utügte  berfetbe  biel  früher  gefcbrieben  fein  unb  flc^  mit  bem  lOdef  be9  giirßen 
(Anal.  175)  geheni^t  l^aben.  iRur  fo  ertlärt  ftd(>  anc^  Sut^er9  (Sntf^ulbignng 
tt>egen  feines  @Sumen8.  3ebenfan9  l^at  SUbre^t  me^rfad^  eine  InSIegung 
ton  3oi^.  6  erbeten  unb  fle  in  be  IB.  348 ff.  ni^t  gefe^en. 

6.  392 ff.  $oL  Btt^.  nomentlid^  )>.  Segolb,  92eformation«gef4td^te, 
@.  641ff.  «anle  III,  295ff.  SWaurenbrecber,  335ff.  3.  gider, 
^tten^de  )u  ben  9leUgii>n9i»er]^bIungen  be9  9(ei(b9tag9  i^n  9{egen9bnrg 
1532.  3eitf*r.  f.  Ä.-®.  XII,  583;  IJier,  @.  595,  bie  flarjle  3«fa«tmen- 
fieHung  ber  ^rotefiantifd^en  gotberungen.  lipologie:  ©polatin  berietet  über  bie 
@d^tt>einfurter  Ikrl^bluugen  (Sdm.  %xäf,,  Beg:  0.  f.  22  AA.,  p.  103  ff.), 
bag  bie  <ä^ner  anfangt  dise  wort  gebraucht  ynser  Confession  vnd  asser- 
tion  vnd  das  wort  Apologia  lang  nicht  leiden  noch  dulden  wollen.  — 
O.  SBindelmann,  2)er  f^moltolbif^e  iSunb  1530—1532  unb  ber  mtü* 
berger  9icligion9friebe,  ©tragburg  1892,  ionnte  nidbt  mel^r  benn^t  »erben, 
gütiger:  be  ffi.  IV,  281  (©url^.,  196)  335;  VI,  134;  IV,  366f.  369 
(©nrf^.,  205)  372.  380  (öurflj.,  206)  382ff.  Sanbgraf:  $reger,  72. 
©apem:  be  «B.  IV,  371  f. 

e*  396 ff«  «einri«  vm.:  8ufd^,  $a  @tur)  be9  Jtarb.  »olfei^  k., 
«>ifl.2af*enb.6.8.K,41ff.  8rof«,  öef^.b,  (gngl,  n.©b.l890,@.210ff. 

6*  396.  8on  ben  beiben  entarten:  be  SB.  IV,  295,  ergiebt  fii^  fi^n 
n>egen  be9  me^r  )>erf 9n(id^en  (Ei^orotterS  ba8  )n>eite  M  ba9  urf)>rfinglid^e,  UHie 
buri!^  ?ettj  in  Seitfd^r.  f.  Ä.-®.  FV,  137,  unb  «ogt,  I^eot  @tub.  unb 
Stnt  1885,  @.  725,  befifitigt  n)trb.  8ea(^ten8n)ert  ifi,  bag  bie  ©ugenl^genf((e 


5W  Hnmettttttgen  nnb  ISeiodfe. 

%h\ÖfAU  bcn  bd  be  IB.  in  B.  fc^totben  ^ffit9  über  tie  ^ot^flomk  ^t 
(ebb.  6.  731).  Za  SRdon^t^oiie  tetaibteit  (C.  R.  II,  520)  bom  Sng., 
2ttt^  bom  8.  etj^t  batUrt  (ebb.),  ivitb  man  ni^t,  toie  ilSßltn  H,  263, 
fagen  bftrfen:  SRdanibt^n  toagte  biefen  (Manien  (^ntl^t«)  ong^nfil^tes. 
fBManöft^  ifl  bietmc^r  bet  Uii^cber  ber  gonien  S^tie.  Sg(.  and^  nidse 
tttgfft^ntngen  in  3eitf4r.  f.  «.-«.  XIU,  576f.  -  ¥rtger,  %i^^.,  118. 

C.  S»7.    be  ».  IV,  627. 

C  M8.  Ontt^arbt,  Mfitat,  119.  Snflnitt:  Stifter,  iltr^cnoibn. 
I,  226.  eer^fli^tttng:  tnaf^p,  Or.  d.  J.  Jona,  p.  17.  C.  B.  Xn,  6f. 
9atn(t5tg^atttten:  Lib.  dec  152.  158.  Otebnrtgtag:  be  9S.  lY,  414 
ttanfU^teit:  ebb.  401.  Anal.  Luth.  184f.;  IV,  448.  8strflftarbt,  213. 
Spengkriana,  99.  113. 

C  SMf.  tirc^orbnnng:  IBittenberget  bei  gSrfitmann,  92enegUr« 
rnnbenbn<!(  I,  880.  be  IB.  IV,  476.  <fikgen  bag  S)ttt(fen  bet  ttnteii» 
orbnnngen:  IV, 525.  -Oann:  belB.  IV,  887.462;  Dg(.  C.  B.  II,  656;  ba» 
felbfl  )n  Icfen:  oerte  politica  eicommonicatio  tentanda  (nid^t  mntanda), 
bgt  dtommel,  9^Ui4>p  bon  «effen  II,  116.  be  ».  IV,  497.  9lftni(etg 
nnb  Otanbenbntg:  X^.  tolbe,  Orieftoe^fd  }»if^  9eorg  «>on  ^ranbenl. 
nnb  8ut^er.  3eltWr.  f.  «.-«.,  Xm,  818.  be  ©.  IV,  307.  387.  401. 
445.  455.  465.  470.  480  ff.  (cf.  Spengleriana,  125).  C.  B.  II,  648.  670. 
Anal.  Lnth.,  179.  185.  190.  195.  196.  Vlatftx,  SpengL,  112. 119.121?. 
125f.  IdOf.  eeibemann,  in  £^l.  f^tub.  u.  ftcit  1878,  e.  320.  Bor 
&üäft  no(b  WlHiUx,  Ofianbet,  176 ff. 

S.  401.  «nl^U:  be  ».  IV,  d90f.  402.  481.  489 ff.  460.  488.  504. 
525.  529.  531.  587.  539  (VI,  149)  540  f.  543  (öttT».  223)  563.  574  tc; 
VI,  150  f.  153  u.  öfter.  Anal.  Lnth.,  194.  199.  201.  Sonagbr:  1, 186f. 
204.  219.  218.  220. 

S.  408  f.  ^r)og  (S^eorg  u.  8nt^:  Bum  Ganzen  @  ei  bensann,  Od« 
trage  I,128ff.  Seitf*.  f.  Wor.XM-  1874,  120ff.  be  ffi.  VI,  135;  IV, 
443  (VI,  141);  VI,  148;  IV,  476.  ©urf^arbt,  212.  214.—  ^.«.31, 
227f.    Sm  3uli  erf^ienen  be  S».  IV,  471;  Dgl.  ©nrt^arbt,  214f.  477. 

S.  404.  ftlcine  Xntmort:  (S.  S.  81,  269.  eeibemann,  t3eitr.  I, 
149.  be  Iß.  IV,  578 ff.  »urt^arbt,  225ff.  eetfenborff  III,  60.  2)ie 
^däft  ging  aber  noÄ  toeiter.  S)er  ©rief  t>om  80.  ä^ai  1585  abfd^riftTit 
im  Srd^ii»  }u  ÜRarbnrg.  ^r  t>on  ©eibentann,  ^ntl^rbriefe,  48,  itnb  ton 
©urt^arbt,  246,  aufgenommene  ©rief  an  ®eorg  xoifl  gar  nid^t  t>on?nt^ 
gefd^rieben  fein. 

8.  405.  <Srotng:  be  SB.  IV,  811.  ^rafft,  ©riefe  nnb  2>otnmente, 
@.  71.  3.  ©oigt,  ©rief»e(«fel  ber  berü^eßen  (Büt^xttü  1841,  @.  161  ff. 
@itrau6,  U.  t).  ^ntten,  2.  Xnfl.,  €}.  564;  t>g(.  8ntber«  ©orrd)en  |n  bes 
^rebigten  b.  91.  (S^rofner,  (S.  91.  68,  800.  itam^fd^ulte,  de  Croto  etc., 
©onn  1862,  @.  17. 

S.  406.    ©d^urt:  ©rief5n(!^  11, 175ff.    S^ai^er,  Spengleriana,  127. 


S(nmertnngen  itnb  Setoeife.  599 

142.  ffiicd:  ftatocratt  bei  ©erjog,  «calencvH.  17,  241ff.  be  SB.  IV, 
311.  385.  488.    Anal.  Luth.,  183.    C.  R.  U,  678. 

@.  407.  SBintetmeffe:  (S.  ^.  31,  307,  ed.  ftattxtau,  92eubnt(fe, 
9lx.  50.  ftametau  l^at  bie  S3e)ie^ung  auf  Sicel  fd^on  rtd^tig  erfanntr  be« 
fct^rSntt  fte  ober  u>o^(  unrid^tig  auf  SBicel«  Kntritt9))rebigt.  2)ett  ^d^lfiffd 
giebt  btclmel^T  <@.  71.  2)ana4  tt>ttb  man  too^t  me^r  an  ben  €^ttcit  über  bie 
Stirbt  unb  \\itixtfi  an  SBiceM  „IkYtlSTung  be9  9.  Aa^itel9  unfere9  l^igen 
Glauben«''  1533  benten  muffen,  obtool^l  Sntl^et  augiebt,  teine  @ette  bon  il^m 
getefen  in  l^ben  (be  SB.  IV,  508),  unb  erf!  auf  9lm9borf9  Seranlaffuug 
eine  befonbere  ^rift  bon  ber  tird^  in  feinem  ^9riefe  bon  ber  SBintelmeffe'', 
(S.  H.  31,  388,  antünbigt.  —  Anal.  Luth.,  198.  be  fö.  IV,  498 ff.  3ona0- 
briefe  I,  204. 

@.  409.  (Sohlen«:  bei  itatoetau,  föintelmeffe,  e.  71.  «rief  bonber 
SBintetmefle:  befö.  IV,  534.535.  9Re)^eT,Spengleriana,151.  (S.  $[.  31, 379. 

@.  409f.  (Sra«mu0  k.,  S(m9borf:  SBitteub.  8u«g.  II,  527  (föald^ 
XVH,  9(n^.  2505).  9{eue9  Sefiament:  «of ßebe  be  (S^toot,  Sl^eot  @tub. 
u.  Ärit  1884,  325 ff.  *an«:  be  ffi.  IV,  497.  SReL:  C.  R.  II,  617. 
^t^,  (Sra9mu«  11,432.  (SotbinuS:  Opp.  v.  arg.  VII,  1528.  ürafft, 
I9riefe u.  2)ot,  73.  be  fö.  IV,  508  (Carpensis  ille,  @.  514.  Albertna  Pins, 
Graf  )).  datpx  cf.  ^eg,  (Sra9mu0  I,  482),  gef^r.  iRSr)  1534:  C.  B.  II, 
709.  be  ©.  III,  568  (1584).  ffiicel,  Epist.  IV,  fc^reibt  an  3o^.  ^aner 
am  28.  SDlSrs,  bag  i^m  t)or  6  SSagen  Sut^rQ  ©d^rift  }u  (^efid^t  getommen 
fei.  (Sra^mu«'  Kntu>ort:  Opp.  X,  1538.  be  SB.  IV,  545.  3taL  (S^egner: 
(Sruritt«  cf.  $e6,  (Sra8mu9  II,  456.  2:ob:  ft rafft,  75ff.  Sauterbad^, 
Stifd^r.,  114  u.  oft 

e.  411.    S3üiter  onberer:  be  SB.  IV,  587. 

e.  412.  «audpofHOe:  (S.  9(.'  1-6.  Sgl.  barüber  Anal.  Luth.,  387. 
Slößlin  II,  273.  301.  Sorlef.:  ebb.  272*,  gegen  beffen  Smial^me  einer 
itt)eiten  Sorlefung  über  bie  Keinen  ^xop^ttm  itoffmane,  in  Sut^  IB. 
ffi.  a.  ö.  13,  XXX IT.  ©alaterbr:  9lene  SWitteU.  VII,  3.  W-,  @.  W. 
(Sern,  im  @a(.:  ((S.  a.)  8b.  I  U.  —  $eter  »arbter:  (5.  %.  28,  214.  be  S. 
I,  63.  eeibemann,  ^eip).  2)i8)>.,  ®.  100.  Anal.  Luth.,  209.  be  Iß. 
IV,  666;  V,  101.  C.  R.  II,  794.896.  C.  «.  52,  358.  Sanier badj, 
129.  3ona9br.  1, 280. 402.  $eter  (ieg  mit  bem  gamiliennamen  9e9tenborff, 
fo  @d^leu9ner,  Sntl^S  2)id(tnngen,  Wittenberg  1892,  @.  68,  aber 
mit  fatff^  3a]^re9angabe. 

@.  41S.    101.  $falm:  (S.  «.  39,  265  f. 

S.  414.  eibelübierf.:  be  SB.  IV,  518.  2)er  2)mdt  »urbe  »al^rf ^einli^i 
fel^r  befd^Iennigt;  bgt  IV,  539.  541.  548.  (Snbe  92obember  fd^on  an«gegeben. 
ftrafft,  Briefen.  !3)o{.  72.--'Apott^p^:  SB.(S^rimm,  2:ieo(.  @tnb.  nnb 
Ärit.  1883,  @.  376  ff.  3)  er  f.,  Seitfcbr.  f.  SBiff.  2:^1.  1872,  @.  021. 
iRaver,  Spengleriana,  164.  (Cod^Iend:  An  expediat  laicis  legere  nori 
testamenü  libros  lingua  vemacnla.    1533;  B.  4. 


€00  Ismcrtnngca  imb  QeiDdfc 

C*  41ft.  Zfltfmhieg:  ».  9e}0tb  a.  a.  O.,  648{f.  OfirttemBctg:  ^. 
e  666ff.  3.  «BUle,  $^.  b.  Qh»6m.  sc  Xfib.  1882.  Snt^:  iOnt!- 
(atbt,  221.    be  ».  IV,  55L    eetfenborf  in,  74. 

e.  41t.  iloban:  IBiUe  a.  o.  O.,  @.  205.  ffiiitdelmaitii,  IM 
Scmfigc  »on  toben  nnb  Wen.  3eitf4r.  f.  t.'9.  XI,  212 ff.  2)cr  £Qt 
crgiibt,  tvie  »dt  i4  tB.  bdfHmmc.  SRon  mixb  batin,  bag  S^btnasib  ge^ 
inrnngen  mntbc,  anf  eine  mtt  bebtngte  Xnettouiititg  ber  ÜSniggtoüibc  cuis« 
ge^tt,  bo4  (inen  großen  poltttfiien  <8tfolg  fe^  mflffen ,  locnn  bcifdbe  mSi 
nur  ein  ongenMifttic^  toax,  9t.  ».  ^iUencron,  ^^  ^oltgtkber  IV,  «9. 
Ottttemb.:  «offert,  QfiTttemberg  u.  Sonffen.  8er.  f.  9tef.«<».  V,  VI. 
8gL  an4  bie  treiffenben  8enierhtngen  bei  ».  9e)olb  a.  o.  O.,  660. 

e.  417.  tSiccI:  Epist.  üb.  III,  24.  Sng.  1&34.  Senebig:  9hmtiataT« 
beriete  ong  2)eutf4(anb,  9ot^  1892,  ed.  griebenSbnrg  I,  260f. 

0.  418.  Bn  ^offmonn  tigL  9nm.  in  e.  311,  too  ^^ffmann"  ßott 
^ofmonn  su  Ufen  ip. 

e.  41».  Stiefel:  IV,  463.  474.  490.598.  Anal.  Laib.,  197.  «nre- 
^arbt,  216.  ec^r»  Orlcfb.  U,  178.  C.  R.  H,  790.  tarne  ran,  bei 
«er)og  XIV,  708. 

e.  420 f.  XSufer:  (Corneling,  Okfd^  beS  äRünfierifd^en  fbiftn^, 
II.  8b.  S.  telUr,  ^fd^.  ber  &icbert8nfer.  iRünper  1880.  Sonbgtaf: 
».  »egolb,  «ef.,  @.  703.  miit  a,  a.  O.,  ©.  20öff.  ©afe,  Slaie 
^p]^ten.  2.  H.,  Scip)ig  1861.  dtottmonn:  9.  tnaafe,  mtmüta\^ 
92enbm(fc,  77.  8b4n. 

«.  481  f.  ?utl^r  «.  b.  Xtofer.  be  Ö.  IV,  547.  563;  VI,  152. 
C.  R.  U,  997;  111,  12  ff.  14  f.  28  ff.  «otwben:  (S.  «.  63,  331  ff.  Oa^ 
loterbrief,  @.  8ff.    XcnfelS  (»rogmntter:  bei  ^afe,  yitnt  $rop]^ten,  145. 

5.  4St.  3u  ben  (Sintrad^t8t)er^blnngett  @.  423—433  fie^  bie  Be- 
lege in  meinem  anSfü^rUd^en  Strtilel  „SSittenberger  (Soncorbie"  in  bei 
X^I.  «eolenci^nopabte',  8b.  17,  223  ff.  gcantfurt:  (S.  «.  '26,  370. 
Spengleriana,  166.  ÜBjItin  II,  323.  9ReL  über  ba9  Slbenbmal^l  in  Ur 
atten  ftir^e  u.  q.:  C.  R.  II,  687. 

0.  424.    Kommentar  jum  <2^alaterbrief  II,  334. 

e.  485.    ^t^i  be  SB.  IV,  611  ff. 

e.  486.    «ät^c:  620  ff.  passim.    «ibedefen:  645.  649. 

6.  488.  Ulbrc^t:  21.  San.  1535,  etaatSan^it)  in  2)regben.  SBicd: 
EpistoL,  p.  üb.  qiib.  2)a9  ton  Strobet,  8eitr5ge  )nr  ^teratnr 
I,  347  ff.  abgebmdte  $a9qmll  »o^l  enttt)eber  i9on  iQBicel  felbff,  ober  »oo 
^fenberg.    S)afür  fprec^  einige  8e)iel^nngen  in  bem  angefül^rten  Briefe. 

e.  484.  ©efanbtf^aft:  Raynaldas  Ann.  ad  1533,  §7.8.  Sa(<( 
XVI,  2284 f.  Sßerbung  b.  ®ef.:  ebb.  2261  (8onebe,  »ie  fibon  ^naafe, 
Seitf^r.  f.  Intl^  Zf^tol  1876,  e.  360,  ri^ttg  bcmerft,  ni((t  Don  £nt^). 
3um  2)ru(i:  Sergeiio  bei  ^riebengbnrg,  IRnntiatnrberu^te  ang  2)entf(^ 
lanb,  ©ot^a  1892,  1.  «b.  I,  118. 


Slnmetfungen  unb  Setoeife.  601 

®*  485>  bc  ©.  IV,  292.  454.  (bgt  «urf^arbt,  214)  458.  C  R.n, 
655.  661.  —  9lm9borf:  ©elbemanit,  »eitt.  I,  168.  9ü(g(,  O^ef«. 
ber  ^n^brudertunjl  in  ÜRagbebutg,  @.  183.  Sntto.  b.  @t5nbe:  0Sat4 
XVI,  2281  f[.  Sgl.  au4  9»autenbre4(t,  «atl».  9lef.,  (S.  365.  ^ie 
ttod^  t>on  ^Sptin  II,  369  für  e^t  angefe^ene  ©d^ttft:  ,,$(u8f(I^Tet6uug  eutee 
l^eUtdext,  freien,  «rißUd^en  (Soncitiumd  1535''  {d,  ^.  31,  411),  beren  Original- 
rejenfion  ber  jebenfalld  bor  bem  £obe  be9  (SlemenS  gefd^riebene  lateinifd^e 
2:qct  ifl,  ifi  nid^t  bon  Sntl^er.  —  @corg:  (9eg,  2)ie  ftlofiert>ifttationen  be9 
^rjog«  ®.  ö.  @.,  8ei^)5ig  1888,  @.  48ff. 

®.  486.  2)er  toon  »rieger,  3ettf(!^r.  für  ^.*(S.  V,  619  mitgeteilte 
iQ3eri(!6t  avA  fpSterer  3eit,  auf  ben  bergen rötl^er,  JtongiUengefd^id^te  IX, 
827  fi4  beruft,  giebt  tänedtt>eg9  bie  allgemeine  Stimmung  bei  f.  Sal^l  toieber, 
t>gt  bie  tnteref[anten  Urteile  be9  3ol^.  t>.  (Sampen  au9  ben  Greifen  be9 
^eanber  unb  9leginalb  $olu9  bei  g.  $i)>ler,  SeitrSge  jur  ®ef4.  ber  ^t- 
naiffonce  u.  M  ^umani9mu9  k.  in  3eitf4^-  für  bie  ©efd^.  u.  ^tertnm9« 
funbc  (grmlanb«  1890,  @.  517,  unb  grieben^burg,  in  iRuntiatnrberidJte 
1,  57  ff.  @.  324  ff.  3u  «ergerio  unb  $aul  ni.  bie  treffli(^e  (Sinleitnng 
Srieben^burg^  in  9htntiaturber. ,  1.  8b.  dlnglanb:  $urf(arbt, 
»ricf».,232.  beffi,IV,630.632.  «ur!l^arbt,242f.  be» IV, 662. 668 f. 
670f.  683.  688.  Jutl^  flcttt  ^\tn  gegen  bie  «ßribotmeffe,  todl  bie  (Sng- 
lättber  an  berfelben  feß^alten  »ollen.  C.  B.  lU,  12;  t)gl.  be  SB.  III,  645. 
670.  —  C.  B.  III,  26  ff.  passim.  49  ff.  passim.  Sut^erS  Qrief  an  Srom- 
n^ell:  Anal.  Lnth.,  213. 

S.  437*  £)penei(l^:  grieben^burg  a.  a.  O.,  @.  61  f.  i9.)@egolb, 
664.    SWeland^t^on:  C.  R.  II,  907  ff. 

®«  43Sf*  Soa^im  IL:  griebenSburg  I,  465.  9krgerio9  Sendet: 
ebb.  I,  539 f.  2)ap  Bai 4  XVI,  2293.  (^egen  feinen  »erid^t,  tt>onad^ 
9Re6fd^  Sutl^er  eingelaben,  beflStigt  Sergerio  bie  eigene  (Sinlabung  ebb.  2302. 
9luf  ben  8eri4t  bei  @arpi,  hist.  trid.  I,  574  ifl  {eine  Stüdfid^t  au  nel^men. 
SBenn  Sergerio  »irtlid^  Sut^er  eine  berartige  9lebe  gel^alten,  bann  toaxt  fein 
eigener  «erid^t  böttig  untoa^r.  be  ©.  IV,  648.  655.  C.  K.  n,  782.  896. 
973.  979  ff.  990.  991  ff.    3»  «nglanb  bgl.  «um.  gu  @.  436  ff. 

S.  440f.  SBiener  Skrl^anblung:  ffiintelmann  in  3eitfd^r.  f.  je.-<$. 
XI,  231  ff.  !3)ie  Begleitungen  auf  ben  bamaligcn  Vertrag:  C.  B.  III,  99. 
«Prag:  grieben«burg,  »hintiaturber.  I,  553.  C.  R.  II,  979f.  992.  1018. 
@d(malfolben :  9aumgarten  III,  271. 

0.  443.  3n  ben  Serl^anblungen*  über  ba8  ^onnl  ^gt  meinen  9lrt. 
^©djmalfalbifdje  Krtilel''  in  ber  proteft  Siealenc^flopäbie'  13,  591  ff. 

e.  44* f.  Äranf^eit:  be  ffi.  V,  7.  27.  iRümberg:  be  ©.  VI,  176. 
C.  R.  lU,  173.  190ff.  Anal.  Luth.,  272.  Suriflen:  be  SB.  V,  26.  Über 
SReland^tl^onS  Begiel^nngen  gn  ben  ))olnifd(en  8ifdb9fen  toerbe  id(  auf  (^mnb 
ungebructten  iRaterialS  an  anbcrer  ©teile  berid^ten.  (Corbatud:  C.  B.  II, 
159ff.l79ff.l98ff.  203 ff.  206  ic.  Anal.  Lnth.,  264.  268 ff.  277.  ©ram- 


602  Xnmettttngcn  tmb  OciDctfc. 

ptlmt^tx,  Xogc&n^  flkr  2vt^  gef.  t>.  (Cotbatn«,  ^aSe  1885.  3n  bcn 
9)0Dembet  1&36  ge^Stt  toal^tf^cinttd^  ber  fel^r  ait9gef4iitfi(fte  Sett^t  üt 
Oo^^oUetf  SRfIr.  bei  eeibemann,  «x«.  f.  f5i»f.  <8ef(».  1876,  e.  193  jn 
Ongoi^eiie  Vttbigt,  bmn  3n^t  ftdtt4  gani  anter9  (atttelc;  AnaL  Luth., 
270.    Bnm  9etfl4t  »on  SRdan^t^on«  Sln^tgebanten;  t>g(.  C.  R.  III,  193. 

9.  444.  9oi!^)tit:  Ir^ii»  )it  (Co6itrg.  9Re(.  Loci;  3ona9  ^tte  t§m 
bie  baitf4<  Überfctung  übetgeben,  bie  ber  Shttfürfl  übertefen,  ber  ben  Xr- 
tild  wm  eattomtat  nttb  3ufKfitattott  in  für)  be^nbelt  fanb,  toedl^  er 
bnrd^  9rfi(t  Sut^  attffotbern  ISgt,  b«9  ^entf(^  nnb  ^atctnifd^  batoufi^m 
)ii  )»erglci4eii,  ^ba  e9  üt  Latein  ttmA  gebcffert'',  er  fei  berietet,  „ho»  in 
latc^niM  efeßd^  Wengel  fein  fotb".  Mont.  Dionysii  1536,  fßtxm.  9r4. 
Reg.  N.  pag.  408,  No.l99.  7.   Uttgencme^  9legefi  bei  enrtl^arbt,  267. 

e.  447.    «S^^latin«  8emerfungctt:  C.  B.  III,  236. 

6.  448.  ^nto^tett:  be  9B.  V,  51  f.  iBerbanbtnngen :  Anal.  Lnth.,  2%. 
etra6b.  )>of.  ^orrefp.  II,  414.    SRct.  u.  9^mp)>:  ebb.,  430. 

e.  449.  ^oIiafcH:  «aumgarten,itar(  V.,111,  283f.  291  ff.  ^rf., 
Seitf^r.  f.  (S^ef(bi4t8iDiff.  VI,  281  ff.  3utit  Otonjen  meinen  fixtM  in 
IJrotep.  «ealencvn. » 13,  591  ff. 

6.  450.  (Soncorbie :  SR  ein  91rt.  in  ^roteil.  dteolenc^K.  17, 222.  9hinmt 
man  bie  3Ritteilnng  2)ietri4«  (C.  R.  Ill,  371)  snfammen  mit  ber  9n^ 
laffnng  ber  C^tragbnrger  (bei  Sird),  fo  »irb  ni^t  p  sn>c{fetn  fein,  bag  bie 
(Soncorbie  für  abgcfd^loffen  galt.  $rebtgt  t>om  8.  gebr. :  be  fö.  V,  49,  Dom  11. 
(8.  «.  23,  239,  t)om  18.  (ö.  ««rer  rebigiert  C.  R.  lU,  355).  iS. «.  ^  19, 260. 

e.  451.  Ärant^t:  be  ®.  V,  49.57 ff.;  VI,  184.  AnaLLnth.,  297-301. 
©urt^arbt,  3eitf*.  f.  fir*l.  ffiiff.  1882,  @.353.  C.  R.  IV,  268 ff.  271. 
291  f.  296  f.  299  ff.  308.  313.  325  ff.  329  ff. 

e.  458.  ^reb.:  C.  R.  III,  356.  513.  Anal,  308  f.  (g.  «.  40,  38  ff. 
«nrtl^arbt,  311.  2)a9  (Stnjetne  bei  ^dfltin  II,  435.  —  Vicenza:  Gae- 
tano  Capasso,  I  Legati  al  concilio  di  Vicenza  del  1538,  Venezia  1892. 
Donatio  Const.:  (S.  9.'  25,  206.  9{cformation9t>orf4lag  {„^at^öfiaq"  k.) 
ebb.,  @.  249.  (3ur  (Sntfiel^ung  überaU  bie  (Sinleitnng  )»on  (SnberS  ^u 
t>erg(ei(ben.)  e^maltatb.  %xt,:  ebb.  163.  2)rei  «Si^mboU:  iS.  9.  23,  257. 
Weitere  ©d^riften,  bie  für  bie  (Snttt)i(fe(ung  ol^ne  Gelang  |inb,  bei  ASßlin 
II,  405  ff.  »on  ben  Äonjitien:  (5.  Il.*25,  278.  (gnber«*  ©nt.  ebb.,  baju 
Santerbadft«  Sagebu^,  17.    3ona0br.  I,  312.  315. 

6.  460.  (£orbatu9:  C.  III,  341  ff.  2)i9)>ntation :  ftnaafe,  Beitf^r. 
f.  tnt^.  Xljeol.  1876,  @.  364.  C.  R.  III,  385.  594  f.  602.  634.  AnaL 
332. 

6.  461f.  @4enf:  ^eibemanng  Oac.  @(l^.,  2f^pm  1^75,  @.  23f.) 
^eurteilnng  be8  beginn«  be9  @treite8  ifl  eine  unrtd^tige,  für  ^ifynt  Dor« 
eingenommene.  (59  ifl  übrigeng  la  UaäfUn,  bag  ber  fturfürfl  f^n  am 
5.  äRai  (C.  R.  III,  366),  alfo  t>or  bem  «riefmetbfel  @<^(9  mit  ^üan6f< 
ti^on,  bie  t)on  te^terem  t>ertretene  ^nfi^t  über  baS  9ibenbma^t  at9  eine  in 


9nmet!ungen  unb  8etodfe.  603 

SEßittenberg  torfommenbe  besei^net  (ballet  tDOl^l  ba9  nngeted^tfertigte  et* 
benten  51 0  |l  ( i  n  0 II,  675,  %ma.  in  460,  bet  ttu  (5.  ol^ne  ®runb  bie  dufd^rif t  an 
SQx&d  mit  bem  Briefe  b(9fcl5en  tom  16.  @e)>t.  in  iBetbinbnng  bringt,  benn 
btr  »rief  »rüd«,  C.  B.  III,  427,  be^ic^t  fid^  nnr  auf  bie  ©d^ntfd^  %n^ 
geUgenl^it).  &  [it^t  fo  au9,  al8  babe  ©^enf,  ber  ÜReland^t^on«  9ln|i(^t 
)»te]Iet^t  f^on  tonnte,  biefem  eine  gaQe  |leQen  tDOlIen.  — 

6*  468.  SJteland^tl^on:  C.  B.  III,  390.  396.  ywaixorvQawig,  398 
ton  ftd|llin  II,  675,  Unm.  in  @.  468,  ri^tig  auf  iD^etand^t^ond  grau 
gebeutet,  ^ielleid^t  entfprid^t  bie  (Sl^arafterifierung  berfelben  bei  Semniu^, 
)>gl.  j^atoeran,  Sgricola,  @.  125,  bag  |ie  |i4  überall  ^urüdgefe^t  ffi^tte, 
ber  ^irtlid^feit  (übrigen«  i^  bie  Slutorf^aft  bed  Semniu«  fragU^.  2^ie  o.  a.  O. 
@.  127  citierte  2:ifd^rebenflel][e  bejiel^t  fi^  auf  bie,  ^atoerau  mie  fd^eint 
nid^t  betannte,  Monachopomomachia).  —  398.  427.  (Dorau9gegangen 
xoaren  Ser^nbütngen  im  9lngu{i;  Anal.  Lnth.,  308)  439.  —  2)a6  Sutber 
nid^t  meiter  mit  ä)>{eIand(t^on  terbanbeln  iDoUte,  gel^t  barau9  l^ert^or,  bag 
et  nid^t  fo  traut  n>ar,  um  mit  flgricola  nad^  ber  Slbreife  be8  Ihirffirften  in 
Wl^anbeto.    3<itf*r.  f.  Ä.-®.  IV,  306. 

5.  466.  Kgricola«  ^t\tn:  Op.  v.  arg.  IV,  420f.  (togl.  görflemann, 
91.  Urt,  313ff.),  bann  jum  Oanjen  ®.  Äametau,  Seitfdjt.  f.  Ä.-©.  IV, 
1880,  @.  299  ff.  u.  437  ff.,  unb  be«f.  3.  «gricota,  «erttn  1881.  3) er  f., 
(£.  ®fittel,  $aae  1882,  e.  72  ff.  3m  %ti^  nid^t  befonberd  ermäl^nte  ^anpu 
fdjriften:  ©iber  bie  «nrtnomer:  (S.  %.  32,1.  be  ©.  V,  147  ff.,  i>gT.  3eitf(^r. 
f.  St.'®.  1880,  @.  312  ff.  ©eric^t  i)on  ©«leben«  falf^er  Se^re  (1540): 
iS,  9.  32,  64;  beffer  görfiemaun  a.  a.  O.,  @.  321. 

e.  468.    ®rei«:  be  ©.  V,  105.    fianterbad^,  70. 

6.  469.  $aile:  graute,  ®efd^.  ber  ^aQifi^en  9lcf ormation ,  ^aüe 
1841,  @.  112ff.  «>erftberg,  ®efd>.  ber  @tabt  «atte,  «>aae  1891.  U,93ff. 
2)er  im  Zti^t  tttoä^ntt,  h\9^x  nugebrud te  ©rief  Sutl^r«  n>irb  bemnSd^jl  t>on 
mir  in  ber  Beitfd^r.  f.  $t,'®.  t>erSffentUd^t  »erben. 

@.  470.  @4(ini6:  $ülge,  ftarbinat  mbt.  unb  $.  @d^ent,  in  ÜRagbe« 
bnrger  ®efd^i(^t«bl.,  24.  ©b.  1889,  übrigen«  mit  ber  entft^iebenen  2:enbeni, 
W>xtdit  )U  rechtfertigen,  unter  mand^en  fd^iefen  Urteilen.  —  be  ®.  IV,  614; 
)nr  Beurteilung  9tabe«  ^ülge,  @.  21.  %.  @45ni«  iD^itte  3an.  1536  in 
ffiittenberg:  Äateeran,  3ona«br.  I,  234.  be  ©.  IV,  676  (ögl.  VI,  548. 
C.  B.  III,  42.  3)anad(  jebenfatt«  fc^on  au«  bem  3anuar.  2)ie  ©ebenten 
«>ülge«,  @.  61,  unbegrünbet).  ©eiter  barüber  be  ©.  VI,  166.  170 ff. 
174;  V,  21.;  VI,  175;  V,  34.  ©urtljarbt  264.  3ona«br.  I,  247f. 
250.  255  ff.  260  ff.  265  ff.  273.  277.  8auterba#«  Sageb.  15.  31.  95.  100. 
©ote:  134. 

0.  472.  Semniu«:  @trobeI,  Seben  unb  €^(^nften  @im.  ^emnii. 
mxnh.  u.  mtenb.  1792  (audj  S».  öeitr.  III,  1).  Anal.  Luth.,  311.  318.  321. 
326.  327.  (grnfirung:  be  ©.  VI,  199.  ©urtbarbt,  300ff.  fiauter- 
haäf,  137.    C.  B.  543ff.  549 ff.  557.   572.  593.  595.  597.    3otta«br., 


604  Xnmetfittiiten  nnb  Qcioeife. 

I,  294.  Monachopornomachia  in  einem  9lenVtn(i  ®rfif[der  SiBIioj^l^iUn! 
8imoniB  Lemnii  Latratos  poetiei  Cosmopoli  1866.  2)tt  ^n^fil^rift  beS 
toinitt9  (ot  Dor  tox^m  (C.  )».  ^Sfler  an9  ber  Stttenbcrget  ^anbfi^ 
in  bcn  6itnn996ert4ten  ber  t9nigL  eB^ta.  (iefettf^aft  ber  SBiffotfd^.  1892 
mit  ebenfo  Diel  Unfenutni9  ber  t]^tf54li4en  8er^tniffe  otö  Qe^ft^ 
gegen  8nt^  ^onSgegeben.  ^  (EricinS:  Andreae  Cridi  carmina,  ed.  Gas. 
Morawski  (Corp.  antiqniss.  Poetamm  Poloniae  Latinor.  toL  tertiiun)  Gra- 
coviae  1888. 

e.  473.  9l(r.  t>on  ^renfien:  X\äfadtxt,  Urfnnbenbut^  II,  372if. 
be  S.  V,  124.  iRaTtgraf  Qkorg:  9ln9b<utet  9tc{igiott9atten  T.  XL  It^. 
sn  9UknibeTg.  Snt^  Stront^  u.  f. ».:  be  fö.  V,  123 128. 136.  Sanier^ 
bad»,  24.  29.  51.  96.  103.  105.  108 f.  120. 

e.  474.  {^an«mann«  Sob:  Sauterba«,  158.  be  SB.  Y,  126.139. 
Anal.Lath.,300ff.  C.B.UI,606f.  O.@4mibt,«an0mann,e.74ff.  beS. 
Y,  119.  Anal.  Lnth.,  336.  —  «Biber  SUbrec^t :  (S.  %  32, 14  ff.  (}u  ^t^r  M  96* 
flanb  Verfolgter  »fite  aud^  feine  für  bte  ®efamtenttt)i(teluns  nntoid^tige  nnb 
bamm  im  Xqrt  übergangene  9e}ie^nng  )U  ibl^ll^afe  gn  ertoal^nen,  t>9l 
be  S.  IV,  567;  V,  168.  170f.  öurt^arbt,  328.  3)er  löon  »ntl- 
l^arbt,  Xtx  l^ifior.  9an9  ftol^l^afe,  Setp)ig  1864,  @.  50,  nod^  für  too^f 
fi^einlid^  l^iflorif«  gel^altene  »efnd»  bei  8nt^  ijl,  »ie  ^Sfllin  H,  454  bot« 
getl^n,  unbe^engt  nnb  in  ba8  9lci4  ber  Sutl^legenbe  )u  t>ertt)eifen.) 

S.  475.  Senfnr:  @e(fenborf  III,  251.  <C^iOg  Sllbred^t:  bd 
Xfiadert,  Urtnnben  II,  371,  9lx.  1135. 

e.  476.    ©anmgarten,  Carl  V.,  m,  307ff.  314ff.  350ff. 

®.  477  ff.  «anfe  IV,  82.  86.  be  SB.  V,  169f.,  i>gl.  117.  3oa*ijn: 
nanU  IV,  105.    3ur  «eurteilung:  a)roJ?fen,  Oef*.  ber  ^reufi.  ^oM 

II,  2,  258.  266.  i)eibemann,  aicf.  in  ber  SRarf  «ranbenbnrg,  »erfm 
1889.    be  ®.  V,  235 ff.,  t)gl.  C.  R.  HI,  843.  1083 ff.  1091. 

8.  480.  @a*fen:  «ante  IV,  98ff.  Äöpiin  II,  422ff.  gnt^ 
über  Oeorg«  2ob:  Xifc^reben  IV,  188 ff.    83f*e,  Anal.  Luth.  1892,  @. 57. 

®.  481  ff.  fieipjig:  S^.  Äolbe,  Anal.,  339.  (g.  «.«20,  242. 
©edenbor f  III,  218.  g.  ©eifert,  «ef.  in  8.  1883.  gering,  ®n- 
fü^mng  ber  «cf.  in  iWcigen,  1839,  «S.  66.  71.  75.  C.  R.  IH,  726.  728. 
744.  754.  3onaÖbr.  I,  330—366.  393.  be  SB.  V,  229.  273.  274.  - 
SWcdlenbnrg:  ebb.  181.  ©urfl^arbt,  314.  ©raunf d^n).*€alenberg :  (Srb* 
mann,  «ef.  ton  (Söttingen,  Oöttingen  1888.  ©aljrbt,  Äef.  Don  ^* 
noöer,  ^ann.  1891. 

8.  484 ff.  ««ebenere:  be  SB.  H, 458,  abertoom27.:  Snber«  IV, 283. 
(Stttac^ten  für  (gnglanb:  be  SB.  IV,  295.  C.  R.  II,  576.  85gl.  bojn  S*. 
ftolbe,  3eitf(^r.  f.  Ä.  XIII,  576.  ^pi^«.  ©cmfung  baranf  in  f.  Snfhnttioo 
füröucer:  C.  R.III,  854.  »gl.  baju  8enj,  »riefroe^fel  1,352 f.  unb  ben 
ganzen  (S^fnr«  ton  Sen^.  3ur  S^orgef4i(3^te  an4  jn  bead^ten  ba9  ^uto^tat 
(Smciger«  C.  R  III,  26.    Cajetan:  Ä3filin,  Jut^er  nnb  3anf[en,  @.  53. 


Snmetbtngett  unb  Setoeife.  605 

9ea(!^ten9mett  ifl,  bag  ber  Sanbgraf  auf  ba8  6d  i^öflUn  a.  a.  O.  aus 
3o]^.  ©erwarb  cittcttc  S)c!rct  ^a^p  ©tegor«  III.  an  «ouifartu«  (Jaffe, 
Bibl.  remm  germ.  III,  89)  fld(f  toirtlici  berufen  l^at;  bg(.  ^affentamp, 
^«itd^cngefd^.  Reffen«  I,  477  ff.  2enj  I,  506.  —  ©utac^ten:  be  SB.  VI,  238. 
3um  »etftSnbnt«  Sauterbac^«  Sagcbuc^,  196.  be  ©.VI,  251.  C.  R. 
III,  1079.  8ena,  ©rief».  I,  159. 176.  207.  Unrid^tig:  «nonjjrau«,  Sutljer 
unb  bie  »igamie.  ^o(.  (Stub.  u.  ^rit.  1891,  e.  564  ff.  «tüd  übet 
SSucet:  C.  R,  III,  795.  Argumenta  Buceri  pro  et  contra,  ed.  v.  L(öwen- 
stein),  Äaffcl  1878. 

8.  487,  engknb:  be  3B.  V  213 ff.  217.  ©gl.  au(*  Sut^et«  Sonebe 
iiim  ©etenntni«  be«  ©amc«.    (g.  H.  63,  397  f. 

®.  490,    Senj,  «rief».  I,  393f. 

®.  491.    be  ©.  V,  256.    Oefanbtf^aft :  C.  R.  m,  397. 

6,  493,  3ona«br.  I,  393  f.  C.  R.  UI,  1041  ff.  bi«  1054.  1062;  togt. 
«engl,  174ff. 

®.  493.  aWeland^tlJon«  Äranfl^eit:  be  SB.  V,  282  (öom  10.  Sunt, 
©urfl&arbt,  354).  293ff.  679.  Anal.,  351.  C.  R.  III,  1045.  ~  be  2B. 
V,  297.  ©urtl^arbt,  498;  356.  be  SB.  VI,  269.  C.  R.  HI,  1060. 
1077.  1081. 

6.  494.  Über  Sutl^er«  ©ttmmung  nac^  beut  erften  Sefanntmerben  au(^ 
jn  bergleid^en  bie  Xifd^reben  bei  ©trobel,  ©eitrSge  jur  Sitteratur,  @.416. 
SKit  ben  bem  ©eraußgeber  toie  e«  fd^eiut  unbefannten  „severus"  @.  419 
u.  421  ift  natürü^  SBolfgang  @4iefec  gemeint.  2)afelbfi  aud^  anbere  gur 
i@a(te  toid^tige  ^[ftenpde.  3"  ^ut^erS  meiterem  iBerl^alten  in  ber  @a(^e 
?J^ili^^)«:  be  ©.  VI,  262.  267.  272ff.  Senj  I,  359ff.  X^,  Äotbe, 
Anal.  Luth.,  348-366.    C.  R.  III,  1055.    «urf^arbt,  352.  361. 

®.  495.  be  S.  V,  298 ff.  Anal.  Lnth.  355.  beSB.  VI,  275.  ©ucer 
über  Sut^er:  8enj  I,  208.    3WeI.:  C.  R.  III,  1080ff. 

6.  496.  Oflanber  k.:  Senj  I,  373.  —  ^ofHtte:  SBie  toeit  ^utl^er«  «e- 
teUigung  ge^t,  bie  Hauptarbeit  bürfte  bon  (Sruciger  l^errü^ren,  iß  ^tneifeH^aft. 
@.  «über«  5Jonebe  |u  (g.  «.»  7.  C.  R.  IV,  112.  —  ©ibetüberf.:  be  SB. 
V,  205.  Anal.  Luth.  355;  be  SB.  V,  318.  323.  C.  R.  IV,  112.  3eitf(^r.  f. 
Ä.  SBiff.  1880,  @.  51.    aWattlJefluö  XII.  ?r. 

®.  498.  Sormfer  (Sef^)rSc*:  C.  R.  m,  1122ff.  be  S.  V,  312-323. 
327.  aiante  IV,  137  ff.  ^^\i\pp:  ^affenfam^,  Äirijengefd^.  M«»«  I. 
490 ff.  (ein  tiel  ju  »enig  bead^tete«  ©udj).  Senj  I,  490ff.  Anal.,  370 ff. 
Sonadbr.  I.  405 ff.  411  ff.  415 ff.  ®ro)>)>er:  Krieger 9  %xtxltl  bei  (Srfd^ 
unb  ©ruber.  S3g(.  über  i^n  an^  ba9  feine  Urteil  (SalbinS  C.  R.  39,  203  f. 
(gbift:  be  SB.  317.  322.  3ona8br.  I,  412.  8euj  I,  223.  C.  R.  IV,  91. 
be  SB.  VI,  281. 

S.  499.  {>.  t).  «raunfd^meig:  grünere  äugerungen  Anal.  133.  137. 
147.  SWorbbrenner:  be  SB.  V,  271.  309.  C.  R.  m,  1093.  Äo(be»eJ?, 
Hein} )).  Solfenbfittel,  $aae  1883.   $.  f.  9t.«@.,  ^x,  2.  SBiber  Hau«  SBotfl; 

Äolbe,  ?ut^er.  ii.  39 


4NN>  XttineTtuttgeii  nnb  8eiodfe. 

9K<mc^rf(l^  9{ettbni(fe  92t.  28.  (S.  9.  26,  1.  3ur  (Sat^l^ung  an^  3<maS6r. 
I,  418.  421.  3itr  ecurtdlnng  C.  R.  39,  208.  An&L,  377.  —  2ut^ 
Stxwf^t:  b(  ».  V»  32a  336.  340.    Anal.,  374.    Bartl^atbt,  372. 

e.  600.  3oa4im:  C.  B.  lY,  93f.;  bgl.  2cs)  I,  311.  529ff.  bcSB. 
VI,  280 ff.;  bgl.  Sett)  II,  15,  21.  24.  Soad^.  in  SSUtenberg:  btf&.Y,  335. 
338;  »gt.  C.  R.  IV,  140. 

e.  501.  Sanbgraf:  be  e.  T,  339;  t)gl.  337;  tgL  C.  R.  III,  lOSOff. 
n.  1090;  IV,  116  f.  »ontm  ^Mt  e9  M  ctgentü«?  —  C.  R.  IV, 
123-131. 

e.  608.  «eiiWtog:  C.  R.  IV,  122  ff.  C.  R.  39,  195.  200.  202. 
Herminjard,  CorrespoDdanoe  des  Reformatears  Vn,  88 sqq.  8g(. 
Aatn)>f(l^uU(,  (SaMn,  328.  Senj,  Ottcfmc^fet  HL  SRanfe  IV,  148ff. 
Setter,  2)ie  StetigionSiBecl^nbdmgeit  auf  bem  9tet((9tage  )u  9t.,  3ena  1889. 
Sontatini:  Spante,  ^o^fUI,  lö3ff.  »rieger,  Sotttarint  tc,  ®i>t^al870. 
Vaflor  in  «ifl.  3a^rb.  b.  Wrredgefeafd^.  I,  321.  2)ittrii3ft,  gr.,  9le- 
gcften  nnb  Ortcfe  be9  ftarb.  (S^aS^ro  (Sontarinl,  8rann96.  1881.  2)  et  f., 
<9a9)>ato  (Sontatini,  ebb.  1885.  Cochlens,  de  vera  ehristi  ecdeda. 
Qnaestio  necessaria  saper  Septimo  Confessionis  Angnstanae  arlicnlo  ftd 
Caesaream  Majestäten),  nt  Ratisponae  in  Connentn  Imperiali  discntiatni. 
Mognntiae  1541. 

6.  SOS.  De  jnstif.:  C.  R.  IV,  198.  2)a}n  bte  nrf)>rüngUd&e  gaffimg 
Sen),  9riefn)e4fe(  III,  41.  Sgl.  X^,  Stieget,  de  fonnnlae  coneordiae 
Ratisb.  orig.atqne  indole,  Halls  1870,  bem  id^  nut  in  bem  im  Sej^t  an» 
gegebenen  ®inne  beifümmen  tann.  (Salt)ln«  Utteit:  Herminjard  VU,  111. 
mtl.:  C.  R.  IV,  407.  2)ittri*.  (Jontatini,  ©.  651.  —  ©urfljatbt, 
380.  be  ®.  V,  353;  ögl.  338  (au«  ben  etffen  SKaitagen).  C.  R  IV,  306. 
346.  348.  —  Ätanf^eit:  be  ©.  V,  344.  346.  348.  350 ff.  353.  374.  C.  R 
IV,  172.  559.  ftawetau,  Seitfd^.  f.  $tU  ®i|I.  1880,  e.  51.  ©efanbt- 
f^aft:  C.  R.  IV,  379.  386.  394.  400.  406.  407.  be  SB.  V,  365 ff.  (ögL 
Sutfl^atbt,  385.  371  ff.).  @^alatin«  «nnaten,  618. 

®.  506.  ©aDe:  C.  R.  IV,  173  (©etftbetg,  ®ef*.  b.  @tabt  ^e 
1891,  IJ,  160,  ^at  bie  Flotte,  bie  3o^.  ^xkMäf  babei  gef)>ie(t,  nic^t  beai^tet). 
be  S.  V,  346.  347f.  352.  360.    ftatijetan,  3ona«6t.  II,  1—40. 

®.  507.  a)ietti*,  (Sontatini,  701f.  Settet,  151f.  «blaß:  Her- 
minjard, Correspondance  VII,  158.  be  2B.  V,  370.  383.  391.  (5jf|>ef* 
tauten:  be  ffi.  V,  420;  tjgt  Äatt>etan,  ®üttel,  68. 

®.  508.  Setttag  b.  Sanbgtofen:  i^en}  III,  91  ff.  SKotift  ö.  ©a#: 
®.  Soigt,  2».  t).  @Q(!^fen,  Seip^.  1876,  @.  17.  Soac^im:  9liebel,  Cod. 
diplom.  II,  6,  48. 

8.  509.  Sütfenjug:  SR  ante  IV,  166.  ö.  Sejotb  739.  ^tma^ 
nung:  (g.  «.  32,  75.  ©ntf^rbt  393.  be  3B.  V,  470.  471  ff.  («ntto.  auf 
einen  tocttoten  gegangenen  ©rief  be8  Äutf.:  Dgl.  C.  R.  IV,  818.  821).  479. 
503.    Sßiberlegung  be«  Motan«:  (g.  a.  65,  186.    Sg(.  C.  R.  IV,  807.  - 


Snmerfungen  unb  Semeife.  607 

be  SB.  V,  534.  539.  545.  Anal.  383.  —  2csiu«,  Sutljcr«  ©tcOang  jur 
türlifc^cn  2BeUma(i&t.  ©am^e  SKonaW^rift,  ©b.  38,  $ft  4  (mit  t)icten 
fc^iefen  Urteilen).  —  ga|lna(j^t«friele:  C.  R.  IV,  780.  —  Stoxcm:  ©agcn- 
Ba4,  Sutl^r  n.  bet  ftoran  k.  in  ©ettr.  jut  »aterl.  ®€f(]^.  ^crau«g.  toon  ber 
Wox.  ©efettWaft  in  «afet,  53b.  9,  @.  293.  a)ajtt  bic  toid^tigcn  (SrgSn- 
jungen  Bei  ßenj,  ©tteftoe^fel  IJ,  91  ff.  99.  cf.  C.  R.  IV,  910.  be  «B. 
V,  42.  45. 

®,  510.  SWainj:  Äatoetan,  Sonaöbt.  II,  31ff.  41ff.  ,,««ene  Sei- 
tung":  be  2B.  VI,  319 ff. 

@.  512 ff.  »ntf^arbt,  367.  be  SB.  V,  330f.  3ona8br.  417 f. 
C.  R.  IV,  685.  697.  775.  »rüd:  SRanfe  IV,  194.  Äalfet:  ©ed enborf 
m,  389.  Aufenthalt  in  i»aumburg  u.  ®otte8bienfl:  SfJcue  äRitteiL  II,  2,  90. 
@<)atatin«  Slnnaten  658 ff.  (be  S.  VI,  298).  (sicem^el  u.f.  ».:  (g.  a.  26, 
76ff.  be  ©.  V,  434  (5.  TOrj,  ©urt^.  408).  ©utfljatbt  407.  be  SB. 
V,  451.  Huf.  april  au^gegeb.,  ögt  ÄSfltin  II,  682.;  Wm,  gu  ®.  567. 
«Reue  SWitteit.  II,  1,  90.  —  «p.  3«ifef«!e,  SWatt.  8ut^r,  i»aumbutg  unb 
bie  Sieformatton,  iRaumb.  1885.  —  be  ©.  V,  531. 

®.  514.  Sursen:  C.  R.  IV,  795.  800ff.  be  S.  V,  4ö5f.  ©urfl^. 
410.  be  m.  VI,  304ff.-312  (ögt  3eitf«r.  für  Ä.-®.  IV,  146).  313f.; 
V,  461  f.  464f.  mtl  ruft  ben  Sanbgr.  na*  einer  toic^tigen  auÄfü^rt.  Sifd^* 
rebe  in  WlürKif.  (Eamer.'©ammt.  V,  147ff.  ©urtl^arbt,  a)te  SBurjencr 
ge^be.  ard^ii»  für  f5*f.  ®ef*ic*te  IV,  57.  ®.  83oigt,  2R.  t.  @.,  8ei^)jig 
1876,  17—36.  i«ur  einmal  fc^eint  STOorifc  aber  fidler  im  eigenen  9ntereffe, 
auf  einen  SBunfcl^  8.«  eingegangen  ju  fein,  in  ber  ©ac^e  aibred^t«  ».  a»an8- 
felb.  be  2B.  VI,  346.  «gl.  Senj,  ©riefmed^fel  n,  164.  —  a)eutf (]^lanb : 
be  SB.  V,  440 ff.  451.  —  SonaSbr.  K,  102. 

@.  515.  ©raunfd^m.:  g.  ©run9,  S)ie  Vertreibung  ^erjog  $einrid^8, 
aWarb.  1889.  9iantc  IV,  199.  ÄolbetoeJ?,  ©.  t).  SBolfenb.  S5.  f.  91.-®. 
ißr.  2.  2)  er  f.,  2)ie  mi  be«  ^erjogtum«  ©r.  in  3eitf(^r.  b.  ^ift.  ©erf.  f. 
giiieberfa^f.  1868,  243 ff.  Senj  H  u.  III  passim.  be  SB.  V,  484.  493 f. 
495.  C.  R.  IV,  872.  Anal.  Luth.  385.  ©ogt,  ©rieftoe^fel  ©ugen^agen«, 
(Stettin  1888,  @.  241  ff.  —  ©(^»einfurt:  ^tnt  TOtt.  U,  2, 101.  ©.  (5.  ©ed , 
©utcttiu«,  SflMl  1842.  —  aiegenSburg:  SWebicu«,  ®ef*.  ber  eb.  Äird^e  in 
©at?em  403  f.  5Weue  aWitt.  II,  2,  98.  —  ©enneberg:  iReue  ÜÄitt.  n,  2,  105. 
©edenborf  III,  457.  —  *falj:  9^eue  SKitt.  II,  2,  93.  Anal  Luth.  385. 
3R9ller,  Ofianber  247.  ©rod,  2)ie  eD.-lutl^.  ^ird^e  u.  el^al.  ^falggraf- 
fibaft  i^euburg,  iR3rblingen  1847  (ungenügenb).  —  ©enebig:  ©urll^arbt 
418.  be  SB.  V,  564.  Anal.  Lnth.  390.  3ona«br.  H,  101.  —  SRefe: 
be  SB.  V,  508.  C.  R.  IV,  892.  Seng  II,  82 ff.  u.  öfter.  —  ©iebenbürgen : 
C.  R.  V,  166.  —  iKerfeburg:  grauftabt,  a)ie  Sinfül^mng  ber  »Deformation 
im  $o*|iifte  SWerfeburg,  Seipgig  1843.    ©oigt,  SRori^j  ^.  ©.,  ©.  12  ff. 

6*  516.  $t'6ln:  fßaxxtnixapp,  ^ermann  ton  SBieb,  8ei()gig  1878. 
SWünjlcr:  2enj  n,  94.  115  ff.  u.  öfter.    Äongil:  iReue  SWitt.  n,  2,  96. 

39* 


M6  Snmettungen  unb  Qooetfe. 

5.  ftl7.  Sgl.  )uiit  (S^anscn  bic  f4^9tte 2)atftelltmg  hditifilxn  il, 
9»ot0Cttanba4t:  6.  «.'  17,  364.    ^anterba«  44f.  82. 

e.  518.  9RatfgT5fin  Otifobct^:  be  ».  V,  187;  VI,  444.  »urflftarbt 
285.  289 ff.  293.  AnalccU  Luth.  310.  3ona8br.  I,  260.  263.  ^eibemaitii 

0.  0.  a,  184.  -  (gngttnber:  be  ©.  IV,  402.  C.  R  IV,  661.  696.  - 
^:  be  S.  V,  219.  «urt^arbt  334.  C.  R.  802f.  820.  Oeorg  t>.  «n- 
^t:  Anal.  Loth.  378. 

Z.  519.  9o4seit^ef4. :  be  ®.  V,  570.  —  «an^t^or:  V,  229.  »ob :  401. 
:2)icnfiboten:  be  S.  V,  395.  625.  Snt]^9  j^roitf]^:  Anal  Luth.  347. 
3onaö6r.  I,  382.  be  S.  V,  270 f.  273.  C.  R.  lU,  947 ff.  —  »cnniJgeii«* 
toer^.:  ^urt^atbt  402.409.  463,  tt.  ).  <Ban)ett  ©eibemann,  Snt^ 
«rnnbbefit  in  Beitf^r.  f.  m*  Xf^l  1860,  @.  475  ff. 

6.  520.  $a4tung:  Ourtl^atbt  319.  —  3utöborf:  be  SS.  V,  300.  - 
be  ©.  V,  318.  359.  482;  VI,  318;  V,  605.  809;  V,  397.  SBaiWbotf: 
Anal.  Luth.  423. 

®.  521.    eeebctgcr:  be  S3.  VI,  153.    Über  i^n  be  SB.  I,  53.  (Snber« 

1,  95,  na4  8uT(^atbt  201  itnb  494  (©cibemann  im  9tcgtfler  mtter 
©tod^rn  Skn)e8(au9)  ibentif(^  mit  ©todt^m,  toa9  fc^ott  be8^(6  ikDäfd« 
]^ft  ifl,  toeil  Sut)^  i^n  fc^on  1529  einen  guten  alten  9Raun  nennt  (be  SS. 
VI,  101),  bann  aber  an^  toegen  bee  bcflimmten  (Sintrag«  ber  beiben  ISrfibec 
unter  bem  «Seeburger  (Sllbum  59),  t>on  benen  ^aul  1517  (^5  fit  in,  Socca« 
laurei  I,  20)  gratis  jum  9acca(auren9  ))roniot)ierte.  (Snttoeber  l^at  Sut^ 
nod^  einen  2)iener  IBotf  ©todl^im  gel^abt,  ober  bte  VI,  101  ertt}&^nte  Baäft 
Uixt^t  fl4  auf  eine  bem  $aufe  Sut^er«  ni^t  angel^Srtge  $erfon.  Über  Btt» 
berger  no4  Surt^arbt  357. 

e.  523.  Seftament:  V,  423.  SDolefd^all,  Sutl^.  Ze^am.  1887.  - 
*au«U5rer :  C.  R.  lU,  642.  3«tf*t.  f.  Ä.-O.  UI,  327.  be  ®.  V,  350. - 
9»6um  199.    ftöftün,  2)ie  »accakurei,  1890,  <B.  6. 

2.  528.  Morgan:  be  2B.  V,  422.  492.  520;  V,  46  (»ol^r  au«  bem 
3a^re  1543).  3eitf4r.  f.  St.-®.  II,  146.  eonfl  über  bte  ^nber:  S^ic^ter, 
Genealogia  Lutherorum,  SSerttn  u.  Sci^jig  1733.  iRobbe,  @tttmmbaina 
ber  gamilte  gütiger,  1856.  SWagbalene:  be  ®.  V,  497.  499.  502.  509. 
öurt^arbt  470.    C.  R.  IV,  870.  882. 

®.  524.  3(*  lebe  k.:  (g.  21.«  19,  80.  ©gl  Äö^ler  in  „(Sermania*, 
»ierteljabrSf^rift  t)on  Pfeiffer  VI,  368.  —  be  ö.  V,  544.     Zi\äfxtbtn 

IV,  258.  260  ff. 

6.  525.    iRac^trul^e:  Sauterbad^  24.  —  sermo  de  ebrietate:  belB. 

V,  701.  ©oc^jeit:  be  ffi.  VI,  217.  -  Süberbogter:  ebb.  -  »eltlincr:  C.  R. 
V,  901.  be  ®.  granfenmein:  be  ffi.  V,  108.  —  ^.  ©ietrid^  IV,  681.  »elmc 
unb  @^)rüd^e,  gefammelt  u.  a.  bei  @d^ten«ner,  fiut^erö  3)id^tungen,  ffiitt 
1892.  Über  ben  @^)m*:  „©er  ni^t  Uebt  ©ein,  ©eib  unb  ©efang"  ic, 
ber  nid^t  öou  ßut^er  l^errül^rt,  2.  @(^ulje  in  3citf(!^r.  für  Rrdf^L  ©iff., 
1886,  V,  (g.  256.  —  @d^auf^)iet:  ^olfiein,  ®ic  9leformatiott  im  ^pit^tU 


Sdimetfungen  unb  Seweife.  609 

btlbe  ber  bramattfd^n  ülittetatur,  ^aQe  1886,  @.  18.  Snfbtge  eine«  eigen« 
tümtid^en  9}2i6t>etpänbntf[e9  giebt  ^olfletn  an,  bag  Sutl^er  nnt  bad  ^afftonS« 
\pkl  auSfd^Iog  nnb  mad^t  fein  Urteil  für  baS  9lttf]^9ren  in  ben  etangelift^^en 
©egenben  loerantmortUd^,  aber  Sutl^er  f)>ri^t  an  ber  betreffenben  ©teile  (S. 
$(.  11,  151)  gar  nid^t  ton  ben  $af{ton8fpielen,  fonbent  t>on  ber  toefentlici 
tM>n  ben  Sran^idtanem  ge))flegten  Serfentung  in  bad  Seiben  (S^rifii.  —  Sil«* 
benbe  ftün|ie:  Sel^felbt,  Sutl^er«  S^erl^ltni«  }n  ftnnfl  n.  Mnfllem,  Berlin, 
1892  (ent^Slt  aEerbing9  mand^e  9)f2igt>erflSnbniffe). 

®.  537.  grau  2»n|lta:  (g.  «.  56,  295.  be  S.  IV,  180.  «rafft  in 
Sn^ol.  arb.  II,  99ff.  %xdf.  für  Sitteratnrgef*.  XII,  204ff.  ©•  «•  Äöfllin, 
Sutl^er  atö  9ater  be«  eb.  Jeird^engef.,  Seip).  1881,  @.  16.  Santerbad^  5. 

@.  538.  @<)rüc^».  «gritola:  Äameran,  3-  Hgricola,  @.  104.  — 
^i^fllin  II,  673;  9nm.  }u  (g.  444.  2)ie  in  (Snglanb  toieber  aufgefnnbene 
^anbfd^rift  foE  in  ber  Weimarer  91u9gabe  }nm  Slbbruct  tommen.  —  Aliqaot 
nomina  propria  Germanomm  ad  priscam  etymologiam  restitnta  per  quen- 
dam  antiqnitatis  stndiosnm.  Yitemb.  1537.  Sald^  14,  1284.  2)ie 
(S^t^eit,  tüti^t  9t.  b.  9tanmer,  ®ef4.  ber  gemtanif d^en  ^^ilologie  1870, 
@.  37  in  Slbrebe  fieHte,  bürfte  fd^on  eine  S^ergteid^nng  mit  ben  bentf^en 
Flamen  in  ber  snppntatio  ergeben,  «öfllin  (II,  674  91nm.  gn  @.  445) 
em>S]^nt  nnter  Berufung  auf  «naafe  al0  erfie  fluSgabe  mit  Sntl^erd  ^amen 
eine  1559  „ürsellis"  erfd^ienene.  (g«  ejifHert  aber  fdjon  eine  Sßittenberger 
t)om  3a]Jre  1554  (Sri.  ©ibl). 

®.  530.  Snppntatio  annonim  mundi  1541,  k>gl.  bagu  Anal.  Lnth. 
375.  —  ^aggai:  ©eim.  Hn^g.  XIII,  5ff.  (Sarion:  ©.  ©rettfdjneiber, 
ay^el.  als  ^i^orifer.  Snflerburg  1880.  Siegele,  (»efd^i^te  ber  beutfd^en 
$ifioriogra^]^ie  1885,  @.  191  ff.,  ber  Sutl^er«  Snppntatio  ni^t  )u  fennen 
fd^eint.  gür  iff^eland^tl^ond  grogen  9(nteil  an  ber  (Sarionfd^en  (S^ronif  t)gl. 
Sutl^erd  UnSbrud  in  ber  ^orrebe  )n  Snpp.:  Chronicon  CharionlB  Philip- 
picnm.  —  ÄSfilin,  Xfteol.  @tub.  n.  ftrit.  1878,  ©.  125 ff.  Sabclnbe  Ur- 
teile: C.  R.  IV,  654.  —  ©riefe:  tgl.  be  SB.  VI,  416.  ®ef.  Sert:  @.  21. 
63,327.  beSB.  m,  166.  fiauterbadj  49,  137.  Anal.  Lnth.  232 ff. 
397 ff.  (g.  «.  63,  401  f.  C.  R.  VI,  155.  »oigt,  Seitfd^r.  für  Ä.-(S. 
1, 157 ff.  Über  ben  a)md  ber  Senenfer  «u«gabe  bgl.  ©nrt^arbt,  Beitfd^r. 
f.  l^ifi.  Sl^eol.  1862,  @.  456.  —  ©ugenljagen«  «rieftoed^fel ,  ©tettin  1888, 
©.  349  f. 

8.  581.    ©üttel:  ®.  tan?  er  an,  (S.  Büttel,  $atte  1882,  @.  69. 

6.  538  ff.  (S9  ift  bi0]^r  ben  Sutl^erforfd^em  n>ie  ben  iübifd^  ®efd^id(t9- 
fd^reibern  entgangen,  bag,  »ie  offenbar,  ber  3ube  3efel  (»al^rfdjeinlid^  S)m(l- 
fe^er  für  3ofel),  an  ben  Sut^cr  V,  79,  tgl.  VI,  515  nnb  Anal.  Lnth.  304 
f treibt,  fein  (Geringerer  ifi,  als  ber  bamalige  gül^rer  ber  beutfd^en  3uben« 
fd^ft,  3ofe^lft  ©en  <^on  SoanS  (genannt  3offel  bon  9{og^eim  im  (Slfag),  geb. 
c.  1480,  geft.  c.  1555.  Über  i^n  einige«  SSenige  bei  3ofl,  ©efd^id^te  be« 
3ubentum«  unb  feiner  ®eften,  Sei^stg  1859,  III,  210 f.    ®r5^,  ©ef^id^te 


610  Vnmnhtngm  unb  8ctDdft 

bet  dnbcn  IX,  259.  (Kalbern  t4  biefe  ^cobad^tnng  gemacht,  erl^dt  i4 
auf  todtttt  Xnftoge  bnnt  btc  Mtc  t)Oit  9.  (Zeiget  in  ^ctTm  bot  fe^ 
»cttMlIcit  tttffat  t)Oii  9.  SretlaUf  91tn9  ©ttagbnrgcr  3nbeitattest,  3ät^ 
f(^ft  f.  Okfi».  bcS  3uboitttm0,  5.  8b.  1892,  @.  d09ff.  330,  ber  bajn 
loUfttige  Qrglniuiigcn  gkbt  9gt.  cm^  ^-  ^tiget,  2)i(  Snben  in  ber  beutf^ 
Sitterotnr  in  bnf.  deitfd^r.  II,  808  ff.  a^eine  Sto^forfiltnn^en  im  Sßdn. 
Xm^D  na4  ber  Utfod^  bet  f54fif4kn  Snbenongtieibnng  im  Salute  1537 
finb  toergebli^  geioefen).  —  ^en  unb  granlen:  Seni,  SdefiDec^fel  I,  55. 
^tppt,  iKtniiengerd^.  ^enS  1, 160.  9.  Sang,  Okf^-  ^on  «ai^reatl^ (1801) 
II,  110.  —  eenbbrief:  «.  «.  31,  416.  be  ö.  V,  104.  2)ie  @abba* 
tarier  enofi^nt  Snt^  f^on  im  Itotnmentat  snt  <2knefi9  V,  227;  X,  aS. 
Santerba«,  37.  9laä^  fDlatt%t\im  XIV  l^tte  er  bie  ftunbe  m^l  m 
bem  bö^mif(^  (trafen  ^M,  ber  il^m  an4  bie  jübifd^e  ©d^ft  gngefmibt 
^tte.  SonoSbr.  I,  322.  8on  ben  3nben  k.:  (S.  9.  32,  99.  156.  182. 
23L  233.  237.  I^ie  «emettnng  fiber  bie  j^aifcrjuben  bitett  auf  ^feffettom 
fufienb,  241.  be  &.  V,  517.  C.  B.  V,  21.  3onag  beforgte  eine  latds. 
fiberfe^nng,  bie  in  groget  Xnflage  im  Sluglanbe  betbreitet  »erben  (oute. 
Sonogbr.  II,  98.  —  ®4em^am))^orag:  (S.  S.  32,  275.  be  SB.  V,  548. 
C.  R.  V,  76.  —  8on  ben  legten  ©orten  a)ftt)ibg:  (g.  «.  37,1, 
»urbe  im  3nni  1543  ertoartet;  91.  lÄitteil.  n,  2.  99.  C.  R.  V,  164.  - 
flugträbung  ber  Suben  au«  89^men:  ®rS«  a.  a.  O.  IX,  329.  m 
bort  in  dtoeifel  gezogene  daljir  1543  beft&tigt  bur^  Sutl^er  in  (S.  «.  32, 
231.  @4Uflen  unb  92eumar{:  92.  äRitteit.  II,  2,  99.  —  Ofianber:  S.  feiger 
a.  0.  O.,  e.  328.  3)asn  (Cruciger  an  Seit  2)ietri4,  23.  H^ril  1545.  dm.* 
@amml.  VU,  88  (8ibl.  gn  9Rün^).  ffiiebemann,  3o^.  dd,  @.  636. 
9nttinger:  Seu),  Sricftoe^fel  II,  224.  —  2.  toamt  Soaä^m  t>on  eraQ))en' 
bürg  oor  ben  3nben:  be  ©.  V,  725.  —  (gigleben:  be  ffi.  V,  784.  Äur* 
fürfl:  Xr^ti»  )u  SBeimar. 

e.  585f.  Staute  IV,  204 f.  be  Soor,  «eitrSge  )ur  ©efd^id^te  be9 
@<)eierer  8leicä^«tage«,  ©traßburg  1878.  «ucer:  8ena  II,  230.  235ff.  Ä5(n: 
SJarrentra^)^,  ^ermann  t>on  Sieb,  26pm  1878,  @.  153.  176ff.  207. 
)).  2)ruffel,  ftarl  V.  unb  bie  röm.  fturie.  W>Jf,  ber  l^tfi.  Stt  b.  mün^- 
«!ab.  XIII,  I.  «bt.  1877.  SKel.:  C.  R.  V,  312.  511.  517.  524.  2ttt|n: 
be  ©.  V,  630.  644. 

e.  587.    ^rcbigt  in  @<)eier:  o.  ©ruffet  a.  a.  O.  I,  164. 

e.  588.  ffiittenberger  Deformation:  C.  R.  V,  461  ff.  533.  574.  578. 
643. 653. 657  f.  661.  «gl.  3otta«br.  II,  142.  ©  u  r !  IJ  ar  b  t ,  450  f.  2)ajtt  8  tn  j 
II,  274 ff.  passim.  337 f.  —  ©ret>e:  C.  R.  V,  514.  547.  554.  655.  be  E 
V,729.  (1.3att.)713;  t>gl.  SDruffel,  Äarl  V.  u.  bie röra. Äurie 1, 229t.  2)ie 
a^einung,  bag  ©ranteHa  ba«  9ret»e  ben  ¥rote|ianten  in  bie  ^Snbe  ge^ 
f)>ielt  (ebb.  @.  231  f.),  ifi  angefi^tg  ber  no4  na^meigbaren  ^rfunft  ber  bdbat 
na^  ©a^fen  getommenen  «bfcbriften  (t>gl.  anä^  2en3,  «ucer  II,  286)  fc^t 
untoal^rfc^tnlit^.    itatoerau,  3ona9br.  II,  144. 


Slnmettungen  nnb  Qe»dfe.  611 

e*  589.  «om  $a^ptom  k.:  (g.  «.  26,  108.  C.  R.  V,  655.  662  f. 
(Son^öfiHn  11,  612  unb  anbeten  i{i  Srfid^  ©^reiben  bal^in  mtgbettlanben 
tvotben,  bag  er  überl^au))t  jebe  ^nttoort  i^etfc^oben  toiffen  toxü,  toS^tenb  bie9 
nur  k>on  ber  ^eanUoortung  ber  ^onjUeanlünbignng  gilt.  2)ie  @(!(rift  gegen 
bad  ®cet)e  n>ünf(^t  er  ^.fSrberlid^''  unb  bittet  bedl^olb  nnt  einen  Sreben)- 
brief.  —  3ur  gertigjteanng  Senj  II,  286.  331;  J^gt  be  ©.  VI,  373; 
V,  727f.  743.  759.  3ona«6r.,  U,  186.  \>,  2)ruffet  a.  a.  O.,  @.  226ff. 
2)afelbß  auäf  über  bte  @(^rift  (Sa(t>in9  gegen  ho»  extu. 

e.  540.  Sügenfd^rift:  (S.  K.  32,  426.  Siommet,  $^i(i))^  t.  ^en 
m,  308.  be  ®.  VI,  373.  Sen)  II,  332.  2)ana4  Mt  t»  am  29.äR5r3 
f(!^on  gebrndt.  ®e(f enborf  III,  580.  2)a)u  Xl^.  tolbe,  Snt^er9  ©elbfl« 
morb,  3.  «ufl.  1890,  @.  20ff.  —  Ärant^eit:  be  ffl.  V,  737.  742ff.  — 
^o^jltreu:  e.  «.  32,  359.  —  ©ilber:  be  SB.  V,  739 f.  742 ff.  €. 
SBenbeler  im  «rd^iö  für  Sitteratnrgeft]^.  14  (1886),  0.  17 ff. 

@.  54S-54«.  «benbma^t:  be  SB.  V,  133.  3üri(i^  «rebiger:  Anal. 
Luth.,  344.  @tubenten:  ebb.  382.  SS^mif^e  S3rüber:  itSfilin  U,  366. 
588.  »enetianer:  ©edenborf  III,  401f.  C.  R.  V,  23.  62.  —  be  SB.  V, 
565.  C.  R.  V,  208.  grof^oner:  be  ©.  V,  587.  C.  R.  V,  218.  —  (Ke- 
toarton:  ebb.  IV,  735.  841.  be  SB.  V,  478.  504.  507.  528.  «urf^arbt, 
420.  be  SB.  V,  541.  550ff.  553.  C,  R.  V,  20;  42.  72.  420.  S3lnbfeil, 
190.  ©elbemann,  fiutberbriefe,  76f.  Seng,  «riefn)c*fet  II,  83;  Dgl. 
aud^  bie  Xtrd^rebeubemerfnng  bei  tößtin  II,  683,  ^nm.  in  ®.  589.  — 
ed^toentfelb:  Sfl,  iRitteil.  II,  2, 100.  Anal.  Luth.,  393.  SSarrentra^)), 
gorf*.  8.  beutf(^.  Oef(^.  16,  1876,  @.  12.  be  SB.  V,  614.  -  Ungarn: 
be  SB.  V,  643.  Xl^eot.  @tub.  u.  Ärit.  1885,  138.  —  S3enetianer:  3ettf*r. 
für  Ä..®.  n.  156.  ~  «Bin:  be  S.  V,  708  (7.  Suft);  V,  460.  Senj 
II,  263  f.  343.  -  S3e!enntni«  »om  «benbma^t:  (g.  «.  32,  396  ff.  C.  R. 
V,  464  —  473.  474  f.  477.  482.  488.  492.  497.  498  f.  502.  522  ff.  Anal. 
Luth,  402ff.  ^nmmel,  Epist.  n,  30.  Anal.  Hassiaca  X,  428.  — 
(Süvibemng  b.  3ürt(i^:  $ejlalo))i,  S9nainger  235.  (Salt>in  barfiber  1.  2 
bei  S3inbfeit,  211.  C.  R.  V,  734.  S3ucer:  fieng  II,  344.  349.  (Sabin: 
be  SB.  V,  211.  C.  R.  38,  402,  ebb.  40,  7.  ÄBjIdn  in  Jl^eot.  @tnb.  «. 
Ärit.  1886,  @.  385.  «natljematiamen:  Anal.  Luth.,  413.  be  SB.  V,  695. 
743.    C.  R.  V,  743.  746f.    SÖlnbfeit,  220ff.  fienj  ü,  349. 

@.  547.  3um  ^anbel  über  ben  2)ialog  be9  9{eoboto8  gngnnflen  ber 
S9igamie  unb  SutlM  beab|i(^tigter  ©egenfd^rift  (gragment  (5.  9(.  65,  603) 
t>gl  be  SB.  V,  426.  «nrt^arbt,  407.  be  SB.  VI,  313.  3ona«br.  I, 
398.  C.  R.  IV,  755.  762.  770.  798  ff.  SB  in  b  feit,  @nj)^L,  @.  194. 
^affenlara^),  ^eff.  Äird^eng.  I,  477 ff.  S5arrentra<)^,  gorfc^.  g.  beutfdj. 
Öef*.  1876,  16.  S3b.,  @.  16ff.  2ens,  «rief».  II,  59.  74ff.  Äolbeioev, 
@tnb.  u.  Arit.  1884,  @.  553.  —  @(^urff:  mnt^tx,  91tt9  bem  UniDerfttSt«- 
leben,  (Sri.  1866,  @.  178.  203  ff.  3n  Sntl^9  fiterer  2)ifferen}  mit  i^m 
trug  «»ieaei^t  auij^  bie  bisher  nii^t  beachtete  X^tfa^e  bei,  bag  ©d^urff  ^ 


(12  Xnmettimg«  «tb  Scioeife. 

Mtt  tatbUial  «(btt^t  am  28.  ee^t.  1534  gegen  eine  iSi^tCvitt  ^fotbnng 
all  Kat  unb  SDiener  t»ett>fli4ten  tte6  unb  eine  Stode  im  ^TOjeg  be9  ^im!^ 
f)>ieUe.  8gL  ^fllfie  in  Okfti^id^ttbl&tter  ffir  etabt  nnb  Sonb  äRagbebnr^ 
1889,  24.  3a^rg.,  e.  31.  43ff.  —  SReJet,  3nm  ftim^ente^t  be«  «ftox* 
mation^ial^Tl^nnbert«,  ^nnotsei  1891.  3ii)äte9ete^ti4ung:  (9.  ftatoerau, 
de  digamiA  Episcopomm,  SM  1889.  ^tieflertinber  k.:  be  Iß.  V,  25.  C. 
R.  III,  366.  £anterba4.  ®*  12.  3ona«br.  I,  313.  Q.  9.  62,245 
(ni^t  1548,  Beitf^r.  ffir  ft.-(S^.  lY,  294)  unb  läufig  fiber  bie  Smipot 
in  ben  Xif^reben.  8gl.  Iftiec  on^  bie  tteffli^e  2)arpeanng  bei  tspiin 
II,  476 ff.  —  ftonfiflorien:  3nt  Sorgefd^id^te  on^  Analecta  309,  bannSnt!* 
l^arbt  813.  be  fö.  V,  329.  3ona«br.  I,  424.  C.  B.  Y,  195.  äRejet 
a.  a.  C,  e.  Iff.    Sauterba4  168. 

e.  549.  ©dmL  »erWbniffe:  C.  R.  Y,  286ff.  be  ®.  V,  615ff.  626. 
669.  676.  C.  R.  V,  298.  310.  3eitf*r.  f.  ^ijl.  2:^1.  1860,  6.  461. 
be  S.  Y,  715.  724.    aRejer  a.  a.  C,  @*  64 ff. 

e.  550.  3etemonien  unb  jHt(^)nd^t:  be  S.  Y,  279.  539.  668.701. 
762;  YI,  378.    Sauterba*,  21.  42. 

e.  551.  fßiber  ben  SBn^et:  (S.  t.  23,  283.  3m  2)es.  1539  erf dienen. 
C.  R.  III,  866.  Oe^auMung  ber  ©nd^eter:  (8.  «.  23,  344.  —  Xencnuifi: 
be  ffl.  Y,  174.  176.  —  «ema^nnng:  ebb.  YI,  302. 

e.  553.  «breife  nnb  «nfent^t  in  9Rerfe6utg:  be  SB.  Y,  753  (£(. 
@tub.  u.  Ärit.  1876,  @.  556).  C.  R.  Y,  794.  798.  800.  815  f.  830. 
Anal.  Lnth.  416.  ©utt^atbt,  476;  YI,  381.  3ono«br.  165.  (£.«.'20, 
2,  363ff.  -  Sötten:  be  ©.  V,  736.  758.  Sfieubeder,  aWerte.  mtaß^t, 
450.  Seng,  Stiefw.  II,  348.  Sogt,  Sngenl^agen«  ®rieftte((fel,  350. 
C.  R.  Y,  752.  768.  848.  Sonaöbr.  H,  161.  (g.  «.  65,  169.  Opp.  v.  a. 
lY,  322.  —  «poUtifc^e«:  be  ©.  Y,  741.  744.  756.  750.  764.  Pannen* 
gieger,  2)er  Stei^Stag  )n  SBormd  bom  3a]^re  1545,  ©tragburg  1891. 

®.  554,  a»an«fclb:  be  ©.  Y,  437.  446ff.  512;  YI,  346.  mhxtm 
®efangennal^me  butd^  Wloxi^  1543:  Seu),  Srief».  II,  164.  ^ruml^aai, 
®raff(^aft  SWan«fetb,  ©«leben  1855,  @.  269.  aidfe;  be  S.  V,  760.  Anal. 
Lnth.  418.  C.  R.  Y,  860  ff.  865.  —  «rannf^tteig:  Y,  763  ff.  765  f.  769; 
YI,  385ff.  «urtljarbt  480.  Anal.  Lnth.,  419  —  424.  ö.  ©ruffei, 
Übet  Snt^et«  @(^rtft  an  ben  ^urffirfkn  3o^.  Snebrid^,  in  ©i^nngdber.  tei 
aWüncbner  atab.  rtU.-^ifi.  Älaffe  (1888)  II,  2. 

®.  555.  ©eburtftag:  C.  R  Y,  887.  «otlefung:  be  ®.  V,  714. 
Op.  XI,  325.  ©efolb  bei  Äöf^Un  II,  687,  «nm.  jn  @.  624.  -  3»»«^^^ 
«eife:  be  SB.  Y,  770.  759  (»on  ©ei^na^ten  togt  C.  R.  Y,  909 ff.),  fn- 
blgt:  (S.  «.»20,  455. 

®.  556*  an  $robfl:  be  ©.  Y,  738-778.  —  2)titte  Sleife:  C.  R.  VI, 
19  ff.  be  SB.  Y,  780 ff.  S^gl.  ancb  ben  boSl^aft  gefSrbten,  ttal^tf d^nli^  »o" 
SBicel  (togt.  X  ^.  ft  o  t  b  e ,  iRo^  einmal  2vii^,  ©elbfhnorb,  ® .  26  %rm,  1)  l^eranS' 
gegeben,  Serid^t  eine«  iD^an^felber  ißfirgec«  om  ©d^lug  ber  f)>Steren  «tt^gobett 


Snmetfungen  unb  ^ttm\t  615 

toott  (So^UttS,  Historia  de  actis  et  scriptis  Lutheri  ().  $.  Goloniae  1568, 
m.  337  ff.),    gür  ba«  SBcitcrc  blc  ©tiefe  bei  be  SB.  V,  785  ff. 

6.  557 ff.  3nben:  be  SB.  V,  784.  «ufentl^aU  in  ßiöleben:  Ätöm- 
IJaar,  Oraf^aft  SKanSfelb,  @.  271  ff.  Orößter,  3«tf(^t.  be«  ©arjöerein« 
XIV,  86.  be  SB.  V,  789  ff.  ^rebigt:  (g.  H.  *  20,  2,  501  ff.  Über  bie  U^itn 
£agc  unb  Sob:  Äatoerau,  3ona8br.  II,  177 ff.  2)erf.,  günf  «riefe  au« 
ben  Sagen  be«  ZoM  2nt^tx9,  Sl^eot.  @tub.  u.  Ätit.  1881,  @.  160.  2)ann 
bie  t)ielen  ^Itenfiüde  in  gSrflemann,  2)enfntate  beut  D.  Ttaxiln  2ut^tt 
»on  ber  ©od^a^tung  w.  crriiä^tet,  S^orbl^aufen  1846.  Oegen  bie  ©d^mSl^ungen 
äRaiunle«  unb  anbetet  X^.  ßolbe,  Sutl^tS  ©etbfimotb,  S.finfi.,  (Stiangen 
unb  8ei^)jtg  1890.  2)  et  f.,  iRod^  einmal  Sut^er«  ©etbjlinotb,  ebb.  1890.  — 
Se^te  Sufjeid^nungen:  be  SB.  VI,  414.  3u  bem  eigentfimUd^en  Siudbtud: 
»etet  füt  unfetn  ©enn  ®ott  »gl  be  2B.  VI,  270.  ,,©ittet  abet  mit  gleiß 
toie  3^t  fd^ulbig  feib  füt  unfetn  ©enn  (S^tifium,  bet  ijl  füt  un«  atte,  bie 
an  i^n  glauben,  toibet  ben  @d^tt)atm  bet  Teufel".  —  „SBibet  ba«  ?Ja|)Ptum": 
3ona«bt.  U,  186. 

e.  563.  Witt:  C.  R.  VI,  57 ff.  3ona8bt.  II,  182.  8ei*entebe: 
C.  R.  XI,  726. 

6.  563.  anSn^e  t)on  $a1Ie:  3ona9bt.  U,  186  unb  Z\f,  ^olbe, 
Sut^et«  ©elbpmotb,  3.  «ufl.  1890,  @.  19 ff.  «ugenljagen:  S^ogt,  S3tief- 
»e*fe(,  356.    gtiebtiiä^  II.  bei  götflemann  a.  a.  O.,  @.  157. 


gegiftet. 


(2)ie  fettgebtudtc  Biffer  2  Ubtattt  bot  stoeiten  I3aitb. 


«« 


211.  234.  281. 
«brlan  VI.  347;  2,  70.  71.  72. 

90.  95.  156.  170. 
tl^ricoU    (3o^anne9    @<(iielber) 

au9  (SUIeben  95;  2,  5.  59.  182. 

218.  228.  244  f.  257.  282.  302. 

329.  336.  447.  463-468.   473. 

518.  528. 
— ,  «ttb.  116. 
9[IbQ,  $er)Ofl  ton  322. 
^iUx{u9),  aWattlJ.  2,   158.  168. 

273.  281.  430. 
Sllbre^t,  $an9  2,  557. 
^leanber,  $teronvmu9  285.  286. 

287.  289.  290.   291.  292.  293. 

294.  295.  296.  297.  298.   299. 

300.    301.  302.  303.  304.  305. 

306.   307.  310.   311.  312.  313. 

319.   322.  323.  327.  328.   329. 

331.   385.  340.  342.  343.  344. 

345.   346.  351.  353.  354.  355. 

356.  357;  2,  8.  48. 
ateflö«  2,  504. 


atejanbet  VI.,  46.  49.  79. 
SIfe(b,Su8ufKnatt9  250. 251.254. 
«It^ammer,  2,  257. 
«m9borf ,  9MoUitt9  ton  70. 105f. 

202.  257.  321.  343.  351  ff.;  2,5. 

28.  33.  37.  107.   114.  194.  199. 

202.  212.  227.  253.   409.  411. 

426.  431.  447.  502.  512  f.  544. 

551  f. 
Sn^alt,  Sbolf  ton  74. 
—,  3oa<(im  ton  2,  401.  402. 
— ,  ®<ora  ton,  2,  401.  511.  516. 

518,  550.  552. 
— ,  Sol^tt  ton,  2,  82.  401.  524. 
— ,  SBit^elm  ton  35. 
— ,  ffioHflang  ton,  2,  69.  226.  302. 

342.  401.  469.  557.  559.  561. 
^ptl  2,  201 

«rmjlorff,  ^anl  ton  326. 
Srnolbi  %  380. 
Kneibad^,  Dr.  in  Sei^jig,  %  481. 
Sng9burg,  «ifd^of  ton  340. 
«urif  aber,  30^.2, 385. 556.560  ff. 
anrogaUtt«  2,  12.  42.  233.  381. 


Sarne«,  Stöbert  2,  395. 
Barnim,    ^erjog   ton  $ommern 

202.  205. 
«anmgartner,  ©ler.  2, 199. 371. 


©avern,  <^a8ge  t.  2,  170.  228. 

388.  393  f.  476. 
— ,  Sil^tfm,  ©erjog  ton  %  346. 
»ebet,  *.  21.  116. 


9tegi(ler. 


615 


»el^aim,  »art^ct  2,  169. 

-.  @ebatb  2,  169. 

9enno,  i^if^of  t)on  ao^eigett  %  170. 

©larcr,  Slmbropu«  2,  416.  423. 

»cffcter  2,  365. 

»cßlau  %  116. 

26ei^er,  Dr.  QE^rifHan  2,  38.  346. 

— ,  Scon^atb  153.  171.  180. 

©ibra,   Sorcnj   öon,   ©if^of   öon 

ffiürjbttrg  152. 
©icr,  ©abrtel  55.  60;  2,  78. 
«ilticanu«,  2:iJcobatb  153.  168. 
»Ian!cnfelb  2,  293. 
«crU^3f*,  b.  %  3.  62. 
9 od,  3o$ann  t).,   au8  ^tragburg 

340. 
^odelfon,  3o$attn  2,  421. 
SBSl^eim,  ^anS  8f. 
laolei^tt,  ^nna  2,  395. 
«Ottlfajiuö  Vm.  3.  115. 
©ora,  gtorian  ö.  2,  523. 
— ,  Äatl^arina  ö.,  ftcljc  Sutl^cr. 
i^tanbenburg,  Sdbred^t  üon,  (St)« 

bif(^of  k}Ott  a»atni  132. 138f.  146f. 

160.  166.  186.   230.   242.  283. 

287.  296.  339 f.;  2,  24 f.  27.  192. 

209.  292.  349.  357.   360.    380. 

402.   433.  445.  468-476.  485. 

496.  506.  510f. 
—,  S(tbre<i>t  t)on,  $erjog  öon  Preußen 

2,  90  f.  192  f.  383.  391.  472.475. 
— ,  (Slifabetl^,  ©cmal^lin  3oa<i>im  I. 

%  293.  296.  478.  518. 
—,  Ocorg,  SRarfgraf  t).  2,  90.  302. 

304.  318.  342  t.  360.  378.  399  f. 

431.  473.  504.  525. 
— ,  Soac^im  I.,  Äurfütfl  ö.  132. 301  f. 

310.  340.  342f.  355;  2,  45.  65. 

76.  78  f.  209.  228.  293.  296. 

321. 334. 336. 360. 415.  438. 478. 
—  3oa*im  ü.  öon  %  471  f.  477  f. 

479  f.  498.  500.  504.  508  ff.  536. 


$9tanbenbttrg,3o]^annbon2,478. 
©raun,  36.  65.  72. 
©rattnf*tt)cig*(5atcnbcrq,  @(ifa* 

Ui^,  ^erjogm  Don  %  483. 
— ,  (grid^  öon  339;  2,  209.  476. 
— *8iliieburg,  ernjl,  ^erjog  öoti  2, 

226.  302. 
—  — ,  grons  bon  %  226.  302. 
— ,  ©einriß,  ©erjog  bo«  2,  45. 209. 

222.   226.  228.  254.  346.  476. 

498.  515.  535.  554. 
— -  ©rubcn^gen,  ^Wlipp  bon  2, 226. 
«tcttj,  Sol^anncß  153;  2, 182. 193. 

257.   259.   277.   309.  337.  348. 

360.  400.  425.  496. 
SB  riedmann  %  92.  309. 
©ridger  %  204. 
©  r  ü  (f ,  Dr.  Oregoriu«  94. 303. 307  ff. 

324. 326 ;  %  20. 11 9. 238. 308. 325. 

336.   346.  353.  360.  362.   366. 

367.  369.  379.  405.  442.  457. 
461.  462.  471.  484.  486.  501. 
511.  513.  538.  544ff.  552.  554. 
562. 

«runfcl«  2.  83.  181. 

$ucer,   ai^^artin,  aud  @4(ettflabt 

154.  327;  2,  74  f.  83.  159.  193. 

273.   281.  286.   291.   292.  306. 

309.   312.  315.  316.   317.  353. 

368.  369.  388.  389.  391.  423. 
424.  425.  427.  428.  429.  430. 
431.  432.  450.  462.  486  f.  489  f. 
491  f.  493.  496.  497  f.  500.  502. 
535f.  543f.  546. 

©ut^^olger,  $ro)}fl  %  479. 
«ugenl^agcn  2, 12.  53. 107 f.  114, 

201  f.  212.  233 f.  244.  249.  250f. 

253.   254.  255.  276.  279.   281. 

311.  325.  375.    417.   430.  439. 

444.  447.  448.  450.   452.   46L 

472.  563  f. 
©utUngcr,  ©eint.  2,  427.  533. 


(Saeliu9  ((£oeliu9),  anid^ael  %  340. 

560  f.  562. 
(Saietan  (S^omad  ©io  be  ®aeta) 

115.  160.  166  t.  172-180.  182. 

185  f.  189.  194.  226;  2,  485. 
€alötn,  30^.  2,  12.  502.  546. 
(Sanierartu9  2. 203. 369. 493. 553. 


(Sampanu9  2,  323.  406. 
Cam^cggi,  8egat  2,  95.  102.  325. 

344.  352.  354.  858.  361. 
OEabiflrano  5.  9. 
(Sa)}ito,   SBoltgang   170;  2,  25f. 

28.  159.  273.   278  t.   291.   353. 

425.  427-430.  432.  532. 


«t6 


9tedi|iet. 


CarocctoU  226.  285f.  289 f.  292R. 

312.  323.  828  f.  336.  357. 
CotiOtt  2,  529. 
Cariflabt,  SntreaS  Oobenftein  toon 

71.82.89.  104ff.  145. 152.  191  ff. 

196 f.  199.  201  f.  204.  208 f.  215. 

281.  290;  2,  13.  14.  15.  16.  17. 

19.  20.  21.  25.  32.  34.  37.  38. 

41.  51.  52.  53.  118.  122.  135. 

140.   141.   142.  143.  144.  149. 

150.  151.    152.  158.   154.   158. 

159.   160.   161.  162.  163.  164. 

165.    166.   167.  168.  169.  177. 

180.   181.   197.   198.   253.  272 

273.   275.   276.  277.   288.  308. 

310f.  335.  484.  543.  545. 
Safel,  ®eorfl  %  279.  280. 
(SalteUcrget  2,  176. 
(SeUariu«  2,  54. 
(Seite«,  ^onrab  21.  116. 
(E^tetigati  2,  76. 
<I^iit)tc9,  SRinifter  ten  298.  299. 

313. 
«lernen«  VI.  4.  25.  174. 
—  VIT.  2,  95.  101.  170.  395.434. 

436. 
aittt,  $er}og  Don  2,  508.  536. 


SoAUn«.   Solenn  343f.;  2,  65. 

87  f.   97.  102  f.    125.  194.  228. 

264.  266.  298.  353.  359.  404|. 

409.  414f.  502. 
Coeltn«  fitfft  (Eaelin«. 
(Seiet  119. 

(Sonrab,  8kni>anbta))on2ut^65. 
(Sontarini,  ®a«)>aro  2,  437.  501 

m  503.  506. 
SoTbatu«,  Stonxah  2,  293.  386. 

443.  444.  460. 
Sorbit«,  Q^urici'n«  230.  235.  322. 
(Sortinu«,  tint.  2,  410. 
(Sotta,  ftonrab  35. 
— ,  Urfttla  35. 
(Srana<(  fie^e  5^rana4. 
(Srictit«,  anbrea«  «>.  ^otttoi^  2,472. 
(Etobel,  SWatcu«  2,  522.543. 
Srotu«,  Siubeanu«  41.  236.  237. 

238.  239.  245.  247.  248.  321; 

2,  405.  468. 
(Srnclget,    Caf^Hit    2,  311.  381. 

385.   444.   460.  461.  463.  481. 

496.  500.  502.  530.  544.  551. 
Curio,  3nttfl  2,  512. 
(Sufa,  iRitolau«  boit  5. 
(£u«)}iniQn  331. 


2). 


2)al6eTg  116. 

2)5nemaTt,  (S^rifHan  ton  2,  89. 

223.  236. 
— .  griebri*  HI.  öon  2,  519.  564. 
25ene,  Silo  2,  252. 
Xtni,  3o^.  2,  169.  277.  299.  335. 
a^ietenberger  2,  88.  125. 
3)tetenl^ofen,  SBinanb  üon  52. 
2>Htxi(i),   »eit  2,  311.  328.  329. 


334.   347  f.  351.   461.  519.526. 

530. 
2) Ol) ig,  $an«  «>on  2,  202.  337. 
a>ra*flebt,  Dr.  2,  557. 
2)rato,  30^.  2,  237. 
2)üngeT«^eiin,    ^ieront^muS  m 

O^fenfart^  196 f.;  2,  55.266. 
3)ürer,  aibre*t  354;  2,  169. 


aUxhadf,  $eter  41. 

(Sberlin  »on  ©ünjburg  2,  87. 118. 

(Sd,   Sol^ann  au«  3ngolflabt  151. 

159. 190  ff.  196.  200  ff.  204—213. 

223.    234f.  237.  245.  248.  277. 

280  ff.  292.  297.  342;  2,  14.102. 

126.   286.   331.  335.  353.  359. 

362.  365.  502  f.  507. 
— ,  30^.  öon,  OfPuial  ton  Xxitx  329 

bi«  332.  335  f.  343  f.  347. 


(Sbenberger,  ^,  Sufa«  2,  430. 
©granu«,  3o^anne«  277. 281;  2,38. 
(Smfer,  ^ieron^mir«  41.  210. 211- 

240.  273.  283.  297;  2,  85f.  88. 

125.  170.  194.  263.  298. 
(gnglanb,    tlrt^ur    öon,   *tub<r 

^cinri*«  vm.  %  395. 
— ,  ^cinrl*  vm.  »on  339;  %  ^ 

223.  224.  263.  282f.  395.  436. 

485.  487. 


9lcflitlcr. 


617 


^ngtanb,    Jtat^arina,    (Btma^ün 

^\xvdäi9  Vm.  2,  395. 
— ,  SRarte,  Xo6^ttx  ^mxx6f9  Vm. 

2,  395. 
app,  ©igißmunb  70. 
(gffcn  ((SW),  30^.  öcn  2,  93. 
@ra«mu«  ö.  SRottcrbam  117—122. 


126 ff.  168.  191.  200f.  229-282. 
234 f.  291  f.  307.  309;  2,  8.  25. 
33.  60.  70.  79.  89.  125-132. 
134  f.  155.  157.  159.  162.  169. 
194.  198.  266  f.  273.  275  f.  279. 
409  ff.  459.  563. 


^^ 


gaber,  Soljann  2,  102.  125.  228. 

247.  265.  286.  290.   303.   353. 

359.  437. 
gabri,  ißttoIau9  52. 
gatcl,  mmol  2,  272.  279. 
garncfe,  Äarbinot  2,  553. 
getUtf4,  gabian  bon  186. 
— ,  ^^itipp  öon  171.  328.  341. 
geige,  Äansler  2,  313. 
gclbfir*cn,  ©ernl^atb  281.  351; 

2,  13.  20. 
gerbinanb    öon    Ojletrei<i>    247. 

253;  2.  76.  79.  80.  82.  88.  95. 

97.   99.   101—103.   220  ff.   229. 


231.  293f.  301.  303  ff.  342.  377. 

388.  392f.  415f.  436.  440.  476. 

478.  553. 
gerbinanb  ber  ftatl^oUfd^e  2,  71. 
görjler,  SolJ.  2,  233.  381. 
granj  I.  t)on  granfrcic^  224  ff.  286; 

2,  75.  415.  435.  437.  477. 
gre*t,  aWartin  2,  158.  427. 
groben  121.  231;  2,  127. 
grof4,  Sodann  171. 
grof(^auer  2,  543. 
grunböberg,  ®eorg  wn  331. 
gngger  132f.  191.  201. 
gnlba,  9bt  t)on  303. 


©attinara,  aWercurinn«  296.299. 

310.  312;  2,  267.  338.  342. 
®eiUr  t)on  ßaifer9berg  101. 
Oerbel,  g^ttolan«  2,275.276.279. 
©l^inucci,  ^ieron^muS,  i^ift^of  üon 

«Scott  162. 
Olapio,  Sodann  296.  299.  307  ff. 

319f.  326 ff.  328.  331. 
(S>U^  2,  199. 

®8be,  ^nninq  37.  71;  2,  12.412. 
©ranbeUa  %  497. 
©rebel  2,  176 f. 


Tregor  VH.  5;  2,  170. 
(Srcifenpein,  3o^.  ».  39. 
(^reiffenllau,  9{i(^arb  ton,  (Sr)* 

bif*of  öon  Xricr  187.  189.  212. 

329.  340f.  343.  345ff.;  2,  73. 
(Sropper,  So^.  2,  498. 
®tüneberger,  92ttolan9  83. 
©üttel,  Äaf^r  232;  2,  86.  406. 

531. 
®nrf,  9Jaimunb  ton  19.  40.  50. 

135. 


§* 


$abrian  VI.  fh^e  abrla». 
^aferi«  2,  146. 
©aner,  Soijann  2,  291. 
«)anoIb,  ^eter  2,  338. 
^aubi^,  9ldmn9  t)on  2,  242. 
$au9niann,  9lttoku8  2,  39.  48. 

55.   109  f.   163.    193.  214.  219. 

241.  257f.  260.  323.  386.  398. 

401.  435.  474.  530. 


$C(fcr,  ©erljarb  162.  178. 
©ebio,  Äafpar  2,  312. 
^eer»agcn  2,  286. 
^eitingcr  2,  523. 
©einfe,   ©imon,   au8    «rüd  94; 

2,  107. 
©flb,  Äonrab  2,  20. 
-,  Dr.,  »ijefattiler  2,  448.  449. 

457.  476. 


«18 


^erSfetb,  X6t  ))en  352. 
*e§,  3o^.  247;  2.  251.  276. 
«cffcn,  $pp)>  \>en  339;  2,  92. 

177.    191.   195.   210.  221.  227. 

240.   243.  292—295.  297.  305. 

309.  327.  336.  342  ff.  361.  365  f. 

378.  391.  393f.  415f.  421.  423ff. 

432.  452.  478.  485-495.  497  f. 

499  f.  501.  504.  508.  514.  533. 

540.  544.  547.  554. 
— ,  «latMoÄr  ©cmaWitt  Wl^)p«  2, 

4H4. 
«ef f u9,  Qofxmn9  22.  41. 116. 322; 

2.  136. 
heftet  2,  276.  299. 
^ieron^muB  Don  $rag  264.  304. 

325. 


,  «irf^fclb,  ^on9  d.  328. 

«oen  (^onitt«)  2,  157.  162. 
I  ^ofmann,  ^tläfiox  2,  311.  419. 
I      420. 
^oogfltatctt,  3a!oS  123.  208. 
^ornnng,  ftat^arina  2.  293. 
—  ©Dlf  2,  293.  296.  320. 
^ubcrinud,  da^pax  2,  425f. 
^nbmaver,  8aUl^.  2,  269.  335. 
^n«,  gojann   39.    50.    206.  207. 

240.   241.  246.  264.    295.    301 

305.  335.  342.  347;  2.  216. 
Butten,  Utri*  ö.  227—230.  246ff. 

253.  255.  266.  284.    287.  297  f. 

301.  320.  323.  325  f.    340.  357; 

2,  46.  73f.  76.  83.  125f. 


3* 


Sdclfamer  2,  198. 
3nnoccnj  UI.,  114;  2,  196. 
—  vm.,  17.  49. 
3ago»,  SDlatl^.  d.  2,  479. 
3ona«,   3uftu«  235,    322.    328; 

2,  12.  20.  22.  34.  37.  130.  201  f. 

212.  218.  249.  254f.  272.  291. 

301.  325.  328.   339.  841.   347. 


352.  364.   368.  385.    407.  441. 

452.   460.  468.  481.    506.  510. 

522.  553.  556.  560—563. 
Söffet  t).  «o6^im  2,  532.  534. 
3üter6oflt,  3afob  d.  39. 
SuÜtt«  n.,  79.  112f.    228.  281; 

2,  396. 


ftäfer  (^Qifer),  Seon^atb  2,  251. 

356. 
ftaUofen,  :£)ietri(b  52. 
Äaxt  ber  Äü^ne  6;  2,  76. 
Äaxl  V.,  294.  295.  296.  297.299. 

301.   302.  303.   304.  305.   306. 

307.  308.   309.   310.   311.  312. 

313.  314.  319.   320.   321.  323. 

324.   325.  326.  327.  329.   330. 

331.  332.   334.   335.   336.  338. 

339.  340.   343.  344.   345.  346. 

347.  351.  353.   354.   355.  356. 

357;  2,  12.  71.  230.  325.  331. 

335.  342.  344  f.  354  f.  357.  360. 

367.  369.  376  f.  391.  415.  434. 

441.   476  ff.   490.   501  ff.    507  ff. 

509.  515.  536  f.  553. 
^at^arinuS,  SmbrofiuS  319.  321. 
Äaufmann,  (5»?riacu«  2,  329. 


jtauf  mann,  Sene  unb  (Stfe,  9Hdftten. 

Sutbcr«,  2,  517. 
SttiUx,  9»i4ael  2,  277.  336. 
j^empten,  91bt  t>on  2,  181. 
«eßtcr  2,  46. 

J(etten6a4,  t.,  ^inn^  2,  87. 
Äling,  mmox  %  548. 
Äödcrift  %  376. 
Äötterifef*,  ö.  2,  123. 
Äolb,  «ern^.  2,  276. 
Äoppc,  8conl^.  2,  86.  202. 
Ar  am,  »ffa  ».  2,  235. 
Ärana*r  Snca«  32.  351:  2,  28. 

198.  201.  526.  541. 
Äranttoatb,  ©atentln  2,  280.  310. 
J^Tonberg,  ^artmutb   d.    2,   68. 

74.  76. 
Äropp  2,  140. 
Jtnn^eim,  t>.  %  523. 


Sitfli^t. 


619 


8- 


Saafpljc,  go^anu  ».  65. 
8a4mann  2,  257.  259. 
8a ng,  Soljann  41.  89.  90.  91.  92. 

105. 126. 127.  146. 152. 154. 162. 

202.  211.  235.  245.  265;   2,  30. 

32 f.  57.  239.272. 
Sangen  116. 

Sangemantel,  Äanonifuö  171. 180. 
Satomud  %  6.  233. 
Sauterba*,  anton  2,  509. 
Seiftfan,  $ro^3p  ö.  79.  100. 
Semnin«,  ©imon  %  471—473. 
Sebne,  äßnljime  in  Sutl^er9  ^u9, 

%  517. 
Sel^nin,  «bt  ö.  150. 
8eo  X.,  113f.  131.  133.  149.  155f. 

158.  160.  162.  165ff.  174.  177. 

181.  186.  224ff.  229.  235.  245. 

277.  282.  286  f.  296.  299.  302, 

304.  306  f.  311.  313—315.  325. 

338.  346;  2,  60.  70-72. 
8int,  ©enjcSlau«   81  f.  154.  163. 

171.  173.  178.   195.  231.  277; 

2,  8.  35  f.  48.  55.  86.  107.  205. 

254. 297.  310.  367—69.  400. 555. 
n\tx,  ©an«  2,  382.  384. 
Sombarbttö,  ^ettnö  73.  103. 
Sott^et,  ^tWtix  202. 
So^er,  @eb.  2,  87. 


2  ü  n  e  b  u  r  g ,  (Stnfl,  ^r}Og  t)on  2, 342. 

389.  481. 
— f  Stanj,  ©erjog  t)on  2,  481. 
Sütti*,  «if*of  wn  285. 
Snbmig,  tönifl  oon  Ungarn,  2,  231. 
Snfft,  ©and  %  62. 
Snpinn«,  "^ttxvi^  104.  215. 
Sntl^tr,  (gtiiabetl^,  2:o(!^ter  be«  9icf. 

2,  253.  306. 
— ,  ©an«,  SSater  be«  9?cf.,  31.33. 

40.  44.  45.  54.  65.  66;  2,  340. 
— ,  ©cinj,  ©emanbter  be«  9lef.  353. 
— ,  Satob,  53rabet  be«  Seefotni.  34; 

2   474.  562. 
- ,  3oianne«,  @olJn  be«  5Ref.,  2, 232. 

253.  340  f.  371.  409.  522  f. 
— ,  Äatljarina  (»on  ©ora)  2,  85. 

189.  198.    199—202.  212.  232. 

250.  253.  371.  384.  386  f.  426. 

451  f.  463.  474.  519  f.  522.  557. 

562  f. 
~,  SWagbalene  2,  306.  523. 
— ,  aWargarcte,  iWntter  be«  9icf.,  31. 

33.  44;  2,  340. 
— ,  aWargarcta,  Xod^tct  be«  ^Reform., 

2,  402.  473.  523. 
—  a«art.,  @o^n  be«9lef.,  2,384. 523. 
-,  ?aul,  @ol^n  be«  9lef.,  78;  2,  384. 

523. 


sK* 


ilRains,  ©ettbolb  t)on  24. 
SWan«fetb,  (Sraf  t)on  32;  2,  192. 

329. 
— ,  Ktbre^t,  ®taf  öon  162;  2,  7. 

69.  188  f.   202.   220.  226.  293. 

368.  464.  553  f   556.  560—562. 
— ,  ömfl  t)on  2,  146. 
— ,  ®cb^rb  öon  2,  202. 
— ,  ©an«  ®eorg  Don  2,  561  f. 
— ,  ©oi?cr  öon  2,  406. 
aWantct,  3o^.  2,  86.  181. 
aWanj,  $etcr  2,  176. 
3)latie,    Königin  bon    Ungarn   2, 

232. 
aWargaretc,  Xante  Äarl«  V.  2,  92. 
aWarf^atl,  «Rifotau«  39.  41.  70. 
aWatt^efiu«,  So^.  2,  202. 


SRattl^iefen,  San  %  420.  421. 
SKajimiltan.  Äaifer  24.  25.  69. 

111.    112.  118.  165.  166.   167. 

172.  193.    223.  224.   225.  226. 

228.  257;  2,  235. 
SKeblev,  9^ic.  %  512. 
SWct^ctn,  3o5ann  ».  75. 
a^^edtenburg;  ü)f{agnu9,  ©er^og  t)on 

2,  302.  483. 

—  aibre*t  t)on  %  535. 

—  ©einrieb,  ©erjog  öon  2,  226.  483. 
aKcißen,  53if*of  t)on  234.  241  f. 

244;  2,  264. 
üßetanc^tbon  32.  36.  41.  55.  56. 
58.  168.  169.  172.  194.  201.  202. 
209.  215.    216.  220.   230.  231. 
234.  242. 247. 274. 279. 290, 325. 


«M 


Stegiflcr. 


9RcIan4t^oit,  2,  4.  5.  8.  lOff. 

17.  20  f.  26.  28.  32  f.  37  ff.  41  f. 

52.    59.  60f.  76.   83.    92.  119. 

128.  130.  135  f.  139.  153.  157. 

170.  180.  182.  189.  202  f.  212. 

233.  242  —  245.  247.  254  f.  256. 

258. 266. 272. 277. 298  f.  304-309. 

311  ff.  315. 317. 325.  328  f.  333  6i« 

338.  340f.343f|.  347  f.  353—356. 

358  f.  361-369.  382.  385.  387. 

389.  392.  395  f.  30S.   406.  410. 

413.   421.  423-430.  434.  437. 

439.  443 f.  447 ff.  452f.  460-464. 

471.  485.  487.  490.  492f.  495f. 

502.  504  f.  509.  514.  522  f|.  527  ff. 

531.  536ff.542f.  544 ff.  546.549. 

552  f.  555.  557.  562.  568. 
SRelanbet,  2)ion9flu8  2,  423.492. 
aRctiiu9,  Sufin«  2,  271.  311.  321. 

407.  427  f. 
flRenfing  2,  266. 
ÜÄerf cburg,  «bolf,  ©ift^of  öon  202. 

242. 
S«e^f'*,  ©an«  %  255.  321.  384. 

425.  438.  471. 
Sltever,   ^ürgermcifler   üon   Safel, 

2,  450. 


SÄiltift,  Äati  t>.  185ff.  189.  192. 

212f.  277.  279.  340. 
SRod^an,  Xuna  i».  %  34. 
— ,  SJlargaret]^  *>.  %  253. 
ai^ore,  <^ra  %  41. 
SDiotone,  )}a)>fUt(^  (Skfanbtet  am 

ffiiener  ©ofe,  2,  497. 
SRofeUan,  ^etct  203.  204.  205. 

209. 
Dtü^Ipf  otbt,  etabtDogt  in  3tot(ta& 

277;  %  193. 
aRüKer,  ^afpar  %  194. 
üi^ünper,  8if((of  üon  %  516. 
IRünlleTberg,  Urfula,  ©enoain t>ott 

2  297. 
aWünjer,  X^oma«  2,  39.  144.  146. 

148  f.  153.  169.  175—178.  180ff. 

191,  194.  224  f.  286.  308.  391. 

418. 
aWutttcr,    X^oma«  297;    2,   97. 

286. 
aif^udcttttt«,  Soifg.  %  427. 
aRtttianu«,  Äonrab  41.   89.  117. 

127.  235. 
aWt^conlu«,  gricbr.  2,  237.  311. 

427  f.  452. 


iRotin,  Sodann  52.  55.  57. 
iRaumburg,  »ift^of  t)oii  187. 
9^cfcn,  ffiiUfcIm  325. 


«. 


«Rcul^cUer,  3-  (iReoboto«)  2,  432. 
9iifolau8  V.  3f. 


0. 


Oifcnfort^,  f.  2)üngcr%tm. 
OefoUmpabiuö,   234;    2,    74f. 

126.  168.  275—279.  281  ff.  285  f. 

291  f.   305  f.   308  f.    311  ff.   315. 

388.  391.  423.  427  f.  542. 
Demi  er,  9^lfolau8  34. 


O^30rinu8,  2)ru(!er  in  ©afcl  %  509. 
Orfini,  (grjbif^of  226. 
Ofianbcr,  «nbrca«  2,  78.  82.  90. 

97.  182.  287.  309  f.  316  f.  354. 

399  ff.  425.  427.  431.  442.   496. 

515.  518.  533. 


¥acf,  Otto  b.  2,  293  ff. 

^aji^,  3o]^ann  toon  25.  49.  52.  55. 

58.  131. 
^ap^)en^cim,  Utri*  t.  328f. 
?Jarentc,  SBotf  325. 


^aul  in.  2,  436.  448.  507.  517. 

537f. 
?auli,  ©cncbift  2,  404. 
$cni,  ®eorg  %  169. 
^ettifanu«,  Äonrab  2,  126.  168. 


9tegt|ler. 


621 


?ctcr,  »atBter  %  412f. 
^ebenfletner  321.  352f. 
«ctnfco,  a«ario  161. 
^cutlttgcr,  Dr.  Äonrab  171. 178. 

230.  331.  344f. 
$fals,  Äurfütjl  »Ott  ber  2,  438. 
^-Pfatjötaf  gricbrl*  2,  227.302. 

—  Ottljeinti*  2,  515. 

—  $]^tlt)}p,  i6if(ioft)oniRQumburg 
unb  greifing  2,  511.« 

—  SBoIfgang  154.  310.  355. 
?5fcffcrIorn,  Sol^im  123;  2,533. 
^fcffinger,  2)cgcn]^arb  185f. 
Pfeiffer,  ^dnri*  2,  175.  177. 
$flug,  301  b.  2,502.  511. 
^irfl^elmer,  ffiiüibatb  211.  235. 

281;  2,  79. 


$ifiOTi9,  9Ratemu9  38.  39. 
— ,  Dr.  @lmott  203. 
?Jijlorlu«,  3o^f.  %  502. 
?Jin«  IL  281. 
^lanift,  30^.  ö.  b.  2,  45.  76.  78. 

80.  95  f.  242. 
^olcnj,  ®eorg  bon  2,  90. 
^olUA,  aWortitt  69.  70. 
Kölner,  ©an«  2,  517. 
^rS^30fitu8  (?5ro^3fi),  3alob  232; 

2,  20.  59.  86.  92.  197.  473.  556. 
^ricriaö     (^btt>ejlcr    SWajjottni) 

160—164.  167.  169.  186.    194. 

254. 
$T0le9,  Snbrea9  47.  50.  60. 
^robfi  (^xopfi)  üe)^  $r5^orttu9. 


Ouciß,  Srl^arb  ton  %  90. 


m* 


9tabe,  2ubn>ig,  9{at91^(n  bon  ©aOe 

2,  470. 
9iangone,  ^f((of  bon  S^eggio  2, 

434. 
9iei<(enba4  2,  198. 
aicinede,  3olJann  34;  2,  473. 
»etnl^arb,  a^attin  %  143.  151. 

154.  169. 
8«en*lln,  3olJann  41.  122—125. 

161.  168.  200f.  228.  230.  234. 

246 f.;  2,  135. 
9ei^egiu«,  Urban  2,  158.  425. 
9i]^enanu9,  «eatn«  231. 
»l^fobin«,  SolJ.  2,  157. 


9lobett  bon  ber  ^att  313. 
9^04 U^,  ©er^ogin  Don  (©^loefler 

^l^ilipp«  bon  Reffen,   ed^toieger- 

to<bter  Georgs  bonea^fen)  2, 486. 

492. 
9iörer,   Ocorg  2,  200.  234.  254. 

412.  530. 
mot^,  @te^§.  %  531. 
9tottmann,  eeml^arbt 2, 420. 421. 
9{ubfelbt,  Smbr.  556. 
Slü^cl,  3olJ.  171;  2,  192.  200f. 

205. 
9tupf,  jtonrab  2,  215. 


@ad^fcn,    «ugnjl,    ©erjog    t>on 

2,  515.  552. 
— ,  (gtnjl  t)on,  ötub«:  be9  Äurf. 

3olJ.  gticbri*  2,  512. 
—f   (Seorg,  ©erjog  ton  22.  200. 

201.  202.  207.   208.   2ü9.  210. 

240.   242.  321.  323.   340.  342. 

351;  2,  10.  12.  28.41.  45.  47  f. 

61.  65.  68.  72.   95.    127.   129. 

170,  177.  191.  209  f.  222-226. 
Stelht,  int^.  n. 


228.  263  f.  266.  293.  295.  297  f. 

336.  379.  380  f.  402—405.  409. 

433.  435.  476  f.  480.  482. 
@a(4fen,   ©einriß,    ©etjog  ton 

2,  297.  327.  480-482.  492. 
— ,  gricbri(i,  Änrfütjl  »on  68f. 

71.  82.  105.  112.  133.  147.  148. 

149.   152.    154.  155.  165.  166. 

167.   171.   172.  174.  178.  182. 

183.    184.   185.  195.  197.  212. 
40 


«22 


213.  214.  221.  224.  225.  230. 
239.  240.  242.  243.  248.  256. 
274.  277.  283.  290.  291.  292. 
293.  294.  295.  296.  :K)0.  301. 
3aS.  307.  309.  310.  313.  314. 
31«.  318.  323. 327.  387. 340.  350. 
:tö3.  355;  L,  9.  24.  45.  72.  76. 
78.  95  f.  103.  146.  200.  205.  210. 
213.  219.  239. 
ead>fcn«  3o^ann,  Xurffitfl  toott 
195.  249.  301.  350.  351 ;  2,  59. 
62.  66.  69.  96.  118ff.  148f.  151. 
188f.  191.  205.  210f.  213.  219f. 
238.  21^.  298.  318.  325f.  328. 
338.  342.  346.  354.  360.  365. 
368.  371.  375.  377.  379.  387. 
393  f.  397. 

(»torg«  %  480. 
— ,  3oJann  griebri*,   Äurfürjl 

toon  318.  321:  2,  151.  219.  320. 

368.  377.  397  f.  403.  405.  415  f. 

432.    434  f.    437  f.    440  ff.    444. 

447  f|.    451  ff.    457.    461—465. 

469ff.  475.  481.  489.  491  f.  493 f. 

499.  500-503.  505f.  508. 511  ff. 

514.  518  ff.  522.  530.  532.  534. 

538ff.  546.  548.  552.  554f.  562. 
—  ,  jtat^tina,    ©emal^Iin   ^er^og 

^finridt^«  ))on  ^<^fen  %  461. 480f. 
— ,   aWori^  wn  %  508.  514  f.  536. 

552. 
@ale,  aWorgarctc  öon  bet  %  486. 

490. 
ealjburg,  (Sr)6if<!bof  ton  170. 187. 

312.  314;  %  476. 
@*at}gcr,  Äaf<>ar  2,  88.  126. 
@(!|^auinburg,  <8vlteflet  ))on  253. 

255. 
@*ettf,  Dr.   Safob  2,  461.  462. 

463.  467.  468. 
@*e^3^3cr,  Corncliu«  %  343. 
©(^eucrl,  CJtiflop^  71.  106.  185f. 

196;  2,  297.  406. 
e^irUnft  2,  471. 
S(!^Uin]^auffen,  Sodann  2,  452. 
(Sdt^nabel,  $:iletnann  %  86.  125. 
@(bncpf,  (Srjatb  154;  2,  336.363. 

366.  416.  423.  496. 
@*önfetb,  Don  2,  85. 
@*öni*cn,  Sorge  2,  35.  87. 
ec^önit},  ^QttS  toon  2,  469 f.  475. 
-,  anton  öon  2,  470f.  474  f. 
e<^|Ott,  ton  328. 


@(bn>ar)bttrg,  (draf  k>on  %  ^7. 

561. 
@cb»entfe(b,  itafpar  %  280.310. 

543.  545. 
ed^nrf,  Sagnfliii  %  252. 
@6uTf,  ^teronpmu«  70.  145.314. 

330.  343f.;  2,  46.  48.  242.  548. 
@crtptortd,  $aul  60. 
(beultet u9»  i6if(^of  t>oii  S3ranbfn« 

bürg  80.  139.  147.  155.200.212. 

340. 
@eccriu0  %  286. 
ecc^ofer.  arfaciu«  2,  170. 
©cnfet,  l»abtt)ig  2,  371.  512.  526. 
ecvler,    ®mott    2,    363.   425f. 

486  f. 
©lebtrger  ob.  ©cebcrgcr,  fflo%, 

?ut]^r«  aHencr  2,  521. 
©idingen,   gratij  toon  226.  228. 

246f.  253.  284.  287f.  300.  325f. 

340;  2,  6.  9.  68.  73—76.83.96. 

180.  308. 
@igl«inunb,    Äaifer    295.    305f. 

347. 
— ,  Äönig  bon  $oIcn,  2,  478. 
eijtu«  VI.  7.  20.  158.  174. 
^^patatin  (®eorg  Sutfl^arbt  au8 

©patt)  32.  41.  93.  105.  126.127. 

149.   150.   152,  165.   167.  168. 

179.   180.   181.  183.   189.  193. 

194.   195.   197.  203.  209.  213. 

221.   239.   240.  241.  242.  243. 

244.  .249.   254.  257.  277.  281. 

288.   289.   294.  295.  314.  318. 

320.   324.   327.  337.  346.  351. 

352;   2,  4.  11.  16f.  19.  26.  28. 

54.  56.  59.  62.  74.  85.  98,  112. 

114.   116.    128.  143.   146.  172. 

188.  199.  202.  204— 211  ff.  221. 

223.   225.   228.  232.  234.  237. 

244.  248f.  277.  328.  355.  363. 

382.  447  f.  452.  481.  520.  530  f. 
©pangenbetg,  3o^anne8  81. 
©pcngler,  Saüaruö  232f.  281.  301. 

307;  2,  310.  327.    351.   366  ff. 

399. 
©pcratu«,  ¥aut  %  91. 112.  162. 
©tauffeii'^rumba^^,  Srguk  ton 

2,  88.  170.  198. 
©taupil},  ©untrer  ton  2,  121. 
— ,  3o^.  ton   20.  48.  59.  60.  61. 

62.  63.  64.  65.  69.  70.  71.  73. 

74.  75.  81.  82.  83.  85.  91.  94. 

106.    152.    154.  155.   156.  162. 


Stegißer. 


628 


169.   170.    175.  176.  178.  179. 

183.    187.    194.  214.  231.  232. 

240.   256.   277.  297.  314.  315; 

L,  85.  171.  172. 
©tein,  SSolfgang  %  151. 
etiefeU  ÜRii^Qel  %  86.  181.  232. 

293.  418  ff. 
@tor4,  Sfiifoiau«  2,   38.  39.  40. 

41.  54. 
©tabion,   (S^rtpo^^  k>on,   9if(^of 

t)on  tlugSburg  %  340.  346.  357. 
©tonn,  Äafpar  321.  324.  328. 351. 

352. 
@trau6,  ^una,  9{^te  Sut^erS  517. 


etrouß,  Satob  2,  118.  119.  120. 

134.  153.  171.  181  f.  219.  283. 
@tflbner  (S^artud  St^omä)  %  38. 

40f.  54. 
<StuttH3f,  ©irnon  2,  176. 
©türm,  3afob  2,  305.  312.  315. 

336.  448.  537. 
©tur),    Dr.   ®eorg,    qu9    (Stfurt 

2,  451.  452. 
©uUtman  2,  231.  415. 
©ummenl^att,  Äcnrab  60. 
@ufo,  ©cmri(!(^  2,  39. 
©waDen,  $ctcr  321. 


a;- 


Zauber,  Äafpar  2,  172. 
^auben^eim,  ^onS  Don  2,  35. 
Saurer,  Sodann  92ff.;  2,  39. 
3:c^el,  Sodann  133ff.  137ff.  141. 

147-151.  158  f.  161.  186. 
2^ann,  (gber^iarb  b.  b.  2,  311. 383. 

516. 
Xl^omaB  bon  ^quino  2,  60. 


K^orn,  Sambcrt  2,  93. 
2^ür,  SoJ.  2,  183. 
3:^un,  gricbri*  »on  328.  335. 351. 
SrebontuS,  3o^.  36. 
Srutbcttcr,  3obocu8  37.  39.  41. 

71.  81.  103.  154.  235. 
j£ube9co,   9{iCo(au9  t>on  176. 


U. 


U trieb,    ^r}og  bon  Württemberg 
%  283.  291  f.  312.  415  f.  423. 448. 
Urban  VI.  4. 
Uriel,  (Srjbif^of  ton  ÜRain}  124. 


U fingen,  8artl^o(omSu9  Slrnolbi 
öon  37.  51.  55.  57.  103.  154. 
235;  2,  58. 


»• 


«alla,  Saurentiud  119.  229.  246. 

^«ai^,  be  2,  544. 

«ergerio  2,  436.  437.  438.  439. 

440.  441.  478. 
^ebud,    Dr.    ^ieront^muS   240ff. 

344  f. 
93eUn>i(f  %  498. 


Senetu9,  Gabriel  160.  162. 
Ißiterbo,  Sgibiu«  bon  114;  2,  71. 
iBoed,  $einr.  2,  93. 
i^oUant,  Kmbroriu9  70. 
»orft,  $eter  Don  ber,  ©if^of  bou 
»qui  2,  449. 


n. 


Salbe},  »Ifonfo  be  2,  343.  344. 
SB  a  1 1  e  r ,  $ieront^mu9,  ^ürgermeißer 

öon  Seipjig  2,  469. 
— ,  30^.  %  113.  215.  527. 
©eibin,  Urfuta  2,  88.  89. 


SBeinmann,  ©ebafüan  43. 
Weiler,  $)ieront^mu9  2,  340. 
-,  ^ter  2,  340. 
Wert^eim,  ®eorg  ton  340. 
Wefel,  So^nn  Don  39.  143. 


tM 


Stcgi|Ut. 


Ocflcrintg,  OctVirb  %  64.  151. 

154. 
Ocltcrmantt  2»  140. 
mxctU  Oeorg  2,  406f.  409.  417. 

433.  448.  464. 
IBicfUf  207.  804.  885. 
IBieb,  ^ermann  Mn,  Qt)6if4ef  i»Ott 

«Mn  497.  516.  536. 
tBilb,  ettpt^n,  au«  3»ufau  2, 453. 


Oiiii«>feti]id,  3Qto5  116. 122 

257. 
fBin^tna,   jronrab  148;  %\ 

335. 
fBinfter,  ^org  %  292.  470. 
IBitel  fic^  SiccL 
f&it^ithtn,  griebr.  t».  %  147. 
IBolf^arbt  ^A  ^7. 
f&ol\tp  2.  71.  101. 


Simene«  %  71- 


3» 


BaAarifi,  3o(aiiiicS  50. 
Bod,  3e(.  210. 
Beil  2,  146. 
Bell,  iRatt^.  %  182. 
Beffün,  t>.  2,  85. 
Biegtet,  8<ni^tb  2,  233. 
— ,  SUmen«  2^  87. 
3i«ta  2,  10.  74.  180. 
3üt|>(cn,  «dnrii^  bon  %  20.  86. 
92.  173. 


BiotUing,  Oa5rid[  %  19.  34. 
52.  55  f.  86. 

Btolngli.  mn*231;  2, 154.15 
160.  168.  176  f.  182.  267.  \ 
bi«  283.  285—292.  303.  30 
311—315.  317.  335  If.  353.  3 
390f.  427  f.  432.  542.  545. 


2)tn«  von  ffricM^  «nbceaa  ißcvt^  in  9of^, 


^nf^att 


©eite 

Stritte»  IBn«. 

jiiif  htx  39ati0ittg  unb  in  3l>itteii6et(|  0ii»  ittm  jim^fioiifi 
be5  SSaitettift¥ie(|$« 

(SrßeS  ^ aaltet.  2)te  SBartburgrul^e  unb  ber  <Sturm  in  SBittenberg.  3 
3toeite9  j^apitel.    Sut^erS  ^{üdte^r  unb  bie  ^nfänqe  bc9  eban« 

gettf^cn  Äird&cn©efcn^ 43 

2)ritte9  j^apttet.  Sut^er  unb  bie  öffentlichen  ©etoolten  ....  70 
193ierte9  ^a^pitel.     2)ie  KnfSnge  be9  neuen  ebanc^elifc^en  Seben9. 

3)ic  ge^be  mit  (gtatou« 105 

günfted  Kapitel.    2)er  Stampf  mit  ben  ed^iDSrmern      ....  140 

^ed^fie^  ßaipitel.    Sut^ei:  im  8auemtrieg  unb  feine  93er]^eiratung  .  175 


901»  Stanrtnfttiefi  6i$  )U(  SlMfte^t  V9m  Stei^^iafi  )ii  jiiig$0ti((|. 

C2t|le9  ^apitet.    '3la6f  bem  i^auemtrieg  bis  pm  ^eid^dtag  t)on 

@peier 209 

3&>eitedJta:t>iteI.    2)ie  ißifttation  unb  bie  ^ated^i^men    ....    237 

2)ritted  Kapitel    2)er  $am^f  mit  ben  S^dmem  unb  ^totxitxn, 

1526-1529 263 

)6iette9  jiapitel.    2)er  9{ei49tag  in  @^er  unb  bai$  SD^arburger 

®ef^3rä* 301 

günfte«  Äa^)itet.    2)er  «ei*«tag  ju  «nggburg 324 


Sn^dt 


MttftH 

lftS7. 

f  t|lcl  l^a^^itel    8011  ber  Metfor  nai^  fBittenberg  M«  gum  Xobe 

3o^aim«  b€§  OefUiiMgai 

BiDCitc«  Aa^^itel.    Qon  1582  bif  jur  fBittcnbcrget  (Soncorbie.     . 
drittel  ta^^itcl   Mc  AonsUlfroge  nnb  baS^og  Mn  @<i^mafra(b«t 


Cc4fM  Bttif* 

f t|lfl  Aa^^itcl.    X(te  mib  neue  Mhapft    S>cr  gortaang  bc9  $ro« 

tcjlmitlf  tnttf 4 

Bioeitc«  fta^^ttel    Sottfettmg.    2>ie  iRcbene^  be6   Sanbgrafen. 

3)U  9icligionggefpr54e 4 

3)ritte«  Aapitcl.    3)et  ^oufDatcr  nnb  ^ntKitmann 5 

eiertet  fta)>ite(.    8ett€  MmpU  nnb  Seben9enbe ^ 

HtiMetbitigeit  tttife  9f l^dfe 5( 

ffcfiftcr Ol 


JAH 


31 1895 


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